Behind the Scenes von Asako ================================================================================ Kapitel 13: Act 2 Scene 3: Once again ------------------------------------- Erst als die Sonne am nächsten Tag schon durch das Fenster schien erwachte Asako alleine, aber immer noch nackt im Bett. Mit einem fürchterlichem Kater obendrein. Kaum hatte sie die Augen einen Spalt geöffnet schloss sie diese schnell wieder und zog die Decke über den Kopf. Sie hatte Kopfschmerzen und das Licht machte es nur schlimmer. Zunächst leise für sich stöhnend drehte sie sich etwas auf die Seite, aber irgendwann musste sie ja aufstehen. Dass sie nackt war störte sie nicht sonderlich, denn manchmal hatte der Top Star die Angewohnheit sich einfach im stockbetrunkenem Zustand aus zu ziehen vor dem Schlafengehen, da ihr einfach zu warm war. Eine heiße Dusche wäre wahrscheinlich angebracht. Langsam, fast zeitlupenartig zog sich die Otokoyaku aus dem Bett, wickelte dabei die Decke etwas schmächlich um den nackten Oberkörper. Wie sie es überhaupt bis ins Bett geschafft hatte war ihr schleierhaft. Glücklicherweise kannte sie den Aufbau dieser Wohnung in und auswendig, wesshalb sie mehr oder minder mit geschlossenen Augen ins Bad tappste und die Dusche anstellte. Diese Dinger brauchten immer ein paar Sekunden bis sie warm waren, aber Asako lies die Augen dennoch noch zu. Achtlos lies sie die Decke zu Boden fallen, stieg abermals mit zugekniffenen Augen in die Dusche und legte den Kopf etwas in den Nacken. Das heiße Wasser beruhigte ihren dröhnenden Kopf zumindest etwas, woraufhin sie die Augen ein wenig öffnete. Angestrengt versuchte sie sich an den Abend zu erinnern. Was war da noch gewesen? SIe waren auf Mizu's Premiere gegangen, sie, Osa, Yuuhi, Kiriyan und Gaichi. Gaichi war nicht sofort mitgekommen. Dann erinnerte sie sich an einen Drink, dann noch einen, dann noch einen... Dann hörte es auf. Der Top Star lehnte sich an die kühlen Kacheln. Irgendwie fühlte sie sich furchtbar schwächlich, aber bis auf den Kater nicht einmal so wirklich schlecht. Ihr war nicht übel und bis auf die Kopfschmerzen und den Blackout hatte sie sogar recht gute Laune. Etwas verwirrt über diese Feststellung stieg sie nach der gründlichen Dusche wieder heraus, schnappte sich das Handtuch auf dem kleinem Stuhl in der Ecke und griff dann nach einem... blauen Bademantel? Seit wann hatte sie einen blauen? Himmelblau obendrein. Das war normalerweise Osa's Farbe. War ihre beste Freundin mal wieder länger bei ihr gewesen ohne, dass sie es gemerkt hatte? Dann aber wieder... wie war sie zurück ins Dorm...? Asako runzelte die Stirn. Sie wohnte doch gar nicht mehr im Dorm... oder? Sie war vor eine halben Ewigkeit schon ausgezogen. Wie war sie dann zurück gekommen? Verwirrt, wenn auch langsam, da ihr Kopf sie geradezu tötete, schüttelte sie den Kopf, fuhr sich durch die nassen Haare und fischte nach der Decke auf dem Boden, auch wenn sie es mit einer Schmerzwelle bereute. Sie brauchte auf jeden Fall irgendetwas um wieder einigermaßen klar zu werden. Normalerweise machte sie sich einen dieser Fruchtsmoothies, oder besser lies sich einen machen, denn Asako war für gewöhnlich nie alleine wenn sie sich betrunken hatte. Meistens war Yuuhi bei ihr geblieben, denn immerhin trank die junge Frau nicht. Ob Yuuhi sie mit zu sich genommen hatte? Immerhin wohnte sie noch im Dorm und Asako konnte sich nicht erinnern ob ihre Freundin nicht auch eventuell einen blauen Bademantel besaß. Nun es gab nur eine Möglichkeit das raus zu finden. Kurzerhand verlies Asako wieder das Bad, schlich geradezu über das Laminat in den Wohnbereich, wo sie sich kurz umsah. Es roch nach Frühstück... "Guten Morgen", ertönte eine Stimme hinter ihr, sodass Asako einmal auf der Stelle sprang und sich etwas zu hastig umdrehte. Für einen kurzen Moment wurde ihr Blickfeld schwammig und sie fasste sich an den Kopf. "Wow dich scheints ja ganz schön erwischt zu haben. Ist es arg schlimm?" Als Asako wieder aufsah blickte sie in das Gesicht einer jungen, hübschen, allerdings ihr völlig fremden Frau. Zuerst öffnete sie den Mund einen Spalt um etwas zu sagen, aber es kamen keine Worte heraus. In der Situation konnte man auch nicht wirklich etwas sagen. "Hey bist du in Ordnung?" Der junge Top Star blinzelte etwas, fuhr sich durch die Haare und sah dann abermals zu der anderen. "Entschuldige wenn ich frage, aber... wie kommte ich hierher?" Kei hob eine Augenbraue. Hatte die Schönheit etwa einen Blackout? Bei dem Alkohol, den sie inhaliert haben musste kein Wunder. Vielleicht kam es ja wieder. Kei hatte sich inzwischen angezogen während die andere unter der Dusche gestanden hatte, wobei ihr Outfit aus einem einfachem Jogginganzug bestand. Grau, weit und bequem. "Nun ich... egal. Wichtig ist doch erst einmal, dass nichts passiert ist, oder? Wer weis, wo du gelandet wärst wenn ich dich nicht mitgenommen hätte. Hast du Hunger?" Die noch immer verwirrte Frau nickte. "Ich hab ein wenig Saft gemacht und ein paar Brötchen aufgebacken." Zusammen gingen sie in die Kochecke, setzten sich dort an den