Das Spiel von Licht und Schatten von Chisaku (Draco & Chiara - Freunde, Feinde, Liebende?) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog „Draco!“ Der blonde Junge blickte von seinem Buch auf und wurde prompt umgerissen, als das braunhaarige Mädchen ihm um den Hals sprang. Sie rollten ein Stück über den Rasen und setzten sich dann lachend wieder auf. „Chiara, was machst du denn schon wieder?“ Der siebenjährige Draco sammelte sein Buch auf und klopfte es ab, während er seine, ein halbes Jahr jüngere, Freundin tadelnd ansah. Chiara sah ihn allerdings nur unschuldig aus ihren großen blauen Augen an und zupfte ein paar Grashalme aus seinem Haar. Dabei schien sie sich auf diese Arbeit sehr zu konzentrieren und Draco runzelte leicht die Stirn: „Stimmt etwas nicht? Du bist doch sonst nicht so still.“ Chiara biss sich auf ihre Unterlippe und kämpfte tapfer gegen die Tränen an, die ihr bester Freund bereits in ihren Augen erkennen konnte und auch das erste Schniefen konnte sie nicht lange unterdrücken. Kaum eine Minute später warf Chiara sich Draco dann weinend in die Arme: „Mom und Dad haben gesagt, dass wir wegziehen müssen. Papa hat eine neue Arbeit bekommen und jetzt müssen wir ganz weit weg.“ Draco sah sie erschrocken an, war aber abgesehen von einem leisen Schniefen tapfer und versuchte die kleine Chiara zu beruhigen. „Pass auf, wir werden beide einmal nach Hogwarts gehen. Dort sehen wir uns wieder. Bis dahin schreiben wir uns jede Woche und wir besuchen uns, wann immer es möglich ist.“ „Versprochen?“ „Klar.“ Draco lachte sie aufmunternd an und dann zeigte auch Chiara wieder ein zaghaftes Lächeln. „Chiara! Verabschiede dich, wir müssen gehen.“ Chiaras und Dracos Eltern kamen gemeinsam hinaus in den Garten und trennten die Kinder voneinander. Chiara umarmte Draco noch einmal ganz fest und nachdem sich auch die Eltern voneinander verabschiedet hatten, nahm ihr Vater sie auf den Arm und trug sie fort. Chiara sah ihm solange über die Schulter bis sie Draco nicht mehr sehen konnte und ihr verborgen blieb, dass er schließlich doch noch weinte. Chiaras 11. Geburtstag „Mom, er ist da! Ich habe den Brief von Hogwarts bekommen!“ Chiara rannte die Treppe hinunter in die Küche und kam schlitternd vor ihren Eltern zum Stehen. „Das ist schön, mein Liebling. Dann gehen wir gleich nach dem Frühstück in die Winkelgasse und kaufen alles ein, was du benötigst.“ Chiara setzte sich und schaute nachdenklich auf den Boden: „Glaubt ihr Draco weiß noch, wer ich bin, wenn wir uns in der Schule sehen?“ „Aber natürlich. Ihr habt euch etwas auseinandergelebt, was in so jungen Jahren ganz normal ist, wen man sich trennt.“ Ihr Vater wollte sie aufmuntern, aber Chiara wusste, dass es nicht so einfach war: „Wir haben seit drei Jahren kein einziges Wort miteinandergewechselt, weder gesprochen noch geschrieben und gesehen haben wir uns schon gar nicht.“ Ihre Mutter seufzte: „Er ist ein Dummkopf, wenn er nicht mehr weiß, was deine Freundschaft wert ist. Aber dein Vater und ich haben auch seit Jahren nichts mehr von Narzissa und Lucius gehört, falls dich das beruhigt. Vermutlich liegt es nicht nur an ihm allein.“ Chiara zuckte mit den Schultern: „Eigentlich ist es inzwischen ja fast egal, ich lasse es ihn entscheiden. Ich möchte mich nur ungern lächerlich machen. Spätestens, wenn wir zur Häusereinteilung aufgerufen werden, weiß er wer ich bin und hat die Möglichkeit mit mir zu reden oder es zu lassen.“ Ihre Eltern sahen sie skeptisch an, griffen das Thema aber nicht weiter auf. Stattdessen machten sie sich nach dem Frühstück auf den Weg in die Winkelgasse. Kapitel 1: Auf Samtpfoten ------------------------- Auf Samtpfoten Das sechste Schuljahr hatte seit langem begonnen und Chiara starrte wie in vielen Nächten die Vorhänge ihres Bettes an. Harry hatte ihnen am ersten Abend nach dem Abendessen mitgeteilt, dass Draco ihn im Zug entdeckt und ihm die Nase gebrochen hatte. „Draco.“ Chiara seufzte den Namen ihres Kindheitsfreundes leise in die Dunkelheit. Sie wusste einfach nicht, wieso er sich so verändert hatte, nachdem sie fortgezogen war. Als sie sich mit Harry angefreundet hatte, wurde der Kontakt mit ihm wieder häufiger, allerdings nicht auf positive Art und Weise. Sie steckte zwar nicht ganz so viel ein wie die anderen, aber das war nur ein äußerst schwacher Trost und traf auch nur auf Draco und nicht auf seine Freunde zu. Sie hatte sich in den letzten Jahren damit abgefunden und sogar aufgehört ständig darüber nachzudenken, wenn sie ihn sah. Doch jetzt machte sie sich ernsthafte Sorgen, denn Harry war davon überzeugt, dass Draco ein Todesser war. Im Gegensatz zu Hermine und Ron fand sie diesen Gedanken nicht allzu abwegig, wusste sie doch von ihren Eltern, dass die seinen schon damals zum Gefolge des dunklen Lords gehörten. Inzwischen war es kurz vor Weihnachten und draußen fiel täglich eine neue Schicht Schnee. Leise erhob Chiara sich aus ihrem Bett und schlich zum Fenster, um dem weißen Treiben zuzusehen. „Chiara? Kannst du schon wieder nicht schlafen?“ Hermine hatte sich aufgesetzt und sah sie verschlafen an, vermutlich hatte sie der plötzliche Lichteinfall durch die Reflektion des Schnees geweckt. „Ja, aber das ist schon ok. Du solltest weiterschlafen.“ „Bist du sicher?“ „Ja, ich gehe in den Gemeinschaftsraum, es ist bereits halb fünf. Wir sehen uns dann in zwei Stunden.“ „Na gut, aber weck mich, wenn du doch über etwas reden möchtest.“ Chiara schlich zu Hermine hinüber, lächelte sie an: „Mach ich, danke, Hermine.“ Dann zog sie mit einem Zwinkern die Vorhänge des Bettes zu und begab sich lautlos hinunter in den Gryffindorgemeinschaftsraum. Dort verbrachte sie die nächsten zwei Stunden damit, dem Schnee beim Fallen zuzusehen und es sich seit langer Zeit wieder zu gestatten in Erinnerungen an ihre Kindheit zu schwelgen. Nachdem alle aufgestanden waren, ging Chiara mit ihren Freunden hinunter zum Frühstück und redete Ron ebenso gut zu wie Harry und Hermine, denn heute war sein erstes Quidditchspiel im Gryffindorteam. „Ach komm schon Ron, euer Gegner ist nur Slytherin, die schlagt ihr mit links. Musst nur auf dem Besen bleiben. Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester, die dreht auch nicht durch.“ Ginny grinste sie breit an: „Warum auch, du hast es ja gesagt, es sind doch nur die Slytherins.“ Dann kam Luna dazu und Harry machte Ron doch tatsächlich weiß, er hätte ihm sein Flüssiges Glück in den Becher gekippt. Schmunzelnd grinsten Ginny und Chiara sich über ihr Frühstück hinweg an bis plötzlich die Eule von Chiaras Eltern in die Große Halle geflogen kam und elegant auf ihrer Stuhllehne landete. Sie ließ ihr einen Brief in den Schoß fallen und wartete auf ihr verdientes Leckerli. Kaum hatte sie dieses erhalten, verschwand sie auch wieder. „Von deinen Eltern?“ Harry sah neugierig auf den Brief. „Ja, sie schreiben, dass mein Vater über Weihnachten auf eine Geschäftsreise im Ausland muss und diese leider nicht verschieben kann. Meine Mom will ihn begleiten.“ Ginny lächelte sie an: „Dann komm doch einfach mit zu uns. Unsere Mom freut sich bestimmt dich wiederzusehen.“ „Oh das glaube ich gerne. Dann kann sie wieder versuchen mich mit einem ihrer Söhne zu verkuppeln. Oh nein, danke. Ehrlich ich finde das wirklich lieb von euch, aber ich denke ich werde die Zeit nutzen, um wieder öfter in die Bibliothek zu gehen. Ich habe in letzter Zeit ziemlich viel liegen lassen und will das bis zum neuen Jahr aufgeholt haben.“ „Schade, aber wir können dich nicht zwingen.“ Ginny schien ein wenig enttäuscht, aber Chiara war sich sicher, dass sie das Richtige tat. Sie wollte, dass ihre Eltern stolz auf sie waren. Das Quidditschspiel war ein voller Erfolg und Ron wurde anschließend eifrig gefeiert. Naja, der erfolgreiche Abend war schlagartig zu Ende, als Lavender ihn küsste, Hermine das Herz brach und Harry damit beschäftigt war, sie zu trösten. Chiara ging ihnen nach, beschloss dann aber, dass Harry als Trost momentan ausreichend war, als sie ihn und Hermine auf der Treppe im Flur entdeckte. Ron war doch wirklich ein Idiot! Jeder Blinde konnte sehen, dass die beiden hoffnungslos ineinander verschossen waren, nur sie selbst standen sich eindeutig im Weg. Seufzend hakte Chiara den Abend ab und nutzte ihr animagisches Erbe. Sie wechselte die Gestalt und tapste nun als kleine schokobraune Katze durch die Gänge und die Treppen hinauf. Eigentlich achtete sie nicht einmal darauf wohin sie ging, sie lief einfach ziellos herum bis sie plötzlich vor Draco Malfoy stand. Naja, genau genommen stand sie hinter ihm. Er stand auf einem der äußeren runden offenen Türme und der Schnee wehte ihm ins Gesicht. Langsam trat sie näher an ihn heran, es war selten, dass man ihn alleine antraf und sie wollte nicht gleich von ihm bemerkt werden. Als sie direkt hinter ihm stand, stellte sie fest, dass er die Hände schon fast krampfhaft um das Geländer gelegt hatte, als müsste er sich daran festhalten, auch war sein Gesichtsausdruck eher verzweifelt als kalt und ausdruckslos wie in den letzten Jahren. Vorsichtig sprang sie mit einer eleganten Bewegung auf das Geländer und maunzte leise. Draco erschrak und sah sie mit großen Augen an: „Verdammtes Vieh, was sollte das denn?“ Zu Chiaras Glück wusste Draco nicht, dass sie ein Animagus war, denn diese Fähigkeit hatte sich erst in ihrem neunten Lebensjahr herausgestellt. Darum konnte sie auch einfach direkt vor ihn treten und ihren kleinen Kopf an seiner Hand reiben. Sie hasste es, wenn er unglücklich war, ganz gleich, wie es sonst zwischen ihnen aussehen mochte, sie wollte ihn trösten. Draco sah sie noch einen Moment stirnrunzelnd an, hob sie dann aber hoch und trug sie hinein. „Wem gehörst du eigentlich? Eine Slytherinkatze bist du auf jeden Fall nicht. Aber das ist eigentlich egal. Leistest du mir etwas Gesellschaft?“ Er streichelte behutsam ihr weiches Fell und sie schloss genüsslich schnurrend die Augen. Es mochte vielleicht nicht ganz fair sein, dass sie ihn täuschte, aber dies war für sie ein kleines Stück von ihrem Draco. Es schien ihn also zumindest zum Teil noch zu geben. Irgendwo ganz tief versteckt unter seiner eisigen Maske der Arroganz. Der Zauberer lief eine ganze Weile schweigend durch das Schloss und Chiara döste bereits ein, als sie ihn auf einmal irgendetwas sagen hörte. Sie öffnete ihre Augen wieder und stellte gerade noch fest, dass sie durch den versteckten Eingang zum Slytheringemeinschaftsraum traten, bevor Draco sie auf einem schwarzen Ledersofa absetzte. Kaum hatte er sich neben ihr niedergelassen und seine Hand wieder nach ihr ausgestreckt, hörte Chiara auch schon die Stimme von Pansy Parkinson. Sie war eine der wenigen Personen, die Chiara wirklich überhaupt nicht leiden konnte und sie war nicht zu stolz, um zu gestehen, dass dieser Umstand eventuell auch mit einer gewissen Eifersucht auf ihr gutes Verhältnis zu Draco zu tun hatte. Pansy ließ sich auf Chiaras anderer Seite aufs Sofa fallen und himmelte Draco an: „Hallo Draco, was hast du denn da eingesammelt?“ „Eine Katze, siehst du doch.“ „Gehört sie einem Slytherin? Die habe ich hier noch nie gesehen.“ „Vermutlich gehört sie in eines der anderen Häuser. Ist doch egal. Sie hat sich mir aufgedrängt, da habe ich sie halt mitgenommen.“ Chiara schnaubte und funkelte Draco aus ihren blauen Augen an, dieser zog daraufhin kurz die Augenbrauen hoch. Das Tier war irgendwie ein bischen seltsam und ihr Blick erinnerte ihn an Chiara, sie hatte ihn damals auch öfter so angesehen, wenn er die Wahrheit etwas verdrehte. Er beobachtete wie Pansy ihre Hand nach dem ungewöhnlich braunen Tier ausstreckte und ihm über den Rücken strich. Fast im selben Augenblick schoss das anmutige Geschöpf hoch, fauchte die Slytherin giftig an und schlug mit ihren Krallen nach ihr. Pansy wich schimpfend zurück: „Was für ein Mistvieh! Na warte!“ Sie zog ihren Zauberstab und wollte dem armen Tier gerade einen Fluch aufhalsen, als Draco sie aufhielt. Er setzte Chiara auf seinen Schoß und warf Pansy einen warnenden Blick zu: „Untersteh dich!“ Er zischte sie schon beinahe an und Chiara schmiegte sich zum Zeichen ihrer Dankbarkeit schnurrend an ihn. Pansy war offensichtlich beleidigt und stapfte von dannen. Dabei rempelte sie Blaise Zabini an, der ihr fragend hinterherschaute: „Was ist denn mit der los?“ Er setzte sich zu Draco und entdeckte Chiara, die sich mit den Vorderpfoten gegen Dracos Brust gestemmt hatte und ihre Nase zu dessen Gesicht hoch reckte. Blaise lachte leise: „Was tust du denn da? Hast du ein neues Haustier?“ „Sie ist mir auf dem Flur begegnet und wollte mitkommen und Pansy ist wütend, weil sie die Kleine nicht verfluchen durfte.“ Draco beobachtete wie Chiara sich so weit nach oben streckte, wie sie konnte und schließlich sogar ihre Pfote zu seinem Gesicht hinauf schob, um ihn zu erreichen. Belustigt erbarmte er sich schließlich und kam ihr entgegen, so dass ihre kleine Raue Zunge flüchtig über seine Nasenspitze fahren konnte. Blaise versuchte sich bei diesem Anblick das Lachen zu verkneifen, hatte dabei aber wenig Erfolg: „Die ist ja wirklich niedlich, wie heißt sie?“ Draco zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung.“ „Naja, dann solltest du ihr vielleicht einen Namen geben.“ „Sie wird sehr wahrscheinlich schon einen haben, Blaise.“ Blaise zog eine Augenbraue hoch: „Na und? Willst du sie etwa mit Katze rufen, wenn sie dir über den Weg läuft? Dann gebe ich ihr eben einen Namen. Schoko wäre doch zum Beispiel äußerst passend.“ Draco sah ein wenig skeptisch aus, nickte dann aber und Chiara sah Blaise mit schief gelegtem Kopf an. War das etwa sein Ernst? Schoko? Das war aber ziemlich einfallslos. Trotzdem fand sie Blaise weit sympathischer als Pansy und schlug deshalb auch nicht nach ihm, als er ihr kurz über den Rücken strich, bevor er wieder aufstand: „Ich lege mich jetzt schlafen und du solltest auch bald zu Bett gehen. Du hast wirklich schreckliche Augenringe.“ „Ja ja, ich bin kein Kind mehr Blaise.“ Nachdem der andere Slytherin verschwunden war, waren Draco und Chiara allein im Gemeinschaftsraum und er ließ sich nach hinten sinken. Chiara beobachtete ihn aufmerksam, während er dalag und scheinbar an die Decke starrte. Als nach fünf Minuten immer noch nichts passierte, kletterte sie über seine Beine hinweg und setzte sich auf seinen Bauch. Draco blickte sie wieder an und setzte sich mit ihr auf, dann zog er sie in seine Arme und vergrub sein Gesicht in ihrem weichen Fell: „Was mach ich bloß? Ich darf nicht versagen.“ Chiara war verwirrt, wovon sprach er nur? Er schien jedenfalls wegen irgendetwas äußerst verzweifelt zu sein und sie nahm sich fest vor, ihn nun öfter aufzusuchen. Vielleicht fand sie ja endlich heraus, was ihn so verändert hatte und wieso er dermaßen unglücklich war. Da sie nicht mit ihm sprechen konnte, schmiegte sie ihren Kopf an seine Wange und versuchte ihn mit einem leisen Schnurren zu beruhigen. Es schien zu funktionieren, doch dann trug er sie zum Ein- und Ausgang des Gemeinschaftsraumes und setzte sie draußen auf dem Flur ab. „Du solltest zu deinem Besitzer zurückgehen, es ist schon viel zu spät, um draußen herumzugeistern.“ Mit einem flüchtigen, aber traurigen Lächeln, verschwand er wieder im Inneren des Gemeinschaftsraumes. Chiara machte sich schnell auf den Weg zurück zum Gryffindorturm, sie mochte die Kerker nicht sonderlich und wollte auch nicht von Filch erwischt werden. Als Sie den Gemeinschaftsraum betrat, wurde Chiara von ihren Freunden empfangen und Hermine sah sie tadelnd an: „Wo warst du denn schon wieder? Wir haben uns Sorgen um dich gemacht!“ „Entschuldige bitte, ich wollte nur keinen von euch stören und bin deshalb etwas durchs Schloss spaziert. Geht es dir wieder etwas besser?“ Hermine sah traurig zu Boden: „Es geht schon, irgendwie.“ Chiara nahm ihre Freundin in den Arm und lächelte Harry kurz an. „Lass uns ins Bett gehen, du wirst sehen, morgen sieht alles wieder ein klein wenig fröhlicher aus.“ Hermine nickte und sie wünschten Harry eine gute Nacht. Die Mädchen gingen zu Bett, doch Chiara zerbrach sich auch diese Nacht wieder den Kopf über Draco Malfoy. Was war da heute Abend nur passiert? Sie war vollkommen verwirrt und wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Ungefähr nach zwei Stunden schlief sie endlich ein, wurde aber noch vor dem Morgengrauen von einem leisen Schluchzen wieder geweckt. Vorsichtig stand sie auf und trat an Hermines Bett. Dort schob sie langsam den Vorhang beiseite und lächelte Hermine warm, als sie zu ihr aufsah. „Zieh dich an und dann komm mal mit, ich zeig dir etwas.