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Konoha Side Stories

von

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Schneidender Wind 6

6.

Ich schwebte in einer Blase aus Wärme, beinahe Hitze. Ich fühlte mich angehoben, und zugleich begraben. Meine Stirn glühte ebenso wie meine Wangen, während mein Körper seinen Widerstand, seinen schmerzenden, hartnäckigen Widerstand, nach und nach aufgab, sich dem Medium ergab, einfach losließ. "Ich sterbe...", murmelte ich. Ich grinste und öffnete die Augen. "Vor Glück."

"Na, na, na, mal nicht so melodramatisch", mahnte Kankurou. Er goss sich gerade aus seinem zweiten Fläschchen seine dritte Tasse Sake ein. "Nur weil wir nach acht Tagen wilder Hatz endlich mal dazu kommen, eine Pause in einer heißen Quelle einzulegen, musst du nicht gleich solche Sprüche klopfen." Er deutete auf die Bambuswand, die unser Bad in der Gaststätte vom Frauenbad trennte. "Ich sehe es kommen, dass dein Zwerg hier rüber gestürmt kommt, weil sie dich beim Wort nimmt, um dich zu retten."

"Ich bin kein Zwerg!", klang Annes trotzige Stimme auf. "Ich gehe dir fast bis ans Kinn, Kankurou-sama!"

"Nicht aufregen", klang die Stimme Akanes auf. "Ich wasche dir auch den Rücken." Ich hatte die Affenkriegerin auf halbem Weg beschworen, damit wir für Anne eine weibliche Begleitung hatten. Ranko-sama hatte ich nicht schon wieder bemühen wollen, nicht nach der Schlacht, von der Hikaru mir berichtet hatte. Sie gehörte nicht unbedingt zu den stärksten Affenkriegern, aber definitiv zu den schönsten. Ihre Qualitäten waren auch eher im Ninjutsu und am Verhandlungstisch zu finden, deshalb bildete sie auch so eine gute Kombi mit Hikaru Gosunkugi, sehr zum Ärger Ranmas, der nicht nur ein Auge auf die junge Frau aus dem Tendo-Clan geworfen hatte. Aber selbst wenn Akane bemerkt hätte, das Hikaru durchaus freundschaftliche Gefühle für sie hegte, sie hätte nichts damit anfangen können. In der Hinsicht ähnelte sie meinem alten Ich.

"Ich rege mich nicht auf", erwiderte Anne ärgerlich. "Aber ich bin fast dreizehn! Vor hundert Jahren haben die Frauen in meinem Alter noch geheiratet! Ich muss mich nicht von jedem hergelaufenen Suna-Ninja als Kind hinstellen lassen."

Kankurou prustete seinen Sake wieder aus, als er das hörte. "Hört, hört", murmelte er. "Dass dein Zwerg Zähne hat, wissen wir ja schon länger. Aber das sie auch bissig ist, war mir neu."

"Sie ist kein Zwerg, und vor allem ist sie nicht mein Zwerg", erwiderte ich. Das herrlich warme Wasser stank ein wenig nach faulen Eiern, war also vulkanischen Ursprungs, und enthielt einen deftigen Anteil an Schwefel, der angeblich besonders gut gegen Abzesse, Verspannungen und offene Wunden sein sollte. Auf jeden Fall hatte er eine desinfizierende Wirkung, und wer Onsen-Bäder gewohnt war, traf des Öfteren auf weit heißere Quellen, die schlimmer rochen.

"Dein Zwerg auf keinen Fall, Kankurou-sama!", kam es erbost von Anne.

"Ach, lass doch die Männer", sagte Akane leichthin. Es plätscherte von drüben, als die Affenkriegerin das Bad verließ. "Komm ich wasch dir den Rücken." "A-aber..."

"Da hast du es. Also nenne sie bitte nicht Zwerg. Ich habe ohnehin noch damit zu schaffen, dass Uzuki-sensei verletzt wurde. Ich meine, wer kann eine ANBU verletzen?" Ich schüttelte verwundert den Kopf. Hikaru hatte mir einiges berichtet, aber er hatte naturgemäß nichts dazu sagen können, wie ihre weitere Behandlung in Suna verlaufen war. Oder was mit denjenigen passiert war, die sich ergeben hatten.

"Oh, du hast aber eine tolle Haut, Anne-chan. Und, oho, wenn ich mir das hier genauer ansehe, dann wirst du mal Körbchengröße C brauchen, wenn du älter bist", klang Akanes fröhliche Stimme herüber.

"Yieks! Nicht da anfassen, Akane-chan!"

"So eine große Basis. Ja, das wird mal richtig viel. Und wenn ich mir deine Hände ansehe, dann wirst du wohl bald noch einen kräftigen Schuss in die Höhe machen. Hm, hm, hm."

"UH! D-da bin ich kitzlig, Akane-chan!"

"Wo? Hier?"

"Yieks!"

"Oder meintest du hier, Anne-chan?"

"A-akane-chan, nicht da... Nicht..."

"Hab dich doch nicht so. Wir sind doch unter uns", klang Akanes viel zu fröhliche Stimme auf.

Kankurou sah mich irritiert an. "Was zum Kazekage machen die da?"

Ich verzog das Gesicht zu einer sauren Miene. "Sie knüpfen Bande. Du warst wohl noch nicht oft mit weiblicher Begleitung in einem Onsen, oder?"

"Sie knüpfen Bande? Wie merkwürdig. Und nein, wenn ich mit Frauen im Onsen war, dann hatten wir meistens ein gemeinsames Bad. Und wir hatten dann meistens schon Bande geknüpft, wenn du verstehst, was ich meine, Mamo-chan."

Ich lächelte verlegen. Die letzten Tage hatten uns enger zusammenrücken lassen. Dementsprechend waren wir persönlicher geworden. Wir hatten Kabuto im Gletschertal schnell vollends aus den Augen verloren und waren die letzten Tage lediglich seinen Spuren gefolgt, die Pakkun und Hikaru verfolgt hatten. Kankurou und ich hatten dann entschieden, das zu unserem Vorteil zu nutzen, und Kabuto einzukreisen, bevor wir ihn angriffen. Der Junge hatte mehr als einen Trick in der Hinterhand, und der Überraschungsvorteil, gerade wenn er glaubte, seine Verfolger abgeschüttelt zu haben, konnte enorm wichtig für uns werden. Seine Spur endete mehr oder weniger in dieser kleinen Ortschaft, in der wir uns befanden. Dummerweise nicht im Bad, sondern im Umland. Nicht zu Unrecht vermuteten wir in der Nähe eine geheime Basis Orochimarus, wenn sich Kabuto mehrere Stunden nicht bewegte. Pakkun und Hikaru zogen derweil die Schlinge enger um ihn, während wir Shinobi eine dringend notwendige Entspannungspause einlegten; immerhin hatten wir die letzten Tage bestenfalls Katzenwäsche betrieben.

"Du warst nie mit deiner Schwester in einem getrennten Bad? Sie und ein paar Freundinnen auf der anderen Seite, und du auf der Männerseite?"

"Doch, schon. Aber wenn meine Schwester baden geht, dann herrscht auf ihrer Seite meistens herrliche Stille."

Ich runzelte die Stirn. Ja, das machte Sinn. Temari war ein sehr hübsches Mädchen, aber auch ein sehr energisches. Wenn nicht jemand vom gleichen Kaliber im Bad war, und ich redete hier von ANBU-Level, dann würden die meisten Frauen verschreckt reagieren. Oder zumindest ehrfürchtig.

"Okay, verstehe. Dann werde ich dir das erklären. Wenn Frauen, die sich mögen, zusammen in einem Bad sind, dann begnügen sie sich nicht damit, einander einzushamponieren und sich gegenseitig den Rücken abzuseifen. Sie unterhalten sich auch sehr offen über ihre Körper, deren Vorzüge und berühren sich an pikanten Stellen. Zumindest sind das meine Erfahrungen, wann immer ich mit Karin und Hanako in einem getrennten Bad war."

