Treat it like that von dat_Yoh-Chan (Fortsetzung zu Please don't be like this) ================================================================================ Kapitel 6: VI ------------- Es war einer dieser Tage, die einfach nicht gut zu werden versprachen. Wie sollten sie das auch, wenn sie schon derart angefangen hatten? Mit dem Gedanken, was von ihnen erwartet wurde, hatten sie sich nicht anfreunden können. Nicht, dass es schwierig wäre, das tatsächlich umzusetzen, doch eine angenehme Vorstellung war es nicht. Schon den ganzen Tag über hatten sie sich wieder und wieder verstohlene Blicke zugeworfen, aber einen wirklichen Anfang wollte keiner von ihnen machen. Abgesehen davon, dass sie unschlüssig waren, wie sie das anstellen sollten. Aber wer sollte ihnen das denn abnehmen? "Immer noch Stress?", kam mit einem Mal eine Stimme hinter ihm und überrascht zuckte der Blonde zusammen, ehe er sich zu Imamura umwandte, versuchte, sich zu fangen, als er wie beiläufig die Schultern zuckte. So viel wohl dazu. "Er ist halt eine Diva.", gab er entsprechend zurück, doch Imamura schmunzelte nur, als auch er sich etwas zum Trinken nahm. "So viel zum 'Leben anvertrauen', was?", hinterfragte er amüsiert, was Ruki allerdings die Brauen heben ließ. So gut war also der Kontakt zu Nara und seinen Leuten, dass eine so simple Information weiter getragen wurde? Nicht, dass er das nicht längst vermutet hatte, doch er hatte beinahe erwartet, dass es sich hauptsächlich auf Geschäftliches bezog. Trotzdem schnaubte er leise, immerhin ging es darum gerade nicht. "Das ist es nicht, das würde ich immer noch behaupten. So rachsüchtig ist er hoffentlich nicht, wenn es drauf ankommt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er mir mit seinem Gehabe ziemlich auf die Eier geht.", fuhr er fort, die Arme verschränkend, als er einen weiteren Blick in den Verkaufsraum zu dem Dunkelhaarigen warf. "Zu blöd, dass ich mir die Wohnung unmöglich allein leisten kann.", murmelte er, für sich den Kopf schüttelnd, ehe er sich auf den Rückweg in die Werkstatt machen wollte. "Und ich sollte weiter machen, sonst wird sich das nie ändern." Es war allerdings eine Hand an seiner Schulter, die ihn zurück hielt und so warf er einen Blick über die Schulter, die Brauen fragend gehoben. "Ich habe da vielleicht etwas für dich." Weit mussten sie nicht gehen und bereits unterwegs begann Imamura, ihn zu instruieren. "Nara schleppt immer mehr Autos an, ich weiß gar nicht mehr, wo ich mit seinen Spezialanfertigungen anfangen soll und natürlich soll es immer am Besten sofort fertig sein. Die Geschäfte laufen gut und er kann dich gut genug leiden, dass er deine Unterstützung frei gegeben hat." Allerdings hob der Blonde die Brauen, während er folgte. "Was für Geschäfte? Und was für Spezialanfertigungen sind das überhaupt, dass er das bisher niemandem sonst überlassen hat?", hinterfragte er - in seinen Augen vollkommen legitim, immerhin wollte er wissen, was da auf ihn zukommen würden. Dass er eine Ahnung hatte, das konnte Imamura immerhin nicht wissen. Dieser aber sah nur über die Schulter, hob die Augenbrauen. "Da musst du ihn schon selbst fragen. Du wirst schon erfahren, was du wissen musst. Und zwar alles zu seiner Zeit." Dass sich der Ältere wieder abwandte war wohl sein Glück, wo der so immerhin nicht sehen konnte, wie der Blonde die Augen verdrehte. Viel weiter brachte sie das tatsächlich nicht, aber vorerst würde er sich damit wohl zufrieden geben müssen. Uruha allerdings hob die Augenbrauen, als die beiden Männer sich zusammen in die Werkstatt zurück