“ Sie reichte Hermine ihre Uniform und zog sich auch ihre eigene an, dann zog sie ihre Freundin hinaus in den Schlossflur und weiter durch die Gänge und auf den Astronomieturm hoch. Ausnahmsweise fiel gerade einmal kein Schnee und die Sterne waren noch am Himmel zu sehen. Der weiße Boden glitzerte im Mondlicht und eine leichte Brise wehte ihnen um die Nasen. „Komm setz dich zu mir.“ Chiara hockte in einer der großen Planetenkonstellationen und klopfte neben sich. Hermine folgte ihrer Aufforderung und wurde von ihrer Freundin in den Arm genommen. „Und jetzt warten wir etwas.“ Hermine wusste nicht genau, was Chiara eigentlich von ihr wollte, aber sie war dankbar für ihre tröstende Nähe. Sie hatte die Augen geschlossen und weinte noch immer leise, während Chiara ihr beruhigend übers Haar strich. Nach einer Weile stupste sie sie dann aber an: „Es ist soweit, sie hin.“ Hermine hob den Kopf und blinzelte ein paarmal, weil es inzwischen heller wurde dann weiteten sich ihre Augen erstaunt. Am Himmel konnte man noch ein paar Sterne schwach erkennen, der Mond stand ebenfalls noch am Himmel, aber sie wurden in sanfte Lila und Rottöne gehüllt, als die Sonne sich langsam hinter dem verbotenen Wald am Horizont emporhob. „Unglaublich.“ Ehrfürchtig trat sie langsam an den Rand des Turmes und hielt sich am Geländer fest: „Das ist wunderschön.“ Chiara freute es, dass Hermine wieder lächelte und gemeinsam blieben sie dort, bis es vollständig hell geworden war. Sie hatten die erste Stunde frei, darum konnten sie sich das heute erlauben und gingen erst danach gemütlich zum Frühstück in die Große Halle. „Wo seid ihr denn gewesen? Ich habe euch gesucht.“ Harry saß noch am Gryffindortisch und sah die beiden Mädchen vorwurfsvoll an. „Tut mir leid, Chiara hat nur versucht mich etwas aufzumuntern.“ „Oh, ähm wegen Ron? Entschuldige.“ Hermine winkte ab: „Schon gut, es geholfen. Ich fühle mich zumindest im Moment ganz gut.“ Harry sah Chiara fragend an: „Was hast du ihr denn gezeigt?“ „Den Sonnenaufgang, vom Astronomieturm aus.“ „Ahja.“ Harry schmunzelte etwas: „Mit wem gehst du eigentlich zum Slugclub, Chiara? Du wurdest doch auch zur Weihnachtsparty eingeladen oder?“ „Ähm, ich gehe nicht hin.“ Chiara strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte schüchtern zur Seite. „Wieso denn nicht?“ Hermine sah sie überrascht an. „Ich mag solche Veranstaltungen nicht besonders und eine Begleitung habe ich auch nicht. Ich mache lieber etwas anderes. Aber euch beiden wünsche ich trotzdem viel Spaß.“ Hermine wich ihrem Blick aus und wirkte nicht unbedingt sehr glücklich oder erpicht auf diese Party und Harry lächelte nur kurz: „Danke.“ „Wir gehen jetzt, bist du sicher, dass du nicht doch mitkommen willst?“ Hermine sah Chiara fragend an. „Ja, ganz sicher. Amüsiert euch schön und sagt mir hinterher wie es war.“ Harry und Hermine drückten sie kurz und gingen dann zu Professor Slughorns Weihnachtsparty. Chiara saß währenddessen in einem bequemen Sessel und las ein Buch, bis sie keine Lust mehr hatte und beschloss, dass sie Draco besuchen könnte, da sie ja wusste, dass dieser nicht zum Slugclub gehörte und er darum auch nicht auf der Weihnachtsparty sein würde. Sie huschte also schnell hinaus in den Gang, dort in eine dunkle Ecke, änderte ihre Gestalt und begab sich anschließend auf die Suche nach dem jungen Malfoy. Sie streifte ungefähr eine Stunde lang durch das Schloss, doch sie konnte Draco nirgends finden, also legte sie sich schließlich einfach neben den Eingang zum Slytheringemeinschaftsraum. Irgendwann schlief sie dann aber ein und wachte erst wieder auf, als sie jemand vorsichtig aufhob. „Was machst du denn hier? Hast du etwa auf mich gewartet, Shoko?“ Chiara öffnete verschlafen die Augen und erblickte über sich Dracos Gesicht. Er sah erschöpft aus und abgehetzt. Mit einem leisen Maunzen schmiegte sie sich an ihn und er nahm sie diesmal nicht nur bis in den Gemeinschaftsraum mit, sondern bis in seinen Schlafsaal. Dort wurde sie dann von ihm auf seinem Bett abgesetzt und er entledigte sich seines Jacketts und seiner Schuhe und ließ sich danach neben sie sinken. „Na wenn du schon extra hierher kommst, kannst du dieses Mal bleiben, wenn du das möchtest.“ Er zog sich um und Chiara wandte sich augenblicklich ab. Zum Glück erröteten Katzen nicht. Draco nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass seine flauschige neue Freundin sich umdrehte und musste schmunzeln. Jedoch hielt er das natürlich nur für einen Zufall, aber er ließ es sich nicht nehmen, das Kätzchen ein wenig zu ärgern, es schien ungewöhnlich intelligent zu sein. Als er in seine Schlafhose geschlüpft war, nahm er Chiara wieder hoch und nachdem er sich hingelegt hatte, setzte er sie vorsichtig auf seine Brust. „Bist du etwa schüchtern?“ Oh ja, dachte Chiara sich. Jedenfalls wenn ihr ehemals bester Freund sich direkt vor ihrer Nase umzog und sie nun auf seinem entblößten Oberkörper lag. Er war muskulöser als sie gedacht hatte oder seine Schuluniform im Alltag erkennen ließ, allerdings verdeckten die Umhänge ja auch eine Menge. Draco kraulte sie unterm Kinn, zwischen und hinter den Ohren und strich ihr liebevoll über den Rücken, dabei lauschte er ihrem Schnurren und sah in ihre halb geschlossenen blauen Augen. Shoko sah ungewöhnlich aus, aber das konnte natürlich auf eine schlichte Kreuzung zurückgehen. Dennoch erinnerte die verschmuste Katze ihn ungewollt an Chiara. Die Gryffindor spukte ihm manchmal durch den Kopf, besonders, wenn er oder ein anderer Slytherin wieder gemein zu ihr waren. Ihn plagte danach oftmals ein schlechtes Gewissen, denn sie trug eigentlich keine Schuld daran, dass sie auf Harry Potters Seite stand, nicht auf seiner. Er hatte gewusst, dass sie im ersten Jahr darauf gewartet hatte, dass er auf sie zukam, nachdem er den Kontakt damals einfach abgebrochen hatte. Ein leises Seufzen verließ Dracos Lippen und Chiara blickte ihn mit schiefgelegtem Kopf an. „Weißt du, dass du einer ehemaligen Freundin von mir ähnelst, Shoko? Du hast die gleichen blauen Augen und siehst mich manchmal mit demselben Blick an. Wenn ich nicht wüsste, dass Chiara kein Animagus ist, würde ich dich für sie halten und glauben, dass du mir heimlich nachspionierst.“ Chiaras Herzschlag raste wie das eines aufgescheuchten Hasen. Sagte er das, weil er doch wusste, dass sie es war oder sprach er die Wahrheit? Sie blickte ihm direkt in die Augen und erkannte darin zu ihrer Erleichterung nur Wärme und Vertrauen. Allerdings schrie ihr schlechtes Gewissen laut in ihrem Hinterkopf und hätte Draco nicht genau in diesem Moment seine Bettdecke über sie gezogen, wäre sie vermutlich schnell davongelaufen. Doch es war so kuschelig warm und Dracos Zärtlichkeiten lullten sie dermaßen ein, dass sie wenig später einfach schnurrend einschlief. Kapitel 2: Zaubertrankgeflüster ------------------------------- Zaubertrankgeflüster Als Hermine Chiara am nächsten Morgen aufgebracht fragte, wo sie in der Nacht gewesen sei, redete diese sich schlechten Gewissens mit einer kleinen Notlüge heraus und sagte ihr, dass sie nach ihr ins Bett gegangen wäre und vor ihr wieder aufgestanden. Sie konnte ihr ja unmöglich sagen, dass sie in Draco Malfoys Bett gelegen hatte und erst vor kurzem zurückgekommen war. Damit sie nicht noch genauer nachfragte, schnappte Chiara sich Ron und Harry und zog ihre Freunde dann einfach mit in die Große Halle, um zu frühstücken. Es war ihr letzter Schultag vor den Weihnachtsferien und die Gryffindor hatte beschlossen, ihn ganz ihren drei Freunden zu widmen, da sie sich danach erst im neuen Halbjahr wiedersehen würden. Allerdings stellte sie schon wenige Minuten später fest, dass das gar nicht so einfach war, denn Draco saß ebenfalls noch beim Frühstück und direkt in ihrem Blickfeld. Sobald sie ihren Kopf hob, sah sie ihn automatisch an und als ihre Blicke sich versehentlich kreuzten, spürte sie, dass sich eine leichte Röte auf ihre Wangen legte. Sie schaute rasch wieder auf ihren Teller, aber die Erinnerung an den frühen Morgen schoss ihr bereits erneut durch den Kopf. Chiara wurde vom Öffnen und Schließen einer Tür geweckt und streckte ihr vier Pfoten mit einem langen Gähnen von sich. „Na Schoko, bist du auch endlich aufgewacht?“ Draco war gerade aus dem Bad gekommen und stand nur mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen vor ihr. Er bespritzte sie mit ein paar Tropfen aus seinem noch feuchten Haar, woraufhin Chiara instinktiv damit begann, das Wasser wieder aus ihrem Fell zu lecken, während sie ihn vorwurfsvoll aus den Augenwinkeln heraus fixierte. Draco war derweil an seinen Kleiderschrank getreten, holte die einzelnen Teile seiner Uniform heraus und platzierte sie ordentlich auf dem Bett. Schließlich zog er das Handtuch fort und Chiara war ehrlich erleichtert darüber, dass er es gezielt auf ihren kleinen Katzenkörper geworfen hatte, um sie zu necken, denn sie war keineswegs darauf vorbereitet gewesen, seine intimsten Körperteile zu sehen. Darum war sie auch brav unter dem feuchten Stoff liegen geblieben bis er sie selbst wieder daraus befreite und, vollständig bekleidet, auf den Arm nahm. „Tut mir leid, Schoko, aber ich muss jetzt frühstücken und dann zum Unterricht und du solltest deinem Frauchen oder Herrchen zeigen, dass es dir gut geht.“ Er trug sie nach draußen, wo er bereits von Blaise, Pansy, Crabbe und Goyle erwartet wurde, und auch gleich den ein oder anderen skeptischen Blick erntete. „Was gibt es da zu glotzen? Will jemand etwas sagen?“ Draco giftete die verantwortlichen an und die vier reagierten mit einem einstimmigen Kopfschütteln. „Gut.“ Dann gingen sie los und kurz bevor sie die Kerker verließen, setzte Draco Chiara wieder auf dem Boden ab und strich ihr noch einmal unauffällig unter ihrem Kinn entlang, bevor ihre Wege sich trennten. Chiara griff nach ihrem Apfelsaft und stürzte ihn in einem Zug hinunter, der heute Vormittag war in der Tat schon äußerst ereignisreich gewesen und in nicht ganz einer Stunde würde sie auch noch gemeinsam mit Draco im Zaubertränkeunterricht sitzen. „Alles in Ordnung mit dir, Chiara? Du bist ganz rot im Gesicht.“ Hermine sah sie besorgt an, aber Chiara wehrte sofort ab: „Alles bestens. Wie war eigentlich eure Weihnachtsparty?“ Harry schnaubte: „Draco war da, weil Filch ihn in einem der Flure darüber gefunden hatte und der Idiot doch glatt behauptet hat er wäre einer von Slughorns Gästen.“ „Und ich wurde von Cormac verfolgt.“ Hermine warf einen verzweifelten Blick am Gryffindortisch entlang, der prompt von besagtem Mitschüler aufgefangen und mit eine machohaften Grinsen erwidert wurde. „Hört sich ja nach einer Menge Spaß an. Gut, dass ich nicht gekommen bin.“ Sie erhoben sich gemeinsam und machten sich auf den Weg in die Kerker, wo sie auch sogleich auf Draco und sein Gefolge stießen. „Mach Platz, Malfoy.“ Harry schob sich an dem blonden Slytherin vorbei ins Klassenzimmer, doch Chiara die ihm direkt folgte, kassierte dafür die Rechnung. Es war allerdings Pansy, die ihr ein Bein stellte und Chiara beinahe zu Fall brachte. Sie hielt sich aus Reflex an Dracos Umhang fest, dessen Träger instinktiv seine Hand auf ihren Bauch gelegt hatte, um sie zu halten. Glücklicherweise blieb diese freundliche Tat durch die schwarzen Umhänge und weil Chiara nach vorn gebeugt dastand unbemerkt. Es dauerte auch nur ein oder zwei Sekunden bis sich sowohl der Slytherin als auch die Gryffindor wieder gefasst hatten und er schüttelte sie mit einem kalten Blick und bösem Zischen ab: „Finger weg!“ Pansy schubste sie noch einmal beiseite: „Fass Draco gefälligst nicht mit deinen dreckigen Fingern an, verdammte Blutsverräterin!“ „Lass Chiara in Ruhe, du hässliche Furie!“ Hermine und Harry stellten sich schützend vor ihre Freundin und Ron fragte sie, ob sie sich verletzt hätte. Und tatsächlich, Chiara hatte sich das Fußgelenk verstaucht, als sie beim zweiten Stoß einen kräftigen Schritt nach vorn geschwankt war, um nicht zu stürzen. In diesem Augenblick betrat auch Professor Slughorn den Raum und sah sie verwirrt an: „Nehmen Sie bitte Platz, der Unterricht fängt an.“ „Professor, Chiara hat sich am Fuß verletzt. Ich bringe sie lieber…“ Chiara brachte Hermine zum Schweigen und richtete sich wieder gerade auf: „Es ist nichts Schlimmes, ich kann am Unterricht teilnehmen, wenn ich mich hinsetze.“ „Wie Sie meinen. Wir arbeiten heute ohnehin in Gruppen, darum dürfte das kein Problem darstellen.“ Der Professor wartete bis jeder seinen Platz erreicht hatte und erläuterte dann die Aufgabe für diese Stunde. Zudem teilte er sie alle in Zweiergruppen ein und wie hätte es auch anders sein können, war Chiaras Partner blond, grauäugig und ein Slytherin. Pansy warf ihr deshalb während des gesamten Unterrichts immer wieder giftige Blicke zu, die sie jedoch gekonnt ignorierte oder in einem Moment, in dem Draco nicht hinsah mit einem frechen Grinsen quittierte. Die Zusammenarbeit mit dem jungen Malfoy war nicht unbedingt einfach, denn die Atmosphäre zwischen ihnen war sehr angespannt und sie sprachen nicht mehr als nötig miteinander. Chiara bedrückte das sehr, noch vor kurzem hatte er sie angelächelt, liebkost und mit ihr gesprochen als wäre sie noch immer seine engste Vertraute und Freundin. Nein, so behandelte er Schoko, nicht sie. Er hatte nur die Katze gesehen. „…blatt.“ Chiara biss sich auf die Unterlippe und blickte zu Draco hoch, der sich zu ihrer Überraschung plötzlich mit verärgertem Gesicht über sie gebeugt hatte: „Ich sagte, ich brauche das Rosenblatt.“ „Ent- Entschuldigung… hier.“ Verschreckt reichte sie ihm das weiße Blütenblatt und Dracos Gesichtszüge entspannten sich kurz. Er hatte sie nicht erschrecken wollen. Er wollte eigentlich überhaupt nicht gemein zu ihr sein, aber es kochte jedes Mal in ihm hoch, wenn er sie mit Potter zusammen sah. Auch wenn er auf das Drängen seiner Eltern hin den Kontakt zu Chiara abgebrochen hatte, konnte er nichts dagegen tun, dass er sie immer noch als zu ihm gehörig ansah. Sie war schließlich schon seine beste Freundin gewesen, lange bevor sie Harry gekannt hatte und hätte er sie in einem der ersten zwei Jahren angesprochen, würde sie jetzt auch nicht zu Potters Haufen gehören sondern zu ihm, da war er sich sicher. Er war schließlich weder blind noch dumm und hatte sehr wohl erkannt, was sie zu Beginn ihrer Schulzeit gewollt hatte. Verdammt sie wäre womöglich sogar in der Lage ihm in seiner jetzigen Lage beizustehen, wenn er es nicht versaut hätte. Es war zwar sehr naiv gewesen, aber sie hatte schon als Kind alles getan, um ihn zu unterstützen und darauf vertraut, dass er sie nichts Falsches tun ließ. Sie würde ihm vermutlich auch heute bedingungslos zur Seite stehen. Sie würde, wäre er nicht so ein verdammter Idiot gewesen! Er wusste eigentlich nicht einmal mehr genau, warum er damals nicht mehr mit ihr schreiben oder sprechen durfte. Wieso er es heute nicht konnte, war hingegen glasklar. Sie und ihre Eltern waren nicht auf der Seite des dunklen Lords und zumindest Chiara unterstützte Harry direkt. Im letzten Jahr war sie sogar der DA beigetreten. Draco warf einen flüchtigen Seitenblick auf die hübsche Gryffindor und stellte fest, dass sie noch immer betreten auf ein und denselben Satz ihrer Anleitung starrte. Er ging sicher, dass alle anderen vollkommen mit ihren eigenen Tränken beschäftigt waren und verlagerte sein Gewicht dann ein Stück in ihre Richtung. Um nicht aufzufallen, griff er selbst nach der nächsten Zutat und lehnte sich dabei über ihre Schulter. Er tat so etwas manchmal, dann wenn sein schlechtes Gewissen zu schwer wurde oder er feststellte, dass Chiara unter etwas litt, das er getan oder gesagt hatte. Er stützte sich also heimlich auf ihrer Schulter ab und griff ans andere Ende des Tisches, dabei kam er ihr so nah, dass er ihr leise ins Ohr flüstern konnte: „Verzeih, ich wollte dich nicht erschrecken. Geht es dir gut? Das mit deinem Fuß hätte auch nicht sein sollen.