Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 39: Thronjubiläum ------------------------- „Die Stadt ist wie ausgewechselt.“ Lächelnd beugte Nami den Oberkörper vor, ließ den Blick schweifen. Neue Gebäude waren erkennbar, die Leute in Feierlaune. Nichts erinnerte an das dunkle Ereignis von damals. Arbana strahlte und der Grund dafür war offensichtlich. Mit dem heutigen Tag begann eine neue Ära. „Möchte ich hoffen, immerhin sind seither beinahe vier Jahre vergangen. So soll es bleiben, dafür werde ich alles tun.“ „Und doch nimmst du bereits ein großes Risiko in Kauf. Du lässt Piraten an den Festlichkeiten teilnehmen. Glaube kaum, dass die Regierung Gefallen findet.“ Vivi griente auf die Worte hin. Konventionell war dieses Land noch nie veranlagt gewesen. Darüber machte sich die zukünftige Königin keine Sorgen, denn die Regierung hatte derzeit genügend Probleme um die Ohren. „Ich bitte dich. Euer Schiff ist in der Werft gut aufgehoben und eingeladen sind lediglich eng befreundete Königshäuser, die eine ähnliche Meinung gegenüber der Regierung teilen und Vertraute. Und wenn, dann sage ich, ihr fiesen Piraten habt euch eingeschlichen und uns bedroht“, scherzte sie gegen Ende hin und schritt zurück in ihr Gemach. Ihr Magen zog sich zusammen, der Tag dürfte sehr lange werden und die Zeit verflog bereits in raschen Zügen. Bald schon musste auch sie die letzten Vorbereitungen treffen. „Bedroht? Ah, deshalb ist unser Smutje in der Küche und zaubert das Essen auf den Tisch. Wir sind gut getarnt.“ Nami setzte ein breites Grinsen auf, folgte der Prinzessin und sank auf einen Sessel. Eineinhalb Jahre waren seither vergangen, seit dem Tag an dem die Strohhüte offiziell ein Mitglied auf Zeit verloren. Unzählige Abenteuer hatten sie bestritten und ihr Name war verbreiteter als jemals zuvor, der den Feind mehrmals überlegen ließ, ob er die Strohhutpiraten in einen Kampf verwickelte oder nicht doch lieber einen Bogen machte. Ruffy stand der Erfüllung seines Traumes sehr nahe, aber die finale Reise zum Ende der Welt, die lag vor ihnen und diese nahmen sie in den kommenden Wochen und Monaten endgültig in Angriff. „Nervös?“, fragte Nami nach, erkannte die Unruhe der anderen, die quer durch den Raum marschierte. „Ein wenig?“, erwiderte sie zögerlich und stieß ein Seufzen aus. „Merkwürdig, oder? Jahre rede ich davon, habe mich auf die Aufgabe vorbereitet und nun ist der große Tag da und ich habe die Nervosität gepachtet.“ „Du schaffst das“, versuchte Nami ihr Mut zu machen. „Noch habe ich die Chance für einen Rückzieher. Königin der Piraten ist ebenfalls ein verlockender Titel.“ „Also wirklich, Eure Majestät, Ihr und kalte Füße?“, ermahnte die Navigatorin kopfschüttelnd und lehnte nach hinten, schlug ein Bein über das andere. Sofort blieb Vivi stehen und verschränkte die Arme, wirkte umso gestresster. „Stell dir vor, du müsstest heute auch noch heiraten.“ Vivis Gesichtszüge entglitten vollkommen. Ein Glück, dass ihr das erspart blieb, allerdings hätte sie auf diese Weise gleich alles unter einen Hut gebracht. „Mir wird schlecht. “ Gekrümmt sank sie auf die Bettkante. Oft genug hatte sie all ihre Ängste überspielt, erst recht während der letzten Tage. „Findest du das falsch?“, fragte sie leise. „Vivi, mit dem heutigen Tag ändert sich in deinem Leben sehr viel. Du wirst offiziell das Oberhaupt dieses Landes. Du darfst dir wahrlich einen Moment der Schwäche leisten, denn wir beiden wissen, dass du nicht davon laufen wirst. Du bist der Aufgabe gewachsen“ Lange genug hatte sie darauf hingearbeitet und doch, ab dem heutigen Tag, war sie verantwortlich. Jede Entscheidung wirkte sich auf das Land aus, positiv wie negativ. Schweigen trat ein und Vivi versuchte das mulmige Gefühl abzuschütteln. Woher es kam, war unklar, schließlich ergaben sich keine neuen, unbekannten Aufgaben, an denen sie nie teilnahm. „Vivi?