Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 18: "Machst du dir Gedanken?" - Verwirrung -------------------------------------------------- Stille. Ein Rauschen machte sich in Robins Ohren breit. Übertönte all die anderen Geräusche. Ihr Herzschlag überschlug sich und doch achtete sie darauf, dass nichts nach außen drang. Nach einer Weile wandte Nami den Blick ab, erhob sich entnervt und strich sich mit beiden Händen angestrengt durchs Haar. „Du hattest mir ein klärendes Gespräch versprochen. Ohne Ausflüchte, offen und ehrlich. Was bekomme ich? Ich muss erst ausflippen, bevor du mir zuhörst und nicht verschwindest!“, fuhr sie die anderen an und ging unruhig auf und ab. Mit einem Hauch an Traurigkeit in den Augen wandte sich Robin ab, stand erneut mit dem Rücken zur anderen. „Ich kann mich sehr wohl an meine Worte erinnern. Sie auszusprechen ist leicht, an der Umsetzung hapert es jedoch gewaltig“, gestand sie nach ein paar Minuten und massierte sich ihren Nasenrücken. Über Gefühle von anderen zu sprechen, ihnen Gehör zu schenken, Ratschläge zu geben, darin war sie gut. Nicht jedoch, wenn es um die persönlichen Probleme ging. Hierbei scheute sie eine direkte Konfrontation, tat sich schwer darin Hilfe anzunehmen. Nami hielt inne, sah sich um und fasste einen Entschluss. Ohne Vorwarnung nahm sie die Schwarzhaarige an der Hand und zog sie mit sich. Überrumpelt stolperte diese ihr anfangs hinterher, ehe sie sich dem Tempo anpasste und ohne Widerworte folgte. Sie ließ sich ziehen, fragte sich jedoch wohin es die Navigatorin trieb. Nach wenigen Minuten befanden sie sich in dem kleinen Haus, welches ihnen die Werftmitarbeiter zur Verfügung gestellt hatten. „Was tun wir hier?“ Nami antwortete nicht, trug lediglich zwei Stühle zum Fenster. Das Licht blieb aus und somit erkannte man nur jene Bereiche, die der Mondschein erhellte. Schweigend setzte sich die Navigatorin und verwies mit einer Kopfbewegung auf den leeren Stuhl vor ihr. Die Skepsis stand ihr ins Gesicht geschrieben, doch blieb auch dieses Mal jeglicher Widerstand aus. Für ihre Verhältnisse bewegte sie sich zu langsam fort, vermutlich provozierte sie mit dieser Art, doch tat sie dennoch, was Nami von ihr erwartete. Als sie Platz genommen hatte, überschlug sie die Beine und sah durch das Fenster hinaus, wartete ab bis Nami das Wort erhob. „Hier sieht und hört uns niemand. Vielleicht zeigst du dann Gefühle.“ Ein verzweifeltes Glucksen folgte. „Denkst du es ist so einfach?“ Nami atmete mehrmals tief durch und lehnte sich vor, in dem sie die Arme an den Knien abstützte. „Du denkst zu kompliziert.“ „Kann sein“, murmelte die Schwarzhaarige vor sich hin und suchte nach einem Punkt, auf den sie sich fixieren konnte. Nami schüttelte den Kopf. Dieses Gespräch raubte ihr bereits in diesem frühen Stadium die Nerven. Wie sollte sie den restlichen Teil durchstehen ohne in Rage zu verfallen? „Du hast mich ins kalte Wasser geworfen, ohne den Hauch einer Chance mich darauf einzustellen. Das Geständnis, der Kuss“, sprach sie nachdenklich und holte sich die Erinnerung zurück. „Nur dein Abgang war alles andere als galant, muss ich schon sagen“, fügte sie feixend hinzu und strich sich dabei unbewusst über den Nacken. Letztere Aussage rang Robin ein mattes Lächeln ab. „Verzeih mir. Seien wir aber ehrlich, du hättest mich sonst nicht so schnell gehen lassen“, entschuldigte sich die Schwarzhaarige und war sich dessen im Klaren, dass das nicht gerade einer ihrer schönsten Augenblicke war. Lächelnd winkte Nami ab. „Wie du es sagst, ich hätte dich irgendwie aufgehalten.“ Robin verschränkte die Arme und biss sich leicht in die Innenseite ihrer Unterlippe. „Wieso möchtest du noch länger darüber reden? Im Grunde ist es geklärt. Es ist geschehen, wir vergessen es und machen weiter wie zuvor.