Blood-stained von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Regen ------------- Es regnete in Strömen, doch das war mir im Moment auch egal. Die Party war so und so ein Reinfall. Ich seufzte. Von wegen feiern bis zum Abwinken, so wie es eigentlich geplant war während meine Eltern ihre Europatour durchzogen... Ich zog mir meine Kapuze über den Kopf und vermummelte mich in meiner Jacke. Dann lief ich weiter bis zur nächsten Bushaltestelle und blieb verlassen im Regen stehen. Da hörte ich eilige Schritte durch die Pfützen stapfen und drehte mich mehr genervt als verwundert um. Eine meiner Freundinnen, Asyra, war mir gefolgt. Sie musste den Streit zwischen mir und Kurata bemerkt haben. „Shiori warte doch...“ keuchend kam sie neben mir zum Stehen. Sie fuchtelte wild mit den Armen und versuchte mir klar zu machen, dass mein Freund es nicht so gemeint hatte als er mit einer dahergelaufenen *hust, dieses Wort nehme ich nicht in den Mund* vor meinen Augen rum geknutscht hatte... na klar. Ich schaltete auf Durchzug. „Asyra, ganz ehrlich, das glaubst du doch selbst nicht...“ Da verschränkte sie die Arme vor der Brust und senkte den Kopf. „Okey du hast schon Recht.“ gab sie nach einem betretenen Schweigen zu. Ein rechthaberisches Brummeln meinerseits war alles was sie an diesem Abend noch von mir hörte, denn als der Bus kam stieg ich ohne ein weiteres Wort ein und fuhr nach Hause. Kapitel 1: Spekulationen ------------------------ Bereits völlig durchnässt rannte ich die im Dunkeln liegende Schotterstraße entlang die zu unserem Haus führte. Obwohl ich darauf achtete nicht in die reichlich vorhandenen Pfützen zu treten, kam ich doch mit dreckigen Klamotten an der Haustür an. Das Licht im Vorbau war defekt, sodass ich noch geschlagene fünf Minuten brauchte um das Schlüsselloch zu finden. Als ich eintrat machte sich ein merkwürdiges Gefühl in meiner Magengegend breit. Ich sah die Stufen zu meiner Wohnung im ersten Stock hinauf und wurde von einem schwachen Lichtschimmer eingehüllt der durch die milchige Glastür drang. Hatte ich vergessen das Licht auszuschalten? Jeder normale Mensch hätte sich nicht sonderlich groß den Kopf darüber zerbrochen, aber da ich einen Fable für Krimis und Psychothriller hatte beschloss ich die Treppe leise schleichend in völliger Dunkelheit zu erklimmen. Ich pirschte mich an die Tür und drückte langsam und fast geräuschlos die Klinke hinunter, öffnete die Tür und huschte in meine Wohnung. Das Licht im Flur brannte, doch das war nicht alles. Ein kurzer Schauer lief mir über den Rücken und leichte Panik stieg in mir auf. Die Wohnzimmertür am anderen Ende des Ganges war halb geöffnet und der Fernseher lief. Falls ich nicht an Alzheimer leiden sollte, war ich mir zu diesem Zeitpunkt zu zweihundert Prozent sicher ihn diesen Abend nicht einmal eingeschaltet zu haben. Saß in diesem Moment etwa ein Einbrecher auf meiner gemütlichen Couch und sah fern?? Oder hatten meine Eltern ihren sechs Monate Urlaub einfach nur abgebrochen? Da ich, wie ich schon erwähnte, eindeutig zu viele Krimis gesehen hatte schaltete ich mein Handy ein, klickte mich ins Telefonbuch und stellte es so ein, dass es nur noch einen Klick benötigte um die Nummer der Polizei zu wählen. Auch machte ich auf meinem Weg zum Wohnzimmer einen Abstecher in die Küche und mopste mir ein Messer von der Ablage neben dem Kühlschrank. Mit meinem Handy in der linken und dem Messer in der rechten Hand tapste ich weiter auf die Tür zu. Bevor ich das Wohnzimmer betrat hielt ich inne. Würde ich weiter gehen und um die Ecke lugen, würde mich auch der Einbrecher sehen der in meiner Fantasie eindeutig dort saß. Deshalb spähte ich durch den etwa zwei Zentimeter breiten Schlitz zwischen Tür und Türrahmen. Ich erstarrte und ließ vor Schreck mein Handy und das Messer fallen. Dann zuckte ich zusammen als die Gegenstände auf dem Parkett aufschlugen