“, hörte sie Igaram, gefolgt von einem Klopfen. Aufgeregt betrat dieser den Raum, er sprühte förmlich vor Freude auf die bevorstehende Zeremonie. „Unsere Gäste sind von ihrem Ausflug zurückgekehrt.“ Sofort suchten ihre Augen die Navigatorin, ein Lächeln zierte dabei ihre Lippen. × × „Eines Tages erlebe ich solche Abenteuer!“, schwärmte der Teenager verträumt, strahlte aus ganzem Herzen. Die Geschichten der legendären Strohhutbande ließen ihn nicht los. Stundenlang las er die Bücher, lauschte den ehemaligen Mitgliedern, sofern die Möglichkeit bestand, die ihm stets eine Frage nach der anderen beantworteten. Ein Leben wie dieses mochte er haben. Fern des Königreiches, die Meere bereisen, mit eigenen Freunden an der Seite, Gefahren trotzen. „Spinner! Du bist ein Prinz. Unsere Familie muss einen Ruf wahren“, ermahnte sein älterer Bruder harsch, schlug dem anderen auf den Hinterkopf. Hirngespinste dieser Art rochen förmlich nach Ärger, der der Familie schadete. Der Jüngere rieb sich die pochende Stelle, schlug das Buch, den letzten Band, zu und stand auf. „Lass ihn seine Träume. Den Thron übernimmt nur einer von uns“, mischte sich die Schwester ein. Ihre Brüder waren grundverschieden und selten derselben Meinung. Der eine zog die Bürde der Krone vor, der andere mochte lieber die Welt als Pirat bereisen. Ein Umstand, der sie gerne und ungewollt in die Rolle der Vermittlerin manövrierte. „Er ist ein Träumer!“ Demonstrativ streckte der Jüngste die Zunge hervor. Oft genug hörte er die Vorwürfe, doch wer sollte ihn abhalten? Keine kindische Spinnerei lag dahinter, er wollte dieses Leben und eines Tages würde er dem inneren Ruf folgen. „Regiere unser Land, aber mein Königreich werden die Weltmeere sein!“, posaunte der Jüngste lautstark und lief lachend Richtung Palasttor. × × Die Krönung zog an ihr vorbei, kaum ein Wort drang an ihre Ohren, denn ihre Aufmerksamkeit ruhte auf einem einzigen Menschen, der den Saal nach und nach unwichtig werden ließ und dieser war nicht die neue Regentin. Langsam, ohne viel Aufregung zu erzeugen, näherte sich ihr die Frau. „Versteh einer dieses Tamtam.“ Sofort zuckten Namis Mundwinkel. Leicht drehte Nami den Kopf zur Seite, sah direkt in die Augen der Schwarzhaarigen. Erneut hatten sie sich eine lange Zeit über nicht gesehen, doch wurde das Versprechen eingehalten. Der Kontakt brach nie vollkommen ab, stets fanden beide Seiten eine Lösung und somit war schon länger klar gewesen, dass sie sich hier, am Tag der Krönung endgültig wiedersahen. „Im Grunde reicht eine kleine Unterschrift oder seien wir ehrlich, selbst das ist unnötig. Für die Bevölkerung ist sie auch ohne das hier die rechtmäßige Königin“, sprach Robin flüsternd weiter und warf einen Blick nach vorne. Die Anwesenden, mit Ausnahme der beiden, schenkten Vivi ihre volle Aufmerksamkeit. Sogar Ruffy hielt stand, wenngleich er gelangweilt wirkte, aber dafür gab es einen Notfallplan. Hie und da erkannte Robin, wie ihm Sanji etwas zu essen zusteckte, das den Käpt’n wahrlich zufrieden stellte. „Tradition? Wie war der kleine Ausflug?“ „Unkompliziert. Hab gesehen, dass das Casino sogar noch steht, lediglich die Fassade hat eine Generalüberholung erhalten. Nichts weist mehr auf Crocodile hin, seine Machenschaften leben nur noch in den Erinnerungen.“ „Warum warst du dort?“ „Ihr habt euch verspätet und meine Begleiter wollten die Insel ein wenig erkunden.