The Feelings hidden behind the Mask von ToTeih ================================================================================ Prolog: Regen über Central City ------------------------------- Es regnete… Der Himmel war bedeckt mit grauen, dunklen Wolken und hielt die strahlende Sonne davon ab, über Central City zu scheinen. Es war dunkel… Die Nacht war hereingebrochen und das tiefe Schwarz wurde nur von dem Schein der Lichter, die in den Häusern oder in den Straßenlaternen brannten gebrochen. Leise uns sanft tröpfelte der Regen auf die Straßen und Häuser. Plitsch… Die leisen Töne des Regens breiteten sich in der Stadt aus… Plitsch… Sie sangen und erzählten eine traurige Geschichte… Platsch… Ein Junge saß allein auf einem Hausdach und dachte nach… Der Regen durchnässte sein langes, nussbraunes Haar, das er zu einem Zopf zusammengebunden hatte und seinen weißen, wehenden Umhang, den er über seiner blauen Kleidung trug. Es war kalt… Der Junge legte seine Hände zusammen und formte mit den Armen einen Kreis. Langsam hob er eine Hand und zog sich mit der anderen den lindgrünen Handschuh, den er trug, aus. Dann streckte er die Hand nach vorne aus und sammelte in seiner Hand die Regentropfen ein, die herabregneten. Der Regen wurde kälter… Die Wassertropfen, die der Junge gesammelt hatte, erstarrten in seiner Hand. Langsam begannen sie ihre flüssige Form abzulegen und verhärteten zu glasklarem, festem Eis. Der Regen perlte von seiner Maske ab… Die Tropfen rannen entlang der glatten Oberfläche zu seinem Kinn und fielen schließlich auf seine Kleidung. Die weiße Maske, mit den von Außen undurchsichtigen Augen und den roten, narbenförmigen Verzierungen schütze sein Gesicht davor nass zu werden… Sie schütze ihn vor Verletzungen… Sie schützte ihn davor, erkannt zu werden… Und sie schützte ihn davor… dass andere seine Gefühle zu Gesicht bekamen… Er stand auf… Heute Abend hatte er noch etwas vor: Er musste unbedingt erneut in das Militärarchiv von Central einbrechen, denn er war ein Krimineller. Er war ein Staatsfeind, der Armestris ein Dorn im Auge war… Er war ein Alchemist… Er beherrschte das Eis… Er trug eine Maske… Er war auf der Mission, den Stein der Weisen, die perfekte Materie, zu finden… Er war auf der Mission, seinen Brüdern ihre Körper zurückzugeben… Er war der „Masked Ice Alchemist“ . . . Er war… Masquerade! ______________________________________________________________________________________________ Hallo zusammen^^ Das hier ist meine neuste FF-Idee, die ich einfach zu Papier bringen muss. Ich hoffe der Prolog hat euch gefallen, aber ich werde diese Schreibform in den nächsten Kapiteln nicht mehr benutzen. Trotzdem werde ich noch eine Menge tragischer Szenen und Rückblicke einbauen, zusammen mit einigen actionreichen Kampfszenen und einiger Erklärungen. :3 Für konstruktive Kritik bin ich immer offen. :D Ich will versuchen, die Storyline von Brotherhood so gut es geht einzuhalten, aber durch die neuen Charaktere, die ich eingefügt habe, ist das nicht immer ganz möglich. Ich hoffe ihr werdet es mir nachsehen, dass es den Namen Masquerade bereits in einigen Animes gab, aber er erfüllt einfach alles, was ich mit ihm ausdrücken möchte :) Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen Kapitel 1: Der Streifzug - Auseinadersetzung mit Oberst Mustang --------------------------------------------------------------- Eine Fensterscheibe im vierten Stock zersprang, als eine maskierte Person mit wehendem Umhang dagegen sprang und nun zu Boden zu fallen schien. Die Soldaten, die ihn verfolgt hatten, standen an dem zerbrochenen Fenster und schauten verblüfft nach unten, sich fragend, ob der Flüchtige den Sturz wohl überlebt hatte. Es