The End von Ondine (New chapter on - !) ================================================================================ Kapitel 1: Dein Blut in mir. ---------------------------- Er stand da, die schwarze Kapuze seines Pullovers über den Kopf gezogen, vor dem Malfoy Manor. - Dem ehemaligen Malfoy Manor, wie es die Bewohner des Dorfes nun nannten. Sie hielten es für ein Geisterhaus und kamen selten hier vorbei. Schliesslich spukte es dadrin. Amüsiert über die Bemerkungen der Bewohner grinste der junge Mann schwach und zog an seiner Zigarette, seiner letzten Zigarette. Er hatte sich geschworen damit aufzuhören, doch er brauchte diese hirnverbrannte Muggelerfindung wie die Luft zum atmen. Er nahm sie wieder in die rechte Hand und schaute auf zum Himmel. Der süssliche Geruch des baldigen Regens stieg ihm in die Nase, weshalb er seufzte. Regen, es regnete immer in dieser Umgebung. Als würde der Himmel über die Dummheit seiner Gesellen weinen. Wie dumm sie doch alle waren. Dümmer als Lily Evans, die ihren Sohn mit Liebe beschützt hatte. Dümmer als Tom Riddle, der Harry Potter unterschätzt hatte. Dümmer als Harry Potter, der vor lauter Macht verdummte und sich mit reissen liess. Der erste Regentropfen fiel auf seine Hand, in der er die Zigarette hielt. Er roch wie sich der Geruch des Nikotins veränderte und warf den Stummel auf den Boden. Kurz flackerte die Glut auf, jedoch verschwand sie schnell wieder. Der Regen wurde stärker und er wurde nass. Doch es schien ihn keines Wegs zu stören, viel mehr genoss er diesen Augenblick. Er fühlte sich freier als jemals zu vor, wenn er im Regen stand vor dem Malfoy Manor - dem ehemaligen Malfoy Manor, wo seine Schwester vor zehn Jahren verschwand, seine Mutter von einem Beamten des Ministeriums für Zauberei umgebracht wurde und sein Vater abgeführt worden war. Ja, es war grausam gewesen, doch dieser Ort zog ihn immer wieder an, als wäre er mit ihm verbunden. Er zog die Kapuze runter, damit sich sein Haar durchweichte - sein silbernes Haar, das in der Sonne glänzte und im Regen weiss wurde. Ohne die wenigen Passanten zu beachten, setzte er sich auf den Bürgersteig und beobachtete einen kleinen Streuner, der vergeblich nach Essen suchte. Der kleine Hund erinnerte ihn an sich selber, damals, als er vor Harry Potter und dem Ministerium flüchten musste. Wie bemitleidenswert er doch mit seinen grossen Augen nach Hilfe suchte, doch niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit. Niemand. Was für eine Gesellschaft der so genannte Auserwählte doch geschaffen hatte, ohne jegliches Mitgefühl oder Gnade. Er biss sich verkrampft auf die Unterlippe und stand ruckartig wieder auf, um auf den Hund zu zu laufen, der sich erschrocken hinter einem Briefkasten verbarg. Schwach lächelte er ihm zu, doch der Hund kehrte um und rannte davon. Und die, denen Ungerechtigkeit angetan wurde, hatten das Vertrauen in die Menschheit verloren. Wie traurig das alles doch war. „Draco Malfoy“, erklang eine heisere Stimme hinter seinem Rücken. Langsam drehte er den Kopf in Richtung der Stimme, die einem alten Greis gehörte, der ihn wohl schon lange beobachtete. „Ich kannte ihn, seit er klein war. Er war ein guter Junge, jedoch voller Furcht und Zorn, die ihn schlussendlich verdorben haben.“ Der Jüngere lachte spöttisch auf, schwieg aber, als er die funkelnden Augen des Alten sah, deren Grau fast so hell war, wie das Weisse. Er trat einen Schritten näher an den Blonden, dessen Hände sich zu Fäuste ballten. „Draco Malfoy war ein guter Mann, der alles gegeben hat, um seine Familie zu beschützen, doch alles war wohl nicht genug.“ Eine Weile herrschte Stille und er konnte die Regentropfen hören, wie sie auf den Boden prallten und dennoch weiter flossen. Er konnte das Lachen eines kleinen Mädchens hören, das von ihrer Mutter einen Lutscher in die Hand gedrückt bekommen hatte. Er konnte das tiefe Atmen des Alten hören, der wieder auf sprach: „Aber sag, was machst du hier vor dem Malfoy Manor?“ Nun horchte er auf und sah den alten Mann mit dem langen weissen Bart entrüstet an. „Ich arbeite in der Nähe und dieses Schloss, es wirkt magisch auf mich“, meinte er, bemüht ruhig zu wirken, obwohl er offensichtlich log. Doch er konnte es sich nicht leisten Aufmerksamkeit zu erregen. - Nicht jetzt. „Vielleicht liegt es daran, dass du hier geboren wurdest. Nicht wahr, Scorpius?“ Einen Moment lang blieb ihm das Herz stehen und sein Blut gefror in seinen Adern. Warum wusste dieser Alte, wer er war? Doch ehe er sich versah, stellte er fest, dass der Alte verschwunden war. Es war kein alter Mann mit langem, weissen Bart und einem blauen, seidigen Umhang zu sehen. Hatte er sich das alles nur eingebildet? Vielleicht sollte er sich doch besser hinlegen, bevor er zur Arbeit ging. ••• Wie üblich waren nicht viele Kunden im Laden, in dem Scorpius arbeitete. Um genau zu sein, war niemand ausser ihm und dem griesgrämigen Elliot, dessen Bauch einem Umfang eines Zauberkessels hat, im Haus. Zauberer und Hexen kamen oft erst kurz vor Schulbeginn mit ihren Kindern hierhin - ins Ollivander‘s. In der Zeit um Weihnachten war es eher ruhig und die anstrengendste Arbeit, die zu erledigen war, war das Fegen, was er gerne Elliot überliess. Scorpius selbst schnappte sich des Öfteren ein Buch, dass er heimlich aus Mr. Ollivanders Büro geholt hatte, und verzog sich in eine dunkle Ecke. Heute war wieder einer solcher Tage, an dem er sich in die hinterste Ecke, hinter den Zauberstabregalen verzogen hatte und ein Buch über Drachenblut las. Es war der 23.Dezember und Elliot hatte angesagt, dass er sich heute frei nahm, um zu seiner Mutter nach Schottland zu reisen. Scorpius wollte gar nicht wissen, wie viel der Rotschopf noch zunehmen wollte, denn jedes Mal, wenn er von Schottland zurück kam, sah er aufgeblasener aus den je. „John, ich gehe jetzt“, hörte Scorpius ihn brüllen, antwortete jedoch nicht, doch Elliot wusste, dass er kein gesprächiger Geselle war. Warum sollte er auch mit jemandem reden, der nicht mal seinen richtigen Namen kannte? Alle nannten ihn John. In dieser neuen Welt, wo Malfoys keinen Platz mehr hatten, hiess er John Smith. Ja, es war kein fantasievoller Name, aber er hatte auch Vorteile. Er war unauffällig. Scorpius wollte ein normales Leben führen, ohne viel Tohuwabohu. Vielleicht war dies auch der Grund gewesen, weshalb er nie die Aurorenausbildung angetreten war. Man hätte sofort herausgefunden, dass es Scorpius Malfoy war und sein Leben wäre nicht mehr lebenswert gewesen. Ein Klingen erklang und er guckte entnervt von seinem Buch auf. „Elliot wie viele Male noch? Du sollst die Hintertür verwenden!