"Ah. Interessant. Und was bezwecken sie damit? Was wollen sie erreichen? Ich meine, abgesehen davon, ihre Bänder zu knüpfen?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Sie wollen uns zweifellos in den Wahnsinn treiben."

Kankurou dachte darüber einen Moment nach. "Plausibel, Mamo-chan."
 

Die Tür glitt auf, und ein Diener brachte frischen heißen Sake für Kankurou, und ein herrlich kühles Bier mit hübscher Schaumkrone für mich. Außerdem fragte er nach unseren Wünschen. Wir entschieden uns für eine landestypische Mahlzeit des kleinen Reiches. Wenn Ishi no Kuni, das Land der Steine, in dem das Gasthaus stand, schon wirtschaftlich nicht viel zu bieten hatte, geschweige denn landschaftlich, so war es doch ein kulinarisches Erlebnis, das viel Geflügel, Schwein und Insekten anzubieten hatte. Ja, Insekten. Sie galten hier als tägliches Brot, und, wenn man als Fremder seinen ersten erwartungsgemäßen Ekel überwunden hatte, boten sie eine Menge für den verwöhnten Gaumen. Die hiesigen Insekten waren nicht nur größer als viele ihrer Kollegen im Land des Feuers, sondern eindeutiger auch schmackhafter. Es half natürlich, sie mit Garnelen oder Scampis zu vergleichen, die ich für mein Leben gerne aß. Meinen Begleitern hatte ich das Essen dann auch als "Land-Scampis" angedreht, damit sie ohne Vorurteile kosteten. Nun, Anne hatte es geschmeckt. Aber ich bezweifelte, das Shino Aburame Spaß an diesem Menu haben würde.

Ich fand jede Reise nach Ishi no Kuni sehr belebend, kulinarisch belebend, denn es gab auch ein paar sehr gute Reissorten hier, die auf den erwartungsgemäß kargen Böden unerwartet gut gediehen. Ansonsten lebte das Land, als Transitland zwischen dem Land der Erde im Norden, dem Land des Windes im Süden, und dem Land des Feuers im Osten sehr gut vom Handel und importierte all das, was die Böden nicht hergaben. Also, ich kam gerne hierher, und ich war Orochimaru geradezu dankbar, das er in dem unscheinbar wirkenden Land augenscheinlich eine Basis errichtet hatte. Unser Ziel war es, sie zu finden, und, wenn möglich, zu zerstören. Am besten zusammen mit Kabuto.

Als der Diener wieder ging, hörte ich ihn erschrocken aufkeuchen. Ich sah zu ihm herüber, und erkannte auf der Papiertür zum Umkleideraum den gigantischen Umriss von Hikarus Affengestalt. Deutlich erkannte man seine Hauer und die krallenbewehrten Pfoten. Er griff nach der Tür, zog sie auf, und die Welt hielt den Atem an. Heraus spazierte der Affenkrieger allerdings in seiner menschlichen Gestalt als junger, dürrer Bursche, der sich ein viel zu großes Handtuch um die Lenden gebunden hatte, um diesen Eindruck noch zu verstärken. Verständnislos sah er den Diener an. "Ist irgendwas?"

"N-nein, nein, verehrter Gast. Alles in Ordnung. Aber ich sollte wohl mal meine Augen überprüfen lassen..." Er drückte sich an Hikaru vorbei, nachdem er auch dessen Wünsche aufgenommen hatte, und verließ das Bad so schnell er konnte, ohne zu laufen.
 

Hikaru Gosunkugi ließ sich mit einem wohligen Seufzer ins Bad gleiten. Behaglich streckte er sich aus. "Alles in Ordnung bei euch, Akane?", fragte er laut.

"Alles in grünen Bereich. Anne-chan und ich verstehen uns wunderbar", klang ihre fröhliche Stimme auf.

"Ich dachte jetzt eher daran, ob du dich beobachtet fühlst", erwiderte Hikaru einen Ton zu barsch.

"Beobachtet?", fragte Akane erstaunt.

Kankurou richtete sich ein wenig auf. "Ich glaube, jetzt wird es interessant."

"Was habt Ihr raus gefunden? Und wo ist Pakkun?", fragte ich ernst.

"Pakkun ist auf Posten. Um es kurz zu machen, wir glauben, das Versteck gefunden zu haben. Es ist relativ leer, Pakkun hat kaum einen Menschen außer Kabuto gerochen, und ich habe bestenfalls ein Dutzend Herzschläge gehört. Es können mehr sein, aber um sicher zu gehen, hätte ich eindringen müssen. Ich fand es besser, zurückzukehren, solange ich unbemerkt bin. Zumindest hoffe ich, das ich unbemerkt geblieben bin. Allerdings hat Pakkun mich auf ein kleines Problem hingewiesen."

"Und das wäre?" Vorsichtshalber verzichtete ich darauf, von meinem Bier zu trinken, solange der Affe nicht weiter sprach. Ich wollte mich nicht verschlucken.

"Der Gute hat einige Gerüche in der Umgebung wieder erkannt", sagte Hikaru gedehnt, "Gerüche, die er aus der Stadt hier kennt."

Ich wechselte einen verdutzten Blick mit Kankurou. "Willst du mir sagen, die Städter treiben sich an Orochimarus Geheimversteck herum?"

"Ja, etwas in der Richtung", bestätigte der Affenkrieger. "Eventuell arbeiten auch nur einige Städter für ihn. Aber im schlimmsten Fall, Mamo-chan, ist diese ganze verdammte Stadt der eigentliche Stützpunkt von Orochimaru."

Kankurou schüttelte sich. "Eine grauenvolle Vorstellung. Wir müssen also damit rechnen, hier in der Stadt so oder so nicht sicher zu sein. Er wird andere Gefolgsleute Orochimarus sicher darüber informiert haben, das er verfolgt wurde und vielleicht noch wird. Unser großer Vorteil ist, das er unser Aussehen nicht kennt."

Ich legte eine Hand an mein rechtes Ohr und formte damit eine Hörhilfe. "Oho, das klingt ja so, als käme da gleich noch was. Etwas wie: Es war doch eine gute Idee, das ich mich abschminken und umziehen sollte, Mamo-chan."

Kankurou glitt bis zur Nase ins Wasser und grummelte vor sich hin. Luftbläschen stiegen vor ihm auf.

"Wie bitte?"

Weitere Luftbläschen kamen hinzu.

"Ich kann dich nicht verstehen, Kankurou-sama."

Nun kam er wieder ein Stück hoch. "Ja, du hattest Recht. Es war eine gute Idee, dass ich mich abschminke und die Kleidung wechsle. So erkennt mich niemand, der nicht zumindest aus Sunagakure stammt."

Ich grinste breit. "Na also. War doch gar nicht so schwer, oder?" Ich streckte mich aus und griff nach dem Bier. "Schätze, wir haben genügend Zeit, um zumindest heute ein wenig auszuruhen und gut zu essen. Aber spätestens morgen müssen wir uns um die Anlage kümmern. Ob Kabuto noch da ist oder nicht."

"Das versteht sich von selbst", erwiderte Kankurou, und auch Hikaru beeilte sich zu nicken.

"Geht in Ordnung", klang Akanes Stimme von drüben auf.

"Gut, dann können wir uns ja auf ein ruhiges Abendessen freuen", frohlockte ich. Aber in mir, tief in mir nagten Hikarus Worte an meinen Nerven. Was, wenn tatsächlich die ganze verdammte Stadt aus Orochimarus Leuten bestand, die über uns herfallen würden, sobald sie wussten, wer wir waren? Und ehrlich gesagt reichten ja auch schon ein paar Dutzend, die ohne Vorwarnung aus ihrer täglichen Rolle ausbrechen und uns angreifen würden, um uns Schwierigkeiten zu bereiten.

