Dark Night's Kiss von Darklover ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Cayden konnte ihr Parfum bereits riechen, nachdem sie den Fahrstuhl verlassen hatte. Die Zentralheizung machte es möglich und die Tatsache, dass er in der inzwischen leicht gereizten Erwartung auf ihr Erscheinen die Tür zu seinem Büro offengelassen hatte. Es war kaum noch jemand hier. Hinter den einzelnen Trennwänden der offenen Arbeitsplätze herrschte schon seit einiger Zeit gähnende Stille. Bis auf Stella natürlich, die bereits ihre Sachen gepackt und ihren Computer heruntergefahren hatte, um sich einen verfrühten schönen Abend mit ihrem Mann zu machen und nun alle fünf Minuten fragte, ob er denn wirklich nichts mehr brauchte, obwohl sie eigentlich schon längst hätte, gehen können. Man mochte es vielleicht für überführsorgliche Bemühungen halten, tatsächlich war es aber nur eine gut getarnte Methode, um sicherzugehen, dass er sie nicht doch noch wegen irgendetwas zurückrief. Was bisher durchaus gang und gäbe war. Aber nicht so heute. Nicht an diesem Tag. Meist der einzige Tag in der Woche, an dem seine Assistentin fast genauso pünktlich wie alle anderen Mitarbeiter nach Hause gehen konnte. Der Tag, an dem seine Frau einen Termin bei ihm im Büro hatte, um wichtige Dinge zu 'besprechen'. Zu dem sie übrigens schon viel zu spät kam. Für Außenstehende wirkte das vielleicht wie eines der Geheimnisse, mit denen man auch noch nach zehn Jahren Ehe die Langeweile vertreiben konnte. Zumindest glaubte jeder Angestellte in seiner Firma, dass hinter seiner geschlossenen Tür mehr vor sich ging, als eine gewöhnliche Besprechung. Ja, man redete sogar hinter seinem Rücken darüber, dass der heiße Bürosex für seine knisternde Ehe verantwortlich sei. Cayden unternahm nichts, um dieses Gerücht aus der Welt zu schaffen, das bisweilen völlig daneben lag. Er pflegte es sogar. So wie er es auch heute tat, als er durch seine offene Bürotür trat, um seine Frau Vanessa mit einem hungrigen Lächeln auf den Lippen zu begrüßen. Oh und wie hungrig er war! Vanessa kam mit den eleganten Schritten eines top ausgebildeten Supermodels auf ihn zu. Dabei schwangen ihre langen Gold- und Silberkettchen mit den großen Anhängern über ihre Chirurgenbrüste, die eng in ein marineblaues Top gepresst waren und fast aus dem Ausschnitt springen wollten. Dazu trug sie ein schwarzes Nadelstreif-Jackett für Frauen und einen farblich identischen Minirock, der solange halbwegs züchtig aussah, bis sie sich setzen würde. Ihre meterlangen Beine steckten in schwarzen Nylonstrümpfen und dazu passenden Riemchenschuhen mit mörderisch hohen Absätzen, womit sie es sogar schaffen sollte, fast seine Größe zu erreichen. Mit ihrer blonden Mähne, die sie heute einmal hochgesteckt und in Korkenzieherlocken trug und den veilchenblauen Augen sah sie aus, wie ein angezogenes Covergirl, das direkt dem Titelblatt des Playboys entsprungen war. Männer würden töten, um diese Frau ins Bett zu kriegen und bestimmt gab es tausende davon, die sich direkt auf eines ihrer zahlreichen Fotos einen runterholten. Welch Ironie, dass es ihm nie so ergangen war. Weder mit dem einen und erst recht nicht mit dem anderen. Es gab zwischen ihnen kein „Hallo“ oder „Wie ich mich doch freue, dass du es endlich geschafft hast!