Staffel 7 ~ Möge die Heilung beginnen von abgemeldet (Fiktive siebte Staffel von 'Grey's Anatomy') ================================================================================ Kapitel 7: II. Lauter! ---------------------- „Es ist eine unglaubliche Sache mit Freude und Sorgen. Ich habe manchmal das Gefühl ich spüre Beides zu gleichen Teilen. Fast so als ob sich meine Seele weder für schwarz, noch weiß entscheiden kann. Ich fühle mich so zerrissen im ständigen Wandel in der Grauzone und ich warte nur noch darauf, dass ich endlich die Erlösung finde. Endlich morgens aufwache und nur noch Freude erlebe oder tiefe Sorge spüre. Doch das will mir nicht gelingen und so bleibt mir wohl nichts anderes übrig als weiter in der Grauzone zu leben und der Hoffnung, dass bald alles besser wird, mehr Raum als der Sorge und der Freude zu geben.“ (M.G.) ~*~ II. Episode: Vollkommen zerfetzt 7. Kapitel: Lauter! „Ich bin Dr. Tamina Harper! Eine überaus erfolgreiche Chirurgin und zukünftige Chefärztin des Seattle Grace, wenn nicht sogar Kardioobergöttin von ganz Amerika...“, murmelte die junge Anfängerin immer wieder und sah dabei mit großen Augen in ihr eigenes Spiegelbild. Sie stand in Mitten der Umkleideräume der Anfänger und hielt immer und immer wieder solche Lobhymnen auf sich, um das nötige Selbstvertrauen zu bekommen. Seit mehreren Wochen arbeitete sie nun schon hier im Krankenhaus und noch immer verfolgte sie regelrecht dieses Gefühl, dass sie nicht gut genug war! Keiner schien Notiz von ihr zu nehmen, hatte einfach nur mit seinen eigenen Belangen zu tun und das wurmte sie langsam aber sicher. Darum hatte sie den festen Entschluss gefasst, noch vor Ablauf dieser Arbeitswoche endlich eine Operation zu bekommen! Leider hatte die Woche nur noch drei Tage und am Wochenende hatte sie eigentlich keine Schicht. Genau das machte es so schwer, denn sie wollte einfach nur noch in den Operationssaal! Aber anstatt den Neulingen auch eine Chance einzuräumen wurden sogar psychisch labile Personen wie Cristina Yang mitgenommen. Wo blieb da die Fairness? „Ich bin Dr. Tamina Harper! Die grandioseste, bombastischste Ärztin im Bereich der Kardiochirurgie. Nach mir ...“ Augenblicklich erstarrte sie, als sie ein Räuspern wahr nahm. Sie schluckte und drehte sich langsam um. „Ich nehme an ich bin hier falsch ... Dr. Tamina Harper?“, fragte ein junger Mann. Lässig hatte er sich an einen Spinnt gelehnt und sah so mit großen Augen und spitzbübischen Grinsen zu ihr hinüber. Dabei schien er seine Belustigung nicht länger für sich behalten zu können, denn schon lachte er einmal auf. „Entschuldigung, ich hab mich wohl wirklich in den Umkleideräumen geirrt.“, verkündete er mit deutlich irischem Slang. Mittlerweile erinnerte die Hautfarbe von Tamina an die einer Tomate und im Moment sehnte sie sich nach dem Loch in dem sie versinken konnte! Es hatte sich rumgesprochen, wer ER war und somit wurde die Schmach wohl noch ein Stück größer, als sie versuchte den dicken Kloß in ihrem Hals runterzuschlucken. “Na?“, fragte er nach und schien auf eine Antwort zu warten. Tamina schüttelte hastig den Kopf. „Nein?“, wiederholte Andrew und legte nachdenklich einen Finger an sein Kinn. „Dann bin ich hier nicht in den richtigen Umkleideräumen?“ Tamina schüttelte erneut den Kopf. Dr. Gallaghers Grinsen wurde ein Stück weit breiter. Locker verschränkte er die Arme vor seiner Brust und zeigte dabei deutlich die Paar Tätowierungen auf seinen Oberarmen. Mittlerweile trug er blau. So wie alle Ärzte hier. Genau gesagt dunkelblau um zu demonstrieren, dass er einer der Großen war. Ein Oberarzt. Ein Kardiogott. Tamina sah gen Boden. Warum konnte sich die Erde unter ihr nicht einfach auftun?! Ganz so einfach wollte Andrew es ihr natürlich nicht machen, weshalb er sich jetzt locker wie eh und je vom Spinnt abstieß und an ihr vorüber ging. „Immer schon weiter üben, Kardio-Ober-Göttin.