Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 16: Zurück - "Robin gehört zu uns, mit allen ihren Seiten." ------------------------------------------------------------------- Schwerfällig versuchte sich Nami aufzurichten, vergeblich. Ihr Klimataktstock lag ein paar Schritte weit entfernt. Den Blick starr auf ihre Gegnerin gerichtet, hörte sie nicht auf. Sie musste auf die Beine kommen, um diesen Kampf für sich zu entscheiden. Ein Unterfangen, welches in diesem Fall unmöglich erschien. Der Halt, den sie benötigte, war nicht vorhanden. Die Blonde lachte auf, genoss indessen ihr Bad. „Gebt auf, eure Freundin rettet ihr nicht mehr“, sprach sie verachtend, woraufhin Nami auf ihre Unterlippe biss. Wie oft hatte sie diese Worte bereits hören müssen? In den letzten Stunden zu oft. Die junge Navigatorin glaubte nicht daran, sie kannte den Ausgang bereits. Enies Lobby war ein erneuter Stein auf ihrem langen Weg, den sie sich mit Vergnügen aus der Welt schafften. Mit welchen Mitteln auch immer. Zwar bereute sie mittlerweile diese Frau unterschätzt zu haben, doch aus Fehlern lernte sie. „Ihr werdet diejenigen sein, die ihren Augen nicht glauben können. Ihr werdet früh genug sehen, wie wir sie retten“, gab sie mit einem provokantem Lächeln zurück. Nun, wo sie mehr über Robin wusste, mehr als jemals zuvor, würde sie alles geben um sie in Sicherheit zu wissen. Denselben Einsatz, den sie bereits bei Vivi auf Alabasta an den Tag legte. Zwar reichte ihre körperliche Stärke nie und nimmer an jene von Ruffy, Zorro oder Sanji heran, doch sie gab ihr Letztes, um Robin zurückzuholen, egal wie hoch der Preis sein mochte. „Wie rührend eure Aufopferung sein mag, ihr geht zusammen unter.“ Angriffslustig betrachtete Kalifa die andere, die weiterhin nicht nachgab, probierte auf die Beine zu kommen. Ihre Kräfte, so kurz sie diese auch hatte, taten ihre Aufgabe, wodurch sie genüsslich ein Bad nehmen konnte, ohne Angst plötzlich angegriffen zu werden. Die Blonde wog sich in Sicherheit. Nami schnaubte verächtlich. „Nein. Weißt du auch wieso? Weil wir Freunde sind. Uns bedeutet Freundschaft mehr als alles andere. Dafür gehen wir bis in die Hölle. Ihr könnt das nicht verstehen. Ihr mordet ohne Reue, hintergeht Menschen, deren Vertrauen ihr missbraucht. Unter einander würdet ihr niemals eure Leben für einen anderen opfern. Dafür seid ihr zu sehr auf euch selbst bedacht“, erwiderte Nami ernst und sah der Blonden so gut es ihre Position zu ließ in die Augen, die sich wenige Sekunden lang weiteten. Diese Reaktion kostete Nami aus. Genugtuung machte sich in ihrem Inneren breit. „Wenn ich deiner Aussage lausche, dann trifft diese auch auf Nico Robin zu. All das hat sie selbst getan und doch redest du davon, dass wir die Bösen sind.“ Nami schüttelte mit dem Kopf. Ja, die Worte entsprachen der Wahrheit. Robin hatte gemordet, hatte betrogen, doch die Gründe waren unterschiedlich. „Nur, weil ihr sie dazu getrieben habt“, sprach sie gepresst und biss den Kiefer aufeinander. Zu Anfang dachte sie ähnlich über die Schwarzhaarige. Die gemeinsame Reise hatte ihr jedoch eine Seite gezeigt, die den Gerüchten, dem das sie bisher sah, den Glauben nahm. Die dunkle Seite, die jeder Mensch in sich trug, war eine andere Frau, der andere Teil in ihr, zu dem sie getrieben worden war. Niemand war von Grund auf böse. Das Umfeld hatte sie zu diesem gemacht. „Ich will leben!