those who sought freedom. von YUUTO (balthier x fran) ================================================================================ I. -- Schönen guten Morgen und danke, dass ihr euch hierher verlaufen habt. Ich habe diese Geschichte lange geplant, habe mich Stunden lang in sämtlichen Foren aufgehalten, um Informationen und sonstiges Material herauszusuchen, die ich hier gebrauchen könnte. Kurz: Es steckt wirklich eine menge Arbeit hier drin und ich hoffe, ihr findet genauso viel Spaß daran, wie ich beim Schreiben hatte. Geplant war es eigentlich als ein kompletter One-Shot, nur irgendwie musste ich einmal mehr feststellen, dass meine Ideen wieder den Rahmen sprengen und ich mich somit dazu entschlossen habe, dass Ganze in Kapitel zu unterteilen. Wie viele Teile das allerdings werden, kann ich jetzt noch nicht sagen. So. Die Geschichte spielt sechs Jahre vor FFXII, als Balthier 16 war und Fran kennengelernt hat. (Ich weiß nicht, wo ich die Info her habe, aber ich hoffe, sie stimmt.) Fran muss zu der Zeit schon 44 Jahre in Ivalice unterwegs gewesen sein, siehe Jotes Zitat in Eruyt Village. Aber das erst mal nur am Rande, fragt, wenn ihr etwas nicht versteht oder verbessert mich, falls ich mit irgendetwas falsch liege. Aber die FF soll in erster Linie Spaß machen, Logikfehler sind bei mir so oder so nie ausgeschlossen. Und natürlich bin ich für Lob und/oder Kritik sehr dankbar. Fehler können sehr wahrscheinlich enthalten sein, wo ich seit geraumer Zeit die Nächte durch geschrieben habe und die Tage geschlafen habe. Also könnt ihr mich auf diese Fehler auch gerne hinweisen. Aber nun viel Spaß beim Lesen. ♥ Those who sought freedom. „Ich werde Archadis verlassen!“ Die abschließenden Worte des gestrigen Streits zwischen ihm und seinem Vater. Zu dem Zeitpunkt war er sich deren Bedeutung vollkommen im Klaren, war drauf und dran gewesen ihnen Hand und Fuß zu verleihen. Vollkommen von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt, wie man es nicht anders von ihm erwartete. Jetzt allerdings, wie er hier im Hangar stand und das zum Verkauf stehende Luftschiff betrachtete, wurde er unsicher. Er, Ffamran Mid Bunansa, war verunsichert. Und wo man ihm sonst nicht die geringste Gefühlsregung abgönnen konnte, so spiegelten sich in diesem Moment eine Palette von Emotionen in seinem Gesicht wieder, von denen er dachte er besäße sie gar nicht mehr. Das Imperium stumpfte ab. Gut zu wissen, dass er letztendlich doch ein Hume geblieben war. Er war erst 16, hatte seinen Job als Richter erst vor einiger Zeit angetreten, auf Empfehlung seines Vaters hin natürlich, auch wenn man ihn bei Weitem als zu jung eingestuft hatte. Ffamran allerdings hatte sich aller Erwartungen entgegen schnell weiterentwickelt, hatte nicht einmal am ersten Tag das Küken raushängen lassen oder sich gar hinter der Entschuldigung verkrochen, er wäre neu hier. Sein Vater, Dr.Cid, hatte gleich von Anfang an mehr für ihn geplant, sah in ihm seinen eigenen Nachfolger, wenn er zu alt dafür werden würde, seine Forschungen weiter zu führen. Bisher war er damit einverstanden gewesen, hatte es immer für besonders entspannend gefunden, dass er sich nie wirklich um einen Job hatte kümmern müssen, wie andere in seinem Alter. Er war in Archadis aufgewachsen, als Erstbürger, sodass es nichts Ungewöhnliches für ihn war, von wohlhabenden Leuten umringt zu sein, durch seinen Vater wieder und wieder in nur noch bessere Kreise zu gelangen. Er war es gewohnt zu bekommen, wonach er strebte, ebenso wie es etwas Natürliches für ihn war, das ihm jederzeit alle Türen aufstanden, durch die er schreiten wollte. Doch das Leben war, auch wenn er so aufgewachsen und sich an eben genanntes gewöhnt hatte, nun mal kein Wunschkonzert. Zumindest nicht immer. Es sollte nämlich tatsächlich Dinge geben, die man mit Geld nicht erkaufen konnte und das musste Ffamran irgendwann schmerzlich am eigenen Leibe erfahren. So hatten nämlich alle Sonnen- auch ihre Schattenseiten und so hatte er herausfinden müssen, auf welches Niveau die Forschungen seines Vaters mittlerweile gesunken waren. Ffamran wollte nicht Enden wie er, wollte sich nicht für ein paar Steine aufgeben und später einen imaginären Freund haben, dem er seine Geheimnisse und wildesten Fantasien anvertraute. Das Leben seines Vaters war nun nichts erstrebenswertes mehr, hatte seinen Glanz verloren, ebenso wie Ffamran das Interesse daran, auch wenn diese Ansicht eine Weile gedauert hatte, um vollständig auszureifen. Es kam zu besagtem Streit, nach einem weiteren gescheiterten Versuch Cid wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Und nun stand er hier, mit all seinen Ersparnissen in einem unauffälligen braunen Umschlag und starrte vor sich her, wiegte Vor- und Nachteile seines Planes ab. „Na, was ist nun?!“, ließ ihn die raue Stimme des kräftigen Mannes vor ihm schließlich wieder aus seinen Tagträumen erwachen. „Willst du’s jetzt haben oder nicht?“ Ffamran hob den Blick von seinem Umschlag und suchte den des Fremden, dessen dunkle Augen ihn finster musterten. Dann noch ein Blick auf den Umschlag, er zögerte. Es war nicht so, als würden er und Cid am Groschen hängen, wenn sie wollten konnten sie sich gleich noch ein zweites oder gar ein drittes Luftschiff dazukaufen. Trotzdem war es Ffamrans erstes eigenes Geld, seine erste große Investition und ein großer Schritt, den er mit dem Kauf tun würde. Ein gedehntes Seufzen Seitens des Fremden. Ffamran hatte den Fremden schon eine ganze Weile hingehalten, immer wieder abgewogen und in der kurzen Zeit überdacht, in der Hoffnung jemand würde ihm die Entscheidung abnehmen. Wer wusste schon, wie schnell wieder jemand nach Archadis kommen würde, der sein Luftschiff verkaufen wollte. Vielleicht blieb es bei dieser einen Gelegenheit? Und so wechselte der unauffällige Umschlag schließlich doch seinen Besitzer. „Na also! Hab schon gedacht du ziehst den Schwanz ein. So ein Schiff ist nichts für dich, wenn du dir nicht sicher bist. Verkauf es am besten gleich wieder, kann mir nicht vorstellen, dass du irgendetwas Sinnvolles damit vorhast!“, grunzte er, vergewisserte sich gleich über den Inhalt des Kuverts. Eine der großen Hände umfassten Ffamrans rechte Schulter, drückte grob zu. Eine aufmunternde Geste wahrscheinlich. Seine Worte sickerten erst langsam und wie durch einen Wattebausch zu ihm hindurch. Der Druck auf seiner Schuler verschwand, als sich der Fremde mit einem angestrengten Schnauben an ihm vorbei und Richtung Ausgang schob, den Umschlag fest umklammert. Keine Abschiedsworte, kein Dank, nur ein amüsiertes Lachen hallte in Ffamrans Ohren wieder, dann war er verschwunden. Es dauerte einige Sekunden, vielleicht war selbst sogar die ein oder andere Minute draufgegangen, bis Ffamran sich endlich wieder rührte, den Blick vom Leeren schlussendlich auf das Luftschiff treffen ließ – sein Luftschiff, was wohl bedeutete, dass er den ersten Schritt in die Unabhängigkeit gerade getan hatte. Vermutlich wäre es ein leichtes und vor allem ein viel kostengünstigeres Abenteuer gewesen, hätte er sich einfach an einem der Luftschiffe bedient, die sein Vater für das Imperium konstruiert und bauen lassen hatte, was jedoch wohl oder übel sein Todesurteil gewesen wäre, zumal so ein besagtes Schiff ja nicht gerade unbekannt sein würde. Und das Imperium hatte seine Augen ja bekanntlich überall. Natürlich hätte er sich auch einfach an einem der Prototypen bereichern können, zog es dann aber doch vor, wenn er sich gleich ein eigenes Luftschiff zulegte, so noch genügend Zeit schöpfen und sich auf sein Abenteuer vorbereite konnte, ohne das Cid großartig etwas davon merken würde. Denn selbst, wenn er ihm gestern Nacht schon an den Kopf geworfen hatte, dass er plante Archadis zu verlassen, musste er dann doch nicht seine genauen Abreisedaten wissen, würde wahrscheinlich noch auf die dumme Idee kommen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Als er sich schließlich aus seiner Starre gelöst hatte, trat er ein paar Schritte auf die riesige Erscheinung zu, war gerade mehr als froh darüber, dass anscheinend niemand mehr außer ihm hier war, sodass seine Schritte das Einzige waren, was in der großen Halle zu vernehmen war. Schon früher war er gelegentlich zum Terminal gewandert, hatte sich dort in die Lobby gesetzt und durch die großzügigen Fenster einigen Luftschiffen beim Start oder bei der Landung zugesehen, sich immer schon gefragt, was für ein Gefühl es sein musste, die Stadt verlassen zu können wann immer und wohin er wollte. Bedächtig berührten die Finger seiner rechten Hand das kühle Metall, strichen vorsichtig darüber, während er noch ein paar Schritte ging, sich unter einem der Flügel des Schiff hinweg duckte und sich auf der anderen Seite wieder aufrichtete. Sie war nun sein Eigentum und Ffamran war schon jetzt, ein paar Minuten nach dem Besitzerwechsel, nicht mehr bereit sie für irgendwas in der Welt einzutauschen. Dennoch würde man ihn sehr wahrscheinlich für nichts weiter, als einen Streuner halten, wenn man ihn hier so sah, wirkte er hier mit seinen 16 Jahren doch sicherlich auf niemanden wie ein seriöser Luftschiff Besitzer, sondern wahrscheinlich eher wie ein Kind mit einem zu groß geratenen Spielzeug. Oder wie eben jemand, der nichts Gutes im Schilde führte, während er hier so im Privathangar herumschlich, es nicht sein lassen konnte das kühle Metall immer wieder aufs Neue zu berühren, als würde er ein solches Material zum ersten Mal zu fassen zu bekommen. „Hey du!