Detective Conan - After Days von kentasaiba (Sein letztes Problem) ================================================================================ Kapitel 3: Teil 3 ----------------- Teil 3 Beika – Café Chess Shinichi hasste das verschmitzte Grinsen das einfach nicht mehr aus Heijis Gesicht zu bekommen war. „Auf diese Weise wolltest du ihr ehrlich deine Liebe gestehen?“, konnte er sich kaum noch halten. Nachdem er seinem Freund in groben Zügen berichtet hatte wie es dazu gekommen war, hatten sie sich zu diesem Café begeben um alles in Ruhe zu besprechen. „Aber ehrlich Kudo, du hast es immer noch nicht über dich gebracht? Korrigiere wenn ich mich irre, aber habe ich dir nicht schon bei meinem letzten Besuch gepredigt, dass du es endlich hinter dich bringen sollst?“ Shinichi sah Heiji eindringlich an. Er fragte sich ob er die Kazuha-Karte ausspielen sollte, ließ es dann aber bleiben. „Sie war einige Zeit echt sauer auf mich, ich wollte die Situation erst abkühlen lassen, gestand er.“ Heiji verengte die Augen. „Wo genau liegt dein Problem? Kam sie nicht sogar zu dir, um dir mit dem versäumten Stoff zu helfen? Wenn du mich fragst, vertragt ihr euch wieder ausgezeichnet. Aber solange du nicht endlich den ersten Schritt wagst wird sich auch nichts verändern.“ Shinichi seufzte. „Wer genau hat dich auf einmal zum Liebesexperten gemacht?“, entgegnete er dann doch. Heiji zuckte mit den Schultern und bestellte schließlich eine Cola. Dann schien Shinichi etwas einzufallen. „Sag mal warum bist du überhaupt hier? Nein, sag nichts, es geht bestimmt wieder um einen verrückten Fall, bei dem du meine Hilfe brauchst, habe ich nicht recht?“ Heiji spielte den geknickten. „Tja, das ist so… ich arbeite tatsächlich an einem Fall, doch in kann dich entwarnen. Ich bin nur in Tokio um einen Zeugen zu befragen, und da ich schon mal hier bin, dachte ich mir ich schaue bei dir vorbei. Keine Sorge, ich werde deine Hilfe nicht in Anspruch nehmen, ich weiß jetzt immerhin wie viel du zu tun hast und ich bin auch nicht lebensmüde. Ran würde mir die Leviten lesen, so wie ich sie kenne.“, erklärte er. Shinichi lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich glaube… du hast recht. Bei der nächsten passenden Gelegenheit werde ich mit ihr sprechen.“, entschied er. Heiji schien sich über die Wirkung die er entfaltet hatte zu freuen. Als beide ausgetrunken hatten, verabschiedete sich Heiji und versprach seinen Freund bald wieder anzurufen. Shinichi blieb noch eine Weile sitzen und dachte nach. Er war zu ungestüm gewesen und hatte sich überworfen. Ran wäre eher panisch weggerannt, wenn sie wirklich an Heijis Stelle gewesen wäre. Oder Shinichi wie damals in London. Nein, die Gelegenheit musste einfach stimmen, sowie der Ort. Dann stand er auf und verließ das Lokal. Er wollte nach Hause zurückkehren, bis der ein Hupen vernahm. Erst brachte er es nicht mit sich in Verbindung, doch dann erkannte er die Quelle. Es handelte sich um eine schwarze Limousine und zögernd musterte er den Mann davor. Langsam näherte er sich ihm und wartete was dieser zu sagen hatte. „Lange nicht gesehen, Kudo-kun.“, sagte Morofushi Takaaki, auch Koumei genannt. Tokio Hauptstraße Erst war er geneigt gewesen einfach weiter zu gehen, doch Koumei hatte die Tür zum Rücksitz aufgeschwungen und machte eine einladende Handbewegung. Und so kam es, dass Shinichi 30 Sekunden später zusammen mit dem Inspektor zu einem unbekannten Ziel unterwegs war. Was hatte der Detektiv eigentlich gedacht? Dass er den Fängen des Weißen Königs so einfach entkommen könnte? Schließlich war Shinichi viel zu wertvoll für ihn. Es war ohnehin bereits ein Wunder, dass Atsushi Miyano ihn so lange Zeit in Frieden gelassen hatte. Koumei selbst ließ sich nichts anmerken. Es war so, als wäre diese Situation nichts Ungewöhnliches für ihn. Für Shinichi hingegen war es ein Deja-Vu. Vor zwei Wochen hatten ihn Koumei und seine Handlanger vor seinem Haus abgepasst, als er gerade auf dem Weg ins Tropical Land war wo er Ran seine Gefühle offenbaren wollte. Sollte er also dem Inspektor die Schuld geben? Nein, dass sich inzwischen nichts verändert hatte, dafür war er selbst verantwortlich. Dennoch musste er zugeben, dass die Unterhaltung mit Shihos Vater ihn noch mehr aufgewühlt hatte, als ein etwaiges Geständnis gegenüber Ran. Shiho… er hatte ihr immer noch nicht die Wahrheit gesagt, obwohl sie es verdient hätte. War das der Grund für die angespannte Situation zwischen den beiden? „Ich habe mich gegenüber Ihrem Boss doch klar ausgedrückt, oder? Ich bin nicht sein Laufbursche, keiner seiner Schachfiguren.“, erwiderte er bockig. Koumei rang sich ein Lächeln ab. „Das hat er auch eingesehen, doch die Situation hat sich zugespitzt. Ein Menschenleben ist in Gefahr, vielleicht mehrere.“, verriet er. Shinichi hörte aufmerksam zu. „Sieh uns am besten als Klienten, auch wenn dir Professor Miyanos Einstellung nicht gefällt, kannst du trotzdem einen Fall annehmen, oder?“, versuchte der Inspektor sein Glück. Shinichi dachte einen Moment darüber nach. „Es geht also um einen Fall? Ich hoffe nicht, immer noch um Eisaku Tokiwas Sohn.“, bemängelte er. Koumei schüttelte vehement den Kopf. „Zu unserem Bedauern ist diese Spur im Sande verlaufen. Und der Fall ist auch reichlich komplizierter. Also bist du bereit ihn für uns zu übernehmen?“, fragte er erwartend. Shinichi musterte ihn eingehend. Weder bejahte noch verneinte er, was für Koumei ein Zeichen war, dass ihm der Junge zumindest zuhören würde. Er holte eine Akte hervor und reichte sie dem Schülerdetektiv. Shinichi öffnete sie und fand eine Biographie vor. Am oberen Rande klaffte das Foto eines älteren Mannes. Er wirkte sehr gepflegt, keine Bartstoppel, verunstaltete sein Gesicht. Die Haare kurz und zurückgekämmt. „Ist das die Person die ermordet werden soll?