Between Potions and Quidditch von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 3: Besenflugstunden --------------------------- An diesem windigen Montagmorgen unterrichtete Ginny zum ersten Mal Besenflugstunden. Zuerst waren die Gryffindors an der Reihe, die Ravenclaws folgten am darauffolgenden Tag, die Hufflepuffs hatten ihre erste Stunde am Mittwoch und die Slytherins würde sie am Donnerstagmittag unterrichten. So blieb der Freitag frei und Ginny konnte sich über ein verlängertes Wochenende freuen. Dadurch, dass sie die Klassen aufteilte, hatte sie kleinere Gruppen von jeweils zehn Schülern, sodass ihr mehr Zeit blieb sich um einzelne Schüler individuell zu kümmern. Gerade trudelten die Gryffindors ein und stellten sich in einer Reihe auf, platzierten sich neben den Schulbesen, die Ginny bereits hingelegt hatte. Auf diesen alten Shooting Stars hatte man den Schülern schon zu ihrer Zeit das Fliegen beibringen wollen, aber da Ginny bereits vor ihrem Schulantritt in Hogwarts gelernt hatte, wie man auf einem Besen flog, hatte Madam Hooch ihr nicht mehr viel beibringen können. Wenn man mit sechs Brüdern aufwuchs, die allesamt Quidditch spielten, kam man nicht darum herum, selbst auf einen Besen zu steigen. Ginny hatte sich oft die Besen ihrer Brüder gemopst, um ihre Fähigkeiten im Quidditch zu verbessern, und in ihrem fünften Schuljahr war sie ins hauseigene Quidditchteam aufgenommen worden, wo sie einige Male den Schnatz gefangen und zahlreiche Tore erzielt hatte. „Guten Morgen, Erstklässler.“ Die Jungen und Mädchen grüßten im Chor zurück und Ginny sah sie der Reihe nach an. Die Elfjährigen waren gerade erst nach Hogwarts gekommen und so wie für sie alles neu und aufregend war, musste Ginny jetzt auch als Lehrerin ihre ersten Erfahrungen sammeln. Ihre Nervosität war mindestens genauso groß. „Mein Name ist Ginevra Weasley und ich werde euch in eurem ersten Schuljahr beibringen wie man auf einem Besen fliegt. Ja, du hast eine Frage?“ Ein blonder Junge hatte seine Hand in die Luft gestreckt, was Ginny ein wenig irritierte. Damit, dass jemand so schnell Fragen stellte, hatte sie nicht gerechnet. Dabei hatte sie sich doch gerade erst vorgestellt. „Sind Sie Ginny Weasley?“, fragte der Junge aufgeregt. „Die Ginny Weasley? Von den Holyhead Harpies?“ Die Schüler begangen aufgeregt zu murmeln und Ginny spürte ihre Blicke nun deutlicher auf sich sitzen als zuvor. „Ja, die bin ich.“ Ginny strich sich das lange rote Haar zurück, welches ihr der Wind unermüdlich ins Gesicht wehte. Nachdem Draco sich über ihre Frisur lustig gemacht hatte, trug sie ihr Haar nun offen – was sie auch gleich wieder bereute. „Wow!“ Der erstaunte Gesichtsausdruck beschwor ein stolzes Lächeln in Ginnys Gesicht. „Mein Bruder ist ein großer Fan von Ihnen, Madam“, offenbarte ein Mädchen mit schwarzen hüftlangen Locken. „Er hat ein Poster von Ihnen neben seinem Bett hängen.