Der sechste Sinn von Akio21 ================================================================================ Kapitel 47: Zu schwach ---------------------- „HHUUAHH“, schrie ich vor Schreck und griff mir unwillkürlich an den Hals. Mein Herz klopfte mir nämlich bis dahin. Der Geist war wieder verschwunden. Wahrscheinlich hatte ich ihn unbewusst vor lauter Schrecken ausgeblendet. „Mist“, sagte ich leise. „Zu blöd“. Ich legte mich auf die Seite. „Mann, dieser Typ“. „Naruto?Alles in Ordnung?“ hörte ich meine Mutter rufen. „Ja“. Ja, außer, das er jetzt weg war. An sich nicht schlimm, er würde sehr bald wiederkommen, vielleicht sogar heute noch, aber ich schätzte eher morgen. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit er schon in seiner eigenen Hölle verbrachte, aber hier waren ja auch noch andere Personen beteiligt. Jiraya hatte mir damals gesagt, das fast immer auch lebende Personen beteiligt waren, und das stimmte auch. Er hatte mir auch erzählt, oder war es jemand anders? , das Geister vom Charakter her nicht viel anders waren, als zu Lebzeiten. Zwar kannte ich keinen Geist den ich auch als Mensch kennengelernt hatte, aber das stimmte schon. Ich glaubte daran, weil sie alle unterschiedlich waren. Langsam beruhigte ich mich wieder und meine Gedanken schweiften zu Sasuke ab. Ich glaube es ist gut so. Das mit der Pause, und das ich jetzt unter der Woche zuhause schlief. Wir waren beide nachlässig geworden. Sasuke mit seiner Arbeit und ich mit meiner Schule. Und Sasuke – wenn er mich nicht ständig um sich hatte, hatte er vielleicht auch seine komische Eifersucht unter Kontrolle, denn eigentlich war er doch gar nicht der Typ für so was. Mir fielen die Augen zu. Ich bemühte mich, sie offen zu halten. Zum einen weil mir der Schreck eben schon gereicht hatte, zum andern weil ich irgendwie schon hoffte, er würde nochmal auftauchen. Sasukes Sicht Nachdem mir Naruto diese Zeichnung geschenkt hatte und unsere Pause aufgehoben war, wollte ich gerne etwas mit ihm unternehmen. Nur wir beide. Blieb die Frage, was mochte er eigentlich? Blumen und Essen gehen eindeutig nicht. Ins Kino um Horrorfilme anzusehen, vermutlich auch nicht. Er zeichnete wohl gern, und vor allem gut, das hatte ich gar nicht gewusst. Ein Besuch im Museum? Der war normalerweise eher langweilig, aber vielleicht wäre Naruto davon begeistert. Fußball? Ich hatte noch nie gehört, das er über Sport redete und Sportsendungen hatte er sich auch nicht angesehen. Ein Zoobesuch? Mochte er etwa Schmuck? Aber er trug keinen. Am besten ich würde ihn einfach fragen. So wenig kannte ich ihn. Und trotzdem, das waren doch nur oberflächliche Dinge. Die Basis stimmte. Und darauf kam es an. Wir beide wollten anderen helfen. Es gab grundlegende Dinge die wir guthießen oder eben auch nicht. Wie diesen Schläger, der als Geist wiederkam zum Beispiel. Wichtige Dinge. Darin waren wir uns einig, das war die Hauptsache. Und wir liebten uns, das war doch das Beste. Ich würde ihm einfach sagen, das ich gerne etwas mit ihm unternehmen wollte. Vielleicht kam dann sogar von ihm ein Vorschlag ohne das ich überhaupt fragen musste. Und wenn nicht würde ich eben fragen. Zufrieden drehte ich mich auf den Bauch. „Hoffentlich kein Museumsbesuch“, murmelte ich bevor ich einschlief. Narutos Sicht Ich war schon fast wieder im Traumland, als ich einen Schatten wahrnahm. Von der Seite sah ich ihn an. „Entschuldige. Ich hab dich erschreckt“, sagte er. „Hm“. Eine Entschuldigung, na gut, nicht so schlecht für den Anfang, dachte ich, obwohl er mich schon wieder aus dem Schlaf riss. Man soll nicht so pingelig sein, sagte ich mir. Ich mochte keine pingeligen Leute, da wollte ich selbst schon mal erst recht keiner sein. „Ich hab nachgedacht, über das was du gesagt hast“, erzählte er weiter. „Es hat eine Weile gedauert“. Ich stützte mich auf. „Und?“ „Na ja, zuerst dachte ich, du verstehst mich nicht. Und dann dachte ich nochmal über das nach, was passiert ist. Ich habe gemerkt, das ich einfach zu schwach war, damals, ich war wirklich überfordert - nein, warte“, sagte er als ich gerade den Mund aufmachen wollte, um ihm die Meinung zu sagen. „Ich glaube jetzt, mein Fehler war, das ich mir meine Schwäche nicht eingestehen wollte, ich habe stattdessen meiner Frau die Schuld gegeben, sie beschimpft und geschlagen, aber ich weiß jetzt, ich hätte sagen müssen, ich bin zu schwach und überfordert mit der Situation, ich brauche Hilfe. Damals – da gab es noch nicht so viele Möglichkeiten von Hilfe für junge Paare, und trotzdem hätte ich mit meiner Frau darüber reden müssen und vielleicht hätten wir gemeinsam einen Weg gefunden. Ja, dann wäre sicher alles anders gekommen“. Ich sah auf. „Ihr wart doch noch jung hast du gesagt, gab es keine Schwiegereltern, die hätten helfen können?“ „Doch, die gab es. Ich hab sie allein gelassen, und bin in die Kneipe gegangen, aber weißt du, ich will ja ehrlich sein jetzt, was mir am meisten leid tut ist, wenn ich dran denke, wie es hätte sein können mit uns, hätte ich mich anders verhalten. Und darum weiß ich nicht mal ob ich das Recht habe, die Nachkommen um Entschuldigung zu bitten“. Ich war überrascht. „Doch, das ist in Ordnung. Auch wenn von dir die Gewalt ausging oder eingeführt wurde, die hätten sich auch Hilfe holen können, Verantwortung übernehmen können, von daher ist es in Ordnung“. Ich nickte ihm zu. „Wie heißt du?“ „Ranmaru“. Ups, schöner Name. Für einen Schläger meine ich. „Also gut, ich glaub dir“. Ich holte einen Block und den Stift aus der Nachttischschublade. Neuerdings hatte ich mir so etwas angeschafft. Weil in der letzten Zeit kein Geist mehr gekommen war, war der Block zu einer Art Mischung aus Notizkalender und Tagebuch mutiert. Ich schrieb mir in Stichpunkten auf, was er gesagt hatte, und ließ mir dann noch den Namen seiner Frau, die Adresse von damals und die der Nachkommen geben. „Also Ranmaru, ich werds versuchen, okay?“ wandte ich mich an ihn. „Vielleicht ist es in Ordnung, wenn sie mir nicht verzeihen, vielleicht hab ich das verdient. Aber du wirst auch dann etwas unternehmen – bitte?“ „Ja“, sagte ich und dachte an Sasuke. „Ja, wenn dort Kinder geschlagen werden, wird das aufhören, dafür sorgen wir schon“. Er nickte mir dankbar zu und verschwand. Ja, schwach. Das stimmte. Es war weniger ein mieser Typ, als eher ein schwacher, der zu stolz gewesen war. Na ja, so etwas gab es eben auch. Leider. Ich seufzte, legte Block und Stift zurück und löschte das Licht. Autor akio Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)