war dunkel und es regnete, also konnten die Soldaten nicht erkennen, ob der Eindringling unten aufgekommen war. „Das war jetzt aber endgültig seine letzte Aktion. Den müssen wir nachher von der Straße kratzen“, verkündete einer der Soldaten mit einer rauen, kratzigen Stimme. Die Anderen nickten und wendeten sich vom Fenster ab. Einer der Soldaten jedoch, schaute weiter auf die zerbrochene Scheibe und sah, wie sich ein weißer Gleiter nach oben in die Luft zog, begleitet von einem lauten Lachen. Schlagartig drehten sich die anderen Soldaten wieder um und schossen auf den Fliegenden, doch er war schon zu weit entfernt, als dass sie ihn richtig treffen konnten. „Dieser verfluchte Bastard!“, keifte der Soldat mit der kratzigen Stimme und warf seine Mütze wütend auf den Boden. „Kein Grund zur Aufregung, Sir. Der Oberst und seine Tochter sind doch auch auf der Suche nach ihm, sie werden ihn schon finden“, entgegnete einer seiner Untergebenen und sah zu, wie der Gleiter langsam in Richtung Boden segelte. „Das war zu leicht“, dachte sich Masquerade, der gerade den Gleiter zurück in seinen weißen Mantel und zwei Stahlstangen transmutierte. Er war in einer kleinen, engen Gasse und vergewisserte sich noch einmal, ob sich niemand in seiner unmittelbaren Umgang befand. Er kramte in seiner Hosentasche. Ja, es war noch da: Ein weiterer Bericht über den Bürgerkrieg in Ishval und ein Hinweis darauf, dass die Armee einen Stein der Weisen besaß. Okay, jetzt hieß es, ein bisschen Abstand zwischen sich und die Soldaten bringen und dann die Maske abnehmen. Das konnte er aber nur, wenn er sich absolut sicher war, dass ihn niemand mehr sehen konnte. Wenn auch nur einer sein Gesicht sehen würde, wäre er nicht mehr sicher! „Guten Abend, Masquerade. Mal wieder auf einem kleinen Diebeszug?“, fragte eine, ihm wohlbekannte, Männerstimme vom Eingang der Gasse aus mit nüchternem Ton. Masquerade drehte sich lässig zu seinem Verfolger um. „Schönen guten Abend, Herr Oberst. Ist es nicht etwas spät für Ihren Einsatz? Ich dachte, Sie hätten mittwochs früher Schluss?“, entgegnete er mit amüsiertem, spöttischem Ton. „Um einen gesuchten Verbrecher zur Strecke zu bringen, mache ich gerne Überstunden“, erwiderte der Oberst und grinste seinerseits. „Nun ich fürchte, dann haben sie heute umsonst Überstunden gemacht. Tut mir ja leid für Sie, Oberst Mustang“, gab Masquerade vergnügt zurück. Mustang jedoch nahm nun eine Hand aus der Tasche und richtete sie auf Masquerade. Er trug einen weißen Handschuh, auf dem sich ein roter Transmutationskreis befand. „Ich möchte dich eigentlich lebend fangen, also zwing mich bitte nicht, dich in ein Häufchen Asche zu verwandeln. Wenn du brav bist, verbrenn ich nur deine Maske.“ Masquerade lachte kurz auf. Er schaute nach oben, auf die dunklen Regenwolken, die sich über ihnen befanden. „Oberst“, begann er und schaute sein Gegenüber an, während er die Hände faltete und sich im Kopf die passende Formel überlegte, die er dann in seinem Körper verteilte, „Sie und ich wissen doch beide, wie das hier enden wird, oder? Ich möchte Ihnen eigentlich gerne die Peinlichkeit ersparen, Morgen früh von ihrem Oberleutnant gefunden zu werden. Ich meine wir kennen doch beide die gute Hawkeye und…“ Der Oberst ließ ihn seinen Satz nicht beenden. Er schnipste mit den Fingern! ... Er schnipste erneut! … Nichts geschah. Sein Gesicht sah auf einmal sehr entsetzt aus und er schaute fragend auf seinen Handschuh. Masquerade hingegen lachte herzhaft und hielt sich den Bauch. „Ich weiß, man soll ja nicht immer über’s Wetter reden, aber ist es nicht schön, wenn es regnet? Ich glaube ja fast, Sie haben in Physik damals nicht gut genug aufgepasst, aber wenn es regnet, entstehen keine Funken. Haben Sie das vergessen?