Segelflug der Kirschblüte von Pairo (Verwebungen der Zeit - Uralt und frei) ================================================================================ Kapitel 2: Eine einsame Gießkanne --------------------------------- Der Weg zog sich aus der Hektik der Stadt, über Reisfelder und Wiesen, kleine Hügel und Wäldchen, bis zu einem entfernten Randgebiet. Weit abgeschnitten von Menschenmassen und Dreck. Die Landschaft stand nun - zur späten Sommerzeit - in voller Pracht, von der untergehenden Sonne in ein oranges Licht getaucht, welches alles wärmer erschienen lies. Naruto hatte das Mädchen neben sich los gelassen und stattdessen die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Da er nicht wusste wohin ihm nun zu sehen erlaubt war – ohne dabei unfletig zu wirken – hatte er den Blick in den dämmernden Abendhimmel geworfen. Immerhin trug Sakura – den Namen hatte er sich fest gemerkt! – nichts weiter, als seinen Mantel. Auch wenn sie offiziell eine Sklavin war, sprach er ihr noch immer die Würde einer jeden Frau zu. Ihre Entehrung auf dem Dorfplatz war mehr als genug gewesen! Da musste nicht auch noch er starren. Obwohl der Blonde nicht mundfaul war, wusste er wenig zu sagen, denn jeder Versuch ein leichtes Gespräch zu beginnen, war an einer Mauer schwermütigen Schweigens erstorben. Von seiner eigenen Unfähigkeit mit dieser Situation umzugehen, eingeschüchtert teilte er nun ihr schwermütiges Schweigen. Dabei war er jedoch stets bedacht, ein besonnendes Lächeln auf dem Gesicht zu führen, um der Situation wenigstens ansatzweise ihre unsicher-angstvolle Stimmung zu nehmen. Glücklicherweise dauerte der Fußmarsch nicht länger, als eine halbe Stunde und so hatte Naruto schon bald Grund, seine Stimme doch zu erheben. „Bald sind wir am Ziel!“, erklärte er bemüht unbefangen und lenkte ein fast vorsichtiges Lächeln in Richtung des schweigenden Mädchens neben sich. Irgendwie fühlte er sich noch immer schuldig und schmutzig, allein weil sie wohl schlecht von ihm denken musste. Sakura ihrerseits hatte die Worte vernommen und nickte nur leicht. So recht konnte sie sich nicht an der schönen Gegend erfreuen. Die Angst vor der Ungewissheit schnürte ihr die Kehle zu. Sie wusste nicht, was sie von diesem – sicher nur scheinbar – so sanftmütigen Kerl neben ihr halten sollte. Niemand erwarb einen anderen aus purer Nächstenliebe. Zudem konnte man aus seinen Sachen schließen, dass er mit zwielichtigen Geschäften sein Geld verdiente. Söldner vielleicht…oder gar als Ninja. (Sakura kannte sich nicht allzu gut mit derartigen Berufen aus.) Nichts Gutes erzählte man sich über derlei meuchelndes und in der Dunkelheit lebendes Volk. Sie zog den Mantel beständig enger um ihre bloßen Schultern, vergrub die dürren Fingerspitzen in dem herben Stoff und unterdrückte jegliches Zittern. Obwohl es warm war – und auch der Mantel wohlige Wärme spendete – fror sie am ganzen Körper. Ihre bloßen Füße schmerzten noch immer von den tagelangen Märschen, die sie mit dem Händler unternommen hatte, ein Großteil der zerschlissenen Haut war jedoch betäubt. Nun wusste sie nicht, ob sie froh sein sollte, als das bereits von Naruto angedeutete Haus in Sichtweite rückte. Einmal dort angekommen, stieß der Junge beherzt die Tür auf, offenbar verhalf ihm irgendetwas – oder irgendjemand – im Haus, Befindliches zu neuem Mut. Zumindest äußerlich. Aus den Augenwinkeln konnte Sakura beobachten wie seine aufeinander gepressten Lippen zitterten und die Pupillen unsicher herum fuhren. „Brüderchen! Bist du anwesend? Ich bin zurück! Zeig dich, wir haben Besuch!“ Sakura schauderte. Es lebte also mindestens noch ein zweiter Mann hier. Vielleicht war sie gar nicht für diesen – irgendwie zwielichtigen, aber auf seltsame Weise sympathischen – Kerl neben sich bestimmt, sondern eine Art Geschenk für dessen Bruder. Ihr graute bei dem Gedanken. Die etwas nervige Stimme neben ihr – Naruto hatte in seinem heimelichen Domizil offenbar an Selbstbewusstsein gewonnen und seine Stimme lauter und schneller werden lassen – riss sie aus den Gedanken. „Naja. Was soll auch! Ist ja egal, was?