Mirrors von Drachenengel (Der Spiegel zeigt dir die Wahrheit...) ================================================================================ Kapitel 1: Eternity ------------------- Mirrors ~ „Endlich habe ich dich gefunden, Ciel Phantomhive…“ Ich blinzelte und fand mich in einer völlig fremden Umgebung wieder. Sie bestand aus Dunkelheit und Nebel, nur feine Lichtschwaden, die an das Mondlicht erinnerten, durchdrangen sie, sodass ich wenigstens etwas sehen konnte… Allerdings hatte mir diese dunkle Stimme schon gereicht… die fast ein Flüstern war und doch klar und deutlich in meinen Ohren klang… Ich habe es schon immer gehasst, wenn mir jemand so nah kam. Und doch konnte ich niemanden sehen, aber ich wusste, dass ich hier nicht alleine war. Ein Kichern, was mir eine Gänsehaut bereitete… „Uh… armes Kätzchen, so hilflos ohne seinen Butler…“, hallte es durch die Dunkelheit. Was sollte das? Wollte sich dieses Wesen über mich, Ciel Phantomhive, lustig machen? Plötzlich stand eine vermummte Gestalt vor mir, ich spürte ihren stechenden Blick, auch wenn ich ihre Augen nicht sehen konnte. Und dann streckte sie eine Hand nach mir aus. Nein, das konnte sie sich abschminken! Doch als meine Fluchtinstinkte sich meldeten, schien mich etwas an Ort und Stelle festzuhalten und ich spürte nun eine kalte Hand auf meiner Wange. „Was für ein hübsches Gesicht du doch hast… dein Dämon hat Geschmack…“ Wieder dieses Kichern, jetzt reichte es mir. „Se…!“, begann ich, doch dann durchzuckte es mich wie ein Blitz und ich keuchte vor Schmerz auf. Mein rechtes Auge brannte wie Feuer… Ich konnte meinen Butler nicht zu mir rufen, irgendetwas blockierte den Vertrag, der Sebastian und mich verband. Ich war auf mich allein gestellt mit diesem… Wesen… Lachend entblößte es sein blasses Gesicht, leuchtend grüne Augen und spitze Zähne, das Gesicht von silbernem Haar umrahmt – ein Dämon, schoss es mir durch den Kopf. „Er spürt nicht einmal, dass du in Gefahr bist… wie schade für ihn… und dich… du bist auf dich alleine gestellt, Menschenkind…“, hauchte sie fast schon liebevoll in mein Ohr. Dann zog sie mich an den Haaren zu sich und grinste zufrieden. „Schwach… aber… es wird sicher ein Spaß werden.“ Sie warf mich zu Boden, ich konnte mich gerade noch mit den Händen abstützen, sonst hätte mein Gesicht Bekanntschaft mit dem harten Boden gemacht. Von wegen hübsches Gesicht! Doch erneut keuchte ich vor Schmerz auf, als sie mit ihren Krallen über meinen Rücken fuhr, tief in mein Fleisch schnitt… Ich stand einen Moment lang in Flammen und schrie… „Du bist zäh, Junge… aber nicht zäh genug… ohne deinen Vertrag bist du wie jeder andere Mensch auch: schwach und bedeutungslos…“ „SCHWEIG!“ Endlich hatte ich meine Stimme wiedergefunden, „Du hast keine Ahnung… du weißt gar nichts… dieser Vertrag ist unbrechbar… er endet erst, wenn meine Rache erfüllt ist… so lange lebt meine Seele weiter und du wirst sie mir nicht nehmen, sie gehört einem Dämonen und nur er wird sie sich holen, verstanden?“ Die letzten Worte hatte ich geschrieen. Gleichzeitig spürte ich ein seltsames Kribbeln in meinem Körper, mein Herz fing heftig an zu schlagen… und dann… „Verfluchtes Gör!“ Der Dämon packte mich am Hals. Sein Gesicht zierte ein Kratzer, aus dem viel Blut quoll… ich hatte ihn verletzt, nur wie? Unglaublich… Doch ich hatte keine Zeit nachzudenken, denn der Dämon drückte mir in seiner Raserei langsam die Luft ab. „Dir wird nun niemand mehr helfen…“ Doch da irrte er sich gewaltig. Denn ich spürte sie wieder… die Verbindung zu Sebastian. „Sebastian! Töte diesen Dämon und rette mich! Das ist ein Befehl!