Vampire Love (2) - Blutkuss von Chisaku (Zero Kiryu & Yume (Teil 1 muss zum Verständnis nicht bekannt sein)) ================================================================================ Kapitel 9: Und plötzlich ist alles anders ----------------------------------------- Und plötzlich ist alles anders Mitternacht rückte näher und sämtliche Schüler der Night Class hatten sich in der Eingangshalle ihres Wohnheims versammelt, um das erwartete Senatsmitglied willkommen zu heißen. Yume stand direkt neben ihrem Prinzen und hinter ihr Misaki und Sakura. Die Türen öffneten sich und Yuki führte den Gast herein, während Zero hinter ihm folgte und sich neben dem Eingang postierte. „Kuran-sama, es ist mir eine Ehre.“ Doku verneigte sich vor dem Reinblüter und ließ die üblichen Floskeln fallen. Yume hörte es jedoch kaum. Sie war zum Bersten angespannt und dachte über mindestens zehn Wege nach, wie sie Ihre Geschwister und Zero schützen konnte, sollte alles den Bach hinunter gehen und ihr größtes Geheimnis auffliegen. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn, ihre Gefühle waren chaotischer denn je und zum ersten Mal seit Jahren hatte sie wirklich Angst. Jede Faser ihres Seins schrie, weinte, flehte. Was sollte sie tun? „Yume, mein wunderschönes Juwel, wie geht es dir? Hast du dich eingelebt?“, ihr Großvater küsste Yumes Hand und zog sie dann fest in seine Arme. „Natürlich Großvater, ich bin ausgesprochen herzlich aufgenommen worden. Du hättest den weiten Weg nicht meinetwegen auf dich nehmen müssen. In Kuran-sans Obhut kann mir nichts geschehen. Es kann für deine Enkel wohl kaum einen sichereren Ort als den neben unserem Thronfolger geben.“ Dokus aufgesetzte freundliche Maske bröckelte nicht das kleinste bischen: „Gewiss, Liebes, doch gibt es hier auch Individuen, deren Gesellschaft ausgesprochen unangemessenen für dich ist.“ Sein Blick wanderte zu Zero hinüber, dann zu seiner Enkelin zurück: „Mit einem Kiryu, der zudem kurz vor dem endgültigen Wahnsinn steht, zusammenzuleben, halte ich für jemanden deiner Linie für ausgesprochen unbesonnen. Führe mich doch ein wenig herum, ich möchte mich gern selbst davon überzeugen, dass ich mich nicht um mein liebstes Enkelkind zu sorgen brauche.“ Yume hakte sich bei ihrem Großvater unter, nachdem dieser ihr seinen Arm dargeboten hatte und führte ihn in den ersten Stock und von dort zu ihrem Zimmer. Misaki und Sakura folgten ihnen und die Versammlung löste sich auf. Zero ging hinaus und begann seine Runden zu drehen, doch in dieser Nacht liefen sowohl er als auch Chiyo wesentlich häufiger unter Yumes Fenster entlang als gewöhnlich. Kaum war die Zimmertür hinter den vier Vampiren ins Schloss gefallen, holte Doku aus und schleuderte die Zwillinge mit einer heftigen Bewegung gegen die Außenwand. „Ich sagte, ihr sollt darauf achten, dass sie keinen Unsinn anstellt! Takuma Ichijo verlobt mit einem Halbblut! Als Asato-san mir von eurem Betragen berichtete, wäre ich vor Scham fast im Erdboden versunken!“ Er fuhr herum und wandte sich an Yume: „Wie kannst du es wagen, mich derart bloßzustellen! Asato-san hat die vollkommene Unterstützung unserer Familie und wenn es dir nicht passt, dann hast du gefälligst wenigstens so zu tun also ob! Du wirst dich mir nicht noch einmal widersetzen! Deine Freiheiten haben hiermit ein Ende! Sakura war für diese Verbindung vorgesehen, nicht dein kleiner menschlicher Liebling. Du bist mit ihr nicht einmal blutsverwandt!