Schattenlicht von abgemeldet (Eine Primeval-FF) ================================================================================ Kapitel 2: Teamkollege ---------------------- Unter der Aufsicht Beckers wurde die Anomalie, welche sich direkt auf eine der Gleise befand, verschlossen. Der Bereich darum wurde großräumig gesperrt, sodass der Betrieb des Bahnhofs zwei Stunden später wieder aufgenommen werden konnte. Jene hatte in die Zeit des zweiten Weltkrieges geführt und sie hatten von Glück reden können, dass nicht mehr als Stephen Hart - ein alter Teamkollege von Abby und Connor - durch die Anomalie hindurch gekommen war. Eine Panik war deswegen nur ausgebrochen, weil ein halber Zug in der Anomalie verschwunden war. Becker schulterte das EMD und warf noch einen letzten prüfenden Blick auf die Anomalie, bevor er sich auf den Weg zum Auto machte. Abby, Connor und Matt waren mit diesen Stephen schon ins ARC voraus gefahren, sodass der Rest an ihm hängen geblieben war. Dabei war er im Augenblick alles andere als auf seine Arbeit konzentriert und das gab ihm in der Tat zu denken. Ein Soldat ließ sich niemals ablenken! Er stieß einen resignierten Laut aus - hatte mittlerweile das schwarze Auto erreicht, welches in einer Parkverbotszone stand - und riss den Zettel, welcher unter dem Scheibenwischer geklemmt hatte, weg. Na klasse, ein Ticket! Lester würde seinen Lohn kürzen. Die Woche hätte nicht schlimmer werden können. Wenige Sekunden später saß er auch schon hinterm Steuer. Seine Finger trommelten während der Fahrt unruhig auf dem Lenkrad herum. Das war ziemlich untypisch für ihn. Aber seid Jess’ Unfall waren seine Launen und auch Gefühle ein einziges Auf und Ab. Er würde ihren scheuen Blick niemals vergessen, mit welchen sie ihn bedacht hatte, als er im Krankenhaus plötzlich vor ihr gestanden hatte. Daraufhin hatte sich etwas schmerzhaft in seiner Brust zusammen gezogen. Es wurmte ihn wirklich, dass er das nicht einzuordnen wusste. Viel wichtiger war jedoch, dass Jess erst einmal ihr Gedächtnis wiederfand und zur quirligen jungen Frau wurde, die sie vorher gewesen war. Die redete, bevor sie nachdachte. Jene, die ihm ständig vor die Füße lief oder etwas fallen ließ. Bei den Gedanken schlich sich doch tatsächlich ein kaum merkliches Schmunzeln auf seine sonst so starren Gesichtszügen. Zugegeben … am Anfang hatte ihn Jess’ flatterhaftes Verhalten ziemlich irritiert, aber mittlerweile konnte er sich seine Arbeit gar nicht mehr ohne sie vorstellen. Matt, Connor, Abby, sie und er waren ein eingeschworenes Team. Und daran ließ sich nicht rütteln. Auch ihr Gedächtnisverlust nicht. Und erst recht kein altes Mitglied. Das hoffte er zu mindestens. 10 Minuten später hatte Becker das ARC erreicht, ließ das Auto in der Parkgarage stehen und steuerte schnurstracks den Einsatzraum an. Auf den Weg dorthin kam ihm Jess entgegen und ihre Schritte wurden doch tatsächlich etwas langsamer, als sie ihn entdeckte. Seine Augenbrauen zogen sich abschätzend in die Höhe. Er sah, dass sie verunsichert lächelte - beschleunigte ihre Schritte jedoch wieder. Es trennte sie etwa noch ein halber Meter, da passierte es auch schon, die junge Frau stolperte - dank ihren hohen Absätzen - und flog ihm regelrecht entgegen. Mit einem leisen “Hoppla” von seiner Seite aus landete sie letztendlich in seinen Armen. Ein angenehmer Geruch stieg ihm in die Nase. Etwas Blumenartiges. Flieder. “Tut mir Leid”, stieß Jess verlegen aus und riss sich