“ Ihr verschmitztes Kichern brachte Ginny in Verlegenheit. Was sollte man auf so etwas antworten? Seitdem sie in der erfolgreichen Quidditchmannschaft mitspielte, war sie es gewohnt, dass man sie erkannte und in der Öffentlichkeit ansprach. Während der Quidditchsaison standen die Holyhead Harpies oft genug in den Zeitungen, was für nationale Bekanntheit sorgte. Erst letztens hatte der Tagesprophet einen Bericht über sie gebracht. Dass sich jetzt schon Teenager Poster von ihr in ihre Zimmer hängten fand Ginny irgendwie schmeichelhaft. In ihrem ehemaligen Kinderzimmer im Fuchsbau hingen immer noch die Poster von Gwenog Jones, ihrer jetzigen Teamkollegin, und den Schicksalsschwestern. „Mein Vater hat mich in den Ferien zum Endspiel mitgenommen, als die Holyhead Harpies die Ballycastle Bats plattgemacht haben“, verkündete ein Junge stolz, dem sogleich die ganze Aufmerksamkeit gebührte und der bewundernde Oh‘s und Ah’s erntete. „Ja, das habe ich auch gesehen!“, erwiderte der Blonde, der dieses Thema angesprochen hatte. „Das Spiel hat drei Stunden gedauert!“ Prompt verfielen die beiden in eine hitzige Diskussion über das Endspiel. Die Quidditch-Interessierten lauschten gespannt, während die Schüler, die nichts für diesen Sport übrig hatten, gelangweilt herumstanden. Die ersten setzten sich sogar schon auf den Rasen, in der Erwartung, diese Unterhaltung würde noch länger dauern. „Okay, Schluss jetzt!“ Mit lauter Stimme verschaffte sich Ginny von allen Gehör. Nun redete niemand mehr. Einige sahen sie ziemlich erschrocken an und diejenigen, die sich gerade auf dem Rasen ein Päuschen gönnen wollten, standen hastig wieder auf. Die Unterbrechung hatte Ginny völlig aus dem Konzept gebracht und sie versuchte die Worte, die sie sich zuvor gründlich zurechtgelegt hatte, wieder ins Gedächtnis zu rufen. „Fangen wir jetzt endlich mit dem Unterricht an. Wer von euch ist denn schon einmal geflogen?“ Drei zierliche Hände streckten sich in die Höhe. Ginny war milde überrascht, als sie sah, dass es die beiden Jungs waren, die sich auch das Quidditchspiel angesehen hatten. Die dritte Hand gehörte einem Mädchen, mit kurzem dunkelblondem Haar, das zu zwei Zöpfen geflochten war. „Gut, sehr schön. Der Anfang wird für euch drei nicht neu sein, aber ich bitte euch trotzdem fleißig mitzumachen. Dann beginnen wir mal. Vor euch liegen Shooting Stars. Es sind nicht die neuesten Modelle, aber sie werden ihren Zweck erfüllen. Stellt euch daneben, sodass jeder einen hat. Gut. Zuallererst wird der Besen aufgerufen. Streckt dafür eure Hände darüber und sagt: Hoch!“ Die Schüler gehorchten brav, streckten ihre Ärmchen über die Besen und riefen gemeinsam im Chor: „Hoch!“ Die Stunde verlief recht gut. Immerhin brach sich niemand etwas, was nicht selten vorkam, wenn sich jemand das erste Mal auf einen Besen setzte. Das Aufrufen des Besens beanspruchte die meiste Zeit der Stunde und Ginny bekam die Gelegenheit die Gryffindors besser kennenzulernen. Nur zwei schafften es auf Anhieb, dass der Besen in ihrer Hand landete, während sich bei den meisten wiederum gar nichts tat und der Besen trotzig liegen blieb. Matthew Montgomery hatte seinen Besen lautstark angebrüllt, aber sein Besen bewegte sich keinen Millimeter und Ginny erklärte ihm, dass es nicht daran lag, wie laut man sprach – oder brüllte – sondern dass der Wille nur stark genug sein musste. Clarice Bones‘ Besen gehorchte dafür umso besser und klatschte ihr direkt ins Gesicht, woraufhin sie sich die Hände vor das Gesicht schlug und zu weinen anfing. Da ihre Nase nicht einmal blutete sah Ginny keine Notwendigkeit sie zu Madam Pomfrey zu schicken. Clarice sah ihren Schulkameraden die restliche Stunde nur noch aus sicherer Entfernung zu und murmelte immer wieder näselnd vor sich hin: „Fliegen ist einfach nichts für mich!