Strange World von jakey-lynn (Auch wenn du mich nicht sehen kannst, bin ich niemals weit ...) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Der Himmel war finster. Der Mond war hinter dunklen Wolken verborgen. Das Licht strahlte auf mich von allen Seiten. Die Soldaten waren bereit zu schießen. Ich schenkte ihnen allen einen gleichgültigen Blick. „FEUER!“, schrie plötzlich irgendwer in der Menge. „HALT!“ „Nein, komm nicht näher!“, kam es geschockt aus meinem Mund. In Windeseile hatte ich mich verwandelt und legte mich schützend vor meinen besten Freund. Die Eisenkugeln trafen mich hart. Leider konnte ich nicht alle abfangen. Ich spürte wie warmes Blut aus meinen Wunden trat. Meine Kraft sank. „Bitte, gib nicht auf“, hörte ich meinen Freund wispern. Für kurze Zeit schloss ich meine Augen. Als ich sie wieder öffnete leuchteten sie in einem unheimlichen grün. Aber entschlossen. Mit einer schnellen Bewegung warf ich meinen Besten auf meinen Rücken. Ich stieß mich kräftig mit meinen großen Pfoten vom Asphalt weg, sodass Abdrücke entstanden, und landete auf der gegenüberliegenden Brücke. So schnell konnten die Soldaten nicht reagieren, da war ich schon mit mehreren leichtfüßigen Sprüngen in der Dunkelheit verschwunden. Mein Freund sprang von meinem Rücken. Ich verwandelte mich zurück und sank vor Erschöpfung auf die Knie. „Kat! Hörst du mich?“ Ich konnte deutlich die Besorgnis in seiner Stimme mitschwingen hören. Ich lächelte schwach. „Keine Sorge, Keith. Das wird schon wieder.“ „Das sagst du jedes Mal.“ Ich seufzte tief. „Ich weiß“, meinte ich niedergeschlagen. „Wieso tust du sowas? Du weißt doch ich kann auch auf mich selbst aufpassen!“ „Das weiß ich doch, Keith. Aber ich will nicht, dass du meinetwegen verletzt wirst.“ „Ach? Und ich soll zuschauen wie du verletzt wirst?“, meinte er leicht aufgebracht. Seufzend ging er in der Höhle auf und ab. Er hasste es mir dabei zusehen zu müssen, wie ich mich in Gefahr begab. Ich konnte es ihm nachvollziehen. Doch Schuldgefühle hatte ich deswegen schon lange nicht mehr. Ich war es gewohnt von diesen Soldaten gejagt zu werden. Aber gefangen hatten sie mich bis jetzt noch nie. Meine Rasse war schon lange ausgestorben, glaubte ich zumindest. Ich war wahrscheinlich die letzte meiner Art. Was ich bin? Ein Drachenwolf. Na ja, viel von einem Drachen hab ich leider noch nicht, bis auf die messerscharfen, langen Krallen. Die Flügel besitze ich noch nicht. Da müsste ich noch älter werden. Dabei bin ich schon 2 Jahrhunderte alt. Mein Freund Keith dagegen ist ein normaler Mensch. Na ja, er ist 5 Jahrhunderte alt, da er fast die ganze Zeit eingefroren war. Angeblich hatte er mich gesucht. Ich konnte es nicht ganz glauben. Da gab es irgendeinen Haken bei der ganzen Sache, doch ich wusste leider noch nicht was. Ich wusste noch genau, wie Keith und ich uns kennengelernt hatten. so das war mal der Prolog bald geht's weiter (: LG Jakey Kapitel 1: Kapitel 1 - Wie alles begann --------------------------------------- Ich rannte um mein Leben. Ich hörte die Höllenhunde mit den drei Köpfen. Sie suchten nach mir. Wieder einmal. Wo sollte ich mich nur verstecken? Ich schlängelte mich geschickt um die Bäume herum. Doch ich hörte sie, spürte ihre dumpfen Sprünge auf der kalten Erde. Ich war gerade 2 Jahrhunderte alt. Einer meiner Vorfahren hatte mich vor diesen Tieren gewarnt. „Sie sind viel kräftiger als wir, wenn wir noch so jung sind, wie du. Halte dich auf jeden Fall von ihnen fern! Wenn sie dich ein Mal haben, wirst du ihnen nicht so schnell entkommen können. Also sei auf der Hut!