Alte Liebe - Neue Liebe von Chisaku (Das neue Ordensmitglied Niamh verdreht Severus langsam, aber sicher, den Kopf...) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog „Hey, Niamh, warte!“ Die angesprochene Ravenclaw drehte sich um und erblickte Lily, die ihr hinterher geeilt war. „Du hast deine Feder vergessen.“ „Oh, vielen Dank, Lily. Ich muss leider schnell zum Kräuterkundeunterricht, wir sehen uns in der großen Halle.“ Das weißhaarige Mädchen winkte der Rothaarigen mit einem flüchtigen Lächeln zu und verschwand nach draußen. Ein paar Stunden später ließ Niamh sich in Zaubertränke aber direkt neben Lily nieder: „Nochmals danke, für meine Feder.“ „Kein Problem. Oh, Severus!“ Lily winkte den Slytherin zu sich, der daraufhin auch direkt auf sie zukam. Allerdings wurde ihm von Black und Potter direkt ein Bein gestellt, die sich darüber äußerst amüsierten. Besonders deshalb, weil der junge Snape direkt in Niamh Schoß fiel. Anstatt sich darüber zu ärgern, fing diese ihn jedoch auf und half ihm mit einem Lächeln wieder auf. Severus Versuch sich mit rotem Kopf zu entschuldigen winkte sie locker ab: „Nicht deine Schuld, hast du dich verletzt?“ „Nein.“ „Gut, dann setz dich und entschuldigt mich kurz ihr zwei.“ Mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen ging sie zu den beiden Übeltätern hinüber und blieb direkt vor ihnen stehen. „Wow, das war eine wirklich tolle Leistung Jungs.“ Die Gryffindors grinsten sich an und erwiderten: „Finden wir auch.“ Bevor die beiden wussten wie ihnen geschah hatte dann allerdings jedem eine gepfefferte Ohrfeige verpasst. „Aber für Vollidioten mit Stroh im Hirn ist es ja auch schon eine herausragende Leistung, wenn sie es schaffen mit ihrem Arsch auf einem Stuhl zu landen anstatt daneben, nicht wahr?“ Sirius sprang auf und wollte sie gerade anschreien, als Professor Slughorn eintrat und ihn aufforderte sich hinzusetzen. Auch Niamh folgte der Anweisung, allerdings landete Sirius im Gegensatz zu ihr auf dem kalten Boden, nachdem sie seinen Stuhl mit einem winzigen Wink ihres Zauberstabes versetzt hatte. Lily kniff die Lippen zusammen, um ein Kichern zu unterdrücken und Severus schien aufgrund der unerwarteten Unterstützung etwas verwirrt zu sein, jedenfalls hatte Niamh diesen Eindruck, als sie ihn freundlich anlächelte. Kapitel 1: Zuwachs im Orden --------------------------- Zuwachs im Orden Es schneite und die junge Frau zog ihren Umhang noch ein wenig enger um sich, um nicht so sehr zu frieren. Sie mochte den Schnee, sie liebte Weihnachten, aber sie war eine ziemliche Frostbeule. Aufmerksam zählte sie die Hausnummern ab und blieb schließlich stehen. Hier sollte es sein, das Hauptquartier des Phönixordens. Zumindest hatte Dumbledore das gesagt. Sie folgte den Anweisungen, die ihr gegeben wurden und vor ihr zeigte sich das versteckte Haus der Blacks. Sie atmete ein letztes Mal tief ein, schritt zur Tür hinauf und klopfte an. Drinnen rührte sich nach kurzer Zeit etwas und schließlich wurde ihr von Molly Weasley geöffnet. Selbstverständlich waren sie von ihrer Ankunft informiert worden. „Mum, wer ist denn da?“ Ein rothaariges Mädchen kam ihnen auf dem Flur entgegen und Molly scheuchte es direkt zurück in die Küche: „Gleich, Ginny, mein Liebes.“ Sie führte ihren Gast ebenfalls in die Küche und erst dort zog die junge Frau ihre Kapuze endlich vollständig von ihrem Kopf. Sirius verschluckte sich an seinem Wein und sah sie mit großen Augen an. „Sprachlos, Black? Früher warst du doch ein recht schlagfertiges Kerlchen.“ Ein spitzbübisches Grinsen umspielte ihre Züge und da der ehemalige Gryffindor noch um seine Stimme kämpfte, stellte sie sich selbst vor. „Hallo, ich bin Niamh. Dumbledore hat mich gebeten euch etwas zu unterstützen und ein Auge auf Harry haben.“ Sie lächelte Harry warm an. „Ich weiß es ist schon lange her, aber du hast mein herzliches Beileid wegen des Verlustes deiner Eltern. Lily war eine gute Freundin von mir.“ „Danke.“ Harry lächelte kurz traurig und wurde darum kurz aber tröstend von Niamh umarmt. Dann wandte sie sich auch wieder an die anderen: „Frohe Weihnachten. Esst bitte, ehe es kalt wird. Ich möchte nicht stören.“ Inzwischen hatte Sirius seine Stimme zurückerlangt: „Mein Güte du siehst kein Jahr älter aus als fünfundzwanzig, wie machst du das?“ Niamh zog eine Augenbraue nach oben und sah den Black naserümpfend an: „Um Himmels Willen, Sirius! Hast du das etwa vergessen? Ich bin zur Hälfte ein Vampir, was hast du denn da erwartet.“ Den Kindern am Tisch fiel beinahe die Kinnlade herunter und Hermine sah sie ungläubig an: „Ein Vampir?“ Niamh lachte: „Keine Sorge, ich habe nicht vor euch aufzufressen. Aber ja, ich bin Mischling. Ein etwas eigenartiger, wenn ich ehrlich bin. Ich bin zu je einem Viertel Hexe und Veela und zur Hälfte Vampir. Fragt mich nicht, was meinen Vorfahren dabei durch den Kopf gespukt ist. Und jetzt esst endlich. Molly hat sich sicher viel Mühe gegeben, das solltet ihr würdigen.“ Sirius setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber, achtete aber darauf, dass der sich auch dort befand, wo er sein sollte. Das ließ Niamh natürlich erneut kichern und Sirius grinste sie breit an: „Zweimal falle ich nicht darauf herein.“ „Ach, Sirius das wirst du mir doch nicht etwa nachtragen. Euretwegen ist Severus zuvor immerhin mit dem Gesicht in meinem Schoß gelandet. Ihr wart furchtbar!“ Am Tisch brach heiteres Gelächter aus und Harry sah seinen Patenonkel amüsiert an: „Das habt ihr echt gemacht?“ Sirius grinste schief: „Oh ja und anschließend bin ich deshalb mit meinem Hintern auf dem Kerkerboden gelandet und nicht auf meinem Stuhl. Ich warne euch, die Frau ist gefährlich.“ Nach dem Essen befand Niamh sich kurzer Hand direkt zwischen den Weasley Zwillingen: „Hast du noch mehr lustige Geschichten über Snape?“ Fred grinste: „Ja, er ist nämlich ein richtiger Tyrann.“ George ergänzte: „Der Schrecken eines jeden Schülers, der nicht aus Slytherin kommt.“ Niamh verschränkte die Arme vor der Brust und Sirius prustete: „Macht euch keine Hoffnungen, Niamh hat uns regelmäßig in den Hintern getreten, wenn sie erlebt hat, dass wir Schnie…“, er erntete einen warnenden Blick und korrigierte sich, „Snape Streiche gespielt haben. In der übrigen Zeit war sie aber äußerst liebenswert.“ Als Niamh daraufhin teilweise recht verständnislose Blicke erntete, wurde sie sehr ernst: „Ich finde es abscheulich auf anderen herumzuhacken, besonders wenn sie in der Unterzahl sind und nichts getan haben. Und dieses Verhalten haben leider nicht nur Slytherins gepachtet und nicht alle Slytherins sind automatisch bösartig.“ Sirius hob schützend seine Hände: „Hey, hey, ich bin kein Teenager mehr. Ich habe es inzwischen gelernt.“ Niamh lächelte augenblicklich wieder: „Sehr schön. Dann auf gute Zusammenarbeit, alter Freund.“ Sie reichten sich die Hände und es kehrte wieder Frieden ein. Nur die Zwillinge schienen enttäuscht zu sein. Sie hatten sich wohl sichtlich Hoffnungen gemacht, Snapes Geheimnisse in der Schule bekannt zu machen. Dem beugte Niamh aber geschickt vor: „Wenn ich höre, dass die kleine Geschichte eben in der Schule bekannt wird, Jungs, dann komme ich nachts in eure Zimmer geschlichen und zeige euch die unfreundliche Seite der Blutsauger, verstanden?“ Der restliche Weihnachtstag verlief weitestgehend ruhig. Niamh bezog ihr Zimmer, unterhielt sich mit jedem ein wenig und wurde schnell im Orden angenommen. Sie fühlte sich wohl und war glücklich ihre alten Schulfreunde wohl auf und beieinander zu sehen. Als am Abend auch Remus ins Quartier kam, wurde dieser direkt mit einer stürmischen Umarmung begrüßt. „Remus! Wie geht es meinem Lieblingswerwolf? Du siehst etwas zerschrammt aus.“ Remus Lupin sah mit leicht geröteten Wangen in die goldenen Augen der jungen Frau und realisierte erst nach einigen Sekunden, wer sich ihm da eigentlich an den Hals geworfen hatte: „Ni… Niamh? Um Himmels Willen, ich werde deinetwegen noch…“ „… an einem Herzinfarkt sterben.“ Vollendeten Sirius und Niamh seinen Satz und grinsten ihn breit an. Sie setzten sich mit einem Großteil des Ordens in die Küche und warteten auf die anderen Mitglieder, während sie ein wenig in alten Zeiten schwelgten. Niamh setzte gerade Tee und Kaffee auf, als plötzlich Harry neben ihr stand. Sie lächelte ihn an und fragte: „Kann ich etwas für dich tun, Harry?“ „Ich… Nun ja, es ist so, Sirius hat mir viel von meinen Eltern erzählt, aber…“ „Aber er kennt James noch etwas besser als Lily. Zumindest, was unsere Schulzeit betrifft. Frag nur, wenn du etwas wissen möchtest. Es ist gerade zwar ein schlechter Zeitpunkt, aber wenn du magst, zeige ich dir nachher ein Album von damals.“ Ein kleines Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Jungen aus: „Sehr gerne, danke.“ „Dafür nicht, Harry. Ich habe schon kurz vor ihrer Schwangerschaft nicht mehr für Lily da sein können, weil meine Art das nicht ermöglicht hat, aber ich habe ihr dennoch versprochen, für dich auffindbar und da zu sein, wäre das einmal nötig. Und daran halte ich fest. Scheue niemals, zu mir zu kommen, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt oder du mich brauchst.“ Sie drückte Harry einen Kuss auf die Stirn und verteilte anschließend Kaffee und Tee unter den Anwesenden. Als sie auf Höhe der Tür angekommen war, betrat jemand den Raum und sie drehte sich um: „Tee oder Ka…“ Vor ihr stand Severus Snape und sah sie kalt an. „Guten Abend, Severus. Möchtest du etwas trinken?“ Sie wandte sich sofort von ihm ab und ging zu einem der Schränke, um eine weitere Tasse herauszuholen. „Nein, danke.“ Langsam stellte sie die Tasse zurück, die ihr dann allerdings von jemandem abgenommen wurde. „Ich nehme dafür gerne etwas Tee.“ Albus Dumbledore lächelte sie aufmunternd an und sie erwiderte es: „Gern.“ Sie goss ihm ein und zündete dann ein Teelicht an, das die Teekanne warmhielt. Es waren nun alle anwesend und Dumbledore legte seine Hand auf Niamhs Schulter: „Für diejenigen unter uns, die diese entzückende junge Dame noch nicht kennen, ihr Name ist Niamh und sie ist unser neuestes Mitglied. Sie wird auch in Hogwarts ein Auge auf Harry haben. Sie ist die Tochter eines alten Freundes und genießt mein vollständiges Vertrauen.“ Niamh durchflutete eine Welle von Geborgenheit und Zuneigung. Albus Dumbledore war für sie immer eine Art zweiter Vater gewesen, nachdem ihr eigener verstorben war. Als die Vorstellungsrunde und die anschließende Besprechung beendet waren, war Niamh die erste, die sich entschuldigte und zurückzog. Bevor sie die Küche verließ, warf sie Severus, der sie bislang vollkommen ignoriert hatte, noch einmal einen Blick zu. Doch auch jetzt zeigte er ihr nur die kalte Schulter. Harry, der ja noch mit ihr reden wollte, folgte ihr kurz darauf und erreichte sie sogar noch, ehe sie ihr Zimmer betrat. „Komm rein, Harry.“ Sie bedeutete ihm, sich aufs Bett zu setzen und suchte ein kleines Album aus ihrem Koffer heraus. „Hier, das ist aus dem fünften bis sechsten Jahr. In der Zeit habe ich mich auch mit den Jungs angefreundet. Vorher herrschte Kleinkrieg zwischen uns.“ Harry schlug das Album auf und sah sich die Fotos darin genau an. „Ist das meine Mum?“ Niamh setzte sich neben ihn und nickte: „Ja, das war eine von Professor Slughorns Weihnachtspartys. Lily war eine seiner absoluten Lieblingsschülerinnen. Aber sie besaß auch großes Talent für Zaubertränke.“ „Ich hasse Zaubertränke!“, murrte Harry und blätterte weiter. Niamh schmunzelte: „Das Fach oder doch eher den schlechtgelaunten Lehrer?“ „Hm, vermutlich in erster Linie den Lehrer. Snape hasst mich.“ Niamh blickte aus dem Fenster: „Ja, ich befürchte das tut er. Dabei trägst du keinerlei Schuld an dem, was dein Vater getan hat.“ Sie sah Harry an und Lächelte traurig: „Versteh das nicht falsch. James war ein guter Freund von mir und ich schätze ihn haute noch ebenso hoch wie damals. Aber sein Verhalten Severus gegenüber war grausam. Ich bin froh, dass du in dieser Sache eher nach deiner Mutter schlägst. Sie konnte James nämlich sehr lange nicht leiden, weißt du? Aber Unterschiede ziehen sich ja bekanntlich an und sie waren ein wundervolles Paar. Bis zum Schluss verliebt wie am ersten Tag.“ Niamh sah, dass Harry von seiner Trauer überwältigt wurde und zog ihn in ihre Arme, dabei schlug sie das Album zu. „Nimm es mit und suche dir für dich schönsten und wichtigsten Bilder heraus. Ganz gleich wie viele. Ich habe immer noch die Erinnerungen.“ Harry ließ sich von Niamh trösten und verharrte so einige Minuten in ihren Armen. Er hörte weder die Schritte auf dem Flur, noch sah er Snape, der im Vorbeigehen durch die nur halb geschlossene Tür einen kurzen Blick auf ihn und Niamh erhaschte. Er hielt für eine Sekunde inne, in der Niamh ihm direkt in die Augen blickte, dann ging er mit unbewegter Miene weiter. Kapitel 2: Zurück in Hogwarts ----------------------------- Zurück in Hogwarts Nachdem die Weihnachtsferien vorbei waren, kehrte Niamh gemeinsam mit den anderen nach Hogwarts zurück. Sie fühlte sich dort zu Hause und war glücklich das gigantische Schloss nach so langer Zeit wieder zu betreten. Am Abend stellte Dumbledore sie den Schülern vor. Sie sollte von nun an im Fach Geschichte der Zauberei unterrichten, da sich die Schüler so oft über ihren langweiligen geisterhaften Lehrer beschwerten und entsprechende Leistungen erbrachten. Das war jedenfalls die offizielle Begründung. Zu ihrem Unglück setzte Albus sie am Lehrertisch jedoch direkt neben Severus, der sie erneut wie Luft behandelte. Niamh beobachtete während des Essens ihre zukünftigen Schüler und zwang sich zumindest einen Teller voll zu sich zu nehmen, obwohl ihr Magen einem verkrampften Knoten glich. Umbridge warf ihr zudem immer wieder äußerst misstrauische Blicke zu, weshalb sie sich dazu entschloss, der Frau ein wenig Honig ums Maul zu schmieren und ihr niederträchtiges Ego damit ruhig zu stellen. Sie sollte sie schließlich für ungefährlich halten. „Professor Umbridge, ich habe von den Änderungen gehört, die sie in Hogwarts eingeführt haben. Ich bin sehr angetan von ihnen, ich habe zuvor lange überlegt, ob ich die Stelle annehmen sollte, aber die strengeren Regeln haben mich dann überzeugt. Undisziplinierte Schüler neigen dazu, ihren Lehrern auf der Nase herumtanzen zu wollen.