augenblicklich von ihm los. Sie biss sich auf die rot geschminkte Unterlippe und mied einen direkten Blickkontakt. Becker räusperte sich leise und murmelte ein kaum hörbares: “Kein Problem.” Es war eigenartig. Die Person vor ihm war nicht seine Jess. Moment mal! Seine Jess? Okay, er … “Sie haben ihn in den Sanitätsraum gebracht”, unterbrach sie dann jedoch abrupt seinen Gedankengang und war darüber auch ganz froh. Er sollte aufhören über so derartige Dinge nachzudenken und sich auf die gesamte Sicherheit des Teams konzentrieren. Reiß dich zusammen. “Ich habe vorhin seine Akte gelassen. Er wurde vor 2 Jahren für tot erklärt. Laut des Berichts war seine Überlebenschance eigentlich gleich null gewesen”, informierte sie ihn ganz automatisch, griff heute ein zweites Mal den Ärmel seiner Jacke und zog den verdutzten Becker schließlich in die entgegensetzte Richtung mit sich. Zum Sanitätsraum. “Ich meine, du musst dir das so vorstellen. Etliche hungrige Tiere waren mit ihm in einem Raum eingeschlossen”, fuhr sie unbeirrt fort und klang ziemlich nach der alten Jess. “Wie hat er das nur geschafft?” Endlich sah sie ihn wieder an. In ihren blauen Augen lag ein fragender Ausdruck. “Wir können ihn gleich fragen, Jess.” Beckers rechter Mundwinkel zuckte kurz und er trat vor der jungen Frau in den Sanitätsraum hinein. Das Erste, worauf sein Blick fiel, war Stephen Hart, der sich weigerte auf eine der Liegen platz zu nehmen. Stattdessen ließ jener sich auf einen Stuhl sinken und senkte den Kopf. Lester stand zu seiner Rechten. Auf den sonst so übel launigen Zügen lag ein nicht einzuordnender Ausdruck. War es vielleicht Erleichterung? Überraschung? Ja, das traf es eher zu. Matt, ihr Anführer, bedachte Hart mit einer Mischung von Misstrauen und Neugier. Im Gegensatz zu Connor und Abby, die noch leicht von der Rolle waren. Immerhin hatten sie ihren tot geglaubten Freund hier vor sich sitzen. “Also Mr. Hart”, begann Matt letztendlich und fixierte jenen prüfend an. “Wie genau konnten sie das überleben?” Die Zeit im Raum schien plötzlich still zu stehen. Kein Laut war zu hören. Alle hielten sie den Atem an. Stephen ließ sich schließlich auch viel Zeit, bevor er antwortete. “Eine Anomalie, … sie tat sich nur wenige Meter neben mir auf. Ohne groß zu überlegen, ging ich hindurch und fand mich plötzlich im Jahre 1941 wieder.” Er hob seinen Kopf an. Seine Augen wirkten matt und glanzlos. Die Zeit dort hatte sicherlich extrem an seinen Kräften gezerrt. Becker konnte das gut nachvollziehen. Er war selbst im Krieg gewesen. Bei einigen Einsätzen in Afghanistan. Kämpfe machten einen hart. Man(n) musste seine Emotionen ablegen und zu einem gefühlskalten Arschloch werden. Für Helden war dort kein Platz. Es galt zu überleben und so viele, wie möglich von den Feinden zu erschießen. “Ich hätte es nie für möglich gehalten, je wieder in meine Zeit zurück zu gelangen. Aber … zu was anderen. Wo ist Cutter?” Betretene Blicke und unangenehmes Schweigen war die Folge. Lester war schließlich derjenige, der ihm antworte. “Seine psychisch gestörte Frau hat ihm auf den Gewissen”, kam es ziemlich taktlos und unsensibel von ihm. Stephens Gesicht konnte anscheinend noch blasser werden und er drohte vom Stuhl zu rutschen. Jedoch war Abby rasch neben ihm und stemmte sich mit ihren Händen gegen seine Schultern, damit er sitzen blieb. “Das hätten sie ihm schonender beibringen können”, zischte sie und warf Lester einen unmissverständlichen Blick zu. “Im