“ Chiara schlug das Herz bis zum Hals, als sie Dracos Stimme so dicht an ihrem Ohr vernahm und seinen Atem auf der Haut spürte. Dass er sich entschuldigte, erleichterte sie etwas, er tat das schließlich nicht zum ersten Mal, aber so nah war sie ihm dabei bislang noch nie gewesen. Da Draco sich wieder dem Kessel zugewandt hatte, tat sie es ihm einfach gleich, griff nach der nächsten Zutat, die glücklicherweise ohnehin eingestreut werden musste, während der Partner rührte, und antwortete ebenso leise wie er: „Ich war in Gedanken. Es ist also schon in Ordnung und es geht mir gut. Danke, dass du mich vorhin gehalten hast.“ Es verlief wie jedes Jahr, ein oder zweimal wechselten sie ein bis zwei freundliche Sätze, die verhinderten, dass sie sich voneinander abwandten und den hauchdünnen Faden, der von ihrem früheren engen Band übrig geblieben war, nicht reißen ließ. Draco hatte verstanden, dass sie seine Entschuldigung annahm und obwohl es sie erstaunte, sie konnten auch immer noch zwischen den Zeilen der Sätze des anderen lesen, weshalb er sicher auch wusste, dass sie Pansys Taten nicht auf ihn übertrug. Chiara behielt ihre Mitschüler im Auge, denn sie wusste ja, wie wichtig es für ihren Kindheitsfreund war, den Schein zu wahren. Doch sie war nicht gewillt diese womöglich einmalige Gelegenheit, mit ihm zusammenzuarbeiten, ungenutzt zu lassen. Darum stellte sie ihm einfach die nächstbeste Frage, die ihr durch den Kopf schoss: „Wie feierst du dieses Jahr Weihnachten?“ Draco versteifte sich, als Chiara ihm diese unerwartete Frage stellte und damit den Rhythmus der letzten Jahre durchbrach. Sie verunsicherte ihn damit, aber ein schneller Blick in ihre Augen, sagte ihm, dass keine Hintergedanken hinter der Frage steckten und er antwortete ihr so wahrheitsgemäß wie er konnte: „Ich bleibe in Hogwarts, meine Eltern haben zu tun.“ Chiara glaubte ihr Herz würde jeden Moment ihren Brustkorb zum Bersten bringen und sie war sehr bemüht ein überaus erfreutes Lächeln zu unterdrücken. Sie holte tief Luft, griff unauffällig Dracos Hand, blickte ihm von der Seite direkt in die Augen, als er sich verblüfft zu ihr drehte und fasste dann all ihren Mut für einen kleinen Satz zusammen: „Dann feire Weihnachten mit mir zusammen.“ Sie drückte sanft seine Hand und er fand nach ein paar Sekunden der Verwunderung endlich seine Sprache wieder: „Chiara ich kann nicht mit zu dir k…“ Sie unterbrach ihn: „Meine Eltern sind auf Geschäftsreise, ich bin auch hier. Bleibt von deinen Freunden jemand bei dir?“ Dracos Mundwinke zuckten kurz, er verstand, was Chiara sich zu erhoffen schien, aber er wusste nicht weshalb sie das immer noch wollte. „Nein. Ich schicke dir morgen meine Eule.“ Er musste unbedingt erst darüber nachdenken, denn wenn er die schöne Braunhaarige mit ihrem viel zu großen Herzen wieder an sich heranließ, war er wahrscheinlich nicht im Stande sie wieder einfach so loszulassen. Wenn sie ihn heute noch genauso gut verstand wie damals, würde er vielleicht schon nach einem Tag mit ihr allein, nach der Hand greifen, die sie ihm reichte, sich von ihrer Wärme stärken lassen und sie dadurch in größte Gefahr bringen, nur weil er seinem Verlangen nach ihrer Nähe nicht widerstehen konnte. Was sollte er nun also tun? Kapitel 3: Weihnachtsbummel in Hogsmeade ---------------------------------------- Weihnachtsbummel in Hogsmeade Hermine begleitete Chiara nach dem Unterricht in den Krankenflügel und nachdem Madame Pomfrey ihren Knöchel versorgt hatte, konnte sie wieder problemlos auftreten. „Vielen Dank, Madame. Schöne Weihnachten.“ Sie gingen hinaus und kaum hatten sie den Flur betreten, platzte es plötzlich aus ihrer Freundin heraus: „Was war das vorhin in Zaubertränke? Du hast ja schon fast mit Malfoy gekuschelt!“ „Wie bitte? Hattet ihr nichts Besseres zu tun als mich zu beobachten? Und sage mir nicht, ihr wolltet nur aufpassen, dass mir nichts passiert! Wir wissen beide, dass er sich vor einem Lehrer niemals etwas erlauben würde, das anderen schadet. Außerdem kann ich auch auf mich selbst aufpassen, ich komme mit Malfoy allein schon zurecht! Und wenn es euch nicht aufgefallen ist, ich habe mit ihm zusammengearbeitet, die Kessel sind klein und ich werde meine gute Note nicht riskieren, nur weil ich mit einem Slytherin in eine Gruppe gesteckt werde! Ich fasse es nicht!“ Wütend ließ Chiara die andere Gryffindor stehen und ging in ihren Gemeinschaftsraum, wo sie auch Harry und Ron nur mit einem vernichtenden Blick strafte, als diese sie ansprechen wollten. Chiara kannte die drei immerhin gut genug, dass Hermine nicht allein auf diese Frage gekommen war. Vermutlich hatte Harry wieder jeden kleinen Fingergriff von Draco beobachtet. Im Verwandlungsunterricht setzte Chiara sich auf einen Platz neben Draco und sah die drei Gryffindors herausfordernd an. Sollten sie doch bekommen, was sie ihr vorwarfen. Sie hatten zwar eigentlich Recht, aber Chiara störte es gewaltig, dass sie einfach davon ausgingen, sie hätte mit Harrys Erzfeind geturtelt und sie hintergangen! Während des Unterrichts schielte Draco immer wieder zu ihr rüber und warf ihr fragende Blicke zu. Ihr Verhalten war heute wirklich ein wenig sonderbar. Nach dem Unterricht klärte sich allerdings auch für ihn alles auf, als er erst nach den Gryffindors auf den Gang trat und dort mitbekam, wie Chiara Harry eine Standpauke hielt, die dem Slytherin ehrlich gesagt gefiel. Außerdem sah seine kleine Löwin äußerst entzückend aus, wenn sie mit in die Hüften gestammten Händen dastand und ihre Freunde in scharfem Ton zurechtwies. „Was fällt euch eigentlich ein? Weil Slughorn uns zusammenarbeiten lässt, hintergehe ich euch plötzlich oder wie ist das? Und du Harry, nur weil ich Draco Malfoy nicht jedes Mal, wenn ich ihn sehe, an die Kehle springe oder ihm Flüche auf den Hals hetze, heißt das jawohl nicht, dass ich dich nicht mehr unterstütze! Oder hältst du mich jetzt auch für einen Todesser?“ Harry war äußerst still geworden, Ron sah aus wie ein Stück Kreide und Hermine sah beschämt zu Boden. Nur Harry versuchte noch etwas zu erwidern: „Wir wollten doch nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist, es ging immerhin um Malfoy. Du bist doch kurz vorher erst von den Slytherins verletzt worden.“ Chiara kochte vor Wut, hielt er sie denn für ein kleines Kind? „Oh, du wolltest mich als beschützen, ja? Vor dem großen bedrohlichen Draco Malfoy. Um Himmel Willen Harry, du weißt doch wie gut ich zaubern kann, traust mir gar nichts zu? Ich kann mich durchaus selbst verteidigen, wenn ich nicht gleich von der ganzen Gruppe angegriffen werde! Es ist ja lieb gemeint, aber ich bin kein kleines Kind mehr und was willst du in den nächsten Wochen tun? Ich bin allein in Hogwarts, ohne euch, soll Hedwig dann Babysitter spielen? Und um auf meinen Fuß zurückzukommen, das war Pansy, nicht Draco. Ich kann das nämlich noch auseinanderhalten. Und du?“ Harry entschuldigte sich noch einmal zähneknirschend und Chiara verzieh im schließlich. Dann verschwanden sie in Richtung Gryffindorturm, es wurde für ihre Freunde Zeit zu packen. Draco stand wie vom Donner gerührt da und bewegte sich erst wieder, als Blaise ihn rief. Die Anderen hatten es offensichtlich nicht gemerkt, aber da er dieses versteckte Spiel schon eine Weile mit Chiara spielte, war ihm auch nicht entgangen, dass sie ihn gerade heftig verteidigt hatte. Allerdings musste er gestehen, dass sie Recht hatte, sie könnte sich sehr gut allein verteidigen und von seinen Freunden hätte keiner einen Hauch einer Chance gegen sie. Er schon, weil er sie kannte und ihre Hemmschwelle ihm gegenüber äußerst groß war, wenn es darum ging, ihm zu schaden. Allerdings hegte er nicht die Absicht sie in eine Lage zu bringen, in der sie sich verteidigen müsste. „Maaan, du bist momentan echt komisch drauf, Draco. Stimmt etwas nicht? Du interessierst dich doch nicht etwa für diese Blutsverräterin oder?“ Pansy hakte sich bei ihm unter und klammerte wie ein Affe, während sie ihn vorwurfsvoll ausquetschte. Schließlich platzte ihm der Kragen: „Verdammt lass los, du Klette! Du nervst und außerdem habe ich mir bloß angesehen wie Potter zur Sau gemacht wurde! Seid doch selbst schuld, wenn ihr euch das entgehen lasst!“ Draco schüttelte die Slytherin von seinem Ärmel und warf ihr einen vernichtenden Blick zu, der seine Wirkung nicht verfehlte und jeden weiteren Kommentar des Mädchens im Keim erstickte. Im Schlafsaal schmiss er seine Tasche neben seine Truhe, seinen Umhang über einen Stuhl und sich selbst aufs Bett. Dort blieb er aber nur kurz liegen, dann schnappte er sich seinen Umhang wieder, legte sich einen um und begab sich zur Eulerei. Eigentlich hatte er über die Sache mit Chiara erst nachdenken wollen, aber Pansy hatte ihm gerade gezeigt, dass das ohnehin sinnlos wäre. Er wollte zwar Snapes Hilfe nicht, aber Chiaras Freundschaft nahm er gerne wieder an. Inwieweit er sie in seine Probleme verwickeln würde, konnte er auch später noch entscheiden. Womöglich würde sie ja auch einfach gar nicht mehr sehen wollen, wenn sie herausfand, dass er ein Todesser war. Wenn er Dumbledore tatsächlich tötete, würde sie auf jeden Fall hassen, da war er sich sicher. Also verbrachte er lieber noch einmal ein paar schöne Tage mit ihr, an denen er sich hinterher festhalten konnte, als diese kleine Chance, ein letztes Mal etwas von ihr zu erfahren, einfach an sich vorbeiziehen zu lassen. Da er Chiara nun schon heute antwortete, konnte er nicht seine eigene Eule zu ihr schicken und suchte deshalb nach ihrer Sumpfohreule, die er aufgrund ihrer unheimlichen gelben Augen auch schnell gefunden hatte. Das Tier starrte ihn misstrauisch an und reagierte erst, als er ihm das kleine Stück Pergament reichte, das es zu seiner Herrin bringen sollte. Der Vogel schoss zu ihm hinunter, schnappte sich die Nachricht und schoss nur knapp an Dracos Gesicht vorbei nach draußen. „Was für ein biestiges Vieh.“ Draco stapfte mit noch schlechterer Laune als zuvor zurück ins Schloss und verschwand dort im Raum der Wünsche, um das Verschwindekabinett zu reparieren. Chiara half Hermine derweil beim Packen und zuckte erschrocken zusammen, als ihre Eule plötzlich an die Fensterscheibe klopfte. „Shadow, was du denn hier? Es doch mitten am Tag.“ Shadow ließ eine kleine Pergamentrolle in ihren Schoß fallen und Chiara setzte sich damit auf ihren Stuhl. Der Vogel ließ sich darum auf ihrer Lehen nieder, um sie daran zu erinnern ihm seine Belohnung zu geben. Die fiel für das äußerst nachtaktive Tier bei Flügen am hellen Tage nämlich höher aus als normalerweise. Während Chiara also drei Mal über die zwei Zeilen anmutig schwungvoller Schrift flog, knabberte Shadow ungeduldig an ihrem Ohr. Hallo Chiara, ich hole dich morgen Früh vor deinem Gemeinschaftsraum zum Frühstück ab. Nimm warme Sachen mit, wir machen einen Ausflug. Draco hatte zur Sicherheit nicht unterschrieben, aber Chiara wusste ja, dass das Schreiben nur von ihm stammen konnte. „Um Himmels Willen, Shadow! Ist ja gut, hier hast du deinen Keks! Und nun ab mit dir, bevor du mir wieder auf meinem Bett einschläfst und mich heute Nacht verrückt machst.“ Sie scheuchte ihr geliebtes Haustier aus dem Fenster und warf ihm noch einen zweiten Keks hinterher, den Shadow im Sturzflug schnappte und auf einem Baum in der Nähe verspeiste, ehe er in die Eulerei zurückflog. „Wer schreibt dir denn so kleine Nachrichten?“ Hermine lugte neugierig über ihre Schulter und Chiara ließ das kleine Blatt schnell verschwinden. „Nur ein Bekannter aus einem der anderen Häuser, der zufällig auch über Weihnachten hier ist. Wir wollen morgen zusammen frühstücken.“ „Du hast also ein Date.“ Hermine grinste breit. „Nein, nur eine Verabredung mit einem Freund wie Ron und Harry auch.“ „Und wieso versteckst du den Brief dann vor mir und bist so nervös? Du wirst sogar schon rot.“ Hermine griff blitzschnell um sie herum, schnappte das Pergament und rannte dann vor Chiara davon, die den kleinen Brief unbedingt zurückhaben wollte. Schließlich versteckte Hermine sich hinter Ron und Harry, die die zwei Mädchen verblüfft ansahen: „Wieso jagt ihr euch denn wie Katze und Maus?“ Chiara versuchte immer noch an ihren Brief zu kommen, während Hermine sagte: „Chiara hat ein Date, deshalb will sie über Weihnachten auch hier bleiben.“ „Ist nicht wahr.“ Ron fiel die Kinnlade herunter und Ginny schnappte sich von Hermine die Pergamentrolle, damit Chiara sie nicht wieder in die Finger bekam, und las den Inhalt vor: „Hallo Chiara, ich hole dich morgen Früh vor deinem Gemeinschaftsraum zum Frühstück ab. Nimm warme Sachen mit, wir machen einen Ausflug.“ „Von wem ist der Brief?“ Ron sah seiner Schwester neugierig über die Schulter. „Es steht kein Name drunter. Wer ist der geheimnisvolle Unbekannte, von dem du deinen besten Freundinnen nichts erzählt hast?“ Ginny blickte Chiara vorwurfsvoll an und Hermine unterstützte sie dabei: „Rücks raus, wen ziehst du uns vor?“ „Niemanden! Ich habe erst heute durch Zufall davon erfahren, dass er ebenfalls hier bleibt. Ich werde trotzdem in der Bibliothek lernen, aber ich muss Heiligabend ja nicht alleine bleiben und essen kann ich jawohl auch in Gesellschaft. Wenn ihr lieb und brav seid, erzähle ich euch nach den Ferien vielleicht davon.“ Chiara schnappte sich Dracos Brief und steckte ihn sich einfach in den zwischen ihre Brüste, damit keiner mehr auf die Idee kam, danach zu greifen. „Also ich nehme ja an, er ist groß, sieht gut aus und hat eine tadellose Erziehung genossen. Seine Schrift ist so elegant und ordentlich, er stammt sicher aus gutem Hause.“ Chiara dachte fieberhaft darüber nach, wie sie Hermine davon abhalten konnte, weiter nachzudenken, denn sie war viel zu gut darin, um nicht doch irgendwann versehentlich auf die richtige Antwort zu stoßen. „Und er ist nicht aus Gryffindor“, trug Harry bei. „Wen kennen wir aus Ravenclaw oder Hufflepuff, der auf die Beschreibung zutrifft?“ Ron zerbrach sich also auch den Kopf. „Hey Leute, bis jetzt war es ja noch okay, aber wenn sie es noch nicht sagen will, dann lasst sie auch in Ruhe. Wir wissen ja gar nicht, ob das eine beidseitige Angelegenheit ist und es kann sein, dass wir ihn gar nicht kennen.“ Chiara fiel Ginny dankbar um den Hals und die junge Weasley scheuchte die übrigen nach oben, um ihr Gepäck zu holen. Chiara brachte ihre Freunde zum Bahnsteig und verabschiedete sich dort in einer langen Prozedur von Umarmungen von jedem einzelnen und nahm ihnen das Versprechen ab, dass sie alle heile zurückkommen würden, ehe sie sie gehen ließ. Nachdem der Hogwartsexpress schließlich nicht mehr zu sehen war, ging sie gemeinsam mit Hagrid zurück und verbrachte den restlichen Abend bei ihm. Sie aß sogar dort und ging erst kurz vor der Sperrstunde ins Schloss zurück und in ihr Bett. Heute Abend besuchte sie Draco nicht als Schoko, sie war viel zu nervös wegen des morgigen Tages. Noch bevor die Sonne aufging, war Chiara bereits aufgestanden, geduscht und hatte sich ihre Zähne geputzt. Nun stand sie vor ihrem Kleiderschrank und suchte verzweifelt etwas zum Anziehen. Sie wollte Draco nicht in vollkommen alltäglichen Kleidern gegenübertreten, sich aber auch nicht übertrieben herausputzen. Letzten Endes entschied sie sich darum für eine dunkelblaue Röhrenjeans, schwarze Stiefel, einen eleganten engen schwarzen Rollkragenpullover und eine silberne Halskette, die sie von Draco zu ihrem sechsten Geburtstag bekommen hatte. Natürlich trug sie zu dazu passende Ohrringe und eine dezente silberne Armbanduhr, ihr Haar ließ sie offen. Kurz nach Sonnenaufgang warf Chiara dann einen allerletzten Blick in den Spiegel, schnappte sich ihren warmen Umhang und den rot-goldenen Gryffindorschal und rannte hinaus auf den Flur. Dort stieß sie auch direkt mit Draco zusammen, der sie auffing, ehe sie, vom Aufprall nach hinten geschmissen, auf ihrem Hinterteil landete. „Du bist aber stürmisch.“ Ein selbstbewusstes Grinsen zierte die Lippen des Slytherin und er zog sie mit sich nach draußen, ehe sie überhaupt begriffen hatte, dass es bereits losging. „Ähm... guten Morgen.“ Das war alles, was ihr einfiel, als sie hinter ihm durch den Schnee stolperte. Draco lachte leise: „Dir auch einen guten Morgen.“ Chiara sah wirklich herrlich zerstreut aus und der überraschte Blick, mit dem sie ihn angesehen hatte, als sie in ihn hineingerannt war, war einfach unbezahlbar gewesen. Er war sich nun ziemlich sicher, dass sie sich kaum verändert hatte, sie war lediglich erwachsener und etwas ruhiger geworden. „Wo gehen wir eigentlich hin?