“ Niamh bemerkte, dass Severus überrascht zu sein schien, dass sie Umbridge etwas vorspielte. Immerhin war sie sonst sehr direkt. Nun ja, vermutlich war sie auch die einzige, die es bemerkte, denn es äußerte sie durch ein kurzes Zucken einer Augenbraue und flüchtigen Seitenblick aus den Augenwinkeln in ihre Richtung. Dennoch, Niamh trat ihm unter dem Tisch prompt gegen sein Schienbein. Wenn das seine einzige Konservation mit ihr bleiben sollte, würde sie ihn halt so lange reizen, bis er reagierte. Sie wusste durchaus wie das ging. „Oh, wie erfreulich, das zu hören. Ich gebe mir größte Mühe. Gut, wenn es jemand zu schätzen versteht. Sagen Sie Professor, wie kommt es, dass Dumbledore Sie mitten im Schuljahr hierher geholt hat?“ Umbridge sah sie mit stechendem Blick an. Mit einem aufgesetzten Lächeln im Gesicht erwiderte Niamh: „Die Noten in Geschichte der Zauberei sind bedenklich gesunken, wie Sie sicher bereits festgestellt haben und Dumbledore wünscht dem entgegenzuwirken. Schlafende Schüler sind während des Unterrichts kein erwünschenswerter Zustand.“ „Ganz Recht.“ Damit war die Unterhaltung beendet und Niamh entschuldigte sich kurz darauf mit der Begründung, eine anstrengende Anreise hinter sich zu haben. Sie murmelte ein kurzes: „Gute Nacht“, das vor allem an Severus gerichtet war und das wusste er auch genau, da war sie sich sicher. Er war schließlich ein äußerst intelligenter Zauberer. Severus wartete noch bis zwei weitere Lehrkräfte sich von der Tafel entfernt hatten und begab sich dann ebenfalls in die Kerker und in seine eigenen Gemächer. Die Idee Niamh in den Orden zu holen fand bei ihm keinen sonderlichen Zuspruch, doch er konnte nicht leugnen, dass sie äußerst nützlich sein konnte. Nur ein Narr würde die Talente eines Vampirs verkennen und seine Unterstützung ablehnen, wenn es um jeden Strohhalm ging, den man ergreifen konnte. Normalerweise würde er zur Vorsicht raten, da diese Wesen der Nacht äußerst listig waren und oftmals nur die eigenen Interessen verfolgten. Durch das menschliche Blut in ihren Adern konnte die Sonne ihr nicht schaden und sie einen Grund gegen Voldemort zu kämpfen. Rache. Ihre Mutter hatte sich einst den Todessern angeschlossen und ihren eigenen Gatten getötet, da dieser vor seiner Verwandlung ein einfacher Muggel gewesen war und weil er Niamh nicht mit ihr gehen ließ. In ihrer späten Schulzeit hatte Severus Niamh gemocht. Sie hatte sich grundsätzlich für ihn eingesetzt, wenn sie mitkam, dass Potter und Black ihm üble Streiche spielten und die Jungs dabei ziemlich in ihre Schranken gewiesen. Snape wurde in seinen Gedanken gestört, als Harry an die Tür klopfte und zu seinem Okklumentikunterricht erschien. Niamh saß derweil an ihrem Fenster und starrte in den dunklen Nachthimmel. Sie versuchte wie fast jedes Mal, wenn sie an Severus dachte, herauszufinden, wann er sich wohl von ihr abgewandt und sie zu hassen begonnen hatte und vor allem warum. Sie konnte einfach nicht verstehen, was sie ihm getan hatte. Im Gegensatz zu Lily hatte sie ihn sogar dann nicht aufgegeben, als er zum Todesser wurde. Sie hat es zwar nicht gebilligt und versucht ihn zurückzuholen und ihn damit sehr verärgert, aber sie hatte es versucht und ihm die Beschimpfung Schlammblut ebenfalls verziehen, auch ohne Entschuldigung. Sie hatte Lily nie dafür verantwortlich gemacht, natürlich nicht, sie konnte ja nichts dafür, dass Severus sich in sie verliebt hatte. Aber Niamh brach es jedes Mal das Herz, wenn er sie mit diesem ganz bestimmten Blick angesehen hatte und nun sah es so aus, als hätte Severus diese Gefühle nie hinter sich gelassen. Er würde ihr niemals eine Chance lassen. Er wollte es gar nicht. Doch Niamh war im Gegensatz zu ihm nicht fähig ihre Gefühle derart zu verkapseln und zu verdrängen. Sie weigerte sich auch ebenso verbittert zu werden wie er es heute war. Ja, sie weigerte sich. Sie war immer stur genug gewesen ihn nicht einfach aufzugeben, egal was er getan hatte und sie sah schon daran, dass er das Risiko einging ein doppeltes Spiel mit Voldemort zu spielen, dass sie sich nicht in ihm getäuscht hatte. Damals nicht und heute auch nicht. Das Problem mit verliebten Vampiren war nämlich, dass es ihnen noch sehr viel schwerer fiel als den Menschen, sich wieder zu entlieben. Sie brauchten normalerweise lange, um einen Partner zu finden und ihm ihr Herz zu schenken, aber wenn sie jemanden gefunden hatten, dann blieben sie ihm meist für immer treu. Vampire schlossen äußerst enge Bande zu ihren Gefährten. Niamhs Band verlief jedoch vollkommen einseitig. Und das machte sie traurig und wütend zugleich. Schließlich gab sie es auf. Sie hatte sich lange genug den Kopf zermartert. Jahrelang hatte sie sich den Kopf über diese Sache zerbrochen und jetzt war Severus nur ein paar Stockwerke und Flure von ihr entfernt und sie konnte ihn einfach fragen. Und genau das hatte sie vor. Sie warf sich ihren nachtblauen Umhang über und eilte hinunter in die Kerker. Um Severus zu finden musste sie nur ihrem Gespür und ihrer Nase folgen, seinen Geruch würde sie immer erkennen und er war auch unter tausenden der erste, den sie wahrnahm. Ich verhalte mich wie ein verliebter Teenager, schnaubte sie in Gedanken. Als sie die Tür zu seinem Büro erreicht hatte, klopfte sie an. Severus und Harry wandten sich gleichzeitig mit verwirrtem Blick der Tür zu. Wer wollte um diese Uhrzeit noch etwas von ihm? „Ja, bitte“, war Snapes genervte Antwort. Niamh betrat den Raum und lächelte entschuldigend: „Oh, ich wusste nicht, dass ihr noch mitten im Unterricht seid. Darf ich euch kurz stören? Harry sieht bereits sehr geschafft aus. Eine kurze Pause täte ihm sicher gut und würde seine Konzentration wieder stärken.“ Dabei sah sie Severus direkt in die Augen und wartete auf seine Reaktion. „Potter, gehen Sie vor die Tür. Ich rufe Sie, wenn wir fortwahren.“ Harry ging hinaus und erhielt dafür ein dankbares Lächeln von Niamh. Allerdings lauschte er von außen an der Tür, da er davon ausging, dass es wieder um Geheimnisse ging, die der Orden vor ihm verbergen wollte. „Was willst du?“ Severus‘ Stimme fühlte sich an wie ein Peitschenschlag. „Reden.“ „Es gibt nichts zu bereden.“ „Oh doch! Ich habe es jetzt nämlich endgültig satt! Von heute auf morgen behandelst du mich wie eine Aussätzige und ich wüsste gerne endlich den Grund dafür!“ Severus überging diese Frage und wandte sich der Tür zu, um Harry wieder hereinzuholen, aber Niamh war schneller. „Oh nein! Dir mag es ja egal sein, aber mir nicht. Wir müssen reden Severus und Harry braucht eine Pause.“ Sie unterbrach den Versuch ihres Gegenübers etwas einzuwenden, indem sie die Hand hob: „Ich weiß, dass du ihn auf die Härte und Grausamkeit vorbereiten willst, die Voldemort besitzt, aber so etwas zu lernen ist schwer. Und man muss kleiner anfangen, wenn er kooperieren soll. Er ist nicht James, Severus, und auch nicht Sirius. Mach ihn nicht für das verantwortlich, was andere getan haben.“ Severus starrte sie wütend an: „Du bist auch keinen Deut besser und jetzt verschwinde!“ Niamh starrte ihn entsetzt an und es fiel ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. „Das ist es?“ Ihre Stimme bebte vor zurückgehaltenen Tränen. „Das ist es!? Du hältst mir vor, dass ich mit ihnen befreundet war!?“ Sie schrie ihn an. Sie konnte nicht fassen, dass er ihr das vorwarf. „Ich habe immer hinter dir gestanden! Dir den Vorrang gegeben! Ich habe Sirius deinetwegen den Kiefer gebrochen und James einen Arme ausgekugelt, als sie dich in der Luft herumfliegen ließen und du wirfst mir vor zu sein wie sie!? Ich habe dich nicht untätig gehen lassen, als du zum Dunklen Lord gingst! Ich habe von dir keine Entschuldigung verlangt, keine Rechtfertigung, ich habe dir für nichts die Schuld gegeben, verdammt nochmal! Und du urteilst aufgrund von Oberflächlichkeiten über mich!?“ Sie holte aus und ihre Ohrfeige hallte durch den Raum. „Ich hätte nie gedacht, dass Oberflächlichkeit überhaupt Platz in deinem Wesen haben könnte. Vielen Dank, dass du mich belehrt hast.“ In Niamhs Inneren war es mit einem Schlag leer, still und eiskalt. Ihre Miene war ausdruckslos und ihre Augen, die eben noch wie die eines Raubtieres ausgesehen hatten, zeigten keine Regung mehr. „Gute Nacht, Professor. Ich werde Sie nicht noch einmal belästigen.“ Sie drehte sich um und verließ den Raum. Vor der Tür stieß sie auf Harry und auch wenn sie es versuchte, so wirkte sie nicht im Geringsten so warmherzig und freundlich wie die Tage zuvor: „Danke, Harry. Du darfst wieder hinein.“ In dem Moment dröhnte es von drinnen: „Potter, Sie können gehen!“ „Das hat sich wohl erledigt.“ Harry sah sie unsicher an. „Gehen wir.“ Er folgte ihr nach oben und wurde von ihr bis zum Gryffindorturm begleitet. „Gute Nacht, Harry. Bis morgen.“ „Gute Nacht.“ Dann war Niamh wieder allein. Wie in Trance kehrte sie in ihre Privaträume zurück, legte sich ins Bett und schlief irgendwann ein, da ihr Kopf vollkommen leergefegt zu sein schien. Severus stand wie vom Donner gerührt in seinem Büro und versuchte die Gedanken zu ordnen, die durch seinen Geist jagten. Niamh war schon immer sehr direkt gewesen und hatte ihre Meinung gerade heraus gesagt, aber er hatte sie niemals ein schlechtes Wort über Lily sagen hören. Und die Anspielung war deutlich genug gewesen! Sie hatte ihm verziehen, Lily wollte nicht einmal etwas von seiner Entschuldigung hören, egal wie sehr er es versucht hatte. Wusste die Weißhaarige, dass er Lily liebte? Und warum hatte die Erkenntnis über das, was er ihr vorwarf, ihr scheinbar mit einem Schlag alles Leben aus dem zierlichen Leib gerissen? Langsam verließ er sein Büro und ging ins eine Privatgemächer. Es war spät und er beschloss zu schlafen, ehe er wegen seiner ehemaligen Freundin Kopfschmerzen bekam. Doch seine Vergangenheit und Niamhs leerer Blick verfolgten ihn bis in seine Träume. „Hey Schniefelus! Was hältst du von einem kleinen Bad im See? Soll erfrischend sein um diese Jahreszeit.“ James und Sirius ließen Severus über dem Ufer des Sees schweben und grinsten hämisch, während der junge Snape sie hasserfüllt anstarrte. „Lass mich sofort runter, Potter!“, zischte er durch seine zusammengepressten Zähne. „Wie du willst.“ James ließ ihn lachend los und er fiel mitten ins eiskalte Wasser. „Potter!“ Niamh stand ganz plötzlich neben dem Braunhaarigen mit der Brille und stieß ihn unsanft bei Seite. Potters kleines Grüppchen lachte und Sirius sagte: „Sieh an, Schneewittchen ist wieder da.“ „Willst du deinen Froschkönig aus dem Wasser fischen?“ James grinste fies und kassierte dafür einen wahrlich vernichtenden Blick von ihr. Dann ignorierte sie die Gryffindors schlicht weg und watete ein Stück zu Severus in den See. Sie reichte ihm ihre Hand, um ihm aufzuhelfen, doch als er in ihre Augen blickte, sahen sie plötzlich stumpf und leer aus. Sie richtete sich wieder auf und trat rückwärts aus dem Wasser heraus. „Steh alleine auf.“ Ihre Augen waren auf ihn gerichtet, aber sie stand nur noch wie eine leblose Puppe vor den anderen. Severus stand auf und verließ das Wasser, doch als er einen Schritt auf trockenen Bodensetzte, griffen Sirius und James Niamh an den Schultern, drehten sie um und führten sie davon. Severus schlug gereizt seine Augen auf und setzte sich aufrecht hin. Was war das für ein absurder Traum gewesen? Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es halb sechs in der Früh war und er begann sich für den Unterricht vorzubereiten. Dabei ging er den Alptraum nochmal durch. Die Situation kannte er, sie war tatsächlich passiert, doch in dem Moment, in dem Niamh ihre Hand reichte, hatte sie sich verändert. Damals hatte sie ihn mit einem entschuldigenden und aufmunternden Lächeln auf die Beine gezogen und aus dem Wasser geführt, vorbei an Potter und seinen Freunden und hinauf zum Schloss. Als er am nächsten Tag mit Fieber und schlimmem Husten in den Krankenflügel gekommen war, hatte Niamh die Aufgabe übernommen sich um seine Genesung zu kümmern, weil Madame Pomfrey ziemlich überlastet war. Zu Beginn der Winterzeit hatte sie mit vielen kranken Schülern zu tun und zudem musste sie sich um einige Erstklässler kümmern, die es im Flugunterricht übertrieben hatten, zu fünft ineinander geflogen und nun mit einem gebrochenen Bein oder Arm bei ihr waren. Also hatte Niamh ihm seine Medizin gegeben, seine verschwitzten Sachen und die Bettwäsche gewechselt und meinte sich zu erinnern, dass sie ihm sogar vorgelesen hatte. Als er zwei Tage später wieder vollkommen gesund gewesen war, hatte sie ihm zudem auch noch eine Abschrift sämtlicher Fächer gegeben, die sie gemeinsam besuchten. Nach diesem Vorfall hatte Severus das Mädchen erst wirklich als eine Freundin gesehen. Zuvor war er davon überzeugt gewesen, dass Niamh ihm nur Lily zuliebe geholfen hatte, doch am See war sie sie eingeschritten, obwohl Lily nicht einmal in der Nähe gewesen war und auch seine Pflege hätte sie nicht übernehmen müssen. Und auch nachdem Lily nichts mehr von ihm wissen wollte, hatte sie ihn noch gegen Potter verteidigt. Manchmal war er sich ehrlich gesagt nicht sicher, ob sie nicht aus Freundschaft zu Lily auch mit Potter und den anderen Freundschaft geschlossen und über ihre Streiche hinweggesehen hatte, wenn sie gerade keine begangen. Verdammt! Sie hatte mit ihren gestrigen Vorwürfen wohl nicht ganz unrecht gehabt. Im entscheidenden Moment hatte sie stets zu ihm gehalten, ihm drängte sich nun allerdings die Frage auf: WIESO? Kapitel 3: Bissige Rettung -------------------------- Bissige Rettung Niamhs erste Unterrichtstage verliefen äußerst ruhig und waren nicht besonders ereignisreich bis Dumbledore sie zu sich bestellte. „Du hast mich rufen lassen, Albus?