Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 12: Verschwunden - "Geh nicht!" --------------------------------------- Ausgelaugt, massierte sich Nami ihren Nacken, als sie sich aus ihrer Starre löste und von dem Fenster zurücktrat. Dieser Tag begann voller Zuversicht und Freunde, endete jedoch mit einem Drama sondergleichen und es schien, als war die Situation noch längst nicht am Höhepunkt angelangt. Bedrückt besah sie sich das gemietete Zimmer. Normalerweise befand sie sich um diese Zeit in ihrer Kajüte, die sie mit Robin teilte, die im Laufe des Tages verschwand. Ein verzweifeltes Glucksen durchdrang die Stille, die diesen Raum unerträglich machte. Sie ließ sich auf das Bett nieder und strich über die fremde Matratze, die ihre besten Zeiten bereits hinter sich hatte, ehe sie die Beine an sich zog, die Arme um diese gab und erneut in die Dunkelheit starrte. Wie konnte es so weit kommen? Zuerst die Hiobsbotschaft, die ihnen mitteilte ihr Schiff hätte irreparable Schäden und könnte nicht mal mehr die nächste Insel erreichen. Danach der Streit und anschließende Kampf zwischen Ruffy und Lysop. „Dieser Idiot“, murmelte die Navigatorin und versuchte sich erneut die Tränen zu verkneifen. Nie zuvor hatte sie an solch ein Szenario gedacht. Wie auch? Stets hatte ihr die Bande das Gefühl vermittelt, dass es nichts gab, was ihnen je schaden könnte. Das Gefühl, ihre Freundschaft überstünde alles. Zwar war der jungen Frau bewusst, dass es sich hierbei vielmehr um eine Verzweiflungstat handelte, dennoch, sie hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Lysop war fort. Genau wie Robin. Nervös kaute sie an ihrer Unterlippe und erinnerte sich dabei an die Worte, die sie der Schwarzhaarigen nahe gelegt hatte, nachdem Kuzan aufgetaucht war. Diesen Tag nahm sie als Bestätigung ihrer damaligen Sorge. Ein Blick auf die Uhr ließ sie aufseufzen. Bereits nach drei Uhr morgens. „Wenn ich bloß wüsste, was dein Verschwinden bedeutet.“ Obwohl würde es ihr in dieser Situation helfen? Ob sie wollte oder nicht, sie hatte diese Frau lieb gewonnen, sie zu schätzen gelernt. Innerlich verkrampfte sie bei dem Gedanken, dass die Frau so schnell verschwand, wie sie in ihr Leben getreten war. Panisch schreckte Nami hoch, als sie ein knarrendes Geräusch vernahm. Kalte Nachtluft drang zu ihr empor und brachte ihren Atem ins Stocken. Das Fenster stand offen und mit einer eleganten Bewegung trat die schwarzhaarige Frau auf den Boden auf. Nami rang sichtlich mit ihrer Fassung. Durch das Mondlicht waren lediglich Robins Gesichtszüge ersichtlich, doch diesen Körper, die Art wie er sich bewegte, diese Frau würde sie überall erkennen. Hastig sprang die Navigatorin vom Bett auf, lief förmlich auf die Schwarzhaarige zu und nahm sie erleichtert in den Arm. „Gott, hast du mich erschreckt. Ich dachte schon, dass wir dich nie wieder sehen. Wo warst du?“, quasselte sie sofort los, was Robin ein leicht traurig wirkendes Lächeln abverlangte. Einen Augenblick erwiderte sie die Geste, ehe sie Nami sanft, aber bestimmt, von sich drückte. „Wir müssen reden“, meinte sie nüchtern, trat einen Schritt zurück, ehe sie sich zum Fenster wandte und sich gezielt in der Umgebung umsah. Einerseits hoffte sie, dass ihr niemand gefolgt war, auf der anderen Seite galt ihre Sorge den Jungs, denen sie vorerst nicht über den Weg laufen wollte. Nami betrachtete die Schwarzhaarige in ihrem Tun und hob skeptisch eine Augenbraue. „So viel steht sicher. Wo zum Teufel warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht! Chopper war regelrecht aufgebracht, als er dich nicht mehr finden konnte. Du hast uns allen einen enormen Schrecken eingejagt, bist du dir dessen bewusst? Warte hier, ich hol den Rest. In den letzten Stunden ist so manches Dilemma geschehen.