“ Am Ende der Stunde marschierten die Schüler wieder hinauf ins Schloss, um zu ihrer nächsten Schulstunde nicht zu spät zu kommen. Ginny sammelte die Besen ein; mit einem Schwenker ihres Stabes erhoben sie sich in die Luft und folgten ihr den Weg hinab zum Quidditchfeld. Während die Quidditchbälle in ihrem Büro aufbewahrt wurden, gab es in den Umkleiden einen Schrank, in denen man die Besen verstaute. Die Schüler, die keinen eigenen besaßen, bekamen die Möglichkeit sich für die Quidditch- oder die Auswahlspiele einen zu leihen. Ihren eigenen Rennbesen bewahrte sie jedoch in ihren persönlichen Gemächern auf. Nachdem Ginny die Shooting Stars an ihren rechtmäßigen Platz zurückgebracht und den Schrank wieder sorgsam verschlossen hatte, machte sie sich auf den Rückweg zum Schloss. Die erste Stunde mit den Gryffindors war so verlaufen, wie Ginny es erwartet hatte. Viele Kinder hatten zuvor noch nie auf einem Besen gesessen, und diejenigen, die aus Muggelfamilien kamen, hatten bis zum heutigen Tag noch gar nicht gewusst, dass man mit einem Besen auch etwas anderes tun konnte, als den Boden damit zu säubern. Aber wenigstens hatte sich niemand verletzt. Ginny erinnerte sich noch gut an ihre erste Flugstunde, in der Colin Creevey so euphorisch gewesen war, dass er seine Fähigkeiten glatt überschätzt hatte. Er war von seinem Besen gestürzt und musste anschließend in den Krankenflügel, weil er sich das Rückgrat gebrochen hatte, was Madam Pomfrey innerhalb weniger Stunden hatte heilen können. Die Nacht zuvor hatte Ginny kaum ein Auge zugetan, da ihr viel zu viel durch den Kopf gegangen war. Nicht einmal vor dem Endspiel war sie so aufgeregt gewesen, da sie sich in der Zwischenzeit recht gut in ihr Team eingegliedert und daran gewöhnt hatte, Mitglied einer Topmannschaft Britanniens zu sein. Die Vorfreude aufs Unterrichten war damit nicht zu vergleichen. Resümierend konnte Ginny von sich behaupten, dass sie als Besenflugstundenlehrerin gar nicht mal so übel war. Die nächste Stunde, die sie am darauffolgenden Tag mit den Ravenclaws haben würde, konnte sie kaum noch erwarten. Ganz zu schweigen von dem ersten Quidditchspiel, welches bereits Ende nächsten Monats anstand. Bei dem Gedanken daran wurde sie richtig nostalgisch. In den Gängen traf Ginny auf zahlreiche Schüler, die eilig an ihr vorbeiliefen, um die Unterrichtsräume zu wechseln. Für Ginny war dieser Schultag schon wieder vorbei. Da sie lediglich die Erstklässler unterrichtete, stand auf ihrem Lehrplan nur eine Stunde pro Tag, abgesehen vom Freitag, den sie komplett frei hatte. So blieb ihr genügend Freizeit und Ginny beschloss heute Abend noch ein wenig zu trainieren, um nicht aus der Form zu kommen. „Madam Weasley!“ Als Ginny sich umdrehte fand sie sich zwei Hufflepuff-Mädchen gegenüber. Da sie beide ein Vertrauensschülerabzeichen an ihren Umhängen trugen mussten sie mindestens in der fünften Klasse sein. „Ja?“, fragte Ginny freundlich nach. „Madam, mein Name ist Natalia. Ich bin ein großer Fan von ihnen. Könnte–“ Sie holte einmal tief Luft und ihre Freundin legte ihr bestärkend eine Hand auf die Schulter. „Könnte ich ein Autogramm haben? Das wäre so super!“ „Oh. Na klar. Hast du was zum Schreiben?