“, hakte er nach. Koumei nickte zustimmend. „Wir haben in aller letzte Minute von der Information erfahren, weswegen ich Professor Miyano auch bat dich hinzuzuziehen. Verstehst du? Ich wollte dich bei diesem Unterfangen dabei haben, nicht wer.“, erzählte er. Shinichi überlegte kurz, ob er das glauben sollte und studierte weiter die Akte. Schließlich fand er den Namen der Zielperson. „Morisaki Kazunori…“, murmelte er. Koumeis Blick wurde ernster. „Professor Morisaki ist einer der populärsten und erfolgreichsten Biochemiker Japans. Laut unseren Quellen wird ein Attentat auf ihn vorbereitet.“, setzte er ihn in Kenntnis. Shinichi verfiel in eine kurze Starre. „Verstehe, jemand der einen Groll gegen ihn hegt will ihn also Tot sehen. Haben Sie bereits einen Verdacht wer?“ Koumeis Antwort fiel genau so knapp wie unverständlich aus. „Amaterasu.“ Shinichi sah den Inspektor eindringlich an, bis dieser zur Erklärung ansetzte. „Das habe ich von meinen Kontakten in der PSIA, der Inneren Sicherheit. Es gibt bis jetzt keine konkreten Informationen über diese Gruppe, nur, dass sie sich vor kurzem neu formiert hat und etwas plant.“, erzählte er. „Etwa eine… Terrorgruppe?“, hakte der Detektiv geschockt nach. Koumei zuckte nur mit den Schultern. Scheinbar waren seine Informationen wirklich sehr gering. Aber Shinichi ging noch etwas durch den Kopf. „Aber Moment… wäre das nicht ein einfacher Fall für die Polizei? Welches Interesse hat Miyano-san an einer Terrorgruppe?“, versuchte er Koumei auszuquetschen. Dieser schien kurz zu überlegen was er Shinichi alles anvertrauen konnte. „Während unseren Bemühungen Eisaku Tokiwas Sohn zu finden, observierten wir ein ehemaliges Mitglied der Organisation, das sich in Fukuoka versteckt hat. Sein ehemaliger Codename lautete Martini. Wir hofften, dass er uns irgendwie zu ihm führen könnte.“, gestand er. Shinichi nickte nur. „Sie meinen…. zu der Person die im Moment im Besitz von Phönix ist.“, wollte er auf Nummer Sicher gehen. Zu gut erinnerte er sich an Miyanos Beschreibungen bezüglich der Endversion des APTX, das er und Tokiwa kreiert und das selbst von Shiho verfeinert wurde. Nachdem die japanische Polizei das Hauptquartier der Organisation, Eisaku Tokiwas Firmengebäude gestürmt hatte, waren keinerlei Spuren des künstlich erzeugten Reoviruses gefunden worden. Stand Tokiwas Sohn etwa mit dieser Gruppe in Verbindung? Sollte die Endsubstanz die ihn damals in ein Kind verwandelt hatte als Waffe für einen Anschlag dienen? „Jedenfalls schienen unsere Observationen ohne Ergebnis zu bleiben. Doch dann wurde Martini von einer Person aufgesucht, die laut Gerüchten ein Mitglied von Amaterasu war. Diese Person hat den Mann augenscheinlich rekrutiert. Zugegeben, wir wissen nicht, ob Amaterasu mit Tokiwas Sohn in Verbindung steht, aber es ist schon ein Zufall. Wieso wird gerade er angeheuert, ein Krimineller, nachdem wie wild gefahndet wird? Noch dazu, dass sich diese Gruppe bildete, nachdem Phönix auf dem Markt zu finden war. Und es gibt noch eine Parallele. Professor Morisakis Forschungsinstitution hatte mehrere Verträge mit Tokiwa Pharmaceutics.“, schloss er seinen Bericht. Shinichi dachte fieberhaft nach. „Es gibt somit zwei Möglichkeiten. Amaterasu will einen Anschlag auf diesen Professor verüben um die Bevölkerung zu schockieren. Oder das Motiv ist weitaus persönlicher, und Morisaki hat Kenntnis über Phönix. Wenn diese Gruppe im Besitz dieses Viruses ist, könnte Morisakis Wissen dazu führen, dass er ein Gegenmittel entwickeln könnte, besonders wenn er mit Tokiwas Arbeiten vertraut war.“, stellte er die Möglichkeiten dar. Aber Koumei schien noch nicht fertig zu sein. „Die Verbindung zu Tokiwa muss vielleicht gar nichts bedeuten. Sie könnten ein Zeichen setzen wollen, schließlich ist Morisaki selbst auch keine unbekannte Person. Man könnte ihn als Gegenstück zu Tokiwa sehen, wenn man so will.“, meinte er. Shinichi fragte nach was genau er damit meinte. Koumei blickte nun etwas gehetzter auf seine Uhr. „Professor Morisaki hat vor heute um 17 Uhr eine Rede vor der Waseda-Universität zu halten. Sämtliche Medien werden vertreten sein, denn der alte Knacker hat eine große Sensation angekündigt. Angeblich sollen seine Forschungen dazu geführt haben einen großen Schritt weiter in der Bekämpfung von Alzheimer gekommen zu sein.“, gab er preis. Shinichi hob überrascht eine Augenbraue. „Das ist tatsächlich eine interessante Neuigkeit. Damit steht er im Kontrast zu Eisaku Tokiwa als wahrer Wohltäter da. Aber das wäre etwas, das den Menschen eher helfen würde, welchen Grund hätte Amaterasu ein Attentat auf ihn zu verüben?“, wollte er wissen. Doch Koumei konnte ihm keine Antwort darauf geben. „Vielleicht wissen wir ja mehr wenn wir vor Ort sind.“, sagte er. Shinichi zuckte merklich zusammen. „Bei der Waseda-Universität?“, hakte er nach. Für Koumei hingegen schien dieses Vorgehen selbstverständlich zu sein. „Ja, immerhin kannst du dir so selbst ein Bild von ihm machen.