Liebe auf Umwegen von Chisaku (Kakashis Leben wird nach langer Zeit zum zweiten Mal von der hübschen, endlich heimgekehrten, Yuri vollkommen auf den Kopf gestellt...) ================================================================================ Kapitel 2: Der Brief -------------------- Der Brief Als Yuri aufwachte, stellte sie fest, dass sie bis mittags geschlafen hatte, doch wenn sie ehrlich war, störte es sie nicht im Geringsten. Es war ihr egal. Schlecht gelaunt und noch völlig zerwühlt, schlurfte sie in die Küche und setzte Kaffee auf. Als sie sich anschließend umdrehte, entdeckte sie auf dem Küchentisch einen Zettel, den sie neugierig überflog. Guten Morgen, Yuri. Entschuldige, dass ich dich nicht geweckt habe, aber ich dachte der Schlaf würde dir gut tun. Ich bin in der Akademie. Wenn du mich brauchst, komm einfach vorbei. Auf dem Tisch steht eine Schale Müsli und im Kühlschrank ist etwas Milch. Ich gehe nach der Arbeit einkaufen. Iruka Ein flüchtiges Lächeln huschte über Yuris Lippen. Iruka war noch immer der hilfsbereite fürsorgliche Kerl, den sie in Erinnerung hatte. Er war ihr großer Bruder. Ihr bester. Sie hatte ihre leiblichen Halbgeschwister zwar kennengelernt, aber keiner von ihnen hatte ihr das gleiche Gefühl familiärer Geborgenheit geben können wie Iruka es tat. Nur der jüngste von ihnen, hatte sie tatsächlich akzeptiert und ihn hatte sie auch ins Herz geschlossen. Sie vermisste Jun. Während sie an den weißhaarigen Jungen dachte, knurrte ihr Magen plötzlich laut und sie beschloss zunächst zu frühstücken. Also folgte sie Irukas Anweisung, nahm die Milch aus dem Kühlschrank und schüttete den restlichen Inhalt in ihre Müslischale. Nachdem sie aufgegessen hatte, starrte sie einen Moment aus dem Fenster und überlegte, was sie wohl tun könnte. Dabei achtete sie darauf, dass ihre Gedanken nicht ständig zu Kakashi abschweiften, allerdings schien ihr Vorgehen wenig erfolgversprechend, solange sie alleine in der Wohnung herumsaß. Sie hatte Iruka fast eine ganze Stunde lang ihr Leid geklagt, nachdem er sie an seiner Wohnungstür endlich eingeholt hatte. Die halbe Nacht hatte er damit verbracht, sie zu beruhigen und bei ihr zu liegen, bis sie endlich eingeschlafen war. So schreckliche Angst vor dem Alleinsein hatte sie seit dem Tod ihrer Mutter nicht gehabt, doch in der letzten Nacht hatte es sie wie eine gewaltige Flutwelle überrollt und sie hatte sich wie ein kleines Kind in Irukas Armen versteckt, damit seine Wärme und sein Herzschlag ihr bewiesen, dass er wirklich dort war. Yuri beschloss also kurzerhand einfach einkaufen zu gehen und Iruka vorher einen Besuch abzustatten, damit er sich nicht allzu große Sorge um sie machte. Nach einer schnellen Dusche zog sie sich rasch etwas an und verließ dann das Haus. Auf ihrem Weg zur Akademie begegnete Yuri Genma, wechselte aber nur ein kurzes Hallo mit ihm, da sie Iruka noch während der Pause treffen wollte, um ihn nicht im Unterricht zu stören. Zögernd betrat sie das Schulgelände und beobachtete die spielenden und trainierenden Kinder einen Moment lang. Ein kleines Mädchen versuchte verzweifelt einen Schattendoppelgänger zu erschaffen, doch wirklich gelingen wollte es ihr noch nicht. Eine Gruppe rauflustiger Jungen machte sich bereits über sie lustig, aber sie ließ sich nicht davon beirren. Sie war wirklich tapfer. Also schritt Yuri zu ihr hinüber und kniete sich neben sie hin: „Darf ich dir helfen?