Die Realität ist immer noch grausam von Shoot_the_puppy (written by crazypark & mir) ================================================================================ Kapitel 2: Wir saufen bis wir umfallen -------------------------------------- Kapitel 2 Wow, vielen Dank für die tollen Kommentare und die vielen Favo- Einträge :D Wir freuen uns, dass die beiden immer noch so viele Anhänger haben. ^^ Viel Spaß beim zweiten Kapitel *** Wir saufen bis wir umfallen Tim Der Abend mit meiner Kommilitonin war lustig. Sie schleppte mich in eine gemütliche Kneipe, wo man Bier für unter 2 Euro und Longdrinks für 4 Euro bekam. Nicht nur das Ambiente sondern auch die Musik war nach meinem Geschmack. Wir stellten schnell fest, dass wir einen nahezu identischen Musikgeschmack hatten und dass sie auch gerne Konzerte besuchte. Und mit Konzerten meinte ich nicht die damalige Emoveranstaltung von unserem Dorf. Wobei neuerdings auch keine besseren Gestalten bei Metalcore-Konzerten aufschlugen. Der neue Trend ließ mich mit einem gewissen Alkoholpegel jedoch relativ kalt. Gegen 21 Uhr verabschiedete ich mich dann allerdings von Sarah, die noch mit einigen Freunden weiter feiern wollte. Ich musste leider früh raus, aber sie meinte, dass sie mich bei der nächsten Gelegenheit ihren Leuten vorstellen wollte. Als ich die Haustür aufschloss, bemerkte ich sogleich den Lichtschein, der durch den Türschlitz vom Wohnzimmer drang. Mein Herzblatt war also zu Hause und schien auf mich zu warten. Freudig begab ich mich in den Raum und fand Daniel zusammengerollt auf der Couch vor. Ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus, als ich ihn so friedlich schlafen sah. Auf leisen Sohlen schlich ich zu ihm, kniete mich vor das Sofa und strich ihm ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es war wahrhaftig ein seltener Anblick, ihn so entspannt zu sehen, sodass ich mir ein paar Augenblicke nahm, ihn zu beobachten. Nach einer Weile schien er jedoch meine Anwesenheit zu bemerken, denn er öffnete langsam seine Augen und schaute mich schlaftrunken an. „Hallo Schlafmütze.“ „Wie spät ist es?“, murmelte er noch etwas neben der Spur. „Halb zehn. Wollen wir ins Bett gehen?“ „Hmm“, brummte es zustimmend und schon begab sich Daniel auf den Weg in sein Zimmer. Der ließ mich hier doch einfach unkommentiert hocken! Das konnte er sich aber gleich mal abschminken. Entschlossen eilte ich ihm hinter und schlang meine Arme von hinten um ihn. „Krieg ich nicht einmal einen Kuss?“, schmollte ich und küsste ihn in die Halsbeuge. Ich wusste, dass ihn das schwach werden ließ und er lehnte sich auch wie auf Knopfdruck in meine Umarmung. „Kommt drauf an“, murmelte er zufrieden, als hätte er meine Reaktion vorhergesehen. „Worauf?“, fragte ich und ließ meine Hände unter sein Shirt wandern. „Ob dann noch mehr folgt.“ „Ganz wie du willst.“ Ich konnte sein Grinsen schon sehen, noch bevor er sich zu mir umdrehte. Er fackelte auch nicht mehr lange, sondern küsste mich stürmisch auf den Mund. Genau das hatte mir die letzten Tage unendlich gefehlt und scheinbar ging es da nicht nur mir so. Wir schafften es gerade noch so in Daniels Bett, bevor wir ausgehungert übereinander herfielen. Der nächste morgen kam definitiv zu früh für mich, da wir uns die Nacht noch mit derlei verschiedenen Aktivitäten um die Ohren geschlagen haben. Aber es nützte ja alles nichts. Ich musste mich aus dem Bett quälen und zur Arbeit antanzen, wenn ich weiterhin Bier trinken wollte. Meine Eltern waren nämlich der Meinung gewesen, dass ich alt genug wäre, auf eigenen Füßen zu stehen. Damit wurden die monatlichen Zahlungen eingestellt und ich konnte von Glück reden, dass uns Daniels Eltern die Bude finanzierten. Irgendwie brachte ich die sieben Stunden aber auch über