“, entgegnete er. Shinichi seufzte und willigte schließlich ein. Und sich selbst ebenfalls in die Schusslinie bringen, dachte er. Beika – Café Poirot Noch immer regte sich Ran auf. Sie hatte sich auf ihrem Lieblingsplatz in der Ecke des Poirot niedergelassen und Azusa, die Kellnerin nahm die Bestellung auf. Wer war sie eigentlich, dass sie sich das bieten ließ? Sie wollte Shinichi lediglich helfen und er nahm die ganze Sache nicht ernst. Was für ein Leichtgemüt, dachte sie. Oder… war es am Ende sie gewesen, die wegrannte? Zugegeben, das war sie und vermutlich nicht nur im metaphorischen Sinne. Na gut, sie war lange sauer auf Shinichi gewesen, schon bevor er sie im Tropical Land versetzt hatte. Eineinhalb Jahre hatte sie mit ihm zusammengelebt und nichts davon bemerkt. Wie gut kannte sie Shinichi überhaupt? Hatte sie stets ein falsches Bild von ihm gehabt, dass sie nun so schockiert war, dass er sie belog und betrog? Er hatte ihr gesagt es wäre zu ihrem eigenen besten gewesen, aber wie konnte das sein? Zugegeben, sie hatte ein paar Mal vermutet, dass Conan Edogawa in Wirklichkeit ihr Shinichi sein konnte, doch ständig fand er eine Ausflucht. „Ist hier noch frei?“, fragte eine Stimme und Ran schreckte auf. Neben dem Tisch stand nun jemand, sie identifizierte die Person als die neue Schülerin die sie heute kennen gelernt hatte. Ran nickte, obwohl sie nicht verstand, was diese…Shiho? Was sie hier zu suchen hatte. In ihrem Gesicht waren keine verräterischen Spuren zu lesen, was dachte sie wohl gerade? Azusa brachte Rans Getränk und Shiho bestellte ein Glas Mineralwasser. Als die beiden Mädchen alleine waren, rang sich Shiho dann doch ein Lächeln ab. „Ach komm du musst es bereits bemerkt haben, oder?“, fragte sie scharf. Ran sah sie verdutzt an. „Die Ähnlichkeit mit der kleinen Ai ist doch unverkennlich, oder?“, wurde die Wissenschaftlerin konkreter. Ran schluckte. Ihr Gegenüber hatte recht. Sie Merkmale waren zu deutlich um noch Zweifel übrig zu lassen. Mit ihrer Bemerkung hatte Shiho es quasi bestätigt. Nicht nur Conan, auch Ai hatte sich oftmals sehr erwachsen für ihr Alter benommen. Und dann… die Sache in dem Labor, als sie Ai mit einer Schusswaffe gesehen hatte. Gerade da hätte ihr klar sein müssen, dass es sich bei ihr um kein achtjähriges Mädchen handelte. „Dir… ist das gleiche zugestoßen wie Shinichi?“, hakte sie nach. Shiho nickte betreten. „Ja, nur im Gegensatz zu unserem Superdetektiv nahm ich das Gift freiwillig. Naja mehr oder weniger. Ich tat es um den Leuten zu entkommen, denen wir so lange auf der Spur waren. Denjenigen, wegen denen Kudo-kun sich niemandem offenbaren konnte.“, erzählte sie. Ran nickte verstehend. Shinichi war in der ganzen Zeit also gar nicht allein gewesen, er hatte Ai… nein Shiho an seiner Seite gehabt. War sie auch die Person gewesen die er in dieser Zeit am nächsten gestanden war? Hatte er mit ihr reden können, während er Ran im Dunkeln ließ und stets nur belog? Ran musterte das Mädchen, was wohl Shinichi selbst über sie denken mochte? „Wieso… erzählst du mir das jetzt?“, wollte Ran erfahren. Shihos Wasser kam und sie nahm einen Schluck. „Weil wir keine Geheimnisse mehr voreinander haben sollten. Wir sind ab jetzt Klassenkameraden und wer weiß, vielleicht werden wir sogar Freunde.“, entgegnete sie. Ran presste die Lippen zusammen. „War… war es schwer für Shinichi… die ganze Zeit hinweg?“ Shiho nahm sich Zeit bis sie ihr antwortete. „Er hat sich Sorgen um dich gemacht, deshalb schwieg er solange.“, erklärte sie. Rans Miene verriet, dass sie es schwer hatte dies zu glauben. Dann hatte sie jedoch eine Bitte. „Kannst du… kannst du mir bitte mehr erzählen? Über seine Zeit als Conan, was er gedacht hat und was in ihm vorgegangen ist.“, bat sie Shiho dann. Diese überlegte kurz und nickte dann als Einverständnis. Tokio – Waseda-Universität Es war unmöglich gewesen direkt vor der Fakultät zu parken. Eine große Menschenmenge hatte sich versammelt, Dutzende Kameras waren auf ein Podest gerichtet. Shinichi und Koumei stiegen aus und der Inspektor kämpfte sich mit seinem Polizeiausweis an eine günstige Stelle. Bald darauf erkannte Shinichi den Mann wieder dessen Foto er in der Akte gesehen hatte. Ein anderer Mann drängte die Menge zurück um dem Professor Platz zu verschaffen. „Sawaguchi, Morisakis Leibwächter. Aufgrund seiner wachsenden Popularität verschärfte er seinen Schutz.“, setzte ihn Koumei in Kenntnis. Shinichi nickte nur. Dennoch fragte sich ob das gegen einen geplanten Anschlag ausreichen würde. Endlich stand der Professor auf dem Podest und griff nach dem Mikrofon. Man konnte ihn nur als äußerst einnehmende Person bezeichnen. Er trug einen schicken Anzug und hustete förmlich in das Mikrofon vor ihm. „Vielen Dank für Ihr heutiges Erscheinen. Wie angekündigt, möchte ich meine neuesten Erkenntnisse in der Alzheimerforschung an alle weitergeben. Aber keine Angst, ich möchte niemandes Hoffung unnötig schüren, denn meine Ergebnisse sprechen für sich. Vor kurzem ist es meiner Institution gelungen ein Mittel herzustellen, dass den Zellverfall drastisch verringert. Ich bin zuversichtlich, dass die ersten Tests bald erfolgen können, und bei positivem Abschluss das Serum in Produktion gehen wird.“, verkündete er mit einem feierlichen Ton. Die Menge begann zu tuscheln und die Journalisten ließen eine Lawine von Fragen auf Professor Morisaki herabregnen. „Vielleicht sollten wir unser Glück versuchen und ihn direkt…“, begann Koumei zu sagen, bis er Shinichis geweiteten Blick erkannte. „Achtung! Gehen Sie da weg!“, begann er zu brüllen und Koumei erkannte, dass die Worte an Morisaki gerichtet waren. Er wusste nun auch warum. Verdammt, warum war ihm der rote Punkt am Jackett des fein angezogenen Mannes nicht aufgefallen? Doch Shinichis Bemühungen versagten. Die Menge war zu laut, niemals würde ihn der Professor hören. Bis es zu spät war. Ein Schuss hallte durch die Menge und Morisaki brach kurz darauf zusammen. Die Leute liefen aufgeregt durcheinander, Shinichi und sein Begleiter wurden mehrmals gerammt. Dennoch kämpften sie sich zum Podest vor, doch Sawaguchi, sowie ein Wachmann drängten sie zurück. Koumei musste erst seinen Ausweis ziehen, bevor sie an Morisaki heran gelassen wurden. Shinichi warf einen prüfenden Blick auf den Mann. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich die Schulter, von wo aus immer mehr Blut austrat. „Hey Sie! Bringen Sie ihn hinter das Podest wo er Schutz hat! Der Schütze hat es nur auf ihn abgesehen.“, orderte der Detektiv und Sawaguchi und der Wachmann folgten. Koumei ließ seinen Blick schweifen von wo aus der Schütze geschossen haben konnte. Shinichi trat zu ihm. „Hier gibt es viele hohe Gebäude, es könnte sich um einen Scharfschützen handeln.“, meinte der Inspektor. Shinichi brummte nur. „Ich weiß nicht, er hat die Schulter getroffen. Entweder ist er kein guter Schütze oder er hat eine schlechte Position. So oder so wird er kein zweites Mal schießen sondern eher versuchen zu fliehen.“ Koumei stimmte ihm schließlich zu. Nach dem Täter zu suchen wäre geradezu unmöglich. „Ruft endlich einen Krankenwagen!“, verlangte Sawaguchi und der Wachmann folgte. Bereits 5 Minuten später wurde der Professor in einen Krankenwagen verladen. Doch bevor er abtransportiert wurde streckte er seine Hände nach Shinichi aus. „Junge… wer bist du? Du hast zuvor versucht mich zu warnen, richtig?“ Shinichi war überrascht, dass der Professor ihn scheinbar doch bemerkt hatte. Er schritt zu ihm und legte eine ernste Miene auf. „Shinichi Kudo. Ich bin Detektiv.“ Professor Morisaki nickte und ließ seinen Kopf zurück fallen. „Ein Detektiv also. Gut, dann vertraue ich dir…“ Weiter kam er nicht. Seine Kraft schwand und er wurde schließlich Richtung Krankenhaus gefahren. Shinichi wurde schließlich am Arm gepackt und fortgezerrt. Der Detektiv wusste warum. Koumei war nicht offiziell hier, sollten ihn seine Kollegen befragen würde er in Schwierigkeiten geraden. Aus der Ferne sahen sie zu wie die Polizei die Zeugenbefragte. „Sie erwähnten nicht, dass der Anschlag bereits heute stattfinden sollte!“, beschwerte sich Shinichi gereizt. Aber auch Koumei wirkte aufgewühlt. „Verdammt, ich hatte nicht die leiseste Idee! Ich nahm an, das würde erst in einigen Tagen sein, wenn er das Patent offiziell anmeldet.“, erwiderte er. Shinichi knirschte mit den Zähnen. „Ich glaube sie werden es wieder versuchen.“, sagte er dann. Koumei stimmte ihm zu. „Diese Gruppe ist gefährlich und unberechenbar. Du siehst jetzt, warum ich dich dabei haben wollte.“ Shinichi überlegte einen Moment und bot dann freiwillig seine Hilfe an. Zwar hatte er Professor Miyano gegenüber klargestellt, dass er sich nicht benutzen ließ, doch das hatte sich spätestens geändert als er das Opfer blutend am Boden liegend gesehen hatte. Und dann Morisakis Blick im Krankenwagen. Er verließ sich auf Shinichi Kudo. Wie viele andere. Er verabredete sich mit Koumei für Morgen, wo dieser ihn mit noch mehr Informationen füttern wollte. Die Limousine setzte ihn in der Nähe seines Hauses ab, als sein Handy klingelte. Es war Ran. „Ja?“, meldete er sich. „Shinichi? Ich… ich wollte mich entschuldigen für vorhin. Ich habe kein Recht dir irgendwas vorzuschreiben.“, erklärte sie. Shinichi musste grinsen. „Schon in Ordnung, dank dir konnte ich viel fertig bekommen. Hilfst du mir morgen in der Schule wieder, falls ich Probleme habe?“, fragte er erwartend. Ran bejahte unverzüglich. „Aber sicher. Ach und Shiho wird das sicher auch tun, sie ist nämlich wirklich klug, wie du sicher weißt.“ Shinichi stutzte. Wie kam Ran gerade jetzt auf sie? „Ach sie ist gerade bei mir, wir haben über dies und das geredet.“, verriet sie. Shinichi schluckte. Ran und Shiho? Zusammen? Konnte das gut gehen? Als er daran dachte, dass Shiho und Ran über ihn redeten, konnte er zum ersten Mal nachempfinden, warum jemand Selbstmord begehen konnte. Was würde Shiho seiner Freundin erzählen? Er kam nicht mehr dazu zu fragen, denn Ran verabschiedete sich und legte auf. Shinichi seufzte, bis bereits der nächste Anruf eintrudelte. Er kannte die Nummer nicht, hob aber dennoch ab. „Hallo?“, meldete er sich abermals. Die Stimme die nun an sein Ohr drang war ihm sehr vertraut. „Kudo? Ich bin es nochmal.“, begrüßte ihn Hattori. „Hattori, was ist? Bist du noch in Tokio?“, wollte Shinichi wissen. Heiji brauchte etwas, bis er eine Antwort fand. „Hey ich könnte bei etwas deine Hilfe brauchen, hättest du Zeit?“, fragte er untertänigste. Shinichi ließ die Schultern sinken. Das war es also. Nicht nur Koumei spannte ihn ein, jetzt brach auch noch Heiji sein Versprechen. Sagte er nicht, er würde alles alleine regeln? Aber wie so oft konnte Shinichi seinem Freund nichts abschlagen. „Na gut, wenn es sein muss… wo steckst du gerade?“, hakte er nach. Auf der anderen Seite war ein triumphierendes Kichern zu hören. Dann nannte ihm Heiji die Adresse. Tokio – U-Bahn Station nach Nerima J starrte gebannt auf den großen Monitor im Wartebereich vor dem Abfahrtsterminal. Die Polizei berichtete von Schüssen die gefallen waren. Angeblich war der heutige Gastredner, ein Biochemiker namens Morisaki Kazunori getroffen worden. Ob es ein gezielter Mordanschlag war, oder sich lediglich um die Tat eines Amokschützen handelte, konnte die Polizei noch nicht bestätigen. J aber konnte es. Er schlenderte in eine Ecke zog sein Handy aus der Tasche. Unbeobachtet begann er zu wählen und wartete bis sich jemand meldete. „Ja? Ich kann im Moment schlecht reden, ich habe die Fluchtroute wie geplant befahren, doch es herrscht mehr Stau als erwartet.“, erklärte eine weibliche Stimme. J schien jedoch vollends mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein. „Das war sehr gute Arbeit Hotaru. Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann.“ Kurze Stille. „Morisaki wird ins Krankenhaus gebracht, ist das in Ordnung so?