Competition - My Ass! von Shoot_the_puppy (written by crazypark & me) ================================================================================ Kapitel 1: Star Wars vs. Planet der Affen ----------------------------------------- Kapitel 1 Wir möchten uns im Vorfeld für alle entstehenden Schäden entschuldigen. Bei Risiken und Nebenwirkungen hören Sie KAT-TUN oder lesen Sie unsere andere Fanfic: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/136780/167274/ Auf gehts *** Star Wars vs. Planet der Affen Jin Ich saß im Flugzeug auf dem Weg zurück nach Japan und ich hatte ein gottverdammt anstrengendes Fangirlie neben mir sitzen, welches mir nahezu 11 Stunden lang ein Ohr abkaute. Genervt versuchte ich, ein Augenrollen zu unterdrücken, als sie erneut anfing, über ihre Lieblingslieder von meiner Band KAT-TUN zu philosophieren. Normalerweise freute ich mich ja darüber, wenn unseren Fans nicht nur mein umwerfendes Äußeres gefiel, sondern auch die Musik, um die es im Grunde ging. Aber waren wir mal ehrlich: Welche Band mit guten Songs aber hässlichen Bratzen hatte heutzutage noch die Aussicht auf Erfolg? Richtig: Keine. Nur wurde es lästig, wenn sich ein Weib geschlagene vier Stunden darüber ausließ, wie toll sie meine Texte fand. Ich bekam leicht den Eindruck, dass sie dies nicht nur tat, weil sie wirklich so dachte. Wie ich darauf kam? Nun, seit Flugbeginn klimperte sie aufreizend mit ihren künstlichen Wimpern, verzog die pink geschminkten Lippen immer wieder zu einem Kuss- oder Schmollmund (so ganz konnte ich mich da nicht entscheiden) und rutschte auf ihrem Sitz hin und her, als hätte sie Hämorrhoiden. Höflich entschuldigte ich mich, um auf die Toilette zu gehen und mal ein paar Minuten meine Ruhe vor der Quasselstrippe zu haben. Dort merkte ich allerdings schnell, dass das Gesülze einen entscheidenden Vorteil hatte: Ich dachte nicht darüber nach, was mich in meiner Heimat erwartete. Es war gerade einmal ein halbes Jahr her, dass ich für mein Sprachstudium nach Amiland gezogen war und trotzdem hatte sich so einiges in meinem Leben geändert. Zwar war ich weiterhin Mitglied meiner Band, jedoch hatten unsere Manager beschlossen, adäquaten Ersatz in der Zeit für mich zu finden (irgendjemand musste ja den Hauptpart auf Touren für mich übernehmen) und scheinbar hatte sich dieser Futzi als so gut erwiesen, dass die Eierköpfe von Managern sich entschieden hatten, ihn auch noch nach meiner Wiederkehr zu behalten. Und was noch toller war: Zwei Wochen vor meiner Rückreise hatte ich einen Anruf erhalten, dass sie im Rahmen einer TV-Show unsere Fans und damit natürlich auch jeden Vollidioten, der zuschauen würde, abstimmen lassen wollten, wer von uns beiden bleiben durfte. Den Grund 'Sonst seid ihr zu viel Leute in einer Band' konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Eher konnte ich den versteckten Hinweis aufblinken sehen: Der Typ ist eigentlich viel besser als du, aber da wir dich nicht einfach rausschmeißen können, regeln wir es so. Mir kam echt die Galle hoch. Und noch viel schöner war, dass diese Show bereits ohne mich angefangen hatte. Ich hatte also beste Voraussetzungen, den Scheiß zu „gewinnen“. Nicht schlimm, wozu brauchte ich schon einen Job? Angepisst begab ich mich zurück zu meinem Platz und ließ weitere zwei Stunden das Gelaber über mich ergehen. In Tokio angekommen, verschanzte ich mich fürs Erste auf dem Klo, nicht, dass der Tussi am Ende noch einfiel, mich zu verfolgen. Nachdem ich die Alte losgeworden war, machte ich mich auf den Weg zu meiner Wohnung, die ich seit einem halben Jahr nicht betreten und in die Obhut meines besten Kumpels gegeben hatte. Dort angelangt traf mich der Schlag: Mein Couchtisch fehlte, diverses Geschirr auch und mein Teppich wies ein harmonisches Muster an verschiedenfarbigen Flecken auf. Und das war noch das kleinere Übel. Ich wusste nicht, was genau mein Freund getrieben hatte, aber es sah ganz danach aus, dass er versuchte, Pilz- und Schimmelkulturen in Bad und Küche zu züchten. Den Kühlschrank ließ ich vorsichtshalber geschlossen. Ich wusste auch so, wie es darin aussehen würde. Meine Reisetasche stellte ich an einem Platz ab, der nicht den Eindruck machte, meine Habseligkeiten innerhalb der nächsten Minuten aufzufressen und ich rief meinen liebenswürdigen Kumpel an. „Jo.“ „Hi, hier ist Jin“, meldete ich mich leicht gereizt. „...Oh, hi...bist du etwa schon wieder zu Hause?“ „Ja“, säuselte ich, „stell dir vor. Ich bin gerade eben in meiner Wohnung angekommen. Zumindest glaube ich, dass es meine ist, da der Schlüssel gepasst hat. Allerdings sieht es hier eher aus wie im Wald. Warum zur Hölle hast du sie in ein Feuchtbiotop verwandelt? Nicht, dass ich etwas gegen den Aufbau von Flora und Fauna hätte, aber doch bitte nicht in meinen eigenen vier Wänden.“ Nachdem ich meine Ansage beendet hatte, lauschte ich zunächst betretenem Schweigen und dann entschuldigendem Rumgestotter. „Sorry, man, ich hatte eigentlich vorgehabt, aufzuräumen, bevor du wieder kommst, aber irgendwie hab ich das Datum verpeilt.“ „Wann hattest du vor, anzufangen? Einen Monat vorher? Oder besser noch wie? 'Ne Granate rein werfen? Alter, ich glaube kaum, dass wir unsere pelzigen Gäste hier noch mal rausbekommen. Und wo zum Teufel ist mein Tisch?“ „Ähm, der ist bei der letzten Party zerbrochen, weil einer im Suff drauf geflogen ist. Sorry“, kam es kleinlaut am anderen Ende des Handys. Entnervt schloss ich die Augen und zählte in Gedanken langsam bis drei. „Okay, ich werde jetzt für ein paar Stunden in die Stadt gehen und wenn ich wiederkomme, will ich, dass mich beim Betreten der Wohnung nichts mehr anspringt, sonst tauschen wir unsere Wohnungen, alles klar?“ „Ja, natürlich, ich komme sofort.“ „Das will ich dir auch geraten haben.“ Ich unterdrücke einen animalischen Schrei und trat mitsamt meiner Tasche den strategischen Rückzug an. Ich wollte nicht wissen, was ich mir in 20 Minuten Aufenthalt alles eingefangen hatte. Wenn mir demnächst ein grüner Teppich auf dem Rücken wuchs, wusste ich zumindest, wen ich verklagen würde. Sollte mein toller bester Freund meine Wohnung nicht auf Vordermann bringen, würde ich ihm die Eier abhacken. Ich konnte es echt nicht fassen. Was hatte sich dieser Idiot eigentlich dabei gedacht, die Partys bei mir zu feiern? War ja nicht so, dass er unter der Brücke hausen musste. Aber wahrscheinlich hatte meine Wohnung einfach die zentralere Lage für seine versoffenen Freunde. Ich hatte ja noch nicht einmal was dagegen, wenn er meine Bude dafür nutzte, aber musste er sie gleich so verkommen lassen? Ich versuchte, mich nicht weiter darüber aufzuregen, brachte ja doch nichts. Nach einer schier endlos langen U-Bahn-Fahrt, bei der ich eingepfercht wie eine Sardine schutzlos den Ausdünstungen der Fahrgäste ausgesetzt war, kam ich bei meinem Lieblingschocolatier an, welchen ich von allen Dingen am meisten vermisst hatte. Zwei Tage später hatte nicht nur mein Kumpel meine Wohnung in eine solche zurückverwandelt, es stand auch meine erster Auftritt in der Horrorshow, genannt Cartoon (welch eine wunderbar gewitzte Ableitung von unserem Bandnamen), an. Ich wollte natürlich den bestmöglichen Eindruck dem Futzi gegenüber machen, schließlich sollte er gleich wissen, dass er keine Chance gegen mich haben würde. Ich hatte ihn ja immer noch nicht kennen gelernt und auch keine Möglichkeit gehabt, mich über ihn zu informieren. Gerade einmal Name und Alter waren mir bekannt. Völlig ahnungslos zog ich also voll Wettkampfgeist frühzeitig los, kam in einen Stau und schaffte es kurz vor Aufnahmebeginn ins Studio. Hatte ich schon erwähnt, dass ich mein Leben derzeit hasste? Komplett unprofessionell und wie ein blutiger Anfänger stolperte ich in den Raum, in dem auch schon alle anderen versammelt waren und mich skeptisch musterten. Einer unserer Manager kam sogleich auf mich zu und hielt mir die letzten Minuten vor Start eine Predigt. Super erster Eindruck! Jin, der dumme Schuljunge, der etwas ausgefressen hatte und Kame, der Musterschüler, der mich mitleidig ansah. Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr völlig neben euch steht und alles, was ihr empfindet, erscheint total surreal? Als wärt ihr schon längst gestorben und den Film eures Lebens, der für euch als Fortsetzung zum Schein abgespielt wurde, nahmt ihr in diesem Moment auch als solchen wahr? Genau so ging es mir gerade. Ich registrierte alles wie durch eine Schicht Watte, als ich ihm in die Augen sah und die Aufnahmen starteten. Ich war so was von erledigt! Kame Das Leben hielt so einige Überraschungen parat. Egal, ob diese jetzt positiv oder negativ waren. Vor ungefähr einem halben Jahr veränderte sich alles für mich. Mein Manager erzählte mir damals, dass Johnny's Jimusho ein Casting für die Band KAT-TUN veranstaltete, da scheinbar einer der Member das Ausland einer Karriere hierzulande bevorzugte. Konnte mir nur recht sein, denn ich stand schon vor Jahren bei Johnny's Jr. unter Vertrag. So war es einfach, den begehrten Platz zu ergattern, denn so ganz nebenbei konnte ich nicht nur tanzen und singen, nein, anscheinend sah ich auch gar nicht so schlecht aus. Zumindest behaupteten das sämtliche Jugendzeitschriften, welche mich zum Nachwuchsmodel des Jahres wählten. Für meinen Geschmack hatte ich eine gute Körpergröße, jedoch war ich viel zu schmächtig. Da halfen nicht einmal muskelaufbauende Präparate. Die Muskeln kamen zwar, aber zunehmen tat ich von dem ganzen Mist kein Stück. Jetzt war ich zwar endlich 21, aber mein Körper erinnerte mich immer noch an einen 15-jährigen Jungen, bis auf ein gewisses Detail natürlich. „Kame-chan“ war ausgewachsen und voll funktionsfähig. Ich war wahrscheinlich der Traum sämtlicher pädophil veranlagten Weiber da draußen, dennoch musste ich diese leider enttäuschen. Frauen interessierten mich nicht. Hatten sie noch nie und das würde sich mit Sicherheit auch nicht ändern. Dies blieb jedoch inoffiziell. Nicht einmal das Management wusste etwas von meiner Neigung zum gleichen Geschlecht. Ich war ja nicht auf den Kopf gefallen. Sex sells und daher blieb ich für die Mehrheit hetero. Zurück zu meiner Karriere: Besagte Band nahm mich herzlich in ihre Reihen auf. Einige meiner Kollegen kannte ich schon von früher und so war es ein leichtes mich zu integrieren. Schnell wurde klar, dass mein Vertrag zwar erst einmal nur befristet bis zur Heimkehr des Musterstudenten galt, jedoch wurde KAT-TUN nach meinem Einstieg so erfolgreich, dass Johnny's Jimusho wohl auch auf eine Rückkehr meines Vorgängers verzichten konnte. Was sollte ich sagen? Ich hatte es halt drauf. Ein gekonntes Lächeln und die ersten zehn Reihen fielen in Ohnmacht. Die kleinen Mädchen kauften CDs, Poster, Fächer und was weiß ich nicht regelrecht auf und stalkten einem ständig hinterher. Über Nacht wurde ich zum Objekt ihrer Fantasie und Hauptcharakter ihrer sogenannten Fanfictions. Leider machten sie mir das Leben damit nicht unbedingt leichter. Zumindest mein Liebesleben, denn das lag seitdem brach. Wäre ja auch nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn ich plötzlich mit einen hübschen Mann nach Hause kam. Aber das alles war es wert gewesen. Ich war dort, wo ich immer hinkommen wollte: An die Spitze und ich gedachte auch nicht, diesen Platz je wieder aufzugeben. Leider war dies schwieriger als angenommen, denn einer spielte da nicht so ganz mit. Der Grund meines Aufstiegs und die Gefahr, welche mir nun drohte, hieß Akanishi Jin. Dieser hatte sich wohl doch wieder dazu entschlossen, nach Japan zurückzukehren und nun hatte ich ein echtes Problem an der Backe. Vor einigen Wochen wurde mir diese Information angetragen und auch, dass sich unser Management nur sehr ungern von mir verabschieden wollte. Tja, das war ja auch nachvollziehbar, immerhin brachte ich ihnen genug Geld ein. So kam auch die Idee der Show zu Stande sowie, dass die Fans abstimmen sollten. Mir war das Ganze nur recht, denn was passte besser zu mir als PR-Arbeit? Seitdem hieß es mehr in die Kameras zu lächeln, mehr Interviews zu geben, mehr mit den kleinen manischen Fangirlies zu flirten und schon war ich bei den wöchentlichen Zwischenergebnissen weit vorne. Tja Jin, wenn du gegen mich gewinnen willst, solltest du dir lieber schnell etwas einfallen lassen, denn die Mehrheit der weiblichen Bevölkerung zwischen zwölf und 25 lag mir zu Füßen. Ein weiterer Vorteil für mich: Der werte Herr würde erst ab der sechsten Folge zu uns stoßen, deren Dreh nun heute auf meinem Zeitplan stand. Ich gab es ungern zu, aber ich war schon ein wenig aufgeregt, auf meinen Rivalen zu treffen. Rein vom Äußeren hätte ich sofort für ihn gevotet. Er war schon irgendwie mein Typ. Schade, dass wir uns unter solch schlechten Rahmenbedingungen treffen mussten. „Kamenashi, Maske!“, ertönte es nur von einem unwichtigen Staffmember. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass sich unser 'Special Guest' schon am ersten Tag verspätete. Na der nahm ja die ganze Sache extrem ernst. Hätte er auch gleich in Amerika bleiben und mir den Stress ersparen können. Fünf Minuten vor der Angst erschien Herr Akanishi dann doch mal und verursachte nicht nur bei den Regisseuren, sondern ebenfalls bei uns und sämtlichen anderen Staffleuten regelrechte Panikattacken. Ungeduldig stand die Band und ich auf unseren gewohnten Plätzen und warteten auf Mister Pünktlichkeit in Person, welcher sich gerade eine ordentliche Predigt zum Thema Professionalität anhören durfte. Konnte einem fast schon leid tun, der Arme, aber nur fast. Meine Nerven lagen inzwischen schon blank, allein wegen dieser hässlichen Leopardenjacke, welche mir heute zugewiesen wurde. Immerhin kam dadurch erst recht keiner auf die Idee, dass ich schwul sein könnte. Welcher Schwule ließ sich schon so etwas andrehen. Neben mir hopsten Koki und Junno nervös hin und her, was mich nicht unbedingt beruhigte. Aber dann war es endlich soweit. Jin betrat die Bühne und sah dabei auch noch verdammt gut aus. So gut, dass ich beinahe meinen Text vergessen hätte, welcher die Show einleiteten sollte. Ganz der Profi überspielte ich diesen Fauxpas gekonnt. Jedoch schien Jin ebenfalls so seine Probleme zu haben. Die ersten Augenblicke hielt er sich gut, bis sich die erste Frage direkt an ihn richtete. Und da kam es oder besser gesagt, es kam nichts. Das war das Schlimmste was einem passieren konnte. Wir lachten alle, um diese Situation zu überspielen, die anderen weil sie es witzig fanden, ich, weil ich mir langsam meines Sieges sicherer wurde. Ich war der Lead dieser Sendung und genau das würde ich ihm auch zeigen. Klappte super, denn, wenn mein Rivale mal ein Wort während der nächsten Minuten herausbrachte, klang dies eher nach behinderten Affen, als nach einem Publikumsliebling. Leider hielt mein Glück nicht lange an, denn besagter Affe fand sich zu schnell wieder in das Geschehen der Sendung ein und plauderte vergnügt mit unseren Gästen über Los Angeles. Letztlich schlug er mich auch noch im Bowling. Ich hasste dieses Gefühl, wenn ich langsam die Kontrolle verlor. Er war gut, dass musste man ihm lassen. Aber ich würde mich niemals kampflos ergeben! Der ersehnte Drehschluss wurde verkündet und alle wuselten sofort zu ihm. Die restliche Band freute sich natürlich, einen alten Freund begrüßen zu dürfen. Tja und ich betätigte mich einer alten Kriegstaktik: Angriff war die beste Verteidigung. So bahnte ich ich mir also den Weg zu meinem Rivalen, setzte mein hart trainiertes, unschlagbares Jungenlächeln auf und verbeugte mich leicht. „Kamenashi Kazuya. Schön, dass wir uns endlich kennenlernen“, stellte ich mich höflich vor und strahlte mein Gegenüber regelrecht an. Dieser blickte nur irritiert zurück und murmelte ein leises „Akanishi Jin“, als wir auch schon beide von unserem Manager unterbrochen wurden. „Wenn die Formalitäten erledigt sind, können wir ja gleich zum Feiern übergehen“, lachte dieser lautstark und es ertönten sofort begeisterte Jubelrufe von allen Seiten. Tbc Glückwünsch an alle, die es bis hierher geschafft haben. Hinterlasst uns doch einen Erfahrungsbericht. P.S.: Keine Angst, Diru folgen in den nächsten Kapiteln. Kapitel 2: Die Hamsterinvasion ------------------------------ Kapitel 2 Der Schund geht weiter :D und wow ... vielen Dank für die Favo-Einträge und natürlich für die zwei super Kommentare Wir hoffen es gefällt euch auch weiterhin :D *** Die Hamsterinvasion Jin Erstaunlich, dass ich die Show überstanden hatte, ohne mich komplett zum Vollhorst zu machen, auch wenn es die ersten Minuten sehr kritisch um mich stand. So neben der Spur war ich seit meinem ersten Konzert nicht mehr gewesen und vor der Kamera stand ich nun wirklich nicht zum ersten Mal. Aber der Druck war dieses mal auch dezent erhöht und meine Konkurrenz war mir leider Gottes mindestens ebenbürtig und hatte das letzte halbe Jahr genau das gemacht, was ich aufholen und mir traurigerweise auch wieder aneignen musste. Ich war nun mal nicht der Entertainer schlechthin, doch genau das sollte ich schleunigst ändern, wollte ich nicht mit 0% der Stimmen hier abtreten. Dieser scheiß Futzi hatte es aber auch drauf, das Publikum anzuheizen. Jetzt saßen wir in der versifften Ecke Namens VIP Lounge irgendeines angesagten Clubs und ich konnte mich trotz des Bieres in meiner Hand nicht entspannen, weil mir noch Kames Begrüßung durch den Kopf ging. Sein Lächeln war so dermaßen falsch gewesen, dass ich das Würgen kriegen könnte. Ich erkannte geheuchelte Höflichkeit sofort, schließlich war ich selbst ein talentierter Schauspieler. Mir wurde klar, dass er es mir nicht leicht machen würde, das Rennen zu gewinnen. Er war genau so scharf auf den Platz wie ich. Was auch durchaus verständlich war. Schließlich standen wir alle seit Jahren bei demselben Verein in der Sklaverei und die Chance, endlich mehr aus seinem Talent zu machen, als bloß ein lausiger Backgroundsänger oder -tänzer zu sein, wollte sich niemand wieder entreißen lassen. Mich kotzten solche Spielchen trotzdem an. Ich war viel zu ehrlich für den ganzen Mist und im Grunde war ich auch zu sozial und gehörte zu den Leuten, die schlecht Nein sagen konnten. Ich sah es schon kommen: Am Ende von dem ganzen Quark würde ich ihm noch freudestrahlend den Job überlassen. Ich wurde von meinen düsteren Gedanken abgehalten, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Ein Fan-Häschen hatte es geschafft, sich an den zwei Schränken von Bodyguards vorbei zu mogeln, ließ kurz den Blick über uns schweifen und kam dann zielstrebig auf