Left 4 Dead 2 1/2 von Awkward-Penguin (10 Jahre nach der Apokalypse) ================================================================================ Prolog: Flucht -------------- Der Nieselregen wirkte im Schein der Laterne wie Schnee. Eine dichte Decke aus feinsten Wassertropfen füllte die Luft. Es war die Art von Regen, die sofort durch die Kleidung ging und einen bis auf die Knochen nass wurden lies. Die große Uhr am Hotel zeigte gleich zehn vor zehn. Nichts rührte sich an diesem regnerischen Abend.... nichts, außer einem Mann, der durch die nassen Straßen und Gassen rannte. Seine nassen dunklen Haare klebten an seiner Stirn und in seinen grünen Augen und sowohl sein schwarzer Anzug als auch sein rotes Hemd darunter waren nass. Schnell bog der Mann Mitte 40 in eine Gasse ein und versuchte, den Scheinwerfern der sich nähernden Polizeiwagen zu entgehen. Mittlerweile verfolgten sie ihn schon seit mehreren Stunden und wurden nicht müde, ihn durch Straßen und Gassen zu hetzen -zu Recht. Einige wüste Flüche murmelnd rannte der Mann die Gasse entlang und sah über die Schulter zurück. Noch hatten sie ihn nicht erreicht. Mit einem mehr verzweifelt als elegant wirkenden Sprung schaffte er es an die Notleiter eines Mehrfamilienhauses und kletterte die glitschigen Sprossen empor. Auf dem Dach angekommen, ließ er sich auf den Boden fallen und atmete schwer. Dass er mit einer Waffe erwischt wurde, war zu verkraften. Dass es allerdings schon das 32. Mal war, dass er mit einer Waffe auffiel, war unschön und das schlimmste war: Hätte ihn die Polizei erwischt, hätten sie wohl noch mehr „unerlaubte“ Gegenstände bei ihm gefunden. Ein Seufzer der Erleichterung verließ den Mund des Mannes und er sah in dem Himmel. Seine Beine schmerzten sehr von der Flucht und auch sein Arm, an dem ihn eine Kugel der Polizei erwischt hatte, blutete und tat weh, doch die Freude über diesen vorerst sicheren Platz war zu groß als dass er sich hätte von so etwas wie Schmerz runterziehen lassen. Und doch hatte dieser Ort eine seltsame Ausstrahlung. Er erinnerte den Dunkelhaarigen stark an Ereignisse, die sich 10 Jahre zuvor in Savannah abgespielt hatten. Damals, als die Zombie-Apokalypse ausgebrochen war und nur wenige „Immune“ überlebten und so einen neuen Staat gründeten.Er selber hatte mitgekämpft gegen die Infizierten und er hatte es überstanden. Doch nun, so alleine und ohne seine alten Freunde, bekam er Panik.Er hätte es niemals zugegeben, aber es behagte ihn gar nicht, länger da zu bleiben. Und er vermisste seine drei Freunde sehr. Ein Geräusch ließ den Flüchtigen zusammenzucken. Er wusste nicht, was es war, aber es klang nicht sehr freundlich. Um ehrlich zu sein, wollte er es auch nicht heraus finden. So sprang er wieder auf die Beine und rannte weiter, über das Dach bis hin zur Nottreppe. Dort glitt er fast auf dem nassen Metall aus, konnte sich aber grade noch halten. Und dann sah er es: Seine Rettung. Ein Gebäude, in dem noch Licht brannte. Es war umgeben von anderen Häusern und fiel nicht auf. Der Hinterhof ließ es noch unscheinbarer wirken. Dort würde er um eine Bleibe für die Nacht bitten, wenn es sein musste, mit Gewalt... Kapitel 1: Reunion ------------------ Es hörte nicht auf zu regnen. Schon seit Stunden starrte der junge Automechaniker aus dem Fenster, während er Buch führte über den Arbeitstag. Jeder, der bei dem Wetter draußen war, tat ihm leid. Er selbst kannte das Gefühl, bis auf die Knochen nass zu sein. Hatte er schon oft genug erlebt. Im Radio hinter dem jungen Mann mit blauen Augen und welligen, braunen Haaren erklang eine Stimme, die verkündete, dass die Zombie-Apokalypse nun schon 10 Jahre her sei und ihre Helden drei mutige Männer und eine tapfere Frau waren mit den Namen Couch, Rochelle, Ellis und- Mit einer wütenden Bewegung wechselte der Mechaniker den Sender. Es reichte ihm, von allen angehimmelt zu werden, weil er überlebte. Ellis hatte genug von all dem. Er wollte nicht an seine Freunde erinnert werden... Es schmerzte so, sie nicht mehr sehen zu können. Nach Ende der Infektionswelle beschlossen sie, alle ihren eigenen Weg zu gehen und so verloren sie sich aus den Augen. Doch es verging kein Tag, an dem Ellis nicht an sie dachte. Ein flüchtiges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ob sie wohl auch noch an ihn dachten? Immerhin waren 10 Jahre ins Land gezogen. Einen Moment sah der Braunhaarige abwesend raus, dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem Lied im Radio. Der Bus ist auf dem Weg Georgia bleibt hier zurück Wir heizen runter nach Lousiana bis morgen früh mit viel Glück Der Schlaf wird mich nicht kriegen Meine Gedanken sind bei dir Leg dich lieber zurück und bleib wach Und sei in Gedanken bei mir Ich möcht nur eins Ich bin ganz ernst Das, worum ich dich jetzt bitte: Sicher mir etwas Zucker Es dauert nicht lang Ich versprech nicht, über Nacht zu bleiben Versprech kein Lied, kein Gesang Sicher mir etwas Zucker Das ist alles, was ich brauch Du bist mein altes Mädchen Doch die Straße, die liebe ich auch. Die Werkstadttür wurde geöffnet und ein Mann trat ein. Ellis wunderte sich, was um diese Zeit noch jemand bei ihm zu suchen hatte. Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass diese Person EINDEUTIG an der falschen Adresse gelandet war. „Entschuldigen Sie, Sir, aber wir machen gleich dicht!“, murmelte der Blauäugige und streckte sich. Er war wirklich nicht in der Stimmung, sich heute noch den Wagen von so einem durchnässten Anzug-Fritzen anzusehen. Da mochte er noch so reich sein. „Es geht nicht um einen Wagen. Ich suche eine Bleibe für die Nacht. Das Wetter hat mich überrascht und...“, der Mann stoppte mitten in der Bewegung, seine Haare aus dem Gesicht zu wischen und starrte sein Gegenüber ungläubig an. „ELLIS?“ Der Mechaniker blinzelte einen Moment, dann weiteten sich seine Augen vor Freude. „NICK!!“, rief er überrascht und wollte ihm fast schon um den Hals fallen, doch er zügelte sich im letzten Moment und blieb beim Radio stehen. Statt dessen grinste er breit. „Ich denke, du kannst eine Weile bleiben, aber vorher muss ich noch...“, mit einem mal brach er ab und sah in den hinteren Teil der Werkstatt, wo die stätigen Geräusche grade aufgehört hatten. Statt dessen hörte man Schritte. Es dauerte wenige Sekunden, dann stand ein Mann im Türrahmen. Braun gebrannt, muskulös, ölverschmiert und mit der selben Cappy auf wie Ellis. Mit einer Bewegung seiner Kopfes warf er sein rotblondes Haar zurück und mussterte Nick misstrauisch. Dann wand er sich an Ellis. „Hase, wer ist das?“ Ellis lächelte. „Das ist Nick, ich habe dir von ihm erzählt!“, erklärte er munter. Dann wand er sich wieder an den Dunkelhaarigen. „Nick, das ist Keith!“ Nick hob eine Augenbraue. Nun, da er es sich genauer überlegte, sah er in der Tat eine vielzahl an Narben am nackten Oberkörper des Mannes. Und zu seiner eigenen Überraschung musste er feststellen, dass Keith verdammt gut aussah. Das machte ihn umso wütender. Nichts desto Trotz murmelte er (anstandshalber) ein : „Freut mich!“ Keith antwortete nicht. Er sah nur zu Ellis und seufzte. „Die Polizei ist in Aufruhr, wir können ihn nich- Oh, komm, Hase! Guck jetzt nicht so...“ Doch der junge Mechaniker dachte nicht daran, seinen Bettelblick aufzugeben und so gab sich sein Kumpel mit einem Seufzen und einem Schulterzucken geschlagen. „Macht, was ihr wollt... Ich reparier noch eben die Scheißkarre, dann geh ich pennen...!“ Ellis lächelte verlegen. „Mach dir nichts draus, Keith ist etwas überarbeitet... Morgen sieht die Welt wieder besser aus...“ Dann deutete er auf eine Treppe. „Geh doch schon mal hoch und dusch dich, nicht dass du krank wirst... Fühl dich wie Zuhause!“ „Zuhause!“, dachte Nick bitter. Es war schon Ewigkeiten her, dass er einen Ort „Zuhause“ nennen konnte. Trotzdem nickte er und stieg die Treppe hinauf. Oben angekommen sah er sich gründlich um und analysierte alles genau. Es gab zwei Zimmer mit Betten. In einem war ein Doppelbett, das reichlich zerwühlt war (Nick wollte gar nicht erst wissen, warum), und und dem anderen war ein Einzelbett, dass sehr ordentlich gemacht war. Es gab eine kleine Küche mit einem kleinen Tisch, an dem drei Stühle standen und ein kleines Badezimmer. Ein Wohnzimmer war nicht vorhanden. Nicks Wut wurde immer größer und er konnte sich nicht erklären warum. Es war nun 10 Jahre her, seit er und Overall sich das letzte mal gesehen hatten. Klar veränderte sich viel in der Zeit. Hatte er denn gehofft, Ellis würde ein komplett neues Leben anfangen ohne Keith? Grade Nick sollte doch wissen, wie unrealistisch das war. Außerdem konnte es ihm ja egal sein, was dieser Kindskopf in den letzten Jahren angestellt hatte. Nick war nicht sein Babysitter. Mit diesem abschließenden Gedanken entkleidete Nick sich und trat unter die Dusche, um sich all den Schmutz vom Körper zu waschen. Was er noch nicht bemerkte, war, dass er seine Pistole verloren hatte... Ellis schloss die Tür ab. