The Feelings hidden behind the Mask von ToTeih ================================================================================ Kapitel 4: Das Erwachen - Das trübe Auge unter der Narbe -------------------------------------------------------- Tobias schrie, als er aus seinem Alptraum erwachte und setzte sich schlagartig auf. Er keuchte und versuchte sich von seinem Schrecken zu erholen, während er aufstand und ins Badezimmer seines kleinen Hotelzimmers ging, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu waschen. Auf dem Weg drückte er sich die Hand aufs rechte Auge. Es tat weh, aber das tat es so ziemlich immer und auch die Narbe machte sich wieder bemerkbar, indem sie Tobias einen stechenden Schmerz bescherte. „Dieses verdammte Drecksding!“, schimpfte Tobias, als er die Badezimmertür öffnete und zum Waschbecken ging und sich mit kaltem, klarem Wasser das Gesicht wusch. Er spürte wie die salzige Kruste vom Wasser abgewaschen wurde und mit ihr die Erinnerung an den Alptraum. Nachdem er sich mit einem Handtuch das Gesicht getrocknet hatte, schaute Tobias in den Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Sein linkes Auge leuchtete ihn mit seinem goldenen Ton entgegen und der Glanz des reflektierten Lichtes ließ das Auge noch heller und strahlender Wirken. Sein rechtes Auge hingegen, war um einiges dunkler als das Linke. Das Gold erinnerte er an ein Braun und es glänzte auch nicht, sondern lag matt und trüb in seiner Augenhöhle. Über seine Augenlieder und seine Augenbraue erstreckte sich eine gerade, schnittförmige Narbe, die mit ihrem dunkleren Farbton, das matte rechte Auge noch mehr hervorhob. Tobias mochte sein Gesicht nicht. Natürlich war er nie besonders stolz darauf gewesen „seine“ Augenfarbe zu haben, doch war es auch die Augenfarbe seiner Brüder. Winry und Oma Pinako hatten Wochen damit verbracht, ein künstliches Auge zu bauen, das eine ähnliche Augenfarbe hatte wie sein Altes und deswegen und weil er es eilig hatte, hatte er damals nichts gesagt, als sie es ihm präsentierten. Zu groß war außerdem die Freude gewesen, dass die Beiden es überhaupt geschafft hatten, eine Automail zu bauen, die wirklich aussah wie ein Auge. Normalerweise waren Augenprothesen in Amestris mehr kameraartig und standen aus dem Kopf hervor und so etwas wollte Tobias unter keinen Umständen haben. Das künstliche Auge erfüllte seinen Zweck. Mit ihm konnte Tobias sehen. Zwar nicht so gut, wie auf seinem linken, echten Auge, aber immerhin. Natürlich hatte es auch Nachteile: Es schmerzte. Und manchmal sogar ziemlich stark, aber davor hatte Pinako ihn gewarnt, bevor er sich der schmerzhaften Operation gestellt hatte. „Du musst dir sehr sicher sein, dass du es auch willst. Eine Automail mit den Nervenbahnen zu verbinden, haut selbst den stärksten Soldaten um und so dicht am Gehirn, wird es bestimmt die Hölle!“, hatte sie zu ihm gesagt. Trotzdem konnte er es sich auf seiner Reise nicht erlauben, nur mit einem Auge sehen zu können. Dafür nahm er sogar die gelegentlichen Kopfschmerzen hin, die er durch das Sehen mit dem künstlichen Auge hatte. Irgendwie war er dem Wesen, das sich als Gott bezeichnet hatte dankbar, dass es seine Augenlieder aufgerissen hatte, denn so war es wenigstens nur eine Narbe gewesen, die sein Gesicht zierte, nachdem Winry das Auge eingesetzt hatte. Tobias verließ das Badezimmer wieder und ging nun zu seinem Schrank, um sich anzuziehen. Als er ihn öffnete, war das Erste, das er sah, Masquerades weiße Maske mit der roten Verzierung. Schnell suchte er sich einige Kleidungsstücke heraus und zog sie an, ohne groß darüber nachzudenken. Darüber warf er seinen langen, weißen Mantel und steckte die Maske in eine der Innentaschen, nachdem er sie zuvor durch eine Transmutation verdichtet und damit verkleinert hatte. Dann wendete er sich seinen Haaren zu. Vorne trug er sie recht kurz, während er sie hinten wachsen ließ und mit einem Haarband zusammenband. Seine Haare unterschieden ihn von seinen Brüdern: Im Gegensatz zu ihnen, die beide blondes Haar hatten, war seines nussbraun wie das seiner Mutter. Er fand es schön, dass er das Haar seiner Mutter geerbt hatte, bis auf diesen Punkt, sahen sie alle Drei mehr aus wie „er“ und das missfiel Tobias. Nun, da Tobias mit seiner Erscheinung zufrieden war, wurde es Zeit, sich auf den Weg zu machen. „Schon wieder Regen. Der Oberst wird gerade fluchen“, sagte