“, murmelte er griesgrämig und lief zur Theke, wo er perplex erkannte, dass es keines Wegs Elliot gewesen war, der durch die Vordertür eintrat. Vor ihm stand eine junge Frau mit roten Zapfenlocken, eingemummelt in einem weissen Pelzmantel, und grossen, braunen Rehaugen, die ihn schmunzelnd musterten. „Tut mir Leid, sie sind gar nicht Elliot“, sagte er schlicht, wobei er sich verlegen am Hinterkopf fasste. „Nun, was kann ich für sie tun?“ Er blickte an ihr herab. Ihre Kleider waren teuer, keine Frage. Sie schien aus gutem Hause zu kommen und sie sah auch ziemlich niedlich aus, doch schnell liess er den Gedanken verfliegen und kam wieder zur Sache. Sie räusperte sich und legte eine Box auf die Theke: „Wie soll ich sagen, ich habe meinen Zauberstab ruiniert. Obwohl, eigentlich war es gar nicht meine Schuld. Dieser verflixte Halunke hat einfach einen Fluch auf mich abgeworfen und ich musste ihn abwehren, jedoch hatte ich den Spruch falsch ausgesprochen, darum hab‘ ich ihn wiederholt und wieder, weil mich Panik erfasst hatte und dann wurde es wohl meinem Zauberstab zuviel und er zerbrach in zwei Stücke. Ich hab‘ zuerst versucht ihn zu leimen, doch Albus hat mich ausgelacht und gesagt ich soll‘ hierher kommen, da sie bei Ollivanders wüssten, was zu tun war, im Gegensatz zu mir. Also bin ich hier bei ihnen und will ihnen meinem Zauberstab zur Reparatur geben, damit sie ihn reparieren und ich wieder Arbeiten kann. Naja, eigentlich ist morgen ja Weihnachten, daher muss ich so schnell zum Glück nicht mehr arbeiten, aber Papa meinte ich sollte auf Nummer sicher gehen. Ihm ist es so wichtig, dass ich meine Aurorenausbildung zu ende bringe, wobei ich denke, dass ich als Heilerin besser geeignet wäre, aber ich kann ja nicht einfach so die Meinung meines Vaters ändern und ich muss auf ihn hören. Und wozu hab‘ ich sonst über all mit der Höchstpunktzahl bestanden?“, beendete sie ihren Redefluss und sah Scorpius wieder mit ihren braunen Rehaugen an. Mit offenem Mund starrte er sie jedoch nur an, da es ihm nach zwei Minuten zuhören zu viel geworden war. „Ach du meine Güte, hab‘ ich wieder zu viel geredet? Ich muss mir das wirklich abgewöhnen, wissen sie…“ Schnell warf Scorpius ein, damit sie nicht wieder anfing zu reden, obwohl er es äusserst amüsant fand, doch er wollte sein Buch weiter lesen. „Also soll ich ihren Zauberstab reparieren, nicht wahr?“, er lächelte gekünstelte, wie man es bei Kunden immer tat. Sie nickte freundlich und schob die Box zu ihm. Vorsichtig öffnete er die Box, wobei ihm der Atem stockte: „Das ist ein Zauberstab, bei dem man das Schweifhaar eines Phönixes benutzt hat. Von diesen Zauberstäben gibt es nur drei auf der ganzen Welt.“ Bewundernd nahm er den entzweiten Zauberstab in der Hand und musterte ihn genau. „Mr. Ollivander wird sich sicher freuen“, hauchte er immer noch nicht aus der Starre entkommen. „Ich hab‘ nicht gewusst, dass der Zauberstab so wertvoll ist“, wandte sie ein und machte eher einen beunruhigten Eindruck. „Onkel Harry hat mir ihn geschenkt und gesagt, er würde meiner Persönlichkeit stehen, aber er hat nicht von Phönixschweifhaar gesagt.“ Augenblicklich horchte Scorpius auf und verräumte den Zauberstab in die Box zurück. „Onkel Harry? Darf ich fragen, wie ihr Name lautet?“ - „Oh, das hab‘ ich ganz vergessen. Ich bin Rose Weasley, nett sie kennen zu lernen“, sie streckte ihm die Hand aus. „Und wer sind sie? Sie sehen nicht genug alt aus, um Mr. Ollivander sein zu können.“ Verkrampft biss er sich auf die Lippe, doch er schüttelte ihr die Hand und meinte: „Mein Name ist John Smith.“ Ihr Lächeln erlosch sofort und sie runzelte die Stirn. „Schon gut, sie können mir auch sagen, dass sie mir ihren Namen nicht verraten wollen“, meinte sie etwas beleidigt. Scorpius verdrehte innerlich die Augen, wie er solche verwöhnte Schnepfen hasste. „Nein, mein Name lautet wirklich John Smith. Meine Eltern waren nicht mit viel Fantasie gesegnet.“ „Rosie, kommst du endlich?!“, trat plötzlich eine Mädchen mit langen braunen Haaren in den Laden und winkte der Rothaarigen hektisch zu. „Madame Malkins wird nicht ewig auf uns warten.“ Mit einem letzten Blick zu Scorpius legte sie ihre Visitenkarte auf die Theke, danach eilte sie zu ihrer Freundin, die ungeduldig draussen auf sie wartete. Etwas überrannt setzte er sich auf einen roten Ohrensessel, der hinter der Theke stand, um noch einmal den Zauberstab zu mustern. Dieses Mädchen hatte wirklich keine Ahnung, wie man mit Zauberstäben umging. Sie hätte nicht unbedachter mit ihm umgehen können. Er seufzte. Schon immer wollte er solch einen wertvollen Zauberstab sein Eigen nennen können, doch für diesen Wunsch fehlte ihm das Geld und die Benutzung. Als Aushilfe im Ollivander‘s wäre er sowieso nie eingesetzt worden. Aber nichtsdestotrotz, was für eine Schande dieser Weasley solch einen Zauberstab in die Hand zu drücken. ••• „Der war schnuckelig, nicht wahr Rosie?