Und außerdem beschäftigte mich Uzuki-senseis Verletzung noch immer. Zu gerne hätte ich gewusst, wie es ihr gerade ging. Mir fiel es schwer, diesen Gedanken hintenan zu stellen. Zu wichtig war Yaguo für mich mittlerweile.

***

"Hatschi!"

"Gesundheit", sagte der Medi-Nin, der direkt vor Yaguo Uzuki stand. Indigniert griff er nach einem Taschentuch und wischte sich übers Gesicht.

"Verzeihung, Doktor, aber das kam so über mich", sagte die ANBU und schniefte. Nicht nur, das sie verletzt worden war, beim Angriff auf die Kontras, sie musste sich auch noch einen Virus oder so eingefangen haben, denn seither schniefte und nieste sie bei jeder unpassenden Gelegenheit.

"Wahrscheinlich denkt gerade jemand an Sie, Uzuki-san", erwiderte der Arzt säuerlich, während er den alten Verband löste.

"Ja, das könnte natürlich sein", scherzte sie, ohne aber wirklich daran zu glauben. "Und, wie sieht es aus, Doc?"

"Gut. Richtig gut. Uzuki-san, Sie haben gutes Heilfleisch. Es werden zwar Narben bleiben, aber auf Ihren Gedärmen ist das egal, oder? Und hier auf der Haut werde ich tun was ich kann. Aber Sie behalten definitiv ein Andenken."

"Zwei", korrigierte sie. Da, wo der Speer wieder ausgetreten war, würde sie auch eine behalten.

"Ja, zwei", bestätigte der Mediziner. "Wollen Sie mir nicht endlich erzählen, wie Sie sich in einer Sportstunde derart verletzen konnten?"

Uzuki lächelte gequält. Offiziell war sie die ganze Zeit in Suna gewesen, hatte es die Schlacht gegen die Kontras nie gegeben. Also hatte sie sich beim Training verletzt. Es hatte einige Mühe gekostet, etwas einigermaßen plausibles zu konstruieren. Es hatte etwas vom Versuch gehabt, den Regenbogen nach oben zu biegen. "Pure Dummheit, Doc. Pure Dummheit." Und das war nicht mal gelogen.

Der Arzt begann den Verband zu wechseln. "Wie auch immer. Ab nächster Woche können wir auf Verbände verzichten. Dann brauchen Sie nur noch zu mir zu kommen, wenn Sie Beschwerden haben, Uzuki-san."

"Danke, Doktor", sagte sie leise. Und wenn doch jemand an sie gedacht hatte?
 

Vor der Tür erwartete sie Kakashi, wie immer, wenn er nichts oder wenig zu tun hatte, in seiner Lieblingsnovelle schmökernd. "Und, was hat der Onkel Doktor gesagt?"

"Das Übliche. Nehmen Sie zwei Kopfschmerztabletten und kommen Sie nächste Woche noch mal rein", scherzte sie.

"Na, das klingt doch viel versprechend. Das alte Sprichwort stimmt also doch, dass man die eigene Dummheit überleben kann." Er klappte sein Buch zu und schenkte der ANBU ein Lächeln, was ein wenig merkwürdig ausfiel, da man nur eines seiner Augen sehen konnte.

"Ja, zumindest diesmal", merkte sie an und rieb sich jene Stelle ihrer Weste, unter der ihr Verband lag. "Gibt es etwas Neues?"

"Meinst du von den Verhören, den Untersuchungen, oder dem Examen?"

"Alles", erwiderte sie. Neben Kakashi ging sie durch das Krankenhaus.

"Die Verhöre haben ein paar... Nun, Vernetzungen ergeben, die Suna so nicht erwartet hatte. Der Daimyo wurde informiert, und es stehen wohl ein paar Verhandlungen vor seinem Thron an. Das könnte einige einflussreiche Menschen Geld, Macht, Privilegien und Titel kosten."

"Schön wenn es so kommt. Was bedeutet das für uns?"

"Wir waren so erfolgreich, dass das Reich des Windes und damit auch Sunagakure für einen längeren Zeitpunkt ein vertrauenswürdiger Partner bleiben wird."

Uzuki unterdrückte ein Kichern. "Definiere den längeren Zeitraum, Kakashi."

"Lang genug, hoffe ich. Dazu kommt der Druck von außen, nicht nur durch Orochimaru, sondern auch durch die Akatsuki-Gruppe, der unser Bündnis zusätzlich stabilisiert."

"Akatsuki. Itachi Uchiha ist Teil der Organisation", sagte sie bedächtig.

"Ja, und damit ist er ein Kunai an Konohas Kehle. Wir kennen ein weiteres Mitglied, einen Nukenin aus Kiri, der als einer der sieben Schwertmeister bekannt ist."

"Ich habe von ihm gehört. Kisame, nicht?" Uzuki legte nachdenklich die Linke ans Kinn. "Akatsuki rekrutiert sich aus starken Nukenin der Ninjadörfer, richtig? Schade, wäre unsere Zusammenarbeit besser, könnten wir eine gemeinsame Liste unserer besten desertierten Ninjas erstellen und gemeinsam zur Fahndung ausschreiben."

"Informationen sind das wichtigste Handelsgut in der Welt der Ninjas, Yaguo-chan, das weißt du doch. Zumindest Iwagakure würde zumindest zögern, bevor es uns diese wichtigen Informationen ohne Not zur Verfügung stellt."

"Hoffentlich kommt es nicht zur Not, und nicht wenn es bereits zu spät für Iwa ist", erwiderte sie trocken.

Der weißhaarige Ninja schnaubte leise. "Es ist schon erheblich mehr Druck vonnöten, um Iwagakure und den Tsuchikage davon zu überzeugen, mit uns Informationen auszutauschen, geschweige denn mit uns zusammen zu arbeiten. Die Iwa-Nin, die wir im Lager der Kontras ausgelöscht haben, dürften die Bereitschaft des Sandaime Tsuchikage nicht gerade erhöht haben."

"Obwohl seine Leute höchst illegal in diesem Land waren und noch illegaler gegen Konoha hatten vorgehen wollen", schloss Uzuki.

"Hast du Beweise dafür, das die Iwa-Nin im offiziellen Auftrag hier waren?", erwiderte Kakashi trocken.

Verdutzt blieb die ANBU stehen.

"Eben", kommentierte Kakashi und ging weiter.
 

Uzuki holte schnell wieder zu Kakashi auf. "Was ist dann mit den Untersuchungen?"

"Oh, ja, da hat sich was interessantes ergeben. Das Spezialistenteam aus Konoha, das wir angefordert haben, hat erste Erfolge erzielt. Natürlich dank der Vorarbeit ihrer Suna-Kollegen."

Uzuki verdrehte leicht die Augen. Das klang nach einer politischen Formulierung. Sie hasste Politik. Ihr war es lieber, man sagte ihr, wann sie wen und wo zu bekämpfen hatte. Das machte das Leben sehr viel einfacher. "Und was haben die Suna- und die Konoha-Experten heraus gefunden?"

"Dass wir uns keine Gewissensbisse machen müssen, weil wir so viele Krieger getötet haben."

Uzuki hob eine Augenbraue. "Äh, Kakashi, nur falls es dir noch nicht aufgefallen ist, aber du sprichst hier mit einer ANBU. Gewissensbisse und dergleichen habe ich nicht. Vor allem nicht, wenn ich einem Angriff auf Konoha zuvorkommen kann. Und dir nehme ich es nicht ab, dass du Gewissensbisse haben solltest. Du bist ein feiner Kerl, und dein Herz ist manchmal etwas zu groß, trotz deiner Zeit als ANBU, aber bei Gegnern Konohas, die zudem so hinterlistig vorgehen, kennst du auch keine Gnade."