“ „Warte“, warf Robin ein und hielt Nami von ihrem Vorhaben ab. „Ich will mit dir reden, lass sie aus dem Spiel, bitte. Ich weiß nicht, ob ich es sonst noch kann. Allein, dass ich nun hier bin, bringt mich in eine verzwickte Situation.“ Nami verstand nicht wovon ihre Kameradin sprach. Sichtlich verwirrt blickte sie abwechselnd zwischen Robin und der Türe hin und her. „Wovon sprichst du?“, fragte sie schließlich und signalisierte, dass sie auf ihre Bitte einging. Robin schwieg kurz, sichtlich damit ringend, was sie ihr erzählen sollte und was nicht. Leise lachte sie bei ihren Gedanken auf. Eigentlich hatte sie sich die richtigen Worte parat gelegt, doch schienen sich diese verflüchtigt zu haben. „Okay. Ich versuche es dir so gut es möglich ist, näher zu bringen. Vielleicht solltest du dich setzen.“ „Du machst mir Angst“, wisperte Nami schließlich und spürte wie sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzog. Diese Situation gefiel ihr nicht, irgendetwas lief schief, sie fühlte es. „Warum denke ich, dass ich nicht höre möchte, was du mir zu sagen hast?“ Sanft zog sie Nami mit sich zum Bett, wo sich diese ohne Gegenwehr niederließ. Robin tat es ihr gleich, jedoch mit einem Sicherheitsabstand. „So viel dazu, du fürchtest dich nicht vor mir“, meinte sie mit einem bedrückten Unterton. In Gedanken erinnerte sie sich an dieses eine Gespräch, welches vor zwei Tagen stattgefunden hatte. Wie schnell sich Empfindungen doch veränderten. Nami schüttelte mit dem Kopf. „Nein, du verstehst nicht. Vor dir an sich habe ich keine Angst. Deine Worte,…, deine Taten,…, davor fürchte ich mich. Du wirkst verändert, gehetzt, beinah,…, was ist in den letzten Stunden vorgefallen, Robin?“ „Habe ich dir jemals gesagt, dass ihr mir gelernt habt, wie schön es sein kann, über das weite Meer zu segeln? Fern der Angst sekündlich verraten oder gar getötet zu werden? Einen Ort gefunden zu haben, an dem ich mich wohl, beinah frei fühlen kann? Obwohl es meine Entscheidung war, als blinder Passagier auf euer Schiff zu kommen, hatte ich nie gedacht, dass es mich auf diese Weise glücklich machen kann. Vielmehr sah ich euch als Mitfahrgelegenheit, die ich, wann immer ich möchte, hinter mir lassen kann. Anfangs konnte ich mein Glück nicht fassen. Euer Kapitän, den ich zuvor noch bekämpft hatte, nahm mich auf, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Ihr alle, zwar nicht sofort, doch ihr habt angefangen mich zu akzeptieren, ihr habt mich tatsächlich als ein vollwertiges Mitglied behandelt.“ Innerlich, während sie die Worte von sich gab, sah sie all die Momente vor sich, wie ein innerer Film spielte sich jede einzelne Szene ab. „Du hast mich akzeptiert“, kam es beinah stimmlos. Nervös spielte Nami mit ihren Fingern. Worauf zielte dieses Gespräch ab? Warum sprach Robin als gäbe es keinen Morgen? „Du gehörst auch zu uns, also sprich nicht in der Vergangenheit“, flüsterte die Navigatorin. Robin indes sprach weiter, als hätte sie den Einwand der jüngeren Frau überhört. „Umso mehr schmerzt es mich, dass ich einen Schritt unternommen habe, den ich nicht rückgängig machen kann, dessen Auswirkungen auch euch betreffen. Ihr müsst schleunigst aus dieser Stadt verschwinden, egal wie oder auch wohin. Ihr müsst fort. Verstehst du, Fräulein Navigatorin?“ Wie vom Blitz getroffen, erstarrte Nami in all ihrem Tun. Ihre Augen weiteten sich. Sie verstand die Bedeutung dieser Worte nicht, immer mehr schien Robin in Rätseln zu sprechen. „Was sagst du da? Was hast du getan?