“ Eine Stimme ließ Ffamran zusammenfahren, das dümmlich – stolze Grinsen auf seinen Zügen einfrieren. Er drehte sich nur wenig später in die Richtung, in der er den Störenfried vermutete, konnte nur kurz darauf einen hochgewachsenen Blondschopf ausmachen, der im Halbschatten am Ausgang stand, die Arme vor der Brust verschränkt. Sicherlich war er einer dieser besorgten Luftschiffbesitzer, an die Ffamran gerade eben noch einen Gedanken verschwendet hatte. „Wenn du die Nacht hier nicht versauern willst, solltest du dich vom Acker machen, so spät wird hier niemand mehr starten oder gar landen, also komm morgen wieder.“ Der Fremde wies Ffamran den Weg zum Ausgang hinter sich, machte aber zu seiner Verwunderung keine Anstalten den Hangar nun ebenfalls zu verlassen. Viel mehr noch schien der Kerl zu warten, dass Ffamran gehorchte und den Platz mit ihm gemeinsam räumte. „Das Imperium hat eine Menge teure Schiffe hier stehen, also wird hier seit Neustem nachts zugeschlossen, damit unbefugte wie du sich nicht hier hineinschleichen, um ne Runde Luftpirat zu spielen.“ Der Tonfall wurde harscher, klang zum Ende hin eher schon wie eine Anschuldigung. „Soweit ich weiß, haben Unbefugte in Archadis keinen Zutritt in den Privathangar, eben weil das Imperium auf seine Schiffe achtet.“ Das übliche süffisante Grinsen fand zurück auf Ffamrans Gesicht, während er seinem Luftschiff noch einen möglichst unbemerkten Blick zuwarf, sich erst dann dem Fremden näherte, war er dann doch nicht auf Streit aus, von dem sein Vater sicher erfahren würde, würde er erst einmal ausarten. Und dann war der Traum, Archadis zu verlassen, genauso schnell wieder geplatzt, wie er in Angriff genommen war. „Was wohl wiederrum heißt, dass ich sehr wohl eine Befugnis dazu habe, mich hier aufzuhalten.“ Der Fremde musterte den jüngeren mit einem verwirrten Gesichtsausdruck, machte jedoch immer noch keine Anstalten sich zu rühren. Viel mehr wanderte sein Blick nun an ihm vorbei, blieb an dem Luftschiff haften, bei welchem er bis eben noch aufzufinden war, antwortete Ffamran kurz darauf mit belustigten, wenn auch teilweise undefinierbaren Laut. Gut, er war nun einmal eben erst 16. Trotzdem hatte er schon mehr geschafft, als andere Jugendliche in seinem Alter, mehr sogar noch, als andere jemals schaffen würden. Er vermochte jetzt noch ein kleiner Fisch hier sein, was aber nicht heißen sollte, dass man ihn unterschätzen sollte. „Wie heißt du, Kleiner?“ Ein prüfender Blick in Ffamrans Augen, anscheinend nahm der Kerl ihn doch ernster, als er es gedacht hatte. Sein Name hatte in Archadis schon die Runde gemacht, auch wenn er für die Meisten wohl noch kein Gesicht hatte, worüber Ffamran mehr als froh war. Es war der übliche Klatsch und Tratsch und einen Richter im Alter von 16 Jahren hatte es bis jetzt noch nie gegeben. Dennoch wäre er dumm, würde er sich hier und jetzt enttarnen, würde eine solche Botschaft doch wie ein Lauffeuer verbreiten und schlussendlich bei seinem Vater landen. So antwortete er dem hochgewachsenen für einen Augenblick mit nichts weiter, als einem undurchsichtigen Lächeln. „Balthier.“, sagte er, während er sich schließlich an ihm vorbeischob, jedoch knapp neben ihm noch einmal zum Stehen kam und für einen Augenblick ebenfalls die Arme vor der Brust verschränkte. „Merk dir den Namen, du hast ihn heute nicht das letzte Mal gehört.“ Ein leises Lachen verließ seine Lippen, kurz nachdem er in den dunklen Zwischengang verschwunden war, um somit den Hangar für heute Nacht zu verlassen. Er hatte schon einige Geschichten gehört, als er des Nachts in der Taverne gesessen hatte und allerlei Geschichten von den dort anwesenden Luftpiraten angehört hatte, wohlwissen das auf einige der Köpfe, die ab und an in Archadis unterwegs waren, eine nicht gerade kleine Belohnung ausgesetzt war, ebenso wie er wusste, dass die Meisten von ihnen ihre wahre Identität abgelegt und mit einem anderen Namen untergetaucht waren. So war sein Handeln eben alles andere als dumm oder gar unüberlegt gewesen, immerhin hatte er ebenfalls vor von der Bildfläche zu verschwinden. Zumindest für diejenigen, die ihn kannten. „Balthier.“, nuschelte er in die Dunkelheit, vergewisserte sich noch einmal über den Klang seines neuen Namens. Es war der erstbeste, der ihm gerade auf die Schnelle eingefallen war, trotzdem konnte er nicht leugnen, dass er zufrieden mit seiner Wahl war. Allemal besser, als Ffamran. Einen Namen, den so oder so niemand aussprechen oder sich gar merken konnte. Balthier verließ den Hangar, nachdem er der letzten verbliebenen Dame am Schalter Augenzwinkernd noch einen schönen Abend gewünscht hatte, die gerade dabei war ihre sieben Sachen zu packen und nach Hause zu gehen. Es hatte bei Weitem nicht in seiner Absicht gelegen, den Anlegeplatz jetzt schon zu verlassen, wo er das Luftschiff doch gerade erst erworben hatte. Viel lieber wäre er jetzt ins Cockpit gestiegen und hätte ein wenig an der Technik herumgespielt, sich darüber vergewissert, ob die Instrumente denen des Imperiums glichen, die ihm mittlerweile vertraut waren und mit denen er blind arbeiten konnte. Es verärgerte ihn. Seit wann wurde der Hangar nachts verschlossen? Waren die Mogrys nicht um diese Zeit dafür zuständig die Luftschiffe zu überprüfen und Mängel zu beseitigen? Plötzlich fühlte er sich übers Ohr gehauen, wahrscheinlich war der Typ wirklich nur ein übervorsichtiger Luftpirat, dem das neue Gesicht im Hangar ganz und gar nicht gefiel. Und er selbst konnte nicht leugnen, dass er sich schlecht dabei fühlte, sich von jemandem verscheuchen zu lassen, der so offensichtlich gelogen hatte und mit großer Wahrscheinlichkeit nichts besseres zu tun hatte, als selbst auf fremden Luftschiffen herumzuklettern und sich die wildesten Fantasien auszumalen. Wie schrecklich erbärmlich. Vielleicht hatte es seine Vorteile, dass man ihn schon so Zeitig vertrieben hatte, wo er doch am nächsten Morgen schon früh raus und zur Arbeit musste. Gerade jedoch war an etwas dergleichen nicht zu denken, wühlte ihn das alles doch innerlich so sehr auf, wie ein kleines Kind an Heilig Abend. Noch dazu würde er auf dem Weg in den Nirvas-Bezirk, wo er in das Lufttaxi steigen würde, um nach Hause zu kommen, an der Taverne vorbeimüssen, in die er sich gerade dazugehöriger denn je fühlte. Und außerdem, wieso sollte er seinen Job jetzt noch ernst nehmen? Er war drauf und dran Moral und Verstand einfach aufzugeben und sich von jeglicher Verantwortung zu lösen, mit dem Himmel als seinen einzigen Weggefährten. Wie furchtbar einsam das auf einmal klang. Hatte er nicht vorher immer darauf gewartet endlich Vogelfrei zu sein? Die Straßen waren trotz der lauen Sommernacht beinahe Menschenleer. Gut, die Archadianer waren auch keines dieser Völker, die sonderlich oft feierten oder ausgingen. Zumindest nicht die Leute in diesem Viertel, die so oder so an jedem Gil hingen, in der Hoffnung vielleicht irgendwann noch einmal ein Erstbürger zu werden. Viel mehr traf Balthier heute Nacht nur auf das ein oder andere Pärchen, das sich für einen kleinen Spaziergang zwischen all diesen erdrückend hohen Häusern entschieden hatte. Balthier stieg eine Treppe hinab, erhaschte den Blick auf einen kleinen Jungen, der rasch das Weite suchte, als er seine Schritte vernahm. Er musste schmunzeln, erinnerte er ihn doch nur zu gut an ihn selbst, wie er sich hier des Öfteren vor seinem Vater versteckt hatte, wenn er keine Lust gehabt hatte ins Bett zu gehen oder einfach noch auf das ein oder andere Abenteuer aus gewesen war, welches hier so oft vergeblich gesucht hatte. Es war ihm bewusst, dass seine Füße ihn auch jetzt nicht dorthin trugen, wo er eigentlich hin sollte, ergab sich sein Inneres doch einmal mehr wieder seinem Herzen und den Flausen in seinem Kopf, die nun mehr und mehr Überhand zu nehmen schienen. Es war nicht mehr weit von hier, das weiße Schild mit der dicken schwarzen Aufschrift war von hier schon deutlich zu erkennen. Balthier war um diese Uhrzeit eigentlich kein unbedingt geladener Gast mehr, was zum größten Teil an seinem Alter lag, aber da er nun einmal ein Meister darin war, Beziehungen zu knüpfen und diese Aufrecht zu halten, hatte man ihn eigentlich ziemlich gern um sich. Noch dazu war er keiner dieser Jugendlichen, die sich hemmungslos betranken. Wenn er es überhaupt schon einmal getan hatte. Das ein oder andere Glas, über einen gemütlichen Plausch genügte vollkommen, um einen Arbeitstag ausklingen zu lassen. „Einen schönen guten Abend, die Herrschaften.