Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 21: Das Geschehen nimmt seinen Lauf ------------------------------------------- Starr richtete Robin ihren Blick auf den Boden, den Kopf hatte sie mit einer Hand abgestützt. Die Worte des Revolutionärs nahm sie lediglich gedämpft war. Die Zeit auf Bartigo Island schien kaum zu vergehen. Ein Schneckentempo der Extraklasse. Ein Glück, dass sie sich hie und da der einen oder anderen Mission anschloss, die ihr erlaubten einen freien Kopf zu bekommen. Seit einer halben Stunde saß sie mit jenem Mann zusammen, dem sie auf Tequila Wolf begegnet war. „Du bist wahrlich kein sehr gesprächiger Zeitgenosse, aber heute stellst selbst du einen neuen Rekord auf“, meinte er lachend und lehnte sich zurück. Mittlerweile hatte er sie näher kennengelernt, daher erkannte er schemenhaft, wie es war, wenn sie sich deutlich mehr zurückzog als es sonst der Fall war. Robin räusperte sich und überschlug die Beine. „Tut mir leid, ich bin wohl neben der Spur. Was sagtest du?“ Mit der Hand winkte er ab. „Nicht wichtig. Möchtest du darüber reden?“, fragte er sanft nach. Drängen wollte er die Schwarzhaarige mit Sicherheit nicht. Obwohl sie seit Monaten zusammenarbeiteten, konnte er weiterhin kaum glauben, sie persönlich zu kennen. Seit er ein Teil der Revolutionäre war, wusste er, dass sie nach ihr suchten. Ihre Fähigkeiten sprachen für sich. Als man die Information erhielt, dass sie mit Crocodile ein Team bildete, hatte niemand eine Ahnung, wie man diese Paarung einzuordnen hatte. Ein Glück, dass das kein größeres Bündnis war und sie vollkommen auf solch einer Seite stand. Irgendwie sah er zu ihr auf. „Ich denke kaum, dass das etwas bringt. An meiner Situation ändert sich nichts“, gab sie mit einem Hauch von Traurigkeit in ihrer Stimme von sich. Innerlich fragte sich Robin, wie es der restlichen Mannschaft erging, insbesondere Nami. Die Zusammenarbeit half ihr sehr, sie erlangte Informationen auf schnellerem Wege als normal. Einen besseren Aufenthaltsort hätte sie sich nicht wünschen können und doch plagten sie Alpträume. Während sich diese normalerweise um ihre Vergangenheit drehten, behandelten die momentanen Nami. Wenn es nicht gerade die Trennung war, dann eben eine andere Sache, die mit der jungen Navigatorin im Zusammenhang stand. Solche Träume waren ihr fremd, bereitete ihr jedoch großes Kopfzerbrechen. „Hinsichtlich deiner Freunde bist du äußerst verschlossen.“ Der Mann sah auf seine Uhr. Skeptisch musterte Robin ihr Gegenüber, ließ ihre Hand sinken. „Ist heute etwas Besonderes?“ Er lachte leise und kratzte sich am Nacken. „Nun ja, könnte ich so sagen. Wir erwarten hohen Besuch.“ Bei seinen Worten wurde Robin hellhörig. Davon hatte bisher niemand gesprochen. Eindringlich sah sie ihn an, woraufhin er ein Seufzen ausstieß. „Du kennst sie“, fügte er knapp hinzu. Seit er darüber Bescheid wusste, fragte er sich wie eine Konfrontation dieser Parteien aussehen würde. Schließlich waren beide in der Vergangenheit alles andere als Freunde. „Ich bin kein großer Fan von Rätselraten, jedenfalls nicht auf die Weise“, meinte sie ernst. „Vivi Nefeltari.“ Binnen Sekunden versteinerte ihr Gesichtsausdruck. Der Name hallte in ihren Ohren. Unbewusst ballte sich ihre Hand zur Faust, biss ihren Kiefer aufeinander. Es dauerte eine Weile, doch schließlich löste Robin ihre Starre und erhob sich, machte ein paar Schritte durch den Raum. Der Revolutionär beobachtete die Schwarzhaarige aufmerksam und schluckte. Mit solch einer Reaktion hatte er rechnen können. „Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich viel zum Klären gibt?