“, entschuldigend lächelte er sie an, sein Blick blieb an den schmutzigen rosa Haarsträhnen hängen und führte von dort zu ihrer dreckbefleckten Haut. Der viele Schmutz lies nur schwer erahnen, wie sie denn nun wirklich aussah. Außerdem dämmerte es sogar dem nicht ganz so hellen Ninja, dass eine Frau sich in diesem Zustand gewiss unwohl fühlte. Aber wie sollte er den Vorschlag nun unterbreiten, der sich in seinem Kopf entfaltete, ohne dabei pervers zu wirken? „Ahm…“, etwas errötet und mit schüchternem Seitenblick versuchte er einen Anfang. „Ich könnte dir erstmal zeigen, wo das Bad ist…“ Sakura glaubte zu spüren, wie ihr Ohr bei diesen Worten zuckte. Sie hasste den Schmutz der sie umgab, fühlte sich mittlerweile, als wäre der Dreck bereits eins mit ihr geworden. Wasser war somit sehr weit oben auf der Liste ihrer sehnlichst erwünschten Dinge. Schmerzfreiheit stand jedoch mindestens genauso hoch und sie war sich sicher, dass so eine Einladung zum Bad mit daran geknüpften Bedingungen verbunden war. Doch würden die Forderungen, die Sakura erwartete, gewiss ohnehin früher oder später laut werden. „Wollt ihr mir den Weg nur zeigen, oder dort mit mir verweilen?“ Sakura erschrak über den Klang ihrer eignen Stimme. Sie klang tot, rau und fremd, als hätte jemand anders die Worte durch ihren Mund gelenkt. Sie wusste, dass dieser Satz vermessen war und krallte sich erneut in den orangen Saum des schwarzen Mantels. Doch war es wichtig, langsam zu testen, wie weit sie gehen konnte. Der Zorn des anderen blieb jedoch aus. Stattdessen begann die Röte auf seinem Gesicht zuzunehmen und er das Stammeln anzufangen. „N-natürlich nur z-zeigen! Was…denkst d-du denn von mir?...Kusoooo…“, brachte er schließlich hervor, das letzte Wort nur kaum hörbar zischelnd. Erstmalig fiel ihm auf, dass er Sakura duzte, was sich nicht ziemte. Aber da er es einmal angefangen hatte – und auch allgemein nichts von solch affektierten Sitten hielt – beschloss er, es dabei zu belassen. Für wenige Sekunden flog der Schatten eines Lächelns über Sakuras Gesicht. Diese Reaktion hatte sie wiederum nicht erwartet. Doch wurde sie sofort wieder ernst. Sie kannte und vertraute ihm nicht. Keiner wusste, zu welchen Tricks er bereit war. Doch folgte sie ihm in das Bad. Dort angekommen bummelte Naruto nicht lange herum, sondern entfachte das Feuer unter der großen, imposanten Steinwanne. Sakura war etwas erstaunt von der inneren Ausstattung, die dieses Haus besaß. Offenbar hatte der junge Kerl eine Menge Geld heran geschafft…oder hatte geerbt. Die Wände besaßen Vertiefungen, die einige Lampen beherbergten, welche wiederum ein warmes, schummriges Licht in dem ansonsten dunklen, fensterlosen Raum verbreiteten. In einem am Rande platzierten Tontopf wuchs ein Farn und das Feuer unter den rauen Wannensteinen knisterte beharrlich vor sich her. „Warte nur kurz, bis es erwärmt ist! Wenn es zu heiß wird, kannst du das Feuer ersticken, indem du diese Metallplatte hervor schiebst.“ Eine derartige Erklärung schien allerdings unnötig, denn Sakura nickte wissend. Ein letztes Mal zufrieden lächelnd, nickte auch Naruto. „Gut! Der Raum lässt sich abschließen, wenn du das nötig findest! Rufe, wenn du etwas brauchst! Ich heiße Naruto, vergiss das nicht!