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Familienbande

von

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Die Frage bleibt: Warum?

II. Die Frage bleibt: Warum?
 

Craig stand auf der Vorderveranda des gepflegt aussehenden Häuschens, das seine Ex-Frau mit seiner Tochter bewohnte, und drückte den Klingelknopf. Jennifer hatte es in den letzten Jahren als selbständige Immobilienmaklerin zu bescheidenem Wohlstand gebracht, der es ihr ermöglicht hatte, für sich und ihre Tochter ein Eigenheim zu erwerben, das sie mit der für sie typischen Liebe zum Detail hergerichtet hatte. Das Ergebnis war auf eine geschliffene und wohl durchdachte Art sehr weiblich.
 

Es war anfangs nicht leicht für sie gewesen. Zwar hatte er seine Schuldigkeit getan und regelmäßig Unterhaltzahlungen an sie überwiesen, aber der Betrag war dank seiner geschickten Anwälte nicht allzu üppig gewesen. Als sie begann, auf eigenen Füßen zustehen, hatte sie auf ihn verzichtet. Er wusste nicht, ob sie es daher getan hatte, weil sie das Gefühl der Abhängigkeit von ihm los werden wollte oder auch weil sie einen endgültigen Schlussstrich unter ihr altes Leben als gutbürgerliche Hausfrau hatte ziehen wollen. Nicht dass er verärgert darüber gewesen wäre. Sie hatte ihn verlassen, wutschäumend die Scheidung eingereicht, als Justin endgültig mit ihm gebrochen hatte. Und auch er war außer sich gewesen, hatte die Schuld bei ihr gesucht und bei seinem Sohn.
 

Er erinnerte sich daran, wie sie sich kennen gelernt hatten auf dem College. Sie hatte eine kluge Eleganz verströmt, eine lachende Willensstärke, eine ruhige Aufrichtigkeit und zugleich eine fast mutwillige Energie. Und er hatte sie wunderschön gefunden, ihre zarten Formen, das damals noch lange üppige blonde Haar, die blitzenden blauen Augen. Sie hatte ihn fasziniert, weil sie aus so ganz anderen Verhältnissen stammte als er. Finanziell gaben sich ihre Familien nicht viel. Aber die Taylors waren Handwerker, Praktiker mit einem gewissen kaufmännischen Geschick. Ihre Eltern hingegen hatten ein Haus voller Bücher, an den Wänden hingen richtige Gemälde, keine Reproduktionen aus dem Einkaufzentrum. Sie gingen ins Museum, ins Theater. Jennifers Vater war Dozent für Geschichte gewesen, ihre Mutter freischaffende Journalistin. Seine Mutter war Hausfrau gewesen. Jennifers Eltern waren kurz hintereinander gestorben, als Justin noch zur Schule ging, er an Lungenkrebs – er hatte sein Leben lang riesige Pfeifen geraucht, dass man den Verdacht bekam, sie seien an ihm festgewachsen – sie an Herzversagen.
 

Jennifer hatte sich für Kunstgeschichte und Literatur eingeschrieben. Brotlos, hatten Craigs Eltern kommentiert, als er ihnen von ihr berichtete. Sie hatte ihm von ihren Büchern erzählt, von den Bildern, die sie so liebte. Es hatte ihn ein wenig verschüchtert aber zugleich fasziniert. Eine fremde Welt. Eine Welt, die sie liebte.
 

Kurz vor ihrem Abschluss war Jennifer schwanger geworden. Er liebte sie und fragte, ob sie ihn heiraten wolle. Sie sagte ja. Er stieg zunächst ins Geschäft seines Vaters ein, ein kleiner Laden für Elektrogeräte von der Art, die von den großen Konzernen ruiniert wurden. Aber Craig war geschickt gewesen. Er hatte den persönlichen Kontakt zu seinen Kunden gesucht, dass sie ihn um seinetwillen riefen, auch wenn er keine Dumping-Preise liefern konnte. Dann war er Schritt für Schritt expandiert. Hatte selbst begonnen, die Kleineren zu schlucken. Sein Vater überließ ihm mehr und mehr die Kontrolle. Es war viel Arbeit gewesen. Jennifer sagte, dass sie sich erst Mal um das Baby kümmern wolle, dann sei immer noch Zeit für ihre Karriere. Aber dazu sollte es in ihrer gemeinsamen Zeit nie kommen.
 