“ Natalia strahlte über das ganze Gesicht. Sie kramte hektisch in ihrer Schultasche, um Feder und Pergament hervorzuholen und reichte es an Ginny weiter. „Oho. Hogwarts‘ neueste Berühmtheit gibt jetzt sogar schon Autogramme.“ Ginny hätte sich nicht einmal umdrehen müssen, um die schnarrende Stimme zuordnen zu können. Diese Stimme würde sie immer erkennen. Im Laufe der Jahre hatte sie sich kaum verändert; sie klang nur ein wenig tiefer, und genauso wie früher hatte sie diesen harschen, herablassenden und beleidigenden Tonfall, wenn er mit ihr sprach. Draco Malfoy kam an ihnen vorbeigeschritten und blieb für einen kurzen Moment stehen, um Ginny seinen abschätzenden Blick demonstrieren zu können, der zeigte, wie lächerlich er diese kleine Autogrammstunde fand. „Potter scheint ja ziemlich auf dich abgefärbt zu haben.“ „Möchtest du auch eins?“, fragte Ginny höflich, während sie ihren Namen auf das Pergament schrieb. Draco schnaubte verächtlich. Er öffnete bereits den Mund um etwas zu erwidern, als sein Blick den der beiden Hufflepuff-Mädchen kreuzte, die ihn misstrauisch und mit gerunzelter Stirn ansehen. Das brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen: Sie beide waren jetzt Lehrer. Draco war keine fünfzehn mehr, in der er jede Gelegenheit nutzen konnte, jemandem Beleidigungen an den Kopf zu werfen, ohne Konsequenzen davontragen zu müssen. Jetzt war er für seine Schüler eine Autoritätsperson und musste ihnen ein Vorbild sein und mit gutem Beispiel vorangehen. „Falls meinem Kamin mal das Feuerholz ausgehen sollte, werde ich auf dieses Angebot gern zurückkommen“, feixte er, da er sich einen Kommentar einfach nicht verkneifen konnte. Genüsslich beobachtete er, wie in Ginnys Gesicht ganz langsam die Zornesröte anstieg. Bald schon würde es sich von der Farbe ihres Haares kaum noch unterscheiden. Sein Grinsen wurde etwas breiter, als er feststellte, dass sie seine Worte allem Anschein nach ernst genommen hatte, denn das flammend rote Weasley-Haar fiel heute in langen glatten Strähnen ihren Rücken hinab. „Der Unterricht beginnt gleich“, gab Draco den beiden Hufflepuffs den Hinweis, dass sie ziemlich spät dran waren. Sie zuckten erschrocken zusammen und sahen so aus, als realisierten sie jetzt erst wieder, dass sie sich überhaupt in einer Schule befanden. Draco sah noch, wie Natalia Pergament und Feder zurückbekam, bevor er sich von ihnen abwandte und seinen Weg in den Slytherin-Gemeinschaftsraum fortsetzte. „Boah! Sogar mit Widmung!“, hörte er die Schülerin noch beeindruckt sagen, bevor er die Treppen in die Kerker hinabstieg. Sein Augenrollen ließ sich nicht vermeiden. Wie Weasley durch Hogwarts stolzierte ging Draco gewaltig auf die Nerven! Dem unqualifizierten Personal im St. Mungo's war es immer noch nicht gelungen Rolanda Hooch aus ihrem komatösen Zustand aufwachen zu lassen, was bedeutete, dass er Weasley nicht so schnell loswerden würde. Für Draco war es immer noch ein Rätsel, wie ein Klatscher es schaffen konnte, jemanden so dermaßen aus der Bahn zu werfen. Er selbst hatte aufgrund von Verletzungen, die er sich beim Quidditch zugezogen hatte, unzählige Tage im Krankenflügel verbringen müssen, aber bei Poppys Heilkünsten blieb hinterher nicht einmal die klitzekleinste Narbe. Man konnte nicht bestreiten, dass dieser Sport brutal war, da gehörten ein paar gebrochene Knochen eben mit dazu. Aber der Fall von Rolanda Hooch war ausgesprochen