Tisch. Kei konnte geradezu hören wie die andere nachdachte und wie ihr Gehirn arbeitete, allerdings sah man ihr auch an, dass es ihr schwer fiel. "Jetzt denk mal nicht so angestrengt nach sondern frühstück erst einmal", mahnte Kei und lächelte etwas breiter. Irgendwie war es süß wie die Frau ihr gegenüber so angestreng die Stirn kraus zog und versuchte über den vorrangegangen Abend nach zu denken. Sie hätte einfach fragen können, allerdings war Kei sich nicht so ganz sicher was sie hätte erzählen sollen. Dass sie nach allen Regeln der Kunst von der anderen abgeschleppt worden war? Klar war es gut gewesen, verdammt gut sogar und Kei hatte große Lust diese Nacht zu wiederholen, aber sie war sich nicht so ganz sicher ob die andere das auch wollte. "Das ist leichter gesagt als getan", murrte ihr gegenüber schlieslich und biss in eines der Brötchen, die auf dem Teller lagen. Der Top Star seufzte etwas. Irgendetwas war furchtbar falsch. Sie wusste nicht wo sie war, ausser, dass es sich wohl um das Takarazuka-Dorm handeln musste, noch wie sie dorthin gekommen war. Kei schien auch nicht wirklich darauf erpicht zu sein es ihr zu verraten. Moment, Kei? War das der Name der anderen? Wie kam sie denn darauf? "Ist etwas?", fragte die andere. Asako's Kopf war wohl automatisch bei der Erinnerung nach oben geschnellt, was sie erst realisierte, als die andere sie ansprach. "Was? Uhm..." Sie stockte ein paar Momente, legte das Brötchen zurück auf den Teller. "Kei... ist das dein Name?" Das schien die jüngere dann doch zu verwundern, aber sie nickte leicht mit dem Kopf. "Ja das ist er. Heißt das du erinnerst dich doch?" Asako schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich." "Wo wir gerade bei Namen sind", sagte Kei plötzlich und legte den Kopf ein wenig auf die Seite, lehnte sich mit den Unterarmen auf dem Tisch auf während sie sich vorbeugte. "Soll ich dich weiterhin Megami rufen, oder verrätst du mir deinen Namen endlich? Ich meine ich habe nichts dagegen, aber es ist so unpersönlich." "Megami? Wieso Megami?" Asako hatte kein Interesse daran gerade mit diesem Namen gerufen zu werden. Immerhin hatte sie nichts göttliches an sich. Selbst im betrunkenen Zustand brachte sie zumindest noch ihren Namen zusammen. Dann wieder war es merkwürdig, dass die andere sie nicht erkannte. Top Stars waren innerhalb Takarazukas bekannt wie bunte Hunde. "Du wolltest ihn mir gestern nicht verraten. Dazu in der Lage warst du sowieso nicht." Nein Kei schien sie tatsächlich nicht zu kennen. "Sena. Sena Jun." Fast wäre Kei das Brötchen aus dem Mund gefallen. Sena Jun saß genau vor ihr? Sie hatte nur Geschichten von ihr gehört, einige Artikel gelesen und sie einmal im Takarazuka-Radio gehört, aber sie war ihr nie begegnet oder hatte ein Bild von ihr gesehen. Genauer gesagt hatte sie kein Bild von ihr gesehen, dass kein Poster war. Verdammt sie sah ungeschminkt noch so viel besser aus und obendrein komplett anders. Für ein paar Sekunden starrte sie die andere etwas unschlüssig an, woraufhin ihr gegenüber nur schief lächelte. "Überrascht?" Kei nickte nur etwas, brachte aber kein wirkliches Wort heraus. Das war das letzte womit sie gerechnet hatte. Immerhin hatte sie einen Top Star vor sich sitzen, eine Stellung, von der sie wohl noch so einige Jahre entfernt war. "Uhm... wow?" "Deiner Reaktion nach bist du nicht aus Tsukigumi. Dann würde ich dich sowieso kennen." "Nein. Ich bin aus der Snow-Troupe, Yukigumi." "Hast du da auch einen vollen Namen?`" "Ootozuki Kei. Man ruft mich normalerweise Kimu." Kimu... da klingelte was bei ihr. Asako konnte nur nicht so genau sagen, was das war. Ihr Kopf hörte noch immer nicht auf sie und verweigerte ihr den Zugriff auf ihre Erinnerungen. Nachdenklich griff sie nach dem süßen Fruchtsaft, den Kei, Kimu, ihr gemacht hatte und nahm einen Schluck daraus, hob daraufhin eine Augenbraue und sah auf die rot-orangene Flüssigkeit. Den Geschmack kannte sie. "Hey der ist gut." Kimu, die sich wohl wieder gefasst hatte, lächelte und schob sich den Rest des Brötchens in den Mund. "Danke. Das Rezept hab ich von einer Freundin." Asako lächelte nur etwas, fuhr sich dann durch die noch immer nassen Haare und seufzte leicht. Sie sollte sich bald auf den Rückweg machen. Ihre Freunde würden sich sicher schon Sorgen machen. Aber dazu musste sie erst einmal ihre Sachen aufsammeln. Wo auch immer die waren. "Nun... Ich danke dir für deine Gastfreundlichkeit. Aber ich glaube ich sollte langsam gehen." "Ohne mir deine Handynummer da zu lassen?" Asako lachte ein wenig. "Natürlich. Irgendwie muss ich dir ja danken." Wenn sie nur eine Ahnung hätte. Kimu entschied sich, sich die Telefonnummer der anderen zu sichern bevor diese sich eventuell an die vorrangegangene Nacht erinnerte und das Folgen nach sich zog. Nachdem sie ihre Nummern ausgetauscht hatten entschuldigte sich auch die junge Otokoyaku, verschwand selbst ins Bad um eine Dusche zu nehmen, die sie bitter nötig hatte. Glücklicherweise hatte sie daran gedacht sich noch einen Schal um zu binden um die inzwischen tieflila angelaufene Bissspur zu verbergen, die