“ Das blonde Mädchen sah sie mit großen Augen an, nickte aber. Yuri zeigte ihr die richtigen Fingerzeichen, eines nach dem anderen und führte sie dann gemeinsam mit ihr aus. Bei jedem Versuch wurde das Kind besser und schließlich stand ihr ein beinahe perfekter Schattendoppelgänger gegenüber. Das kleine Mädchen strahlte sie aus ihren großen Augen glücklich an: „Vielen Dank, Sensei.“ Yuri errötete verlegen: „Oh, ich bin kein Sensei, aber ich habe gerne geholfen.“ „Du wärst sicher ein sehr guter Sensei.“ Yuri hatte Iruka gar nicht bemerkt und fiel nun erschrocken auf ihren Allerwertesten, als sie sich zu schnell zu ihm umdrehen wollte: „Verdammt, Iruka, schleich dich doch nicht so an, ich bin zu jung für einen Herzinfarkt!“ Iruka reichte ihr lachend die Hand und zog sie wieder auf die Beine: „Entschuldige, was machst du hier? Geht es dir besser?“ „Ja, viel besser, danke. Ich wollte dir Bescheid sagen, dass ich einkaufen gehe und du es auf dem Heimweg nicht mehr erledigen musst.“ Er sah sie einen Augenblick lang eindringlich an, ihre Augen besaßen noch immer einen dünnen grauen Schleier, durch den das strahlende Blau, mit dem sie ihn für gewöhnlich ansah, verblasste. „Na gut, ich nehme das mal so hin. Wenn du einkaufen möchtest, ist das sehr lieb von dir, danke. Ich koche dann aber heute Abend.“ Yuri grinste zufrieden: „Gerne, also dann mache ich mich mal wieder auf den Weg und halte dich nicht länger von deiner Arbeit ab. Bis heute Abend, Iruka.“ Sie umarmte ihn kurz und spazierte dann davon. Dieser verdammte Guy! Wütend stapfte Kakashi vom Trainingsplatz und hielt sich seinen bandagierten Arm. Natürlich hatte Guy ausgerechnet heute nichts Besseres zu tun gehabt als ihn zu einem neuen Wettstreit herauszufordern und so lange zu provozieren, bis er annahm. Nur wenn man in Gedanken ganz woanders war, konnte man sich ja ausmalen, wie ein solcher Wettkampf ausgehen musste. Nun standen sie wieder gleich auf. Kakashi überlegte fieberhaft, wie er Yuri wieder besänftigen konnte, doch ihm fiel einfach nichts Besseres ein, als sie zum Essen einzuladen, um ihr alles zu erklären. Also ging er bei Iruka vorbei, um mit ihr zu sprechen, bevor er sich wieder Narutos Training zuwenden musste. Dort traf er jedoch niemanden an, weshalb er ihr schließlich einfach einen Brief unter die Tür schob, in der Hoffnung, dass sie ihn auch tatsächlich lesen würde. Dann begab er sich zum Trainingsplatz und wurde bei seiner Ankunft auch sofort ins Kreuzverhör genommen. „Hast du mit Yuri gesprochen?“ Naruto sprang aufgeregt von einem Bein aufs andere. „Ja, was hat sie gesagt, Kakashi? Ist sie noch böse auf dich? Sie schien nämlich ganz nett zu sein.“ Sakura stieß ihm leicht in die Seite und zwinkerte verschwörerisch. Nur Sai schwieg glücklicherweise. Der Silberhaarige holte tief Luft und antwortete: „Ich habe sie noch nicht gesprochen und jetzt konzentriert euch bitte auf euer Training. Ach, wo ist Yamato eigentlich?“ „Hier!“, Yamato kam nach Luft schnappend neben ihm zum Stehen, „Tut mir leid, aber Tsunade hat mich für einige Erledigungen quer durch die Stadt gejagt.“ Nachdem sie nun endlich vollständig waren, fingen sie mit dem Training an. Sai war auch heute wieder Narutos Kampfpartner, Yamato achtete darauf, dass er nicht die Kontrolle über den Neunschwänzigen verlor, weil er sich überanstrengte und Sakura brachte diesmal nur ein paar Nahrungspillen und einen Korb mit Bentos für jeden vorbei. „Ich gehe dann wieder, ich muss noch etwas einkaufen und dann zurück ins Krankenhaus. Viel Erfolg.“ Sie winkte noch einmal und verschwand. Kakashi stand neben Yamato und beobachtete Narutos Fortschritte, während er ihm ab und an einen Tipp gab oder ihn korrigierte. Irgendwann bemerkte er dann jedoch, dass Yamato ihn ständig aus den Augenwinkeln heraus ansah. „Was ist?