“ Niamh betrat vorsichtig das Büro des Zauberers. „Ja. Dich scheint etwas zu bedrücken und ich sorge mich ein wenig um dich. Du bist früher doch auch zu mir gekommen, wenn du Sorgen hattest.“ Niamh lächelte schwach: „Ja, du bist wie ein Vater für mich. Wärst du damals nicht gewesen, als meine Mutter uns verriet, wäre ich vermutlich verloren gewesen.“ Dumbledore führte sie zu einem Sessel und nahm ihr gegenüber Platz: „Was bedrückt dich heute, Niamh?“ Sie biss sich auf die Unterlippe und klopfte nervös mit der Zunge gegen ihre Fangzähne, doch schließlich entschied sie sich doch dazu, ihm alles zu erzählen. Der Schuldirektor hörte ihr aufmerksam zu und nickte langsam, als sie geendet hatte. „Ich hatte damals schon eine vage Vermutung, habe sie dann aber wieder verworfen. Wenn ich das jetzt so höre, glaube ich allerdings… Niamh bist du…?“ „Ja.“ Sie wusste, was er sie fragen wollte und senkte traurig ihren Kopf: „Ja, ich liebe Severus. Ich habe ihn schon geliebt, als wir selbst noch Schüler waren.“ Langsam drängten die Tränen, die sie so lange erfolgreich zurückgehalten hatte nach vorne und rannen ihr nacheinander über ihre blassen Wangen. Dumbledore nahm sie tröstend in den Arm bis sie sich wieder beruhigt hatte. Das war alles, was Niamh derzeit brauchte und er ließ sie wieder gehen, als sie dazu bereit war. Trotzdem zerbrach er sich noch länger den Kopf darüber. Spät am Abend unterrichtete Snape Harry erneut in der Okklumentik, doch diesmal wehrte sich dieser, nachdem Severus der Kragen platzte und er über ihn und seinen Vater fluchte. Das Eindringen Potters in seine Erinnerungen ließ Severus‘ Geduldsfaden reißen und er scheuchte hinaus. Auf dem Flur begegnete Harry Niamh, die ihn besorgt ansah: „Ist alles in Ordnung? Du siehst schrecklich aus, Harry.“ „Ich…ich weiß nicht, Professor. Ich habe gerade eine Erinnerung von Professor Snape an meinen Vater gesehen, er…“ „Harry.“ „Ja?“ „Dein Vater war nicht immer der netteste oder vorbildlichste Schüler, aber er war ein guter Mann und er hat dazugelernt. Er hatte seine Makel, besonders als Teenager, aber du darfst deshalb nicht anfangen die guten Dinge, die er getan hat in Frage zu stellen. Er ist dein Vater und du hast das Recht in erster Linie das Gute zu sehen. Niemand ist perfekt, Harry. Glaube mir, wenn ich dir sage, dass du keinen Grund hast, an deinem Vater zu zweifeln. Er ist irgendwann erwachsen geworden und hat dich und deine Mutter mit seinem Leben beschützt. Für dein Herz ist vor allem das wichtig.“ Harrys Gesicht erhellte sich wieder etwas und nickte: „Danke, Professor. Ähm, ich weiß, dass sich das nicht gehörte, aber ich sollte Ihnen vielleicht beichten, dass ich das Gespräch zwischen Ihnen und Professor Snape gestern Abend belauscht habe. Ich… ich dachte es ginge wieder um Ordensangelegenheiten, von denen mir keiner etwas sagen will und…“ „Schon gut, Harry. Da du dadurch wohl weißt, wie ich zu Severus stehe, schenkst du meinen Worten hoffentlich auch den entsprechenden Glauben.“ Der Junge nickte und Niamh schickte ihn auf sein Zimmer. Den nächsten Tag hatte Niamh frei bekommen. Allerdings nicht zu ihrem Vergnügen, sie sollte etwas für den Orden erledigen. In schwarze Kleider und einen ebenso schwarzen Umhang gehüllt hastete sie durch die Nocturnegasse und betrat schließlich einen winzigen Laden in einer kleinen Seitennische. Eine runzlige alte Hexe begrüßte sie murrend und überreichte ihr ein kleines Bündel, für das Niamh ihr schweigend die entsprechende Bezahlung gab. Sie war etwas überrascht, dass alles so unkompliziert funktioniert hatte, aber kaum hatte sie die Stadt verlassen, wurde sie plötzlich angegriffen. Ihr Besen wurde zerstört, also musste sie zu Fuß weiter, was normalerweise ein Vorteil gewesen wäre, denn Vampire liefen bei weitem schneller als Menschen. Doch zu ihrem Unglück ging über ihr bereits der Vollmond auf. Würde sie direkt nach Hogwarts apparieren, bestand die Gefahr, dass ihr Verfolger sie gleichzeitig erwischte, denn ungünstiger Weise war ihr ausgerechnet Bellatrix Lestranges Ehemann auf den Fersen. Ein ausgewachsener ungezügelter Werwolf! Ihre Kräfte waren zudem durch ihre wertvolle Fracht beeinträchtigt und sie musste sich nun schnell entscheiden. Als sie den verbotenen Wald vor sich auftauchen sah, beschleunigte sie so gut sie konnte, wich dem Raubtier immer wieder knapp aus und ignorierte die Kratzer, die sie bislang hatte einstecken müssen. „Avada Kedavra!“ Erschrocken sprang Niamh zurück und direkt in einen Prankenhieb des Werwolfs hinein, sie schrie auf und sah Bellatrix vor sich bösartig lachen. Sie hatte sie mit dem Todesfluch angegriffen. Schließlich blieb Niamh nun doch nur noch eine Möglichkeit, sie apparierte und landete direkt in ihrem Büro, doch bevor sie vollständig verschwunden war, hatten sich Lestranges Zähne noch einmal in ihre Schulter gebohrt. Ihr Schrei wurde von Dumbledore registriert, der zufällig gerade im selben Korridor unterwegs war und er eilte schnellstens zu ihr. Er stieß die Tür auf und kniete sich neben sie. „Um Himmels Willen, Niamh!“ Er befahl den Bildern Madame Pomfrey, Professor McGonagall und Severus zu informieren und begann damit ihre schlimmsten Verletzungen mit Magie zu heilen. Doch ohne die Aufnahme von Blut, würde sie trotzdem sterben. Aufgrund ihrer vampirischen Natur reichte eine äußerliche Heilung nicht vollkommen aus. Wenige Minuten später stolperte Minerva mit den drei Gryffindors herein und Harry stürzte entsetzt auf Niamh zu: „Nein! Was ist passiert?“ Ehe er eine Antwort erhielt, betraten auch Madame Pomfrey und Snape das Büro und die Krankenschwester schob ihn bestimmend beiseite. „Ihre äußeren Wunden sind nicht länger bedrohlich, Direktor, aber ihre Kraft schwindet sehr schnell. Ich kann sie unmöglich mit Blutkonserven retten, das dauert zu lange und es enthält bei weitem nicht genug Lebenskräfte, um das Gift zu neutralisieren. Diese Bisspuren sehen sehr nach einem Werwolf aus. Selbst ein Trank wäre noch zu wenig.“ Dumbledore warf Severus einen kurzen Seitenblick zu, der die Diagnose mit äußerst angespannter Miene zur Kenntnis nahm. „Raus! Alle!“ Er hockte sich an die Stelle des Direktors und hob Niamh vorsichtig an. Sie stöhnte auf und verzog vor Schmerz das Gesicht. Das Gift wirkte schon und konnte für einen geschwächten Vampir tödlich sein. Niamh rührte sich mühevoll und reichte Dumbledore noch den kleinen Beutel und lächelte schwach, dann scheuchte der Zauberer alle hinaus, auch wenn Harry dagegen protestierte. Severus hob Niamh hoch und trug sie durch eine Zwischentür in ihre Privatgemächer, dort legte er sie behutsam auf ihr Bett. Er hatte soeben mit Schrecken festgestellt, dass sie ihm doch nicht ganz so gleichgültig war, wie er es sich eingeredet hatte. Pures Entsetzen und ein Hauch von Panik hatten für einen kurzen Moment sein ganzes Wesen ausgefüllt, als er sie fast tot auf dem Boden liegen sah. Er streifte rasch Umhang und Mantel ab und öffnete das Hemd darunter so weit, dass sie an seinen Hals herankam. „Sev, was tust du?“ Niamhs Stimme war nur noch ein Flüstern und klang brüchig. „Du brauchst Blut, sonst stirbst du.“ Er zog sie vorsichtig hoch und bettete sie in seinen Armen. Danach führte er ihre Lippen an seinen Hals: „Niamh, worauf wartest du?“ „Ich…“ Wieso trank sie nicht einfach? Wollte sie, dass er sie anflehte? Erschreckenderweise wurde ihm bewusst, dass er sogar das tun würde, wenn sie dann endlich ihre Zähne in seinen Hals schlug. Doch bevor er erneut etwas sagen konnte, spürte er erleichtert, wie ihre bereits kühlen Lippen sich öffneten und sie ihre Reißzähne vorsichtig in sein Fleisch drückte. Nach den ersten kleinen Schlucken traute sie sich dann endlich wirklich von ihm zu trinken und nahm auch größere. Plötzlich schoss ohne Vorwarnung eine eigenartige, aber angenehme Hitze durch Severus‘ Körper und er musste erschrocken feststellen, dass ihm nacheinander mehrere Schauer der Erregung durch den Leib fuhren. Der deutlichste Beweis dafür drückte schon fast schmerzhaft gegen den Stoff seiner Hose und als Niamh ihn mit zunehmend zurückkehrenden Kräften nach hinten auf das Bett drückte und nun direkt auf ihm saß, konnte er ein raues Aufstöhnen aus seiner Kehle nicht unterdrücken. Was tat sie denn da? Er schielte vorsichtig zu ihr hinunter und stellte überrascht fest, dass sie seine Reaktionen aus halbgeschlossenen Augen beobachtete. Sie glühten wie flüssiges Gold und für Severus fühlte es sich an, als verginge eine Ewigkeit bis er sich mit einem Mal aufbäumte und Niamh plötzlich von ihm ließ und ans andere Ende des Bettes sprang. Ihre Pupillen hatten sich zu schmalen Schlitzen zusammengezogen und sie hockte da wie eine Raubkatze vor dem Sprung. Ihr Atem ging genauso rasch wie der des Zauberers, der sie erschöpft ansah. Kapitel 4: Geständnis --------------------- Geständnis In Niamhs Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn und sie befürchtete die Fülle der Gefühle in ihrem Inneren könnte ihren Körper in Kürze sprengen. Kaum hatte Severus‘ Blut ihre Zunge berührt, hatte es ihr jede Vernunft geraubt und alle ihre Sinne waren nur noch auf ihn gerichtet gewesen. Und umso mehr sie Trank umso intensiver hatte sie ihn wahrgenommen. Ihr Körper glühte, ihr Herz schlug heftig gegen ihre Brust und wäre nicht ein Funken Vernunft durch ihren Geist gesprungen, als der Schwarzhaarige sich unter ihr aufgebäumt hatte, hätte wer weiß was passieren können. Wenn Vampire denjenigen bissen, den sie liebten, dann teilten sie ihre Gefühle über diesen Biss mit, denn sie steckten in jeder Faser ihres Körpers. Würde Severus ihr Blut zu sich nehmen, wäre das, als legte man ihm ein Buch in die Hände, in dem ihr ganzes Sein niedergeschrieben war. Niamhs Blick fiel auf Severus‘ Hals, der noch immer etwas blutete. Sie hatte die Wunde noch nicht verschlossen! Vorsichtig kniete sie sich neben ihn und beugte sich zu ihm hinunter, dann fuhr sie vorsichtig mit der Zunge über die kleine Bisswunde und verschloss sie wieder. Doch danach wandte sie sich sofort von ihm ab und saß mit gesenktem Haupt auf der Bettkante. „Wieso hast du das getan? Ich dachte du verabscheust mich.“ Severus sah es nicht, aber er konnte die unterdrückten Tränen in ihrer Stimme hören, langsam erhob er sich und setze sich hinter sie, dann zog er sie nach hinten an seine Brust. „Verdammt, Niamh, du solltest doch wissen, dass das Unsinn ist. Es tut mir leid, was ich vorgestern gesagt habe. Ich habe meine Wut auf die anderen einfach auf dich übertragen und schon aus Gewohnheit nichts an mich herangelassen. Das hätte ich bei dir nicht tun dürfen.“ Niamh drehte sich mit großen Augen zu ihm um. Zeigte sich da gerade wirklich der gutmütige und warmherzige Severus von damals? Die Tränen rollten ihr nun doch über die Wangen und sie schlang ihre Arme fest um seine Mitte. Severus war zunächst etwas überfordert, strich ihr dann aber einfach behutsam über den Rücken und das weiche Haar. In Niamh breiteten sich pure Glückseligkeit und endlose Erleichterung aus. Sie hatte ihren Severus zurück! „Bitte lass mich nie wieder glauben, dass du mich hasst, Sev.“ Dass sie den Kosenamen, den sie ihm früher gegeben hatte, benutzte, ließ Severus flüchtig lächeln und drückte sie ein wenig fester an sich. „Versprochen.“ Niamh löste sich von ihm, um ihn anzusehen und als sie in seine schwarzen Augen sah, die sie nicht länger kalt und abweisend anblickten, schenkte sie ihm das strahlendste Lächeln, das er je auf ihren Lippen gesehen hatte. „Was hast du eigentlich mit mir angestellt, als du eben von mir getrunken hast? Ich habe von solchen Nebenwirkungen bislang noch nicht gehört.“ Severus sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an und war erstaunt, als der sonst so direkten Niamh plötzlich eine heftige Röte in die Wangen schoss. „Ähm… ich… also…“ „Ja?“ „Oh Gott, Sev! Das kann ich dir unmöglich sagen!“ Severus kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und kam ihrem Gesicht sehr nahe: „Ich habe dir gerade das Leben gerettet, indem ich mich von dir beißen ließ. Du schuldest mir diese Erklärung also.“ Niamh schluckte und holte tief Luft: „Also gut, aber ich warne dich vor, es wird dir vermutlich nicht gefallen, damit umzugehen könnte schwierig werden und ich möchte, dass du mir versprichst, dass du… dass du… mich deshalb nicht wieder wegstößt.“ Der Zauberer musterte sie durchdringend, was könnte ihn dazu bewegen, sie einfach wieder links liegen zu lassen, er wusste ja inzwischen, dass er beim letzten Mal nicht ganz bei Verstand gewesen sein konnte. „Gut, ich verspreche es. Ich will es wissen.“ Niamh setzte sich wieder neben ihn und zog ihre Beine eng an ihren Leib, sie biss sich auf die Unterlippe und sah ihn trotz seines Versprechens weiterhin ängstlich an. „Also ich kann dich insoweit beruhigen, dass das normalerweise nicht geschieht. Wenn Vampire zur Blutaufnahme jemanden beißen, passiert eigentlich gar nichts, außer, dass die gebissene Person sich entspannt und ein dumpfes Pochen spürt. An deiner Reaktion eben, war ich schuld. Die Situation ändert sich nämlich mit den Gefühlen des Vampirs zum Gebissenen. Unsere Empfindungen sitzen im ganzen Körper, in jedem Tropfen unseres Blutes, jeder noch so kleinen Zelle. Ein Teil davon hat dich beeinflusst, weil dein Blut mit meinem Speichel in Berührung gekommen ist.“ Niamh hob ihren Kopf und sah Severus direkt in seine obsidianschwarzen Augen: „Ich liebe dich. Das ist der Grund.“ Severus riss die Augen auf und starrte sie sprachlos an. Hatte sie ihm gerade ernsthaft gesagt, dass sie ihn liebte? Wieso? Seit wann? Wusste sie doch nicht, dass er sich in Lily verliebt hatte? Ein trauriges Lächeln zog sich über Niamhs Lippen, als sie seine Reaktion sah: „Ich weiß, dass du meine Gefühle nicht erwiderst, Severus. Das ist schon in Ordnung. Du liebst Lily immer noch, habe ich Recht? Weißt du, ich habe mich deshalb damals immer von dir fernzuhalten versucht, wenn ich länger kein Blut zu mir genommen habe. Ich hatte Angst, ich könnte die Beherrschung verlieren und dir plötzlich an den Hals springen.