“, hallte mir die Stimme meines Großonkels im Kopf wieder. Panik umschlang mein Herz. Ich hatte keine Flügel. War immer die schwächste im Rudel gewesen, bis sie alle verschwunden waren. Mich hatten sie nie kriegen können. Irritiert sah ich mich schnell um. Wo sollte ich hin? Zum Glück hatte ich wenigstens meine langen Krallen an den riesigen Pfoten. Mein weißes Fell an meinen vier Beinen war von der Erde schon ganz schmutzig. Auch der Rest meines Körpers, der mit schwarzem Fell, dunkler als die Nacht, bedeckt war, war über und über mit eingetrocknetem Schlamm eingehüllt. Außerdem schmerzte meine große Bisswunde an meiner linken Flanke. Dort hatten mich vor wenigen Minuten noch die drei Köpfe des ersten Höllenhundes erwischt. Die Wunde blutete unaufhörlich. Schmutzig war sie auch schon. Ich hatte nicht mal genügend Zeit sie zu säubern. Ich sammelte Kraft und lief schneller. Plötzlich erkannte ich einen anderen Geruch. Etwas das ich vorher noch nie gerochen hatte. Was war das? Ein neuer Feind? Ein tiefes Knurren stieß aus meiner Kehle hervor. Was es auch war, ich würde es besiegen! Tief grollend sprang ich auf die Gestalt zu, die sich plötzlich vor mir aufstellte. Wir kugelten über den matschigen Grund. Vor uns war ein Abgrund und ehe wir uns versahen fielen wir immer tiefer in die Schlucht. Böse knurrte ich meinen sogenannten Feind an bereit ihm entweder meine glänzenden, scharfen Zähne oder verdreckten, blutigen Krallen in sein Fleisch zu hauen. Doch ich kam nicht dazu. Nach einem scheinbar unaufhörlichen Fall, landeten wir beide in einem starken Wasserstrom und wurden kurzfristig voneinander getrennt. Ich versuchte gegen meine Schmerzen anzukämpfen und sprang mutig zwischen den vielen Felsen hin und her um meinen Feind zu erwischen. Als ich ihn fast erreicht hatte, traf mich ein glänzender Gegenstand mit drei scharfen Enden an meinem rechten Oberarm. Ich brüllte auf vor Schmerzen, fiel ins Wasser und wurde von dem starken Strom mitgerissen. Als ich erwachte, hatte ich mich schon zurückverwandelt, war wieder in meiner menschlichen Gestalt. Meine langen schwarzen Stirnfransen mit hellroten Strähnen, hingen mir ins Gesicht als ich mich langsam aufsetzte. Der Rest meiner langen dunklen Mähne, die dieselben roten Strähnen hatte, hing mir lose über die Schultern. Mit der linken Hand stützte ich mich am Boden ab. „Schön, du bist wieder wach“, ertönte plötzlich eine fremde Stimme. Sofort sprang ich in Alarmbereitschaft auf die Beine, um Sekunden später wieder auf die Knie zu sinken, da ich starke Schmerzen in meinem linken Oberschenkel spürte. Daher drang nur ein tiefes Knurren aus meiner Kehle. Meine grünen Augen hefteten sich drohend auf mein Gegenüber. Dieser lächelte mich nur aufmunternd an. Als ich in seine graugrünen Augen blickte, konnte ich nur Mitgefühl und tiefe Ruhe erkennen. Irritiert huschten meine über sein Gesicht und schließlich über den Rest seines Körpers. Verwirrt blickte ich ihn weiterhin an, unfähig irgendwas zu sagen. Er warf ein wenig seinen Kopf zurück, damit seine schwarzen Haare, mit giftgrünen Spitzen und türkisen Strähnen, das rechte Auge nicht mehr