Elbenblut von Chisaku (Legolas stellt während der Reise fest, dass ein hübscher Vampir auch ein so gefasstes Wesen wie ihn vollkommen aus der Bahn werfen kann...) ================================================================================ Kapitel 3: Moria und Lothlorien ------------------------------- Moria und Lothlorien Die nächsten Tage ließen die Schatten dunkler werden, die über den Wegen der Gefährten hingen und Chis Herz wurde schwerer, so wie das aller. Der Weg über den Kharadras erwies sich als unpassierbar, nachdem Saruman die Schneemassen über ihnen einstürzen ließ und Chi sorgte sich zunehmend um Boromirs Widerstandskraft gegenüber dem Ring der Macht und auch um Hana, die die Finsternis bedrückte, die nach Boromir griff. Viel zu schnell hatte ihr sanftes Herz ihn zu lieben gelernt. Frodo hatte entschieden durch die Mienen von Moria zu gehen und nun waren sie hier: in einem Grab. Sie standen vor König Balins Gebeinen und aufgrund Pippins unstillbarer Neugierde wurden die Trommeln der Orks in dieser toten Miene immer lauter. „Hana! Du bleibst hinten! Halte dich raus so gut du kannst!“ Chis Stimme hallte laut durch den Raum, während die Männer die Tür verschlossen. „Was? Aber Chi, ich…“ „Nein! Wenn wir hier lebend rauskommen, brauchen wir dich. Du besitzt die Gabe der Heilung. Womöglich wird sie nötig sein. Bleib bei Frodo.“ Die junge Vampirin bekam keine Gelegenheit zu einer weiteren Antwort, denn die Orks drangen in die Kammer ein und brachten ihren Höhlentroll mit sich. Hana hielt sich an Chis Anweisung und Aki kämpfte tapfer an der Seite ihrer Prinzessin. Doch keiner von ihnen konnte verhindern, dass der Troll Frodo mit dem Speer traf. Legolas erlegte ihn schließlich endlich und als der kleine Hobbit dann ein Lebenszeichen von sich gab, war die Erleichterung aller groß. Dennoch mussten sie aus der Mine. Sie liefen in die große Säulenhalle zurück und wurden von Orks umzingelt, bis sie unerwartet flohen. „Was ist das?“ Aki starrte mit aufgerissenen Augen auf die Flammen, die vor ihnen hochzüngelten. Chi sah hektisch zu Gandalf, dessen Blick ihre schlimmste Befürchtung bestätigte und dann schrie er ihnen zu: „Lauft!“ Sie gehorchten und rannten um ihr Leben. Zur Treppe war es nicht mehr weit, doch sie zerfiel bereits unter dem Donnern der Schritte des Dämons hinter ihnen. Chi sprang nach Gimli und wurde sogar von Legolas aufgefangen, was sie für einen winzigen Moment überraschte. Aragorn und Frodo folgten ihnen mit Mühe und Not und schließlich brach die Treppe gänzlich hinter ihnen zusammen. Dass Gandalf von der Spitze ans Ende gewechselt war, bemerkte Chi erst, als er sich dem Balrog auf der Brücke stellte. Ebenso wie Aragorn konnte sie sich vor Schreck nicht bewegen, als ihr alter Freund und Lehrmeister in die Tiefe stürzte und Hana und Aki zogen sie zum Ausgang hinaus. Sie stand da und hörte nichts, sie sah die Hobbits weinen, Boromir, der ihnen Trost zu spenden versuchte und ihre Freundinnen, die ihr etwas zu sagen versuchten. Nichts drang zu ihr durch, nur der Schmerz des Verlustes. Und der durchdrang plötzlich in rasendem Tempo jede Zelle ihres Körpers und schließlich brach er in einem unfassbar lauten Schrei aus ihr heraus. Für einen kurzen Augenblick erschreckte sie ihre Gefährten so sehr, dass sie sie lediglich anstarrten. Denn Vampire veränderten ihre Gestalt, wenn sie ihre Gefühle nicht mehr halten konnten. Chis Fänge waren vollständig ausgefahren, ihre Fingernägel hatten sich zu blutroten Krallen gebogen und ihr weißes Haar peitschte um sie, als wäre