“ Sie blickte beschämt zu Boden. Es passte zwar eigentlich gar nicht zu Severus, zumindest nicht mehr, doch er errötete tatsächlich ein kleines bischen und schluckte: „Soll das heißen du…“, er räusperte sich, „… du liebst mich seit unserer Schulzeit?“ „Ja.“ Niamh gab kaum noch ein Flüstern von sich und saß wie ein Häufchen Elend vor ihm. „Ehrlich gesagt, ist deine Liebe das einzige gewesen, um das ich Lily jemals beneidet habe. Aber ich war deshalb nicht böse auf einen von euch. Nachdem sie sich nicht einmal deine Entschuldigung anhören wollte, habe ich mich dann aber doch das erste Mal wirklich mit ihr gestritten.“ Severus strich sich übers Gesicht und seufzte schwer, jetzt wurde ihm auch klar, weshalb sie zwei Abende zuvor so heftig auf seine Worte reagiert hatte. Vollkommen in Gedanken verloren saß der Zauberer da und wurde von Niamh beobachtet. Als er schließlich die Augenbrauen kraus zog, rutschte sie wieder etwas näher zu ihm und ließ sich gegen seine Schulter fallen. Denn da er noch hier saß, nahm sie an, dass er zumindest nicht wütend davonlaufen würde. Severus dachte derweil über ihre Frage nach, ob er Lily noch liebte. Bislang hätte er diese Frage wohl ohne zu Zögern mit ja beantwortet. Aber inzwischen war er sich da nicht mehr so sicher. Zwar würde da wohl immer ein Punkt in seinem Herzen bleiben, der von der Schuld und seiner Zuneigung zu ihr besetzt wurde, aber sein Herz hatte schon länger nicht mehr so heftig geschlagen, wie bei dem Gedanken an Niamh. Wenn er daran dachte, wie bedingungslos ihre Loyalität zu ihm war, sowohl früher als auch heute, schmolz das Eis in seinem Herzen binnen Sekunden. Sie holte auch den kleinen Jungen von damals wieder aus seinem Versteck und genau in diesem Moment brauchte er sie nur ansehen, wie sie sich voller Vertrauen und Güte an ihn lehnte, obwohl er nur ein Wort sagen musste, um ihre Welt zu zerstören, und sein Herzschlag geriet aus seinem normalen Rhythmus. Doch was ihn eigentlich am tiefsten berührte und wofür er bereit wäre Niamh fortan mit seinem Leben zu schützen, waren die drei kleinen Worte Ich liebe dich gewesen. Sie war die erste, die das jemals zu ihm gesagt hatte und er war ja nun kein Teenager mehr, so dass das nichts zu heißen hätte. Erst als Severus ihre zarten Finger auf seinem Gesicht spürte, während sie ihm eine Haarsträhne zurückstrich, wurde er wieder aus seinen Gedanken gerissen. „Ist alles in Ordnung, Sev?“ Er lächelte warm: „Ja, danke.“ Er zog sie fest an sich und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. „Wofür?“ „Du bist der erste Mensch, der mir sagt, dass er mich liebt.“ Niamh spürte seinen warmen Atem über ihren Nacken streichen und drückte ihn noch enger sich. Wie konnte es sein, dass er diese Worte niemals gehört hatte? Er war ein ganz wundervoller Junge gewesen und heute ein unglaublich mutiger und starker Mann, der tief in seinem Herzen sehr viel Liebe versteckte und eine unerschütterliche Treue. „Wenn du willst, sage ich dir das jeden Tag, so oft wie du es wünscht.“ Für ihre liebevollen Worte wurde sie von Severus mit einem leisen aber aufrichtigen Lachen belohnt: „Du bist wirklich verrückt.“ „Ja, das sagt man mir öfter.“ Sie schmunzelte und ließ sich dann abrupt nach hinten umfallen. Severus, der seine Arme noch immer um sie gelegt hatte, wurde einfach mitgezogen und lag mit dem Gesicht plötzlich auf ihrem Bauch. „Was tust du denn da schon wieder?“ „So ist es bequemer.“ Severus schüttelte ungläubig den Kopf und ließ sich neben sinken. Er konnte ihren Gedankengängen nicht immer folgen, aber mit Logik war Niamh ja noch nie zu verstehen gewesen. Also versuchte er es auch nicht weiter und schloss für einen Moment die Augen. Doch schon nach wenigen Minuten machte sich die Erschöpfung durch den Blutverlust wieder bemerkbar und er schlief einfach ein. Kapitel 5: Ausflug nach Hogsmeade --------------------------------- Ausflug nach Hogsmeade In Dumbledores Büro warteten die anderen derweil darauf, dass sie ein Lebenszeichen von Niamh bekamen. Um die Zeit etwas zu verkürzen, leerte der Direktor den kleinen Samtbeutel auf seinem Schreibtisch aus und zum Vorschein kamen mehrere schwarze Perlen, die silbern glitzerten. Genaugenommen sahen sie aus als hätte man kleine Kugeln aus einem Stück sternenbesetzen Nachthimmel geformt. „Das sind Mitternachtsperlen, sie sind sehr selten und kostbar. Niamh hat sie besorgt, damit ihr besser vor Nachtgeschöpfen geschützt seid. Allerdings fehlt noch etwas Blut von ihr und Remus, um den Zauber zu verstärken. Remus hat mir etwas von seinem mitgegeben.“ Er zog eine Phiole aus seinem Umhang und ließ jeweils einen Tropfen auf jede Perle fallen. Verblüfft stellten Harry, Ron und Hermine fest, dass das Blut einfach von ihnen aufgesaugt wurde. Ein Klopfen an der Tür ließ sie dann aber allesamt herumfahren und Niamh trat mit einem Lächeln im Gesicht ein. „Entschuldigt bitte, dass ich euch Sorgen bereitet habe. Mir geht es wieder gut.“ Dumbledore sah sie über den Rand seiner Brille hinweg durchdringend an, dass sie allein war, bedeutete, dass sie Severus um eine größere Menge seines Blutes erleichtert haben musste. Ihr entging sein Blick selbstverständlich nicht und sie stemmte empört die Hände in die Hüften: „Schau mich nicht so vorwurfsvoll an, Severus lebt noch und ist wohl auf! Er schläft.“ Dumbledore schmunzelte und deutete auf die Perlen vor sich. „Würdest du uns dann die Ehre erweisen?“ Sie trat zu ihnen, biss sich in den Finger und ließ auch von ihrem Blut auf jede Perle einen Tropfen fallen. Danach gab sie den drei Gryffindors jeweils eine und verstaute die anderen wieder im Beutel. Sie waren für die restlichen Ordensmitglieder. „Ich werde sie heute Nacht verteilen.“ „Nein.“ Dumbledore nahm ihr das Säckchen aus der Hand und sah sie ernst an: „Du wirst dich ausruhen und der Rest von euch geht jetzt auch. Die Kugeln halten Werwölfe und Vampire, die die Abicht haben euch zu schaden auf Distanz und nun macht ihr eure Hausaufgaben.“ Niamh verließ mit den Kindern das Büro. Es herrschte Stille zwischen ihnen bis Rons Neugier ihn schließlich doch fragen ließ: „Hat Snape dir echt sein Blut gegeben?“ „Es heißt Professor Snape, Ronald, und obwohl es dich eigentlich nichts angeht, ja das hat er. Er hat mir das Leben gerettet und du wirst darüber schön brav Stillschweigen bewahren.“ „Sicher doch.“ Ron sah ungläubig zu Hermine und Harry hinüber, doch Harry schien nicht sonderlich überrascht zu sein und Hermine zuckte nur mit den Schultern. Am Gryffindorturm trennten sich ihre Wege schließlich und Niamh kehrte leise in ihr Zimmer zurück und als sie den noch immer schlafenden Zauberer auf ihrem Bett sah, ergriff sie die Gelegenheit, um rasch unter die Dusche zu springen, bevor er wieder aufwachte. Severus wurde in der Zwischenzeit wieder von ungewohnten Träumen heimgesucht. Doch diesmal wandte sich Niamh nicht von ihm ab. Es ging um das gleiche Erlebnis wie in seinem letzten Traum, nur zog sie ihn diesmal wirklich aus dem Wasser und führte ihn ins Schloss zurück. Aber nicht in den Krankenflügel, sondern in ihr jetziges Zimmer. Als sie sich zu ihm umdrehte war aus dem Teenager die wunderschöne Frau geworden, die ihm vor kurzem ihre Liebe gestanden hatte und lächelte ihn an. Sie streifte ihm kurzerhand ein Kleidungsstück nach dem anderen ab und wenige Augenblicke später fand er sich nicht nur in ihrem Bett wieder sondern hatte auch seine Lippen auf die ihren gelegt. Er löste sich schließlich erst wieder von ihr, als er nach Luft schnappen musste und ihre Lippen fuhren dabei seinen Hals hinab bis er kurz darauf wieder ihre Zähne in seinem Fleisch spürte. Schwer atmend riss Severus die Augen auf und fuhr hoch. Warum um Himmels Willen träumte er jetzt schon davon mit Niamh zu schlafen? Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Hatte sie ihn so aus dem Konzept gebracht? Grummelnd stand er auf und ging ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen, allerdings blieb er wie angewurzelt stehen, als er Niamh erblickte, die gerade aus der Dusche trat und ihn durch tropfende Haarsträhnen hindurch überrascht ansah, ehe ihnen beiden eine gewisse Röte ins Gesicht stieg. „Verzeihung.“ Severus drehte sich auf dem Absatz um und verließ fluchtartig den Raum und wie Niamh hörte nicht nur diesen sondern auch ihre übrigen Privatgemächer. Peinlich berührt trocknete sie sich schnellstmöglich ab, zog sich an, bürstete und föhnte ihr Haar und ging zurück in ihr Zimmer, wo neben dem Bett immer noch Severus‘ Mantel und sein Umhang über einem Stuhl lagen. Sie kicherte leise, nahm die Sachen, stellte dabei fest, dass darunter auch noch sein Zauberstab war, und machte sich auf den Weg in die Kerker. Severus stand inzwischen über seinem eigenen Waschbecken und spritzte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Er hatte doch erst vor ein paar Stunden eingesehen, dass er sich womöglich neu verlieben konnte, wieso trat er jetzt also bereits in ein Fettnäpfchen nach dem anderen? Es war schließlich schon unverschämt genug, dass er in ihrem Bett davon träumte sie zu verführen, auch wenn der Ort vielleicht dafür geeignet war. Der Anblick ihres realen nackten Körpers hatte ihm allerdings augenblicklich jeden halbwegs klaren Gedanken geraubt. Und als wäre das nicht ausreichend gewesen, bedurfte es nun nichts weiter als der Erinnerung daran, wie die Wassertropfen an ihr hinabglitten, um ihn wieder aus der gerade zurückgewonnenen Fassung zu bringen. „Verdammt nochmal!“ Er knallte seine Badezimmertür hinter sich zu und ließ sich verwirrt in einen Sessel fallen. Doch kaum saß er, klopfte es an seine Tür. Der Klopfende wartete allerdings nicht erst auf eine Antwort von ihm, sondern trat kurz darauf ein. Niamh legte seine Kleidungsstücke ordentlich über einen Stuhl und wandte sich erst dann an ihn. „Du hast deine Sachen vergessen und deinen Zauberstab.“ Sie trat direkt vor ihn an den Sessel heran und reichte ihm das längliche Stück Holz. Dabei entging ihm keinesfalls das neckische Funkeln in ihren Augen und auch das belustigte Zucken ihrer Mundwinkel hatte er bemerkt. Misstrauisch zog er eine Augenbraue hoch, während er seinen Zauberstab entgegennahm. „Danke.“ „Bitte.“ Einen Moment lang sah sie ihm einfach lächelnd in die Augen, doch dann war sie plötzlich nur noch eine Handbreite von seinem Gesicht entfernt und er ertappte sich dabei, sich ein Stück nach vorn zu neigen. Augenblicklich wich er darum wieder zurück und sah sie skeptisch an: „Niamh? Was hast du vor?“ „Ich möchte dir nur eine gute Nacht wünschen.“ Sie drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und schmunzelte ihn an: „Und mach dir keine Gedanken wegen der Dusche eben, wir sind immerhin beide erwachsen und so etwas kann halt passieren, wenn man zu blöd ist abzuschließen.“ Sie ging wieder zur Tür zurück, winkte ich grinsend zu und verschwand. Severus starrte einen Augenblick lang auf die geschlossene Tür und dann auf seinen Zauberstab. Er hätte kaum etwas Leichtsinnigeres tun können, als ihn zu vergessen. Er war erleichtert, den Duschvorfall nicht noch einmal ansprechen zu müssen, doch auch zornig über sich selbst. Er führte sich auf wie ein unsicherer Teenager, der sich von seinen Hormonen aus der Bahn werfen ließ! Schnaubend schwang er einmal den Zauberstab, löschte damit alle Kerzen und legte sich schlafen. Am nächsten Wochenende hatten die Schüler die Möglichkeit nach Hogsmeade zu gehen und die meisten von ihnen, sowie viele Lehrer, machten sich bereits nach dem Frühstück auf den Weg. Niamh wollte ebenfalls gehen, denn sie benötigte ein paar Bücher, zur Vorbereitung auf die nächsten Unterrichtsstunden. Auf ihrem Weg hielt sie jedoch bei Hagrids Hütte an, um zu sehen, ob er dort war und sie hatte Glück. Kurz nachdem sie angeklopft hatte, öffnete der freundliche Halbriese ihr und schlug begeistert in die Hände: „Niamh! Ich hatte schon gedacht, du kämst mich gar nicht besuchen.“ Niamh lächelte entschuldigend: „Tut mir Leid Hagrid, aber ich hatte noch nicht die Zeit dir Hallo zu sagen. Zudem muss ich aufpassen, dass diese Irre, die der Minister geschickt hat, nicht misstrauisch wird.“ Sie trat in die Hütte und setzte sich auf einen Stuhl, den Hagrid ihr anbot. „Gut siehst du aus, Niamh. Du hast dich kein bisschen verändert, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Obwohl, vielleicht sind deine Haare etwas länger geworden, daran kann ich mich nicht so genau erinnern.“ Niamh schmunzelte: „Nur ein wenig. Du sahst allerdings um einiges besser aus, wenn ich ehrlich bin. Wer hat dir das Gesicht so verunstaltet? Zeig mal her.“ Sie sah sich das blaue Auge und die Schrammen an und verzog dabei mitfühlend das Gesicht: „Autsch, das muss doch furchtbar wehtun, Hagrid. Warte einen Moment, ich bin zwar keine Heilerin, aber so viel kann ich auch noch in Ordnung bringen.“ Sie schwang den Zauberstab, flüsterte leise einen kleinen Spruch und Hagrids Gesicht war beinahe verheilt. Allerdings rümpfte Niamh trotzdem unzufrieden die Nase: „Hm, also weiter bekomme ich das leider nicht weg. Aber ich hoffe die letzten blauen Flecken, sind in ein oder zwei Tagen auch wieder verschwunden.“ Hagrid lachte: „Vielen Dank, es tut jedenfalls nicht mehr weh.“ Niamh lächelte fröhlich, wurde dann aber wieder ernst: „Ich habe eine Bitte an dich Hagrid. Ich muss in drei Tagen wieder jagen. Dazu gehe ich in den Wald, ich suche mir einen Zentauren oder so, ich kann nicht nach Hogsmeade gehen, das ist zu auffällig. Würdest du mich dann also bitte nicht erschießen, wenn du mich zufällig durch den Wald flitzen siehst?“ Hagrid grinste nickend: „Ich würde doch niemals auf dich schießen. Aber vielleicht ist es doch besser, du sagst mir Bescheid, nicht dass ich dich mit einem Todesser oder so verwechsle. Denn auf die schieße ich mit Sicherheit.“ Niamh nickte: „Ich sehe, du verstehst mich. Also, ich werde dann mal nach Hogsmeade gehen und mich belesen. Eine Lehrerin muss schließlich wissen, was sie ihren Schülern erzählt. Bis bald, Hagrid.