“ „Halt die Klappe! Wenn ich einen Funken hätte, wäre mein Feuer im Regen sogar noch viel stärker als sonst!“, protestierte der Oberst und zeigte mit seinem Zeigefinger auf sein immer noch lachenden Gegenüber. Dann verstummte das Lachen. Masquerade legte erneut die Hände zusammen. „Tja, aber wo kein Funke, da kein Feuer. Und um noch ein weiteres Sprichwort zu verwenden: Des einen Leid, des andern Freud. Sie wissen doch bestimmt noch, was meine Lieblingsalchemie ist, oder?“ Jetzt streckte er die Hände nach vorne und um sie herum begannen weiße Blitze zu tanzen. Der Oberst reagierte sofort und sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, um dem Eisspeer zu entgehen, der ihn sonst getroffen hätte. „Zu langsam!“, hörte er und sah, dass Masquerade hinter dem Speer her gerannt war und nun direkt vor ihm stand. Er wollte erneut zur Seite springen, doch es war zu spät. Masquerade klatschte noch einmal in die Hände und der Oberst spürte, wie sich etwas Kaltes über seinen Körper ausbreitete. Lediglich sein Gesicht war nicht von Eis eingeschlossen. „Lass mich sofort hier raus!“, keifte Oberst Mustang und schaute Masquerade an, der zufrieden über sein Kunstwerk, die Hände vor der Brust verschränkt hatte. „Keine Sorge, keine Sorge. Es ist nur eine dünne Eisschicht. Ich will doch nicht, dass Sie sterben oder sich irgendetwas abfrieren, aber vor einer Erkältung werde ich Sie nicht beschützen können, wenn nicht bald jemand kommt und Sie daraus holt.“ Der Maskierte drehte sich um und machte einige Schritte. Er drehte sich noch einmal zum Oberst um. „Ich muss dann auch mal los. Wir sehen uns dann beim nächsten Mal“, sagte er und drehte sich erneut um. Dann ging er weiter und blieb vor einem kleinen, zierlichen Baum stehen. Er legte die Hände zusammen und drückte sie dann auf den Baum. Dieser löste sich daraufhin in tausende kleiner Rosenblüten auf, die Masquerade einschlossen. Als sie letztlich zu Boden fielen, war Masquerade verschwunden. Der Oberst sah, von seinem Eisgefängnis aus, alles und knurrte. Insgeheim fragte er sich in Gedanken: „Verdammt! Wie macht er das bloß immer!?“ Kapitel 2: Das Gespräch - Feueralchemisten unter sich ----------------------------------------------------- „Nicht schon wieder!“, bemerkte das blonde, junge Mädchen, als es ihren Vater, eingeschlossen in einer Schicht aus Eis, vorfand. „Ich dachte, du wüsstest mittlerweile, dass Feueralchemie bei Regen nicht wirklich etwas gegen jemanden nützt, der Eisalchemie benutzt, oder?“, fragte sie mit einem breiten Lächeln. Ihre schwarzen Augen suchten die ihres Vaters und ihren Mund umschmeichelte ein entzücktes Lächeln. „Ja, ja, ist ja schon gut. Würdest du jetzt bitte die Freundlichkeit besitzen und mich hier rausholen? Es hat aufgehört zu regnen, was bedeutet auch du kannst deine Feueralchemie wieder einsetzen“, erwiderte der genervte Oberst und warf seiner Tochter einen strengen Blick zu. „Ich sollte das hier zuerst fotografieren und dann an Weihnachten als Karte verwenden. Ed wäre bestimmt entzückt und du weißt was Mum sagen würde, oder?“, triezte das Mädchen ihren Vater weiter und lächelte noch breiter. „Das ist nicht mehr witzig, Carina! Ich sitze schon seit zwei Stunden in diesem Eis fest und wenn du mich nicht sofort hier rausholst…“ „Schon gut, schon gut“, unterbrach ihn Carina und seufzte schwer. Dann hob sie eine Hand und schnippte, wobei rote Funken ihren Handschuh verließen und den Wasserstoff, den sie in der Luft konzentriert hatte, entzündete. Es waren nur schwache Flammen, die sie erzeugte. Sie schmolzen das Eis und gingen aus, als der Wasserstoff in der Luft verbraucht war. Trotz des Feuers war Oberst Mustang triefend nass und schaute ziemlich mürrisch. „Dieser… dieser… Ach, ich könnte ihn…!