Das Kind wurde im Winter geboren, in einer eisigen Nacht Anfang Februar. Draußen waren fast zwanzig Grad unter Null gewesen. Dennoch war ihm, als sei die Sonne aufgegangen, als er seinen kleinen Sohn in die Arme gelegt bekam. Jennifer sah völlig erschöpft aus, aber sie lachte vor Glück. „Wie wollen wir ihn nennen?“ hatte Craig gefragt, während er sich nicht sattsehen konnte an dem winzigen Geschöpf, aus dessen zerknittertem Gesicht ihn strahlend blaue Augen musterten. „Ich dachte an Justin“, hatte Jennifer gesagt. „Justin?“ hatte er gefragt, weil er wusste, dass seine Frau nichts ohne Grund tat. „Justin, von lateinisch Justinius, der Gerechte“, hatte sie mit geschlossenen Augen, immer noch lächelnd unter der verschwitzten Frisur, erwidert. „Der Gerechte“, hatte Craig zurück gelächelt, „das finde ich wunderschön. Gerechtigkeit gibt es immer zu wenig auf dieser Welt. Vielleicht ist heute ein wenig mehr davon auf diese Erde gekommen.“ Sanft hatte er die zarten Wangen seines kleinen Jungen gestreichelt und ihn vorsichtig gewiegt. Er hatte den Kopf gesenkt und diesen unglaublichen Geruch eingeatmet, den nur das eigene Kind verströmt. „Justin“, hatte er wiederholt, „willkommen in dieser Welt. Ich bin dein Papa. Und ich schwöre dir, ich werde dich immer lieben, immer für dich da sein.“
 

Es sei denn du bist schwul und ein Teenager, schoss Craig mit einem eiskalten Schauder über den Rücken genau in dem Augenblick, als Jennifer die Tür öffnete.
 

„Oh“, sagte sie, etwas überrascht, „du bist früh dran, Molly ist noch nicht wieder daheim. Aber komm doch rein.“
 

Sie musste selbst heute Morgen bereits gearbeitet haben, sie trug ein seriös aussehendes, ihrer Figur ausgesprochen schmeichelndes graublaues Business-Kostüm. Er folgte ihr ins Wohnzimmer. Ihr Geschmack war hier voll zum Tragen gekommen, klassisch mit verspielten Details. So hatte ihr Zuhause auch immer ausgesehen. Sie hatte sich ja darum gekümmert, während er gearbeitet hatte.
 

Er setzte sich auf die Couch, während sie ihm, einem uralten Ritual folgend, wortlos einen Kaffee reichte.
 

„Danke“, sagte er und nahm vorsichtig einen Schluck aus dem dampfenden Becher.
 

Sie setzte sich in den Sessel, die Beine in den seidenen Strumpfhosen akkurat neben einander gestellt, die Hände im Schoß gefaltet, den Rücken aufrecht durchgedrückt.
 

Er senkte den Blick. „Wie geht es Justin?“ fragte er möglichst beiläufig.
 

„Gut“, sagte sie einsilbig, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
 

„Wie ist seine Ausstellung gelaufen?“ bohrte er nach. Molly hatte ihm davon erzählt.
 

„Sehr erfolgreich. Seine Bilder verkaufen sich ausgezeichnet. Er hat einen festen Vertrag mit einer der Top-Galerien in New York. Katlin’s. Er ist dabei, sich einen Namen zu machen“, berichtete sie.
 

„Das ist gut“, nickte er. „Und sonst so?“ fragte er harmlos.
 

Jennifer atmete tief durch. „Du weißt es doch“, sagte sie und richtete den Blick fest auf ihn.
 

Er schloss kurz die Augen, dann nickte er tonlos.
 

