Untouched von Minerva_Noctua (TaKa/Kakao) ================================================================================ Kapitel 1: Scandalous --------------------- Und hier schon das zweite Kapitel^^. Danke für die Kommentare! Enjoy reading! Der frische Oktoberwind schnitt ihm geradezu ins Gesicht. Mit einem unmerklichen Brummen zog er seine Wintermütze noch tiefer ins Gesicht, doch die Kälte ließ sich davon nicht vertreiben. Mit diebischer Intelligenz fand sie die Ritzen seiner Kleidung und leckte über seine warme Haut. Schaudernd beschleunigte er seinen Schritt und steuerte auf das große Gebäude zu, in dem er die folgenden vier Jahre mutmaßlich einen Großteil seiner Zeit verbringen würde. Erleichtert drängelte er sich in die Eingangshalle, wo ihm augenblicklich stickige Hitze entgegenschlug und ihm den Schweiß ausbrechen ließ. Wie er das hasste! Immer diese gewaltigen Temperaturunterschiede zwischen draußen und drinnen, sodass man sich kaum Entscheiden konnte, wo es schlimmer war. Genervt suchte er sich an der Wand einen ruhigen Platz, um sich, ohne zusammengetrampelt zu werden, die warme Winterjacke auszuziehen. Man hatte ihn ja vorgewarnt, dass Sapporo nicht gerade das wärmste Plätzchen auf der Erde war, aber dieser Kälteeinbruch war nach Aussage seines Vermieters selbst für Hokkaido ungewöhnlich. Noch während er den Schaal von seinem Hals zog, wanderte sein Blick über die ganzen Menschen, die teils verwirrt, teils zielstrebig durch die große Halle liefen. Das war also sein erster Studientag in der Hokkaido-Universität. Ohne weiter auf die wiederkehrende Nervosität in seinem Bauch zu achten, kramte er aus seiner Laptop-Tasche den Zettel hervor, auf dem die Raumnummer stand. Die Einführungsveranstaltung würde im Audimax des Juridicum stattfinden. Das hieß er müsste innerhalb der nächsten Viertel Stunde am Ende des Westflügels sein, wollte er nicht bereits am ersten Tag zu spät kommen. Ein Unterfangen, das sich als komplizierter herausstellte, als er sich das vorgestellt hatte. Nicht nur war der Westflügel ungefähr einen gefühlten Kilometer lang, nein, die Gänge waren geradezu voll gestopft mit ziellos umherirrenden Studenten und jeder von ihnen schien ihm mit Absicht im Weg zu stehen. Er war nicht gerade zimperlich beim Durchdrängeln und ignorierte geflissentlich die verärgerten oder verwunderten Blicke, die ihm zugeworfen wurden, als er zum Audimax hetzte. Vollkommen verschwitzt fand er schließlich den gesuchten Raum, den eine große Fünf auf den Schwingtüren auswies. Zusammen mit ein paar anderen abgehetzt wirkenden Studenten schlich er sich in den Vorlesungssaal. Zu seiner Erleichterung war der Professor zwar schon da, hatte allerdings noch nicht angefangen. Ziemlich umständlich kämpfte der noch gegen das verhedderte Kabel seines tragbaren Mikrofons an und schien das Gewirr dabei nur schlimmer zu machen. Aufatmend erspähte er noch zwei freie Plätze und ließ sich neben einem Mädchen mit langen schwarzen Haaren sinken. Prompt bohrten sich ihre grünblauen Augen in ihn. „Hier ist doch noch frei, oder?“, brachte er etwas verunsichert heraus. Unverzüglich nahmen ihre Züge einen warmen, geradezu gewinnenden Ausdruck an: „Ja, selbstverständlich. Hallo, ich heiße Ishimo Hana. Freut mich dich kennenzulernen.“ Lächelnd hielt sie ihm die Hand hin, die er mit einem festen Händeruck schüttelte: „Kinomiya Takao.