“, neckte Lily ihre grosse Cousine, als sie zu ihrem Bruder sprach. Dieser schien sich jedoch weniger für ihr Geschwätz zu interessieren, als für den Lärm, der aus dem Zum Tropfendem Kessel kam. „Gib es auf Lily, er hört dir nicht zu“, äusserte Rose ihre Meinung, die durch den desinteressierten Blick seitens James unterstrichen wurde. „Er ist viel zu beschäftigt mit seinem neuen Fall, den Onkel Harry ihm anvertraut hatte, obwohl jeder weiss, dass ihn eigentlich Albus verdient hätte. Aber nein, der ältere Sohn muss bevorzugt werden, wie immer. Dabei hat sich Albus so sehr auf diesen Fall gefreut, weil es sein erster eigener Fall gewesen wäre, wo er als Kommandant hätte tätig kein können. Und James hatte schon internationale Fälle, die bis nach Russland führten. Sogar das Zaubereiministerium kann nicht mehr fair handeln, wie tief wir doch gesunken sind.“ Lily fasste sich fassungslos an den Kopf. Ihre Cousine hatte die Begabung jedes Fettnäpfchen ausfindig zu machen galant reinzutreten, und als würde das nicht reichen stänkerte sie noch darin herum, bis es aus den Fugen geriet. „Rose, du redest mal wieder zu viel“, war der einzige Kommentar von James dazu, der wohl immer noch, in Gedanken versunken, nach der Lösung des Falles suchte. „Und sein Name, John Smith, das glaubst du doch selber nicht“, fügte er hinzu. Rose hasste es, wenn er selbst in der Freizeit alles und jeden ergründen musste - auch wenn es seine Freunde oder nur normale Menschen waren. „Lass sein Name, sein Name sein“, fauchte sie ihn empört an. „Als wäre James Potter ein origineller Name.“ James verdrehte missmutig die Augen und hielt an: „Ich muss noch einmal ins Ministerium. Und wenn du mich fragst, er war wirklich schnuckelig.“ Rose wusste nicht, ob sie es als abstrus oder als süss empfinden sollte, dass ihr Cousin ihr das sagte. Sie entschied sich für abstrus, da sie nicht fand, dass der Blonde von vorhin in jeglicher Art schnuckelig war. Er war eher neben der Spur und völlig nicht ihr Geschmack. Vor allem, wer wollte schon einen Mann, der John Smith hiess. Eines konnte sie James lassen, eigentlich hatte er immer recht mit dem, was er sagte. „Rose, willst du hier Wurzeln schlagen, oder bei Madame Malkins das Kleid abholen?“, erinnerte sie Lily daran, dass sie für Weihnachten ein Kleid bei der rundlichen Frau bestellt hatte. „Ich komme ja schon“, rief sie der Potter zu und eilte auf die andere Strassenseite. Bei Madame Malkins war wieder die Hölle los. Alle Hexen hatten vor, sich ein neues Kleid für Weihnachten zu besorgen und die Reichen und Schönen hatten sich natürlich eines anfertigen lassen. So auch Rose und Lily, die von einem Fuss auf den anderen hüpfte. Manchmal fragte sich Rose, ob ihr niemals die Energie ausging. „Miss Weasley, schön sie wieder einmal anzutreffen“, begrüsste sie Madame Malkins erfreut und führte sie nach hinten zu den vielen Spiegeln, die aufgestellt waren. „Guten Abend Madame Malkins, wie geht es ihnen? Ich habe gehört sie geben einen Neujahrsball zu Ehren ihres Mannes 50 Geburtstag. Ich liebe solche Bälle, vor allem wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme ihre Kleider anzuziehen. Apropos, ich bin hier um jenes für Weihnachten abzuholen“, erwiderte Rose möglicherweise etwas zu hastig ihre Begrüssung, doch die immer prunkvoll angezogene Madame Malkins lachte hell auf. Sie liebte es wenn Rose zu besuch kam, machmal auch zum Tee. Sie war die Einzige die Rose‘ Geschwätz mit Vergnügen zuhörte und sich sogar daran beteiligte. „Ach Rosie, komm und probier das Kleid doch an. Ich habe es aus purer Seide anfertigen lassen und es ist ein Einzelstück.“ Schnell sputete sie in den Hinterraum, um im nächsten Moment mit einem eleganten, schwarzen, Dekolletee geschnittenem Kleid, dass bis zum Boden reichte, zurück zu kommen. Nicht fassend, öffnete Rose den Mund, doch sie war sprachlos. Das Kleid war ein einziger Traum, der morgen in Erfüllung gehen würde. „Danke Madame Malkins. Aber ich muss wieder gehen, ansonsten dreht Lily durch. Sie wollte noch in diesen Süssigkeitenladen, denn sie doch so sehr mag. Aber ich muss zugeben, er ist mir etwas zu zuckrig.“ Sie umarmte die pummelige Frau, drehte sich um und stiess gegen ein Mädchen, dass sie entsetzt anstarrte. Ihr Haar war weissblond, doch ihre Augen nachtschwarz. „Es tut mir Leid“, stotterte sie und half Rose wieder auf die Füsse. Ihre Hände waren schneeweiss und zart, doch sie waren so kalt, dass sie sogar Rose gefrieren liessen. Das Mädchen hatte ein schmales Gesicht, doch grosse Augen, die sie ehrfürchtig anschauten. Sie erinnerte Rose an eine Nymphe oder eine Fee, so zerbrechlich sah sie aus. „Kein Problem, mir ist ja nichts geschehen. Aber wie nett von dir, dass du dich um mich sorgst. So nette Menschen wie dich gibt es zu wenig“, Rose lächelte sie an, schaute jedoch auf die Uhr und kniff die Augen zusammen. Lily würde sie umbringen. Die Läden schlossen in zehn Minuten und sie waren immer noch nicht in diesem Süssigkeitenladen. „Pass auf dich auf, ich muss gehen!