Against The Darkness von KenIchijoji ================================================================================ Kapitel 1: 1. Kapitel: Dunkle Winternacht ----------------------------------------- 1. Kapitel: Dunkle Winternacht   18. Dezember 2009 Tokyo, Japan Ken hörte das Telefon von seinem Zimmer aus zwar mehrfach klingeln, doch er hatte nicht den Mut, aufzustehen und den Hörer abzuheben, auch auf die Gefahr hin, dass es seine Mutter war und diese sich nun Sorgen machen würde. Noch immer stand er unter Schock, diese Stimme wollte er nicht noch einmal hören. Sie war ihm so bekannt vorgekommen, doch in seinem Kopf herrschte nur ein einziges Durcheinander, er konnte sie beim besten Willen nicht zuordnen. Er wusste nicht einmal, wie lange er hier schon saß und sich den Kopf über den mysteriösen Anrufer zerbrach. Vielleicht eine Stunde, vielleicht auch schon zwei oder drei, Zeit existierte nicht mehr, Ken registrierte nur die erdrückende Finsternis um sich herum und die Panik, die allmählich in ihm aufstieg und drohte, ihn zu ersticken. Irgendwann war er wieder aus dem Bett gekrochen und hatte sich im immer noch dunklen Zimmer an den Schreibtisch gesetzt. Seit einiger Zeit verspürte er außerdem ein Brennen im Nacken, genau an der Stelle, in die vor zehn Jahren die verhängnisvolle Saat der Finsternis in seinen Körper eingedrungen war. Diese Saat hatte ihn zu etwas gemacht, dass er niemals hatte sein wollen. Noch nach all den Jahren machte er sich Vorwürfe deswegen, obwohl ihm die anderen Digiritter längst verziehen hatten und sie Freunde geworden waren. Ken konnte sich einfach nicht vergeben, dass er die Digimon so gequält und ein Monster wie Chimeramon hatte erschaffen müssen.   In seinem Zimmer war es stockfinster, die einzige Lichtquelle war sein D-Terminal, welches der Schwarzhaarige seit einiger Zeit in der Hand hielt. Er hatte eine E-Mail an seinen besten Freund Daisuke eingetippt, doch noch fehlte ihm der Mut, auf Senden zu drücken. Er hatte Angst davor, sich wieder verletzlich zu machen, denn auch wenn er seinem besten Freund vertraute, fiel es ihm nach allen den Jahren ihrer Freundschaft immer noch schwer, sich diesem gänzlich zu öffnen und ihn um Hilfe zu bitten. Er schaffte es ja nicht einmal den Mut aufzubringen, endlich das Licht einzuschalten. Außerdem wollte er Daisuke nicht in Panik versetzen, vielleicht waren seine Nerven auch einfach wieder überreizt durch das viele Lernen? Die Schmerzen in seinem Nacken nahmen von Minute zu Minute zu und verschlimmerten sich, sein Körper wurde mit jeder weiteren Minute schwächer und leichter angreifbar. Er hatte das Gefühl, mit der Finsternis um sich herum zu verschmelzen und langsam zu verschwinden, in ihr zu versinken, wie gefesselt von Fäden der finsteren Mächte. Als ihm schließlich vor Schmerzen und Furcht die Tränen kamen, schickte er seinen Hilferuf endlich ab. Erschöpft und völlig verzweifelt ließ er das Terminal neben sich herabsinken, hielt sein Digivice weiterhin fest umklammert und versuchte verzweifelt sich wach zu halten und nicht dieser Kraft nachzugeben, die ihn in die Tiefe zu ziehen versuchte. Er wollte aufstehen und endlich das Licht einschalten, doch da die Schmerzen weiterhin zunahmen, sank er schließlich auf dem Boden zusammen. „Daisuke… Wormmon… helft mir...“, flüsterte er noch leise, bevor um ihn herum alles in Finsternis versank und er das Bewusstsein verlor.   ~*~ Daisuke war gerade vom Training nach Hause gekommen, als er von Jun erfuhr, dass Hikari angerufen hatte. Er schleuderte die Tasche in die nächste Ecke, stopfte die Schuhe hastig in den Schrank und lief dann so schnell er konnte zu seinem Zimmer, natürlich nicht ohne sich einmal auf die Nase zu legen. Jun stand nur kopfschüttelnd an der Eingangstüre und dachte sich stillschweigend ihren Teil dazu. Kaum hatte Daisuke seine Zimmertür hinter sich geschlossen, wählte er bereits Hikaris Nummer und ließ sich mit dem Telefonhörer in der Hand aufs Bett fallen. Als Hikari sich schließlich meldete, war ihre erste Frage sofort, ob Ken denn bei ihm sei, was er verwundert verneinte. Aber er blieb ruhig, um Hikari nicht aufzuregen, denn bei ihm meldeten sich bereits die ersten Alarmglocken. Er kannte Hikari recht gut und wusste ganz genau, dass sie diese Frage nicht ohne Grund gestellt hatte. Im gleichen Moment piepste auch noch sein Terminal, sodass er dieses ebenfalls zur Hand nahm, um nachzuschauen, wer ihm geschrieben hatte. Während er Hikari weiter zuhörte, las er die Nachricht und erstarrte förmlich zur Salzsäule. Hikari hatte ihn währenddessen am Telefon darum gebeten, nach Ken zu schauen, da sie so ein Gefühl hatte, dass möglicherweise etwas passiert war. Daisuke schluckte erst einmal, bevor er zu sprechen begann. Wie verdammt Recht Hikari doch wieder einmal hatte. Nachdem er sich gefangen hatte las er Hikari ohne weitere Vorwarnung die Nachricht auf dem D-Terminal vor, sie war von Ken.   »Daisuke… Ich habe mir eigentlich geschworen, dass ich dich nie wieder in irgendetwas hineinziehe, aber… ich glaube ich brauche Hilfe. Irgendetwas… stimmt hier nicht, ich habe Angst... furchtbare Angst, irgendetwas will mich in die Finsternis ziehen und dann war da noch dieser Anrufer, ich… Daisuke ich brauche dich! Deshalb bitte... Hilf mir! Ken« Einen Moment herrschte Schweigen, doch dann wurde sie von Hikaris Stimme durchbrochen. „Wir solltensofort zu ihm Daisuke, ich will nicht, dass ihm etwas passiert! Wir treffen uns in 15 Minuten an der Haltestelle nach Tamachi!“, rief sie aufgewühlt ins Telefon und legte dann auf. Daisuke wusste, dass sie sich beeilen mussten, bevor noch etwas Schlimmes geschah. Wenn Ken einmal von der Finsternis ergriffen wurde, kam er da ohne ihre Hilfe nicht mehr heraus, zumindest war es in der Vergangenheit immer so gewesen. Auch Hikari wäre damals ohne Takerus Hilfe nicht wieder von diesem unheimlichen Meer der Dunkelheit weggekommen. Er griff sich sein Terminal, das Digivice und sein Handy, stopfte alles in seine Jacke und verließ dann sein Zimmer. Im Flur zog er noch seine Schuhe an, steckte einen Schlüssel in die Hosentasche, da er nicht wusste, ob Jun noch zu Hause war oder nicht und rannte los zur Bahn-Station in Richtung Tamachi. „Ken… Ich komme, ich lass dich nicht im Stich!“, flüsterte er leise in den kalten Wind dieser finsteren Winternacht. Nachdem Daisuke aufgelegt hatte, packte auch Hikari nur das Nötigste in ihre Manteltasche, schlüpfte in ihre warmen Winterstiefel und machte sich sofort auf den Weg zur Bahn. Immer wieder ging sie im Kopf Kens Nachricht durch. Sie wusste einfach nicht, was das alles zu bedeuten hatte und das verunsicherte die 18-Jährige. Dass er ernsthaft in Schwierigkeiten steckte, war das Einzige, dem sie sich sicher war, immerhin hatte sie ja auch noch diesen sechsten Sinn dafür, wenn etwas nicht stimmte. Doch die Nachricht warf einfach viel zu viele Fragen auf. Was war das für ein Anrufer gewesen, von dem Ken gesprochen hatte. Worum ging es in dem Anruf? Hatte Ken den Anrufer erkannt, dass er solche Angst hatte? Oder war er am Ende vielleicht sogar von jemandem bedroht worden? Da sie selbst aber ein komisches Gefühl verspürte, wusste sie eines ganz genau: Es hatte irgendetwas mit der Digiwelt zu tun. Seit sie damals auserwählt worden war, hatte sie immer wieder Veränderungen in der Welt ihrer digitalen Freunde verspürt. Schließlich holte sie ihr Handy hervor und rief in ihrer Verzweiflung noch einmal Koushiro an, erzählte ihm von der mysteriösen Email von Ken und bat ihn darum, herauszufinden, was in der