Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Epilog: Die Teufelin und die Diebin ----------------------------------- Bedacht fuhr Nami durch ihr noch feuchtes Haar, das recht gemächlich trocknete. Minuten saß sie bloß da, starrte ins Nichts, mit den Gedanken in der Vergangenheit. Obgleich ihr Leben unaufhaltsam fortschritt, existierten seither Momente, die ihr altes Leben abspielten und sie zum stummen Zuseher degradierten. Widerstand war keine Option, aber danach suchte sie nie. Die Vergangenheit hatte sie geprägt und geformt. Und doch: Dreizehn Jahre und ihr Herz spürte weiterhin Reue, die Sehnsucht nach Zeit. Nicht der gemeinsamen Stunden wegen, den Abenteuern. Ein kurzer Augenblick des Abschiedes, der hätte ihr ausgereicht. Unweigerlich suchten ihre Augen das Buch, das am Glastisch vor ihr lag. Auf Reisen machte sie weiterhin Notizen aller Art, eine Gewohnheit, die nie starb. Vorsichtig zog sie eine alte Fotographie hervor. Eine der wenigen, die die gesamte Strohhutbande zeigte, unlängst abgegriffen, mit Altersspuren aller Art versehrt. Mit Brook nahm das Unheil seinen Lauf. Sein zweites Leben hatte er ohne Zögern seinen Freunden geopfert. Eingekesselt von Blackbeard, der seinen Status endgültig neu untermauern wollte, war der Musiker, der ihnen einerseits mit seinen Melodien ruhige Momente gönnte, Nami allerdings gern mit seinen Worten zur Weißglut brachte, chancenlos. Er starb um den Mann, den Ruffy seit dem Tod seines Bruders auf der Rechnung hatte, so lange wie möglich aufzuhalten. Chopper, der süße kleine Arzt, dem sie nie böse sein konnte, ganzgleich welchen Unfug er anstellte. In den Jahren hatte er ihnen Sorgen bereitet, auf eine Weise, wie niemals erahnt. Im Kampf jedoch, da zeigte er das wahre Monster, das in ihm schlummerte. Mit eisernen Willen und monströser Kraft, setzte er seinen Körper ans Limit, das selbst dieser nicht mehr aushalten konnte. Schwermütig stachen ihr die Gesichter derjenigen ins Auge, mit denen sie die längste Zeit verbracht hatte, Zorro und Ruffy. So unfair es womöglich auch klang, ihr Verlust schmerzte umso mehr. Sie hatte Nami in den Tod gehen sehen, Seite an Seite, ein breites Grinsen im Gesicht. Doch sicherten sie das Ende, den Sieg, so ungern davon gesprochen wurde. Manchmal vermisste sie Ruffys Optimismus, Zorros eiserne Nerven. Danach verlor die See nach und nach ihren Reiz, Ziele waren erfüllt und die restliche Crew zog es in die Heimat. Franky suchte Water Seven auf. Stillsitzen und den kommenden Jahren gemächlich entgegen zu sehen, kam für den Cyborg nie in Frage. Die Sunny, die all das unversehrt überstand, fand dort, in den geheimen Abteilen ihre vorzeitige Ruhe. Sein Körper hatte kaum eine Veränderung durchgemacht und nun arbeitete er die gesamte Zeit über mit Eisberg. Lysop hatte sie allesamt überrascht, seine Veränderung im Laufe der Jahre, sein Familieninstinkt. Die Piraterie fand schnell sein Ende, sofort, ohne große Bedenken wollte er sofort zurück und dem neuen Leben entgegensehen. Dennoch blieb eine Eigenschaft, er unterhielt die Leute mit seinen Geschichten. Manche entsprachen durchaus der Wahrheit, waren jedoch so verrückt, dass sie ihn allesamt nicht direkt glaubten und die Leute glaubten, sie entsprachen seiner Fantasie. Sanji, ihr treuester Freund seither. Anfangs verbrachte er einige Zeit im Baratié, doch schnell suchte er eine neue Herausforderung, baute ein eigenes Restaurant auf, wohnte in direkter Nähe zu Nami, daher sahen sie sich jeden Tag. Seine Leidenschaft fürs Kochen pochte weiterhin stark in seiner Brust, aber lernte er die Stille zu genießen. Lehnte zurück und