Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 5: Erste Annäherungen - Leichter gesagt als getan I ----------------------------------------------------------- Warmes Wasser prasselte auf ihren Körper herab. Genüsslich reckte sich die junge Frau dem Strahl entgegen, der ihre Muskeln entspannte. Die letzten Stunden hatten sie körperlich sowie geistig beansprucht. Ihre neueste Karte trocknete vor sich hin und wartete darauf ihren Stapel hinzugefügt zu werden. Ein Tag ohne Ablenkung, ohne Gedanken an ihre zurückgelassene Liebe. Ein Teil erfüllte sie mit Scham und zugleich mit Glückseligkeit. So sehr sie die Prinzessin auch vermisste, so sehr tat es ebenfalls gut, sich anderen Sachen hinzugeben. Ihr Schmerz war in dieser kurzen Zeit weggeblasen. Nach all den Tagen voller Liebeskummer eine willkommene Abwechslung. Nicht, dass ihre Liebe versiegt war, nein, mit Sicherheit nicht, doch war es verboten, endlich auf andere Gedanken zu kommen? Mit Sicherheit nicht. Nami stellte das Wasser ab, nahm ein Handtuch zur Hand und besah sich im Spiegel. Ich verrate dich nicht, Vivi, ich versuche lediglich in meinem Leben einen Schritt nach vorne zu machen, dachte sich die Navigatorin und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Die Nacht war angebrochen und die Wache übernahm der Schwertkämpfer, Zorro. Sie wusste, was dies zu bedeuten hatte. Stunden in der Kajüte, die sie mit ihrem Neuankömmling verbrachte. Sanjis Bitte hatte sich in ihr verankert, ja, sie war bereit dazu, dieser Frau eine einzige Chance zu gewähren. Obwohl es ihr schwer fiel, so hatte sie ihm dennoch ihr Wort gegeben. In der Kajüte angekommen, erkannte Nami die Gestalt jener Frau. Wie auch die Tage zuvor, lag ein Buch vor ihr, in dessen Seiten sie sich verlor. Die Navigatorin seufzte innerlich auf. Diese Frau tat nichts anderes. Tagaus, tagein. Wie sollte sie Nico Robin näher kennenlernen, ihr eine Chance geben, wenn diese kaum ein Wort sprach? Auf der anderen Seite konnte sie so ihr Versprechen leichter einlösen, denn durch ihre Leidenschaft, gab sie Nami keinen Anlass, ihr Aggressionen zu bereiten. „Kann ich dir behilflich sein, Fräulein Navigatorin?“, fragte Robin ohne den Blick von den Zeilen abzuwenden. Nami schluckte, hatte sie die Frau doch angestarrt. „Warum nennst du niemanden beim Namen?“, entgegnete die Navigatorin, die sich aus ihrer Starre löste und sich zu ihrem Bett begab. Im Gehen behielt sie die Schwarzhaarige im Auge, die sich nun vom Buch löste und Blickkontakt suchte. „Wie bitte?“ „Du hast mich mit Sicherheit verstanden. Wir haben alle Namen, die du nie verwendest. Du bezeichnest uns nach unserem Können. Ich hätte gern gewusst, warum“, sprach Nami ruhig und bedacht. Ihr war diese Tatsache längst aufgefallen. Unpersönlich, so wirkte es auf die junge Frau. Als wollte sich Robin deutlich von ihnen distanzieren. Ja, Nami hatte sich Gedanken über die Archäologin gemacht. Die Angesprochene blätterte auf die nächste Seite. „Stört es dich?“ „Habe ich nicht gesagt.