“, fluchte der nasse Oberst, als er seine feuchten Handschuhe auszog und seine Tochter ihm zwei neue reichte, die sie mitgebracht hatte. Sie lachte kurz. „Auch wenn du ihn nicht ausstehen kannst, er ist ziemlich gut.“ „Und leider hat er dieselbe lästige Fähigkeit wie Fullmetal! Und auch sein blödes Gehabe erinnert mich schwer an Edward“, ergänzte Mustang und biss sich auf die Lippe. „Erinnerst du dich an den Freezing Alchemist Isaac McDougall?“, fragte Carina und betrachtete den Eisspeer, den Masquerade auf den Oberst geschleudert hatte. „Du meinst den, der versucht hat die ganze Stadt einzufrieren? Natürlich. Er hat mich damals mit Wasser angegriffen und sich über meine Flammen lustig gemacht. Es ist dieselbe Alchemie wie die von Masquerade gewesen“, antwortete Angesprochener und wendete seinem Blick zu seiner Tochter. „Falsch! Es ist nur ansatzweise dieselbe Alchemie“, verbesserte sie ihren Vater. „Es muss aber dieselbe sein. Sie benutzen beide Wasser und transmutieren es in Eis.“ „Nicht ganz. Es gibt einen kleinen Unterschied, der Masquerade einen großen Vorteil gegenüber seinem Gegner verschafft: Er zieht sein Wasser komplett aus der Luft“, erklärte sie und schaute zu ihrem Vater. „Carina, ich habe vorhin gegen ihn gekämpft und dabei hat er den Regen transmutiert“, erwiderte Mustang. „Natürlich hat er das. Wenn Wasser vorhanden ist, wäre er ziemlich blöd, es nicht für Transmutationen zu benutzen. Aber wie erklärst du es dir, dass du immer nass wirst, wenn du gegen ihn kämpfst, auch wenn es nicht regnet? Er hatte nie einen Behälter für Wasser dabei und trotzdem war es immer da, wo er war.“ „Du meinst also wirklich, er kann Wasser aus der Luft ziehen?“ „In der Luft befindet sich immer Feuchtigkeit. Und wenn wir den Wasserstoff abspalten können, kann er ihn binden. So hat er immer seine Wasserquelle für Eistransmutationen. Diese Fähigkeit und die Tatsache, dass er auch ohne Wasser so ziemlich alles mit seinen Händen transmutieren kann und ein großer Verstand, der ein großes Verständnis der Alchemie voraussetzt, machen ihn zu einem schweren Gegner.“ Nachdem Carina ihre Erklärung beendet hatte, herrschte ein Schweigen zwischen den Beiden. Mustang verengte die Augen und musterte seine Tochter. Diese bemerkte die Blicke ihres Vaters und fragte knapp: „Was ist?“ „Du bist heute ziemlich altklug und wenn du mich fragst, war da gerade ein wenig zu viel Bewunderung in deiner Ausführung. Er stielt geheime Unterlagen, die nicht einmal ich als Oberst sehen darf und du schwärmst von seinen Fähigkeiten?“ Carina sah aus, als würde sie im nächsten Moment explodieren. „Ich hab doch lediglich seine Fähigkeiten erklärt, was ich nicht hätte tun müssen, wenn du mal ordentlicher zuhören würdest, wenn sich talentierte und vor allem nicht unnütze Alchemisten unterhalten, so wie Alex, Al, Ed oder ich!“ Mustangs Auge zuckte merklich und sein Gesicht lief vor Zorn rot an, als er mit gereiztem Ton fragte: „Hast du mich gerade unnütz genannt?!“ „Offiziere, die nicht zuhören oder Alchemisten, die ihre eigenen Schwächen nicht kennen, sind nun mal unnütz!