Nichts....Eine zerbrechende Welt... von Seth_et_Holth (Nichts...Stille....Leere....Einsamkeit...Erfüllung?) ================================================================================ Kapitel 1: Ende oder Anfang? ---------------------------- Sie lief allein durch die Wohnung. Sie war leer und das Mädchen war es ebenso. Alles, was ihr jemals etwas bedeutet hatte, war fort. Wie wenn die Flut alles mit sich reißt und die Ebbe nur eine grausame Ansammlung von nichts übrig lässt. Sie lief weiter, lief schon seit Stunden um her auf der Suche nach...ja, wonach eigentlich? Egal wie lange sie suchen würde, sie würde jedenfalls nichts finden. Weil es weiß ist, wird gesagt, dass es weiß sein will Weil es weiß ist, kann etwas hinein gemischt werden Das alles hatte sie nie gewollt. Sie hatte Angst, schreckliche Angst, dass mit ihr dasselbe passieren könnte, wie mit allen anderen. Sie sind alle fort. Sie ist alleine hier. Vollkommen alleine. Das Wasser in der kleinen Schüssel ist klar geworden Schritt für Schritt sind die Farben verschwunden Es war beinahe so gewesen, als ob die ganzen anderen Menschen vom Erdboden verschwunden waren. Doch sie wusste es besser. Sie hatten das alles selbst zu verantworten. Es war ihre Schuld und nun lebte man mit den Konsequenzen. Mehr oder weniger. Sie lebte damit. Irgendwann wird die Menschheit verderben Menschen können anderen Menschen die Farbe nehmen Sie blieb stehen, sah ins Wohnzimmer und betrat es dann. Langsam näherte sie sich dem Tisch und dem darauf liegendem Objekt. Ein Bilderrahmen in dem ein Foto der Menschen steckte, die sie einst ihre Familie nennen durfte. Sie legte den Rahmen mit dem Bild nach unten wieder hin. Sie wollte es nicht mehr sehen. Konnte es nicht ertragen. Die Blicke, das Lächeln jedes einzelnen. Als sie starben haben sie nicht gelächelt. Dem Stern, auf dem sie gemeinsam leben, wurde die Farbe genommen Ein bitteres Lächeln umspielte ihren Mund bevor sie dieses Zimmer wieder verließ und in ihr eigenes ging. Sie hatte hier nichts mehr verloren. Es war sowieso zu spät. Niemanden würde es noch interessieren wo sie hin ging. Denn niemand war mehr da. Sie erdrosseln sich selbst Sie griff sich den Rucksack, der schon seit einer gefühlten Ewigkeit neben ihrem Schrank stand. Eingepackt, verschlossen, bereit, damit sie aufbrechen konnte. Wohin? Es war egal wohin sie gehen würde, überall war es gleich. Und doch zog es sie zu einem bestimmten Ort. Sie schulterte den Rucksack und verließ dieses Gebäude für immer. Sie blickte nicht zurück. Wie beschreibt man die Zeit als die Bäume kalt zu den Gebäuden aufblickten, von denen sie überragt werden? Der Wind fegte durch die leere Straße, auf der sich nur hier und da ein wenig weggeworfener Müll befand den sie mit einem eisigen Blick weg trat. Es war noch immer egal. Es würde für immer egal bleiben. Die Städte waren leer, es war nirgends jemand zu sehen. Keine Menschenseele. Aber das verwunderte sie nicht. Schließlich waren sie ja alle tot. Die Erde wurde berührt von einer blutigen Hand Ohne Zärtlichkeit verblühen die Blumen und starben Ihre Leichen? Verwesten wohl größtenteils in ihren Häusern. Jedenfalls ließ der beißende Geruch der Straßen dies vermuten. Sie schritt weiter durch die Straßen. Ab und zu stand noch ein Auto teilweise in Flammen doch auch diese Feuer würden irgendwann von allein erlöschen. Das war bisher jedenfalls so gewesen. Und von dieser Hand, die kein Herz besitzt wurde eine sündenfreie Zukunft ermordet Sie war mittlerweile in der Innenstadt angekommen. Auch diese war wie ausgestorben, sie war ausgestorben. Es gab niemanden mehr. Sie stellte sich auf den großen Platz und schloss kurz die Augen. In ihren Gedanken sah sie die Bilder von früher. Als es hier noch Menschen gegeben hatte. Da war die Stadt noch voller Leben gewesen. So überfüllt von Leuten die herum rannten, lachten, sich unterhielten. Nun waren sie weg. Irgendwann wird die Menschheit verderben Menschen können anderen Menschen die Farbe nehmen