Unspoken von Aislynn (KaixTyson) ================================================================================ Kapitel 15: The Pain and Love of Past and Present ------------------------------------------------- Hallo~ zusammen! Da ich ab heute Abend für eine Woche mit meiner Familie im Urlaub in Spanien bin, hab ich mich etwas angestrengt und vor der Abreise noch schnell ein Kapitelchen fertig gekriegt =3 In den nächsten sieben Tagen und vielleicht den paar Tagen danach wird's also keine neuen Updates geben. Meinen Laptop nehm ich aber mit und hoffe mal, dass ich während der kleinen Erholzeit und zwischen all den Besichtigungen und Unternehmungen dennoch zum Schreiben komme und mit einem neuen Kapitel zurückkehre, damit's nicht zu lange dauert. Langsam habe ich mich auch endlich zum Kernstück der Geschichte vorgearbeitet, es dürfte bald also (hoffentlich) sehr spannend werden. Meine Musen freuen sich jedenfalls schon mal drauf *lach* Und nun, Fiction ab! Kapitel 15 The Pain and Love of Past and Present "Hier steckst du." Sich von der Küchenzeile Richtung Kücheneingang drehend, beobachtete Tyson, wie Kai über die Schwelle in den Raum trat. "Lässt mich einfach so alleine mit der Meute da draußen." Die rubinroten Seen musterten ihn undefinierbar, und der gebürtige Japaner schnaubte mild. "Ach komm, so schlimm ist's doch nun wirklich nicht. Es sind immerhin deine Freunde, Kai. Und sie sind alle nur deinetwegen hier, weil ihnen etwas an dir liegt." Während sein jüngerer Freund redete, war Kai mit ein paar schnellen Schritten bei Tyson angekommen, um bald darauf seine Hände auf den Hüften des Anderen abzulegen und jene süßen Lippen kurz mit den eigenen zu verschließen, was den Drachen erfolgreich zum Verstummen brachte. Sich wieder zurücklehnend, blickte der nunmehr Neunzehnjährige Tyson ziemlich amüsiert an. "Das weiß ich doch, und ich bin glücklich, dass so vielen Menschen was daran liegt, dass ich ein Jahr älter geworden bin. Aber ich bin einfach nicht der Typ für diese Art... Versammlungen." Diesmal war es an Tyson, belustigt zu grinsen. Arme erhoben, führte er sie in einem losen Ring um Kais Hals und zog den Phönix näher an sich. "Insbesondere, wenn du im Mittelpunkt solcher Versammlungen stehst, eh?" Es war eher sehr liebenswert, wie unbeholfen reserviert Kai wurde, sollte sich plötzlich die Aufmerksamkeit aller auf ihn richten, zumindest wenn es sich dabei um Menschen handelte, an denen ihm wirklich etwas lag. Dennoch hatte er sich vom Gästeempfang, Glückwünsch- und Geschenkeannehmen über die kleine aber feine Party bis zum mittlerweile anbrechenden Abend wacker geschlagen. Tyson schätzte, die Ersten würden in Kürze nach Hause aufbrechen und auch er selbst hatte eigentlich nicht wirklich was gegen. Kai war sicherlich, obwohl er es in seiner üblichen Manier nicht zeigte, noch müder als sein blauhaariger Freund, denn solcher Art Trubel war noch nie sein Ding gewesen. Doch ein paar Mal im Jahr könnte man sich der Herausforderung ja stellen. Im Moment kümmerte sich aber keiner der Beiden darum, dass das Haus voller Gäste war – die würden sich wohl ein paar Minuten zu beschäftigen wissen. Stattdessen stieß Tysons Kreuz leicht gegen die Kante der immer noch selbigen Küchenzeile, als Kai ihn sachte dagegen drückte. Die Arme des Phönix' fanden um die schön geformte Taille und seine Lippen wieder zu ihrem samtweichen Gegenpart. Mit einem wohligen Seufzen fielen Tysons Augen zu, ein tiefer, langer Kuss, einer von der Sorte, die ihn unglaublich rasant schwach