zogen. Das war so nicht üblich. Bis eben war er in einem Beratungsgespräch, nun aber war er wieder auf dem Rückweg zu Kazuko, die wie so oft in der Mittagszeit vor Ort war. "Was machen die denn da hinten?", hinterfragte er kritisch, wenn auch ruhig, als er sich wieder an den Tresen lehnte. Doch die junge Frau zuckte lediglich gelassen die Schultern, selbst in Richtung der hinteren Räume blickend. "Soweit ich das mitbekommen habe, hat Nara ihn befördert.", gab sie gelassen schmunzelnd zurück, entspannt einen Schluck aus ihrer Dose nehmend. Uruha allerdings wandte ihr den fragenden Blick zu. "Er ist wohl ein hohes Tier, oder? Es ist unglaublich, wie viele Aufträge er immer wieder hat.", fuhr er fort, doch Kazuko neigte den Kopf ein wenig. "Naja, er hat schon ein bisschen was zu sagen. Und die Autos braucht er ja nicht nur für sich.", erwiderte sie, doch noch wollte der Andere nicht locker lassen. "Was ist, werden die anderen immer wieder zu Schrott gefahren? Das kostet nicht gerade wenig.", stellte er in den Raum, doch sie lächelte nur schief, ein undurchsichtiges Funkeln legte sich in ihren Blick. "Wer immer mehr Leute unter seiner Fuchtel hat, die auch mit Fahrzeugen versorgt werden sollen, braucht wohl auch immer wieder Nachschub. Und so lang er bezahlen kann, soll das doch egal sein.", war die Antwort und auch, wenn sie noch immer gelassen klang, so war es der Ausdruck in ihren Augen, der den Älteren vorsichtig werden ließ. "Apropos, wie kannst du dir dein Auto leisten, wenn du deine ganze Freizeit immer hier verbringst?", fragte er deswegen, selbst ein freches Schmunzeln auf seine Lippen zaubernd, das die Situation entschärfen sollte, bevor es auch nur zu eskalieren drohte. Und offenbar funktionierte es, denn das Lächeln auf ihren Lippen wurde wieder ehrlicher, als sie einmal mehr die Schultern zuckte. "Wenn ich dir das sagen würde, dann müsste ich dich wahrscheinlich töten.", grinste sie scherzhaft, was den Dunkelhaarigen auflachen ließ, ohne sie aus dem Blick zu lassen. "Nicht doch, dafür kannst du mich viel zu gut leiden.", setzte er entsprechend dagegen, was auch sie zum leisen Lachen brachte, ehe sie theatralisch seufzte, noch immer mit dem Lächeln im Gesicht. "Ja, vermutlich.", gab sie zu, griff derweil nach einem der Bonbons, die in einer Schale auf dem Verkaufstresen stand und in dem Moment, in dem sie diesen ausgepackt in den Mund schob, sah sie wieder auf. "Wie sieht es aus, bist du heute Abend eigentlich wieder dabei? Ich kann dich abholen?", fragte sie schließlich und zustimmend nickte er. "Unter den Umständen ist es mir unmöglich, das abzulehnen!" Es war ein seltsam beklemmendes Gefühl, das über den Tag mehr und mehr Besitz von ihnen ergriff, je mehr ihnen klar wurde, was in nächster Zeit für einen unbestimmt langen Zeitraum auf sie zukommen würde. Dabei wussten sie noch nicht einmal, wann es so weit sein würde und waren im Laufe des Tages immer wieder abgelenkt. Aber sie waren die letzten Wochen jeden Tag beinahe durchgehend beisammen gewesen, nachdem Uruha endlich weitesgehend genesen war. Und zukünftig wurde von ihnen verlangt, dass sie sich vielleicht noch ab und an zu Gesicht bekamen, allerdings doch eher wie Menschen behandeln mussten, die sich lieber aus dem Weg gingen. Ein befremdlicher Gedanke. Und ein Rätsel zugleich. Und während Ruki in seiner Zeitschrift auf die nächste Seite blätterte, nahm Uruha einen weiteren Schluck von seinem Tee, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, während er den Blonden nicht aus dem Blick ließ, bis er aber tief durchatmete. "Ru?", fragte