“ Stattdessen warf Vanessa sich glücklich in seine Arme und küsste ihn so intensiv, dass jede Anstandsdame daneben in Ohnmacht gefallen wäre. Stella hingegen wandte lediglich lächelnd ihren Blick ab und ließ ihnen die Zeit. Sie wusste ja, dass er seine Frau ganze zwei Wochen lang nicht gesehen oder persönlich getroffen hatte und vermutlich nahm sie an, dass die Besprechung heute in seinem Büro lediglich das Vorspiel für den späteren Zeitpunkt sein würde, wenn sie es endlich bis nach Hause geschafft hatten. Vanessa rückte nach der überschwänglichen Begrüßung nur so weit von Cayden ab, damit sie ihm freudestrahlend in die Augen sehen und ihm etwas durchsichtigen Lipgloss von den Lippen wischen konnte, während er besitzergreifend einen Arm um ihre Wespentaille schlang. „Es tut mir so leid, Schatz, dass ich nicht früher kommen konnte“, beteuerte sie mit ihrem besten reumütigen Püppchen-Schmollmund ihre Verspätung. „Ich habe es wirklich versucht.“ Daraufhin konnte er nur nachsichtig lächeln. „Hauptsache, du hast es noch geschafft, Ness. Wie war dein Flug?“, verlangte er sanft zu wissen. Seine Frau legte ihre Hand an seine Krawatte und richtete sie, wo es selbst nach so vielen Arbeitsstunden nichts zu richten gab. „Ach, es war die Hölle. Ich bin so froh, endlich wieder zuhause zu sein!“ Darum roch sie auch so, als käme sie gerade aus einem Beautydepartment. Zudem hatte sie – wenn er richtig informiert war – mehrere Stunden Zeit gehabt, nach dem Flug sofort hierherzukommen, um pünktlich ihren Termin einzuhalten. Was sie nicht getan hatte. Sie brauchte ihm also nichts von Hölle oder Stress zu erzählen. Trotzdem strich er ihr mitfühlend ein paar verirrte Locken aus dem Gesicht. „Ich bin auch froh, dass du endlich da bist“, schnurrte er leise, während er sich näher zu ihrem Ohr vorbeugte, so dass ihm noch intensiver ihr Parfum in die Nase trat. Ihr Puls beschleunigte sich bei dieser Geste merklich, was sie wesentlich verführerischer machte, als die Art, wie sie sich anzog. Die Stimme an seine Assistentin gerichtet, meinte er leicht abwesend, während er Vanessa keine Sekunde lang aus den Augen ließ: „Das wäre dann alles für heute, Stella. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“ Ohne seine Assistentin noch weiter zu beachten, die ihm überflüssigerweise ein mehrdeutiges „Ihnen auch“ hinterher schickte, schloss er hinter seiner Frau und sich die Bürotür. Endlich waren sie allein. Cayden ließ Vanessa bei der Tür stehen und setzte sich in seinen Bürosessel. „Du kommst spät“, stellte er mit einem frostigen Unterton in der Stimme fest, dem plötzlich alle Liebe abhandengekommen war, die man gerade eben noch darin mit jedem Buchstaben hatte mitschwingen hören können. „Ich weiß, es tut mir leid“, entschuldigte sie sich sanft und vorsichtig, als könne er sie jeden Moment anfallen. Vanessa kam zu ihm und platzierte ihren Po mit dem Briefmarkenrock auf seinem massiven Kirschholzschreibtisch. Cayden schenkte ihr nur einen kurzen zweifelnden Blick, ehe er langsam ein paar Prospekte unter ihrem Hintern hervorzog und sie sorgfältig auf der anderen Seite des Tisches schlichtete. Dabei schwieg er sehr nachdrücklich. Eigentlich handelte es sich bei den Prospekten um Werbung für Bürobedarf, die er bereits durchgesehen, aber noch nicht weggeworfen hatte. Im Grunde ging es ihm hier ja auch nicht um irgendeine Werbung und das wusste Vanessa ganz genau. „Bitte, es tut mir wirklich leid. Aber ich kam dort einfach nicht weg und dann auch noch das Wetter und der Flug und“, begann sie erneut, ehe er ihr das Wort abschnitt und sie plump den Mund wieder schloss. „Genug.