Der sechste Sinn von Akio21 ================================================================================ Kapitel 45: Nützlich oder nicht ------------------------------- Sasukes Sicht Am Abend ging ich wieder joggen. Ich wusste ja, das Naruto sich heute mit seinen neuen Freunden treffen wollte. Und da hatten einige ziemlich gut ausgesehen. Diesmal trug ich allerdings einen Jogginganzug. Ich hatte ihn mir extra gekauft. Meine Güte, wenn Naruto seine Beziehungspause noch lange aufrecht hielt, würde ich noch richtig fit werden. Nicht das man das als Polizeibeamter nicht ohnehin sein sollte, aber na ja. Man sollte fit sein, das war ein Kriterium dafür, das man genommen wurde. Alle Kandidaten hatten trainiert, sich irgendwie fit gehalten, ab oder zugenommen, bei der Prüfung mussten wir dann nur zwei oder drei Tritte in die Luft machen. Viele gingen nicht mal regelmäßig zum Schießstand, ich auch nicht. Und warteten darauf, aufgefordert zu werden. Alljährlich gab es einen Gesundheitscheck, das wars dann auch schon. Was unseren Vorgesetzten wichtiger war, war das wir ständig auf dem neusten Stand waren, was die Gesetze betraf. Dafür wurden ganze Seminare abgehalten. Und es gab ständig neue Gesetze, während an den alten nichts geändert wurde. So war es denn gekommen, das mein Kollege Misaki, der vor mir lief, sich zu unserem Revier versetzen ließ. Den Informationen zufolge gab es in seinem Bezirk zahlreiche Banküberfälle, die von einer alten Frau begangen wurden. Misaki kam bei der Bank die den Hilfeknopf gedrückt hatte rechtzeitig an, um sie flüchten zu sehen, und rannte ihr hinterher. Allerdings rannte ihm die Oma locker davon und konnte entkommen. (Anmerkung des Autors – in Deutschland ist das einem Polizisten echt passiert). Misaki wurde von seinen Kollegen natürlich tagtäglich aufgezogen und bat um seine Versetzung. Aber so etwas blieb nun mal kein Geheimnis. „Misaki“, keuchte ich. Er drehte sich um. Als er mich erkannte, lief er langsamer bis ich neben ihm war. „Na Sasuke“, keuchte er genauso wie ich, „willst du dich auch fit halten. Für alle Fälle“. „Nein, eigentlich – ich meine, fit halten ist ein guter Nebeneffekt dabei“. „Nebeneffekt?“ Wie viel konnte ich ihm sagen? Frauen gingen damit viel toleranter um. Eigentlich erschreckte es mich fast, wenn ich einer Frau begegnete, die Homosexuellen intolerant gegenüber stand. Es war ihnen egal, solange die Personen sich liebten. Bei Männern war es ein absolutes no go. Sie fragten normalerweise nicht, liebst du ihn, sondern dachten eher an sexuelle Praktiken, die wahrscheinlich ohnehin nur in ihrer Phantasie existierten. Ich beschloss es für mich zu behalten. Auch der Gedanke war falsch, er würde zumindest schweigen, da er ja selbst ein Opfer war, über das man sich lustig machte, und daher wissen sollte, wie man sich dann fühlt, er wäre eher froh, einen Austausch vorzunehmen um selber Ruhe zu haben. Mobbing-opfer mobbten selbst am schlimmsten. Prügelkinder prügelten in den Schulen am meisten auf Schwächere ein. Das erlebten wir Tag für Tag. „Stress mit meiner Freundin“, sagte ich deshalb. Es fühlte sich nicht gut an. Fast als verleugne ich Naruto. Aber das ging vielen Schwulen so, die sich nicht outeten. Man verachtete sich selbst dafür. Was Naruto wohl darüber denken würde? Redete er mit seinen Freunden vielleicht gerade über mich? „Wieso denn? Hast du etwa ihren Geburtstag vergessen?“ „Nein, bin zu eifersüchtig“, sagte ich knapp. „Echt, dachte die Mädels stehen auf so was, meine Ex hat sich immer beschwert ich würde sie nicht lieben, weil ich nicht eifersüchtig sei“, keuchte Misaki stockend. „Was hast du gemacht?“ wollte ich wissen. „Hab so getan, als wär ich eifersüchtig“. „Und?“ „Bin kein guter Schauspieler“. „Aha. Und sie hat dich verlassen?“ „Genau. Mach dir nichts draus. So wie du aussiehst findest du schnell was anderes“. „Ich will nichts – anderes“. „Hä? Kapier ich nicht“. Misaki war eindeutig nicht der richtige Gesprächspartner. Narutos Sicht Shiro erzählte gerade, wie sie Aura sehen gelernt hatte. Dann zog sie ein Pendel hervor, lies es vor uns auf den Tisch zeigen mit dem dickeren Ende während sie die Kette in der Hand hielt. „Bitte schaut genau hin“, sagte sie. Wir sahen genau hin. Shiros Hand bewegte sich nach rechts, aber das Pendel blieb wo es war, so das die Kette fast waagrecht war, die sie in der Hand hielt. „Telekinese“, verkündete sie stolz. Ich war nicht besonders beeindruckt. Offenbar bemerkte sie meine Langeweile. „Kannst du es besser?