“ Eine einfache Antwort. „Und warum stehst du im Abseits?“, fragte Robin neugierig, woraufhin die Navigatorin grinsend mit den Schultern zuckte. „In der Hoffnung, du gesellst dich zu mir?“ „Hat funktioniert.“ Eine Weile standen sie lediglich beieinander und beobachteten die Prozedur. Das Schweigen war angenehm, wie in alten Zeiten, als nichts zwischen ihnen stand. Beide hatten sie die Monate genützt und endlich geschafft mit sich ins Reine zu kommen. „Sag, keine Abweichung? Kein Rückzieher?“ „Nein, nichts dergleichen.“ × × „Bist du besorgt? Dein Sohn hat schließlich ein hohes Ziel vor Augen.“ Nami betrachtete das Geschehen, einerseits zierte ein sanftes Lächeln ihre Lippen, andererseits verspürte sie Skepsis. Ein Prinz, der seine Bestimmung auf See suchte, einem Pfad folgte, der kein Zuckerschlecken war, hatte sie selten erlebt. Ob er tatsächlich wusste, worauf er sich mit seinem Vorhaben einließ? „Er verschlingt die Bücher regelrecht, du siehst wie er nach deinen Erzählungen lechzt. Wenn er diesen Weg wählt, dann halte ich ihn nicht auf. Immerhin, habe ich damals nicht selbst darüber nachgedacht? Ein Zurück wird es für ihn immer geben, dafür sorge ich.“ „Abenteurer und Pirat ist ein gewaltiger Unterschied, auch wenn das große Zeitalter ein Ende gefunden hat.“ Vivi winkte ab. „Die See mag ruhig sein, aber gänzlich vorbei? Wer weiß, vielleicht wartet sie auf eine neue Generation, die an die alte Garde anschließt und die Welt neu erobert.“ Der Sturm war abgeklungen, aber konnte er schneller wiederkehren als angenommen. Ein kleiner Anstoß reichte und die Geschichte der Strohhutbande schlug Wellen. „Die Stimmen sind hörbar. Deine Bücher haben die Menschen erreicht, ihnen eine andere Einsicht gewährt.“ Wissend was die damit erreicht hatte, stieß Nami einen tiefen Atemzug aus. „Warum hast du das durchgezogen?“ Mit der Antwort ließ sich die ehemalige Navigatorin Zeit, fuhr nachdenklich durch ihre langen Haare. „Über Jahre hinweg lagen all die Logbücher verwahrlost bei meiner Schwester. Anfangs schrieb ich sie in dieser Form für mich nieder, versuchte die gemeinsame Reise neu aufleben zu lassen. Bestimmt waren sie nie für die Öffentlichkeit, aber dann schlich sich der Gedanken ein und siehe da. Sogar die neue Regierung ist wenig erfreut, aber ehrlich gesagt, der zweite und bisher letzte König der Piraten hat verdient, dass die Leute die Wahrheit kennen“, erklärte Nami schwermütig, nahm auf dem Stuhl neben Vivi Platz und schloss die Augen. Erinnerungen breiteten sich aus, viel zu rasch war die gemeinsame Zeit vergangen. Ein Krieg, der die Welt erschütterte und sie anschließend in eine neue Ära leitete, war jener Moment gewesen in dem die Existenz der Strohhüte erlosch. Geliebte Menschen hatten den Tod gefunden und ein Teil in Nami sah darin ein Vermächtnis der Gefallenen. „Außerdem, nach dem Fertigstellen meiner Weltkarte, da hatte ich genügend Zeit.“ × × Drei Monate dauerte die Reise an und sie waren bereits wieder in die Neue Welt vor gerückt. Nach ein paar Schwierigkeiten hatten sie eine Pause redlich verdient und machten einen Zwischenstopp auf einer, zum Glück, recht überschaubaren Insel, die lediglich eine Stadt beherbergte und eine Unmenge an Piraten, die dem Suff nachgingen. Nachdem Robin endgültig der Crew beigetreten war, hatten sie und Nami in den ersten Tagen viel miteinander gesprochen und eine Einigung gefunden. Vertrauen und Freundschaft stand im Vordergrund, sie wollte von vorne beginnen. Die Nacht war weit voran geschritten und der Abstecher in eine Bar neigte sich dem Ende. Während Zorro und Franky noch halbwegs einen klaren Kopf hatten, machte sich bei den restlichen Jungs deutlich der Alkohol spürbar. Robin streifte sich ihren Mantel über, ging mit jenem der Navigatorin in der Hand zurück zur Theke, wo diese gerade die Rechnung beglich. Auf dem Weg dorthin kam ihr ein junger Mann entgegen, der vehement den Blickkontakt scheute, sich ängstlich an ihr vorbei schob und rasch zu einem der hinteren Tische marschierte, wo eine Gruppe auf ihn wartete. Skeptisch sah die Schwarzhaarige hinterher. „Hast du eine Erklärung für sein Verhalten?