“ Seine Stimme war so ruhig und glatt, wie sein Gesichtsausdruck unleserlich war und zusammen mit der Gelassenheit, mit der er seine Manschettenknöpfe langsam abnahm, um die Hemdärmel ein Stück hochkrempeln zu können, war sie viel schärfer, als es irgendein Tonfall hätte sein können. Seiner Frau gegenüber hatte er noch nie die Stimme erhoben, oder ihr Leid zugefügt, obwohl sie bisweilen seine Geduld stark überstrapazierte. Vor allem, nachdem sie seinen Hunger zwei Wochen lang hatte anwachsen lassen. Was ihn von Natur aus gereizt machte. Doch das war nichts zu ihren billigen Ausflüchten. „Ich habe nicht von deinem Beruf, den Flug oder der letzten Woche ohne dich gesprochen.“ „Aber was-?“ Erneut schnitt er ihr das Wort ab, doch dieses Mal mit nur einem kurzen Blick seiner stechend grünen Augen, die erst ohne die getönte Brille richtig zur Geltung kamen, welche er sicher in ein schwarzes Lederetui verstaute. Vanessa begann zu schwitzen und schien sich merklich unwohl in ihrer Haut zu fühlen. Was sie bei weitem nicht mehr so selbstsicher und unerreichbar erscheinen ließ, wie sie auf den Rest der Männer- und auch bestimmt der Frauenwelt wirken musste. „Ich habe davon gesprochen, dass du mich wegen eines anderen Mannes hast warten lassen.“ Er hob die Hand, um ihre Einwände im Keim zu ersticken und sich dann die Krawatte zu lockern. „Glaub nicht, dass eine Dusche und dein widerlich intensives Parfum mich täuschen können. Du hattest vor schätzungsweise einer Stunde Sex und du schwitzt den Gestank dieses Kerls aus jeder deiner Poren.“ Cayden zog ein Ende seiner Krawatte aus dem Knoten und nahm sie dann ganz ab. Er öffnete auch noch die ersten zwei Hemdknöpfe, ehe er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und seine Frau musterte. Betroffen und mit geröteten Wangen saß Vanessa auf seiner Schreibtischkante. Ganz und gar nicht mehr die hinreisende Sexgöttin und der feuchte Traum aller beziehungsweise fast aller Männer. Viel mehr wirkte sie wie ein schöner geprügelter Engel, der seinen Stolz schon längst aufgegeben und stattdessen Unterwürfigkeit Platz gemacht hatte. Er konnte wirklich nicht mehr sagen, was ihn damals so sehr an dieser Frau hatte täuschen können. Vielleicht waren es ihr überhebliches Auftreten und der hochnäsige Stolz in ihren Augen gewesen, den sie selbst jetzt noch anderen gegenüber zur Schau stellte. Wie eine eitle Raubkatze hatte sie damals gewirkt, aber inzwischen wusste er, dass es nur eine Fassade war. Zumindest eine, die sie bei ihm nicht aufrechterhalten konnte. Was unendlich schade war. Denn für ihn gab es nichts Langweiligeres als etwas, das er viel zu einfach haben konnte. Kein Wunder, dass der Sex zwischen ihnen nur noch sporadisch stattfand. „Im Grunde ist es mir egal, wen du dir fürs Bett suchst. Aber dass du mich dafür warten lässt, lässt mich daran zweifeln, ob dir unser Vertrag noch wichtig ist. Vielleicht sollte ich ihn beenden? Ich bin mir sicher, dass ich die Scheidung bis morgen durchbringen könnte.“ Auch wenn ihm die schlechte Presse gar nicht gefallen würde. Obwohl er seiner Frau gerade erklärt hatte, dass er sehr wohl wusste, wann sie ihn betrog, waren es die letzten beiden Sätze, die ihr schönes Gesicht in blankes Entsetzen verwandelten. „Nein! Bitte, ich … Das kommt nie wieder vor. Ich verspreche es dir!