Digiwelt los war und ein Meeting mit den übrigen Digirittern zu organisieren. Hikari selbst würde mit Daisuke und hoffentlich auch Ken später hinzustoßen. Nachdem sie aufgelegt hatte, schien sie schon etwas gefasster zu sein. Da Daisuke die E-Mail erhalten hatte, war Ken zumindest zu diesem Zeitpunkt noch in dieser Welt oder der Digiwelt gewesen, darauf hatte sie Koushiro hingewiesen, als sie mit ihrer Theorie anfing, Ken könne wieder ans Meer der Dunkelheit gegangen sein. Keiner außer Ken und ihr kannte den wahren Schrecken dieses Ortes und sie hoffte, dass auch niemand sonst jemals diese Erfahrung machen musste, geschweige denn sie oder Ken erneut. Fest umklammerte sie ihr Digivice und betete, dass ihm nichts passiert war und ein paar Tränen mischten sich mit der eisigen Winterluft und einigen Schneeflocken, die herabfielen. Nach einigen weiteren Minuten hatte sie dann schließlich die Bahn Station erreicht und wartete dort auf Daisuke, dessen Weg um einiges länger war als ihr eigener. Gemeinsam mit Daisuke stieg Hikari wenig später in einen Zug nach Tamachi ein. Auf ihrer 15 Minuten langen Fahrt erzählte Hikari ihm von ihrem Gespräch mit Koushiro und ihren Fragen zu der gesamten Situation. Daisuke gelang es ganz gut, sie einigermaßen zu beruhigen, sodass sie beide relativ gefasst zu Ken gehen konnten. Vor der Wohnungstüre angekommen durchfuhr sie beide eine heftige Gänsehaut, denn es war stockfinster und eine Eiseskälte umgab den Gebäudekomplex. Nichts deutete drauf hin, dass sich jemand hier befand und auch auf ihr Klingeln reagierte niemand. Vorsichtig drückte Hikari die Klinke herunter nur um überrascht festzustellen, dass die Tür nicht abgeschlossen war. „Sag mal, Daisuke? Schließt Ken nie die Tür ab?“ Daisuke zuckte mit den Schultern, denn irgendwie wunderte ihn dieses nachlässige Verhalten. Das kannte er von dem sonst so vorsichtigen Jungen gar nicht. Normalerweise schlossen seine Eltern und er immer die Türe ab. Im Flur erblickte Daisuke den blinkenden Anrufbeantworter und ohne weiter darüber nachzudenken, drückte er den Knopf zum Abhören der Nachrichten. Die ersten beiden schienen die von Hikari zu sein, da man nur hörte, wie der Anrufer aufgelegt hatte. Die dritte Nachricht war von Kens Mutter. „Hallo mein Liebling, ich muss heute leider eine Doppelschicht arbeiten, da meine Kollegin sich um ihre kranke Tochter kümmern muss, ich werde dann bei meiner Chefin übernachten, damit ich nicht nachts noch durch den Schneesturm gehen und den langen Weg mit der Bahn fahren muss. Dein Vater sitzt wegen des Sturmes in Osaka fest und wird auch erst morgen nach Hause kommen. Bestell dir etwas zu Essen, Geld ist in der Dose in der Küche. Bis Morgen dann mein Schatz, pass auf dich auf.“   Hikari schaute Daisuke mit einem vorwurfsvollen Blick an. „DAISUKE!“, zischte sie leise und mit deutlicher Empörung in der Stimme, „du kannst doch nicht einfach den Anrufbeantworter anderer Leute abhören! Das gehört sich nicht! Du wärst auch nicht begeistert, wenn ich das bei dir machen würde!“ Daisuke kratzte sich verlegen am Hinterkopf und nickte dann, da er sich bewusst war, dass sie schon irgendwo Recht hatte, er hatte einfach mal wieder gehandelt ohne nachzudenken. „Aber zumindest wissen wir jetzt, dass wir bis morgen Abend Zeit haben, um Ken zu finden, bevor seine Mutter Alarm schlägt!“ Hikari nickte und hoffte inständig, dass er einfach nur schlafen würde. Vorsichtig öffnete sie seine Zimmertür und schaltete das Licht ein. Sie schaute sich um und schrak dann zusammen. „KEN!“, rief sie geschockt und mit zittriger Stimme, ehe sie sich neben ihn kniete, Daisuke direkt daneben. Beide schauten einander an und dachten wohl das exakt Gleiche. Was war mit Ken passiert? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)