Sie schwiegen. Craig nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Dann straffte er sich und sah Jennifer, einst seine Jennifer, jetzt diese aufrechte, immer noch bildschöne Frau in den mittleren Jahren, die sich meilenweit von ihm entfernt zu befinden schien, an. Dann sagte er als Feststellung und nicht als Frage: „Er hat ihn geheiratet.“
 

„Ich weiß“, sagte Jennifer, „ich war dabei.“
 

Craig lachte kurz auf, ob aus Schmerz oder Verzweiflung, wusste er nicht. Aber Häme fühlte er nicht. „Warum?“ fragte er die einzige Frau, die er je geliebt hatte, „warum?“
 

Jennifer schüttelte bedächtig den Kopf: „Aus vielen Gründen. Ich kenne sie nicht alle. Aber vor allen Dingen, weil sie sich lieben.“
 

Craig starrte in seinen Becher. Er hatte es damals versucht. Versucht, Justins Homosexualität zu akzeptieren. Aber dieser Kinney hatte es ihm unmöglich gemacht. Mit seinen Perversitäten. Mit seinem Besitzanspruch. Komm Justin, wir gehen. Mit seinem Auftreten, seiner Gegenwart, seiner ganzen Persönlichkeit. Das war fast sechs Jahre her. Und er war immer noch da.
 

Er richtete die Augen auf seine Ex-Frau. „Warum?“ fragte er fast flehentlich. „Ich begreife es einfach nicht. Dieser Kinney war doch ein gestandener Mann. Der hatte doch sein eigenes Leben. Warum hat er sich ausgerechnet Justin ausgesucht?“
 

„Hat er nicht“, antwortete Jennifer, „die beiden haben einander ausgesucht. Gegen jeden Willen und jede Vernunft. Glaub nicht, mir sei es leicht gefallen, das zu akzeptieren. Aber es war schlichtweg nichts daran zu ändern.“
 

Craig sah sie an: „Und… ist er glücklich?“
 

Jennifer musterte ihn prüfend. „Ja“, sagte sie schließlich, „ich denke, das ist er. Seit wann interessiert dich das?“
 

Craig schluckte. „Es war mir nie… egal“, sagte er schließlich.
 

„Dann hattest du eine komische Art, das zu zeigen“, erwiderte Jennifer hart.
 

„Ich weiß“, sagte er nur. Nach einer kurzen Pause schloss er an. „Ich begreife es nur nicht. Ich kenne ihn nicht mehr. Ich sehe ihn vor mir, und er ist immer noch mein kleiner Junge. Unser kleiner Junge. Aber er ist erwachsen geworden, nicht wahr? Warum liebt er diesen… Mann?“
 

Jennifers Züge bewegten sich in Richtung eines schmerzhaften Lächelns: „Warum haben wir uns geliebt?“
 

Craig sah sie an. Dann fragte er: „Und warum haben wir damit aufgehört?“
 

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Ben beobachtete Michael, der sorgsam eine muskelbepackte Action-Figur in Seidenpapier einschlug. Gus‘ Geburtstagsgeschenk. Jenny schlummerte, würde aber gewiss bald wieder hungrig werden.
 

Es war ungewohnt, ein Baby um sich zu haben. Ben war ein Einzelkind. Seine Eltern hatten sich in Florida zur Ruhe gesetzt. Er hatte ihnen nichts von seiner Krankheit erzählt. Er hoffte, sie zu überleben, um ihnen den Kummer zu ersparen. Und selbst wenn nicht – was würde es ihnen helfen, davon zu erfahren? Nur unnötiger Kummer würde daraus erwachsen.
 

Aber Jenny… war ein Geschenk des Himmels. Er konnte sich nicht sattsehen an ihr, ihren kleinen Fäusten, der winzigen Nase, den dunklen Augen, die glänzten wie Michaels. Er war ein Vater. Ein zweifacher Vater – wider aller Erwartung, wider aller Hoffnung. Michael hatte das möglich gemacht, hatte ihm die Stärke gegeben, für Hunter zu kämpfen, hatte ihn mit Jenny gesegnet. Er hatte es mit Philosophie probiert, mit Religion, wollte nach Tibet pilgern, um inneren Frieden und Versöhnung mit seinem Schicksal zu finden – aber all das hatte nicht wirklich geholfen gegen die Verzweiflung, die Versuchung, einfach aufzugeben, sich in den Verfall, den Tod zu schicken. Aber jetzt hatte er einen Sinn. Seinen Mann. Seinen Sohn. Seine Tochter. Er musste leben. Nicht nur, um mit ihnen zusammen sein zu können. Sondern weil sie ihn brauchten. Ihn liebten. Verzweifelt wären, wenn sie ihn verlören. Er würde jeden Kampf aufnehmen, um das möglich zu machen.
 