machten. Die dieses unbeschreiblich angenehme Kribbeln bescherten, die seinen Verstand vernebelten, bei denen seine Knie weich wurden und er sich überaus bereitwillig stärker an Kai festhalten musste. Wenn ihre Zungen einander umspielten und geschmeidig gegeneinander rieben, unterdrückte er nur knapp ein wonniges Aufstöhnen. Er wusste nicht, wie lange sie dort so standen, in der sinnlichen Geste versunken, doch irgendwann flatterten seine Wimpern kaum einen Spalt auseinander, die Sicht war dadurch etwas verschwommen und so ganz von Kai eingefangen, fiel es schwer, sich überhaupt auf was anderes zu konzentrieren. Nichtsdestotrotz bemerkte er eine Silhouette im Türrahmen und riss im nächsten Moment abrupt die Augen weit auf. Der Kuss endete genauso abrupt, denn er lehnte sich aus diesem zurück und alarmierte damit auch Kai. Den Jüngeren reflexartig beruhigend näher an sich pressend, warf der Phönix einen Blick über die eigene Schulter. Achtsames Tiefrot traf auf verloren dreinblickendes Haselnussbraun und letztendlich schreckte auch die Gestalt im Türrahmen aus der Starre, in die sie verfallen zu sein schien. "Ich... Es... T-tut mir Leid. Ich wollte nur- Entschuldigt bitte." Sich auf die Unterlippe beißend, wandte Hilary den Blick alsbald zur Seite, ihre zierliche Hand leicht in den Stoff des eigenen Sommerrocks verkrallt. Kai schien gelassen, Tyson hingegen eher beunruhigt. Natürlich wussten alle heute Anwesenden über ihrer beider Beziehung Bescheid, trotzdem trugen sie es nie offen zu Schau und vor allem nicht vor Hilary. Diese Situation war... ungeschickt. Dann drehte sich das Mädchen auf dem Absatz um und war verschwunden, ihre fliehenden Schritte hallten Richtung Eingangbereich. "Ich rede mit ihr." "Nein, ich mach das schon." Das gesagt, entschlüpfte Tyson Kais Umarmung und folgte Hilary aus der Küche raus. Er wusste und verstand es genauso gut wie sein Teamleader. So blind und so dumm war er sicherlich nicht, und war er auch nicht gewesen. Er hatte gewusst, es würde irgendwann passieren, früher oder später würde es zur Sprache kommen. Er hatte nur nicht gewollt, dass es... so passieren würde. Er wollte Hilary nicht wehtun, hatte es nie gewollt, doch er hatte gewusst, dass es unvermeidbar war. Seit dem Tag, an dem er sich seiner Gefühle für Kai bewusst geworden war, hatte er es gewusst. Und der Fakt, dass er es sich ganz genau vorstellen konnte, wie sie sich gerade fühlen musste, tat ihm weh und tat ihm Leid. Aber... er konnte nicht viel daran ändern. Alles, was er tun konnte, war es zu... mildern. Lindern. Es irgendwie einfacher machen für sie... "Hil. Hil, warte, bitte." Sie schlüpfte gerade in ihre Schuhe, als er sie einholte in dem menschenleeren Eingangbereicht. Sie fuhr ob seiner Stimme ein wenig zusammen, schaute ihn jedoch nicht an, richtete sich wieder auf und langte nach ihrer Jeansjacke, die am Kleiderhaken hing. "Hilary, bitte. Warte kurz." Bat er noch mal und diesmal hielt sie inne, den Kopf gesenkt, ihre Jacke fest mit beiden Händen nahe ihrer Brust umklammert haltend. Tyson wusste nicht so recht, wie er anfangen oder was er überhaupt sagen sollte, doch sie nahm ihm diese Hürde ab, indem ihre gesenkte Stimme ein leises "Es tut mir Leid," in die Stille entließ. "Das muss es überhaupt nicht... Eher... mir tut's Leid." Seine Augen suchten den Kontakt zu ihren vergebens, zumindest bis ein weiterer Satz seinem Mund entstammte. "Ich weiß, was du... ich meine... für mich..." Ja. Er wusste es. Eine Weile schon. Ihre Hände umklammerten das