sich fast einmal komplett über die linke Seite ihrer Halsbeuge zog. Sena hatte ziemlich fest zugebissen, aber inzwischen wusste Kimu, wie man solche Spuren am besten überschminkte. Ob sie einen so stark angelaufenen Fleck komplett überdecken konnte war schleierhaft, besser gesagt unmöglich. Sie würde wohl einfach ein Kragenshirt anziehen müssen, dann würde es nicht ganz so schlimm auffallen. Asako lies sich zunächst auf das Bett nieder um sich einmal im Raum um zu sehen. Die Bettdecke war in einem hellem Gelb gehalten, aber nicht zu stechend. Der Rest war geradezu Takarazuka-Standart, wenn man mal von der gigantischen Größe des Bettes absah. Ihre Kleidung lag sauber aufgereiht auf dem Bett. Kimu schien sie sortiert zu haben und hatte ihr sogar ein bisschen saubere Unterwäsche dazugelegt. Dass diese weinrot war interessierte sie in dem Augenblick eher weniger. Unter der Kleidung würde man es sowieso nicht sehen. Schnell hatte die Otokoyaku ihre Sachen wieder am Körper, legte den himmelblauen Bademantel sorgfältig gefaltet auf die Bettdecke. Die Farben bissen sich furchtbar, aber was erwartete man auch anderes? Der Top Star musste ein wenig lächeln, ging dann zum Fenster und zog einmal die Vorhänge auf und öffnete die Fenster etwas um zu sehen wo sie sich ungefähr befand. Ausserdem war der Raum merkwürdig stickig. Sie lehnte sich ein Stück nach drausen, lies den Blick wandern. Sie erkannte die Gegend und nach einem Blick nach unten konnte sie auch genau sagen wo sie war. Rausfinden würde also kein Problem sein. Als sich Asako jedoch wieder umdrehte fiel ihr Blick mit einem Mal auf einen kleinen, geradezu unscheinbaren Haufen neben dem Bett. Kurz blickte die Otokoyaku auf, ging dann aber trotzdem in Richtung des Häufchens und fischte mit den Fingerspitzen danach. Es war schwarze Spitzenunterwäsche, aber nicht ihre. Dennoch kam es ihr bekannt vor, wesshalb sie es noch ein wenig beäugte. Eigentlich war sie ganz süß und Kimu stand sie sicherlich gut... "Was mach ich hier eigentlich?", brummte sie leise und lies das Höschen mit einem Rotschimmer auf den Wangen wieder fallen. Saeko's Unterwäsche war eigentlich die einzige, die sie sich ansah ausser ihrer eigenen. Die Otokoyaku biss sich auf den Daumennagel. Solche Gedanken dürfte sie eigentlich gar nicht haben. Generell hatte sie das Gefühl irgendetwas wichtiges verpasst zu haben. Sie zog ihr Handy aus der Tasche um eventuell Osa an zu rufen und sie zu fragen, sah dann aber, dass sie so einige Anrufe in Abwesenheit hatte. Hatte sie das Handy schon wieder nicht gehört? Nunja, nichts neues. Sie ging die Anrufliste durch. Osa, Osa, Yuuhi, Osa, Osa, Osa, Kiriyan, Osa, nochmals Yuuhi, die Liste wurde eine halbe Ewigkeit mit Osa weitergeführt, aber als Saeko's Name auf dem Display auftauchte stoppte sie kurz. Warum hatte Saeko versucht sie zu erreichen? Sie musste doch sowieso wieder arbeiten, Asako merkte dabei wie in ihr wieder der Frust hochkochte, und hatte sowieso keine Zeit für sie. Merkwürdigerweise war besagter Frust nicht ganz so extrem wie die vorrangegangenen Tage, im Gegenteil. Die Otokoyaku fühlte sich merkwürdig ausgeglichen, aber wieso? Sie hatte gar keinen Grund sich so gut zu fühlen. Asako lies sich nochmal ins Bett fallen, dass ja sowieso noch ungemacht war, und schloss für einen Moment die Augen, versuchte abermals den Abend zu rekonstruieren. Sie erinnerte sich daran, dass sie sich mit Chika, also Mizu Natsuki, unterhalten hatte und ihr wohl sehr peinliches erzählt hatte, was Asako abermals erröten lies. Über ihr Sexleben mit Saeko zu reden war... unangebracht. Seufzend setzte sie sich wieder auf, stellte dann fest, dass Kimu den Raum betreten hatte. Nur in Unterwäsche. Die andere schien sie aber noch nicht bemerkt zu haben. Stattdessen starrte Asako auf den fast nackten Rücken der anderen, merkte wie ihr Gesicht geradezu brannte und mit einem Mal war es als ob etwas in ihrem Hinterkopf überhand nahm. Sie stellte sich vor wie sie ihre Hände über diese glatte Haut wandern lies, wanderte dabei über ihre Beine, ihre Hüfte nach oben, über ihre Arme und die Schultern zu ihrem Hals... Dann entdeckte sie den Fleck und ein nur zu eindeutiges Bild blitzte in ihrem Kopf auf. Kimu selbst war davon ausgegangen, dass Asako noch immer am Frühstückstisch saß und den Fruchtsaft genoss, also hatte sie sich entschlossen schnell in Unterwäsche ins Schlafzimmer zu huschen und sich dort etwas frisches an zu ziehen. Da das Schlafzimmer direkt gegenüber vom Bad war musste es auch Asako nicht peinlich sein, denn sie hatte mit dem Rücken zu beiden Räumen gesessen. Da ihr eigener Kopf dank des Alkohols ein wenig vernebelt war hatte sie die aufgezogenen Vorhänge nicht bemerkt, sondern sich gleich dem Schrank zugewandt. Als mit einem mal ein ziemlich lauter und obendrein recht böser Fluch hinter ihr ertönte sprang sie auf der Stelle auf und drehte sich um, sah nur noch wie Sena, immer noch laut fluchend, aus dem Schlafzimmer stürmte. "S-Sena? Hey Sena!", rief Kimu, griff sich die erstbeste Hose und Shirt, zog beides über und lief dem Top Star