Kakashi musterte sie amüsiert. "Ich glaube, du gehst falsch an die Information heran. Stell dir vor, Anne-chan hätte die Ninjas alle getötet. Unter welchem Umstand müsste sie sich keinerlei Gewissensbisse machen?"

Uzuki zuckte die Schultern. "Wenn sie schon vorher tot waren, nehme ich an."

"Scharfsinnig wie immer, das lobe ich mir, Yaguo-chan."

"Moment mal, meinst du das ernst? Ich weiß ja, das Kabuto hunderte von ihnen wiedererweckt hat, aber..."

"Nicht wiedererweckt. Zumindest nicht den Tag. Ja, es bedeutet genau das, was du vermutest. Die große Zahl an Ninjas und Kriegern im Lager können wir jetzt dadurch erklären, das Orochimaru hunderte Tote zur Verfügung gestellt hat, die von Kabuto gesteuert wurden."

Uzuki schüttelte sich vor Entsetzen. "Was ist der Kerl für ein Monster! Wie viel Chakra muss der Kerl haben, um so etwas zu bewerkstelligen? Und Mamo-chan ist hinter ihm her! Wir müssen...", begann sie, doch Kakashi hielt sie am Arm fest. "Hiergeblieben, Yaguo-chan. Erstens weißt du gar nicht, wo Mamoru gerade ist, du kannst ihm also gar nicht helfen. Zweitens bist du noch gar nicht wiederhergestellt. Und drittens kommt es in diesem Fall weniger auf die Chakra-Menge an, sondern mehr auf die Technik. Es scheint, das Orochimaru einen effektiven Weg gefunden hat, einer unbekannten Anzahl an Leichen Leben einzuhauchen, und dies mit einigen Methoden, die mehr an Zauberei als an Forschung oder Chakra-Kontrolle erinnern."

"Du willst damit doch nicht sagen...", hauchte Uzuki, während sie Kakashi durch das Frontportal nach draußen folgte.

"Wir haben es bereits beim Kampf gesehen, als der Sandaime gefallen ist", sagte Kakashi erklärend. "Er ist durchaus in der Lage, kurzfristig tote Shinobi zu erwecken. Und Kabuto ist sein Leutnant. Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, das er womöglich eine Armee aus hunderten toten Shinobi bereit hält, die er für sich kämpfen lassen wird - und dies mit derem vollen Potential."

"Das ist keine besonders erfreuliche Zukunft", erwiderte sie schaudernd.

"Ein erkannter Feind ist nur noch um die Hälfte gefährlich", kommentierte Kakashi. "Und was die dritte Frage angeht..."

"Ja?"

"Die Nachverhandlungen haben nichts ergeben. Sie haben Annes Fall beiseite geschoben, bis sie wieder nach Suna kommt, oder bis das Chunin-Examen offiziell beendet ist. Bis dahin ist sie offiziell durch die zweite und die dritte Prüfung durch. Aber der Kiri-Genin, den Neji als Stellvertreter für Anne-chan besiegt hat, wird sie zum Duell fordern, wenn sie es noch rechtzeitig schafft. Kommt sie nicht innerhalb der nächsten drei Wochen zurück, rückt er auf ihren Platz nach."

"Was bedeutet, dass, falls sie gewinnt, alle drei Getsu-Nin in der vierten Phase wären, ebenso wie unsere Genin", folgerte sie. "Damit stellen Getsu und wir neun der zwölf Finalteilnehmer. Im Idealfall." Sie lächelte. "Es war niedlich von Neji, das er angeboten hat, sie zu ersetzen, nachdem sich ihr Schattenklon durch die ganze zweite Prüfungsphase gekämpft hatte, ohne zu verpuffen."

"Ja, das war eine beeindruckende Leistung. Wohl der Hauptgrund, warum Gaara eine Ausnahme zugelassen hat. Es war auch eine beeindruckende Leistung von Neji, Mohad und den anderen, wie sie Anne-chans Klon immer wieder in letzter Sekunde gerettet haben. Ich glaube, das war die Hauptleistung, die sie letztendlich bis zum dritten Abschnitt gebracht hat, wo sie die restlichen fünfzehn Teilnehmer der dritten Phase getroffen haben."

"Sie sind relativ spät eingetroffen, wie Yuuhi erzählt hat. Aber sie sollen drei der fünf Gruppen, die auf der Strecke geblieben sind, ausgeschaltet haben."

"Es war wohl ein Riesenvorteil, das die neun von vorne herein zusammen gearbeitet haben, obwohl Gaara das klassische Spiel mit der Schriftrolle der Erde und der Schriftrolle des Himmels zelebriert hat. Ich denke, sogar Hinata war einen Moment lang in Versuchung, als sie entdeckt haben, dass die Getsu-Genin eine Schriftrolle der Erde hatten, und Konoha zwei der Luft-Schriftrollen."

Uzuki lachte leise. "Kann ich mir bei ihr nicht vorstellen. Aber das bringt uns zum nächsten Problem, oder?"

Kakashi sah sie interessiert an. "Welches meinst du?"

"Wann sollten wir in Konoha um die Entsendung eines weiteren Jounin bitten? Möglichst früh, oder lieber erst in letzter Sekunde?"

Kakashi kniff das sichtbare Auge zusammen. "Warum das?"

"Na, weil wir einen sechsten Prüfer brauchen, falls Mamo-chan nicht rechtzeitig zurückkommt", erwiderte sie.

Kakashi begann leise zu glucksen. "Das glaubst du doch wohl selbst nicht, Yaguo-chan."

Die junge Frau fiel in das leise Lachen ein. "Nein, natürlich nicht, Kakashi."

Mit der besten Laune, die sie in dieser Situation haben konnten, schritten die beiden Jounin durch die Morgensonne, die Sunagakure beschien, in Richtung der Trainingsanlagen, auf denen die Getsu- und Konoha-Genin für das Finale in drei Wochen hart trainierten. Keiner der beiden bezweifelte es, das Mamoru Morikubo rechtzeitig wieder in Suna sein würde. Auch weil das bedeutete, dass er überlebt haben würde.

***

Die jungen Genin Konohas trainierten hart und ausdauernd für das Finale, und bezogen dabei auch ihre Kohais aus Getsugakure mit ein. Bei zwölf Finalisten stand es außer Frage, dass in jedem Fall Freunde gegeneinander antreten würden müssen, egal ob es sechs Finalkämpfe oder ein Turniersystem geben würde, was durchaus im Ermessen des Kazekages stand. Das bedeutete, dass sie im gemeinsamen Training miteinander auch potentielle Gegner kennen lernten.

Abgesehen davon, dass die Konoha-Genin einander recht gut kannten und durch die vielen Kämpfe Seite an Seite kaum Geheimnisse voreinander hatten, konnten sie auf diese Weise auch die Möglichkeiten der Getsu-Nin erkunden, und - das hatten sie sich versprochen - in den übrigen drei Wochen weiter verbessern. Denn im Finale kam es nicht darauf an, wer gewann, sondern darauf, wie die Finalisten bewertet wurden. Es gab viele Kriterien, die den Aufstieg zum Chunin bestimmten. Einer davon war die Frage, ob man dem einzelnen Finalisten wirklich das Leben anderer Shinobi anvertrauen konnte. Tote gab es immer, und jeder Einsatz konnte diese Verluste mit sich bringen. Aber es wurden größere Verluste, wenn der Anführer leichtfertig, desinteressiert oder sogar Menschenverachtend handelte, alles dem Ziel unterordnete und seine Leute führte wie Lämmer zur Schlachtbank. Einige andere Bewertungsaspekte hatten sie noch nicht herausgefunden, aber eine gewisse, nun, Grundstärke spielte in jedem Fall eine Rolle. Ein Chunin war nicht einfach nur ein Genin mit Kommandoverantwortung, er sollte auch deutlich stärker als ein Genin sein. Zumindest stärker als die meisten, denn von ihm wurde auch erwartet, das er sich auch gegen die eigenen Genin durchzusetzen wusste. Je deutliche der Stärkeunterschied ausfiel, desto leichter fiel ihm das. Außerdem war der Chunin die Vorstufe zum Jounin, und die Jounin eines Versteckten Dorfs waren die stärksten Krieger, die zur Verfügung standen. Mit den Chunin wurde bereits eine Vorauswahl getroffen, gewissermaßen. Ihr aller Ziel war demnach auch nicht, Chunin zu werden, sondern mit Hilfe der Erfahrung als Chunin so schnell wie möglich Jounin zu werden. Nun, bei den meisten war es so. Morikubo-sempai bildete dabei womöglich die einzige Ausnahme.
 