“, hakte sie nach. Ein leises, amüsiertes Lachen seitens des weißhaarigen Jungens. „In der Tat, alles verläuft nach Plan.“, versicherte er und gab Hotaru die Koordinaten ihres Treffpunkts durch. Dann legte er auf und bestieg die nächste U-Bahn. Shinjuku – Industrieviertel Wieso hatte er ihn ausgerechnet hier her bestellt? Hier gab es meilenweit nichts. Außer natürlich ellenlange Reihen von Lagerhäusern. Es war ein seltsames Gefühl das ihn bestieg. Er war hier bereits einmal, zumindest in der Gegend. Kaum einen Kilometer entfernt musste sich das Labor befinden, in dem Gin Shiho gefangen gehalten hatte. An welchem Fall arbeitete Heiji, dass sich Shinichi zu so einem Ort begeben musste? Er traf nirgends eine Menschenseele an, besonders als er das Innere des Lagerhauses betrat, das ihm sein bester Freund genannt hatte. Es war kühl und nach dem Rufen von Heijis Nachnamen, hallte das Echo stark zurück. Dann Schritte. Doch sie kamen nicht von weiter weg, sondern aus seiner unmittelbaren Nähe. Von hinten. Wenn Heiji hinter ihm war, wieso meldete er sich nicht zu Wort? Oder… Moment! Diese Schritte… sie waren viel zu schwerfällig für einen Jugendlichen in Heijis Alter. Sofort drehte sich der Schülerdetektiv um und… erstarrte. Es kam selten vor, dass er keine Worte fand, doch diesmal war es so. Es war tatsächlich nicht sein Freund Heiji, sondern ein hochgewachsener Mann, mit schwarzem Mantel, schwarzem Gut und langen silbrigen Haaren. Shinichi wich zurück, angesichts der surrealen Situation. Er kannte die Person vor ihm, besser als es ihm lieb war. Denn er hatte sie schwer verletzt und um ein Haar getötet. Es war Gin. Aber das konnte nicht sein, richtig? Also was ging hier vor sich. Gins Doppelgänger grinste nur und richtete seine Waffe auf den Detektiv. Es war eine Berreta, die Pistole die er immer mit sich führte. Shinichi musterte ihn eingehend. Unterhalb seines Hemdes erkannte er einen weitläufigen Verband, der Tallie und Brust bedeckte. Die Stelle an der er ihm eine Glasscheibe hineingerammt hatte…. „Endlich sehen wir uns wieder…. Kudo.“, sagte Gin mit gieriger Stimme und Shinichi verstand die Welt nicht mehr. Warum lebte sein Nemesis auf einmal wieder? Er war an jenem Tag gestorben, als Shiho den Abzug betätigt hatte. Die kurz darauf eintreffenden Einsatzkräfte hatten seinen Tod bestätigt, also wieso war er am Leben? Ein Traum. Dies war die einfachste Erklärung hierfür. Er kniff sich in den Unterarm. Au. „Jetzt wirst du büßen was du mir angetan hast.“, säuselte Gin und Shinichi hielt inne. Für ein paar Sekunden verfiel er in eine Starre, die jedoch nicht von Angst hervorgerufen wurde. Nein… es war Erkenntnis. Plötzlich und völlig unerwartet kehrte seine Coolness zurück. „Jaja und ich nehme an Sie haben auch Heiji getötet, richtig? Seine Leiche wird hier wohl irgendwo herumliegen, naja ist nicht schade um ihn. In letzter Zeit hat er ohnehin nur genervt.“, begann er zu meckern. Das verschlug Gin nun doch die Sprache. Es dauerte etwas, dann lachte er schallend los. Doch der Ton war nicht tief und männlich wie sonst, eher… feminin. „Wie hast du es herausgefunden?“, fragte die Person vor ihm, steckte die Pistole ein und begann damit sich zu demaskieren. Shinichi veränderte seine Haltung jedoch kaum. „Zunächst Hattoris Stimme. Hätte Gin ihn wirklich gefangen genommen und ihn gezwungen mich hier her zu lotsen, hätte er in seiner Nachricht irgendeine Art Hinweis eingebaut. Darauf kam ich, dass jemand seine Stimme nur verstellt hatte. Zweitens der Verband, um Ihre… um Ihre Brust. Trotz des abfallenden Lichtes hier drin, ist…ähhh… ist eine leichte Wölbung zu erkennen. Daraus schloss ich, dass er eigentlich dazu da war…ähhh…“, schien er sich zu schenieren. Gin nahm nun auch seinen Hut ab, sowie die Gesichtsmaske. Darunter kam das zarte Gesicht einer jungen Frau zum Vorschein. „Achje, diese großen Dinger, stören aber wirklich bei fast jeder Verkleidung.“, fasste sich Wermut an ihre Oberweite. „Ein weiterer Vorteil war wohl Ihre und Gins Haarlänge. Nicht wahr, Wermut?“, fragte Shinichi provokativ. Doch die Frau schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht mehr Wermut, schon vergessen. Ab jetzt bitte nur noch… Chris.“, stellte sie klar. Shinichis Miene verfinsterte sich dennoch. Er durfte keinesfalls vergessen, dass die beiden Feinde gewesen waren. Wermut hatte Wanzen im Haus des Professors angebracht und um ein Haar Shiho ermordet. Die Tatsache, dass sie ihn und Ran stets beschützt hatte, spielte dabei keine Rolle. Wermut war eine eiskalte Killerin, und so musste er ihr auch gegenübertreten. „Fanden Sie das witzig? Mir in der Verkleidung Gins aufzulauern?“, fragte er kritisch. Wermut zuckte nur mit den Schultern. „Wenn ich ehrlich sein soll…. ja. Du bist mir jetzt doch nicht ernsthaft sauer, oder? Außerdem gibt es für dich keinen Grund mir skeptisch oder ängstlich gegenüberzutreten. Die Organisation ist Geschichte.“ Shinichi rang sich ein schmunzeln ab. „Ach dann führen Sie jetzt also ein ehrliches Leben?“, hakte er nach. Wermut überging seinen Zynismus jedoch. Egal ob sie nun keine Feinde mehr wahren, Wermut war immer noch der Mensch den er in New York kennen gelernt hatte und der kurz darauf als Serienmörder verkleidet Ran töten wollte. Nur weil sie Zeugin bei ihrem versuchten Mord an dem FBI-Agenten Shuichi Akai war. War gerade das der Grund? Wollte die Situation zwischen ihnen mit diesem lächerlichen Kostüm entschärfen? Shinichi erinnerte sich an Kaito Kid, der sich ebenfalls hin und wieder in Kostümen zwang nur um besonders ihn zu ärgern. Wie die paar Male als er sich als Shinichi Kudo verkleidet und jede Menge Unfug angestellt hatte. „Außerdem… sind wir inzwischen auf derselben Seite, oder?