er vorsichtig, wusste er immerhin nicht, wie vertieft der Jüngere gerade war, doch der blickte nicht einmal auf, brummte nur ein "Hm.", zum Zeichen, dass er zuhören würde. Und so fuhr er fort. "Ist dir irgendwas eingefallen, wie wir Watanabes Plan umsetzen können? Ich meine, an zwei unterschiedlichen Stellen weiter graben - schön und gut, aber wie soll das gehen? Wir sitzen doch auch jetzt nicht die ganze Zeit aufeinander.", stellte er in den Raum und dieses Mal stockte der Andere, sah doch zu ihm auf und schenkte ihm einen vielsagenden Blick. Sie arbeiteten zusammen, hatten weitesgehend die gleichen Zeiten, sie wohnten zusammen. Wenn man es genau betrachtete war es wenig Zeit, die sie ohne einander verbrachten. Allerdings brachte diese Reaktion Uruha nur dazu, die Augen zu verdrehen. "Du weißt, was ich meine. Du bist hinten in der Werkstatt und an Nara und Imamura dran und ich versuche halt über Kazuko weiter zu kommen, wenn sie sich schon so anbietet und selbst verrät, dass sie mehr weiß. Und die Leute vorn im Blick zu haben. Und nebenbei ein Auge auf dich.", stellte er klar, sachte die Schultern zuckend. "Also jeder das, was er besser kann.", erklärte er und brachte nun den Jüngeren dazu, die Brauen zusammen zu ziehen. "Heute morgen hast du das noch für einen richtigen Ansatz gehalten. Was willst du jetzt sagen?", hinterfragte er ruhig. Ganz konnte er nicht folgen. Der Dunkelhaarige aber antwortete nicht sofort, versuchte, die Worte in seinem Kopf zu ordnen, so dass ihnen auch ein Anderer folgen konnte. "An sich halte ich es noch immer für den richtigen Ansatz. Ich halte es nur für schwierig umsetzbar. Die Auseinandersetzung ist ja ein schöner Anfang, aber ich weiß nicht, wie sie weiter helfen soll. Und welche Ausmaße es annehmen sollte, um die bisherigen Ermittlungen derart zu vertiefen, dass es einen Unterschied macht.", gab er ehrlich zu und der Blonde neigte den Kopf, ehe er aber auch die Zeitschrift schloss und beiseite legte, sich stattdessen auf den Anderen konzentrierte. "Hör mal, wir können es sowieso nur laufen lassen. Und dann wird sich alles von selbst ergeben. Alles andere wäre nur derart künstlich, dass wir uns ins eigene Fleisch schneiden würden. Es sollte glaubwürdig bleiben. Und genau genommen können wir uns zu sehr gar nicht in die Haare bekommen, weil keiner von uns offiziell auch nur annähernd das Geld für eine eigene Wohnung hat. Und auch ein Hotel wird schwierig.", versuchte er, Uruha zu beruhigen und tatsächlich stellte dieser die Tasse endlich ab, als sich ein schiefes Lächeln auf seine Lippen schlich. "Ich glaube nicht, dass Ryu das großartig interessieren würde.", stellte er in den Raum und auch der Blonde schmunzelte etwas. "Und ich glaube, Kouki hätte durchaus zur Not auch ein paar andere Freunde, bei denen er unter kommen könnte.", erwiderte er trocken, entlockte dem Anderen damit allerdings ein amüsiertes Schnauben. "Wie halten die Beiden das überhaupt miteinander aus?", hinterfragte er weiter, doch Ruki zuckte nur die Schultern. "Sie können wohl nicht ohne den Anderen." "...weil sich keiner von ihnen diese Bude allein leisten könnte.", schloss Uruha prompt und auch der Jüngere konnte nun ein leises Glucksen nicht zurück halten. Beinahe zeitgleich allerdings zuckten sie zusammen, als es mit einem Mal das Handy des Dunkelhaarigen war, das sie aufschrecken ließ und der kurze Blick darauf ließ den Älteren leise seufzen. Eigentlich hätte er lieber noch weiter ein Pläuschchen gehalten. "Mein Taxi ist da.", kündigte er stattdessen aber Kazuko an und als er wieder aufsah, konnte