Collection II von Lydel-chan (Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 4: It's all about you and me ------------------------------------ 19. Februar 2012 Heute ist wieder so ein Tag, der vollgestopft ist mit Arbeit. Aber trotzdem bist du nicht da. Du hast andere vertragliche Verpflichtungen zu erfüllen. Ich kann es langsam nicht mehr hören. Ist das deine Art zu flüchten? Flüchtest du vor uns? Oder am Ende vielleicht sogar nur vor mir? Tomo konnte sich einfach nicht auf das Notenblatt vor seiner Nase konzentrieren. Jedenfalls nicht auf die Noten, die mit Sorgfalt darauf geschrieben worden waren. Das einzige, was ihm durch den Kopf flog war, dass ihr Leader die Noten darauf geschrieben hatte und dass es so gut nach ihm roch. Es musste lange bei dem Älteren gelegen haben, bis er sich dazu entschlossen hatte es den anderen mitzubringen. Der Sänger musste sich stark zusammenreißen, um nicht zu protestieren, als Yuh ihm das Stück Papier abnahm. „Das würde gut zu deinem neuen Text passen, meinst du nicht auch?“, wollte der Ältere von Tomo wissen. Dieser sah ihn nur verwirrt an. „Neuer Text?“, hakte er nach, worauf Yuh nickte. „Der hier.“, sagte er und hielt Tomo ein Blatt vor die Nase. Er musste nicht viel lesen, um zu erkennen, dass das DER Text war. Der Brünette weitete entsetzt die Augen und riss Yuh das Blatt aus den Händen. „Das is nich für die Allgemeinheit freigegeben. Finger weg von meinen Aufzeichnungen!“, fuhr er den Gitarristen an. Yuh sah ihn nur leicht irritiert an. „Das lag auf dem Stapel, den du Umi auf den Schreibtisch gelegt hast.“ „Ja genau! Heißt du Umi?“, wollte Tomo gereizt wissen. Er überzog überhaupt nicht, dass er überreagierte. „Umi hat mich gebeten mich mit um seinen Kram zu kümmern, wenn er nicht da ist. Tut mir ja leid.“, sagte Yuh kopfschüttelnd und zog dann ab. Er merkte schon, dass mit ihrem Sänger heute nicht gut Kirschen essen war. Als Tomo endlich begriff, dass das jetzt mehr als eindeutig gewesen war, seufzte er schwer. Er konnte jetzt nur noch hoffen, dass Yuh nicht soweit mitdachte und vor allem nicht bei Umi petzen würde. Was hatte er sich überhaupt dabei gedacht, als er das auf Umis Tisch gelegt hatte? Eigentlich hatte er doch Glück, dass es zuerst dem Blonden in die Hände gefallen war und somit wieder aus der Welt war. Der Sänger zerknüllte das Blatt und warf es in Richtung Papierkorb, welchen er nur knapp verfehlte. „Ich hätte in der Schule beim Basketball doch mal öfter mitspielen sollen.“, ging es ihm durch den Kopf. Am nächsten Tag, war zu Tomos Zufriedenheit, wieder alles wie immer. Umi war bereits da, als er den Proberaum betrat. Er genoss dieses bisschen Zweisamkeit immer, bis Tohya die Tür aufriss und Unruhe mit sich brachte. Die beiden begrüßten sich und Umi drückte Tomo gleich einen reichlich zerknittertes Blatt in die Hand. Der Brünette erkannte gleich, um was es sich dabei handelte. „Wolltest du das wirklich wegwerfen?“ Tomo nickte nur leicht auf die Frage und sah sich die Zeilen noch einmal an. „Wieso, wär doch echt schade drum.“, setzte Umi noch nach. Der Jüngere zuckte nur leicht mit den Schultern. „Nur so rumgekritzelt.“, nuschelte er leise. „Ich geh nach Hause, mir is schlecht.“, sagte Tomo noch, knüllte das Blatt wieder zusammen und verließ den Proberaum. „Bitte?“, sagte Umi verwirrt und sah dem Sänger nach. „Was ist denn jetzt wieder kaputt?“, dachte der Gitarrist bei sich und nahm sich vor später einmal nach Tomo zu sehen. Dies setzte er auch in die Tat um, nachdem er mit den anderen ein paar Dinge besprochen hatte. Er fuhr zu dem Brünetten nach Hause und klingelte. Tomo ließ den Schwarzhaarigen das Haus betreten, öffnete dann aber nur zögerlich seine Wohnungstür. „Hey, ich wollte mal nach dir sehen. Was war denn los vorhin?“ „Hab ich doch gesagt, mir is schlecht.“, wiederholte Tomo noch einmal. „Ja schlecht. Wie denn schlecht? Kotzschlecht, oder was?“, wollte Umi genau wissen. „Ja, so ungefähr.“, meinte der Sänger nur knapp. „Soll ich dich zum Arzt fahren?“ Auf die Frage schüttelte Tomo nur den Kopf. „Der kann mir da auch nich helfen.“, ging es ihm durch den Kopf. Er seufzte schwer und sah Umi an. „War’s das dann?