“ Für einen kurzen Augenblick wurde es still. Balthier war es gewohnt, dass er die Aufmerksamkeit auf sich zog, wenn er einen Raum betrat, dass er für die meisten Männer auf der Stelle als Konkurrenz abgestempelt und für unsympathisch empfunden wurde, selbst wenn zu so später Stunde nicht einmal eine Frau anwesend war. Außer natürlich der pummeligen Kellnerin, an der aber niemand wirklich Interesse hegen zu schien. Aus Gewohnheit heraus, zog es ihn einmal mehr auf die Empore, an einen der hinteren Tische, an denen er zwar seine Ruhe hatte, jedoch die meisten Unterhaltungen einwandfrei belauschen und sich einmischen konnte, wenn er etwas dazu beizutragen hatte. Und bis heute hatte sich niemand wirklich je daran gestört, waren seine Kommentare doch zum Großteil immer eine Bereicherung für die Gespräche gewesen. So erklomm er die Stufen mit schnellen, wenn auch Eleganten Schritten, ließ sich augenblicklich auf einem der Stühle fallen. Die Kellnerin ließ ihn nicht lange warten, wo sie ihn als Stammgast doch mindestens genauso gut kannte, wie die andere Hälfte der heutigen Gäste. „Das Übliche?“, fragte sie mit gezücktem Stift. Höflich wie eh und je. „Ich bitte darum.“ Er schenkte ihr ein schmales Lächeln, wohl wissend, dass es seine Wirkung bei ihr wie so oft nicht verfehlen würde und gab sich erst damit zufrieden, als er die leichte Röte auf ihren Wangen ausmachte. Dann erst lehnte er sich in seinem Stuhl ein wenig zurück, schob einen Ellenbogen auf die dunkle Tischplatte und lauschte. „Und wenn ich es dir doch sage, sie war da! Weit nach Mitternacht und kurz vor Ladenschluss, aber sie war hier!“ Der Mann, dessen Wangen hochrot von Alkohol und Aufregung waren, beugte sich nun halb über den Tisch, versuchte seinen Worten irgendwie an Glaubwürdigkeit zu verleihen, aber wer würde einem so betrunkenen Kerl auch nur noch ein Wort glauben? „Nach Mitternacht, huh? Um diese Zeit kannst du doch nicht einmal mehr deine Frau von deiner Tochter unterscheiden und dann willst du mir erzählen, wir hätten eine Viera in der Stadt? Großer Gott, dann hätte sie bei Weitem mehr Aufsehen erregt und sich nicht die Gesellschaft von ein paar Volltrunkenen gesucht.“ Eine Viera? Balthier musste unweigerlich schmunzeln. Solche eine Geschichte konnte einfach nicht wahr sein. Er selbst kannte Viera nur aus seinen Schulbüchern, von einigen Zeichnungen und aufwändigen Gemälden. Ein normaler Hume würde in seinem Leben niemals eine Viera zu Gesicht bekommen, es sei denn er hatte unendlich viel Glück. Oder gar den Mut sich in den Golmore Dschungel vorzuwagen, in der Hoffnung einem dieser liebreizenden Geschöpfe über den Weg zu laufen. Es gab nicht viele von ihnen, vielleicht eine Hand voll, die sich dazu entschloss den Wald und somit ihre Heimat zu verlassen, hatte Balthier doch gehört, dass sie danach nie wieder zurück gehen konnten. Nicht, wenn die Verbindung zum Wald einmal gebrochen war. Eigentlich wusste man nicht viel von ihnen, schätze dieses Volk seine Abgeschiedenheit wie kein anderes und machten es für einen Hume unmöglich bis in ihr Dorf vorzustoßen. Balthier hatte sich hier und da schon immer mal ein paar Gedanken über eine solche Lebensweise und somit auch über die Viera gemacht, sodass er gerade in der Tat hellhörig wurde, sollte sich ein solches Geschöpf tatsächlich in der Stadt aufhalten. Aber selbst, und das wäre bei seinem Glück nichts neues, würde sie, selbst wenn die Information einen wahren Kern hatte, schon längst wieder abgereist sein. Eine Viera, die ihr Leben lang nichts weiter, als Bäume, Flüsse und Dschungel gesehen hatte, würde sehr wahrscheinlich zu einer rastlosen Seele werden, die gar nicht genug von der Welt sehen konnte. Ganz ähnlich so, wie er sich nach Erwerb seines Luftschiffes fühlte. Frei. „Ich hoffe Sie mussten nicht zu lange warten.“ Mit einem leichten Zittern in der Stimme, servierte die junge Frau ihm schließlich seinen Wein, erklärte ihm wie jeden Abend, dass er sich bemerkbar machen sollte, wenn irgendetwas nicht rechtens wäre. Wahrscheinlich würde er den Service auch nutzen, wäre sie ein wenig mehr sein Typ, konnte er von der Gesellschaft einer hübschen jungen Frau doch nicht genug bekommen. Erst recht nicht, wenn man den Abend so entspannt zusammen ausklingen lassen konnte. „Nun glaub mir doch, wieso sollte ich mir sowas ausdenken?“ Die Stimme des Mannes klang verzweifelter denn je, vielleicht log er doch nicht? „Ach, jetzt bleib doch sitzen und warte noch ein bisschen mit mir! Sie taucht sicher noch auf, hey..!“ Balthier drehte sich ein Stück zu den beiden um, auch wenn gerade alles zu schnell gegangen war, um das Szenario zu verfolgen. Der eine der beiden war aufgestanden, hatte den vermeindlichen und sturzbetrunkenen Lügner am Arm gepackt und hochgestemmt. Es war wohl wirklich das Beste ihn jetzt nach Hause zu bringen, wo die Sache doch sicherlich in den nächsten zwei Minuten ausgeartet wäre. Balthier kannte das Gefühl, wenn er jemandem etwas erzählte, der ihm nicht glaubte. Dennoch war er nicht der Typ, der auf die Barrikaden ging, wenn man ihm nicht glaubte, viel eher nahm er es hin, reichte es ihm doch, wenn er selbst die Wahrheit kannte. Die beiden zahlten und nicht viel später war es still. Balthier nahm erst jetzt sein Glas an sich, schwenkte die rote Flüssigkeit für einige Sekunden darin, ehe er es an seine Lippen ansetzte und den ersten Schluck trinken wollte. Indes öffnete sich die Tür der Taverne erneut und Balthier konnte im ersten Moment nicht anders, als das Glas wieder sinken zu lassen. Das musste ein Scherz sein. Ein Gewaltiger sogar und er war sich sicher, dass die beiden Typen von gerade sie ebenfalls wahrgenommen haben mussten, denn so eine über alle Maßen attraktive Erscheinung konnte man einfach nicht übersehen. Sie sah atemberaubend aus, zart und verletzlich in ihrem aufwändigen, fliederfarbenen Kleid, welches einen schönen Kontrast zu der gebräunten Haut bildete. Die Haare hingen ihr offen und leicht gewellt über den Rücken und bis hinab zur Taille. Die großen Augen blickten aufmerksam durch den Raum, blieben schließlich an der Kellnerin hängen, die neben der hochgewachsenen Viera noch viel erbärmlicher wirkte, ihr aber trotzdem höflich wie immer einen Platz zuwies, sich wahrscheinlich ebenso geehrt über einen solchen Besuch fühlte, wie gerade jeder andere Anwesende hier. Balthier konnte nicht anders als starren. Er ließ die Augen erst über die großen Hasen ähnlichen Ohren schweifen, dann erneut über das hübsche Gesicht und die Viera im Ganzen. Und hätte er gewusst, wie man lief, atmete oder sich gar bewegte, wäre er die Empore hinabgestiegen und hätte dieser Frau dermaßen den Hof gemacht, dass sie vermutlich auf der Stelle Archadis, wenn nicht sogar gleich das komplette Land verlassen hätte.. soon tbc. II. --- Guten morgen aus dem wunderschönen Tokyo. ♥ Ich hab mir wirklich Zeit gelassen. Vielleicht sogar zu lange. Aber irgendwann schreibe ich alles mal weiter. Zum Beispiel dann, wenn man genug Freizeit hat und die habe ich gerade wirklich. (Zumindest noch so lange bis meine Schule anfängt und ich mir wieder wünsche ich hätte welche.) Ich hoffe, das hier liest noch jemand.. Ich mag die Geschichte nach wie vor, mache mir die meiste Mühe damit und habe wirklich Spaß daran, sie zu schreiben, was sich hoffentlich auch irgendwie bemerkbar macht. Trotzdem suche ich einen Beta-Leser! Mein Rechtschreibprogramm in Word ist nämlich das Einzige, was ich habe und das weist mich nicht auf falsche oder fehlende Wörter hin.. Und vor allem nicht auf Logikfehler! Also falls wer Interesse hat, bitte einfach per ENS melden. Ich würde mich drüber freuen! Aber jetzt erst mal viel Spaß mit dem zweiten Teil! II. Balthier war sich nicht sicher, wie er an selbigem Abend nach Hause gekommen war. Fast so, als hätte der Alkohol seine Wirkung entfaltet. Seine Sinne vernebelt und seine Wahrnehmungen eingeschränkt. Doch eben das konnte, nach einem simplen Glas Wein, welches er nicht einmal ganz ausgetrunken hatte, einfach nicht der Fall sein. Immerhin war er noch nie sonderlich anfällig für Alkohol gewesen, hatte es auf der anderen Seite aber auch nie drauf angelegt, sich derartig besinnungslos zu trinken, wie die meisten in seinem