“ Niamh verließ ihren Freund wieder und stieß unerwarteter Weise mit Severus zusammen, als sie den Weg nach Hogsmeade einschlug. Genaugenommen lief sie sogar regelrecht in ihn hinein und wäre gestürzt, wenn er sie nicht aufgefangen hätte. „Entschuldige, Sev, ich habe einen Moment nicht aufgepasst.“ Severus sah sie prüfend an: „Das habe ich gemerkt. Du willst nach Hogsmeade?“ „Ja, ich brauche ein paar Geschichtsbücher, die ich leider nicht aus der Bibliothek ausleihen kann, ohne den Schülern die Möglichkeit zu nehmen, anständig zu lernen. Also plündere ich meinen Geldbeutel. Willst du vielleicht mitkommen?“ „Wieso nicht? Seit Professor Umbridge Veritaserum wie Wasser verschwendet, sind meine Vorräte beunruhigend zusammengeschrumpft.“ Niamh kicherte leise: „Aber Severus, so kannst du doch nicht über die Großinquisitorin von Hogwarts sprechen. Die wundervolle Dolores Umbridge ist die Rettung dieser so schändlich heruntergekommen Schule.“ Ein flüchtiges, aber sehr deutliches, Schmunzeln huschte über das Gesicht des Zaubertränkemeisters: „Hüte deine Zunge, sonst schneidet sie sie dir womöglich heraus, junge Dame.“ Niamh erstarrte mitten im Gehen und sah den Schwarzhaarigen mit großen Augen an. „Stimmt etwas nicht, Niamh?“ Severus drehte sich besorgt zu ihr um, doch sie schüttelte nur langsam den Kopf, bis sie schließlich anfing bis über beide Ohren zu grinsen: „Entschuldige, aber ich kann nicht glauben, dass du gerade tatsächlich humorvoll bist. Das habe ich wirklich schon sehr lange nicht mehr erlebt.“ Severus knurrte leise irgendetwas vor sich hin, griff dann nach ihrer Hand und zog sie mit sich nach Hogsmeade: „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“ „Nun hör auf zu grummeln, du Muffel.“ Eine Weile schwiegen sie sich an, dann warf Niamh ihm einen Seitenblick zu und sah, dass auch er sie aus dem Augenwinkel anschaute. Sie lächelten kurz und besorgten dann sowohl Niamhs Bücher als auch Severus‘ neue Vorräte. Auf ihrem Rückweg kamen sie an der Heulenden Hütte vorbei und Niamh sah lächelnd zu ihr hinüber: „Da habe ich früher einmal im Monat mit einem Werwolf drin gesessen. Ziemlich verrückt oder?“ Severus schnaubte: „Verrückt? Wenn ich nicht wüsste, dass es Lupin war, der dort den Mond angeheult hat, würde ich sagen, du warst lebensmüde.“ Er stellte sich neben sie an den Zaun und warf dem heruntergekommenen Häuschen einen finsteren Blick zu. Er wurde nicht gerne daran erinnert, wie eng Niamhs Beziehung zu Black und Lupin war, auch wenn letzterer ihm nie persönlich etwas getan hatte. In unangenehme Erinnerungen vertieft, bemerkte er darum nicht, dass die Vampirhexe sich ein Stück davongeschlichen hatte und kleine Schneebälle formte, von denen der erste kurz darauf an Severus‘ Hinterkopf landete. Der Zauberer zuckte erschrocken zusammen und fuhr verärgert herum. Als er aber feststellte, dass es Niamh gewesen war, die nach ihm geworfen hatte, und kein ungehobelter Schüler, schaute er recht überrascht drein, bis der zweite Schneeball ihn direkt im Gesicht traf. „Na warte, du kleine Hexe.“ Er zuckte kurz mit dem Zauberstab und über Niamh fiel der Schnee in einer kleinen Lawine von den Zweigen auf sie herab. Nun war sie diejenige, die verdutzt aus der Wäsche schaute, den Schnee um sie herum aber schnell nutzte und ihren geliebten Slytherin mit einer ganzen Salve von Schneebällen bewarf, bis er sich lachend zur Wehr setzte. „Ich gebe auf, ich bin erledigt. Schach Matt.“ Severus stand nach ungefähr einer viertel Stunde auf die Knie gestützt und mit tropfendem Haar in der Landschaft und schnappte nach Luft. Niamh hockte währenddessen immer noch im Schnee und lachte glücklich. Aber schließlich zog Severus sie wieder auf die Füße: „Verdammt, du holst dir noch den Tod, wenn du noch länger dort sitzen bleibst! Du bist ja schon eiskalt.“ Niamh drehte sein verärgertes Gesicht zu sich und lächelte ihn liebevoll an: „Sorgst du dich etwa um mich, Sev?“ Severus wurde augenblicklich wieder nervös, gab sich jedoch Mühe diesen Umstand zu verbergen und so kassierte Niamh einen sachten Klapps auf den Hinterkopf: „Natürlich, Dummkopf! Und jetzt zurück ins Schloss, aber plötzlich.“ Am Nachmittag betraten Severus und Niamh wieder das Schulgelände und schlenderten gemütlich hinauf zum Schloss. Sie blieben jedoch nicht vollkommen unbemerkt, denn Harry saß mit Ron und Hermine auf einem der Balkone und sie schielten unauffällig hinunter als sie Snapes Stimme hörten: „Und wenn du nicht sofort auf dein Zimmer gehst, dich warm duschst und dir etwas Trockenes anziehst, dann werde ich dich nicht gesundpflegen, wenn du dir eine Erkältung einfängst.“ Niamh grinste breit: „Du bist ja so charmant, Severus.“ Snape setzte seine übliche Miene auf und sagte trocken: „Ich bin ein unglaublich mürrischer und unsympathischer Kerl, hat dir das noch keiner gesagt?“ Er wollte bereits gehen, doch Niamh kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er mit ihr scherzte. Zudem hatten seine Mundwinkel ganz leicht gezuckt. Deshalb hielt sie ihn am Ärmel zurück: „Warte, Sev.“ Er drehte sich um und sah sie fragend an: „Was ist?“ Niamh blickte sich rasch um, damit sie auch ja keiner sah und reckte sich dann schnell zu ihrem Lieblingszauberer hoch, um ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Ich liebe dich.“ Dann huschte sie schnell hinein, ehe doch noch jemand etwas bemerkte. Ron hätte fast geschockt aufgeschrien, wenn Hermine ihm nicht den Mund zugehalten hätte und auch Severus stand wie vom Donner gerührt da und fuhr mit den Fingern ehrfürchtig über seine Lippen. Wie schon zuvor setzte Niamhs Liebeserklärung eine Flut von Glückshormonen in ihm frei, aber dieses Mal durchfuhr es ihn wie eine angenehme heiße Welle und ihr Kuss prickelte noch viele Minuten später auf seinen Lippen, als er längst wieder in den Kerkern war. Er entledigte sich seines Winterumhangs, seines Schals und seiner Handschuhe, dann ließ er sich in einen Sessel fallen und starrte in eine kleine Vitrine, die auf seiner Kommode stand. Im mittleren Regalfach befanden sich ein kleines Glas mit smaragdgrüner Tinte und eine wertvolle silberne Feder. Er erinnerte sich sehr deutlich an den Weihnachtsabend in seinem sechsten Schuljahr, als Niamh ihn schüchtern gebeten hatte mit ihm zusammen zu feiern und ihm dieses Geschenk gemacht hatte. Obwohl er zuvor eines von Lily ausgepackt hatte, war ihres das schönste gewesen, schon damals, als sein Herz einzig und allein Lily gehört hatte. An jenem Abend hatte er sich dem Vampirmädchen sehr nah gefühlt, obwohl sie sich so ganz anders verhalten hatte, als er es von ihr kannte, wenn auch noch andere bei ihnen waren. Seufzend fuhr Severus sich mit den Händen übers Gesicht. Er konnte nicht glauben, dass er eine der schönsten Erinnerungen seines Lebens so viele Jahre lang vergessen hatte. Nein, vergessen nicht, viel mehr verdrängt, weil er sich einzig und allein auf Lily fixiert hatte. Was war er für ein verdammter Idiot? Er bereute es, so dumm gewesen zu sein und er schämte sich für dieses Verhalten Niamh gegenüber. Da er jetzt wusste, wie sie heute und auch damals schon, fühlte, erschien alles in einem ganz anderen und viel klareren Licht. Die Inbrunst mit der sie ihm beigestanden und ihn verteidigt hatte, dass sie ihm seine Fehler und schrecklichen Taten als Todesser verzieh und auch ihre Zerbrechlichkeit an jenem Winterabend, als sie fürchtete, er würde ablehnen und Heiligabend lieber allein verbringen als mit ihr. Kapitel 6: Weihnachtsextra: Severus' ertser, jedoch ahnungsloser, Kuss ---------------------------------------------------------------------- Hallo ihr Lieben, ich glaube es ist mal an der Zeit mich auch hier für eure lieben KOmmentare und vielen Favos zu bedanken. Ich freue mich wirklich sehr darüber. Vielen vielen Dank! Eigentlich wollte ih dieses Kapitel erst Heiligabend hochladen, aber ich denke dannn werdet ihr genug anderes zu tun haben als hier nach einem neuen Kapitel zu schauen, darum ein bischen vorzeitig ein kleines Wiehnachtsextra! Ich hoffe es bereitet euch Freude beim Lesen. Ich wünsche allen ein wunderschönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins nächste Jahr! Mit lieben Weihnachtsgrüßen eure Chisaku ......................................................................... Weihnachtsextra: Severus‘ erster, jedoch ahnungsloser, Kuss (6. Schuljahr) „Hey Niamh, willst du über die Weihnachtstage nicht mit zu mir kommen? Meine Eltern würden dich gerne kennenlernen und du müsstest nicht alleine sein.“ Lily packte gerade ihren Koffer, damit sie am nächsten Morgen nur noch die letzten Sachen hineinstopfen musste, die sie für die Nacht noch benötigte, und sah ab und an fragend zu Niamh auf. Doch ihre Freundin schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf: „Das ist wirklich lieb von dir, aber ich werde hier in Hogwarts bleiben. Ich befürchte, ich könnte deine Schwester versehentlich umbringen, wenn sie dich oder gar mich so behandelt, wie du es mir immer beschreibst. Allerdings solltest du ruhig endlich einmal damit drohen, dass ich nachts heimlich durch ihr Fenster steigen und ihr die Kehle aufreißen kann, ohne dass es jemand merken würde, sollte sie nicht freundlicher zu dir sein.“ Lily lachte kurz auf: „Lieber nicht, das würde sie unseren Eltern sofort erzählen.“ Niamh zuckte mit den Schultern: „Soll sie doch.“ Sie rollte sich auf ihrem Bett auf den Bauch und sah aus dem Fenster. Es schneite schon wieder und es sah nicht so aus, als würde es bald aufhören. „Fährt Severus eigentlich auch nach Hause? Ihr trefft euch doch bestimmt, oder nicht?“ „Nein, er will hierbleiben hat er gesagt. Gibst du ihm sein Weihnachtsgeschenk von mir?“ Lily hielt Niamh ein kleines Päckchen hin, welches diese einen Augenblick lang schweigend ansah, ehe sie es ihr ihrer Freundin abnahm: „Sicher, ich bringe es ihm Heiligabend vorbei.“ „Danke.“ Lily strahlte übers ganze Gesicht und verschwand dann im Bett. Niamh starrte auf das Geschenk und legte es traurig auf ihren Nachttisch, während sie leise murmelte: „Sicher, ich gebe es ihm. Ich tue dasselbe wie immer.“ Niamh mochte Lily sehr, sie war ihre beste Freundin und sie gönnte ihr jedes Glück auf dieser Welt. Sie beneidete sie weder darum, dass ihre Eltern noch lebten und sie eine äußerst gute Schülerin war noch darum, dass jeder sie auf Anhieb zu mögen schien, der mit ihr zu tun hatte. Es gab nur eines um das sie sie seit drei Jahren beneidete und das war der Slytherin Severus Snape. Im dritten Schuljahr hatte Lily sie einander vorgestellt, unwissend, dass Niamh ihn seit ihrem ersten Tag in Hogwarts beobachtete und immer mehr in ihr Herz geschlossen hatte. Aber nachdem Niamh ihn näher kennengelernt hatte und öfter mit Lily und ihm zusammen gewesen war, hatte sie gemerkt, dass Severus in ihre Freundin verliebt war. Seit diesem Tag gab es etwas, um das die junge Vampirhexe ihre Freundin beneidete. Und ausgerechnet sie sollte Severus nun Lilys Geschenk übergeben. Nun ja, Lily wusste ja nicht, was in Niamhs Inneren vorging. Am nächsten Morgen verabschiedete Niamh sich von Lily und Remus, welcher von seinen drei Freunden umgegeben war, die sie gekonnt ignorierte. Besonders Sirius Black, der es äußerst amüsant fand sie aufgrund ihrer weißen Haare aufzuziehen. Es war der vierzwanzigste Dezember und die meisten Schüler fuhren über die Ferien nach Hause. Als Niamh den Bahnstieg zurücklief, kam sie an einem Haufen Slytherins vorbei, darunter auch Regulus Black und Lucius Malfoy. Sie hasste den blonden Schönling noch weit mehr als Sirius und wollte schnellstmöglich an ihm vorbeiziehen, doch er packte ihren Arm und zog sie zu sich: „Also wirklich, was findest an diesem Schlammblut Evans. Du bist doch so eine hübsche Ravenclaw und solltest dir bessere Gesellschaft suchen.“ „Lass mich los, Malfoy, oder du singst Heiligabend Sopran statt Tenor.“ Niamh schob ihr Knie ein Stück zwischen seinen Beinen nach oben, um ihm zu verdeutlichen, was sie genau gemeint hatte und ehe sie sich versah, flüchtete das blonde Elend in den Zug. Niamh zupfte ihre Kleidung zurecht und marschierte zurück ins Schloss. Severus hatte Lily schon verabschiedet, ehe sie zu Potter und seinen Freunden gegangen war und sah ihnen wütend und verletzt beim Einsteigen zu. Dabei bemerkte er auch Niamh, die oft nicht weit von Lily oder Lupin entfernt war. Er liebte Lily innig, aber er musste zugeben, dass er Niamh ebenfalls bewunderte. Sie war noch um einiges durchsetzungsfähiger als die Rothaarige, wenn es um Menschen wie Sirius Black, James Potter oder auch Lucius Malfoy ging. Manchmal wirkte sie sogar so, als würde sie jeden Augenblick in die Hocke gehen und auf den richtigen Augenblick zum Sprung warten, um ihnen wie ein Raubtier an die Kehle zu springen. Ihre goldenen Augen blitzten dann äußerst bedrohlich und er war der festen Überzeugung, dass er einmal gesehen hatte, wie ihre Pupillen sich zu schmalen Schlitzen zusammenzogen. Aber neben ihrer unheimlichen Seite war es vor allem die Tatsache, dass er noch nie erlebt hatte, dass sie nicht auf einen Spruch oder eine Beleidigung kontern konnte oder sich in ihrem Stolz verletzen ließ. Aufgrund ihrer weißen Haare war sie nicht gerade beliebt und besaß nur wenige Freunde, doch obwohl sie eine Außenseiterin war, ließ sie sich nichts gefallen. Sie war schlagfertig, witzig und besaß einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Nachdem der Hogwartsexpress verschwunden war, ging Severus ebenfalls ins Schloss zurück und in den Speisesaal. Niamh war derweil in ihren Schlafsaal gegangen, hatte sich ihre Tasche geholt und einen wärmeren Mantel übergeworfen und machte sich dann auf den Weg nach Hogsmeade. Sie hatte beschlossen Severus ebenfalls etwas zu schenken, nachdem sie anfangs immer wieder daran gedacht, die Idee aber stets verworfen hatte, wenn sie ihn mit Lily zusammen gesehen hatte. Zielstrebig stapfte sie durch den hohen Schnee zum Honigtopf und in einen Laden für Schreibbedarf. Da sie sich nicht sicher