Neji Hyuuga lächelte bei diesem Gedanken ein wenig. Wusste, ahnte Mamo-chan wirklich nicht, was die Hokage mit ihm anstellte? Oder verdrängte er dieses Wissen einfach nur, so gut es ging? Es war offensichtlich, das er bereits Jounin-Aufgaben versah, und das er vom Kampflevel durchaus mit den Jounin mithalten konnte. Auch seine Missionen waren auf Jounin zugeschnitten. Das waren sie schon gewesen, als er Neunergruppen angeführt hatte, fand Neji. Und spätestens als er zweihundert Genin gegen Otogakure geführt hatte, musste selbst dem dümmsten Genin klar geworden sein, dass Konoha in keinem Fall irgendeinen Chunin mit der Führung einer so großen Truppe beauftragen würde, wenn der eine oder andere Chunin nicht eigentlich auf Jounin-Level war, und nur durch besondere Umstände zurückgehalten wurde. So wie Rose-san, die, wie sie selbst gerne zugegeben hatte, einen Ekel vor mehr Verantwortung empfunden hatte. Nun, den Ekel gab es nicht mehr, als sie nach Mamo-chans Verschwinden plötzlich in die Führungsverantwortung aufgerückt war. Bevor sie sich versehen hatte, war sie zum spezialisierten Jounin ernannt worden, und heutzutage drückte sie sich nicht mehr vor der Verantwortung. Sie ekelte sich auch nicht mehr davor. Es war alles eine Frage der Gewöhnung gewesen. Und sie war gut in ihrem Job.

Neji dachte zurück an die Tage, als sie Oto zerstört hatten, dachte an die riesige Chakra-Bombe im Herzen des Dorfs. Wie hatte der arme Teufel gleich noch mal geheißen, der für diese perfide Waffe missbraucht worden war? Ach ja, Guin. Hatte sich selbst und eine Riesenmenge Chakra hoch gejagt, und dabei einem Kratersee hinterlassen, dort wo zuvor Otogakure gestanden hatte. Diese Explosion konnte niemand überlebt haben, aber merkwürdigerweise war er die ganze Zeit davon überzeugt gewesen, dass Mamo-chan noch leben würde. Und er hatte Recht behalten. Auch diesmal hatte er ein positives Gefühl, den Älteren betreffend. Er war einer der Shinobi, über die man sich keine Sorgen zu machen brauchte. Denn wenn er in Schwierigkeiten geriet, die er nicht bewältigen konnte, dann stand es um ganz Konoha schlimm; und eine solche Situation zu erkennen traute Neji sich durchaus zu. Seltsam wie das Leben so spielte. Da gab es Naruto, den jungen Burschen, der immer stärker werden wollte, um eines Tages Hokage zu werden und sich den Respekt jedes Bewohners Konohas zu verdienen; und da gab es Mamo-chan, der sich fast schon verzweifelt bemühte, bescheiden zu sein und seine Fähigkeiten herunter zu spielen - nur um ihr volles Ausmaß im nächsten Moment zu entfalten und seine Umgebung maßlos zu verblüffen. Dabei war es gar nicht mal so sehr seine Fähigkeit, Affenkrieger zu beschwören, er beherrschte sein Katon hervorragend, beinahe auf dem Level eines Uchiha, wie Kakashi-sensei einmal festgestellt hatte. Außerdem war sein Feuer ungewöhnlich heiß. Es hieß, das sein Katon alles außer Stein verbrennen konnte. Dennoch gab er sich so zurückhaltend, das selbst Hinata neben ihm wie ein Prahlhans wirkte.
 

Ein Handtuch landete auf seinem Gesicht. Neji nahm es ab und warf dem edlen Spender einen amüsierten Blick zu. Es war Anne-chan, oder vielmehr ihr Schattenklon, der noch immer als Platzhalter bei ihnen verweilte, aber nicht trainieren durfte. Die Gefahr, das sie durch einen Trainingsfehler verletzt wurde und ihre Existenz aufgeben musste, war zu groß. Natürlich wäre es einfacher gewesen, wenn sie die Beschwörung selbst aufgehoben hätte. Aber die Konoha-Nin und ihre Kohais aus Getsu hatten so viel Mühe damit gehabt, den Schattenklon durch die zweite Prüfung zu bringen, nun wollte auch keiner mehr auf diese Trophäe verzichten. Sie war hier, wegen ihr waren die acht durch unglaubliche Anstrengungen gegangen, und jetzt sollte sie gefälligst auch bleiben. Und Handlangerdienste verrichten, wie zum Beispiel Handtücher verteilen, als kleine Rache, sozusagen. "Danke", sagte Neji, und wischte sich den verschwitzten Nacken ab.

"Woran denkst du?", fragte Anne interessiert. "Ich meine, aus deinen weißen Augen kann man ja ohnehin nicht viel lesen, aber diesmal warst du sehr weit weg."

"Ach, ich habe an Otogakure gedacht. Ich war dabei, als wir es zerstört haben", sagte Neji wie beiläufig und beobachtete Annes Reaktion. Immerhin war sie damals Bewohnerin des Ninja-Dorfs gewesen.

"Echt jetzt? Wusste ich noch gar nicht. Waren Tenten und Lee auch dabei?", fragte das Mädchen interessiert.

Mohad griff von hinten über die Schultern des schmächtigen Mädchen und sicherte sich das nächste Handtuch von ihrem Stapel. Er hatte gerade eine sehr anstrengende Taijutsu-Runde gegen Lee hinter sich. "Würde mich auch interessieren", brummte er, während er sich den Schweiß vom Gesicht rieb. "Ah, tut das gut. Und hiernach ein langes Bad."

Neji lächelte. "Tenten war dabei. Aber Lee war damals verletzt. Es stand sogar auf der Kippe, ob er jemals wieder als Ninja dienen konnte." Verschwörerisch beugte sich der Hyuuga vor. "Ihr habt es nicht von mir, aber seine Arbeit als Ninja hing von einer riskanten Operation ab, bei der er fünfzig Prozent Überlebenschance hatte."

"Echt jetzt?", fragte Anne verblüfft. "Also, das nenne ich mutig."

"Bah", sagte Mohad, "bei vielen meiner Missionen war die Erfolgsaussicht bei dreißig Prozent oder weniger. Da hätte ich auch sterben können."

"Mag ja sein, aber das hattest du in der eigenen Hand", warf Tenten ein, während sie näher kam, Illan im Schlepp, die sich ihren Allerwertesten rieb. Anscheinend hatte sie dort einiges abbekommen. "Bei der Operation aber lag sein Schicksal in fremden Händen."

"Worüber redet Ihr?", fragte Illan. "Aua, das gibt bestimmt einen blauen Fleck. Du bist immer so grob, Tenten-chan."

"Warte es mal ab, in der Arena werden deine Gegner noch gröber mit dir umspringen", feixte sie. "Sie reden über Lee, wie es scheint. Und über die mutigste Entscheidung seines Lebens." Kurz wiederholte sie die Geschichte für das Mädchen aus Getsu.