“ „Ich weiß.“ Und als sie sah, dass er etwas zurückhaltender zu werden schien: „Aber keine Sorge, die Leute hier sind berühmte Persönlichkeiten gewohnt. Du wirst deine Ruhe haben.“ Das hoffe ich, dachte sich Takao und ließ seinen Blick über die Studenten schweifen. Er war nicht umsonst so weit fort gegangen. Er brauchte ein wenig Abstand von Tokio und den ganzen eingefleischten Fans, die dort im Übermaß vorkamen. Sapporo versprach etwas mehr Privatsphäre. „Wohnst du in einer WG? Ich wohne bei meiner Schwester. Sie studiert hier auch Jura, macht aber nächstes Semester ihren Abschluss“, begann Hana weiter zu reden und schaute ihn treuherzig mit ihren großen Augen an. Gerade als Takao antworten wollte, bemerkte er, wie sich jemand schwer atmend neben ihn setzte und seinen Blick keck erwiderte: „Oh man! Ich dachte schon, ich komme nie an. Da draußen ist es schlimmer als auf dem Jahrmarkt.“ Ein Grinsen zog sich über Takaos Lippen, als er den Türkishaarigen betrachtete, der sich völlig fertig die Jacke abstreifte. „Jahrmarkt, wenn es etwas umsonst gibt. Kinomiya Takao“, stellte er sich vor. „Matsumura Akira. Du bist doch der Beyblader, oder?“ Der Blauhaarige nickte: „Aber hier bin ich nur Student.“ Akira grinste ihn an: „Die Professoren hier sollen kalte Hunde sein. Die kennen sowieso keinen Promi-Bonus.“ „Oh je, ich glaube, dann habe ich mich in der Uni geirrt!“, gab Takao gespielt schockiert von sich, der derartiger Kommentare müde war. Doch seine beiden Kommilitonen lachten nur. Noch bevor Hana und Akira sich einander vorstellen konnten, krächzte der Professor in sein Mikro und begann mit der Einführung. Die folgenden Tage waren für Takao recht stressig, aber er fing an, gefallen an dem Ganzen zu finden. Auch Hana und Akira stellten sich als sehr nett und hilfsbereit heraus. Beide kamen ebenfalls von weit her und mussten sich erst einleben, auch wenn Hanas Schwester bereits seit vier Jahren in Sapporo lebte. Das hatte praktischerweise zur Folge, dass die Schwarzhaarige sich recht gut in der Uni zurechtfand und ihnen bei organisatorischen Problemen auf die Sprünge helfen konnte. Außerdem war sie geradezu ein Lexikon, was die Leute und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen in dieser Fakultät betraf. Sie wusste alles. Wer mit wem, wann wo und gerüchterweise auch wie was gemacht hatte. Ihre Schwester schien ein neugieriges Klatschmaul zu sein und Hana versperrte sich scheinbar auch nicht die Ohren, wenngleich sie nur Takao und Akira mit diesen Informationen versorgte. Die Tatsache, dass diese sich oft über ihre Leidenschaft lustig machten, ignorierte sie dabei völlig. Akira war mehr der Sportler-Typ. Überraschenderweise stellte sich heraus, dass seine Eltern Pferdezüchter waren und er ein begeisterter Reiter war und nun hier in Sapporo nach einer Möglichkeit suchte seinem Hobby weiter nachzugehen. Außerdem interessierte er sich für Politik und hätte sich fast für Politikwissenschaften eingeschrieben, war aber von seiner Tante, die Anwältin war, eines besseren belehrt worden. „Du bist schon 22, oder?“, fragte Hana eine Woche später auf dem Weg zu ihrer ersten Übung im Strafrecht. „Ja, ich habe zuvor eine kaufmännische Ausbildung gemacht“, erklärte Takao schulterzuckend. „Ich habe mal gelesen, man munkelt, du seiest die rechte Hand von Mr. Dickenson“, schaltete sich Akira dazwischen. Hana hob eine Augenbraue: „Wer ist Mr. Dickenson?