“, klärte er noch voller Elan und bereits im Gehen auf. Sakura starrte ihm verwirrt hinterher, die Badezimmertür hatte der Junge im Gehen geschlossen. Einige Minuten stand sie regungslos da, ehe sie langsamen Schrittes zur Tür ging und den Schlüssel herum drehte. Als hätte man ihr Stützen aus dem Körper gezogen, glitt sie an der Tür in sich zusammen. Nun fühlte sie sich besser. Das glaubte sie zumindest, doch verweilten diese Gedanken der Sicherheit nicht lange in ihrem Kopf. Sakura schalt sich selbst. Wieso versuchte sie nicht, sich wenigstens etwas zu entspannen? Der Junge, der sie hier her gebracht hatte wirkte so nett und vor allem ehrlich. Es war schwer ihm nicht zu glauben, wenn er dieses Lächeln an den Tag legte. Es sah so wahr aus. Selbst, wenn alles eine böse Intrige war, wäre es sicher lohnend, sich einfach einzubilden, dass alles in Ordnung sei. Wenigstens für kurze Zeit. Trotzdem konnte sie auf der Hut sein. Konnte sie es wirklich trotzdem? Wenn sie es realistisch betrachtete war so Vertrauen nicht möglich. Sie würde einen Mittelweg finden müssen. Zumindest, bis sie genauere Informationen über diesen Naruto einholen konnte. Langsam und wankend stand sie auf, war sich dem Schmerz ihrer Füße nun wieder voll bewusst. Wie herrlich! Ohne dieses schmerzliche Zucken hätte sie nicht gewusst, ob sie wirklich, oder in einem Traum gefangen war. Langsam lies sie sich in das noch kühle Wasser sinken, spürte wie es ganz langsam wärmer wurde und sie nach und nach wohlig umfing. Dann weinte sie ein bisschen. Da Naruto ein findiger Kerl war, hatte er festgestellt, dass Sakura gewiss einige Kleider brauchte. Doch die Expedition in die Weiten seines Kleiderschrankes – nun, so groß war er nun doch nicht – hatte keinen Erfolg abgeworfen. So musste er sich etwas anderes überlegen. Da seine Gedanken am besten liefen, wenn er etwas im Magen hatte, machte er sich auf den Weg zur Küche. Zudem würde Sakura sicher beeindruckt sein, wenn er sie mit etwas – genießbarem – zu Essen überraschte. Dem zu urteilen, was er aus den Augenwinkeln gesehen hatte, war sie deutlich zu mager. Wie das Schicksal so spielte – und irgendwie schien es dem jungen Ninja doch hold zu sein – warf er einen Blick nach draußen, als er über den Flur schritt. Und was er dort sah, erhellte seinen Gemütszustand! Klare, feine Wassertropfen rieselten auf farbenprächtige Blütenblätter, welche sich filligran unter dem Nass wiegten. Ein lang gezogener Schatten zeichnete sich auf der Blumenpracht ab. Schlanke Frauenfinger umfassten den Griff der gusseisernen Kanne und ein leises, wohliges Seufzen ertönte in der Idylle der natürlichen Ruhe. Einzig der Gesang eines Vogels war zu hören. Dieser endete jedoch abrupt, als ein lauter Ruf vom Haus ertönte. „HYUUGA-SAN!!!“ Unüberhörbar durchschnitt sein Organ die abendliche Dämmerung, die kleine Frau zuckte zusammen, ehe sie sich errötet und mit schüchtern nach unten gewandtem Blick dem Geräuschquell zu wand. „U-uzumaki-sama?“, die Stimme der Gärtnerin war nahezu ein Hauch. Langsam trat sie an das Fenster, die weißen Pupillen fest auf die Kanne gerichtet, die beim Gehen vor ihrem Körper auf und ab wippte. „Oi Hyuuga-san! Gut siehst du aus!“, ein breites, freundliches Grinsen hatte sich auf Narutos Gesicht gelegt, Hinata hingegen drehte sich vor Schüchternheit etwas ein und antwortete nicht. „Sag, du kannst mir doch gewiss helfen, nicht Hyuuga-san? Ich weiß, du bist sehr gut mit Nadel und Faden, nicht?“ Erstaunt warf die junge Gärtnerin einen kurzen Blick nach oben, ehe sie wieder die Seite fixierte. Einige der verbliebenden Vögel badeten entfernt in einer Tränke. „G-gewiss möchte ich euch helfen Uzumaki-s-sama. S-sagt mir nur…w-worum es geht.“, die Zartheit ihrer Stimme lies manches Wort unverständlich werden. Naruto jedoch verstand auch so. Erheitert lachte er auf und lehnte sich aus dem Fenster. „Du solltest zu fürderst besser hinein kommen!“. Mit diesem Satz hatte er bereits die Gießkanne aus ihren Händen genommen, die rundliche Hüfte der kleinen Person umfasst und hob sie kurzerhand durch das Fenster hinein. Hinata – gegen die durch diese Offenheit verursachte Starre ankämpfend – bemühte sich redlich die Füße anzuziehen und nirgends anzustoßen. So pflegte sie es in jeder Lebenslage zu tun… Naruto fackelte jedoch nicht weiter und unterbreitete ihr alsgleich sein Anliegen. „Weißt du Hyuuga-san…Ich brauche Frauenkleider!