Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 19: Eine Reise mit ungeahnten Folgen -------------------------------------------- „Bedrückt es dich tatsächlich nicht?“ Die Prinzessin drehte sich nicht um, wandte ihrer Leibwache den Rücken zu, während ihr Blick über die Stadt glitt. Natürlich ließ er es nicht darauf beruhen. Seine Neugierde blieb unverändert. „Warum? Wenn es um seine Crew geht, dann trifft er keine falschen Entscheidungen. Anscheinend ist sie kein schlechter Mensch, ansonsten hätte er sie nicht in seine Bande aufgenommen. Außerdem, ich begehe keine Kriegserklärung für eine x-beliebige Person.“ Nickend gesellte er sich zu ihr und verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine Frage bleibt unbeantwortet“, bemerkt er lächelnd und betrachtete die Menschenmenge, die sich über die Straße bewegte. Vivi seufzte in sich hinein. „Ein Teil von mir wäre gerne mitgegangen. Zufrieden?“ „Niemand hätte dich aufgehalten.“ Skeptisch hob sie die Augenbraue, drehte ihren Kopf leicht in seine Richtung. „Ich bitte dich Peruh. Mein Vater wäre ausgeflippt, Igaram hätte einen Herzinfarkt erlitten und euch gefällt der Gedanke mit Sicherheit auch nicht.“ „Wenn es dein Wünsch gewesen wäre, dann hätten wir deine Entscheidung akzeptiert. Mögen ist eine andere Sache, wie du weißt.“ Vivi stützte sich am Steingeländer ab und schloss die Augen, wippte unruhig mit dem rechten Fuß. „Ändern kann ich es so oder so nicht mehr“, murmelte sie resignierend. Obwohl seither Wochen vergangen waren, war es ihr unmöglich nach vorne zu blicken. Wohl wissend, dass sie das musste. „Ich merke, dass dich etwas bedrückt. Diese Frau schließe ich aus.“ Peruh versuchte lediglich ihre Beweggründe zu verstehen. Zwar verhielt sie sich in der Gegenwart ihres Vaters oder anderen Personen normal, doch sobald sie dachte, sie war allein, erkannte er eine gewisse Traurigkeit, die sie umgab. Auch an die Gerüchte bezüglich Corsa verlor er keine Gedanken, für ihn waren sie nie mehr als Freunde gewesen und das änderte sich nicht so einfach. „Ich habe das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben“, gab Vivi schließlich zu und ließ den Kopf hängen. Fragend betrachtete Peruh die Prinzessin. „Du siehst sie mit Sicherheit wieder“, munterte er sie auf, doch schlugen seine Worte nicht an. „Vielleicht, fraglich ob es eine gute Idee ist. Womöglich ist es besser, wenn wir uns nicht nochmal begegnen. In dem Moment, in dem ich mich entschied hierzubleiben, hat sich eine Türe geschlossen.“ Er strich sich über die Stirn und versuchte zu verstehen, was sie damit ausdrücken wollte. „Liegt es an einer bestimmten Person?“, hinterfragte er schließlich, wodurch ein leises Lachen die Lippen der Blauhaarigen verließ. „Kann sein“, wisperte sie und biss sich auf die Unterlippe. Diese Zurückhaltung sah er selten. „Dir ist bewusst, dass du mir vertrauen kannst?“ Natürlich wusste sie das. Er hielt stets dicht. Sobald sie unter vier Augen sprachen, konnte sich Vivi darauf verlassen, dass er niemanden ein Wort erzählte. Nicht einmal dann, wenn ihr Vater es hinterfragte, dann log er sogar den König selbst an. Genau wie Corsa. „Nami und ich waren ein Paar. Dieser Zug ist nun abgefahren, ich habe meine Verpflichtung über sie gestellt und fertig. Trotzdem kann ich sie nicht vergessen“, durchbrach sie das Schweigen und schüttelte den Kopf. Eigentlich hätte sie längst abschließen müssen und doch kann ihr Herz diese Piratin nicht vergessen. „Der Junge tut mir leid. Die Presse selbst macht ihm Hoffnung und dann das“, lachte Peruh. Eine Reaktion mit der Vivi nicht gerechnet hatte. „Verzeihung“, entschuldigte er sich sogleich und versuchte eine ernstere Miene an den Tag zu legen. „Seine Reaktion war ein wenig dezenter“, erwiderte sie schwach lächelnd und betrachtete ihren Leibwächter. „Kann ich mir vorstellen. Seine Verliebtheit ist ihm anzusehen. Jeder Mann wäre überrascht, wenn ihm die Frau, in der er verliebt ist, erzählt sie liebe eine Frau.