“ „Was?! Das weißt du nicht?“, rief Akira entsetzt aus, was ihm einen bösen Blick bescherte: „Mr. Dickenson ist ja auch nur der Vorstandsvorsitzende der BBA, der weltweit größten Organisation, die der Beyblade-Sport kennt.“ „Ich kenne mich mit solchen Dingen halt nicht aus“, meinte Hana schmollend. „Stimmt das?“, kam der Türkishaarige auf seine ursprüngliche Frage zurück. Takao zögerte: „Ich habe sehr viel gelernt. Bestimmt mehr als gewöhnliche Azubis. Aber die Journalisten übertreiben es halt hin und wieder gern, bauschen Sachen unnötig auf.“ Akira sah ihn mit seinen kohlschwarzen Augen skeptisch an, doch beließ es vorerst dabei. Die Übungsräume waren allgemein viel kleiner als Vorlesungssäle. Kaum dreißig Studenten passten hinein. Hier sollten sie mit einem Dozenten den Stoff der Vorlesungen vertiefen und einüben. Es war bereits acht Uhr abends und nach einem ganzen Tag in der Uni verspürten Takao und seine neuen Freunde kein sonderliches Bedürfnis mehr sich voll ins Geschehen zu schmeißen. Zielstrebig gingen sie in die letzte Reihe, wo sich Takao an der Wand niederließ. Der Raum füllte sich schnell. Den Kopf auf die Arme gebettet, wartete er auf den Dozenten, nur nebenbei dem Gekabbel von Hana und Akira lauschend. Die Müdigkeit kroch unaufhaltsam in sein Bewusstsein vor, ließ die Stimmen um ihn herum zu einem Rauschen zerfließen. Bis eine Stimme wie ein Blitz in seine Gedanken krachte und ihn wie vom Donner gerührt aufschrecken ließ. Was er sah, nahm ihm den Atem, als wäre ihm in den Magen geschlagen worden. „Entschuldigen Sie meine Verspätung. Mawashi-san ist leider kurzfristig verhindert. Deshalb werde ich ihren Kurs für dieses Semester übernehmen“, begrüßte der junge Mann die Studenten, während er leger zu seinem Pult ging. Die Studenten waren jedoch nicht so sehr von diesem Auftritt, als vielmehr von dem großen schwarzen Hund irritiert, der neben dem Dozenten herging und sich unaufgefordert in die Ecke an der vorderen Wand legte. „Mein Name ist Hiwatari und wir werden sofort mit einigen allgemeinen Regeln für die Falllösung eines Strafrechtsfalls beginnen.“ Gefangen in einem Zustand zwischen Ersticken und Hyperventilation versuchte Takao dem Impuls sich unter dem Tisch zu verstecken zu verdrängen. Obwohl er sich zittrig fühlte, war er zur Salzsäule erstarrt. Er bemerkte nicht, wie Akira ihn musterte. Kais Stimme klingelte ihm immer noch in den Ohren. Er starrte ihn regelrecht an. Kai war ungewöhnlich braun, was seine roten Augen intensiv zur Geltung kommen ließ. Die graublauen Haare waren noch genau so lang und verwuschelt, wie er sie in Erinnerung hatte. Er sah so unverschämt gut aus, dass in Takao heißer Zorn die Oberhand gewann. Dieser Bastard war ganze sieben Jahre unauffindbar gewesen und nun stand er gesund und munter da und belehrte Studenten. Takao wusste nicht, was er erwartet hatte, aber im Augenblick war ihm die Vorstellung von Kai unter einer Brücke sympathischer. Die Augen des Graublauhaarigen wanderten über die Teilnehmer seiner Übung. Abschätzend musterte er jeden Einzelnen – und das auf eine erstaunlich unauffällige Weise. Aber Takao bemerkte es als stächen tausend Nadeln auf alle ein, die von seinem Blick gestreift