Left 4 Dead 2 1/2 von Awkward-Penguin (10 Jahre nach der Apokalypse) ================================================================================ Kapitel 3: Im falschen Zimmer ----------------------------- Der ersehnte Schlaf hielt nicht lange an. Nach nur wenigen Stunden wachte Nick wieder auf und lauschte in die Dunkelheit hinein. Etwas hatte ihn geweckt, doch er wusste nicht was. Das leise Schnarchen des jungen Mechanikers neben sich war es nicht gewesen. Ellis atmete zwar noch immer deutlich hörbar im Schlaf, aber das war nichts im Vergleich zu seinem Schnarchen damals, als sie sich regelmäßig die Betten im Saveroom teilen mussten. Es war etwas anderes gewesen. Eine dunkle Stimme, die sich im Flur mit jemanden zu unterhalten schien. Jemand, der sauer auf etwas oder jemanden war und jemand, der einen anderen aus tiefsten Herzen hasste. Es dauerte nicht mal eine Sekunde, bis Nick wusste, dass Keith im Flur war und mit jemanden telefonierte. Vielleicht mit einem anderen Kumpel von ihm und dem jungen Mann neben sich. Vorsichtig kletterte der Falschspieler über Ellis, darauf bedacht, ihn nicht zu wecken und schlich zur Tür, um sie leise zu öffnen. Wie er bereits vermutet hatte, lief Keith beim Telefonieren im Flur auf und ab und seine schlechte Laune stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ich hab dir doch gesagt, ich kann heute nicht... ich lasse die beiden nicht aus den Augen! Auch wenn Ellis ihm vertraut... Er hat mich bewusstlos geschlagen!“, erklärte Keith im Flüsterton. Dann schien er angestrengt zu lauschen. Nick öffnete die Tür weiter und trat einen Schritt in den Gang hinaus, gerade so weit, dass er alles sehen konnte, aber nicht gesehen wurde. „Hör zu, Dave... wenn du mich treffen willst, komm her! Aber ich geh hier nicht weg!“ Der Falschspieler konnte die Eifersucht aus Keith' Stimme deutlich heraus hören und die Tatsache, in seinen Augen eine Bedrohung zu sein, erfüllte Nick mit solchem Stolz, dass er beinah laut los gelacht hätte. Doch statt dessen begnügte er sich mit einem lautlosen Grinsen. Keith' Gespräch mit Dave dauerte noch wenige Momente, dann legte der Mechaniker nach einer kurzen und unfreundlich wirkenden Verabschiedung auf. Nick erkannte, wie er sich umdrehte und die Treppe zur Werkstatt herunter stieg. Diese Gelegenheit nutzte er auch sofort, um sich in das Zimmer des Mannes zu schleichen und seine Pistole wieder an sich zu nehmen. Als er das Zimmer betrat, traf den Falschspieler allerdings fast der Schlag. Was am Abend zuvor noch wie ein normales Zimmer aussah, war mittlerweile ein Gruselkabinett. Die Türen und Schubladen der Schränke waren hinaus gerissen und überall lagen Kleidung und CDs rum. Hier und da konnte er auch eine gebrochene Disc sehen sowie einige leere Flaschen Alkohol. Die Krönung des ganzen waren allerdings die schwarzen Vorhänge und eine Vielzahl schwarzer Kerzen am Boden. Nick kniete sich vorsichtig hin und hob eine der abgebrannten Kerzen hoch. Sie war noch warm und der Wachs noch nicht ganz trocken, so dass er bald kleinere Reste davon unser seinen Fingernägeln hatte. Auch roch es im Zimmer noch sehr verbrannt. „Was hat das zu bedeuten?“, murmelte Nick leise und nahm noch eine Kerze in die Hand. Er glaube, am oberen Ende etwas erkennen zu können, was eingeschnitzt war, leider war die Kerze zu weit herunter gebrannt, um etwas genaues erkennen zu können. Gerade wollte Nick wieder aufstehen, da wurde er am Nacken gepackt und unsanft auf den Boden gedrückt. Ein brennender Schmerz durchzog sein Gesicht, als seine Wange die scharfen Kanten einer gebrochenen CD berührte und warmes Blut aus den Schnitten trat. Der Falschspieler wollte sich rumdrehen und hinter sich sehen, doch der Griff in seinem Nacken war zu feste. „Hab ich dich beim Stehlen erwischt? Oder wolltest du nur nachsehen, ob ich eine ernsthafte Bedrohung für dich bin?“, zischte Keith böse und drückte seine Fingernägel in die Haut seines Opfers. Ein leiser Schmerzenslaut kam über Nicks Lippen. Er spürte, wie seine Wange langsam anschwoll und schloss das Auge auf dieser Gesichtshälfte. „Lass mich los, du verdammter Mistkerl!