“ Leicht verzog Vivi das Gesicht und sah erneut auf die Straße unter ihnen. „Vater weiß es nicht. Generell wisst nur ihr zwei darüber Bescheid, also halt still.“ Er nickte. „Wie immer. Dabei gefällt dem König die Vorstellung einen Schwiegersohn wie Corsa zu haben“, bemerkte er nachdenklich und fragte sich, wie dieser auf die Neuigkeit reagieren würde. „Ist mir aufgefallen. Dumm, dass das nie geschieht. Ich kann meine Gefühle nicht beherrschen, obwohl ich es seit ihrer Abreise versuche, beinah erzwinge.“ „Denkst du nicht, dass ein Gespräch alles erleichtern würde? Habt ihr euch überhaupt richtig damit auseinandergesetzt? Für mich scheint es, als wäret ihr auseinander gegangen, ohne ein richtiges Gespräch diesbezüglich geführt zu haben.“ „Du nimmst es äußerst locker“, kommentierte die Prinzessin sein Verhalten. Eigentlich hatte sie sich eine etwas andere Reaktion erwartet. Peruh zuckte mit der Schulter, lehnte sich mit dem Rücken an das von der Sonne erwärmte Gestein und besah sich vereinzelte Wolken. „Sagen wir, ich hatte ein Gefühl. Wieder hast du meine Fragen ignoriert.“ Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Das Thema kam auf, aber richtig sprachen wir nicht. Sie spielte bereits mit dem Gedanken, dass ich hier bleibe, aber die Hoffnung habe ich ihr dennoch gelassen. Im Grunde gab es keine richtige Aussprache, keinen richtigen Abschied.“ Eine Feststellung, die sie bis heute bereute. Zwar konnte sie nicht sagen, dass das viel geändert hätte, doch wenigstens hätte man diese Punkte geklärt und nicht offen stehen gelassen. „Die Aussichten auf ein baldiges Wiedersehen sind alles andere als rosig. Bald müssten sie die erste Hälfte der Grandline hinter sich haben. Wie ich den Strohhut kenne, macht er sich ohne Umwege auf den Weg in die Neue Welt um sich seinen Traum zu erfüllen.“ Vivi stieß einen tiefen Atemzug aus. All das wusste sie bereits und war keine Hilfe. „Einen Tipp, wie ich diese Geschichte hinter mir lassen kann?“, fragte sie nach. Auch, wenn sie es nicht wirklich wollte, so musste das geschehen. In nächster Zeit gab es keine Veränderung, keine Chance die Sache zu klären. „Gefühle sind alles andere als beeinflussbar. Du kannst versuchen es dabei zu belassen. Dir einzugestehen, dass es vorbei ist und versuchen normal weiterzumachen. Die Zeit heilt zwar nicht alles, doch erleichtern sich manche Dinge automatisch. Du machst dir zu viele Gedanken.“ Eine Antwort, die ihr wahrlich nicht sehr viel brachte. Aufmunternd legte er seine Hand auf ihre Schulter, drückte diese leicht. „Falls du darüber sprechen möchtest, bin ich da. Jederzeit.“ Lächelnd nickte Vivi und sah wie er sich von ihr entfernte. „Danke.“ „Bevor ich es vergesse, Corsa kommt später.“ × × In Gedanken marschierte die Prinzessin auf und ab, erntete dadurch einen belustigen Blick nach dem anderen. Entnervt fuhr sie sich durchs Haar, hörte ein erneutes Seufzen hinter sich. Zwei starke Arme packten sie an der Schulter, bewegten sie zum Stillstehen. Fragend hob sie den Kopf an, sah ihm somit direkt in die Augen. „Wir denken darüber nach, okay? Nichts ist fixiert“, versuchte er seine beste Freundin zu beruhigen. „Mir geht es nicht darum, sich mit den Revolutionären zu treffen. Vielmehr gefällt mir der Gedanke nicht, dass mein Vater sich daran beteiligen möchte.“ Sollte sein Auftauchen auffallen, dann könnte das ein immenses Problem darstellen. Für ihn, für das Land, für alle. Sie schüttelte den Kopf und löste sich von Corsa. „Bitte?“ „Ich bin für dieses Treffen, du hast mich richtig verstanden. Nur sollte mein Vater sich von der Angelegenheit distanzieren.“ Fassungslos betrachtete Corsa die Prinzessin, die allen Anschein nach nur daran dachte. „Vivi, er hat dem zugestimmt und möchte sich gerne selbst einbringen. Ich verstehe ihn, er möchte selbst erkennen, ob es das Richtige ist oder nicht.“ „Genauso wie ich. Wie kannst du das gut heißen? Es kann schief gehen und dann? Außerdem ist ein Treffen der Regierung geplant, wo er erwartet wird.