“ Das Mädchen sah ihr erstaunt nach. Irgendetwas sagte ihr, dass sie sich wieder sehen würden, sogar früher als ihr lieb war. ••• Bei Merlin, noch nie hatte er das Ministerium in solch einem Zustand gesehen. Als er eingetreten war, hatte er mit einem Ansturm von Akten und Zauberern gerechnet, doch alles was sich bot war ein Elf und ein paar Papiere auf seinem Schreibtisch, die sicher noch nach Weihnachten Zeit hatten. Sah so aus, als hätte das Böse auch gerade Festtage zu feiern. Seufzend schaltete er den Computer an und durchflog die Akten der letzten Fälle, die alle samt ruhig und erfolgreich verlaufen waren. Er hielt inne bei der einen Akte. Die Akte von Lorcan Scamander. Es war der Fall, von dem Rose heute gesprochen hatte, der Fall, den er seinem Bruder geklaut hatte, was nur zu seinem Besten dienen sollte. Lorcan und Albus waren gute Freunde gewesen, bis zum 1.Januar letzten Jahres, als Lorcan Scamander blutrünstig und ohne Skrupel seinen eigenen Bruder Lysander Scamander umbrachte. Die ganze Zauberwelt war in einem Schockzustand verfroren gewesen, als sie die Nachricht erhalten hatten. Lorcan aber war die Flucht damals jedoch gelungen. Fast zwei Jahre lang hatte man nichts mehr von ihm gehört, bis letzte Woche ihn jemand in der Londoner Innenstadt gesichtet hatte. Allerdings war der Fakt, dass er bei einem Bordell entdeckt wurde, viel beunruhigender. Was wollte Lorcan nur damit erreichen? Entnervt zerzauste er sein pechschwarzes Haar und schloss die Akte wieder. Auch er hatte sich eine Auszeit verdient. „Mr. Potter“, erschrocken zuckte er bei seinem Namen zusammen. Eine schlanke, hochgewachsene Frau mit weissem Kittel und zurückgebunden Haaren stand atemlos vor ihm mit einer Akte in der Hand. Sie kam eindeutig auf direktem Weg aus dem St.Mungos. „Ihre Cousine, Dominique Weasley wurde mit mehreren Rippenbrüchen, einer inneren Blutung und Messerstichen eingeliefert.“ All seine Gesichtszüge entgleisten. „Was ist passiert?“, wollte er aufgeregt wissen. „Wir haben sie auf Gleis 3/4 gefunden, mehr Information haben wir derzeit noch nicht. Doch sie könnte möglicherweise nicht durchkommen!“ James spürte wie seine Knie weich wurden und langsam nach liessen. Nicht Dominique, alles nur nicht Dominique. Kapitel 2: Als ich zum Himmel sah. ---------------------------------- Rose Weasley. Er hatte sie sich anders vorgestellt. Nicht so naiv und unschuldig - eher unantastbar und kühl. In Gedanken verloren spielte er mit ihrer Karte, die sie ihm hinterlassen hatte. Auf der stand lediglich ihr Name und ihre Nummer, weiss auf rosa versteht sich. Und die Andere, die sie nach draussen gerufen hatte, musste Lily Potter gewesen sein. Sie schien verwöhnt zu sein mit ihrem teuren Goldschmuck und Miss Marble Strümpfen - sie war genau das, was man sich unter einer Potterfrau vorstellte. Widerlich, fand Scorpius und drehte die Karte um. Nicht vergessen: Weihnachtsparty bei Zabini‘s um 9 Uhr. Scorpius lachte herzlich auf. Was für eine Person hinterliess sich selbst eine Notiz auf der Visitenkarte? - Rose Weasley. In der Tat, sie war eine sehr interessante Hexe. Obwohl sie etwas tollpatschig und quirlig schien, und man den Eindruck bekam sie wäre leicht zu lesen. Von dem war er überzeugt. „John“, rief ein etwas älterer Mann in einem braunen Mantel ihm zu, der gerade, im Gegensatz zu Elliot, von der Hintertür kam. „Na mein Junge, wie geht es uns so?“ Es war Mr. Ollivander, der sich den Schnee von der Schulter abschüttelte und ein grosses Paket auf den kleinen Tisch neben dem Sessel, in dem Scorpius sass, hinstellte. Seinen hohen Zylinder abnehmend, sah er sich um, wobei er zufrieden feststellte, dass alles an seinem Platz war. Stolz klopfte er Scorpius auf die Schulter und zwinkerte ihm zu. „Wie ich sehe hast du gut auf den Laden aufgepasst, John“, meinte er, mit dem Finger über den Holztisch fahrend. „Kein einziges Staubkorn hat sich auf die Tische gelegt. Hast du etwa gefegt?“ Verlegen kratze sich Scorpius am Hinterkopf: „Nein, das war Elliot. Aber der ist vor einigen Stunden nach Schottland verreist.“ Mr. Ollivander nickte anerkennend. Er mochte den Rotschopf nicht besonders, da er, seiner Meinung nach, alles nur fürs Geld machte. Doch John - Scorpius‘ neuer Name - war ihm wie ein Sohn, mit dem er auch gerne in der Öffentlichkeit angab. Und auch heute hatte er etwas ausgeheckt, damit er der ganzen Zauberwelt seinen Schützling präsentieren konnte. Er räusperte sich, woraufhin Scorpius aufsah. „Sag John, was hast du an Weihnachten vor?“, wollte der Zauberstabmacher mit ruhiger Stimme wissen. Er holte seine alte Holzpfeife aus der Jackentasche und zündete sie an, um genüsslich daran zu ziehen. „Ich wollte eigentlich einen gemütlichen Abend verbringen“, äusserte er sich, wobei er den Kopf in den Nacken legte. Früher war Weihnachten der einzige Tag im Jahr gewesen, wo sein Vater ihnen beim Essen beigewohnt hatte. Seine kleine Schwester hatte dafür einen Kalender erstellt, bei dem sie jeden Tag vom Jahr ankreuzte, der vorbei ging, bis es endlich Heiligabend war. Er hatte Weihnachten mehr geliebt als seinen eigenen Geburtstag. Erfreut klatschte Mr. Ollivander in die Hände: „Gut, da du keine Pläne hast, kannst du mich an den Ball bei Zabini‘s begleiten. Es werden auch heisse Feger anwesend sein.“ Ohne sich ein weiteres Wort seitens Scorpius anzuhören, stieg er lachend die Treppen hoch zu seiner Wohnung. „Mach dich chic, John. Sonst wirst du für ewig ein Junggeselle bleiben. Dabei hab‘ ich gehört, dass sogar die schöne Dominique Weasley dem Fest beiwohnt.“ Etwas irritiert blickte er dem Alten nach. Mr. Ollivanders war völlig in Ordnung, doch an seinem Humor sollte er besser bis zum Ball arbeiten. Dabei war sich Scorpius sicher, dass er schon von diesem Ball gehört hatte. Er klatschte sich an die Stirn. Natürlich, es war der Ball, an dem Rose Weasley ebenfalls gehen würde. Bei Merlin, das würde wahrlich ein amüsanter Abend werden, dachte er sich, als er an den Redefluss der Weasley zurück erinnerte. Wobei, vielleicht wäre es besser, wenn er ihr aus dem Weg gehen würde. ••• Piep-piep. James konnte das nervige Geräusch nicht mehr aushalten. Mit den Nerven am Ende stand er auf und wandte sich zum Fenster, um den Schneeflocken zuzuschauen, die gemächlich auf den Boden fielen. Sah so aus, als würden sie trotz des letzten Regens eine weisse Weihnachten feiern, obwohl ihm etwas weniger weiss jetzt nicht schlecht tun würde. Er hasste Krankenhäuser. Sie rochen unangenehm vermodert nach Tod und überall wo er hinsah, war es weiss. So auch Dominiques Haut, die sonst einen rosigen Ton trug. Doch im Moment war die blonde Veela besorgniserregend leichenblass. Ihre vollen Lippen waren spröde und ihr Haar verschwitzt. Auf der linken Wange zog sich ein langer Schnitt, der gerade von einer Krankenschwester versorgt wurde. „Mr. Potter, haben sie nicht ihre Angehörigen verständigt?