Gefühle Widerwillen von robin-chan ================================================================================ Kapitel 34: Ein Sturm zieht auf ------------------------------- Dumpfe, schmerzhafte Schreie drangen an ihr Ohr, bevor die vielen Körper erschlafften und fielen. Ein kleiner Moment des Triumphes, der Nami ein erleichtertes Ausatmen bescherte. Allmählich lichteten sich die Reihen und die Zahl an Feinden schrumpfte. Einzig die Exekutive, des Dons stärkste Männer, verblieben und bildeten den Widerstand, der das Eindringen in den Palast unter allen Umständen zu verhindern versuchte. Die Ausnahme bildeten Law und Ruffy, die sich im Inneren, direkt am Ziel befanden. Der Kampf mit Joker nahm seinen Anfang. Vor den hohen Mauern kämpften sie an mehreren Fronten. Neben Robin fand sie weitere Unterstützung. Die Gladiatoren, die Ruffy auf seine Seite ziehen konnte, festigten ihre Angriffsreihe. Ganzgleich wo der Strohhut auftauchte, was auch geschah, er scharte die Verbündeten. Eine gefährliche Fähigkeit, die manch einem Feind das Fürchten lehrte. Allesamt verband sie dasselbe Vorhaben: Das Stürzen des Dons. Während Cavendish, ein Schönling mit großer Selbstverliebtheit, im großen Stil die Männer zu Boden gehen ließ, formten Robin und Bartolomeo ein mächtiges Bündnis. Kannibale nannten sie ihn, eine Eigenschaft, die er bisher kaum zeigte. Vielmehr wirkte er auf Nami wie ein Groupie, denn sobald er sie gesehen hatte, geriet er ins Schwärmen. Auf den ersten Blick einfaches Fresse, bei genauerer Betrachtung ein Feind, der die Geduld seiner Feinde strapazierte. Gepaart mit der Schwarzhaarigen zeigten sie sich als die bisher stärkste Offensivkraft. Für sie blieb Gladius übrig. Ein Mann dessen Fähigkeiten Nami stark an Mister 5 erinnerten. Eine Berührung reichte aus, pumpte das Ziel auf und ließ es je nach Belieben mit einer gewaltigen Explosion platzen. Um dem zuvorzukommen, erschuf Bartolomeo Barrieren, die einerseits als Verteidigung dienten und Robin andererseits die Möglichkeit boten ohne gröbere Bedenken anzugreifen. Eine Kombination die sich sehen ließ. Namis Blick glitt die Palastmauer hinauf. Konzentriert versuchte sie erahnen, was gerade dort drinnen vor sich ging. Trebol war bereits verschwunden, Dellinger hatte seine Probleme mit den Gladiatoren und Nami wartete auf den Auftritt von Baby 5, der sie nach Punk Hazard noch etwas schuldig blieb. Von ihren Freunden wusste sie nur wenig. Lysop, nun, der hielt weiterhin die Stellung abseits des Schlachtfeldes, hatte ihnen jedoch von der Weite bereits das eine oder andere Mal geholfen. Und Zorro? Zorro bestritt ein Duell mit Pica, das hatte sie zuvor erspähen können, doch seit geraumer Zeit herrschte Ruhe. Als waren sie vom Erdboden verschluckt. Keine Druckwelle, keine herabfallenden Trümmer, nichts. Beunruhigend, aber solange Pica, dessen Fähigkeiten den Palast zusammenhielten, nicht persönlich auftauchte und sich in Bewegung setzte, schienen entweder beide außer Gefecht zu sein oder setzten den Kampf anderweitig fort. Viele Gedanken darüber erlaubte sich Nami nicht, schob sie daher gekonnt zur Seite, wandte den Blick von den Mauern ab und machte ein paar Meter zu den anderen gut. Baby 5 lief ihr persönlich nicht fort und wenn sollten sie nochmals aufeinandertreffen, so bereitete das Nami kein Kopfzerbrechen. Dieser Frau war sie gewachsen. Vielmehr mussten sie erst zum Käpt’n aufschließen und sicher gehen, jeglichen Widerstand unterbunden zu haben. Ruckartig hielt die Navigatorin inne. Ein wütender Schrei ging ihr durch Mark und Bein. Nami erstickte