“ Dieser Satz stand kurz unkommentiert im Raum, bis Naruto schmerzlich bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte. Nervös auflachend, rieb er sich den Hinterkopf, während Hinata ihn fassungslos betrachtete. „Tjahaha! Also nunja…Nicht ICH brauche Frauenkleider, sondern unsere neue Mitbewohnerin!“ Dieser Satz verschlug Hinata kaum weniger die Sprache, als der Erste. Eine neue Mitbewohnerin? Hatte Uzumaki-sama sich heimlich verlobt? Ohne Feier und Aufsehen? Oder hatte er gar eine Mätresse? Diese Gedanken schnürten ihr das Herz ein. Daher bemühte sie sich, diese zu verwerfen. Ihr Uzumaki-san war niemand, der so etwas brauchte! Sicher gab es eine einfache Erklärung dafür. Vielleicht eine neue Angestellte? Da Hinata kein Wort verlor, sondern nur mit zitternden Augen etwas auf dem Boden zu suchen schien, redete Naruto einfach weiter. „Ja weißt du, sie heißt Sakura und ist sehr hübsch! Ich fürchte, sie hat kein Zuhause mehr und da hab ich sie mitgenommen! Kleidung hat sie wohl auch nicht so wirklich, daher dachte ich, du könntest helfen!“ Ihre Augen hefteten sich an den Ninja vor sich. Es war eine seltsame Sache, dass diese obdachlose…schöne…Person keine Kleidung besitzen sollte. Aber gewiss meinte Naruto nur, dass sie nichts Brauchbares besaß. Mit viel Mut setzte Hinata zur Antwort an. „A-ach so. Nun…i-ich…ich bräuchte ihre…Maße…fürchte ich.“ Beim Reden hatte sie sich die Finger vor die Lippen gelegt und fuhr sich mit der anderen Hand durch ihr weich fallendes, blaues Haar. Das Hinata etwas nachdenklich – ja fast geknickt! – wirkte, lächelte Naruto sie etwas sachter an. „Hyuuga-san! Natürlich werde ich dich dafür extra bezahlen. Momentan befindet Sakura sich im Bad. Wenn du anklopfst, kannst du vielleicht hinein. Und bitte Hyuuga-san, nimm ihr doch vorerst einen Yukata von dir mit, ja? Wenn du willst, bezahle ich dir den auch!“ Es war ja wirklich wunderbar, wie freigiebig er auf einmal war. Naruto schluckte. Wo sollte er das versprochene Geld nur hernehmen, nachdem sein Monatsgehalt von dannen gesegelt war? „O-oh…n-nein Uzumaki-sama. Das braucht ihr wirklich nicht zu…tun. Ich leihe ihr g-gern einige Sachen von mir. Und auch das N-nähen…übernehme ich gern…für euch. Und…ähm…und für sie, meine ich! Ich bräuchte nur etwas Stoff…“ Alsgleich hellte sich die Miene des Blonden auf. Diese Hyuuga-chan war eine wundervolle Person! Er wusste schon, wieso er sie so gern hatte! Bei Gelegenheit würde er sich gewiss trotzdem irgendwie bedanken können. „Das ist wundervoll Hyuuga-san! Stoff dürfte im Vorratsraum vorhanden sein. Wir haben noch nicht alles verkauft! Habt vielen Dank dafür!“ Freudig – und ungezwungen, wie er war - strich er ihr übers Haar und rannte alsgleich auf zur Küche. Hinata blickte ihm kurz nach und kämpfte mit der Hitze in ihr. Dann ging auch sie langsamen Schrittes von dannen. Naruto war mittlerweile wieder voller Energie. Er würde ein hervorragendes Essen zubereiten! Mehr symbolisch, als zweckorientiert rollte er die halblangen Ärmel seines Yukatas auf. Los gings! Seine Händen hielten ein Reissäckchen triumphierend in die Höhe. Er hatte es gefunden. Der Ausdruck des Sieges erstarb jedoch schnell au seinem Gesicht. Wie viel Wasser brauchte man zum Reiskochen noch gleich? War es ein Topf voll? Oder…war es nur ein Löffel? Verdammt! Wieso hatte ein Mann wie er sich mit derlei schweren Menscheitsfragen zu plagen? Doch auch hier meinte das Schicksal es erneut gut. Die Eingangstür ging auf und sogleich stürzte der Blonde – das Reissäckchen noch in der Hand – auf den Flur und erblickte seinen Bruder. „Iruka!“ Der Hereinkommende sah müde aus, trug jedoch ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht. „Naruto! Wie geht es dir? Hast du deinen Lohn bekommen?“ Der Junge erstarrte zu einer Salzsäule und brach in ein nervöses Kichern aus. „Jahahaha…bekommen hab ich ihn schon…Und du wirst NIE erraten, was ich Tolles damit angestellt habe!“ Irukas Augenbrauen zogen sich in die Höhe. Das konnte ja heiter werden…Schweigend lauschte er den Erklärungen seines Schützlinges. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)