“, rief ich mit letzter Kraft. „Yes, my Lord…“ Seine vertraute Stimme klang mir in den Ohren, als ich blinzelte, umgaben mich unzählige schwarze Federn und eine angenehme Wärme stieg in mir auf. „Du wagst es, Hand an meinen jungen Herrn zu legen? Das werde ich dir nie verzeihen!“, hörte ich Sebastians dunkle, tiefe Stimme sagen, ehe ich das Bewusstsein verlor. ~~~ „Junger Herr?“ Müde schlug ich die Augen auf. Sebastian kniete neben mir und musterte mich eingehend. Seine Handschuhe waren teilweise mit Blut getränkt, ein Zeichen, dass er mit diesem Dämon gekämpft und gesiegt hatte. Er war eben perfekt… Er würde alles tun, was ich ihm befahl… solange ich lebte. Und ich fühlte mich gerade sehr wohl… „Ihr habt lange genug geschlafen… es ist Zeit aufzuwachen…“ Was? ~~~~ Langsam kam ich zu mir… Es war nur ein Traum gewesen. Aber… er war so verdammt real… Plötzlich durchzuckte mich ein stechender Schmerz, von meinem Rücken ausgehend. „Verzeiht, junger Herr, aber ich muss Eure Wunde reinigen…“, hörte ich Sebastians vertraute Stimme sagen. Also war es doch kein Traum… oder doch? Ich war mir nicht sicher… „Was ist… passiert?“, fragte ich leise, während er mit einem Tuch den Schnitt auf meinem Rücken säuberte und verband. „Ein Dämon ist in Eure Träume eingedrungen… er beherrscht die Fähigkeit den Träumenden Verletzungen zuzufügen, die auch in der Realität weiter existieren. Eine ziemlich heimtückische Fähigkeit… genau wie das Gift in seinen Krallen…“ Ich stutzte. „Sagtest du gerade Gift?“ Sebastian nickte. „Ja, leider. Aber ich kümmere mich gerade darum… dieses Gift dient der Blutverdünnung… ähnlich wie Rattengift… bei dem die Tiere innerlich verbluten, weil das Blut nicht mehr genügend gerinnt… aber zum Glück ist die Wunde nicht besonders tief und die Konzentration des Giftes nicht hoch…“ Jetzt verstand ich… was für ein hinterhältiger Dämon! „Sebastian… dieser… Dämon hat mir etwas gesagt… er deutete an, dass er unseren Vertrag brechen könnte…“ Sebastian sah mich eine Weile nachdenklich an. „Sein Gift greift Vertragsobjekte an… aber es ist nicht so stark, dass es einen Vertrag wie unseren brechen könnte…“, meinte er schließlich, „Außerdem… könnte er es gar nicht…“ „Warum?“, hakte ich nach. Mein teuflisch guter Butler lächelte nun leicht. „Ihr überrascht mich immer wieder, junger Herr…“ Fragend zog ich meine Augenbrauen hoch und Sebastian begann zu erklären. „Ihr selbst habt den Vertrag beschützt… eure Seele war so stark, dass sie die Blockade, die bis dahin bestand, zerbrochen hat und Ihr mich so rufen konntet… Das war es also, was ich die ganze Zeit über gespürt hatte. Doch dann riss mich etwas aus meinen Gedanken. Ein schwacher metallischer Geruch drang zu mir durch, Blut? Verwirrt sah ich, soweit ich es konnte, an mir herunter. Nein, keine weitere Wunde war zu sehen… mein Blick wanderte zu Sebastian, der meinen Verband überprüfte. Nein, er konnte sich doch nicht etwa verletzt haben? Und wenn, dann würden seine Wunden schnell wieder verheilen, es konnte also nichts Gravierendes sein… Schließlich schien mein Butler zufrieden mit seinem Werk und richtete sich auf. „Ihr solltet Euch heute ausruhen… der Schnitt war nicht tief, aber die Wunde kann sich jederzeit wieder öffnen und… hic…“ Ich blinzelte. Was war das gerade eben? Sebastian räusperte sich, anscheinend war ihm das doch unangenehm. „Bleibt heute –hic- im Bett, junger –hic- Herr. Ich werde mich –hic- um Eure Termine kümmern oder sie –hic- notfalls absagen. Wenn Ihr mich –hic- jetzt entschuldigt…“ Fast schon fluchtartig verließ er mein Zimmer