Tobias, als er seine Kapuze aufzog, um nicht nass zu werden. Der Oberst war heute aber nicht sein Problem. Sein Problem war der Mann mit der Narbe. Der Mann, der es auf Staatsalchemisten abgesehen hatte. Nicht, dass er persönlich davon betroffen wäre, immerhin arbeiteten sie für die Armee dieses korrupten Landes, das verpicht darauf war, seine eigenen Ziele in die Tat umzusetzen. Er wusste, dass sie nichts dafür konnten, glaubten sie doch das Richtige zu tun, doch waren sie dem Land so treu ergeben, dass sie auch niemandem zuhören würden, der versuchte ihnen zu erklären, was wirklich in Amestris vor sich ging. Tobias’ Problem war es, da Edward ein Staatsalchemist war und er wusste, dass sich Ed und Al ebenfalls in East City aufhalten mussten. „Ich hätte damit rechnen müssen…“, dachte Tobias betrübt, als er plötzlich unsanft aus seinen Gedanken gerissen wurde. Zwei Straßen weiter leuchtete ein Transmutationsblitz auf und verkündete den dortigen Kampf. „Alchemie!“, dachte er und beschleunigte seine Schritte. Im Kopf ging Tobias die Formel durch, die die Form der Erde verändern konnte und verteilte sie in seinem Körper. Als er seine Hände zusammenlegte, schloss er den Transmutationskreis und drückte sie anschließend auf die Erde. Die Erde gehorchte und stieg in einer großen Säule empor, die Tobias bis auf die Höhe der Häuserdächer transportierte. Mit einem beherzten Sprung war er auf einem Hausdach gelandet und musste sich nun so schnell wie möglich einen Überblick über die Situation verschaffen. Erneut klatschte er in die Hände und eine Brücke aus Erde verband zwei Häuser miteinander, wodurch er schnell zu dem Kampfgeschehen gelangte. Er schaute welche Parteien sich dort gegenüberstanden und erstarrte, als er einen roten, wehenden Mantel, der einem blonden Jungen mit langen Haaren gehörte, erblickte. „Edward!“, dachte er panisch und ließ weiter seinen Blick schweifen. Die große, silberne Rüstung, die sich neben Ed befand, war sein jüngster Bruder Al. Er schaute auf den Gegner der Beiden und riss die Augen auf, als er den Mann mit der gelben Jacke und der großen, X-förmigen Narbe im Gesicht sah. Ungefähr fünf Straßen weiter bogen gerade einige Autos um die Ecke und bewegten sich genau auf den Schauplatz des Kampfes zu. „Das wird der Oberst sein“, sagte Tobias und wendete seinen Blick wieder dem Geschehen zu. Tobias wusste, dass er Ed und Al so nicht helfen konnte und wenn gleich Oberst Mustang und sein Gefolge auftauchen würden, wäre es schwer zu erklären, warum Masquerade einem Staatsalchemisten geholfen hatte. Geschweige denn wieder unter Hawkeyes Kugelhagel verschwinden zu können. „Halte durch, Ed. Nur noch ein bisschen länger!“, feuerte er seinen Bruder in Gedanken an. Ed und Al stürmten gerade gleichzeitig auf den Mann mit der Narbe los, doch ihre beiden Angriffe verfehlten den Feind. Dieser setzte nun zum Gegenangriff an und berührte Als Rüstung mit der rechten Hand. Fast hätte Tobias geschrieen, als er sah, wie die Rüstung seines Bruders an der Seite, an der sie berührt wurde, in ihre Einzelteile zersprang und Al somit zu Boden ging. Die leere Rüstung blieb, unfähig alleine aufzustehen, liegen. „AL!“, konnte Tobias seinen Bruder rufen hören, der nun alleine mit seiner, zu einer Klinge transmutierten, Automail auf Scar losstürmte. „Idiot!“, stieß Tobias aus, als er bemerkte, dass Scar nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, Eds Arm zu erwischen. Er sah zu, wie der mechanische Arm in seine Einzelteile zersprang und Ed ebenfalls zu Boden ging. „Nii-san, lauf!“, schrie Al Ed zu. Scar stand nun direkt vor Ed und schaute ihn an. So verzweifelt hatte Tobias seinen Bruder lange nicht mehr gesehen. Seine Augen strahlten Furch und Todesangst aus. Tobias biss sich auf die Lippe. „Verdammt… VERDAMMT!“, dachte er. Er schaute erneut auf das näher kommende Auto. Sie würden zu spät kommen. Auf jeden Fall! „Dieser unfähige, unnütze Oberst!“, fluchte Tobias, als er die Maske aus seiner Tasche zu und schnell zu ihrer alten Größe transmutierte. „Jetzt oder nie“, sagte er sich, bevor die Maske sein Gesicht bedeckte und ihm die Kraft und Entschlossenheit gab, die er brauchte, um seinen Bruder zu retten. „Masquerade ist hier, um die Lage zu retten. Jetzt bin ich am Zug!“, sagte er und seine Stimme durchdrang kraftvoll und energiegeladen den eiskalten Regen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)