Timing is Everything von PurplePassion (6. Kapitel on! [ZoRo]) ================================================================================ Kapitel 3: Kipp-Punkte ---------------------- How to Fall Out of Love - 03 Ich ließ von meinem Handy ab und legte auf, brummend schaute ich mich um, ehe ich die Straße überquerte. Kuina hatte sich kein bisschen glücklich angehört. Genauer betrachtet war in den letzten paar Wochen das Glück immer mehr von unserer Seite gewichen. Aber was konnte ich dafür? Diese Frage stellte ich meiner langjährigen Freundin immer, sobald diese Diskussion aufkam. Es war Rechtsphilosophie und es lag nicht an mir, die Leute, die dieses Seminar belegten, auszuwählen. Genau so wenig war es meine Schuld, dass kein Nachname der Teilnehmenden mit P oder Q begann, ihrer aber mit O und meiner mit R – prompt waren wir von der Professorin in eine Zweiergruppe gesteckt worden. Erleichtert darüber, endlich der Kälte zu entgehen, trat ich kurz danach in das warme Café ein und setzte meine Mütze ab. Ich entdeckte schnell meine Verabredung und trat bestimmt auf sie zu. „Hey“, begrüßte ich sie eher trocken und ließ mich auf den Stuhl ihr gegenüber plumpsen. Sie lächelte. Ich befreite mich von meiner Regenjacke und strubbelte meine Haare durch, während die Schwarzhaarige ruhig aus ihrem Tee nippte. „Willst du was warmes bestellen?“, fragte sie und schaute dabei auf meine nassen Haare. Ich zögerte: „Eigentlich sollten wir zur Bib und zum Lernen kommen. Wir bleiben immer zu lang.“ Leicht verwirrt, aber belustigt meinte Robin: „Du hast doch erst gegen elf Vorlesung.“ „Darum geht’s nicht!“ Mein Temperament ließ sich wieder zeigen und ich atmete schwer aus, um mich zu sammeln. Vielleicht hatten mich Kuinas Worte doch mehr getroffen als ich angenommen hatte. In Robins Augen fand ich Skepsis, was ich nur zu gut verstehen konnte, immerhin hatte es uns sehr viel Mühe gekostet, um an diesen Punkt unseres Verhältnisses zu gelangen. Sie hatte Vieles über sich Preis gegeben, um mein Vertrauen zu gewinnen. Auf all dies nicht mehr zu achten wäre für sie wahrscheinlich mehr als nur enttäuschend gewesen. „Um was dann?“, erklang dann auch schon die erwartete Frage auf meine Reaktion. Ich sah kurz zur jungen Frau hinüber und entdeckte nun eine angespannte Besorgnis in ihrem Blick. Mit einem Seufzen schaute ich umher und beruhigte mich. „Es war ein anstrengender Tag, sorry“, log ich, „Vielleicht nehme ich doch einen Kaffee.“ Das glückliche Lächeln, das sie dann erwiderte, erfüllte mich mit Befriedigung. *** „Sie will, dass ich bei ihr einziehe.“ Sanji drehte sich erstaunt zu mir um, als ich in die Wohnung eintrat und auf seine Frage, wie es meiner Freundin ginge, antwortete. Er erholte sich allerdings schnell und seine Miene hellte sich auf: „Hey, das sind tolle Nachrichten!“ „Ich weiß nicht“, sagte ich und ließ mich auf den Sessel neben ihn nieder, „Es ist ein großer Schritt. Ein sehr großer Schritt.“ „Bitte? Seit einem Jahr beschwerst du dich darüber, dass sich in eurer Beziehung nichts tut!