mich zugesteuert. Mit einem strahlenden Lächeln ließ sie sich schwungvoll auf meinem Schoß nieder, strich sich ihre brünette Mähne nach hinten, der ich geschickt auszuweichen vermochte und säuselte mir sogleich etwas von „vermissen“ und „lass uns tanzen“ ins Ohr. Normalerweise mochte ich Frauen, die wussten, was sie wollten, aber meine aktuelle Laune und ihre Dreistigkeit vertrugen sich nicht sehr gut. Jedoch genügte ein Seitenblick auf Kame, der leicht entsetzt war, dass die Braut nicht ihn geentert hatte und ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich erwiderte ihr Lächeln und ließ mich auf die Tanzfläche ziehen. Ein paar Lieder mit ihr würden mich nicht umbringen und außerdem war das wieder eine Methode, meine Konkurrenz ins Straucheln zu bringen. Nach zwei Liedern schien sie auch zufrieden zu sein und verabschiedete sich mit einem glücklichen Grinsen in den zappelnden Massen. Das Weib vom Flugzeug hätte spätestens jetzt bei mir einziehen wollen. Sie war hingegen nur froh gewesen, dass ich wieder bei KAT-TUN mitmachen würde. Das gab mir doch gleich ein Hochgefühl und die Entspannung stellte sich endlich bei mir ein, als ich mich wieder auf meinem Sitzplatz niederließ. Kame würdigte mich nicht eines Blickes, was mich gleich noch breiter grinsen ließ. „Ich dachte schon, dass du nicht zurückkommen würdest“, meinte Ueda mit vielsagendem Gesichtsausdruck. Er kannte meine nächtlichen Streifzüge von allen Bandmitgliedern wohl am besten und war früher so etwas wie mein Wingman gewesen. „Manche Frauen kann man allein schon mit bloßer Körpernähe befriedigen“, erwiderte ich leichthin. War mir ehrlich gesagt auch egal. Ich wusste nicht mal mehr, wie Sex praktisch lief. Auch hatte ich keine Ahnung mehr, wann ich das letzte Mal überhaupt Gelegenheit dafür gehabt hatte. Seit wir mit KAT-TUN das erste Album veröffentlicht hatten, und das war mittlerweile über ein Jahr her, stand ich unter ständiger Beobachtung seitens des Managements, der Fans und irgendwelcher fotogeiler Reporter. Ich musste also aufpassen, mich nicht erwischen zu lassen und irgendwie war mir das viel zu anstrengend. Und mal eben zwischen Tür und Angel eine Nummer zu schieben, war auch nicht mein Ding. Natürlich würde ich das meinen Kollegen gegenüber niemals zugeben und so wussten sie auch nichts von meiner Abstinenz, die inzwischen zur Gewohnheit geworden war. Eine Beziehung zu führen war ebenfalls ein Ding der Unmöglichkeit. Ich hatte schlicht und ergreifend keine Zeit dafür. In Amerika hatte sich auch nichts richtiges ergeben, aber das war ein anderes Thema, über das ich lieber nicht mehr nachdachte. Das Einzige, was mich noch wunderte, war, warum ich nach so langer Zeit keinen Tennisarm hatte. Eine Weile plauderten wir über die anstehenden Aufgaben wie Cartoon, Tourneen, eine neue Single und eventuellen Dramen. Alles Dinge, die unbedingt erledigt werden mussten und über die ich momentan nicht viel Lust hatte, zu reden. Mir gingen diese ganzen Pflichtveranstaltungen ohnehin auf den Sack. Am liebsten würde ich mich ausschließlich aufs Singen und Songschreiben konzentrieren. Aber da hatte Johnny & Associates eindeutig etwas dagegen. Und so musste ich mich in mein Schicksal fügen, wenn ich meinen Leidenschaften nachgehen wollte. Man konnte halt nicht alles haben. Missmutig seufzte ich und nahm den letzten Schluck von meinem Bier. Nachdem dieses leer war, entschuldigte ich mich knapp und verschwand auf der Tanzfläche. Der Club hielt einiges an guten Liedern bereit und ich schloss die Augen und bewegte mich im Takt der Musik. Das waren die Momente, in denen ich alles um mich herum vergessen konnte. Tanzen gehörte zu den vielen Talenten, die mir zu eigen waren und denen ich bis zur totalen Erschöpfung frönen konnte, ohne, dass sie mir langweilig wurden. Nach einiger Zeit spürte ich schlanke Hände auf meinen Hüften und erahnte einen Körper hinter mir, der sich meinem Rhythmus anpasste. Ich hatte keine Ahnung, wer es war und es war mir auch völlig gleich. Ich gab mich weiterhin mit geschlossenen Augen den Beats hin und erfreute mich an der fremden Person hinter mir, die ein wahres Talent dafür hatte, sich meinen Bewegungen anzugleichen. Nach einem Lied wurde ich jedoch wieder durstig und wollte mich zu der Person umdrehen. Diese spürte allerdings meine Bewegungen und war in der Menge verschwunden, bevor ich sie sehen konnte. Sollte mir auch egal sein. So schnell es ging, bahnte ich mir einen Weg zur Bar und orderte für mich und meine Band je einen Shot Vodka und ein Bier. Nachdem ich an unseren Platz zurückgelangt war, mussten wir auch nicht mehr lange auf unsere Getränke warten. Von allen tönten erfreute Rufe, nur von einem nicht: Kame. Er murmelte etwas vor sich hin, was ich nicht verstehen konnte und so boxte ich Ueda leicht in die Rippen und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Grummeligen. „Er trinkt keinen Alkohol“, kam es als Erklärung. Ich zog ungläubig die Augenbrauen hoch und rutschte schnell zu unserem Aussätzigen durch. Das konnte ich so nicht durchgehen lassen! „Ich hab gehört, du willst nichts trinken?“, hakte ich zur Absicherung noch einmal nach. „Jepp“, kam es gelangweilt zurück. Mir war vorher noch gar nicht aufgefallen, dass er bislang nur Cola getrunken hatte. Ich hielt dies für ein Mixgetränk. „Warum nicht? wir sind doch zum feiern hier!“, wies ich ihn mal auf die Gegebenheiten hin. „Schmeckt mir halt nicht.“ Meine Fresse, hatte der einen Stock im Arsch oder warum war er so wortkarg? Vorhin war er auch noch nicht so gewesen. Und nur, weil wir Konkurrenten waren, hieß das ja noch lange nicht, dass wir uns anfeinden mussten. War schließlich auch nicht gut für das Bandklima und für die kommenden Bewertungen. Am Ende wurden wir beide wegen unprofessionellen Verhaltens rausgeschmissen. „Stell dich nicht so an“, bluffte ich nicht sehr einfühlsam. „Ich will aber nicht“, kam es fast schon zickig von ihm. „Bist du etwa eine Pussy?“, versuchte ich ihn aus der Reserve zu locken. „Mir egal, als was du mich bezeichnest. Das ändert nichts daran, dass ich keine Lust auf Alkohol habe.“ Der Kerl begann, mich zu nerven und das stachelte umso mehr meinen Ehrgeiz an. Ich hatte bisher noch jeden zum Trinken gebracht und ich würde ganz sicher nicht ausgerechnet an dem scheitern, der vorhatte, mir meinen Job zu klauen. „Du willst doch nicht allen Ernstes in ein paar Stunden nüchtern neben fünf total besoffenen Kerlen sitzen, oder?“ „Macht mir nix aus“, kam es lahm von ihm und mein geschultes Ohr merkte sofort, dass seine Selbstsicherheit zu bröckeln begann. „Ach komm schon, jetzt trink wenigstens den Shot mit mir, ich hab ihn extra für dich mit geholt.“ Wenn alles nichts mehr half, musste eben Einschleimen herhalten. Er warf mir einen misstrauischen Blick zu und ich lächelte ihn aufmunternd an, während ich das Glas zu ihm schob. Er kämpfte innerlich mit sich selbst, das sah ich ihm sofort an. Und ich wusste, dass ich gewonnen hatte. „Meinetwegen“, grummelte er, „aber nur das Eine!“ „Geht klar“, grinste ich zufrieden, prostete ihm zu und kippte mir den Shot hinter die Binde. Nach kurzem Zögern tat er es mir gleich und verzog angeekelt den Mund. „Und jetzt das Bier“, gluckste ich vergnügt. „Vergiss es“, kam es prompt, „das hier war schon abartig genug.“ „Deswegen sollst du ja das Bier trinken, das neutralisiert den Geschmack“, laberte ich überzeugt von dem Scheiß, den ich von mir gab. Wieder wurde ich skeptisch beäugt und ich wusste genau, was er sich gerade dachte. Dem Rivalen konnte man nicht trauen, aber Schwäche zu zeigen, war ebenso ein Genickbruch. Hach, wie ich es liebte, wenn meine Pläne aufgingen. Auffordernd hielt ich ihm mein Glas entgegen und er stieß ergeben mit mir an. Kame Sonnenstrahlen erhellten den Raum und bereiteten mir schon Kopfschmerzen, bevor ich überhaupt in der Lage war, meine verkrusteten Augen richtig zu öffnen. Meine Zunge fühlte sich an, als ob eine ganze Hamsterfamilie darauf eine wilde Party gefeiert hatte und in meinem Schädel brummte es vor sich hin. Ich traute mich gar nicht, meinen Körper auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Irgendetwas war komplett verkehrt an diesem Morgen. Also abgesehen davon, dass ich wohl den schlimmsten Kater seit meiner Jugend hatte. Ich wusste schon, warum ich von diesem Teufelszeug sonst die Finger ließ. Nicht, dass ich etwas gegen Alkohol hätte, eher im Gegenteil, aber ich vertrug den Mist einfach nicht und verlor meist völlig die Kontrolle über mich samt Gedächtnis. Wenn wir schon beim Thema waren: Meine Erinnerungen an gestern waren mehr als nur verschleiert. Dieser dumme Sack hatte mich zum Trinken überredet und dann? Ich hatte keinen blassen Schimmer. Hilfe! Still betete ich vor mich hin, dass ich ja keinen Unsinn angestellt hatte, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel, was hier gerade gewaltig schief lief. Es war hell. Verdammt hell! Es hatte nicht hell zu sein. Denn wenn es das wäre, hätte ich richtig fies verschlafen. Ruckartig fuhr ich hoch und bereute es gleich wieder. Mein Kopf brachte mich um. Blind tastete ich nach meiner Brille, um die Uhrzeit auf dem Wecker lesen zu können. Ich hasste es. Ohne das Ding oder Kontaktlinsen war ich völlig aufgeschmissen. Nur irgendwie nicht heute. Seltsam, ich erkannte auch ohne Sehhilfe meinen Wecker klar und deutlich. Hatte der Alkohol heilende Kräfte? Wohl eher nicht. Scheiße, ich Depp hatte auch noch vergessen, meine Kontaktlinsen herauszunehmen. Kein Wunder, dass ich meine Augen nicht richtig auf bekam und diese brannten wie Hölle. Wahrscheinlich sah ich schon aus wie ein Albino. Großes Kino! Nächster Schock: Die Uhrzeit! Ich hatte ganze 90 Minuten verpennt. Mehr oder weniger schnell schälte ich mich aus dem Bett und marschierte direkt ins Bad. Erste Tat: Zeug aus den Augen, dann drei Schmerztabletten, dann Dusche. Half wirklich alles, nur den Blick in den Spiegel hätte ich definitiv lassen sollen. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so scheiße ausgesehen zu haben. Zumindest würde mich heute so keiner auf der Straße erkennen. Man sollte ja an jeder Situation etwas Positives finden. Leider fielen mir sofort die überwiegend negativen Aspekte ein. Ein schwerwiegender war das heutige Fotoshooting. Das konnte ja was in meiner Verfassung werden. Irgendeine Zeitschrift wollte eine Fotostrecke über unseren kleinen Wettbewerb machen. Wie ich mich freute. So schnell, wie ich konnte, machte ich mich auf den Weg zu dem vereinbarten Ort - einem Studio mitten in der Stadt. Natürlich waren alle schon anwesend. Mit alle meinte ich neben dem Fotografen und dem Staff natürlich meinen neuen, besten Freund Jin, welcher mich fröhlich anstrahlte und dabei noch topfit aussah. Die Welt war ungerecht. Warum konnte er nicht genauso fertig sein wie ich? „Ganz schön spät dran“, kam nur der dumme Kommentar seinerseits, worauf ich ihm am liebsten meinen Mittelfinger entgegen gestreckt hätte. Stattdessen gab ich nur ein genervtes Knurren von mir. „Da hat einer aber gute Laune.“ Irgendwann würde ich diesen Kerl erwürgen, soviel stand definitiv fest. Zum Glück errettete mich die Visagistin, welche panisch auf mich zugerannt kam und mich kritisch musterte. „Ich brauche den Koffer für Härtefälle“, schrie sie mit ihrer schrillen Stimme über das ganz Set. Am liebsten wäre ich spontan im Boden versunken. Ging aber nicht, da ich schon direkt in die Maske verfrachtet wurde. Mein Rivale folgte mir natürlich und ließ sich in den nächsten Stuhl neben mir fallen. Eigentlich wüsste ich zu gerne, wie ich gestern heim gekommen war, aber ich wollte mir vor diesem Gockel ganz sicher nicht die Blöße geben. Irgendetwas Schlimmes konnte ich auch nicht angestellt haben, sonst hätte er mir das schon längst unter die Nase gerieben. Also hieß es Schweigen und dieses dämliche Grinsen ignorieren. Nach ungefähr einer halben Stunde war ich fertig gestylt und es ging direkt zu den Umkleiden. Da erwartete mich auch schon der nächste Schock. Statt tollen Kostümen hingen nur zwei Bademäntel vor den jeweils gekennzeichneten Türen. Meine Augenbraue zuckte ungläubig nach oben, während die Stylistin uns erklärte, das Magazin habe sich kurzfristig nach der gestrigen Sendung entschlossen, ein Bettshooting zu arrangieren. Ich glaube, mir kam mein nicht vorhandenes Frühstück hoch. Ich sollte mit dem in ein Bett? Halbnackt? Warum hatte der da oben nur was gegen mich? Ich brauchte etwas länger in meiner Umkleide, weil ich zunächst meine Nerven beruhigen musste, bevor ich mich in die Höhle des Löwen wagen konnte. HAHA, na das würde was werden. Ich hatte ja nichts dagegen, mich auszuziehen, aber heiße Spielchen in einem Bett, mit einem Kerl, der verdammt gut aussah, war dann doch für mich in Abstinenz lebendes, schwules Wesen nicht gerade leicht. Noch einmal tief durchatmend machte ich mich nun auf den Weg zum Set. Vor dem weißen Hintergrund war ein King-size Bett aufgebaut mit hunderten von Kissen und nur einer Decke! Na toll! Es wurde immer besser. Jin zog sich langsam den Bademantel aus und streckte sich ausgiebig. Ich hatte perfekte Sicht auf seine Rückseite, samt dem in doch sehr engen Shorts verpackten Arsch. Warum musste der Kerl so gut aussehen und solch eine Wirkung auf mich haben? Ich hasste ihn dafür nur noch mehr. Ich spürte deutlich, wie sich die Hitze in meinem Körper ausbreitete und sich in der Mitte sammelte. Oh nein, ich würde jetzt hier sicher nicht vor allen Menschen einen Ständer bekommen. Ruckartig drehte ich mich in eine andere Richtung und inspizierte interessiert die Flutscheinwerfer. „Kamenashi, kommst du?“, fragte der Fotograf freundlich und ließ mich erschrocken zusammenzucken. Wenn das hier so weiter ginge, kam ich tatsächlich noch. Aber das war sicher nicht das, was der Mann meinte. „Äh, einen Moment bitte noch. Ich muss mich erst...äh...ich meine, ich muss erst ein Gefühl für das Set bekommen“, stammelte ich verlegen und hoffte, dass sie mich in Ruhe lassen würden. Zwar hatte ich zum Glück eine weite Boxer bekommen, aber die versteckte mein Problem sicher auch nicht sonderlich gut. Der Fotograf zuckte nur mit den Schultern und murmelte etwas von „Einzelbilder zuerst“. Angestrengt versuchte ich, nie in die Richtung des Bettes zu schauen, wo sich Jin genüsslich drin wälzte und lasziv in die Kamera schaute. Wenn ich diesen Tag ohne peinliche Zwischenfälle überstehen würde, machte ich drei Kreuze im Kalender. Nach unendlich quälender Zeit ging es dann in die nächste Runde. Nervös trennte ich mich von dem Bademantel und flüchtete beinahe zu dem anderen unter die Decke. „Okay, näher zusammen“, schrie der Fotograf uns entgegen und sofort rückte Jin brav zu mir, während ich wie versteinert in diesem Bett lag. „Noch ein Stück und Akanishi, leg deinen Arm um ihn.“ Ich war tot. Das musste es sein. Tot und in der Hölle angelangt. Seine Haut war weich und warm. Ein verräterisches Kribbeln breitete sich überall in mir aus und ich musste mich verdammt zusammenreißen, meinem Fluchtreflex nicht nachzugeben. Ich war nur heilfroh, dass wir noch auf dem Bauch lagen. „Achte auf dein Gesicht, Kamenashi. Nicht so verkrampft.“ Der Kerl hatte gut reden. Der musste ja auch nicht gegen seine eigene Geilheit ankämpfen. „Ja, etwas mehr Ausdruck.“ Ich spürte schon den heißen Atem auf meiner Haut. Mein eigener ging nur noch mehr als zittrig, sodass ich Gott dankte, als das Bild im Kasten war. Leider dachte dieser Sklaventreiber von Fotomensch nicht einmal daran, einfach aufzuhören. „Okay, wir versuchen noch eine andere Pose. Akanishi auf den Rücken, Kamenashi seitlich über ihn.“ DAS war eine verdammt schlechte Idee, doch mein Betthäschen...äh Partner tat schon, wie ihm befohlen und schaute mich abwartend an. „Ich beiße nicht“, kam nur der blöde Kommentar von seiner Seite. Entweder ich zog das jetzt durch und hoffte, er bemerkte mein mittelgroßes Problem nicht oder ich kniff und machte mich zum Gespött der Leute. Die Augen zusammen gekniffen und angestrengt an die Socken meiner Großmutter denkend, legte mich auf meine vorgesehene Position. „Stinke ich oder warum siehst du so angewidert aus?“ Perplex über diesen Kommentar öffnete ich meine Glubscher und blickte direkt in ein paar braune unter mir. „Äh...nein“, war das Einzige, was ich über meine Lippen brachte. Scheiße, war das peinlich. Aber wie war das? Schlimmer geht’s immer, denn plötzlich schlich sich auf das Gesicht des Älteren ein fieses Grinsen. „Sag mal, hast du da was in deiner Shorts?“ Okay, ich war wahrscheinlich angelaufen wie eine überreife Tomate. Was sollte ich jetzt darauf sagen? Hey, ich kann dich nicht leiden, aber du machst mich scharf wie eine ganze Karnickelherde? „Hamster...äh...Socke!“, versuchte ich, schnell eine Ausrede zu finden und hätte mich selber für meine Wortwahl schlagen können. „Hamster–Socke?“, fragte Jin etwas ungläubig nach. „Ja, genau...ähm...Socken mit Hamstern drauf. Wirkt einfach mehr“, versuchte ich, so überzeugend wie möglich zu argumentieren, auch wenn ich mir damit ins eigene Fleisch schnitt. Lieber würde ich mir Gelächter über so eine Aktion anhören, als dass er die Wahrheit erfahren würde. Zum Glück kam der Herr nicht weiter dazu, nachzuhaken, da schon die Klicke der Kamera ertönten. Nach diesem Teil kam mein Einzelshooting. Das war wesentlich einfacher zu bewältigen, schon allein, weil sich mein neuer, bester Freund zum Umziehen verkrümelt hatte. Als der Fotograf endlich das Ende des Shootings verkündete, ließ ich nur noch frustriert mein Gesicht in das Kissen fallen und hoffte, mich damit ersticken zu können. Das wäre mal ein guter Abgang. TBC Kommentare? Kapitel 3: Crankos Fanaticus ---------------------------- Kapitel 3 Hallo ihr Lieben. Es geht weiter mit dem Schund :D Vielen Dank erneut an die beiden super Kommentarschreiber und wuhu, die ersten 10 auf der Favo - Liste *___* Wir hoffen, dass das nächste Kap euch weiterhin überzeugt. Viel Spaß *** Crankos Fanaticus Jin Hamstersocken? Ich glaube, ich hatte noch nie eine so saudämliche Ausrede für eine Erektion gehört. Während ich mich wieder umzog, fragte ich mich allerdings, warum dies der Fall gewesen war. Viele Optionen gab es da nicht. Für die Morgenlatte war er definitiv zu lange wach gewesen und von Nervosität verging es einem eher. Blieb eigentlich nur die Frage, auf wen er geil gewesen war. Die logische Schlussfolgerung verbot ich mir jedoch. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Es reichte völlig, dass die Stylistin ein Auge auf mich geworfen hatte. Es war ihr Glück, dass ich mich bereits vollständig angezogen hatte, als sie ohne Anzuklopfen meine Umkleide betrat, sonst hätte ich sie einen Kopf kürzer machen müssen. Ich konnte unhöfliche Menschen auf den Tod nicht ausstehen. „Hi“, fing sie an, loszusäuseln. „Hast du Lust, dich nachher mit mir zu treffen?“ „Nope.“ Wir kannten uns geschlagene 3 Stunden und seitdem ging sie mir auf die Nerven. Ich erkannte an ihrem Blick, worauf sie aus war: Auf Geld und Ruhm. Aber nicht mit mir. War ja schließlich nicht meine Schuld, dass sie einen Beruf erwählt hatte, wo man weder das eine noch das andere bekam. „Warum nicht?“ Sie versuchte mich am Gehen zu hindern, indem sie sich an meinem Arm festklammerte. „Weil ich dich gefühlte 5 Minuten kenne und weder Lust noch Zeit für ein Treffen habe.“ Während ich die Umkleide verließ, hing sie weiterhin an meinem Arm und ich schleifte sie quasi durch das Studio. Dass der Frau das nicht zu peinlich war, bestätigte mich nur in meinem Entschluss. „Du könntest doch wenigstens versuchen, mich kennen zu lernen“, quengelte sie und schaute mich herzerweichend an. Das zog jedoch nicht im geringsten bei mir. „Wie ich schon sagte, ich habe keine Zeit.“ Warum konnte die Tussi nicht endlich einsehen, dass ihre Bemühungen fruchtlos waren? Hatte die denn keine Arbeit zu erledigen? „Ich muss jetzt“, sagte ich schnell, riss mich los und folgte Kame in seine Umkleide. Das war meine Rettung! „Sorry“, meinte ich leicht schnaufend, nachdem ich die Tür hinter uns geschlossen hatte. „Aber du musst mich jetzt retten. Die Alte da draußen“, deutete ich mit meinem Daumen nach hinten, „raubt mir den letzten Nerv.“ „Aha“, kam es nur und er sah mich daraufhin stirnrunzelnd an. Kurz schaute ich auf seine Shorts um festzustellen, dass sich sein Problem wieder gelegt hatte. „Ich lade dich danach auch zum Mittagessen ein“, lächelte ich ihn gewinnend an. „Und was ist, wenn ich nicht will?“, fragte er mich und verschränkte die Arme vor der schmächtigen Hühnerbrust. „Kann ich ja allen erzählen, was es mit den Hamstern in deinen Shorts wirklich auf sich hat.“ Okay, ich war wirklich ein verdammt mieses Schwein, aber ich hatte da draußen den Teufel höchstpersönlich stehen, der nur darauf wartete, sich meiner zu bemächtigen. Kame klappte der Unterkiefer nach unten, bevor er sich wieder fing. „Dir wird deine überhebliche Art noch vergehen, wenn ich erst deinen Job habe.“ Kontern konnte der Kleine, das musste man ihm lassen. Diese ehrliche Art an ihm gefiel mir doch schon viel besser als die geheuchelte Höflichkeit zu Beginn. Ich musste also zu Kames Verwunderung nur noch breiter grinsen und meinte: „Komm, zieh dich schnell um, dann gehen wir was futtern.“ Scheinbar merkte mein Rivale, dass es keinen Sinn hatte, mit mir zu diskutieren und tat wie geheißen. „Dann darf ich wenigstens aussuchen, wo es hin geht“, stellte er die Bedingung klar und ich folgte ihm mit einem „Ja, Sir.“ Kame schleifte uns in ein gemütliches kleines Restaurant, wo uns vermutlich niemand erkennen würde. Ich setzte mich ihm gegenüber an einen Zweiertisch und grinste schon wieder schelmisch. Kein Plan warum, aber irgendwie brachten mich seine Gesichtsausdrücke immer zum schmunzeln. Süß war er ja und daher war es kein Wunder, dass die Manager wollten, dass er eine faire Chance hatte den Job doch letztlich zu bekommen. Mit seiner Art und seinem Aussehen war es ein leichtes für ihn, die Fangirlies zum Schreien zu bringen, während ich eher das ältere Publikum ab 18 anzog, was anscheinend nicht genug Geld einbrachte. Genau das war der Aspekt an meinem Beruf, den ich wirklich zum Kotzen fand. Es ging immer nur um Geld, Geld, Geld. Die dunklen Gedanken unterdrückend nahm ich die Speisekarte in die Hand und entschied mich für Spaghetti Carbonara und Cola. Nachdem die Kellnerin unsere Bestellung aufgenommen hatte, sagte ich gerade heraus: „Sorry für gestern. Ich wollte dich nicht zum Saufen zwingen. Wenn ich gewusst hätte, wie das endet, hätte ich es gelassen.“ Kame sah mich daraufhin mit weit aufgerissenen Augen an und ich hatte den Eindruck, dass er nicht mehr so recht wusste, was gestern noch alles gelaufen war. „Keine Sorge, ist nicht viel passiert“, meinte ich abwinkend, „du warst nur ziemlich schnell dicht, sodass dich Koki heim gebracht hat.“ Ich sah meinem Gegenüber an, dass er sich unwohl fühlte. War ja auch kein Wunder. Erst die Sache mit dem Saufabend, dann das zu spät kommen und letztlich die Sache unter der Bettdecke. An seiner Stelle wäre ich wohl schon schreiend davon gerannt. Für seine Beherrschung musste man ihn wirklich loben. Und irgendwie fing ich an, ihn zu mögen, was gar nicht gut war, da er schließlich meinen Platz einnehmen wollte. „Was steht eigentlich als nächstes auf dem Plan zwecks Cartoon?“ Das war ein Thema, über das Kame bereitwillig diskutieren konnte und die leuchtenden Augen, die er dabei hatte, als er von unserem Job sprach, ließen mich einmal mehr klar werden, dass er bis aufs Messer kämpfen würde. Auch während des Essens hörten wir nicht auf zu reden, was erstaunlich gut zwischen den Nudeln funktionierte. Ich war schon immer eine Labertasche gewesen und Kame gehörte wohl auch zu der Sorte Mensch. Unser Gespräch lief hervorragend, solange wir über die Arbeit sprachen, was allerdings ziemlich eigenartig war, wenn man bedachte, dass wir vorhatten, uns in der Hinsicht auszustechen. Auf persönlicher Ebene lief jedoch nichts, was ich einerseits schade fand, andererseits aber auch besser so war. Wir durften uns unter keinen Umständen anfreunden und nach dieser Erkenntnis fragte ich mich, was wir hier eigentlich taten. Als wir fertig mit Speisen waren, kam sofort die Kellnerin angerannt und räumte unsere Tische ab, während sie sich auffällig tief über den Tisch beugte und mir damit Blick auf ihr Dekolleté gewährte. Vorhin war der oberste Knopf ihrer Bluse aber noch geschlossen gewesen. „Kann ich euch noch etwas bringen?“, fragte sie liebreizend und schaute dabei nur mich an. „Die Rechnung“, kam es leicht knurrend von Kame. Na nu, war er etwa eifersüchtig? War ja zu niedlich, wie er das Mädel mit seinem Blick zu erdolchen versuchte. Die bekam davon jedoch nichts mit, weil sie mich immer noch abwartend ansah. So eine Dummtrine. „Es bleibt bei der Rechnung“, stimmte ich daher meinem Kollegen, oder Konkurrenz oder was auch immer wir so richtig waren, zu. Als wir wieder draußen waren, streckte ich mich leicht und reckte mein Gesicht mit geschlossenen Augen der Sonne entgegen. Es war Frühling und roch auch überall danach, herrlich. „Das Wetter ist einfach toll, oder?“, huldigte ich damit den milden Temperaturen, erntete von Kame aber nur ein irritiertes „Hm.“ Oh man, mit dem Kerl war es wirklich nicht leicht, zu reden. „Bist du immer noch sauer wegen gestern?“, fragte ich ihn daher direkt. Er sah mich nur sprachlos an, aber bevor er sich irgendeine Antwort zurecht legen konnte, bimmelte mein Handy und ich ging mit einer kurzen Entschuldigung ran. Am Telefon war mein Kumpel, der meine Wohnung so vermüllt hatte und fragte mich nach einem Treffen, weil er Beistand brauchte, da er Ärger mit seiner Alten hatte. „'Tschuldige“, meinte ich an Kame gewandt, nachdem ich aufgelegt hatte, „ich muss jetzt los, mein Kumpel hat Stress. Wir sehen uns.“ Zum Abschied zog ich ihn noch in eine kurze Umarmung, in der er sich leicht versteifte und stürmte von dannen. Sorry Kame, aber mein Freund in Not hatte Priorität. Kame Ich war, um es einfach auszudrücken, verwirrt. Und geil! Geil und verwirrt. Keine gute Mischung. Ich konnte Jin beim Essen nur anstarren und mir vorstellen, wie er mich so richtig hart ran nimmt. Ich war eindeutig geistesgestört und partiell hochgradig sexuell stimuliert. Was tat Mann da also: Heim fahren und sich erst einmal auf seinen Erzfeind einen runterholen. Ich war so etwas von erbärmlich, aber was sollte man auch nach 8 Monaten der Abstinenz erwarten? Ich hasste ihn für seine Wirkung auf mich nur noch mehr. Die Tage vergingen immer gleich: Dreh, Shooting, Interviews und dieser dumme Affe war jedes Mal so was von scheiß freundlich zu mir, dass ich ihn am liebsten umgebracht hätte. Warum konnte er mich nicht genauso verachten, wie ich ihn? Etwas musste ich diesem Kerl auch noch zugestehen: Er war gut, verdammt gut sogar. Beim Vokaltraining brillierte er mit Abstand als Bester. Da sah meine Stimme dagegen schon recht mau aus. Vor der Kamera sah er aus wie ein Gott und nun musste ich auch noch feststellen, dass er sich auch wie einer bewegen konnte. Die Welt war einfach nur ungerecht. Ich war ja kein schlechter Tänzer, aber HipHop Einlagen sahen bei meiner Statur doch eher lächerlich als gut aus. Das war bei ihm genau das Gegenteil. Meine Gewissheit über den Sieg verschwand immer mehr. Noch führte ich bei den derzeitigen Abstimmungen, trotzdem holte Herr Akanishi immer weiter auf. Ich erkannte mehr und mehr den Ernst der Lage. Ich würde mir etwas einfallen lassen müssen, um nicht doch als Verlierer heimkehren zu müssen. Aber was? In einer Sache war ich definitiv immer noch ungeschlagener Meister. Unsere Show war ein großer Erfolg und ich war daran nicht ganz unbeteiligt. Als Entertainer lag ich vorn, bei dem Rest hatte ich das Gefühl, kläglich zu versagen. Was vielleicht auch daran lag, dass ich mich auf nichts mehr konzentrieren konnte. Im Handgelenk hatte ich schon Muskelkater und trotzdem war ich alles andere als entspannt. Ich stand in der hinteren Ecke während des Choreographie-Trainings und hatte perfekte Sicht auf das Hinterteil meines Rivalen, welches im Takt immer einladend hin und her schwang. Ich ging kaputt! „Kame, konzentriere dich auf die Schritte“, schrie mich unser Trainer laut an, weil er gegen die Musik ankämpfen musste. Der hatte gut reden. Mein Blick fiel in den Spiegel vor uns und traf direkt auf den von Jin. Ach du Scheiße, ich hatte die Glaswand völlig ausgeblendet. Hoffentlich hatte der Depp nicht bemerkt, dass ich ihm die ganze Zeit auf seinen Arsch gegafft hatte. Tief durchatmend versuchte ich mein letztes Stück Hirn zusammenzukratzen und mich auf diese dumme Schrittfolge zu konzentrieren. Diesmal war es auch nicht ich, der die Proben störte, sondern Mr. Perfect höchstpersönlich. „Jin, dein Handy klingelt in einer Tour. Scheint was wichtiges zu sein“, meinte irgendein unwichtiger Mensch, welcher gerade aus der Umkleide stürmte. Angesprochener Affe entschuldigte sich sogleich brav und entschwand in die benannten Räumlichkeiten, während wir anderen Pause machten. Die Temperatur sank sofort um gefühlte 50°, jetzt da die Person, welche mir das Leben so schwer machte, den Raum verlassen hatte und ich war verdammt froh mal eine ruhige akanishi-freie Minute genießen zu dürfen. Leider dauerte mein Glück nicht lange an. „Hier, bringst du Jin was zu trinken?“, fragte mich Koki frech grinsend und hielt mir eine kalte Dose von irgendeinem Joghurtgesöff entgegen. „Warum gehst du nicht selber?“, fragte ich demonstrativ nach, aber anstatt einer Antwort hatte ich schon diese dumme Dose in der Hand und mein Kollege verflüchtigte sich schnellstens. Wieso hatten sich nur in letzter Zeit alle gegen mich verschworen? Schnaufend stapfte ich daher in Richtung Umkleiden, öffnete die Tür und schon drang seine melodische Stimme an mein Ohr. „Ich weiß, dass es dir scheiße geht, aber ich weiß doch auch nicht, wo wir hingehen sollen.“ Es war unhöflich zu lauschen, das war mir klar, aber ich wollte ihn und seinen Telefonpartner nicht unbedingt in ihrer Diskussion unterbrechen. „Mir klar, aber ich hab keine Kontakte mehr zu den Clubs.“ Tja, das kam davon, wenn man einen auf Akademiker machen muss. Ich fragte mich bis heute, wie man nur so dämlich sein konnte, alles zu gefährden, nur um für ein paar Monate „Sprachtraining“ zu erhalten. Als ob das nicht auch hier ginge. „Kyo~“, seufzte Jin halb verzweifelt in sein Telefon, raufte sich die Haare und mir fiel die Kinnlade nach unten. KYO? DER KYO? Nee, es gab zu viele, die sich so nannten. „Warum lässt du nicht deine Kontakte spielen? Wer von uns beiden ist hier der Rockstar?“ Ich ging echt krachen. Es war der Kyo. Okay, ganz ruhig. Ich musste atmen und vor allem klar denken. Ich würde mich nicht als Fan bezeichnen, okay vielleicht doch, aber dieser Mann war einfach Sex pur. Mal ehrlich, die Stimme, wenn er nicht gerade eine sterbende Katze imitieren musste, war ja mal aus der professionellen Sicht der Hammer, ganz zu schweigen von seinem Äußeren, was mir früher die eine oder andere schöne Fantasie beschert hatte. Ja, ich Boybandfutzi stand auf solche Musik. Das wusste auch nicht jeder. Herr Akanishi kannte ihn also. Endlich war der Mensch mal für etwas gut. Die beiden stritten immer noch um irgendwelche Clubs, als ich mich endlich räusperte und Jin sich erschrocken umdrehte. „Was?“, maulte dieser mich irgendwie gereizt an. Da wollte man einmal nett sein und das war der Dank dafür. „Ich bring dir nur etwas zu trinken“, antwortete ich freundlich und drückte ihm die kühle Dose in die Hand. „Und wenn ihr eine Reservierung braucht, nett fragen würde reichen“, grinste ich mein verdutztes Gegenüber an, machte kehrt und verließ die stinkenden Umkleiden. Der Köder war gelegt und wie ich vermutet hatte, steckte mein Rivale nur Augenblicke später den Kopf durch die geöffnete Tür und rief mir ein „warte mal“ hinterher. Ha, Kame war wieder an Bord und wenn ich jetzt nichts verkehrt machte, würde ich demnächst auf den Sänger einer meiner absoluten Lieblingsbands treffen. Ich blieb natürlich stehen und wartete bis mein für heute bester Freund zu mir aufgeschlossen hatte. „Kannst du was bei Club XY drehen?“, fragte dieser mit einem Blick, welcher mich gleich wieder scharf wie eine Pfeffermühle machte. Wusste dieser Kerl eigentlich, was er anderen schwulen Mitmenschen damit antat? „Ja klar, kein Ding. Unter einer Bedingung.“ „Welcher?“ „Ich darf mitkommen.“ Damit hatte mein Gegenüber nicht gerechnet, denn dieser schaute mich an, als ob ich mich in den Teufel persönlich verwandelt hätte. „Äh o-okay“, kam es daher nur strauchelnd und ich musste mir innerlich gratulieren. So machte ich mich also motiviert und mit einem atomaren Grinsen auf zu restlichen Probe. Das würde ein toller Abend werden, solange ich die Hände von dem Alkohol lies. TBC Nun wird auch langsam verständlich, warum die FF zusätzlich bei Dir en Grey eingeordnet ist :D und keine Angst, der Rest der Band taucht auch irgendwann auf Kommentare? Kapitel 4: Und am Anfang war die Vodka - Cola --------------------------------------------- Kapitel 4 Und wieder ist es soweit :D Diesmal gibt es auch ein wenig mehr von Kyo ^^ Vielen Dank an Bineinschatz und Kamenashi_Kazuya für die super Kommentare Viel Spaß mit dem Kapitel *** Und am Anfang war die Vodka - Cola Jin Meine Fresse, nichts gegen meinen besten Kumpel, aber er konnte verdammt anstrengend sein, vor allem, wenn er etwas von mir wollte. Scheinbar hatte er völlig vergessen, dass er meine Bude ruiniert hatte und damit eigentlich bis in alle Ewigkeiten auf Knien vor mir rutschen müsste. Erst hatte er mich stundenlang damit genervt, dass ich ihm Tipps geben sollte, um seine verkorkste Beziehung zu retten und jetzt sollte ich für die Trauerfeier einer letztlich gescheiterten Beziehung zuständig sein, als ob ich Schuld an allem wäre! Aber was tat man nicht alles, um dem Kumpel in Not zu helfen. Man ließ sich sogar darauf ein, den Rivalen um Hilfe zu bitten. Dass er jedoch von sich aus Beistand leisten wollte, irritierte mich zusehends. Es war das erste Mal, dass er freiwillig etwas anbot. Das musste irgendeinen Hintergedanken beinhalten. Im Moment war mir das jedoch herzlich egal, da ich Kyo durch Kames Vorschlag mehr als nur besänftigt hatte – er freute sich ein Loch ins Knie. Entnervt legte ich auf und begab mich zurück zu unserem Training. Noch ein paar Stunden schwitzen und seltendämliche Tänze einstudieren und ich würde auf meine Art im Club weiter machen. Denn ich hatte heute vor, endlich mal wieder etwas Druck abzulassen. Scheiß auf meine Prinzipien. Seit ich wieder im Geschäft war, hatte ich mehr Angebote denn je erhalten und die Weiber rissen sich förmlich um mich. Da würde ich mir in einem gottverdammten Club, in dem vorrangig geile Weiber unterwegs waren, ja wohl ein nettes Mädel aussuchen können. Und wer weiß, mit etwas Glück würde sogar mehr daraus entstehen. Mit diesen und ähnlichen Gedanken verabschiedete ich mich von meinen Kollegen. Mit Kame hatte ich bereits ausgemacht, ihn mit Kyos Auto abzuholen, was beinahe in einem Freudentanz seinerseits geendet hätte. Den sollte noch mal jemand verstehen. Frisch geduscht, gestylt (ich trug eine helle, locker sitzende Jeans, die an den Knien Löcher aufwies und ein ärmelloses weißes Hemd) und parfümiert war ich bereit für den Abend und die willigen Weiber. Und wären sie nicht willig, so gebrauche ich Alkohol. Mit diesem Leitspruch begab ich mich nach unten, wo Kyo schon auf mich wartete. Ich hopste in seinen Schlitten und wurde sogleich für meine tolle Frisur belobigt. Ich hatte meine aufgehellten Haare diesmal nicht geglättet, wie es mir meistens aufgezwungen wurde, sondern trug sie leicht gelockt und wuschelig. Schließlich war mir bewusst, dass ich damit noch mehr Frauen wie einen Magneten anzog. Kyo selbst hatte sich allerdings auch herausgeputzt. Er trug recht enganliegende Kleidung und wie so oft ganz in schwarz, was einen lustigen Kontrast zu mir ergab. Die einzige Gemeinsamkeit mit mir wies er mit seiner Wuschelmähne auf. Ganz offensichtlich war er auch auf Weiberfang aus, was mir nur recht war. Ich hatte nämlich Null Lust, einen Trauerklos mit mir herumzuschleppen. Schnell teilte ich ihm noch mit, wo wir meinen Bandkollegen abholen mussten. Immerhin war der ja dafür verantwortlich, dass wir überhaupt Zutritt zu der Location erhielten. Als besagter, wichtiger Mensch in unser Auto stieg, ploppten ihm bald die Augen raus bei Kyos Anblick und mir kam der Gedanke, dass er nicht nur geil auf mich war, sondern generell auf die männliche Spezies stand. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und verfolgte amüsiert Kames Sprechversuchen, wobei er anscheinend vorhatte, sich Kyo vorzustellen. Eigentlich war ich ja schon ziemlich mies, dass ich nicht diesen Part übernahm. Aber der Anblick eines unbeholfenen und verschüchterten Kames ließ mich meinen Anstand über Bord werfen. Nach einiger Zeit hatten die Zwei auch die nötigen Floskeln hinter sich gebracht und ich erntete noch einen leicht entgeisterten Blick von meinem Kumpel, bevor er uns zum Club fuhr. Dort angekommen sprangen uns schon die ersten wollüstigen Weiber an, die wir uns nur mit Mühe vom Halse halten konnten. Ich würde doch ganz gerne erst einmal im Inneren des Gebäudes ankommen, bevor ich eine Nummer schob, also wirklich. Manche hatten echt kein Benehmen beigebracht bekommen. Zum Glück lotste uns Kame seiner Connections sei Dank in die VIP Lounge, wo wir einen guten Überblick über die Tanzfläche hatten und uns sogar die Getränke gebracht wurden. Wir mussten uns also nicht wie der gemeine Pöbel zur Bar drängeln, dort stundenlang anstehen und uns den hart ergatterten Drink vom nächstbesten Idioten anrempelnd verschütten lassen. Es hatte durchaus Vorteile ein Star zu sein. Unser Kellner für den heutigen Abend kam sogleich herbeigeeilt und fragte uns nach unseren Wünschen. Kyo bestellte ein Bier und Tequila, eine gute Grundlage, wie ich fand. Daher orderte ich dasselbe. Von Kame hörten wir nur ein „Cola“. Entsetzt blickte Kyo ihn daraufhin an. „Das ganze nimmst du doch hoffentlich im Zusammenhang mit Vodka?!“ Ich wollte schon beschwichtigend auf ihn einreden und kratzte mir schnell eine plausible Ausrede für Kame a lá „er ist auf Antibiotika“ zusammen, als Kame selbst einlenkte und dem Kellner unmissverständlich zu verstehen gab, dass er Vodka-Cola gemeint hatte. Was zum Teufel? Ich warf einen prüfenden Seitenblick auf meinen Kollegen, der mich jedoch nicht eines Blickes würdigte, sondern nur auf Kyo stierte. Wollte er ihn etwa beeindrucken? Wenn ja, würde das wohl nicht lange gut gehen, weil er nach spätestens zwei Gläsern auf dem Boden rumrobben würde. Aber bitte, er war schließlich volljährig und musste selbst wissen, was er tat. „Wie habt ihr beiden euch eigentlich kennen gelernt?“, fragte Kame plötzlich ganz unverblümt Kyo. So langsam glaubte ich wirklich, dass er auf ihn stand. Schon allein, wie er sich heute herausgeputzt hatte. Zerrissene Jeans mit Nietengürtel und daran befestigter Kette, kariertes Hemd und eine bis zum get no gestylte Frisur. Die mit Nieten besetzte Lederjacke hatte er bereits an der Garderobe abgegeben. War vielleicht seine Vorstellung davon, wie man einen Rockstar beeindruckte oder so. Nur würde er bei meinem Kumpel auf Granit beißen, da dieser so hetero war, wie man es nur sein konnte. Sollte ich dem sabbernden Tropf neben mir eventuell mitteilen. „Ich hab Jin vollgekotzt“, grinste Kyo bei der Erinnerung daran zurück und auch ich musste lächeln. Kame schien sichtlich verwirrt zu sein, weswegen ich fortfuhr: „Ich kam gerade von den Toiletten und Kyo war auf dem Weg dahin und ich rempelte ihn an, weswegen er es wohl nicht mehr drin behalten konnte. Er half mir dann beim Auswaschen meiner Klamotten und da haben wir uns angefreundet.“ „Zum Glück“, meinte Kyo und prostete mir zu, nachdem unsere Getränke im Eilexpress angekommen waren. Mein Kumpel und ich schütteten uns unsere Drinks regelrecht in den Rachen, während Kame nur an seinem Glas nippte. Braves Kind. War auch eindeutig besser für ihn, denn ich hatte keine Lust, ihn dieses Mal heim zu schleppen. Die Minuten vergingen, die Gläser leerten sich und Kames Wissen über Kyo erweiterte sich stetig, weil er ihn regelrecht ausquetschte und Kyo auch bereitwillig erzählte. Der war wahrscheinlich froh, Ablenkung egal welcher Art zu erhalten und scheinbar genoss er es auch, so angehimmelt zu werden. Ich kam mir reichlich überflüssig vor und beschloss, mich tanzend zu vergnügen, nachdem ich ausgetrunken hatte. Alles lief wie am Schnürchen. Es dauerte nicht lange, bis ich von einer Traube hübscher Mädels umringt war, die sich regelrecht um mich rissen, als wäre ich ein Preis, den es zu gewinnen galt. Ich hatte meinen Spaß, zumindest solange, bis Kyo auf der Bildfläche erschien. Danach wurde ich in einer Staubwolke allein zurückgelassen. Was ging ab? Der war viel kleiner und viel älter als ich und von weitem hätte man vermuten können, dass er eine Frau ist. Wieso zur Hölle fuhren die Tussen alle auf ihn ab und auf mich gar keine?? Wo war mein verfickter Charme geblieben? Die ganze Zeit war ich von Weibern umlagert, wo ich keinen Bock drauf hatte und jetzt, wo ich wollte, hatten die keine Lust mehr oder was? Frustriert stapfte ich zurück zu unserem Tisch und ließ mich mit einem Knurren auf der Couch nieder. Neben mir saß ein recht beschwipster Kame. War ja klar gewesen, dass er nach den angekündigten zwei Gläsern rotzendicht sein würde. Scheinbar hatte er sich aus Nervosität gleich zwei Vodka-Cola reingepfiffen oder Kyo hatte ihn überredet. Würde mich nicht wundern, das machte er nämlich gerne, wenn er merkte, dass jemand nichts vertrug. Jedenfalls standen zwei leere Longdrinkgläser vor einem schief sitzenden Kame. „Was'n los mit dir?“, lallte es mir entgegen. „Ich hasse Weiber“, zischte ich angepisst. Und das tat ich im Grunde schon seit geraumer Zeit. Wenn denn mal eine auf mich stand, war die Ursache dafür nicht meine Person, sondern nur mein Starstatus. „Ich auch“, kam es bestätigend von Kame. Kame Ich wusste, mir liefen die Sabberfäden wie Sturzbäche herab, aber war das bei diesem Anblick denn ein Wunder? Kyo war genau so, wie ich ihn mir immer vorgestellt hatte: Durchtrainiert, gut aussehend, selbstbewusst und mit einer Ausstrahlung gesegnet, bei welcher es einem schwer fiel, ihn nicht anzuflehen, dass er gefälligst über einen herfallen sollte. Dies würde er wohl leider nur nicht tun, da einem das Wort hetero förmlich entgegen stach. Schade eigentlich, der Mann wusste ja nicht, was ihm da alles entging. Egal, mit solchen unwichtigen Details würde ich mir diesen Abend ganz sicher nicht verderben lassen. Wann hatte man schon einmal die Chance, einen seiner Lieblingssänger so hautnah zu erleben? Während ich also damit beschäftigt war, den Blonden durch meine Herzchenaugen anzuschmachten, merkte ich gar nicht, dass Jin sich verdünnisierte und mein Drink sich dem Ende neigte, da ich wohl unbewusst immer mal wieder am Strohhalm genuckelt haben muss. Ich hätte ja gerne an etwas anderem genuckelt, aber man konnte halt nicht alles haben. „Noch einen?“, fragte mich mein Gegenüber freundlich, sodass ich mich stark zurückhalten musste, nicht gleich laut „Ja“ zu schreien, denn ich merkte schon die leichte Wirkung, welche der Vodka-Cola auf meinen Körper hatte. Ich konnte nur froh sein, dass die Mischungen in diesem Club echt was für Mädchen waren. „Ich weiß nicht. Ich glaube, ich nehme erst einmal was normales. Der Abend ist ja noch lang und von daher lass ich es langsam angehen“, versuchte ich so cool, wie nur möglich rüber zubringen. Kyo grinste weiterhin nur überlegen und jetzt wusste ich genau, von wem sich das Jin abgeschaut hatte. „Du kannst mich doch nicht alleine trinken lassen. Nur noch einen. Danach kannst du immer noch einen Gang runter schalten.“ Wo er recht hatte. Was sollte schon geschehen, außer dass ich mich noch zum Gespött des Abends machte, was ich wahrscheinlich sowieso schon tat. Ich unterhielt mich noch eine Weile mit Kyo über Gott und die Welt, ihre neuen Songs und die anstehende Tournee. Ich fürchte, dem Sänger ist es auch nicht entgangen, dass ich ihrer Musik nicht abgeneigt gegenüberstand, denn er versicherte mir, dass ein signiertes Exemplar für mich reserviert war, sobald die neue Platte draußen war. Damit machte er mein kleines Fanherz sehr, sehr glücklich. Ich hätte noch Stunden mit ihm quatschen können, aber leider war der Ältere dafür ja nicht hier. „Tja, ich geh mir dann mal ein nettes Mädchen für heute Nacht suchen. Solltest du vielleicht auch. Du siehst aus, als hättest du es nötig“, grinste der Blonde mich nur wissend an und verschwand. Wenn der wüsste, wie nötig ich es wirklich hatte, aber ganz sicher nicht mit einer dieser leicht bekleideten, vollgedröhnten Tussen, aber auf so eine Idee kamen Heterokerle leider nicht von alleine. Aus Frust, dass ich hier jetzt alleine sitzen durfte, während sich die geballte Männlichkeit unten vergnügte, kippte ich mein zweites Glas einfach hinter. War keine gute Idee, aber besser als sich zu bemitleiden. Hätte ich gewusste, dass Kyo nur mit Jin abklatscht, hätte ich es doch besser gelassen, denn meine Zunge fühlte sich schon seltsam taub an. Irgendwie sah das arme Äffchen auch gar nicht mehr so gut gelaunt aus. „Was'n los mit dir?“, versuchte ich so geradeaus wie möglich zu fragen. „Ich hasse Weiber“, war seine Antwort. Ja, das konnte ich gut nachvollziehen, was ich ihm dann auch gleich mitteilte und mich mehr oder weniger gerade hinsetzte. Man eh, ich sollte wirklich die Finger von diesem Dreckszeug lassen. „Ist mir auch schon aufgefallen“, faselte mein Bandkollege irgendetwas und ich hatte bei meinen Sitzversuchen den Faden verloren. „Hä“, machte ich daher wenig schlau und wurde gleich darauf von ihm ausgelacht. Na danke auch. Wer hatte denn hier wen in diesen Drecksclub hineingebracht? „Na, dass du es nicht so mit Frauen hast.“ Ach du kacke! War das so offensichtlich? Eine Ausrede musste her, aber schnell. Nicht, dass ich mich hier noch unabsichtlich vor meinem Erzfeind outen würde. Das durfte nicht geschehen. „Ich hab's mit Weibern, echt. Nur die nicht mit mir. Besser gesagt, die Altersgruppe, welche auf mich abfährt, darf hier noch nicht rein und ich würde mich bei irgendwelchen Aktionen strafbar machen.“ Okay, es war ein Versuch die Sache zu erklären. Scheinbar schluckte mein Gegenüber meine Begründung, da er einfach nur mit den Schultern zuckte und sich zurück lehnte. Was mich irritierte, war eher, dass er mich immer noch so seltsam musterte. Irgendwie hatte ich bei diesem Blick direkt Lust die Flucht zu ergreifen, oder Jin hier auf dem Tisch zu vögeln, je nachdem. „Danke nochmal, dass du uns hier rein gebracht hast.“ Äh, ich glaubte mich verhört zu haben. Irgendwas war doch mit dem Kerl nicht ganz richtig. Warum war der so nett? Ich begriff es einfach nicht. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich mir das Leben zu Hölle gemacht. „Kein Ding.“ „Du solltest dringend was für deine Trinkfestigkeit tun, denn ich werde wohl öfter auf deine Hilfe zurückgreifen müssen, bis ich mich hier wieder zurechtgefunden habe.“ Sein kleines, schiefes Grinsen machte mich ganz wuschig. Warum konnte ich ihm nicht einfach vor den Latz knallen, dass ich meine Freizeit nicht mit dem Menschen verbringen wollte, der mir meine Zukunft zerstörte? Ganz einfach, weil ich im Grunde seit langem nicht mehr so viel Spaß hatte, wie in den letzten Tagen. Aufgrund irgendeines kurzzeitigen Vakuums in meinem Hirn willigte ich auch noch in sein Training ein. Das konnte ja was werden. Mir wurde ja noch nicht einmal eine Schonfrist gewährt. „Du hast doch nichts dagegen, dass wir gleich anfangen. Ich hab Frust“, seufzte mein Kollege und orderte schon den Kellner in unsere Richtung. „Du weißt, dass ich nicht lange durchhalten werde“, wies ich ihn netter Weise auf den Umstand meiner Nichtverträglichkeit hin und versuchte nicht an den Kater zu denken, welcher wohl oder übel morgen wieder auf mich warten würde. „Ich schaff dich auch heim.“ Damit ging mein Untergang los, denn wenn Jin Training meinte, fing der nicht bei den kleinen Sachen an. Es folgte Tequila, dann Vodka pur, über Schnäpse deren Namen ich nicht aussprechen konnte und am Ende waren wir bei Absinth angelangt, wo mein Verstand dann vollkommen aussetzte. Davor war es in meiner schemenhaften Erinnerung ein netter Abend geworden. Von Kyo fehlte jede Spur, aber ich hatte guten Ersatz. Wir verstanden uns gut, zu gut. Der nächste Morgen. Mir war nach kotzen. Ich fürchtete aber, das hatte ich definitiv schon hinter mich gebracht. Zumindest bildete ich mir dies in den lückenhaften Wissensbeständen des gestrigen Abends ein. Wieder einmal traute ich mich nicht, die Augen zu öffnen, noch mich zu bewegen. Die Schmerzen in meinem Schädel spürte ich auch so. Der Geruch von Kaffee stieg mir in die Nase. Oh ja, Kaffee wäre jetzt genau das, was ich bräuchte, direkt nach einer Familienpackung Aspirin. Dazu müsste ich nur erst einmal aufstehen, was wirklich keine sehr gute Idee war. Vielleicht sollte ich mich krank melden. „Aufstehen Prinzessin“, rief mich eine Stimme, die mir irgendwoher bekannt vor kam. Mir fiel nur einfach kein Name dazu ein. „Will nicht“, nuschelte ich daher in mein Kissen und stutzte plötzlich. Moment! Warum redete irgendetwas in meiner Wohnung mit mir? Warum roch es nach Kaffee? Schnell öffnete ich meine Augen und versuchte so schmerzfrei wie möglich mein Gesicht in Richtung der Stimme zu drehen, wo mir ein grinsender Jin eine Tasse mit dampfenden Inhalt entgegen hielt. „Wuah“, entkam mir nur ein Urschrei bei diesem Anblick. Panisch schaute ich zuerst unter die Decke. Okay, ich war angezogen und er ebenfalls. Ein gutes Zeichen. Das war auch definitiv meine Wohnung, also was machte der hier? DER lachte sich erst einmal über meine Reaktion schlapp und stellte die Tasse auf dem Nachtisch ab. „Keine Panik. Ich hab gestern nur deine Couch zum schlafen missbraucht“, grinste Affe mich an und verschwand auch schon wieder in Richtung Küche. Irgendwann schaffte ich es auch, mich aufzurobben und mit Kaffee bewaffnet in die Küche vorzudringen, wo Herr Akanishi bereits sein Toast in sich hinein stopfte. Bäh, allein bei dem Anblick wurde mir wieder schlecht. „Hast ganz schön was ausgehalten gestern. Hätte ich nicht gedacht.“ Wenn das ein Lob war, konnte der es sich sonst wo hin schieben. Mir ging es dreckig. Ich wollte gar nicht mehr an gestern denken. „Ich weiß nichts mehr“, jammerte ich leise und ließ mich auf einen meiner Stühle nieder. Ich wusste auch nicht, ob ich wirklich wissen wollte, was passiert war, aber immerhin hatte Jin sein Versprechen gehalten und mich heim gebracht. Nur warum war er hier? TBC Kommentare? Kritik? Kapitel 5: Gefühlsstrudelboot ----------------------------- Kapitel 5 Hallo ihr Lieben. Da sind wir auch schon wieder. Zuerst gilt unser Dank natürlich den lieben Kommischreibern: Kamenashi_Kazuya, Bineinschatz, Yukiko-89 Wir hoffen eure Erwartungen auch weiterhin erfüllen zu können ^^ Viel Spaß mit dem 5. Kapitel *** Gefühlsstrudelboot Jin Entgegen meiner Befürchtung wurde es doch noch ein lustiger Abend. Wenn die Weiber keinen Bock auf mich hatten, waren sie selbst schuld. Ich konnte mich genau so gut mit meinem Rivalen amüsieren, das schaffte wahrlich nicht jeder. Der Kleine war aber auch zu putzig, wenn er erst einmal betrunken war. Dann fing er an, dumme Witze ohne Unterlass zu reißen und wir hatten uns hervorragend über die Partygesellschaft lustig gemacht. Mittlerweile hatte ich den Deppen richtig gern und genau da lag das Problem. Ich konnte niemanden ausstechen, den ich mochte. Irgendwie musste es doch eine Möglichkeit geben, dem Management ein Schnippchen zu schlagen, sodass wir beide in der Band bleiben konnten. Ich verstand auch immer noch nicht, was dagegen sprach, zwei Quotenschlampen aufzuweisen. Nur weil es nicht dem gängigen Prinzip entsprach? Diese scheiß engstirnigen Vollidioten, die vom gewohnten Muster niemals abweichen würden, waren einer der Gründe, warum ich dringend mal für ein halbes Jahr raus aus Japan musste. Kame schien leider auch nicht der Typ zu sein, der gegen die Regeln spielte. Aber das würde ich ihm schon noch beibringen. Momentan galt es allerdings, einem verkaterten Häufchen Elend beizustehen. Er saß wie hingerotzt auf seinem Stuhl und mir tat es fast leid, ihn gestern so maßlos überfordert zu haben. Aber es musste sein, das wusste ich aus einiger Erfahrung. Irgendwann würde sich das bei ihm bessern und dann würden wir alle unter den Tisch saufen. Aber vielleicht sollte ich mal einen Gang runter schalten. Ich war gerade viel zu euphorisch. Und das in Gegenwart meines Konkurrenten. Ich aß meinen Toast zu ende und brachte ihm dann die Kopfschmerztabletten, die ich aus seinem Badschrank geangelt hatte. Anschließend stellte ich ihm noch Saft und Obst vor die Nase, das ich aus einem nahe gelegenen Supermarkt gekauft hatte, den ich gestern während der Taxifahrt entdeckt hatte. Kame sah mich daraufhin verwundert an, was mich schon wieder grinsen ließ. „Vitamine sind wichtig nach einem Saufabend“, erklärte ich fachmännisch. Ich hoffte nur, dass er das auch drin behalten würde. Ich hatte nämlich keine Lust, ihm erneut die Haare nach hinten zu halten, während er am reihern war. Mein Blick fiel auf die Küchenuhr und ich stellte fest, dass uns nur noch 3 Stunden bis zum bevorstehenden Videodreh von „Yorokobi no Uta“ bleiben würden. „Ich sollte langsam mal nach Hause. Der Ernst des Lebens beginnt bald wieder.“ „Okay“, murmelte das Projekt 'Trinkfestigkeit' und schien schon wieder abwesend zu sein. „Bis später“, verabschiedete ich mich. Im Aufnahmestudio angekommen wollte ich gleich wieder den Rückzug antreten, als ich sah, was für Klamotten mir im Gegensatz zu den anderen zugeteilt worden waren. Kame hatte ein rattenscharfes Outfit bekommen, während ich eher an einen Mafiaboss erinnerte. Und da konnte der ganze Schmuck für Arme und Hals auch nichts mehr aufwerten. Im Gegensatz zum Rest der Band sah ich schlicht und ergreifend langweilig aus. Sogar die Stylistin schien nicht sehr begeistert zu sein. Hatte der Stoff für mich nicht mehr gereicht oder was? Meine Kollegen sahen alle aus wie aus einem Sex-Pot-Revenge-Katalog entsprungen und ich wie von einem Herrenausstatter ab 40. War das jetzt die neue Methode, mich rauszuekeln? Die Stylistin zuppelte mir am weißen Hemd herum, um es noch weiter aufzuknöpfen und schaute mich wieder kritisch an. Fiel der Ollen also auch schon auf, dass es zum Heulen war? Da brachte es auch nichts, wenn ich das Hemd komplett offen hatte. Aber es war zu spät, um noch etwas neues herauszusuchen. Der Videodreh würde jeden Moment starten und wir standen ohnehin unter Zeitdruck. Letztlich wurde ich mit einem unzufriedenen Blick entlassen und mein Hemd wurde mittlerweile nur noch von zwei Knöpfen zusammengehalten und weil es in der Hose stecke. Das erste neue Video wieder mit mir an Bord und ich sah aus wie Mafiosi. Super! Ich versuchte mir meine miese Stimmung nicht anmerken zu lassen und brachte die nächsten 4 Stunden professionell über die Bühne. Danach wurde das Videomaterial durchforstet, um eventuelle Aufnahmen zu wiederholen. Das ganze, kack Prozedere eben und wir hatten endlich mal eine Pause. Ich begab mich zum Catering mit Ueda. Kame blieb lieber bei den Monitoren, scheiß Streber. Zusammen mit Koki natürlich. Ich glaubte fast, die hatten was am laufen, so oft wie die aufeinander hingen. Und was bockte mich das überhaupt? Leicht angesäuert schnappte ich mir eine Wasserflasche und stürzte deren Inhalt herunter, wobei ich mir vorstellte, dass es um die 40% mehr aufwies und eine entsprechende Wirkung hatte. Leider war das nur eine Wunschvorstellung. „Was ist los mit dir?