die Bühne und freute mich schon darauf, den restlichen Tag mit Daniel zu verbringen. Samstag und Sonntag waren die einzigen Tage, an denen wir wirklich Zeit füreinander hatten. Allerdings fand ich die Wohnung leer vor. Daniel hatte mir zwar erzählt, dass er heute ein Vorspielen hatte, aber das hätte schon vor zwei Stunden vorbei sein müssen und er hätte vor mir zu Hause sein müssen. Auf meinem Handy befanden sich keine eingegangen Anrufe oder SMS und ich beschloss, einfach noch etwas zu warten. Vielleicht musste er noch einiges mit den Leuten da besprechen. Als er aber auch nach einer weiteren Stunde nicht aufgetaucht war, verlor ich die Geduld. Ich rief ihn kurzerhand an. Leider ging nach einer Weile nur die Mailbox an. Gefrustet wollte ich mein Handy schon in die nächste Ecke werfen, als es anfing zu bimmeln. Der Anrufer war jedoch nicht Daniel sondern Sarah. 'Na besser als nichts' dachte ich mir und ging ran. „Hey Tim, hast du heut' schon was vor?“ So wie es aussah jetzt wohl mit ihr. Ich war sehr froh darum, dass sie mir den Abend rettete. Diesmal nahm sie mich in einen Club mit, der neben Electro und 80er Hits auch Metal spielte. Zum Glück bekam man als Student vergünstigten Eintritt und auch die Getränkepreise waren recht akzeptabel. Sie dirigierte mich durch den dunklen Gewölbekeller direkt auf einen Durchgang zu, in dem einige Tische standen und wo es erlaubt war, zu rauchen. „Hallo Lukas. Das ist Tim.“ Danach wurde ich auf einen Stuhl dem Typen gegenüber bugsiert und Sarah verkrümelte sich sofort mit einem Augenzwinkern. Was zur Hölle? Irritiert schaute ich den Kerl an und hoffte, dass er mir gleich die Aktion erklären würde. Doch dieser lächelte mich nur an und schien auch nicht so recht zu wissen, was hier abging. „Ihr kennt euch aber schon oder muss ich davon ausgehen, dass sie mich loswerden wollte?“, startete ich ein Gespräch. Ich erntete ein angenehmes Lachen von meinem Gegenüber und nahm mir die Zeit, ihn näher in Augenschein zu nehmen. Er hatte dunkelblonde Haare mit einer dieser schrecklichen Frisuren, die derzeit so im Trend waren. Haare fransig geschnitten und an den Ohren frei gelassen. Trotzdem sah er recht gut aus und auch sein Nasenpiercing stand ihm. Natürlich kein Vergleich zu Daniel, aber an ihn reichte sowieso niemand heran. „Beides.“ „Na toll“, seufzte ich nicht sehr begeistert davon, allein mit einem Wildfremden gelassen zu werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass Lukas nicht nur ein angenehmes Lachen hatte, sondern dass dieses Attribut auch auf seine ganze Art zutraf. Er war ein Jahr älter als Sarah und die beiden kannten sich noch aus Schulzeiten. Während sie direkt im Anschluss ihr Studium begonnen hatte, hatte er für ein Jahr die Welt bereist. Ich musste gestehen, dass ich ihn beneidete. Die Vorstellung mit Daniel zu verreisen, war verlockend, aber wir hatten beide nicht das nötige Kleingeld dafür. Durch seinen Auslandsaufenthalt hatte er auch erst diesen Oktober sein Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaften angefangen. Wir tauschten uns bestimmt noch eine Stunde lang aus, bevor Sarah sich wieder zu uns gesellte. „Ich hab euch Bier mitgebracht“, sagte sie euphorisch und knallte die Gläser auf den Tisch. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich den ganzen Abend noch keinen Tropfen Alk angerührt hatte. Ich wurde eindeutig alt. Den restlichen Abend verbrachten wir also zu dritt und die meiste Zeit mit labern. Ab und an suchten wir die Tanzfläche auf, bis wir im völligem Delirium angelangt waren. Ich war nicht mal mehr in der Lage dazu, gerade zu sitzen. Was die anderen taten, wusste ich nicht. Ich merkte nur irgendwann, wie ich von zwei Armen hochgehievt und aus dem Club geschleift wurde. Das merkte ich daran, dass es plötzlich ruhig und kalt um mich herum wurde. „Wo sind wir?