Stück Kleidung fester und endlich sah sie auf, ein hilfloses, trügerisches Lächeln auf den Lippen. "Es ist okay, Tyson. Man kann die eigenen Gefühle nicht verbiegen..." Oder vergessen. Oder verdrängen. Oder ändern. Sie sollte es wissen. Sie hatte es versucht. So sehr versucht... "Ich... ich verstehe. Alles. Und ich wollte nicht... ich will euch Beiden nichts kaputt machen. Wenn du glücklich bist, dann..." War es okay... Es war okay. Solange er glücklich war... Auch wenn nicht mit ihr. Nicht mit ihr. Ein, zwei, drei weitere Schritte brachten Tyson näher zu Hilary. Seine Hand legte sich behutsam auf eine ihrer schmalen, angespannten Schultern, was alles im Inneren des jungen Mädchens zum Verkrampfen brachte. So nah... und doch so fern. Unerreichbar. "Es tut mir Leid..." Wiederholte er, obschon er begriff, dass es zwecklos war. Entschuldigungen konnten hier nicht helfen... Dennoch... Ihm selbst wurde es schwerer ums Herz, als sich über das dunkle Braun ihrer Iriden ein verräterisches Schimmern legte. "Hilary, wenn ich..." Mit dem nächsten zittrigen Atemzug presste sie sich an ihn. Ihre Jacke fiel zu Boden, stattdessen waren die feinen Finger nun in sein Shirt verkrallt, sie versteckte das Gesicht an seiner Brust. Sie wusste, es war hoffnungslos. Gleichwohl... für diesen Augenblick... nur für einen einzigen Augenblick... Anfänglich überrumpelt, reagierte Tyson etwas verspätet, aber führte schließlich seine Arme um den zierlichen Körper, der sich so verzweifelt an ihn schmiegte und drückte Hilary sachte an sich. Es war kein Mitleid, es war Anteilnahme. Mitgefühl, denn er fühlte in der Tat mit. Diesen akuten Schmerz konnte er sich zu gut ausmalen. Er hatte sechs Monate gewartet, gebangt, gehofft und am Ende war er mit dem Glück gesegnet worden, dass er mit Kai eine Chance bekommen hatte. Wie schlimm, wie quälend hätte es sich wohl angefühlt... wenn jemand anderes mit Kai zusammen wäre... direkt vor seinen Augen... Hilary wusste es. Wie schlimm es war. Wie quälend. Wie sehr es wehtat. Sie hasste Kai nicht dafür, dass Tyson mit ihm zusammen war. Sie verstand. Sie verstand es alles, dennoch schmerzte es davon nicht weniger. Vielleicht sogar noch mehr - auch Verstehen tat weh, weil es den leichten Weg aus der seelischen Agonie verbat, denn zu hassen war stets so viel einfacher, als zu verstehen... Jetzt, hier, in Tysons Armen, für diesen flüchtigen Moment einer Illusion, die wahrscheinlich nie wahr werden würde... Wünschte sie sich... so sehr... Tyson möge sie jeden Tag so halten. Zusammensein, zusammen lachen... ihn spüren, berühren, von ihm gehalten und geküsst zu werden... alles nur ein eingestürztes Luftschloss. Alles ein zerplatzter Traum. Er würde nie ihr gehören. Diese Umarmung war bittersüß... Ein Schlussstrich und gleichzeitig ein flüchtiger Blick auf das, was sie nie, nie haben können würde. Sie blickte auf in seine reuevollen Augen und lächelte ihn schwach an. "Bitte sei glücklich mit ihm..." Bitte sei das. Bitte. Denn sonst... "Ich werde schon... darüber hinwegkommen..." Tyson nickte und löste seinen Griff um sie, auch wenn er das Mädchen noch kurz an den Schultern festhielt. "Wir können doch weiter... Immer noch... Freunde bleiben. Du, ich und Kai... Oder?" Fragte er leise. Hoffnungsvoll. Hilary legte sanft ihre Hand auf eine von seinen. "Natürlich... Wir bleiben Freunde, Ty. Ich, du und... Kai." Eine konnte sie nicht halten. Ein kristallklarer, salziger Tropfen huschte ihre Wange runter. Seine Hand entzog sich ihrer, er ließ sie los und schaute zur