Words like Violence von eurydike (Eine Art Songfic) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Konnichi wa, minna... Keine Ahnung, was mich da geritten hat... Aber ich hab mir gestern seit langem mal wieder Tori Amos' Coverversion von Depeche Mode's "Enjoy the Silence" angehört - und das ist es nun, was dabei rauskam... Diese Fic ist all meinen Liebsten gewidmet: Ina (weil du Tori Amos auch so gern magst! ^^) Tisha (weil du einfach ein Schatz bist!) Neko (Hab dich lieb!) Noe (Ich weiss gar nicht, was ich ohne dich tun würde...) Shini (weil du mich auf "Yami no Matsuei" gebracht hast und mir immer diese süsse Leberegel-Story schickst!) Okay, los geht's... * * * * * * * Words like violence Break the silence Come crashing in Into my little world "Kyo-kun? Hast du kurz Zeit? Das solltest du dir ansehn...". Eigentlich hatte er gerade gehen wollen. Eigentlich wäre er schon gar nicht mehr da gewesen. Eigentlich wollte er nur seine Ruhe haben. Eigentlich... "Nan desu ka?". Er steckte den Kopf in den Raum hinein, aus dem er gerade gerufen worden war. Drei junge Leute sassen um einen Tisch, auf welchem sich Briefe und kleine Pakete in allen möglichen Farben, Formen und Grössen stapelten. Kyo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Schon bewundernswert, was sich ihre Fans immer wieder einfallen liessen. Und noch viel bewunderswerter war es, dass es das [a knot]-Team schaffte, Ordnung in das Chaos zu bringen und den grössten Teil der Fanpost auch noch geduldig durchzulesen. Die junge Frau mit den Zöpfen und der roten Brille (Kyo konnte sich beim besten Willen nicht mehr an ihren Namen erinnern, irgendwas mit A...) verbeugte sich leicht vor ihm und schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln. "Was habt ihr denn schönes für mich?". Kyo schaute erwartungsvoll und neugierig in die Runde. Betretenes Schweigen machte sich breit - das war seltsam. Normalerweise hätten sie ihm jetzt eigentlich unter Gelächter und Heiterkeitsbekundungen irgendwelche Geschenke und Fanbriefe entgegenstrecken sollen. Doch die drei wirkten verhalten, unsicher. Der blonde Sänger runzelte die Stirn. "Was ist denn nun? Ich hab nicht den ganzen Abend Zeit...". Das Mädchen im schwarzen Tanktop räusperte sich und hielt ihm zögernd eine zerknitterte Postkarte hin. Sie war weiss, nichts besonderes, eine Standartpostkarte der Japanischen Post. Kyo warf einen verwirrten Blick darauf, blinzelte und griff schliesslich danach. Seine Augen scannten den mit schwarzem Filzer geschriebenen Text. Wieder ein Blinzeln. Stirnrunzeln. Schweigen. Leeres Schlucken. Er wollte etwas sagen, öffnete sogar den Mund, doch kein Ton entrang ihm. Er spürte die drei Augenpaare, die auf ihm ruhten. Sie warteten auf einen Kommentar seinerseits, irgendeine Reaktion. Doch in seinem Kopf herrschte gähnende Leere. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Seine Kehle war wie zugeschnürt. "Sou...", war das einzige, was er gerade noch rausbrachte, bevor er sich, ohne sich zu verabschieden, umdrehte und flüchtete. Die ominöse Postkarte flatterte zu Boden, Abfall... Painful to me Pierce right through me Es tat weh. Er wusste, er sollte die Worte nicht zu ernst nehmen, doch er tat es. Weil er noch nie zuvor so was bekommen hatte. Anonyme Post. Und dann auch noch mit einem solchen Inhalt. Sein Zippo klappte zu. Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft das metallische Geräusch an diesem Abend schon an sein Ohr gedrungen war. Seine trockenen Lippen schlossen sich um den runden Filter. Er inhalierte tief. Braune, emotionslose Augen fixierten abwechslungsweise das gläserne Wohnzimmertischen und das Regal mit seiner CD- und DVD-Sammlung. Er erstickte die nur halb gerauchte Zigarette. Seine kalten Finger zuckten. Zerstören. Er musste irgendetwas zerstören. Warum nicht sich selbst? Das war es doch, was sie alle wollten, oder?!? Immer und immer wieder tauchte die Postkarte vor seinem inneren Auge auf. Die darauf gekritzelten Worte brannten sich in ihm fest. Toll, nur hatte er neben all den Tattoos auf seiner äusseren Hülle auch noch eines auf seiner Seele; und sein Herz war gespickt mit silbernem Metall... Can't you understand Oh my little boy Hatte es eben geklingelt? Wahrscheinlich der Attentäter, den der anonyme Kartenschreiber auf ihn angesetzt hatte... Kyo grinste zynisch, verzog lustlos seinen Mund, schlurfte zur Tür und öffnete. Kein Auftragskiller - ein Gitarrist. Seine ungeschminkten Lippen bewegten sich nicht, nur die Mundwinkel deuteten ein minimales Lächeln an. "Konban wa...". Er trat zur Seite und liess Kaoru ein. Der schlaksige Mann schloss die Türe hinter sich, schlüpfte aus seinen Turnschuhen und seiner Jacke und folgte dem Warumono ins Wohnzimmer. Halbdunkel. Rauch. Kaoru setzte sich auf die Couch, liess seine Blicke umherwandern. Überquellende Aschenbecher. Takeaway-Abfall. Notizen. Kleider. Bierdosen. Playstation- und Gameboy-Spiele. Der Gitarrist schüttelte resignierend den Kopf. Kyo war immer noch ein Messy... "Bier?". Eine Dose Asahi Dry Beer tanzte vor seinen Augen. "Kyo, du weißt, ich sollte nicht...". Kaoru sah hilflos zu ihm auf. Kyo hob eine Augenbraue, grinste. "Das sagst du immer - aber überzeug dich erst mal selbst von deinen Worten, bevor du versuchst, weniger zu trinken. Vernunft und gute Vorsätze allein helfen dir nicht weiter...". Der Gitarrist grunzte. "Du bist mir ja eine grosse Hilfe". Sprach's und griff schnurstracks nach der kühlen Herrlichkeit. Kyo verzog sein Gesicht und zündete sich eine weitere Zigarette an. Kaoru warf einen taxierenden Blick auf den Aschenbecher. "Schon mal davon gehört, dass man die Dinger bis runter zum Filter rauchen könnte?". Kyo kniff drohend die Augen zusammen. Jeder andere hätte bei dieser Geste Reissaus genommen, doch der dunkelhaarige Gitarrist bleib cool. Sie sassen eine Weile nur da und schwiegen sich an. Kaoru nippte an seinem Bier, während Kyo es schaffte, in kürzester Zeit vier Glimmstengeln vorzeitig den Garaus zu machen. "Ayumi-san hat mir von der Postkarte erzählt...", ergriff Kaoru schliesslich das Wort. Aha, Ayumi hiess dieser moderne, aufgestylte Bäuerinnen-Verschnitt also... Kyo hob die Augen, suchte Kaorus Blick. Wärme. Trost. Der Haufen im Aschenbecher wuchs... Vows are spoken To be broken Feelings are intense Words are trivial "Wir werden rausfinden, woher die Karte kam, wir werden die Person anzeigen...". "Kao?". "Die kommen nicht ungestraft davon!". "Kaoru?!". "Wir werden sie in Haiiro no Ginka veröffentlichen...". "KAORU!!!". Grosse Augen durchbohrten den Gitarristen, hilflos, erschrocken. "Was? Wir müssen uns doch irgendwie wehren, du musst dich wehren...". "Verdammt, und wenn diese Leute genau das wollen? Aufmerksamkeit? Das würde ja bedeuten, dass wir uns ihnen fügen...". "Na und? "Und? Dir hat man das ja nicht geschickt...". "Aber es könnte mich irgendwann mal genauso treffen, wie dich...". Kaoru fuhr sich durch die leicht fettigen Haare. Er nippte bereits an einer zweiten Dose. "Nein, könnte es nicht - sie haben mich als ihr Opfer auserkoren...ich bin der Schwache, Kaoru, nicht du...und auch nicht Die oder Toshiya oder Shinya...". "Du redest Bullshit...". "Ach ja? Weißt du, wie erniedrigend diese Worte sind? Egal, wer sie geschrieben hat...". Kyo seufzte tief und stützte den Kopf auf seine Hände. Kaoru erhob sich langsam, zögernd. Er stellte die leere Dose auf das überfüllte Tischchen und setzte sich neben den verzweifelten Sänger. "Hör zu, ich will dich nicht verarschen - ich nehme das Ganze sehr ernst. Auch wenn es vielleicht nur ein Witz war, wovon ich ausgehe, wovon wir alle ausgehen, es ist vollkommen geschmacklos. Und gerade deshalb sollten wir es an die Öffentlichkeit bringen". Kyo sass nur