war, was ihm gefiel, denn sie wagte nicht Lily danach zu fragen und damit das Risiko einzugehen, dass sie die Wahrheit über ihre Gefühle erfuhr, kaufte sie ihm einfach von mehreren Süßigkeiten etwas, eine schöne silberne Feder und smaragdgrüne Tinte. Als sie alles beisammen hatte, beschloss sie sich im „Die Drei Besen“ ein wenig mit Butterbier aufzuwärmen, ehe sie sich auf den Rückweg machte. Sie saß in einer kleinen Nische und blickte aus dem Fenster. Sie beobachte gerne, wie die Menschen vorbeigingen und der Schnee friedlich vom Himmel fiel. Als Niamh sich zum Schloss zurückbegab, begann es bereits zu dämmern und sie warf der Heulenden Hütte einen wehleidigen Blick zu, als sie an ihr vorbeikam. Remus hatte ihr vor kurzem anvertraut, dass er sich dort mit James, Sirius und Peter versteckte, wenn der Vollmond ihn zur Verwandlung zwang. Es wirkte vielleicht verrückt, aber es gab kaum jemanden, bei dem sie sich so wohl fühlte wie bei Remus. Sie vergaß dann manchmal einfach, dass sie kein richtiger Mensch war und dem Werwolf schien es ähnlich zu gehen. Sie waren in den letzten Monaten sehr gute Freunde geworden. Auf den letzten Metern zum Haupttor begann Niamh leise Weihnachtslieder vor sich hinzusummen und als sie sicher war, dass sich niemand in ihrer Nähe aufhielt, ließ sie ihre Tasche neben einem Baum fallen, drehte sich um die eigene Achse und sang einfach in den bereits dunklen Hof hinaus. „Schmückt den Saal mit grünen Zweigen, tretet an zum bunten Reigen, Zeit zum Feiern ist es wieder Fa-la-la-la-la la-la-la-laa…“ Was Niamh nicht wusste, war, dass Severus nicht weit über ihr auf einem Balkon der äußeren Türme stand und verblüfft zu ihr hinunterstarrte. Erst hatte er sich erschrocken, als er plötzlich eine Stimme hörte und fast noch ein zweites Mal, als er Niamh erkannte, denn er hätte sie niemals ihr zugeordnet. Ihre Stimme hallte klar und hell zu ihm hinauf, während sie durch den Schnee tanzte. Immer wieder rund und rund im Kreis herum, mit ausgebreiteten Armen und zum Himmel erhobenen Gesicht. Severus kamen augenblicklich die kitschigen Muggelromane in den Sinn, die Lily ab und an las und von denen sie dann manchmal stundenlang schwärmte, bis sie ihm jede niedliche, romantische und vor allem ganz besonders kitschige Stelle genau beschrieben hatte. Nur jetzt empfand er es nicht als kitschig, was er erblickte, sondern äußerst faszinierend. Er nie wahrgenommen, dass Niamh eigentlich geradezu perfekt in die winterliche Landschaft von Hogwarts passte. Sie wirkte wie eine Schneeprinzessin in ihrem verzauberten Königreich. Ihr weißes Haar flog umher, sie schwebte wie anmutig über den Hof und nach ein paar Minuten hielt sie nach Luft schnappend an. Dann hüpfte sie mit einem großen Schritt zur Seite und winkte mit breit grinsend zu ihm hinauf. Neben ihr stand im Schnee Fröhliche Weihnachten. Sie hatte tatsächlich einen Weihnachtsgruß für ihn in den Schnee getanzt, ohne dass er es bemerkt hatte. Naja, er war ja auch damit beschäftigt gewesen sie anzustarren, dabei liebte er doch nur Lily. Warum fiel ihm jetzt eigentlich auf, wie schön der kleine Blutsauger unter ihm eigentlich war? Vermutlich, weil Lily das erste Mal nicht bei ihr war, als er sie sah. „Hey Severus, kommst du gleich zum Gryffindorturm? Ich soll dir etwas von Lily geben." Noch immer halb in Gedanken nickte der Slytherin ihr zu und sie rannte fröhlich hinein. Nachdem Snape noch einen Augenblick in den glitzernden Schnee gestarrte hatte, ging er ebenfalls wieder nach drinnen und machte sich ganz langsam auf den Weg zum Bild der Fetten Dame. Als er dort ankam, wartete Niamh bereits auf ihn. Ihr Gesicht war von der Kälte noch gerötet und sie strahlte ihn glücklich an: „Frohe Weihnachten, Severus. Komm doch mit rein, ich bin alleine.“ Sie zog ihn einfach am Ärmel mit sich, ohne auf eine Antwort zu warten, und ehe er sich versah, saß er vor dem Kamin in einem gemütlichen roten Sessel und starrte auf einen großen rot und golden geschmückten Tannenbaum. Niamh war kurz in ihren Schlafsaal geeilt, um Lilys Geschenk zu holen und ihr eigenes mit einem raschen Schwung ihres Zauberstabes hübsch zu verpacken. Wieder unten gab sie Severus jedoch vorerst nur das Päckchen ihrer Freundin und obwohl sie den Slytherin die ganze Zeit über freundlich anlächelte, zog sich ihr Herz schmerzvoll zusammen, als sie das Funkeln in seinen Augen sah, als er in freudiger Erwartung, aber ganz behutsam, das Geschenk seiner heimlichen Liebe öffnete. Zum Vorschein kam ein kleines Buch über Zaubertränke, vermutlich eines, von dem Lily wusste, dass Severus es sich wünschte. Natürlich wusste sie es! Lily war schließlich oft bei ihm und kannte ihn viel besser als sie! Frustriert schob Niamh ihr Geschenk mit dem Fuß in den Schatten neben ihrem Sessel, ehe Severus bemerkte, dass sie ihm eigentlich auch etwas schenken wollte. „Zaubertränke ist dein Lieblingsfach, nicht wahr?“ Severus blickte von seinem Buch auf und sah sie überrascht an: „Ja, woher…?“ „Du sitzt in der Bibliothek meist in der Zaubertränkeabteilung, du hast immer ein Ohnegleichen im Zeugnis stehen und ich habe dich noch nie auch nur den kleinsten Fehler machen sehen. Ich dagegen brauche jedes Jahr einen neuen Kessel, weil ich es immer irgendwann schaffe den alten in die Luft zu jagen.“ Severus lächelte mitfühlend: „Ach, so schlecht bist du doch gar nicht. Du hast immer bestanden, du brauchst nur ein bischen länger, bis du einen Trank richtig kochst.“ Niamh zog eine Augenbraue hoch: „Ich habe Remus letzte Woche fast mitgesprengt.“ Severus erinnerte sich an den Vorfall und musste leicht schmunzeln, als er daran dachte, wie Niamh dem Werwolf vor Erleichterung um den Hals gefallen war und sich tausend Mal bei ihm entschuldigt hatte. Lupin war dabei knallrot angelaufen und hatte kaum verständlich gestottert: „Sch-schon o-o-okay! N-niamh, ich… ich k-kriege keine Lu-Luft mehr.“ „Schießt ihm immer noch das Blut in den Kopf, wenn er dich sieht?“, grinste Snape schließlich ganz offen. „Sei nicht gemein, Severus. Aber ja, ich hätte ihn vielleicht nicht so fest an meine Brust drücken sollen.“ Nun erröteten auch Niamhs Wangen ein wenig, es war ihr schließlich schon ein wenig peinlich, dass sie es nicht einmal sofort registriert hatte, dass sie Remus fast zwischen ihren Brüsten zerquetscht hätte, wären James und Sirius nicht in schallendes Gelächter ausgebrochen. „Aber sieh es doch so, dafür bist du in Pflege magischer Geschöpfe unschlagbar. Sogar das Einhornfohlen ist ohne zu zögern auf dich zugekommen und wenn ich mich recht entsinne, sind die zwei Grindelohs, die Lily am See angreifen wollten, vor deinem bloßen Blick geflüchtet.“ Dabei musste er allerdings gestehen, dass vermutlich sogar ein ganzer Schwarm dieser Biester davongeschwommen wäre, denn Niamh verstand es wirklich furchteinflößend auszusehen, wenn sie zornig war und ihre goldenen Raubtieraugen trugen nicht zu knapp dazu bei. Niamh zuckte mit den Schultern und blickte ins Feuer: „Sogar kleine fiese Wasserdämonen wissen eben, dass Vampire keine gesunde Gesellschaft sind.“ Damit war die Unterhaltung auch schon wieder beendet, sie war eben nicht Lily, sondern nur ihre blutsaugende merkwürdig aussehende Freundin. Niamh hielt das eisige Schweigen zwischen ihnen genau fünf Minuten lang aus, dann stand sie auf und wandte sich seufzend zum Eingang: „Entschuldige, du hast sicher etwas vor und möchtest mit deinem Haus zusammen feiern, ich wollte dich nicht aufhalten.“ Severus schaute Niamh überrascht an. War er zu lange geblieben? Fühlte sie sich unwohl in seiner Gegenwart? Vermutlich, aber er verstand nicht, warum sie dann auf einmal so klein und zerbrechlich wirkte, gar traurig. „Nein, eigentlich nicht. Ich habe nicht viele Freunde, das solltest du eigentlich wissen. Aber, wenn ich dich störe, dann gehe ich. Danke, dass du mir Lilys Geschenk gegeben hast, das war sehr nett von dir. Fröhliche Weihnachten.“ Severus ging gerade an Niamh vorbei, da griff sie plötzlich nach seinem Umhang. Er drehte sich überrascht um und sah sie fragend an. Er hatte sie wirklich noch nie so unsicher erlebt. Sie stand mit gesenktem Kopf vor ihm, die Haare fielen ihr ins Gesicht und trotzdem konnte er noch erkennen, dass ihr Gesicht feuerrot glühte, als sie leise murmelte: „Wenn du auch alleine bist, dann… also… möchtest du… vielleicht… Weihnachten hier mit mir feiern?“ und noch etwas leiser, so dass Severus sich etwas zu ihr beugen musste, um sie noch zu verstehen: „Ich habe auch ein Geschenk für dich.“ Dann hob sie ohne Vorwarnung plötzlich das Gesicht ein Stück an und sah ihn unsicher von unten herauf an. Selbst der arrogante und kaltherzige Malfoy hätte ihr bei diesem Anblick nichts abschlagen können. Und eben darum nickte Severus und sagte einfach zu. Niamh strahlte überglücklich und zog ihn mit sich nach unten in die Große Halle: „Dann lass uns erst etwas gehen, aber schlag nicht zu sehr zu, Mimi, eine der Hauselfen, bringt mir zu Weihnachten immer einen großen Teller mit Kuchen, Keksen und anderen Leckereien in den Gemeinschaftsraum.“ Verblüfft über Niamhs enorme Freude, nur weil er zugesagt hatte, ließ Severus sich einfach mitziehen und fand sich wenig später neben ihr am Gryffindortisch wieder. Die wenigen Slytherins, die noch in Hogwarts waren, beobachteten sie fassungslos bis Niamh bemerkte, dass die stechenden Blicke ihren Freund langsam aber sicher verärgerten und sie dem anderen Tisch einen giftigen Blick aus goldenen Raubtieraugen zuwarf, sowie ein Fauchen andeutete, bei dem man die Spitzen ihrer Fangzähne kurz aufblitzen sehen konnte. Severus seufzte erleichtert, als seine Mitschüler sich ganz schnell davon machten und ihn nicht weiter belästigten. Es hatte eben auch seine Vorteile, wenn man sich Freunde suchte, die allgemein als gefährlich galten und über welche die wildesten Gerüchte kursierten. In Niamhs Fall gingen die Spekulationen von einer Veelah, über Feenwesen hin zu, Vampiren, Meerjungfrauen und Zauberexperimenten einer verrückten Hexe. Zumindest eines davon traf ins Schwarze, obwohl Severus sich sicher war, dass man sich auf das Gerücht eines Engels einigen würden, wären ihre Augen nicht manchmal die eines Raubtieres. Nachdem sie gegessen hatten, gingen er und Niamh zurück in den Gryffindorturm und spielten dort sicher zwei bis drei Stunden lang Zauberschach, bis plötzlich ein pechschwarzer Kater mit ebenso goldenen Augen wie Niamhs auf ihren Schoß sprang und den Slytherin von dort aus aufmerksam beobachtete. Severus starrte unbeirrt zurück: „Ein Kniesel oder?“ „Ja. Nero ist ein Kniesel. Ein ganz besonderer sogar. Er wurde bei Vollmond an einem Freitag den dreizehnten um Mitternacht geboren.“ Severus runzelte die Stirn: „Und weshalb macht ihn das zu etwas Besonderem?“ Wenn er nicht gewusst hätte, dass Katzen nicht wirklich grinsen konnten, wäre er vermutlich kreidebleich geworden, denn Nero funkelte ihn aus leuchtenden Augen an und sah so aus, als hätte er die Mundwinkel hochgezogen. „Sie will damit sagen, dass ich sprechen kann und mindestens genauso intelligent wie ein Mensch bin.“ „Was in Merlins Namen…?!“ Severus sprang auf und wich ein Stück zurück als das unheimliche Tier das Maul bewegte. Das war für einen Abend einfach zu viel auf einmal! „Nero! Ich habe doch gesagt du sollst ihn nicht erschrecken!“ Niamh hielt das Tier vor ihr Gesicht und die zwei starrten sich ungefähr fünf Minuten lang stillschweigend an. Severus, der sich längst wieder gefasst hatte, beobachte das Spiel neugierig, doch nachdem auch nach zehn Minuten kein Gewinner in Sicht zu sein schien, hatte er genug. „Macht ihr das eigentlich öfter? Dieses sinnlose Anstarren?“ Nun richteten sich beide Augenpaare auf ihn Nero zuckte kurz mit dem Schwanz: „Dem Himmel sei Dank, die Hoffnung ist noch nicht verloren. Ich dachte schon, du hättest wieder so einen Hampelmann wie Potter und Black angeschleppt, vom Schlappschwanz Pettegrew ganz zu schweigen.“ Und mit einem Mal fand Severus den Kniesel äußerst sympathisch: „Sie scheint eine Schwäche für Volltrottel zu haben, was?“ Nero wechselte auf Severus‘ Sessellehne und plötzlich war Niamh allein, während ihr Kater und ihre heimliche Liebe über den Chaotenhaufen lästerten, den sie ihre Freunde nannte. Also machte Niamh sich daran ihre Weihnachtsgeschenke zu öffnen, während sie immer wieder ungläubige Blicke über ihre Schulter warf. Sie hatte selten gesehen, dass einer der beiden sich dermaßen angeregt unterhielt. Nach und nach stapelten sich vor ihr eine Schachtel mit Zonkos Scherzartikeln von Sirius und James, ein neuer blutroter Schulbeutel von Lily, ein paar Süßigkeiten von Peter und eine verzauberte Schneekugel von Albus. Nun war nur noch das Geschenk von Remus übrig. Sie hatte eigentlich mit einem Buch gerechnet, doch dafür war es zu klein. Behutsam öffnete sie es und zum Vorschein kam ein ledernes Armband, an dem sechs verschiedene Anhänger hingen. Eine kristallene Schneeflocke, ein Vollmond aus Mondstein, ein silberner Wolf, der Reißzahn, den sie sich versehentlich abgebrochen hatte, als sie und Remus eine Auseinandersetzung bei Vollmond hatten, eine Katze aus Obsidian und ein Blutstropfen aus Rubin. Wie hypnotisiert hielt sie das Armband ins Licht und starrte es an, sie hatte nicht bemerkt, dass Severus sie seit einer Weile beobachtete und Nero verschwunden war. „Wunderschön…“, Niamhs Flüstern drang nur sehr leise an das Ohr des Slytherins. Ebenfalls wie in Trance hatte er sich erhoben, hinter ihr niedergelassen und eine Hand nach ausgestreckt, um eine verirrten Strähne aus ihrem Gesicht zu streichen. Aber natürlich knarrte es in eben diesem Augenblick in der Wand und eine Geheimtür sprang auf, hinter der die Hauselfe Mimmi zum Vorschein kam. Beide, sowohl Niamh als auch Severus, zuckten erschrocken und ertappt zusammen, wobei Severus zudem verwirrt darüber war, was er gerade hatte tun wollen. Er liebte Lily! Rasch begründete er sein Verhalten mit der anziehenden Ausstrahlung die Vampire an sich hatten, kombiniert mit seiner Sehnsucht nach dem Mädchen, das er liebte. Das musste es sein! „Ich habe deinen Lieblingskuchen, Kekse und heiße Schokolade für euch gemacht.