“ „Frühstücken.“ Draco verlangsamte seinen Schritt nachdem sie das Schulgelände und die Barriere hinter sich gelassen hatten. Er hatte den Auroren eine Genehmigung von Professor Snape vorgelegt, in der stand, dass er und seine Begleitung ungehindert das Schulgelände verlassen und betreten durften. „Aber das ist der Weg nach Hogsmeade.“ Nun lachte Draco wirklich ungehalten: „Chiara, du bist doch sonst auch nicht auf den Kopf gefallen. Wir werden im Drei Besen frühstücken.“ „Oh. Okay.“ Chiara war dankbar für die morgendliche Kälte, die ihre Wangen ohnehin rötete, so fiel es nicht sonderlich auf, dass ihr nun auch noch das Blut in die Wangen schoss. Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Chiara freute sich über seine Nähe, aber sie wusste nicht was sie sagen oder tun sollte. So viele Jahre lagen zwischen ihnen, in denen sie einander nur in großen Kreisen umrundet hatten. Wie fing man ein Gespräch mit jemandem an, den man vor Jahren besser kannte als sich selbst und der nun doch wie ein Fremder immer eine Armlänge von einem entfernt zu sein schien, obwohl er direkt neben einem lief? Dass Draco sich genau dieselbe Frage stellte, wusste sie nicht, doch irgendwann stellte er ihr einfach eine Frage, die ihn schon beschäftigte, seit er allein in seinem Schlafsaal zurückgeblieben war. „Wieso bist du nicht mit Potter, Granger oder den Weasleys gefahren? Sie haben dir doch bestimmt angeboten Weihnachten mit ihnen zu verbringen.“ Chiara zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht genau, ich will etwas Unterrichtsstoff nachholen, das ist bei den Weasleys unmöglich, und Hermine wird tut ein wenig Abstand von der Schule und der Zauberei bestimmt ganz gut. Sie ist mit dem Muggelleben schließlich groß geworden.“ Sie schenkte Draco ein scheues Lächeln, doch er sah sie nur mit zusammengezogenen Augenbrauen an: „Wieso kannst du beim Wiesel nicht lernen? Dass es mit ihm nicht geht, leuchtet mir ein, aber du kannst dich dort jawohl in eine Ecke setzen und lesen.“ Chiara warf ihm einen tadelnden Blick zu und er hob entschuldigend die Hände: „Schon gut, ich werde versuchen in deiner Gegenwart nicht so schlecht über sie zu sprechen, aber ich kann es dir nicht vollkommen versprechen. Das hat sich in den letzten fünf Jahren so eingebrannt.“ Sie nickte zufrieden und antwortete dann auf seine Frage: „Schön. Also eigentlich braucht es da keiner großen Erklärung, der simple Grund sind die Zwillinge. Ich mag Fred und George wirklich sehr, aber wenn man versucht in den Ferien zu lernen, finden sie hundertprozentig immer einen Weg, um dich davon abzuhalten. Und bei aller Freundschaft, das halte nicht einmal ich über mehrere Tage hinweg aus. Ich war letztes Jahr über Silvester im Fuchsbau und brauchte danach dringender Ferien als zuvor. Ich war nämlich leider Gottes die einzige Person, die sie bis dahin noch nicht mit Streichen in den Wahnsinn getrieben hatten und dem wollten sie schnellstens Abhilfe schaffen.“ Draco erinnerte sich nur zu gut an die Wesley-Zwillinge, die Slytherins waren nicht selten zu Opfern ihrer ausgefallenen Streiche geworden. „Hört sich… aufregend… an.“ Chiara kicherte leise, was Draco flüchtig lächeln ließ. Sie tat ihm schon jetzt gut und überraschenderweise fiel es ihm äußerst leicht, seine gefühllose Maske abzulegen und ihr den wirklichen Draco zu zeigen. Wenige Minuten später erreichten sie Hogsmeade und eilten direkt in das Drei Besen. Sie suchten sich eine versteckte Ecke und Draco bestellte ihnen ein großes Frühstück und zwei Butterbier, während Chiara sich schon setzte. Als er zu ihr kam, stockte ihm kurz der Atem, denn er bemerkte erst jetzt, dass Chiara nicht einfach nur hübsch sondern wunderschön geworden war. Die Schuluniform verbarg das scheinbar die meiste Zeit und er bekam sie in der Regel nicht ohne zu sehen. Sein Blick wurde allerdings schnell von dem Anhänger ihrer Halskette in den Bann gezogen, er hätte nicht damit gerechnet, dass sie das Schmuckstück noch trug. Es handelte sich nämlich um einen ovalen grünen Smaragd der in eine silberne Fassung gebettet und vom Anfangsbuchstaben ihrer beider Namen verziert wurde, ebenfalls silbern. Es war ein Symbol ihrer Freundschaft gewesen. „Ich trage sie normalerweise unter meiner Uniform, du weißt ja wie neugierig meine Freunde sein können.“ Draco strich andächtig über das zierliche Schmuckstück und murmelte: „Ja, ganz besonders einer.“ Als er seine Hand zurückzog, blickte er ihr wieder in die Augen und stellte fest, dass ihre Wangen rot glühten. Verständlicherweise, denn der Anhänger hing nur knapp über ihrer Brust. „Entschuldigung, ich habe nur nicht damit gerechnet, diesen Anhänger noch einmal um deinen Hals zu sehen. Ich habe dir nicht gerade Grund dazu gegeben, ihn zu tragen.“ Draco presste die Kiefer aufeinander und Chiara konnte hören, wie seine Zähne knirschten. „Du bist wirklich ein Idiot, Draco Malfoy.“ „Wie bitte?“ Draco sah sie verwirrt an. Hatte er etwas Falsches gesagt? Chiara lehnte sich über den Tisch und schlug ihm leicht auf den Hinterkopf, so wie früher, wenn sie der Meinung war, dass er Blödsinn redete oder etwas angestellt hatte. „Du weißt doch, dass du mir nicht gleichgültig bist. Wieso bitten wir einander denn seit Jahren immer wieder um Verzeihung, wenn nicht deshalb? Außerdem habe ich mich nie damit abgefunden, dass du den Kontakt zu mir abgebrochen hast. Du wirst mich erst los, wenn du mir in die Augen siehst und sagst, dass du mich niemals wiedersehen willst. Das musst du dann aber auch gut und glaubhaft begründen.“ Chiara schenkte ihm ein kleines Lächeln und in Draco brach pures Chaos aus. Ja, er wusste, dass er ihr noch irgendetwas bedeutete. Ja, er hatte gemerkt, dass sie ihn nicht wirklich aufgeben wollte, sonst hätte sie das nicht all die Jahre lang getan. Aber, dass sie einfach so über alles hinwegsah, war absolut unverständlich und konnte doch niemals real sein. Schlief er vielleicht noch und das war alles nur ein Traum aus Wünschen, die sein Unterbewusstsein heraufbeschwor? In seinem Hals hatte sich ein dicker Kloß gebildet. „Aber…“, Chiara sah ihn mit strengem Blick an, „wir müssen uns aussprechen Draco. Wir können nicht ewig dieses Versteckspiel spielen. Ich will es auch gar nicht. Ich wünsche mir meinen Draco zurück.“ „Deinen Draco? Das geht nicht Chiara, ich habe mich verändert.“ Er griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht, sie war kalt und zitterte. „Ich weiß. Aber bitte hör auf eine Maske aufzulegen, wenn wir allein sind. Ich weiß, dass du deine Gründe hast, dich dahinter zu verstecken, aber ich habe nicht die Absicht dich zu verletzen. Das hätte ich schon lange tun können, du hast dich nämlich nicht sehr verändert.“ Als Chiara Draco ansah, konnte er Tränen in ihren Augen glitzern sehen. Er konnte unglücklicherweise nur noch nie damit umgehen, wenn sie weinte. „Ich versuche es, versprochen.“ Er konnte ihr noch nicht sagen, dass er eigentlich schon nackt vor ihr stand und seine Maske abgelegt hatte. Er strich ihr die Tränen aus den Augenwinkeln und wurde dafür mit einem warmen Lächeln belohnt. Schließlich kam endlich ihr Frühstück und sie aßen ersteinmal. Sie unterhielten sich dabei über Alltägliches wie Schule, Lehrer und dergleichen. Danach wickelten sie sich wieder in ihre Umhänge ein, Draco bezahlte und sie traten hinaus in den kalten Schnee. Chiara dachte schon seit ein paar Minuten daran, Draco zu gestehen, dass sie Schoko war, denn sie durfte ihm das eigentlich nicht länger verschweigen, wenn sie wollte, dass er ebenfalls ehrlich zu ihr war. Aber sie hatte entsetzliche Angst davor, dass er wütend werden könnte und sich doch noch entschied, sie links liegen zu lassen. Draco bemerkte, dass mit Chiara etwas nicht stimmte, als sie bereits fünf Minuten lang vorm Honigtopf standen und sie noch nicht ein einziges Mal aufgesehen hatte. Chiara liebte dieses Geschäft, weil sie eine schreckliche Naschkatze war. Da die Gryffindor so tief in Gedanken versunken war, huschte er kurz hinein, besorgte etwas Schokolade und zog sie dann zu einer kleinen, die etwas abseits lag. Dort zwang er sie sanft, sich hinzusetzen und drückte ihr die Schokolade in die Hand: „Sag schon, was ist los?“ Chiara biss sich nervös auf ihre Unterlippe und blickte stur vor sich in den Schnee. Sie kam um die Wahrheit nicht herum. „Ich… ich muss dir etwas gestehen, Draco. Ich habe nur Angst, dass du danach ziemlich wütend auf mich sein könntest.“ Der Slytherin verschränkte die Arme vor der Brust. Was konnte sie schon getan haben, dass schlimmer war als seine bisherigen Taten? „Schieß los.“ Chiara holte tief Luft und sah ihm dann in die Augen: „Ich bin Schoko.“ Draco verstand nicht gleich: „Schoko?“ „Die Katze, Draco. Ich bin ein Animagus.“ Draco wurde kreidebleich und sah sie verletzt an: „Wieso hast du dich bei mir eingeschlichen?“ Chiara ließ den Kopf wieder sinken: „Als ich dich auf dem Turm gesehen habe, da sahst du so verzweifelt aus und ich wollte dir unbedingt helfen, aber das hättest du wahrscheinlich nicht zugelassen, wenn ich einfach als Mensch zu dir gekommen wäre. Naja und dann hast du mich einfach mitgenommen. Es hat mich glücklich gemacht zu sehen, dass du dich nicht so sehr verändert hast, wie ich manchmal glaubte. Ich habe mich bei dir wohlgefühlt und bin deshalb wiedergekommen.“ Draco atmete tief durch. Kein Wunder, dass die Katze ihn so sehr an sie erinnert hatte. Sie war es tatsächlich. „Warum hast du nichts gesagt, als ich sagte, dass dir sehr ähnelst?“ Man hörte sich das komisch an. „Oh, ich wäre beinahe wie von der Tarantel gestochen davongerannt, hättest du mir nicht die Bettdecke übergeworfen.“ Chiara schaute mit hochrotem Kopf zur Seite: „Ich wäre gestern früh beinahe an einem Herzinfarkt gestorben, als ich aufgewacht bin.“ Bei der Erinnerung daran, dass er sich einfach vor ihr aus- und angezogen hatte, legte sich auch auf Dracos Wangen ein leicht rosiger Schimmer und er räusperte sich: „Das erklärt jedenfalls, weshalb du dich umgedreht hast und unter dem Handtuch liegen geblieben bist.“ „Tut mir leid.“ Chiara murmelte die Worte leise und wartete darauf, dass Draco nun in die Luft ging. Aber das passierte nicht, stattdessen breitete sich langsam ein Grinsen auf seinem Gesicht aus: „Mal davon abgesehen, dass ihr zwei euch bei jeder Gelegenheit die Augen auszukratzen versucht, wieso hast du Pansy mit deinen Krallen geschlagen?“ Chiara sah ihn entrüstet an: „Sie wollte mich anfassen! Eher jage ich Mäuse in Hagrids Kürbisbeet als ihr das zu gestatten! Aber ich danke dir, dass du mich vor ihrem Zauberstab gerettet hast.“ „Kein Problem, du hast mir deine Dankbarkeit ja ausgiebig demonstriert.“ Chiara fiel die Kinnlade herunter. Das konnte doch nicht wahr sein! Draco war nicht wütend, er amüsierte sich! „Ich werde dir vergeben, aber dafür kommst du mindestens einmal wöchentlich vorbei, du bist nämlich ein sehr süßes Kätzchen.“ Er schmunzelte belustigt, während Chiara mit rot glühendem Kopf und etwas Unverständliches vor sich hin murmelnd in ihre Schokolade biss und es vermied, ihn direkt anzusehen. „Willst du nun in den Honigtopf? Ich wollte nämlich eigentlich noch mit durch die Läden stöbern.“ Draco reichte ihr seine Hand und zog sie wieder auf die Füße, dann gingen sie in den Honigtopf und Chiara hatte ihre vorherigen Sorgen schnell wieder vergessen. Der junge Malfoy musste jedoch feststellen, dass Chiara ohne Probleme eine gute Stunde in dem beliebten Süßwarengeschäft verbringen konnte und sah ihr amüsiert zu, wie sie mit leuchtenden Augen, wie ein kleines Kind, von einem Regal zum nächsten lief und sich schwer tat, eine Entscheidung zu treffen. Er hatte fast vergessen, wie sehr er es liebte, wenn ihre blauen Augen vor Freude und Aufregung glitzerten. Schließlich hatte sie sich dann doch entschieden und stand mit einem großen Beutel voll Süßigkeiten vor ihm und er kniff kopfschüttelnd die Lippen zusammen, um nicht laut zu lachen. Wo steckte sie all die Kalorien nur hin? Sie war wunderbar schlank, obwohl man sie täglich mindestens eine Tafel Schokolade verputzen sah. Draco war sich sicher, dass sie dafür von so einigen Mitschülerinnen beneidet wurde. Er spielte sogar mit dem Gedanken, Pansy unauffällig davon zu erzählen, um sich an ihrer Reaktion zu erfreuen, vielleicht als Rache für Chiaras verletzten Fuß. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, da blieb er abrupt stehen und wunderte sich etwas über sich selbst. Da hatte er erst wenige Stunden mit ihr verbracht und dabei er selbst sein können und schon war seine Loyalität ihr gegenüber größer als für die Slytherin, die ihn seit dem ersten Schuljahr in seinem Wettstreit mit Potter unterstützte. Bei genauerer Betrachtung verwunderte ihn das allerdings doch nicht mehr so sehr. Chiara zog ihn noch in Zonkos Scherzartikelladen und dann kehrten sie nach Hogwarts zurück. Kapitel 4: Märchenstunde ------------------------ Märchenstunde Sie kamen pünktlich zum Mittagessen an und nachdem sie ihre Mäntel und Einkaufstaschen in ihre Schlafsäle gebracht hatten, trafen sie sich in der Großen Halle. Draco wollte gerade hineingehen, als Chiara ihn wieder zurückzog. „Was ist los?“ „Ich nehme an, du möchtest nicht in der ganzen Schule verbreiten, dass wir uns so gut verstehen. Besonders, weil Harry und die anderen fieberhaft dahinterzukommen versuchen, wer der Unbekannte ist, der mir kleine Briefe schickt.“ „Wie bitte?“ Natürlich durfte niemand davon wissen! Um Himmels Willen, wenn sie aufflogen, konnte das Chiaras und seinen Tod bedeuten. Ihren aber ganz gewiss. Das würde er bestimmt nicht zulassen. Chiara zerrte ihn noch weiter in den Schatten: „Da hinten sitzt Lavender Brown. Sie ist mit Ron zusammen. Sie wird glaube ich erst morgen von ihren Eltern abgeholt und ich verspreche dir, wenn sie uns zusammen sieht, geht ab nächstem Jahr das Gerücht durch die Schule, wir hätten etwas miteinander.“ Draco schluckte: „Scheiße.“ „Ja. Du bist scheinbar der einzige Slytherin, der noch hier ist, aber aus den anderen Häusern sind es ein paar mehr und… naja, Lavender und ich verstehen uns nicht so besonders gut, weißt du? Ich hab ihr gesagt, sie soll aufhören an Ron herum zu sabbern und ihr schreckliches quietschendes Stimmorgan stumm lassen, wenn er neben mir sitzt oder ich würde ihr den Mund zuzaubern.“ Draco staunte nicht schlecht, als er das hörte. War Chiara doch normalerweise ein sehr höfliches und anständiges Mädchen. „Alle Achtung. Aber du hast Recht, wir können hier unmöglich zusammen essen. Treffen wir uns lieber später in der Bibliothek. Die wird in den Ferien selten besucht und ist unauffälliger, wenn uns doch jemand zusammen sieht. Tut mir leid, Chiara. Ich will dich damit wirklich nur schützen.“ Bevor sie fragen konnte, wie er das meinte, ging Draco in die Halle und setzte sich an einen Platz, der rundherum relativ leer war. Darum wartete sie noch ein paar Minuten und betrat erst dann ebenfalls den großen Saal. Überraschenderweise entdeckte sie an einem der Tische Neville und setzte sich prompt neben ihn. „Hey, Nev. Ich wusste gar nicht, dass du noch hier bist. Fährst du dieses Jahr denn nicht nach Hause?“ „Chiara, ähm doch, aber erst morgen. Meine Grandma will mich unbedingt persönlich abholen. Warum bist du noch hier?“ Chiara füllte sich etwas zu essen auf den Teller und lächelte freundlich, während sie sagte: „Ich bleibe hier, weil meine Eltern für eine Geschäftsreise ins Ausland müssen. Das ist nichts für mich. An Feiertagen geht es bei so etwas immer um große Festlichkeiten in Abendkleidern und alle schmieren sich gegenseitig Honig ums Maul, während sie eigentlich überlegen, wie sie dir am geschicktesten in den Rücken fallen.“ „Hört sich nicht sehr nach Weihnachten an.“ Neville reichte ihr ein Glas mit Pfirsichsaft und schaute dann stumm auf seinen Teller. Er hatte bereits aufgegessen. „Hmm, sag mal, Neville, hast du deine Hausaufgaben für die Ferien schon gemacht? Wenn du möchtest können wir sie gemeinsam machen, dann müssen wir das nicht zwischen den Feiertagen erledigen.“ Neville lächelte schüchtern: „G-gerne, ich bräuchte ein wenig Hilfe in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Ich möchte nicht schlechter werden, nur weil Snape jetzt der Lehrer ist.