und ich konnte nur die verschlossene Tür anstarren. Was war das eben? Sebastian bekam Schluckauf? Bekamen Dämonen überhaupt Schluckauf? Das war wirklich seltsam. Und kein gutes Zeichen, so wie Sebastian reagiert hatte, er war sicher geflohen. Das beunruhigte mich nun doch ein wenig. Vielleicht sollte ich ihn fragen, immerhin konnte er mich ja nicht belügen. Ja, der Vertrag… erneut zuckte ich zusammen… mein Auge schmerzte… schon wieder. Wie in meinem Traum, als ich nach meinem Butler gerufen hatte… Sofort nahm stellte ich mich vor den nächstbesten Spiegel und blickte hinein… ich erstarrte. Das Vertragszeichen, das sonst immer violett schimmerte, hatte sich blutrot verfärbt… was hatte das zu bedeuten? Ich erinnerte mich zwar an Sebastians Worte, dass das Gift des Dämonen Vertragsobjekte angriff, doch trotzdem machte ich mir Sorgen. Dieser brennende Schmerz war nicht normal… vielleicht sollte ich da doch noch einmal nachhaken… aber… wieso sollte Sebastian mir etwas verheimlichen? So langsam kamen mir Zweifel… ~~~~ „Sebastian?“ Fragend blickte mich mein Butler an. „Du hast es doch auch gesehen, oder?“, begann ich etwas zögernd, aber ernst, „ Das Vertragszeichen… es wandelt sich… es hat eine andere Farbe angenommen… ist das… normal?“ Einen Moment schwieg er, bevor er wieder lächelte. „Ihr müsst Euch keine Sorgen machen, junger Herr… ich sagte Euch bereits, dass das Gift dieses Dämonen daran schuld ist… es wird sich aber wieder in seinen alten Zustand wandeln, wenn Eure Wunde langsam verheilt. Dann ist auch das Gift unwirksam.“ Irgendwie hatte ich erwartet, dass er etwas Ähnliches zu mir sagen würde… dennoch war ich mit dieser Antwort nicht zufrieden. „Sebastian… du weißt noch mehr über diesen Dämon und seine Fähigkeiten. Verrate sie mir. Das ist ein Befehl!“ Und wieder begann mein Auge zu schmerzen… so sehr, dass ihm sogar Tränen entwichen… Doch ich starrte nur meinen Butler an, die Arme verschränkt, auf eine Antwort wartend… „Junger Herr…“ Ich schluckte, sein Blick wirkte plötzlich irgendwie… getrübt, als er anfing zu reden. „Ihr solltet Euch nicht überanstrengen… eure Verletzung muss ausheilen… ich werde Euch einen Tee zubereiten, der wird Euch gut tun…“ Und dann verließ er den Raum… Ich erstarrte. Er hatte meinen Befehl missachtet… das tat er sonst nie! Nie! Ich zitterte, mir war plötzlich schrecklich kalt… Außerdem hatte ich ihn wieder wahrgenommen, den Geruch von Blut… Sebastian war verletzt, da war ich mir ganz sicher! Warum sagte er nichts? Wovor wollte er mich schützen? Irgendwie wurde er mir immer fremder… Ich musste mit ihm reden, ich wollte endlich die Wahrheit herausfinden… Also stand ich, trotz Sebastians Aufforderung mein Bett nicht zu verlassen, auf und machte mich auf die Suche. Wenn er schon nicht auf mich hörte, dann würde ich doch erst recht nicht auf seine Bitten hören, verfluchter Dämon! Das war aber keine gute Idee, mein Kreislauf schien noch nicht mitmachen zu wollen und mir wurde schwindelig… nein… ich musste zu ihm… ich wollte wissen, was Sache war. Also kämpfte ich mich voran… immer weiter in die Dunkelheit… ~~~ Vor mir stand ein riesiger Spiegel. Im fahlen Licht erkannte ich die Verzierungen. Auf der linken Seite erkannte ich die Gestalt eines Engels in betender Haltung, den Blick gen Himmel gerichtet. Zu seinen Füßen kauerte ein Lamm, die Unschuld, in schlafender Haltung. Die rechte Seite des Spiegels zeigte einen Dämon, der seine Hände besitzergreifend richtung Spiegelglas ausstreckte, die ledrigen Flügel gespannt, als wolle er losfliegen. Eine Schlange, das Symbol der menschlichen