“, schmunzelte er, hob seine Hand zum Abschied und verschwand aus dem Umkleideraum der Anfänger mit einem überaus deutlichen Lachen. Tamina schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Na da hatte sie ja einen tollen ersten Eindruck hinterlassen. Rasch zog sie den Kittel enger um sich und lief hinaus auf den Gang. Von ihm war glücklicherweise nichts zu sehen, weshalb sie jetzt auch zügig ihrer Wege zog. Noch immer hatte sie einen hoch roten Kopf, weshalb Alex sie mit verdutzter Miene musterte, als sie an ihm vorüber lief. Ein kleines Kopfschütteln seinerseits. „Die Anfänger werden auch immer seltsamer...“, murmelte er leise und kratzte sich am bärtigen Kinn. Wie so oft in letzter Zeit befand er sich auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen. Irgendwo, wo er ungestört sein Mittagessen verdrücken konnte, ohne das er gleich das Gefühl hatte, dass jemand mit einer Waffe hinter ihm stand. Mittlerweile war es kurz vor zehn Uhr abends und nach seinem Geschmack dauerte dieser Tag viel zu lang. Er zog sich geradezu wie Kaugummi in die Länge, weshalb er jetzt leise aufseufzte. Alex öffnete eine Tür. Ein Abstellraum. Wie praktisch. Sogleich verschwand er in diesem und wollte sich gerade an einem der zahlreichen Regale niederlassen, als er wohl den größten Schreck seines Lebens bekam! Zwei große blaue Augen starrten dem Chirurg mitten ins Gesicht! Ob sein Schrei des Entsetzens auch in anderen Teilen des Krankenhauses zu hören war…? Derek hob seinen Blick und richtete diesen auf die Ausgangstür des Untersuchungsraumes. „Hast du das auch gehört?“, wollte er wissen und zog dabei beide Augenbrauen an. „Was denn?“, fragte Callie und sah von den zahlreichen Monitoren auf. Die beiden Chirurgen befanden sich im Beobachtungszimmer, dass ein offenes Fenster zu dem Kernsplint hatte, in dem gerade ein Patient lag und vor sich hin summte. „Ach. Ich dachte ich hätte einen Schrei gehört.“ Shepard zuckte mit seinen Schulten und sah auf den Monitor, auf dem sich gerade das Innenleben der jungen Frau präsentierte. „Ich würde sagen ein paar Rippenbrüche, aber sieht nicht aus wie eine Verletzung an der Wirbelsäule.“ Callie zuckte mit den Schultern. „Wer sollte hier schreien?“ „Haben sicher ein paar Menschen Gründe zu.“ „Du meinst, wenn mal wieder jemand mit Waffe durch die Gegend läuft.“ Teils geschockt, teils amüsiert lastete der Blick aus seinen blauen Augen auf Callie. „Zu früh für Scherze?“, fragte sie nach und Derek nickte lediglich. „Okay. Keine Verletzung an der Wirbelsäule, aber warum kann sie dann ihre Beine nicht mehr bewegen?“, kehrte Callie auf das eigentlich Thema zurück um Derek nicht weiter an diesen schrecklichen Tag zu erinnern. Aber die Frage, wer da eigentlich geschrien hatte blieb im Raum stehen. Derek warf einen Blick auf seinen Pieper. Keine Alarmmeldung. Gar nichts. Aber doch ein eigenartig, mulmiges Gefühl in der Magengegend. „Sag mir mal, warum du nicht mehr mit Meredith sprichst.“, fragte Callie mit einem Mal, woraufhin Derek tief aufseufzte. „Das ist nicht so leicht zu erklären.“, murmelte der Chirurg und strich sich fahrig durch die leicht verwuschelte Mähne. „Na dann versuch es doch.