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströhmte seinen Körper bei dem Gedanken, dass er seinen Freund Nick wieder gefunden hatte. Wer hätte gedacht, dass er so einfach herein spazieren würde?! Als der Mechaniker grade den Schlüssel rumdrehen wollte, bemerkte er Blut an der Türklinke. Hatte sich Nick verletzt? Ihm war nichts aufgefallen, allerdings konnte das auch daran liegen, dass Nick einen schwarzen Anzug trug und keinen weißen, wie früher. Aber seine Bewegungen waren normal gewesen. Eine Hand auf seiner Schulter ließ Ellis zusammen zucken. „Bist du hier gleich fertig, Hase?“, frage Keith mit einem müden lächeln. Sein Gesicht war noch ölverschmierter als vorher und einige kleine Kratzer bluteten in seinem Gesicht. Der jüngere traute sich fast nicht, nachzufragen, was jetzt wieder passiert war. Statt dessen nickte er leicht. „Ja, bin ich! Ich kümmer mich gleich noch um das Abendessen, dann können wir schlafen gehen!“ Keith' Gesicht verzog sich. „Dieser Nick ist mir nicht geheuer. Er ist ein alter Freund von dir und ich akzeptiere es. Aber Menschen verändern sich. Und es passt mir gar nicht, dass du mit ihm in einem Bett schlafen willst.“, grummelte er sauer. Ellis aber lächelte. Er legte eine seiner Hände an Keith' Wange und erklärte ruhig: „Er war immer schon so. Arrogant, selbstverliebt und am Anfang einfach kein Teamplayer. Aber er hat ein gutes Herz! Außerdem hatte ich nicht vor, MIT ihm zu schlafen.“ was als Scherz gemeint war, versetzte Keith einen Stich mitten ins Herz. Mit einem Mal wand er sich ab und ging zur Treppe. „Mach das Radio aus!“, murrte er noch, dann ging er hoch und ohne etwas zu Essen ins Bett. Ellis seufzte nur. Manchmal konnte Keith sehr besitzergreifend sein. Er benahm sich ja fast so, als gehöre Ellis ihm. Mit einer unwilligen Bewegung zog der Mechaniker den Stecker des Radios aus der Dose und machte das Licht aus. Einen Moment verharrte er in der Dunkelheit und lauschte. Seine Phantasie spielte ihm seit der Infektionswelle öfter Streiche und er glaubte auch an diesem Abend, die unverkennbaren Laute eines Hunters zu hören. Fast noch deutlicher als sonst. Aber das war natürlich völlig unmöglich. Es gab keine Hunter mehr und keine Jockeys und erst recht keine Witches oder Tanks. Und es gab rein gar nichts mehr, dass ihn und Nick verband...außer die Erinnerungen. Ellis riss sich von seiner Starre los und ging die Treppe hoch. Im Badezimmer hörte man noch die Dusche, ansonsten war es still in der Wohnung. In der Küche brannte Licht und auf der Herdplatte standen noch Reste vom gestrigen Essen, Nudeleintopf. Ellis setzte sich an den Tisch und starrte aus dem Fenster. Es war noch immer am regnen und der Himmel hatte wohl auch was dagegen, es aufhören zu lassen. Mittlerweile war es schon kein Nieselregen mehr, sondern Monsun-ähnlicher Platzregen. Der Blauäugige war dankbar dafür, dass weder er noch Nick noch Keith draußen waren. Mit einem Seufzen setzte er sein Basecap ab und legte es auf den Tisch, dann stand er auf und ging zur Badezimmer-Tür, grade in dem Moment, als diese sich öffnete und Nick raus kam, nur mit einem Handtuch bekleidet. Er wollte grade was sagen, da hielt sich der Jüngere den Zeigefinger an die Lippen und ging vor in das Zimmer mit dem Doppelbett. Nick folgte ihm verwirrt. Im Zimmer angelangt schloss Ellis hinter dem Älteren die Tür und atmete auf. Dann lächelte er wieder. „Ich hoffe, es stört dich nicht, dir mit mir ein Bett zu teilen... So wie in alten Zeiten!“ Nick schüttelte den Kopf. Es machte ihm rein gar nichts aus, sich ein Bett mit ihm zu teilen, so wie damals in den Saverooms. „Aber vorher brauche ich etwas neues zum anziehen!“, stellte er fest und setzte sich auf das Bett. Es war erstaunlich bequem. Mit einem Satz war der Mechaniker am Kleiderschrank, nahm ein T-Shirt und ein Paar Boxers heraus und reichte sie Nick, um danach wieder fast im Schrank zu verschwinden, um ein Kissen und eine Decke zu holen. Während er beides bezog, kleidete sich Nick neu ein. Es dauerte dann nur noch wenige Minuten, dann lagen beide (in Boxers und T-Shirt) im Bett und waren bereit zu schlafen. „Wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen?“, fragte Ellis neugierig, als Nick drohte, einzuschlafen. Einige Sekunden vergingen, in denen nichts passierte, dann antwortete Nick schließlich: „Es ist nicht viel passiert. Ich bin mal wieder hin und her gezogen und habe diese Bastarde gesucht, die sich so schön leicht von mir verarschen lassen. Und du? Ist dein Freund nicht sauer, dass du hier mit mir in einem Bett schläfst?“ Der letzte Satz klang sarkastisch und sehr verletzend. Ellis zog eine Augenbraue hoch und seufzte dann lang. „Beurteile keine Situationen, bevor du sie nicht GANZ kennst! Dieses Zimmer hier ist MEINS! Keith hat sein eigenes Zimmer und er ist nur ein Kumpel, der bei mir wohnt!