Seite. Ihre Hand, bevor zurück zu ihrer Seite zu finden, wischte flüchtig diese eine Träne weg. Sie hob ihre Jacke vom Boden und drehte sich zur Tür um. "Ich... gehe dann. Mama kommt mich abholen..." Sie hatte ihre Mutter angerufen, ehe sie in die Küche gekommen war, auf der Suche nach Kai, um ihm Bescheid zu geben, dass sie ging... Sie hatte nicht gedacht, es alles würde so kommen... "Okay... Komm gut nach Hause." Sie drückte die Klinke runter, stieß die Tür auf und schritt nach draußen. Mit einem milden Klicken fiel das Stück Holz wieder ins Schloss. Einen Moment lang stand Tyson etwas unbeholfen und unschlüssig in der Gegend herum, was er fühlte, konnte er nicht genau sagen. Nur, dass es die Empfindung in all ihrer Gesetztheit ziemlich erdrückend war, spürte er recht gut. Ein Seufzen entwich der mit schweren Emotionen belasteten Brust des jungen Drachens und er machte sich auf den Weg zurück in die Küche. Dort angekommen, erblickte er den jungen Russen lässig gegen die eine Küchenzeile gelehnt, die starken Arme vor der Brust verkreuzt. Kais Augen beobachteten, wie Tyson im Türrahmen stehen blieb und sich mit der Schulter dagegen lehnte. Dann verengten sie sich leicht in einem bedächtigen, einfühlsamen Ausdruck. Von Dragoons Meister gab es daraufhin ein trauriges, verlorenes Lächeln. Kai streckte die Hand nach ihm aus und deutete ihm mit Wort und Geste, sich zu nähern. "Komm her zu mir." Eine Aufforderung, der Tyson bereitwillig nachkam und sich bald darauf in einer festen Umarmung zu finden. Mit einem erschlagenen, tiefen Ausatmen lehnte er die Stirn gegen Kais Schulter, spürte jene warmen, weichen Lippen an seiner Schläfe. "So schlimm?" Eine umsichtige Frage, und ein Aufseufzen seitens Tyson. "Ich hasse es, jemandem wehtun zu müssen." Flüsterte er bedrückt, seine Hände krallten sich sachte in den Stoff der Weste, die Kais Seiten bedeckte. "Was hat sie nur an mir gefunden..." Der Phönix schnaubte daraufhin amüsiert. "Verkauf dich nicht unter Wert, Dummkopf. Ich bin schließlich mit dir zusammen - und ich gebe mich nur mit dem Besten zufrieden." Ein geschickter Schachzug seinerseits, Tyson aufzuheitern war nicht allzu schwer, zumindest wenn man den richtigen Weg zu nehmen wusste. Tatsächlich lachte Tyson leise auf. "Wir sind auch gar nicht eingebildet, was?" Kai grinste und drückte einen Kuss gegen die seidigweiche Wange. "Beschwer dich nicht. Nimm dir lieber ein Beispiel an mir." Die Hände des jüngeren Bladers griffen nun das weiße Material des schicken Schals, das in der üblichen Manier an dem stattlichen Körper runter hing und zogen an dem Kleidungsstück, um den Kopf und somit auch die Lippen des Anderen näher zu sich zu bringen. "Ich glaube, diese Welt braucht wirklich keinen zweiten Kai." Feixte er dann und beobachtete mit Belustigung, wie die Augenbrauen des eben Erwähnten sich zusammenzogen. "Was soll das denn heißen, huh?" Erkundigte Kai sich mit gespielter, aber dennoch ziemlich glaubwürdiger Strenge in der Stimme. Tysons Belustigung wich einem zugetanen Funkeln in den rehbraunen Augen. "Das soll heißen, dass du einzigartig bist." Sprach er sanft und fügte genauso sanft noch ein Wort hinzu: "Dummkopf." Und damit fing er die suchterzeugenden Lippen seines Teamleaders mit den eigenen ein für einen langen, ausgiebigen Kuss – mit die beste Medizin für alle Art seelischer Unruhen. Kaum einige Minuten später jedoch, hallte ein neckischer Ausruf hinter Tysons Rücken. "Oi! Nehmt euch ein Zimmer, ihr Zwei!" gefolgt von einem entspannten Lachen. Max. Schlechtes