“ Chiara beeilte sich mit ihrem Essen, kippte den Saft hinunter und zog Neville dann mit sich nach draußen. Als sie an Draco vorbeikamen, ließ sie einen kleinen Zettel neben ihm fallen, den sie rasch und heimlich unter ihrem Tisch beschrieben hatte. Das Stück Pergament landete auf der Bank und Draco hob es unauffällig auf. Ich helfe Neville bei Snapes Hausaufgaben, dann komme ich zu dir. Ich beeile mich. Sei bitte nicht böse. Draco schnaubte kurz. Er hatte keine Lust Chiara in der wenigen Zeit, die sie hatten zu teilen, aber er sie half ihren Freunden nun mal, wo immer sie konnte. Das war ein guter Charakterzug und da sie in Verteidigung gegen die dunklen Künste recht begabt war, würde es wahrscheinlich auch gar nicht allzu lange dauern. Also schlenderte er nach dem Essen ganz gemütlich in die Bibliothek und suchte nach einer etwas dunkleren Ecke, in die er sich setzen konnte. Kaum war er aber ein paar Schritte gegangen hörte er Chiaras Stimme, sie lachte. „Neville! Das ist ja unglaublich. Ich bin stolz auf dich. Du machst dich. Pass auf, nächstes Jahr schlägst ihn mit einem einzelnen Kinnhaken k.o., ich zeige dir sogar gerne wie. Dann lässt Crabbe dich für immer in Ruhe, glaub mir.“ Neville hatte sich am Vortag mit eine Kotzpastille der Weasleys für einen Fluch gerächt, den Crabbe ihm aufgehalst hatte. Draco rümpfte abermals die Nase, weil Chiara sich so gut mit Longbottom verstand. Er ging erhobenen Hauptes weiter und als er an ihnen vorbeikam, warf er dem Gryffindor einen bösen Blick zu. „Weiterlesen, Neville.“ Chiara hielt ihm das Buch vors Gesicht und formte dann zu Draco gewandt still die Worte Ich komme gleich mit den Lippen und scheuchte ihn mit einem tadelnden Blick und einer kleinen Handbewegung davon. Draco wartete einen Gang weiter und nach ungefähr zehn Minuten hörte er, wie Chiara sich endlich von ihrem Freund verabschiedete. Der Gryffindor verließ die Bibliothek und Chiara kam um das Regal herum zu Draco. Allerdings kassierte er als aller erstes wieder einen Klaps auf den Hinterkopf. „Lass den armen Neville in Ruhe, ich habe ihm angeboten, ihm zu helfen, du hast also kein Recht sauer auf ihn zu sein. Und selbst wenn es andersherum gewesen wäre, hätt immer noch ich zugesagt, obwohl wir verabredet waren. Es waren schließlich nur ein paar Minuten. Ich habe sechs Jahre auf dich gewartet.“ „Schach Matt, ich gebe mich geschlagen. Was machen wir nun?“ Draco zog sie auf einen Stuhl neben ihm und sah sie neugierig an. Chiara zuckte mit den Schultern und sah sich um: „Wir können reden, nichts tun, lesen, lernen... was immer du möchtest.“ Draco überlegte kurz, dann fiel ihm eine Frage ein: „Wieso hast du vorhin darauf geachtet, ob uns jemand gemeinsam sieht? Potter und die anderen wissen doch bestimmt, dass wir einmal Freunde waren.“ Chiara schüttelte den Kopf: „Nein, ich habe es ihnen nicht erzählt. Als ich mich mit ihnen angefreundet habe, war euer schlechtes Verhältnis zueinander ja schon offensichtlich und du hast mich gekonnt ignoriert. Also bin ich davon ausgegangen, dass es dir vermutlich nicht Recht gewesen wäre, hätte ich ihnen erzählt, was für ein liebes Kind du früher warst.“ Draco schmunzelte: „Hast du gut gemacht.“ „Das ist nicht lustig, Draco.“ „Gut, das vielleicht nicht, aber erkläre mir doch bitte noch einmal genau, was du vorhin über einen Unbekannten und kleine Briefe gesagt hast.“ Chiara errötete leicht und starrte konzentriert auf ein Buch über seinem Kopf: „Hermine hat mir deine Nachricht gestern aus der Hand gerissen und durch eine gemeinsame Verschwörung, haben sie und die anderen drei es dann geschafft sie auch noch zu lesen. Ich werde nun verdächtigt, heimlich Dates mit einem Hufflepuff oder Ravenclaw zu haben und nur deshalb über Weihnachten hier zu bleiben. Das neue Jahr wird furchtbar anstrengend sein.“ Draco konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht mehr verkneifen: „Es würde mich interessieren, was geschieht, wenn sie herausfinden, dass du dich mit einem Slytherin triffst.“ Chiara kicherte: „Wenn das geschieht, versuche ich ihre Gesichter auf einem Bild festzuhalten. Aber sie würden sich vermutlich damit abfinden können, wenn ich ihnen beweise, dass er nett ist.“ Draco beugte sich zu ihr vor und sein Gesichtsausdruck wirkte schon fast diabolisch: „Und wenn sie wüssten, dass ich dein heimliches Date bin?“ Chiara wurde heiß und ihre Wangen wurden von einem rosafarbenen Schimmer geziert, als sie Dracos heißen Atem auf ihrem Gesicht spürte: „Sie würden es wohl erst nicht glauben und hinterher sprachlos die Kinnladen fallen lassen. Ron fällt vielleicht sogar in Ohnmacht.“ Wären die Zeiten anders, würde Draco es nur zu gern darauf ankommen lassen. Nun war es allerdings an Chiara neugierig zu sein: „Und wie würde Pansy reagieren, wenn sie von unseren heimlichen Treffen wüsste?“ Draco verzog das Gesicht: „Sie würde erst in Ohnmacht fallen und anschließend versuchen dich umzubringen.“ Chiara sah ihn ernst an: „Seid ihr zusammen?“ Er wunderte sich über die Frage und richtete sich wieder auf: „Nein, wir waren es kurz am Anfang des Jahres, aber ich weiß eigentlich nicht einmal genau, warum ich mich darauf eingelassen habe.“ „Hm, das erklärt dann, wieso sie mich gestern ständig mit Blicken zu durchbohren versucht hat, anstatt sich auf ihren Zaubertrank zu konzentrieren.“ Sie lachten und unterhielten sich noch Stunden lang so weiter bis es Zeit fürs Abendessen wurde. „Kommst du nachher in die Kerker?“ Draco sah Chiara fragend an und hörte sogar einen Moment lang auf zu atmen, weil er befürchtete, dass sie ablehnen würde. Chiara zögerte kurz, lächelte dann aber sanft: „Wieso nicht? Du bist ja ganz allein da unten.“ „Du bist zu gütig. Ich warte unten auf dich.“ Diesmal betrat Chiara zuerst die Große Halle und setzte sich wie zur Mittagszeit wieder neben Neville. Draco saß wieder allein, aber es störte ihn nicht im Geringsten, im Gegenteil, er suchte sich einen Platz, von dem er Chiara gut beobachten konnte. Sie lachte häufig, wenn sie mit Neville sprach und schenkte ihm stets ein freundliches Lächeln. Wüsste er es nicht besser, hätte er als Außenstehender gesagt, sie seien verliebt, doch glücklicherweise wusste er, dass Chiara ihren Freund zu ermutigen versuchte und sein Selbstvertrauen aufzubauen. Nach dem Abendessen vergingen ungefähr eineinhalb Stunden, bis Draco ein leises Miauen vor dem Slytherineingang hörte. Er öffnete und ließ Chiara hinein, die, kaum dass der Zugang wieder geschlossen war, zurück in ihre menschliche Gestalt wechselte und sich kurz schüttelte. „Da bin ich.“ Sie lächelte ihn strahlend an und ließ sich in einen Sessel fallen. „Also eure schwarzen Ledermöbel sind ja nicht wirklich mein Ding, findet ihr die etwa bequem?“ Draco zog eine Augenbraue hoch: „Mir reichen sie, aber wir können auch in den Schlafsaal gehen, wenn dir das lieber ist.“ Sie sprang sofort wieder auf und lief in die Richtung seines Zimmers: „Viel lieber.“ Der Slytherin schüttelte ungläubig seinen Kopf und folgte ihr. Als er den Raum betrat, lag Chiara bereits quer auf seinem Bett und hatte es sich dort gemütlich gemacht. „Also, was hast du vor?“ Draco ließ sich neben ihr auf die Matratze sinken und sah einen Moment lang stumm auf seinen Nachtschrank. Um ehrlich zu sein, war ihm die Bitte, die er hatte, sehr peinlich und unangenehm und außer ihr dürfte auch niemals jemand davon erfahren. Schweigend öffnete er die kleine Schranktür und zog ein Buch mit dunkelblauem Ledereinband heraus. Das reichte er ihr, sah dabei aber in die andere Richtung, damit sie nicht bemerkte, wie rot er geworden war. Es war wirklich verdammt peinlich. Chiara begann zu schmunzeln, als sie das Buch wiedererkannte und die Aufschrift las: „Grimms Märchen? Das habe ich dir zu deinem fünften Geburtstag geschenkt. Ich hätte nicht erwartet, dass du es noch besitzt, es sind doch Muggelmärchen.“ Draco zuckte mit den Schultern: „Es war alles, was ich noch von dir hatte und ich habe es sehr gemocht, wenn du mir daraus vorgelesen hast.“ Chiara verstand, was er wollte: „Soll ich dir wieder vorlesen?“ Draco warf ihr einen scheuen Blick zu, sie hatte ihn noch nie so gesehen. „Oh man, Draco, du bist ja insgeheim ein richtiger Softie.“ Sie kicherte leise und erhielt von Draco nur ein beleidigtes Knurren als Antwort. Er drehte ihr mit verschränkten Armen den Rücken zu und Chiara musste ihn fünf Minuten lang davon überzeugen, dass sie es positiv gemeint hatte und ihn eigentlich für einen ganzen Mann hielt. Am Ende konnte er ihrem Angebot schließlich nicht wiederstehen, lag mit dem Kopf auf ihren Beinen und sie las ihm ein Märchen nach dem anderen vor. Als sie mit dem fünften endete, öffnete Draco seine Augen und sah sie fragend an: „Wieso hörst du auf?“ „Es ist schon Mitternacht, wir sollten langsam ins Bett gehen.“ Sie lächelte sanft auf ihn hinunter und Draco hatte plötzlich das Gefühl, sein Herz würde bersten. Es war doch nur ein Tag gewesen, ein einziger. Doch sie saß plötzlicher in seinem Herzen als je zuvor. Wie war das möglich? Sie ließ ihn das Grauen, das vor ihm lag, für einen kurzen Moment vergessen und lenkte ihn von seiner Aufgabe und Verzweiflung ab. Für kurze Zeit fühlte er sich wieder wirklich frei. Von allem. Sie ließ ihn einfach sein, wer er war. Mit all seinen Fehlern und Schwächen. Chiara bewegte sich und wollte aufstehen, doch Draco schoss plötzlich hoch und als sie sich von der Matratze erhob, hielt er sie am Handgelenk fest. Seine Hand war wie ein Schraubstock und Chiara verzog kurz das Gesicht vor Schmerz: „Au! Draco!“ Ihr Aufschrei ließ ihn seine Hand zurückziehen als hätte er sich an ihr verbrannt und er sah sie nun äußerst entsetzt an: „Entschuldige, ich wollte nicht…“ Seine Stimme klang belegt und dumpf und Chiara sah wieder die Verzweiflung in seinen Augen, die sie auch vor ein paar nächsten auf dem Turm bemerkt hatte. „Draco? Was ist los? Du bist kreidebleich.“ Draco war erschrocken über sich selbst, er hatte schreckliche Angst, dass die Panikattacken zurückkehrten, wenn sie ihn verließ, sie begannen ja jetzt schon, bei dem bloßen Gedanken daran. Er spürte ihre warme Hand zärtlich über seine kühle Wange streichen und sah ihr in die Augen. Große Sorge spiegelte sich in ihnen. „Geh nicht, bitte.“ Sie konnte Dracos Stimme kaum hören, aber sie nickte vorsichtig. Sie konnteihn in diesem Zustand unmöglich mutterseelenallein hier lassen. „Was ist de…?“ Draco ließ sie nicht ausreden: „Das kann ich dir nicht sagen, ich darf nicht. Chiara, bitte, glaub mir ich…“ Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und schenkte ihm das liebevollste Lächeln, das er je gesehen hatte: „Ich vertraue dir, auch wenn es verrückt ist. Allerdings bräuchte ich etwas, das ich anziehen kann.“ Draco öffnete seine Truhe und zog einen grünen Seidenpyjama heraus: „Ich hoffe er ist nicht viel zu groß.“ Chiara verschwand damit im Badezimmer und Draco fiel erleichtert zurück aufs Bett. Was tat er da nur? Jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als Chiara geheim zu halten und zu beschützen, komme, was wolle. Sie steckte nun mittendrin. Er zog sich selbst ebenfalls um und wartete darauf, dass das Gryffindormädchen zurückkam. „Gut, dass ich so einen großen Hintern habe.“ Chiara tapste zu ihm und ein kleines Schmunzeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Sie sah wirklich köstlich aus. Zu ihrem Glück stammte der Pyjama noch aus dem vierten Jahr und diente Draco nur als Notersatz, er war ihm nämlich eigentlich schon zu klein. Die Hose hing recht tief auf ihrer Hüfte und bedeckte unten noch ihre Füße, so dass sie aufpassen musste, nicht darüber zu fallen und der oberste Knopf des Oberteils schloss es gerade über ihrem Brustansatz. „Möchtest du in einem der anderen Betten schlafen oder bei mir?“ Draco wollte sie auf keinen Fall auch noch darum bitten, dass Bett ihm zu teilen, er war kein kleines Kind mehr und sie sollte sich auch nicht bedrängt fühlen. Chiara sah sich um: „Wem gehören die anderen?“ „Crabbe, Goyle und Blaise.“ Da Blaise' Bett Dracos gegenüber stand und recht weit entfernt war, fragte sie: „Hast du Alpträume Draco?“ Er presste die Kiefer zusammen: „Ja.“ „Dann schlafe ich bei dir, rutsch rüber.“ Sie scheuchte ihn auf die linke Seite des Bettes und krabbelte neben ihn. Draco löschte das Licht und drehte ihr den Rücken zu, um ihr mehr Freiraum zu geben, überraschenderweise, kuschelte sie sich einfach an seinen Rücken und legte einen Arm um ihn. Verwirrt drehte er sich zu ihr um: „Was machst du denn da?“ „Entschuldigung, ich dachte, du fühlst dich dann vielleicht besser. Mir hilft Körperwärme bei Alpträumen nämlich immer.“ Ein kleines Lächeln huschte über Dracos Gesicht und schlang die Arme um ihren warmen weichen Körper: „Du bist ein viel zu lieber kleiner Dummkopf. Ich danke dir.“ Wenige Minuten später waren sie eingeschlafen. Kapitel 5: Weihnachtsmorgen --------------------------- Weihnachtsmorgen Chiara erwachte, wie so oft, kurz vor Sonnenaufgang und wusste zunächst nicht, wo sie sich eigentlich befand. Doch dann spürte sie Dracos warmen Atem im Nacken und erinnerte sich wieder. Vorsichtig stand sie auf und verschwand im Badezimmer. Dort zog sie sich um und bevor sie ging, warf sie noch einen kurzen Blick auf den schlafenden Slytherin. Dann rannte sie so schnell sie konnte in den Gryffindorturm. Dort sprang sie unter die Dusche, zog sich etwas Frisches an und verstaute Dracos Weihnachtsgeschenk unauffällig in einer kleinen Tasche, die sie mit einem Ausdehnungszauber belegt hatte. Als sie unten am Weihnachtsbaum vorbeilief, steckte sie kurzerhand auch ihre eigenen Geschenke in den Beutel und schlich zurück zum Slytheringemeinschaftsraum. Da ihr inzwischen auch wieder eingefallen war, dass sie dank Draco das Passwort kannte, huschte sie schnurstracks hinein und fand Draco mit niedergeschlagener Miene in einem Sessel sitzend vor. Als er aufsah und sie erblickte, erhellte sein Ausdruck sich schlagartig, dennoch klang er äußerst vorwurfsvoll: „Wo warst du? Ich dachte ernsthaft, du hättest die Flucht ergriffen.“ „Ich habe dein Weihnachtsgeschenk geholt und dachte ich nehme meine gleich mit, dann können wir sie gemeinsam öffnen.“ Chiara trat vor ihn und nahm seine Hand: „Entschuldige, ich dachte ich sei zurück ehe du aufwachst. Ich hätte dir eine Nachricht dalassen sollen. Ich würde niemals einfach davonlaufen. Verzeihst du mir?“ Draco versuchte zwar ein ernstes Gesicht zu machen, doch seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Chiara konnte sogar den Schalk hinter seinen grauen Augen sitzen sehen, die sie eigenartig anblitzten. Bevor sie wusste, was geschah, lag sie plötzlich auf dem Boden und Draco kitzelte sie erbarmungslos durch, bis ihr vor Lachen die Tränen in den Augen standen. „Ich vergebe dir.“ Er saß über ihr und grinste sie breit an, während sie selbst nach Luft schnappte und erschöpft die Arme von sich gestreckt hatte. „Du bist ein Sadist, ich habe es gewusst.“ Sie erwiderte sein Grinsen aber und rang ihn anschließend mit einer geschickten Drehung zu Boden. Dann sprang sie schnell auf und zwei Schritte von ihm weg, ehe er sie wieder zufassen bekam. „Du spielst unfair“, beschwerte er sich und rappelte sich langsam auf. Chiara jedoch streckte ihm nur kurz die Zunge raus und räumte dann ihre Geschenke ordentlich neben seine. „Also, wer fängt an?“ Draco kam zu ihr und setzte sich neben sie auf das Sofa vor dem Baum, dann nahm er ein recht ungeschickt verpacktes Geschenk von ihrem Haufen und drückte es ihr in die Hand „Du. Das sieht interessant aus.“ Chiara schmunzelte: „Das wird von Ron sein, er hat zwei linke Hände, wenn es um Feinheiten geht.“ Chiara riss das Papier an einer Stelle auf und sofort viel der Rest einfach von dem kleinen Geschenk ab. Zum Vorschein kam eine weihnachtliche, aber herzförmige Schachtel mit Schokoladenpralinen, die zu ihren Lieblingssüßigkeiten gehörten. Draco rümpfte bereits die Nase: „Ein Herz? Sicher, dass es von Weasley ist?“ Chiara nahm den beigelegten Zettel heraus und las vor: „Es gab leider nur noch Herzen, lass es dir trotzdem schmecken. Frohe Weihnachten, Ron.“ Der Blonde zuckte mit den Schultern und Chiara zog ein Geschenk von seinem Stapel: „Hier. Es ist von…“, Sie drehte das Kärtchen um und verzog das Gesicht; „… Pansy.“ Sie reichte es ihm etwas lieblos und er grinste schief: „Eifersüchtig?