“ Robin nahm mehrere tiefe Atemzüge, massierte angestrengt ihren Nasenrücken. Am Fenster blieb sie stehen, verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah von einem Punkt zum anderen. „Muss ein Schock sein, jene Frau zu treffen, deren Land du zusammen mit dem Krokodil einnehmen wolltest. Und,…“ Automatisch hob sie ihre Hand, signalisierte ihm aufzuhören. Augenblicklich folgte er ihrer Aufforderung und ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Minuten herrschte ein erdrückendes Schweigen. In jener Zeit versuchte Robin ihre Gedanken zu ordnen. Die Prinzessin wusste mit Sicherheit nicht, dass sich die Schwarzhaarige auf dieser Insel befand. Während ihres Aufenthaltes schien es keine schlechte Idee sich eher bedeckt zu halten. „Wie lang bleibt sie?“, fragte sie gepresst, während ihr rechter Fuß unruhig wippte. „Ein paar Tage. Dragon möchte mit ihr sprechen. Diese Familie ist sehr bedeutend. Immerhin hat sie zur Gründung der Weltregierung beigetragen.“ „Und trotzdem erfolgt ein Zusammenschluss mit den Revolutionären?“ Ihr war zwar aufgefallen, dass Kobra nicht wie jeder andere war, doch ein solches Vorgehen war alles andere als berechenbar und zudem warf es etliche Fragen auf. „Die Welt steht vor einem erneuten Wandel. Von Anfang unterschieden sie sich von den restlichen neunzehn Familien. Da überrascht mich das ganz und gar nicht. Eher sehe ich Hoffnung.“ Wie sollte sie dem Ganzen aus dem Weg gehen? Eigentlich hatte sie kein Problem damit ihr gegenüber zu treten, Robin stand zu ihren Taten, keine Frage. Ihre Gedanken kreisten um etwas ganz anderes. Bevor sie eine Antwort geben konnte, wurde die Türe schwungvoll geöffnet, ein weiterer Mann trat ein. „Das Schiff ist angekommen.“ Robin verharrte auf ihrer Position. Keine Nachricht, die ihre Laune anhob. „Dragon hat gebeten, dass Sie dem Gespräch beiwohnen, Miss Robin.“ Die Schwarzhaarige lachte rau auf und schüttelte mit dem Kopf. Gemächlich drehte sie sich um. „Das Schicksal scheint mich wirklich auf seiner schwarzen Liste zu haben“, gab sie sarkastisch von sich und folgte dem Überbringer. Der Blonde erhob sich, hielt sich selbst ein Lachen zurück. „Du siehst alles zu negativ, wirklich.“ „Glaube mir, wenn du den wahren Grund wüsstest, dann würdest du mich verstehen, sehr sogar.“ Äußerst langsam schlenderte sie durch die Gänge, versuchte noch keine allzu großen Gedanken daran zu verlieren. Die Gunst der Stunde stand auf ihrer Seite, Vivi hatte immerhin keinerlei Ahnung. Ein Grund sich in Sicherheit wiegen zu können. Vor dem großen Konferenzraum hielt Robin nochmals inne. Sie nahm sich eine Minute, ehe sie die Türe vorsichtig öffnete. Sofort vernahm sie eine bekannte Stimme. „Auf wen warten wir?“, fragte Corsa. Robin trat unbemerkt ein, sowohl die Prinzessin als auch der ehemalige Rebellenanführer saßen mit dem Rücken zu ihr. „Auf mich“, sprach Robin mit einem ruhigen Tonfall und trat näher. Augenblicklich drehten sich die Besucher zu ihr um und die Überraschung stand ihnen sichtlich ins Gesicht geschrieben. × × Entnervt schlug Nami das Buch zu. Seit geschlagenen Stunden versuchte sie bereits, sich auf das Geschriebene zu konzentrieren. Zeit sich einzugestehen, dass das ein sinnloses Unterfangen war. Tief durchatmend, fuhr sie sich mit den Handflächen über ihr Gesicht, durch die Haare, ehe sie den Stuhl zurückschob und aufstand. Langsam schritt sie an das Fenster, lehnte sich seitlich gegen das Glas, sah nach draußen. Bald ging die Sonne unter und der Tag hatte ihr keine Fortschritte eingebracht. Eher schien sie einen Schritt zurück zu tätigen. Obwohl bereits Monate vergangen waren, in denen sie sich an die Situation gewöhnt hatte, gab es hie und da einen Rückschlag, der ihr Innerstes aus der Fassung brachte. Warum der plötzliche Wandel? Ihr Magen zog sich unweigerlich zusammen. Woher kam dieses ungute Gefühl? Die mangelnde Konzentration war eine Sache, diese aufkommende Empfindung eine andere. Wie eine Vorahnung. Doch weswegen und vor allem wovon? Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Beunruhigt streifte ihr Blick die Wanduhr. In einer Stunde gab es Abendessen. Beinah täglich kochte Haredesu mit. Ein nett, alter Mann, der ihr stets ein offenes Ohr schenkte, den sie mit Fragen durchlöchern konnte und der ihr von Beginn an helfend zur Seite stand. Starr beobachtete sie den Sekundenzeiger, ehe sie zur Tür ging, ihre Jacke vom Haken nahm und nach draußen trat. Um Zeit totzuschlagen, würde sie ihm bei der Zubereitung helfen. Ablenkung brauchte sie alle mal. Das kleine Haus hatten ihr die Bewohner überlassen. Eine Geste, die sie nicht als selbstverständlich ansah. Sie gaben ihr einen Rückzugsort. Hier konnte sie frei, ungestört ihren Gedanken und vor allem der Arbeit nachgehen. Im Gegenzug half Nami beim geschäftlichen Teil. In ihren Augen hatte man das Geschäft schleifen lassen, es wirkte katastrophal. Für ihre Leistungen forderten sie kaum etwas, selbst die Tageszeitung kostete mittlerweile mehr. Also übernahm sie die Verhandlungen. Selbstverständlich obliegt ihnen zu sagen, wie viel sie wollten, doch ihre Arbeit war mehr wert als die paar Berry. Mit ihrer Änderung waren sie jedoch durchwegs zufrieden. Während Nami den Weg zu seinem Haus einschlug, betrachtete sie die Umgebung. Obwohl sich Veränderungen als Mangelware herausstellten und kaum interessante Dinge geschahen, tat sie es gern. Alles schien seinem geordneten System nachzugehen. Ein beruhigender Gedanke. Manchmal erhaschte sich Nami bei dem Gedanken, wie ein Leben hier wäre. Auf Dauer, ohne Ablaufdatum. Fern der Regierung. Fern der Kopfgeldjäger. Fern aller Probleme. Herrschte Langeweile, so reiste man auf das untere Meer, machte Geschäfte, sah sich dort um. Beinah zu einfach. Im Gehen grüßte sie hie und da Bewohner. Viele gab es nicht. Dazu war der Inselumfang zu klein. Eine kleine, äußerst beschauliche Insel in 10. 000 Meter Höhe, ohne selbsternannte Götter. Dafür voller Forscher, die ihr Interesse teilten. Schwach lächelnd hielt sie vor seinem Haus, klopfte an die Türe und trat schließlich ohne zu warten ein. „Hey, ich bin es, dachte ich helfe dir ein wenig“, sprach sie ein wenig lauter und entledigte sich dabei ihrer Jacke. Haredesu streckte den Kopf aus seinem Arbeitszimmer und lächelte breit. Die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ah, das höre ich gern. Genug gearbeitet?“ Er schlürfte an ihr vorbei um in die Küche zu gelangen. Kopfschüttelnd folgte sie dem alten Mann, ließ nebenbei die Jacke auf das kleine Sofa gleiten. „Ich stecke fest. Vielleicht hilft eine kleine Pause“, entgegnete Nami schulterzuckend und wusch sich die Hände. Während er ihr zuhörte, nickte er abermals und setzte Tee auf. Wenn sie ihn manchmal beobachtete, dann konnte sie nicht glauben, dass er auf dem Gebiet des Wetters ein wahres Genie war. Er wirkte gern tollpatschig und alles andere als ein ernstzunehmender Gesprächspartner. Bei ihm musste man tatsächlich erst hinter die Fassade sehen, um zu erkennen, was er alles auf dem Kasten hatte. „Worüber zerbrichst du dir den Kopf?