"Okay, das ist mutig. Oder verzweifelt, das kann man sehen wie man will", sagte sie anerkennend.

"Aber er hat dadurch den Kampf um Otogakure verpasst", sagte Anne. "Wurmt ihn das nicht?"

Neji sah sie verblüfft an, bevor er laut lachte. "Sagen wir es mal so: Tenten und ich waren mit Mamo-chan in Otogakure. Hinata, Shino und Kiba - Akamaru nicht zu vergessen - haben ihn auf einer Mission begleitet, bei der er eine ganze Burg erobert hat. Als Lee gehört hat, wer uns auf die Prüfung begleitet, war er außer Rand und Band."

Tenten unterdrückte ein Kichern. "Ja, das stimmt wohl. Umso tragischer, das Mamo-chan gar nicht mehr hier ist, sondern irgendwo da draußen."

Die drei Getsu-Nin verzogen bei diesen Worten keine Miene. Es war nicht schwer für sie gewesen, spätestens nach den ersten Tagen herauszufinden, das mit den anderen Jounin aus Konoha etwas nicht stimmte. Dass sie verwandelte Schattenklone von Kurenai-sensei waren, hatte dann niemanden mehr überrascht, vor allem nicht Amir.

"Ihr hängt das ein wenig zu sehr an Morikubo auf", sagte Mohad. "Da seid Ihr irgendwie wie Anne. Sie himmelt ihren Mamoru-sama ja regelrecht an, aber das ist normal bei verliebten Mädchen. Bei euch würde ich doch mehr, hm, Zurückhaltung erwarten."

Neji schnaubte leise. "Du glaubst doch hoffentlich nicht, das ich in ihn verliebt bin, oder?"

"N-nein, so habe ich das nicht gemeint!", beeilte sich Mohad zu sagen. "Ich sage ja nur, dass... Dass..."

"Hina, Shino!", rief Neji. "Bitte kommt doch mal! Lee, du auch!"

Die drei Genin traten zu der Gruppe. Hinata und Lee nahmen dankbar die Handtücher entgegen. Shino, der für ihren Kampf den Schiedsrichter gespielt hatte, verzichtete. "Was ist denn?"

"Unsere niedlichen Kohais interessieren sich für Mamo-chan. Ich dachte mir, Ihr wollt vielleicht ein wenig über die Mission im Land des Wassers plaudern."

"Oh ja, da war einiges los." Kiba grinste breit. "Alleine wenn ich an den Kampf in der Burg denke. Ich meine, Mamoru und Naruto auf einem Fleck, und dann noch gegen zwei Kiri-Jounin, das war ein Erlebnis. Zum Glück blieb für uns normale Shinobi noch genügend zu tun."

"Hm." Shino sah den Jungen vom Clan der Inuzuka schief an. "Es hängt wohl von deiner Laune oder deiner Tagesform ab, wie du über die Kämpfe auf der Burg berichtest. Anscheinend hast du gerade gute Laune."

"W-wie kommst du denn darauf?", fragte Kiba enerviert.

"Normalerweise bist du eine ganze Ecke neidischer, wenn du davon erzählst."

"Neidisch? Ich?" Akamaru bellte bestätigend. Beinahe verzweifelt sah Kiba seinen Hund an. "Was? Du auch?"

"Akamaru ist eben ehrlicher als du", stichelte Tenten.

"Ich orientiere mich eben an den Besten", sagte Kiba ausweichend. "Nur wenn man sich hohe Ziele steckt und sich ordentlich motiviert, kann man selbst besser werden."

"Das hast du schön gesagt", lobte Tenten. "Und wenn du gerade in Redelaune bist, erzähl doch mal gleich die ganze Geschichte. Da können unsere Kohais gleich was über Menschenführung und Taktik lernen. Das werden sie nämlich brauchen, so als Chunin."

Kiba seufzte. "Also gut. Dann will ich die Geschichte mal erzählen. Wir waren anfangs neun Shinobi, und unser Auftrag lautete..."

***

Es war später Abend, als sie angriffen. Es ging auf Mitternacht zu, und wir gaben vor, bereits einige Zeit tief zu schlafen. Es war klar, das weder Hikarus Nachforschungen unbemerkt bleiben, noch unsere eher schlichte Tarnung als einfache Reisende von besonders langer Dauer sein konnte. Sicher, wir hätten uns wesentlich mehr Mühe geben können, aber die Ereignisse hatten uns schlicht und einfach überrollt. Wir hatten mit einem Tag Ruhe gerechnet, mit einem Atem schöpfen auf unserer Hatz nach Kabuto. Nicht damit, ausgerechnet hier auf einen Stützpunkt Orochimarus zu treffen. Auf einen Stützpunkt, dessen Besatzung teilweise in dieser Stadt lebte. Als aufrechte Ninjas Konohas mussten wir die Gelegenheit nutzen, den Stützpunkt erobern und so viel wie möglich darüber lernen. Kabuto war dadurch beinahe nebensächlich geworden, aber ich rechnete durchaus damit, das er im Stützpunkt sein würde, wenn wir angriffen. Anders ausgedrückt, hätten wir damit gerechnet, hier einen Stützpunkt zu finden, wären wir anders vorgegangen. Aber Improvisation war ein großes Talent der stolzen Shinobi Konohas.

Gut, wenn ich es genauer betrachtete, war ich der einzige stolze Shinobi Konohas. Wir hatten auch stolze Shinobi Sunas, Kankurou, und stolze Kunoichi Getsugakures, Anne, dabei. Dazu kamen zwei höchst gefährliche Affenkrieger, und das sollte uns in die Position bringen, mit der Bedrohung fertig zu werden.

Wir teilten uns einen Raum. Akane lag mit Anne links, einen Arm beschützend über sie gelegt. Ich hatte die Mitte, Hikaru Gosunkugi lag neben mir, außen schlief der Ratsherr aus Suna.

Zumindest so lange, bis fünf vermummte Gestalten den Raum betraten, als hätten sie Step durch eine Wand hindurch benutzt. Sie trugen Angriffsbereite Schwerter in den Händen, und auf jedes schlafende Bündel ging eine Klinge hernieder. Es gab drei Verpuffungen, als die schlafenden Schattenklone ausgelöscht wurden. Verwundert hielten die fünf Männer inne. Spätestens jetzt mussten sie merken, das ihr Überraschungsangriff in eine Falle geraten war. Als sich aber die letzten beiden Schlafenden, die Schwerter noch im Körper, aufrichteten, musste es zur Gewissheit werden. Einer von ihnen öffnete seinen Torso und verschlang den am nächsten stehenden Angreifer. Der andere verwandelte sich in einen tödlichen Wirbel aus Klingen, den einen zweiten Angreifer erwischte. Das war das Signal für den Angriff. Hikaru kam durch die Decke. Nicht in seiner schmächtigen Menschengestalt, sondern als Affenkrieger. Er wischte zwei der Angreifer mit einem Hieb beiseite, der sie durch die nächste Wand trieb. An dieser Stelle sollte ich erwähnen, das man in Ishi no Kuni zwar ähnlich leicht baute wie im Reich des Feuers, aber man legte weit größeren Wert auf feste Wände, weshalb die hiesigen Wände meilenweit von den leichten Papierwänden entfernt waren, die es mancherorts auch in Konoha gab. Hier waren die Wände aus Stein oder aus Holz. Massivem Holz. Hikarus Hieb war stark genug gewesen, die verdutzten Angreifer eben dieses Holz durchbrechen zu lassen. Als Gegner fielen sie die nächste Zeit aus. Übrigens spätestens dann, wenn Akane mit ihnen fertig war, die zusammen mit Anne im Nebenraum auf genau diese Situation gelauert hatte.