übernahm schon mal lieber, als zuvor, die Büroarbeit. Langsam glitt ihre Aufmerksamkeit auf das letzte Crewmitglied der Strohhüte, Robin. Wie viele Probleme sie lösen mussten. Von Anfang an stand die Beziehung unter einem schlechten Stern, erst die Feindschaft, die nur gemächlich in eine Freundschaft überging, die Wochen in denen sie aneinander vorbei lebten. Gut, im Nachhinein verstand Nami wie oft sie all die Anzeichen ignoriert hatte. Womöglich hätte dadurch sehr viel vermieden werden können, aber irgendwie ergab es einen Sinn. Eine Beziehung mit Höhen und Tiefen, unkompliziert stand immer wieder an der Tagesordnung und doch, Robin hatte nie ihre Seite verlassen. Manchmal dachte sie an die vielen Geschichten rund um die Schwarzhaarige. Oft hatte sie gehört, wie sie des Teufels Kind genannt worden war. Eine Frau, die Unheil brachte und die niemand lange hielt. Aussagen, die sie zum Lachen brachten, denn sie, eine Diebin, hatte das angeblich Unmögliche möglich gemacht. Die Reise war lang, aber am Ende warf Robin all ihre Bedenken über Bord und nie mehr zog sie einen Rückzug, das Davonlaufen in Erwägung. Egal wie der Feind auch hieß. Ungern erinnerte sich Nami an die Schlacht, die Ungewissheit über Robins Verbleib. Dieser Tag, der ihr Leben auf ein Neues ins Unfassbare, in eine neue Bahn lenkte und doch… „War eine schöne Zeit“, hörte Nami nah an ihrem Ohr, eine wohlige Gänsehaut überkam ihren Körper, zwei Hände legten sich um ihre Schultern und drückten sie gegen den anderen Körper. Ein sanftes Lächeln ruhte auf den Lippen der ehemaligen Navigatorin. „Du hast lange warten lassen“, murmelte sie und schloss die Augen, legte ihre Hand auf den Unterarm der anderen. „Worüber zerbrichst du dir den Kopf?“, hauchte sie gegen Namis Wange, zart streiften die Lippen ihre Haut. „Unsere Zeit, den Fall, alles. Ich vermiss sie einfach. Noch bereue ich zu viel.“ Robin warf einen Blick auf das Foto. „Das kommt noch. Du findest noch den Sinn und sie sind nicht grundlos gestorben. Für mich existiert kein Grund zur Reue. Und seien wir ehrlich, allein Ruffy und Zorro sind nie Menschen gewesen, die lieber im Alter gestorben wären.“ Leicht neigte Nami den Kopf zur Seite, suchte das Augenpaar der anderen. Die Worte entsprachen der Wahrheit, aber noch hatte sie diesen Punkt nicht erreicht, ein Grund warum sie die Geschichte niederschrieb. Abschließen gehörte kaum zu ihren Stärken und doch sehnte es sie danach. Alles konnte sie nie vergessen, aber wenigstens lebte die Frau, die sie liebte. Ein Bereich in ihrem Leben hatte somit Gnade bewiesen. Gerade so blieb die Archäologin am Leben, fand, wie versprochen, den Weg nach Hause und dort verweilte sie bis heute. Die Überlegung von vorhin schoss Nami in den Kopf und ein Lachen verließ ihre Lippen. „Was?“, fragte Robin leicht irritiert, doch schwieg die andere, betrachtete nochmals das Bild ehe sie dieses zurück zwischen die Seiten gab, sich aus dem Griff befreite und aufstand. Robin stützte sich daraufhin an der Lehne ab. Die Gefühle blieben dieselben und solange das Schicksal keinen anderen Plan ausheckte, würde sie Robin für den Rest ihres Lebens an ihrer Seite haben. Bedingungslos. Auf Robins verständnislosen Blick hin, gluckste Nami, zog sie die Schwarzhaarige sanft zu sich, legte die Arme um deren Nacken und verstrickte diese in einen Kuss. „Ich hab lediglich daran gedacht, wie ich den Teufel gezähmt habe“, hauchte Nami schließlich gegen die Lippen der anderen und grinste breit, woraufhin Robin mit der Zunge schnalzte. „Gezähmt? Sagen wir eher, du hast mich bestohlen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)