“, fragte Robin schließlich an Nami gewandt, die in sich hinein lachte. „Sagen wir, er hat nicht locker gelassen und ich habe ihm dezent mitgeteilt, dass wir ein Paar sind und du äußerst eifersüchtig wirst, wenn mich jemand anmacht. Eventuell habe ich ebenfalls die Warnung ausgesprochen, dass er letzte Mann, der nicht aufgehört hat, am nächsten Morgen mit einem gebrochenen Genick in einer Seitengasse gefunden wurde“, erklärte Nami sichtlich amüsiert und gluckste, warf einen Blick über die Schulter der anderen, die ihre Brauen anhob. „Bitte was?“ Robin hielt den Mantel hoch, half Nami beim Anziehen und war sichtlich irritiert. „Dein Ruf eilt dir voraus. Die kleine Lüge gepaart mit deinem Namen hat Wunder gewirkt.“ Da die Schwarzhaarige keine Anstalt machte sich in Bewegung zu setzen, lehnte Nami gegen die Theke und musterte diese. „Was hast du?“ „Stufst du mich etwa als eifersüchtig ein?“, kam die abrupte Antwort. „Zerbrichst du dir jetzt ernsthaft darüber den Kopf?“, entgegnete Nami perplex. Je länger sie Robin musterte desto klarer wurde es ihr, die andere dachte tatsächlich darüber nach. „Robin?“ Die Angesprochene schwieg, spürte lediglich Blick im Nacken, die ein Grinsen auf ihre Lippen brachte. Wenn schon, denn schon, dachte sich Robin, ignorierte Namis Versuch ein weiteres Wort zu verlieren und zog diese näher, küsste sie. „Wir werden beobachtet und du hast angefangen“, raunte sie gegen die Lippen der Navigatorin und ließ langsam von ihr ab. „Und sind wir beide ein Paar, dann müsste ich mich eher vor deiner Eifersucht in Acht nehmen“, feixte Robin und verließ endgültig die Bar, in der Nami einen Augenblick sichtlich überrumpelt zurückblieb und tief durchatmete. Unweigerlich griff sie an ihre Lippen, lächelte sanft ehe sie den Kopf schüttelte. „Abmarsch Jungs!“ × × „Wo liegt dein Problem, Nami?“ „Das weißt du genau!“ „Tut mir Leid, aber ist es notwendig deshalb einen Streit anzufangen?“ „Wenn du meinen Standpunkt nicht verstehst…, ja!“ „Tue ich, bloß finde ich deine Reaktion maßlos übertrieben!“ × × “Du sagtest fünf Minuten”, brachte Nami seufzend über ihre Lippen. Ihre Freundin lag am Bett, sichtlich in ein Buch vertieft. „Mit vagen Zeitangaben hast du angefangen. Eine halbe Stunde ist sehr lang bei dir“, gab Robin gekonnt zurück und blätterte auf die nächste Seite. Automatisch rollte Nami mit den Augen. Leichtfüßig überbrückte sie den Abstand, ließ sich auf Robins Schoß nieder, die allerdings ungerührt die Zeilen las. „Läuft dir über Nacht sicherlich nicht davon.“ Schweigend neigte Robin den Kopf zur Seite, sah der anderen in die Augen während ihr das Buch aus den Händen genommen wurde und Nami ein breites Grinsen aufsetzte. × × „Bestrafst du mich mit Schweigen? Muss das sein?“ Wortlos zuckte Robin mit den Schultern, trat aus dem gemeinsamen Zimmer. „Robin?!