Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 14: Letzte Chance auf Rettung? -------------------------------------- Gehetzt eilte die junge Navigatorin durch eine Reihe dunkler Gassen. Die Atmung erschwerte sich zunehmend. Ihre Beine verloren mit jedem Schritt mehr und mehr an Kraft. Sie stolperte und kam zu Fall. Heftig atmend, stützte sie sich ab, spürte den warmen Schweiß, der ihre Kleidung tränkte, ihrem Rücken hinunter floss. Sie durfte nicht aufgeben. Schwerfällig erhob sie sich, rannte weiter, ohne ihrem geschwächten Körper Gehör zu schenken. Aufgeben konnte sie nicht, sie verbot es sich. „Noch ein Stück, noch ein klitzekleines Stück“, wisperte sie sich selbst zu. Die Umgebung verschwamm und der Weg nach vorne vernahm sie als Tunnelblick. Nichts schien von Bedeutung, nur die Aufgabe, die sie zu erfüllen hatte. Sie beschleunigte, ihre Haare klebten bereits am Gesicht. Lediglich das Hallen ihrer Absätze, das Pulsieren ihres Herzschlages vernahmen ihre Ohren. Der Rest ausgeblendet. Der einen Sache gehörte ihre volle Aufmerksamkeit. Abrupt bremste sie ab. Zum Stillstand kam sie an einem Kap. Der raue Wind schlug ihr entgegen, ließ ihren Körper erzittern. „Robin“, hauchte die junge Frau atemlos. Dort stand sie. Nah am Abgrund, mit dem Rücken zu ihr. „Du solltest nicht hier sein.“ Amüsiert, mit einem Lächeln trat die Schwarzhaarige nach vorne, blickte furchtlos dem Abgrund entgegen, wo hohe Wellen lautstark gegen die Klippen donnerten. „Komm, wir gehen nach Hause“, erwiderte die jüngere ängstlich, zitternd, während sie versuchte die andere zu erreichen. Ihr Körper rebellierte, jeder Schritt den sie vollzog, fühlte sich an als entzog er ihr jegliche Kraft. „Nein, für mich gibt es solch einen Ort nicht.“ Sie vollführte einen Balanceakt. Eine falsche Bewegung und sie gehörte dem tosenden Meer. Wie in Trance ging sie den schmalen Grat entlang, ohne dem Besucher eines Blickes zu würdigen. Für die Orangehaarige war diese Distanz, keine zehn Meter ein Kraftaufwand. Warum? Keine Sekunde ließ sie die Schwarzhaarige aus den Augen. Auf einem Mal wirkte das Erscheinungsbild der Schwarzhaarigen zerbrechlich, verletzbar, kraftlos. Nie zuvor war es ihr auf diese Weise aufgefallen. „Er existiert. Bei uns. Bei mir. Lass mich nicht alleine.“ Drei Schritte trennten die Frauen voneinander. Ein lächerlicher Abstand, normalerweise. In diesem Moment beinah unüberwindbar. Die Orangehaarige duldete ihr Gehen nicht. „Leb wohl, Nami-chan“, wisperte die Schwarzhaarige. Hastig streckte die junge Frau ihren Arm nach dieser aus. Sie spürte keinen Widerstand. Denn in jenem Moment, als die Berührung erfolgen sollte, löste sich der Körper der anderen Frau auf und sie stolperte nach vorne. Mit den Knien schlug sie am Boden auf. Keuchend, erblickte sie Blütenblätter, die der Wind mit sich trug. Ihre Augen nahmen eine ausdruckslose Leere an. Sie kippte nach vorne, stützte sich ab und spürte wie sich ihre Fingernägel in den kalten, harten Boden bohrten. „ROBIN!“, schrie sie aus Leibeskräften. Ein Schrei, der von der Umgebung aufgesogen und verschluckt wurde. Schmerzhaft zog sich ihr Innerstes zusammen. Ein Schmerz, der ihr die Kehle zuschnürte, die Luft zum Atmen nahm. „Nami? Nami? Wach auf“, vernahm sie die Stimme ihres Kapitäns. Müde murmelte sie etwas Undeutliches vor sich hin, ehe sie langsam die Augen aufschlug und sein Lächeln erkannte. Sie rieb sich über die Augen und blinzelte mehrmals. „Du bist eingeschlafen. Bald scheint es jedoch so weit zu sein“, sprach er weiter, wobei sein Lächeln abnahm und er über die Schulter zum Anwesen blickte. Verwirrt sah sie sich um. Tatsächlich, es war ein Traum, kein guter, jedoch besser als nichts. Solange die Realität anders aussah, konnte sie damit leben. Sie war nicht dazu gewillt ihn wahr werden zu lassen. Robin gehörte zu ihnen. „Siehst du irgendetwas, Chopper?“, fragte Zorro, der sich gemütlich an den Baumstamm lehnte und die Arme verschränkt hatte. Der Angesprochene schüttelte den Kopf, behielt das Fernglas noch bei und setzte seine Überwachung ungehindert fort. „Noch nicht. Doch es kommen immer mehr. Als ob die gesamte Firma Wache schiebt.