wurden. Dann blieben sie an ihm hängen. Rubinrot bohrte sich in Dunkelbraun. Und der einzig klare Gedanke, den Takao fassen konnte, war: Oh bitte, bitte, lass mich nicht aussehen, wie ich mich fühle! Und während Takao hoffte nicht zu gucken wie ein verängstigtes Reh, begegnete ihm stoische Ruhe in roten Seen. Man sah ihm nichts an. Rein gar nichts. Und das obwohl Kai sicher war, dass sein Herz gerade eben aufgehört hatte zu schlagen. Von allen Orten auf der Welt musste er ausgerechnet hier sein? In einer Strafrechtsübung!? So oft hatte er sich vorgestellt, wie es sein würde, wenn sie sich je wieder sehen sollten. Und keine Variante war so schlimm wie die Realität. Takao saß ganz still in der hintersten Reihe, hielt seinem Blick fest stand. Der Ausdruck in den tiefbraunen Augen war kalt und undurchdringlich. Keine Emotion lag in ihnen. Und Takao ohne Emotionen zu erleben war so atypisch und erschreckend, dass es dem Halbrussen fast schlecht wurde. Er hielt an diesem Abend seine erste Übung. Er war gut. Als hätte er das schon tausendmal gemacht. Niemand ahnte, was wirklich in ihm vorging. Außer vielleicht einer. Ein blauhaariger junger Mann in einem schwarzen Rollkragenpullover und Jeans, der schweigend zugehört und mitgeschrieben hatte. Sonst nichts. Kai war wahrscheinlich noch nie so schnell aus einer Veranstaltung geflüchtet, wie an diesem Abend. Und keiner folgte ihm bis auf seinen Hund. Gemächlich packte Takao seine Sachen zusammen. Er fühlte sich schwindlig und erschöpft, so als brütete er eine Erkältung aus. Er bemerkte nicht, wie sich Hana und Akira vielsagende Blicke zuwarfen. „Sag mal, Takao, das war doch gerade ein altes Teammitglied von dir“, fing der Türkishaarige vorsichtig an. Braune Augen sahen ihn ungewohnt ausdruckslos an: „Ja. Aber wir haben uns seit langem nicht mehr gesehen. Wir kennen uns nicht mehr.“ Hatte er Kai denn je gekannt? „Aha. Okay.“ Akira war zwar neugierig und forsch, aber er wusste, wann er nicht mehr nachbohren sollte. Und für Takao war das Thema für heute erledigt. Sein Bauch fühlte sich an als sei er im freien Fall. Er hatte einfach keine Kraft, um Kai zu stellen. Sollte das Arschloch doch weiterhin machen was es will. Takao kümmerte es nicht mehr; zumindest wollte es ihn nicht mehr kümmern. Am nächsten Morgen trafen sie sich wie die letzten Tage im Unicafé. „Mann Takao! Du siehst scheiße aus“, begrüßte ihn Akira und hielt ihm einen Kaffee hin. „So stelle ich mir den Morgen vor“, strahlte Takao mit fröhlichen Augen, ehe er wenige Sekunden später seufzend den Kopf auf die Arme legte. Mit einem Kichern setzte sich Akira zu seinen Freunden, als Hana auch schon anfing zu reden: „Ich habe meine Schwester über Hiwatari-sensei ausgefragt.“ Und obwohl er es hasste, konnte der Braunäugige nicht anders: „Und?“ Freudig blickte die Schwarzhaarige ihn an: „Er hat Wirtschaftswissenschaften und Jura studiert. Letztes Semester hat er seinen Abschluss gemacht und schreibt jetzt an einer Doktorarbeit im Strafrecht.“ „Und dieser riesige Hund?“, wollte Akira wissen. „Den hat er aus Frankreich. Angeblich hat er ihn als Rettungs- und Wachhund ausgebildet. Deswegen darf er auch mit in die Uni.“ Takao starrte in seine Kaffeetasse. Er hatte gewusst, dass Kai klug war und Tiere mochte. Aber ein Doppelstudium? Ein Hund aus Frankreich? „Außerdem war er mit einer Kommilitonin einer Freundin meiner Schwester über ein Jahr zusammen. Angeblich eine On-and-Off-Beziehung, wie sie im Bilderbuche steht.