“, fluchte er und griff nach einer Schublade, um sich damit zur Wehr zu setzen, doch Keith merkte, was er vor hatte und verhinderte es mit einem gezielten Tritt auf sein Handgelenk. Ein lautes Knacken war zu hören, untermalt von einem weiteren Schmerzenslaut Nicks. Dieses Mal war er allerdings laut genug, eine Horde schlafender Elefanten zu wecken, oder auch einfach nur Ellis. Es verging nur eine halbe Minute, bis die Tür des Gegenüberliegenden Zimmers aufgerissen wurde und der junge Mechaniker mit der Narbe auf der Nase heraus gestürmt kam. Es kam Nick wie eine Ewigkeit vor, in der Ellis dastand, völlig überfordert mit der Situation und mit so großer Verwirrung und Schmerz in den Augen, dass es dem älteren Mann fast das Herz brach. Er wollte etwas sagen, die Situation erklären, doch er brachte keinen Ton raus. Auch Keith schien wie versteinert. Er drückte noch immer seine Fingernägel in Nicks Nacken, mittlerweile so stark, dass es zu bluten begonnen hatte, doch er tat nichts anderes. Nachdem der erste Schock des Anblicks verflogen war, riss Ellis sich los und stürzte sich auf Keith. Mit einem gezielten Sprung riss er ihn von den Beinen und die beiden landeten in einem Stapel aus Schubladen und Schranktüren, wobei Keith ein erstauntes Keuchen von sich gab. Nick rappelte sich schnell auf. Er brauchte einen Moment, um das aufkommende Schwindelgefühl niederzukämpfen und sich auf den Beinen zu halten. Dann sah er zu Keith und Ellis, die sich, so schien es, mühsam versuchten, aus den Brettern zu befreien. Was so aussah, als würden sich beide bewegen, stellte sich dann allerdings als Falsch heraus. Es war Keith, der sich bewegte und versucht, unter Ellis hervor zu kriechen, während der junge Mechaniker benommen auf ihm lag und aus einer nicht großen, aber tiefen Platzwunde stark blutete. „DAS IST ALLES DEINE SCHULD!“, schrie Nick böse und machte einen Satz zu Ellis, um ihn vorsichtig in die Höhe zu ziehen. Als Dank bekam er nur ein leises Wimmern. „MEINE SCHULD? ER HAT SICH AUF MICH GESTÜRZT! ES WAR EIN UNFALL!“, schrie Keith zurück und kämpfte sich endgültig in die Höhe. Nick atmete schwer. Er war kurz vor dem Explodieren, doch er musste ruhig bleiben. Er konnte nicht riskieren, die Beherrschung zu verlieren und damit Ellis zu schaden, dessen Arm er sich mittlerweile über die Schulter gelegt hatte, um ihm Halt zu bieten. „Spar dir das!“, antwortete Nick gespielt ruhig. Seine stimme zitterte stark und es war offensichtlich, dass er Mühe hatte, nicht zu schreien. Doch er wollte Ellis das nicht antun. Das Einzige, was er im Moment wollte, war den Kleinen in Sicherheit bringen. „Was wolltest du überhaupt in meinem Zimmer?“, knurrte der rotblonde Mann und rieb sich seinen blutenden Ellbogen. „Mir nur das zurückholen, was mir gehört!“, antwortete Nick trocken und drehte sich um. Behutsam ging er mit Ellis zur Zimmertür, um ihn wieder in sein Bett zu schaffen und ihn zu versorgen. „Deine Gott verdammte Waffe? Und warum? Um Ellis im Schlaf zu erschießen? Ich wusste es... du bist nicht gut für ihn!“, lachte Keith ironisch. In seinen Augen glänzte eine Kampfeslust, die Nick nachvollziehen konnte, doch auf die er unter keinen Umständen eingehen würde. Noch nicht mal bei den Vorwürfen, die der Mechaniker ihm machte. Statt dessen ging er weiter und erwiderte, ohne ihn anzusehen: „Nein, es gibt hier nur einen, den ich erschießen würde. Und ich glaube, du bist es, der nicht gut für Ellis ist... wenn du ihn wirklich liebst... was du offensichtlich tust... solltest du ihn alleine lassen!“ Keith starrte ihm ungläubig nach. Wieder im Doppelzimmer der Wohnung, sah sich Nick die Wunde an. Er hatte Ellis vorsichtig auf das Bett gelegt und ihm die Haare aus der Stirn gestrichen, um besser sehen zu können. Zu seiner Erleichterung war die Wunde nicht annähernd so schlimm, wie er anfangs gedacht hatte und mit wenigen Handgriffen war sie gesäubert, desinfiziert und verarztet. Was dem Falschspieler allerdings große Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass der junge Mann noch immer benommen vor sich hin starrte und kein Wort raus brachte. Er reagierte zwar, wenn Nick ihm vor den Augen rumwedelte mit der Hand, doch er sagte nichts. Seine Augen wirkten trüb und nicht mehr anwesend und aus seinem Mund kamen immer wieder leichte Schmerzenslaute. „Overall, verfluchte Scheiße! Sag was!“, knurrte Nick, doch es klang fast wie ein verzweifeltes Flehen. Vorsichtig schlug er ihm mit der Handfläche auf die Wange, allerdings blieb auch das ohne Erfolg und ein Seufzen der Resignation verließ Nicks Lippen. „Was soll ich denn noch machen? Kaltes Wasser nützt nichts, wach rütteln nützt nichts... verlang jetzt nicht von mir, dass ich dich küsse! Das wäre viel zu Klischee!“, grummelte er, mehr zu sich selber als zu seinem Gegenüber. Nichts desto Trotz beugte er sich langsam vor und legte seine Lippen kurz an die des anderen Mannes, mit dem Ergebnis, das er erwartet hatte: Nämlich keinen. „Vielleicht sollte ich einen Arzt holen?!“, murmelte er und streichelte Ellis abwesend über die Wange, als eine Hand ihn am Handgelenk festhielt. „Nein!“, murmelte Ellis leise und sah Nick mit glasigen Augen an. „Es ist nicht schlimm....“ Das war eine glatte Lüge, doch der Falschspieler konnte im Moment nicht anders, als zustimmend zu Nicken und innerlich dankbar dafür zu sein, dass Ellis wieder redete. Auch wenn er sofort danach die Augen schloss und vor Erschöpfung einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)