“ Der Blonde hatte natürlich Grund dazu verwundert zu sein. Kuina und ich waren seit der High School zusammen. Wir waren gemeinsam nach Montreal gekommen, doch auf ihren Wunsch hin waren wir nicht zusammen eingezogen. Ich hatte ihr diesen Raum gegeben, aber ärgerte mich still darüber. Wir waren zu dem Zeitpunkt bereits vier Jahre lang zusammen gewesen. Schon damals war ich überzeugt davon gewesen, dass ich keine Zweifel über unsere Beziehung bekommen würde, aber so war in mir die Befürchtung gewachsen, dass meine Partnerin sich da nicht so sicher war wie ich. Seit unserer Ankunft hier hatte sie viele Nächte hier verbracht und ich noch mehrere bei ihr. Wir sahen uns praktisch jeden Tag und sprachen mindestens einmal täglich miteinander. Mein innerlicher Wunsch, seit wir vor beinahe vier Jahren hergezogen waren, war, mit ihr zu wohnen. Nun hatte sich mir die Gelegenheit eröffnet diesen zu erfüllen, aber plötzlich fühlte es sich nicht mehr danach an, als würde ich es wollen. Zumindest nicht so eisern und fest, wie ich es nicht allzu lange her gewollt hatte. Als Sanji den Fernseher leiser stellte erklärte ich: „Mir kommt es so vor, als würde sie es aus den falschen Gründen wollen.“ Sanji hob die Augenbraue und kreuzte seine Arme vor die Brust: „Und was für Gründe wären das?“ Damit hatte er eine Frage in den Raum gestellt die ich nicht wirklich beantworten konnte. Ich überlegte für eine Weile und dachte über die letzten Wochen nach an denen Kuina und ich uns mehr gestritten hatten als alle anderen Male zuvor. Zusammen. „Wenn ich das wüsste...“ Da gab es natürlich eine Möglichkeit, die einen Verdacht in mir hätte hervorrufen können. Immerhin hatten unsere Streitereien oft dieselbe Quelle gehabt, aber... das wäre absurd gewesen! So stand ich also schweigend auf und bewegte mich in Richtung meines Zimmers; Sanji wand sich wieder den Nachrichten. Beiläufig rief es mir noch entgegen: „Wie lief eigentlich die Prüfung in Rechtsphilo?“ „Hab ein gutes Gefühl.“ „Dann haben sich die Stunden Paukerei mit Robin also gelohnt, was?“ *** „Wo ist Kuina?“, fragte Kaya und schaute hinter mich. „Sie hatte eine harte Schicht und meinte es täte ihr sehr leid, aber sie wollte nur noch ins Bett. “ Die Blondine nickte verstehend, aber griff mich sofort beim Handgelenk und führte uns ins Innere des Clubs. Dort saßen Ohara und Nojiko, die ihre Schwester besuchen gekommen war, quatschend mit den Köpfen zusammengesteckt, Ruffy und Lysop beim Trinken und Lachen nebeneinander und die weitere Morris mit Goldlöckchen bereits tätschelnd an einer Ecke. Von hinten kam auf einem Franky, unser neuer Mitbewohner, der seit einem knappen halben Monat von New York nach Montreal gezogen war. Er klopfte mir fest und freundschaftlich auf die Schulter, ehe er sich fortbewegte und die zwei tratschenden Ladies und sich selbst mit ein paar Drinks begnügte. „Komm mit“, sagte Smythe fröhlich und zog wieder an meinem Arm, „Wir holen uns was zu Trinken!“ Beim Tresen bestellten wir was und warteten erstmals ein Weilchen. Wir schauten uns um und sahen die tanzenden Leute, sogen die Musik und den hypnotisierenden Beat ein. „Ist alles okay zwischen euch zweien?“ Von der Spontanität der Frage verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und guckte auf meine Freundin runter. Ich konnte mir das nie ganz erklären, aber Kaya erweckte schon seit unserer ersten Begegnung das Gefühl in mir, dass ich ihr vertrauen konnte. Vielleicht war es ihre Unschuld und Ehrlichkeit, oder einfach nur ihre sanfte, liebevolle Art, die in mir schon immer einen Beschützerinstinkt hervorgerufen hatte, aber ich hatte unglaublich schnell ein Verhältnis zu ihr Aufgebaut, das mich sehr an meine Vorstellung von einem Gemisch zwischen besten Freunden und Geschwisterliebe erinnerte. Vielleicht hatte Lysop deshalb zu Beginn Monate lang Angst vor mir, da ich ihm mit diesem Beschützerinstinkt wohl als eine Bedrohung vorgekommen sein musste. „Nein. Irgendwie überhaupt nicht“, antwortete ich nach einer Weile wahrheitsgemäß. Die Blonde reagierte mit einem erschrockenen und mitleidigen Blick, aber ich winkte ab und grinste sie an: „Alle Paare gehen durch schwere Zeiten.