“ „Ich sag nur eins: Heißer Versöhnungssex!“, grinste der Türkishaarige süffisant, was ihm einen strengen Blick von Hana einbrachte. Takao ignorierte das flaue Gefühl im Magen. „Das soll echt heftig gewesen sein“, fuhr die Schwarzhaarige fort, „Keiner wusste, wann sie zusammen und wann getrennt waren. Aber im Gegensatz zu ihm, ist sie nach dem Abschluss gegangen, um ihr Referendariat zu machen.“ „Warum weiß deine Schwester solche Dinge? Verwanzt sie die Leute?“ Langsam aber sicher war es Akira unheimlich. Führte diese Frau über jeden Buch, der hier ein und ausging? Hana sah ihn leicht empört mit ihren großen grünblauen Augen an: „Sie verschließt die Augen eben nicht vor der Welt.“ „So kann man hyperneugierig und redselig auch umschreiben“, lachte Takao. Kai hatte lang genug seine Gedanken beherrscht und jetzt sollte das nicht wieder einreißen. Schmollend erhob sich die Schwarzhaarige: „Ihr wollt es doch auch immer wissen!“ Die darauf folgende Auseinandersetzung zwischen ihr und Akira erinnerte Takao sehr an sich selbst und Hiromi. Er vermisste seine Freunde schon ein wenig. Hiromi und der Chef waren immer bei ihm gewesen. Am Nachmittag hatte Takao frei. Steif vom vielen Sitzen beschloss er ein wenig im Park spazieren zu gehen. Die kalte Luft war direkt angenehm und erfrischend. Es war auch nicht mehr so frostig wie die ersten Tage. Tief einatmend lehnte er sich an das Geländer einer kleinen Fußgängerbrücke und blickte auf den Gehweg unter ihm. Links und rechts davon war ein breiter Streifen Wiese und große Laubbäume. Im Sommer musste es hier sehr schön sein, dachte sich Takao. Doch nun waren die Äste kahl und das Gras fahl. Trotzdem schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Die Ruhe tat ihm gut. Das Glück schien ihm jedoch nicht hold zu sein. Er blinzelte ein paar Mal, als könne er seinen Augen kaum trauen. Schweiß rann ihm am ganzen Körper herunter. Seine Hündin lief beim Joggen immer brav bei Fuß, hielt sein Tempo ohne Mühe, aber er wusste, dass sie sich langweilte. Deswegen sprang er plötzlich zur Seite, drehte sich dabei um und beugte sich ein wenig: „Na, Ella? Komm!“ Freudig galoppierte sie an und schnappte spielerisch nach seinen Händen, die sie knufften. Lachend sprintete Kai ein paar Meter, bis ihn Ella einholte, dann drehte sich der Spieß um und er musste sie fangen. Er liebte diesen Hund und mit ihr zu spielen. Es scherte ihn nicht, dass die Leute ihn anstarrten, wenn er mit diesem großen schwarzen Tier herumtobte oder ihm Übungen beibrachte. Takao beobachtete ihn von der Brücke aus und musste sich dabei eingestehen, dass er Kai nicht genug hassen konnte, um ihn in diesem Augenblick nicht attraktiv zu finden. Er trug zwar nur Joggingklamotten und spielte mit seinem Hund, aber mehr brauchte es auch nicht für ihn, um umwerfend zu sein. Manche Menschen hatten eben Ausstrahlung. Das Lächeln auf seinen Lippen, die fröhlich funkelnden Augen, die Takao selten so gesehen hatte – das war mehr als genug, um dem Blauhaarigen den Atem zu rauben. Ein bekanntes Gefühl grub sich in seinen Eingeweiden hoch, erfüllte seine Brust. Er hatte den Drang mit Kai zu sprechen. Er wusste nicht genau wie oder was, aber