Den letzten Angreifer erledigte ich selbst. Mit einem schnellen Schritt war ich aus meinem Versteck heran, und bevor mein Gegner auch nur entsetzt aufschreien konnte, hatte ich ihn mit meinem Kunai getötet. Bedauern oder Gnade empfand ich dabei nicht. Das Schicksal, das sie uns zugedacht hatten, war überdeutlich zu sehen gewesen. Alles andere außer kühler Überlegung wäre unangebracht gewesen. Und uns reichte ein Gefangener vollkommen.

Die Welt der Shinobi war oft genug grausam. Die Aufgabe eines guten Anführers war es, zu verhindern, das die Grausamkeiten der eigenen Gruppe passierten.
 

Gosunkugi wechselte wieder in die Menschengestalt und machte Licht. Das Ausmaß der Bescherung wurde offensichtlich. Auf jeden Fall hatten die unbekannten Angreifer fünf Futons und eine Wand ruiniert.

Ich griff nach dem, den ich getötet hatte, und lupfte seine Maske. Auch wenn der Tod das Gesicht entstellte, konnte ich ihn identifizieren. Er war der Fischverkäufer, der die Straße runter sein Geschäft hatte. Der zweite Tote war ebenfalls aus dem Ort, ein Tagelöhner, der sich mit Transportarbeiten über Wasser gehalten hatte.

Akane steckte ihren Kopf durch das Loch und nickte uns zu zum Zeichen, das sie ganze Arbeit geleistet hatte. Sie war eine der wenigen Affenkrieger, die selbst in ihrer wahren Gestalt zierlich wirkten, geradezu zerbrechlich hübsch und beinahe so schön anzusehen wie in ihrer menschlichen Hülle. Sie deshalb zu unterschätzen war ein Fehler, den ein Angreifer nur einmal beging. Eine zweite Chance gab es nicht für die Toten. Außer natürlich, Kabuto oder Orochimaru hatten ihre Finger im Spiel. "Der Gemüsehändler und seine Frau", sagte sie.

Kankurou trat aus den Schatten hervor. Um seine Finger spielte eine Ahnung vom Chakra, mit dem er seine beiden Kampfpuppen lenkte. "Dann bin ich gespannt, mit wem wir es hier zu tun haben." Er klopfte gegen die Puppe, die er Kuroari nannte, und die unseren einzigen Gefangenen beherbergte.

"Du hast genau zwei Optionen, Bursche. Sprich, und du lebst vielleicht. Schweige, und du lebst garantiert nicht mehr."

Ein wilder Fluch antwortete ihm, was Kankurou seufzen ließ. "Wieso glaubt immer alle Welt, Ninjas würden bluffen?" Er bewegte die linke Hand, und erstaunt sah ich, wie sich die Arme von seiner zweiten Puppe lösten, die er Karasu nannte, obwohl sie wenig Ähnlichkeit mit einem schwarzen Rabenvogel hatte. An den Enden der Arme steckten kurze Schwerter. Die Arme schwebten zu Kuroari und schoben sich in Nischen den Puppenkörpers. Ich erschauderte beim Gedanken, das Kuroari genau zu diesem Zweck gemacht worden sein musste. Die erste Klinge fuhr hinein, und ein Schmerzensschrei antwortete, der selbst von der massiven Puppe kaum gedämpft wurde.

Ich erschrak. "RAUS!" Ich wandte mich der Schiebewand zu, die in den Garten führte, und spie ein Katon Dai Endan aus, der die Wand aus ihren Angeln brach und das Material zu Asche verbrannte.

Der Feuerball tobte durch den Garten und detonierte schließlich auf dem Boden. Ob und wen ich dabei erwischt hatte, war dabei schwerlich zu sagen. Es war auch nur wichtig, das unser Weg frei war. Ich sprang auf die Veranda, bereit, mich zu beiden Seiten zu verteidigen. Ich musste auch nicht lange warten, denn von rechts fuhr ein Katana auf mich hernieder. Nicht gerade die klassische Ninja-Waffe. Ich wehrte mit einem Kunai ab, und Akane, die in diesem Moment durch ihre Schiebetür brach, fuhr mit ihrer Linken wie beiläufig über den Körper meines Angreifers, als wolle sie ihn streicheln. Der Effekt war aber um einiges spektakulärer, als der Mann mittig halbiert wurde. Immerhin, sie war eine Affenkriegerin von hohem Rang.

Gosunkugi sicherte die linke Seite, aber noch war kein weiterer Angreifer auszumachen. Der, den Akane getötet hatte, war eventuell nur ein Aufpasser gewesen, und wir hatten trotz des Kampflärms und meines nicht gerade leisen Dai Endan eine gute Chance, auf gute alte Ninja-Art spurlos zu verschwinden.

Kankurou, seine Puppen im Schlepp, folgte uns. Fragend sah er mich an.

Ich deutete auf Kuroari. "Die Stimme des Gastwirts!", erklärte ich und überwand den Garten mit einem schnellen Step, wo Hikaru bereits den Zaun erklomm.

"Der Gastwirt? Ist denn hier jeder Einzelne ein Agent Orochimarus?", rief der Ratsherr zornig und ließ auch die zweite Klinge hinein fahren. Dies war vielleicht gar nicht mehr nötig gewesen, denn diesmal hörten wir nicht einen Ton. Kankurou zog Karasus Arme wieder hervor und ließ Kuroari sich entleeren. Ein flüchtiger Blick auf den Toten bestätigte mich. Es war der Gastwirt.

"Leute, wir haben vielleicht ein- bis zweihundert Probleme", sagte Hikaru, als er die Zaunkrone erreicht hatte. "Vielleicht ist nicht die ganze Stadt auf Orochimarus Lohnliste, aber ein Viertel tut es ja auch, oder?"

Ich sprang neben ihm auf die Zaunkrone. Das sah nicht besonders gut aus. Drei Straßen führten zum Gasthaus, und aus allen Straßen waren aufgeregte Rufe zu hören und der Schein von Fackeln zu sehen. Ich wandte mich um und erkannte auf dem Dach des Gasthauses geduckte Gestalten, die versuchten, in den Schatten lauernd, ihren Moment abzupassen. Wir waren eingekreist. Mir blieb nur noch übrig, alles auf eine Karte zu setzen, wenn wir eine Chance haben wollten, hier lebend raus zu kommen. "Kankurou, pack deine Puppen weg! Hikaru, Akane! Nehmt die beiden mit!"

"Warte mal, du willst doch nicht etwa alleine...", begann Hikaru aufgeregt.

"Ich bin sensorischer Ninja. Wenn jemand entkommen kann, dann sicherlich ich", entgegnete ich. "Alleine habe ich die besten Chancen gegen diese Übermacht! Also tut was ich euch sage!"

Kankurou kommentierte meine Worte nicht. Er beendete die Waffenbeschwörung seiner Puppen, wie ich es ihm gesagt hatte. Dann nahm er verwundert die Hand, die der riesige Affe ihm reichte. Akane hatte derweil nicht lange gefackelt und Anne fest in die Arme geschlossen. "Wir sind bereit."

Ich nickte. "Ich werde euch später wieder beschwören. KAI!"

Mit diesem Wort löste ich die Beschwörung der beiden Affenkrieger auf und schickte sie zurück auf den Affenberg. Und mit ihnen entsandte ich Kankurou und Anne, in die relative Sicherheit fern dieses riesigen Hornissennests.

Als die vier in relativer Sicherheit waren, blieb mir nur noch eines: Entkommen und Pakkun aufsuchen, wo ich Akane und Hikaru erneut beschwören konnte - und mit ihnen die beiden Shinobi. Um das zu erreichen musste ich grob werden. Der Plan stand schnell fest. Ich würde das Gasthaus in eine Flammenhölle verwandeln, und diese Flammenhölle nutzen, um in ihr zu verschwinden. Zeit für eine Kleinigkeit, die mir Asuma beigebracht hatte.