“ Summend nahm die Schwarzhaarige die Stufen der Treppe, erkannte ihre Mitstreiter, die schnurstracks den Blick abwandten und taten als bekamen sie nichts mit. Keine Minute verstrich und schon folgte Nami, die mit schnellen Schritten hinterher marschierte. „Schweig so viel du möchtest, lauf auch davon. Ich nerve dich solange bis du nachgibst“, rief sie ihrer Freundin dabei hinterher, die zwar keine Reaktion an Nami zeigte, aber sichtlich lächelte und weiter Richtung Kombüse ging. „Anscheinend hat der Geizhals mal Mist gebaut“, flüsterte Zorro grinsend, der den beiden verstohlen hinterher sah. Die kleine Differenz nahm die männliche Besatzung nicht sehr ernst, denn diese gab es hie und da. Bisher legten sich diese meist rasch und ausfallend wurden sie nie. Von daher hatten sie sich alle daran gewöhnt und betrachteten es als dieselben Meinungsverschiedenheiten, die auch sie manchmal untereinander hatten. „Robin wirkt nicht wütend, vielmehr als ob sie Nami einfach ein wenig zappeln lässt“, entgegnete Franky sogleich und lächelte schelmisch. „Ich frag später nach.“ × × „Entweder habe bloß ich eine ungute Vorahnung oder ihr überspielt eure Gefühle“, murmelte die Navigatorin dumpf während sie Robin betrachtete, die wie sie auf der Seite lag. Eine Laterne war die einzige Lichtquelle, die die Umgebung spärlich erhellte. Die Anspannung, die sich seit Tagen ausbreitete, fand ihren Höhepunkt. Nach dem Abendessen, bei dem selbst Ruffy ernst blieb, zogen sie sich allesamt zurück, jeder ging seinem eigenen Treiben nach. „Wir gehen allesamt anders mit dem Bevorstehenden um“, sprach Robin mit ruhiger Stimme, denn sie spürte das Knistern auf dieselbe Weise, wie alle anderen. Beinah sieben Jahren waren seit der Krönung ins Land gezogen. Die Welt sah ihren Käpt’n als einen neuen Piratenkönig an, der nun in die Schlacht zog. Die Stimmen sprachen vom letzten, großen Aufbäumen gegen die Regierung. Bündnisse aller Art waren geschmiedet worden, die gemeinsam versuchten die Welt in eine neue Ära zu lenken. „Ich hab das Gefühl, dass wir das nicht alle überleben“, sprach Nami weiter ihre Gedanken aus, spürte den kalten Schauer, der ihren Rücken hinab jagte. „Unser Bauchgefühl lügt nie und der Gedanke ist in Anbetracht des Kommenden sehr real.“ Schwer schluckte Nami und wich dem Blick aus. So sehr sie sich gegen diese Empfindung auch sträubte, diesen Umstand mussten sie akzeptieren. Irgendwann endete jegliche Glückssträhne und alles schrie förmlich danach. „Wir haben viel durchgestanden. Vielleicht hätten wir an dem Punkt, wo wir das größte Ziel erreicht haben, aufhören sollen.“ „Und doch haben wir weitergemacht.“ Nie sprachen sie offen über dieses Thema und nun, wo der Moment gekommen war, spürte Nami dass das Ende bevorstand. × × „Ich muss sagen, deine Köche sind äußerst wissensbegierig“, hörten sie den ehemaligen Smutje der Strohhüte, der ein breites Grinsen auf den Lippen trug und eine Zigarette hervor holte. Seit er hier war, gaben sie Sanji kaum eine ruhige Minute und so gern er ihnen half und die Rezepte erklärte, verschwand er aus der Küche sobald sich die erste Gelegenheit bot. „Tu nicht als hättest du keinen Spaß daran“, neckte Nami. „Wenn meine Anwesenheit unerwünscht ist, kann ich gerne wieder zurück“, entgegnete er daraufhin theatralisch und nahm einen tiefen Zug. „Heut Abend will ich lieber mit euch ein wenig die Zeit verbringen und der Herd kann gut und gerne auf mich verzichten.“ Nicht sehr oft sahen sie Vivi und da die Gelegenheit da war, wollte er ein wenig mit dieser plaudern, die Stadt erkunden und ja, dennoch suchte er gewiss nach neuen Anregungen, aber stellte er diesen Part tatsächlich zurück. „Keine Sorge, ich habe dich nicht eingeladen damit du für meine Feier arbeitest.“ „Dennoch, ihr werdet die Gerichte lieben.“ Sanji setzte sich, strich seinen Nacken entlang. Die Hitze hatte er zwar in Erinnerung gehabt, aber die Gewöhnung war dennoch an den ersten Tagen schwer. „Und? Worüber haben sich die Schönheiten unterhalten?