“ fragte sie mich plötzlich herausfordernd. Ich schüttelte den Kopf. Es schien wohl zu spät zu sein, sie drückte mir ihr Pendel in die Hand. Ich war überrascht. Soviel ich wusste, sollte man keinem andern sein Pendel geben? Aber da dies anscheinend eine Herausforderung war, machte ich es wie Shiro. Ganz waagrecht bekam ich es nicht hin. Aber zumindest etwas. Die anderen waren begeistert. „Wow, Naruto, du bist ein echtes Allroundtalent, Shiro hat jahrelang trainiert“. „Dafür?“ hakte ich nach. Sie nickten. „Dich scheint es nicht zu beeindrucken?“ Das war Ino. Ich sah sie an. „Nicht wirklich, nein“. „Ach und warum nicht“, fragte Shiro wütend. „Weil, ich meine wozu soll das gut sein?“ Fragende Blicke. Ich wiederholte meine Frage. Keine Antwort. Schließlich sagte Kiba, „na ja, wär doch cool, wenn du allein durch Gedankenkraft das Licht anknipsen könntest?“ Die anderen stimmten zu. „Ja, ziemlich cool, stundenlang im Dunkeln zu sitzen, und mein Hirn anzustrengen oder meinen Geist, bis vielleicht mal das Licht angeht. Sorry, wenn ich irgendwie arrogant daherkomme, aber ich finde es nun mal einfacher, aufzustehen, zum Lichtschalter zu gehen, und draufzudrücken“, damit gab ich das Pendel der Besitzerin zurück. „Wahrscheinlich habe ich mir in dir eben keine Freundin gemacht, Shiro, aber ich weiß eben nicht, zu was das nütze sein sollte. Oder soll ich klatschen und lügen“, wandte ich mich an Shiro. „Und was ist mit dem Aura sehen? Das kannst sogar du lernen. Jeder kann das“, sagte sie. „Ja, das Gleiche. Was bringt es mir, wenn ich durch die Stadt laufe, und sehe, der hat eine rote Aura, der eine grüne und der eine blaue?“ Ich wollte keinen Streit, hatte sie nichts Besseres auf Lager. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was ich über Shiro wusste. „So ganz nutzlos ist es nicht“, kam mir Ino zuhilfe. „Wie meinst du das?“ „Du hast Heilkräfte, Naruto“. „Was habe ich?“ „Komm schon, hast du es nicht gemerkt?“ Ich stöhnte. Ich wollte das alles gar nicht haben. Mir blieb nichts übrig als zu lernen mit diesen Fähigkeiten umzugehen. Darum war ich hier. „Ich kann nicht heilen, ich werde selbst krank, wenn ich das mache“. „Du machst es nicht richtig. Such dir einen Lehrer dafür“. „Wenn du jemanden heilst, ziehst du die Krankheit in dich, natürlich wirst du dann krank. Schließlich verschwindet sie nicht einfach so. Lass dir zeigen, wie es richtig geht“. Ich stöhnte. „Nein, lass mal. Erklär mir lieber was du mit nicht ganz nutzlos gemeint hast“. „Wenn du die Aura des Menschen sehen kannst, siehst du auch, ob er krank oder gesund ist“, sagte sie munter. „Ino, ich bewundere dich“. Sie lächelte mir freundschaftlich zu. „Leute, ich geh dann mal. Bevor ich euch noch mehr den Abend verderbe“, sagte ich und griff nach meiner Jacke. „Was, wieso denn, tust du nicht“, sagte ein molliger Junge, dessen Namen ich mir einfach nicht merken konnte. „Tut mir leid, ehrlich, mir ist heute einfach nicht danach. Also, bis dann“. Als ich ging hörte ich wie Ino den anderen erklärte, das mir die Sache mit meinem Freund auf dem Herzen lag. Sie hatte recht. Ich selbst war mir dessen gar nicht bewusst gewesen. Jetzt wo ich wusste, was mit mir los war, ging es mir schlagartig besser. Als ich vor unserem Haus stand, sah ich dass bei Sasuke kein Licht brannte. Schlief er schon oder hatte er Nachtschicht? Ob ich geistig nach ihm sehen sollte? Nein, es ging ihm gut, sonst wüsste ich das, also ging ich hoch, grüßte meine Mutter die nur genervt abwinkte weil eine ihrer spannenden Seifenopern im TV lief, und ging in mein Zimmer. Was sollte ich nehmen? Vielleicht was schnitzen? Nein, nicht so meine Stärke, genauso wenig wie basteln mit all dem Kleber und so. Zeichnen, genau. Zuerst überlegte ich was genau und machte mir Notizen. Ansonsten überließ ich es meiner Kreativität. Im ersten Panel malte ich Sasuke der im Park joggte, und ein Schild auf das ich Ausgang schrieb. Im zweiten malte ich ihn keuchend vor der Wohnungstür mit zitternden Fingern den Schlüssel haltend. Im dritten kam er gerade in die Wohnung, machte das Licht an, und entdeckte das bekritzelte Blatt auf dem Boden. Im vierten hob er es verwirrt auf, mit vielen Fragezeichen um seinen Kopf. Im fünften schrieb ich einfach – Ich liebe dich. Fertig. Ich entfernte die Rasterfolie und korrigierte noch ein paar Schattierungen. Eigentlich malte ich nicht gerne mit Tusche, bei mir kleckste sie zu viel, aber – es ging so einigermaßen. Auch wenns noch nicht trocken war, ging ich runter und auf den Gang. Ich hörte ein Schnaufen und schwere Schritte die Treppe heraufkommen. Grad noch rechtzeitig, dachte ich und grinste, als ich es unter der Tür durch schob. Lautlos huschte ich zurück in unsere Wohnung. Ich hätte gerne gewusst, ob er wieder seine Dienstklamotten an hatte. Gemalt hatte ich ihn im Jogginganzug. Egal. Ich war mir sicher, er freute sich, und darum freute ich mich auch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)