“, erklang plötzlich eine hohe weibliche Stimme. Er drehte sich um und erkannte die Frau von vorhin, die vor einigen Stunden ins Ministerium appariert hatte, um ihn über Dominiques Zustand aufzuklären. „Nein, Dominique wünscht es nicht.“ Ihre Augenbraue glitt in die Höhe, als sie die ohnmächtige Weasley anguckte. „Wie sie meinen“, sagte sie schnippisch und holte die Akte hervor, auf die sie mit dem Stift tippte. Es war eine angespannte Stimmung im Raum. Die Krankenschwester blickte auf, woraufhin sie schlagartig aufstand und den Raum verliess. Sie wollte auf keinen Fall Miss Parkinson mit ihrem feurigem Temperament erleben, nicht wenn sie auf den streng Etiketten befolgenden James Potter traf. Sie öffnete die Akte und schaute sie ein weiteres Mal durch, bevor sie sprach: „Wie es aussieht, wird ihre Cousine durch kommen. Die inneren Blutungen wurden gestoppt. Die Rippenbrüche werden in den nächsten Wochen bis Monaten verheilen.“ Er fuhr sich nervös durchs Haar, als er den ernsten Gesichtsausdruck der Heilerin sah. „Aber“, schlussfolgerte er, wobei er mit ansehen musste, wie sich ihre Miene verdüsterte. „Die Werte von Miss Weasley zeigen an, dass ihr ein Toxin eingeflösst worden war. Das Toxin ist eines der ungefährlichen Art, wenn man es richtig behandelt. Doch es ist ein Nervengift, welches, so nehmen wir an, ihre Psyche beschädigen sollte“, beendete sie ihre Diagnose und sah nun zu ihm auf. Seine dunkelbraunen Augen waren stumpf, er schien völlig überarbeitet. „Verdammt“, brüllte er, wodurch sie erschrocken zusammen zuckte. „Wie konnte das geschehen? Wir haben doch alle Todesser zur Strecke gebracht.“ Verzweifelt lief er hin und her, schwer atmend. Catherine Parkinson, die behandelnde Ärztin, ballte die Hände zu Fäusten. „Hören sie Gott verdammt noch mal auf mit ihrem Todesserquatsch!“, schrie sie aus voller Kehle. „Meinen sie wirklich, dass die Todesser die einzige Gefahr für die Welt bedeuten?“ Sie schluckte hart. Ein grosser Klos hatte sich in ihrer Hals verfangen, doch sie wollte jetzt nicht weinen. Nicht vor James Sirius Potter. „Ich weiss nicht was geschehen ist, doch es ist offensichtlich, dass unser Auserwählter sich immer noch auf seinen Lorbeeren ausruht, wobei er alle die etwas mit Todessern zu tun hatten, erniedrigt, das Leben erschwert oder gar umbringt.“ Geschockt öffnete James den Mund, aber kein Laut entwich ihm. Was sollte diese Dreistigkeit? Mit heiser Stimme sagte er: „Wie können sie es wagen meinen Vater so in den Dreck zu ziehen?“ Doch sie lächelte nur hämisch. „Wie konnte es ihr Vater wagen meine gesamte Familie auszulöschen und sich immer noch als Retter der Welt anzusehen?“ Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und stöckelte aus dem Raum. Dieses Gespräch war für sie beendet. Sie würde ihre Rache noch kriegen, doch zu allererst sollte sich der Feind seine Fehler bewusst werden. ••• Die Party war voll im Gange, als Scorpius in den Saal trat und sich den atemberaubenden Kronleuchter anschaute. Der Raum war völlig in Cremefarben gehalten, elegant und bodenständig. In der linken Ecke spielten Musikanten einige ihm unbekannte Lieder und viele Pärchen tanzten auf dem Parkett - Scorpius hatte sich nie gross für‘s Tanzen aufmuntern können, so auch heute Abend nicht, wo er einfach wie versteinert da stand und dem Tumult zuschaute, der sich ihm bot. Zwei Mädchen standen nur wenige Meter von ihm entfernt und musterten ihn, tuschelnd. Kurz kicherte die Eine. Sie war mittelgross, hatte langes nussbraunes Haar und giftgrüne Augen. Jeder andere Mann wäre für ihre weichen, vollen Lippen gestorben, nur nicht der Malfoy, der sie nur gelangweilt anschaute und dann den Blick wendete. Seine Augen wanderten weiter durch den Raum zur rechten Seite, wo das herrlich angerichtete Buffet stand, wo, wie hätte es auch anders sein könne, Mr. Ollivanders stand und sich angeregt mit einer älteren, grazilen Frau unterhielt, die ein pompöses, knallrosa Kleid trug, das ihren Hintern äusserst unvorteilhaft zur Geltung brachte. Gleich daneben standen Fred Weasley und Elizabeth Montague, die seit kurzem verlobt waren. Während Fred gelangweilt an die Decke starrte, lächelte Elizabeth fröhlich der Menschenmenge entgegen, als wäre sie eine leibhafte Barbie. Genau, sie glich allgemein der beliebten Puppe mit ihren schulterlangen blonden Haare und den dunkelblauen, runden Augen, aus denen er lesen konnte, dass sie nicht wirklich fröhlich war und sie auch nicht wirklich lächeln wollte, sondern eher weinen. Wahrscheinlich tat sie es aus Anstand und um ihren Ruf zu bewahren. Schliesslich würde es ziemliches Aufsehen erregen, wenn eine frischverlobte junge Frau auf dem Weihnachtsball in Tränen ausbräche. Ebenfalls das falsche, künstlich wirkende Lächeln der Miss Montague zu bemerken, war ein hellblondes Mädchen, die ein einfaches, weisses Kleid trug und nervös mit ihren Händen spielte. Sie schien alleine zu sein, etwas verloren im grossen Saal voller wichtiger Zauberer und Hexen - wie er. Nun gut, er konnte sich gut an seine Umgebung anpassen und war es sich gewöhnt wie ein Aussenseiter dazustehen. Doch trotz alle dem tat ihm das junge Mädchen Leid. Sie schien nicht sehr alt, wahrscheinlich gerade volljährig geworden, was Scorpius Kuriosität steigen liess. Warum war so ein unschuldiges Geschöpf wie sie ganz alleine in mitten der hochrangigen Familien der Zauberwelt, die es ohne Ausnahme faustdick hinter den Ohren hatten. Plötzlich zuckte er zusammen, als ihm klar wurde, dass sich ihre Blicke