“, erwiderte Carina und brüllte ihrem Vater die Worte geradezu entgegen. Die zwei Feueralchemisten funkelten sich böse an und sahen aus, als würden sie gleich aufeinander losgehen. Gerade als sie ihre Handschuhe hoben, hörte man einen Schuss, der genau zwischen den Beiden in die Wand traf. Vater und Tochter liefen vor Schreck blau an und drehten mit erschrockenen Blicken ihren Kopf mechanisch in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Oberleutnant Hawkeye stand auf der anderen Straßenseite und ging nun auf die beiden Staatsalchemisten zu. „Hier stecken Sie also. Meinen Sie nicht, Sie hätten Wichtigeres zu tun, als sich hier mit ihrer sechzehnjährigen Tochter zu streiten? Auf Kinder geht man nicht los“, verkündete der Leutnant und warf ihrem Oberst einen finsteren Blick zu. Als Carina gerade protestieren wollte, dass sie kein Kind mehr sei, drehte sich die Waffenexpertin zu ihr um und sah auch sie mit strengem Blick an. „Und du solltest deine Zeit auch nicht mit so etwas verschwenden. Leg dich nicht unnötig mit deinem Vater an, sondern kümmere dich lieber um deine Pflichten als Staatsalchemistin!“ Der Oberst und seine Tochter schauten sich schuldbewusst in die Augen. „Entschuldigung, Leutnant“, sagten sie synchron und senkten ihre Blicke. Angesprochene lächelte leicht, dann drehte sie sich um und ging in Richtung des Autos, das auf der anderen Straßenseite stand und die Alchemisten folgten ihr. Kapitel 3: Der Alptraum - Schatten der Erinnerungen --------------------------------------------------- Er wälzte sich hin und her. Sein Gesicht vor Angst und Schmerz verzehrt. Schon wieder dieser Traum. Schon wieder dieser Alptraum, der ihn seit jenem Abend verfolgte und umklammert hielt. Da stand er, ein kleiner Junge zusammen mit seinen Brüdern vor dem Transmutationskreis, der all ihre Sorgen von ihnen nehmen sollte. Überzeugt von sich selbst und ihrer Arbeit, legten sie die Hände auf den Kreis und gaben der Alchemie die Energie, die sie brauchte um zu wirken. Nun veränderte sich das Bild. Er stand allein in einem schwarzen Raum. Um ihn herum nichts als die beklemmende Schwärze, die ihn zu verschlingen drohte. Er hatte Angst. Er war allein und konnte sich nicht gegen das wehren, was ihn hier erwarten mochte. Er rannte umher, um einen Ausweg zu finden, doch so schnell er rannte, er konnte keinen finden. Doch da sah er plötzlich eine Gestalt in der Ferne. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt, doch es war eine Frau mit dem gleichen braunen Haar wie er. Er lächelte, als er auf sie zu rannte und sich darauf freute, die so lang vermisste Person nach all der Zeit endlich wieder in die Arme schließen zu können. „Mama! Mama, ich bin’s! Es hat funktioniert, du bist wieder da! Oh Mama!“, rief er aus voller Kehle und Tränen der Freude rannen über sein Gesicht, als er sich der Person, die er als Mutter bezeichnete, weiter näherte. Fast war er da. Seine Euphorie stieg. So lange hatte er auf diesen Moment schon gewartet. Es war wie ein böser Traum, der gleich von der mütterlichen Wärme vertrieben werden würde. Doch all die Freude, die er gerade noch gespürt hatte, verwandelte sich in tiefe Verzweiflung und Angst, als er sah, wie sich die Person umdrehte und ein grauenerregendes Gesicht, von Schmerz gepeinigt, auf dem Körper seiner Mutter saß. „Wa… Wa…Warum nur? Warum habt ihr mich zu so etwas gemacht?“, fragte die entstellte Gestalt mit schmerzverzehrter Stimme und streckte ihm eine, mit Blut befleckte, Hand entgegen. „Ne… Nein… Das… Haben wir nicht gewollt… Bitte… Hör auf“, wimmerte die zittrige Stimme des Kindes und er wich einen Schritt zurück. Seine Beine wollten ihn kaum tragen. „Warum?“, wiederholte die Gestalt bloß und tat einen Schritt nach vorne. „Aufhören… Hör doch bitte auf…“, bettelte das Kind inständig und versuchte erneut zurückzuweichen, doch seine wackeligen Beine gaben nach und er fiel nach hinten. Unfähig aufzustehen, versuchte er im Sitzen zurückzuweichen, doch die missgebildete Gestalt trat einen weiteren Schritt auf ihn zu und kam immer näher. „Warum? Warum nur?