“ Die Getränke wurden endlich vor uns hingestellt, wir nahmen sie und gingen den Weg zurück zu den anderen. Kaya hatte zwar leicht lächelnd genickt, aber ihre Augen offenbarten ihre fehlende Überzeugung. Nach einer Weile Gespräch zwischen den Runden, entschlossen sich die Frauen dazu, zu tanzen. Ruffy und Franky gingen gerne drauf ein, Lysop fühlte sich wohl etwas gezwungen. So blieben Sanji und ich zurück und beobachteten trinkend unsere Freunde. Nicht lange Zeit verging, bevor sich der Blonde zu mir drehte und mich ansprach. „Nami steht auf mich“, sagte er bestimmt, bevor er aber unsicher weitersprach, „Glaubst du sie steht auf mich?“ Ich grinste ihn leicht an: „Als würde eine Frau wie Nami auf so’n Weiberarsch wie dir abfahren können.“ Sanji rammte seinen Ellenbogen in meine Seite und schüttelte belustigt den Kopf. „Du bist doch echt peinlich“, murmelte ich und wies mit dem Kopf auf Nami, die immer wieder zu meinem Freund rüber schielte, „Seit wann nimmst du dir überhaupt so viel Zeit mit 'ner Frau?“ Damit trank er seinen Drink aus und ging letztlich ebenfalls auf die Tanzfläche zu. Franky drängelte sich zeitgleich durch die Menschenmassen und gelang schließlich zu mir. „So allein?“ Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und er klopfte mir auf den Rücken. Ich nippte aus meiner Bierflasche und Franky erzählte mir etwas über das Set, das gerade gespielt wurde. „Und? Wie gefällt dir Montreal bisher?“, fragte ich ihn schließlich irgendwann, als es still zwischen uns wurde. „Als eingefleischter New Yorker hätte ich nicht mehr gedacht, dass ich irgendwo anders landen würde. Aber die Distanz ist überbrückbar, nach L.A. komme ich ohnehin schon seit Jahren nur sehr sporadisch. Und Montreal hat einen sehr eigenen Charme.“ „Dir ist also noch nicht langweilig?“ „Langweilig? Bro, New York saugt dich nur auf, um dich dann brutal auszuspucken! Make or break wie man sich so schön sagt“, hier lächelte er schief, einen nostalgischen Ausdruck im Blick. Dann fuhr er jedoch aufgemuntert fort: „Die Atmosphäre hier ist aber einfach der Wahnsinn! Und die Frauen! Brooo...“ Franky schaute mich vielsagend an während er seine gespielte Ungläubigkeit übertrieb. Zwinkernd schlug er mir dann wieder irgendwo im Bereich Rücken-Schulterblatt. Das schien er wohl ganz gern zu haben. „Aha. Also ist da schon jemand?“ „Ich würde nicht sagen, dass sie da ist, aber, man! würde ich sie nach Hause nehmen, wenn sie mich lassen würde!“ Ich lachte leicht und schaute auf die Tanzfläche hinaus. Franky war manchmal ganz schön abgedreht, ein waschechter Cali-Sunnyboy. Er war gut mit Ruffy zu vergleichen, nur dass er nicht die Reife eines elfjährigen Jungen hatte. Mein neuer Mitbewohner trank ebenfalls von seinem Bier und atmete zufrieden aus. „Ist es so offensichtlich, dass sie es ist?“ Ich drehte mich verwundert zu ihn um und verdaute seine Worte. Die Frau, an die er Interesse hegte, war eine unserer Mädels? Es standen Nami, Kaya, Robin und Nojiko zur Auswahl. Er musste wohl schon wissen, dass die ersten beiden so ziemlich vergeben waren, also blieben nur noch die ältere Morris und Ohara. Aus Impuls heraus sagte ich das erste, das mir in den Sinn kam: „... Robin?