trafen. Schwarz traf Grau, und einen Moment lang dachte Scorpius die Welt wäre still gestanden. Schnell guckte er weg, wobei sich seine Wangen leicht röteten. Durch seinen ganzen Körper fuhr ein Alarmsignal, dass ihn erschaudern liess. Vielleicht, und dass war der abwegigste Gedanke, denn er jemals gehegt hatte, kannte er dieses mysteriöse Mädchen. Sie kam ihm zu bekannt vor, um nur eine dahergelaufene Fremde zu sein. Etwas sagte ihm, dass er ihr nachgehen sollte. „Mr. Smith“, rief eine erfreute Stimme hinter seinem Rücken und er drehte sich ruckartig um, wobei ihm das Champagnerglas aus der Hand rutschte und ausgerechnet auf ihr Kleid leerte. Stammelnd versuchte er sich tausende Male zu entschuldigen, doch es kam ihm nur ein warmes Lachen entgegen. „Mr. Smith, machen sie sich keinen Kopf wegen dem Kleid“, sagte Rose Weasley muntern und grinste unbesonnen ihm ins Gesicht. Diese Frau war ein wahrlich ein Wunder - war sie jemals aus der Ruhe zu bringen? „Wissen sie ich kenne einen Waschsalon, den hab‘ ich schon immer mal ausprobieren wollen. Daher kommt mir das gelegen, also sollte ich ihnen danken. Obwohl ich glaube wir sind quit, da sie gerade mein sündhaft teueres Kleid versaut haben, aber ich kann es ihnen gleichwohl nicht böse nehmen. Sie haben so eine kindlich verletzliche Ausstrahlung, wissen sie das? Als wäre ihre Ausstrahlung im Alter von sieben Jahren stecken geblieben und ihr Körper und Verstand gewachsen. Komisch, das hab‘ ich noch nie gesehen, aber ich find‘s knuffig. Knuffig wie ein Teddybär, wissen sie was ich meine?“, nun lächelte sie so, dass man ihre Zähne sehen konnte und Scorpius musste sich ein grölendes Lachen verkneifen, als er den roten Lippenstift auf ihren Zähnen sah. Sie war mit Abstand der tollpatschigste Mensch, der ihm je begegnet war. Verklemmt versuchte er ihr klar zu machen, dass sie den Lippenstift abputzen soll, doch sie runzelte lediglich die Stirn bei seiner Gestik. „Mr.Smith, haben sie ihre Zunge verschluckt oder warum können sie nicht in klaren Worten reden?“ - „Sie haben rote Lippenstift auf den Zähnen.“ Ihre dunkelblauen Augen weiteten sich: „Ach, ich bin ein solches Dummerchen.“ Sie lachte wieder. Und er sah sie nur fassungslos an. Sie öffnete ihr diamantenbesetztes Täschchen und holte einen goldenen Spiegel hervor, in dem sie sich vorsichtig den Lippenstift abwusch. „Danke vielmals, sie waren mein Retter. Wissen sie wie peinlich es ist, wenn man was zwischen oder auf den Zähnen hat?“, er nickte amüsiert, doch blickte über ihren Kopf hinüber. Das Mädchen mit den hellen Haaren war weg, einfach so. Wahrscheinlich hatte er wieder nur einmal halluziniert, wäre ja nicht das erste Mal gewesen. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Rose zu, die, wie er erst jetzt bemerkte, traumhaft aussah. Ihr rotbraunes Haar trug sie offen in weichen Locken, ihre Lippen waren scharlachrot und ihre Augen schwarzumrahmt. Sie trug ein langes schwarzes Kleid, mit weit ausgeschnittenem Dekoltée, das von einer Kette, an der ein silbern leuchtender Ring hing, geschmückt wurde. Er leckte sich die Lippen und musste hart schlucken. Sie war wunderschön, und zu gleich so fragil. Schnell verwarf er den Gedanken. Sie war eine Weasley, die Familie die die Seinige zerstört hatte. Eigentlich müsste er sie hassen, doch dass konnte er nicht. Sie war die Unschuld in Person. „Darf ich um den Tanz bitten“, fragte er mit einem nonchalanten Lächeln und nahm ihre zierliche, weiche Hand in seine und führte sie aufs Tanzparkett, bevor sie etwas erwidern konnte. Rose war keine begnadete Tänzerin, weshalb sie glücklich war, dass ihr Lily mit ihr für den Ball geübt hatte. Doch mit ihm als Partner, der sie führte, fühlte sie sich, als würde sie über den Boden gleiten wie eine Feder. „Sagen sie Mr. Smith, woher kommen sie eigentlich? In London gibt es keine Smiths, die einen Sohn haben“, meinte sie, während sie darauf achtete nicht über ihr Kleid zu stolpern. Scorpius sagte nichts dazu, er drehte sie nur einmal um ihre eigene Achse und schlang seinen zweiten Arm um ihre Taille. Sie sahen sich in die Augen und ihre Gesichter waren wenige Zentimeter von einander entfernt. Er liess sie los und drehte sie ein weiteres Mal. Rose spürte ein leichtes Brennen, an der Stelle wo er sie berührt hatte. Ihr Hals wurde trocken und sie wünschte sich wieder in ihrem Bett zu liegen, umgeben von ihren Photographien und Plüschtieren, von denen sie sich noch nicht hatte trennen können. „Und sie waren auch nicht in Hogwarts, oder täusch ich mich?“ Immer noch keine Antwort. Rose wurde langsam nervös, sie mochte es nicht, wenn Fragen ohne Antwort leer blieben. Der Blonde jedoch kümmerte sich nicht gross darum, was die Rothaarige sagte und konzentrierte sich stattdessen auf den Tanz. „Sagen sie, belustigt es sie meinen Fragen aus dem Weg zu gehen?“ - „Keines Wegs“, sagte er knapp. „Gut, dann erzählen sie mir von sich John.“ Scorpius presste die Lippen aufeinander. Noch nie hatte man sich für sein Leben als John interessiert. Und würde er ihr sagen, dass er in Wirklichkeit Scorpius Malfoy war, wäre sie schneller weg als er einen Unverzeihlichen aussprechen konnte. „Was wollen sie den wissen, Ms Weasely?“, versuchte er das Gespräch hinauszuzögern. Rose zwinkerte ihm zu: „Nun, was alle Frauen wissen wollen.“ - „Es tut mir furchtbar Leid ihnen beichten zu müssen, dass ich keineswegs ein Frauenversteher bin.“ Ihre rechte Braue hob sich. „Ich dachte, sie verstehen uns so, wie sie uns im Tanz führen können. Aber selbst ich kann mich irren. Vielleicht sollte ich ihnen zeigen wie man den Verstand einer Frau versteht. Es ist einfacher als die meisten Männer denken, denn wir denken meistens zuviel, ihr Männer seit nur zu faul, um uns zu folgen.