Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 25: "Ich sehe keine Zukunft." - "Wart ab." -------------------------------------------------- Schweigen. Eine bedrückende Stille, die nicht wich. Das Knistern innerhalb der Atmosphäre, spürbar in Mark und Bein. Die letzten Worte, die Nami von sich gegeben hatte, hallten abermals in den Ohren der Prinzessin. Unwillkürlich wurde sie zurückversetzt. Diverse Gespräche die sie mit der Archäologin geführt hatte, flackerten vor ihrem inneren Auge. Wie viele Wortgefechte sie doch miteinander gefochten hatten. Eines davon brachte sie hierher, zu Nami, der Frau, die trotz der Zeit nicht in Vergessenheit geriet. Dem Anschein nach, benötigte es eben so viel Aufwand ihre Liebe zu überzeugen, als jene Frau. Langsam, darauf bedacht jede ihrer Bewegungen zu überdenken, nahm Vivi einen Schritt nach dem anderen, blieb dicht vor der Navigatorin stehen. „Ich kann dein Misstrauen verstehen“, begann sie zu sprechen, wog ihre Wortwahl ab. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, während ihre Augen eine andere Welt zeigten. Angst gepaart mit dem Hauch von Schmerz. Die Nachricht, die ihren Vater betrifft, traf sie selbst. Vor ihrer Abreise, versicherte er ihr, dass das nicht so schlimm sei. Mit dem Verschlechtern seiner Verfassung, hatte sie selbst nicht gerechnet, nicht in dieser kurzen Zeit. „Ihm geht es in der Tat schlechter, als er mir preisgeben möchte. Daher muss ich vorerst tatsächlich zurück.“ Schnell hob sie ihre Hand, signalisierte Nami keine falschen Schlüsse zu ziehen, sie aussprechen zu lassen. So oder so hätte sie ein letztes Mal zurückkehren müssen. Diesen einen Punkt galt es persönlich zu lösen. Ihr Blick streifte über das Gesicht der Orangehaarigen, deren Ausdruck wahrlich Wut, Ablehnung ausdrückte. In die Situation hatte sich Vivi selbst manövriert, darüber war sie sich seither im Klaren. Sie suchte keine Ausreden. Die Entscheidung traf sie damals bewusst. Ihrer Liebe gab sie nie die nötige Chance. Dafür war sie nun hier, sich ihrem Fehler zu stellen, ihn einzugestehen, die Scherben, die sie hinterließ aufzuheben. In ein Ganzes zu setzen. „Ich habe mein Land dir vorgezogen. Jahrelang kämpfte ich um das Volk zu schützen, sie vor Crocodile zu bewahren. Meine Aufmerksamkeit galt ihnen. Ohne eure Hilfe wäre es nie so weit gekommen, dass nun erneut Frieden herrscht. Ich konnte nicht gehen. Nicht während des Neuanfanges, dem Aufbau. Den Teil, den musst du verstehen, bitte. Ich habe eine Verpflichtung, die ich nicht binnen kurzer Zeit vergessen, über Bord werfen kann. Du hast acht Jahre lang versucht dein Dorf zu retten. Die Menschen, die du magst und jene, die du liebst. Der Unterschied liegt darin, dass du schneller gehen konntest. Ich nicht.“ Sichtlich war ein tiefer Atemzug seitens Nami erkennbar. Sie wartete, wartete auf die eine Erklärung, die sie womöglich erweichen ließ. Vivi trat ein weiteres Stück näher, sodass sie förmlich den Atem der Anderen auf ihrer Haut spüren konnte. Von Nami kam keine Reaktion. Ihr Körper erstarrte, blieb an Ort und Stelle, ungerührt. Lediglich ihr Brustkorb hob und senkte sich, schneller und schneller. Zaghaft gab Vivi eine Strähne aus ihrem Gesicht, strich ihre Wange entlang, ehe sie Hand auf dieser ruhen ließ. „Ich will dich“, wisperte sie gegen die Lippen der Navigatorin, deren Konturen sie mit dem Daumen sanft nachzog. „Ich bin bereit zurückzutreten, all das hinter mir zu lassen, für immer.