“ Die Worte dröhnten in ihren Ohren. Namis Körper erschauderte bei dem Gedanken an jenen Moment, der sie bis in ihr tiefstes Innerstes erreichte. Sie kannte die Schwarzhaarige als einen starken, kontrollierten Menschen. Als sie auf dem Balkon des Gebäudes stand, die Tränen über ihre Wangen liefen und ihre Stimme gebrochen, lautstark erklang, empfand Nami einen Stich, der sie in ihrem Herzen traf. Diese Seite, diese verletzbare Seite, das war die echte Robin. Jene, die sie endlich sehen wollte. Dieser kurze Augenblick hatte in Nami einen Beschützerinstinkt wach gerufen, den sie zuletzt ihrer Heimat gegenüber empfand. Nichts mehr wünschte sie sich, als dieser Frau zu zeigen, dass das Leben nicht nur aus Angst, Wut und Trauer bestand. „Eine interessante Ausrede. Glaubst du tatsächlich, dass das ihre Taten rechtfertigt?“ Kalifa musste sich eingestehen, dass die Kleine sie beeindruckte. Dennoch war sie der Feind, dem sie kein Erbarmen entgegen bringen durfte. Nami hielt inne. Konnte Mord jemals gerechtfertigt werden? „Nein, direkt kann nichts das Morden rechtfertigen. Doch sieh euch an, ihr tut dies im Namen der Gerechtigkeit. Wo liegt darin der Unterschied? Außerdem, es ist wie Ruffy gesagt hat, die Vergangenheit zählt nicht, sie interessiert und nicht. Was wichtig ist, ist das Hier und Jetzt. Robin gehört zu uns, mit all ihren Seiten“, kam es äußerst entschlossen und sobald sich Nami aus dieser misslichen Lage befreit hatte, würde sie diesen Kampf für sich entscheiden. × × „Manchmal frage ich mich, ob die Toten uns beobachten können“, murmelte Nami vor sich hin und starrte gedankenverloren zum Sternenhimmel hinauf. Ernst betrachtete Robin die junge Frau neben sich. Die eine oder andere Person würde bei dieser Aussage womöglich den Kopf schütteln und meinen, diese Aussage sei hirnrissig. Nicht Robin. Schweigend wandte sie ihren Blick ab, zog ein Bein enger an ihren Körper und stützte den Kopf darauf ab, während sie die Arme um das Bein gab. „Möglich ist alles“, entgegnete sie nach ein paar Minuten. „Redet die Frau, die sich sonst auf klare Fakten verlässt“, feixte Nami, lachte dabei leicht auf. Robin verdrehte innerlich die Augen. „Muss nicht bedeuten, dass ich in allen Gebieten diese Sichtweise beibehalte. In meiner Arbeit ist es wichtig. Natürlich bin ich ein rational denkender Mensch, aber in diesem Fall,…, ich selbst habe bereits des Öfteren daran gedacht.“ Überrascht sah Nami zur Seite. Bisher hatte sie die Schwarzhaarige nicht eingeschätzt, als würde sie sich mit solchen Kleinigkeiten beschäftigen. „Auf welche Antwort bist du gekommen?“ Robin erwiderte den Blick und lächelte sanft. Erneut wartete sie mit der Antwort ab, löste sich von ihrer Position und erhob sich schwungvoll. Sie ging an den Rand des Krähennestes und hielt sich mit beiden Händen am Holz fest, spürte dessen Kälte. Neugierig verfolgte Nami jegliche Bewegung, Reaktion. In manchen Situationen hasste sie es, wenn sie nicht sofort eine klare Antwort erhielt, doch wollte sie nicht drängen. Ein leichter Wind herrschte vor, der durch das Haar der Archäologin wehte. Sie stand mit dem Rücken zur Navigatorin. Diese musterte Robin und konnte sich irgendwie nicht den Gedanken verkneifen, dass diese in diesem Moment eine besondere Ausstrahlung hatte. Die Schwarzhaarige hatte durchaus etwas Anziehendes an sich. „Kann ich nicht sagen. Es ist eher ein Wunsch meinerseits. In diesem Fall wäre es schön, wenn es tatsächlich so sein könnte. Manchmal sehne ich mich danach zu wissen, dass sie erfahren, was aus mir geworden ist, was ich erreicht habe. Dennoch sind wir erst in der Lage es in Erfahrung zu bringen, wenn wir selbst gestorben sind.