“, jammerte sie fast atemlos vor Schock. Überraschend schnell war sie direkt vom Tisch auf seinen Schoß gerutscht und hielt sich nun an seinen breiten Schultern fest. Verzweifelt und mit Tränen in den Augen, die bei ihr absolut filmreif aussahen, obwohl sie echt waren und ihr das Make-up verschmierten. Cayden wusste, wie wichtig ihr dieser Vertrag war. Sie würde alles tun, um ihn aufrechtzuerhalten. Sogar ihre Seele dafür verkaufen, wenn ihr das möglich gewesen wäre und er damit auch nur irgendetwas hätte anfangen können. Aber nein, es war nicht ihre Seele, nach der es ihm verlangte und das wusste sie ganz genau. Gerade jetzt, während sie sich ihm so schutzlos an den Hals warf, wusste sie darum. „Bitte. Was muss ich tun, damit du …“ Ihre kaum hörbare Stimme brach. Es wunderte Cayden kaum, dass sie wegen seiner Worte so aufgelöst war, immerhin hatte er bisher nie von einem vorzeitigen Ende ihres Vertrags gesprochen. Oder gar damit gedroht. Doch nachdem er es nicht länger hinnehmen wollte, dass sie so locker mit der Verbindung zwischen ihnen beiden umging, hatte er sie einmal an den Ernst ihrer Lage erinnern müssen. Sie brauchte ihn, mehr als er sie je brauchen würde. Lediglich die lange Leine, die er ihr ließ, hatte Vanessa das vergessen lassen. Doch hoffentlich erinnerte sie sich jetzt wieder daran. „Sorg dafür, dass du mich nächstes Mal keine zwei Wochen warten lässt, und pass auf, dass deine Affären geheim bleiben. Schadest du mir, schadest du auch dir. Hast du das verstanden?“, ermahnte er sie kühl. „Ja.“ Sie nickte unterwürfig, doch von seinem Einlenken schon wieder etwas beruhigt, da er ihr nicht noch einmal mit der Scheidung gedroht hatte und sofort war erkennbar, dass ihre Stimmung umschwang. Ihr Gesicht war zwar immer noch tränennass, aber das hinderte sie nicht daran, ihm noch weiter die Hemdknöpfe zu öffnen und dadurch schwarze tätowierte Linien und Muster freizulegen. „Gut.“ Cayden berührte sie lieblos im Nacken und schlang seinen Arm um ihre Taille, um sie auf seinem Schoß zu halten. Bereitwillig schmiegte sie sich ihm stumm entgegen und neigte den Kopf so zur Seite, wie seine Hand es ihr vorgab. Sie beugte sich weiter vor, so dass ihre falschen Brüste sich gegen ihn pressten, und verharrte dann in gespannter Erwartung. Obwohl nach zehn Jahren Ehe mit dieser Frau ihn nichts mehr an ihr reizte, war es letztendlich die Natur, die dafür sorgte, dass sein Körper seinem inzwischen stark angewachsenen Hunger gerecht wurde und sich bereitmachte. Dafür brauchte es nicht viel. Lediglich ein sachtes Streichen seiner Lippen über die weiche warme Haut ihres Halses. Das Pulsieren in ihren Adern, das er darunter spüren konnte. Ihm lief vor Hunger das Wasser im Munde zusammen, während er den sanften Druck des Zahnfleisches an seinen Eckzähnen spürte. Wie zu einem Kuss legten sich seine geöffneten Lippen direkt auf Vanessas Haut. Ihr Puls raste inzwischen wie wild, ob der freudigen Erwartung, was er gleich mit ihr tun würde. Angst hatte sie dabei nie gehabt und das aus einem guten Grund. So wenig er sie auch leiden konnte, das hier sollte niemandem Angst machen, war es für ihn doch das Natürlichste der Welt. Ein letzter Atemzug, der ihm dank des Parfums in den Augen brannte, bevor Cayden seine Fänge tief in ihr Fleisch trieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)