“ Damals hatte sie sich die Worte erhofft. Sehr sogar. Tagtäglich wartete sie auf ein Zeichen. Abermals fragte sich Nami, ob sie die falsche Entscheidung traf. Sie hätte genauso gut bleiben können, natürlich. Ihre Beweggründe blieben allerdings dieselben, bis heute. Das Land kam alleine zurecht, zusammen mit dem König, allem Drum und Dran. Ihre Freunde? Nein, nicht auf den Gewässern. Mit dem Betreten des Schiffes, ging sie eine Bürde ein. Ruffy dorthin zu bringen, wo auch immer sein Herz es wollte, sicher durch all die Gefahren, die auf dem Meer herrschte. Ihn zu verlassen, ihn im Stich zu lassen, brachte sie nicht über das Herz. Nicht nach alldem, das er für sie getan hatte. Sie war seine Navigatorin, bis zum Ende, bis er selbst einen Tages meinte, die Reise war vorüber. Schwer versuchte sie den Kloß, der sich allmählich bildete, hinunterzuschlucken, zu verdrängen. Was hielt sie von Vivis Worten? Nachdem sie sich solange danach gesehnt hatte? „Wie,…, wie stellst du dir das vor?“ Ein Flüstern, während ihre Augen starr in jene der Prinzessin sahen. Durften sie den Worten Glauben schenken? Warum wankte sie? „Corsa soll den Platz einnehmen. Sie lieben ihn und er weiß, was richtig ist und was nicht. Er wäre die einzige Option.“ Die Zeitungen berichteten gern über ihn, natürlich in Verbindung mit Vivi. Allzu gern sahen sie ihn in dieser Position. Wenn es den Weg gab, dann durften sie die Möglichkeit nicht verstreichen lassen. Zum ersten Mal musste sie das durchsetzen, das sie sich wünschte. Nami runzelte die Stirn, brach den Blickkontakt ab und dachte über das Ausgesprochene nach. Zugegeben, es hörte sich verlockend, plausibel an. Am Ende erschien ihr die Wendung allerdings zu einfach. „Weiter? Ein einfacher Bürger kann einfach so zum König werden? Die Prinzessin zieht sich dafür ins Piratenleben zurück? Oder aber gibt es zuvor eine imposante Hochzeit? Er bleibt zu Hause, kümmert sich um alles und du gibst vor auf eine große Reise zu gehen? Eine Weile später kehrst du zurück, ein Kind folgt, du verschwindest erneut? Ab und an wirst du mit Piraten gesichtet? Oh, die Königin ist in Schwierigkeiten. Die Gesetzlosen entführen dich“, kam es kopfschüttelnd. Schließlich unterband sie die Nähe und machte zwei Schritte rückwärts. „Wie genau sieht der Plan aus?“, fragte sie gereizt. Ihre Stimmung drohte erneut zu wandeln. Ein herablassendes Lachen folgte. Die Idee schrie förmlich nach Gefahr, nach Problemen, die sie nicht brauchte. Vivi senkte ihren Kopf, schloss einen Augenblick lang die Augen, versuchte die Situation nicht ins Kippen zu bringen. Tief durchatmend fuhr sie sich durchs Gesicht. „Ich weiß, es wirkt löchrig, mehr kann ich allerdings nicht tun. Ich kann mich schlecht für tot erklären lassen und mit euch segeln. Er ist meine Wahl, für den Fall das mein Vater eines Tages stirbt. Ich bin hier, ich bleibe bei dir. Siehst du nicht, dass es das ist, das ich möchte?