“ „Draußen“, bestätigte mir Sarah meine Vermutung. „Wir bringen dich jetzt besser nach Hause.“ War wahrscheinlich wirklich das Beste. Also nannte ich den beiden meine Adresse und ließ mich heim schleppen. Daniel Das Vorspielen verlief eigentlich recht gut. Ich musste zugeben, dass ich schon ein wenig nervös war. Fit war jetzt auch nicht gerade das Wort, welches an diesem Vormittag auf mich zutraf, weil mich Tim die Nacht, nun ja, ganz gut beschäftigt hatte. Bei der Masse an Anwärtern hätte ich mir auch nicht unbedingt die größten Hoffnungen gemacht, aber wenigstens heute schien das Glück auf meiner Seite gewesen zu sein. Nach einem zweistündigen Testmarathon brannte mir die Lunge bestialisch und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, aber ich hatte es nun zum Glück hinter mir. Meine Fresse, wenn das Training genauso werden würde, dann Prost Mahlzeit. „Hey, irgendwoher kenne ich dich.“ Ich zuckte erschrocken zusammen und blickte nach oben, sehr weit nach oben. Noch ein Nachteil für mich. Im Gegensatz zu den anderen kam ich mir vor wie ein verdammter Zwerg. Hatten die sich denn alle in der Tür geirrt? Basketball war eine Halle weiter. Mir stockte zumindest erst einmal der Atem, aber nicht weil mich jetzt jemand ansprach, der gefühlte drei Meter groß war, sondern weil es wirklich Sven-Sören Christophersen war. Ich ging kaputt. Ich war regelrecht sprachlos. Er redete mit mir. Wahnsinn. Scheiße, ich benahm mich wie ein pubertäres Fangirlie. „Du kommst mir verdammt bekannt vor. Warte. Sag nichts“, faselte er weiter und ich konnte sowieso nichts anderes machen, außer ihn einfach nur anzustarren. „Ah, ich hab's. Du warst doch der vom Autogrammstand.“ Oi, ich wusste gerade nicht, ob ich mich freuen sollte, dass er sich noch an mich erinnern konnte oder ob mir das jetzt ganz derbe peinlich sein sollte. Ich hatte damals Tim einfach zu einem Testspiel der Deutschen Mannschaft mitgeschleift und mich später am besagten Stand angestellt. Selbstverständlich wollte ich von meinem Vorbild als erstes eine Signatur und wir kamen irgendwie ins Gespräch. Natürlich über Handball, ob ich spiele etc. Ich schwebte damals auf allen Wolken und Tim war sauer, weil er eine geschlagene Stunde auf mich warten musste. Danach folgte fantastischer Versöhnungssex. Also kein Wunder, dass ich mich an diesen Tag noch sehr genau erinnern konnte. Warum er das jedoch auch tat, wusste ich nicht so recht. „Äh ja, genau“, antwortete ich dann doch mehr oder weniger deutlich, da mein Sprachzentrum wohl noch zu geschockt war, um perfekt zu arbeiten, „Mensch, Zufälle gibt es. Ich hab dich spielen sehen. Gar nicht mal so schlecht. Dann sehen wir uns jetzt wohl öfter.“ Er lächelte mich freundlich an und ich versuchte, den Sinn in seinen Worten zu verstehen. Wenn wir uns öfter sehen würden, hieße das ja, dass ich … . „Ich bin im Team???“ Nachfragen kostete ja nichts. „Ja, bist du. Wir gehen nachher alle noch mit den Neuen was trinken. Du bist doch dabei?“ Ohne überhaupt nachzudenken, sagte ich natürlich sofort zu. Man, mit dem einen zu heben. Wie cool war das denn? Ich freute mich darüber fast mehr als über meine Aufnahme. Nachdem auch die anderen Glücklichen benachrichtigt wurden (nicht persönlich, sondern nur durch das Vorlesen der Listen. HAHA!), ging es erst einmal unter die Dusche und dann ab in eine der berüchtigten Studentenkneipen. Ich hatte vollkommen die Zeit vergessen. Die Leute aus dem Team waren alle super lustig drauf und vor allem mehr als nur trinkfest. Sven (so durften wir ihn jetzt natürlich nennen) verschwand schon nach der zweiten Runde, weil er morgen wieder bei seinem Stammverein zum Training