“ Aufmerksam hatte Nami den Worten gelauscht und spürte, wie sich ein Lächeln auf ihren Lippen breit machte, obwohl es mit der Zeit traurig erschien. „Gute Aussicht. Sterben und dann sehen wir weiter, wie? Dieser Gedanke kommt mir ab und an, wenn ich über alte Zeiten nachdenke. Ich erhoffe mir, dass mich Bellemere sieht und weiß, dass ich alles durchgestanden habe und sie soll wissen, dass es mir nun gut geht.“ Nachdenklich nickte Robin. „In meinen Augen unausweichlich. Wer weiß, irgendwo da draußen gibt es das vielleicht. Sie wird es wissen, mit Sicherheit.“ Ihr Verstand sagte ihr klipp und klar, dass das unmöglich war. Doch ihr Herz verstand Namis Empfinden, sie selbst wollte es nicht anders. Unsicher spielte sie mit ihren Fingern, während Erinnerungen hoch kamen. Als Kind konnte sie sich nie an das Gesicht ihrer Mutter erinnern. Damals war sie zu klein. Erst das Ereignis vor zwanzig Jahren hatte es ihr ermöglicht. Seit jeher hatte sich das Bild ihrer Mutter in ihr Gedächtnis gebrannt. „Nett. Dafür bin ich zu jung. Dann muss ich wohl warten, bis ich den Löffel abgebe“, lachte sie und schüttelte leicht mit dem Kopf. Ein alberner Gedanke, aber nicht allzu abwegig. Der Tod erwartete sie in jeglicher Situation, er brauchte keine Ankündigung. Unschlüssig biss sich Nami auf die Unterlippe, bevor sie erneut das Wort erhob und sich alles andere als sicher war eine passende Antwort zu bekommen. „Wie waren sie? Deine Eltern?“ Schweigen. Unruhig wippte sie mit dem rechten Bein. Leicht biss sie sich auf die Zunge. Diese Frage hätte sie sich ersparen können. Angestrengt behielt sie die andere im Auge, die keinerlei Reaktion zeigte. „Ich zum Teil habe meine richtigen Eltern nie kennengelernt. Sie starben als ich ein Baby war. Bellemere zog mich groß, wie auch meine Schwester, die so gesehen nicht meine richtige Schwester ist. Eigentlich schon, aber nun ja, nicht blutsverwandt. Egal, wen kümmert dieses Detail? Wir waren eine Familie. Ich hab es ihr selten leicht gemacht, war ein kleines Problemkind. Dennoch stand sie hinter mir. Bis in den Tod. Wäre sie nicht gewesen, keine Ahnung wo ich heute wäre. Sie hat uns nicht verleugnet und wurde dafür erschossen“, brabbelte Nami vor sich hin und versuchte die Situation ein wenig zu lockern. Über diese Dinge war es nicht einfach mit Robin zu sprechen. Meist biss sie auf Granit. Dabei versuchte sie nur zu verstehen, warum bereits in diesem Alter gesucht worden war. Wie es zu diesem Vorfall kam, der ihr Leben wohl aus den Bahnen warf. „Das tut mir leid“, vernahm die Navigatorin leise und ließ den Kopf ein wenig sinken. Unschlüssig sah sie sich um. Nach und nach verspürte sie selbst das Verlangen sich zu entschuldigen. Erneutes Schweigen. Dieses Mal bedrückte sie diese Stille. Fühlte sie sich beklemmend und unangenehm an. Nicht wissend, was sie unternehmen sollte, kratzte sie sich am Oberarm. „Meinen Vater kenne ich nicht. Selbst von meiner Mutter kann ich dir nicht viel berichten. Als ich zwei Jahre alt war, ging sie auf eine Forschungsreise. Das erste und letzte Mal danach, sah ich sie kurz vor ihrem Tod.“ Robin hatte die ganze Zeit mit sich gehadert, ob sie einen Einblick gewährte oder nicht. Am Ende traf sie den Entschluss und warf Nami in gewisser Hinsicht ein paar Brocken hin, mit denen sie nicht allzu viel anfangen konnte. Dachte sie sich jedenfalls. Nami sah hoch und fühlte einen leichten Stich. Zwar hatte sie erwartet, dass etwas vorgefallen sein musste, immerhin suchte man sie seit ihrem achten Lebensjahr, doch hatte sie vielmehr darauf gehofft, Robin hätte bis zu diesem Zeitpunkt ein normales, angenehmes Leben geführt. „Bei wem bis du dann aufgewachsen?