“ „Sicher nicht! Mein Geschenk wird dir ohnehin besser gefallen.“ Sie saß mit verschränkten Armen da und warf dem grünen Geschenk mit silbernen Herzen darauf einen verächtlichen Blick zu. „Das sind große Töne, meine Liebe.“ Aber wahre Töne, denn er freute sich schon über ihre Anwesenheit mehr als über seine Weihnachtsgeschenke. Er öffnete Pansys Geschenk und zum Vorschein kam ebenfalls eine herzförmige Pralinenschachtel mit weißer und Vollmilchschokolade. Chiara reckte stolz ihr Kinn vor: „Sie weiß nicht, dass du Bitterschokolade bevorzugst, habe ich Recht?“ Draco rümpfte die Nase, er fand die Geste natürlich sehr nett und freute sich darüber, dass sie an ihn gedacht hatte, aber er hasste weiße Schokolade und jede einzelne dieser Kalorienbomben war damit geschmückt worden. „Also gut, du bist wieder dran.“ Nacheinander öffneten sie weitere Pakete. Von Mrs. Weasley bekam Chiara einen schönen blauen Schal, der zu ihrer Augenfarbe passte und ihre Initialen enthielt, von Harry eine außergewöhnliche Tinte, die ihre Farbe den Gefühlen des Schreibers anpasste, die er während des Schreibens hatte und von Hermine ein Buch über magische Lichtwesen. Schließlich hielt sie ein silbernes Armband mit einer blauen Perle in der Hand, das sie von Ginny bekommen hatte und Draco sah sie fragend an, als er ihren glücklichen Gesichtsausdruck bemerkte, während sie den beigelegten Brief ihrer Freundin las. „Worüber freust du dich denn so?“ Er blickte ihr über die Schulter und las mit. Frohe Weihnachten, liebe Chiara, Hermine und ich tragen ab heute die Gegenstücke zu deinem Armband, als Zeichen für unsere enge Freundschaft. Sie sind verzaubert und beginnen zu leuchten, wenn sie sich einem der anderen nähern. So können wir uns in dieser ungewissen Zeit nicht verlieren. Deine Ginny „Ein schönes Geschenk und sinnvoll.“ Dracos Kompliment überraschte Chiara, immerhin ging es gerade um eine Weasley. „Du lobst Ginny?“ „Hey, die Weasleys sind nicht meine besten Freunde, aber ich bemühe mich gerade objektiver zu werden. Sie ist doch deine beste Freundin, oder nicht? Außerdem kann ich auch einsehen, wenn jemand Grips und Herz beweist.“ Chiara schmunzelte glücklich und reichte Draco das Geschenk seiner Eltern. Von Crabbe, Goyle und Blaise hatte er hauptsächlich sinnvolle Dinge für den Unterricht erhalten, da er in diesen Angelegenheiten ja eigentlich recht pragmatisch war. Draco zögerte eine Weile, ehe er das Geschenkpapier langsam öffnete. Zum Vorschein kam ein Buch über schwarze Magie. Chiara sah ihn erschrocken an, aber in Draco begann es zu kochen. Sogar zu Weihnachten bekam er etwas, das nur seinem Auftrag diente. Nicht einmal eine Karte lag dabei. Alles, was an dem Papier hing, war ein Schild auf dem stand Frohe Weihnachten, Mom und Dad. Draco schmiss das dicke Buch wütend auf irgendeinen Sessel und vermied es Chiara anzusehen. Er wollte nicht wissen, wie es aussah, wenn sie ihn entsetzt oder verächtlich anschaute. „Möchtest du meines aufmachen?“ Er fuhr mit aufgerissenen Augen herum, als er die Sanftheit in ihrer Stimme hörte und konnte kaum glauben, dass sie ihn noch genauso ansah wie zuvor. „Ja, danke.“ Chiara reichte ihm ein kleines Päckchen, das er vorsichtig öffnete. Zum Vorschein kam ein schwarzes ledernes Armband mit einem Smaragd, der von Silberfäden umsponnen wurde. „Der Stein ist mit einem Zauber belegt. Mein Großvater hat ihn erschaffen und er zeigt dir immer den richtigen Weg, auch wenn du nicht weißt, wohin du überhaupt willst. Wenn du nicht weiterweißt, folge ihm einfach. Das Silber ist so darum gesponnen, dass, von Nord bis Nord-West, alle Himmelsrichtungen als Pfeil aufleuchten können.“ Draco strich ehrfürchtig über den tiefgrünen Stein: „Heißt das, es ist ein Erbstück deiner Familie? Das solltest du mir nicht schenken, Chiara.“ Sie nahm es ihm aus der Hand und band es ihm um sein linkes Handgelenk: „Ich möchte aber, dass du es trägst. Es soll dir helfen, bei was auch immer. Du sagtest, dass du es mir nicht erzählen kannst, darum kann ich auch nicht viel für dich tun, aber das schon. Pass gut darauf auf, ja?“ Draco fühlte sich vollkommen hin- und hergerissen und konnte nur langsam nicken, während er immer noch auf das Armband starrte. Chiara griff derweil nach dem Geschenk ihrer Eltern und öffnete es. Zum Vorschein kamen ein riesiger Beutel mit den unterschiedlichsten Plätzchen, ihr Lieblingskuchen und eine magisch geschützte rot-goldene Schmuckschatulle mit einem Löwen darauf, als Zeichen für Gryffindor. „Willst du frühstücken?“ Chiara hielt Draco Kekse und Kuchen vor die Nase und er lachte leise: „Wenn du deine letzten beiden Geschenke geöffnet hast. Dort steht noch eines von den Weasleys.“ Chiara schaute es sich an und als sie auf das Namenskärtchen blickte, zog sie Draco schnell ein paar Schritte zurück. „Also um das Geschenk müssen wir eine Sicherheitszone einrichten, es ist von den Zwillingen.“ Draco sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Würde die verrückten Weasley-Zwillinge nicht persönlich kennen, hätte er sie jetzt für verrückt erklärt. Sie rückten also alles ein Stück beiseite und ließen das Geschenk dann an die geräumte Stelle schweben. Mit ein paar geschickten Bewegungen ihres Zauberstabes öffnete Chiara es schließlich. Ein paar Sekunden lang geschah gar nichts, doch dann sausten plötzlich Schokoladenweihnachtsmänner auf fliegenden Besen heraus und schwirrten ihnen um die Köpfe, während sie umgedichtete Weihnachtslieder trällerten, dann flogen sie zurück in das Paket und blieben als einfache Süßigkeiten dort liegen. „Das war gerade ein kleines bischen gruselig, findest du nicht?“ Chiara drehte sich mit leicht geweiteten Augen zu Draco um und er nickte zustimmend: „Allerdings frage ich mich gerade eher, wie gruselig das dort wird.“ Er zeigte auf einen magischen Brief der nun aus dem Geschenk heraus auf sie zu schwebte und plötzlich die Stimmen der Zwillinge ertönten. Fred: „Fröhliche Weihnachten…“ George: „…allerliebste Chiara.“ Beide: „Wir hörten du hast ein heimliches Date?“ Fred: „Zum Schutze deiner lieblichen Unschuld schenken wir dir …“ George: „…eine ganz spezielle Auswahl zauberhafter Zauberscherzartikel,…“ Beide: „…die dir jeden Frosch vom Hals halten. Mit einem Weasley-Gruß an den armen Tropf, ein frohes Weihnachtsfest und treibt es nicht zu wild und fest!“ Chiara stand mit feuerrotem Kopf da und wünschte sich im Erdboden zu versinken, während Draco sichtlich Mühe hatte, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Er zitterte bereits am ganzen Leib und schließlich brach es einfach aus ihm heraus: „Ent-entschuldige bitte, aber das ist wirklich unglaublich komisch. Sag mal, haben sich alle Weasleys dazu verschworen, den großen Bruder für dich zu spielen?“ Chiara reckte stolz ihr Kinn nach vorne und stemmte die Hände in die Hüften: „Oh ja, und warte nur, was passiert, wenn sie eines Tages erfahren sollten, dass ich Weihnachten mit dir zusammen war.“ Draco verschluckte sich und wurde schlagartig kreidebleich. Sie würden ihm Streiche spielen bis er deshalb Tod umfiel. Nun kicherte Chiara belustigt und stellte das nun entschärfte Geschenk neben die anderen. Anschließend drehte sie sich mit fliegendem Rock zu ihm um: „Tja, das war’s. Wollen wir frühstücken?“ Draco zog sie zurück aufs Sofa und zog ein letztes winziges Geschenk aus seiner Hosentasche: „Noch nicht ganz. Frohe Weihnachten und auf einen neuen Versuch.“ Chiara nach das kleine Geschenk schüchtern und vorsichtig entgegen und öffnete es nur sehr langsam. Als sie das Papier entfernt hatte, blickte sie auf eine kleine Schmuckschachtel aus blauem Samt. Mit klopfendem Herzen öffnete sie es und ihre Augen weiteten sich erstaunt. Im Inneren lag ein zierlicher Silberring auf Seide gebettet, der einen feingeschliffenen Smaragd in Form einer anmutigen Katze umfasste. Im Inneren standen in verschnörkelten Buchstaben ihrer beider Initialen, vollständig. „Um Himmels Willen, Draco. Der ist wundervoll! Ich danke dir!“ Sie fiel ihm überglücklich um den Hals und warf ihn dabei versehentlich vom Sofa, weshalb beide etwas unsanft aber lachend vor dem Weihnachtsbaum landeten. Chiara, die auf dem Blonden gelandet war, setzte sich auf und betrachtete mit strahlenden Augen den kleinen Ring und streifte ihn endlich über ihren Finger. Er saß perfekt und schimmerte leicht im Kaminfeuer. Vollkommen vertieft in die rötliche Reflektion, vergaß sie ganz und gar, dass sie immer noch auf Dracos Bauch saß, bis dieser sich schließlich mit einem Räuspern bemerkbar machte: „Es freut mich wirklich, dass dir der Ring so sehr gefällt, aber würdest du mich wieder aufstehen lassen?“ „Ähm… sicher.“ Sie rutschte mit hochrotem Kopf neben ihn und blickte zu Boden, sodass ihre Haare vor ihr Gesicht fielen und sie hoffte, dass die Röte darin unbemerkt blieb. „Er passt zu deiner Halskette. Ich dachte, für eine zweite Chance, sollte es auch ein zweites Versprechen geben.“ Meine Güte, das klang ja als machte er ihr eine Liebeserklärung. Draco seufzte innerlich und erhob sich. „Lass uns Kuchen frühstücken. Deine Mom war schon damals eine unheimlich gute Bäckerin.“ Chiara lächelte scheu und gemeinsam aßen sie auf das Sofa gekuschelt und vor dem knisternden Kamin Stück für Stück vom Schokoladentrüffelkuchen. Kapitel 6: Chaos im neuen Jahr ------------------------------ Chaos im neuen Jahr Die nächsten Tage bis zum neuen Jahr und der Rückkehr der anderen Schüler verbrachten Draco und Chiara stets zusammen. Die Mahlzeiten waren die einzige Zeit, in der sie getrennt waren. Sie lernten gemeinsam in der Bibliothek, unterhielten sich, unternahmen Ausflüge nach Hogsmeade und Chiara las ihm jeden Abend aus Grimms Märchen vor. Doch letztlich gingen die Ferien vorbei und obwohl es zwischen ihnen wieder so war, als wären sie niemals voneinander getrennt gewesen, mussten sie sich voneinander verabschieden, als der Hogwartsexpress eintraf. Chiara stand am Gleis und empfing ihre Freunde, doch die Freude sie wiederzusehen, wurde von der Leere überschattet, die sich plötzlich wieder in ihrem Herzen ausbreitete. Die ersten Schultage vergingen wie in den Jahren zuvor. Sie sah Draco nur flüchtig im Unterricht, wo sie jeweils am gänzlich anderen Ende des Klassenraumes saßen und nur selten einen flüchtigen Blick wechseln konnten. Chiara wurde zunehmend schlecht gelaunt und an einem ganz besonders schlechten Tag, war es Lavender Brown, die das auch zu spüren bekam. Chiara unterhielt sich gerade mit Ron und wollte ihm die letzte Praline anbieten, die sie aus seinem Weihnachtsgeschenk übrighatte, als Lavender quietschend dazwischen sprang, die Praline zu Boden fiel und Chiara unsanft gegen die Wand gestoßen wurde. „Oh mein Won-Won, da bist du ja.“ Lavender drückte dem überrumpelten Ron sofort ihre Lippen auf und Chiara riss endgültig der Geduldsfaden. Sie griff in das Haar des Mädchens und zog sie daran zurück: „Hast du den Verstand verloren? Hör auf wie eine Sirene zu quietschen und Ron deine Zunge in den Hals zu stecken, wenn sich andere mit ihm unterhalten! Es nervt!“ Lavender ließ sich das natürlich nicht gefallen: „Oh, du bist doch nur eifersüchtig, weil du meinen Won-Won für dich haben willst! Aber er liebt mich und du kannst dir deine Möchtegern-Liebesschokolade sonstwo hinschmieren!“ Sie zertrat das Stück teurer Schokolade im Dreck und Chiara biss wütend und verletzt die Zähne zusammen, während sie zischte: „Das war ein Weihnachtsgeschenk deines Freundes, du Hohlbirne!“ Sie drückte der Gryffindor die leere Schachtel in die Hand und stolzierte mit einem vernichtenden Blick in Rons Richtung, der kein Wort dazu gesagt hatte, davon. Sie konnte nur noch hören, wie Lavender ihn hysterisch danach ausfragte, wieso er seiner Freundin eine herzförmige Pralinenschachtel geschenkt hatte. Chiara wusste, was mit ihr los war, sie weigerte sich nur noch, es zu akzeptieren. Dass sie so sehr unter Dracos Abwesenheit litt, lag nicht mehr nur an einer tiefen Freundschaft. Nein. Sie hatte sich in den Slytherin verliebt und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte die gerade wiederbelebte Freundschaft unter keinen Umständen gefährden und sie durfte auch Draco selbst nicht gefährden, weshalb auch immer es so wichtig war, dass niemand von ihrer Verbindung wusste. Sie glaubte inzwischen nämlich nicht mehr daran, dass es nur um seinen Stolz ging oder den Streit zwischen Gryffindor und Slytherin. Nicht einmal um die Rivalität zwischen ihm und Harry. Chiara eilte um die nächste Ecke, damit niemand bemerkte, dass ihr langsam die Tränen über die Wangen liefen, doch kaum war sie abgebogen wurde sie ruckartig in einen leeren Klassenraum gezogen und dort in zwei starke Arme. „Sscchht, ganz ruhig.“ Dracos leise Stimme beruhigte Chiara sofort und sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals, während sie ihre Tränen einfach fließen ließ. „Was ist passiert?“ Er strich ihr tröstend durchs Haar und hob anschließend ihr Kinn an, damit sie ihm in die Augen sah. Behutsam wischte er die letzten Tränen von ihren Wangen und sie lächelte leicht. „Ich weiß nicht. Du fehlst mir, der ganze Tag ist schrecklich und dann bin ich einfach geplatzt, als auch noch Lavender aufgetaucht ist. Ich habe ihr fast die Haare ausgerissen so wütend war ich und Ron stand nur verdattert da, während seine furchtbare Freundin die letzte seiner Pralinen im Schmutz zertreten hat. Ich wollte sie ihm eigentlich geben, als Dankeschön. Das ist entsetzlich kindisch, oder?“ Draco verspürte den Drang Lavender Brown eine Reihe von Flüchen auf den Hals zu hetzen, die einer schlimmer waren als der andere. Da die Unterrichtszeit vorbei war, blieben die beiden eine Weile in dem verlassenen Klassenzimmer sitzen und Chiara sog alles in sich auf, was sie in der kurzen Zeit von Draco bekommen konnte. Und die Zeit war wirklich kurz, denn es dauerte nicht allzu lang, bis sie die Stimmen von Hermine und Harry im Flur vernehmen konnten. „Sie muss hier irgendwo sein. Das Armband leuchtet immer heller.“ Chiara sprang hastig auf, schob Draco in eine Ecke neben der Tür, so dass er beim Öffnen von ihr verborgen wurde, und gab sich ihren Freunden zu erkennen. „Chiara. Wir haben uns Sorgen gemacht. Ron sagte du wärst furchtbar wütend davongestürmt.“ Die Hexe zog sie in die Arme und drückte sie: „Ist wieder alles in Ordnung?“ „Ronald ist ein Idiot“, war Chiaras einzige Antwort. Sie warf Draco noch einen kurzen Blick zu und er hob zum Abschied kurz die Hand, dann wurde Chiara zum Abendessen geführt. Während sie in den Nächten unten in den Kerkern geschlafen hatte wie ein Baby, verbrachte Chiara nun wieder eine schlaflose Nacht hinter der anderen und ihre Aufmerksamkeit litt sehr darunter. Und so kam es schließlich, wie es irgendwann kommen musste. Sie gingen gerade gemeinsam mit den Slytherins zur nächsten Unterrichtsstunde, als Pansy ihr mit Hilfe eines kleinen Zaubers mitten auf der Treppe ein Bein stellte. Da Chiara als letzte ging, gab es hinter ihr niemanden, der sie hätte auffangen können und sie kniff bereits die Augen zusammen, während sie den schmerzhaften Aufprall erwartete. Doch der blieb aus. Stattdessen schwebte sie ein Stück über dem Erdboden und wurde vorsichtig abgesetzt. Alle Anwesenden drehten sich zu ihrem Retter um, der niemand anderes war als Draco, der reflexartig auf ihren Sturz reagiert hatte, ohne weiter darüber nachzudenken. Allerdings war sein Zorn auf die Slytherin neben ihm in diesem Augenblick so groß, dass ihn seine Mitschüler gar nicht interessierten. „Bist du verrückt geworden? Wolltest du sie vielleicht umbringen?“ Pansy zuckte unter seiner donnernden Stimme zusammen: „A-aber Draco, sie ist doch nur eine Blutsverräterin und eine Gryffindor.“ Draco platzte förmlich und hätte Chiara nicht plötzlich an seinem Arm gehangen, hätte er Pansy vermutlich sogar eine kräftige Ohrfeige verpasst. „Draco, nicht!“ Draco sah ihr einen Moment lang in die Augen, der ihm wie eine Ewigkeit erschien und ließ seine Hand schließlich wieder sinken. Um sie herum war es totenstill. Es war letztlich wieder Pansy, die die Stille brach. „Was hat das bitte zu bedeuten, Draco?“ Chiara sah wie Furcht in Dracos Augen trat und reagierte schnell: „Gar nichts. Sieh es als Dank für meine Rettung an, Malfoy. Du hättest es doch bereut, deine kleine Freundin wegen einer Gryffindor zu schlagen. Dass du deshalb zu heulen anfängst kann ja keiner riskieren.