Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 1: Liebe oder Verpflichtung - Entscheide dich! ------------------------------------------------------ Die Kälte der Winterinsel, die sie einen Tag zuvor verlassen hatten, durchfuhr weiterhin den Körper der jungen Navigatorin. Ob es bloß daran lag, dass sie noch immer von der Krankheit geschwächt war, oder ob es einen anderen Grund gab, wusste sie nicht. Unlängst hatte sie sich in ihre warme Decke eingekuschelt und doch fror sie. Ein Seufzer entfloh ihrer Kehle. „Was ist los?“, durchdrang eine Stimme die Stille. Es war mitten in der Nacht und der Mond diente als einfache Lichtquelle. Nami sah zur Seite. Vivi lag direkt neben ihr und hatte sich zu ihr gedreht. Im hellen Schein wirkte das Gesicht der Prinzessin äußerst betörend auf die Navigatorin der Strohhutbande, die sich jedes noch so kleinste Detail einprägte. Ihre braunen Augen, die in diesen Verhältnissen noch dunkler waren, ihre blauen Strähnen, die ihr ins Gesicht fielen und ihr Mund, dieser wohlgeformte Mund, den sie nur allzu gern küssen würde. Hart schluckend behielt sie lediglich das Gesicht im Auge, einen Blick über den restlichen Körper dieser zierlichen Frau konnte und wollte sie nicht riskieren. „Ja, alles in Ordnung. Ich kann einfach nicht schlafen, vielleicht liegt es daran, dass ich die letzten Tage so viel im Bett verbracht habe. Bei dir?“ Wenn Nami ehrlich war, war das nicht der erheblichere Grund für die Schlaflosigkeit. Ein Blick auf die Prinzessin und es war, als ob die Kälte für einen Moment verschwand, um einem aufkommenden Wärmegefühl Platz zu machen. „Mein Kopf ist lediglich zu voll. Die Angst um meine Heimat lässt mich nicht los und je näher wir Alabasta kommen, desto größer wird sie“, sprach sie mit einem traurigen Unterton. Nami gab keine Antwort. Natürlich war das der Grund. Die Zukunft des Königreiches ruhte auf ihrer Schulter. Die Navigatorin konnte sich vorstellen, wie schwer diese Last war. Acht Jahre lang hatte sie für ihr Dorf gekämpft und doch ging es bei Vivi um weitaus mehr Menschen, die gekämpft werden musste. „Keine Sorge, Vivi. Wir werden dir helfen, alles wird sich schon irgendwie einrenken.“ Lächelnd betrachtete sie die Prinzessin, deren Ausdruck sich kaum merklich verändert hatte. Vivi hatte ihren Kopf abgestützt und atmete tief durch. Bevor Nami nachfragen konnte, legte Vivi ihren Finger auf Namis Mund und schüttelte den Kopf. Namis Körper reagierte augenblicklich auf diese Berührung und in ihrem Magen machte sich ein angenehmes Kribbeln breit. Diese Gefühlsregungen waren ihr fremd. Verliebt war sie noch nie gewesen, höchstens Schwärmereien hatte es gegeben. In den letzten Jahren war sie zwar nicht allzu unschuldig, doch hatte sie nie Gefühle gehabt, die derartig stark waren. „Nami“, wisperte die Prinzessin und starrte aufs Laken. „Das ist nicht der einzige Grund. Deinetwegen hatte ich genauso viel Angst. Hätten wir diese Insel nicht gefunden, dann,… Meine Güte, du hättest sterben können. Wir kennen uns noch nicht allzu lange, aber dennoch, ich hatte Angst, die ich noch immer habe. Ich weiß, dass du nun wieder auf dem Weg der Besserung bist, aber…“, brach Vivi ab und setzte sich auf. Mit ihrer linken Hand strich sie sich die Haare zurück und biss sich auf die Unterlippe. Nami erhob sich ebenfalls und gab einen Arm um die Schulter ihrer Zimmergenossin. Dieser zierlicher Körper, den man nicht kraftvoll berühren mochte, aus Angst er könnte zu Bruch gehen. Vorsichtig drückte sie die Prinzessin näher an sich. Ihr Duft war überall in diesem Raum. Ein Duft der ihr ihrer Sinne beraubte. Nein, was sie tat war falsch. Sie durfte ihrem Drang nicht nachgehen. „Hey, ich bin zäh. So bisschen Fieber bringt mich nicht um, dafür habe ich schon zu viel überstanden. Es tut mir Leid, dass du dir Sorgen machen musstest. Gib mir noch ein, zwei Tage und ich kann wieder Bäume ausreißen. Weißt du, an deiner Stelle wäre es mir ähnlich ergangen“, sprach Nami voller Elan und nahm eine von Vivis Strähnen in die Hand. Sie umspielte diese einen Augenblick mit ihren Finger, ehe sie von dieser abließ. „Mach dir keinen Kopf und schon bald wird dir auch deine größte Angst genommen, versprochen.