Timing. Kai löste sich von seinem Freund und murmelte gegen dessen Lippen ein resigniertes: "Und jetzt hasse ich solche Versammlungen umso mehr." Nun war es der junge Drache, der grinste. "Willst du sie nun alle verjagen, die Tür abriegeln und in der Zukunft nie wieder Geburtstagsparties feiern?" Der Ältere schnalzte mit der Zunge. "Habe ich deine offizielle Erlaubnis dazu?" "Mhm..." Sich von Kai zu lösen beeilte sich der Blauhaarige nicht wirklich. "Was tuschelt ihr beiden da? Oder ist's Turteltaubisch und ich würd's eh nicht verstehen?" Tyson schnitt eine angesäuerte Grimasse. "Und den darfst du sogar mit einem Tritt hinausbefördern..." Das sagte er laut genug, damit auch Max es verstehen konnte, was dem Blondschopf lediglich noch ein Auflachen entlockte. So ganz traute Max dieser ganzen Beziehungssache zwischen seinem besten Freund und ihrem Teamkapitän immer noch nicht, doch wenn man die Zwei so zusammen sah... könnte man ihnen nur wünschen, dass ihr offensichtliches Glück anhielt. Wenn nicht für immer... dann solange wie möglich. Zwar schmiss Kai an diesem späten Abend niemandem mit einen Tritt hinaus, ein Zimmer nahmen er und Tyson sich nachdem alle gegangen waren dennoch. Kais Schlafzimmer, um genau zu sein, wo der gebürtige Japaner mit einem Ächzen rücklings aufs Bett fiel. Eine weitere Nacht, die er bei Kai verbringen würde. Sein Großvater hatte nichts dagegen gehabt, wieso sollte er auch, und das war all die Erlaubnis, die Tyson brauchte, denn der Hausbesitzer selbst hatte sicherlich ebenfalls keine Einwände. "Das gute an Feiern ist, dass man sich nach ihrem Ende und dem Aufräumen unglaublich erleichtert fühlt." Verkündete der kleine Wirbelwind dann, was Kai zum Schmunzeln brachte, als er sich neben Tyson seitlich auf die Matratze niederließ. "Das Meiste haben doch sowieso Ray und ich gemacht. Du hast nur so getan, als ob du helfen würdest." Tyson schielte zu ihm und steckte dem Geburtstagskind dann die Zunge raus. Es stimmte irgendwo schon, er hatte sich vor dem Großteil der kleinen Saubermachaktion gedrückt – sie hatten ja Ray gehabt. Zum Glück war der junge Tiger geblieben, um ihnen zu helfen, besonders das Geschirrspülen hatte man ihn gern übernehmen lassen. Dass nicht mal zehn Leute so eine Menge davon schmutzig machen konnten, war schon erstaunlich. Dafür sponserte Kai dem Schwarzhaarigen auch das Taxi nach Hause, Tysons Großvater hatte Kenny Heim gebracht und Mister Dickenson war die Mitfahrgelegenheit gewesen, die Max sicher nach Hause bringen würde. Und Hilary hatte sich ja abholen lassen... bei dem Gedanken an das braunhaarige Mädchen seufzte er niedergeschlagen auf, was Kai sofort seine Aufmerksamkeit auf dem jüngeren Blader konzentrieren ließ. In den letzten paar Tagen seit der Nacht, in der Tyson aufgelöst an seiner Türschwelle gestanden hatte, achtete er besonders sorgfältig auf dessen Stimmung. Zwar schien der energievolle Drache wieder ganz er selbst trotz dem Wissen über seine Familie, das er von seinem Großvater erworben hatte, dennoch hatte es ihm stark zugesetzt und ab und zu zeigte sich dies mehr oder minder deutlich in seinem Verhalten. Er rang immer noch damit, zu akzeptieren, dass seine Eltern und unter Umständen auch sein Bruder im Grunde genommen... gar nichts von ihm wissen wollten. Kai rutschte etwas näher zu dem Anderen und strich mit der Rückseite seines Zeigefingers die elegante Anhöhe des Wangenknochens entlang, um Tyson dazu zu verleiten, ihn anzusehen. "Alles in Ordnung?" Eine Frage, die der Blauhaarige