“ Chiara trat von ihm zurück und auch er trug wieder eine gefühllose Maske. Draco wandte sich wieder zu Pansy um und zischte immer noch wütend: „Ich habe dir gerade den Arsch gerettet, das ist los! Oder wolltest du wegen Mordes nach Askaban? Das hätte verdammt schiefgehen können.“ Er drängte sich an den anderen vorbei und nachdem er sie böse angefunkelt hatte: „Wo bleibt ihr denn? Wir haben Unterricht“, setzten sich alle wieder in Bewegung. Harry zerrte Chiara neben sich: „Verdammt, was war denn da eben los?“ Hermine sah sie auch verwirrt an: „Ja, Malfoy hat dir gerade geholfen.“ Chiara schluckte schwer: „Nein, er hat Pansy geholfen.“ Dann ging sie schneller weiter und suchte sich im Klassenraum einen Platz neben Neville. Während der gesamten Verwandlungsstunde spürte sie die Blicke der anderen im Rücken oder sie drehten sich heimlich nach ihr um. Der dadurch entstehende Stress und die vielen schlaflosen Nächte führten schließlich dazu, dass Chiara nach der ersten Hälfte des Unterrichts bewusstlos vom Stuhl kippte. Schweren Herzens blieb Draco diesmal sitzen, bis Professor McGonnagal ihn plötzlich aufforderte, Chiara zusammen mit Neville in den Krankenflügel zu bringen. Als sie dort ankamen und Madam Pomfrey sie sich ansah, winkte sie die beiden zu sich. „Einer von Ihnen sollte hier bleiben und auf sie achten. Ich habe immer noch schrecklich viel zu tun und sie wird sich besser fühlen, wenn jemand bei ihr ist, wenn sie wieder zu sich kommt.“ Neville sah ängstlich zu Draco hinüber, der ihn böse anfunkelte: „Deine Noten sind wohl gefährdeter als meine, Longbottom. Zisch ab.“ Er beugte sich dann noch etwas zu ihm hinunter: „Und wehe du verlierst darüber auch nur ein Wort.“ Neville nickte heftig und ergriff augenblicklich die Flucht. Draco zog die Vorhänge um das Bett zu und setzte sich auf einen Stuhl daneben. Er strich Chiara liebevoll ihre langen gewellten Haare aus dem Gesicht, die im schummrigen Sonnenlicht, das durch die Fenster drang, wie dunkle Schokolade schimmerten. „Was machst du nur wieder für Sachen, du kleiner Dummkopf?“ Er saß da und sah sie einfach nur an, bis sie nach einer halben Stunde endlich wieder die Augen aufschlug. Sofort sprang Draco auf und holte Madam Pomfrey, die sich das Mädchen nun noch einmal ansah. „Ist Ihnen das schon öfter passiert, Miss Dante?“ „Nein, das ist das erste Mal, aber ich schlafe derzeit sehr schlecht, womöglich liegt es ja daran.“ Chiara setzte sich vorsichtig auf und hielt sich den Kopf. „Au, mein Schädel brummt.“ „Du bist damit etwas unsanft auf den Boden gefallen.“ Draco strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und lächelte sie sanft an. „Also eine Gehirnerschütterung scheinen Sie nicht zu haben, aber ich werde Ihnen einen Schlaftrank mitgeben, damit sie den versäumten Schlaf nachholen können und nicht noch einmal zusammenbrechen. Für heute kriegen sie einen Stärkungstrank, der den bisherigen Schlafmangel ausgleicht.“ Chiara öffnete mit zusammengekniffenen Augen den Mund, als die Krankenschwester ihr einen Löffel voll ekelerregendem grünem Zeug in den Mund schob. „Vielen Dank, Madam Pomfrey.“ Als sie wieder alleine waren, griff Draco die Hand der Braunhaarigen und sah sie besorgt an: „Wieso schläfst du nicht? Über die Weihnachtstage war doch noch alles in Ordnung.“ Chiara sah aus dem Fenster: „Ich habe früher schon Nächte verbracht, in denen ich kaum schlafen konnte. Ich denke zu viel nach, fürchte ich.“ „Worüber?“ Chiara drehte ihren Kopf weg, doch Draco zwang sie mit sanfter Gewalt ihn anzusehen: „Chiara, ich mache mir Sorgen um dich, bitte erzähl mir, was dich bedrückt.“ Chiara schlug die Lider nieder und errötete ein wenig: „Du fehlst mir. Ich komme ja sogar als Katze nur selten dazu, dich zu besuchen. Ich habe es früher schon schlecht verkraftet so lange von dir getrennt sein, das weißt du doch. Während du mich auf Distanz gehalten hast, war das in Ordnung, aber…“ Draco fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und seufzte laut: „Du machst Sachen. Schön, dann müssen wir halt einfach einen Weg finden, uns öfter zu sehen.“ Während die beiden darüber nachdachten, welche Möglichkeiten sie hatten, vergaßen sie die Zeit und bemerkten daher auch nicht, dass Harry, Hermine und Ron inzwischen Schulschluss hatten und auf dem Weg zu Chiara waren, um sie aus dem Krankenflügel abzuholen. Neville war alleine zurückgekehrt, weshalb sie schon ahnten, dass Malfoy dazu verdonnert worden war, auf ihre Freundin zu achten und gedachten sie schnellstmöglich von seiner Gesellschaft zu befreien. Als sie im Krankenflügel eintrafen, hatten Draco und Chiara sich dafür entschieden, dass sie ihm Nachhilfe in Pflege magischer Geschöpfe geben würde, denn die konnte ihm tatsächlich nicht schaden. Harry zog die anderen Beiden wieder um die Ecke zurück, sobald er Draco und Chiara zusammen erspäht hatte. „Was soll denn das?“, schimpfte Ron leise. „Was? Sieh dir das doch mal an! Was treiben die zwei denn da?“ Harry lugte mit den zwei Gryffindors um die Ecke und Hermine schlug sich die Hand vor den Mund, als sie sah, wie Chiara von Draco umarmt wurde und dabei leicht errötete. „Bist du sicher, dass du lebend in deinen Gemeinschaftsraum zurückfindest, wenn ich dich jetzt alleine lasse?“ Dracos Stimme klang ungewöhnlich belustigt und Chiara zog beleidigt eine Augenbraue hoch: „Es geht mir bestens, ich schaffe es schon ein paar Flure und Treppen entlangzulaufen.“ Draco stand auf und stellte sich mit einem arroganten Grinsen auf den Lippen vor sie: „Beweise es!“ „Wie soll ich das denn tun?“ Er trat ein paar Schritte zurück und die drei noch immer unbemerkten Gryffindors verschwanden schnell wieder um die Ecke und schielten von dort auf einen Spiegel, den sie im Krankenflügel sehen konnten. Draco winkte Chiara zu sich: „Komm her, beweis mir, dass du wieder sicher auf deinen hübschen Beinen stehst oder du bleibst hier, bis dich Potter oder Granger abholt.“ Chiara schlug die Bettdecke zurück und stand auf, dann lief sie ganz normal auf den Slytherin zu, stolperte dabei aber ungeschickter Weise über ihre eigenen Füße und fiel wieder. Doch dieses Mal wurde sie rechtzeitig von Draco aufgefangen, der leise lachend einen Arm um sie schlang und sie damit an seine Brust drückte. „Das heißt wohl, du gehst zurück ins Bett, mein Kätzchen.“ Draco hatte sich so tief über sie gebeugt, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten und während er beobachtete, wie Chiara erneut eine leichte Röte in die Wangen stieg, breitete sich auf seinen Lippen ein selbstzufriedenes Grinsen aus. „Ich habe aber keine Lust hier alleine herumzusitzen und schlafen kann ich schließlich auch nicht“, murmelte sie leise und schlug ihre Lider erneut nach unten. Dracos Herz hämmerte kräftig gegen seine Rippen und für einen flüchtigen Moment blieb sein Blick an ihren Lippen hängen. Ihr warmer Atem, der eben noch die seinen gestreift hatte, fühlte sich äußerst angenehm an. Aber letztlich beherrschte der Slytherin sich, schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und richtete sich wieder auf, während er tief durchatmete. „Dann trage ich dich zum Gryffindorturm, aber nur wenn du mir versprichst, den Trank zu nehmen und direkt zu Bett zu gehen. Einer deiner Freunde kann etwas vom Abendessen mitbringen.“ Chiara verzog das Gesicht: „Draco! Ich bin kein hilfloses Kind! Ich kann in mein Zimmer laufen. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, von dir getragen zu werden, verstehe das bitte nicht falsch, aber wenn du zu besorgt wirst, dann fliegen wir auf. Ich will auf gar keinen Fall, dass du meinetwegen in Gefahr gerätst.“ Draco sah Chiara ernst an: „Es geht hier nicht darum, dass ich mich übertrieben sorge. Du hast die letzten fünf Jahre schließlich auch sehr gut allein überstanden und ich will vermutlich gar nicht wissen, in wie viele Gefahren du mit Potter gestolpert bist, von denen ich noch gar nichts erfahren habe. Chiara, deine Gesundheit ist gefährdet und Pansy hat heute versucht dir ernsthaft zu schaden. Das hat nichts mehr mit einem Häuserstreit zu tun.“ Chiara wurde etwas lauter: „Natürlich nicht, sie ist eifersüchtig und wir wissen beide, dass es dabei um dich geht. Sie ist clever, sie hat schon lange gemerkt, dass du zu mir nicht so boshaft bist wie zu anderen. Sie weiß halt nur nicht warum. Aber… danke, dass du mich heute beschützt hast.“ Draco schmunzelte leicht: „Das habe ich dir vor langer Zeit doch versprochen und ich werde dieses Versprechen auch nie wieder brechen, das schwöre ich dir.“ Nun schenkte sie ihm wieder ihr wärmstes Lächeln und er fragte sie neckend: „Bist du vielleicht auch eifersüchtig?“ „Quatsch! Ich fühle mich doch nicht von einer verwöhnten Göre bedroht, die nicht einmal weiß, was deine Lieblingsschokolade ist.“ Chiara wandte ihren hochroten Kopf wieder zur Seite und spürte wie Draco ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn hauchte. „Keine Angst, du bist unersetzlich. Keine kennt mich so gut wie du, du wirst immer meine beste Freundin sein.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte kurz, ihr war plötzlich nur noch zum Heulen zumute. Sie wollte nicht nur seine beste Freundin sein. „Ich lasse dich also alleine gehen, aber wehe du hast morgen auch nur einen blauen Fleck und pass auf dich auf. Pansy ist hartnäckig und wird sich nicht von meinem Verbot, dich anzurühren, beeindrucken lassen.“ Chiara nickte erneut: „Gut, ich passe auf, versprochen. Ich werde einfach nicht alleine herumstreifen.“ Sie nahm ihre Schultasche und drückte Draco einen kleinen Kuss auf die Wange: „Gib bitte ebenfalls auf dich Acht.“ Draco nickte und Chiara verließ den Krankenflügel. Hermine belegte sich, Harry und Ron schnell mit einem Tarnzauber und gemeinsam sahen sie ihrer Freundin sprachlos hinterher. Unglücklicherweise folgte Draco der Gryffindor kurz danach und blieb direkt neben den drei Freunden stehen, während er Chiara nachschaute, bis sie verschwunden war. Schließlich wandte er sich mit einem schweren Seufzen um und ging in die andere Richtung davon: „Draco, du Idiot, was tust du da eigentlich?“ Als sie alleine waren, löste Hermine den Zauber wieder auf und eine Weile standen die drei Freunde schweigend da, während sie das, was sie erfahren hatten zu verarbeiten versuchten. „Ich fasse es nicht! Wir haben ihr doch vertraut, wie kann sie sich mit Malfoy verbünden?“ Harry war schier außer sich vor Wut. Ron stimmte ihm zu, nur Hermine sah die Angelegenheit von mehreren Seiten: „Hört auf mit Unsinn! Habt ihr nicht zugehört? Er hat gesagt, dass er ihr schon vor langer Zeit etwas versprochen hätte, das er dann aber nicht gehalten hat. Das muss noch vor Hogwarts gewesen sein. Draco hat sie als seine beste Freundin bezeichnet, aber jahrelang kaum ein Wort mit ihr gewechselt. Das ist doch komisch.“ Ron verzog spöttisch das Gesicht: „Ja, sie hat uns verarscht.“ Hermine schrie ihn an: „Du hast doch von gar nichts eine Ahnung, Ronald Weasley! Wieso sollte sie dann jahrelang ihr Leben für uns riskieren? Sie hat Harry schließlich nicht erst einmal gerettet! Und Malfoy hat sich gerade ganz anders verhalten, als wir ihn kennen! Seid ihr eigentlich blind? Ihr seid doch völlig verbohrt vor Hass auf ihn, dass euch das egal ist! Chiara ist unglücklich in ihn verliebt, ihr Deppen! Sie hat fast geweint, als er sie seine beste Freundin für immer genannt hat! Das da drinnen war der Malfoy, den Chiara kennt, offensichtlich seit Jahren. Wie würdet ihr euch denn da verhalten?“ Die Jungs schwiegen beschämt, sie wussten, dass Hermine Recht hatte, ihr Stolz stand ihnen nur im Weg. Schließlich sah Harry es aber ein: „Vermutlich stimmt es. Er hat Pansy heute fast geschlagen, als sie Chiara ernsthaft gefährdet hat. Er muss solche Angst um sie gehabt haben, dass er uns völlig vergessen hat und seine Maske für einen Moment fallen ließ.“ Ron ergänzte: „Ja und darum hat Chiara ihn gedeckt. Draco hat irgendwelche Schwierigkeiten, er verhält sich dieses Jahr ja ohnehin irgendwie komisch.“ Sie liefen langsam in Richtung Gryffindorturm. „Wir sollten einfach mit ihr reden. Die arme Chiara scheint schon eine ganze Weile unter den Problemen zwischen uns und Draco zu leiden.“ Hermine war ernsthaft besorgt und Harry und Ron versuchten jedenfalls Verständnis für ihre Freundin aufzubringen. Kapitel 7: Dracos Geheimnis --------------------------- Dracos Geheimnis Chiara hielt ihr Versprechen und ging direkt in ihren Schlafsaal und dort ins Bett. Doch weigerte sie sich den Schlaftrank zu nehmen, bis sie feststellte, dass sie ohne wieder nicht schlafen würde. Unerwiderte Liebe machte es einem nicht leicht, zur Ruhe zu kommen. Es war das erste Mal seit langem, dass sie wieder tief schlief. Doch sie wurde sehr früh morgens geweckt, es war fast noch Nacht. Hermine rüttelte heftig an ihr und schrie schon fast. Nach einigen Sekunden verstand Chiara auch wieso. Hermine sagte ihr, dass Ron im Krankenflügel lag, weil er vergiftet worden war. Chiara verzichtete darauf, sich umzuziehen und warf sich lediglich einen dünnen Morgenmantel über ihr kurzes Nachthemd und rannte mit Hermine und Ginny los. Im Krankenflügel angelangt, erfuhren sie schließlich, was genau vorgefallen war und Chiara drückte aufmunternd Harrys Hand, während Hermine und Ginny bei Ron saßen. Als schließlich Lavender auftauchte und Hermine beleidigte, wollte Chiara bereits einschreiten, als sie erfreut feststellte, dass Hermine ihr endlich ihre Meinung ins Gesicht sagte. Dass Ron letztlich auch noch wiederholt Hermines Namen murmelte, zauberte dann ein breites Grinsen der Freude und Erleichterung auf ihr Gesicht und sie konnte Ginny nur zustimmen: Das war höchste Zeit gewesen! Gemeinsam mit Harry und Ginny begab sie sich zurück in den Gryffindorgemeinschaftsraum und da der Schlaftrank immer noch sehr beruhigend auf sie wirkte, wollte Chiara die Gelegenheit nutzen und vor dem Unterricht noch eine Stunde schlafen, während sie anderen beiden unten blieben. Sie kam jedoch nicht sehr weit, denn sie hörte schon kurz nach Verlassen des Raumes, dass Harry über Draco sprach und lehnte sich zum Lauschen an die Wand. Sie wusste, dass das nicht ganz fair war, aber sie würden es leider nicht verstehen, wenn sie ihnen sagte, dass sie Draco sehr gern hatte und Zeit mit ihm verbrachte. „Ähm, Ginny, ich muss dich etwas fragen. Eigentlich wollten wir das zu dritt machen, aber Ron und Hermine… naja, das weißt du ja.“ Ginny setzte sich neben ihn aufs Sofa und sah ihn fragend an: „Worum geht es denn?“ Harry sah nervös auf seine Hände: „Um Chiara, weißt du, dass sie sich mit Malfoy trifft?“ Ginny sah ihn einen Augenblick lang an, als hätte er den Verstand verloren: „Wie kommst du denn auf so etwas? Das ist doch Unsinn! Wer verbreitet solche Gerüchte?“ Er versuchte sie zu beruhigen: „Ginny, wir haben es gestern selbst gesehen, im Krankenflügel. Malfoy war immer noch bei ihr, als wir sie abholen wollten und…“, er verzog das Gesicht ein wenig, „… er war nett. Also ich meine, so richtig nett. Er hat gelächelt und sie sogar Kätzchen genannt. Die zwei haben sich die halbe Zeit lang gedrückt und er sah besorgt aus, hat sie seine beste Freundin genannt und von einem Versprechen geredet, dass er ihr vor Jahren gegeben hätte. Es war verrückt.“ Ginny saß nur sprachlos da und starrte Harry geschockt an. Der atmete tief durch und räusperte sich kurz: „Das war noch nicht alles. Hermine ist davon überzeugt, dass Chiara in Malfoy verliebt ist.“ „Und was glaubst du?“ Ginny sah ihn gespannt an. Chiara war inzwischen an der Wand hinuntergerutscht und hatte sich die Hand vor den Mund geschlagen, um nicht vor Schreck laut aufzuschreien. Sie wussten es! Was sollte sie denn jetzt tun? Angespannt wartete sie auf Harrys Antwort. „Ich bin der Meinung, er spielt ihr etwas vor. Extrem gut, aber ich bleibe dabei, dass er ein Todesser ist. Ich nehme schon an, dass sie sich wirklich von früher her kennen und das nutzt er jetzt aus, um sie zu manipulieren. Malfoy ist einfach kein netter Kerl.“ „Harry Potter, du bist ein riesiger Mistkerl!