“, klagte sie immer wieder und richtete ihren geplagten Blick dabei auf das Kind vor sich. Der Junge zitterte am ganzen Leib. Er wollte nur, dass diese Angst, die ihn gefangen hielt endlich ein Ende hatte. Als die Hand der Gestalt kurz vor seinem Gesicht war, schloss er panisch die Augen. „Bitte nicht“, flehte er in Gedanken, doch auf einmal ertönte der schmerzerfüllte Schrei seines jüngsten Bruders und brachte ihn dazu die Augen wieder zu öffnen. Die grausige Gestalt war verschwunden und seinem kleinen Bruder Alphonse gewichen, der seinem großen Bruder in dieselben goldenen Augen schaute. Al’s Gesicht war ebenfalls ängstlich. „Nii-san, hilf mir!“, rief er und streckte die Arme aus. Doch bevor der Junge die Hände greifen konnte, begannen sie zu zerfallen. Sein Bruder wand sich und versuchte sich zu retten, doch sein Körper zerfiel immer weiter. „Al! Nein!“, brüllte der mittlerweile kraftlose Junge und konnte nichts anderes tun, als zuzusehen, wie sein Bruder sich auflöste. Als Al vollkommen verschwunden war, erklang erneut ein Schrei und Blut spritzte über den Jungen. „Ed… Ed… Dein Arm… Dein Bein…“, jammerte der Junge und sah die zusammengekauerte Silhouette seines jüngeren Bruders auf dem Boden liegen. Unfähig aufzustehen, wegen des fehlenden Beines. Unfähig sich aufzurichten, wegen des fehlenden Armes. Und überall Blut! Der schwarze Ort war getränkt mit Blut. Mit dem Blut seines jüngeren Bruders. „Nein!...Ich… Ich will nicht mehr“, schrie der Junge und brach in Tränen aus. Er schloss erneut die Augen. Wann hatte diese Qual ein Ende? Wann? „Angst für jene, für die Wagemut die einzige Richtschnur ist.“ Der Junge erschrak erneut, als er seine eigene Stimme hörte. Zaghaft öffnete er die Augen und blickte in das augenlose Gesicht einer weißen Gestalt ohne Konturen. Als das Kind sie anschaute, grinste diese mit einem fast wahnsinnigen Lächeln. „Wahnsinn für jene, die sich mächtig fühlen wollen“, sagte die Gestalt und verwendete erneut die Stimme des Jungens. Der Junge konnte nichts mehr sagen, nicht mehr klagen, nicht mehr flehen. Angst war das einzige Gefühl, welches er noch kannte. Wieder ergriff die Gestalt das Wort und streckte dabei die Hand nach dem Gesicht des Jungen aus: „Strafe für jene, die ihre Grenzen nicht kennen.“ Der Junge spürte den Schmerz, spürte das Stechen, das Reißen der Haut über seinem rechten Auge und das schreckliche leere Gefühl in seiner rechten Augenhöhle. Er stieß einen Schrei aus und warmes, leuchtendes Blut rann an seinem Gesicht herab, wie die Tränen, die er bis zu diesem Zeitpunkt vergossen hatte. Kapitel 4: Das Erwachen - Das trübe Auge unter der Narbe -------------------------------------------------------- Tobias schrie, als er aus seinem Alptraum erwachte und setzte sich schlagartig auf. Er keuchte und versuchte sich von seinem Schrecken zu erholen, während er aufstand und ins Badezimmer seines kleinen Hotelzimmers ging, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu waschen. Auf dem Weg drückte er sich die Hand aufs rechte Auge. Es tat weh, aber das tat es so ziemlich immer und auch die Narbe machte sich wieder bemerkbar, indem sie Tobias einen stechenden Schmerz bescherte. „Dieses verdammte Drecksding!“, schimpfte Tobias, als er die Badezimmertür öffnete und zum Waschbecken ging und sich mit kaltem, klarem Wasser das Gesicht wusch. Er spürte wie die salzige Kruste vom Wasser abgewaschen wurde und mit ihr die Erinnerung an den Alptraum. Nachdem er sich mit einem Handtuch das Gesicht getrocknet hatte, schaute Tobias in den Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Sein linkes Auge leuchtete ihn mit seinem goldenen Ton entgegen und der Glanz des reflektierten Lichtes ließ das Auge noch heller und strahlender Wirken. Sein rechtes Auge hingegen, war um einiges dunkler als das Linke. Das Gold erinnerte er an ein