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Michael hatte Jenny mit in der Mikrowelle erwärmter Kunstmilch gefüttert. Seine leibliche Mutter würde ihn für dieses Synthetik-Zeug wahrscheinlich eines Tages von seiner wohlverdienten Wolke in den Abgrund der Hölle schubsen, aber es ließ sich nicht ändern. Seine Brustwarzen hatten nun mal leider rein dekorative Funktion. Sie waren durchaus zu gebrauchen – aber nicht gerade zum Füttern des Nachwuchses.
 

Ben hatte sich die Brille auf die Nase gesetzt und korrigierte die Arbeiten seiner Absolventen. Michael beobachtete ihn und lächelte. Wir sehr er ihn liebte. Es hatte ihn so viele Jahre gekostet, bis er endlich in der Lage gewesen war, dieses Gefühl aufrichtig in sich wachsen zu lassen. So lange hatte er sich hinter Brian versteckt.
 

Michael hatte Angst gehabt in der High School. Er war klein gewesen. Schüchtern. Einsam. Ein Comic-Freak, der selbst im Schach-Club keinen Pokal gewinnen konnte. Und dann war da plötzlich Brian Kinney an seiner Seite gewesen. Brian, der von allen beneidet wurde. Brian, dessen Freund jeder sein wollte und keiner war. Brian, der jede Huldigung gnädig entgegen nahm, ohne wirklich darauf etwas zu geben. Brian, der Klassenbeste. Brian, der Sportstar. Und dieser Brian hatte seine Nähe gesucht, instinktiv, als wüsste er, dass sie etwas verband, das ihn wirklich berührte.
 

Er erinnerte sich, wie Brian eines Tages vor ihrer Haustür gestanden hatte. „Guten Tag“, hatte er strahlend zu Debbie gesagt, „ich bin Brian. Michaels Freund.“ Und das war er gewesen. Brian hatte ihm zugehört, wenn er über Captain Astro fantasiert hatte. Er hatte gelacht, aber ebenso viel mit ihm wie über ihn. Er hatte die Comics gemustert. „Coole Muskeln!“ hatte er gesagt. Dann hatten sie gemeinsam überlegt, was sie tun würden, wenn sie die Superhelden wären. Die Schule in die Luft jagen. Joan Kinney dazu zwingen, den ganzen Tag zu lächeln. Coach Stephenson dazu zu zwingen, nackt in den Unterricht zu kommen, ohne es zu bemerken.
 

Dann war der Tag des Patrick Swayze gekommen. Brian hatte ihn… berührt. Atemlos. Dann war Debbie hinein geplatzt gekommen. Er hatte nie mehr bekommen. Nur die Hoffnung. Sein Herz schmerzte. Er hatte sich verliebt. Zwei Tage später hatte Brian ihm erzählt, dass er Coach Stephenson unter der Dusche einen geblasen hatte. Er hatte die langen Glieder auf Michaels Bett ausgestreckt und mit genüsslichem Grinsen berichtet, wie er es gemacht hatte, wie es sich angefühlt hatte, wie das fremde Sperma auf seiner Zunge geschmeckt hatte. Michael hatte zugehört, während etwas in ihm zerriss. Er wollte, dass Brian ihn berührte, von seinem Geschmack betört war. Und er wollte Brian, der aufrecht seines Wege ging und sich nicht in seine Niederungen hinab begab. Der über alles hinweg flog und nur landete, wenn er es wollte. Wie Captain Astro. Damit hatte es begonnen.
 

Brian, der mit verzückt-verächtlichem Gesicht seine Audienz im Darkroom gab. Brian, der den Trick von letzter Nacht auslachte, wenn er ihn wiedersehen wollte, und dann mit Michael nach Hause zog. Brian, der ihm, betäubt von Ectasy, die Zunge in den Hals drückte, um dann lachend seine forschende Hand fort zu schlagen, als würde sich Michael einen Witz erlauben. Brian auf der Jagd.
 