“, fragte mich Ueda. Den hatte ich schon fast wieder vergessen und ich lächelte ihn entschuldigend an. „Kein Plan, ist nicht mein Tag oder so“, murmelte ich zur Antwort und wurde misstrauisch beäugt. „Liegt's am Outfit?“, grinste er wissend. „Lass mich bloß in Ruhe.“ Dafür erntete ich natürlich ein gehässiges Lachen. Ja ja, lach mich nur aus, du Kameradenschwein. Es war ja auch nicht so, dass ich scheiße darin aussehen würde, nur sahen die Klamotten fast genau so aus wie bei DAT-TUN und ich passte damit null zum Rest der Band. „Kannst ja nicht immer der Schönste sein“, lachte er mich weiterhin aus. „Was soll das denn heißen?“ „Nichts, nichts“, wehrte er ab und ich stürzte mich mit Gebrüll auf ihn, um ihn in die Mangel zu nehmen. Aber Ueda war entgegen seines Aussehens alles andere als schwach und so fochten wir verzweifelt um die Ehre des Siegers. Wir kabbelten noch eine ganze Weile so herum, bevor uns eine Stimme zurief, dass es weiter ging – es war Kames. Immer diese Unterbrechungen, wenn es anfing, Spaß zu machen. Half ja alles nichts. Der Dreh ging noch etwa zwei Stunden, bevor wir abbrachen und den Rest am nächsten Tag zu Ende bringen würden. Zwei Tage später hatten Kame und ich uns für eine neue Trainingsrunde verabredet. Ich hatte ihn vorher noch gebeten, möglichst fettig zu essen, weil ich wusste, dass das die Wirkung des Alkohols verzögern würde. Diesmal würden wir allerdings nicht in einem Club saufen, sondern bei mir zu Hause und zwar aus dem einfachen Grund, dass es am Ende noch jemand spitz kriegen würde. Und ein im Vollrausch befindlicher Popstar kam weder bei den Fans noch bei den Managern gut an. Dieser Logik konnte auch Kame folgen, auch wenn er sonst nicht sehr begeistert über meinen Vorschlag schien. Ich traf noch schnell die letzten Vorbereitungen für den Abend, als es auch schon klingelte. Schwungvoll öffnete ich die Tür und grinste meinen Gast breit an. „Willkommen in der Wohlfühl-Lounge Akanishi.“ Auf diesen dummen Spruch hin konnte wohl selbst mein sonst so cooles Gegenüber nicht mehr ernst bleiben und musste auch lächeln. Ich führte ihn zur Couch, vor der ein Tisch beladen mit diversen Spirituosen stand. „Was zum Teufel hast du geplant?“, fragte Kame ungläubig. „Dich in die Künste des Trinkens einzuführen“, meinte ich unschuldig lächelnd. „Wir machen jetzt ene, mene, mu und bleiben dann bei diesem Getränk für den Abend.“ Kame schaute mich mit einem Blick an, der sagte, dass er mich wohl für geisteskrank hielt. Ich hielt das Ganze für eine äußerst gute Idee, da ich mich immer schwer im entscheiden tat. Und Kyo hatte so viel Alk hier gelassen, vermutlich als Entschuldigung für die Verwüstung meiner Wohnung, sodass wir reichlich Auswahl hatten. Letztlich landeten wir bei Captain Morgan mit Cola. „Rum?“, kreischte Kame schon fast. „Hey, mit Cola schmeckt das wie Vanilla Coke“, versuchte ich zu beschwichtigen. Und es stimmte ja auch. Nachdem wir den restlichen Krempel wieder weggeräumt hatten und er den ersten Schluck probiert hatte, schien er endlich überzeugt zu sein. Offenbar schien ihm das mehr anzustehen, als irgendwelche Schnäpse pur zu trinken. Und bei der Mischung schmeckte man auch keinen Alkohol. Doch die Wirkung war fatal. Um uns die Zeit bis zum völligen Delirium lustig zu vertreiben, beschlossen wir Dead or Alive zu zocken. Kame So langsam fragte ich mich wirklich, was ich hier eigentlich tat. Wo waren meine guten Vorsätze hin, diesen Kerl abgrundtief zu hassen? Er war der Grund, dass mein ganzes Leben auf dem Kopf stand und ich saß hier locker mit ihm herum und zockte Videospiele, als seien wir jahrelange Kumpel. Wir tranken in unseren Pausen gemeinsam Kaffee, redeten über dies und jenes und verhielten uns fast wie Freunde. Freunde, die um einen verdammten Job kämpfen mussten. Nächste Woche würden nach der Videopremiere unseres neuen Songs die ersten Zahlen veröffentlicht werden. Allein der Gedanke ließ sich meinen Magen verkrampfen. Der Dreh an sich war unglaublich lustig. Ich war so was von froh gewesen, dass ich die Stylistin überreden konnte, mein Outfit zu behalten. Man wusste ja nie, wenn man solche Fummel mal brauchen würde. Sogar der Mann da oben hatte mich endlich erhört und Jin zum Glück in keine lasziven Klamotten verpackt. Man freute sich ja auch über solche Kleinigkeiten, nicht nur, weil ich in dem Video tausendfach besser neben ihm wirkte, sondern weil ich ihn nicht alle fünf Minuten bespringen wollte, während wir nebeneinander performten. Es war nur alle zehn Minuten und so langsam brachte ich sogar diese kleinen Ausrutscher unter Kontrolle. Es wurde auch endlich Zeit, dass ich zu meiner alten Form zurück fand. Immerhin war ich Kamenashi Kazuya, der zu Fleisch gewordene Traum jeglicher Mädchen und sicher noch des ein oder anderen Kerls. Ich ließ mich doch nicht von irgendeinem daher gelaufenen Möchtegerncharmeur einfach so besiegen. Hassen konnte ich ihn trotzdem nicht. Er war viel zu nett und genau das machte mich stutzig. Woher sollte ich wissen, ob dass nicht nur eine miese Tour von diesem Kerl war? Trauen konnte ich Akanishi auf keinen Fall, egal was die anderen sagten. Koki meinte, er wäre halt ein netter Mensch, aber irgendwo hörte ja jede Freundschaft auf. Leider machte es einfach irgendwie Spaß mit Jin Zeit zu verbringen. Das war ein großes Problem. Ich durfte nicht vergessen, dass dieser Mann immer noch mein Rivale war, denn wenn ich dies tat, würde er mir sicher noch mit einem hübschen Grinsen ein Messer in den Rücken stechen. „Maaan Kame, konzentriere dich doch mal. Es macht keinen Spaß, wenn ich immer gewinne“, ermahnte mich mein Bandkollege und ich musste überrascht feststellen, dass er wirklich gewonnen hatte, gegen mich oder besser gesagt meinen geliebten Hayate. Ich sollte wirklich anfangen, mich zu konzentrieren, immerhin war ich ein Meister der Beat 'em ups. Da konnten die aufgeblasen Brüste seiner Kämpferin noch so so sehr hin und her baumeln. Wir kamen vor zwei Runden auf die glorreiche Idee, dieses Videogame in ein Trinkspiel zu verwandeln. Mit 'wir' meinte ich natürlich Jin. Pro Sieg ein halbes Glas Rumcola. Tja, die landeten bisher alle in meinem Magen, aber ich hatte vor, das schnell zu ändern. Es irritierte mich, dass ich überhaupt dazu in der Lage war, mir vorzunehmen zu gewinnen, geschweige denn die Knöpfe noch zu finden. Scheinbar half das Training wirklich. Zum Zocken hatten wir es uns natürlich direkt vor dem Fernseher auf dem Boden gemütlich gemacht, wie es zu sein hatte. „Sorry, wird gleich besser“, entschuldigte ich mich für meine mangelnde Aufmerksamkeit und zeigte dem Älteren mal, wer hier das Sagen hatte. Daher gingen die nächsten 5 Fights auch nicht sehr gut für meinen Bandkollegen aus, der jede Niederlage mit netten Flüchen hinnahm und brav seine Gläser trank. „Warum nimmst du eigentlich immer diesen Kerl?“, stichelte er zwischendurch und rammte mir freundschaftlich seinen Ellbogen in die Seite. „Warum nicht? Der hat gute Moves“, antwortete ich brav auswendig gelernt und ließ die Details über das fantastische Charakterdesign meines Lieblingskämpfers mal weg. Hayate war eben ein Traummann, aber das sollte ich lieber für mich behalten. „Ist klar“, giggelte es neben mir nur und mir kam so langsam der Verdacht, dass Jin wohl doch schon leicht einen sitzen hatte. Wie zur Hölle? Ja klar, ich spürte, dass meine Glieder langsam schwerer wurden und dieses leicht verdächtige Kribbeln, aber ich war noch weit davon entfernt, das erwünschte Stadium zu erreichen. Es folgten nur noch zehn weitere Runde, bei welchen ich meinen Gegner ab und an auch mal freiwillig gewinnen ließ, immerhin hatte ich auch Durst. Die Flasche Rum neigte sich dem Ende und beendete somit unsere Trinkspielsession, was auch deutlich besser war, denn es schien wirklich nicht Akanishis Tag zu sein. Der lallte freudig irgendwas vor sich hin, bis er inbrünstig gähnte. „Ich sollte mich dann auch langsam los machen“, beschloss ich und erhob mich. Leider fiel dies meinem Bandkollegen sichtlich schwerer, sodass ich ihn irgendwie hoch hieven musste. Wie ein nasser Sack hing dieser jetzt in meinen Armen, den Kopf auf meine Schulter gebettet. Bei meinem Talent würde der jetzt noch so einschlafen. Eine verdächtige Hitze breitete sich in meinem Körper aus. Oh man, warum immer ich? Verzweifelt hielt ich nach der nächsten halbwegs bequemen Gelegenheit Ausschau, um meinen Ballast loszuwerden, ohne dass ich noch in die Versuchung kommen würde, ihn noch mehr anzutatschen, als ich es ohnehin schon tat. Wie auch immer meine Hand unter sein Shirt gekommen war, aber seine weiche Haut fühlte sich ziemlich gut an. Die Couch war meine Rettung, oder sollte es zumindest werden. Langsam ging ich rückwärts auf diese zu, um später Jin darauf seitlich ablegen zu können. Das war zumindest der Plan. Die Ausführung sah leider ein klein wenig anders aus, da mir diese verdammte Rumflasche in die Quere kam. Um genau zu sein, trat ich darauf und rutschte weg. Wie ich es auch immer schaffte, den an mir hängenden Klotz von mir zu drücken, ich lag mehr oder weniger auf dem Polster und mein Rivale stand und blickte grinsend auf mich herab. Tze, nicht mehr laufen können, aber sich immer noch über mich lustig machen. „Sieht aber bequem aus“, lallte Jin nur vergnügt und schmiss sich plötzlich einfach auf mich und das arme Polstermöbelstück. War das eigentlich für zwei Menschen ausgelegt? Vorhin sah es noch nicht so stabil aus. Mir schwirrte der Kopf, während es sich Herr Akanishi auf mir bequem machte und seltsam vor sich hin blubberte, bis dieser Arsch eingeschlafen war. Gegenwehr zwecklos. Panik ergriff mich, genau wie eine ausgeprägte Gänsehaut, da sein heißer Atem immer wieder meine Halsbeuge streifte. Mein Hirn litt sicherlich schon unter Blutarmut, da sich bereits alles in meiner Körpermitte sammelte. Ich kämpfte gegen den Drang an, das schlafende Etwas einfach zu befummeln und versuchte ihn stattdessen von mir runter zu befördern. Ich scheiterte kläglich. Egal was der Kerl wog, es war zu viel, um ihn mit meinen dünnen Ärmchen nach oben stemmen zu können. Ich ging kaputt. So würde ich unmöglich diese Nacht überleben. Etwas unsanft rüttelte ich an dem scheinbar leblosen Körper, aber es tat sich nichts. Irgendwie musste ich meinen Bandkollegen in den nächsten Augenblicken wach bekommen, denn mein Hirn verabschiedete sich mehr und mehr und dann würde ich für nichts mehr garantieren können. Ein letztes Mal versuchte ich mit aller Kraft, Jin von mir zu drücken und meinen Körper unter ihm hervor zu winden, als tatsächlich Leben in die Bude kam. Gemächlich hob der Ältere seinen Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Seine hellen Haaren hingen ihm ins Gesicht, sein Blick war verklärt, seine Lippen feucht und ein Stück geöffnet und ich konnte nur noch an eines denken: Küssen. Jetzt. Sofort. Dort, wo mein Gehirn sich eigentlich befinden sollte, herrschte nur noch ein leeres Vakuum. Wahrscheinlich hatte sich die glitschige Masse zu der leeren Flasche unter den Couchtisch gesellt. Ich wusste nicht, ob mein Gegenüber vorhatte, mich zu hypnotisieren, aber es klappte sehr gut. Ich war wirklich drauf und dran meinen Rivalen einfach nieder zu knutschen, als dieser leider alles zunichte machte. „Deine Hamster sind wieder da“, grinste er verblödet, erhob sich schwankend und machte sich wohl auf direkten Weg in sein Schlafzimmer und ließ mich einfach so in meinem Zustand liegen. Ich korrigierte meine Aussage innerlich. Ich konnte ihn wieder hassen und wie. Schnaufend setzte ich mich auf und versuchte, mich halbwegs zu beruhigen. Ich war auf einen Schlag wieder nüchtern, obwohl ich mich jetzt gerade wirklich nach einem anderen Zustand sehnte. Hier bleiben konnte ich nicht, sonst würde ich definitiv noch auf dumme Gedanken kommen. Für den Heimweg rief ich mir ein Taxi und plünderte noch schnell die Bar von meinem Rivalen. Der hatte vorhin doch irgendetwas von verdammt teuer und gut geredet, daher schnappte ich mir auch genau diese Flasche und meine Jacke, ehe ich aus der Wohnung verschwand und unten auf mein Taxi wartete. Die ganze Sache artete immer mehr aus und ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen tun sollte. Zumindest spendete mir der Alkohol, welcher sich als Whiskey entpuppte, kurz etwas Trost, ehe ich schnell in den wohlverdienten Schlaf verfiel. TBC Kritik und Kommentare sind wie immer gerne gesehen ^^ *** und zum Abschluss etwas aus unserer neuen Rubrik: Autoren bei der Arbeit XD Part 1: Titelfindung Nine sagt: mhhh Titel xD Robert Flynn sagt: naja inhalt: alles beginnt ,aus dem Ruder zu laufen xD is nur die Frage, wie mans formuliert die Glitschigkeit des Ruderbootes xDD damit weiß wieder kein schwein was anzufangen haha Nine sagt: XDDD Wenn das Ruderboot die falsche Abfahrt nimmt XD Robert Flynn sagt: haha auch gut hm aber Abfahrt Nine sagt: richtiges Boot falscher Dampfer xD Robert Flynn sagt: rofl xDDD aber das hat doch nix miteinander zu tun Ruderboot ohne Riemen xDDD Nine sagt: kommt ein Boot um die Ecke Robert Flynn sagt: xDD leider alles ungeeignet, obwohl ichs sehr witzig finde vll irgendwas mit Phänomen xDDD Nine sagt: Das phänomen das einem nie gute Titel einfallen, wenn man welche brauch X__X Robert Flynn sagt: jau xD man ich hatt grad was aber ich konnts ne zu ausformulieren xd irgendwas mit Strom der Gezeiten und dass man davon getrieben wird und nix gegen tun kann haha im Strudel der Gefühle hmm Strudel is das nich n Kuchen? xD Nine sagt: Apfelstrudel Robert Flynn sagt: XDDDDD Nine sagt: Kamestrudel mit Jineis yummi Robert Flynn sagt: sowas in der Richtung dacht ich auch grad lol Gefühlsstrudel xD Nine sagt: mit Vanillesoße Robert Flynn sagt: Gefühlsstrudelboot Kapitel 6: I'm on a whisky diet. I've lost three days already ------------------------------------------------------------- Kapitel 6 Und schon geht es wieder weiter ^^ Erneut vielen Dank an Bineinschatz und Kamenashi_Kazuya für die zwei super tollen und langen Kommentare. Wir fürchten nur ihr müsst euch bis zu einer wirklichen Kussszene noch eine Weile gedulden :D Haltet durch ^^ Viel Spaß beim Lesen *** I'm on a whisky diet. I've lost three days already Jin Ich lag noch eine halbe Ewigkeit wach. Wieso musste dieser Kerl nun schon zum zweiten Mal geil auf mich werden? Und wieso hatte ich mich unsensibles Arschloch auch noch darüber lustig machen müssen? Nun, zumindest die zweite Frage konnte ich mir recht gut beantworten. Ich hatte keine Lust auf eine Wiederholung der Sache von Amerika. Einmal reichte mir da völlig für den Rest meines Lebens. Und das war ja nicht einmal Kames Schuld, sondern meine eigene. Ich hatte Schiss, dass ich allmählich Gefühle für diesen Futzi entwickelte. Wahrscheinlich war es einfach das Beste, wenn wir den Kontakt auf beruflicher Ebene ließen. Damit würde ich uns beiden sicher einen Gefallen tun. Mit diesem Vorhaben im Kopf schlief ich schließlich ein. Am nächsten Tag stand eine neue Cartoon-Folge auf dem Programm und ich wusste nicht, wie ich mit meinen Schuldgefühlen Kame gegenüber treten sollte. Schließlich hatte ich ja etwas von seiner Neigung geahnt und mich auch noch so positionieren müssen. Aber zumindest hatte ich nun Gewissheit was meine Spekulation anging. Und ich hatte das dringende Bedürfnis, mich zu entschuldigen. Nur wie? Ich war nicht sonderlich gut in solchen Dingen und mit einem Kniefall um Vergebung zu winseln, war hierbei wohl kaum angebracht. Mit dieser Frage brachte ich den gesamten morgen zu, bis ich einfach beschloss, es auf mich zukommen zu lassen. Am Set angekommen, sah ich ihn schon von weitem und ihm war nichts anzumerken; weder ein Kater vom Saufen, noch sonstige Anzeichen einer schlechten Stimmung. Er verhielt sich mir gegenüber so wie immer und ich konnte nicht sagen, ob ihm die Sache von gestern noch wurmte oder nicht. Aber vielleicht war ich auch derjenige, der sich alles einbildete und Kame hatte im Gegensatz zu mir keine Probleme wegen des Couchvorfalls. Dabei war es so ein lustiger Abend gewesen, bis ich mich in einem Anfall geistiger Umnachtung auf ihn geworfen hatte. Ich machte ihm während der Show sogar ein Kompliment, was er komplett ignorierte. Und dann lauschte ich ungläubig seinen Valentinstagserfahrungen mit Mädels. Wer's glaubt. Ein leichtes Augenrollen konnte ich da nicht mehr unterdrücken. Als wir auf das Thema Trinken kamen, musste ich die ganze Zeit seine Reaktionen beobachten. Sehr angetan schien er nicht davon zu sein. Als dann auch noch die Aussage „Es gibt Dinge, die man nicht mal tun sollte, wenn man getrunken hat“ kam, musste ich mich beschämt wegdrehen. Verdammte Scheiße, das machten die doch mit Absicht oder? Bei der nächsten Kameraeinstellung hatte ich mich zum Glück wieder gefangen. Ich musste echt aufpassen, nicht alles auf mich zu beziehen. Nachdem wir unserem Gast genug dämliche Fragen gestellt hatten, kam Darts an die Reihe, wo ich sogar gewann; zwar nicht allein, aber egal, das zählte auch. Und seine billige Anmache, die er zur Strafe bringen musste, wurde von unserem Gast hervorragend abgelehnt. Ich amüsierte mich köstlich, während Kame sich verzweifelt auf den Boden setzte. Als nächstes folgte dann noch fürs Fernsehen eine Performance unserer neuen Single, in der ich die Stylistin überreden konnte, nicht wieder den dämlichen Mafiosianzug tragen zu müssen. Danach war endlich Schluss für heute. Ich hatte die Schnauze auch so etwas von voll. Und endlich hatte ich mal die Möglichkeit mit Kame zu reden. Er stand zwar nicht allein, aber ich würde das jetzt trotzdem durchziehen. „Hey“, fing ich unsicher an und grinste leicht schief, „ich wollte mich für die Sache letztens entschuldigen und...