Alter das nun einmal taten, um ihre Grenzen auszutesten. So konnte er sicher gehen, dass er sich diese Viera nicht eingebildet hatte, wären doch sonst alle Anwesenden in der Taverne mindestens genau so geistesgestört wie er sich gerade fühlte. Und das war bei weitem kein angenehmes Gefühl. Sie war da gewesen, hatte sich, nach langem studieren der Karte, für eines der Mineralwässer entschieden, dessen Ursprungs-Quelle dem Golmore Dschungel am nahe gelegensten war, selbst hatte sie sich auf den ein oder anderen Plausch eingelassen. Wenn auch nur wortkarg und zurückhaltend. Ebenso, wie man es sich bei einer Viera vorstellen mochte. Balthier selbst hatte nur starren können, auch wenn er dafür berüchtigt war, nichts anbrennen zu lassen. Und das, obwohl er erst noch vor kurzem einen Gedanken daran verschwendet hatte, dass ihm ein wenig Gesellschaft vielleicht ganz gut tun könnte, nach all den Wochen, in denen er sich für nichts weiter, als seine Arbeit interessiert hatte. Aber wer hatte da schon gleich an eine Viera gedacht? Wahrscheinlich niemand, der klaren Verstandes war. Es war nicht so, als hätte er Angst gehabt, sie anzusprechen, es war viel mehr die Tatsache, dass er nicht gewusst hatte, was er hätte sagen sollen. Hier, in Archadis, viel mehr in ganz Ivalice, war sie etwas besonderes, ein Exot, jemand Einzigartiges, der wahrscheinlich immer wieder dieselben Fragen gestellt bekam und derer sicherlich schon müde wurde. Ganz gleich, als träfe man einen Superstar oder sein größtes Idol, so bekam auch sie immer dieselben Dinge zu hören. Und dass sie dann bloß zu später Stunde anzutreffen war, war jawohl nichts verwunderliches mehr. Balthier konnte nicht leugnen, dass diese Viera ihn gehörig zum Nachdenken gebracht, ihm den Kopf auf eine gewisse Art und Weise verdreht hatte. Vielleicht nicht in dem Sinne, als hätte er gleich körperliches Interesse an ihr, obwohl sie über alle Maßen attraktiv war, das konnte niemand leugnen. Viel mehr aber, wollte Balthier wissen, was wohl ihre Beweggründe sein mochten, aus denen sie ihr Dorf verlassen hatte. Wobei man natürlich wieder bei den Fragen angelangte, die ihr wohl jeder Fremde als erste stellen würde. Er hatte die Weltkarte seines Vaters aus dessen Büro entwendet, sich sämtliche Bücher und Duden, die er nützlich oder informativ gefunden hatte, mit auf sein Zimmer genommen und brütete nun, im schwachen Kerzenschein, seit geraumer Zeit über einem Bildband des Golmore Dschungels, der eigentlich nicht langweiliger hätte sein können, hätte der Autor nicht seinen ein oder anderen informativen Gedanken über jenes Gebiet zu Papier gebracht. Doch blieben die Dinge, die er sich erhofft hatte rauszufinden, weiterhin offen, schien doch wirklich niemand etwas über das Volk dokumentieren zu können, was da in den Tiefen des Dschungels hauste. Balthier seufzte schwer, warf einen kurzen Blick auf seine große Wanduhr, die ihm verriet, dass es viel zu spät dafür war, hier zu sitzen und sich Gedanken über sinnlosen Zeug, wie dem hier zu machen, zumal er in nicht einmal mehr vier Stunden schon wieder aufstehen musste. War er ehrlich zu sich selbst, lag seine Motivation gerade gehörig auf der Strecke. Und jetzt, wo er eigentlich erreicht hatte, was er wollte, sah er seine Arbeit als noch unwichtiger an, als er es zuvor getan hatte. Wenn er wollte, konnte er sich bei den ersten Sonnenstrahlen in den Hangar schleichen, nachdem er Cid um das Geld für eine Tankfüllung erleichtert hatte und sich davonstehlen. Wohin er wollte – wann er wollte. Ein großartiges Gefühl. Und Geld würde schon irgendwie in die Kasse kommen. Luftpiraten verdienten zu dieser Zeit nicht schlecht, wenn sie ein bisschen was im Kopf hatten und sich nicht auf der Stelle erwischen ließen. Vielleicht war es das, was Balthier mehr lag, zumal ihm sein Vater in diesem Beruf bewiesen hatte, wie sehr man mit Macht und Geld abstürzen konnte, wenn man auch nur einen einzigen Fehltritt tat. Noch einmal warf er einen Blick auf die Uhr, dann schlug er den Schinken zu, um sich nur kurz darauf die Augen zu reiben. Seine Leserei hatte ihn zu nichts weiter gebracht, als noch mehr Fragen, die sich in seinem Kopf auftürmten. Fragen ohne Antworten, an die er ohne die Viera nicht kommen würde. Es lag nicht in seiner Person, loszuziehen, um irgendjemanden zu löchern, wäre doch so ein Verhalten nichts weiter, als peinlich und er würde sich von all den Betrunkenen aus der Taverne nicht unterscheiden. Außerdem, wer konnte schon sicher sagen, ob die Viera überhaupt noch in der Stadt war..? Immerhin mochte jemand wie sie sicher rastlos sein. Von einem Ort zum anderen ziehen, um so viel von Ivalice zu sehen, wie nur irgend möglich. Immerhin waren die Orte alles Plätze, die ihr vorher verwehrt geblieben sind, die eine Viera, aus Angst den Dschungel und die Verbindung zur Heimat zu verlieren, niemals zu Gesicht bekommen würde. Mit einem genervten Seufzen, ließ er sich im Stuhl zurücksinken, ließ den Kopf fast zeitgleich in den Nacken kippen, die Augen geschlossen. Jetzt war er drauf und dran, sich das nächste Buch zu schnappen, um noch ein paar Seiten zu lesen. Allerdings würde er allerhand zu erklären haben, wenn er gleich auf der Arbeit nicht die gewohnte Leistung erbrachte, würde spätestens dann in das Küken-Schema fallen. Und das wollte Balthier bei Weitem nicht, war er doch viel zu ehrgeizig, als dass er sich auf irgendeine Art und Weise unterbuttern lassen würde. Das, was er hier gerade tat, ergab in seinen Augen nicht mal einen Sinn, sodass er sich fragte, warum er sich überhaupt zu so einem Schwachsinn hatte hinreißen lassen. Kein Buch der Welt, es sei denn, es wäre von einer Viera persönlich geschrieben, konnte einem Hume auch nur den geringsten Einblick in diese Welt verschaffen. Immerhin gab es nicht einen, von dem man sicher wusste, er hätte das Dorf Elt auch nur aus der Nähe betrachten können. Stattdessen krochen sie alle durch den Golmore Dschungel, hofften, dass ihnen die eigenartige Botanik auch nur die geringste Auskunft über das Leben im Herzen des Dschungel geben konnte, ehe man sie, nach ihrer Rückkehr, in geschlossene Anstalten einwies. Und er, Balthier, würde wahrscheinlich nicht anders enden, wenn er nicht auf der Stelle damit aufhörte, irgendwelchen Hirngespinsten nachzujagen. Ein verborgener Pfad, irgendwo im Busch – wer konnte ihm auch nur das geringste Fünkchen Wahrheit an so einer Geschichte bestätigen? So schob er den Bildband nicht viel später von sich, stapelte ihn ordentlich auf die anderen Bücher, die er eben noch, ja beinahe euphorisch, angeschleppt hatte. Nun hatte er schon nichts mehr weiter, als ein Kopfschütteln für sie übrig, ehe er seinem Schreibtisch den Rücken zudrehte, sich kaum später auf seinem Bett niederließ, um sich sitzend seiner Stiefel zu entledigen und diese ordentlich neben sein Regal zu platzieren. Viera hin oder her, für den Rest des Abends sollte er sich nichts weiter, als seinem Schlaf widmen, der jetzt so oder so zu kurz kam. Er ließ die Kerze erlischen, eigentlich drauf und dran sich jetzt noch eine Mütze voll Schlaf zu gönnen, allerdings ertappte er sich selbst dabei, wie ihn seine Füße kaum viel später auf das Mannshohe Fenster zutrugen, er den Blick über die Dächer der Stadt schweifen ließ. Irgendwo da draußen musste sie sein, hatte sich vielleicht zu einem Spaziergang durch die Straßen entschlossen oder tat das, was Balthier eigentlich so dringend tun sollte – schlafen. Fragen über Fragen taten sich auf und obwohl es weniger in seiner Natur lag, sie sich wie ein kleiner Schuljunge beantworten zu lassen, hatte er sich innerlich doch schon längst dazu entschlossen, ihnen auf den Grund zu gehen, diese Viera wiederzusehen. Sollte es gerade kosten, was es wolle. Sie hatte die Freiheit erlangt, nach der Balthier noch so sehr strebte, was ihn, auf eine seltsame Art und Weise, eine gewisse Verbindung zu ihr fühlen ließ. # Es war seine Zeit her, dass er seinem Vater gegenüber gestanden hatte, hatte dieser sich doch, seit er auch Girugevan zurückgekommen war, mehr und mehr zurückgezogen. Dennoch, so dachte Balthier zumindest anfangs, schien er konstanten Besuch zu haben, hörte man sich ihn doch ständig unterhalten, ja sogar lachen. Erst ein paar Tage später, als er ihm eine Nachricht hatte überbringen müssen, musste er feststellen, dass Cid mit niemandem anders, als sich selbst sprach und diesem zweiten Selbst sogar schon einen Namen gegeben hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er gedacht und gehofft, es wäre vielleicht nur eine Vorrübergehende Sache, doch er erwischte sich immer öfter dabei, wie er spät Abends oder Nachts durch die Korridore schlich, um etwas von dem aufzuschnappen, was Cid sich da permanent erzählte. Er