verdeckten. Dann legte er ihn etwas schief, sodass er mich besser sehen konnte. Seine Lippen umschmeichelte ein sanftes Lächeln. Noch immer erstaunt betrachtete ich den Rest seines Körpers. Er war sehr muskulös, obgleich er sehr schlank war. An seinen Unterarmen konnte ich Verbände ausmachen und um seine Hände hatte er schwarze Bänder gewickelt. Der Fremde trug ein schwarzes T-Shirt mit giftgrünen Verzierungen, sowie eine schwarze Shorts und ebenso schwarze Hi-Tops. Nachdem ich ein paar Mal meinen Kopf schief gelegt hatte, sah ich wieder in seine Augen, die so freundlich waren und eine angenehme Wärme ausstrahlten. Ich zog geknickt meine Augenbrauen zusammen und blickte traurig zu Boden. „Was ist denn los mit dir?“, ertönte wieder diese sanfte, tiefe Stimme. Ich schüttelte langsam den Kopf. „Wie komm ich hier her?“, fragte ich nach kurzem Zögern. „Nachdem du am Oberarm verletzt wurdest, habe ich dich gerettet und in diese Höhle gebracht. Die Höllenhunde sind übrigens verschwunden. Du dürftest in Sicherheit sein, Kat“, lächelte der Fremde. „Wo-woher weißt du meinen Namen?“ Erstaunt blickte ich ihm wieder in die Augen. „Na ja“, begann er verlegen, „das weiß ich leider selber nicht genau. Es ist nur so, dass ich dich von irgendwoher zu kennen scheine. Weißt du, ich bin vor einem Jahrhundert eingefroren worden, um dann die spätere Welt zu retten. Ich bin schon seit einigen Monaten unterwegs. Stets auf der Suche nach dir. Wie’s aussieht haben wir uns zufällig wiedergetroffen.“ Er lächelte entschuldigend. „A-aber ich … ich kenne dich doch gar nicht!“, stammelte ich. Traurig lächelte mich der Fremde an. „Mein Name ist Keith. Ich bin ein Mensch. Doch mich scheint irgendeine besondere Aura zu umgeben, die mich am alt-werden hindert. Deshalb konnte ich so lange überleben.“ Er senkte den Kopf, sodass seine Haare wieder sein rechtes Auge verdeckten. Doch auch die auf der anderen Seite hüllten ihn ein. „Hey … ahm …Keith. Sei nicht traurig. Ich bin hier. Tut mir leid, dass ich dich angegriffen hab. Ich wusste ja nicht, dass wir uns, mehr oder weniger, kennen.“ Plötzlich empfand ich irrsinniges Mitgefühl für ihn. Auf einmal war er mir irre wichtig. Ich wollte ihn wieder lächeln sehen, wollte seine trüben Gedanken vertreiben. Vorsichtig legte ich meine linke Hand auf seine rechte. Doch er drehte sie herum und hielt meine sanft fest. Ein Kribbeln fuhr meinem Arm hoch. Ich fühlte mich auf einmal wahnsinnig zu ihm hingezogen, wollte seinen starken Körper an meinem spüren. Langsam kroch ich auf ihn zu und streckte meinen rechten Arm nach ihm aus. Unmittelbar spürte ich einen stechenden Schmerz und blickte drauf. Die offenbar tiefe Wunde war verbunden. Keith sah wieder hoch zu mir und lächelte mich liebevoll an. „Hast … hast du das gemacht?“, stotterte ich. „Ja, auch deine andere Wunde habe ich verbunden. Das ist beim Retten inklusive“, grinste er leicht. Auch mir wurde ein leichtes Lächeln entlockt. Vorsichtig beugte er sich zu mir vor und umarmte mich. Erstaunt, wie mir geschah, legte ich meine Arme um seinen Körper, ohne seine Hand loszulassen, und drückte ihn an mich. Wie ich das nur vermisst hatte! Seit Monaten war ich schon auf der Flucht gewesen, ohne Anhaltspunkt. Mein Rudel hatte ich zurücklassen müssen, als die Höllenhunde aufgetaucht waren. Was mit ihnen geschehen war, wusste ich nicht. Aber ich fühlte mich wahnsinnig geborgen bei meinem Retter. Ich wollte noch lange nicht, dass er mich losließ. Plötzlich hörte ich mit meinem scharfen Gehör ein Geräusch. Bereit Keith und mich zu beschützen, horchte ich auf und konzentrierte mich auf das Gelärm. Mit meinen aufmerksamen Augen suchte ich die Umgebung draußen ab. Ich lauschte angestrengt, konnte schwere Schritte über mir wahrnehmen. „Was ist los?