außergewöhnlich. In den Kerkern angekommen schleuderte Draco der kahlen Steinmauer schlechtgelaunt das Passwort entgegen, woraufhin diese sich öffnete und den Eingang zum Gemeinschaftsraum der Slytherins freigab. Obwohl die nächste Unterrichtsstunde gerade wieder begonnen haben müsste, hielten sich hier ein Dutzend Schüler auf, die ausschließlich aus den höheren Jahrgängen kamen. Draco hatte im Augenblick keinen Unterricht und nutzte die freie Zeit, um nach Callum Wyatt, dem Kapitän der Quidditch-Mannschaft, zu suchen, mit dem er noch ein wichtiges Gespräch führen wollte. Der Stundenplan der Siebtklässler hatte ihm verraten, dass diese sich momentan an einer Freistunde erfreuen konnten und wie er vermutet hatte befand Wyatt sich hier im Gemeinschaftsraum. Zusammen mit seinen Freunden saß er auf einem Sofa in der Nähe des Kamins, dessen Feuer den Gemeinschaftsraum erwärmte, in dem selbst in den Sommermonaten äußerst kühle Temperaturen herrschten. Draco räusperte sich und erlangte somit ihre Aufmerksamkeit. „Wyatt, kann ich Sie kurz sprechen?“ „Natürlich, Sir.“ Wyatt und die anderen Slytherins schienen kaum überrascht über den Besuch ihres Hauslehrers, da es nicht ungewöhnlich war, dass Draco sich hier im Gemeinschaftsraum aufhielt. Obwohl Wyatt sich bereits denken konnte, dass der Grund des Gespräches vermutlich etwas mit Quidditch zu tun hatte, verspürte er ein wenig Neugier. Er stand auf und erst jetzt zeigte sich seine tatsächliche Größe; er würde seinen Hauslehrer um mindestens einen Kopf überragen, wenn Draco nicht noch auf den oberen Stufen der Treppe stehen würde, die vom Eingang des Gemeinschaftsraumes hinabführte. Die anderen Slytherins, die in den Sesseln saßen, an den Fenstern oder in der Nähe der Treppen, die zu den Schlafsälen führten, standen, gaben vor sich zu unterhalten, zu lesen oder an ihren Aufsätzen zu schreiben; aber alle spitzten insgeheim die Ohren und lauschten neugierig dem Gespräch. „Für diesen Samstag habe ich das Quidditchfeld gebucht, damit die Mannschaft trainieren kann. Das erste Spiel ist bereits in wenigen Wochen“, begann Draco zu erzählen. Wyatt nickte mechanisch. „Ich hoffe doch, dass sich die Mannschaft dieses Jahr ein wenig mehr Mühe geben wird.“ Wyatts dicke Augenbrauen zogen sich zusammen und bildeten an der Stelle, an der sie sich trafen, eine Falte. „Wir haben uns letztes Jahr doch ganz gut geschlagen“, behauptete er. Ob dieser Aussage sah Draco sein Gegenüber ungläubig an und in seiner Stimme klang eindeutig der Vorwurf heraus. „Slytherin ist Dritter geworden! Nur noch die Gryffindors waren schlechter, was wirklich nur ein schwacher Trost ist. Ich bin zuversichtlich, dass die Mannschaft zu besseren Leistungen fähig ist.“ Das würde er ihnen jedenfalls raten, denn noch so eine Blamage wollte Draco nicht über sein Haus ergehen lassen. Zu seiner Zeit war Slytherin ein würdiger und vor allem ein gefürchteter Gegner gewesen. Im vorigen Jahr hatten die Hufflepuffs den Quidditchpokal gewonnen! Die Hufflepuffs! Das musste man sich mal vorstellen! „Sir, wir werden unser Training verdoppeln und härter trainieren“, versprach Wyatt unterwürfig und mit einer angedeuteten Verbeugung. „Das rate ich Ihnen auch.“ Dracos Blick verfinsterte sich. Mit gesenkter Stimme drohte er: „Ansonsten werde ich ein neues Auswahlverfahren der Spieler organisieren, wenn die Leistung der Mannschaft weiterhin nicht zufriedenstellend ist.