Ursünde, schlängelte sich elegant um seinen Körper. Erst dann blickte ich in den Spiegel. Mein Ebenbild schien noch blasser als sonst und starrte mich traurig an. So hatte ich mich noch nie gesehen. War es denn so offensichtlich mir anzusehen, was ich fühlte? Sebastian konnte doch als einziger in mir lesen wie in einem offenen Buch... Sebastian... Was tat ich hier überhaupt? Meinem teuflisch guten Butler ging es schlecht und ich hatte nichts besseres zu tun, als mich selbst in einem unheimlich wirkenden Spiegel zu betrachten. "Du kannst ihm nicht helfen..." Erschrocken zuckte ich zusammen. meine eigene Stimme, aber ich hatte diese Worte nicht ausgesprochen. Mein Spiegelbild starrte mich an, die Arme vor der Brust verschränkt. Ein blaues Augenpaar musterte mich und ich stolperte geschockt ein paar Schritte zurück. War das... meine Zukunft? "Nein, er wird nicht sterben!", brachte ich erschrocken hervor. "Dickköpfig wie immer... nichts anderes habe ich von mir erwartet... es wird sich wohl nie ändern..." Mein Ebenbild schmunzelte einen Moment. Doch Moment, was war mit seinen Augen, sie... "Als er dich beschützt hat, wurde er verwundet durch giftige Klauen. Das Gift bewirkt, dass er seine eigenen Wunden nicht mehr sieht und hält sie offen, bis er elendig verblutet..." "NEIN!", schrie ich. Ich wollte das nicht hören, Sebastian war mein perfekter Butler, meine Seele gehörte ihm, er hatte mir das Versprechen gegeben bis zu MEINEM Ende an meiner Seite zu bleiben! „Deine Seele strahlt…“, hörte ich plötzlich mich selbst sagen. Mein Spiegelbild sah mich nachdenklich an. Was sollte das schon wieder heißen? Musste er so in Rätseln sprechen? „Es ist dir also ernst, ja? Du willst Sebastian wirklich helfen?“ „Ja, verdammt!“ Geduld war nicht gerade meine Stärke. Vor allem nicht, wenn mir die Zeit davon lief. „Es gibt da einen Weg… aber der ist sehr…riskant…“, begann mein Ebenbild seinen Vortrag, „Es könnte dich dein Leben kosten, das solltest du wissen. Sag mir, was ist dir wichtiger… dein Leben und deine Rache oder dein dämonischer Butler?“ „Ciel… Ciel…“ Jemand rief nach mir, zog mich aus der Dunkelheit. „Nein, warte, geh nicht fort!“ Panisch streckte ich meine Hand nach dem Spiegel aus, der sich immer weiter von mir entfernte. „Antworte mir, Ciel Phantomhive…“, hörte ich die Stimme meines Spiegelbilds sagen… ~~~ Erschrocken schlug ich meine Augen auf und fand mich in meinem Bett wieder. „Ihr seid wirklich eigensinnig, junger Herr, wie eine Katze…“ Sebastian trat ins Licht und musterte mich, einerseits amüsiert, andererseits besorgt, „Ihr solltet auch einmal an Eure Gesundheit denken!“ Er hatte gut Reden… dieser Traum machte mir zu schaffen. Sollte es wirklich eine Warnung sein? Sollte Sebastian wirklich verletzt sein? „Was ist mit dir? Geht es dir gut?“, fragte ich ihn und er lächelte wieder sein herablassendes Lächeln. „Oh, Eure Besorgnis ehrt mich, junger Herr, aber Ihr wisst doch selbst, dass ich nicht so schnell zu Schaden kommen kann, im Gegensatz zu Menschen… dieses Gespräch hatten wir doch erst vor kurzem…“ Ja, er hatte Recht, ich erinnerte mich dunkel an diese Unterhaltung… ~Flashback~ Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Endlich, der Fall war gelöst, der Dämon, der so viele Morde begangen hatte, war gerichtet worden. Sebastian hatte ganze Arbeit geleistet. Auch, wenn er dabei verwundet worden war… Als wir ins Anwesen zurückgekehrt waren, waren seine Verletzungen verschwunden, als wären sie nie da gewesen. Für einen Dämon wie ihn völlig normal… es störte ihn nicht. Doch als ich ihn nach dem erfolgreichen Kampf so verletzt gesehen hatte, war mir schon etwas anders geworden, wenn auch nur für einen kleinen Moment. Immerhin war Sebastian perfekt, er konnte sich nicht allzu schlimm verletzen, oder doch? Diese Frage beschäftigte mich nun… „Junger Herr, Ihr habt gerufen?