“ „Dennoch ist sie Teil des Clans!“, Yume baute sich tapfer vor dem alten Vampir auf. „Schweig!“, Doku holte erneut aus und die Wucht der Ohrfeige, die er seiner Enkelin verpasste, ließ sie bis ans Fenster zurücktaumeln. Nur durch Zufall fiel ihr Blick dort auf Zero, dessen Augen vor Zorn blutrot glühten. Er wollte nichts lieber tun als dem Mistkerl seine Bloody Rose an die Stirn zu halten und abzudrücken. Er wollte Yume beschützen! Hinter ihrer zarten Gestalt tauchte die ihres Großvaters auf. Wie Misaki war er groß und kräftig gebaut, sein Haar war noch fast vollkommen schwarz, nur eine einzelne silberne Strähne zog sich von der rechten Schläfe nach hinten. Seine Augen waren giftgrün und wechselten nun zu der gleichen roten Farbe wie seine eigenen. Der Mann beugte sich neben Yumes Ohr, während seine Lippen sich zu einem boshaften Grinsen verzogen. Zero konnte keines der Worte verstehen, die er sagte, doch das Entsetzen auf dem Gesicht der Rothaarigen, die Tränen, welche plötzlich unaufhaltsam über ihre Wangen rollten, sowie der Schmerz, welcher ihre blauen Augen plötzlich verdunkelte, machten das auch unnötig, um zu wissen, dass das Monster hinter ihr, ihr soeben das Herz in der Brust zerquetscht hatte. Es verlangte Zero alles ab, was er an Selbstbeherrschung aufbringen konnte, um gleichgültig und unbeteiligt zu wirken und seine Füße vorwärts zu zwingen, fort von dem Fenster, fort von Yume und fort von der Bestie, die er andernfalls ohne jeden Zweifel erschossen hätte. Er schleppte sich in den Rosengarten und an den dortigen Brunnen. Er hielt seinen Kopf unter das eisige Wasser und versuchte so, seinen Verstand abzukühlen und seine Gedanken zu ordnen. Der Vampir würde noch heute wieder abreisen, er selbst würde wie viele Male zuvor durch Yumes Fenster klettern und dann würde er ihr versichern, dass ihr nichts geschehen konnte. Er würde ihr erklären, dass er ihr helfen würde und dann würden sie eine Lösung für ihre Probleme finden. „Zero? Ist alles in Ordnung?“, Yuki stand hinter ihm und legte sanft eine Hand auf seine Schulter. „Alles bestens.“ Er wollte Yuki nicht mit seiner und Yumes Situation belasten, schon gar nicht solange er selbst nicht wirklich klar und deutlich wusste, was genau er selbst dabei fühlte. Dass er die Reinblüterin beschützen wollte, wusste er jedoch – ganz gleich wie erschreckend diese Erkenntnis noch immer für ihn war. Um sich abzulenken, ging Zero seinen Aufgaben weiter nach und marschierte mit Yuki um das Wohnheim herum, bis sie aus einiger Entfernung plötzlich Chiyo in einem der Salons des großen Gebäudes entdeckten. Seit dem Vorfall an Yumes Fenster waren etwa drei Stunden vergangen und durch die Fensterfront konnten die zwei Vertrauensschüler auch aus einiger Entfernung deutlich erkennen, was sich in dem beleuchteten Zimmer abspielte. Es war als blickte man auf eine Bühne. Es wirkte alles so surreal und unwirklich. Yume war ganz anders als er sie eigentlich kannte. Er hatte sie nur ein einziges Mal so kühl, so gefasst und berechnend gesehen. Auch dieses Mal konnte er nichts verstehen, nur beobachten und erahnen. An den zwei Türen des Raumes standen Misaki und Sakura und blickten mit finsterer Miene zu Boden, vor einem Sessel standen Yume und Chiyo und unterhielten sich. Eigentlich sprach vor allem Yume. Sie stand ruhig vor ihrem Schützling und beschränkte ihre Gestik nur auf kleine Handbewegungen, während Chiyo nach einer Weile immer hektischer wurde. Sie schrie, raufte sich die Haare, wanderte durch den ganzen Raum und blieb wieder vor ihrer großen Schwester stehen. „Was tun sie da nur?