hatte ihm selbst hier und da sogar seine Gesellschaft angeboten, weil er nicht wollte, dass er seinen Vater irgendwann unter die Geisteskranken zählen konnte. Aber Cid hatte, ein jedes Mal wieder, dankend abgelehnt, hatte das Zusammensein mit seinem zweiten Selbst seinem eigenen Sohn vorgezogen. Und dann, nur ein paar wenige Tage später, blieb so ziemlich jedem der Zutritt zum Labor verwehrt. Cid schloss sich ein, wollte niemanden mehr sehen. Niemanden, außer seine Steine in Gesellschaft, seines nicht existenten Freundes, der ihn zu all diesem Schwachsinn zu verleiten schien. Balthier war kein Einzelkind, hatte aber von seinen zwei Brüdern nicht viel mehr, als ein paar Geschichten gehört, genau so wenig, wie er jemals über seine Mutter erfahren hatte. Er wusste nur, dass sie Cid verlassen hatte. Wahrscheinlich aus demselben Grund, der Balthier immer weiter von ihm wegtrieb. Auf der Welt gab es nicht viel, das Cid etwas bedeutete. Nur seine Arbeit und das, was dabei rumkam. Vielleicht war er ihm irgendwann einmal ein guter Vater gewesen. Aber an diese Dinge vermochte Balthier sich schon nicht mehr zu erinnern. Und wohin seine Mutter, zusammen mit seinen Geschwistern, verschwunden war.. er wusste es nicht, genau so wenig, warum er der Einzige, der drei Söhne war, den sie zurückgelassen hatte. Selbst, wenn sie noch irgendwo in der Stadt wären und er ihnen über den Weg laufen würde, wie sollte er sie erkennen? Er hatte nicht ein einziges Foto, bloß ein paar Erzählungen und Geschichten, die auf so ziemlich jede X-Beliebige Person zutreffen könnte, die ihm über den Weg lief. Außerdem lagen Jahre dazwischen, in denen Cid genau so viel Kontakt zu ihnen hatte, wie Balthier; garkeinen. Und die Zeit veränderte die Menschen. Doch selbst das Wissen, dass da draußen noch eine Familie existierte, hatte Balthier nie den Ansporn gegeben, nach ihnen zu suchen. Wer konnte ihm immerhin schon sicher sagen, dass nicht die nächste Enttäuschung auf ihn warten würde und wer bestätigen, dass seine Mutter nicht ein genau so abweisender Mensch war, wie Cid? Da reichte es ihm zu wissen, dass es noch irgendwo jemanden gab, der vielleicht hier und da einen Gedanken an ihn verschwendete, sich vielleicht sogar um ihn sorgte. Wie ein kleines Fünkchen Hoffnung am Ende eines schier endlosen Tunnels. Manchmal erheiterte ihn dieser einfache Gedanke, dass irgendwo in Ivalice noch eine Anlaufstelle für ihn war. Vielleicht sogar ein zweites Zuhause. # Als hätte die Uhr keine Zeiger, so schien auch die Zeit schlichtweg zu stehen. Es war nicht so, als hätte Balthier jemals Spaß an seiner Arbeit gehabt, tat er sie doch bloß, weil er leicht und vor allem früh an einen gut bezahlten Job gekommen war, für den er nicht einmal großartig die Finger hatte krumm machen müssen. Und eben das hatte ihm die Türen zu anderen Welten eröffnet, ihm sich einen großen Wunsch im Alter von erst sechzehn Jahren erfüllen lassen. Auch, wenn Cid wahrscheinlich nicht sonderlich erbaut darüber sein würde. Es war nun einmal Balthiers Entscheidung und er hatte schlichtweg keine Lust zuzusehen wie dieses, anfangs so glanzvolle Leben, ausuferte. Denn das würde es, immerhin war es ja schon mehr oder weniger auf dem besten Wege, auch wenn es bisher nur Cid war, der dermaßen aus der Reihe tanzte. Es würde nicht lange dauern, da tanzte das ganze Imperium mit. Unter Leitung eines nicht existenten Vollidioten. Natürlich war es nicht so, als würde er von dieser Erfahrung nichts mitnehmen, immerhin bildete das Imperium nicht gerade schlecht aus und nur die besten Soldaten hatten überhaupt eine Chance jemals Richter zu werden. So kam auch Balthier recht früh in den Genuss allerlei Waffenausbildungen, nicht zu schweigen von all den Luftschiff und Piloten Erfahrungen, die er in seinem jungen Leben schon hatte sammeln können. Sie kamen ihm jetzt wahrscheinlich zu Gute, auch wenn er wahrscheinlich niemals vor Cid zugeben würde, dass er etwas mit diesen Dingen anfangen konnte, oder gar, dass Cid je etwas richtig gemacht hatte. Es lag nicht in seiner Natur zu vergeben oder jemandem hinterherzulaufen, der ihm so offensichtlich den Rücken zugewandt hatte. Elternteil hin oder her, was brachte es ihm schon, wenn er schlussendlich doch nicht das tun konnte, wonach er strebte? Und wahrscheinlich war sein Leben schon verplant gewesen, bevor er überhaupt damit angefangen hatte, sich darüber Gedanken zu machen, was er selbst einmal damit anfangen wollte. Dass er die Nacht mit zu viel sinnlosem Zeug verbracht hatte, bemerkte er schon am Morgen, als der Wecker ihn zu einer unmenschlichen Uhrzeit aus dem Bett klingelte. Er ärgerte sich nun, war beinahe beschämt darüber, sich so für etwas hinreißen zu lassen, lag es doch immerhin in den Sternen, die Viera jemals wieder zu sehen. Noch dazu kam die Tatsache, dass er einfach niemandem darüber erzählen konnte, was letzte Nacht vorgefallen war, ohne gleich als Wahrnehmungsgestört abgestempelt zu werden. So hatte er sich den Vormittag, bis hin in den späten Nachmittag hinein mit seinen brennenden Augen und den Gedanken an etwas herumärgern müssen, was abwegiger nicht hätte sein können und anstatt nach Feierabend zum Hangar zu gehen, hatte er nichts besseres zu tun, als sich für die ein oder andere Stunde aufs Bett zu legen. Glücklicherweise hatte er morgen seinen freien Tag, an dem er versuchen konnte, all das aufzuholen, was er für heute geplant und nicht geschafft hatte und verdammt, dazu gehörte nicht die Viera! Balthier wusste, was er wollte, hatte seine Pläne über Monate hinweg still und heimlich ausreifen lassen, ehe er sich für den Kauf des Luftschiffes entschieden hatte, um eine neue Karriere weit weg von Archadis und dem Draklor Labor zu beginnen. Balthier drehte sich auf seinem Bett herum, spielte in Gedanken seinen Plan für den nächsten Tag ab, als plötzlich die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen wurde und er eine Gestalt im Türrahmen ausmachte, die er dort schon lange nicht mehr hatte stehen sehen. „Ffamran, mein Junge! Komm!“, rief Cid euphorisch, zog für einen Augenblick die Brauen zusammen, als er seinen Sohn auf dem Bett ausmache. „Lass mich dir etwas.. großartiges zeigen!“ Etwas durcheinander über die plötzliche Wandlung seines Vaters und die Tatsache, dass er tatsächlich wieder mal ein Wort mit ihm wechselte, setzte er sich auf, schenkte ihm einen genau so abschätzenden Blick, wie Cid es einige Sekunden zuvor getan hatte. „Oh? Was bring dich hier her?“, fragte er ernst, wusste mit seiner Aufmerksamkeit gerade wenig anzufangen. „Wochenlang willst du mich nicht sehen und plötzlich tauchst du wieder auf. Und dann verlangst du, dass ich nach deiner Pfeife tanze“ Balthier schenkte ihm ein selbstgefälliges Grinsen, während er ihn nicht aus den Augen ließ. „Dafür ist jetzt keine Zeit. Ich will, dass du es dir ansiehst, weil du fürs Imperium arbeitest, also beweg dich! Du musst noch eine Menge lernen, wenn du es einmal so weit bringen willst, wie ich.“ Cid warf ihm einen durchdringenden Blick zu, ehe er mit dem Kopf Richtung Labor nickte und mit einem Lachen verschwand. Balthier blieb zurück. Gleichermaßen durcheinander, wie belustigt. Entschuldigung? Es so weit bringen, wie Cid? Verrückt werden und mit sich selbst reden? Ihm entkam ein leises Lachen, ehe er sich dazu überwinden konnte aufzustehen und in seine Stiefel zu schlüpfen. Cid war gewissermaßen sein Vorgesetzter, derjenige, der die ganze Party hier schmiss und ihm mehr oder weniger sein Luftschiff finanziert hatte, also wäre einer Verweigerung dieser Aufforderung nur auffällig. So fand er sich nicht viel später wieder, wie er tatsächlich sein Zimmer verließ, die Tür hinter sich zuzog und sich erneut, mehr oder weniger, auf zur Arbeit machte. Es war durchaus seltsam, dass Cid ihn persönlich herbestellt hatte, schickte er doch sonst immer einen seiner Lakaien, die den ganzen Tag nichts anderes taten, als für ihn durch die Gegend zu huschen, Leute herzubestellen und sie wieder wegzuschicken, sodass Balthier sich wirklich fragte, was so tolles vorgefallen war. Er stieg in den Aufzug, betätigte den Knopf zum höchsten Stockwerk, um sich, einige Sicherheitsvorkehrungen später, in Cids Labor wiederzufinden. „Sieh dir diese Statistiken an!“ Cid klang euphorischer, als je zuvor, packte seinen Sohn am Arm, um ihn rüber an einen der Schreibtische zu ziehen, während er auf die Papiere deutete, die wild verstreut auf der großzügigen Arbeitsplatte auslagen. „Wenn wir so weitermachen, könnten wir ganze Nationen ausrotten! Unsere Zukunft liegt in der Kraft der Nethicite!