hinterher. "Warte! Was ist los?" Mit einem Mal war alles wieder da gewesen. Glücklich war sie damit aber nicht. Das schlimmste daran aber war, dass sie sich genau daran erinnerte wie fantastisch es gewesen war, was das ganze nur noch verschlimmerte. Asako konnte nicht verhindern, dass ihr ein Fluch nach dem anderen über die Lippen rollte. Sie lief fast hektisch in der Wohnung auf und ab, versucht irgendwie ihren schmerzenden Kopf dazu zu bringen die Bilder wieder aus ihrem Gedächnis zu werfen. "Sena!", hörte sie hinter sich und sie wirbelte herum. "Wieso hast du es mir nicht gleich gesagt??", fauchte sie die andere an. "Was denn? Sprich gefälligst klartext mit mir!" "Dass wir zusammen im Bett waren!" "Was mit deinem Kater? Ich hänge an meinem Leben und geglaubt hättest du mir sowieso nicht!" "Du hättest es wenigstens versuchen können!" "Hey! Du hast immerhin mich abgeschleppt nicht umgekehrt!" Asako fuhr sich durch die Haare, blickte leicht verzweifelt drein als sie abermals eine Runde durch die Wohnung zog. Dabei spürte sie Kimu's Blicke auf sich, aber sie hatte andere Probleme. Sie wusste nicht, wie viel vom Vorabend ihre Freunde mitbekommen hatten. Aber da sie noch keine höchstempörte Nachricht bekommen hatte und sie sich nicht erinnern konnte ihren Freunden nach ihrem 'Ausflug' auf die Tanzfläche nochmal begegnet zu sein, war die Wahrscheinlichkeit nicht einmal so gering, dass sie gar nichts mitbekommen hatten. Und wenn doch? Spätestens Gaichi würde es Saeko irgendwann sagen, wenn die Senka überhaupt noch an dem Abend gekommen war. Gaichi würde es spätestens über Osa erfahren. "Verflixt. Sie wird mich umbringen", murmelte Asako leise für sich und vergrub das Gesicht zwischen den Fingern. Ihr war nach heulen zumute und sie fühlte kurz darauf ein paar Tränen über ihre Finger rollen. Kimu sah sich das ganze stumm an. Sena war total durch den Wind. Hätte sie vorher gewusst, dass sie so reagieren würde, dann hätte sie es niemals so weit kommen lassen. Dann aber hatte sie ja vorher nicht gewusst wer da mit ihr im Bett gelegen hatte. Allerdings tat es ihr schrecklich leid. Sie hatte nur Gerüchte davon gehört, dass Sena Jun, DIE Sena Jun, vergeben war, allerdings wusste nicht einmal innerhalb Takarazukas niemand wer genau der oder die Glückliche war, geschweigedenn die Medien. Selbst aus Yuuhi oder Kiriyan hatte sie kein Wort raus bekommen. Langsam ging sie zu der weinenden Frau, legte die vorsichtig die die Hände auf die Oberarme und wartete, bis die andere die Hände etwas herunter nahm damit sie ihr in die Augen sehen konnte. "Sena... bitte wein nicht. Das macht es nicht ungeschehen." Kimu seufzte leise. "Hör mal mir tut das ganze schrecklich leid. Wenn du willst dann..." Sie konnte kaum glauben, dass sie das wirklich sagte. "...dann ist heute Nacht nie passiert, ja? Falls jemand fragt wieso du mitgekommen bist, dann sage ich einfach dass du mich nach Hause gebracht hast. Und weil ich dich nicht alleine gehen lassen wollte habe ich dich gebeten über Nacht zu bleiben. Ich hab auch auf der Couch geschlafen wenn es dir dann besser geht." Eigentlich war ihr gar nicht wohl bei der Sache. Sie war bereit die wundervollste Nacht ihres Lebens weg zu werfen, dabei hatte sie große Lust der anderen einfach die Klamotten vom Leib zu reisen und sie auf den Tisch zu drücken. Dann allerdings waren da diese Tränen. Sie war nicht ganz so schön wenn sie weinte. Vorsichtig strich sie mit über die Haare der anderen, lächelte ein wenig zögerlich. Für eine Weile sah Asako zu Boden, dachte über das nach was Kimu ihr sagte. Wenn es stimmte, dass keiner es mitbekommen hatte, dann war es vielleicht das Beste, wenn sie der Story zustimmte. Saeko würde es nie erfahren... Sie nickte. "Okay...", flüsterte sie, strich sich die Tränen von der Wange und sah etwas auf. "Kimu..." "Ist schon gut." Kimu lächelte etwas und nahm die Hände runter. "Ich hab dich gern, Sena. Ich hoffe dass wir nochmal anfangen können?" "Wir könnten anfangen indem du mich Asako nennst." Sie sah Kimu in die Augen, die sie tatsächlich anlächelte. Auch auf Asako's Lippen stahl sich darauf ein kleines Lächeln. "Na gut. Asako." Kimu griff nach ihrer Hand, wobei Asako darauf sah. Sie war warm, aber sie merkte, dass die Jüngere zitterte. "... Was ist?", fragte Asako und die andere starrte zu Boden. "Du zitterst." "Ich hatte Angst, dass du mich verstößt..." "Wieso?" "Du hättest allen Grund dazu." Vorsichtig zog Asako die jüngere in ihre Arme, strich ihr über den Rücken. Irgendwie war es süß wie die kleinere so reagierte. Zögerlich legte Kimu die Arme um sie, klammerte sich an ihren Rücken. "Besser?", fragte Asako leise, merkte wie die andere nickte und löste sich von ihr. "Ich denke ich sollte dann gehen..." Kimu sah auf, schluckte den Klos in ihrem Hals herunter. Ihr war ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken, aber sie würde wohl auf der Freunde-Basis bleiben müssen. Es war eigentlich eine furchtbare Verschwendung. "Deine Freundin muss ein sehr glücklicher Mensch sein", sagte sie ohne weiter darüber nach zu denken als Asako ihr den Rücken