“ Die Jahre hatten vielen Veränderungen mit sich gebracht, sogar er war Frauen gegenüber ruhiger geworden, hatte allerdings nie diese eine Partnerin gefunden, für die er den Schürzenjäger gänzlich aufgab. Doch konnte er damit leben. Für eine einzige Frau war er wohl nicht geschaffen. „Anscheinend will jemand in Ruffys Fußstapfen treten“, griente Nami belustigt und trank von ihrer Erfrischung. „Da meint es jemand ernst. Seit seiner Kindheit redet er davon…, interessant.“ Nachdenklich kratzte Sanji sich am Bart. „Was sagt sein Vater dazu?“ „Vollkommene Begeisterung ist nicht vorhanden, aber ich habe mehrmals mit ihm darüber gesprochen und ihm meinen Standpunkt verdeutlicht. Ich zwinge mein Kind nicht aufgrund des Königreiches einen Traum aufzugeben.“ Ihr Sohn stand nicht im Zugzwang, er brauchte keine Entscheidung zu treffen, denn die Krone war so gesehen gesichert. Von Anfang an wollte sie ihre Kinder nie in dieselbe Situation manövrieren und selbst wenn sie alle drei einen anderen Weg einschlugen, so würde sie es ihnen kaum verübeln. Sanji lächelte sanft, drückte die Zigarette aus und warf einen Blick auf seine Taschenuhr. „Wir müssen uns bald für den Abend vorbereiten. Es sei denn, wir lassen die Gesellschaft warten und verschwinden in die Stadt.“ „Oh, sehr verlockend, aber glaube mir, der erste, der nach uns sucht ist mein Ältester. Manchmal frage ich mich, woher er dieses Pflichtbewusstsein hat“, meinte Vivi seufzend und stand auf, spürte die Blicke ihrer Freunde auf sich. „Spricht eure Gedanken ruhig aus.“ „Lysop und Kaya müssten bald vom Bummeln zurück sein“, lenkte Nami daraufhin auf ein anderes Thema und folgte der Königin. „Wie Zorro sagen würde: Bei dem Anblick bekommt man Würgereiz.“ „Eifersüchtig?“, erwiderte Nami grinsend auf Sanjis Bemerkung hin. „Nein, aber sie tragen dick auf.“ Und trotzdem fand er es irgendwie schön, wie sie nach all den Jahren noch solche Augen füreinander machten. Der Schützte hatte sich gemausert und die Familie kam an erster Stelle. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte er seine Kinder nie im Stich gelassen und sie mussten nicht ohne ihn aufwachsen. „Ich habe mit Franky gesprochen. Hast du dich endlich entschieden und begleitest uns nach Water Seven? Er hat dich auch schon länger nicht gesehen“, richtete er an Vivi, die sofort nickte. „Alles geregelt. Um nichts möchte ich dieses Wunder verpassen.“ Das Vorhaben, Water Seven eine Zukunft zu bieten, hatte Erfolg und die Anstrengungen wurden belohnt. Die Vorkehrungen waren getroffen und die Stadt schwamm über Wasser. Bei diesem Moment wollte er seine Freunde an seiner Seite wissen und da hatte sie nicht lange überlegen müssen. „Sehr schön. Dann fahren wir übermorgen los.“ × × „Wo ist sie?!“, fragte Nami aufgebracht. Als ob der Verlust der Vier nicht ausreichte, blieb ihre Freundin vermisst. Die Gruppe, die übrig war, gekennzeichnet vom Kampf, die gerade so demselben Schicksal entkam, wich ihrem Blick aus. „Wir haben gesucht, ohne Ergebnis“, fing Franky vorsichtig an. Der Schmerz saß tief, hatten sie ihre Freunde verloren, aber bei ihnen wussten sie es wenigstens, sahen die Leichen. Von Robin jedoch fehlte jegliche Spur. „In Anbetracht der Situation…“, versuchte nun Sanji die richtigen Worte zu finden, „der Kampf war hart, wenn sie bisher nicht aufgetaucht ist, dann…“ Er brachte es nicht über seine Lippen, nicht nach dem Vorgefallenen. „Du hast den letzten Befehl unseres Käpt’ns gehört, Nami…“, sprach Lysop auf sie ein, die sich nur krampfhaft aus ihrer Starre löste. Warum war ihr das Leben nicht wenigstens in einem Bereich gnädig? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)