Familiar Taste Of Poison von BeautyRani ((KaixRei)) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Während er auf einem blauen Plastikstuhl saß und an die gegenüberliegende weiße Wand starrte, kam ihm nicht zum ersten Mal der Gedanke auf, wie sehr er Krankenhäuser doch hasste. Hier zu sein bedeutete für ihn nie etwas gutes und er hatte so eine Vorahnung, dass das nun auch das letzte Mal sein würde, dass er sich in einem aufhielt. Zumindest der Umstand wäre beim nächsten Mal ein anderer. Als ihm dieser dann wieder in den Sinn kam, musste er dem Drang widerstehen, seinen Kopf wahrscheinlich schon zum zigsten Mal gegen die hintere Wand zu schlagen. Er hatte es im Gefühl. Sie hatte es diesmal wirklich übertrieben. Die letzten Male war sie lediglich mit einer Verwarnung davongekommen doch nun war es endgültig vorbei. Sie hatte sich aufgegeben, dass hatte er in den letzten Monaten sehen können. Ihr Wille war gebrochen. Er war nicht so töricht, sich diesbezüglich noch irgendwelche Hoffnungen zu machen. Und auch wenn, hätte sie der nach kurzer Zeit kommende Arzt, mit seinen nächsten Worten sowieso wieder vernichtet. „Es tut mir leid, aber wir konnten leider nichts mehr für sie tun.“ Er hatte diese Worte eigentlich erwartet, trotzdem trafen sie ihn hart und schmerzvoll. Seine Mutter hatte sich mit ihrer Alkoholsucht in den Tod gesoffen. Wieso musste sie auch vor etwa zwei Jahren, nach dem Beziehungsaus mit ihrem langjährigen Freund, nur in so ein tiefes Loch fallen? Es hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen. Zuerst hatte sie ihren Job als Verkäuferin verloren und danach ihren Lebenswillen. Sie wurde depressiv und immer öfter hatte er sie, mit zig Flaschen Alkohol um sie herum verstreut, im Wohnzimmer aufgefunden. Oft war sie da gar nicht mehr ansprechbar und komplett betrunken gewesen. Mehrmals hatte er ihre Würgegeräusche aus dem Badezimmer vernehmen können, doch sie hatte mit der Trinkerei trotz allem nicht aufgehört und war dadurch auch das ein oder andere Mal im Krankenhaus gelandet. Auf den ärztlichen Vorschlag hin, deswegen eine Therapie zu beginnen, war sie nie eingegangen. Sie wollte sich einfach nicht helfen lassen. Und er wusste, ohne den nötigen Willen würde auch eine Therapie nicht anschlagen, zu der ihr die Ärzte geraten hatten. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als ihr bei ihrem Suizidversuch zuzusehen. Wenn ein Mensch sterben wollte, konnte ihn niemand und nichts davon abhalten, dies irgendwann auch in die Tat umzusetzen. Und sterben wollte seine Mutter anscheinend auch. Der Tod war keine Bestrafung für sie, sondern eine Erlösung, das wusste er. Wahrscheinlich hatte sie nur darauf gewartet, bis ihr Körper dieses ganze Gift nicht mehr ertrug und sie aus dem Alkoholkoma, in das sie sich getrunken hatte, nicht mehr aufwachen würde. Unweigerlich kam in ihm der Gedanke auf, wie erbärmlich man eigentlich sein musste, sich durch eine Alkoholvergiftung den Tod zu holen. Sie hatte sich die letzten beiden Jahre keinen Deut darum geschert, wie es ihm selbst dabei erging. Er war gezwungen gewesen, sich nach seinem Schulabschluss sofort einen Job zu suchen, um seine Mutter und sich irgendwie über die Runden zu bringen. Seine ganzen Pläne mit Studium und einer erfolgreichen Zukunft waren in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Es hatte nur für eine kleine schäbige 1-Zimmer-Wohnung in einer nicht gerade sehr angenehmen Gegend gereicht. Anfangs hatte sie sich mit dem übriggebliebenen Geld ihre Suchtmittel gekauft und als er sich dann geweigert hatte, ihr dieses zu überlassen, hatte sie angefangen zu klauen, ohne über die dazugehörigen Konsequenzen nachzudenken. Danach wurde er regelrecht dazu gezwungen ihr den Alkohol legal zu kaufen, da er seine Mutter nicht im Gefängnis sehen wollte. Immerhin hatte sie sich 18 lange Jahre alleine um ihn gekümmert, bevor sie dann zu einer Gefahr ihrer selbst wurde. Diese 18 Jahre wollte er ihr zurückgeben auch wenn das bedeutete, ihr weiterhin ihre Droge zu besorgen und ihren Tod damit heraufzubeschwören. „Kai, hast du mich gehört?“, vernahm er plötzlich wieder die Stimme des Arztes und sah auf. Er war nicht überrascht gewesen, als ihn dieser mit seinem Vornamen angesprochen hatte, schließlich kannte er ihn und seine Mutter durch die letzten Male ihrer Einweisung in dieses Krankenhaus. „Ich habe dich gefragt, ob du noch andere Verwandte hast, zu denen du gehen könntest?“ Angesprochener senkte wieder seinen Blick, als er antwortete: „Nein, niemanden mehr.