zum Gehen zuwandt, fast schon am Eingangsbereich war. Dort stoppte sie. "Keine Ahnung." Hatte sie sich da gerade verhört? Asako klang ganz und gar nicht glücklich. Sie hörte für eine Sekunde sogar, wie ihre Stimme zu brechen drohte. Asako brauchte länger nach Hause als sie geplant hatte, denn sie musste öffendliche Verkehrsmittel benutzen, was in Tokyo nicht immer die beste Idee war. Normalerweise fuhr der Top Star nur mit dem Auto oder lies sich zumindest fahren, aber sie wollte nicht unnötig Umstände für andere Leute machen. Da sie neben ihrem Hut auch ihre Sonnenbrille hatte wurde sie wenigstens nicht von irgendwelchen Fans erkannt. Manchmal genoss sie doch ihre Ruhe. Da sie sich aber nicht wirklich damit auskannte musste sie erst einmal herausfinden wie sie zurück zu ihrer Wohnung kam. Einen Teil der Strecke war sie einfach gelaufen um den Kopf etwas frei zu bekommen. Endlich vor ihrer Haustür stehend atmete sie erst einmal tief durch. Es hatte doch länger gedauert als sie gedacht hatte und da sie sowieso so lange geschlafen hatte war es inzwischen schon Nachmittag. Sie hatte sich vorgenommen sich einen Tee zu machen, sich eventuell noch etwas vor den Fernseher zu setzen und sich den Rest des Tages aus zu kurieren. Den letzten freien Tag vor der neuen Saison würde sie wohl im Bett verbringen, einfach um sich aus zu ruhen. Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte und umdrehte stockte sie kurz. Hatte sie nicht abgeschlossen? Etwas zögerlich trat sie ein, aber auf den ersten Blick war alles an seinem Platz. Sie schloss die Tür wieder hinter sich und entledigte sich ihrer Stiefel als ihr ein ihr ein Paar Schuhe ins Auge fielen, die nicht ihr gehörten. Dennoch kannte sie diese Schuhe... "Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr nach Hause", hörte sie aus dem Wohnbereich, "Ich hatte auch nicht gedacht, dass ich erwartet werde", kam es schnippisch von Asako, stellte die Stiefel beiseite, ging dann ins Wohnzimmer. Es war fast stockduster, nur ein paar schwache Lichtstrahlen drangen durch die vorgezogenen Vorhänge. Das erste was sie sah waren die leeren Alkoholflaschen und roch eben jenen Alkohol in der Wohnung. Die andere hatte ziemlich etwas getrunken. So klang sie auch. "Wo warst du?" "Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht." Die andere zog sich an der Lehne der Couch hoch, drehte sich dabei zu Asako. Sie trug noch immer ein Abendkleid und es sah so aus als ob ihre Haare mal hochgesteckt waren. "Ich glaube mich geht das sehr wohl etwas an!" Asako trat ein paar Schritte vor, trat dabei gegen eine weitere leere Flasche. Erst jetzt merkte der Top Star, dass der Boden geradezu bedeckt mit diesen Dingern war. Es erklärte den strengen Geruch. "Saeko... wie viel hast du getrunken?" "Das ist doch jetzt nicht wichtig. Sag mir gefälligst wo du warst!" "Jetzt komm erst einmal runter." Saeko war inzwischen zu ihr gestolpert. Erst jetzt sah sie, wie betrunken der ehemalige Top Star wirklich war. Sie schwankte, hatte einen deutlichen Rotschimmer auf den Wangen und den typischen Schleier über den Augen dank des Alkohols. "Asako! Wo.warst.du?!" Vielleicht lag es am Restalkohol oder daran, dass ihr Kopf noch immer verhinderte, dass sie klar dachte und ihre Gefühle im Zaun hielt, aber etwas in Asako brannte diesen Moment durch. "Es interessiert dich doch sonst auch nicht was ich tue! Warum sollte ich es dir also jetzt sagen!" "Weil ich mir verdammt nochmal Sorgen gemacht habe! Ich bin gestern extra wegen dir noch nach der Arbeit in diesen blöden Club gegangen!" Beide Frauen wurden mit jedem neu angefangenem Satz lauter. "Ach und was erwartest du jetzt? Dass ich vor Dankbarkeit vor dir auf die Füße falle?" "Du könntest anfangen mir zu erzählen was zur Hölle mit dir los ist!" "Was mit mir los ist? ...Was mit mir los ist?!" Asako wurde nochmals lauter und trat einen Schritt auf Saeko zu, sodass sie direkt voreinander standen. "Ich sage dir was los ist! Seit Wochen höre ich kein Sterbenswort von dir und gerade JETZT wo ich einmal nicht springe wenn du rufst regst du dich auf!" "Du weist genau dass ich arbeiten muss!" "Das muss ich auch! Das heißt nicht, dass du dir das Recht rausnehmen kannst mich zu vernachlässigen! Ich dachte du liebst mich!" "Das tue ich! Desshalb mache ich mir die ganze verdammte Arbeit!" "Davon merke ich aber nichts! Und scheiß auf deine Arbeit!" Asako merkte wie der Klos in ihrem Hals wieder zunahm. "Ich will meine Freundin wieder! Du hast mir versprochen bei mir zu bleiben!" "Das versuche ich doch! Glaubst du ich hätte für jeden die ganze Nacht hier gesessen?" "Es wäre vielleicht glaubhafter wenn du dir nicht das Hirn weggesoffen hättest!" "Das tut hier nichts zur Sache!" "Oh doch das tut es!" Inzwischen liefen ihr die Tränen über die Wangen. "Wage es nicht jetzt an zu fangen zu weinen! Das zieht vielleicht bei Osa..." "Zieh meine Freunde da nicht mit rein! Sie hat dir nichts getan!" "Dann hör auf hier Mutter Theresa zu spielen! Hör auf ständig nur auf dich fixiert zu sein! Ich tue schon alles mir menschenmögliche um es dir recht zu machen