den eigenen Aufschrei vor Schreck im Keim und legte die Handfläche an die Brust, über das Herz, welches wild pochte. Trümmer wurden durch die Luft geschleudert, prallten am Boden auf und manch ein kleiner Stein kullerte ihr vor die Füße. Die Stimme war unverkennbar. Vorsichtig drehte sie den Kopf zur Seite. Wo vorhin noch ein Steinhaufen lag, richtete sich nun ein Mann auf. Angestrengt atmete dieser hastig ein und aus. In Rage klopfte er den Staub von seiner Kleidung, fuhr sich knurrend über den Hinterkopf, ehe sein Auge die Gestalt der Navigatorin fand. „Du!“, fauchte er bedrohlich und stapfte auf die junge Frau zu, deren Lippen ein beschwichtigendes Lächeln zierten. Wenn man vom Teufel sprach. „Verdammte Scheiße, Nami! Wann lernst du endlich mit dem Ding umzugehen!“, stellte er die Navigatorin zur Rede und fuchtelte wie wild mit dem Schwert vor ihrem Gesicht. Diese schnaufte energisch auf, stemmte die Hände in die Hüften und funkelte den Schwertkämpfer der Crew gefährlich an. „Seit wann ist es mein Problem, wenn du nicht auf dich aufpassen kannst?!“, ließ sie sich provozieren. Eine Ader an der Schläfe stach hervor und Zorro spürte das leichte Pochen seines Kopfes. Nach dem er getroffen wurde, hatte er eine enorme Bruchladung hingelegt und sein Hinterkopf hatte diese nicht unbeschadet überstanden. Dennoch, obwohl sie sich in eine kleine Meinungsverschiedenheit manövrierten, waren beide froh darüber zu sehen, dass es der jeweiligen anderen Person den Umständen entsprechend gut ging. Immerhin, seit der Aufteilung der Crew bei Ankunft auf der Insel, hatten sie sich nicht mehr gesehen gehabt und auch via Teleschnecke kaum ein Wort miteinander gewechselt. „Kaum pariere ich einen Schlag und bin in der Luft, schon trifft mich dein bescheuerter Blitz! Das tut weh!“ Durchatmend drehte Zorro den Kopf von einer zur anderen Seite, dehnte die Nackenmuskulatur, die ein deutliches Knacken hören ließ. „Verzeihung, ich hab im Hinterkopf keine Augen. Wenn ich dich nicht sehe, kann ich für nichts garantieren“, knurrte sie dem Schwertkämpfer entgegen. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als eine ohrenbetäubende Explosion die Umgebung in Staub hüllte und ein weiteres Gebäude ineinander stürzten ließ. Gladius hatte eine Salve abgefeuert. Zwar hatte Bartolomeo einen Teil mithilfe von Barrieren abgewehrt, doch hatte seine Fähigkeit Grenzen. Die umliegenden Häuser, die die volle Detonation abbekamen, zerbarsten unter dem Druck. Die kurze Zeitspanne zwischen Ausführung und Detonation hatte Robin indes genützt um Gladius mit einem ordentlichen Hieb gegen die Reste eines der Häuser zu katapultieren. Schweigend betrachtete Zorro das Geschehen, verkniff sich eine weitere Antwort und starrte einzig und alleine auf die schwarzhaarige Frau. Vorhin, während er mit Pica kämpfte, war sie ihm bereits ins Auge gestochen. Solche Fähigkeiten waren einmalig und sofort erkennbar. Nun, wo er sie von der Nähe aus ansehen konnte, schüttelte er ungläubig den Kopf. „Weiß Ruffy von ihrem Aufenthalt?“, fragte er Nami, die bedacht nickte. Mehr benötigte Zorro im Moment nicht, da der Zeitpunkt für ein längeres Gespräch wahrlich ungünstig war. Rau lachte er und nahm ein zweites Katana zur Hand. „Na dann, ab ins Getümmel. Die Verschnaufpause hat ein Ende, Pica sollte sich gefasst machen“, grinste Zorro breit, bleckte für einen Moment wie ein wildes Raubtier die Zähne. „Sobald er ausgeschalten ist, treffen wir uns im Inneren und schließen zum Käpt’n auf.“ × Tag 2 × „Ich sagte: LAUF!