“ „Weil ich es nicht kann. Ich würde mich selbst belügen, wenn ich es ignoriere. Die ganze Zeit über sprach ich über Vivi und du sitzt daneben, hörst mich an und,…“ Weiter kam sie gar nicht erst, denn es war Robin die ihr schließlich ins Wort schnitt, sie endlich ansah. „Dich selbst belügen? Warum? Ich stehe dir weiterhin als Freundin zur Seite, unterstütze dich, wo es mir möglich ist. Wäre die Regierung nicht aufgetaucht, hätte ich dir nie davon erzählt. Als ich mir darüber bewusst geworden bin, habe ich mir geschworen den Mund zu halten. Schließlich kam diese Kurzschlussreaktion, die ein Fehler war. Daher belasse es dabei. Wir sind Freunde, Zimmergenossinnen, machen wir es uns nicht schwerer als es sein müsste. Ich komm mit allem klar.“ Nami ließ das Ausgesprochene auf sich wirken, rutschte unruhig tiefer. Auf der einen Seite stimmten ihre Worte, doch irgendetwas daran missfiel ihr. Robin beobachtete die andere mit Argusaugen. Spürte, dass da deutlich mehr dahinter steckte. „Eine Frage, vorhin meintest du, du weißt selbst nicht, ob du womöglich mehr für mich empfindest. Wie kann ich das verstehen?“, fragte sie vorsichtig nach. Diese Aussage ging ihr wahrlich nicht aus dem Kopf. Nami lächelte schwach und verschränkte die Finger ineinander. „Wenn ich dir darauf bloß eine Antwort geben könnte. Du bist mir ans Herz gewachsen. Schneller als gedacht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass da mehr ist. Deine Anwesenheit, deine Worte, manche Gesten, es lässt mich nicht völlig kalt. Und,…, wo ich dachte du wärst weg, hatte ich Panik. Panik davor wieder alleine zu sein. Dich nicht mehr in meiner Nähe zu wissen. Keine Ahnung, wie ich das einschätzen soll.“ Robin nickte vor sich hin, kniff die Augen nachdenklich zusammen. Sollte sie dem Ganzen große Beachtung schenken, oder nicht? Sie erhob sich, verschränkte die Arme und lehnte sich mit dem Gesäß gegen das Fenster, wog alle möglichen Ideen ab. „Vielleicht“, fing sie an, holte tief Luft und starrte auf den Boden. „Vielleicht denkst du, da wäre mehr, obwohl es nicht der Fall ist. Sieh mal, ich kam in dem Moment, in dem dich Vivi verlassen hat. Sie ist fort, ich bin hier. Greifbar. Es ist gut möglich, dass du dich hierhin gehend zu mich hingezogen fühlst, weil du Nähe suchst.“ Zu diesem Thema dachte sich die Schwarzhaarige durchaus mehr, doch wollte sie ihre Gedankengänge nicht vollkommen preisgeben. Vor allem um sich selbst zu schützen. Ausgesprochen hörten sich manche Dinge weitaus schlimmer an. Nami öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch kam nichts. So hatte sie nie darüber nachgedacht. Es erschien einleuchtend. Robin blickte vorsichtig zur Navigatorin. Das lange Schweigen fühlte sich wie eine stumme Bestätigung an. Ihr Herz hämmerte wie wild gegen ihre Brust, schmerzhaft zog sich ihr Magen zusammen. Resignierend stieß sich die Schwarzhaarige ab. Nein, das hier konnte sie sich nicht antun. „Robin“, hörte sie als sie sich bereits ein paar Schritte weit entfernt hatte. Sie hielt nicht inne, wodurch sie hörte, wie Nami hastig aufsprang und ihr hinterher ging. „Heute strapazierst du meine Nerven aufs Gröbste“, brummte die junge Frau und packte Robin am Handgelenk, zwang diese förmlich zum Stehenbleiben. Zwar kam sie dem nach, verweilte jedoch mit dem Rücken zur Navigatorin. Sie war aufwühlt, fühlte sich schlecht. Allmählich fand sie sich erneut an jenem Punkt, der ihre Fassade zum Einsturz bringen drohte. Robin suchte nach einem Ausweg. „Du bist kein Ersatz oder Spielzeug.“ Robin schloss die Augen. Ihr Kopf tat weh. Müdigkeit machte sich breit. Keine einschläfernde. Vielmehr jene dem Thema gegenüber. Sie selbst kam nie auf einen Nenner und mit Nami darüber zu reden, brachte ihr gerade weniger als erhofft. „Wenn du es sagst“, kam es gepresst. Weiterhin hielt Nami sie fest und selbst bei dieser Berührung, reagierte ihr gesamter Körper darauf. Wann waren ihre Gefühle dermaßen aus dem Ruder gelaufen? „Es war ein peinlicher Ausrutscher meinerseits, der dir den Gedanken bringt, dass du jemanden hast, der dir das gibt, das dir fehlt.