er erkennen, wie der Blonde nur wieder das Gesicht verzog, wie immer, wenn es um die junge Frau ging. Doch dafür hatte er nun wohl eher keine Zeit mehr und ohnehin war der Schatten auf dem Gesicht des Anderen so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Daher erhob er sich, um sich unter dem aufmerksamen Blick des Blonden fertig machen zu können. "Dann sehen wir uns wohl später.", stellte dieser schließlich in den Raum und auch der Dunkelhaarige wandte ihm noch einmal den Blick zu, nickte zustimmend. "Ganz bestimmt." "Und mach dir nicht zu viele Gedanken. Was kommen soll, das kommt von allein. Du hast ja gesehen, Imamura hat mir ja auch ausgerechnet heute freiere Hand gegeben. Bisher geht es zwar hauptsächlich ums Frisieren, Flexen und Schweißen, aber mit der Zeit werden wir auch heraus bekommen, woher er die Pillen für die Autos bekommt. Und bis dahin sind auch kleine Schritte in Ordnung, so lang sie vorwärts führen, hm?", versuchte er, ihn noch weiter zu ermutigen und zustimmend nickte auch Uruha, als er den Reißverschluss der dünnen Jacke hinauf zog, seinen Freund noch einmal anblickte. "Etwas anderes bleibt uns kaum, wir werden sehen.", erwiderte er, wirkte noch einen Augenblick unschlüssig, bis er aber wieder vorsichtig lächelte und die Hand zum Abschied hob. "Also dann.", stellte er in den Raum, kurz darauf war er aber verschwunden. Zurück blieb Ruki, der ihm noch für den Moment nachsah, dann aber den Blick wieder auf seine Zeitschrift senken wollte. Doch in der Bewegung fiel ihm etwas auf, das ihn erneut stocken ließ, die Brauen heben. Wenigstens die halb volle Tasse hätte er wohl noch weg räumen können. Aufmerksam blickte er sich um, die Brauen gehoben. "Wohin entführst du mich?", fragte er. Es war offensichtlich, dass es nicht in die gewohnte Richtung ging und das machte ihn neugierig. Damit hatte er nicht gerechnet. Seine Fahrerin aber warf ihm lediglich einen kurzen, amüsierten Blick zu. "Es soll doch nicht langweilig werden, oder?", hinterfragte sie und entlockte auch ihm ein Schmunzeln. "So so, Mal etwas anderes, als Menschen, Autos und Container?", stellte er also in den Raum, doch sie zuckte lediglich die Schultern. "Menschen und Autos werden wir auch da haben. Dachtest du, dass Ryu umsonst mit ins Boot geholt wurde? Mehr Aufwand, mehr Autos, mehr Fahrer.", gab sie gelassen zurück, doch nun war es an ihm, fragend die Brauen zu heben. "Mehr Fahrer wofür?", fragte er kritisch, konnte ihr nicht so ganz folgen, doch wieder blickte sie ihn nur kurz an. "Für die Autos.", gab sie trocken zurück, brachte ihn zu einem schiefen Lächeln. Offenbar wollte sie ihm nach wie vor nicht mehr verraten. Aber vielleicht wusste sie auch einfach nicht mehr? Er konnte es einfach nicht zuordnen, gerade, wo sich auch etwas in seinem noch immer Inneren weigerte, zu glauben, dass diese freundliche, junge Frau wirklich tiefer in irgendwelchen dunklen Geschäften stecken könnte. "Und was hat das mit dem Locationwechsel zu tun?", wechselte er deswegen eben die Richtung und nun war es an ihr, wieder zu grinsen. "Denkst du, bei diesen Wagen darf jeder ran?", setzte sie dagegen. "Das heißt, wer das Auto am Besten streichelt, der darf öfter ran?" Unwahrscheinlich, aber wenn sie sich derart kryptisch ausdrückte, konnte er das doch so auch in den Raum stellen. Und es half, dass sie einmal mehr amüsiert auflachte. "Natürlich nicht. Man sollte schon fahren können.", stellte sie klar, musterte ihren Nebenmann von der Seite, ehe sie weiter sprach. "Kannst du fahren?" Verständnislos blickte er sie an, zuckte dann aber