“ Scorpius hatte sich schon gewundert, warum Rose sich in solch kurze Sätze hielt. Wahrscheinlich hatte sie einen Anstandskurs besucht, wie es die meisten Adeligen taten. „Wie sie wollen, Rose.“ Er wusste nicht, warum er ihr auf den Balkon gefolgt ist. War es Neugierde seiner männlichen Ader gewesen oder die Erleichterung, dass sie das Thema gewechselt hatte. Was auch immer es war, es war ihm spätestens in dem Moment gleichgültig, in dem sie sich plötzlich umdrehte und ihn nur ansah. Ihre Augen leuchteten wie Sterne am Himmel, die sein Herz schneller schlugen liessen. Dieses Mädchen war seine heimliche Begierde. Doch er durfte nicht schwach werden, er wusste was hinter ihrer zuckersüssen Fassade steckte. Sie konnte nicht unschuldig, niedlich und nett sein, sie war eine Weasley. „Wissen sie John, ich mag solche Bälle nicht. Es ist zu viel Tumult. Zu viele Leute, die es nur auf mein Geld und auf meinen Stand abgesehen haben. Nicht, dass ich meine Familie nicht lieben würde, doch manchmal zweifle ich an der Richtigkeit, der Dinge die sie tun. Ich wollte nie als Adlige geboren werden. Und eigentlich waren wir Weasleys nie Adelig, wir waren arm“, sie lachte halbherzig auf. „Ich bin nicht einmal reinblütig. Nicht, dass es mich stört, jedoch finde ich es fragwürdig wenn eine adelige Hexe von einer Muggelstämmigen abstammt. Sind sie auch ein Halbblut John?“ Nicht zu wissen, was er antworten sollte, runzelte er die Stirn. Er war ein Reinblut, doch dann würde sie fragen stellen über die Smiths, die es nicht einmal wirklich gab. „Nein ich bin Muggelstämmig.“ - „Dann tut es mir schrecklich Leid sie beleidigt zu haben, John. Ich wollte sie sicherlich nicht verletzen, aber ich finde es interessant, dass Magie manchmal auch Muggel küsst“, sagte sie sofort schuldbewusst. Scorpius winkte ab und lehnte sich an das aus Marmor gefertigte Gerüst des Balkons, auf dem sie standen. Die Grillen zwitscherten und ein herrlicher Geruch von Orange, von Mrs. Zabinis Multikultifruchtbäumen, stieg ihm in die Nase. „Etwas, das ebenfalls mein Interesse weckt ist, dass sie mir äusserst bekannt vorkommen, doch ich kann auf Merlin schwören, dass ich noch nie Kontakt mit einem John Smith hatte, obwohl der Name doch so weit verbreitet ist. Vor allem ihr helles silbernes Haar kommt mir bekannt vor. Ich glaube, ich hab‘ in einem Buch davon gelesen. Es war ein altes Zauberbuch, dass ich in der zweiten Klasse aus der verbotenen Ecke der Bibliothek Hogwarts genommen habe. Es war über alte Zauberfamilien, von denen jede ein äusseres Merkmal hatte. Silberne Haare, die in der Sonne hell aufleuchten und wie Diamanten schimmern. Wer sind sie John?“ Es folgte Stille, und nach der Stille folgte wieder eine eiskalte Stille. Das mulmige Gefühl in Scorpius wuchs immer mehr. Er hatte die Weasley unterschätzt. Vielleicht war sie doch unschuldig, niedlich und nett, doch vor allem war sie von grosses Intelligenz gesegnet. Jede altmagische Familie hatte ein äusseres Merkmal, die von der männlichen Seite aus weitergegeben wurde. Die Weasleys hatten rote Haare. Die Blacks hatten steinharte Gesichtszüge, die einem erschaudern liessen. Und die Malfoys, die hatten silbernes Haar, die in der Sonne hell aufleuchteten und wie Diamanten schimmerten. Verflucht, dieses Frau bedeutete sein Untergang. In seinen Fingern prickelte es und jeder seiner Gehirnzellen arbeitete, wie sollte er da wieder rauskommen? Seine Muskeln waren angespannt, doch nichts desto trotz würgte er ein Lachen auf. Es war nicht das sonstige warme, natürliche Lachen. Es war eiskalt. Es war angsteinflössend und steinhart. „Ms Weasley reden sie immer so viel?“, fragte er sie barsch, wobei er doch charmant wirken wollte. Rose hatte bemerkt, wie sich die Stimmung plötzlich umgeschlagen hatte und wich nun einen Schritt vom ihm zurück. Es lag ihr auf der Zunge. Sie wusste wer er war. Nicht wie ihre Kollegen aus dem Aurorenzentrum, hatte sie viele Bücher gelesen über die Zauberwelt und John kam ihr so bekannt vor. Doch hiess er überhaupt John? Niemals. „Wer sind sie?“, hauchte sie und streckte ihre Hand nach ihm aus und berührte seine Wange mit ihren zierlichen Fingern. Seine Haut war warm und weich. Doch sie spürte wie sein Gebiss sich angespannt hatte und sie zog ihre Hand wieder zurück. Doch er packte sie am Unterarm, wobei er sie zu sich zog und wieder trafen sich ihre Blicke. Seine sturmgrauen Augen, in denen sie jedes Mal versank. Aber genau das zeigte ihr, er war der Junge vor dem ihre Mutter sie immer gewarnt hatte. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter, ihre Nasenspitzen trafen sich fast. Und dann flüsterte sie schockiert: „Und im Regen werden deine Haar weiss.“ Er legte seine rauen Lippen auf ihre und küsste sie sanft, um sie zum Schweigen zu bringen. Dieses Miststück. Plötzlich fing sie an in den Kuss hinein zu schreien, wie ein wildgewordener Werwolf heulte sie. Ihre Augen waren blutrot geworden und sie schrie heller als eine Furie. Alles um sie herum wurde schwarz und sie fühlte etwas warmes auf ihre Schulter tropfen. Es war Blut. Überall, es regnete Blut vom schwarz gewordenen Himmel. Kein Stern war mehr zu sehen. Es war nur sie, die plötzlich wieder auf dem Balkon stand und der Blutregen. Ein Schauer jagte über ihren Rücken und ihre Knie wurden weich. Sie sank hilflos zu Boden. Boshaftes Lachen drang in ihre Ohren. Sie fasste sich mit schmerzverzehrtem Gesicht an den Kopf und hielt sich die Ohren, selbst schreiend. Das Lachen war wie Stiche die sich immer wieder in ihren Körper bohrten. „Rose Weasley, verdammt seist du“, brüllte die hasserfüllte Stimme, die offensichtlich weiblich war. Kalter Schauer lief ein weiters Mal über ihren Rücken und Rose hatte das Gefühl, als müsste sie sich jeden Moment über geben. Blanke Angst war in ihrem Gesicht geschrieben. Angst. Schmerz. Ungewissheit. „Rose!