plötzlich ein Sturm um sie entfacht worden. Für Sekunden stand sie so mit dem Kopf in den Nacken geworfen da und schrie, dann fiel sie bewusstlos zu Boden. Aragorn scheuchte die Gefährten hoch und Legolas nahm sich der Prinzessin an. Er trug sie auf seinem Rücken bis sie Lothlorien erreichten und sie ihre Augen wieder öffnete. Hana und Aki waren bis dahin nicht von ihrer Seite gewichen. Der Elb hatte seine Zweifel an der hübschen Vampirprinzessin aufgegeben und sorgte sich nun aufrichtig um sie, als er sie am Rande des Waldes vorsichtig absetzte. „Sie ist wach!“ Die Gefährten blieben stehen und wandten sich zu ihnen um, als sie die Nachricht hörten. Eine kurze Weile blickte Chi ins Leere, bis sie die klaren blauen Augen vor sich fixierte und sich daran festhielt, um wieder vollständig zu sich zu kommen. Legolas strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht und umfasste es mit beiden Händen, damit er sie besser ansehen konnte. „Bist du verletzt?“ Chi setzte zweimal zum Sprechen an, doch es kam kein Ton über ihre Lippen, stattdessen griff sie sich mit verzerrtem Gesicht an die linke Brust. Hana kniete sich neben Legolas und fühlte den Puls ihrer Herrin, er raste. „Ihr Puls geht zu schnell und ihre Temperatur ist sehr hoch.“ Besorgt sah sie ihre ältere Schwester an. „Hat das etwas mit ihrem Anfall zu tun?“, fragte Boromir vorsichtig. Aki nickte: „Vermutlich. Ihr müsst wissen, dass ein solcher Ausbruch von Emotionen sehr gefährlich sein kann. Jeder Vampir reagiert anders darauf und Chi verträgt Verluste nur äußerst schwer. Der Tod ihrer Mutter hätte sie damals beinahe ebenfalls das Leben gekostet. Sie liebte Gandalf vermutlich ebenso sehr wie sie. Er nahm sie zwanzig Jahre lang mit auf seine Reisen und brachte ihr vieles bei. Sie war erst sechs Jahre alt, als ihre Mutter sie mit ihm fortschickte. Sie waren alte Freunde und für Chi wurde der Zauberer in diesen Jahren zum Mentor, Vater und Freund. Im Gegensatz zu ihrem leiblichen Vater legte Gandalf sie nicht in Ketten oder sperrte sie in einem Palast ein.“ „Soll das heißen, sie stirbt?“ Frodo sah die junge Frau entsetzt an. Aki und Hana senkten betrübt ihren Kopf. Legolas legte Chi entschlossen eine Hand auf die Stirn, beugte sich über sie und sprach leise mit elbischen Worten auf sie ein. Ganz langsam begann sich ihr Herzschlag zu normalisieren, ihr Fieber wurde niedriger und auch ihr Atem verlangsamte sich wieder. Chi merkte, dass der Schmerz nachließ, wenn sie sich auf die Stimme des Elben konzentrierte und ließ sich dankbar davon einhüllen. Wenige Minuten später schlug sie ihre Augen dann erneut auf und schenkte Legolas ein kleines Lächeln: „Ich danke dir.“ Hana fiel ihr erleichtert um den Hals und sie und ihre Schwester strahlten den Elben mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen an. Legolas räusperte sich nur kurz und half Chi wieder auf die Füße. Diese verneigte sich kurz vor ihren Gefährten: „Ich bitte euch vielmals um Verzeihung, es geht mir wieder gut und ich passe nun besser darauf auf, dass sich das nicht wiederholt.