“ Robin nickte und wandte sich erneut dem Regenbogennebel zu. Nami seufzte und gab es auf. Nein, mit dieser Frau in ein richtiges Gespräch zu kommen, schien mehr als schwer. Als sich Nami ins Bett legte und die Decke über sich zog, ging das Licht aus und nur ein kleiner Schein, gespendet von einer Laterne, hielt die vollkommene Dunkelheit fern. „Ich hoffe, dass es so angenehmer für dich ist. Gute Nacht, Fräulein Navigatorin“, sprach Nico Robin und lächelte. Dieses Lächeln. In Namis Augen wirkte es fast aufgesetzt, so schön es auch war, es schien nicht aus vollem Herzen zu kommen, sondern lediglich ihre Höflichkeit zu unterstreichen. „Danke, gute Nacht“, erwiderte die jüngere Frau und versuchte Schlaf zu finden, was schwerer war, als gedacht. Nicht, dass sie der Lichtschein störte, nein, an die Anwesenheit dieser Frau war sie noch nicht gewohnt, schließlich war es die erste richtige Nacht, die sie zusammen in diesem Zimmer verbrachten. Erneut machte die Bande an einer kleinen Insel Halt, die dieses Mal bewohnt war. Nach all der Zeit, die sie am Meer verbrachten, tat diese Abwechslung gut. Vor allem wenn die Chance darauf bestand, auf Menschen zu treffen. Natürlich, jene mit einer Marinebasis konnten gefährlich werden, doch hier gab es keine. Einige Dörfer waren nicht augenblicklich abgeschreckt, wenn sie ein Piratenschiff sahen. Um dennoch Vorsicht walten zu lassen, ging man an einem abgelegenen Platz vor Anker. Nami sprühte vor Energie und machte sich mit den Jungs zu einer Erkundungstour auf. Die Navigatorin schien endlich wieder bessere Laune zu haben. Dass dies mehr Fassade als Realität war, fiel ihren Mitstreitern nicht auf. Warum auch? Niemand wusste, wie es in ihrem Inneren aussah. Den Wall, den sie erbaut hatte, schien standfest, undurchdringbar. Die einzige Person, die die Wahrheit kannte, war sie selbst. Auf der gesamten Insel befand sich lediglich ein einziges Dorf. Zur Freude aller, hielt es heute ein äußerst gern gesehen Spektakel bereit: Ein großes Feuerwerk. Lysop, der gerne mehr darüber erfahren wollte, entfernte sich bald mal von der Truppe um sich in der Fabrik, wo alles vorbereitet wurde, umzusehen. Die Navigatorin selbst, entschied sich, die verbleibenden Stunden mit einer ausgiebigen Shoppingtour verstreichen zu lassen. Kurzerhand packte sie sich die verbliebenen Jungs und schleppte diese mit sich. Zwei Stunden später, zusammen mit neuen Errungenschaften, genehmigten sie sich einen Aufenthalt in einem Restaurant, wo sich Ruffy erst mal den Bauch vollschlug. Sie selbst hatte sich lediglich einen Kaffee bestellt und blätterte in der Zeitung, die bereits auf dem Tisch lag. Hie und da vernahm sie Wortfetzen, die von Ruffy und Chopper stammten sowie Sanjis, manchmal nervende, Liebesbezeugungen, die sie nur allzu gekonnt an ihr abprallen ließ. Als sie die nächste Seite aufschlug, hielt Nami inne, wirkte wie versteinert. Wie vom Blitz getroffen, fuhr sie Augenblicke später hoch, schlug die Zeitung zu und wandte sich zum Gehen. „Wir sehen uns später am Schiff, ich habe etwas vergessen“, kam es gestresst und ohne eine weitere Erklärung verschwand die Navigatorin und ließ ihre Freunde zurück, die ihr perplex hinterher blickten. × × Nico Robin hatte es sich auf der Rehling bequem gemacht und passte, zusammen mit dem Schwertkämpfer, auf das Schiff auf. Beide schwiegen, wollten ihn ihrem jeweiligen Tun nicht gestört werden. Obwohl Zorro die Archäologin im Auge behielt, war diese dankbar, dass er nicht sprach. Er war anders als ein Sanji, der stets nach Aufmerksamkeit bedacht war. Anders als die anderen Jungs, die gerne alberten und lauthals übers Schiff grölten. Der Schwertkämpfer nicht. Gerade als Robin die nächste Seite aufschlug, hörte sie schnelle Schritte und sah in die Richtung, aus der diese kamen. Die Navigatorin. Als ob sie verfolgt wurde, sprang sie auf das Segel, kletterte aufs Deck hinab und verschwand wortlos in ihre Kajüte. Sie schien aufgebracht, nicht ganz sie selbst. Zorros Hantel verstummte, auch ihm war diese ungewohnte Art aufgefallen. „Was hat die denn für ein Problem?