“, brüllte Nico Robin energisch. Schwerfällig nickte Nami, quälte sich auf die Beine und torkelte ein paar Schritte zurück, ehe ihr Rücken auf Widerstand traf. „Kuckuck.“ Abrupt wich jegliche Farbe aus dem Gesicht der Navigatorin als sie stockend den Oberkörper drehte und angstgelähmt in die Augen des Mannes sah, dessen restliches Gesicht hinter einer Maske verborgen war. Panisch schlug Nami die Augen auf, starrte zur Decke hoch während ihr Herz wild um sich schlug. Minuten verstrichen in denen sie so verharrte und versuchte das Vorgefallene zu rekonstruieren. Ihre letzte Erinnerung, wie ging es danach weiter? Erschöpft strich sie mit den Handflächen über ihr Gesicht, doch blieben ihre Fingerspitzen an der Stirn zum Erliegen. Langsam tastete sie den Weg zu ihren Schläfen vor. Eine Bandage? Leise fluchte Nami, versuchte den Oberkörper aufzurichten, der schmerzhaft rebellierte. Zurück auf Anfang legte sie den Kopf zur Seite und sah zum kleinen Bullauge, durch das dunkle, kräftige Sonnenstrahlen gelangen. „Sonne geht unter“, murmelte sie und suchte nach einer Erklärung. Ihr Gedächtnis wies erhebliche Lücken auf. Bilder schossen durch den Kopf. Ein Kampf mit Baby 5. Das Einstürzen des Palastes. Sabo auf den Weg um Law und Ruffy zu holen. Zorros Schlagabtausch mit dem Admiral. Robin und diese Männer, ihr angsterfüllter Ausdruck. Robins Doppelgänger, der sie zur Seite stieß. Eine Druckwelle, die sie im Lauf erfasste und den Boden unter den Füßen entriss. Dunkelheit. Ihr Kopf dröhnte je länger Nami versuchte sich an den Rest zu erinnern. Einzig das Wissen mindestens einen Tag verschlafen zu haben, war ihr sicher. Tief atmete sie durch und setzte sich schlussendlich auf, ignorierte dabei ihren Körper und lehnte mit dem Rücken gegen die kalte Wand. Aufmerksam streifte ihr Blick durch den Raum, sie befand sich definitiv nicht in ihrem eigenen Bett, nicht auf der Sunny, aber auf einem Schiff, denn deutlich vernahm sie das leichte Schaukeln, den Wellengang. Wie lange waren sie bereits unterwegs? Die Kajüte war spärlich, allen voran unpersönlich, eingerichtet. Drei weitere Betten, ein kleines Sofa, ein Schreibtisch mit einfachen Utensilien und einem Foliant, zwei größere Kleiderschränke, ein markantes Regal, doch anstatt Bücher erkannte sie sortierte Aktenordner. Nichts deutete auf die Besatzung hin. Die restlichen Betten waren leer, wobei eines benutzt wirkte, denn die Decke war zurückgeschlagen. Ein Zimmer zum Schlafen und Rasten, kaum ein Ort an dem Nami auf Dauer wohl fühlen würde und doch, ihr Gefühl sagte ihr, sie kannte mindestens eine Person, die hier hauste. Schwach schüttelte sie den Kopf. Das Schicksal spielte mit ihr auf eine kranke Weise. Länger schaffte Nami nicht stillzuhalten, warf die Decke zur Seite und ließ die Füße zu Boden gleiten, blieb jedoch noch einen weiteren Moment am Bettrand sitzen. Eine zu hastige Bewegung dürfte ihr im derzeitigen Zustand kaum behilflich sein. Bedächtig erhob sie sich und ein leichtes Schwindelgefühl überkam sie. Noch war ihr Körper nicht in Bestform und geschunden, von was auch immer. Ihre Schritte führten zum Schreibtisch, an dem sie ihre Vermutung stillen konnte. Nachdenklich strichen ihre Fingerspitzen über den Foliant, unwissend wie alt dieser sein mochte und kaum stachen ihr die Schriftzeichen ins Auge, schon war Nami nicht mehr dazu in der Lage ein raues, leises Lachen zu unterdrücken. Ja, Robin war hier. Ein weiteres Mal, in solch kurzer Zeit, fühlte sie diese schmerzhafte Zerrissenheit. Zweigeteilt zwischen Wut und Freude. Wann hörte das auf? Warum fiel es so unsagbar schwer nichts zu fühlen? Ihre Sicht verschwamm, rasch und fest kniff sie die Augenlider zusammen, versuchte abermals ihre Gefühlswelt hinunterzuschlucken und doch fanden vereinzelte Tränen den Weg über ihre Wangen. × × „Geht ihr vor, das Baby gehört mir.