“, fragte sie gepresst nach. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, deutlich vernahm sie den Herzschlag in ihren Ohren. „Was ist geschehen?“, kam es flüsternd, als wäre es ein Verbrechen, die Frage in normaler Lautstärke auszusprechen. Ohne es zu wollen, nahmen ihre Gedanken freien Lauf und insgeheim fürchtete sie sich davor, ihre Befürchtungen bestätigt zu bekommen. „Sie werden euch jagen. Ich appelliere ein letztes Mal mir Vertrauen zu schenken“, versuchte Robin neutral, monotonlos von sich zu geben. Der Anblick der Navigatorin, die verwirrt vor ihr saß, nicht wissend, was diese Aussage auf sich hatte, breitete ihr einen Stich. „Du redest von uns, dich ausgeschlossen. Sag mir endlich, was hier gespielt wird. Egal, worum es sich hierbei handelt, wir gehen nicht ohne dich. Und jetzt komm, lass uns zu den anderen gehen. Wir sprechen in Ruhe darüber, okay?“ Langsam schüttelte Robin den Kopf. „Nein, es geht um euch. Um eure Sicherheit. Meine Anwesenheit kann euch diese nicht gewähren. Aus diesem Grund müsst ihr mich hinter euch lassen.“ „Nein, nein, nein.“ Abermals gab Nami dieses Wort von sich, erhob sich und ging auf und ab, strich sich mehrmals durch die Haare, ehe sie sich vor die Schwarzhaarige stellte. „Vergiss es. Du redest Unsinn. Du verschweigst mir die wichtigsten Punkte und denkst, du könntest mich so einfach abspeisen? So läuft das nicht. Vergiss. Es. Was ist vorgefallen, dass du dich zu so einem Schritt entscheidest? Hat es etwas mit Kuzan zu tun? Ich habe dir schon mal gesagt, dass du deshalb keine falschen Schlüsse ziehen sollst. Wir stehen alle hinter dir, wir kämpfen mit dir, wir beschützen dich. Wieso verstehst du das nicht?“ Die Schwarzhaarige ließ ihren Blick durch das Zimmer streifen, ehe sie leise auflachte. „Meine Beweggründe sind irrelevant. Im Grunde dürfte ich gar nicht erst hier sein.“ „Warum bist du es dann?“, erwiderte Nami wütend. Robin haderte einen Augenblick mit sich selbst, ehe sie einen tiefen Atemzug nahm und alles auf eine Karte setzte. „Wegen dir. Der einzige Grund, warum ich mich heute Nacht hierher begeben habe. Ich weiß, dass du nach den morgigen Nachrichten ein vollkommen neues Bild von mir haben wirst. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wirst du wünschen, mir nie begegnet zu sein. Ich wollte dich ein allerletztes Mal sehen, bevor das Unheil seinen Lauf nimmt. Nichts mehr. Womöglich ein eigennütziger Gedanke, dennoch, um ein letztes Mal deine Gegenwart zu spüre, nehme ich all das auf. Ansonsten hätte ich niemals diese Konfrontation auf diese Weise gewählt.“ Nami schien weiterhin auf einer Leitung zu stehen, denn sie verstand nicht ganz, was sie damit ausdrücken wollte. Warum war es Robin wichtig, ausgerechnet sie zu sehen? „Manchmal stellst du dich gerne etwas dümmlich an, nicht wahr? Als hättest du ein Brett vor dem Kopf, welches dir das Wesentliche versperrt. Du hast wahrlich keine Ahnung, oder? Denk nach, wie oft habe ich dir gesagt, dass ich hinsichtlich der Prinzessin die falsche Person bin, an die du dich wenden solltest. Warum möchte ich dich nochmals sehen, dich mehr in Erinnerung behalten, als den Rest?