und unangenehm laut schepperten. Auf meinem Sofa saßen definitiv nicht meine Eltern. Kapitel 2: Deal --------------- Es war schon zu spät, sie hatte mich bemerkt. Verdammt warum mussten meine Reflexe nur so unprofessionell sein... Ohne der Tür den Rücken zuzudrehen bewegte ich mich eiligst rückwärts. Vielleicht hatte ich Glück und erreichte die Haustür... Zu früh gefreut. Als sie um die Ecke gelaufen kam und den Flur betrat, konnte ich sie in voller Pracht betrachten. Blutrote, zerzauste Haare, stechende Augen und, um die unnatürliche Erscheinung perfekt zu machen, die Hörner auf dem Kopf, die, wenn auch ungewollt, meinen Blick auf sich zogen. Als sie einen Schritt auf mich zukam wich ich einen nach hinten. Sie begann zu grinsen. „Du weißt Bescheid...“ stellte sie belustigt fest. Ich kniff die Augen zusammen. Es fiel mir schwer bei der Angstwelle die meinen Körper durchfuhr überhaupt einen sinnvollen Gedanken zu fassen. Bevor ich etwas Falsches sagen würde, beschloss ich meinen Mund zu halten. Ich kannte die Warnungen vor den Dicloni nur zu gut. „Ich würde mal sagen wir beenden das, sonst stehen wir morgen früh noch hier rum.“ Sie betrachtete ihre Fingernägel, als wollte sie mir ihr Desinteresse direkt unter die Nase reiben, und als sie mir ihren Blick wieder zuwand fing ich ihn auf und brachte gerade noch ein gepresstes „Warte!“ heraus. Es herrschte Stille, dann zog sie die Augenbrauen hoch und fragte schlicht und einfach: „Warum?“ Ihr Tonfall klang verächtlich. Ein Hoffnungsschimmer machte sich in mir breit. Ich hatte sie dazu gebracht mir zuzuhören... wenn auch nur für einen Augenblick. Das hieß ich durfte das jetzt nicht vermasseln. „Weil du sonst auffliegst.“ Aufmerksam beobachtete ich ihre Mimik. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich fragend an. Eilig fuhr ich fort. „Wenn du mich umlegst wird das auffallen... ich meine ich geh noch zur Schule, wenn ich da nicht aufkreuze woll’n die wissen warum. Ich gehe mal davon aus dass du bei mir eingebrochen bist weil du ne Bleibe suchst.“ Sie öffnete den Mund um mich zu unterbrechen, doch da ich gerade im wahrsten Sinn um mein Leben brabbelte, ließ ich mich nicht beirren und redete einfach weiter. „Du kannst ruhig hier bleiben!“ Ich wollte in dem Moment als ich das sagte nur erreichen weiterhin am Leben zu bleiben und dachte nicht weiter darüber nach. „Die Wohnung meiner Eltern steht für ein halbes Jahr leer und ich brauch sie nicht.“ Jetzt schien sie ernsthaftes Interesse an dem zu haben was ich da erzählte. Anscheinend hatte sie verstanden dass es schlauer wäre mich als Tarnung zu benutzen. „Ich bleib hier oben, leb ganz normal weiter, sag keiner Menschenseele etwas von dir, im Gegenzug hast du deine Ruhe...“ „Und woher weiß ich dass du nicht morgen früh die Bullen rufst wenn ich dich jetzt gehen lasse?“ Ich schluckte. Das war ein gutes Argument. „Das kannst du nicht wissen... du kannst nur darauf vertrauen dass ich mein Wort halte.“ Ich beschloss bei der Wahrheit zu bleiben. Die nächste Minute war die schlimmste in meinem Leben. Ich wartete sozusagen auf mein Todesurteil. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Dann, ganz plötzlich, hob sie die Arme als wollte sie aufgeben, zuckte mit den Schultern und meinte: „Gut, ich lass mich auf den Deal ein, zur Not kann ich immer noch abhauen.“ Mir fiel ein Stein vom Herzen und ein breites Grinsen machte sich in meinem Gesicht breit. Ich wollte schon Luftsprünge machen, doch da- „Aber! Unter einer Bedingung... geh ab und zu mal Einkaufen, der Kühlschrank bleibt nicht lange voll.“ Sie lächelte leicht, kam dann auf mich zu und lief an mir vorbei. Ich sah ihr nach und nickte leicht perplex. Dann verschwand sie aus meiner Stube und stieg die Treppen hinunter. Ich konnte von oben noch hören wie sie die Tür zur unteren Wohnung zuschlug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)