“ Sebastian stand in der Tür in der Hand einen Leuchter. Fasziniert betrachtete ich die Schatten, die das Licht der Kerzen an die Wand warfen und mit im leichten Windzug des Feuers zu tanzen schienen. Doch dann riss ich mich selbst aus meiner Trance und wandte mich mit ernster Miene meinem Butler zu. „Sag… Sebastian, können sich Dämonen auch so verletzen, dass ihr Leben in Gefahr gerät?“, begann ich leise. Sebastian schien ein wenig überrascht, doch ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, anscheinend war er doch ein wenig erfreut über diese Frage. „Ja, das ist in der Tat möglich.“ Meine Augenbraue zuckte verärgert in die Höhe, musste er immer nur so eine kurze Antwort geben? Dieser Dämon, er WUSSTE, dass ich diesbezüglich sehr neugierig war, aber ich musste ihm immer alles aus der Nase ziehen, das war wirklich ärgerlich! „Wie kann das passieren? Was sind die Schwächen eines Dämons?“, hakte ich nun weiter nach. Sebastian trat an mein Bett und stellte den Leuchter auf meinem Nachttisch ab. Sein Blick wanderte zu meinem Fenster, ehe er mir antwortete. „Jeder Dämon ist für sich als Individuum zu nehmen. Dementsprechend hat jeder seine eigenen Vorlieben oder Schwächen und Stärken, versteht Ihr?" Ich nickte kurz. „Natürlich gibt es auch diese Dinge, nach denen Ihr jetzt im Speziellen fragt. Nämlich Verletzungen, die einem Dämon im Allgemeinen schaden könnten. Da wäre zum einen die Waffen eines anderen Dämons. Gift. Klauen... Aber auch die Menschen können uns verletzen... mit Weihwasser.“ Gut, das war ziemlich allgemein gehalten, ich hätte ihn zu gerne gefragt, was seine Schwächen waren, aber etwas hielt mich davon ab. Und wahrscheinlich würde er nur gekonnt meine Frage umgehen. „Kann man… diese Verletzungen auch heilen? Und wenn ja, wie?“, fragte ich ihn schließlich. Sebastian schüttelte nur leicht den Kopf, anscheinend konnte er nicht glauben, dass ich wirklich solche Fragen stellte. „Nun, ich glaube kaum, das es hilft, wenn ich es Euch erzähle... Das... Blut einer Seele mit reinen Absichten heilt solche Art von schweren Wunden... Aber ich glaube nicht, dass Ihr euch sorgen müsst. Immerhin bin ich ein höllisch guter Butler und da passe ich natürlich höllisch gut auf Euch auf. Außerdem... glaube ich nicht, dass Ihr so etwas auf Euch nehmt - nur wegen mir.“ Mit diesen Worten nahm er den Leuchter von meinem Nachttisch und ging zur Tür. „Gute Nacht, Mylord…“ Mit diesen Worten verschwand er und bereitete mir eine unruhige Nacht… ~Flashback Ende~ Ich erinnerte mich. Und gleichzeitig drang wieder dieser Geruch zu mir durch. „Sebastian?“ Mein Butler sah mich abwartend an. „Zieh dich aus!“ Seine Gesichtszüge entgleisten. Sein geschockter Ausdruck in den dämonischen Augen war wirklich ein Bild für die Götter. Doch ich blieb ernst, immerhin machte ich mir wirklich Sorgen, das konnte ich nicht leugnen. Innerlich zitterte ich sogar, immerhin hatte er schon einmal meinen Befehl missachtet, würde er es erneut tun? Nein… diesmal nicht… er streifte sich seinen Blazer ab, löste seine Krawatte, zog sein Hemd aus… Volltreffer! An seiner linken Seite klaffte ein tiefer Schnitt, schwarzes Blut quoll aus der Wunde. „Halt!“, rief ich, als der Dämon Anstalten machte, seine Hose zu öffnen, wobei sich doch ein leichter Rotschimmer auf meinen Wangen bemerkbar machte. „Was ist das?