“ Er rückte seine Brille zurecht, musterte seinen Sohn mit einem abwartenden Grinsen. Balthiers Augenbrauen wanderten erneut gen Norden. Und dafür rief man ihn nun her? Es war zu erwarten, dass Cids Forschungen sich nicht mehr zum Guten wenden würden, aber dass es mittlerweile schon so weit ging. „Erstaunlich“, murrte er nüchtern, befreite sich aus Cids Griff, der noch immer Papiere hin und herschob, Zeichnungen hervorholte nur um den ganzen Kram dann wieder durcheinander zu bringen. Er ging ein paar Schritte, sah sich ein wenig um. Es war eine ganze Weile her, dass er das letzte Mal hier war und es hatte sich so einiges verändert. „Gramis hat dem ganzen Spektakel also zugestimmt, nehme ich an?“, fragte er, kam vor einem großen Regal zu stehen, in denen Ordner standen, voll von weiteren Papieren, Plänen und Zeichnungen. Alle ordentlich beschriftet und dem Alphabet nach geordnet. Da machte sich jemand Mühe mit seinen Mordplänen. „Er wird, mein Sohn. Er wird“ Balthier hörte Cids Stimme aus dem Hintergrund, dann das Knistern von mehr Papier. „Wir sind auf dem beste Wege, das Imperium wächst und wächst und macht seinem Namen alle Ehre“ „Verstehe“ Balthier warf ihm einen ernsten Blick zu, fragte sich, wie Cid sich dermaßen in Rage reden konnte, dass er schon kaum noch wahrnahm, dass er überhaupt noch in Gesellschaft seinesgleichen war. Aber vielleicht war er diesen Steinen schon viel ähnlicher geworden, sodass er diese als seine einzige, seine Wahre Gesellschaft ansah. Immerhin konnten diese ihm nicht widersprechen und lieferten das, was er haben wollte; Statistiken. „Wirklich interessant, Cid. Aber ich werde mich für heute um interessantere Dinge kümmern. Meinen Feierabend zum Beispiel“ Er warf ihm einen kurzen Blick zu, sah nur, wie Cid ihm einen kurzen Wink gab verschwand dann zur Tür hinaus. Was in aller Welt dachte er sich dabei? Wie konnte er denken, Balthier fand den ganzen Zirkus hier noch gut oder gar.. erstrebenswert? Kopf schüttelnd machte er sich auf den Weg zum Fahrstuhl, betätigte allerdings nicht den Knopf zur Wohnetage, sondern vielmehr den zum Stadtausgang. Selbst, wenn es schon spät war, er musste raus. Raus aus dem Labor, raus aus seinem Zimmer und am besten raus aus der Stadt. Auch wenn es wohl nicht die klügste Idee wäre, mit einem ungewarteten Luftschiff von dannen zu ziehen. Aber wenn er Glück hatte, würde er noch einen Mogry am Hangar erwischen, den er darum beten konnte, sein Schiff in Augenschein zu nehmen, um ihn über eventuelle Mängel zu informieren. Balthier liebte die Stadt in der Nacht, liebte die Stille und die Menschenleeren Straßen. Er hatte es schon immer bevorzugt um die Häuser zu ziehen, wenn niemand zusah, wenn er für sich war und keinen Gedanken daran verschwenden musste, dass er vielleicht jemanden traf, den er kannte. Es war nichts schweres, aus einer unangenehmen Unterhaltung zu entfliehen, allerdings war es Zeit, die er für etwas anderes nutzen konnte. Er nahm einen tiefen Atemzug, spürte, wie die angenehme Nachtluft ihm den Kopf von alle den lästigen Gedanken befreite, die ihn am Tage quälten. Er hatte sich keinen Tag ausgesucht, an dem er abreisen würde, doch schien das Warten aufs Ungewisse noch unerträglicher zu sein, als würde er die Tage zählen. Vielleicht nicht heute, auch morgen nicht, aber wie sah es mit übermorgen aus? Er wusste es nicht, war sich seiner Pläne dann doch nicht so sicher, um sie gleich in die Tat umzusetzen. Balthier bog die Straße Richtung Hangar ein, blieb einen Augenblick später stehen, als hätte ihn der Blitz getroffen. Das Glück musste auf seiner Seite sein, wenn sein Kopf ihm jetzt keinen Streich spielte. Als er sie das erste Mal getroffen hatte, war sie sich ihrer bewusst gewesen. Selbstsicher, anmutig, stolz. Jetzt wirkte sie verloren, unsicher und fragte sich wahrscheinlich, was sie hier mitten in der Nacht und allein in der Stadt tat, wo sie doch in den Wäldern bei Ihresgleichen sein konnte. „Ich erinnere mich an das hübsche Gesicht“, raunte er nach einer Weile in die Stille, in der er davon ausgegangen war, sie hatte ihn wahrgenommen. Stattdessen erschrak sie, drehte den Kopf nicht viel später in Balthiers Richtung mit einem Gesichtsausdruck, der einer Verwunderung sehr nahe kam. Sie antwortete nicht, warum auch. „Sieht so aus, als hätte sich da jemand verlaufen? Bis in den Dschungel sind’s ein paar Stunden von hier“, feigste er weiter, hob eine der schlanken Augenbrauen, während die grauen Augen sie ungeniert fixierten. Balthier ließ sich neben ihr, auf einem Mauervorsprung, nieder, darauf achtend, genügend Platz zwischen den beiden zu lassen, um nicht aufdringlich zu wirken. Sie reagierte nicht auf das, was Balthier ihr sagte, noch lief sie davon. Anscheinend war sie wirklich so verunsichert, wie sie gerade aussah. „Okay, verstehe. Wie wäre es für den Anfang erst mal mit einem Namen, meine Gute?“ Er setzte vorsichtig an, lehnte sich ein Stück vor, um ihr direkt ins Gesicht zu sehen, bis die einzigartigen Augen ihn schließlich direkt fixierten. „Balthier mein Name“ Er wusste von sich selbst, dass er ein verdammter Charmeur war. Jemand, dem es leicht viel, Frauenherzen für sich zu gewinnen ohne so schnell einen Korb zu bekommen. Wie er allerdings auf Viera wirkte, hatte er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht austesten können. „Fran“, antwortete sie schließlich. Ruhig und bedächtig, während sie den Blickkontakt noch immer aufrecht erhielt. Und Balthier konnte nicht leugnen, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief, als sie das erste Mal so direkt zu ihm sprach. Denn dieser Moment hier war mit nichts vergleichbar, was er zuvor erlebt hatte. . tbc. III. ---- Wahnsinn, ich habe schon ewig nicht mehr geschrieben. Über Weihnachten und Neujahr findet man dann wieder ein bisschen Zeit und Lust und wenn man dann noch alte Spiele ausgräbt, schlägt das Fanherz wieder ein wenig höher. Ich muss sagen, um so näher Fran und Balthier sich in meiner Geschichte kommen, um so schwieriger wird es für mich, nicht OOC zu schreiben. Seit nicht ganz so kritisch mit meinem Balthier, immerhin ist er hier ganze 6 Jahre jünger, als im Spiel.. Falls das hier noch einer liest, wünsche ich euch viel Spaß, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. III. Balthier war der Erste, der den Blickkontakt schließlich wieder brach, für einen Augenblick auf seine Stiefel sah. Er hatte die Viera nun, wider erwarten, wo er sie haben wollte. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie nun nach Antworten auf seine seine Fragen, die ihn die letzte Nacht so gequält hatten und es immer noch taten, zu beten. Doch jetzt, wo sie hier neben ihm saß, mit lediglich einem Abstand von zehn Zentimetern zwischen ihnen, war sein Kopf wie leer gefegt. Er wollte etwas sagen, irgendetwas, um ein Gespräch zu beginnen und sie vom Gehen abzuhalten. Doch gerade konnte er sich nicht dümmer vorkommen, er, als selbsternannter Meister der Flirtkunst. Wie weit er damit allerdings bei einer Viera kommen würde, wusste er nicht. Er leckte sich über die Lippen, begannen sie in der kühlen Nachtluft doch ein wenig spröde zu werden. Mittlerweile konnte man die Spannung zwischen den beiden ungleichen Sitznachbarn förmlich riechen, wusste doch keiner so Recht, wie es nun weitergehen sollte. "Ich habe dich gestern Abend in der Bar gesehen”, war es die Viera schließlich, die sich zu Wort meldete, ließ ihre Feststellung trotz allem nach einer Frage klingen. Balthier sah auf, schenkte ihr einen verwunderten Blick. Gerade hätte er mit vielem gerechnet. Damit, dass sie sich entschuldigte und in die Nacht hinaus verschwand, damit, dass schlussendlich er es sein würde, der ihr alles aus der Nase zog. Aber, dass sie ihm letztendlich gestehen würde, ihn am Vorabend in der Bar wahrgenommen zu haben, schockte ihn beinahe. Er war aufgewühlt, verwirrt, wirkte nach Außen hin jedoch so gelassen und unberührt wie immer. “Ich würde Lügen, würde ich das Gegenteil behaupten. Aber wer nun einmal das Glück hat, eine Viera in Archadis zu sehen, wird diese Begegnung über Nacht wohl sicher nicht vergessen. Zumindest geht es mir da so...”, beichtete er ihr, sah sie fest an. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, sie erwiderte lediglich seinen Blick für einen Moment. “Es ist nicht immer leicht in der Stadt. Eigentlich ist es das nirgendwo, außer in Elt.” Balthier brauchte einen Moment, um sich der Tatsache bewusst zu werden, dass sie sich gerade aus freien Stücken mit ihm unterhielt, noch einen weiteren, um den Sinn ihrer Worte zu verstehen. “Tut mir leid, ich bin noch nicht viel herum gekommen. Elt muss der Ort sein, aus dem du kommst? ” Ihre Mundwinkel bogen sich zu einem undefinierbaren Gesichtsausdruck nach oben, Balthier war sich nicht sicher, ob sie versuchte zu lächeln, oder ob er gerade etwas vollkommen dämliches gesagt hatte. Dass sie allerdings weiterhin so ruhig neben ihm sitzen blieb, verriet ihm, dass sein angerichteter Schaden noch nicht all zu groß gewesen sein mochte. Stattdessen faltete sie ihre schlanken Hände mit den langen, wenn auch gepflegten Fingernägeln auf ihrem Schoß zusammen. Balthier fiel erst jetzt auf, dass ihre Garderobe für heute Abend eine Andere war. Statt dem Fliederfarbenen Kleid trug sie einen schwarzen Blazer über einem kurzen, weiß-schwarz geblümten Top. Unten herum eine kurze schwarze Jeans und schwarze Kniestrümpfe. Bloß ihre Schuhe waren die selben Hohen, wie am Vortag. Wahrscheinlich versuchte sie sich, zumindest was Äußerlichkeiten anbelangte, an ihre jetzige Umwelt anzupassen. Nichts desto trotz sah sie genau so umwerfend aus, wie schon in der Bar. “Was ist mit Golmore? Sagt dir das was?”, fragte sie leise, ihre rauchige Stimme hatte etwas beruhigendes an sich. Alle anderen Fragen, überhörte sie gekonnt. Balthier nickte. Er hätte eine große Bildungslücke haben müssen, wenn er nicht wüsste, wovon sie sprach. Noch dazu hatte er erst gestern Nacht in sämtlichen Büchern gestöbert, die wildesten Geschichten über besagten Dschungel gelesen. Eine Viera selbst verriet ihm nun den Namen des Dorfes, indem sie gewohnt hatte. “Tut es, ja. Man hört viele Geschichten.”, antwortete er ihr mit einem schmalen Lächeln, fühlte sich noch immer und durch ihre bloße Anwesenheit, verunsichert. “Ich plane diesen Ort bald zu verlassen, es gibt eine menge Dinge, die mich hier stören und die ich nicht mehr länger ertragen kann. Ich kenne deine Beweggründe nicht, warum du Elt verlassen hast.. Aber was auch immer es ist, du hast mein vollstes Verständnis. Ich weiß, was für ein Gefühl das ist, wenn du nichts weiter, als dein eigener Herr sein und bestimmen willst, wohin es dich als nächstes führt.” Balthier machte eine Pause, wartete darauf, ob Fran etwas zu sagen hatte. Doch sie starrte nur vor sich her, hatte ihre Finger mittlerweile fest miteinander verschlungen. Sie sagte nichts. “Hast du heute Nacht noch etwas vor? Darf ich dir etwas zeigen?”, fragte er keck, grinste sie ebenso vorwitzig an. Noch im gleichen Atemzug war er aufgesprungen und hielt ihr eine Hand hin, wollte ihr beim Aufstehen helfen. Seitdem Fran Elt verlassen hatte, war sie vielen Hume begegnet. Doch trotz der langen Zeitspanne, die sie bisher außerhalb des Dschungels verbracht hatte, war ihr Vertrauen zu anderen Rassen bisher auf der Strecke geblieben. Mogries waren ihr hier und da Weggefährten gewesen, kannte sie diese ja immerhin auch schon aus Elt. Zu anderen Interaktionen, bis auf ein paar nächtliche Smalltalks, war es bisher nicht gekommen. Kommentare gab es an jeder Straßenecke. Von freundlichen, bis hin zu bissigen und beleidigenden. Fran machte sich nicht viel daraus, hatte sie sich doch schon am Anfang ihrer Reise damit abfinden müssen, dass ihr ein solches Schicksal widerfahren würde. Eine Viera alleine in Ivalice. Was anderes hätte sie da erwarten können? Und nun saß dieser Jungspund neben ihr, forderte sie so frei heraus dazu auf, mit ihm zu kommen, ohne ihr genauere Anhaltspunkte zu geben. Er stellte ihr keine seltsamen Fragen, noch schien er sie auf irgendetwas festnageln zu wollen. Von Angst oder Ablehnung spürte sie nicht auch nur das geringste bisschen und ihre Ziele, aus wenn er seines noch nicht erreicht hatte, glichen einander sehr. Es waren nur ein paar Worte unter großer Zurückhaltung, die die beiden miteinander gesprochen hatten, doch Fran fand schon bald ihre Hand in seiner wieder. Ebenso wie ein warmes Lächeln auf den Zügen des jungen Humes. “Nein, heute Nacht bin ich Planlos.” “Jetzt nicht mehr, meine Gute. Keine Sorge, ich bringe dich am Ende wieder hierher zurück, ich leih mir nur ein wenig deiner Gesellschaft.” Balthier hatte ihre Hand wieder aus seiner entlassen, ging mit großen, selbstsicheren Schritten voran, ohne Umschweife in Richtung Hangar. Gerade wusste er nicht, was da mit ihm durchging, was ihn dazu brachte, jemanden völlig Fremdes und noch dazu eine Viera in sein größtes Geheimnis einzuweihen. Wahrscheinlich war es schlicht und einfach diese seltsame Zugehörigkeit, die er zu ihr fühlte und der Wunsch, sie etwas besser kennen zulernen. Und Fran folgte. Aus freien Stücken, wenn auch zögerlich. Sie traten in die dunklen, nun gespenstisch wirkenden Hallen, hörten ihre eigenen Schritte wiederhallen. Um diese Zeit war die Rezeption unbesetzt und wahrscheinlich würden sie nur ein paar fleißige Mogrys antreffen, die sich um diese Zeit um auszubessernde Mangel an den Luftschiffen kümmerten. “Hier lang, komm.”, rief er ihr zu, schob sie sanft in einen noch dunkleren Gang, der schon bald in den beleuchteten Hangar führte. “Unglaublich, oder?” Er lächelte erneut, war stolz hier endlich eintreten zu können, weil er Eigentümer war. Manchmal hatten ihn Bekanntschaften aus der Bar in den Hangar gelassen, ihm ein paar technische Besonderheiten ihrer Schiffe unter die Nase gerieben. Das alles war nun Geschichte und er musste nicht weiter, wie ein hungriger Wolf nach Erzählungen anderer lechzen. Wenn er wollte, konnte er hier und jetzt seine Eigenen schreiben. “Fran!” Er schenkte ihr einen kurzen Blick, konnte sich vorstellen, dass sie sich verloren vorkommen musste. Sie folgte seiner Stimme, kam nur wenig später mit ihm zusammen vor Balthiers Luftschiff zu stehen. “Das ist es. Mein Ticket in die Freiheit.”, begann er, ließ die Hand erneut über das kalte Metall wandern, “Vielleicht mag ich jetzt noch Bürger in Archadis sein. Doch schon bald ist meine Heimat der Himmel von Ivalice!” Gerade konnte er nicht in Worte fassen, wie sehr er sich auf diesen Tag freute, an dem er endlich von hier verschwinden würde. Und in Fran jemanden gefunden zu haben, der selbiges schon durchgemacht hatte, spornte ihn nur noch mehr an. Euphorisch blickte er ihr ins Gesicht, doch sein Grinsen versiegte schon bald, als er feststellen musste, dass sie seine Euphorie nicht im geringsten teilte. Sie sah nach oben, durch das gläserne Dach in Richtung Himmel. Er trat ein paar Schritte auf sie zu, blieb neben ihr stehen. “Das ist der Einzige Ort der Stadt, an dem man die Sterne sehen kann.”, sagte Balthier, tat es ihr mittlerweile gleich und besah sich den Sternenhimmel. Fran war eine Viera, Naturverbunden und klammerte sich wahrscheinlich nach all der Zeit, die sie außerhalb des Dschungels und ihrer Heimat verbracht hatte, an jeden Strohhalm. An alles, was vertraut war. “Wann warst du das letzte Mal zuhause?”, fragte er sie leise, konnte den Blick von ihrem schönen Profil nicht abwenden. Ihre Augen fanden seine - für einen winzigen Augenblick. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, schloss ihn jedoch wieder. Sie zögerte. “Vor etwa Vierundvierzig Jahren”, antwortete sie schließlich und Balthier war froh, ihr in diesem Moment sein erschrockener Gesichtsausdruck verborgen blieb. “Das ist eine Weile her.” Er drehte ihr den Rücken zu, gab vor, etwas von der Tragfläche seines Luftschiffes abzuwischen. “Die Lebensspanne einer Viera ist etwa dreimal so lang, wie die eines Humes”, klärte sie Balthier auf, antwortete ihm auf eine ungestellte Frage. “Tut mir leid, das war unhöflich”, kommentierte er sein Verhalten, wurde jedoch nicht weiter beachtet. “Ich würde dich gerne auf einen Rundflug einladen und dir ein bisschen von dem zeigen, was dir in den letzten Jahren verwehrt blieb, aber um die Zeit kommen wir nicht mehr weit.” Ein Erstes, wenn auch nur leichtes und fast schüchternes Lächeln schlich sich auf ihre Züge, ließ Balthier in dem Glauben, dass er vielleicht doch nicht ganz daneben bei ihr lag. “Dann biete mir Selbiges doch zu einer anderen Tageszeit an. Vielleicht stimme ich zu”, meinte sie geheimnisvoll, ließ ihre Finger durch ihr langes Haar gleiten. “Da ist wohl jemand unbedingt auf ein Wiedersehen aus”, bemerkte der Luftpirat in Spe, musterte sie abschätzend, um herauszufinden, wie sie auf solche Anspielungen reagierte. Doch sie reagierte überhaupt nicht. Lediglich das leichte Lächeln war verschwunden, woraus Balthier schloss, dass er nun mit beiden Füßen im Fettnäpfchen stand. “Jedenfalls bin ich nicht derjenige, der mich angesprochen oder hier her gebracht hat, obwohl er mich auch einfach alleine auf der Mauer hätte sitzen lassen können.” Fran sah ihn fest an und Balthier fühlte sich mehr, als nur ertappt. Er ging ein paar Schritte, ließ Fran hinter sich. “Da wirst du Glück haben müssen. Die Damen in Archadis reißen sich um mich. Und viele von ihnen wollen gerne an meiner Seite sein, wenn ich den ersten Testflug mache.” Mit geschwellter Brust, wenn auch völlig sarkastisch, drehte er sich schließlich wieder zu ihr um, schenkte ihr einen überlegenen Blick. Es kratzte ein wenig an seinem Ego, dass Fran so