“ „Junge, ist sie heiß!“ Zu meiner Irritation, musste ich mir das Lachen diesmal erzwingen und als mir Jones zum vierten Mal an jener Nacht auf den Rücken klatschte, verspürte ich das dringende Bedürfnis ihm meine Faust ins Gesicht zu dreschen. Ebenfalls das Bedürfnis ihn, eher zusammenhangslos und trotzig, daran zu erinnern, dass Robin keine Kanadierin war. „Weißt du ob es da schon Einen gibt?“, fragte er anschließend. Ich schluckte schwer: „Nein, woher auch?“ „Tja, ein Versuch ist sie's dann alle Mal wert.“ Mein Bier trank ich aus und lief sodann wieder auf die Bar zu, während Franky sich wieder mal unter die Menschen mischte, seinen Worten wohl Folge leistend. Ich brauchte was Starkes. „Bourbon on the rocks“, schrie ich dem Barkeeper entgegen und er nickte verstehend. Franky stand also auf Robin. Super. Ich wurde von Minute zu Minute wütender, weil dieses Grummeln in meinem Magen und der aufkommende Würgereiz mit der Zeit nicht vergingen, sondern schlimmer wurden. Der Whisky wurde vor mich gestellt und ich trank ihn in einem Zug aus. „Noch einen. ‘nen Doppelten.“ Der Mann sah mich leicht verstört an, aber machte sich wieder an die Arbeit. Mir war einfach nur nach Kotzen. Diese Tatsache wiederrum verleitete mich dazu, mir den Zorn aus dem Leibe schreien zu wollen und irgendwas kaputt zu treten. Ich schnappte mir also mein zweites Glass dieser goldbraunen Flüssigkeit und begab mich ins Obergeschoss, wo sich die Dachterrasse befand. Dort angelangt atmete ich erstmals tief ein und lehnte mich schwer ans Gelände. Ich musste meine Gedanken und – zu meinem Unwohl – Gefühle in Ordnung bringen. Es war offensichtlich, dass ich eine enorme Frust empfand, die sich durch zwei extreme Gefühle gab. Zum einen war ich unglaublich wütend; wahrscheinlich hätte ich zu dem Zeitpunkt jemanden mit den bloßen Händen umbringen können. Der frustrierende Teil war aber eigentlich nicht der Zorn, sondern seine Ursache, an die ich mit aller Kraft nicht zu denken versuchte. Unterdrückung also. Leider kam ich aber nicht um den Zustand herum es gegebenenfalls zu tun, wenn ich mich beruhigen wollte. Und natürlich auch, weil ich das Gefühl hatte, jeden Moment reiern zu müssen. Ich atmete nochmals tief durch, ehe ich mich abstütze und mich auf einen freien Platz setze. Schon leicht außer Atem trank ich einen Schluck meines Bourbons und ließ den selbstverständlichen Ursprung meiner Erbärmlichkeit langsam in mein Bewusstsein dringen. Diese ganze Sache war mehr als nur außer Kontrolle geraten. Kaya hatte vor Monaten gemeint, dass eine gewisse Person dort drin was Fesselndes an sich hatte, aber ich hatte es damals uninteressiert abgestritten. Die Wahrheit war aber, dass mich dieser Jemand bereits seit unserem ersten Zusammentreffen gefesselt hatte und mit jedem Versuch, den ich tat, um davon weg zu kommen, verhäkelte ich mich nur noch mehr. Schließlich hatte ich also nachgegeben und eine freundliche Beziehung zur Betroffenen aufgebaut. Und damit schienen meine Probleme verschwunden zu sein, wie in Luft aufgelöst. Ich verspürte zu ihr nicht mehr diesen Groll, hervorgerufen durch Unwissen und gelichzeitiger Neugier, sondern tiefe Sympathie. Und bis zu jenem Zeitpunkt an dieser lauwarmen Frühlingsnacht, war alles in Ordnung gewesen. Bis zu jenem, verdammten, Zeitpunkt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)