“, wisperte Keith. „Da ist irgendwer. Wir müssen weg von hier und zwar schnell.“ Entschlossen stand ich auf. „Komm, beeil dich. Wir müssen laufen.“ Als er immer noch nicht stand, erblickte ich erstmals den blutigen Verband an seinem rechten Bein. „Oh, war das meine Schuld?“, fragte ich ihn. „Na ja, nicht direkt“, gestand er vorsichtig. „Tut mir leid. Dafür gibt’s für dich einen Abschleppdienst“, grinste ich. In wenigen Sekunden war ich wieder in meiner scheinbaren Wolfsgestalt, mit den langen Krallen. Ich legte mich dicht vor ihn hin, sodass er mühelos auf meinen Rücken steigen konnte. „Bin ich dir eh nicht zu schwer?“, erkundigte er sich leise. „Aber nein“, lachte ich geräuschlos. „Halt dich gut fest“, informierte ich ihn noch, ehe ich aus der Höhle preschte. Hinter mir hörte ich schon meine Verfolger. Soldaten ritten auf ihren Finsterpferden. Pferde gekreuzt mit einem Wolf. Sie waren alle schwärzer als die dunkelste Nacht, etwa 3 Meter hoch, mit großen, schweren Pfoten, die bestückt mit langen, scharfen Krallen waren. Leider hatten die auch Flügel. Elegant wich ich den Kugeln aus, die auf mich geschossen wurden. Schlängelte mich zwischen den Bäumen hindurch. Die Viecher holten ziemlich schnell auf. Ärgerlich entfloh mir ein Knurren. „Was ist los? Kannst du sie nicht abhängen?“, fragte Keith. „Sie können fliegen, dadurch haben sie einen großen Vorteil“, antwortete ich ihm. „Dann überlass sie mir!“, rief er noch ehe er sich von meinem Rücken abstieß und von Baum zu Baum sprang, bis er bei dem fliegendem Soldaten ankam. Keith zeigte eine enorme Wendigkeit. Ich hatte natürlich sofort kehrt gemacht und war hinter ihm her. Mein Freund konnte dem Soldaten viele Schnittwunden mit einem Messer zufügen. Doch plötzlich traf ihn eine Metallkugel in seiner linken Schulter. Kurz hielt Keith inne ehe er dem Soldaten die Kehle durchschnitt und sich auf den nächsten stürzen wollte. Ich rannte so schnell ich konnte und fing für meinen Freund die nächste Kugel ab. Mit vereinten Kräften bezwangen wir gemeinsam die noch übrigen Finsterpferde und ihre Reiter. Keith hatte weitaus mehr einstecken müssen als ich. Er blutete am ganzen Körper. Mit einer schnellen Bewegung schaffte ich es ihn auf meinen Rücken zu befördern und rannte was meine Beine noch hergaben. Ich wusste nicht wie lange ich lief. Alles sah identisch aus, wenn man es aus menschlicher Sicht betrachtet hätte. Doch meinen scharfen Augen und Ohren blieb nichts verborgen. Ich hörte weit oben in den Wipfeln die wenigen Vögel, am Boden die kleinsten Mäuse, in weiter Ferne Wasser rauschen, doch sonst war es still. Keith stöhnte leise auf. Seine Wunden sahen ziemlich schlimm aus. Vor wenigen Minuten hatte ich einen Unterschlupf für uns ausmachen können. Ich war wieder in meiner menschlichen Gestalt. Trug nur dieses schwarze, zerschlissene, kurze Top, dass ohne Ärmeln war und eine schwarze, zerrissene Hotpants. An den Füßen hatte ich wie immer schwarz-grüne Hi-Tops. An meinem Bauch und Rücken befanden sich viele kleine Kratzer und Schnittwunden an meinen Unterarmen. Langsam öffnete Keith seine Augen. „T-tut mir leid. Ich dachte, ich wäre stark genug.