viel größer war, als er. “Auf der anderen Seite würde ich mich geehrt fühlen einer, über alle Maßen schönen Viera, ein wenig mehr von Valentia zu zeigen. Ich bin mir nämlich sicher, dass auch Vierundvierzig Jahre nicht ausreichen, um alles zu Fuß zu erkunden. Was sagst du?” Fran konnte nur mit dem Kopf schütteln. Sie war, in all den Jahren, vielen Hume begegnet und hatte vielerlei Verhalten studieren können. Meist bloß aus der Ferne und als stiller Beobachter. Dennoch war eine Persönlichkeit wie Balthier sie hatte, ihr bisher noch nie untergekommen. Vielleicht mochte er denken, sie sei Eigenartig. Dennoch gab er ihr nicht das Gefühl, sie wäre sehr viel anders oder nahm gar ein Blatt vor den Mund. Viera waren feinfühlig, witterten vielerlei Dinge aus großen Entfernungen. Wenn es aber um die Gefühlswelt eines Hume ging, stieß sie auf vollkommenes Neuland. Fran gab es nur ungern zu, aber das war es gewesen, was sie hauptsächlich von dieser Rasse fern gehalten hatte. Sie hatte genau so viel Angst, wie sie neugierig gewesen war. Sicherlich gab es Gut und Böse und das würde sie Zeit kosten, um den Unterschied heraus zu finden. Allerdings war sie sicher, in Balthier einen guten Lehrmeister gefunden zu haben. Auch, wenn sie ihn nicht darum beten würde, hoffe sie doch, dass es sich bei diesem nächtlichen Treffen nicht um das Letzte handelte. “Nun gut, wenn der Herr mir unbedingt mehr von seiner Welt zeigen möchte, werde ich mich nicht dagegen wehren können.” “Das tut er, allerdings. Er besteht darauf”, er lächelte ihr zu, verschwand dann aus ihrem Sichtfeld, um an den hinteren Teil des Luftschiffes zu verschwinden und den Laderaum zu öffnen. Der Mond stand mittlerweile auf seinem höchsten Punkt, ließ den Stahl des Schiffes im fahlen Licht metallisch glänzen. “Sie werden erster Klasse fliegen, Madame. Wenn Sie möchten, können Sie sich nun selbst überzeugen.” Balthiers Gesicht tauchte für einen Augenblick aus dem Laderaum heraus auf, vergewisserte sich, dass die Viera noch immer anwesend war und deutete ihr mit einem Wink, ihm zu folgen. Das Klacken ihrer Absätze erfüllte den Hangar, als sie sich zögerlich in Bewegung setzte und sich, wie Balthier davor schon, unter den Tragflächen hinweg duckte. “Du bist ziemlich groß, pass auf wenn du reinkommst. Wir Hume entsprechen nicht ganz deiner Größe”, feixte er, kletterte schon bald ins Cockpit und ließ sich auf dem Pilotensitz nieder. Für einen Moment schloss er die Augen, atmete tief ein und genoss das Gefühl, welches sich in ihm ausbreitete. Dieses Gefühl, ein gestecktes Ziel erreicht zu haben. Er würde es nicht in Worte fassen können, wenn man ihn darum bat es zu tun. “Es ist nicht ganz so klein wie das, mit dem ich von Rabanastre bis hier her gekommen bin”, bemerkte sie, während sie sich neben ihm nieder ließ, den Blick über sämtliche Instrumente schweifen ließ. Sie ließ Balthier aus seinem Tagtraum hochschrecken, ihn das linke Augen öffnen, nur um sich wenig später aufzusetzen und vorzubeugen. Er faltete die Hände zwischen seinen Beinen und sah sie fest an. “Oh? Dann bist du doch nicht ganz unerfahren im Fliegen.” “Nun, das habe ich auch nie behauptet. Allerdings war es wirklich nur das eine Mal.” “Von Rabanastre nach Archadis, mh? Eine interessante Route.” “Ich hatte das Gefühl, dass es mit jedem Tag unsicherer wurde. Es scheint, als stünden Rabanastre harte Zeiten bevor. Man hört die Bürger von Krieg sprechen, es wird aufgerüstet. Also bin ich weiter gezogen, nur um noch mehr von dem zu finden, vor dem ich geflohen bin. Ich bin Krieg nicht gewohnt oder derartige Gefühlsausschreitungen. Es war immer ruhig, in Elt.” Als er sie, eine Nacht zuvor, in der Bar gesehen hatte, hätte Balthier sich nicht träumen lassen, dass er den darauf folgenden Abend an ihrer Seite verbringen würde. Noch weniger, dass er eine Konversation mit ihr aufrecht halten konnte, wo er doch immer dachte, ein Hume könnte einer Viera nicht die Stirn bieten. Und das konnte er sicher nicht, fehlte es ihm doch an einiger Lebenserfahrung oder an Geschichten, die er ihr erzählen konnte. Auf ihre Erzählung hin, nickte Balthier, ließ sich kurz darauf wieder zurück in den Sitz sinken. Würde er ihr von seinem Beruf erzählen, säße sie bestimmt nicht viel länger neben ihm. Er war ein Richter, gehörte zu den selbsternannten Wächtern von Recht und Ordnung in Archadis, den Befehlshabern des Imperialen Militärs. Wüsste Fran, was Archadis für die Zukunft geplant hat, würde das dünne Band, was die beiden in den letzten Stunden gesponnen hatten, auf der Stelle reißen und die Viera wäre über alle Berge verschwunden. “Und das ist der Grund, warum ich von hier verschwinde. Ich will nicht werden, wie mein Vater, noch weniger will ich schon mit Sechzehn draufgehen”, meinte er ehrlich, legte die Füße schließlich auf dem Armaturenbrett ab. “Hast du überhaupt eine Unterkunft?”, fügte er hinzu, während er die Arme hinter seinem Kopf verschränkte. “Wenn du willst, kannst du hier bleiben.” Verlegen sank ihr Blick auf ihren Schoß, wo ihre Finger mit einem abstehenden Faden ihrer Hose spielten. “Manchmal kann ich unten in der Pension wohlen, wenn ein Zimmer übrig bleibt. Im Austausch dafür, möchte die Besitzerin ein paar meiner Geschichten hören, sie schreibt ein Buch. Ich gehe ihr ein wenig zur Hand”, begann sie, “manchmal komme ich auch ein paar Nächte ohne Schlaf aus, aber etwas Festes habe ich nicht.” Sie fühlte sich schlecht dabei, ihm über ihr Leid zu klagen, ging es den jungen Hume doch eigentlich nichts an. “Das ist ein nettes Angebot, aber ich glaube, das wäre nicht richtig, würde ich es annehmen.” Fran sah schließlich wieder auf, schaffte es jedoch nicht Balthiers Blickkontakt zu erwidern. Vom Pilotensitz ertönte ein leises Lachen. “Dann nimm es nicht an, sondern lass dich von mir zwingen. Es ist nicht wirklich sicher für eine Viera, Nachts auf der Straße herum zu lungern.” Er wühlte in seiner Hosentasche, zog wenig später einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche. “Das hier ist der Schlüssel zum Hangar”, begann er und hielt den größten Schlüssel am Bund in die Höhe, “und die zwei hier fürs Schiff. Der rundliche für den Laderaum und der andere für die Schlafkabinen. Es gibt zwei, du kannst dir also eine aussuchen.” “Das ist lieb, Balthier, aber-” “Ein >Danke< reicht vollkommen.” Damit erhob er sich vom Sitz und hielt ihr den Schlüsselbund hin. “Für mich ist Schluss für heute. Ich habe die letzte Nacht schon nicht viel schlafen können, dann will ich das wenigstens heute nachholen. Hab eine gute Nacht, Fran. Ich werde vorbeischauen, sobald meine Arbeit getan ist.”, brach er den Abend schließlich so abrupt ab, wie er ihn begonnen hatte, ließ es sich jedoch nicht nehmen, ihr mit einem frechen Grinsen zu zuzwinkern. Dann verließ er Schiff und Hangar, mit noch mehr unausgesprochenen Fragen und Ungereimtheiten im Kopf, als die Nacht zuvor.. Fran blieb zurück. Durcheinander, überrumpelt. Es dauerte eine Weile, bis sie sich dazu aufraffen konnte, sich frei in der ungewohnten Umgebung zu bewegen. Alles, worauf sie heute Nacht eingestellt gewesen war, war ein langer Spaziergang in der lauen Sommernacht, vielleicht noch ein Besuch in der kleinen Bar, um sich die Zeit um die Ohren zu schlagen. Dass sie sich jedoch ein paar Stunden in der Gesellschaft eines Humes befinden würde, zu dem sie noch dazu so etwas wie eine Beziehung aufgebaut hatte, hätte sie sich nicht im geringsten träumen lassen. Und nun durfte sie die Nacht in einer Luftschiff Kajüte verbringen, ohne noch einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, wohin es sie heute verschlagen würde. So erhob sie sich schließlich, erschreckte, als ihre Ohren an die Decke stießen. Die kleinen Zimmer fanden sich schnell, grenzen sie doch fast ans Cockpit an. Nur ein Zimmer war voll ausgestattet und so nahm es Fran die Entscheidung ab, wo sie heute Nacht schlafen würde. Der Schlüsselbund klirrte leise, als sie ihn neben das Bett auf ein kleines Tischchen ablegte. Noch einmal drehte sie sich um sich selbst, ließ den Blick im Zimmer schweifen, ehe sie sich auf die Bettkante setzte und sich ihrer Schuhe entledigte. Ein Seufzten entkam ihren Lippen und für einen Moment rieb sie sich die schmerzenden Fersen, kurz darauf ging ihr Blazer zu Boden, gefolgt von Kniestrümpfen. Sie ziemte sich, sich komplett zu entkleiden, hatte Angst vor überraschendem Besuch am Morgen. So legte sie sich schließlich zu Bett, zog die leichte Sommerdecke über ihren Körper. Heute hatte sie ein Abenteuer erlebt, dessen Fortsetzung sie selbst kaum erwarten konnte. Stoff, für eine neue Geschichte, ein Kapitel, von welchem sie geglaubt hatte, sie würde es niemals schreiben... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)