die Schultern. "Klar." "Gut?" "Selbstverständlich!" Was war das nur für eine Frage? "Wie wär´s, willst du dann nicht an der Auswahl teilnehmen?", fragte sie weiter und ebenso weiter hoben sich seine Augenbrauen. "Ein Rennen?" Als Antwort folgte ein Nicken und auf die Lippen des Älteren schlich sich ein Grinsen. "Ich fahre keine Rennen!", stellte er klar. Jedenfalls nicht auf diese Art, seine Passion würden einfach immer eher die Langstrecken bleiben und er freute sich schon jetzt darauf, dass er dazu irgendwann wieder die Gelegenheit bekommen würde. Aber das war nichts, was er ihr auf die Nase binden wollte. Und dieses Mal war sie es, die verständnislos die Brauen hob. "Warum nicht?", fragte sie, doch er zuckte die Schultern. "Was macht das für einen Sinn? Dafür bräuchte ich schon einen ganz besonderen Anlass.", stellte er klar. Nur für ein paar Sekunden auf das Gaspedal zu treten war eben nichts, das ihn derart erfüllte, wenn es bestimmt auch Ausnahmen gab. "Was wäre so ein Anlass?", kam auch die Frage, die ihm selbst nur wenige Augenblicke zuvor durch den Kopf gegeistert war, ohne, dass er eine spontane Antwort hatte. Und genau deswegen zuckte er einmal mehr die Schultern. "Das weiß ich, wenn er da ist." Es dauerte nicht lang, um herauszufinden, dass etwas anders war. Abgesehen von dem neuen Treffpunkt, gab es auch einige neue Gesichter. Natürlich konnte es auch daran liegen, dass das Containerlager schnell unübersichtlich wurde. Hier gab es nichts, das vor fremden Blicken schützte, außer dem erhöhten Standpunkt außerhalb der Stadt. Sicherlich einer der Gründe, weswegen die spärliche Beleuchtung auf das nötigste begrenzt war. Trotzdem war zu sehen, dass unter den Anwesenden augenscheinlich weniger Damen waren, als er es aus den letzten Wochen kannte, und eine gewisse Spannung lag in der Luft. Umso aufmerksamer sah der Blonde sich um, blieb gelassen mit überkreuzten Beinen an der Motorhaube gelehnt, die Hände in den Taschen, während er versuchte, zu erahnen, was los war. Das hier schien nicht die übliche Proll-Show zu sein und auch seinen Kontakt konnte er nirgends entdecken, obwohl er ihn genau hierher bestellt hatte. Und jetzt war er hier und versuchte, herauszufinden, was er hier sollte, einige Momente zweifelnd. Er war nicht derart kontaktfreudig, wie das bei Uruha der Fall war, der ein ganzes Stück entfernt bei offener Beifahrertür in Kazukos Auto saß und voller Überzeugung und mit ganzem, möglichen Körpereinsatz einen Song im Radio mitsang. Viel konnte er nicht hören, aber er wusste, wie dieser Mann singen konnte und allein aufgrund dieser Vorstellung tat ihm das trotz dieser Entfernung in den Ohren weh. Dass die ganzen Menschen um ihn herum tatsächlich noch da waren und nicht schnellstens die Flucht ergriffen war für ihn unerklärlich. Nicht nur einmal hatte er ihm bereits gesagt, dass er lieber bei der Gitarre und dem Komponieren bleiben sollte. Lang hatte er allerdings auch nicht, sich dieses Schauspiel mit anzusehen, als jemand schon beinahe schüchtern zu ihm trat, ein junger Mann, noch beinahe ein Kind, ein Klemmbrett unter dem Arm und ein Headset im Ohr. Er kannte ihn von dem ersten Treffen, war es immerhin der junge Mann, der sie derzeit hatte überprüfen müssen. "Hidaka?", fragte er vorsichtig und brachte den Angesprochenen dazu, fragend die Brauen zu heben, während er allerdings bestätigend brummte. Warum fragte er überhaupt, immerhin musste er doch wissen, wer er war? Und was würde denn jetzt kommen? Doch seine Reaktion reichte aus, dass der Junge vorsichtig lächelte. "Hey.", grüßte er noch