“ „Schon okay, diesmal warst du der Besoffene“, unterbrach er mich und verabschiedete sich kurz angebunden, bevor er mit Koki verschwand. Verdammter Mist. Nun stand ich allein gelassen da und raufte mir die Haare. So hatte ich mir die Wiedergutmachung nicht vorgestellt. Aber vielleicht war es auch besser so. Das hätte so oder so nicht funktioniert, ohne ihm den wahren Grund für meine Reaktion zu erzählen. Oh man, ich saß in der Tinte. Am darauffolgenden Tag wurden die Aufnahmen für den Smiling Contest No.1 gemacht. Limbo Tanzen wurde als erstes abgehandelt. Mein Kreuz tat mir schon weh, bevor wir überhaupt anfingen. Die Höhe von 1,30 m war ja noch zu ertragen und jeder meisterte es ohne Probleme. Aber dann gleich auf 1,10 m runter zu gehen, fand ich schon ganz schön belastend. Maru verkackte es auch sofort und Ueda folgte im Anschluss. Alle schieden munter aus, bis nur noch Kame und ich übrig waren bei einer Höhe von 75 cm. Ich würde jedenfalls auf keinen Fall verlieren! Nicht nur wegen unseres Konkurrenzkampfes, sondern auch weil ich allgemein ein schlechter Verlierer bei sportlichen Aktivitäten war. Leider vermasselte ich es bei 70 cm, aber immerhin lächelte ich und wurde nicht als Bestrafung durch gekitzelt. Kame grinste schon seines Sieges sicher und ich hätte ihm am liebsten eins rein gewürgt, hätte er dann nicht vergessen zu lächeln, als er die Höhe schaffte. Sein angepisster Gesichtsausdruck im Anschluss war einfach nur unbezahlbar. Danach folgte ein Test für die Rückenmuskulatur. Ich schaffte es, 135 kg zu heben und hätte mir dabei bald noch die Zähne ausgebissen. Was mussten wir bei dem Scheiß auch lächeln? Das fragte sich dann wohl auch Kame, der fast ausgerastet wäre, da er es angeblich aufgrund dessen nur auf 105 kg schaffte. Schlappschwanz. War zu erwarten gewesen, dass der halbe Hahn gegen mich keine Chance haben würde. Was jedoch als letztes anstand, das war einfach nur ohne Worte. Ganz im Ernst, wer dachte sich nur diesen Müll aus? Auf dem Boden liegen und lächelnd innerhalb von 30 Sekunden so oft wie möglich mit dem Kinn auf einen Button drücken. Das sah aus wie eine Mischung aus Liegestütze für Behinderte und Sex auf Speed. Ich hatte dann echt keinen Bock mehr und belegte nach Koki nur den zweiten Platz. Aber das wir mir mittlerweile kackegal. Ich war völlig fertig. Zumindest war dieser Rotz der einzige Punkt für heute auf der Liste zu erledigender Arbeiten. Unsere Sklaventreiber schienen doch noch so etwas wie Humanität zu entwickeln. Wir verabschiedeten uns alle ohne große Worte und ich saß kurz darauf zu Hause; allein, gelangweilt und mit den Gedanken bei Kame. Okay, das musste dringend aufhören. Konnte ja wohl nicht angehen, dass der mir im Hirn herum geisterte, obwohl ich ihn heute mehrere Stunden um mich gehabt hatte. Ich brauchte Heterogesellschaft und weil ich keine tollen Weiber kannte, rief ich gleich einmal den Grund für diesen Umstand an: Kyo! Zum Glück hatte der Penner auch Zeit für mich und saß eine Stunde später bei mir auf der Couch. Schwelgend berichtete er mir von seinen Erfolgen von unserem letzten Clubbesuch und ich war der Versuchung nahe, ihm den Hals umzudrehen. Der hatte es doch glattweg mit zwei Weibern auf einmal getrieben, dieses Fossil. Ich war ohnehin schon deprimiert, da musste er mir nicht noch vorhalten, wie viel besser er war. Nach einer Stunde Schilderung hatte ich die Schnauze voll und wollte zum Alkohol übergehen, als ich stutzig wurde. Wo zur Hölle war mein guter Whiskey hingekommen? Dafür konnte ja eigentlich nur einer verantwortlich sein: Kame, dieses dumme Einzelkind. Dem würde ich schon noch helfen, aber erst einmal brauchte ich Bier auf den Schock hin. „Du siehst leicht pissig aus, was ist los?“, fragte Kyo mich, nachdem er in einem Zug die halbe Flasche leer getrunken hatte. Erstaunlich, wie viel in so einen Zwerg reinpasste. „Mein Bandkollege geht mir auf die Eier“, sagte ich knapp. Ich hatte keine Lust darüber zu reden, was auch mein Kumpel merkte und das Thema lieber auf Weiber lenkte, die er mir empfehlen konnte. Irgendwann verkrümelte er sich wieder, weil er unbedingt noch Matratzensport betreiben musste und ich ging gefrustet pennen. Kame konnte was erleben! Pünktlich früh um 7 stand ich vor seinem Wohnblock und klingelte Sturm. Mir war durchaus bewusst, dass er noch schlafen würde, da unsere Arbeit erst 14 Uhr beginnen würde, aber das gehörte alles zu meinem Rachefeldzug. Bei Alkohol hörte der Spaß nämlich eindeutig auf. Nach einiger Zeit meldete sich auch wie erwartet eine verschlafene Stimme an der Gegensprechanlage und ich faselte etwas von „Post“, hörte daraufhin ein Summen und stand kurz danach vor der angelehnten Wohnungstür. Das Innere der Räumlichkeiten betrat ich auch ohne zu zögern und stand einem erschrockenen, nur in Boxershorts bekleideten Kame gegenüber. „Wo ist mein Whiskey?“, zischte ich finster. Mein Kollege schien jedoch zur Salzsäule erstarrt und ich machte mich ganz einfach selbst auf die Suche. Im Wohnzimmer wurde ich dann auch fündig. Sein Glück, dass er die Flasche noch nicht ausgesoffen hatte. „Die nehm' ich wieder mit“, meinte ich fies grinsend und machte mich schon auf den Rückweg, als Kame doch wieder sprechen konnte. „Was fällt dir eigentlich ein?“ „Das gleiche könnte ich ja wohl dich fragen. Klaust mir einfach meinen teuren Whiskey ohne zu fragen.“ Ich war verdammt sauer, da sollte er bloß nicht anfangen, aufzumucken. Kame Es war definitiv zu früh am Morgen für solche Diskussionen. Wie konnte man nur um solch eine unmenschliche Uhrzeit eine derartige Energie entwickeln? Ich war froh, dass ich es wenigstens halbwegs schaffte, meine Augen offen zu halten. Bevor der wütende Stier wieder verschwinden konnte, schloss ich die Wohnungstür und lehnte mich dagegen, um ihm seinen Fluchtweg zu versperren. „Reg dich ab. Ich hätte dich ja gefragt, wenn Mr. Arschloch nicht einfach in seinem Schlafzimmer verschwunden wäre.“ Da war er ruhig. Dachte ich mir. „Man eh, du hättest deinen Abholservice nicht noch zwei Stunden verschieben können,“ gähnte ich müde und gab die Tür wieder frei, da Jin gerade nicht mehr den Eindruck erweckte, wie der tasmanische Teufel davon zu rauschen. „Wenn du jetzt schon mal da bist... Kaffee?“ Mein Gegenüber nickte leicht und stellte die Flasche brav auf meiner Flurkommode ab. „Sehr gut. Du weißt ja, wo alles steht. Ich zieh mir was über“. So ließ ich meinen Bandkollegen mit offenem Mund stehen und machte mich zurück in mein Schlafzimmer, um mir wenigstens eine Jeans und ein Shirt überzuziehen, sowie mich schnell mit meinen Kontaktlinsen zu versorgen. Tat mir ja leid, dass ich am Morgen nicht unbedingt der netteste Gastgeber war, aber wer hatte denn schon gute Laune, wenn er wegen so einem Scheiß mitten in der Nacht aus dem Bett geholt wurde? Immerhin war ich gestern noch mit Koki unterwegs gewesen. Ich brauchte einfach einmal einen normalen Menschen, den ich nicht jede Minute bespringen wollte. In den letzten Monaten hatte sich Koki immer mehr zu einem guten Freund entwickelt. Ich musste ihm auch noch nicht einmal sagen, dass ich schwul war. Er wusste es irgendwie von Anfang an. Daher war er auch der Einzige, mit welchem ich über dies und jenes reden konnte. Nur nicht über mein eigentliches Problem. Denn davon durfte die Band ja keine Ahnung haben. Als ich zurück in die Küche kam roch es schon nach meiner morgendlichen Droge. Braves Äffchen hatte tatsächlich Kaffee gekocht und saß nun mit einem Mörderblick an meinem Tisch. War wohl nicht ganz so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Ich nahm mir eine Tasse und schüttete die heiße Flüssigkeit hinein, bevor ich mich zu meinem Kollegen setzte. „Tut mir ja leid wegen deinem Whiskey. Ich kauf dir einen Neuen,“ lächelte ich versöhnlich und schlürfte mein geliebtes Elixier. „Ist ja auch das Mindeste“, brummelte es gegenüber und ich kam nicht umhin zu bemerken, das Jin, wenn er beleidigt war, irgendwie verdammt niedlich aussah. Oh man, ich musste mit diesen Gedanken aufhören. Was musste der auch gucken, als ob man ihm sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte? „Du hast mich um ein paar Stunden meines wenigen Schlafes gebracht. Ich glaube, wir sind quitt“, hisste ich die weiße Friedensflagge und lehnte mich etwas nach vorne, um in seinen Augen zu erkennen, ob das Äffchen noch sauer war. „Ja, ja“, antwortete dieser jedoch etwas zu schnell, sprang regelrecht auf und murmelte etwas von 'Kaffee leer'. Mit großen Augen verfolgte ich seinen Versuchen, mit einer recht zittrigen Hand den dampfenden Inhalt der Kanne in die Tasse zu verfrachten, welche auf der Arbeitsplatte stand. Zum Leidwesen meiner Küche befand sie sich die längste Zeit darauf, denn nur Sekunden später wischte Herr Akanishi sie persönlich von der Anrichte und sie zerbrach in geschätzte Tausend Kleinteile, während sich die braune Brühe über meinen Fliesen ausbreitete. „Entschuldige, ich … das.“ Meine Güte war das Zucker, wie er hilflos da stand und vor sich hin stotterte. Ich konnte nicht einmal über die Tatsache erbost sein, dass er wahrscheinlich gerade eine meiner italienischen Fliesen zerlegt hatte. „Du solltest dich lieber bei der armen Tasse entschuldigen, die du so leichtfertig ermordet hast“, scherzte ich und erhob ich mich schnell, schnappte meine Küchenrolle und versuchte zumindest die Ausbreitung des Kaffees zu verhindern, während sich Jin darum bemühte, die ersten Scherben vorsichtig aufzusammeln. Ich hatte nicht bemerkt, wie wir langsam aufeinander zu robbten, denn als ich meinen Blick wieder von meinem Designerboden erhob, blickte ich direkt in die schönen braunen Augen meines Bandkollegen. Ach du Schreck! Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt und ich verspürte sofort wieder dieses schreckliche Bedürfnis wie vor drei Tagen. Ich wollte ihn küssen. Nieder knutschen und ihm das Hirn heraus vögeln. Was allerdings am merkwürdigsten war, dass er genauso zurück starrte und sich ebenso wenig wie ich bewegte. Was ging denn hier bitte ab? Erst diese Sache mit der Kaffeetasse, wo ich mein Arsch darauf verwettet hätte, dass Jin irgendwie nervös war und jetzt das. Vielleicht war es jetzt seine neue Tour. Den kleinen, schwulen Kame ein wenig herausfordern, dass er sich noch selbst verrät oder so einen Mist. Durch diesen Gedanken bekam ich endlich wieder Kontrolle über meinen Körper und rückte sofort ein Stück weg. Mein Gegenüber schien ebenfalls irgendwie verlegen, räusperte sich seltsam und entsorgte die übrigen Scherben. „Äh, tut mir noch mal leid wegen der Tasse“, versuchte er irgendwie diese unangenehme Stille zu durchbrechen. Au weh, ihm war das Ganze peinlich und wenn Äffchen vorhin nervös gewirkt hatte, war er dagegen jetzt ein menschliches Wrack. Leider war ich definitiv zu nett, um seine Situation auszunutzen. Vor allem, weil ich sein Verhalten beim besten Willen nicht verstand. War mir echt zu hoch, das Ganze. „Kein Ding. Ist ja nicht so, als wäre es meine Lieblingstasse gewesen“, beruhigte ich sein Gewissen und warf einen kurzen Blick auf die Uhr. „Was hältst du von Frühstück? Außerhalb, bevor du noch mein gesamtes Geschirr auf dem Gewissen hast.“ Ich hatte so langsam Hunger und die Hoffnung, dass sich Jin in einer anderen Atmosphäre wohler fühlen würde. „Sehr witzig“, grummelte dieser, stimmte aber meinem Vorschlag zu. Nach zehn Minuten Kurzprogramm waren wir beide startklar. Das Wetter war toll und die Straßen voll gestopft mit Menschen die zur Arbeit eilten. Ich liebte dieses Gewusel, weil die Chance, darin erkannt zu werden, beinahe bei Null lag. „Wo willst du hin?“ Tja, so genau wusste ich das auch noch nicht. Mein Magen meldete leider nur Hunger und nicht exakt worauf. „Mh, wie wäre es, wenn wir uns einfach einmal quer durch die Innenstadt fressen.“ Ungläubig schaute mich mein Kollege an und ich zuckte nur mit den Schultern. Ich fand die Idee super. Irgendwann hatte ihn dann auch so weit und wir nahmen die nächste Bahn direkt ins Stadtzentrum. Aus dem Frühstück wurde ein regelrechter Fressmarathon und aus diesem letztendlich noch eine ausgedehnte Shoppingtour, nachdem die Läden offen hatten. Jins Stimmung hatte sich um 100 Prozent gesteigert. Wir redeten mal wieder viel über die Arbeit, wie unsere nächsten Gäste, neue Songs oder anstehende Filmaufnahmen. Irgendwann hatte ich sogar vergessen, dass wir eigentlich Rivalen waren. Es machte Spaß, mit dem Älteren um die Häuser zu ziehen, auch wenn wir ab und an von ein paar Fans in die Realität zurück beordert wurden, welche uns um Bilder oder Autogramme baten. Da hieß es lächeln und durch, immerhin verdienten wir durch diese Gören unser Geld. Es war kurz nach 13 Uhr, als wir uns vollgepackt voneinander verabschieden mussten. Bei mir stand heute ein Radiointerview mit Koki auf dem Programm, bei Jin und den anderen ein Zeitungsinterview. Gerade wollte ich mich in Richtung zu Hause machen, als mich Jins Stimme anhalten ließ. „Kame, am Wochenende wieder Training?“, grinste er mir entgegen, worauf ich nur freudig nickte. „Klar, ich kann ja meinen neuen Whisky dazu beisteuern.“ Sein Gesicht war unbezahlbar, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel, dass die besagte Flasche ja immer noch bei mir im Flur stand. Ha, wenigstens ein kleiner Triumph heute für mich. „Sag mal, was grinst du denn so?“ Koki musterte mich skeptisch von oben bis unten. „Was passiert?“ „Nee, hab nur gute Laune“, antwortete ich abwinkend und setzte mich auf meinen zugewiesenen Platz in dem Radiostudio. „Okay.“ Mein Freund glaubte mir kein Wort, aber was sollte ich ihm auch großartig erzählen? Das mich Jin mitten in der Nacht aus dem Bett geworfen hatte und ich auch noch glücklich über diesen Umstand war? Wohl kaum. Der würde mich gleich in eine Klapse einliefern. In der Sendung ging es hauptsächlich um Akanishis Rückkehr und meinen Umgang damit. Immer schön einen auf heile Welt machen und fein erzählen, dass wir alle super miteinander klar kamen. Offiziell durfte ja niemand von diesem kleinen Wettkampf wissen. Wahrscheinlich, weil sonst die Fans vollkommen ausrasten würden. Die stimmten brav jede Woche ab, aber allein in dem Glauben, dass es darum ging, ihren Bandliebling zu küren. Zuletzt erzählte Koki noch etwas von unserer neuen Single und das Ding war gegessen. Leider blieben die Gedanken. Eine Frage der Moderatorin war, ob Jin und ich uns denn in der kurzen Zeit angefreundet hätten. Meine Antwort war natürlich ja, weil genau das die Öffentlichkeit hören wollte. Das Problem war nur, das ich es tatsächlich so gemeint hatte und das war ganz und gar nicht gut. TBC Kommentare? Kritik? P.S.: Wir wissen natürlich, dass Kame kein Einzelkind ist :D Nur Jin halt noch nicht Kapitel 7: Strawberry Panic --------------------------- Kapitel 7 Hey ihr ^^ und wieder ein neues Kap vielen Dank an Kamenashi_Kazuya für das tolle Kommentar Viel Spaß beim Lesen *** Strawberry Panic Jin Ich könnte mich selbst für meine Blödheit schlagen, dass ich den Anlass meines eigentlichen Auftritts bei Kame aufgrund seiner netten Art vergessen hatte. Zum Teufel noch eins, so weit war es also inzwischen mit meiner Gefühlsverirrung gekommen, dass ich sogar den Alkohol, das wichtigste aller Grundnahrungsmittel, vergaß und das beunruhigte mich sehr. Ich musste dringend etwas gegen die aufkeimenden Gefühle Kame gegenüber unternehmen. Das einzige Mal, als ich so etwas zugelassen hatte, war nach dem ganzen Schlamassel natürlich ich der Leidtragende gewesen und die Verletzungen waren noch immer in meinem Herzen zu spüren. Mit gedrückter Stimmung brachte ich das grottenlangweilige Zeitungsinterview über die Bühne und tröstete mich im Anschluss bei meinem Chocolatier. Die restliche Woche passierte nicht mehr viel. Kame und ich hielten uns krampfhaft zurück am Wochenende bei unserem Training. Keiner von uns hatte wohl großartige Lust auf einen neuerlichen Zwischenfall seit dem letzten Mal. Aber hier konnte ich natürlich nur von mir sprechen, da wir das Thema nicht ansprachen. Immerhin hatte ich meinen Whiskey zurückbekommen. Sonst wurde mein Verhältnis zu Kame immer besser, zwar langsam aber stetig. Es war auch nicht unbedingt so, dass es offensichtlich passierte. Unsere Gespräche liefen die meiste Zeit routiniert, wie es zwischen Kollegen, die eigentlich Konkurrenten waren, zu sein hatte: Kühl, aber höflich. Allerdings waren die Veränderungen auf einer anderen Ebene zu spüren. Sachen, die nicht ausgesprochen wurden, sondern durch Mimik und Gestik deutlich wurden. Wir lächelten uns öfter an und unsere Hände berührten sich wie Magnete gegeneinander, wenn wir uns Dinge wie Setlists übergaben. Das machte mich allmählich total kirre. Je mehr ich versuchte, es nicht an mich ran kommen zu lassen, desto mehr nahm es überhand. Ich war eindeutig dem Schwachsinn anheim gefallen. Und zu allem Überfluss gab es heute auch noch die ersten Ergebnisse von unserem Wettkampf im direkten Anschluss zur Videopremiere, die jedoch nicht erwähnenswert gewesen ist. Mir war nach kotzen zumute. Denn es gab zwei Dinge, die ich nicht wusste: Erstens, wer von uns beiden vorne lag und zweitens, wie lange die Manager noch abstimmen lassen wollten, bevor sie einen von uns feuern würden. Am liebsten hätte ich wie ein Kind, das auf dem Zahnarztstuhl lag, nach Kames Hand gegriffen, um sie zu drücken, als wäre sie der rettende Strohhalm. Mein Kollege machte auch keinen sehr gelassenen Eindruck, sondern knibbelte das Etikett seiner Wasserflasche ab. Wenn die Futzis uns nicht bald die Ergebnisse präsentierten, würde ich mich schreiend aus dem Fenster stürzen. Die ganze Zeit wurde nur über anstehende Aufgaben gelabert, Vorschläge von unserer Seite diskutiert und in sadistischer Weise wurden die Resultate ans Ende des Meetings geschoben, welches sich wie Kaugummi in die Länge zog. Als es dann endlich soweit war, hätte ich schon beinahe einen Lachanfall bekommen. Zum Schein durften die Fans ja auch für die restlichen Bandmitglieder voten und ebenso wurden uns alle Abstimmungen gezeigt, da unsere Kollegen ebenso wenig einen Schimmer vom wahren Zweck hatten. Wohl zu unser aller Überraschung lagen weder Kame noch ich auf dem ersten Platz, sondern Taguchi! Kame und ich warfen uns einen Blick zu, der eindeutiges Unverständnis zeigte. Sollten wir jetzt darüber lachen oder uns beleidigt fühlen? Es war irgendwie grotesk. Keiner von uns beiden hatte mit so etwas gerechnet. Junno freute sich natürlich ein Loch ins Knie, zum Lieblingsmitglied gewählt worden zu sein. An zweiter Stelle - aber mit einigem Abstand – folgte Kame und mit 5% weniger ich. Nach dieser Offenbarung wurden bis auf Kame und mich alle entlassen. Mir schwante übles. „Die Abstimmung ist nicht ganz so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Und der Abstand zwischen euch ist auch zu gering, um jetzt schon eine Aussage treffen zu können. Deshalb haben wir uns entschieden, dass ihr die Hauptrollen in einem neuen Drama übernehmen werdet. Die Aufmerksamkeit muss sich auf euch konzentrieren. Wir sind sicher, dass wir damit bessere Rahmenbedingungen schaffen.