“ Callie tippte sich mit dem Stift gegen ihre Lippen und betrachtete Derek mit einem großen Fragezeichen im Gesicht. Seit jenem Tag vor sechs Monate wurde sie dieses ganz bestimmte Gefühl nicht mehr los. Sie wollte den Menschen, die Schaden genommen hatte helfen. Allen! Es sollte alles wieder gut werden und dabei musste sie nicht nur die offensichtlichen Wunden verschließen, sondern auch sehr tief bohren. Bei Mark hatte sie bereits begonnen, indem sie Addison zu einem Treffen überredete. Jetzt blieben noch Derek, Owen, Cristina, Jackson, April und auch Lexie und sogar Meredith auf ihrer Liste bestehen. Allen wollte sie helfen, doch das erwies sich leider als gar nicht so einfach. „Es ist so…“, setzte Derek an, als sein Blick zu den Monitoren huschte. „Moment. Siehst du das.“ Mit dem Stift zeigte er auf eine gräuliche Färbung an der Aufnahme der Wirbelsäule. „Ist das…?“ „Ein Tumor.“ Derek erhob sich sofort und sah zu der jungen Frau, die gerade so hübsch ihr Liedchen trällerte und scheinbar ihre Angst vor einer Lähmung überspielte. „Ich sag es jetzt nicht gerne, aber sie kann von Glück reden, dass sie einen Autounfall hatte. Ansonsten hätten wir den Tumor wohl zu spät entdeckt.“, meinte Derek noch und war auch schon unterwegs zur Tür. „Derek!“, rief Callie, weshalb er wie angewurzelt stehen blieb. „Du schuldest mir noch eine Antwort.“ „Wann anders, Callie. Das läuft nicht weg.“ Er verschwand aus dem Raum um alles Nötige bezüglich der Operation in die Wege zu leiten. Callie schluckte. „Ich hoffe zumindest, dass Meredith nicht weglaufen wird.“, murmelte sie, erhob sich nun ebenfalls und folgte Derek zur Patientin. Jetzt galt es erst noch ein Menschenleben zu retten, bevor sie ihre Unterredung vertiefen konnten. Arizona führte Lexie zielstrebig durch die breiten Gänge des Footballstadiums, das am heutigen Tag absolut leer war. Auch bei ihr galt es ein Menschenleben zu retten, denn die kleine Grey war kurz davor sich selber zu verlieren und das musste dringend verhindert werden. So hatte Arizona sie mit sich genommen um ihr zu zeigen, wie schön es war zu leben. Zielstrebig wanderte sie durch die Gänge, die ihr so vertraut vor kamen. Kurz vor dem Ausgang waren – wie es üblich war – zwei Security-Leute positioniert. Vollkommen leicht und beflügelt rief Arizona ihnen ein ‚Hallo‘ zu, was beide erwiderten und sie ohne einen weiteren Kommentar vorüber ziehen ließen. „Ähm … okay.“ Lexie wirkte verwirrt und warf einen Blick über ihre Schulter zurück zu dem Wachpersonal. „Sie die nicht eigentlich dafür zuständig, dass keine Unbefugten hier Zutritt bekommen?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern, als sie Arizona hinaus auf das Feld folgte. Das Flutlicht war an und somit bot sich der kleinen Grey ein atemberaubender Anblick. Ein vollkommen verlassenes Footballstadium! Noch nie hatte sie eines von innen gesehen und bislang war es ihr nicht klar, wie riesig hier alles war. „Wow…“, entrann ihren Lippen. Arizona entließ ihre Finger aus ihrer Hand und lief mit federnden Schritten weiter. „Ich kenne das Wachpersonal und auch ein paar der Spieler … einige haben Kinder, weißt du.“, lachte sie. Ja, auch als Chirurgin hatte man so seine Kontakte und darum war sie auch dementsprechend dankbar. „Ich mag diesen Ort. Er bringt Spaß.“, verkündete die blonde Ärztin und drehte sich zu Lexie um, die wie angewurzelt stehen geblieben war. „Aber… aber warum sind wir hier?“, fragte sie ganz leise nach und schluckte. Hier schien die unendliche Freiheit fast grenzenlos und das sorgte dafür, dass sie sich ein bisschen in sich selber zurückzog. Fröstelnd verschlang sie ihre Arme ineinander und beobachtete ihre Vorgesetzte, die gerade so beflügelt wirkte. „Wir sind hier, damit du endlich wieder lebst. Du hast in letzter Zeit wohl alles in dich hineingefressen und genau das musst du jetzt los werden!