seit jener Nacht etwas öfter hörte und jedes Mal wurde ihm wärmer ums Herz wegen der Tatsache, dass Kai sich sorgte. Um ihn. "Ja. Ich hab mich nur etwas gefragt, weißt du... Erst die Sache mit meinen Eltern... Jetzt Hilary..." Abermals entkam seiner Brust ein schwermütiges Aufseufzen. "Kai, warum tu ich allen Menschen um mich herum immer nur weh?" Der Phönix verengte ein wenig die Augen. "Das ist nicht wahr, Tyson. Nicht du hast deinen Eltern wehgetan, sondern sie dir." Das konnte Kai dem Jüngeren nur immer wieder vor die Augen führen und versuchen, es ihm klar zu machen, wobei er nicht glaubte, das Tyson es nicht verstand. Vielmehr hatte er einfach nur eine harte Zeit, zu akzeptieren, dass, obwohl seine Eltern sich wegen ihm getrennt hatten, er keine Schuld daran trug, denn irgendwo war dieses Faktum ein kleines Paradoxon in sich, welches trotzdem legitim war. "Und Hilary..." Hilary...Ihre Misere war eine schmerzhafte, aber Schuld daran hatten weder sie, noch Tyson, noch irgendjemand sonst. So etwas ließ sich nicht steuern. Nie. "Für ihre Gefühle kannst du nichts, Ty. Manchmal können wir es uns einfach nicht aussuchen, für wen unser Herz zu schlagen anfängt." Von Tyson kam ein zustimmender Laut, das war sicherlich wahr. Da war Tyson selbst ein Paradebeispiel für, auch sein Herz hatte sich einen Angebeteten ganz ohne seine Zustimmung auserwählt. "Was ist mit deinem Herz...?" Fragte er leise. "Für wen schlägt es...?" Unweigerliche Aufregung kroch in sein Gemüt, er wusste, welche Antwort er selbst am liebsten erhalten hätte, doch... Er drehte der Kopf und schaute zur Seite, um seine hilflos offen liegende Hoffnung von jenen durchdringenden Augen zu verstecken, auch wenn Kai sie sicherlich sowieso problemlos abgelesen hatte. "Tut mir Leid... das zu fragen war nicht fair." Er wollte den Älteren zur nichts drängen, da würde nie was Gutes bei raus kommen. Kai lehnte sich etwas vor und drückte seine Lippen kurz gegen die Schläfe des Anderen. "In letzter Zeit, Tyson... schlägt es immer öfter für dich." Tyson spürte dann flinke Finger an seinem Kinn, das sanft umgriffen wurde. Mit sachtem Druck, den jene Finger ausübten, sah er sich gezwungen, den Kopf wieder zurück zu drehen. Somit stellte der Phönix ihren Augenkontakt wieder her und hielt die Stimme gesenkt, die Tonlage war jedoch fest und selbstsicher. So ganz Kai, eben... "Ich bin nicht wirklich gut in solchen Sachen, aber..." Nach all den seelischen Schlägen, die das Leben an Tyson bereits ausgeteilt hatte... wollte er ihm wenigstens etwas Positives bieten. Deswegen gab Kai sich einen Ruck und versuchte, das zu verbalisieren, was er fühlte. Er sagte nicht 'Ich liebe dich' auch wenn er wusste, dass es das war, was der Jüngere von ihm wohl am meisten hören wollte. Er sagte es nicht, denn es wäre gelogen gewesen und er wollte Tyson nicht anlügen. Ihm noch nicht alles sagen können, ja, aber nicht belügen. Nie. Deswegen... "...ich glaube, ich bin dabei... mich in dich zu verlieben." Und das war die Wahrheit und zwar eine, die Tyson von innen heraus zum aufblühen brachte. Es war weniger, als er erhofft, doch es war viel mehr, als er erwartet hatte. Tiefrote Rubine beobachteten mit liebevoller Aufmerksamkeit, wie jene anziehenden Lippen sich zu einem sanften, bezaubernden Lächeln verzogen und für eine Kostprobe dieses Lächelns fing Kai wenig später selbe anziehenden Lippen mit den eigenen ein. Eine seiner Hände machte es sich auf der Hüfte des Jüngeren gemütlich und glitt dann behaglich die schlanke Seite