“ Die blonde Hauselfe stellte ihr Tablett mit einem glücklichen Grinsen auf den Tisch und rannte dann in der Arme der jungen Vampirin. „Frohe Weihnachten, Lady Niamh!“ Niamh drückte sie fest an sich: „Frohe Weihnachten, Mimmi.“ Dann zog sie eine goldene Halskette mit einer kleinen Fledermaus daran hervor und legte sie ihr um. Mimmi traten vor Freude die Tränen in die Augen: „Oh Niamh, du bist so liebevoll zu mir!“ Severus fand Niamh mit jeder Minute eigenartiger, aber auch zunehmend faszinierender. Es war unglaublich wie viel er in den letzten vier Stunden über sie gelernt hatte. Über sie, die nur einen kleinen Kreis an Leuten vertraute und in ihrer Nähe duldete, sie, die als unnahbar galt. Glücklich singend tänzelte Mimmi schließlich wieder von dannen und Niamh hielt Severus einen großen Becher vor die Nase. „Lady Niamh?“ Er zog eine Augenbraue hoch, während er an der Schokolade nippte. „Mein Vater stammte aus einem alten Adelsgeschlecht und Mimmi war die Hauselfe meiner Mutter. Als ich herkam, habe ich sie mitgebracht, weil ich nicht wollte, dass sie zu einer Familie kommt, die sie schlecht behandelt. Sie hat mich immer behütet als wäre ich das Kostbarste auf der ganzen Welt. Ohne sie hätte ich Vaters Verlust vermutlich nicht überlebt.“ „Was hat sie getan?“ Niamh sah Severus direkt in die Augen: „Sie gab mir ihr Blut, ob ich wollte oder nicht, sie gestattete mir nicht aufzugeben und weil ich sie nicht als Sklavin sondern als Familie und Freundin sehe, habe ich ihr schon vor vielen Jahren das erste Mal etwas geschenkt. Darüber hast du dich gerade gewundert, oder?“ „Auch, ja.“ Er nickte leicht und auf seine Bitte hin, erzählte sie ihm noch etwas mehr aus ihrer Kindheit, auch dass ihre Mutter ihren Vater aufgrund seiner Muggelherkunft ermordet hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie seiner Bitte nachkommen würde, aber er hörte ihr aufmerksam zu, während sie auf dem weichen Teppich vor dem Kamin saßen und Kuchen und Kekse aßen. Kurz vor neun fiel Niamh schließlich ein, dass Severus noch ihr Geschenk geben musste und zog es hinter ihrem Sessel hervor. „Hier das ist für dich, ich hoffe es gefällt dir und Fröhliche Weihnachten.“ Leicht errötend nahm Severus das in Slytherinfarben verpackte Geschenk entgegen und mit rasch klopfendem Herzen sah Niamh, dass er ihr Geschenk genauso behutsam öffnete wie Lilys: „Ich hoffe es sagt dir zu, ich habe es ausgesucht ohne Lily vorher zu fragen, was du magst. Also sag es bitte einfach ehrlich, wenn du es nicht magst.“ Der Slytherin sah sie erstaunt an. Sie hatte Lily nicht gefragt? Aber sie hatte trotzdem eben die Feder gekauft, welche vor kurzem in Hogwarts selbst hatte mitnehmen wollen, doch hatte er bedauerlicherweise nicht genügend Geld bei sich gehabt. Er hatte sich Tage lang darüber geärgert. „Es ist perfekt.“ Er hielt Feder und Tinte in den warmen Lichtschein des Feuers und war ähnlich verzückt von ihnen wie Niamh von ihrem Armband. Unwillkürlich packte er das Mädchen und zog es in eine feste Umarmung: „Ich danke dir, das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je bekommen habe.“ Niamh hatte das Gefühl jeden Augenblick in Ohnmacht zu fallen und war ausnahmsweise dankbar für das ungewöhnlich unglückliche Timing ihres Ziehvaters. Sie hörten das wie das Bild der Fetten Dame zur Seite schwang und schreckten auseinander. Herein trat Professor Dumbledore: „Niamh, Severus, ich wünsche euch Frohe Weihnachten.“ „Vater!“ Niamh sprang auf und stürmte in die Arme des Direktors, der noch am anderen Ende des Raumes stand. Severus, der inzwischen von Niamhs Familienverhältnissen halbwegs im Bilde war, überraschte es nicht weiter und er betrachtete verträumt sein Geschenk, das im Feuerschein leuchtete und dachte nach. Niamh hatte ihm so viel anvertraut und sich ihm so vertrauensvoll geöffnet, dass er sie fortan als ebenso enge Freundin wie Lily betrachten wollte und vielleicht würde er ihr ebenfalls von seiner Familie erzählen. Aus irgendeinem Grund glaubte er, sie würde seine Situation eher verstehen als Lily, ohne seiner großen Liebe dabei einen Vorwurf machen zu wollen. Als Niamh ihren Ziehvater wieder verabschiedet hatte, fand sie Severus schlafend vor dem Kamin vor. Ein sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht und holte ihr Bettzeug herunter, um ihn zuzudecken. Dann schob sie ganz vorsichtig ihr Kissen unter seinen Kopf und betrachtete sein schlafendes Gesicht. Unsicher biss sie sich auf die Lippe, doch dann beschloss sie ihre vermutlich einzige Chance zu nutzen, die sie jemals haben würde. Sie beugte sich vor und drückte ihre Lippen zärtlich auf die seinen und flüsterte anschließend: „Ich liebe dich, Severus Snape.“ Dann schließ sie auf dem Sofa ein. Kapitel 7: Platzmangel ---------------------- Platzmangel Die nächsten Wochen folgten einem relativ routinierten Ablauf. Harry bekam von Snape Okklumentikstunden, wann immer es möglich war. Umbridge übernahm immer mehr die Kontrolle über Hogwarts und die DA traf sich, wann immer sie konnte im Raum der Wünsche, um dort ihre Fertigkeiten in Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu verbessern. Harry, Ron und Hermine, und inzwischen auch die Zwillinge, stolperten zudem ab und an zufällig über kleine Treffen zwischen Niamh und Professor Snape, so dass sie in der freien Woche vor Valentinstag im Zimmer von Fred und George zusammenkamen, um darüber zu diskutieren. „Es ist unglaublich. Vorgestern habe ich Snape sogar lächeln gesehen, als sie ihm neue Zutaten aus Hogsmeade mitgebracht hat. Das war echt gruselig. Wirklich Leute, was findet sie nur an dem?“, Ron wurde schon bei der bloßen Erinnerung daran wieder blass um die Nasenspitze. Hermine sah das Ganze allerdings etwas anders als die Jungs: „Also mal ehrlich, sie kann sich verlieben in wen sie will.“ Die Zwillinge riefen wie aus einem Mund: „Verlieben?“ Fred rümpfte die Nase: „Geht die Schlussfolgerung nicht etwas weit?“ George fügte hinzu: „Ja, sie sind doch alte Schulkameraden, wenn nicht sogar Freunde, oder?“ Die drei Freunde sahen sich kurz an, dann sagte Harry: „Naja, wir haben ehrlich gesagt vor ein paar Wochen gehört, wie sie ihm gesagt hat, dass sie ihn liebt.“ Es war das erste Mal, dass Harry die Zwillinge sprachlos sah und Ron setzte noch einen drauf: „Sie hat ihn sogar geküsst.“ „Wer hat wen geküsst?“, Sirius stand plötzlich in der Tür und sah fragend in die Runde. „Molly schickt mich, das Essen ist fertig. Also, wessen Küsse können den beiden Chaoten hier die Sprache verschlagen?“ Hermine verdrehte die Augen und stöhnte genervt: „Die Jungs regen sich darüber auf, dass Niamh Snape geküsst hat. Wir haben es im Januar zufällig gesehen, als sie aus Hogsmeade kamen.“ Sirius fiel die Kinnlade herunter: „Niamh und Schniefelus? UNSERE Niamh? Oh, ich wusste es! Ich hab‘s ja schon immer gesagt.“ Der Black grinste breit und schadenfroh und sauste, gefolgt von den Jüngeren, hinunter in die Küche. Dort half Niamh gerade dabei, den Tisch zu decken und unterhielt sich mit Molly und Remus über alte Zeiten. „Du warst immer so ein süßer Werwolf. Das ständige um-die-Wette-Heulen mit Sirius war allerdings die reine Folter für meine empfindlichen Ohren. Wirklich, so ein Angeber.“ Den letzten Satz sagte sie direkt an Sirius gerichtet, der gerade eintrat und ein schelmisches Lächeln von ihr bekam. Der Black erwiderte das Grinsen breit: „Dafür hast du es aber immer sehr genossen, dich zwischen uns zu kuscheln als wären wir deine persönliche Heizdecke. Was hat sie immer gesagt, Remus?“ „Wenn ihr mich nach eurem Abschluss wieder loswerden wollt, müsst ihr Ersatz für mich beschaffen. Einen lieben Werwolf und einen großen verschmusten Hund. Wenn nicht, habt ihr mich an der Backe, bis ihr alt und knochig seid.“ Remus lachte und verteilte das Besteck: „Was hättest du gemacht, wenn wir zwischendurch geheiratet hätten?“ Niamh sah ihn gespielt empört an: „Du willst heiraten? Wenn du die Aussicht hast wieder einmal im Monat mit mir die Nacht durch zu schmusen, willst du dir eine andere Frau zulegen? Remus, wie kannst du nur?“ Sie griff sich theatralisch an dir Brust und ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen: „Sirius, hast du das gehört? Er zieht eine andere Frau uns vor.“ Der ganze Raum brach in lautes Lachen aus und Sirius warf sich vor der Vampirin auf die Knie und griff ihre Hand: „Verzweifle nicht, Niamh, du hast ja noch mich. Obwohl…“, er grinste verschlagen und setzte sich neben sie, „ich gehört habe, dass du eigentlich uns betrügst. Und das mit einer Schlange. Also wirklich Niamh, ich weiß nicht, ob unsere Beziehung das überstehen kann. Ein Dreier mit meinem besten Freund geht ja noch, aber ein Vierer? Ich weiß ja nicht.“ Remus fiel fast über seine Füße, als er seinen Freund so zweideutig daherreden hörte und stellte den Stapel Teller, den er trug, zur Sicherheit schnell auf dem Tisch ab. „Bitte was? Hab ich etwas verpasst?“ Niamh schoss das Blut in die Wangen und sie stand rasch auf, um besagte Teller zu verteilen: „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Die Zwillinge stießen sich grinsend an und sagten im Chor: „Ach nein?“ Dann positionierten sie sich rechts und links von ihr. „Wir wissen alles.“ Sie nahmen ihr die Teller ab und verteilten sie an ihrer statt weiter, während Sirius ihr auf die Schulter klopfte: „Ertappt, Süße. Du weißt doch, vor uns kannst du keine Geheimnisse haben. Wir kriegen alles raus.“ Dann grinste er nochmals : „Und ich muss es wenigstens einmal sagen. Ich wusste es! Ich hab’s gewusst, aber die anderen wollten es ja nicht glauben.“ Remus schlug seinem Freund mit einer Zeitung auf den Kopf: „Jetzt wissen wir es. Also hör auf, bevor Snape dich auch noch hört. Oder willst du es ihr kaputt machen?“ Sirius grummelte kurz und der Werwolf sah auch die anderen strafend an. Dann schnappte er sich Niamh und zog sie mit sich ins Wohnzimmer. Dort drückte er sie in einen Sessel und setzte sich vor ihr auf einen Hocker: „Ist es wahr? Du und Snape?“ Niamh blickte auf ihre Hände und spielte nervös mit ihnen herum: „Mehr oder weniger. Ich liebe ihn schon seit unserer Schulzeit. Sirius hatte damit schon immer Recht, aber es war auch immer einseitig. Ich hatte da überhaupt keine Chance. Ich weiß nicht mal, ob ich die heute habe.“ Remus nahm sie tröstend in den Arm: „Die anderen scheinen sich da aber alle sehr sicher zu sein.“ Niamh schnaubte missmutig: „Die kennen doch nur Fetzen. Wirklich Remus, ich habe es ihm gesagt und er war vollkommen überrascht und vielleicht sogar überfordert mit der Situation. Es stimmt, dass wir uns manchmal sehen und er mich auch nicht einfach zurückweist, aber ich denke, dass ich für ihn lediglich eine gute Freundin bin. Dennoch, ich bin glücklich.“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie war wirklich glücklich, denn sie konnte ihm nahe sein, nachdem sie jahrelang mit dem Schmerz seiner Abwesenheit hatte leben müssen. „Es ist so schön, wieder neben ihm gehen zu können. Er ist so mutig und intelligent. Er ist talentiert und wenn man sich die Zeit nimmt, ihn langsam kennenzulernen und sein Vertrauen zu gewinnen, dann sieht man hinter seiner harten Schale ein großes trauriges Herz voller Liebe und Wärme, die bloß keiner haben will. Ich kenne niemanden, dessen Treue stärker ist als seine. Er steht eurer Loyalität zueinander wirklich nicht mal ansatzweise nach.“ Der Werwolf verstand, was seine Freundin meinte und er hoffte, dass Snape ihr nicht das Herz brechen würde. Denn er wusste nicht, ob er sich dann ebenfalls noch aus der Angelegenheit heraushalten würde. Er und Sirius hatten schon zu viele ihrer Freunde begraben müssen und Sirius würde den Zaubertränkemeister garantiert umbringen, wenn er Niamh wehtat. Daran bestand kein Zweifel. Etwa zu dieser Zeit traf Snape im Hauptquartier des Ordens ein und hörte Niamhs Stimme aus dem Wohnzimmer. Er verstand nicht, was sie sagte, aber er steuerte instinktiv zuerst auf diesen Raum zu, bis er plötzlich auch Lupin hörte. „Egal, was passiert, ich bin da und Sirius wird dir auch zur Seite stehen. Du darfst dann auch zum kuscheln kommen, wenn kein Vollmond ist. Wie sagte er noch? Ein Dreier mit dem besten Freund geht ja noch?“ Niamh kicherte leise und als der Schwarzhaarige an der halbgeöffneten Tür ankam, sah er wie Niamh sich in die Umarmung des Gryffindors schmiegte und leise seufzte: „Danke, Remus. Manchmal wüsste ich nicht, was ich ohne dich tun sollte.“ Rasch verschwand Severus in Richtung Küche, bevor einer der beiden ihn entdecken konnte, doch innerlich kochte er vor Wut. Am liebsten wäre er in das Zimmer gerauscht und hätte seinen kleinen Vampir von dem Werwolf weggerissen. Und dann? Er war sich nicht sicher, aber derzeitig wollte er sie am liebsten wegsperren, damit Lupin und Black nicht mehr an sie herankamen. Wieso musste es dieses Jahr auch unbedingt eine ungeplante freie Woche im Stundenplan geben? Sicher, er wusste, dass sie für wichtige Ordensangelegenheiten nötig war. Dennoch, er wäre lieber nicht gekommen. Als er in die Küche kam, herrschte dort abrupt Schweigen, kaum dass er über die Schwelle getreten war. Ausgerechnet Black war der Erste, der wieder etwas sagte: „Welch seltener Besuch. Setz dich doch, Snape. Kaffee?