“, erklärte Arizona und lief zu ihr zurück. Dr. Robbins Hände legten sich auf die Schultern von Lexie und schon schob sie die junge Ärztin immer weiter auf das Feld hinaus. Leicht unbehaglich war ihr diese Situation schon, aber die kleine Grey konnte sich dagegen nicht weiter wehren. Mit einem mulmigen Gefühl der Magengegend betraten sie immer mehr und mehr das Footballfeld und je weiter sie kamen, desto höher wurde auch ihre unglaubliche Nervosität. Sie schlotterte am ganzen Leib und sah fast schon panisch zu ihrer Vorgesetzten. „Aber… aber…“, stammelte sie auch schon wieder, doch Arizona ließ keinen Wiederspruch zu. Erst als sie direkt in der Mitte des Feldes standen, hörte sie auf mit dem Schieben. „So. Da wären wir also…!“ Sie streckte ihre Arme auf und sog genüsslich die klare Nachtluft ein, die ein wenig nach Regen duftete und ihr ein glückseliges Seufzen entlockte. Endlich aus dem Krankenhaus raus fühlte sie sich so erfrischt und ungezwungen. Callie war nicht hier und vielleicht kam daher dieses schrecklich tolle Gefühl der unendlichen Freiheit. Mit einem breiten Grinsen auf den Zügen wandte sie sich hinüber zu Lexie. „Und nun. Schrei!“, befahl die Blonde und stemmte ihre Hände in die Seiten. „Schrei…schreien?“, wiederholte Lexie schockiert und ihr blieb augenblicklich der Mund offen stehen. „Ganz genau! Und zwar so laut du kannst!“ Just in diesem Moment schrie Arizona so laut, das Lexie zusammenzuckte und sich panisch umsah. Unruhig begann sie mit ihren Händen zu spielen und versuchte erneut mit einem ‚Aber…‘ einzulenken, doch Arizona gestattete keinen Widerspruch. „Glaub mir, du wirst dich danach viel besser fühlen! Lass alles raus und schrei!! Los schrei!!“ Sie lächelte breit und sah abwartend zu Lexie, die unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, als ihr ein kleiner, dünner Ruf über die Lippen kam. „Lauter!“ Lexie schluckte, schrie ein bisschen lauter und lächelte flüchtig. „Noch viel lauter!! Ich helf dir.“ Arizona ergriff die Hand ihrer Kollegin. „Ich zähl bis drei und dann schreien wir beide so laut wie wir können. Bereit?“ Lexie nickte und sah in den Sternenhimmel, an dem schon die ersten Wolken zu sehen waren. „Eins….“ Lexie holte tief Luft und kniff ihre Augen zusammen. „Zwei….“ Arizona grinste immer breiter. „Drei!!“ Beide Frauen schrien los! Laut und ohne aufzuhören! Jeglicher Schmerz, alle Sorgen wurden einfach nur rausgeschrien und je mehr Atem die Beiden verloren, desto mehr bedrückende Last fiel von ihren Schultern. Lexie ließ die Hand von Arizona los, ballte ihre Hände zu Fäusten und brüllte einfach nur noch, ähnlich wie eine Löwin. Ihre ganze Wut und ihre Angst purzelten ihr über die Lippen! Ihr war egal ob jemand sie hörte, ihr war egal wie dämlich das hier wirken musste: Es befreite sie von ihren unendlichen Qualen, die sie in den letzten Monaten erdulden musste!! „Lauter!“, lachte Arizona und ließ sich auf den Rasen fallen, während Lexie noch immer in die Nacht hinein schrie. Ihre eigene Stimme hallte etwas in dem Stadium wieder und verlieh ihr so viel Kraft. Hier stand sie! Lexie Grey! Und niemand, absolut niemand, würde ihr noch einmal so weh tun!! „Lauter!!“, befahl Arizona, als Lexie auch noch den letzten Rest ihrer Angst hinausschrie und sich dann zu ihr aufs Feld fallen ließ. Laut und befreit ging ihr Schrei in ein unendlich erleichterndes Lachen über, als ihr ein paar Tränen des Glücks und der Erlösung über die Wangen kullerten. Die beiden Frauen lachten laut und bemerkten gar nicht die neugierigen Footballspieler, die nun ebenso mit einem breiten Grinsen näher heran kamen. ~*~ Die Sorge verschwindet. Die Freude bleibt. Doch wie lange bleibt die Sorge verschwunden. Und wann wird die Freude wiederkehren? (M.G.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)