“, brachte er raus. Er lag auf dem Rücken, auf einem „Bett“ aus Moos und Blättern. „Schon ok. Vielleicht kann ich dir helfen. Warte hier, ich hole Heilkräuter. Nicht bewegen!“, forderte ich ihn auf und verließ mit hastigen Sprüngen das Versteck. Zum Glück konnte ich ein paar Metern von unserem Unterschlupf entfernt ein paar heilende Kräuter ausfindig machen. Danach eilte ich zurück zu meinem Freund. Bei ihm angekommen legte ich ihm die Kräuter auf die zahlreichen Wunden. Er kniff vor Schmerz die Augen zusammen. Nach wenigen Sekunden entspannte er sich wieder und sah mich dankend an. „Mann, auf was für einen Verrückten bin ich denn hier gestoßen?“, grinste ich ihn an. „Auf genau so einen Verrückten, der sein Leben für dich geben würde“, lächelte er zurück. „Du spinnst doch“, meinte ich amüsiert. „Mag sein, aber das ist mein Ernst“. Entschlossen blickte er mir in die Augen. „Gut, denn ich würde auch meines für deines geben“, antwortete ich. „Tu’s nicht“. Plötzlich sah Keith ziemlich frustriert drein. „Ich will nicht, dass du meinetwegen umkommst“. Seine Augen wirkten irrsinnig traurig und betrübt. Die Augenbrauen waren zusammengezogen. Sein Kopf sank zur Seite. „Was redest du da?“, wollte ich verstört wissen. „Vor 2 Jahrhunderten“, begann er. „Ach, ich kann es dir nicht sagen“, meinte er verdrießlich und setzte sich auf. „Wieso nicht?“, bohrte ich weiter. „Es geht einfach nicht!“, meinte er streng, sprang auf und rannte weg. Ich wollte hinter ihm her, doch er warf ein Messer in meine Richtung, welches mich verfehlte. „Folge mir nicht“, meinte er noch, ohne mich anzusehen, sprang von Baum zu Baum und ließ mich allein zurück. so das war das erste Kapitel ich freue mich über Lob und Kritik (: LG Jakey Kapitel 2: Kapitel 2 - Ein echtes Dreamteam! -------------------------------------------- Seit Keith gegangen war, war ich weiterhin in dem Unterschlupf geblieben. Es hatte mal wieder angefangen zu regnen. Im Dschungel passierte das häufiger. Ich saß gegen die Wand gelehnt mit angezogenen Knien. Irgendwie hoffte ich auf seine Rückkehr, denn er war der erste, der mich nicht gefangen nehmen oder gar töten wollte, seit Monaten. Ich seufzte tief und lauschte dem Prasseln des Regens. Früher hatte ich es stets als angenehm empfunden, doch jetzt störte es nur und machte mich ungeduldig. Mein Magen knurrte. Seit mehreren Stunden hatte ich nichts mehr gegessen. Langsam stand ich auf und blickte vorsichtig aus dem Unterschlupf. Niemand zu sehen. Ich lauschte angestrengt. Kein Geräusch, bis auf das Pochen des Regens. Langsam trat ich hinaus. Man konnte ja nie wissen. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, um erkennen zu können, ob sich irgendein Feind vor mir versteckte. Doch die einzige Witterung die ich wahrnehmen konnte, waren der Duft des nassen Dschungels und der noch kaum spürbare Geruch Keiths. Wieder seufzte ich. Langsam setzte ich mich in Bewegung. Obgleich ich in meiner menschlichen Gestalt war, hatte ich dennoch die Ausdauer und Wendigkeit des Wolfes. Nach einigen Minuten fand ich einen Busch mit leckeren, grauvioletten Streambeeren. Diese bevorzugen wir Drachenwölfe am meisten. Sie sind