still da und starrte vor sich hin, keine Regung. "Wir sind alle für dich da - wir helfen dir...". Nun lachte der Blonde auf, ein Blitzen in den Augen. "Oh Kao...ich würde dir so gerne glauben...". "Das musst du auch. Ich habe bereits mit Inoue gesprochen - er schaut sich nach einem Bodyguard für dich um...". Erstarren. "WAS?". "Ganz richtig - wir gehen kein Risiko ein...". "Sou...". Der Sänger biss sich auf die Lippen. "Nimm es dir aber bitte nicht zu sehr zu Herzen, okay?". Kyo hob die Augenbrauen. "Klar, easy...". "Lass den Zynismus, ich meinte das ernst!", Kaoru packte ihn am Arm. "Du weißt, dass du völlig okay bist. Du weißt, dass es eigentlich keinen Grund gibt, warum irgendjemand dich so beschimpfen sollte". Trotziges Schmollen. "Du willst dich hassen, nicht wahr?". Genervtes Seufzen. "Warum kannst du denn nicht einsehen, was für ein wundervoller Mensch du bist?". "Verdammt, wie sollte ich denn, wenn ich SOWAS kriege???". Pleasures remain So does the pain Words are meaningless And forgettable Resignation. Stille. "Weil nicht stimmt, was auf dieser Karte steht, verstehst du denn nicht? Es ist nichts als pure Scheisse! Absolut aus der Luft gegriffen!". Kyo sah ihn von der Seite an. Er seufzte. "Das versuche ich mir ja auch einzureden - aber es klappt nicht. Ich fühle mich so furchtbar schwach und verletzlich, verstehst du?". Langsames Nicken. "Kyo, hör mal, diese Leute kennen dich nicht. Sie wissen nicht, WER du bist. Sie sehen nur, was sie sehen wollen. Und es war EINE Karte, Kyo. Ein negativer Brief unter Tausenden von positiven...". "Sou...". "Bitte lass dich davon nicht fertigmachen. Lass dich nicht runterziehn. Ich verstehe, dass dir diese Worte wehtun, ich kann auch deine Angst nachvollziehn. Aber...". Stocken. Fragender Blick. "Ich hatte schon genug damit zu tun, Die aus seinem Tief wieder rauszukriegen...". "Die...?". "Ja, Die. Erinnerst du dich, wie du damals auf ihn eingeredet hast, er solle das blöde Gerede nicht ernst nehmen? Er solle das alles ganz cool wegstecken? Nun, wir haben ja gesehn, wie es rausgekommen ist - jetzt haben wir nicht mehr nur ein, sondern sogar schon zwei wandelnde Skelette in unserer Band...". "Aber das war doch...". "...eine vergleichbare Situation", wurde er sofort von Kaoru unterbrochen. Stirnrunzeln. Ruhige Atemzüge. Einsehen. All I ever wanted All I ever needed Is here in my arms "Hörst du auf, soviel zu trinken, wenn ich mir Mühe gebe?". Kyo kicherte leise. Kaoru sah ihn aus grossen Augen an. "Nan desu ka?". "Naja, dann vielleicht wenigstens etwas weniger?". Unschuldiges Lächeln. "Erpressen ist nicht - hör du erst mal auf, soviel zu qualmen". "Es ist ja nicht so, dass du nicht rauchst, oder?!?". Kaoru stiess den Sänger in die Seite. "Teme!". Lachen. Entspannung. Kyo lehnte sich an den Gitarristen. "Danke, Kao...". "Keine Ursache". Kaoru legte vorsichtig den Arm um seinen kleinen Freund. Als Kyo ihn nicht wegstiess, verstärkte er den Griff und zog ihn an sich. Ruhige Atemzüge. Zweisamkeit. Vertrauen. Freundschaft. Plötzlich spürte Kaoru, wie sich auch die Arme des Sängers sich um ihn legten, sanft, liebevoll. "Nein, Kaoru, wirklich danke! Das ist nicht nur so eine Floskel - ich wüsste echt nicht, wie ich diese Nacht ohne dich hätte überstehen sollen...". "Dafür sind Freunde doch da, oder?!?". Grinsen. "Wahrscheinlich, ne?". Kaoru löste den Griff, wühlte in seiner Tasche und brachte das Corpus Delicti zum Vorschein. "Es wird Zeit, diesen Dreck loszuwerden!". Sein Feuerzeug schnappte auf. Kyo guckte erstaunt, fragend. "Ich dachte, ich solle es in Haiiro no Ginka veröffentlichen?". "Das wirst du auch - ich habe es bereits einscannen lassen". "Cleverer Kaoru...". *Kyo, es wäre doch eh besser, du wärst tot - also warum gehst du nicht und setzt deinem Leben ein Ende?* Asche zerfiel zu Staub. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)