einmal, ehe er aber fortfuhr. "Hat Nara schon gesagt, worum es heute geht?", hinterfragte er, doch dem Blonden half das keineswegs weiter, weswegen er den Kopf schüttelte. "Nope, nicht das Geringste.", stellte er klar, konnte sehen, wie der Andere ein Seufzen unterdrückte. "Kurz gesagt: Er möchte, dass Sie heute gegen die Anderen antreten. Auto und Einsatz werden gestellt.", ließ er den Kleinen wissen, der kritisch die Brauen zusammen zog. "Und das kann er mir nicht selbst sagen, weil...?", fragte er. Immerhin war er hierher zitiert worden, wie ein Hund und das gefiel ihm gar nicht. Und eine Erklärung gab es auch nicht. Nara sollte schon froh sein, dass er überhaupt hier war, damit er sich aber bewegte, musste wirklich mehr kommen. Doch der Andere, der eher wirkte wie ein Student, der sich verlaufen hatte, zuckte unschlüssig die Schultern. "Er ist leider verhindert und kommt später nach. Dann wird er sicherlich auch mehr erklären. Ich soll nur ausrichten, dass es wichtig ist und eine gute Summe dabei herum kommen könnte.", fuhr er fort, doch Ruki verdrehte die Augen. "Richte ihm aus, dass das eine verdammt gute Erklärung sein sollte, sonst werde ich mir vorbehalten, mich einfach wieder in das Auto zu setzen und damit dahin zu verschwinden, wo er mich nie wieder finden wird. Und seinen Wagen.", stellte er klar, stieß sich damit aber auch von der Motorhaube ab und erklärte sich damit bereit, sich wenigstens vorerst zu beugen. Na wenigstens hatte der Kerl daran gedacht, dass er mit seinem Wagen von der Stange gar nicht erst antreten wollen würde. Je später es wurde, desto deutlicher wurde ihm, dass etwas nicht richtig war. Ein solches Straßenrennen hatte er noch nicht erlebt, die Strecke würde um den Berg herum führen, so dass ihr Start auch als Ziel dienen würde. Die Route wurde ihnen über eine Navigation in den Autos angezeigt und Anthony war noch immer mit seinem Klemmbrett zwischen den Teilnehmern unterwegs. So etwas hatte er bisher nicht erlebt, nicht einmal annähernd, und er war schon jetzt auf die Erklärung gespannt. Es war alles einfach unglaublich merkwürdig. Und in einem solchen Moment suchte sein Blick wie von selbst nach dem Punkt, der ihm vollkommene Sicherheit vermittelte. Uruha stand mittlerweile mit Anderen an der Seite, es war eine Schneise durch die Besucher gezogen worden, durch die sie mit den Autos auf die Straße kommen würden. Und sein Freund stand entspannt in der ersten Reihe, einen Arm vor der Brust, in der anderen Hand hielt er eine Zigarette, sachte vor sich hinschmunzelnd. Als Spotter würde er ihm hier nicht zur Verfügung stehen müssen und ohnehin war das seit dem ersten Treffen schon irgendwie eigenartig geworden. Der Blonde hatte das Gefühl, dass der Ältere seinen Blick für einige Augenblicke erwiderte, obwohl Kazuko von der Seite auf ihn einredete. Doch so schnell würde er nichts weiter herausbekommen können, wo Anthony bereits zu ihm kam, um auch die letzten Einstellungen des Navigationsgerätes mit den Daten auf seinen Unterlagen abzugleichen. Und tatsächlich hatte der Ältere zu ihm herüber gesehen, doch Kazuko ließ einfach nicht locker. "Und es juckt dir wirklich nicht in den Fingern, wenn du siehst, wie sie sich startklar machen?", hinterfragte sie, doch er zuckte die Schultern. "Tatsächlich nicht, nein.", gab er schmunzelnd zurück, zwang sich, doch langsam den Blick von dem Wagen seines Freundes zu nehmen, um sie ansehen zu können und sie wirkte ernsthaft erstaunt. "Du bist ein wirklich erstaunlicher Mann, Kouki.", stellte sie fest, fuhr dann aber fort mit den Fragen. "Wie