“ Keine direkte Antwort erfolgte. Namis Blick blieb am Bett der Schwarzhaarigen haften. Hier kam der Knackpunkt. Was wollte sie, für sich selbst? Allmählich wurde Vivi nervös, ungeduldig. Warum sagte sie nichts? Verwirrt verfolgte sie schließlich den Blickwinkel der Navigatorin. Verzweifelt lachte Vivi bei dem Gedanken, der sich in ihr ausbreitete. „Sag mir bitte nicht, es ist wegen ihr?“ Langsam drehte Nami ihr den Kopf entgegen, erneut trafen sich ihre Blicke. Der Ausdruck, der darin lag, sprach Bände. Ungläubig schüttelte Vivi den Kopf, ihr Mund stand offen. „Warum ist sie dann fort?“ „Beantworte du mir das. Was hat Robin dazu veranlasst diesen Schnitt zu machen? Die Antwort kennst nur du“, erwiderte Nami ruhig. In ihren Augen trug Vivi einen Teil der Schuld. Vivi allerdings war weiterhin damit beschäftigt diesen Umstand zu verdauen. Mit allem rechnete die Prinzessin, allerdings nicht mit der Tatsache, dass diese Gefühle eventuell beidseitig vorhanden waren. „Du bist lediglich verwirrt. Hast keinen Schimmer, was du da sagst. Die Frau hat dich um den Finger gewickelt. War für dich da, keine Frage. Du vermisst eine gute Freundin“, sprach sie gepresst. Die Tatsache, dass das tatsächlich der Wahrheit entsprach, wollte sie verdrängen. Dem Gedanken keine Chance geben. Nami legte die Stirn in Falten. Ein Teil war in der Lage sich in die Situation der anderen hineinzuversetzen. Plötzlich stand erneut alles Kopf. Besonders sollte Vivi tatsächlich vorgehabt haben, ihr altes Leben aufzugeben. Trotz der Worte blieb Nami äußerst ruhig, nicht darauf bedacht sich darüber aufzuregen. „Wir haben uns darauf geeinigt, es zu probieren. Zu sehen wohin uns der Versuch führt“, erklärte sie und wartete ab. Vivis Augen weiteten sich. Nami selbst stieß einen tiefen Seufzer aus, setzte sich auf die Bettkante und verhakte die Finger ineinander, betrachtete ihre Hände. „Sie hat lange gewartet, mich nicht bedrängt. Ich bekam die Zeit mir darüber klar zu werden. Weißt du, ich kann sehr wohl Gefühle unterscheiden. Die ersten Wochen ohne dich waren schwer. Du hast mir wahrlich gefehlt. Mit der Zeit ging es mir wesentlich besser, ich dachte nicht länger pausenlos an dich und in den zwei Jahren,…“ Sie brach ab, kniff die Augen ein wenig zusammen, erinnerte sich an diverse Momente zurück. In diesen Monaten gab es keine Gedanken, die um Vivi kreisten. Nicht in der Weise, die sie hinsichtlich Robin hatte. Diese Frau hatte sich nach und nach in ihr Herz geschlichen, ihre Gedanken, in alles. Sie zwei Jahre lang nicht zu sehen, war eine Erfahrung, die ihr manchmal den Verstand raubte. „Ich hege keineswegs freundschaftliche Gefühle ihr gegenüber. Verstehst du nun, warum ich dir gegenüber reserviert bin? Warum mich ihr Verschwinden trifft? Ich dachte, von nun an läuft alles gut. Warum ist sie nicht hier, Vivi? Was habt ihr besprochen?“ Erneut sah sie zur Prinzessin, die ihren Kiefer fest aufeinanderpresste. „Und dann? Wenn ich dir davon erzähle? Was dann?“ Nami klopfte auf die Matratze. Zögernd, nachdem sie den ersten Schock verdaut hatte, nahm Vivi neben ihr Platz. Die Ruhe, die sich binnen weniger Momente in ihr ausgebreitete hatte, machte Nami stutzig. Anstatt ein lautes Wortgefecht zu führen, war sie besonnen, darauf bedacht keine übereiligen Wortfetzen von sich zu geben, die sie bald schon bereute. Vielleicht war sie tatsächlich ein wenig gereift. „Es liegt mir fern uns beide zu belügen. Ich sehe keine Zukunft in uns. Vielmehr möchte ich verstehen.