“ Ein Lächeln stahl sich auf Vivis Lippen. Namis Euphorie war für sie unerschütterlich. Selbst hohes Fieber hatte dieser nicht Einhalt geboten. „Du bist einmalig, weißt du das?“ Nun war es Nami, die ein Lächeln nicht verkneifen konnte und sie fing sich direkt in den Augen der 16-jährigen wider. Der Blickkontakt hielt nicht allzu lang, denn eine Schwärze, ausgelöst durch eine Wolke, die sich vor den Mond gedrängelt hatte, übermahnte die beiden Frauen. Vivi war es, die diesen Moment nutzte und mit ihren Händen das Gesicht der Navigatorin ertastete, es mit diesen umfasste und ihr einen Kuss stahl. Es war als hätte sie auf den Schutz der Dunkelheit gewartet. „Du kannst dich nicht entscheiden, stimmt’s?“, fragte Nami, die sich genüsslich im Badewasser räkelte und einen Seitenblick auf Vivi warf, die aus ihren Gedanken gerissen wurde. Der Kampf um das Wüstenkönigreich war vorbei und sie haben gesiegt. Das Land konnte sich endlich an den Wiederaufbau machen und das Vertrauen an den König kehrte zurück. Nach einem ordentlichen Festmahl hatte man sich in die Bäder des Schlosses zurückgezogen, die lediglich während der Regenzeit benutzt wurden. Nach dem kleinen Vorfall mit den Jungs, waren die zwei Frauen endlich ungestört. „Wie?“, antwortete diese und wirkte verloren. Allzu oft hatte sie daran gedacht, wie zerbrechlich ihre Freundin doch aussah. Ein Irrtum. Vivi war stark, zwar nicht körperlich, dafür hatte sie jedoch diese immense innere Kraft, die unbegrenzt schien. „Wir brechen noch heute Nacht auf. Es gibt keinen Grund um länger zu bleiben. Im Hafen wartet die Marine, es wird immer gefährlicher.“ Nami sprach äußerst ruhig und ließ die Prinzessin nicht aus den Augen. Ihre Blicke trafen sich und beide wusste, was dies zu bedeuten hatte. „Wenn ich bleibe, dann,… was wird aus uns?“, fragte Vivi vorsichtig. Eine Frage, dessen Antwort offensichtlich war. Wie oft hatten sie dieses Thema vermieden und nun war der Punkt gekommen, an dem es nicht mehr ging. „Was denkst du? Wenn wir jeweils einen anderen Weg verfolgen, dann werden wir uns verdammt lang nicht sehen können“, antwortete die Navigatorin mit einem traurigen Lächeln und beobachtete den Dampf, der empor stieg. „Gibt es keine andere Lösung?“ Nami lachte. „Welche denn? Vivi, du bist die zukünftige Königin dieses Landes. Es braucht dich im Moment mehr denn je. Die Rebellion ist vorbei und die Menschen beginnen mit dem Wiederaufbau. Könntest du tatsächlich ohne Schuldgefühle gehen? Und sieh mich an. Ich bin Navigatorin, meine Crew braucht mich auf diesen Gewässern, ich könnte sie nie im Stich lassen. Sie wären aufgeschmissen und würden beim nächstbesten Unwetter kentern. Wir können uns beide nicht so einfach von unseren Verpflichtungen lösen. Weißt du, ich wünsche mir nichts sehnlicher als dich auf dieser Reise an meiner Seite zu haben, glaub mir. Du redest hier von all den Abenteuern, die wir bestritten haben, von Dingen, die dir begegnet sind. Ich merke, dass du nur allzu gerne auf die See möchtest und es trotzdem nicht kannst. Vivi, ich könnte dich nie dazu zwingen, dich für ein Leben außerhalb dieser Palastmauern zu entscheiden. Ich werde alles akzeptieren, was du machen willst, sei es hier zu bleiben oder mit uns zu kommen. Nur, wie du weißt, läuft dir die Zeit davon. Morgen Mittag sind wir fort“, erklärte Nami und versuchte dabei ihre Gefühle so gut es ging aus dem Spiel zu lassen. Traurig strich sie der Prinzessin mit dem Handrücken über deren linke Wange. Als keine Antwort kam, zog sie ihre Freundin an sich und küsste diese. Dieser Kuss war geprägt von verschiedenen Gefühlen, vor allem von einem, welches lautstark nach Abschied schrie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)