“ Erstaunt und mitfühlend blickte ihn der Mann im weißen Kittel an. „Und was ist mit deinem Vater?“ Diese Frage ließ ihn kurz innehalten. Seit er denken konnte, hatte er keinen richtigen Vater gehabt, bis auf die Kerle, die seine Mutter mit nach Hause geschleppt hatte. Als er dann alt genug gewesen war, um sie nach seinem leiblichen Vater zu fragen, hatte sie ihm lediglich dessen Namen verraten und das es nicht mehr war, als ein dummer One-Night-Stand. Ziemlich niederschmetternd zu erfahren, dass man aus dem Affekt heraus gezeugt wurde und sich dadurch wie ein lästiges Insekt ins Leben geschlichen hatte. Trotz allem hatte seine Mutter ihn nicht als solches behandelt und ihm auch viel Liebe entgegengebracht. Sie hatten zwar keine so innige Mutter-Kind-Beziehung, wie man sie ursprünglich in den dafür gesehenen Lehrbüchern fand, trotzdem waren sie sich nahe gestanden und sie hatte ihm niemals das Gefühl vermittelt, ein Störenfried in ihrem Leben zu sein. Lediglich in den beiden letzten Jahren hatte sie ihren Kummer im Suff an ihm ausgelassen und ihn als den größten Fehler ihres Lebens bezichtigt. Natürlich hatte es weh getan, so etwas von der eigenen Mutter zu hören, doch war sie damals nicht mehr sie selbst gewesen und hatte sich nur noch vom Alkohol beeinflussen lassen. „Kai?“, wurde er abermals durch die Stimme des Arztes aus seinen Gedanken gerissen. „Wenn du willst kannst du ein letztes Mal ins Krankenzimmer gehen und dich von deiner Mutter verabschieden. Ich werde derweil das Jugendamt informieren.“ Ein freudloses Lächeln schlich sich dabei auf seine Züge. Er hatte sich schon vor Monaten von ihr verabschiedet, da er wusste, dass das alles so enden würde. Trotzdem stand er vom Stuhl auf und begab sich mit langsamen Schritten in das besagte Zimmer. Dort angekommen, nahm er sofort die erdrückende Stille wahr. Eine Stille, die das Ende seiner Mutter symbolisierte. Die noch vorhin so laut piepsenden Geräte waren ausgeschaltet und sie war von jeglichen Schläuchen befreit worden. Als er sich ihrem Bett näherte und in ihr bleiches Gesicht blickte, trat ein wehmütiges Lächeln auf seine Lippen. Sie war tot. Sie wurde erlöst. Sie war frei... ~***~ Mit gemischten Gefühlen blickte er auf das Grab seiner verstorbenen Mutter, welche nur ein paar Tage zuvor hier auf dem Friedhof beerdigt wurde. Mittlerweile waren bereits zwei Wochen vergangen und seine Abreise in ein neues Leben stand kurz bevor. Er war wirklich überrascht gewesen, als er erfahren hatte, dass seine Mutter vor ein paar Jahren Vorkehrungen für ihn getroffen hatte, sollte sie jemals frühzeitig sterben. Diese Vorkehrung bestand darin, dass sie ihre Vormundschaft nach ihrem Tod an seinen leiblichen Vater abgab und Kai, sollte er da noch nicht volljährig sein, danach zu diesem ziehen musste. Es hatte zwar einige Tage gedauert, doch hatte das Jugendamt seinen Vater schlussendlich ausmachen können, um ihm diese Nachricht zu überbringen. Kai konnte sich nur ansatzweise dessen Gesichtsausdruck vorstellen, als er von der Existenz ´seines` Sohnes erfahren haben musste, hatte seine Mutter ihm schließlich erzählt, dass dieser nichts von ihm wusste, da sie ihn nach ihrer gemeinsamen Nacht nie wieder gesehen hatte. Zuerst wusste er nicht, ob er ihrem Wunsch folgen sollte, war er schließlich bereits 19 fast 20 und somit nicht mehr verpflichtet dieser Forderung nachzukommen. Doch irgendwie hatte ihn die Neugierde gepackt. Wie war sein Vater wirklich? Sah er ihm ähnlich? Würde er sich über einen Sohn freuen oder ihn lieber zum Teufel schicken? Alles Fragen auf die er gerne seit Jahren eine Antwort hätte und nun endlich die Gelegenheit bekam, das alles herauszufinden. Und auch wenn es sich nur als ein kurzer Besuch in Amerika herausstellen sollte, müsste er sich dann nicht vorwerfen lassen, nie die Chance ergriffen zu haben seinen Vater kennen zu lernen. Danach konnte er sein Leben weiterleben...alleine. „Kai, kommst du?“ Diese Stimme gehörte zu einem Mitarbeiter vom Jugendamt, der ihn zum Flughafen fahren sollte, da sein Vater nicht in Tokio, sondern in den vereinigten Staaten lebte. Ein letztes Mal sah er auf den Grabstein seiner Mutter und strich einmal mit der Hand über ihren Namen, bevor er sich erhob. „Ruhe in Frieden, Mutter“, waren seine letzten Worte, als er sich dann von dem Grab abwandte und seiner ganzen Vergangenheit in Tokio vorerst den Rücken zukehrte - einer ungewissen Zukunft entgegen schreitend. --------------------------------------- Hoffe ich hab ein paar Interessenten für die Story gefunden, würde mich freuen^^ LG Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)