Leben ist kein Platz für kleine Sensibelchen. Und was stehen sie hier alle überhaupt noch rum?” Ihr Chef sah von einem zum anderen. “Haben sie nichts zu tun? Auf, Auf an die Arbeit. Der Mann braucht jetzt Ruhe.” Nur sehr widerwillig verließ das Team den Raum, bis schließlich nur noch Lester übrig blieb. Er räusperte sich lautstark. “Schön sie wieder bei uns zu haben. Lassen sie sich durch checken und kommen sie dann zu mir ins Büro.” ~ Unruhig lugte Abby immer wieder in Richtung Lesters Büro. Seid einer geschlagenen Stunde saß Stephen schon mit ihrem Chef zusammen und kam wohl auch nicht mehr so schnell wieder raus. Die Blondine stieß einen ungeduldigen Laut aus und widmete sich wieder Jess zu, welche auf der Tastatur herum tippte und konzentriert auf den Monitor starrte. Dort war Stephen zu sehen. Abby begann wissend zu Grinsen. “Seine Privatakte?” Die Frau hinter dem Computer fuhr etwas ertappt in sich zusammen, bemühte sich aber lässig zu bleiben. “Mein Job ist es doch alles zu wissen, oder?” Sie warf der Zoologin einen unschuldigen Blick zu. Ihre Neugierde schien, wie zuvor vorhanden zu sein. “Er könnte ja eine Ehefrau haben, die ihn für tot hält. Aber er es ja jetzt eigentlich nicht mehr ist. Und irgendwie müssten wir ihr das ja erklären. Also ich an ihrer Stelle würde das auch wissen wollen und …” Mit einer kurzen Handgestik unterbrach Abby ihren Redefluss und lachte kurz auf. “Er sieht gut aus, nicht wahr?” Sie betrachtete Jess prüfend von der Seite her aus. Jene zuckte gleichgültig mit den Schultern. “Kann schon sein”, erwiderte sie schnell und begann diesmal hektischer auf den Tasten herum zu tippen, damit Stephens Akte vom Monitor verschwand. “Ich glaube, dass wird Becker weniger gefallen”, fuhr Abby - wissend, dass Jess darauf anspringen würde - fort. Es dauerte nur wenige Sekunden und die Brünette wirbelte tatsächlich auf ihren Drehstuhl herum. “Wie meinst du das? Hat Connor recht und ich ähm … mag Becker?” Allein über ihn zu reden, brachte ihr Herz zum Rasen. “Wieso? Was hat Connor denn gesagt?” Nun war sie derjenige, die neugierig wurde. Es war immerhin nicht zu übersehen, dass Jess in Becker verknallt gewesen war? Es gab jedoch auch gewisse Indizien, dass der Soldat vielleicht auch etwas für sie übrig haben könnte. “Nichts genaues.” Jess seufzte und setzte sich wieder richtig hin. “Es ist echt nervig sich an nichts erinnern zu können. Jeder erzählt mir was anderes.” So langsam aber sicher stieg ihr das alles zu Kopf. So nett sie auch alle waren, sie fühlte sich noch immer verloren. “Tut mir Leid, ich wollte nicht …” “Schon gut, Abby”, winkte sie ab und versuchte es mit einem Lächeln. “Ich sollte wohl einfach geduldig sein. Vielleicht …” Jess brachte ihren Satz nicht zu Ende, da Lester mit Stephen gemeinsam den Einsatzraum betreten hatte. Auch die restlichen Teammitglieder ließen nicht lange auf sich warten. “Wenn ich kurz um Ruhe bitten dürfte.” Dabei streifte Lesters Blick Connor, der Matt gerade etwas mit wild gestikulierenden Händen zu erklären versuchte. “Oh entschuldigend Chef” - und war somit auch ruhig. “Lange Rede, kurzer Sinn. Stephen Hart kehrt ab heute ins Team zurück und wird alle, wie vorher tatkräftig mit seinen Kenntnissen unterstützen. Und jetzt dürfen sie das tun, was sie immer auch zu tun haben”, endete seine kurze Rede, richtete sich noch kurz seine Krawatte und verschwand schließlich wieder in seinem Büro. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)