“ Dann gingen sie tiefer in den Wald hinein. Doch sie kamen nicht weit, Wachposten hielten sie nach kurzer Zeit auf. Haldir, so nannte Aragorn ihren Hauptmann, führte sie zu Galadriel und Celeborn, die die kleine Gruppe bereits erwartet hatten. Sie erlaubte ihnen über Nacht zu bleiben und es verwunderte Chi nicht, als sie die Stimme der Herrin des Waldes in ihrem Kopf vernahm, während diese ihr kurz, aber eindringlich, in die Augen sah. Ihr habt einen gefährlichen Weg eingeschlagen, Prinzessin des Nachtvolkes. Ihr habt mutig Euer Volk hinter Euch gelassen, um das Richtige zu tun, doch Ihr werdet schon bald eine sehr riskante Entscheidung treffen müssen. Seine Sorgen öffnen ihn für den Ring, Ihr wisst das. Boromirs Schicksal hängt von Euch ab. Chis Laune hatte sich nicht gerade gebessert, als sie und die anderen sich zu ihrer Lagerstätte für die Nacht begaben. Es war auch nicht sonderlich aufmunternd, wenn man gesagt bekam, dass man das Leben eines anderen in Händen hielt und darüber entscheiden musste. Noch schwerer war es, da Hana Boromir offensichtlich liebte. Chi wusste, dass es seine warme und fürsorgliche Seite war, die sie besonders verzaubert hatte. Er kümmerte sich rührend um die Hobbits, war verständnisvoll und zauberte immer wieder ein Lachen auf die Lippen ihrer jungen Freundin. „Chi, du siehst sehr erschöpft aus. Du solltest schlafen gehen.“ Hana betrachtete sie mit sorgenvollem Blick, als sie sich neben ihr niederkniete. „Und du siehst noch viel schlimmer aus, geh zu Boromir, na los. Ihn scheint größere Sorgen als ich zu haben.“ Hana brauchte einfach manchmal einen kleinen Stoß, um ihre Schüchternheit zu überwinden. Aber sie ging und Chi folgte ihrem Vorschlag, sie musste schließlich neue Kraft tanken, um am nächsten Tag wieder kämpfen zu können. Legolas wanderte derweil durch Lothlorien und trauerte im Stillen um Gandalf, während er den Klageliedern der anderen Elben lauschte. Er hielt kurz vor den Gefährten inne, er hatte für Chi eine Karaffe mit klarem und reinem Wasser geholt. Es würde ihr guttun, da war er sich sicher. Doch als er sie schließlich etwas abseits, zusammengerollt zwischen zwei großen Wurzeln entdeckte, stellte er fest, dass sie bereits eingeschlafen war. Also ließ er sich mit der Karaffe auf einer dieser Baumwurzeln nieder, stellte sie auf einer ebenen Stelle ab und beobachtete sie nachdenklich. Sie wirkte vollkommen harmlos, wenn man sie betrachtete. Keiner würde denken, dass er ein bluttrinkendes Raubtier vor sich hatte, wenn er sie mit ihrem friedlichen Gesichtsausdruck dort liegen sah. Legolas seufzte leise und blickte durch das dichte Blattwerk hinauf in den Himmel und betrachtete die wenigen Sternen, die er erkennen konnte. Chi war für ihn ein einziges Rätsel. Er konnte weder ihren Charakter noch ihre Absichten wirklich erkennen, obwohl Elben dafür normalerweise ein Gespür besaßen und Menschen recht schnell durchschauten. Aber Chi war ein Vampir, vielleicht war es das, was es so schwer machte, womöglich auch die Tatsache, dass ihr Ursprung im Volk Lothloriens lag. Irgendwann fielen dem Elbenprinzen schließlich über seine Gedanken hinweg die Augen zu, aber Chi verfolgte ihn bis in seine Träume hinein. Es war tiefste Nacht und Legolas war heimlich aus dem Zimmergeschlichen, hinaus zum Wasser. Er und Haldir waren etwas umhergereist und hier zufällig auf Gandalf gestoßen, der ihnen bei einem Becher Met erzählt hatte, dass er mit der Tochter einer verstorbenen Freundin reiste, einem kleinen Mädchen. Legolas saß lange dort, still an einen Baum gelehnt, versteckt hinter einigen Büschen, bis er etwas hörte. Er lehnte sich nach vorn und blickte um die Büsche zu seiner linken herum, wo er ein kleines Mädchen mit schneeweißem Haar erspähte. Es kniete am Bach und starrte sein Spiegelbild an, ohne zu sprechen, ohne zu blinzeln. Sie konnte unmöglich viel älter als neun oder zehn Jahre alt sein und als sie plötzlich anfing bitterlich zu weinen, verließ Legolas ganz automatisch sein Versteck und kniete sich neben sie, um ihr tröstend übers Haar zu streichen. Sie hatte ihn erschrocken mit großen Augen angesehen. Silbernen Augen, sie leuchteten so silbern wie der Vollmond und dann hatte sie sich an ihn geklammert bis sie vor Erschöpfung einschlief. Nur anhand ihres Umhanges, hatte er schließlich bemerkt, dass sie das von Gandalf erwähnte Mädchen war und hatte sie zu ihm zurückgetragen. „…las. Legolas.