er wollte ihr Problem klären. Entschlossen stemmte er sich vom Geländer ab und lief die Treppe runter, den Weg entlang. Der Graublauhaarige war schon relativ weit weg, doch Takao machte sich nicht die Mühe zu ihm zu rennen, als er sah, wie er einen Stock aufhob und ihn für den Hund warf. Aufmerksam wie er nun einmal war, entdeckte Kai die sich ihm nähernde Person und ihm wäre beinahe der Stock aus der Hand gefallen, als er den Blauhaarigen erkannte. Um Fassung bemüht, hielt er inne und beobachtete den jungen Mann, der wie ein Fremder auf ihn zuging. Die braunen Augen trafen auf seine - undurchdringlich, reserviert. Er blieb vor ihm stehen: „Warum hast du dich nicht einmal verabschiedet?“ Kai presste es den Atem aus den Lungen über so viel Direktheit. Aber was hatte er schon erwartet? Es gab tatsächlich nicht mehr zu sagen als das. „Wozu? Das hätte nichts geändert.“ Wut blitzte in Takaos Augen auf, äußerlich blieb er jedoch unheimlich ruhig: „Stimmt. Es spielt ja auch keine Rolle, ob du im Straßengraben liegst, oder nicht. Ray studiert Medizin, Max Maschinenbau, Hiromi Wirtschaftswissenschaften, der Chef Informatik und Daichi reist rum und fördert junge Blader. Ich könnte dir auch noch aufzählen, was die All Stars, White Tiger X, Majastics und die anderen Teams jetzt machen. Nur du, du fehlst.“ „Und was willst du jetzt von mir?“ Baff von so viel Kaltschnäuzigkeit fuhr Takao hoch: „Eine Entschuldigung zum Beispiel?!“ Unmerklich zuckte der Graublauhaarige zusammen. Innerlich jedoch erleichtert, dass der Blauhaarige endlich so aufbrausend war, wie er ihn kannte. Diese ruhige Teilnahmslosigkeit hatte ihn schier wahnsinnig gemacht. „Ich sehe keinen Grund dafür.“ Es ging so schnell, dass er keine Zeit mehr hatte, um zu reagieren. Grob packte ihn Takao an der Schulter und animiert von dieser Handlung sprang Kais Hund hoch, packte den Arm des „Angreifers“, was diesen zurückschrecken ließ. „Ella, Aus! Platz!“, befahl Kai geistesgegenwärtig und die Hündin gehorchte prompt. Erschrocken war Takao zurückgesprungen und hielt sich nun den Arm. „Scheiße, verdammt!“, fluchte er immer noch durch den Wind. „Es tut mir leid. Sie ist als Schutzhund ausgebildet und wollte mich beschützen“, entschuldigte sich Kai betreten und ging einen Schritt auf den Blauhaarigen zu, der den Ärmel seines Mantels hochschob. Der Hund hatte lediglich nach ihm geschnappt und nicht zugebissen. Trotzdem hatten die Zähne gegen den Unterarm geschlagen, was schmerzte wie eine Prellung. Im Ärmel war allerdings ein kleines Loch vom Fangzahn gerissen worden. „Ich werde dir den Schaden ersetzen“, meinte Kai mit schlechtem Gewissen, als er sah, wie Takao das Loch abtastete. Das brachte den Blauhaarigen wieder zurück. Wild starrten ihn die braunen Augen an: „Du brauchst mir gar nichts ersetzen. Das, was du kaputt gemacht hast, ist nicht ersetzbar.“ Ungehalten drehte sich Takao um, sah noch einmal auf den Hund, der neben Kai lag und ihn aufmerksam beobachtete, dann ging er davon. Kai blickte ihm wie erstarrt nach. _______________________________________________________________________________________________________________________ Es fängt langsam an. Es wird noch Klarheit in das Chaos kommen. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen! Bye Minerva Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)