“, meinte ich verstimmt und deutete auf die Wunde und trat näher, um sie mir genauer anzusehen, „Warum verheimlichst du mir so etwas? Gib endlich zu, dass du verletzt bist, das ist ein Befehl!“ Ich schrie vor Schmerz auf, mein Auge brannte höllisch, immer, wenn ich einen Befehl aussprach. Und erneut spürte ich Tränen über meine Wangen kullern. Wie in Trance wandte ich mich dem Spiegel in meinem Zimmer zu und mir vor Schreck blieb fast das Herz stehen: es waren Tränen aus Blut… und das Vertragszeichen… es… es verblasste! Nein… Die nächste Katastrophe erwartete mich nun. Aus Sebastians Wunde quoll ein Strahl schwarzen Blutes… der Dämon keuchte vor Schmerz gepeinigt auf und ging in die Knie. „SEBASTIAN!“ erschrocken kniete ich neben ihm. Er sah zu mir auf, die Augen halb geöffnet. „Junger… Herr… macht Euch… keine Sorgen…“, brachte er leise hervor. Und jetzt begriff ich. Er hatte mich nicht angelogen, er konnte seine Wunde nicht sehen! Also war sie tatsächlich vergiftet… verdammt, wie behandelte man solch eine Wunde? Mein Blick glitt panisch über Sebastians geschwächten Körper. Das Vertragszeichen auf seinem Handrücken drückte sich blutend in seinen vorhin noch so blütenrein weißen Handschuh. Oh, jetzt bloß nicht die Nerven verlieren… Zu spät… ich war aufgesprungen und suchte in meiner Nachttischschublade nach etwas, was mir helfen könnte… Nein… nein… nichts… doch dann erstarrte ich, als ich einen Dolch erblickte. ~ Sag mir, was ist dir wichtiger… dein Leben und deine Rache oder dein dämonischer Butler?~ ~ Das... Blut einer Seele mit reinen Absichten heilt solche Art von schweren Wunden...~ Natürlich… das musste es sein! Ich ergriff den Dolch und kehrte zu Sebastian zurück. „Tut mir Leid, Euch so zu enttäuschen…“, keuchte er noch, ehe er das Bewusstsein verlor. Jetzt musste ich handeln. Der Dolch blitzte im Mondlicht auf, ehe ich mir in die Hand schnitt. Vielleicht tat ich wieder etwas völlig Dummes, aber… wenn ich nicht handelte, würde ich Sebastian verlieren und das wollte ich nicht. Niemals… Wie in Trance, als würde mich eine unsichtbare Kraft führen, legte ich meine verletzte Hand auf Sebastians Wunde… und… es schien die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Das schwarze Blut wandelte sich… und wurde dunkelrot, ähnlich dem menschlichen Blut… Und ich spürte eine angenehme Wärme in meiner Hand… sie stieg langsam in mir auf… „Junger Herr!“ Ich hörte Sebastians Stimme von weit weg nach mir rufen… ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen, ehe sich auch mein Bewusstsein der Dunkelheit hingab. ~~~ „Junger Herr…“ Sebastian legte den bewusstlosen Ciel auf seinem Bett ab. „Ihr wisst gar nicht, was Ihr getan habt…“ Er hatte den Schnitt an dessen Hand bereits gesäubert und betrachtete ihn. Langsam bildete sich um ihn herum ein leuchtendes Pentagramm, in dessen Mitte das Unendlichkeitszeichen… „Das hatte ich befürchtet… ein Blutspakt… er bindet uns für immer aneinander…“ Der Dämon sah ihn lange an. „Ich habe Euch nie etwas darüber erzählt… warum habt Ihr das getan? Ein Teil meines Blutes fließt nun durch Eure Gefäße… es könnte von Euch abgestoßen werden, ihr könntet… sterben… und ich könnte nichts tun, um Euch zu retten… oder… wolltet Ihr sterben?“ Nein, Ciel vertraute ihm, das wusste Sebastian und der Earl würde ihn niemals hintergehen… Aber… das bedeutete ja… „Ihr überrascht mich immer wieder, junger Herr…“ Er beugte sich zu ihm runter und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich danke Euch, junger Herr…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)