“ Selbstbewusst stellte sich Nami der Frau entgegen, deren Lippen ein breites Grinsen zierte. Zorro wartete einen Moment, tauschte mit Robin einen vielsagenden Blick aus, ehe sie zustimmend nickten. „Wenn du mit ihr fertig bist, folge einfach dem Kampfgebrüll“, entgegnete Zorro gelassen, der mit Robin weiterlief. Der Palast war zu großen Teilen eingestürzt, nichts erinnerte mehr an seine erhabene Ausstrahlung. Ihr Ziel lag in den oberen Stockwerken des letzten, verbliebenen Traktes, wo Law und Ruffy dem Don gegenüberstanden. Zorro spürte deren Anwesenheit förmlich. „Ich hoffe, wir haben keinen Fehler gemacht.“ Fragend sah er Robin von der Seite aus an, brauchte einen Augenblick um ihre Worte zu verstehen. Zuvor, als sie sich am Eingang trafen, gab es einen wortlosen Dialog. Einzig mit den Augen schienen sie zu sprechen und waren zur stummen Vereinbarung gekommen alles, was zur Seite zu schieben, das nichts mit dem Fall des Samurais zu tun hatte. Seit jeher brauchten sie kaum ein Wort um miteinander zu kommunizieren, dafür waren sie zu ähnlich gestrickt und somit konnten sie problemlos die Konzentration auf ihr Vorhaben lenken. Während er eine Stufe nach der anderen nahm, sah er wieder strickt geradeaus. „Keine Sorge, sie macht das. Auf Punk Hazard hatte das Weib kaum eine größere Chance gegen Nami“, antwortete der Schwertkämpfer siegessicher. Nami hatte, wie Lysop und Chopper, eine enorme Entwicklung durchgemacht. Als Kanonenfutter sah er die Navigatorin schon lange nicht mehr und somit hielt sich seine Sorge in Grenzen. Kaum merklich schüttelte Robin mit dem Kopf, lief um die Ecke in den nächstliegenden Gang. „Die Kleine? Bitte, die ist für sie kein Problem“, fing Robin an und verlangsamte ihren Schritt. Ein mulmiges Gefühl trat auf, ein kalter Schauer am Rücken. War jemand in der Nähe? Irritiert runzelte Zorro die Stirn, klopfte sich mit dem Schwertrücken auf die Schulter, fühlte jedoch die Anwesenheit Unbekannter. Schlagartig dämmerte Robin woher sie dieses Gefühl kannte. „Das habe ich gemeint“, murmelte die Schwarzhaarige stockend und schluckte schwer. Zorros Gesichtsausdruck verdunkelte sich und er ging in Kampfposition. „Wer ist das?“, fragte er leise und sah geradeaus, versuchte im Gang jemanden zu erkennen. Lange hielt die Sicht wohl nicht mehr an, denn die Sonne war bereits am Untergehen und das dürfte ihnen bald zum Problem werden. „Cipherpol Aigis 0“, sprach sie atemlos. × Tag 2 × „Nami,…“ Nacht war angebrochen und die Kajüte dunkel. Einzig das Mondlicht bot rund um das Bullauge Einsicht und Robin erkannte die Konturen der Navigatorin, die mit dem Rücken zu ihr stand. Leise schloss sie die Türe, lehnte dagegen, wenngleich der Impuls zurück in die Kombüse zu gehen, erwachte. „Warum kein Licht?“, flüsterte die Schwarzhaarige fast schon, verschränkte die Arme vor der Brust, die einen ziehenden Schmerz auslösten, und behielt Nami im Auge, versuchte sie genauer wahrzunehmen. Von dieser Distanz aus ein schwereres Unterfangen. „Ehrlich gesagt, habe ich nicht mit dir gerechnet“, gestand Nami während sie weiterhin durchs Bullauge ins dunkle Nichts starrte. Lang genug stand sie da, ignorierte ihren Körper, der nach Erholung schrie und suchte weiterhin nach Antworten. „Ihnen geht es gut?“, fügte sie sogleich hinzu. „Ja. Alle sind verarztet, Law und Franky sind bereits aufgewacht und essen. Der Rest schläft weiterhin unter Deck.