“ Für einen Moment stutzte Wyatt und er blinzelte einige Male schnell hintereinander. Dann räusperte er sich. „Professor Malfoy, bei allem Respekt, aber ich bin mir sicher, dass ich als Mannschaftskapitän ein wenig mehr über Quidditch weiß, als Sie, Sir.“ Gleich nachdem er diesen Satz ausgesprochen hatte bemerkte Callum, dass er etwas Falsches gesagt haben musste. Dracos Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, er plusterte sich zu seiner vollen Größe auf, stemmte die Hände in die Seiten und reckte das Kinn. Die Stimmen um sie herum verstummten. Die Schüler hingen gebannt an den Lippen ihres Hauslehrers und vergaßen dabei völlig vorzugeben beschäftigt zu sein. „Zehn Punkte Abzug!“, zischte Draco und Wyatt riss entsetzt die Augen auf. „WAS?“, polterte er und starrte Draco an, als hätte er ihm soeben verkündet, dass man ihn aus Hogwarts hinauswarf. Die anderen Schüler waren nicht weniger bestürzt. Noch nie hatte ein Hauslehrer von Slytherin den Schülern aus seinem eigenen Haus Punkte abgezogen. Das aufgeregte Flüstern konnte man im gesamten Gemeinschaftsraum vernehmen. „Er hat ihm tatsächlich Punkte abgezogen!“ „Aber er zieht uns doch nie welche ab!“ „Wieso?“, fragte Wyatt in ziemlich ungalantem Tonfall und trat einen Schritt auf Draco zu. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso ihn sein Hauslehrer so ungerecht behandelte. Er hatte schließlich nur die Wahrheit gesagt. „Wegen mangelndem Respekts“, erklärte Malfoy sachlich und er sah seinen Schüler immer noch eindringlich an. Sein rechter Mundwinkel zuckte leicht. „Und ich glaube, dass ihnen Nachsitzen ganz gut tun würde.“ Noch an diesem Abend musste Callum im Pokalzimmer die Abzeichen und die Auszeichnungen entstauben und auf Hochglanz polieren. Diese Aufgabe durfte er allerdings nicht mit seinem Zauberstab bewerkstelligen, denn das wäre ja zu einfach gewesen. Mit einem alten, fleckigen Poliertuch, welches ziemlich abgenutzt aussah und sehr unangenehm roch und einer Flasche von Polthrams Poliermixtur musste Wyatt die Strafarbeit auf Muggelart erledigen. Zwei Stunden lang schrubbte und schwitze er unter den wachsamen Augen von Hausmeister Filch, der ihn dabei beaufsichtigte, was die ganze Sache nicht besser machte. Dessen amüsierter Blick ärgerte ihn beinahe so sehr, wie die zu Unrecht erteilte Strafarbeit von einem Professor, der nur ein paar Jahre älter war, als er selbst! Und das alles nur, weil er seinen Mund nicht halten konnte und gesagt hatte, dass er als Quidditchkapitän und Jäger der Mannschaft mehr Erfahrung hatte, als sein Professor. Der hatte doch nun wirklich keine Ahnung von Quidditch und hatte in seinem ganzen Leben bestimmt noch nie auf einem Besen gesessen. Kurz bevor er mit seiner Arbeit fertig war, stieß er bei der Vitrine mit den Quidditchpokalen auf eine silberne Medaille, auf der der Name seines Hauslehrers eingraviert war und Filch erzählte ihm im beiläufigen Ton, während er gedankenverloren die Katze in seinem Arm streichelte, dass Draco Malfoy vier Jahre lang in der Quidditchmannschaft die Position des Suchers innegehabt hatte. Als Wyatt sich nach dem Beenden der Strafarbeit bei Draco meldete, entschuldigte er sich kleinlaut bei ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)