“ Yamato schaute wieder gerade aus, sprach aber endlich: „Ich habe mich gefragt, ob du Yuri schon gesehen hast. Sie ist nämlich seit gestern zurück in Konoha. Früher hat man euch ja oft zusammen gesehen, sogar als du in der Anbu warst.“ Als Yamato ihren Namen erwähnte, zuckte Kakashi kaum merkbar zusammen: „Ja, ich habe sie gestern bei Ichiraku getroffen. Sie war mit Iruka dort.“ Eine Weile wartete der Braunhaarige auf weitere Informationen, da aber auch nach zehn Minuten nichts Näheres kam, hob er die Augenbrauen: „Das ist alles? Ich schließe aus deinem Schweigen dann wohl, dass es nicht ganz so gut gelaufen ist?“ Kakashi schnaubte leise: „Nicht gut ist noch untertrieben, es war eine Katastrophe, die ich ganz schnell wieder begradigen muss.“ Sein Freund warf ihm einen mitleidigen Blick zu: „Das wird schon, damals hat sie dir auch alles verziehen, ich glaube nicht, dass sich das geändert hat.“ Kakashi hoffte inständig, dass er Recht hatte. Yuri stand unschlüssig vor dem Gemüse und überlegte, was sie denn alles brauchen konnten. Nachdem sie sich endlich für ein paar Karotten, Zucchini und Zuckerschoten entschieden hatte, ging sie hinüber zu Reis und Nudeln, stieß dabei aber plötzlich gegen jemanden, weil sie nebenbei ihre Einkaufsliste studierte. „Verzeihung, ich habe nicht aufgepasst. Ist alles in Ordnung?“ „Ja, es ist nichts passiert.“ Verdutzt sahen Yuri und Sakura sich an und lachten schließlich vergnügt: „Sakura, nicht wahr?“ Die Rosahaarige nickte. „Ja und du bist Yuri, Kakashi hat uns gestern noch etwas von dir erzählt.“ Yuri versteifte sich augenblicklich: „So? Tut mir leid, dass ich gestern einfach verschwunden bin,ich…“ Aber Sakura winkte einfach ab: „Schon gut. Kakashi ist manchmal etwas schwierig, bist du ihm denn noch sehr böse?“ Nervös nagte Yuri an ihrer Unterlippe: „Ich weiß es nicht. Einerseits ist er mir wirklich sehr wichtig, andererseits bin ich ziemlich enttäuscht von ihm. Er ist nämlich wirklich der Einzige, der mich nicht erkannt hat. Deshalb hat es mich auch so geschockt.“ Gemeinsam gingen sie durch die Gänge des kleinen Geschäftes und sammelten nach und nach alles ein, was sie benötigten: „Ich weiß es geht mich eigentlich nichts an, aber Kakashi ist schon seit einigen Jahren unser Sensei und inzwischen auch ein guter Freund. Er bereut wirklich sehr, dass er nicht wusste, wer du bist. Er saß wie ein Häufchen Elend vor dem Rest seiner Nudelsuppe und ist mit hängendem Kopf nach Hause gegangen. Mach es ihm also nicht allzu schwer, ja?“ Yuri schenkte Sakura ein freundliches Lächeln: „Keine Angst, das habe ich gar nicht vor. Das würde ich ohnehin niemals aushalten. Ich möchte nur, dass er zu mir kommt, alles andere resultierte aus dem Schock und daher, dass ich mich wirklich dreizehn Jahre an ein Versprechen geklammert habe, das er mir gegeben hatte.“ Sakura kicherte: „Ja, das hat er uns auch gebeichtet.“ Lachend gingen sie zur Kasse, bezahlten und verließen den Laden anschließend. „Was machst du eigentlich, Sakura? Hast du dich im Training irgendwann spezialisiert?“ „Ja, ich bin Tsunades Schülerin und werde von ihr zur Iryonin ausgebildet.“ Yuri sah sie mit großen Augen an: „Bei Tsunade in Ausbildung? Du bist mutig, aber ich bewundere euch Iryonin sehr. Dem Gegner im Kampf zu schaden und ihm Verletzungen beizubringen ist ein simples Prinzip, aber diese Wunden wieder zu heilen, ist kompliziert und manchmal sind die gleichen Verletzungen bei jedem anders zu behandeln. Ich habe früher auch über diesen Weg nachgedacht, aber durch mein Kekkei Genkai bin ich dafür leider nicht geeignet.