“, sprach Wermut weiter. Shinichi sah sie herausfordernd an. „Ich meine… hat dich Miyano-san für seine Zwecke etwa nicht eingespannt?“, hakte sie nach. Shinichi mimte den perplexen. „Sie kennen den Professor?“, war er nur halb so überrascht wie er tat. Wermut nickte. „Er konnte mich dazu überreden als Doppelagentin für ihn und für die Organisation zu arbeiten. Ich versorgte ihn mit Informationen und natürlich… mit Phönix.“, gab sie preis. Shinichi wurde sichtlich angespannter. „Sie waren also ebenfalls eine seine Schachfiguren?“, schien er die Situation richtig einzuschätzen. Wermut erwiderte nichts darauf und er hatte sie anscheinend auch nicht beleidigt. „So kann man sagen. Doch nachdem ich ihm die Kopie ausgehändigt hatte, verließ ich seine Gruppe und kurz darauf auch Japan.“ Shinichi musterte sie eingehend. Sie war ein Risiko eingegangen nun wieder zurückzukehren. Die Behörden wussten inzwischen, dass die ehemalige US-Schauspielerin Sharon Vinyard ebenfalls ein Mitglied der Schwarzen Organisation war. Sie wurde genauso gejagt wie dieser Martini. „Und wieso sind Sie zurück? Doch nicht nur um mir einen Schrecken einzujagen, oder?“, fragte er hart. Wermut schüttelte den Kopf. „Dummerweise merkte ich beim Kopieren der Phönix-Dateien, dass diese kurze Zeit zuvor bereits auf einen anderen Datenträger überspielt worden waren. Eisaku hat sie in Sicherheit gebracht, bevor er sie schlussendlich löschte, bevor er von Gin getötet worden war.“, verriet sie. Shinichi nickte verstehend. „Und diese Daten hat er an seinen anderen Sohn geschickt, in der Hoffnung, er würde sie weise nutzen.“, schlussfolgerte er. Wermut bejahte. „Seitdem sucht Miyano-san nach diesem Mann, aber ohne großen Erfolg. Doch wo er gescheitert ist, hatte ich Erfolg. Durch einen Informanten kam ich an den Namen des Mannes, der Eisakus Sohn sein dürfte.“, erzählte sie. Shinichi spitzte seine Ohren. Er hatte nie vorgehabt an diesem Fall zu arbeiten, doch wenn Wermuts Informationen brauchbar waren, konnte er ihn möglicherweise bald abschließen. Dann würde er nicht nur Tokiwas Sohn schnappen, sondern auch die Gruppe, die sich Amaterasu nannte. „Wenn Sie das wissen, warum treten Sie mit mir in Kontakt und nicht mit Professor Miyano? Ich bin sicher er würde Ihnen einiges für diese Information zahlen.“, erwiderte er. Wermut musste schmunzeln. „Ich sagte es doch schon, oder? Ich arbeite nicht mehr für ihn. Außerdem ist es in Japan zu gefährlich für mich. Ich werde das Land noch heute verlassen und möchte kein großes Aufsehen veranstalten.“, antwortete sie. Das reichte Shinichi nicht, doch er wusste, dass er sich damit begnügen musste. „Also gut, wer ist dieser Mann, dem Tokiwa Phönix hat zukommen lassen?“, stellte er die entscheidende Frage. Wermut wurde nun wieder ernster. „Eisakus Frau ließ sich von ihm scheiden, nachdem dieser zu obsessiv an der Droge arbeitete. Sie besaß zwei Söhne. Akuto und Junji. Akuto blieb bei seinem Vater und du weißt ja am besten was aus ihm wurde. Junji blieb bei seiner Mutter, welche bald darauf wieder heiratete. Der Name ihres Mannes lautete Yoroi Sendo, ein stinkreicher Typ mit außerdem viel politischem Einfluss.“ Shinichi dachte kurz nach und verband die Punkte miteinander die er gerade erfahren hatte. „Junji… Sendo… Moment! Spielen Sie etwa auf Junji Sendo an? Den neuen japanischen Minister?“, fragte er laut. Es war gerade mal ein Jahr her, seit er erfahren hatte, dass Mizunashi Rena ein Mitglied der Organisation war und die drei Kandidaten für die Ministerwahl interviewen sollte. Einer davon war Yasuteru Domon gewesen, die Zielperson der Organisation. Shinichi hatte erst vor einigen Wochen herausgefunden, dass er Eisaku Tokiwa im Weg stand, die Person, die er damals nie für den Anführer der Organisation gehalten hätte, der er auf der Spur war. Anokata. Junji Sendo hingegen war nie auf seinem Radar erschienen. Er hatte am wenigsten Einfluss von den dreien gehabt. Er war nur ein reicher Erbe gewesen, der etwas erleben wollte. Doch als Domon zurücktrat und Tokiwa kurz vor der Wahl getötet wurde, erhielt er den Ministerposten. „Junji Sendo soll Eisaku Tokiwas Sohn sein? Gins Bruder?“, fragte er ungläubig. Doch Wermut bestätigte es ihm ein zweites Mal. „Eine interessante Wendung nicht wahr? Aber die Information ist bestätigt, jetzt da du es weißt, kannst du sie leicht nachprüfen. Naja das war es auch schon.“, sagte sie und machte sich daran zu gehen. Shinichi hielt sie mit einem Rufen zurück. „Warten Sie, Sie haben mir immer noch nicht verraten, warum Sie mir das alles erzählen!“ Wermut drehte sich nochmals um und schenkte ihm ein charmantes Lächeln. „A secret makes a woman woman.“, sprach sie und formte einen Kussmund. Dann verschwand sie durch die nächste Tür. Shinichi überlegte ob er ihr folgen sollte, ließ es dann aber bleiben. Die Berreta war dabei der ausschlagende Faktor, auch wenn er nicht glaubte, dass Wermut sie gegen ihn einsetzen würde. Sie war doch sogar zurückgekommen um ihn zu warnen, oder? Konnte er ihr also vertrauen? Sie hatte dicht gehalten, nachdem sie erfuhr, dass er Shinichi Kudo und Ai Shiho Miyano waren. Aus dem Grund, dass er ihr damals in New York das Leben rettete, obwohl er zu dieser Zeit nicht einmal wusste, wen er vor sich gehabt hatte. Und sie hatte ihm von Irish erzählt und war schließlich untergetaucht, nachdem Eisaku Tokiwa als Anokata identifiziert worden war. Sie war eine Auftragskillerin die zu seiner Verbündeten geworden war. Es war verrückt, anders konnte man es nicht ausdrücken. Doch wenn ihre Information richtig war, hatte er nun eine Spur der er nachgehen sollte. Junji Sendo. Sollte er Koumei davon berichten? Nein, dafür war es zu früh. Er beschloss selbst mit dem Minister zu sprechen um sich ein Bild von ihm zu machen. Was für eine Person war er? Etwa genauso kaltblütig wie Gin oder Tokiwa? Wenn ja musste er vorsichtig sein, denn diese Familie war nicht zu unterschätzen. Tokio – Anwesen von Junji Sendo Noch im Bademantel bekleidet verließ der frischgebackene, junge Minister das Bad. Er schlenderte in die Küche und betätigte einen Knopf an der Kaffeemaschine. Als seine Tasse voll war trabte er noch reichlich müde zum Tisch. Verwirrt kratzte er sich an der Schläfe. Scheinbar wunderte er sich wo sein Frühstück abgeblieben war. „Sorata-san?