hoch. Tyson spürte selbige Hand dann, wie sie sich gemächlich daran machte, die Knöpfe seines Hemds aus den dazugehörigen Löchern zu pflücken. "Was hast du denn jetzt vor...?" Ein füchsisches Grinsen schlich sich auf Kais anmutige Gesichtskonturen, sich nah an das Ohr des Jüngeren gebeugt, gab er ihm eine nonchalante Antwort: "Ich packe mein Geschenk aus." Der junge Drache lachte milde auf. "Nächstes Mal binde ich mir eine Schleife um." Meinte er amüsiert, seine Lider flatterten halb zu ob der neckischen, kleinen Küsse, die von seinem Ohr seinen Hals runter verteilt wurden. "Und dabei kannst du den Rest der Kleidung gleich auslassen." Ein genauso amüsiertes Murmeln gegen seine weiche Haut, das Streifen von warmen Atem darüber jagte ihm ein angenehmen Schauer den Rücken runter. Er hob skeptisch eine Augenbraue an, während seine Arme ganz von selbst Kais Hals umrankten. "Wie unanständig..." Kommentierte er den Vorschlag und keuchte auf, als eine vorwitzige Zunge über eine besonders empfindliche Stelle strich, bevor Zähne sich vorsichtig daran vergriffen. "Falsch. Unanständig ist, was ich gleich mit dir anstellen werde." Kais Hand schlüpfte unter eine der mittlerweile geteilten Hemdhälften, zufrieden mit dem schärferen Lufteinziehen seines Freundes. Nunmehr etwas schneller atmend, war Tysons Replik daraufhin simpel aber viel versprechend. "Ich werde versuchen, mich gebührend zu revanchieren..." Dies würde eine zweifelsohne schöne Geburtstagsnacht werden... Indes, einige Kilometer entfernt, betrat eine Person - gleich drei weiteren aus ihrem Team - ein Zimmer in einem der zahlreichen Tokioter Hotels. Die Tür wurde geschlossen und eine kleine Reisetasche wurde zu Boden fallen gelassen. Im Dunkeln machte die Person sich auf dem Weg zum Bett, ließ sich auf der Kante nieder und knipste die Nachttischlampe an. Angenehm weiches, gelbes Strahlen erhellte einen kleinen Bereich um das Kopfende des Möbelstücks herum und reflektierte auf roten Haarsträhnen ebenso wie auf der Oberfläche eisblauer Augen. Für einen Moment sah Tala ruhig in das künstliche Licht. Die 'Beasthunters' waren gerade in der Metropole angekommen, weil in knapp zwei Tagen dieses eine große, nationale Turnier stieg. Ihr Ziel war klar, eine Antwort auf die eine kleine Frage – wer - hatte er aber immer noch nicht gefunden. Vielleicht war dies gar nicht möglich, zumindest nicht, bis es soweit sein würde. Welcher Tag heute war, wusste Tala auch... Die Unterkunft sah schäbig aus, doch wenn man in Biovolts Auftrag unterwegs war, durfte man keinen Luxus erwarten und sich noch weniger welchen leisten. Das vorbestimmte, knapp kalkulierte Budget, das man einem austeilte, war dafür geplant, einen während der Mission gerade so über Wasser zu halten. Zeit war Geld – benötigte man mehr Zeit als geplant, musste man selbst zusehen, wie man über die Runden kam. Das kümmerte Tala aber von wenig bis gar nicht, denn heute war er genau rechtzeitig an dem genau richtigen Ort. Hand erhoben, klopfte er an der Motelzimmertür und horchte aufmerksam hinein. Leichte Schritte hallten hinter dem dünnen Stück Holz, das Schloss klickte und wenige Sekunden später starrten rubinrote Augen ihm ungläubig entgegen. "Zimmerservice." Grinste er, woraufhin sein Gegenüber ihn erstmal hilflos anblinzelte, dann ein perplexes "Jurij..." aushauchte, ihn am Handgelenk griff und prompt ins Innere rein zog. Die Tür fiel zu, zwei Arme schlangen sich um seinen Hals, bevor ein ansehnlicher Körper sich fest an ihn presste, ein hübsches Antlitz