“, fragte er nach, neigte den Kopf zur Seite und musterte Nami durchdringlich. Perplex erwiderte sie den Blick einen Augenblick lang, ehe sie auf die Arbeitsplatte sah, über die sie mit ihren Fingerspitzen strich. „Mir fehlt lediglich die nötige Konzentration“, sprach sie wahrheitsgemäß. Dennoch hegte sie den Gedanken, dass es durchwegs mit der einen oder anderen Sache zu tun haben könnte. Die ersten Wochen tat sie sich durchaus schwer. Täglich kreiste alles um die Niederlage, das Fehlen ihrer Freunde. Nach und nach hatte sie sich allerdings an diesen Zustand gewöhnt. Die Zeit half neue Gewohnheiten anzunehmen. Mittlerweile verlief alles in gut geregelten Bahnen und die Arbeit verlief vielversprechend. Daher war Nami verwundert über die plötzliche Wendung. „Du hast lange nicht mehr über deine Crew gesprochen“, bemerkte Haredesu nachdenklich, kramte zwei Tassen hervor, die er schon einmal zum Tisch brachte. Nami hob eine Augenbraue, biss sich auf die Lippe. „Lag daran, dass ich mich gut eingearbeitet habe. Ich konnte einige Karten fertigstellen und einige Dinge studieren, da vergeht die Zeit und ich schaffe es, bestimmte Gedanken fernzuhalten.“ In dieser Hinsicht war sie schon immer einfach gestrickt. Kaum vertiefte sie sich in ihr Vorhaben, schon verlor sie jegliches Zeitgefühl. Ihre Aufmerksamkeit galt nur noch ihrer Arbeit und der Rest wurde perfekt ausgeblendet. Daher konnte sie sich auch vorstellen, dass ihr Körper lediglich eine Rast benötigte, frische Kräfte sammeln musste. „Für mich hört sich das an, als ob du dich vor der Realität verschließen wolltest“, schnaubte er und nahm die Kanne Tee um den Inhalt in die Tassen zu gießen. „Vielleicht“, murmelte Nami und ließ sich auf einen der Stühle sinken. Nachdenklich umfasste sie die warme Tasse und starrte auf den Tee, der leicht dampfte. Summend fügte Haredesu seinem Getränk ein wenig Zucker hinzu. „Ich bin neugierig. Weißt du nun, wie du weiter vorgehen wirst?“, fragte er nach einem kurzen Schweigen und nippte vorsichtig am Tee. „Ich denke, ich nehme mir als nächstes diesen Blitzregen vor. In welchen Teilen er bevorzugt auftritt,…“, brach sie und kniff ihre Augen zusammen. Sein Blick zeigte ihr, dass das nicht war, womit er mit seiner Frage abzielte. „Ich denke, wir sollten kochen“, murmelte sie anschließend und wartete noch ab, bevor sie einen Schluck zu sich nahm. Erneut schnaufte der alte Mann. „Erst trinken wir in Ruhe unseren Tee und dann können wir gerne zum Kochen übergehen. Also?“ Verschmitzt lächelte er vor sich hin, wippte leicht mit beiden Füßen. Ja, manchmal wirkte er wie ein kleines Kind, das es kaum erwarten konnte, mehr zu erfahren. Der Drang nach Wissen kam ihr durchwegs bekannt vor, wenn auch auf eine andere Weise. „Schon gut. Viel kann ich nicht sagen. Im Grunde hat sich seit dem letzten Gespräch kaum etwas geändert. Der Abstand hilft mir mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Mittlerweile ist mir durchaus bewusst geworden, dass ich mich mehr zu ihr hingezogen fühle. Ich hege ein Interesse, das weit über Freundschaft hinausgeht. Ich mag sie sehr und ich vermisse sie. Ehrlich gesagt, irgendwie fühlt sich alles anders an. Das Gefühl, wenn sie nicht in der Nähe ist, ist intensiver als ich es bisher kannte. Das Wiedersehen kann nicht schnell genug kommen.“ Vorsichtig nippte sie am Tee, nahm einen tiefen Atemzug und betrachtete das Holz. „Die Trennung hat einen positiven Effekt. An Bord unseres Schiffes gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten, Rückzugsorte. Im Grunde sind wir nie wirklich allein. Hier kann ich all den Gedanken nachgehen und mich damit auseinandersetzen, ohne gestört zu werden. Die Entfernung hilft mir. Und sobald alles vorbei ist, stelle ich mich meinen Gefühlen und kann nur hoffen, dass sich ihre nicht geändert haben.“ „Du liebst sie.“ Keine Frage, eine Feststellung, die ihn zufriedenstellte. Als er Nami näher kennenlernte, dachte er sie vermisste lediglich ihre Freunde. Es dauerte, doch nach und nach hatte sich die Navigatorin ihm gegenüber geöffnet und seither fungierte er teils als Zuhörer, teils als Art Berater. „Vielleicht“, wisperte Nami und lächelte sanft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)