“ Ohne ein weiteres Wort, schob Umi den Jüngeren in die Wohnung und betrat sie selber. Er schloss hinter sich die Tür und sah Tomo dann an. „Kannst du mir mal sagen, was mit dir los ist? Yuh hat mir erzählt, dass du Gestern schon ziemlich schräg drauf warst.“ Tomo sah den Schwarzhaarigen immer noch ein bisschen verwirrt an. „Alte Petze.“, schoss es ihm dann durch den Kopf. Konnte Yuh nicht einmal seine Klappe halten? „Du darfst jetzt nach Hause gehen.“, versuchte Tomo noch einmal vom eigentlichen Thema abzulenken. Doch so schnell ließ Umi sich irgendwie nicht abspeisen. Der Schwarzhaarige schob Tomo weiter ins Wohnzimmer und setzte sich mit ihm auf die Couch. „So, und jetzt erzähl mir mal, was mit dir los ist.“, forderte Umi und zündete sich dabei eine Zigarette an. Der Sänger saß einen Moment unentschlossen neben ihm, bevor er doch den Mund öffnete. „Hast du dich gefreut…damals, als ich dich angerufen hab und gefragt hab, ob wir ne Band zusammen gründen?“ Der Leader sah Tomo verwirrt an und nickte dann aber. „Ja klar. Sonst hätte ich doch nicht ja gesagt.“ „Hm…“ Der Jüngere nickte leicht. „Wieso fragst du?“, hakte Umi nach. Er sah Tomo schon an, dass dieser irgendwie niedergeschlagen wirkte, aber er wusste beim besten Willen nicht wieso. „Ich weiß nicht.“, nuschelte der Brünette leise. „Es kommt mir in letzter Zeit manchmal so vor, als ob du die Flucht vor uns ergreifst. Du willst die Band doch nich verlassen, oder?“ Umi konnte fast Panik in Tomos Stimme vernehmen, was ihn noch mehr irritierte. „Nein! Wie kommst du denn bloß auf die Idee? Ich mache diese anderen Jobs nur, weil es mir eben Spaß macht. Aber das heißt doch nicht, dass ich die Band verlassen will.“ „Gott sei Dank!“, sagte Tomo und fiel Umi dabei um den Hals, was diesen erst recht verwirrte. Tomo fielen in diesem Moment tausende Steine vom Herzen. Als ihm jedoch bewusst wurde, was er gerade tat, zuckte er leicht zurück. „Entschuldige…ich…“ Der Jüngere wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte aufstehen und lieber flüchten, doch Umi hielt ihn zurück. Noch eine ganze Weile saßen sie dann still nebeneinander. Tomo wusste genau, dass Umi forderte, dass er Klartext mit ihm sprach. Doch wie sollte er das machen? Er traute sich einfach nicht dem Älteren den wahren Grund für seine Ängste zu beichten. „Hat es was mit dem Songtext zu tun?“, wollte Umi dann plötzlich wissen. „Das ist ein Gedicht!“, warf Tomo sofort ein. Seine Wangen färbten sich dann sofort leicht rot. Der Schwarzhaarige konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Hm…war schön.“ Der Rotton im Gesicht des Sängers wurde noch eine Spur dunkler. „Das war für dich.“, nuschelte Tomo leise und sah Umi dann zögerlich an. Umi legte einen Arm um den Jüngeren und zog ihn zu sich heran. „Wieso hast du nicht einfach mit mir gesprochen?“ Tomo dachte, sein Herz würde gleich stehen bleiben. Sicher war er dem Älteren schon öfter näher gekommen. Aber im Moment hatte das eine total andere Bedeutung für ihn. „Wie hätte ich dir das denn sagen sollen? Ich dachte, du würdest mich am Ende nur auslachen.“ Der Sänger schmiegte sich leicht an Umi. Er wollte das einfach genießen, solange es eben anhalten würde. „Tomo, du müsstest mich jetzt lange genug kennen, um zu wissen, dass das nicht stimmt. Jetzt lach ich dich doch auch nicht aus.“ Tomo zuckte nur leicht mit den Schultern. Was war das jetzt gewesen? Hatte Umi das nur gesagt, um ihn zu beruhigen, oder war das am Ende sogar eine Zustimmung gewesen? Der Brünette war sich total unsicher und wusste deswegen nicht, was er jetzt sagen sollte. Tomo glaube die Antwort schon zu kennen, als Umi ihn wieder leicht von sich schob. Doch schon im nächsten Moment konnte er die Lippen des Älteren auf seinen spüren. Sein Herz begann zu rasen. Er verharrte einfach in seiner Starre und ließ Umi machen. Es hat lange gedauert, bis du dich wieder von mir gelöst hast. Dann haben wir uns einen Moment lang nur angesehen, bis du mich wieder an sich gezogen hast. Wir haben die ganze Nacht so auf meiner Couch gesessen und geredet. Das war bis dahin die wundervollste Nacht, die ich je erlebt habe. 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