“, gab er zurück und mit einem mal wirkte der sonst so lebenslustige und kindische junge Mann sehr erwachsen. „Keith und ich arbeiten hier zusammen und leben zusammen, weil wir beide so Geld sparen.“ „Ach ja?“, erwiderte Nick bissig, „Und warum sah das Bett dann so katastrophal aus?“ Ellis' Gesichtszüge entgleisten für einen Moment. Fassungslos starrte er für den Bruchteil einer Sekunde sein Gegenüber an, bevor er sich wieder fasste. „Grade DU solltest wissen, was für einen ruhelosen Schlaf ich habe!“, erklärte er sanft, fast zu zart für diese Art von Diskussion. „Und was hat es mit dem HASE auf sich?“, grummelte der Falschspieler und war sich sicher, darauf keine Antwort zu bekommen. Doch auch dieses Mal überlegte Ellis nicht lange und sagte nur: „Es ist eine Anspielung auf Alice im Wunderland! Ende der Diskussion!“ Mit diesen Worten drehte er dem Älteren den Rücken zu. Es herrschte eine erdrückende Stille. Nick brauchte eine Weile, um all diese Informationen zu verarbeiten. Dann sah er gegen Ellis' Hinterkopf. „Du meinst also... ihr seid kein Paar?“ Doch er erhielt keine Antwort. Nicht mal eine Reaktion. „Er ist sicher schon eingeschlafen!“, dachte Nick und drückte sich leicht gegen den Jüngeren. Seine Arme legte er um ihn. Doch Ellis schlief nicht.Er war sogar noch hellwach und sah mit einem breiten Lächeln im Gesicht in die Dunkelheit.... Kapitel 2: Nächtliches Drama ---------------------------- Warum wunderte es Nick eigentlich, dass es immer noch regnete, als er die Augen öffnete?Es hatte wohl die ganze Nacht durch geregnet und wie es schien, wollte es auch nicht so bald wieder aufhören. In der letzten Woche hatte es hier mehr geregnet als im ganzen letzten Jahr, so kam es dem Falschspieler vor. Er war nur dankbar, dass er nicht mehr draußen herum irrte, sondern hier bei Ellis- Nicks Gedanken brachen jäh ab. Er war alleine im Bett. Der Jüngere war nicht mehr neben ihm. Das Zimmer war leer. Mit einer schnellen Bewegung sprang er auf, mit dem Ergebnis, dass er sich fadst augenblicklich wieder setzten musste.Er hatte wohl doch genug Blut durch den Streifschuss verloren, dass sein Kreislauf nur noch bedingt mitspielte. Nebenbei hatte er Muskelkater in den Beinen und sein Magen knurrte laut vor Hunger. Nick brauchte noch einige Sekunden, dann stand er wieder auf und ging langsam zur Tür, darauf bedacht, keinen unnötigen Lärm zu machen. Als er die Tür öffnete, lauschte er erst einen Moment. Die Wohnung lag still und dunkel da. Eine Uhr am Ende des Flurs verriet dem Falschspieler, dass es gerade mal 2:00 Uhr war. Wo zum Teufel war Ellis? Nick erkannte, dass in der Küche Licht brannte und hörte sowohl leise Stimmen als auch Schritte, die auf und ab liefen. Es klang, als würden Ellis und Keith diskutieren. Der Ältere schlich sich zur Küche hin. Durch einen Türspalt konnte er erkennen, dass die beiden jungen Männer am Tisch saßen und sich leise stritten. „Verstehst du nicht, Hase? Er hatte eine Waffe dabei! Wie kannst du dir sicher sein, dass wir ihm trauen können?“, flüsterte Keith mit vor Wut erregter Stimme. Ellis sah ihn böse an. „Wie kannst du über ihn urteilen, Keith? Du kennst ihn nicht. Und du machst dir auch keine Mühe, ihn kennen zu lernen! Ich habe lange genug mit ihm Seite an Seite ums Überleben gekämpft! Ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann. Er hat mir das Leben mehr als nur einmal gerettet. Und ich ihm auch...“ Ein kurzes Schweigen trat ein. Nick spürte, wie Ellis' Worte in seinem Kopf widerhallten. Er hatte geahnt, dass der Jüngere ihm einiges an Vertrauen schenkte, aber er hatte nicht geahnt, wie weit dieses Vertrauen ging. Er fühlte sich geehrt und konnte sich selber nicht erklären, warum. Keith schnaubte verächtlich. „Du hast mir genug von ihm erzählt, um ihm nicht zu trauen. Und darum verstehe ich auch nicht, die er es schafft, dein Vertrauen zu haben.“, knurrte er und Nick konnte in seinen Augen Zorn funkeln sehen. Bildete er sich das nur ein, oder war Keith „eifersüchtig“ auf ihn? Ellis nahm seine Tasse in die Hand und trank einen Schluck, bevor er fragte: „Was habe ich dir denn über ihn erzählt, dass du ihn so misstraust, verdammt noch mal?!“ Ellis merkte selber jetzt erst, wie hart seine letzten Worte geklungen haben mussten, aber in seinen Augen war keine Spur von Bedauern zu erkennen. Nick war sich sicher, der Mechaniker würde ihn mit allen Mitteln verteidigen, obwohl er selber (anfangs bei der Zombie-Apokalypse) sehr unfair zu ihm war. Keith wirkte wie vor den Kopf gestoßen. Er brauchte einen Moment, um sich zu fassen, dann blickte er wieder finster drein. „Wer hat mir denn erzählt, dass er ein selbstsüchtiger Einzelkämpfer ist, der sich in einem Team nicht zurecht findet?