“ Etwas Warmes strich über das Gesicht des Elben und er schlug verschlafen die Augen auf, es begann gerade erst zu dämmern. Er wäre in wenigen Minuten von den ersten Sonnenstrahlen aufgewacht, aber als er nun die Augen öffnete, sah er vor sich den Mond. Nein Augen wie der Mond. Silberne Augen! „Guten Morgen, Legolas.“ Chi war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und lächelte ihn freundlich an. Erschrocken versuchte er ein Stück zurückzuweichen und stieß sich dabei heftig den Kopf am Baumstamm hinter sich. „Au, verdammt!“ Chi kicherte belustigt und kam noch ein Stück näher, sie saß direkt neben ihm, auf Höhe seiner Hüfte und war ihm nun so dicht, dass ihre Nasenspitze die seine fast berühren konnte. „Ähem, Galadriel wünscht uns zu sehen, ehe wir abreisen.“ Hinter stand Aragorn und räusperte sich wiederholt, so dass Legolas‘ Hände an Chis Schultern schnellten und sie eine Armlänge von ihm entfernte: „Wir kommen sofort.“ Er war in Windeseile aufgestanden und Chi richtete sich ganz gemächlich auf. Sie hatte heute früh einen Entschluss gefasst, sie würde alles tun, was sie konnte, um die Gemeinschaft zusammenzuhalten und das Leben jedes Einzelnen zu bewahren, mehr war nicht möglich und sie würde sich auf diese Weise auch wegen nichts Vorwürfe machen müssen, wenn dennoch etwas schief ging. Die Wahrscheinlichkeit, dass noch mehr von ihnen für die Sicherheit Frodos und des Ringes fallen würden, war äußerst hoch. Das hatten sie alle gewusst, als sie diesen Weg gewählt hatten. Ihr war nun wieder leichter ums Herz, auch wenn die Trauer um Gandalf noch tief saß. Ganz gemütlich ging sie an den beiden Männern vorbei zu Hana, Aki, Boromir und den Hobbits. Dabei warf sie Legolas erneut ihr geheimnisvolles Lächeln zu und flüsterte im Vorbeigehen und dicht an seinem Ohr: „Keine Angst, ich hatte nicht vor, dich zum Frühstück zu verspeisen.“ Als sie bei den übrigen Gefährten angekommen war, sah Legolas Aragorn an: „Sie hat es schon wieder getan.“ Sein Freund lachte: „Legolas, mein Freund, sie ist eine Frau, das ist ihre Natur.“ „Tatsächlich? Arwen spielt mit dir also auch Katz und Maus?“ Legolas sah ihn skeptisch an. „Natürlich nicht.“ Aragorn schmunzelte leicht und Legolas seufzte: „Wenn ich nur wüsste, wer die Maus ist. Dieses Weib ist ein einziges kompliziertes Rätsel und ihre Augen schimmern immer so geheimnisvoll, dass man nie ganz deutlich in ihnen lesen kann.“ Aragorn klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter: „Du findest schon einen Weg, wenn nicht du, wer von uns dann?“ Die Gefährten begaben sich zu Galadriel und empfingen jeweils ein Geschenk von ihr. Die drei Vampirfrauen erhielten alle einen Blutkristall, jeder in einer anderen Form, passend zu seiner Besitzerin. Hanas besaß die Form einer Rose, Akis die eines Blattes und Chis die eines Tropfens. Ganz der Bedeutung ihrer Namen entsprechend: Blume, Herbst und Blut. Dann verließen sie Lothlorien auf dem Flussweg, die Frauen wurden auf die Boote verteilt und umso weiter sie fuhren, umso enger zog sich Chis Herz zusammen. Jederzeit das Unglück erwartend, das Galadriel ihr prophezeit hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)