versteckte sich an seiner Halsbeuge. "Was machst du hier...?" Einer seiner Arme fand im Gegenzug um die wohlgeformte Taille, um die kleinere Gestalt näher an sich zu drücken, den Kopf geneigt atmete er tief den so vertrauten Duft ein. "Was ist das denn für eine Frage, Kai? Oder freust du dich gar nicht, mich zu sehen?" Eine rhetorische Frage, die Reaktionen sprachen ja für sich. Angesprochener hob den Kopf und schaute ihn an, die Überraschung in den tiefroten Iriden wich rapide einem lieblichen Schimmern der Freude. "Doch, sehr." Auf Mission in gegensätzlichen Ecken des Landes, hatten sie sich schon seit über zwei Wochen nicht gesehen und auch wenn er es besser zu verstecken vermochte, war Tala genauso glücklich, seinen heimlichen Freund und Geliebten endlich wieder zu sehen, zu spüren, zu halten. "Aber was ist mit deinem Auftrag?" Ein lässiges Schulterzucken und eine nonchalante Antwort seinerseits: "Dank ein paar Extraanstrengungen sind wir dem Plan voraus, die Jungs schaffen's ein paar Tage auch ohne mich." Sie waren schließlich nicht umsonst das Beste, das Biovolt zu bieten hatte. "Und wie bist du überhaupt her gekommen?" Der Rotschopf schmunzelte. "27 Stunden per Anhalter, mein Lieber." Eine beachtliche Reise, die er nach Heute auch noch zurücklegen musste. Machte jedoch nichts, denn heute war etwas Besonderes. "Und das alles nur für dich." Obwohl er bei der Aussage amüsiert klang, war die Essenz jener Worte unverhohlen. Er war vielleicht kein Romantiker oder Phantast, aber er wusste gut, wie er diesem einen wichtigen Menschen dann und wann eine Freude machen konnte. Seine freie Hand legte sich auf die weiche Wange, hob den Kopf des jungen Phönix dann ein wenig mehr an, damit er die nächsten Worte gegen dessen samtige Lippen aussprechen konnte. "С днём рождения." Kai lachte leise auf. "Du bist doch wahnsinnig..." Das so rare, aufrichtige Lächeln auf jenen feinen Gesichtszügen und das glückliche Strahlen jener roten Augen... das allein, war aller Anstrengung wert. Ein ergriffenes Flüstern... "Danke..." Gefolgt von einem tiefen, innigen Kuss. Ein schöner Abend zu Zweit, und eine noch schönere Nacht. Der Klang jener Worte, ehrlich und gefühlvoll. "Я люблю тебя." Люблю тебя... Ein Blinzeln, und die Bilder der Erinnerungen verschwanden in Sekundenschnelle. Er war wieder allein in einem Hotelzimmer, das Licht der Nachttischlampe strahlte konstant in die Stille, die ihn umgab, hinein. Ein leises Rattern erklang, als er den Reißverschluss seiner weißen Jacke aufmachte und in die kleine Innentasche langte. Dort befand sich ein Zippo und ein Stück Papier, beides brachte er hervor. Tala war kein Raucher, dieses eine Zippo trug er dennoch stets bei sich. Was das Stück Papier anging... Er wusste nicht mal, wieso er dieses immer noch hatte. Er hätte es längst wegwerfen sollen... doch er hatte es bis heute immer noch nicht tun können. Und jetzt, drauf blickend, zog es irgendwo tief in seinem Herzen. Vielleicht war es einfach nur die Nostalgie, an diesem Datum, einem der wenigen, die Tala sich gemerkt hatte. Der zweite August... Die Spitze seines Zeigefingers fuhr die Konturen jenes Antlitzes, verewigt auf der Hälfte eines zerrissenen Photos, andächtig nach. "Herzlichen Glückwunsch... Kai..." Wir werden uns schon sehr bald wiedersehen. ~~~ Transkription und Übersetzung: "С днём рождения." (S dnjem rozhden'ja) - Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. "Я люблю тебя." (Ja ljublju tebja) - Ich liebe dich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)