“, fragte sie nach. Die Neugierde schien merklich keine Befriedung erlang zu haben. Die Schwarzhaarige seufzte auf, drehte sich um und suchte Blickkontakt. Sie lehnte mit dem Rücken gegen das Holz, die Arme seitlich daran ausgestreckt. „Aufgeben ist ein Fremdwort für dich“, kommentierte sie schwach lächelnd. Nami sah ihr direkt in die Augen, zuckte leicht mit den Schultern. Die Eigenschaft gehörte zu ihr und ablegen war beinah unmöglich. „Rein formal gesehen bei meinem Onkel und dessen Familie“, fügte sie trocken hinzu. Diese Zeit wünschte sie sich mit Sicherheit nicht zurück. Ohne dem Professor und den anderen, hätte sie überhaupt nicht erwünscht gefühlt, nirgendswo, genau wie es nach diesem Vorfall geschah. „Hört sich nicht danach an, als hätte es dir gefallen.“ Nami sah ihr an, dass sie diese Zeit wohl mit einem Widerwillen hingenommen hatte. Obwohl es sich nicht um detaillierte Antworten handelte, empfand sie Freude darüber, dass sie endlich eine kleine Information erhielt. Trotz der Abwehrhaltung, die die Schwarzhaarige ausstrahlte. „Eine Frage noch, dann lass-“ „Darüber reden wir ein anderes Mal, okay?“, schnitt Robin der Navigatorin das Wort ab, kannte sie doch die Frage, die ihr auf der Zunge lag. Nami gab sich resignierend geschlagen und wich aus, sah erneut hoch zum Sternenzelt. Wann kann endlich der Tag, an dem sie diese Geschichte erfuhr? Die Wahrheit, nicht die Lüge, die der Welt erzählt wurde. × × Hart schlug Nami auf festem Boden auf. Desorientiert brauchte sie Zeit um sich klar zu machen, wo sie sich befand. Schlaff drehte sie sich auf den Bauch, röchelte. Ein unterirdischer Gang. Die Jungs, die ihr hastig entgegen liefen. Wasser. Unmengen an Wasser. Das Gefühl zu ertrinken. Allmählich begriff die Navigatorin was vorgefallen war. Schwer rappelte sie sich ein wenig auf, stützte sich auf den Knien und Armen ab. Sie verzog die Miene und spähte zur Seite. Richtig, Oma Cocolo hatte sie gerettet. Ausgerechnet diese Frau eine Meerjungfrau? Benommen schüttelte sie den Kopf, strich sich durch ihre nassen Haare. Wenigstens überlebten sie das Ganze. Ohne sie hätte es keine Möglichkeit gegeben aus diesem Gang zu entkommen. Irgendwer musste ihn geflutet haben. Mit Sicherheit. Ein paar tiefe Atemzüge, das Massieren ihrer Schläfen. Sanjis Jammern vernahm sie aus der Ferne, obwohl er nicht unweit von ihr stand. „Mein Körper fühlt sich schwer an“, ächzte Chopper, der zu ihrer linken lag und vergeblich versuchte auf die Beine zu kommen. „Komm her“, sprach sie sanft und hob ihn hoch, lächelte ihn schwach an. Er konnte sich nicht erinnern. Dafür hatten sie später noch Zeit. Suchend besah sie sich die Umgebung, ehe sich ihr Körper anfühlte, als ob ihn ein Blitz durchfuhr. Robin! Ohne nachzudenken, erhob sie sich und eilte zu dieser, merkte nicht, wie Sanji ebenfalls die Anwesenheit der Schwarzhaarige bemerkt hatte. In Tempo lief sie auf diese zu, schlang die Arme um ihren geschundenen Körper, wodurch Robin ein paar Schritte zurück wankte und Sanji den Mast küsste. Namis Fassade brach, Tränen breiteten sich in ihrem Augenwinkel aus. „Ein Glück, wir haben es rechtzeitig geschafft“, schluchzte die Navigatorin, während Chopper bereits gänzlich weinte. Robin fühlte eine Wärme, die ihren Körper in Beschlag nahm. Den Impuls, die Umarmung zu erwidern, bekämpfte sie mit allen Mitteln. „Dafür bin ich euch mehr als dankbar“, sprach sie lächelnd, behielt die Hände jedoch am Körper. Nach all dem, das in den letzten Stunden passierte, kam sie sich im Nachhinein albern vor. Nicht hinsichtlich der CP9, nein. Dieser Teil hatte seine Berechtigung und nachdem sie gesehen hatte, was diese Bande alles unternahm um sie in ihrer Mitte zu wissen, war sie dankbarer denn je, sie gefunden zu haben. Vielmehr ging es ihr hierbei um Nami. Wusste diese doch wie es um Robins Gefühle bestimmt war. „Nicht der Rede wert, ich sagte doch, wir holen dich zurück. Koste es, was es wolle.