“, rief er seine Haushälterin doch diese meldete sich nicht. Dann endlich Schritte und Sendo drehte sich um. Doch es war nicht seine Haushälterin, sondern jemand den er nicht kannte. Es war ein junger Mann in einer Schuluniform. Er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Wer zur Hölle bist du? Und wie kommst du hier rein?“, herrschte er ihn an. Der Junge räusperte sich. „Ich bin Shinichi Kudo. Detektiv.“, stellte er sich vor. Sendo rief sofort einige Worte nach draußen, doch Shinichi stoppte ihn. „Wenn Sie die Wachleute suchen, Sie haben ihnen heute freigegeben, Genau wie der Haushälterin.“, erklärte er ihm und zog etwas aus der Tasche. Unwirsch starrte Sendo auf die Fliege eines Anzugs, an der scheinbar eine Art Mikro befestigt war. Noch bevor er nachfragen konnte was es damit auf sich hatte, fuhr der Detektiv fort. „Ich bin heute lediglich hier um Sie etwas zu fragen. Ist es wahr, dass Sie der Sohn von Eisaku Tokiwa sind? Ich nehme an Sie begegneten ihm während des Wahlkampfes wieder und er erzählte Ihnen, dass er Ihr Vater sei. Es war bestimmt nicht schwer zu glauben, Sie wussten immerhin, dass Yoroi Sendo Sie lediglich adoptiert hatte.“ Sendo zuckte merklich zurück. „Du… wie… Wenn du mit der Presse redest machst du dir einen mächtigen Feind!“, drohte ihn der Minister. Shinichi hob jedoch abwehrend eine Hand hoch. „Mir ist klar, dass Ihre Karriere gefährdet ist, wenn die Medien erfahren, dass Ihr Vater der Anführer einer Verbrecherorganisation war. Deswegen folgender Vorschlag. Sie beantworten mir alle meine Fragen und ich bereite mich einverstanden, Ihre Identität zu bewahren. Sendo war immer noch geschockt und musste sich setzen. Shinichi war sofort klar gewesen, dass er nicht der Mann war für den er ihn gehalten hatte. Ja, er erkannte Ähnlichkeiten zu Gin, dem Mann der ihn gejagt und ihm sogar ins Bein geschossen hatte. Doch sein Bruder wirkte eher ängstlich und unkontrolliert. Dann verstand er. Durch Yoroi Sendo, seinem Adoptivvater hatte er eine goldene Kindheit, wobei Gin stets von den Obsessionen seines Vaters gepeinigt wurde und zu dem wurde, was er bis zum Schluss war. Nein, Sendo stellte keine allzu große Gefahr dar, Shinichi würde von ihm genau die Antworten erhalten die er brauchte. „Also schön, was genau willst du wissen? Ja, Tokiwa war mein Vater, aber dafür kann ich nichts, oder?“, schrie er ihm zu. Shinichi blieb aber vollkommen ruhig. „Tokiwa soll Ihnen vor seinem Tod etwas zugeschickt haben, korrekt? Bitte belügen Sie mich deshalb nicht.“ Nach einer Weile nickte Sendo resigniert. „Ja, sein so genanntes Lebenswerk. Es war eine Nachricht von ihm dabei, ich solle es im Falle seines Todes fortführen. Doch das Ding war mir genauso egal wie mein werter Herr Vater. Ich interessierte mich schlichtweg nicht dafür.“, verriet er. Shinichi trat näher. „Was genau haben Sie mit diesen Dateien angestellt?“, hakte er nach. Nun erkannte er das erste Mal Abwehrreaktionen in Sendos Mimik. Er war zu etwas vorgedrungen, worüber der Minister lieber schweigen wollte. „Ich… ich habe es verkauft.“, gestand er schließlich aus Angst um seine Karriere. Shinichi konnte nicht behaupten, dass ihn das sonderlich überrascht hätte. „Wem?“, hakte er nach. Die darauf folgender Antwort ließ ihn zusammenzucken. „Amaterasu.“ Der Detektiv starrte Sendo ungläubig an. „Warten Sie! Wollen Sie damit sagen, dass Sie Phönix an Terroristen verkauft haben?“, platzte er heraus. Sendo kämpfte mit sich. „Ich wusste nicht, dass es sich um so radikale Leute handeln.“, drückte er sich äußerst politisch aus. „Der Mann mit dem ich verhandelt habe, gab sich als Vertreter für einen Konzern aus, der damit die Welt verändern wollte. Natürlich bin ich nicht dumm und ließ meine Leute Recherchen anstellen. Ich erfuhr, dass Amaterasu in manchen Kreisen als Terrororganisation gehandelt wurde, doch da war es bereits zu spät.“ „Sie meinen, ab da hatten Sie Phönix bereits verkauft.“, verbesserte ihn Shinichi. Sendo nickte schuldbewusst. „Wer war der Mann mit dem Sie verhandelten?“, wollte er es genau wissen. Sendo holte tief Lust. „J.“, sagte er dann nur. „J?“, fragte Shinichi verdutzt. Der Minister nickte. „Ja, wie der zehnte Buchstabe im Alphabet. Ich meine… er war recht jung und wir wurden uns schnell über den Preis einig. Ich überließ ihm Phönix und sah ihn nie wieder.“ Shinichi stellte sich ihm nun gegenüber. „Aber Sie sagten Sie hätten Ihre Leute Nachforschungen anstellen lassen? Konnten Sie mehr über Amaterasu herausfinden?“, hakte er nach. Sendo nickte schwach. „Ja, allerdings nicht viel. Dieser J soll wohl die rechte Hand ihres Anführers sein, einem gewissen… Moriarty.“ Shinichis Augen verengten sich. „Moriarty? Aber… das ist ein Deckname, oder?“ Der Minister kauerte sich noch mehr in seinen Stuhl zusammen. „Natürlich, aber seinen echten Namen kenne ich nicht. Auch nicht die Ziele oder Motive von Amaterasu.