“ Das war echt zu viel für meine Nerven. Die hatten doch echt ein Ding an der Waffel. Es ging hier um die Existenz von zwei Menschen und die machten sich auch noch einen Spaß daraus, indem sie diese perfiden Spielchen trieben. Die litten wahrscheinlich alle unter Sexentzug, was ich ja durchaus nachvollziehen konnte, aber ich würde so etwas abartiges nie tun, um es zu kompensieren. Frustriert verließen Kame und ich die Räumlichkeiten. Wir hatten gar nicht mehr nach ihren Ideen für das Drama gefragt. Ich befand unser eigenes derzeit auch für ausreichend. Und wir hatten ja ohnehin keinen Einfluss darauf. „Ich hasse diesen Saftladen“, knurrte ich, als wir außer Hörweite waren. „Ich auch“, pflichtete mir Kame bei, „lass uns saufen gehen.“ Also dieser Vorschlag polierte meinen Gemütszustand glattweg auf Hochglanz. Wir trafen uns wie üblich bei mir zu Hause. Es war auch immer noch genügend Alk von Kyos Bagage übrig. Und so langsam glaubte ich, der Kleine fühlte sich hier wohl. Zielsicher ging er in die Küche und inspizierte den Kühlschrank. „Was haben wir noch nicht ausprobiert?“ Das war eine gute Frage. Es war schon so einiges gewesen und zumindest wussten wir inzwischen, dass er Rum sehr gut vertrug im Gegensatz zu mir. Dafür konnte ich literweise Bier trinken, wohingegen Kame nach drei Flaschen schlapp machte. Vodka hatten wir auch getestet, was auch noch ging, aber nicht an Rum heranreichte. Offenbar vertrug Kame im Allgemeinen hochprozentiges besser als Gerstensaft, vor allem, wenn es sich nicht um Fusel handelte. Aber letzteres war ja eh ein ungeschriebenes Gesetz, das für alle galt. „Ich glaube, wir hatten noch keinen Tequila. Zumindest nicht in Form von Cocktails.“ Im Grunde war mir klar, dass das sicher nicht zu den Getränken zählte, die er vertragen würde, aber wer vertrug schon diese heimtückischen Drinks, die in unschuldig süßer Gestalt daherkamen und dich wegknüppelten, ohne, dass du es kommen sahst? „Okay“, stimmte er zu und hatte wohl keinen Dunst, dass das nur schlimm enden konnte. Wir informierten uns kurz im Netz über passende Rezepte, um danach die nötigen Zutaten einzukaufen. Ich war gerade dabei, die Erdbeeren für unsere Strawberry Margarita zu zerkleinern, als Kame offensichtlich zum Kind mutierte. „Krieg ich eine?“, quengelte er beinahe und schien fassungslos aufgrund meiner Konsequenz alle Früchte in den Mixer zu tun. „Die sind für die Cocktails, sonst reicht's am Ende nicht“, belehrte ich ihn. Ich kam mir vor wie eine Mutter, die ihrem Kind auf die Finger klopfte, weil es naschen wollte. „Ach komm schon, nur eine.“ Er sah mich bettelnd an und ich ließ mich auch noch von seinem geübten Hundeblick erweichen und steckte ihm einfach eine Erdbeere in den Mund. Im Anschluss sah er mich mit geweiteten Augen und ohne zu kauen erstaunt an und auch ich fragte mich, warum ich das getan hatte und einfach nicht meine verblödeten Finger von seinen Lippen nahm, als wären sie da festgewachsen. Im gleichen Augenblick hatte ich den Impuls, meine Finger durch meinen Mund zu ersetzen. Und diese Entwicklung war eindeutig zu viel für mich. Hastig nahm ich endlich die Hand weg und drehte mich zurück zur Anrichte, um die Früchte weiter zu verarbeiten. „Du könntest schon mal die Gläser vorbereiten“, wies ich Kame an und versuchte meine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen. Heiliger Bimbam, ich musste mein schnell schlagendes Herz wieder unter Kontrolle bringen! Das war nicht gut, gar nicht gut, verflucht noch eins. Und es musste ein Ende finden, was sich auch gut umsetzen lassen würde, wenn ich nicht nur mein berufliches sondern auch mein privates Leben mit dem Grund meiner Herzattacken verbrachte. Ich sollte endlich mal eine meiner Stärken einsetzen: Verdrängen. Darin war ich ungeschlagener Meister. Ich hielt mich auch ganz gut im Laufe des Abends. Wir lümmelten auf meiner Couch, tranken das süße Gesöff und sahen uns einen Film an. Wir redeten wie immer von der Arbeit und spekulierten darüber, welche Rollen wir in dem Drama wohl spielen würden. Alles lief nach Plan, bis mein Hirn wohl einen kurzen Aussetzer hatte und folgenden Satz formulierte: „Was isst du eigentlich am liebsten?“ Nicht nur, dass das eine Frage war, die man für gewöhnlich im Grundschulalter stellte, sie stand auch im Kontrast zu meinem Vorhaben. Des weiteren waren Kame und ich Konkurrenten, warum also stellte ich eine private Frage? Scheinbar war ich der Einzige, der diesen Umstand vergessen hatte, denn Kame sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Vermutlich hatte ich das tatsächlich und wahrscheinlich war es schon während meines Amerikaaufenthaltes passiert, denn sonst wäre mir nicht der Gedanke gekommen, dass ich es schade fand, so wenig über meinen Trainingspartner zu wissen. Höchstwahrscheinlich würde Kame das aber nicht so finden und eher vermuten, dass ich nur fragte, um seine Schwächen herauszufinden, um dieses Wissen später gegen ihn zu verwenden. So würde man normalerweise als Rivalen denken. Nur bei mir war da irgendetwas fehlgeleitet. „Öhm vieles“, antwortete er mit reichlicher Verzögerung ausweichend. Nach kurzer Zeit fügte er noch an: „Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich Steak wählen.“ Steak also, schön. Und was fing ich jetzt mit dieser Information an? Einmal mehr hatte ich den Wunsch, mich selbst so lange zu schlagen, bis die Schmerzen den Schleimbatzen in meinem Kopf wieder zur Arbeit überreden konnten. „Und du?“, kam die Gegenfrage. „Pizza“, erwiderte ich lahm. Wo blieb die Pistole, um mich zu erschießen, bitte? Ich musste dringend weg von Kames Nähe. Irgendwie lullte mich sein Geruch ein und machte mich zu einem hirnlosen Idioten. Hatte er heute ein neues Parfum aufgelegt oder war mir das vorher nur nie aufgefallen? Egal, was es war, Abstand würde mir gut tun und so flüchtete ich mit dem Hinweis 'pinkeln' ins Bad. Meine Fresse, was war heute nur los? Das war alles die Schuld von den dämlichen Erdbeeren. Die wirkten auf mich offensichtlich wie eine ganze Schiffsladung Aphrodisiaka. Ich hätte in dem Club damals nicht so schnell klein bei geben sollen, dann hätte ich jetzt zumindest keinen Stau. Die kurze Pinkelpause half mir zum Glück wieder runter zu kommen und klarer zu sehen. Hoffentlich würde das den restlichen Abend anhalten. Kame Der Abend war, wie der gesamte Tag eigentlich schon, mir sehr suspekt. Angefangen hatte es mit den Votingergebnissen, welche gelinde gesagt sehr überraschend ausfielen. Ich war geschockt. Scheinbar sogar so sehr, dass ich auch noch selbst meinem Rivalen vorgeschlagen hatte, einen zu heben. Der hatte definitiv einen schlechten Einfluss auf mich. Vor ein paar Wochen wäre ich noch nicht einmal auf die Idee gekommen, überhaupt an Alkohol zu denken. Zugegeben, vor ein paar Wochen hatte ich auch nur die Hälfte des Spaßes. Ich wollte gar nicht daran denken, wenn die Zeit gekommen war und einer von uns gehen musste. Ich hatte mich regelrecht an ihn gewöhnt. Der Abend versprach zumindest wieder einmal lustig zu werden. Ich mochte Jins Wohnung. Sie war nicht übermäßig durchgestylt, aber sie passte zu ihm und ich fühlte mich fast wie zu Hause. Alles war wie immer, bis zu einem Zwischenfall, der meine arme Libido völlig aus dem Konzept brachte. Schuld an der ganzen Misere war eigentlich die Erdbeere und nichts anderes. Ich naschte einfach für mein Leben gern und konnte auch den roten Früchten nicht widerstehen. Scheinbar hatte ich Jin auch lange genug genervt, dass er mir einfach eine direkt in den Mund steckte. Ich hatte vor Schreck sogar das Kauen völlig vergessen, während mich mein Bandkollege nur von sich selbst entsetzt anstarrte und sich scheinbar vor Schreck nicht mehr bewegen konnte. Anders hätte ich mir nicht erklären können, warum sein Finger gefühlte Stunden auf meinen Lippen weilte. Ich spürte spontan das Verlangen, diesen in meinen Mund zu nehmen und Jin zu zeigen, was meine Zunge so alles anstellen konnte, um das dann noch einmal an einer anderen Stelle fortzusetzen. Leider hatte das Äffchen sich dann doch zu schnell wieder gefasst. Ab diesem Moment wurde der Abend mehr als sonderlich. Wir tranken wie geplant, aber Akanishi benahm sich mehr als seltsam. Nicht, dass ich wieder zu mir selbst gefunden hätte, denn ich war geil, wie schon lange nicht mehr, aber was war seine Ausrede? Er wirkte nicht anwesend und war völlig durch den Wind. Das konnte ja wohl kaum an der kleinen Fingerszene gelegen haben. Vielleicht war er ja auch nur spontan wahnsinnig geworden? Dieser Verdacht bestätigte sich dann letztendlich, als er mich aus heiterem Himmel nach meinem Lieblingsessen gefragt hatte. Ich musste aufpassen, mich nicht vor Schreck an meinem Cocktail zu verschlucken. Übrigens Cocktail: Wir waren inzwischen schon bei dem dritten und das Zeug schmeckte verteufelt gut und knallte noch besser. Meine Füße kribbelten schon verdächtig und meine Zunge fühlte sich leicht taub an, aber sonst ging es mir noch gut. Ich wollte gar nicht wissen, was für ein Hammer auf mich wartete, sollte ich es doch wagen, mich zu erheben. Zurück zu dem seltsamen Wesen neben mir: Ich fragte mich ernsthaft, was diese Frage eigentlich sollte. Wir sprachen nie über private Dinge. Vielleicht wurmte es ihn, dass ich im Voting noch vor ihm war und wollte nun herausfinden, gegen welche Speisen ich allergisch war und mich so einfach aus dem Weg räumen? Nicht, dass ich ihm so etwas zutraute, aber man wusste ja nie, zu was Menschen alles fähig waren. „Öhm vieles“, antwortete ich daher ausweichend und fühlte mich sogleich schlecht dabei. Immerhin nistete ich mich andauernd bei ihm ein, wir gingen aus, arbeiteten zusammen. Es würde mich kaum umbringen, ihm wenigstens ein kleines Detail zu eröffnen. Daher verriet ich es ihm einfach und was erhielt ich als Dank? Nichts! Das mit der Pizza hätte er sich auch schenken können. Frustriert kippte ich den restlichen Inhalt meines Glases hinter und versuchte, mich zum Aufzustehen zu ermutigen, um uns neue zu mixen, während Jin im Bad verweilte. Das Erheben funktionierte, aber ich sollte überlegen, ob ich wirklich noch etwas trinken wollte. Auf der anderen Seite, was sollte ich sonst machen? Auf Gehen hatte ich keine Lust, also blieb mir wohl nichts anderes übrig. Als ich aus der Küche zurückkehrte saß Jin wieder auf seinem Platz und wirkte zumindest nicht mehr ganz so aufgewühlt. Ich versuchte, so wenig wie möglich zu schwanken und die Gläser ganz zu dem kleinen Tisch zu bringen. „Danke“, murmelte mein Kollege und ich strahlte ihn daraufhin regelrecht an. Es ging doch. Vielleicht würde es doch noch ein lustiger Abend werden. Wir entschlossen, uns einfach noch etwas von irgendwelchen TV-Shows berieseln zu lassen und lachten uns bei den Idioten einen ab. Das wir uns sonst selbst so zum Löffel machen mussten, ignorierten wir in dem Augenblick vehement. Fremdschämen war immer noch die bessere Variante. Irgendwann hatte mein Hirn auch aufgehört zu zählen, beim wievielten Glas wir nun eigentlich waren. Es war mir auch reichlich egal. Im Grunde war mir so ziemlich alles egal, da ich erneut wie ein Tropf auf dem Sofa hing. Wenigstens sah Herr Akanishi auch nicht besser aus, auch wenn er sich genüsslich über mich lustig machte. „Man, bist du breit“, kicherte dieser vergnügt. „Als ob es dir besser ginge“, lallte ich zurück und versuchte einen der beiden Jins, die sich neben mir tummelten, zu fixieren. Ich war wirklich voll. Leider nur noch nicht so voll, dass ich es nicht mehr mitbekam. Schade eigentlich, denn ich hatte schon lange keinen Filmriss mehr. Man, jetzt freute ich mich schon auf so was. „Ich glaub, ich muss ins Bett“, erklang es von den Zwillingen und ich schaute bedröppelt aus der Wäsche. Die wollten mich doch nicht jetzt auf die Straße setzen? Da war doch bestimmt noch was von dem Tequila übrig. Zum Glück stellte sich einer der beiden Jins als Gentlemen heraus und bat mir tatsächlich das Sofa an, ohne Tequila. Was war nur aus der Welt geworden? Der Herr schwankte, samt seinem Anhang, schon in Richtung Schlafzimmer und ich blieb hier nun alleine sitzen. Na toll, ich wollte auch etwas zum Kuscheln. Nicht einmal eine Decke hatte ich bekommen. Morgen würde ich dem Kerl erst einmal zum Thema Gastfreundlichkeit aufklären müssen. Grummelnd versuchte ich es mir auf dem Möbelstück bequem zu machen, nachdem ich mich im Bad meiner Kontaktlinsen entledigt hatte. Eines der kleinen Zierkissen hatte ich unter meinen Kopf gequetscht, mit dem anderen versuchte ich, irgendwie zu kuscheln. Das war alles mehr als unbefriedigend. Die Welt war doch ungerecht. Das musste geändert werden. Ich war in jedem Fall für Gleichberechtigung. Genau aus diesen Grund erhob ich mich auch schnaufend, kickte meine Jeans, von welcher ich mich vorhin vorsorglich befreit hatte, aus dem Weg und stapfte in Richtung Schlafzimmer. Zuerst steckte ich vorsichtig den Kopf durch den offenen Türschlitz. Man wusste ja nie, wie mein werter Kollege auf meinen nächtlichen Besuch reagieren würde. Der aber rührte sich noch nicht einmal. Scheinbar schlief die Prinzessin schon tief und fest. Besser für mich, denn wenn er schlief, konnte er sich ja nicht wehren. Ich tapste leise voran und krabbelte auf das weiche Bett. Oi, das war aber bequem und da wollte der Sack mich auf die eklige Couch abschieben. Das war wirklich so etwas von gemein. Gerade hatte ich es mir bequem gemacht, als in den schlafenden Körper wieder Leben kam. „Kame, was wird das?“ Verdammt, jetzt hatte der mich auch noch erwischt „Ich will schlafen“, antworte ich dümmlich und konnte nicht anders, als bis über beide Ohren zu grinsen. Zum Glück war es dunkel. „Du weißt ja, wo die Couch ist. Raus aus meinem Bett!“ Was wurde der denn jetzt so zickig? Sollte er doch auf diesem unbequemen Ding schlafen. Mich vertrieb der nicht mehr von hier. „Mach mal nicht so einen Aufstand, Prinzessin. Ich falle schon nicht über dich her“, grinste ich dem Schatten entgegen und klopfte eines der Kissen für mich zurecht. Für meinen Satz erntete ich nur ein Schnaufen und Jin drehte mir den Rücken zu. Ha, ich hatte gewonnen, nur so richtig zufrieden war ich immer noch nicht. Ich war in Kuschellaune und leider gab es hier im Raum nicht sonderlich große Auswahl potentieller Opfer. Unauffällig rückte ich Stück für Stück näher, bis mich ein undefinierbares Knurren stoppen ließ. „Kame!“, erklang es genervt. „Halt die Klappe. Ich mag jetzt kuscheln,“ fauchte ich sogleich und rechnete jeden Moment damit, des Zimmers verbannt zu werden. Jedoch hörte ich nur ein resignierendes Seufzen, welches ich mal als Einladung sah und meinen Kopf somit gegen seinen Rücken lehnte. Einen Arm legte ich leicht auf seine Hüfte. Das reichte mir schon. Ich hatte ja versprochen, ihn nicht gleich mit Haut und Haaren zu vernaschen, obwohl das natürlich auch eine Möglichkeit gewesen wäre. „Können wir jetzt endlich schlafen?“ „Mhm“, bestätigte ich nur und war auch schon halb weg. Ich hatte völlig verdrängt, wie es sich anfühlte, mit jemand anderes in einem Bett zu liegen. Ich sollte das unbedingt öfter machen. Der nächste morgen brach definitiv zu schnell an. Das wunderschöne, schrille Geräusch des Weckers nervte mich schon ab der ersten Sekunde. Ich wollte nicht aufstehen, denn ich lag eindeutig zu bequem. Das Ding unter mir war kein Kissen, soviel war mir klar, denn es bewegte sich, atmete und versuchte, mich von sich zu stoßen. „Könntest du von mir runter gehen?“, knurrte es und ich musste leicht grinsen. Jin klang wie ein altes Reibeisen, wenn er gerade erwacht war. „Nö.“ Er hätte wenigstens nett fragen können. „Kamenashi!“ Seine Stimme sollte böse klingen, aber es schwang eher Verzweiflung in ihr mit. Daher entschied ich mich dann doch, mich von der Wärmequelle herunterzurollen und die Äuglein zu öffnen. Man konnte gar nicht so schnell reagieren, wie der Mensch aus dem Bett gesprungen war, den Wecker unterwegs tötete und aus dem Zimmer verschwand. So viel Elan am morgen war doch nicht gesund. Da streckte ich mich lieber noch ein wenig und versuchte gedanklich den gestrigen Abend in meinem Hirn zusammenzusetzen. Auweh, schwuler hätte ich mich nicht verhalten können. Welcher Hetero wollte denn bitte mit einem anderen Kerl kuscheln? Zu meiner Verteidigung konnte ich immer noch behaupten, dass ich betrunken war. Das zog immer. Wenn wir schon beim Thema Saufen waren, mein Kater hielt sich doch echt in Grenzen. Ich war regelrecht erstaunt. Nur meine Zunge fühlte sich leicht pelzig an, aber damit konnte ich leben. TBC Die erste gemeinsame Nacht *hrhr* Kommentare? P.S.: Wir beide werden jetzt eine kleine Sommerpause von zwei Wochen einlegen :D Daher gibt es das nächste Kap wahrscheinlich erst wieder Mitte August. Wir wünschen euch bis dahin eine schöne Zeit ^__^ Kapitel 8: Gegrillt wird nämlich nur über dem Tisch --------------------------------------------------- Kapitel 8 So, wir sind wieder zurück von unserer kleinen Pause. Wir hoffen ihr hattet eine schöne Zeit ^^ und wow, schon 22 Favos *___* vielen Dank dafür und natürlich auch an die lieben Kommischreiber Als kleines Dankeschön widmen wir euch ein kleines Bild der beiden in der Charaktersektion ^^ Dann viel Spaß mit dem neuen Kapitel *** Gegrillt wird nämlich nur über dem Tisch Jin Nachdem ich die Badtür ins Schloss geworfen hatte, lehnte ich mich mit schnell schlagendem Herzen dagegen. Hatte der Depp in meinem Bett etwa ein Radar für meinen Zustand oder was war hier los? Da hatte ich es endlich auf die Reihe gekriegt, mich wieder halbwegs normal in seiner Gegenwart zu verhalten und sofort machte er alles zunichte. Mir war schon richtig schlecht, was auch kein Wunder war, wenn ich die halbe Nacht als Kissen missbraucht wurde. In meinem Magen rumorte es heftig und der Angstschweiß stand mir auf der Stirn. Nachdem sich mein Puls wieder halbwegs beruhigt hatte, begab ich mich auf wackligen Beinen zum Waschbecken und schaufelte mir zunächst kaltes Wasser ins Gesicht, um danach hoffentlich wieder zu Normalzustand zurückzufinden. Den anschließenden Blick in den Spiegel hätte ich eindeutig meiden sollen. Himmel, ich sah aus wie der Tod auf Latschen. Augenringe so schwarz wie nur ein Panda sie hatte und die Haare zerzaust und strohig. Igitt, in dem Zustand würde ich mich nicht mal mehr selbst vögeln wollen. Zumindest half mir mein eigener Anblick, mich zu beruhigen. Kein Wunder nach so einem einschneidenden Erlebnis. Ich entleerte noch schnell meine Blase und begab mich zu Kame in die Küche, der bereits dabei war, Kaffee zu kochen. Da er es nicht für nötig befand, sich etwas anzuziehen, beließ ich es auch bei meinen Shorts und ließ mich entkräftet auf einen Stuhl fallen. Ich war so was von im Arsch. Kurze Zeit später hielt ich meine Kaffeetasse in der Hand und wurde von einem grinsenden Hornochsen angestarrt. Scheinbar hatten wir über Nacht die Rollen getauscht und meinem Gegenüber schien seine Macht durchaus zu gefallen. So konnte das nicht weitergehen. Ich musste mir schleunigst etwas einfallen lassen und dem ein Ende bereiten. Nur wie, verdammt? Mein Hirn lag auf dem Trockenen, was nur teilweise am gestrigen Tequilakonsum lag. Keine guten Voraussetzungen, einen Plan auszutüfteln. Und ich hatte niemanden, der mir helfen konnte, ohne, dass ich mich selbst verraten würde. Und bei meinen Spackenfreunden bezweifelte ich ohnehin, dass mir auch nur einer eine Hilfe sein würde. Vielleicht half mir ein Therapeut weiter, aber das Risiko war zu groß, dass er seine Schweigepflicht brach und alles an die Öffentlichkeit drang. Da könnte ich mich auch gleich erschießen. „JIN!