musste, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Es war weit nach null Uhr, als ich versuchte, mehr oder weniger gerade nach Hause zu torkeln. Gott, war ich breit. Das letzte Bier war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen. Es könnte aber auch an den Schnäpsen davor gelegen haben. Ich war mehr als stolz, dass ich es heil zu unserem Haus geschafft hatte. Die Tür unten stand offen und im Hausflur brannte bereits Licht, was im Grunde seltsam war, da hier fast nur Rentner wohnten, die sicher nicht mehr um diese Zeit von einer Party zurückkamen. Der Grund eröffnete sich mir auch, als ich unsere Etage erreicht hatte und drei Gestalten vor der Tür herumlungerten. Links ein sehr seltsam aussehender Kerl, zumindest nahm ich an, dass es einer war, rechts ein leicht schwankendes Weib und irgendwo dazwischen von beiden gestützt Tim. Seine Rückenfront kannte ich ja nun inzwischen auswendig. „Kann ich euch irgendwie helfen?“ Der Typ drehte sich abrupt um, sodass Tim jetzt nur halb auf der Tusse lag. Gut sah Mongo definitiv nicht mehr aus. „Wir wollten ihn nur heim bringen, finden aber die Schlüssel nicht“, erklärte dieser seltsame Fatzke. Ich war ja kein oberflächlicher Mensch, aber den konnte ich auf der Stelle nicht ab. Keine Ahnung wieso. Lag vielleicht an dem dämlichen Nasenring. „Benutzt ihn doch als Rammbock, dann brauch ich nicht aufschließen.“ Da guckten sie alle blöd. Tim auch, obwohl ich bezweifelte, dass der noch irgendetwas mitbekam. Warum ich noch zu solchen verbalen Glanzleistungen fähig war, fragte ich mich allerdings auch. Ich hätte wohl doch noch mehr vertragen. „Bist du sein Mitbewohner?“ Diesmal sprach das Mädel und rückte etwas zu Seite, damit ich an die Tür kam. „Nein, ein Einbrecher mit Schlüssel. Es ist viel einfacher, die Bude auszuräumen, wenn man unbegrenzten Zutritt hat.“ Was stellten die auch so blöde Fragen? Warum sollte ich einen Schlüssel haben, wenn ich nicht hier wohnen würde? Ohne die Gestalten weiter zu beachten, schnappte ich mir Tim und schleifte ihn, nachdem die Tür offen war, in die Bude, nur um den anderen beiden dann das Stück Holz vor der Nase zuzuknallen. Ich war ja immerhin bekannt für meine netten Gastgebereigenschaften. Jetzt hieß es nur noch ab ins Bett. Dorthin verfrachtete ich auch gleich mal meinen Freund und versuchte, ihn zumindest aus den Schuhen und der Hose zu pellen. Dabei fiel mir auf, dass ich ihn heute so komplett vergessen hatte. Wenigstens anrufen hätte ich mal können. Apropos Anrufen. Mein Handy zeigte an, dass Tim mich scheinbar in der Zwischenzeit nicht vergessen hatte. Verdammt, nun kam ich mir richtig scheiße vor, aber jetzt würde sich das eh nicht mehr retten lassen. Daher ließ ich mich ebenfalls aufs Bett nieder und war in Rekordgeschwindigkeit eingeschlafen. Der nächste morgen kam definitiv zu früh und zu schmerzhaft. Ich Depp hatte natürlich vergessen, die Vorhänge zu zuziehen und nun wurde ich schon vom grellen Licht penetriert. Augen öffnen war auch keine gute Idee gewesen, denn dadurch wurden fiese Kopfschmerzen ausgelöst. Tabletten holen ging nicht, weil es sich Tim auf mir bequem gemacht hatte. Aufstehen wäre sowieso nicht gut gekommen. Da kraulte ich doch lieber seinen Nacken und spielte mit einzelnen dunklen Haarsträhnen, die darüber lagen. „Wo warst du gestern?“, ertönte es irgendwann. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Tim schon wach war. „Die Mannschaft wollte noch ein paar Bierchen trinken gehen und das ist dann wohl etwas ausgeartet“, erklärte ich sachlich und hoffte, dass ich mir nicht noch eine Standpauke anhören durfte. Ich konnte im Gegensatz zu gewissen anderen Personen noch alleine nach Hause laufen. „Also hast du es ins Team geschafft.“ Seine Stimme klang noch kratzig und verschlafen. „Japp, ich bin halt in allem gut.