Dann war Justin gekommen. Und Justin hatte keinen Captain Astro gesehen. Keine Legende. Keinen unnahbaren Gott. Jeder hatte ihm gesagt, dass Brian ein hoffnungsloser Fall sei, dass Brian Lichtjahre jenseits der Reichweite eines minderjährigen, unerfahrenen Twinks sei. Justin hatte sich ihre Reden angehört. Und hatte sich nicht darum geschert. Er kannte die Spielregeln nicht. Erschuf sich seine eigenen. Stapfte einfach unbeirrte nach vorn. Michael begriff nicht. Justin rannte durch Wände, einfach weil er deren Existenz ignorierte. Da waren Mauern, durch die auch er nicht hindurch kam und ihn straucheln ließen. Aber da war er schon jenseits aller Wälle gewesen, die Michael je zu Gesicht bekommen hatte. Dieser kleine Blonde grinste Brian einfach frech ins Gesicht und machte unbeirrt weiter. Und Brian ließ ihn gewähren. Das war es wohl, was Michael in jener Anfangszeit, als er noch immer gnadenlos zwischen Nähe und Ferne an Brian gefesselt gewesen war, so wahnsinnig gemacht hatte. Nicht der Umstand, dass Justin es versuchte. Das hatten schon ganz andere getan. Sondern dass er damit durchkam. Dass Brian ihm Einlass gewährte, wo er vor Michaels Nase seit vielen Jahren die Tür zuschlug. Und Justin ließ auch dann nicht locker, als Brian versuchte, die verbleibenden Mauern aufrecht zu erhalten. Nach und nach fielen sie, auch gegen Brians Willen. Und das hatte Michael erst Recht erbost, ratlos gemacht. Brian war zum ersten Mal, seit sie sich kannten, wehrlos, gleichgültig, wie sehr er um sich trat. Justin hatte ihn erledigt ebenso wie er Justin zur Strecke gebracht hatte. Schon lange, bevor er in der Lage gewesen war, es sich einzugestehen oder gar danach zu handeln. Zu dem Zeitpunkt war Michael bereits frei gewesen. Frei zu lieben. Er liebte Brian als Freund. Er hatte ihn bis zum verrückt werden begehrt. Aber er hatte ihn nie als Partner geliebt. Das gehörte Ben. Und Brians Liebe gehörte Justin. Warum auch immer. Er gönnte ihnen ihr Glück. Aber er verstand sie nicht wirklich. Er hatte immer gewusst, dass es Teile von Brian gab, zu denen er keinen Zugang hatte. Teile, die Brian schon früh mehr oder minder bewusst hatten erkennen lassen, dass Justin eben keine austauschbare Dutzendware war. Justin war zweiundzwanzig Jahre alt und dabei, ein Begriff in der internationalen Kunstszene zu werden. Er war in Hollywood gewesen, auch wenn das Projekt geplatzt war. Er hatte unter zweitausend Bewerbern einen von zwanzig Studienplätzen am PIFA ergattert. Sein Vater hatte ihn rausgeschmissen und ihm jegliche Unterstützung versagt, als er gerade siebzehn gewesen war. Justin war trotzdem durchgestartet. Nicht wegen aber mit Brians Hilfe. Als Michael zweiundzwanzig gewesen war hatte er im Big Q angefangen.
 

Aber inzwischen war es nicht mehr von Bedeutung. Er hatte sein Glück gefunden. Seine Familie. Aber er wünschte sich, begreifen zu können. Er wünschte seinem Freund nur das Beste. Aber er würde es gerne mit ihm teilen können. Brian hatte sich über sein Glück in der Vergangenheit schrecklich abfällig geäußert. Stepfordhausen. Ob er das immer noch so sah? Und wie wollte er seine eigene Zukunft anpacken, schließlich hatte er jetzt auch Familie? Wie sollte das funktionieren?
 

Michael seufzte. Er sehnte sich nach einem Teil der alten Nähe. Ted war Brians Trauzeuge gewesen, nicht er. Unglaublich. Brian hatte ihm nicht genug Vertrauen entgegen gebracht in einem der wichtigsten Momente seines Lebens. Hatte nicht gewollt, dass er über sein Glück wachte. In Michael zog es sich zusammen. Die Frage blieb: Warum?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  brandzess
2011-08-17T18:11:40+00:00 17.08.2011 20:11
kay...mal gucken ob Craig und Joan ihren kindern bald gegenüberstehen werden^^


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