“, knurrte er, jetzt etwas lauter als zuvor. „Das war Anfangs! Verdammt, dreh mir nicht die Worte im Mund herum! Nick ist kein schlechter Mensch...!“, regte sich der Jüngere Mechaniker auf. „Nur einer, der von der Polizei gesucht wird und Pistolen mit sich rumschleppt?“, erwiderte sein Kumpel trocken. Nun war es Ellis, der einen Moment brauchte, um darauf zu antworten. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder und sah in seine Tasse, die er mit beiden Händen umklammerte. In Nicks Magen verkrampfte sich alles. Wie blöd konnte er nur gewesen sein, seine Pistole zu verlieren. Es war ihm erst nach dem Duschen aufgefallen, dass sie fehlte.Und dann hatte er es einfach verdrängt, doch nun war er sich sicher, dass Keith sie gefunden haben musste. Und nun hatte er etwas gegen ihn in der Hand. „Das wusste ich nicht, aber scheiße Mann! Das ist mir auch egal! Ich beurteile dich auch nicht nach dem ganzen Quatsch, den du gemacht hast!“, flüsterte Ellis wieder und sah in den Flur. Er glaubte, dort etwas gesehen zu haben. Nick indessen presste sich an die Wand. Ein leises Keuchen ging über seine Lippen wegen dem stechenden Schmerz in seinem Arm. Er durfte jetzt nicht gesehen werden. Keith würde ihn vermutlich zur Rede stellen. Und ein Verhör dieser Art konnte Nick nicht gebrauchen. Ellis sah schnell wieder zu Keith. „Außerdem.... du würdest lügen, wenn du behauptetest, noch nie in deinem Leben eine Waffe in der Hand gehabt zu haben!“ „Ich habe nie eine Waffe benutzt.... jedenfalls nicht gegen Menschen!“, fauchte Keith. Er ballte seine Hände zu Fäusten und atmete schwer. Der Streit mit Ellis erregte ihn in seiner Wut so sehr, dass er das Gefühl hatte, gleich die Kontrolle zu verlieren. „Nick auch nicht!“, log Ellis. Er wusste, dass das nicht stimmte, denn sein Freund hatte damals in der Apokalypse einmal gesagt, er dürfe keine Waffen mehr besitzen. Außerdem kannte er sich sehr gut mit den Funktionen von Maschinenpistolen und Shotguns aus. Keith erkannte diesen unsicheren Ausdruck in dem Gesicht seines Kumpels. Mit einem Satz stand er auf und und schlug mit den Händen auf den Tisch. „LÜG MICH NICHT AN!“, schrie er und sein Gesicht färbte sich rot. Ellis wich instinktiv zurück. So hatte er seinen Kumpel noch nie erlebt... „Bitte, Keith! Schrei nicht so rum! Du weckst Nick noch auf!“, murmelte er unsicher und stand ebenfalls auf, um zu Keith zu gehen und ihm die Hand auf die Schulter zu legen. Doch Keith packte ihn am Arm, drehte sich um und drückte ihn mit all seinem Gewicht gegen die Wand. „NICK HIER! NICK DA! SOLL IHN DIE POLIZEI DOCH FANGEN!!!“, schrie er wütend. Ellis versuchte, zurückzuweichen. Sein Herz pochte hart in seiner Brust vor Angst. Erschrocken schloss er die Augen und wollte den anderen Arm vors Gesicht legen, doch Keith hielt den mittlerweile auch fest. Dann passierte alles sehr schnell. Keith drückte sich gegen Ellis und verschloss ihm den Mund mit einem Kuss. Der Jüngere wand sich hin und her, doch er entkam nicht. Er wollte das nicht und so versuchte er, nach Keith zu treten, doch etwas kam ihm dazwischen. Jemand zerrte seinen Kumpel von ihm weg und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht. Der Mechaniker blinzelte und sah, wie Nick über Keith gebeugt am Boden kniete und ihn unsanft am Krangen gepackt hatte. In seinen Augen funkelte mindestens genau so großer Zorn wie in denen von Keith. „Lass ihn los, bitte!“, keuchte der Jüngere und hielt Nick am Arm fest, damit der dem am Boden Liegenden nicht erneut ins Gesicht schlug. Der Falschspieler sah ihn nur böse an. „Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte!“, sagte er mit finsterer Mine und ließ aber tatsächlich den Bewusstlosen sinken. „Weil er mein Kumpel ist!“, antwortete Ellis leise und rieb sich seine schmerzenden Arme. Zu seiner Überraschung stand Nick auf und sah ihn prüfend an, bevor er sich herumdrehte und wortlos ins Zimmer zurück ging. Ellis war unschlüssig, was er tun sollte. Mit einem Blick zu Keith stellte er fest, dass dieser nicht ernsthaft verletzt war und ging so Nick hinterher ins Zimmer. Nick hatte sich auf das Bett gelegt und starrte an die Decke. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt und Ellis glaubte, er wäre wütend auf ihn. Ellis seufzte und lies sich vor dem Schrank in die Knie sinken. Aus der untersten Schublade zog er einen kleinen Verbandskasten und Desinfektionsmittel. Dann wand er sich an Nick. „Zeig mir deine Verletzung!