“, brüllte nun eine andere Stimme, die ihr wohl bekannt war. Doch es schien, als käme sie von aussen. „Rose, wachen sie auf!“ Schlief sie etwa? Nein, das konnte nicht sein. Zu echt fühlte sich das hier an. Sie konnte, das Blut auf ihrer Haut spüren, das vom Himmel hinab kam. Sie konnte es fühlen, mehr als alles andere, dass sie jemals gefühlt hat. Erst jetzt bemerkte sie, wie sie das Blut auffrass. Abermals verliessen grelle Schreie ihren Mund und sie wälzte sich am Boden vor Schmerz. Das Blut frass sie auf, als wäre sie ein Keks. Das Blut in ihren Augen mischte sich mit ihren Tränen und sie liefen ihr die Wangen hinunter wie ein Wasserfall. Noch nie hatte sie so weinen müssen. „Verdammt Rose, wach auf. Was hat der Psychopath dir angetan?“, es war nicht die Stimme des angeblichen John Smith. Es war Albus. Wie vom Donner gerührt sass sie plötzlich auf. Alles was sie sah war rot. Nur schemenhaft konnte sie die Konturen der Leute um sie herum sehen. „Ich sehen nicht“, keuchte sie auf, und Albus nahm sie in seine breiten Arme. „Al, ich sehe nichts.“ - „Psst, beruhige dich“, er strich ihr liebevoll über den Rücken und küsste sie auf den Haaransatz, um ihr das Gefühl von Geborgenheit zu bieten. „Was hast du mit ihr gemacht, du Mistkerl“, hörte Rose die wildgewordene Alice fluchen. Es schienen nur sie zwei anwesend zu sein und John, der nicht auf ihre Frage einging. Sie hörte wie er zu Albus rüber lief und dann war sein Gesicht über ihres. „Ich habe nichts getan. Sie fing auf einmal an zu schreien. Wir sollten sie ins St.Mungos bringen.“ - „Du Bastard, Rose gehört nicht zu den kleinen Mädchen, die anfangen aus dem nichts zu schreien und zu weinen. Vor allem, hast du ihre Augen gesehen?“, zischte Alice ihn an und er drehte sich von Rose ab. „Seit beide still“, befall Albus und hob Rose hoch. „Wir bringen sie zu uns nachhause Alice, und nimm ihn besser mit.“ Mit einem wütenden Blick packte die junge Longbottom ihn am Arm und zerrte ihn mit. ••• Sein Hals war trocken. In seinem Mund hatte sich ein metallischer Geschmack breit gemacht. Und er sah gedankenversunken auf die junge Frau, die kreidebleich vor ihm lag. Sie war in keinem Koma mehr, hatte er die Schwestern flüstern hören, als sie aus dem Zimmer spaziert waren. Doch sie schlief wie ein blondes Schneewittchen. Er seufzte laut: „Es tut mir Leid, dass ich dich nicht habe retten können, Dome.“ Sie bewegte sich kein Stückchen, nur ihr Brustkorb ging auf und wieder ab. „Ich hätte dich schneller finden müssen. Ich hätte dich warnen sollen.“ Er legte sein Gesicht in seine Hände und rieb sich die Augen. Was für ein Volltrottel er doch war. Er war schuldig an diesem ganzen Schlamassel. Er biss sich auf die Unterlippe. „Verdammt, ich bin ein Versager.“ - „Warum?“, hörte er sie plötzlich, und er hieb ruckartig den Kopf. Ihm viel der Mund auf. Mit Leichtigkeit hievte sie sich auf die Beine, um zum Fenster zu laufen. Sie lächelte tatsächlich. „Wer sind sie?“, wollte sie wissen und stellte den Kopf schräg, als würde sie dann wissen wer er war. Er konnte es nicht fassen, sie hatte ihr Gedächtnis verloren. „Mein Name ist Dominique, ich bin eine Veela“, stellte sie sich vor und streckte ihm die Hand hervor. „Nett sie kennen zu lernen.“ Sprachlos starrte er sie an. Seine dunkelblonden Haare standen ihm zu Berge und seine dunklen Augen sahen trüb aus. „Wollen sie mich etwa nicht kennen lernen?“, sagte sie traurig und zog ihre Hand wieder zurück. Doch er wollte solch ein Gespräch gar nicht anfangen. Seine Miene verfinsterte sich. „Erkennst du mich nicht mehr?“, es war eine rhetorische Frage, die sich eigentlich erübrigte, denn sie schüttelte den Kopf. „Warum sollte ich?“ - „Ich bins Lorcan.“ Sie lachte: „Ein süsser Name, genau so wie sein Träger.“ Sie kam näher und setzte sich auf seinen Schoss. War sie nicht mehr bei Sinnen? „Was tust du?“ Wieder lachte sie. Es war ein mädchenhaftes Lachen, doch Lorcan hörte den verführerischen Unterton. „Das was alle Veelas tun, bezaubern.“ Sie strich mit ihren langen Fingern ihm den Hals hinunter und blickte ihm dann wieder in die entsetzten Augen. „Wusstest du, dass Veelas Gefühle von Männern spüren?“ Er sagte nichts. „Ich fühle, dass du mich begehrst. Ich fühle, dass du mich mehr als begehrst und ich fühle Schuld.“ Seine Augen weiteten sich. Begehrte er sie wirklich? Warum zur Hölle wusste sie das? - Dieses Frau war nicht Dominique. Sie war eine ganze Veela. „Küss mich, Lorcan“, sie leckte sich kokett über die sinnlichen Lippen und legte beide Arme um seinen Hals. „Wir wissen beide, dass du es willst.“ Langsam und betörend fuhr sie mit der Hand unter sein Hemd, wobei er keuchte. Und dann konnte er nicht mehr. Mit einem Ruck hob er sie hoch und warf sie auf das Krankenbett. Es war Weihnachten, niemand würde hier vorbei schauen. Er küsste sie hart und verlangend auf den Mund und dann weiter runter zum Hals. Sie zog ihm mit beiden Händen das Hemd endgültig aus und spürte seine ausgeprägten Bauchmuskeln. Er saugte an ihrer Brustwarze und sie bäumte sich auf. Ein lautes Stöhnen entglitt ihr, wobei sie das Blatt umkehrte und nun auf ihm sass. So schnell sie konnte öffnete sie seine Hose und lächelte. „Schlaf mit mir“, hauchte sie ihm ins Ohr und biss ihm ins Ohrläppchen. Sie war eng und genau diese Enge gefiel ihm. Es war, als ob er sich schon immer danach gesehnt hatte. Er küsste sie wieder, und jedes Mal wenn sich ihre Zungen trafen, explodierte ein Feuerwerk in ihm. Hatte er sie wirklich so sehr begehrt? All die Jahre lang? In diesem Moment konnte ihm alles egal sein, er wollte sie und er bekam sie. „Was zum Teufel machst du hier, Lorcan?“ Danke fürs Lesen liebe Leute, ich hab' mich überall eure Kommentare gefreut, die mich sehr inspiriert haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)