“ Egal, was in dieser Nacht geschah, sie mussten sich zuvor zur Not durch die Angestellten prügeln. „Wäre eine Überraschung gewesen, wenn es nicht so wäre“, murmelte Nami, die allmählich wieder hellwach war. Der Traum ließ sie nicht los. Hängte sie tatsächlich so sehr an dieser Frau, die sie noch nicht allzu lange kannte? Selbst im Wachzustand, konnte sie die Gefühle, die sie im Schlaf hatte, noch wahrnehmen. „Die Frage ist, wie wir in sein Zimmer kommen, ohne großes Aufsehen zu erregen.“ Nachdenklich strich sich der Schwertkämpfer über das Kinn. Kein leichtes Unterfangen. „Das ist das Stichwort. Kein Aufsehen erregen. Wir sollten uns den Hintereingang ansehen.“ Nami verhakte ihre Finger ineinander und übte ein wenig Druck auf diese aus. Die Nervosität machte sich in ihr breit. Eine Explosion schreckte sie auf. „Was zum,…?“, kam es von Zorro, der den Blick nur einen kurzen Augenblick lang abgewendet hatte. „Es geht los“, meinte Nami, die aufgeregt auf die Rauchwolke starrte. „Gehen wir R-,…“, wollte Zorro gerade sagen, als er geschockt auf einen leeren Platz neben sich sah. Den drei Strohhüten fiel synchron die Kinnlade hinunter. „RUFFY!“, schrien sie im Chor und machten sich sofort auf den Weg um ihren Kapitän zu folgen. × × „Das hat ja ewig gedauert“, jammerte der Schwertkämpfer, als er mit Nami und Chopper den Gang entgegen lief, der direkt zu Eisbergs Zimmer führte. „Wer musste sich denn ständig verlaufen?!“, fauchte Nami energisch und versuchte mit ihm gleich auf zu sein. Chopper sah sich um. Die Situation war wohl eskaliert. An den Seiten lagen einige Verletzte, die er in diesem Moment ignorieren musste. „Halt die Klappe, du geldgeile Zicke! Es war deine Idee den Hintereingang zu benutzen!“ „Hört auf zu streiten. Da vorne ist es, ich erkenne ihren Geruch“, meldete sich Chopper zu Wort und sah beide eindringlich an. Ihre Nerven lagen blank und jeder Kommentar führte unausweichlich zu einem Streitgespräch. Ruckartig zog Zorro zwei Schwerter aus ihren Scheiden und zerstörte mit schnellen Hieben die Holztür, deren Abfälle er sich im Sprung entledigte. Noch in der Landung erkannte er Ruffy, der sich ebenfalls durchgekämpft zu haben schien. „Da bist du ja! Was sollte der Scheiß vorhin?!“, rief er diesem entgegen. „Da seid ihr ja endlich.“ Verwirrung. Schwer durchatmend, nahm sie Robin ins Visier. Diese stand hinter den Feinden. Wobei sie nicht damit rechnete, ausgerechnet diese Personen hier anzutreffen. Sie lauschte der Erklärung und trauten ihren Ohren nicht. Allmählich verstand Nami, dass das hier weitaus eine größere Reichweite aufwies, als anfangs gedacht. Dennoch, ihr war es unbegreiflich, warum Robin ausgerechnet mit der Regierung zusammenarbeitete. Jenen Menschen, die seit jeher verfolgten. Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie sehen, wie Ruffys Angriffe mit Leichtigkeit ausgewichen wurde. Diese Agenten waren definitiv aus einem anderen Holz. Erst als ihr Kapitän Robin konfrontierte, schenkte sie ihm die volle Aufmerksamkeit. „Richtig. Warum alliierst du dich mit der Regierung?“, mischte sich Nami schließlich ins Gespräch ein und sah die Schwarzhaarige an, versuchte in ihren Augen einen Hinweis zu erkennen. Diese erwiderte den Blickkontakt nicht, besah sich lediglich die gesamte Gruppe. Warum sprach sie abwertend? Musste ihr nicht klar sein, dass das kein Grund war sie gehen zu lassen? Ein paar kurze Abschiedsworte und aus? Schätze sie so ihre Freunde ein? „Um mir einen Wunsch zu erfüllen“, hörte Nami lediglich heraus, als hätte sie die restlichen Worte ausgeblendet. Einen Wunsch? Welchen? Wie sah dieser aus? Im Grunde wusste sie nichts über Robin. In ihr Innerstes hatte sie nie Einblicke gewährt. „Wie lautet dieser“, murmelte sie beinah tonlos und blickte die Schwarzhaarige entgeistert an. In diesem Moment trafen sich ihre Blicke, während sie weiterhin mit Ruffy und Zorro sprach. Nami erkannte nichts, als eine dunkle Leere. Kein Gefühl, keine Regung, nichts. „Wegen dir. Der einzige Grund, warum ich mich heute Nacht hierher begeben habe. Ich wollte dich ein allerletztes Mal sehen. Nichts mehr. Womöglich ein eigennütziger Gedanke, dennoch, um ein letztes Mal deine Gegenwart zu spüren, nehme ich all das auf mich.