“ „Nur nicht im telefonieren, was?“ Autsch, gut das hatte ich verdient also nuschelte ich schnellstens eine reuevolle Entschuldigung und mir wurde verziehen. Wir verbrachten die nächsten Stunden im Bett, nachdem ich dann doch dazu verdonnert wurde, Schmerztabletten und etwas zu trinken zu holen. Man, taten mir dabei alle Knochen weh. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele blaue Flecken ich mir gestern zugezogen hatte. Das zählen übernahm dann später schon Tim, der wohl genug davon hatte, tatenlos vor sich hinzuvegetieren und zunächst sich und anschließend mich erst einmal von unseren Shirts befreite. „Du siehst aus wie vergewaltigt. Sicher, dass ihr nur Handball gespielt habt?“, stellte er grinsend fest, während er sich über mich lehnte und mit seinen Fingern schon am Bund meiner Shorts herumspielte. „Die Trainer nahmen halt an, das wir darin eh gut sind und haben uns deswegen im Ring gegeneinander antreten lassen. Ich hab sie alle fertig gemacht.“ „Idiot“, lachte mein Gegenüber auf und verwickelte mich gleich anschließend in einen Kuss, der klar zeigte, dass er keine Lust mehr auf reden hatte. Dafür scheinbar jemand anderes, denn keine zehn Sekunden später fing mein Handy lautstark an zu klingeln. Kein Wunder. Es war Sonntag Nachmittag. „Luisa“, wisperte ich nur gegen die anderen Lippen und erntete dafür ein genervtes Knurren. „Wenn ich nicht ran gehe, steht gleich das SEK vor unserer Tür.“ Und das meinte ich nicht scherzhaft. Das letzte Mal, als ich nicht zum vereinbarten Zeitpunkt an das Telefon gegangen war, hatte die Frau die halbe Welt irre gemacht. Sogar Nick glaubte am Ende, dass wir beiden uns gegenseitig umgebracht hätten. „Ich hasse ihr Timing.“ Unwillig löste sich Tim dann doch von mir und ich machte mich samt Handy auf den Weg in die Küche, um mir die nächsten drei Stunden ihre Liebschaften anzuhören. „Ich sag dir, hier rennen so geile Kerle rum. Du musst unbedingt herkommen“, beendete sie endlich ihren Monolog. „Mich interessieren die Kerle herzlich wenig.“ Nur weil ich mit einem zusammen war, hieß das noch lange nicht, dass andere eine ähnliche Wirkung auf mich hatten. Hatten sie nämlich nicht und das war auch gut so. „Hier rennen auch ein paar heiße, weibliche Schnitten rum.“ „Interessieren mich genauso wenig.“ „Was ist nur aus dir geworden?“, seufzte meine wohl beste Freundin theatralisch ins Telefon und im selben Augenblick musste ich mich das gleiche fragen. Ja, was eigentlich? Ich kam mir gerade vor wie ein verdammter Langweiler. Wenig später verabschiedeten wir uns voneinander und ich konnte endlich wieder zu Tim ins Bett. „Drei Stunden? Verstehst du das unter einem kurzen Telefonat?“, schaute mich dieser leicht säuerlich an und schmollte vor sich hin. Scheinbar hatte er sich während der Zeit einen Film von meiner Platte angemacht. „Weiber halt“, zuckte ich nur mit den Schultern und wollte eigentlich zu gerne dort weiter machen, wo wir gerade aufgehört hatten, aber da war ich scheinbar der Einzige. „Beim Thema Telefonat: Ich hatte mit Nick gesprochen. Der will sich nächstes Wochenende hier einnisten“, eröffnete mir mein Freund mal so nebenbei. Ganz ehrlich? Ich wollte gerade Sex und der fing mit Nick an. Seufzend setzte ich mich also brav wieder ordentlich hin. „Okay, dann musst du ihn aber Samstag früh bespaßen. Ich muss zum Training.“ Wir planten, für den Abend noch ein paar andere Leute zu fragen, damit wir die Bude hier wenigstens ordnungsgemäß einweihen konnten, dann war das Thema zum Glück vom Tisch und wir waren den restlichen Abend damit beschäftigt, all das nachzuholen, was wir am Mittag angefangen hatten. TBC Über Feedback würden wir uns wie immer freuen :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)