“ Nami nickte, vielmehr für sich, eine Erleichterung machte sich in ihr breit, denn damit fiel wenigstens eine Sorge von ihr ab. „Wie…“ „Nein. Erspar dir diese Frage!“, schnitt sie der Schwarzhaarigen das Wort ab. Worauf wollte sie hinaus? Smalltalk? Streng massierte Nami ihren Nasenrücken, hatte ihre Augen dabei geschlossen und atmete zufrieden auf als Robin schwieg. „Erzähl mir lieber was ich verpasst habe.“ Wenn sie schon im selben Raum ausharrten, dann konnte ihr Robin wenigstens die Erinnerungslücken füllen. Diese gab den Kopf in den Nacken, der nun das Holz berührte und sah selbst in die Dunkelheit. „Flamingo lebt. Wenn wir Glück haben, kümmert sich der Admiral um ihn. Wir mussten fliehen, zumal die Marine plötzlich aktiv eingriff. Das erste Mal hast du das Bewusstsein verloren, nachdem du in den Kampf mit der CP-Einheit verstrickt worden bist. Während der Flucht bist du kurz zu dir gekommen, doch da hatte der Admiral bereits seine Finger nach uns ausgestreckt. Zorro konnte ihm zwar Parole bieten, aber er war stark und Zorro bereits geschwächt. Sabo hat zuerst Law und Ruffy eingesammelt, sie zu Koala und Heck gebracht. Danach half er uns aus und wir konnten zum Schiff gelangen. Ohne länger zu warten, sind wir sofort los und schon bald treffen wir auf Zou ein, wo ihr zu den anderen aufschließen könnt“, erklärte Robin knapp zusammengefasst. Die letzten Stunden auf Dressrosa waren die reinste Katastrophe gewesen. Die gelungene Flucht glich einem Wunder. Besonders, wenn sie an die Cipherpol und die vorige Begegnung mit ihnen dachte. Da gab es reichlich Tote und sie, wie Robin durch die Reise mit den Strohhüten gewohnt war, spazierten dennoch irgendwie davon, ohne einen einzige Verlust zählen zu müssen. Diese Crew hatte wahrlich mehr Glück als Verstand. Nachdenklich verzog die Navigatorin das Gesicht, ein Licht ging ihr auf. „Deshalb hast du gesagt, wir reden später. Du hast es gewusst“, bemerkte sie angesäuert. Eine kleine Randnotiz hätte wahrlich nicht geschadet. Allein Spiele wie diese standen ihr bis zu Hals. Nachdem die Sunny-Gruppe flüchten musste, war ihnen bewusst das sie eine Mitfahrgelegenheit benötigten, aber ausgerechnet die Revolutionäre hielten her? Wissend nicht gesehen zu werden, rollte Robin mit den Augen. Den Kommentar hatte die Schwarzhaarige bereits erwartet, doch musste sie die andere enttäuschen. „Ich habe erst bei der Abreise davon erfahren. Wenn du dich beschweren möchtest, musst du dich an Ruffy wenden, er und Sabo vereinbarten das, ohne unser Zutun.“ In Anbetracht der Beziehung der beiden, hatte es Robin am Ende nicht überrascht. Für Sabo und Ruffy war es die Gelegenheit manch ein Gespräch nachzuholen und ein wenig Zeit miteinander zu verbringen. Da war die Fahrt nach Zou, zu den restlichen Strohhüten, wohl nebensächlicher. Diese Wendung lag eigentlich auf der Hand, doch während des Chaos auf Dressrosa war die Priorität anderes eingestuft, da dachte niemand daran, wie sie nun die Insel verließen. Ihre Augen suchten erneut Nami, erkannte schemenhaft eine Bewegung. „Franky hat mit ihnen gesprochen. Die Reise verläuft bisher unproblematisch und sie erreichen das Ziel in den Morgenstunden.