“ „Du legst dir gerade alle so zurecht, wie du es benötigst, kann das sein?“ Robins Körper spannte sich an. Die Orangehaarige konnte das deutlich spüren. „Wann hast du dir Gedanken über mich gemacht? Gedanken, die weit über Freundschaft hinausgehen, die dir sagen, du empfindest mehr für mich? Wann bist du neben mir gesessen und hast dir vorgestellt, wie es wäre, wenn du mich berühren, küssen könntest? Wann lagst du nachts im Bett und hast dir gewünscht, dass ich neben dir liege? Zusammen mit dir einschlafe? Hast du das getan?“, sprach sie monoton. Innerlich kämpfte sie an zwei Fronten. Abweisung gegen Verlangen. Namis Griff lockerte sich. Krampfhaft suchte sie nach einer Antwort. Ein Glucksen von Robin folgte. „Mit Sicherheit erst nach meinem Geständnis, wenn überhaupt, richtig?“ Nami ließ ihre Hand gänzlich sinken. Ihr fiel nicht gerade viel ein. Vollkommen damit auseinandergesetzt hatte sie sich nie. „Nicht wirklich, nein“, gab sie schließlich kleinlaut zu und sah beschämt zur Seite. Diese Worte versetzten Robin einen Stich. Warum musste sie diese dumme Aktion starten? Wie naiv war sie zu glauben, dass es etwas brachte Nami davon zu erzählen? „Dann hör auf mir zu sagen, dass da eventuell mehr sein könnte.“ Die Schwarzhaarige warf einen Blick über die Schulter, besah sich die jüngere Frau, die sie begehrte, aber nicht erreichte. „Ich behandle dich wie zuvor, es ändert sich nichts an meiner Freundschaft zu dir. Selbst, wenn du wegen deiner Prinzessin Frust ablassen musst, werde ich an deiner Seite sein, solange ich die Kraft dafür habe.“ Sie würde es irgendwie durchhalten. Zwar benötigte die Schwarzhaarige Zeit, doch der Tag kam mit Sicherheit, an dem auch diese Gefühle vorübergingen. „Musst du nicht“, wisperte Nami, die spürte wie ihre Emotionen überkochten. „Doch.“ Minuten verstrichen, in denen sie sich schweigend ansahen. Am Ende war es Robin, die diesen Blickkontakt abbrach und angestrengt den Nacken massierte. Das Leben war nun mal kein Wunschkonzert und sie sollte sich mit dem zufrieden geben, was sie hatte. Immerhin, bis vor einiger Zeit hatte sie kein richtiges Zuhause, Menschen um sich, denen sie wichtig war. Nichts von alle dem. Da konnte sie sich selbst mit einer unerwiderten Liebe als glücklich schätzen. „Küss mich.“ Robins Augen weiteten sich. Wie in Zeitlupe drehte sich ihr Körper um, erkannte wie sich Nami näherte und dicht vor ihr zum Stillstand kam. Hatte sie sich verhört? Spielte ihr das Gehör einen Streich? „Was soll das?“, hinterfragte sie leise, versuchte zu erkennen, worauf die Navigatorin hinaus wollte. „Wenn deine Erklärung der Wahrheit entspricht und ich tatsächlich lediglich verwirrt bin, dann dürfte ich nichts fühlen, richtig?“ Robin spürte wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Sie wurde unruhig. Mit dieser Aufforderung hatte sie nicht gerechnet. Die Navigatorin musste verrückt sein. „Spiel nicht mit meinen Gefühlen, bitte“, wisperte sie und ballte die Hände zu Fäusten. Auf das hier durfte sie sich nicht einlassen. „Du willst Gewissheit. Damit bekommst du sie.“ „Und am Ende bin ich diejenige, die Blut geleckt hat und du diejenige, die keinerlei Empfindungen hegt und normal weitermacht. Prickelnde Vorstellung“, kam es mit einem Hauch von Sarkasmus, der ihre Unruhe überdecken sollte. „Alles ist mit einem gewissen Risiko verbunden, findest du nicht?“ Nami beließ es nicht dabei. Dieser Gedanke kam spontan, ohne nachzudenken. Vielleicht brachte es diverse Komplikationen mit sich, doch diese war sie bereit einzugehen. Sie sah es als Chance selbst herauszufinden, wie sie dazu stand. „Vergiss es“, murmelte Robin, darauf bedacht das Zittern in ihrer Stimme zu ignorieren. Ihre Selbstbeherrschung galt es aufrecht zu halten, nicht dem eigenen Verlangen zu verfallen. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab. Die Schwarzhaarige wollte nur noch eines. Verschwinden. Dieser unangenehmen Lage entkommen. „Dein Fluchtverhalten ist sagenhaft“, bemerkte Nami ernst und schnalzte mit der Zunge. Innerlich verdrehte die Angesprochene die Augen. „Ich bitte um Verzeihung, dass ich nicht als Versuchsobjekt dienen möchte“, spottete die Schwarzhaarige. Nami biss sich auf die Zunge. Mehrmals nahm sie tiefe Atemzüge. Ihr war bewusst, dass sie kein falsches Wort von sich geben durfte, dass diese Situation gegebenenfalls zum Explodieren brachte. „Ich komme nicht damit klar, dass du auch diese Seite besitzt. Lass uns bitte nicht streiten.“ „Tun wir nicht, ich nenne es eher eine Diskussion.“ Nachdenklich strich sich die Schwarzhaarige über den Oberarm. „Vermutlich ist es besser, wenn wir es vorerst dabei belassen und ein anderes Mal weiterreden. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir so schnell auf einen Nenner kommen.“ Nami schien keineswegs überzeugt, doch für Robin war dieses Gespräch vorerst beendet. Die Orangehaarige blieb alleine zurück und strich sich verzweifelt durchs Gesicht. „Wann dringe ich jemals vollkommen zu dir durch?“, wisperte sie, obwohl Robin längst nicht mehr in Reichweite war. × × Die See war ruhig. Draußen herrschte Sonnenschein mit angenehmer Temperatur, passend zum Sonnen und doch zog es Nami vor sich in der Bibliothek zu verschanzen. Immer wieder dachte sie an das Gespräch, ihre eigene Gefühlswelt nach, doch bisher hatte sich nichts geändert. Mittlerweile waren sie weitergezogen, Lysop war zurückgekehrt und Franky kam als neues Mitglied an Bord. Eigentlich eine gute Ausgangslage für die weitere Fahrt, doch ihre Gedanken kreisten weiterhin um dieses Thema. Robin verhielt sich ihr gegenüber normal, beinah zu normal. Seit diesem Abend hatte sie sich vehement gegen eine Neuauflage entschieden, ging der Navigatorin aus dem Weg. Im Grunde ihr gutes Recht. Ihr Blick galt dem leeren Stück Pergament. Anstatt endlich eine neue Karte zu zeichnen, starrte sie vor sich hin, hoffte auf einen Geistesblitz, Wunschdenken. Ihr Innenleben war auf den Kopf gestellt, durcheinander, bewegte sich im Kreis. Robin. Vivi. Resignierend streifte ihr Blick durch den Raum. Wie sollte sie herausfinden, was in ihr vor sich ging? Unruhig umspielte sie den Federkiel, ehe sie ruckartig aufstand und den Raum verließ. Sie brauchte frische Luft, die ihre Gedanken ordnete. Normalerweise lag sie bei diesem Wetter an Bord, auf einer Liege, im Bikini, bräunte sich und vergaß alles um sich herum. Geistesabwesend streifte sie über das Deck, hielt immer wieder inne, betrachtete das Meer, welches leichte Wellen gegen das Schiff schlug. Ihre Mundwinkel deuteten ein schwaches Lächeln an. Am Ende trieb es die Navigatorin zu ihren Orangebäumen. Schwerfällig ließ sie sich in die Schaukel fallen, wippte ein wenig vor sich hin, ehe sich ihre Aufmerksamkeit ein neues Ziel aussuchte. Robin, dachte sie sich und erkannte die schwarzhaarige Frau, die am Mast angelehnt saß und in einem ihrer Bücher las. Manchmal fragte sie sich, ob sie sich tatsächlich nur auf das Geschrieben konzentrierte oder sich selbst in ihrer Gedankenwelt verlor. Nicht gerade unauffällig musterte sie die Archäologin. Mit Sicherheit bekam sie das mit. Wie lange sie dies tat, konnte Nami nicht sagen, doch irgendwann sah Robin von ihrem Buch auf und beide Augenpaare trafen sich. Ohne dass ihre Lippen ein Ton verließ, betrachteten sie sich, suchten nach der ersehnten Antwort. Zu viel zwischen ihnen stand offen, hatte Klärungsbedarf und Nami war sich darüber im Klaren, dass es am Ende an ihr lag, die Distanz zu überbrücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)