“ Traurig sah sie zu Vivi, die auf den Boden starrte. Bei den Worten hatten ihre Augenlider gezuckt. Merklich schien diese zu versuchen damit umzugehen. „Wart ab. Schlaf darüber“, murmelte sie vor sich hin. Zum ersten Mal erkannte Nami, dass sie in dieser Hinsicht wirklich nicht aufgeben wollte. Vor über zwei Jahren hätte sie solch eine Reaktion unsagbar glücklich gemacht. In Anbetracht der Veränderung schmerzten die Worte. „Das ändert nichts. Unsere gemeinsame Zeit ist vorbei.“ Erneut ein Kopfschütteln. Nami massierte sich ihren Nasenrücken. Das hatte keinen Sinn mehr. Sie drehten sich zunehmend im Kreis. „Sanji dürfte das Essen fertig haben. Reden wir später nochmal“, murmelte sie schlussendlich. Momentan dürfte das Gespräch keinen Fortschritt machen, da konnten sie es gut und gerne verschieben. Sie wollte Vivi Zeit geben das Ganze zu verdauen und vielleicht war es zu diesem Zeitpunkt egoistisch, doch wollte Nami Informationen. Solange sie diese nicht bekam, ließe sie Vivi nicht fort. „Ich wette, du fühlst noch etwas für mich.“ Bevor sie sich in Bewegung setzen konnte, spürte sie eine Hand an ihrem Oberarm. Der Rest verlief recht schnell, ohne das Nami etwas entgegnen konnte. Vivis andere Hand an ihrer Wange, die das Gesicht zur Seite drehte, ihre Lippen auf den eigenen. Anders als sich Vivi erhofft hatte, fing sich Nami recht schnell von ihrer anfänglichen Überraschung. „Verletz dich nicht selbst“, wisperte Nami als sie den Kopf zurückzog, die Hand von sich gab und Vivi auf Abstand brachte. „Angst, ich könnte richtig liegen?“ Die Prinzessin machte es in ihren Augen noch komplizierter als es ohnehin schon war. Ein provokantes Lächeln zierte ihre Lippen. Nami hob eine Augenbraue. „Mach dich nicht lächerlich“, meinte sie leicht lachend und schüttelte den Kopf. Glaubte sie tatsächlich daran? „Ich möchte lediglich eine Antwort.“ „Da wären wir zu zweit. Allerdings sind unsere Fragen unterschiedlich.“ „Und wenn nicht? Was ist, wenn du weiterhin Gefühle für mich hast?“ Allmählich strapazierte das wahrlich ihre Nerven. Doch hatte sie Vivi gewarnt. Ruckartig überbrückte Nami den Abstand, den sie zuvor gewahrt hatte, verschloss ihre Lippen mit jener der anderen. Sie zog nicht zurück, ließ sich vollends auf diesen Moment ein. Vivi selbst brauchte keine Zeit, sich darüber klar zu werden, was gerade geschah. Vielmehr spürte sie all das Verlangen, welches all die Zeit über ungestillt blieb. Das hier, das wollte sie. „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“, hauchte sie gegen die Lippen der anderen und erhob sich. Räuspernd richtete sie ihre Haare und marschierte durch den Raum. „Und? Habe ich richtig gelegen?“, rief Vivi hinterher als Nami die Tür öffnete und gerade dabei war, den Raum zu verlassen. Das Spielchen war endgültig beendet. Nami verharrte im Türrahmen, strich sich nachdenklich über die Lippen, dachte dabei an das Gefühl zurück, welches sie in jenem Moment verspürt hatte, an das Gesicht, welches ihr dabei durch den Kopf ging. Gefasst warf sie einen Blick über die Schulter. „Nein, du liegst falsch. Meine Gedanken, meine Gefühle,… alles ist klarer als jemals zuvor. Ich will sie“, antwortete sie und fühlte endlich die allerletzte Bestätigung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)