und selbst das ist dir nicht genug!" "Ist es denn so schlimm, wenn ich Zeit mit meiner Freundin verbringen will?" "Wir müssen beide dabei Abstriche machen!" Als Osa an der Wohnung ihrer besten Freundin ankam hörte sie von drinnen schon deutliches Geschrei, nicht zuletzt, da die Tür nicht verschlossen war, sondern einen kleinen Spalt offen stand. Sie hatte sich mitten in ihrer Probe davongestohlen, da sie sich um Asako Sorgen machte. Der Top Star war den Rest des Abends nicht wieder aufgetaucht und irgendwann hatten sie sich damit abgefunden, dass sie wohl irgendwo im Takarazuka-Dorm war und sie nicht an sie herankamen. Yuuhi hatte Kiriyan mitgenommen und war mit ihr zurück ins Dorm gegangen, Osa und Gaichi hatten sich in ihre Wohnung zurückgezogen während Ayaki sich dazu entschieden hatte in Asako's Wohnung auf ihre Freundin zu warten. Osa hatte die Hoffnung gehabt, dass Asa sich doch zurück in ihre Wohnung verirrt hatte und Saeko sich um sie kümmerte, aber das Geschrei sagte ihr anderes. Ohne zu Klopfen trat sie ein, wobei ihr sofort der Alkoholgeruch entgegen schlug. Sie wusste zwar, dass Asako einiges an Alkohol besaß, meist Überreste von ihren kleinen Privatparties, aber sie trank eigentlich nichts davon. Nicht einmal in Anwesenheit von anderen. Als sie im Eingangsbereich zum Wohnzimmer stand merkte sie auch, dass es nicht Asako war, die völlig betrunken im Raum stand, sondern die ehemalige Tod-Darstellerin ihr gegenüber. Osa konnte nicht wirklich verstehen worüber sich die beiden stritten, denn sie redeten völlig wirr durcheinander, aber es klang übel. Saeko lallte mehr als dass sie sprach, Asako stand völlig unter Tränen vor ihr und der Bruch in ihrer Stimme lies sie das was sie sagte eher abgehackt wirken. So konnte sie die beiden nicht lassen. Jeder stritt sich mal, ja, aber sich mit einem betrunkenem zu streiten war meist tödlich für eine Beziehung, da man keine Kontrolle über das hatte was man sagte. "Hey!", rief Osa in der Hoffnung die zwei Streithennen zu unterbrechen. Keine Reaktion. "Hey!!" Asako war die erste die reagierte, drehte sich halb zu Osa und sah sie etwas erschrocken an. Asa war etwas blässlich, aber ansonsten wirkte sie unverkatert. Merkwürdig bei der Menge, die sie am Vorabend getrunken hatte. Saeko wirkte dabei nur sehr viel schlimmer. "Misch dich nicht ein, Haruno!", kam es von Saeko. Sie versuchte einen Schritt nach vorne zu machen, stolperte aber nur zurück und landete auf dem Sofa, wirkte geradezu ausgeknockt. Osa kam zu den beiden. "Ich glaube, du hattest genug, Ayaki", sagte sie und sah zu Asako. "Ich weis nicht worüber ihr euch beide gestritten habt, aber ich bringe Milady Tod mal nach Hause. Wenn sie sich ausgenüchtert hat könnt ihr nochmal in Ruhe reden." Sie erntete einen fast bösartigen Blick von Asako. "Da gibt es nichts mehr zu bereden", meinte sie auf einmal mit einem völlig unterkühltem Unterton, was nichts daran änderte, dass ihre Stimme in regelmäßigen Abständen brach. "Ich weis was sie von mir hällt. Wenn sie sich nach dem Ausnüchtern nicht mehr erinnern sollte kannst du ihr sagen, dass sie mich mal gern haben kann." Osa sah ihrer besten Freundin noch nach wie sie in Richtung Schlafzimmer verschwand. Ihr üblicher Zufluchtsort. Sie wusste jetzt schon, in welcher Haltung sie Asako vorfinden würde, wenn sie wieder zurückkam. Kurz bevor sie jenes Schlafzimmer aber betrat blieb sie nochmal stehen. "...Sieh zu, dass sie wirklich nüchtern wird...", murmelte sie noch, bevor die Tür hinter ihr zufiel. Osa seufzte. Das konnte noch ein langer Abend werden. Kimu hatte sich inzwischen ein neues Shirt und passende Hosen angezogen. Es war besser als diese merkwürdige pink-grün-Kombination die sie notdürftig angezogen hatte. Anschliesend hatte sie sich in ihren Sessel gesetzt, sich ihr Festnetztelefon geschnappt und zuerst einmal Yuuhi angerufen. Innerhalb des Takarazuka-Dorms telefonierten sie kostenlos, wesshalb sich das Gespräch in die Länge gezogen hatte. Irgendwem musste sie immerhin erzählen, was passiert war, auch wenn sie keinen Namen nannte. Sena, Asako, war immerhin ein Top Star und Skandale waren das letzte, was sie brauchen konnte. Gerade weil keiner wusste, wer diese mysteriöse Freundin ihrerseits war. Yuuhi am anderem Ende seufzte. "Und ihr habt euch entschieden, nicht mehr darüber zu sprechen? Warum rufst du dann mich an?", fragte die Frau am anderen Ende. "Du kennst mich doch. Irgendwem muss ich es doch sagen. Sonst platze ich irgendwann." "Ich weis." Kurzes Schweigen. "Trotzdem würde ich gerne wissen, wer deine ominöse Affaire ist." "Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir das nicht erzählen kann. Und sie ist keine Affaire. Wir haben beschlossen nochmal neu an zu fangen." "So viel zum Thema 'sonst platze ich'." Kimu schmunzelte etwas. "Nunja hoffen wir mal, dass es glimpflich aus geht. Ich...AH! Kiriyan! Lass das!" Kimu hielt das Telefon etwas von ihrem Ohr weg als Yuuhi lautstark anfing zu lachen. Kiriyan war bei ihr? Hatte Yuuhi es tatsächlich endlich geschafft die junge Frau für sich zu gewinnen? "Hey nicht jetzt! Ich