Duett von dumm ================================================================================ Kapitel 14: 12 -------------- Es war der 18. Dezember; im Westen der vierte Advent. Die letzten Tage waren wie üblich verlaufen. Er hatte viel zu viel gearbeitet, sich am laufenden Band aufgeregt, Sougo hin und wieder halb getötet, weil er ihn halb getötet hatte und Yamazaki war auch nicht gerade glimpflich davon gekommen. Er hatte einfach furchtbar schlechte Laune gehabt; auf der Arbeit, nach und vor der Arbeit. Aber letztendlich hatte er den ganzen Tag damit verbracht zu arbeiten. Es hatte hin und wieder geschneit, dadurch ein paar Unfälle gegeben, Chaos auf den Straßen, Chaos auf den Weihnachtsmärkten und so weiter. Wieso feierten sie hier überhaupt so etwas wie Weihnachtsmärkte? Toushirou fand jedes Mal nur, dass es dämlich und überflüssig war. Außerdem hatte er das Gefühl, dass die ganzen Lichterketten nur da waren um ihn zu verspotten. Sougo war nicht da. Toushirou hatte keine Ahnung, wo sich der Idiot herum trieb, aber eigentlich war es ihm auch egal. So konnte er wenigstens ein paar Minuten die Ruhe genießen. Er musste heute nicht arbeiten. Wahrscheinlich würde er später nochmal auf Streife gehen, einfach weil er sonst nichts mit sich zum Anfangen wüsste, aber im Moment lag er angezogen auf seinem Futon, starrte an die Decke und dachte nach. Es war dringend, dass er das endlich mal tat. Sein Kopf war die ganze Zeit schon voller seltsamen Gedanken und er war nie dazu gekommen, ernsthaft darüber nachzudenken. Die Arbeit hatte das alles verdrängt. Und Toushirou wusste, dass er das hier hatte verdrängen wollen, aber irgendwie klappte es nicht mehr. Worüber er nachdachte, war wohl ziemlich offensichtlich. Er hatte vor ein paar Tagen, vielleicht sogar schon Wochen – so genau wusste er es gar nicht mehr – mit Kotaro geschlafen. Mit Katsura Kotaro. Nicht, dass er gewusst hatte, dass es Katsura gewesen wäre... Das Problem war nur, dass er nun herzlich wenig Ahnung hatte, wie es weiter gehen sollte. Logisch wäre es, wenn es so weiter gehen würde, wie sonst auch immer. Er musste ihn einsperren, weil er ein Terrorist war. Aber spätestens jetzt schaltete sich sein Gewissen ein. Denn die Shinsengumi war schon lange nicht mehr das, was sie einmal gewesen war, wofür Kondo und er gekämpft hatten. Im Moment waren sie einfach nur ein Fußabtreter der Regierung. Das war ja halbwegs auch noch in Ordnung – wäre da nicht die Sache mit den Amanto. Er konnte Katsuras Taten durchaus nachvollziehen. Irgendwas in ihm stand auch voll und ganz hinter ihm. Jedoch konnte und wollte er nicht zulassen, dass die Stadt darunter litt. Und das tat sie, wenn man mit Bomben um sich schmiss. Katsura war alles andere als ungefährlich und vermutlich gehörte er in hinter Gitter, egal wie sehr Toushirou seine Taten auch nachvollziehen konnte. Das war jedoch nur ein kleines Problem. Viel mehr versuchte er nachzuvollziehen, wieso das passiert war, was passiert war. Es machte keinen Sinn. Er hatte gewusst, dass es ein Mann war und eigentlich stand er nicht auf Männer. Es war nicht so, dass eine Frau nicht auch einen Hintern hatte, den man vögeln konnte – aber mit einem Mann war es dennoch was anderes. Nicht, dass ihn das letztens wirklich gestört hatte. Selbst wenn er jetzt darüber nachdachte, war kein Problem dabei gewesen. Es war ja nur Sex gewesen. Er hatte es genossen. Die Tatsache, dass er sich normal mit Zurako hatte unterhalten können, dass sie ihn angefasst hatte, ohne ihn erwürgen zu wollen (wenn er jetzt daran dachte, glaubte er, dass er das wohl sehr gern gemacht hätte... Verdammter Teufelskreis), dass er ihn massiert hatte und dass Toushirou diese Tatsache irgendwie spitz gemacht hatte. Gut, es war auch schon länger her gewesen, seitdem er das letzte Mal wahllos irgendeine Frau abgeschleppt hatte. Er tat es nicht oft, aber er tat es durchaus. Er war beliebt bei den Frauen (bis sie seine Essgewohnheiten sahen) und er war eben auch nur ein Mann. Und Zurako? Na ja, Zurako war hübsch gewesen. Groteskerweise wusste er nun, dass Zurako Katsura war und die Tatsache Katsura als 'schön' zu bezeichnen war zwar keine Lüge, wollte aber irgendwie nicht in seinen Kopf passen. Sie waren Feinde. Das war eine Tatsache. Katsura hatte das Ganze vermutlich nur wegen Informationen gemacht. Er hatte versucht ihn abzufüllen und vermutlich etwas aus ihm herauszuquetschen. Und immerhin hatte er ja auch etwas geschafft. Scheiße, Hijikata war schuld daran, dass sie es nicht geschafft hatten, dieses Joui-Lager zu überfallen und sie festzunehmen. Das ging alles auf sein Konto. Weil er es zugelassen hatte, dass er ihm das Handy aus der Hand genommen hatte. Er hatte sich verdammt noch mal von ihm um den Finger wickeln lassen. Jetzt regte ihn das sehr wohl auf, aber damals hatte ihn das nur halbherzig genervt. Er hatte es genossen. Und hätte er nicht herausgefunden, dass es sich um Katsura gehandelt hatte, hätte er vermutlich nicht einmal abgestritten, es erneut zu tun. Es hatte ihm gefallen. Gott, natürlich, es war Sex gewesen. Mann oder Frau war da doch egal. Letztendlich war es nur um seine eigene Befriedigung gegangen. Aber Tatsache war, dass er an diesem Tag sehr wohl auf Katsura – oder eher Zurako – gestanden hatte. Scheiße. Hijikata hob seine rechte Hand und legte sie über seine Augen und die Stirn. Das einzige, das er an der Sache nicht verstand war, wieso Katsura mitgemacht hatte. Das war das einzige, auf das er sich keinen Reim machen konnte. Gut, er war nun nicht begeistert gewesen, aber er hatte nicht gesagt, dass er aufhören sollte – er hatte sich nicht einmal gewehrt. Und Toushirou war moralisch genug und hätte ihn gehen gelassen, hätte er sich dagegen geweigert und gewehrt. Aber das war nicht passiert. Und das verwirrte ihn. Das passte nicht. Wieso sollte Katsura zulassen, dass er ihn einfach mal so flachlegte? »Aaaaaargh«, gab er leise von sich und man konnte ihm anhören, dass er es wirklich nicht verstand. Es machte keinen Sinn, es... es war einfach nicht logisch. Vielleicht war ja das Katsuras Plan gewesen. Vielleicht hatte er ihn genau damit verwirren wollen. Nein, nein, das war irgendwie zu weit hergeholt. Nachdem er sich dazu überredet hatte nun doch lieber zu arbeiten, kam er auf den Entschluss, dass er nun nicht klüger als zuvor war. Es war eigentlich nur vergeudete Zeit gewesen, in der er sich ein paar Fragen gestellt hatte, die er nicht beantworten konnte. Ätzend. Er verabscheute so etwas. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)