“, brummte der Schwertkämpfer, starrte einen weiteren Moment auf die Türe, die kurz zuvor lautstark ins Schloss gefallen war, ehe er sich erneut seinem Training hingab. Nico Robin zuckte mit der Schulter, sprach kein Wort, denn innerlich haderte sie mit sich selbst. Ihre Art war es nicht, doch sollte sie nicht nach ihrer Miststreiterin sehen? Sich vergewissern, dass alles in Ordnung war? Kümmere dich nicht darum, es ist ihr Problem, nicht deines, was interessiert dich diese Göre?, hörte sie eine innerliche Stimme. Eine Stimme, die ihr ihr Überleben sicherte, die ihr die Gefahren offenbarte, die zum Teil aus ihrer tiefsten Dunkelheit entsprang. Minuten verharrte die Schwarzhaariger in derselben Position, ehe sie sich dazu durchrang und sich von ihrem Platz erhob. Der Schwertkämpfer hob eine Augenbraue und verfolgte jede ihrer Bewegungen, was sie gekonnt ignorierte. Dummes Ding, ertönte die Stimme auf ein Neues. Vielleicht, vielleicht auch nicht, dachte sich Robin und nahm die Treppe, die in ihre gemeinsame Kajüte führte. Vorsichtig und leise, nahm sie eine Stufe nach der anderen und fand Nami auf ihrem Bett vor. „Fräulein Navigatorin?“, fragte sie sanft und hielt vor dem Bett inne, ließ sich am Ende nieder, wahrte somit Abstand. Der Körper der Angesprochenen zog sich merklich zusammen, der Kopf hob sich und Namis Augen waren erfüllt von Tränen und bereits leicht rötlich gefärbt. Hastig versuchte sie die Spuren zu entfernen, vergebens. „Was ist? Etwas passiert?“, kam es hektisch und Robin lächelte leicht. „Die Frage wollte ich dir stellen“, entgegnete die Schwarzhaarige und betrachtete weiterhin die Navigatorin. Diese schien sichtlich peinlich berührt, dass ausgerechnet diese Frau sie beim Weinen ertappte. „Es ist,…“ „Nichts?“, beendete die Archäologin den Satz und hielt Nami ein Taschentuch hin, welches sie mit Hilfe ihrer Teufelskräfte vom Tisch geholt hatte. „Danke“, murmelte Nami und nahm es zur Hand. „Ich kann mir wahrlich denken, dass ich die letzte Person bin, mit der du über Probleme sprechen möchtest, glaub mir. Dennoch, ich kann eine gute Zuhörerin sein und versichern, dass nichts, was du hier erzählst, je diesen Raum verlassen wird“, erklärte die Schwarzhaarige sanft. In ihrer Stimme lag deutlich mehr Gefühl, als es sonst der Fall war. Eine Sanftmütigkeit, die die Navigatorin bisher noch nicht zu Gesicht bekam. „Ich weiß nicht, ob du es verstehst, ob du mich danach nicht verurteilst.“ Robin kicherte. „Als ob ich das Recht dazu habe, jemanden zu verurteilen“, antwortete sie melancholisch und überschlang die Beine. Mit wissendem Blick beäugte sie die junge Frau. „Ist es, wie soll ich sagen, ist es wegen der Prinzessin?“ Namis Augen weiteten sich, geschockt rang sie mit ihren Gesichtszügen, die sie am Ende verrieten. „Wo-,…Wie kommst du,…?“, kam es stockend. „Da hab ich wohl ins Schwarze getroffen. Woher? Niemand sonst trauert so sehr um die Prinzessin, wie du es tust. Jeder andere an Bord hat sich längst damit abgefunden, du nicht.“ Nami biss sich auf die Unterlippe, nein, dieser Frau konnte sie nichts vormachen. „Wir haben uns angefreundet. Da ist es normal, dass ich sie vermisse, oder?“, versuchte sich Nami aus der Affäre zu ziehen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Archäologin auf weitaus mehr hinaus wollte. „Ihr habt euch geliebt“, stellte Nico Robin bestimmend fest, was nur eine Antwort zuließ: Die Wahrheit selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)