Duett von dumm ================================================================================ Kapitel 2: 02 ------------- Das war nicht Katsura. »Entschuldigung«, brachte er dann etwas irritiert über die Lippen und die schwarzhaarige Frau sah ihn noch immer an, als wäre er irgendein tollwütiger Bär, der sie jeden Moment fressen wollte. »Ich habe Sie verwechselt.« Ein Glück, dass er zivil unterwegs war, denn sonst wäre das wohl wieder eine ziemlich peinliche Situation geworden und der Ruf der Shinsengumi war ja schon schlecht genug. Aber da er keine auffällige Uniform trug, schenkte man ihm hier auf den Straßen keine große Aufmerksamkeit. Die Frau schien sich wieder zu fangen und schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. »Schon in Ordnung«, sagte sie leise. Er würde Katsura vieles zutrauen. Wirklich sehr, sehr vieles, aber er konnte sich schwer vorstellen, dass er in der Öffentlichkeit als geschminkte Frau herumspukte. Und immerhin war er im Moment ja auch nicht in Edo. Vermutlich vermisste er seine Arbeit schon so sehr, dass er in jeder Person, die schwarze, lange Haare hatte, Katsura Kotaro sehen würde. Außerdem war ja bekannt, dass er sich meist als Mönch herumtrieb. Er kam zu dem Entschluss, dass er Urlaub hasste. Erst jetzt bemerkte er, dass er seine Hand noch immer auf der Schulter der Frau hatte, zog diese schließlich wieder zurück und schielte kurz zur Seite und hoffte plötzlich, eine Zeitmaschine zu entdecken. Leider war das nicht der Fall. »Ich wollte nicht stören«, sagte er schließlich und ging dann an ihr vorbei. Wunderbar. Da sah man schon, wie ihm dieser Urlaub und diese Ruhe zu Kopf stiegen. Er machte nur Schwachsinn. Das hier war wohl absolut nicht gesund für ihn. Was hatte er hier draußen überhaupt gewollt? Er hatte es schon wieder vergessen. Wenn das so weiterging, würde er wieder zurück nach Edo gehen und sich von Sougo anhören, dass er ohne ihn aufgeschmissen wäre. Von wegen. Ohne Sougo kam er gut klar, aber ohne die Arbeit? Hijikata kam endlich dazu, die Zigarette zwischen die Lippen zu stecken, und wollte sie gerade anzünden, als er eine Stimme hörte. »Sie haben etwas verloren.« Er hielt inne, drehte sich schließlich um und betrachtete erneut das Gesicht der Frau, betrachtete ihre Wangen, die mit sanftem Rouge betont wurden und erst danach blickten seine bläulichen Augen auf den Geldbeutel, den sie ihm entgegen streckte. »Oh«, machte er und nahm ihn schließlich entgegen. Wie zur Hölle konnte denn das passieren? Vermutlich hatte er das einfach nicht bemerkt, weil er seine Gedanken in seinem Kopf nicht wirklich ordnen konnte. Beschissener Urlaub. »Dankeschön.« Er war höflich. Ja, Toushirou konnte durchaus höflich sein; vor allem zu Frauen oder Fremden. Dummerweise wurde er auch genau so schnell ausfallend wie sonst, wenn man ihm einen Grund dazu gab. Aber wenn man es sich mit ihm nicht verspielte, konnte er durchaus höflich und vielleicht sogar charmant sein. Auf seine eigene Art und Weise. Er steckte das Portmonee wieder zurück in seine Hosentasche und blickte im selben Moment zurück in ihr Gesicht. Toushirou hatte das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben. »Kennen wir uns?«, fragte er dann und betrachtete ihre Miene, bemerkte, dass ihre Lippen kurz zuckten. »Nein«, sagte sie dann langsam. »Also nicht wirklich. Sie sind Hijikata Toushirou, von der Shinsengumi, oder?« … Woher? »Ja«, sagte er misstrauisch. Kannte man sie hier denn etwa auch? Gut, es war ja nicht so, dass sie selten im Fernsehen waren. Vermutlich kannte man ihn einfach, natürlich kannte man ihn; den dämonischen Vizekommandeur. Und das machte die Situation irgendwie nicht besser. Sie setzte ein Lächeln auf. »Ich komme aus Edo«, sagte sie dann und erklärte damit die Situation wohl. »Verstehe«, sagte er. »Danke fürs Zurückbringen«, sagte er dann erneut, klang eher neutral. Aber eine neutrale Tonlage war für ihn wohl schon größte Freundlichkeit, die man erwarten konnte. »Kein Problem.« Sie schenkte ihm ein Lächeln und Toushirou bemerkte, wie er schon wieder dabei war, ihre Gesichtszüge zu betrachten. »Ich wollte essen gehen. Da wäre es ärgerlich gewesen, wenn es mir zu spät aufgefallen wäre.« Oh, richtig. Er wollte ja essen gehen. Wieso fiel ihm das erst jetzt – mitten im Gespräch – wieder ein? Was zur Hölle war mit seinem Kopf los? Sie sahen sich einige Augenblicke schweigend an, ehe er dann plötzlich einfach los sprach. »Kann ich dich zum Essen einladen? Zum Dank...?« Ja, Urlaub tat ihm wirklich nicht gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)