“ Nami schüttelte vehement mit dem Kopf. Nein, das konnte nicht sein. „Komm jetzt, wir reden mit den Jungs, bitte“, meinte sie erneut, packte Robin an der Hand und versuchte sie mit sich zu ziehen. Die Schwarzhaarige gluckste und stellte die Situation auf den Kopf, in dem sie einen schnellen Schritt nach vorne machte und die Navigatorin von hinten an sich drückte. „Das geht nicht, ich kann nicht länger bei dir sein. Weißt du, seit ich dich gesehen habe, hast du dich in mein Gedächtnis gebrannt. Anfangs dachte ich, es sei lediglich eine Verwirrung, ein schmerzlicher Irrtum. Nach und nach habe ich mir eingestehen müssen, dass ich Gefühle entwickelt habe, die mich in eine prekäre Situation manövrierten. Da ich sah, dass du die Prinzessin liebst, habe ich mir geschworen, dir nichts von alledem zu erzählen, es dich nicht spüren zu lassen. Die Wendung, die mich heute jedoch ereilt hat, hat mich umdenken lassen“, hauchte sie der jungen Frau ins Ohr, auf deren Körper sich eine Gänsehaut ausbreitete. Abrupt erstarrte Nami. Ihre Kehle trocknete aus. Die Schwarzhaarige genoss jede Sekunde, in denen sie diese Nähe, diesen Körperkontakt spürte, wissend, dass das ihre letzte Chance war. Zu einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, da hätte es vielleicht funktionieren können. „Wenn du weißt, dass alles endet, dann machst du jene Dinge, die du sonst nicht tun würdest, aus Angst, du würdest es doch noch bereuen.“ Robin lockerte den Griff um die Navigatorin, woraufhin sich diese langsam umdrehte. Weiterhin berührten sich ihre Körper, eine Berührung, die Robin die Bestätigung gab, dass sie sich in ihren Gefühlen nie geirrt hatte. Nur die Nähe ihres Körpers, ließ ihre Gefühle verrücktspielen. „Ist das alles ein Spiel für dich?“, warf Nami ihr vor, deren Augen einen Schimmer annahmen, als Zeichen dafür, dass sich Tränen bildeten. „Du sprichst davon, dass du dich in mich verliebt hast, was soll das? Kurz zuvor hast du gesagt, du gehst fort und nun das? Warum tust du das? Wenn du mich wirklich liebst, wieso lässt du mich dann ohne Erklärung im Stich?“ „Weil ich nicht anders kann. Weil ich weiß, dass ihr mich aufhaltet, sobald ihr die Wahrheit kennt und dieses Szenario darf nicht eintreten. Es tut mir Leid. Glaub mir.“ „Und genau dann triffst du dich mit mir, tolle Ausführung. Denkst du tatsächlich daran, dass ich dich gehen lasse?“ Mit einem verführerischen Lächeln umfasste sie Namis Gesicht. Noch bevor diese etwas unternehmen konnte, spürte sie bereits deren Lippen auf den ihren. Kaum realisierte Nami, was hier geschah, riss sie sich kraftvoll los, stolperte nach hinten weg, wodurch sie das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden landete. Robin besah sie mit einem vielsagenden Blick. Vorsichtig streckte sie der Navigatorin die Hand entgegen, um ihr auf die Beine zu helfen. Nami zögerte, was Robin als Bestätigung annahm und sich zurückzog. „So schnell kann es sich ändern. Ich muss los. Verzeih mir, dass ich dich überrumpelt habe, doch es ging nicht anders. Lebewohl.“ Schwungvoll erhob sich die Navigatorin. „Scheiße“, murmelte Nami vor sich hin und massierte sich ihr Steißbein. „Robin, warte. Du hast mich missverstanden, ehrlich, ich war,…, du kannst nicht diese Bombe platzen lassen,…, versteh mich doch.“ Nami benötigte einen immensen Kraftaufwand um Robin halbwegs vom Gehen abzuhalten. „Ich kann dich nicht gehen lassen. Bleib-,…“, brach Nami ab, als sie einen dumpfen Schlag verspürte und alles um sie herum dunkel wurde. Vorsichtig fing Robin den zarten Körper der jungen Frau auf und trug diese zum Bett, wo sie sie vorsichtig ablegte. „Natürlich lässt du mich nicht gehen, doch ich tue es. Ich werde dich nie vergessen, leb wohl, Nami-chan“, hauchte sie gegen die Lippen der jüngeren Frau. Mit einer streichenden Bewegung ließ Nico Robin vollkommen von der Navigatorin ab und machte sich auf den Weg. Ab diesem Punkt gab es kein Zurück mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)