“ Nami horchte auf, schritt gemächlich durchs Zimmer. Der Gedanke, dass die Jungs alleine segelten, missfiel ihr, erst recht wenn sie die Nacht über durchfuhren. Im Nachhinein stellte sie ihre eigene Entscheidung in Frage. Wäre sie in der Nähe des Schiffes geblieben, hätte sie ihre eigentliche Aufgabe an Bord übernehmen können, hätte Zeit gehabt sich auf Robins Auftauchen einzustellen, hätte ihre Gefühlswelt in Ruhe ordnen können. Danach dachte man stets anders. „Dann bist du uns ja bald los und bis dahin,…, gehen wir uns einfach aus dem Weg“, sprach Nami kraftlos und blieb dicht neben Robin stehen, die mit ihrem Körper weiterhin die Tür blockierte und keine Anstalt machte den Weg frei zu geben. „Das ist lächerlich. Davonlaufen bringt nichts“, flüsterte Robin ruhig und sah nach unten. Einsicht erhielt sie nicht, sie konnte lediglich die Nähe der anderen fühlen, ihre Atmung hören. Schief grinste Nami in sich hinein, strich mit den Fingerspitzen am Holz entlang. „Und was hast du getan? Du hast bereits während unserer Trennung das Handtuch geworfen. Warum sollte ich meine Energie dafür einsetzen, dich umzustimmen, dir ins Gewissen zu reden? Tauchst auf, bringst unser aller Leben durcheinander. Lässt eine Bombe platzen, verschwindest zum ersten Mal. Gibt’s einen das Gefühl endlich in greifbarer Nähe zu sein und puff, du bist fort, für immer, ohne ein direktes Wort. Du tust was du möchtest, hast du schon immer.“ Ihre Stimme klang verletzt, enttäuscht, ganz ohne Wut und auf der Suche nach Streit. Nami suchte nach der eigenen Akzeptanz. Der Ist-Zustand sah so aus und ihre Wünsche und Sehnsüchte änderten nichts daran. „Lass mich vorbei, ich möchte mit Franky reden.“ Auf eine Antwort wollte Nami nicht warten, was sie sagen wollte, hatte sie ausgesprochen und mehr brauchte sie im Moment, vielleicht sogar in Zukunft nicht. Denn nichts, was Robin sagte oder tat, konnte das Zerbrochene beheben. „Was ich möchte,…“, wiederholte Robin gepresst und schloss die Augen. Seit sie die Flying Lamb damals betrat, hatten all ihre Taten einen Hintergrund. Ihre eigenen Bedürfnisse stellte sie oftmals zurück, nur um ihre Freunde in Sicherheit zu wissen, glücklich zu sehen. Nach all dem Erlebten, fand sie eine Familie, die sie unter allen Umständen beschützte. Laut stieß sie die Luft aus, löste sich ein wenig von der Holztür. Eine Bewegung, die Nami ausnutzte und nach der Türklinge griff. Doch soweit ließ es Robin gar nicht erst kommen und binnen weniger Sekunden fanden sich die beiden in einer altbekannten Position wieder. Die Wand im Rücken, Robins Körper vor sich, die Flucht blockiert. Die anfängliche Überraschung legte sich rasch und Nami ließ die andere schweigend gewähren. Eingeschüchtert war sie nicht, denn dieses Mal gab es einen markanten Unterschied. Die sonstige Stärke der Schwarzhaarigen fehlte gänzlich, Nami spürte regelrecht ein Beben. Robins Arme, die seitlich neben ihr abgestützt waren, zitterten, wie wohl auch der restliche Körper, der sie nicht berührte. Dafür fand Nami nur eine Erklärung, auch Robin musste Verletzungen davon getragen haben. Anders war die Unruhe nicht zu erklären, es passte nicht zur Schwarzhaarigen, die sonst ganz gleich was geschah, ruhig blieb, die Körperspannung wahrte. „Ich will die Chance nicht ungenützt vergehen lassen“, wisperte Robin spürbar unentschlossen. „Weil das mit großer Wahrscheinlichkeit unser letztes Wiedersehen ist“, stellte Nami trocken fest. Eine Tatsache, an der es momentan nichts zu rütteln gab. Der Glaube an Robins Rückkehr war längst verflogen und was brachte es ihr eine Chance zu nutzen, die sie am Ende alleine zurück ließ? Nichts, nur weiteren Kummer auf den sie gut und gerne verzichtete. Keine Erklärung der Welt konnte ihr weiterhelfen. „Hättest du bloß niemals diesen Stein ins Rollen gebracht“, setzte Nami verbittert nach und schob die Schwarzhaarige bestimmend zur Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)