Ich schmiedete Chakra, konzentrierte es in meinem Mund und produzierte Asche statt Öl. "Haisenkishiou!" Die Asche spie ich auf das Gasthaus aus, wo es sich großflächig ausbreitete. Die unbekannten Angreifer auf dem Dach reagierten viel zu spät, als die ersten Ascheflocken sie und das Haus schon umwehten. Die letzten Flocken, die meinen Mund verließen, steckte ich mit ein wenig schnell produziertem brennenden Öl in Brand. Der Effekt war durchaus mit einer Mehlverpuffung zu vergleichen, wenn man davon absah, das es nicht zu einer einzigen großen Explosion kam, sondern nur zu einer einzigen gigantischen Brandwolke, die einen Großteil des Gasthauses und etliche meiner Gegner auf den Dächern einhüllte. Als sich die Effekte des Feuers zu lichten begannen, stand das Gasthaus nur noch zur Hälfte und brannte lichterloh. Von den Shinobi auf den Dächern war nichts mehr zu sehen. Also beeilte ich mich, den immer näher kommenden Fackelträgern zu entkommen und sprang in das brennende Inferno. Es war eine alte Weisheit unter Katon-Anwendern, dass das eigene Feuer einem nichts anhaben konnte. Leider war das wie vieles im Leben eine hoffnungslose Übertreibung. Aber zumindest konnte ich mein eigenes Feuer kontrollieren. Mit diesem Gedanken stürzte ich mich in die Flammenhölle.

***

"Du kommst spät", sagte Pakkun. "Außerdem riecht man dich schon auf einen Kilometer Entfernung, Mamo-chan. Was hast du gemacht? Einen Großbrand gelegt?"

Ich kam aus dem Step und landete direkt neben dem Ninja-Hund. "Etwas in der Art, ja. Kennst du das, wenn sich eine ganze Stadt gegen dich verschworen zu haben scheint und dich jagt? Ich hatte eine aufregende Zeit."

"So siehst du auch aus. Deine Haare sind versengt. Und du hast Brandblasen im Gesicht und an den Händen. Ich dachte, Ihr Katon-Nutzer könnt von Feuer nicht verletzt werden", sagte der kleine braune Hund.

Ich hätte beinahe aufgelacht. "Ja, das dachte ich auch. Aber das scheint ein riesiger Irrtum zu sein." Ich folgte Pakkuns Blickrichtung. "Hat sich was am Stützpunkt getan?"

"Seit Gosunkugi weg ist, sind hier über dreißig Leute rein und wieder raus. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Kabuto war nicht darunter, also nahm ich an, es bestand kein Grund zum Eingreifen. Viele von ihnen rochen nach der Stadt, also nehme ich an, du bist ihnen bereits begegnet?"

"Ja, das bin ich."

"Wo sind die anderen?"

"Sorgst du dich um sie?", fragte ich amüsiert.

"Natürlich. Vor allem um Anne. Sie hat zwar dieses Talent, sich vollkommen zu verbergen, aber sie ist immerhin nur eine Genin."

Nun lachte ich doch. Es war nur ein kurzes Lachen, und ich hustete danach eine qualvoll lange Zeit an der Asche in meiner Kehle. "Ich kann dich beruhigen", krächzte ich zwischen zwei Hustenanfällen, "ich habe Kankurou und Anne zusammen mit Akane und Hikaru auf den Affenberg geschickt."

"Und da werden sie wohl auch bleiben, bis du sie wieder beschwörst, nehme ich an."

"Gut erkannt, kleiner Hund." Ich sah wieder zum Stützpunkt herüber, der sich nur dadurch verriet, das er einen gut getarnten Eingang in die Erde sein eigen nannte. "Und da werden sie wohl erstmal einige Zeit bleiben, weil ich noch nicht weiß, wie nachtragend die Stadtbewohner sind. Und ob sie mich hier oben suchen werden. Was sagt deine Nase, Pakkun? Ist mir jemand gefolgt?"

"Es kommen einige Menschen den Hügel hoch, aber wenn ich mich nicht irre, wollen sie zum Stützpunkt. Sie sind nicht als Suchtruppe aufgestellt, sondern als Pulk unterwegs." Pakkun hielt die Nase hoch und witterte. "Einige von ihnen riechen auch nach Verbranntem. Und es sind mehrere Pulks. Auch einzelne Personen."

"Aha."

Der Hund warf mir einen misstrauischen Blick zu. "Irgendwie will mir dieses Aha überhaupt nicht gefallen, Mamo-chan. Was soll ich Kakashi sagen, wenn du nicht wiederkommst? Was soll ich Gaara sagen, wenn ich ihm erklären muss, das sein Bruder auf dem Affenberg festsitzt, weil du durch deinen Leichtsinn umgekommen bist? Was soll ich Amir erklären?"

"Beruhige dich. Die Gelegenheit ist günstig. Sie sind in Aufruhr und in Unordnung. Es wird nie leichter als jetzt sein, diesen Stützpunkt zu infiltrieren. Und wenn ich erst einmal drin bin, dann..."

"Ich halte das für eine sehr, sehr dumme Idee. Du hast absolut keine Ahnung, wie viele Gegner du da drin hast."

"Solange meine Verkleidung nicht durchschaut wird, brauche ich nicht zu kämpfen. Vorerst, meine ich. Außerdem kann ich jederzeit Affenkrieger beschwören, oder?"

"Wenn du gelähmt oder tot bist, nicht mehr, Mamo-chan", mahnte mich der Ninja-Hund eindringlich.

"Trotzdem. Noch muss ich damit rechnen, das sie nach mir suchen werden, auch hier am Depot. Aber wenn ich in ihren Reihen untertauche, die Identität eines der ihren annehme, kann ich die Geschichte schön aussitzen, und nebenbei Informationen sammeln. Oder nicht?"

"In der Planung klingt das toll", sagte Pakkun in einem Tonfall, der absolut keinen Zweifel daran ließ, was er von der Planung wirklich hielt.

Ich klopfte ihm auf die kleine Schulter. "Wie steht es eigentlich mit deinem Henge? Kannst du dich als Mensch tarnen?"

"Nein, leider nicht. Aber ich kann den armen Burschen verschwinden lassen, dessen Identität du annehmen willst."

"Nanu? Habe ich dich etwa doch überzeugt?", fragte ich verwundert. "Und seit wann beherrschst du Doton?"

"Nicht überzeugt, aber wenn du schon etwas Dummes tust, dann werde ich dir helfen, damit es nicht vollkommen dumm ist. Und was das Doton angeht, dies hier sind meine Doton-Fähigkeiten." Er hielt mir seine Pfoten hoch. "Ich bin ein verdammter Hund. Ich grabe den Burschen einfach irgendwo ein."

"Na also", sagte ich strahlend. Der Plan nahm doch richtig Formen an. Fehlte nur noch ein einzelner Nachzügler, zu dem ich werden konnte. Außerdem hatte ich noch einen Vorteil. Ich kannte die Fallen, mit denen Orochimaru seine Verstecke zu spicken pflegte. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir meine Idee. Aber das war bei meinen dummen Ideen selten anders als bei meinen guten Ideen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ace_Kaiser
2013-01-27T12:23:33+00:00 27.01.2013 13:23
Klar gibt es Einblicke auf das Leben auf dem Affenberg. ^^

Und klar ist der Plan riskant. Ist immerhin von Mamo-chan.
Von:  Miyu-Moon
2013-01-25T19:47:30+00:00 25.01.2013 20:47
Ok, riskanter Plan den er da hat. Aber das mit dem Eingraben ist lustig. Ich frage mich, ob wir Einblick erhalten, was Anne und Kankuro so auf dem Affenberg erlebt haben. (Auch wenn der Aufenthalt kurz sein wird? )


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