Braun und es glänzte auch nicht, sondern lag matt und trüb in seiner Augenhöhle. Über seine Augenlieder und seine Augenbraue erstreckte sich eine gerade, schnittförmige Narbe, die mit ihrem dunkleren Farbton, das matte rechte Auge noch mehr hervorhob. Tobias mochte sein Gesicht nicht. Natürlich war er nie besonders stolz darauf gewesen „seine“ Augenfarbe zu haben, doch war es auch die Augenfarbe seiner Brüder. Winry und Oma Pinako hatten Wochen damit verbracht, ein künstliches Auge zu bauen, das eine ähnliche Augenfarbe hatte wie sein Altes und deswegen und weil er es eilig hatte, hatte er damals nichts gesagt, als sie es ihm präsentierten. Zu groß war außerdem die Freude gewesen, dass die Beiden es überhaupt geschafft hatten, eine Automail zu bauen, die wirklich aussah wie ein Auge. Normalerweise waren Augenprothesen in Amestris mehr kameraartig und standen aus dem Kopf hervor und so etwas wollte Tobias unter keinen Umständen haben. Das künstliche Auge erfüllte seinen Zweck. Mit ihm konnte Tobias sehen. Zwar nicht so gut, wie auf seinem linken, echten Auge, aber immerhin. Natürlich hatte es auch Nachteile: Es schmerzte. Und manchmal sogar ziemlich stark, aber davor hatte Pinako ihn gewarnt, bevor er sich der schmerzhaften Operation gestellt hatte. „Du musst dir sehr sicher sein, dass du es auch willst. Eine Automail mit den Nervenbahnen zu verbinden, haut selbst den stärksten Soldaten um und so dicht am Gehirn, wird es bestimmt die Hölle!“, hatte sie zu ihm gesagt. Trotzdem konnte er es sich auf seiner Reise nicht erlauben, nur mit einem Auge sehen zu können. Dafür nahm er sogar die gelegentlichen Kopfschmerzen hin, die er durch das Sehen mit dem künstlichen Auge hatte. Irgendwie war er dem Wesen, das sich als Gott bezeichnet hatte dankbar, dass es seine Augenlieder aufgerissen hatte, denn so war es wenigstens nur eine Narbe gewesen, die sein Gesicht zierte, nachdem Winry das Auge eingesetzt hatte. Tobias verließ das Badezimmer wieder und ging nun zu seinem Schrank, um sich anzuziehen. Als er ihn öffnete, war das Erste, das er sah, Masquerades weiße Maske mit der roten Verzierung. Schnell suchte er sich einige Kleidungsstücke heraus und zog sie an, ohne groß darüber nachzudenken. Darüber warf er seinen langen, weißen Mantel und steckte die Maske in eine der Innentaschen, nachdem er sie zuvor durch eine Transmutation verdichtet und damit verkleinert hatte. Dann wendete er sich seinen Haaren zu. Vorne trug er sie recht kurz, während er sie hinten wachsen ließ und mit einem Haarband zusammenband. Seine Haare unterschieden ihn von seinen Brüdern: Im Gegensatz zu ihnen, die beide blondes Haar hatten, war seines nussbraun wie das seiner Mutter. Er fand es schön, dass er das Haar seiner Mutter geerbt hatte, bis auf diesen Punkt, sahen sie alle Drei mehr aus wie „er“ und das missfiel Tobias. Nun, da Tobias mit seiner Erscheinung zufrieden war, wurde es Zeit, sich auf den Weg zu machen. „Schon wieder Regen. Der Oberst wird gerade fluchen“, sagte Tobias, als er seine Kapuze aufzog, um nicht nass zu werden. Der Oberst war heute aber nicht sein Problem. Sein Problem war der Mann mit der Narbe. Der Mann, der es auf Staatsalchemisten abgesehen hatte. Nicht, dass er persönlich davon betroffen wäre, immerhin arbeiteten sie für die Armee dieses korrupten Landes, das verpicht darauf war, seine eigenen Ziele in die Tat umzusetzen. Er wusste, dass sie nichts dafür konnten, glaubten sie doch das Richtige zu tun, doch waren sie dem Land so treu ergeben, dass sie auch niemandem zuhören würden, der versuchte ihnen zu erklären, was wirklich in Amestris vor sich ging. Tobias’ Problem war es, da Edward ein Staatsalchemist war und er wusste, dass sich Ed und Al ebenfalls in East City aufhalten mussten. „Ich hätte damit rechnen müssen…“, dachte Tobias betrübt, als er plötzlich unsanft aus seinen Gedanken gerissen wurde. Zwei Straßen weiter leuchtete ein Transmutationsblitz auf und verkündete den dortigen Kampf. „Alchemie!