“ Der Angesprochene warf dem Zauberer nur einen kalten Blick zu. Allein das ungewöhnliche Verhalten des Blacks ließ seine Wut und Anspannung noch größer werden. Er setzte sich an den hintersten Platz des Tisches, wo er halb vom Schatten verdeckt wurde und während um ihn herum wieder reges Treiben einsetzte, drehten sich seine Gedanken nur um das Szenario, das er gerade mitangesehen hatte. Hatte Niamh nicht gesagt, dass sie ihn liebte? Hatte sie ihn nicht vor noch nicht allzu langer Zeit geküsst? War sie nicht diejenige, die mindestens zweimal in der Woche zu ihm kam, nur seiner Gesellschaft wegen? Sie war sogar geblieben, wenn sie eigentlich nichts weiter tun konnte, als still neben ihm zu sitzen, während er Hausarbeiten kontrollierte oder den nächsten Unterricht vorbereitete. Oder sie reichte ihm Zutaten beim Herstellen von Zaubertränken. Sie unterhielten sich längst nicht so viel miteinander, wie man es wohl bei der Häufigkeit ihrer Treffen erwarten würde. Aber es verging nicht ein einziges Mal, ohne dass sie ihm irgendwann sagte, dass sie ihn liebte. Und sie schenkte ihm dabei immerzu ein Lächeln, das keinen Zweifel an der Ehrlichkeit ihrer Worte zuließ. Hatte sich etwas geändert? Niamh und Lupin waren schon früher sehr eng miteinander verbunden gewesen. Sie hatten zusammen gelernt, sie stand ihm bei Vollmond bei und er hatte ihr zu Weihnachten dieses besondere Armband geschenkt, das sie auch jetzt noch täglich trug. Es fiel ihm sogar siedend heiß wieder ein, dass die beiden gemeinsam zum Abschlussball gegangen waren. Wie ein Film spielte sich die Erinnerung vor seinem inneren Auge ab. Verbittert und wütend beobachtete er wie Lily mit Potter über die Tanzfläche wirbelte und ihn dabei verliebt anstrahlte. Sie waren das berühmteste Paar der Schule. Keinen traf man mehr ohne den anderen an und oft waren auch ihre Freunde dabei. Ihm war jedoch aufgefallen, dass die Ravenclaw, Niamh, nicht mehr so häufig mit ihnen allen anzutreffen war wie früher. Man sah sie oft mit Lupin in der Bibliothek oder ab und an mit Black in den Gängen, aber mit der ganzen Gruppe war sie eine Zeit lang nur manchmal beim Essen zu sehen gewesen. Es gab Gerüchte darüber, dass sie und Lily sich heftig gestritten hätten. Worüber wusste aber niemand. Eigentlich war ihm auch nur deshalb aufgefallen, was um die Weißhaarige herum geschah. Sie hatte mit Lily zu tun und die Rothaarige schien unter ihrem Streit zu leiden. Doch heute Abend schien es so, als hätten sich die jungen Frauen wieder vertragen, denn sie sprachen und lachten viel miteinander. Lily trug ein knielanges hellgrünes Kleid mit goldenem Schmuck und trug ihr wallendes Haar dazu offen, sodass es in Wellen um ihre Schultern wallte. Niamh hingegen hatte ihr Haar zu einer komplizierten und kunstvollen Frisur hochgesteckt, bei der ihr nur ein paar Locken in den Nacken hingen. Hatte sie nicht eigentlich lediglich leicht gewelltes Haar? Sein Blick blieb eine ganze Weile an ihr hängen, denn das letzte Mal, dass er von ihr so aus seiner Konzentration auf Lily gerissen worden war, war an Weihnachten in ihrem sechsten Jahr gewesen. Doch man konnte sie eigentlich auch überhaupt nicht übersehen. Es gab vermutlich keinen männlichen Mitschüler, der sie nicht mindestens einmal heimlich angestarrt hatte und kaum ein Mädchen, das ihr keine neidischen Blicke zuwarf. Sie war in blutrote Seide gehüllt. Das Kleid war lang, umschmiegte eng ihren Oberkörper und fiel dann locker um ihre Beine herum. Wenn sie sich drehte, wirbelte es weit um ihre Füße und gestatte einen Blick auf ein zartes Fußkettchen an ihrem linken Gelenk. Das Kleid besaß schmale Träger und neben einem dezenten, aber attraktiven Dekolleté war es am Rücken weit ausgeschnitten. Genau genommen bis knapp über ihren Po. Sie trug dazu sehr eleganten Silberschmuck mit Rubinen und in Kombination mit ihren goldenen Augen und ihrer weißen Haut, sah sie aus wie eine unerreichbare Königin, die dennoch jeder haben wollte. Und genau diese pure Weiblichkeit auf zwei Beinen war mit dem wohl größten Streber des Jahrgangs zum Ball erschienen. Oder mit Lupin und Black? Getanzt hatte sie jedenfalls mit beiden und die Mehrheit der Schülerschaft schien die Meinung zu vertreten, dass sie auch mit beiden sehr gut zusammenpassen würde. Mit Black, dem Mädchenschwarm Nummer Eins, dem unmöglich eine normale Freundin gerecht werden konnte und Lupin, dem stillen, ernsthaften und äußerst kultivierten Gentleman. Severus tanzte nicht. Er saß an seinem Tisch und nippte nur ab und zu an einem Glas Sekt, das ihm aufgedrängt worden war. So verliefen die ersten drei Stunden, bis er genug hatte, hinausging und sich in einer Ecke des Innenhofes niederließ. Dort saß er etwa eine halbe Stunde, dann hörte er das Klacken von Absätzen, die sich ihm langsam näherten und neben ihm stehen blieben. Genervt schaute er auf und war überrascht, als er die Halbvampirin vor sich sah. „Hallo Severus, ich habe dich gesucht.“ Sie blickte auf ihre Füße und rang mit den Händen. Er sah sie nur genervt an: „Wieso? Was willst du von mir?“ Sie biss sich auf die Unterlippe und fragte dann leise: „Würdest du vielleicht mit mir tanzen?“ Der Slytherin war zunächst sprachlos und vollkommen überrascht. Damit hätte er wirklich nicht gerechnet. Doch dann wurde er wieder ärgerlich und schnaubte verächtlich: „Warum sollte ich mit dir tanzen? Such dir jemand anderes, über den du dich mit deinen Freunden lustig machen kannst, Blutsauger!“ Er richtete sich auf und stürmte wütend davon. Blutsauger war für Niamh gelichbedeutend mit Schlammblut gewesen und das hatte er damals auch gewusst. Er hatte es in jenem Moment sogar so gemeint, weil er seine Wut ungerechter Weise an ihr ausgelassen hatte. Heute tat es ihm leid und er wusste genau, dass sie diese Beleidigung gemeint hatte, als sie vor einigen Wochen gesagt hatte, dass sie niemals eine Entschuldigung von ihm verlangt hatte. Dass sie ihn verstand und ihm verzieh, was er aus einem Moment heraus gesagt hatte. Aber da er jetzt wieder genau wusste, was er ihr an den Kopf geworfen hatte, nahm er sich vor, diese definitiv notwendige Entschuldigung bald nachzuholen. Wenn er dazu überhaupt noch Gelegenheit bekam. Sie hatte mit Lupin so vertraut ausgesehen, dass jeder, der die zwei nicht kannte, sofort davon ausgegangen wäre, dass sie ein Paar seien. Waren sie vielleicht auch gar nicht so weit davon entfernt? Hatte er sich zu viel Zeit gelassen? Aber er konnte ihr nicht einfach sagen, er liebe sie, wenn er selbst es nicht mal wusste. Würde er noch einmal zusehen müssen, wie ihm einer der alten Gryffindorbande seinen Lebensinhalt stahl? „Sev! Guten Abend.“ Der überraschte Ausruf und darauffolgende liebevoll gesprochene Gruß rissen den Zauberer aus seinen Gedanken und als er aufblickte, standen Niamh und Lupin in der Tür. Der Werwolf nickte ihm grüßend zu und nahm neben Black am Tisch Platz. Niamh hingegen kam zu ihm und ließ sich dort nieder, wobei sie ganz leise fragte: „Wie geht es dir? Hattest du Probleme herzukommen?“ Sie sorgte sich jedes Mal um ihn, wenn er sich mit Voldemort und den anderen Todessern traf und er erkannte die Augenringe, die ihr Gesicht müde und erschöpft aussehen ließen. Zumindest für jemanden, der wusste, wie sie sonst aussah. Für einen Fremden sähe sie vermutlich nach wie vor wie eine frische Schönheit aus. Vampire. Sie sahen halt bei allem, was sie taten gut aus. Selbst tot krank würde Niamh vermutlich noch eine gute Figur machen. „Nein, sie glauben, ich bin nach Hogwarts zurückgekehrt.“ Ihr Gespräch war für die anderen nicht zu verstehen, das war ihm klar, dennoch spürte er deutlich die Blicke einiger Anwesenden auf sich lasten. Auf Niamhs Drängen hin aß er ein wenig und wartete dann darauf, dass der Tisch abgeräumt wurde. Es behagte ihm nicht, dass er über Nacht würde bleiben müssen, doch ihm blieb leider keine Wahl. Es war eine Anordnung von Dumbledore gewesen, der er sich nicht widersetzen konnte. Black lehnte sich zurück und sah stirnrunzelnd in die Runde: „Also ich habe eine schlechte Nachricht, was den Platz des Hauses angeht. Wir können nicht alle in eigenen Zimmern unterbringen, denn wir können keine Erweiterungszauber benutzen, ohne dabei die Tarnung des Hauses zu gefährden. Wir können auch nicht beliebig große Gruppen bilden, denn den Platz geben die Räume nicht her. Bislang teilen sich die Zwillinge, Harry und Ron ein Zimmer. Das sollte wohl auch so bleiben. Arthur und Molly haben das kleinste, das mit ihnen ebenfalls voll ist. Kingsley und Mad Eye sind im Wohnzimmer eingezogen und Hermine und Ginny teilen sich ebenfalls ein Zimmer. Eines ist noch frei. Zur Verteilung bleiben noch Tonks, Niamh, Snape, Remus und ich. Prügelt euch drum. Eine der Damen darf noch zu den Mädels ziehen. Zwei Personen können ins freie Zimmer und zwei noch mit ins Wohnzimmer.“ Niamh verzog das Gesicht: „Wo besteht da noch eine Verteilungsfrage?“ Tonks war verwirrt: „Gibt es keine?“ Niamh grinste: „Nicht wirklich. Nimm mir das nicht übel, aber ich möchte dich nur ungern traumatisieren. Wenn du nicht bei den Mädchen schläfst, müsstest du das Bett mit Severus oder Sirius teilen. Die beiden können nämlich nicht beieinander schlafen und am nächsten Morgen auch beide wieder aufwachen. Einer würde die Nacht wohl nicht überleben. Und damit ergäbe sich dann automatisch, dass du ins Mädchenzimmer gehst, Remus und Sirius ins Wohnzimmer und ich teile mir das übrige Bett mit Severus. Und…“, sie sah warnend in die Runde, „wenn ich jetzt irgendeinen blöden Kommentar höre, hält derjenige für meinen nächsten Imbiss her!“ Besonders streng blickte sie dabei Sirius an, der sich auf ein breites Grinsen beschränkte und unterwürfig die Arme hob: „Ich bin so unschuldig wie ein kleiner Welpe.“ Severus war derweil nur wenig begeistert von dieser Diskussion. Wenn es nach ihm ging, musste keiner wissen, dass Niamh etwas Besonderes war. Dadurch würden sie ihr nur noch mehr Aufmerksamkeit schenken und die Gefahr, dass noch einer der Männer erkannte, wie wunderbar sie war, konnte er nicht gebrauchen. Es würde noch mehr Druck bedeuten und ihm seine Entscheidung noch schwerer machen. Nach der Besprechung gingen die meisten auf ihre Zimmer und auch Niamh und Severus zogen sich zurück. Er war nervös und angespannt, während er Niamh dabei beobachtete, wie sie fröhlich summend die Decken und Kissen ausklopfte und das Bett generell zu einer wahren Kissenoase umgestaltete. Sie musste jedes nicht benötigte Kissen im ganzen Haus einkassiert haben. Irgendwann schien sie seinen intensiven Blick nicht mehr ignorieren zu können und drehte sich unsicher zu ihm um: „Gefällt es dir nicht? Wenn du es nicht so weich magst, schmeiße ich alles wieder raus und mache mir damit eine Matratze, um auf dem Boden zu schlafen.“ War sie verrückt!? „Wieso solltest du auf dem Boden schlafen? Wir sind zwei erwachsene Menschen und ich vertraue darauf, dass du mich nicht im Schlaf verschlingst.“ Niamh errötete und er bemerkte, wie sich seine Worte angehört hatten. Er nutzte es als Überleitung und fragte vorsichtig: „Als ich gekommen bin, warst du mit Lupin im Wohnzimmer. Ich wollte nicht stören, ihr wirktet sehr vertraut. Ist alles in Ordnung?“ Er versuchte die Frage beiläufig klingen zu lassen, doch ihm war klar, dass seine Anspannung und die Tatsache, dass er die Luft anhielt, ihn verraten würden. „Remus ist mein bester Freund und versteht es, wenn man anders ist und von seinen Mitmenschen als Monster wahrgenommen wird. Dadurch sind wir damals eng zusammengewachsen. Severus, er ist wie der große Bruder, den ich nie hatte. Ich liebe dich und das wird auch immer so sein. Denkst du nicht, dass ich mich ihm sonst viel früher zugewandt hätte?“ Natürlich, daran hätte er auch selbst denken können. Stattdessen unterstellte er ihr, ihn ebenfalls zu verlassen. Nein, nicht ebenfalls. Lily hatte nie wirklich ihm gehört. Sie waren nur Freunde gewesen. Nicht mehr. „Darf ich bei dir im Bett schlafen, Sev?“ Als Niamh die Frage stellte, saß sie mit einem Kissen im Arm auf dem Bett und sah ihn verunsichert an. Sie hatte die Hände in den weichen Stoff verkrallt und wirkte unglaublich verletzlich. Selbst wenn er gewollt hätte, bei diesem Anblick hätte er niemals Nein sagen können. „Sicher.“ Er legte seinen Umhang ab und hielt dann inne. Er konnte schlecht unbekleidet ins Bett gehen, aber er konnte auch unmöglich in den Sachen schlafen, die er trug. Er wollte nicht vollkommen zerknittert aussehen, wenn er am nächsten Tag durchs Haus wanderte. Andererseits könnte er seine Kleidung dann mit einem Zauber in Ordnung bringen. Er behielt also Hose und Hemd an und legte den Rest ab, dann drehte er sich um und stellte fest, dass Niamh die Zeit, die er mit Überlegungen verbracht hatte, ebenfalls genutzt hatte. Sie hatte sich aus ihrer Kleidung geschält und war in ein schlichtes, aber sehr aufregendes Nachthemd geschlüpft. Schwarze Seide mit Spitze am unteren und oberen Rand. Noch dazu lag es oben eng an und fiel erst ab der Hüfte locker bis zur Mitte ihrer Oberschenkel. Sie kroch ins Bett und präsentierte ihm dabei ihren nur knapp bedeckten Hintern. Man mochte es ihm nicht ansehen und er hielt nichts von sexuellen Beziehungen ohne Liebe, aber er war dennoch ein Mann und Niamh definitiv keine Frau, für die er nichts empfand. Wollte sie ihn also endgültig in den Wahnsinn treiben? Tapfer folgte er ihr und ließ sich neben sie sinken. Einen Moment herrschte Stille, dann drehte die Weißhaarige sich zu ihm um und er wandte ihr den Kopf zu, um sie fragend anzusehen. Schon wieder hatte sie diesen unsicheren Ausdruck in den Augen. „Sev? Stört es dich, wenn… ähm…“, weiter kam sie nicht. Er konnte sich allerdings mittlerweile denken, worum es ging. Also sprach er seinen Nerven gut zu und zog sie grummelnd an sich. Sofort schmiegte sie sich schnurrend an ihn und erkor seine Brust zu ihrem neuen Kopfkissen. Es war ungewohnt und vermutlich hörte sie genau wie sein Herz sich schon beinahe überschlug, aber es war auch sehr schön. Niamh war sich sicher, dass sie in diesem Moment sterben könnte, ohne etwas zu bereuen. Sie kuschelte sich eng an Severus und murmelte leise: „Ich liebe dich.“ Zu ihrer Verwunderung schien sein Herz dabei einen kleinen Sprung zu machen. Zumindest hörte es sich so an und es machte sie nur noch glücklicher als sie feststellte wie schnell es schlug. Es dauerte fast fünf Minuten ehe es wieder ruhiger wurde und Severus schließlich einschlief. Sie lauschte seinem tiefen Atem und entspannten Herzschlag bis sie schließlich ebenfalls langsam ins Land der Träume glitt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)