“, forderte er den Älteren auf und erhob sich wieder. Nick sah ihn einen Moment fragend an, dann hielt er ihm seinen Arm mit der Verletzung des Streifschusses hin. Der Mechaniker seufzte und sah ihn mit einem „Du solltest damit zum Arzt gehen“- Blick an. Dann desinfizierte er die Verletzung (die Schmerzenslaute von Nick ignorierend) und verband den Arm. Der Falschspieler war erstaunt. Früher war Ellis nicht wirklich gut darin, Verbände anzulegen, aber nun sah alles, was er tat, sehr professionell aus. „Hast du einen 1-Hilfe-Kurs mitgemacht, Kleiner?“, fragte er neugierig und sah zu, wie der Jüngere alles festzog und zufrieden sein Werk begutachtete. Dann nickte er. „Ja“, antwortete er freundlich lächelnd, „gleich nach der Apokalypse!“ Nach wenigen Sekunden des Schweigens setzte sich Ellis neben Nick und seufzte. Ihm fehlten in diesem Moment einfach die Worte. Dann brach Nick das Schweigen. Oder besser: Sein Magen. Ein lautes Knurren erklang und der Falschspieler legte beschämt seine Arme um den Bauch. „Tut mir leid“, murmelte er, „hab schon ne Weile nichts mehr gegessen!“ Ellis lächelte sanft. „Ich gehe dir etwas kochen. Ich habe auch Hunger!“ Dann stand er auf und ging wieder in die Küche, um dort mit Erschrecken festzustellen, dass Keith verschwunden war. Vorsichtig ging zurück in den Flur und lauschte an der Zimmertür seines Kumpels. Leise Musik drang an sein Ohr und Murmeln. Scheinbar telefonierte er mit jemanden. Ellis ging seufzend wieder zurück und stellte sich an den Herd, bis jetzt noch unschlüssig, was er kochen sollte. Im Kühlschrank fand er nichts, also suchte er in den Küchenschränken und der Kühltruhe, doch auch dort wurde er nicht fündig. Während Ellis noch in Gedanken war, näherte sich jemand von hinten. Noch war er nicht ganz bei ihm, da drehte sich Ellis erschrocken rum und stellte fast im selben Moment erleichtert fest, dass es nur Nick war. „Jag mir doch nicht so einen Schrecken ein!“, murmelte er und drehte sich langsam um. „Du siehst ganz schön fertig aus!“ Nick schüttelte den Kopf, doch ihn durchzog ein warmer Schauer, als Ellis ihm liebevoll und fürsorglich eine Hand an die Wange legte. „Du hast dich verändert, Overall!“, bemerkte der Falschspieler, „Du warst doch immer so lebensfroh und unerschütterlich. Und jetzt bist du.... wie eine Mutter zu ihren Kindern!“ Ellis sah sein Gegenüber einen Moment an, dann konnte er dem Blick nicht mehr standhalten und suchte etwas anderes, auf das er seinen Blick richten konnte. „Ich habe euch sehr vermisst... und bei der Zombie-Apokalypse die meisten meiner Freunde und auch meine Mutter verloren....“, gestand er leise. Jetzt wurde Nick wieder schmerzlich bewusst, dass Ellis, als die Apokalypse ausbrach, ja erst 23 Jahre alt war und vielleicht gerade mal 2 Jahre lang nicht mehr bei seinen Eltern lebte. Er seufzte und legte vorsichtig seine Arme um den Mechaniker, um ihn nicht zu erschrecken. „Nimm das nicht zu ernst, Kleiner... ich will dich nur trösten...“, murmelte er, doch er wusste selber ganz genau, dass es nicht stimmte. In Nicks Brust brannte ein Feuer, das er sich selber nicht erklären konnte. Er war sich zwar fast sicher, was das war, aber wahrhaben wollte er es noch lange nicht, dafür war er zu stolz. Gott sei Dank fragte Ellis nicht weiter nach, sondern legte nur seinen Kopf vorsichtig an Nicks Schulter und schloss einen Moment die Augen. Es fühlte sich für ihn sehr schön an, seit langer Zeit mal wieder ein wenig Nähe zu dem Falschspieler zu fühlen. Einen Moment verharrten die beiden so, dann löste sich Ellis wieder. „Danke“, sagte er leise und wischte sich über die Augen. Hatte er geweint? Nick winkte ab. „Vergessen wir das“, murrte er und dachte dabei wieder an das Bild, wie Keith Ellis geküsst hatte. Ellis sah enttäuscht aus, sagte aber nichts. Mit einer Bewegung drehte er sich um und machte sich wieder daran, etwas Essbares zu suchen. Doch wieder blieb seine Suche erfolglos. „Tut mir leid, ich habe leider grade nichts zu Essen da!“, gestand er beschämt und sah auf den Boden. Nick grinste. Ihm lag ein Kommentar auf den Lippen und er hätte ihn zu gerne gebracht, wäre eben nicht die Sache mit Keith vorgefallen. Statt dessen sagte er nur: „Vergessen wir das Essen und gehen wieder schlafen... Es ist spät!