“, dachte er und beschleunigte seine Schritte. Im Kopf ging Tobias die Formel durch, die die Form der Erde verändern konnte und verteilte sie in seinem Körper. Als er seine Hände zusammenlegte, schloss er den Transmutationskreis und drückte sie anschließend auf die Erde. Die Erde gehorchte und stieg in einer großen Säule empor, die Tobias bis auf die Höhe der Häuserdächer transportierte. Mit einem beherzten Sprung war er auf einem Hausdach gelandet und musste sich nun so schnell wie möglich einen Überblick über die Situation verschaffen. Erneut klatschte er in die Hände und eine Brücke aus Erde verband zwei Häuser miteinander, wodurch er schnell zu dem Kampfgeschehen gelangte. Er schaute welche Parteien sich dort gegenüberstanden und erstarrte, als er einen roten, wehenden Mantel, der einem blonden Jungen mit langen Haaren gehörte, erblickte. „Edward!“, dachte er panisch und ließ weiter seinen Blick schweifen. Die große, silberne Rüstung, die sich neben Ed befand, war sein jüngster Bruder Al. Er schaute auf den Gegner der Beiden und riss die Augen auf, als er den Mann mit der gelben Jacke und der großen, X-förmigen Narbe im Gesicht sah. Ungefähr fünf Straßen weiter bogen gerade einige Autos um die Ecke und bewegten sich genau auf den Schauplatz des Kampfes zu. „Das wird der Oberst sein“, sagte Tobias und wendete seinen Blick wieder dem Geschehen zu. Tobias wusste, dass er Ed und Al so nicht helfen konnte und wenn gleich Oberst Mustang und sein Gefolge auftauchen würden, wäre es schwer zu erklären, warum Masquerade einem Staatsalchemisten geholfen hatte. Geschweige denn wieder unter Hawkeyes Kugelhagel verschwinden zu können. „Halte durch, Ed. Nur noch ein bisschen länger!“, feuerte er seinen Bruder in Gedanken an. Ed und Al stürmten gerade gleichzeitig auf den Mann mit der Narbe los, doch ihre beiden Angriffe verfehlten den Feind. Dieser setzte nun zum Gegenangriff an und berührte Als Rüstung mit der rechten Hand. Fast hätte Tobias geschrieen, als er sah, wie die Rüstung seines Bruders an der Seite, an der sie berührt wurde, in ihre Einzelteile zersprang und Al somit zu Boden ging. Die leere Rüstung blieb, unfähig alleine aufzustehen, liegen. „AL!“, konnte Tobias seinen Bruder rufen hören, der nun alleine mit seiner, zu einer Klinge transmutierten, Automail auf Scar losstürmte. „Idiot!“, stieß Tobias aus, als er bemerkte, dass Scar nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, Eds Arm zu erwischen. Er sah zu, wie der mechanische Arm in seine Einzelteile zersprang und Ed ebenfalls zu Boden ging. „Nii-san, lauf!“, schrie Al Ed zu. Scar stand nun direkt vor Ed und schaute ihn an. So verzweifelt hatte Tobias seinen Bruder lange nicht mehr gesehen. Seine Augen strahlten Furch und Todesangst aus. Tobias biss sich auf die Lippe. „Verdammt… VERDAMMT!“, dachte er. Er schaute erneut auf das näher kommende Auto. Sie würden zu spät kommen. Auf jeden Fall! „Dieser unfähige, unnütze Oberst!“, fluchte Tobias, als er die Maske aus seiner Tasche zu und schnell zu ihrer alten Größe transmutierte. „Jetzt oder nie“, sagte er sich, bevor die Maske sein Gesicht bedeckte und ihm die Kraft und Entschlossenheit gab, die er brauchte, um seinen Bruder zu retten. „Masquerade ist hier, um die Lage zu retten. Jetzt bin ich am Zug!“, sagte er und seine Stimme durchdrang kraftvoll und energiegeladen den eiskalten Regen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)