überaus schmackhaft und schenken einem zusätzlich Energie. Leider konnten diese Beeren meinen Hunger nicht ganz stillen. Was ich wirklich brauchte, war ein Ginsterfuchs. Dieser lebte in den wenigen Untergrundbauten, die es hier gab. Er hatte schwarz-violettes Fell, war halb so groß wie ein Finsterpferd und ein Pflanzen- und Beerenfresser. Ich wusste, dass dieser Ginsterfuchs keine leichte Beute für mich werden würde. Doch ich hatte schon oft genug meinen Vorfahren und Brüdern und Schwestern dabei zugesehen. In Sekundenschnelle hatte ich wieder meine Wolfsgestalt und trabte vorwärts. Jetzt hieß es wachsam und vor allem leise bleiben. Es dauerte eine Weile, bis ich einen Bau eines Ginsterfuchses entdeckt hatte. Vorsichtig hielt ich meine Schnauze in die Höhe, um mich zu vergewissern, dass keine Gefahr drohte. Langsam kroch ich in den Bau hinab. Es waren nur die Jungen dort. Doch die waren schon fast so groß wie ich: 2 Meter. Sofort als ich mich an dem ersten zu schaffen machte, heulten die anderen, um ihren Eltern Bescheid zu geben. Nachdem ich das erste Ginsterfuchsbaby gefressen hatte, nahm ich Reißaus und verschwand unauffällig in den großen Weiten des Dschungels. Es kam mir vor wie Stunden, bis ich endlich einen kleinen Bach erreichte, wo ich meinen Durst stillen konnte. Wieder blickte ich mich aufmerksam um und roch die Luft. Ich war allein. Es regnete noch immer unaufhörlich. Schnell verwandelte ich mich in meine Menschengestalt und erklimm einen Baum. Als ich hoch genug war, lehnte ich mich an den Stamm und sah in die endlosen Weiten des Dschungels. Zum Glück war ich jetzt satt und hatte endlich meine Ruhe vor den ständigen Hetzjagden. Unter den großen Blättern des Baumes war ich geschützt vor dem Regen. Ich fragte mich, wo Keith jetzt wohl war. Es begann dunkler zu werden. »Hoffentlich haben sie Keith nicht gefangen genommen«, dachte ich mir. »Er hat doch so viele schlimme Wunden. Ich mach mir echt Sorgen um ihn. Aber er hat eh seine zahlreichen Messer. Nur was verheimlicht er mir? Vor 2 Jahrhunderten …« Angestrengt versuchte ich mich zu besinnen, was zu dieser Zeit passiert war. Ich konnte mich nur träge daran erinnern. Vor 2 Jahrhunderten war ich noch ziemlich jung gewesen. Der einzige Freund den ich gehabt hatte, war ein anderer Drachenwolf namens Kyle gewesen. Er war einige Jahre älter als ich und gehörte zu einem anderen Rudel. Ich wusste noch das wir uns jeden Tag zum Spielen getroffen hatten, bis er eines Tages nicht mehr aufgetaucht war. Damals war ich sehr traurig darüber gewesen und hatte seitdem mich nicht mehr so schnell mit wem angefreundet. War vorsichtiger geworden und hatte allem und jedem misstraut. Doch was hatte Keith damit zu tun? Wieso nur konnte ich mich nicht an ihn erinnern? Er hatte mir doch gesagt, dass er mich kenne und gesucht hatte. Aber zu welchem Zweck? Gedankenverloren schlief ich bald ein. Ich schreckte hoch. Schon wieder dieser Albtraum. Es war mitten in der Nacht. Traurig ließ ich den Kopf hängen. Ich wünschte mir, es wäre irgendjemand da, dem ich von meinem Traum erzählen könnte. Leider war dem nicht so. So viele Monate alleine, da taucht plötzlich dieser Keith auf und dann verschwindet er wieder. Zwar hatte ich nur wenige Stunden geschlafen, aber dennoch war ich hellwach. Am liebsten hätte ich jetzt so traurig und herzzerreißend wie nur möglich