“, Yuki war ähnlich verwirrt wie Zero, doch er bedeutete ihr, sich etwas besser hinter den Bäumen zu verstecken und ruhig zu sein. Nur wenige Augenblicke später konnten sie beobachten, wie Chiyo heftig zu zittern begann. Sie schlug sich vor Entsetzen die Hände vor den Mund und sackte weinend in dem Sessel hinter sich zusammen, während sie Yume weiterhin unentwegt und heftig den Kopf schüttelnd anstarrte. Yume beugte sich zu ihr hinunter, küsste das Mädchen auf die Stirn und nachdem sie noch ein paar Worte gesagt hatte und ihr eine einzelne kleine Träne von der Wange tropfte, schenkte sie Chiyo ein flüchtiges warmes Lächeln, ehe ihre Miene wieder zu einer regungslosen Maske erstarrte und sie Chiyo allein in der Obhut der Zwillinge zurückließ. In seinem Versteck versuchte Zero zu begreifen, was hinter den Mauern des vampirischen Hauses vor sich ging. Es stimmte etwas nicht und bei dem Gedanken an Yumes ausdrucksloses Gesicht stellten sich im die Nackenhaare auf. In einem anderen Zimmer ging plötzlich das Licht an und Yume tauchte am Fenster auf. Sie stand hinter dem Glas und starrte still in den Wald. Ihre Augen waren leer, ohne jedes Leuchten und ihr Verhalten schon fast apathisch. Der Hunter wusste, dass er von keinem der Vampire eine Erklärung auf das erhalten würde, was in ihren Reihen vor sich ging und darum machte er sich gemeinsam mit Yuki auf den Weg zum Direktor. Dort angekommen, trafen die beiden aber nicht nur auf ihn, sondern auch auf Yagari – Zeros ehemaligen Mentor, Hunter und Lehrer für Ethik – und Doku. „Wären Sie kein Ratsmitglied, würde ich Ihnen hier und jetzt eine Kugel in den Kopf jagen, Doku.“ Yagaris Wut war schon fast greifbar, als die Vertrauensschüler das Büro betraten und Zero platzte augenblicklich mit der Frage heraus: „Was geht hier vor?“ Doku ließ einen herablassenden Blick über den silberhaarigen Hunter gleiten und wandte sich schließlich zum Gehen: „Ich habe die Herren lediglich über die Abreise meiner Familie in Kenntnis gesetzt.“ Zero fielen Misakis Worte wieder ein und er tat das, was er immer getan hatte. Er versteckte seine wahren Gefühle, verbarg, was er tatsächlich dachte und strahlte die gleiche Gleichgültigkeit aus, die ihn seit Jahren umgab. Er schaffte es sogar all seine Abscheu und seinen Hass dem alten Vampir gegenüber in den Klang seiner Worte fließen zu lassen: „Dann sind es wenigstens schon drei Blutsauger weniger und darunter gleich der zweitgrößte Abschaum auf diesem Gelände. Bleibt nur noch einer.“ „Zero!“, Yuki sah ihn entsetzt an. „Nur ein toter Vampir ist ein guter Vampir, Yuki. Tu nicht so, als wüsstest du das nicht.“ Zero ging an Doku vorbei nach draußen. Die Farce war perfekt, doch in seinem Kopf spielte sich ein und derselbe Wortlaut immer wieder ab die Abreise meiner Familie. Yume ging fort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)