“ Chiara platzte vor Wut, als sie seine Worte hörte und stand plötzlich vor den beiden Gryffindors. Ehe sie selbst es recht begriff, hatte sie Harry eine schallende Ohrfeige verpasst und sah ihn aus tränenverschleierten Augen an: „Du hast uns gesehen, du hast ihn gesehen und wagst es trotzdem das zu behaupten? Du hast keine Ahnung von dem, was du da sagst! Ich kenne Draco schon solange ich denken kann und werde dir jetzt ein kleines Geheimnis verraten. Er ist der einzige, der mich schon immer so akzeptiert hat wie ich bin, obwohl einer meiner besten Freunde sein Erzrivale ist!“ Ginny reagierte als erste und zog ihre zitternde Freundin eng in ihre Arme, um sie zu beruhigen. Harry erntete derweil einen bitterbösen Blick von ihr. „Willst du uns sagen, was los ist? Vielleicht verstehen wir es ja dann.“ Die junge Weasley strich ihr zärtlich übers Haar und nach einigem Überlegen, nickte Chiara schließlich. „Aber vorher spreche mit Draco. Ich werde ihn nicht hintergehen und ich habe auch nicht vor es zweimal zu erzählen, also warten wir auch auf Hermine und Ron.“ Harry und Ginny nickten und die Rothaarige umarmte Chiara vorsichtig: „Geh dich doch umziehen und dann frühstücken wir gleich gemeinsam in der Halle.“ Chiara erhob sich seufzend und ging in ihren Schlafsaal, um Ginnys Vorschlag zu folgen und als ihre Uniform angezogen hatte, begaben sie sich gemeinsam in die Große Halle, wo Hermine und Ron bereits auf sie warteten. Über Ron schneite es wiederholt, bis Hermine ihn darauf hinwies. „Ich verstehe das nicht, Lavender scheint mich richtig zu hassen.“ Ron warf einen beunruhigten Blick zu seiner Ex-Freundin hinüber und die anderen drehten sich ebenfalls kurz um. Chiara zuckte dann aber nur gleichgültig mit den Schultern: „Soll sie doch. Du willst mir doch nicht sagen, es würde dir leid tun, dass ihr getrennt seid, oder?“ „Nein, aber ich erinnere mich nur verschwommen daran, wie ich mit ihr Schluss gemacht habe, ich meine …“, er sah kurz zu Hermine, „… ich war doch sicher total neben mir oder? Ich habe doch Schwachsinn geredet.“ Chiara verpasste ihm einen Tritt und Hermine wandte ihren Blick traurig ab. „Hey Harry, da ist Katie Bel.“ Ginny stieß ihn mit dem Ellenbogen an. Der stand daraufhin sofort auf und ging zu ihr. Chiara beobachtete das Gespräch eine Weile, bis Harry sich umdrehte und sie seinem Blick bis zu Draco folgte, der plötzlich wieder hinaus lief und Harry direkt hinterher. „Harry, warte!“ Bevor ihre Freunde etwas dagegen tun konnten, rannte sie den Jungen nach, doch sie verlor sie für kurze Zeit, bis sie ihre Stimmen aus Myrtes Toilette kommen hörte. „Du hast Katie verhext, nicht wahr?“, schrie Harry und kurz darauf flogen die Flüche durch den Raum. Als Chiara endlich an der Tür ankam, rief Harry: „Sectum Sempra!“, und es wurde still. Nur ein leises Kammern war von Draco zu hören und dann Chiaras Schrei. Sie rannte zu dem Slytherin hin und kurz nach ihr stürmte auch Professor Severus in den zerstörten Raum und begann Draco zu heilen. Chiara und Harry schmiss hinaus. Chiara brauchte länger als ihr Freund, um sich von Draco zu lösen und ging erst, als sie sicher war, dass der Junge, den sie liebte, auch überleben würde. Harry hatte den Gemeinschaftsraum schon erreicht und beichtete seinen Freunden, was passiert war, als sie hinzukam und ihm zu allererst eine Ohrfeige verpasste, die es im gesamten Raum still werden ließ. „Du hättest ihn fast umgebracht! Hör endlich auf euch ständig in Kämpfe zu verwickeln!“ Harry schrie zurück: „Draco hat Katie verhext und er ist ein Todesser!“ „Kannst du das beweisen? Und nehmen wir mal an, es ist so, bist du hetzt besser als er? Du hast einfach irgendwelche Flüche um dich geschleudert und wärst jetzt ein Mörder, wenn Snape nicht eingegriffen hätte! Du bist ja wirklich die reine Unschuld, Harry Potter.“ Mit diesen Worten verließ sie die Gryffindors wieder, die ihr nur erschrocken nachstarrten. Sie konnte nur noch hören wie Hermine Harry sagte: „Sie hat gar nicht so unrecht. Das Buch muss weg, Harry.“ Chiara eilte direkt in den Krankenflügel, wo sie neben Draco auch seinen Hauslehrer vorfand. „Professor, wie geht es Draco?“ „Wieso interessiert es Sie, wie es Mister Malfoy geht? Soweit ich erkennen konnte, waren Sie doch an Potters Seite, als er meinen Schüler angriff.“ Snape stand mit verschränkten Armen vor ihr und versperrte ihr die Sicht auf Draco, doch der war zum Glück gerade zu sich gekommen: „Ich will sie sehen, Professor.“ Snape schien zunächst sehr überrascht, aber dann ließ er sie allein. Chiara stürmte sogleich an Dracos Seite und fiel ihm weinend um den Hals: „Oh Gott, ich bin so froh, dass es dir gut geht. Wieso habt ihr das nur getan? Ich dachte es könnte ruhiger zwischen euch werden.“ „Er ist mir nach, dafür konnte ich nichts. Aber…“, er fuhr sich durchs Gesicht und raufte sich die Haare. „Scheiße, verdammt! Ich kann das nicht länger vor dir verheimlichen, ich halte das einfach nicht aus. Es tut mir leid, Chiara, so unendlich leid! Aber ich hatte keine Wahl!“ Ihm liefen plötzlich die Tränen übers Gesicht und Chiara zog ihn fest in ihre Arme. „Was tut dir leid?“ Natürlich hatte sie bereits eine Ahnung, aber sie wollte es genau wissen. „Chiara, ich flehe dich an, hasse mich nicht dafür! Harry hat Recht, ich habe Katie verhext und ich habe auch den Met vergiftet. Aber ich habe Weasley nie damit verletzen wollen!“ Chiara wurde stocksteif und sie krallte sich fest in sein Hemd, ihr Stimme zitterte: „Wieso?“ „Er hat gedroht meine Eltern und mich zu töten und alles was mir etwas bedeutet.“ „Wer?“ Draco löste sich von ihr und schob mit zittrigen Fingern seinen linken Ärmel hoch, er traute sich allerdings nicht Chiara ins Gesicht zu sehen. Kapitel 8: Die Entscheidung der Mafoys -------------------------------------- Die Entscheidung der Malfoys Nachdem feststand wann und wo das Gespräch mit Lucius und Narzissa Malfoy stattfinden sollte, verließen die fünf Schüler das Büro ihres Direktors wieder. Dumbledore hatte Harry deutlich gemacht, dass Draco von nun an zu ihnen gehörte und sie lernen mussten einander zu vertrauen. Das Gryffindortrio stand allerdings immer noch unter einer Art Schock, den Dracos Verhalten Chiara gegenüber bei ihnen ausgelöst hatte. Hermine fand ihre Stimme wie immer zuerst wieder und blieb mitten im Korridor stehen um den Slytherin anzusehen: „Heißt das, ihr seid jetzt ein Paar? Ich bräuchte nämlich wirklich mal eine Erklärung, die Ordnung in das da“, sie fuchtelte mit den Armen rum und deutete dabei auf Draco und Chiara, „bringt. Ich drehe sonst durch!“ Chiara sah unsicher zu Draco hoch, sie war sich noch nicht ganz sicher, ob er ihre Gefühle erwiderte oder nicht. Draco allerdings sah die Gryffindors an als kämen sie aus der Steinzeit: „Ich hoffe die Frage war nicht ernst gemeint, ihr habt doch Augen im Kopf oder? Ihr habt alles mit angehört und wer zum Teufel riskiert durch einen Verrat am Dunklen Lord sein eigenes Leben und das seiner Familie für ein Mädchen, wenn er es nicht liebt? Meine Güte, das ist doch reine Logik!“ Chiara errötete etwas und fragte scheu: „Du liebst mich?“ Dafür erntete sie allerdings einen äußerst zerknirschten Blick von ihrem Liebsten: „Willst du mich in den Wahnsinn treiben? Deshalb bin ich über dich hergefallen du kleiner Dummkopf! Ich liebe dich.“ Überglücklich hauchte sie ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen und sagte: „Ich liebe dich auch, Draco.“ Draco grinste daraufhin sein typisches arrogantes Grinsen: Ich weiß.“ „Was? Woher?“ Chiara fand es äußerst unfair, dass er es offenbar gemerkt hatte, sie aber nicht. Doch Draco ging einfach lachend weiter, während die anderen ihm nachrannten. „Draco!“ Chiaras gespielt aufgebrachte Stimme ließ ihn dann aber gnädig nach hinten sehen und sagen: „Du hast noch nie etwas vor mir verbergen können, Schatz, und das wirst auch niemals lernen.“ Die anderen mussten nun auch lachen und Chiara rief nur noch: „Wie unfair!“ Da nicht viel Zeit blieb traf Draco sich bereits am Nachmittag mit seinen Eltern im Verbotenen Wald. Einige Ordensmitglieder hatten sich in der Nähe versteckt, damit ihm und Chiara nichts geschehen konnte und die Malfoys nicht zu ihrem Lord zurückkehren konnten, wenn sie das Angebot ihres Sohnes abschlugen. Narzissa und Lucius standen ihrem Sohn gegenüber und sahen ihn verwundert an, besonders als sie Chiara erkannten schien ihnen ein gewaltiger Schreck durch die Glieder zu fahren. Lucius schrie seinen Sohn sogleich an: „Draco, was hat das hier zu bedeuten? Das Mädchen ist eine Blutsverräterin!“ Seine Frau versuchte ihn zu beruhigen: „Lucius bitte, beruhige dich. Hör ihn doch erst einmal an. Draco bitte, was ist hier los?“ Draco musterte seinen Vater mit zornigem Blick und sagte ihm klar und deutlich: „Dann bin ich ebenfalls ein Blutsverräter, Vater! Ich gehöre zu Chiara und ich werde nicht zurückkommen. Dumbledore ist über alles informiert. Er versteht meine Situation und hat uns Schutz angeboten. Das Angebot gilt auch für euch, wenn ihr bereit seid, gegen Voldemort zu kämpfen.“ Draco stellte fest, dass es einfacher war SEINEN Namen auszusprechen, als er gedacht hatte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass seine Sicht auf die Dinge sich in den letzten Wochen sehr verändert hatte. „Gegen ihn kämpfen? Draco, das ist Wahnsinn!“ Lucius verstand seinen Sohn nicht, seine Mutter offensichtlich aber schon. Sie trat ein Stück vor und blieb vor Chiara stehen: „Hast du meinen Draco wieder so stark gemacht, Chiara?“ „Hat sie.“ Draco sah zwar immer noch seinen Vater an, aber die Worte waren an seine Mutter gerichtet. Mit Tränen in den Augen fiel Narzissa der nun vollkommen überrumpelten Chiara um den Hals und drückte sie fest an sich: „Ich danke dir, oh, ich danke dir, mein Kind. Ich hatte solche Angst um ihn. Es ist wunderbar, wenn er jetzt sicherer ist.“ Chiara umarmte die Malfoy vorsichtig und lächelte Draco liebevoll zu, er verstand. Er wandte sich wieder an seinen Vater: „Weißt du, dass ich das hier deinetwegen tun musste? Er hat mich gezwungen. Mir sein Mal aufgedrückt, weil er dich, Mutter und mich sonst getötet hätte. Und nicht nur uns, nein, Chiara ebenfalls! Die Parkinsons müssen ihm gesagt haben, dass es ein Mädchen gibt, das mir wichtig ist. Eine Gryffindor. Es wurde mir jedenfalls vor kurzem so mitgeteilt.“ Chiara sah ihn überrascht an, davon hatte er ihr gar nichts erzählt, aber eigentlich war das inzwischen ja auch unwichtig. Narzissa sah ihren Mann flehend an: „Lucius, du hast seine Gunst längst verloren. Er benutzt deinen Sohn wie eine Marionette und zerstört ihn. Hasst du ihn denn gar nicht dafür?“ Nun schien endlich auch beim älteren Malfoy der Groschen zu fallen und er gab nach. Letztlich bedeutete ihm seine Familie doch mehr, als der Dunkle Lord und die Angst vor dessen Rache. Vor Erleichterung flossen Draco wieder einzelne Tränen über die Wangen und er drückte Chiara fest an sich: „Danke, danke, ich danke dir so sehr, dass mit mir gekommen bist.“ Selbst Lucius konnte nicht leugnen, dass sein Sohn wahrlich glücklich zu sein schien und er sagte: „Na immerhin ist sie reinblütig.“ Dann ging er voraus in Richtung Schloss und Narzissa lächelte die Kinder warm an: „Lasst ihm etwas Zeit, er kann seine Gefühle nicht besonders gut zeigen.“ Sie selbst dagegen schien Chiara nie wirklich aus ihrem Herzen ausgeschlossen zu haben und nahm sie mit offenen Armen als künftige Schwiegertochter an. Epilog: Epilog -------------- Epilog Danach ging alles sehr schnell. Die Malfoy wurden von den Ordensmitgliedern zu Dumbledore geführt, sie wurden mit Veritaserum befragt, schlossen sich dem Orden an und wurden vorübergehend im Grimauldplatz untergebracht, damit sie sicher und unter Beobachtung waren. Draco musste seine Rolle vorerst weiterspielen, denn sein Fehlen würde an dieser Stelle, im Gegensatz zu dem seiner Eltern, zu sehr auffallen und ihn aufgrund des bereits reparierten Verschwindekabinetts zu sehr gefährden. Dumbledore begab sich wie geplant mit Harry zu einem der Horkruxe, um ihn zu zerstören. Allerdings war er in die Pläne Dumbledores nicht eingeweiht, er wusste nur, dass Malfoy seine Rolle vorspielte und Draco hatte schwören müssen, ihm nichts über Snapes wahre Gründe für sein Handeln zu verraten. Nur mit Chiara durfte er die Last des Geheimnisses teilen. Nach Dumbledores Tod gingen die Malfoys zunächst kurzzeitig zu Voldemort zurück, um Snapes Tarnung nicht zu gefährden und weil Draco durch die Anwesenheit der anderen Todesser nicht einfach hätte verschwinden können. Wann Draco zu ihnen zurückkehren würde war ungewiss, da ein geeigneter Augenblick abgewartet werden musste, der sich nicht im Voraus bestimmen ließ. Es musste spontan geschehen. Was Chiara aber nicht wusste, war, dass den ersten direkten Angriff auf Harry nutzten, um unbemerkt den Schaden beim Orden klein zu halten und dann im Durcheinander zu verschwinden. „Draco, wie finden jetzt Chiara?“ Du sagtest das wäre kein Problem, aber ich frage mich wieso?“ Draco sah seinen Vater grinsend an und hielt seinen Arm hoch, an dem das Armband hing, das sie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Dann schloss er die Augen und dachte mit seinem ganzen Herzen nur noch an sie. Als er die Augen wieder öffnete leuchtete in dem filigranen Silbernetz, das den Stein überzog ein Pfeil auf. „Es funktioniert tatsächlich.“ Chiara saß derweil im Fuchsbau, Harry und der Orden waren inzwischen eingetroffen, die Verwundeten verarztet und die meisten schliefen. Bill und Fleur würden morgen schließlich heiraten. Chiara schlief nur sehr wenig und äußerst unruhig seit sie von Draco getrennt war und als sie vor dem Spiegel stand, gekleidet in ein silber-grünes Kleid, das sie passend zu ihrem Ring und ihrer Halskette ausgewählt hatte, kamen ihr wie so oft die Tränen. „Na na, nicht doch, mein Schatz. Hab Vertrauen, er wird zu dir zurückkehren, so wie er es versprochen hat.“ Ihre Mutter strich die Tränen aus ihrem Gesicht und schenkte ihr ein warmes Lächeln. Ihr Vater drückte ihr aufmunternd die Schulter: „Deine Mutter hat Recht, du hast doch auch nicht an ihm gezweifelt, als er dich ignoriert hat. Also tu es auch jetzt nicht.“ „Ich zweifle nicht an ihm, aber ich weiß, dass er einem skrupellosen Wahnsinnigen zu entkommen versucht.“ Chiara war verzweifelt, versuchte aber sich nichts davon anmerken zu lassen. Ginny und Hermine behielten sie immer im Auge und sogar die Zwillinge versuchten ihr Trost zu spenden anstatt Witze zu reißen. Kurz nach der Trauung setzte Chiara sich in eine der hintersten Ecken des Festzeltes und beobachtete die anderen Gäste. Dabei dachte sie immer wieder an Draco und sehnte sich entsetzlich nach ihm. „Ein so trauriges Gesicht steht dir überhaupt nicht, mein Engel.“ Zuerst glaubte Chiara sie halluzinierte, aber dann sprang sie Draco, der plötzlich vor ihr stand, mit einem Freudenschrei in die Arme und küsste sie mit einer Leidenschaft, die sie noch nie erlebt hatte. „Hey, friss sie nicht gleich auf, Draco.“ Ron stand nur unweit entfernt und grinste die zwei an und Harry zeigte sogar ehrliche Erleichterung darüber, dass die Malfoys unbeschadet zu ihnen gefunden haben. Er drückte Draco sogar kurz freundschaftlich. Hermine und Ginny dagegen ignorierten jeglichen Protest und zerdrückten ihn und Chiara nahezu. „Nein, ist das süß.“ Die Weasley-Zwillinge standen mit breitem Grinsen neben ihrem Bruder. Draco ignorierte die Kommentare um sie herum einfach, überhäufte Chiara mit weiteren küssen und flüsterte ihr all die „Ich liebe dich.“ ins Ohr, die er in den letzten Tagen nicht hatte sagen dürfen und sie erwiderte jedes einzelne davon. Als die Todesser kamen, flohen Harry, Hermine, Ron, Chiara und Draco gemeinsam, trennten sich aber später, um nach den Horkruxen zu suchen. Während der Schlacht um Hogwarts stand Draco stets an Chiaras Seite und half ihr den Verlust ihrer Freunde zu verkraften. Denn er selbst verspürte natürlich auch Trauer über ihren Tod, doch war seine Bindung zu ihnen, in der kurzen und äußerst turbulenten Zeit, bei weitem nicht so eng geworden wie die ihre es schon vorher gewesen war. Die Freundschaft zu Harry und den anderen blieb bestehen und wuchs über die Jahre weiter und obwohl sie selbst sich inzwischen gut verstanden, stellten Draco und Harry fest, dass ihre Söhne sich zwar nicht so leidenschaftlich bekriegten wie sie einst, aber dennoch ein gewisser Konkurrenzkampf zwischen ihnen herrschte, der einige abenteuerliche Erlebnisse mit sich brachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)