geheult. Doch wenn ich das getan hätte, hätte ich sofort auf mich aufmerksam gemacht. Also ließ ich’s bleiben. Mit der linken Hand wischte ich mir den kalten Schweiß von der Stirn. Wo sollte ich nur hin? Nach Keith suchen? Unmöglich. Ich witterte keine einzige Spur von ihm. Tief seufzend erhob ich mich. Ich blickte mich mit leeren Augen um. Alles schlief. Es hatte kurzfristig aufgehört zu regnen. Ich beschloss mich mit den Lianen die von den zahlreichen Bäumen hingen, voranzubringen. Leise sauste ich durch die Luft und kam an einem weiteren Ast zum Stehen. Irgendwas hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Schnell versuchte ich eine Witterung aufzunehmen, was sich als schwierig erwies. Ich konnte keinen Geruch entdecken, der etwas von Gefahr enthielt. Alles schien normal zu sein. Plötzlich sauste ein Gegenstand durch die Luft. Gerade noch rechtzeitig konnte ich ausweichen. Was war das? In Windeseile suchte ich mit meinen scharfen Augen die Umgebung ab. Doch da war nichts weit und breit. Von Panik gepackt schwang ich mich weiter von Baum zu Baum, um in Bewegung zu bleiben und mich von der unsichtbaren Gefahr zu entfernen. Als mich beim zweiten Stillstand wieder beinahe ein Gegenstand erwischte, ließ ich ein gefährliches Knurren hören. Neben mir steckte etwas in der Rinde. Ich nahm den fremden Körper in meine Hand. Vorsichtig roch ich ihn ab. Der Geruch der daran klebte, kam mir bekannt vor. Vorsichtig steckte ich das Ding weg und kletterte langsam nach unten. Hier wurde der Geruch stärker. Auf leisen Sohlen schlich ich mich näher heran. Direkt vor mir war eine kleine Höhle, verborgen durch einen Blättervorhang. Ein sanftes Leuchten stach darunter hervor. Tief geduckt glitt ich näher an den Eingang heran. Vorsichtig hob ich ein wenig den Blättervorhang an, um in das Innere sehen zu können. Ich erkannte ein kleines Lagerfeuer. Daneben lag irgendwer. Ein schwaches Husten war zu hören. Irgendwas stimmte da ganz und gar nicht, also schlich ich mich hinein. Die ganze Zeit über beobachtete ich diese Gestalt. Als sie plötzlich einen glänzenden Gegenstand in der Hand hielt, gab ich mich zu erkennen. „Warte“, flüsterte ich sanft. Die Gestalt ließ das Messer fallen und bekam einen erneuten Hustenanfall. „Geh weg“, brachte sie mühevoll heraus. „Und dich alleine zurücklassen? Kommt ja nicht in die Tüte“, meinte ich streng und ging zu ihr hin. „Keith, du hast starkes Fieber. Was ist passiert?“, wollte ich nun von ihm wissen. „Gar nichts“, sagte er nur und drehte sich von mir weg. „Ich will dir doch helfen“, wandte ich resigniert ein. „Mir helfen? Denkst du nicht, du hast mir schon genug geholfen?“, antwortete er schroff. Erschrocken wich ich von ihm zurück. Traurig ließ ich meinen Kopf hängen. Das Wiedersehen mit Keith hatte ich mir anders vorgestellt. Wieso war er nur so gemein zu mir? Ich verwandelte mich in meine Wolfsgestalt und legte mich in die andere Ecke der Höhle. So konnte ich viel besser hören und sehen. Draußen herrschte noch immer Dunkelheit. Die Nächte dauerten hier immer sehr lange. Durch die Blätter konnte ich den Vollmond erkennen. Traurig blickte ich ihn an. Früher hatte ich mich immer über diesen Anblick gefreut. Doch seit ich von meinem Rudel getrennt und er geschienen hatte, empfand ich nichts als Trauer. Ich vermisste sie alle so sehr. Dabei wusste ich noch nicht mal ob sie am Leben waren oder nicht. Ich wandte meinen Kopf zu Keith. Anscheinend war er eingeschlafen. Lautlos erhob ich mich und rollte mich um ihn herum, um ihm Wärme zu spenden. Mit meiner rauen Zunge leckte ich ihm leicht über die Wange. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass wir zusammengehörten. Ich wollte ihn nicht alleine lassen. Vor allem dann nicht, wenn er krank war. Irgendwie brauchte ich ihn. Sehr sogar. Er war derjenige, der mir einen kleinen Hoffnungsschimmer gab, dass ich doch nicht alleine sein musste. Ich legte meinen großen Kopf auf meine Pfoten. Langsam schlief ich ein, während eine kleine Träne sich in meinem Fell verlor. Am nächsten Tag wachte ich reichlich früh auf. Keith schien es besser zu gehen. Ich entschied mich dafür, Wasser und Streambeeren aufzutreiben. Gesagt, getan. Nach mehreren Minuten war ich wieder in unserem Versteck und legte es vorsichtig vor ihm hin. Keith schlief noch immer tief und fest. So beschloss ich mich wieder in meine Wolfsgestalt zu verwandeln und vor dem Eingang Wache zu schieben. Es dauerte den halben Tag, ehe Keith aufwachte und sein Frühstück genoss. Er seufzte tief und streckte sich, so weit es seine Wunden zuließen. Danach kam er heraus und setzte sich neben mich. Meine Verletzungen waren schon zugeheilt, weil das bei Drachenwölfen so üblich ist, dass sie innerhalb kurzer Zeit wieder ganz gesund sind. Ich starrte in die tiefen weiten des Urwaldes. „Wirst du mir jetzt die Wahrheit sagen?“, fragte ich ohne jede Hoffnung. „Da gibt’s nichts zu erzählen“, antwortete er monoton. „Okay“. Ich stand auf und streckte mich. Danach fegte ich mit leichtfüßigen Sprüngen weg, Richtung Westen. Ich spürte eine unerträgliche Leere in mir. Mein Herz hatte ich verschlossen. Die Gedanken hatte ich bei ihm gelassen. Ich setzte an Tempo zu. Stunden später erreichte ich die Brücke, an der mich die vielen Soldaten bereits erwarteten. Ich war in Menschengestalt zu ihnen getreten. Langsam schritt ich auf sie zu. Spürte nichts, dachte nichts. Es war mir komplett egal, was sie mit mir anstellen würden. Würde ich halt genauso sterben, wie vielleicht mein ganzes Rudel vor mir. Der Himmel war finster. Der Mond war hinter dunklen Wolken verborgen. Das Licht strahlte auf mich von allen Seiten. Die Soldaten waren bereit zu schießen. Ich schenkte ihnen allen einen gleichgültigen Blick. „FEUER!“, schrie plötzlich irgendwer in der Menge. „HALT!“ „Nein, komm nicht näher!“, kam es geschockt aus meinem Mund. In Windeseile hatte ich mich verwandelt und legte mich schützend vor meinen besten Freund. Die Eisenkugeln trafen mich hart. Leider konnte ich nicht alle abfangen. Ich spürte wie warmes Blut aus meinen Wunden trat. Meine Kraft sank. „Bitte, gib nicht auf“, hörte ich meinen Freund wispern. Für kurze Zeit schloss ich meine Augen. Als ich sie wieder öffnete leuchteten sie in einem unheimlichen grün. Aber entschlossen. Mit einer schnellen Bewegung warf ich meinen Besten auf meinen Rücken. Ich stieß mich kräftig mit meinen großen Pfoten vom Asphalt weg, sodass Abdrücke entstanden, und landete auf der gegenüberliegenden Brücke. So schnell konnten die Soldaten nicht reagieren, da war ich schon mit mehreren leichtfüßigen Sprüngen in der Dunkelheit verschwunden. Lob und Kritik ist erwünscht (: LG Jakey Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)