telefoniere! Kiriyan!" Kimu kicherte etwas. "Klingt als hättet ihr zwei Spaß." "Was? Ich... warte! Man Kiriyan! Fünf Minuten!" Während Kimu jedoch den fast verzweifelten Rufen Yuuhi's zuhörte rollte sich die Otokoyaku auf den Rücken. Sie hatte sich in das noch immer ungemachte Bett gelegt und sich etwas der noch immer vorhandenen Wärme erfreut. Ausserdem rochen die Kissen wundervoll nach dem Perfüm ihrer neuen Bekanntschaft. Kurz schloss sie die Augen, gab sich abermals dem betörendem Duft hin während Yuuhi und Kiriyan sich am anderen Ende der Leitung womöglich gerade an die Wäsche gingen. Yuuhi protestierte, Kiriyan schien aber nicht darauf zu hören. Dem Lachen der Rudolph-Schauspielerin nach wurde diese aber gerade durchgekitzelt. Kiriyan brauchte immer einiges an Aufmerksamkeit, die sie sich einfach holte wenn sie diese nicht bekam. Das Vibrieren ihres Handys auf dem Nachttisch riss sie aus den Gedanken, wesshalb sie sich auf die Seite drehte und auf das Display sah. Asako? Sie hatte vor der nächsten Woche nicht mit einem Anruf oder einem Lebenszeichen von ihr gerechnet. "Yuuhi?", rief sie ins Telefon. "Hör mal zwei Sekunden zu." "W-warte jetzt doch mal. Was ist?" "Kann ich dich wann anders nochmal anrufen?" "Was ist denn...?" "Später. Wir sprechen uns." Damit legte sie auf, zögerte noch kurz bevor sie dann an den Anruf an ihrem Handy ging. "Sena! Hey schön dass du anrufst. Was gibts?" Schweigen am anderen Ende. "Uhm... Asako?" "Könntest du vorbei kommen?", unterbrach die andere sie dann doch. Sie klang gar nicht gut. Ihre Stimme zitterte und war kaum mehr als ein Flüstern. "Ist was passiert?" Abermals nur ein Schweigen. Ob es so klug war wenn sie einfach zu ihr ging? Viel Zeit um nach zu denken hatte sie nicht und wenn Asako schon so klang, dann musste es wohl etwas Ernsthaftes sein. "Gib mir deine Adresse. Dann komm ich." Nachdem Asako ihre Adresse durchgegeben hatte klappte sie das Handy wortlos zu, zog die Beine weiter an den Körper. Kaum dass sie die Tür zu ihrer Wohnung zuschlagen gehört hatte, was eine Weile gedauert hatte, da Saeko sich wohl geweigert hatte zu gehen und Osa sie rausgeschliffen hatte, war die junge Otokoyaku auf dem Boden vor ihrem Bett zusammengebrochen. Sie hatte sich noch so weit ans Bett gezogen, dass sie sich mit dem Rücken daranlehnen konnte, aber weiter hatte sie es nicht geschafft. Das hatte sie nicht gewollt. Saeko so furchtbar betrunken zu sehen und die Vorwürfe von ihr zu hören waren zu viel für sie gewesen, hatten ihr Bild von ihrer Freundin geradewegs zerstört. Natürlich wusste sie, dass Saeko auch nur ein Mensch war, aber dennoch hatte sie immer etwas Übernatürliches an sich gehabt, ein Zauber, den sie sich hatte erhalten wollte. Etwas in ihr war während des Streits zu Bruch gegangen. Sie wollte nicht allein sein, aber sie hatte Osa Saeko anvertraut. Vielleicht nicht die beste Idee ihres Lebens, aber sie war vertretbar. Zuerst hatte sie versucht Yuuhi zu erreichen, aber bei ihrer Freundin war besetzt gewesen. Bei Kiriyan war auch keiner ans Telefon gegangen und auch die Handys der beiden waren aus. Das einzige, was ihr dann noch eingefallen war, war Kimu. Ihr war es unangenehm, dass sie die Jüngere jetzt schon belagerte, aber sonst hatte sie keine Kontakte innerhalb Takarazukas, geschweigedenn außerhalb davon. Wahrscheinlich hätte sie in ihrer Situation jeden angerufen. Alles was sie jetzt noch tun musste war zu warten. Kimu, noch etwas zerwühlt durch Asako's Anruf, hatte in Windeseile das nötigste zusammengepackt, hatte sich wenigstens noch einmal gekämmt bevor sie nach ihrem Autoschlüssel suchte. Sie benutzte ihr Auto nur sehr selten, lies sich meistens chauffieren, gerade wegendiesem bestialischem Verkehr in Tokyo, aber sie war dann doch froh eines zu besitzen. Glücklicherweise meinte es der Verkehrsfluss gut mit ihr. Trotz des dichten Verkehrs kam sie ganz gut durch, auch wenn sie länger brauchte als sie eigentlich für die Entfernung einberechnet hatte, beziehungsweise hatte das ihr Navigationsgerät für sie übernommen. Je näher sie dem Zielort kam, desdo mehr löste sich der Verkehr auf und sie fand teilweise sogar eine fast leere Straße vor. Merkwürdig, dass so ein Ort innerhalb Tokyos exestierte, aber dann wieder sah sie, woran das liegen könnte. Die Häuser waren allesamt saniert, standen weiter auseinander als in der Innenstadt und hier und da war sogar ein kleiner Garten zu sehen. Es war eine teurere Gegend, was auch erklärte, dass sie gleich einen Platz zum parken fand. Die junge Otokoyaku stieg aus dem Auto, warf einen Blick auf den orangenen Zettel, auf dem sie sich die Adresse aufgeschrieben hatte, blickte sich dann um. Es dauerte etwas, bis sie bemerkte, dass sie genau vor dem Haus stand, noch ein paar Minuten länger um den Eingang zu finden. Am Eingangsbereich besah sie sich die Türklingeln, runzelte einmal die Stirn als sie nach Sena's Namen suchte. Unter was war sie eigentlich eingetragen? Sena Jun oder unter ihrem richtigem Namen? Wenn zweiteres, dann würde sie ein Problem haben, denn sie kannte den vollen Namen des Top Stars