“ Robin nickte. Dagegen konnte sich niemand wehren. Für Gefühlsduselei, wie es Zorro gern ausdrückte, hatten sie allerdings keine Zeit. Denn diese drängte und spielte gegen sie. Während sich Ruffy weiterhin mit Lucci herumschlug, war es an ihnen die Flucht vorzubereiten. Kein leichtes Unterfangen, doch gegen Ende erkannten sie ein weiteres Mal, wie oftmals zuvor, dass das Glück auf ihrer Seite stand. × × In Gedanken versunken, lehnte Robin an der Reling des Galeera Schiffes. Zwar rettete sie das Auftauchen der Flying Lamb, doch das Schiff war am Ende seines Lebenszyklus angekommen. Wie es üblich war, nahmen sie Abschied von ihrem treuen Gefährten. Verrückt. Für viele, waren es Piraten, Marinesoldaten oder normale Menschen, galten Schiffe als Beförderungsmittel, bauten keinerlei Emotionen zu ihnen auf. Ein weiteres Beispiel dafür, wie diese Bande aus der Masse ragte. Dieses Schiff sprach zu ihnen, hatte sie durch jede noch so prekäre Situation manövriert. Sie würden die Lamb nicht vergessen. An Bord dieses Schiffes, das sie zurück nach Water Seven brachte, fühlte sie sich zunehmend unwohl, ließ es sich jedoch nicht anmerken. Die Ereignisse hatten Robin innerlich aufgewühlt. Einerseits bereute die Schwarzhaarige nichts, auf der anderen Seite empfand sie Schuld. Die Gefahr, in die sie ihre Freunde gebracht hatte, tat ihr leid. Zwar schienen diese keine Entschuldigung zu brauchen, blockte lächelnd ab, trotzdem wurde sie dieses Gefühl nicht los. Als ob das nicht genug wäre, gab es noch die Navigatorin, der sie seitdem aus dem Weg ging. An diese Stelle zog sie sich nicht grundlos zurück. Wie sah die Zukunft aus? Jetzt da Nami die Wahrheit kannte. Wie reagierte sie darauf? Hinsichtlich ihrer Freundschaft? Ihr weiteres Zusammenleben? „Hey“, hörte sie eine leise Stimme. Ihr Blick streifte kurz jenen der Navigatorin, die ein paar Meter von ihr entfernt stand und sich unsicher über den Nacken strich. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf den Lippen der Archäologin aus. „Wie geht es dir?“ Leise lachte die Schwarzhaarige auf. Ja, wie erging es ihr? Ihr Körper wirkte benommen, zu sehr beschlagnahmt von ihren Gefühlen. Der körperliche Schmerz drang kaum durch. Dennoch war ihr klar, dass sich das bald änderte. „Es geht schon, keine Sorge“, wich sie aus und vernahm ein Seufzen. Nami trat näher, bis sie neben ihr verweilte. Die Augen starr auf einen undefinierten Punkt gerichtet. „Lügnerin.“ „Ich nenne es Selbstschutz.“ Traurig sah Nami zur Seite. Diese Frau schaffte es immer wieder. „Muss ein weiteres Ereignis wie dieses hier folgen, damit du endlich offen mit mir sprichst?“, wisperte die Navigatorin und biss sich auf die Unterlippe. Robin spürte, wie ihre Kehle trocken wurde, ihr Herzschlag beschleunigte. Sie räusperte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir werden reden, offen, ohne Ausflüchte, versprochen. Doch nicht hier, nicht jetzt. Wenn wir zurück sind, haben wir genügend Zeit. Bitte.“ Nami hörte an der Stimmlage der anderen, dass es ihr wichtig war und nicht gerade einfach fiel. Eindringlich sah sie der Schwarzhaarigen in die Augen, versuchte zu erkennen, was in diesem Moment in ihr vor sich ging. Nichts, ein Schleier hatte sich ausgebreitet. Resignierend nickte die junge Frau. Erneutes Schweigen, in dem sie lediglich beieinander standen und jede ihren eigenen Gedanken nachging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)