kommt es dann, dass du trotzdem immer wieder hier bist?" Allerdings grinste er darauf nur umso breiter. "Ich interessiere mich sehr für die Karosserien.", ließ er sie mit vielsagendem Unterton wissen, wenn er auch wusste, Ruki würde ihn dafür umbringen. Ihr Grinsen aber überzeugte ihn eines Besseren: Er würde ihn nicht nur umbringen, er würde ihn mindestens kastrieren und vierteilen - Hauptsache langsam und schmerzvoll. Nun aber war keine Zeit, um darüber nachzudenken und sie machte es ihm einfacher, sich davon abzulenken, als sie sich weiter zu ihm beugte und er konnte sich förmlich den Blick seines Freundes hinter der Windschutzscheibe vorstellen, wenn er sie sah. "So so? Wie schade dass du mit den Karosserien nicht mehr anfangen willst.", erwiderte sie, doch er ließ sich das Grinsen nicht nehmen, wandte auch den Blick nicht von ihr ab, wenn es auch schwierig war. "Wer sagt das?", gab er stattdessen herausfordernd zurück und ein gewinnendes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. "Das heißt, wenn ich dir einen Startplatz besorgen kann, dann trittst du doch an? Wir können dich bestimmt auch aus der Wertung nehmen, dann ist es auch kein Rennen.", schmunzelte sie frech, worauf er aber die Augen verdrehte. "Und was haben wir davon?", seufzte er. Selbst wenn sie die Wertung außen vor lassen wollten, ignorieren würde es sicherlich trotzdem niemand und er war sich sicher, dass das auch ihr durchaus bewusst war. Doch sie ließ sich gar nicht beeindrucken. "Zum Einen wäre meine Neugier befriedigt. Zum Anderen fänd ich es sehr interessant zu sehen, ob Ryu auch nur das geringste Recht hat, dich von oben herab zu behandeln.", stellte sie klar, doch er atmete erst einmal tief durch. "Wirst du dann endlich ein für alle Mal Ruhe geben?", hinterfragte er und musste gar nicht warten, bis Kazuko auch schon nickte. "Dann gibt es nur noch ein Problem:", fing er an und aufmerksam hob sie die Brauen. "Ich kann unmöglich zu Fuß neben den Anderen her laufen. Ich glaube, so habe ich keine Chance.", stellte er klar, entlockte ihr damit aber ein Lachen, ehe sie ihm auf die Schulter klopfte. "Das ist defintiv kein Problem!", stellte sie klar, machte sich damit aber auch auf den Weg, um Anthony abzufangen. Was sie besprachen konnte er nicht verstehen, aber er sah, wie sie ihm letztlich das Headset abnahm, mit dem am anderen Ende etwas besprach und schließlich mit breitem, zufriedenen Grinsen wieder zurück kam, in einer Hand ein weiteres Navigationsgerät von dem jungen Mann, in der anderen einen weiteren Gegenstand. Und noch, bevor sie wieder bei ihm war, warf sie eben diesen zu Uruha, dessen Aufmerksamkeit sie sich durchaus bewusst war. Und trotzdem war es eher Glück, dass er ihn fangen und auf den Autoschlüssel hinab sehen konnte. Das hieß dann wohl, dass er jetzt wirklich nicht mehr drum herum kommen würde. Und es waren ihre Worte, die an sein Ohr drangen, bevor sie ihm auch noch das Gerät in die Hand drückte, die ihn nur umso breiter grinsen ließen. "Und wehe du fährst auch nur irgendeinen Kratzer in mein Baby.", stellte sie klar. Und wie immer, wenn er diesen Satz bereits gehört hatte, hatte er das ganz sicher nicht vor! Aber das spielte jetzt keine Rolle, wo er sich jetzt lieber beeilen sollte. Und kaum, dass er in dem Auto saß, sich zu den anderen Teilnehmern begeben hatte, fiel auch schon das Startsignal. Und so sehr er es auch zurückzuhalten versucht hatte, so war es diese unbestimmte Euphorie, die ihn durchflutete, als auch er das Gaspedal durchtreten konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)