Sie öffnete die Augen. Nichts hatte sich verändert. Alles war weiterhin leer und still. Oh, die Stille machte sie fast wahnsinnig. Niemand sagte ein Wort. Sie selbst hatte auch schon lange nichts mehr gesagt. Wozu auch? Es war niemand da um zuzuhören. Sie ging also weiter. Kam ihrem Ziel langsam näher. Dem Stern, auf dem sie gemeinsam leben, wurde die Farbe genommen Vorbei an leeren Fabriken. Sie waren schon davor verlassen gewesen. Verbraucht, alt, unbrauchbar, wertlos. Und so fühlte sie sich auch. Wertlos. Denn was war schon Wert in einer Welt die sie allein bewohnte? Wer will schon allein sein? Sie wollte es. Anfangs. Sie hatte es genossen, ihr gehörte die ganze Welt. Bis sie begriff, dass es auch bedeutete, auf ewig allein zu sein. Allein sein heißt einsam sein. Eine zerbrechende Welt Verlassen sein heißt einsam sein. Zusehen zu müssen, wie alle um einen herum sterben heißt einsam sein. Sie unterdrückte die Tränen. Sie hatte bereits genug geweint um jene, denen eh nicht mehr zu helfen war. Sie erreichte endlich das Waldstück. Irgendwann wird die Menschheit verderben Menschen können anderen Menschen die Farbe nehmen Erleichtert machte sie am ersten Baum halt, schmiegte ihr Gesicht an die raue Rinde und sog den Duft von Tannennadeln ein, inhalierte ihn beinahe. Es war eines der schönsten Gefühle, wenn sie glaubte vor Einsamkeit verrückt zu werden. Dem Stern, auf dem sie gemeinsam leben, wurde die Farbe genommen Nun ging sie weiter. Sie kam am Hügel an und sah hinauf. Jetzt gab es keinen Weg mehr zurück. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Langsam und mühselig bestieg sie den mit Gras bewachsenen Hügel und blieb oben stehen, auf das notdürftig zusammen gebaute Kreuz starrend. Ein Grabstein. Ein Grabstein aus morschen Brettern und verrosteten Nägeln. Eine zerbrechende Welt Nichts war ewig. Nichts und niemand. Auch sie nicht. Langsam ging sie auf die Knie, schaute das Bild an, welches mit einem weiteren Nagel an dem Kreuz befestigt war. Es zeigte drei Menschen. Sie und ihre zwei besten Freundinnen. In dieser Zivilisation, welche Art von Leben die wir uns vorstellen ist die, die wir uns wünschen? Sie waren auch tot. Alle außer sie selbst waren tot. Sie hatten es selbst verschuldet. Und dies trieb ihr nun doch die Tränen in die Augen. Sie hatte sie alle verloren. Hatte einen nach dem anderen dahin scheiden sehen. Nur sie war übrig. Eine von vielen die nun die Einzige war. Allein. Niemand sonst. In diesem selbstsüchtigen, egoistischen Kampf war das, was vergossen wurde kein Blut, sondern die Tränen des Planeten Sie schrie. Schrie lauthals, denn es hörte ja sowieso niemand und deshalb schrie sie lauter. Schrie den gesamten Schmerz hinaus, den ihr niemand nehmen würde. Nun brach sie zusammen. Vor dem Kreuz. Sie schaute auf. Die Erde wurde vor Milliarden vor Jahren geboren In Proportion zu dem, wie lange wir auf der Welt sind, wären dies nur ein paar Sekunden Die Personen auf dem Bild lächelten sie an, nein sie lächelten in die Kamera. Nichts als Täuschung, Glaube an eine bessere Welt, an ein Leben nach dem Tod. Nichts würde bleiben. Und sie würde auch zu nichts werden. Wir haben nicht geholfen bei der Erholung des Planeten Wir haben nicht gelebt, mit dem Ziel, der Erde zu helfen Sie holte einen Zettel und einen Stift hervor und begann zu schreiben. Schreiben konnte sie noch. Den Zettel legte sie vor das Kreuz und verließ den Hügel wieder. Langsamen Schrittes ging sie tiefer in den Wald hinein. Immer tiefer, bis er sie verschlungen hatte. Sie war fort. Dennoch haben wir allein eine makellose Liebe erfahren Für immer? Was sagt die Ewigkeit aus? Wann ist „für immer“? Sie war fort. Auf den Zettel hatte sie mit fein säuberlicher Schrift geschrieben: „Ich werde bald schon bei euch sein.“ Aus weiter Entfernung konnte man einen Schuss hören. Das Ende ist nah, doch du, der du Liebe erfahren hast, wirst okay sein Nichts. Stille. Einsamkeit. Erlösung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)