“ Gestern Nacht hatte Robin diese Worte ausgesprochen, sanft, liebevoll, entschlossen. Sie hatte Nami angesehen als gäbe es nur sie und alles andere wäre unwichtig. Und jetzt? Es durfte nicht enden, nicht so. Ein Kampf entbrannte, in denen Zorro und Ruffy kaum Chancen aufwiesen, während sich Robin nach und nach dem Fenster näherte. „Robin!“ Nami hatte ihren Klimataktstock fest im Griff, wodurch ihre Knöchel weiß hervorstachen. Keine Reaktion. Die Schwarzhaarige entfernte sich und jeder Schritt machte ihren Traum zur puren Realität. „Natürlich lässt du mich nicht gehen, doch ich tue es. Ich werde dich nie vergessen, leb wohl, Nami-chan.“ Perplex weiteten sich ihre rehbraunen Augen. Nami-chan. Nami-chan. Es brannte sich in ihr Gedächtnis ein. Warum war es ihr zuvor nicht eingefallen? Am Morgen? In den letzten Stunden? Sie hatte sie zum ersten Mal beim Namen genannt. Nami biss den Kiefer aufeinander. „ROBIN!“, rief sie ein weiteres Mal. Diese stand bereits am Fensterbrett. Nach einem kurzen Augenblick des Wartens, sprang diese in die Nacht hinaus und Nami konnte nicht anders als regungslos hinterher blicken. Ihr Herz pochte wild. Hatten sie ihre letzte Chance vertan? Viel Zeit gab man der Navigatorin nicht um sich in Gedanken zu verlieren, denn der Feind schien nun ernst zu machen. Lucci, den sie als Handwerker kennengelernt hatte, verwandelte sich in einen monströsen Leoparden. Von da an ging alles viel zu schnell. Die Jungs hatten keine Chance. Am Ende präsentierte sich eine Niederlage auf ganzer Linie. × × Robin war dankbar darüber, dass sie den Weg zur Blue Station alleine gehen durfte. Die Agenten hatten keine Angst, immerhin tat sie dies auf freiwilliger Basis. Niemand musste sich dafür fürchten, dass sie floh. Die Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen. Das Auftauchen ihrer einstigen Freunde überraschte sie. Eigentlich dachte Robin, dass die Crew aufgab und sie ziehen ließ. Fehlanzeige. Zu tun als interessierten sie sich nicht für sie und der Sprung aus dem Fenster hatten an ihren Kräften gezerrt. Ihre Entscheidung kam ins Wanken. Als ob Ruffys Sturkopf nicht ausreichte. Nein, Nami selbst musste vor Ort auftauchen und es ihr erschweren. Ihre Blicke, der Schmerz der darin lag. Nie zuvor fiel es ihr dermaßen schwer eine Piratenbande hinter sich zu lassen. Während sie ging, schien der Weg zur Station elend lang. Kaum angekommen, verlief alles zu schnell. Überall standen Agenten, die auf sie und die CP9 bereits warteten. Nach einigen Minuten wurde sie schließlich in ihr Abteil geführt, wo sie sich ausgelaugt setzte. Kaum war sie allein brach ihre Maske. Die Arme stützte sie an den Knien ab und vergrub das Gesicht in ihren Handflächen. Ihr letzter Auftrag, der letzte Mord, der ihr angehängt wurde. Hier endete es. Schon bald befand sie sich in Enies Lobby. Der Ort, der ihr die größte Angst bereitete lag jedoch dahinter. Impel Down, die lebendige Hölle. Kein Insasse hatte danach jemals wieder das Tageslicht erblickt, nie mehr. Ihre Hände zitterten bei diesem Gedanken. Egal, wie stark sie sich gab, vor diesem Ort fürchtete selbst sie sich. Tief durchatmend lehnte sich die Schwarzhaarige zurück, blickte in die Nacht hinaus, ehe sich ein trauriges Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. All die Jahre konnte sie erfolgreich flüchten, untertauchen, der Regierung entkommen. Ausgerechnet eine kleine Bande, die zuerst ihr Feind war, brachte ihnen den Erfolg. In einer Hinsicht entsprach es der Wahrheit, wenn man sagte, allein zu sein, ist besser. Ohne jemanden an seiner Seite gab es nur sich selbst. Keine Rücksicht, keine Kompromisse, keine Sorgen und doch, sie verspürte Dankbarkeit. Hätte sie Ruffy nicht getroffen, hätte sie nicht erfahren was es hieß Freunde zu haben, vertrauen zu können, sich fallen zu lassen, zu lieben. Diese Erinnerungen konnte ihr niemand stehlen, sie gehörten ihr, ihr ganz allein und diese würden Robin durch die Zeit, die vor ihr lag, bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)