“ Shinichi überlegte ob er Sendo fragen sollte, was er glaubte mit dem Verkauf einer wo wertvollen Substanz an einer unbekannte Gruppe wohl angerichtet zu haben, ließ es dann aber bleiben. Dem Mann ging es eindeutig nur um Geld und Macht. Zumindest eine Tatsache, worin er sich nicht von seinem Vater und seinem Bruder unterschied. Als er sich aufmachte zu gehen, hielt ihn der Minister zurück. „Hey! Zugegeben ich habe einen Fehler begangen, aber das Versprechen bleibt bestehen, oder? Du behältst das Geheimnis für dich, oder?“, fragte er mit unsicherer Stimme. Shinichi nickte nicht einmal, sondern ließ Sendo einfach stehen. Nein, er würde ihn nicht verraten, wenn er hatte weitaus wichtigeres zu tun. Nämlich diesen Fall zu lösen und die Person hinter dieser Gruppe zu finden. Diejenige die sich selbst den Namen von Holmes’ Erzfeind gegeben hatte. Moriarty. Beika – Haus von Shinichi Kudo Shinichi hatte sein Treffen mit Koumei verschoben, zu viele andere Dingen hatten sich ihm aufgedrängt. Zuerst hatte er heute in der Schule seinen ersten nachfolgenden Test absolvieren müssen. Er war schwerer ausgefallen als er wartet hatte, egal ob er glaubte bestanden zu haben oder nicht. Aber das war kein Wunder in Anbetracht, dass er gestern zuvor noch bei Japans neuem Minister vorbeigeschaut hatte und sich danach nicht mehr konzentrieren konnte. Wer war dieser Moriarty? Und dieser J? Was plante Amaterasu? Jedenfalls außer der Ermordung eines Biochemikers der irgendwie mit Eisaku Tokiwas Firma in Verbindung gestanden war. Doch er war im Moment zweitrangig. Er lag im Krankenhaus und wurde bestimmt gut geschützt. Es klopfte an seiner Haustür. Shinichi war gerade aufgestanden, Koumei wollte ihn heute wegen eines neuen Treffens anrufen. War er so dreist und kam persönlich vorbei? Nein, es handelte sich bestimmt um Ran die den freien Tag zum Lernen nutzen wollte. Dann fiel ihm schlagartig etwas anderes ein. Richtig, die Hochzeit von Kommissar Takagi und Kommissarin Satou. Morgen war es soweit und obwohl Shinichi keine explizite Einladung erhalten hatte, wusste er, dass Ran ihn mitschleifen würde. Er erinnerte sich an die letzte Hochzeit der beiden, die jedoch nur gestellt war um einen Mörder aus seinem Versteck zu locken. Diesmal würde es romantischer werden und vielleicht war morgen der perfekte Moment um Ran endgültig seine wahren Gefühle zu gestehen. Er eilte nach unten und wollte ihr öffnen. Doch kaum war die Tür offen, platzte der Besucher bereits herein. Es war nicht Ran. „Du wirkst sehr erfreut? Etwa weil ich hier bin? Oder hast du jemand anderes erwartet?“, fragte Shiho gleichmütig. Shinichi seufzte und schloss die Tür hinter sich. Er führte sie ins Wohnzimmer, der Fernseher lief noch und brachte einige Sportergebnisse. „Was hast du denn auf dem Herzen?“, begann er das Gespräch. Shiho ließ ihren Blick schweifen. „Ein schönes Haus. Meine neue Wohnung wirkt dagegen richtig schäbig.“, meinte sie. Shinichi sah sie verdutzt an. „Deine neue was?“, glaubte er sie falsch verstanden zu haben. „Was denn? Dachtest du ich würde dem Professor ewig auf der Tasche liegen? Besonders jetzt wo ich meinen alten Körper zurück habe. Ich habe dir doch erzählt, dass ich ein neues Leben beginnen möchte, oder?“, erinnerte sie ihn. Shinichi nickte schwach. Das war nur logisch, auch wenn der Professor allein lebte, würde es auf Dauer sicher nicht gut gehen. Oder war es… weil er sich bereits so daran gewöhnt hatte Shiho an diesem Ort zu wissen? In Agasas Haus, in ihrem selbst eingerichteten Labor. Doch er konnte sie verstehen. Dieser Ort war für sie wie ein Hamsterkäfig gewesen, in dem sie sich vor der Organisation versteckte. Dort begegnete sie Wermut, damals in Verkleidung von Dr. Araide. Und vor zwei Wochen wurde sie dort von Gin und Vodka überrascht, betäubt und entführt. Sie Tapetenwechsel war also nahe liegend. „Jedenfalls wollte ich dich fragen ob du mir hilfst ein paar Sachen zu transportieren. Es sind nicht viele, du wirst dir also schon keine Schulter zerren.“, entgegnete sie kühl wie immer. Shinichi nickte nur. „Sicher, kein Problem. Wann ist die Einweihungsparty?“, hakte er nach. Shiho sah ihn an als hätte er gerade einen äußerst unkomischen Witz gerissen. „Das wäre dann doch übertrieben. Aber wenn sie fertig eingerichtet ist, darfst du sie dir ansehen.“, gestand sie ihm zu. Shinichi wollte etwas erwidern, bis er plötzlich von dem TV-Gerät abgelenkt wurde. Schnell drängte er Shiho beiseite und stellte den Ton lauter. Ungläubig folgte er den Worten des Nachrichtensprechers. „…kann man durchaus davon sprechen, dass die Bevölkerung in Angst lebt. Nach den Schüssen vor zwei Tagen auf den bekannten Biochemiker Morisaki Kazunori, der den Anschlag zum Glück verletzt überlebte, erfolgte am gestrigen, späten Abend ein erneutes Attentat. Und wieder ist das Opfer ein bekanntes Mitglied der Gesellschaft, der erst vor kurzem zum Minister ernannte Sendo Junji. Kurz nach der Ankunft vor seinem Anwesen in Nord-Tokio, wurde er Opfer eines Heckenschützen. Rettungskräfte wurden zwar sofort alarmiert, konnten jedoch nur noch den Tot feststellen. Und auch wenn sich noch keine Gruppe offiziell zu den Taten bekannt hat, geht das Gerücht einer neuen Terrorgruppe namens Amaterasu um. Diese Informationen florieren im Internet und sind derzeit…“ Shiho erkannte die Bleiche in Shinichis Gesicht und fragte sich was los sei. „Hey… können wir das mit dem Umzug verschieben? Mir ist gerade eingefallen, dass ich heute eine Menge zu tun habe.“, gestand er. Noch bevor Shiho nachhacken konnte, hatte der Detektiv den Fernseher ausgeschaltet und sich die Schuhe angezogen. „Schließ bitte die Tür!“, rief er dem Mädchen noch zu, dann verschwand er. Shiho sah ihm zweifelnd nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)