“ Sakura strahlte glücklich über das Kompliment und verabschiedete sich von ihr: „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder, du bist wirklich toll.“ Gut gelaunt ging Yuri nach Hause und als sie die Tür öffnete, entdeckte sie den Brief mit ihrem Namen darauf. Neugierig nahm sie ihn mit in die Küche, stellte die Einkäufe ab und öffnete dann die Nachricht. Überglücklich über Kakashis Nachricht räumte sie die Nahrungsmittel so rasch weg und rannte danach so schnell sie konnte zu den Trainingsplätzen. Beim ersten hatte sie allerdings ziemliches Pech, denn anstatt Kakashis Team anzutreffen, fand sie das von Guy vor. Dabei war sie ihm am Vortag nur mit knapper Not entkommen, als er sie beinahe zerdrückt hätte. Yuri wollte sich möglichst schnell wieder aus dem Staub machen, doch es war bereits zu spät. „Yuri! Yuri, mein Herzblatt!“ Mit weit ausgebreiteten Armen sauste Guy auf sie zu und bevor sie zur Seite springen konnte, riss er sie zu Boden und hielt sie fest. Sein Team erreichte sie kurz nach ihm und während ein Junge, der seinem Sensei eigenartig ähnlich sah, ganz aufgeregt herumsprang und wissen wollte wer sie war, stand ein weiterer Junge nur genervt daneben und das Mädchen wies Guy aufgebracht zurecht. Da Guy aber auf nichts reagierte, sagte Yuri schließlich mit zuckersüßer Stimme: „Guy, sieh mir doch mal in die Augen und sag mir, was du siehst ja?“ Sofort hatte sie seine Nasenspitze vor ihrer und er starrte ihr in die Augen. Kurz darauf sprang er wie von der Tarantel gestochen auf und wich jammernd zwei Schritte zurück: „Aber Yuri, wieso bist du so böse auf mich?“ Die junge Frau erhob sich wieder und klopfte ihre Kleidung ab: „Ich habe dir schon gestern gesagt, dass du dich nicht an mich klammern sollst, Guy. Du bist ja ein netter Kerl, aber wenn du das noch einmal tust, werde ich wirklich wütend.“ Yuri funkelte den Schwarzhaarigen aus rotschwarzen Augen an und Guy entschuldigte sich bestimmt zehn Mal bei ihr: „Lass es mich mit einem Abendessen wieder gut machen, gleich heute.“ TenTen stemmte die Hände in die Hüften: „Sensei Guy! Sie sagte gerade, dass sie nicht angemacht werden will!“ Neji schüttelte nur den Kopf und Lee fragte neugierig: „Wer sind Sie eigentlich?“ Yuri verneigte sich entschuldigend: „Verzeiht, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Yuri und ich bin gestern nach Konoha zurückgekehrt. Ich kenne Guy von früher.“ Guy griff schwärmend ihre Hände: „Oh ja, sie war das schönste Mädchen von allen.“ Yuris Blick wurde plötzlich kalt, sie entzog ihm ruckartig ihre Hände und trat zurück: „Pah! Du hast mich genauso ignoriert wie alle anderen, Guy. Erst nachdem Kakashi mich trainiert hatte und ich stärker geworden bin, habt ihr bemerkt, dass ich existiere! Ich werde heute genauso wenig mit dir ausgehen wie damals, Guy. Wie gesagt, ich finde du bist ein netter Kerl mit dem Herz am rechten Fleck, aber ich habe kein Interesse an dir. Außerdem bin ich für heute Abend bereits verabredet.“ Es trat einen Moment Stille ein, Yuri drehte sich darum um und winkte ihnen noch einmal flüchtig zu. Doch bevor sie ganz verschwand, rief Guy noch hinter ihr her: „Mit wem gehst du denn lieber aus als mit mir, ich lese dir doch jeden Wunsch von den Augen ab!“ Mit einem breiten Grinsen blickte sie über die Schulter zurück und rief: „Mit Kakashi!“ und ließ Guy mit heruntergefallener Kinnlade stehen. 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