“ Ellis nickte zustimmend und beide gingen wieder ins Bett, um erneut Schlaf zu finden... Kapitel 3: Im falschen Zimmer ----------------------------- Der ersehnte Schlaf hielt nicht lange an. Nach nur wenigen Stunden wachte Nick wieder auf und lauschte in die Dunkelheit hinein. Etwas hatte ihn geweckt, doch er wusste nicht was. Das leise Schnarchen des jungen Mechanikers neben sich war es nicht gewesen. Ellis atmete zwar noch immer deutlich hörbar im Schlaf, aber das war nichts im Vergleich zu seinem Schnarchen damals, als sie sich regelmäßig die Betten im Saveroom teilen mussten. Es war etwas anderes gewesen. Eine dunkle Stimme, die sich im Flur mit jemanden zu unterhalten schien. Jemand, der sauer auf etwas oder jemanden war und jemand, der einen anderen aus tiefsten Herzen hasste. Es dauerte nicht mal eine Sekunde, bis Nick wusste, dass Keith im Flur war und mit jemanden telefonierte. Vielleicht mit einem anderen Kumpel von ihm und dem jungen Mann neben sich. Vorsichtig kletterte der Falschspieler über Ellis, darauf bedacht, ihn nicht zu wecken und schlich zur Tür, um sie leise zu öffnen. Wie er bereits vermutet hatte, lief Keith beim Telefonieren im Flur auf und ab und seine schlechte Laune stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ich hab dir doch gesagt, ich kann heute nicht... ich lasse die beiden nicht aus den Augen! Auch wenn Ellis ihm vertraut... Er hat mich bewusstlos geschlagen!“, erklärte Keith im Flüsterton. Dann schien er angestrengt zu lauschen. Nick öffnete die Tür weiter und trat einen Schritt in den Gang hinaus, gerade so weit, dass er alles sehen konnte, aber nicht gesehen wurde. „Hör zu, Dave... wenn du mich treffen willst, komm her! Aber ich geh hier nicht weg!“ Der Falschspieler konnte die Eifersucht aus Keith' Stimme deutlich heraus hören und die Tatsache, in seinen Augen eine Bedrohung zu sein, erfüllte Nick mit solchem Stolz, dass er beinah laut los gelacht hätte. Doch statt dessen begnügte er sich mit einem lautlosen Grinsen. Keith' Gespräch mit Dave dauerte noch wenige Momente, dann legte der Mechaniker nach einer kurzen und unfreundlich wirkenden Verabschiedung auf. Nick erkannte, wie er sich umdrehte und die Treppe zur Werkstatt herunter stieg. Diese Gelegenheit nutzte er auch sofort, um sich in das Zimmer des Mannes zu schleichen und seine Pistole wieder an sich zu nehmen. Als er das Zimmer betrat, traf den Falschspieler allerdings fast der Schlag. Was am Abend zuvor noch wie ein normales Zimmer aussah, war mittlerweile ein Gruselkabinett. Die Türen und Schubladen der Schränke waren hinaus gerissen und überall lagen Kleidung und CDs rum. Hier und da konnte er auch eine gebrochene Disc sehen sowie einige leere Flaschen Alkohol. Die Krönung des ganzen waren allerdings die schwarzen Vorhänge und eine Vielzahl schwarzer Kerzen am Boden. Nick kniete sich vorsichtig hin und hob eine der abgebrannten Kerzen hoch. Sie war noch warm und der Wachs noch nicht ganz trocken, so dass er bald kleinere Reste davon unser seinen Fingernägeln hatte. Auch roch es im Zimmer noch sehr verbrannt. „Was hat das zu bedeuten?“, murmelte Nick leise und nahm noch eine Kerze in die Hand. Er glaube, am oberen Ende etwas erkennen zu können, was eingeschnitzt war, leider war die Kerze zu weit herunter gebrannt, um etwas genaues erkennen zu können. Gerade wollte Nick wieder aufstehen, da wurde er am Nacken gepackt und unsanft auf den Boden gedrückt. Ein brennender Schmerz durchzog sein Gesicht, als seine Wange die scharfen Kanten einer gebrochenen CD berührte und warmes Blut aus den Schnitten trat. Der Falschspieler wollte sich rumdrehen und hinter sich sehen, doch der Griff in seinem Nacken war zu feste. „Hab ich dich beim Stehlen erwischt? Oder wolltest du nur nachsehen, ob ich eine ernsthafte Bedrohung für dich bin?“, zischte Keith böse und drückte seine Fingernägel in die Haut seines Opfers. Ein leiser Schmerzenslaut kam über Nicks Lippen. Er spürte, wie seine Wange langsam anschwoll und schloss das Auge auf dieser Gesichtshälfte. „Lass mich los, du verdammter Mistkerl!“, fluchte er und griff nach einer Schublade, um sich damit zur Wehr zu setzen, doch Keith merkte, was er vor hatte und verhinderte es mit einem gezielten Tritt auf sein Handgelenk. Ein lautes Knacken war zu hören, untermalt von einem weiteren Schmerzenslaut Nicks. Dieses Mal war er allerdings laut genug, eine Horde schlafender Elefanten zu wecken, oder auch einfach nur Ellis. Es verging nur eine halbe Minute, bis die Tür des Gegenüberliegenden Zimmers aufgerissen wurde und der junge Mechaniker mit der Narbe auf der Nase heraus gestürmt kam. Es kam Nick wie eine Ewigkeit vor, in der Ellis dastand, völlig überfordert mit der Situation und mit so großer Verwirrung und Schmerz in den Augen, dass es dem älteren Mann fast das Herz brach. Er wollte etwas sagen, die Situation erklären, doch er brachte keinen Ton raus. Auch Keith schien wie versteinert. Er drückte noch immer seine