“ Im Grunde verstand er worauf Vivi hinaus wollte und doch wieder nicht. „Was möchtest du damit sagen?“ „Ich gehe, wir gehen. Mich fortzubewegen, ohne jemanden meine wahre Identität wissen zu lassen, ist kein allzu großes Problem für mich.“ Er schnaubte, hoffte sein Gehör spielte ihm einen Streich. In dieser Gefahr wollte er sie nicht sehen. „Das Krokodil hat dich durchschaut.“ „Weil er das Land an sich reißen wollte. Er wollte meinen Vater vom Thron stoßen, da ist es klar, dass er wusste, wer die Prinzessin war, die eines Tages regieren sollte.“ Einen Augenblick schwieg er, ging selbst durch den Raum, ehe Corsa sich auf einen der Stühle sinken ließ. „Ich sehe darin kein großes Problem. Du bist bei mir, er vertraut dir, achtet dich. Solange ich bei dir bin, hat er keine Angst davor, dass mir etwas zustößt.“ Ein Gedanke, der ihn zum Schmunzeln brachte. Ihm war durchaus bewusst, wie ihr Vater zu ihm stand. Weiter musste er sich eingestehen, dass ihm die Vorstellung wochenlang mit Vivi unterwegs zu sein, durchaus gefiel. Abwartend sah sie Corsa in die Augen. „Einverstanden. Reden wir mit ihm, doch versichere ich dir, er wird nicht erfreut sein.“ Erleichtert atmete die Blauhaarige auf und nickte. „Wenn es um mich und meine Sicherheit geht, ist er es nie.“ Ihr Vater behütete sie. Von Kindesbein an hatte er versucht sie vor allen zu beschützen. Doch irgendwann wurde jedes Kind erwachsen und musste seinen eigenen Weg einschlagen, Fehler begehen und sich selbst aus dem Schlamassel ziehen. Er würde nicht ewig an ihrer Seite verweilen. „Dennoch überzeugt mich das Szenario nicht. Ein Fehler bringt fatale Auswirkungen mit sich.“ Vivi zuckte mit der Schulter und hatte ihrerseits kein Problem damit. „Darüber bin ich mir im Klaren, aber meiner Meinung nach ist es der richtige Weg. Ich vertraue ihnen weitaus mehr als der Regierung. Sie können einen Umschwung mit sich bringen.“ „Diese Worte aus dem Mund einer Prinzessin“, lachte Corsa und hätte nie erwartet, dass ausgerechnet Vivi auf der Seite von Revolutionären stünde. Der Gedanke an sich hätte Vivi vor Jahren überrascht, doch mittlerweile wusste sie es selbst besser. Von daher freundete sie sich recht schnell damit an. Erneut herrschte Stille. Corsa musterte die Frau, beobachtete jeder ihrer Bewegungen. „Dein Vater hat mich erneut auf uns angesprochen“, meinte er schließlich und ein Hauch von Traurigkeit zeichnete sich in seinen Augen ab. Kein Thema mit dem sich Vivi in diesem Moment beschäftigen wollte. „Er mag dich eben.“ „Im Gegensatz zu dir.“ Vivi wandte sich ab, biss sich auf die Unterlippe. „Ich hör schon auf, keine Sorge.“ Trotz der Tatsache, dass er darüber Bescheid wusste, hörte er nicht auf. Er zeigte ihr stets auf ein Neues, dass er sie wirklich liebte. Die Abfuhr hielt ihn nicht davon ab. „Wir müssen klären, wie wir vorgehen“, meinte sie und ging zur Tür, wo sie darauf wartete, dass er ihr folgte. Mit einem Seufzen erhob sich Corsa. „Gewiss.“ × × Die Nacht war weit fortgeschritten, doch blieb der Schlaf aus. Vivi saß auf ihrem Balkon und betrachtete den Sternenhimmel. Mit einer Decke versuchte sie sich so gut es ging vor der Kälte zu schützen. Ihr Vater war zu Anfang nicht sonderlich begeistert gewesen, doch hatten sie es geschafft ihn zu überzeugen. Immerhin gab es Corsa, der sie auf dieser Reise beschützte. Sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er sich dabei mehr erhoffte. Allein als er in Erfahrung brachte, dass das ihre Idee war. Wenn Kobra bloß wüsste, wie es tatsächlich in ihrem Innersten aussah. In wenigen Tagen machten sie sich auf den Weg und bis dahin galt es genügend Vorbereitungen zu treffen. Nachdenklich zog sie die Beine an ihren Körper. Vielleicht brachte ihr diese Reise eine Möglichkeit, die sich ihr ansonsten verschloss. Sollte es das Schicksal wollen, dann könnte sie im Laufe der Reise auf ein Wiedersehen hoffen. Nein, ganz ohne Hintergedanken schlug sie diesen Weg mit Sicherheit nicht ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)