nicht. Ihre Befürchtung war jedoch unberechtigt, dann sie fand den Künstlernamen der anderen auf einer der Türklingeln. Ein zweiter Name stand darauf, aber Kimu konnte nicht sagen, ob sie nicht eventuell mit einer anderen Person zusammenlebte. Wie auch immer, klingeln musste sie zwei Mal bevor sie aufgemacht bekam. Sie ging die Treppen nach oben bis sie vor einer geöffneten Tür stand, eintrat und sich erst einmal in der abgeduldeten Wohnung umsah. Es stank geradezu nach Alkohol, allerdings hätte Asako sich bei der Menge an leeren Flaschen, die am Boden lag, eher ins Koma getrunken als dass sie noch dazu fähig gewesen wäre einen Anruf zu tätigen. "Asako?", rief sie zaghaft, als sie die Tür hinter sich schloss und sich ihrer Stiefel entledigte. Sie fand die ältere Otokoyaku am Tisch, der etwas abseits vom Wohnbereich in einer extra Ecke stand, zusammengesackt und sie konnte sehen, dass sie geweint haben musste trotz der Dunkelheit. Bevor sie etwas anderes tat ging sie zu den Fenstern, zog die Vorhänge auf und öffnete die Fenster, ging dann zu Asako und hockte sich vor sie auf die Knie. "Hey Asako... Sprich mit mir." Nur lansam drehte die andere den Kopf zu ihr und sah sie aus traurigen Augen heraus an. Sie versuchte wohl ein Lächeln zu erzwingen, scheiterte aber kläglich. "Danke, dass du gekommen bist." Kimu hob den Arm, strich der anderen sanft über die Wange und fühlte dort die festgetrockneten Tränenreste. Die andere so gebrochen zu sehen fiel ihr schwer. "Was ist denn passiert? Und wer hat den ganzen Alkohol vernichtet? Es sieht aus als hätte hier jemand eine heftige Party gefeiert." Asako reagierte nur indem sie abermals auf den Tisch starrte. Wenn sie so darüber nachdachte war die Antwort auf ihre Fragen nicht nur offensichtlich, sondern auch völlig egal. Sie war immerhin nicht gekommen um die andere aus zu fragen, sondern um ihr ein wenig unter die Arme zu greifen. Kimu stand auf, nahm einen von Asako's Armen behutsam aus dem Weg und platzierte sich selbst auf dem Schoß der anderen. Dann legte sie sanft die Hände an die Wangen der anderen, strich ihr durch die Haare und legte die Hände in ihren Nacken um diesen vorsichtig zu massieren. Sie musste noch immer Kopfschmerzen haben, immerhin hatte sie sich morgens kaum desshalb bewegen können. Asako schloss daraufhin die Augen, nahm den Kopf etwas nach vorne und legte ihn schließlich an ihre Schulter. Die junge Frau war ganz froh, dass Kimu nicht weiter nachfragte sondern es einfach hin zu nehmen schien, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Die schlanken Finger in ihrem Nacken, die ein wenig mit ihren Haaren dort spielten als sie ihren steifen Nacken massierten, beruhigten ihren noch immer pochenden Kopf und beruhigten sie zumindest etwas. Sie hatte nicht mehr das Bedürfnis sich die Seele aus dem Leib zu schreien wie noch zuvor. Asako legte die Hände auf den Rücken der Jüngeren, drückte sie etwas weiter an sich während sie noch immer über das nachdachte, was Saeko ihr an den Kopf geworfen hatte. War sie tatsächlich so selbstfixiert und egoistisch? Wenn ja, war es so falsch sich zu wünschen Zeit mit der Person zu verbringen die man liebte? Sie öffnete die Augen einen Spalt, hob den Kopf etwas um die Frau auf ihrem Schoß an zu sehen. Zwar konnte sie nicht sagen was sie in der vorhergegangenen Nacht dazu geritten hatte gerade diese Frau zu wählen, aber sie merkte, dass sie diese Aufmerksamkeit brauchte, Zuwendung, auch wenn es vielleicht nur im Bett war. Saeko war nach dem Streit sicher nicht mehr bereit ihr etwas in dieser Richtung zu geben. Osa hatte Gaichi. Yuuhi hatte Kiriyan. Am Ende würde sie alleine da stehen. Kimu strich ihr die Haare aus dem Gesicht, küsste sie zart auf die Stirn. Nein sie wollte nicht allein sein. Nichts um alles in der Welt. Sie Schloss die Augen. Sie fühlte den nächsten Kuss auf der Schläfe, fühlte, wie die warmen Fingerkuppen sich über ihre Wange stahlen und ihren Kieferknochen nachfuhren. Es machte ihr eine Gänsehaut. Vielleicht musste sie ja gar nicht allein sein. Asako war es schon immer schwer gefallen andere Menschen in ihr Leben zu lassen, aber was, wenn sich dieser Mensch schon hineingeschlichen hatte ohne, dass sie es gemerkt hatte? Oder merken wollte. Kimu's Lippen arbeiteten sich ihren Weg über ihren Wangenknochen, über ihre Wange, stoppten aber an ihrem Mundwinkel. Asako öffnete die Augen wieder, drehte den Kopf ein Stück um Kimu an zu sehen. Sie wollte nicht allein sein. Vielleicht musste sie es auch gar nicht. Sie musste es nur zulassen. 'Deine Welt besteht nicht nur aus Ayaki', hatte Osa ihr einmal gesagt. 'Lass auch jemand anderen mal an dich heran.' Eventuell war jetzt die Zeit dazu. Ihr Herz war verschenkt, würde es wohl immer sein, aber ihr Kopf sagte ihr, dass sie nach vorne sehen musste. Asako hob den Kopf, strich mit den Lippen über die der anderen. Diese akzeptierte die Geste, kam ihr entgegen sodass sie ihre Lippen vollständig auf ihren fühlte. Die silberne Taschenuhr auf dem Tisch hörte in diesem Moment auf zu ticken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)