Fingernägel in Nicks Nacken, mittlerweile so stark, dass es zu bluten begonnen hatte, doch er tat nichts anderes. Nachdem der erste Schock des Anblicks verflogen war, riss Ellis sich los und stürzte sich auf Keith. Mit einem gezielten Sprung riss er ihn von den Beinen und die beiden landeten in einem Stapel aus Schubladen und Schranktüren, wobei Keith ein erstauntes Keuchen von sich gab. Nick rappelte sich schnell auf. Er brauchte einen Moment, um das aufkommende Schwindelgefühl niederzukämpfen und sich auf den Beinen zu halten. Dann sah er zu Keith und Ellis, die sich, so schien es, mühsam versuchten, aus den Brettern zu befreien. Was so aussah, als würden sich beide bewegen, stellte sich dann allerdings als Falsch heraus. Es war Keith, der sich bewegte und versucht, unter Ellis hervor zu kriechen, während der junge Mechaniker benommen auf ihm lag und aus einer nicht großen, aber tiefen Platzwunde stark blutete. „DAS IST ALLES DEINE SCHULD!“, schrie Nick böse und machte einen Satz zu Ellis, um ihn vorsichtig in die Höhe zu ziehen. Als Dank bekam er nur ein leises Wimmern. „MEINE SCHULD? ER HAT SICH AUF MICH GESTÜRZT! ES WAR EIN UNFALL!“, schrie Keith zurück und kämpfte sich endgültig in die Höhe. Nick atmete schwer. Er war kurz vor dem Explodieren, doch er musste ruhig bleiben. Er konnte nicht riskieren, die Beherrschung zu verlieren und damit Ellis zu schaden, dessen Arm er sich mittlerweile über die Schulter gelegt hatte, um ihm Halt zu bieten. „Spar dir das!“, antwortete Nick gespielt ruhig. Seine stimme zitterte stark und es war offensichtlich, dass er Mühe hatte, nicht zu schreien. Doch er wollte Ellis das nicht antun. Das Einzige, was er im Moment wollte, war den Kleinen in Sicherheit bringen. „Was wolltest du überhaupt in meinem Zimmer?“, knurrte der rotblonde Mann und rieb sich seinen blutenden Ellbogen. „Mir nur das zurückholen, was mir gehört!“, antwortete Nick trocken und drehte sich um. Behutsam ging er mit Ellis zur Zimmertür, um ihn wieder in sein Bett zu schaffen und ihn zu versorgen. „Deine Gott verdammte Waffe? Und warum? Um Ellis im Schlaf zu erschießen? Ich wusste es... du bist nicht gut für ihn!“, lachte Keith ironisch. In seinen Augen glänzte eine Kampfeslust, die Nick nachvollziehen konnte, doch auf die er unter keinen Umständen eingehen würde. Noch nicht mal bei den Vorwürfen, die der Mechaniker ihm machte. Statt dessen ging er weiter und erwiderte, ohne ihn anzusehen: „Nein, es gibt hier nur einen, den ich erschießen würde. Und ich glaube, du bist es, der nicht gut für Ellis ist... wenn du ihn wirklich liebst... was du offensichtlich tust... solltest du ihn alleine lassen!“ Keith starrte ihm ungläubig nach. Wieder im Doppelzimmer der Wohnung, sah sich Nick die Wunde an. Er hatte Ellis vorsichtig auf das Bett gelegt und ihm die Haare aus der Stirn gestrichen, um besser sehen zu können. Zu seiner Erleichterung war die Wunde nicht annähernd so schlimm, wie er anfangs gedacht hatte und mit wenigen Handgriffen war sie gesäubert, desinfiziert und verarztet. Was dem Falschspieler allerdings große Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass der junge Mann noch immer benommen vor sich hin starrte und kein Wort raus brachte. Er reagierte zwar, wenn Nick ihm vor den Augen rumwedelte mit der Hand, doch er sagte nichts. Seine Augen wirkten trüb und nicht mehr anwesend und aus seinem Mund kamen immer wieder leichte Schmerzenslaute. „Overall, verfluchte Scheiße! Sag was!“, knurrte Nick, doch es klang fast wie ein verzweifeltes Flehen. Vorsichtig schlug er ihm mit der Handfläche auf die Wange, allerdings blieb auch das ohne Erfolg und ein Seufzen der Resignation verließ Nicks Lippen. „Was soll ich denn noch machen? Kaltes Wasser nützt nichts, wach rütteln nützt nichts... verlang jetzt nicht von mir, dass ich dich küsse! Das wäre viel zu Klischee!“, grummelte er, mehr zu sich selber als zu seinem Gegenüber. Nichts desto Trotz beugte er sich langsam vor und legte seine Lippen kurz an die des anderen Mannes, mit dem Ergebnis, das er erwartet hatte: Nämlich keinen. „Vielleicht sollte ich einen Arzt holen?!“, murmelte er und streichelte Ellis abwesend über die Wange, als eine Hand ihn am Handgelenk festhielt. „Nein!“, murmelte Ellis leise und sah Nick mit glasigen Augen an. „Es ist nicht schlimm....“ Das war eine glatte Lüge, doch der Falschspieler konnte im Moment nicht anders, als zustimmend zu Nicken und innerlich dankbar dafür zu sein, dass Ellis wieder redete. Auch wenn er sofort danach die Augen schloss und vor Erschöpfung einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)