“, drang plötzlich ein Schrei an meine Ohren. „Hm?“, fragte ich irritiert und sah von der Tasse auf, deren Inhalt ich kaum angerührt hatte. „Halleluja, er lebt! Ich hab dich bestimmt schon fünf mal angesprochen“, rief Kame gefrustet. „Echt?“, fragte ich dümmlich nach. Irgendwie fiel es mir schwer, mich wieder in die Realität einzugliedern. Verfluchte Grübelei. Ich sollte das in Gegenwart von Menschen eindeutig unterlassen. Kame verdrehte nur die Augen und sagte: „Ich wollte eigentlich wissen, ob du gut geschlafen hast, aber scheinbar bist du noch dabei.“ Wahnsinnig komisch. Wenn der wüsste. Oder besser doch nicht. Das würde sonst kein gutes Ende nehmen. Allein für diese Frage könnte ich ihm den Hals umdrehen. Tat ich natürlich nicht. Sollte ich aber eventuell auf meine Wunschliste setzen. Dann wären auch so einige meiner Probleme gelöst. Allen voran das mit dem Job. „Ähm, wir müssen gleich los“, lenkte ich einfach vom Thema ab. Meine Schlagfertigkeit hatte sich wohl zusammen mit meiner Selbstsicherheit nach Alaska abgesetzt. Kame schien sichtlich verwirrt von meiner ungewohnten Art zu sein, zuckte dann aber nur mit den Schultern und begab sich ins Wohnzimmer. Zuvor gewährte er mir noch einen Blick auf seine Rückfront und es zog augenblicklich sehnsüchtig in meiner Leistengegend. Damit war nun endgültig der Beweis erbracht: Ich war dem Kerl rettungslos verfallen. Zwei Tage später hatte ich mich immer noch nicht an mein Problem gewöhnt. Ich wollte nicht auf einen Typen stehen, nicht schon wieder. Zumal es sich bei diesem Exemplar auch noch ausgerechnet um meinen Rivalen handeln musste. Aber warum sollte ich es mir auch nur einmal leicht im Leben machen? Würde ja die Tradition unterbrechen. Und auch wenn er nicht mein Konkurrent gewesen wäre, würde es zu nichts führen, weil es schon beim letzten Mal nicht geklappt hatte und ja, ich war Pessimist und wollte mich jetzt in vollem Ausmaß selbst bemitleiden. Leider machte mir das anstehende Meeting einen Strich durch die Rechnung. Kame und ich würden gleich erfahren, um was es in dem Drama gehen würde. Wie ich mich schon jetzt darauf freute, ihn ab sofort noch mehr um mich zu haben. Das würde mein Hormonbarometer ausschlagen lassen, dass mir Hören und Sehen verging. Einer unserer Manager erklärte uns, dass wir beide Collegestudenten spielen würden, die hinter demselben Weib her sein sollten. Doch so einfallsreich? Warum wunderte mich das nicht? Ach ja, weil unsere Manager im Allgemeinen zu dumm waren, um einen Eimer Wasser umzuschmeißen. Warum nur saßen in solchen Positionen immer wieder komplett inkompetente Flachzangen? Das war wirklich so ein Wunder des Universums, was sich mir wohl nie erschließen würde. Schön, dass wir nun nicht nur Konkurrenten waren, sondern sie auch noch spielen würden. Die Authentizität wäre damit jedenfalls gewährleistet. Nur fragte ich mich, wie gut Kame darin sein würde, mit einer Tussi zu flirten. Ob das nun geschauspielert war oder nicht, ich konnte mir nicht vorstellen, dass es ihm leicht fallen würde. Mein werter Herr Kollege machte nach dem Meeting ein entgeistertes Gesicht und ich war mir sicher, dass ich nicht besser schaute. In zwei Wochen würde der erste Dreh beginnen. Bis dahin vertrieben wir uns die Zeit mit dem alltäglichem Schwachsinn wie Proben, Cartoon und diverser Fotoshootings. Aber die harte Arbeit war gut, denn sie lenkte mich von meiner dämlichen Geschmacksverkalkung ab. Zumindest bis Samstag vor der Tür stand. Es war ja kein Geheimnis unter meinen Bandkollegen, dass ich mit Dir en grey und im speziellen mit Kyo befreundet war, aber dass sie auf einmal scharf darauf waren, Zeit mit ihnen zu verbringen, kam mir spanisch vor. Ich konnte mir schon denken, wer dafür verantwortlich war, dass wir uns in Uedas riesigem Haus einnisteten und in seinem Garten grillen würden. So viel vorab: Ueda war es mit Sicherheit nicht, denn der hatte bald einen Schreianfall bekommen, als wir mit Sack und Pack vor seiner Haustür standen. Wenigstens Bescheid sagen hätten sie dem armen Kerl können. Und ich war gänzlich unschuldig, da ich mich sicher nicht freiwillig zu dem Kack bereit erklärt hätte. Was war mit dem besten aller Übertragungsmittel, dem Buschfunk, passiert? Scheinbar gab es eine Signalstörung oder es hatten plötzlich alle gelernt, dicht zu halten. Sonst hätte ich mich sicher nach Hawaii abgesetzt und würde jetzt nicht zwischen Kame und Kaoru, dem Gitarristen von Dir en grey und verdammt geilen Sau, auf der Hollywoodschaukel gequetscht sitzen. Mir wurde langsam immer wärmer, was nicht nur am Grill lag, der in Hochofentemperatur brannte, weil der selbsternannte Grillmeister Koki eben doch keiner war, sondern ein dummer, kleiner Junge, der gerne kokelte. Musste am Namen liegen. Wenigstens etwas positives gab es: Shinya war nicht anwesend, da er mit seiner Töle irgendwelche Beautysessions einlegte. Obwohl das Tier jetzt gut wäre, um die Tauglichkeit des Grills zu testen. Koki und sein Assistent Kyo befanden es wohl an der Zeit, die ersten Steaks auf den Rost zu packen. Die würde ich definitiv nicht anrühren. Ich stand nicht so darauf, auf Kohlebriketts zu kauen. Verstohlen beobachtete ich Kame von der Seite, der gerade angeregt mit Toshiya diskutierte. Der Inhalt des Gespräches zog ungehört an mir vorbei, da ich mit Mustern beschäftigt war. Ich hatte schon eine geraume Zeit überlegt, an wen mich Kame erinnerte, als endlich der Groschen fiel: Er sah mit einem gewissen Gesichtsausdruck aus wie Jar Jar Binks aus Star Wars! Meinen tollen Einfall sollte ich wohl besser für mich behalten, wenn ich noch eine Weile leben wollte. Aber einmal in mein Gehirn geschlichen, bekam ich den Vergleich nicht mehr aus dem Kopf. Bevor ich noch in Gelächter ausbrach, verkrümelte ich mich lieber ins Haus und stand einem verzweifelten Ueda zur Seite, der aussah, als würde er gleich los flennen. „Wie können die mir das antun?“, schluchzte er schon fast, „und DU!“ Theatralisch fuchtelte er mit seinem Zeigefinger vor meiner Nase herum und schaute mich anklagend an. „Ich wusste bis vor ein paar Minuten selbst nichts davon, ich schwöre!“ Misstrauisch wurde ich nun beäugt und langsam hatte ich das Gefühl, Shinyas Wadenbeißer vor mir zu haben, der mich mit seinem Hundeblick bedachte. Man, ich hasste dieses Vieh und bald noch mehr diesen Transendrummer, dem es eine Freude war, jedes Mal seinen Höllenhund auf mich loszulassen, wenn wir uns sahen. „Okay“, meinte er schließlich überzeugt. „Dann kannst du mir jetzt helfen, die zerbrechlichen Gegenstände in Sicherheit zu bringen, bevor die wild gewordene, besoffene Meute nachher hier einfällt. „Klar doch“, willigte ich ein und half dabei, die Wertsachen aus der Gefahrenzone zu tragen. Kame Grillen war die beste Idee, welche Koki wohl in den letzten hundert Jahren hatte. Dass man noch diverse andere Leute einladen könnte, war natürlich auf meinem Mist gewachsen. Eigentlich meinte ich damit nur einen. Also waren wir in versammelter Mannschaft, bis auf Ueda, der ja auch noch nichts von seinem Glück wusste, zu Jin gerannt und hatten diesen überzeugt, Kyo anzurufen. Dieser erschien dann jedoch zum vereinbarten Treffpunkt mit seiner restlichen Bandmeute. So geschockt war dann auch das Gesicht unseres unfreiwilligen Gastgebers, als dieser die Tür öffnete und wir ihn einfach überrannten. Wiederworte wären eh völlig sinnlos gewesen. Ich sicherte mir einen der begehrten Plätze auf der Schaukel, eingerahmt von Toshiya, dem Bassisten von Dir en grey und Jin, dann folgte gequetscht noch Kaoru. Ich war heilfroh nicht neben diesem sitzen zu müssen. So viel geballte Männlichkeit hielt man einfach nicht aus, schon gar nicht in meinem Zustand. Da war Totchi, wie ich ihn nach zehn Minuten nennen durfte, schon ein weitaus angenehmerer Gesprächspartner. Eigentlich waren die Inhalte unserer Konversation eher belangloser Smalltalk, aber so langsam wurde ich das Gefühl nicht los, dass der Bassist mehr in seinem Hinterköpfchen ausbrütete. Könnte vielleicht auch daran liegen, dass seine Hand seit einiger Zeit auf meinen Knie verweilte und er mir immer mehr auf die Pelle rückte. Das Ganze wurde langsam brenzlig für mich. Nicht, dass er mir vom Typ her nicht zusagen würde, aber ich hatte bestimmt nicht vor, mich vor den gesamten Leuten vernaschen zu lassen. Woher wollte Toshiya eigentlich wissen, dass ich dem männlichen Geschlecht ganz und gar nicht abgeneigt war? Stand mir das jetzt auch noch auf die Stirn geschrieben oder besaß er eines dieser Schwulenortungsgeräte? Ich beneidete Menschen, welche das einem angeblich sofort ansehen konnten. Ich besaß überhaupt kein Talent dafür. Ausnahmen waren vielleicht Kaoru und Kyo. Denen sprang das hetero ja quasi aus dem Gesicht, aber schon bei meinen Bandkollegen kam ich da doch ins grübeln. „Hey, Turteltäubchen, könnt ihr euch kurz trennen? Essen ist fertig“, rief Daisuke uns zu und ich sprang sofort ertappt auf. Toshiya grinste nur wie ein Honigkuchenpferd und stapfte freudig in Richtung Tisch. Mir fiel jetzt erst auf, dass Jin gar nicht mehr neben mir saß, so sehr hatte ich mich ablenken lassen. Er musste wohl im Haus sein, da ich ihn auch unter den anderen nicht entdecken konnte, ebenso wenig wie Ueda. „Ich geh mal den Rest holen“, rief ich in die Runde und machte mich auf die Suche. Es dauerte auch nicht lange, bis mir Herr Akanishi bepackt mit zwei riesigen Vasen entgegen schwankte. „Willst du hier die Bude ausräumen oder was wird das?“, grinste ich verschmitzt und war so nett eine der Keramikobjekte vor dem sicheren Absturz zu retten. „Sehr witzig“, brummte dieser nur zurück und zeigte mir, wohin die Teile sollten. „Das waren die letzten“, schallte die Stimme des Hausbesitzers bis zu uns. „Gott sei dank.“ Mein Bandkollege sah schon ziemlich fertig aus. Wer weiß, wie viel der hier schon hin und her schleppen musste. „Essen ist fertig. Geh schon mal vor. Ich hol dir fix ein kühles Bier aus der Küche. Siehst aus, als würdest du es gebrauchen können.“ Also, wenn ich demnächst nicht die Auszeichnung „Nettester Mensch des Monats“ bekam, wusste ich auch nicht mehr weiter. Jin würde wohl auch für mich stimmen, denn dieser lächelte dankbar und machte sich samt Ueda, welcher sich auch zu uns gesellte, auf den Weg in den Garten. Ich mixte mir schnell eine Rumcola, schnappte mir die Bierflasche und machte mich auf den Rückweg. Es war nur noch direkt neben Toshiya ein Platz frei. Dieser grinste, als hätte er das auch absichtlich so arrangiert. Nachdem ich also das Bier bei seinem Bestimmungsort ablieferte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich zurück neben den Dunkelhaarigen zu setzen. Es war nicht gerade einfach, sich ein Stück Fleisch zu angeln, welches noch genießbar war. Die meisten erinnerten an Kohlestückchen, dennoch schienen sich vor allem die beiden Grillmeister nicht daran zu stören. Diese entfachten immer noch halbe Großbrände in der Nähe des Grills, so dass Ueda schon mit dem Feuerlöscher panisch herumfuchtelte. Ein sehr belustigender Anblick. Jedoch blieb mir fast mein Stückchen Fleisch in der Kehle hängen, als ich erneut eine Hand auf meinem Knie spürte. Wäre ja kein Problem gewesen, immerhin sah man es ja nicht unter dem Tisch, aber diesmal begann sie sich in eine gefährliche Richtung zu bewegen. Kleine Schauer durchzogen meinen Körper und ich griff hastig nach meinem Glas, um einen Schluck auf den Schreck zu trinken. Hätte ich das nur gelassen. Ich verschluckte mich natürlich sofort, als Toshiya mir beherzt in den Schritt fasste. Ich röchelte um mein Leben und lenkte somit natürlich die gesamte Aufmerksamkeit des Tisches auf mich. Gott, war mir das peinlich. Wahrscheinlich hatte mein Gesicht schon die Farbe einer Tomate angenommen. „Nicht so gierig, Schätzchen“, kommentierte mein Sitznachbar die ganze Aktion und strahlte mich scheinheilig an. Der kam scheinbar noch nicht einmal auf die Idee seine Hand gefälligst von da unten zu entfernen. Wollte der mir noch vor der ganzen Mannschaft einen runterholen? Und warum machte mich der Gedanke auch noch an? Hilfe, ich brauchte wirklich dringend Sex, aber nicht gerade hier und jetzt. Ich spürte Jins verwirrten Blick auf mir. Wahrscheinlich sah ich auch aus wie ein Reh kurz vorm Überfahren-werden. Ich wollte hier nur noch weg. „Ich … äh hol mir ein … Schluck Wasser“, stammelte ich und flüchtete beinahe in das Haus. Die anderen hielten mich wahrscheinlich für völlig bescheuert, aber die wurden ja auch nicht auf gröbste Weise sexuell unter dem Tisch stimuliert. Ich wusste auch nicht, was mich an der Szene am meisten gestört hatte – dass die anderen anwesend waren oder dass es Jin hätte sehen können. Tolle Erkenntnis meinerseits. Natürlich wäre es blöd, wenn er das mitbekommen hätte. Der würde doch sofort zum Management rennen und ich wäre meinen Job schneller los, als dass ich bis drei zählen konnte. Ich wusste nicht, ob ich mich jetzt lieber betrinken oder gleich weglaufen sollte. Aber nicht ohne Totchi noch meine Nummer zu geben. War ja an sich nicht schlecht gewesen, nur vielleicht der falsche Ort. Bier musste her, das wirkte bei mir zumindest schnell, also marschierte ich in die Küche und genehmigte mir eins. Lange währte die Zweisamkeit zwischen mir und meiner Flasche leider nicht, denn das Übel des Abends näherte sich. „Du kamst gar nicht mehr zurück. Hättest doch was sagen können, wenn du mit mir alleine sein willst, Schätzchen“, flötete der Bassist fröhlich und mir blieb vor Schreck die Spucke weg. Der Kerl war eindeutig etwas zu sehr von sich überzeugt. „Äh ….“ Zu mehr war ich leider nicht mehr fähig, da sich mein Gegenüber an mich schmiegte und ausgelassen an einem Ohrläppchen knabberte. Genau jetzt war es soweit. Mein Hirn packte seine sieben Sachen und verabschiedete sich, um einen kurzen Wellnessurlaub zu machen. Ich war innerhalb von Sekunden scharf wie hulle. „Ich kann auch aufhören“, raunte er mir leise ins Ohr und am liebsten hätte ich aufgelacht. Das war ja wohl der Witz in Tüten. Wenn der jetzt aufhörte, würde ich ihm die verdammte Flasche über den Schädel ziehen. Apropos Flasche, die stellte ich doch mal lieber auf die Arbeitsplatte ab. Währenddessen spürte ich schon ein Knie zwischen meinen Beinen und fürchtete wirklich, dass das hier kein gutes Ende nehmen würde. Sorry Ueda, aber wenn nicht gleich was geschehen würde, musste ich wohl oder übel diesen Kerl in deiner Küche vögeln. Dass jederzeit einer von den anderen hier rein spazieren konnte, hatte ich erfolgreich verdrängt. Endlich ließ Totchi von meinem Ohr ab und knutschte mich einfach nur in Grund und Boden. Man, war das gut! Ich sollte nie wieder so lange darauf verzichten. Ohne darüber nachzudenken, erwiderte ich gierig den Kuss und ließ nun auch meine Hände auf Wanderschaft gehen. Als Antwort darauf bekam ich nur ein zufriedenes Seufzen von Seiten des Älteren. Meine Hose spannte schon mehr als unangenehm und ich wäre wirklich stark dafür, dass hier jemand mal etwas dagegen unternahm. Jedoch sollte es nicht soweit kommen … Es ertöntes ein lautes Räuspern und mein Hirn kam in diesem Moment von seinem Kurzurlaub zurück. Erschrocken riss ich die Augen auf und stieß meinen grummelnden Knutschpartner nicht gerade sanft von mir. Es wäre zu einfach gewesen, wenn es nur irgendjemand der restlichen Dir en grey Member gewesen wäre. Selbst Koki wäre mir lieb gewesen, aber nein es musste das Urböse in Person uns gegenüberstehen. Mein letztes Stündlein hatte geschlagen. Vielleicht sollte ich auswandern und mir irgendwo anders einen neuen Job besorgen. Jin starrte uns beide an, als ob er gleich mit einem Messer bewaffnet auf uns losgehen wollte. Toshiya machte das einzig vernünftige und verließ pfeifend den Raum. Flucht war eine tolle Sache, wenn sich nicht der eigene Körper gegen einen stellen würde. Meine Beine wabbelten vor sich hin und waren gerade nicht in der Lage, auch nur einen Schritt zu gehen. „Das … äh … also war nicht … .“ Ich schaffte es nicht einmal, einen ganzen Satz zu formulieren. Ich konnte mich ja aus vielen Dingen herausreden, aber mit einem anderen Kerl wild in der Küche herumzuknutschen, war mehr als eindeutig. Ich war so was von geliefert. TBC Wir lesen uns im nächsten Kap ^^ Kommentare? Kapitel 9: Enten: Nicht nur für den Badespaß zu gebrauchen ---------------------------------------------------------- Kapitel 9 Und es geht schon weiter … Vielen Dank für die unglaublich tollen Kommentare ^^ Wir haben uns riesig darüber gefreut Daher geht es auch schnell ohne große Vorworte weiter :D *** Enten: Nicht nur für den Badespaß zu gebrauchen Jin In mir brodelte es, um es mal nett zu formulieren. Ich konnte es selbst kaum glauben, aber aktuell wünschte ich mich wieder in Uedas Haus zurück und wollte den Sam spielen. Das war wesentlich angenehmer als dieses Geflirte zwischen Kame und diesem eingebildeten Fatzke mitanzusehen. Okay, eigentlich hatte ich nichts gegen Toshiya, jedenfalls nichts effektives, aber das war ja mal nebensächlich. Auch wenn ich das Besteck in meinen Händen und den Grill in meiner Nähe durchaus für wirksame Sofortmaßnahmen einsetzen könnte, würde ich dies natürlich nicht tun. Im Grunde konnte ich dieses Schnabeltier recht gut leiden. Zumal er mittlerweile auch nicht mehr den Drang hatte, sich seine Nuttenoutfits überzuwerfen, was die Situation jedoch nicht gerade besserte. Es lag ja auch nicht an Toshiya, sondern an Kame, dem das Ganze anscheinend noch gefiel. Scheiße noch eins, war ich eifersüchtig. Das war doch echt das letzte und keineswegs fair. Zum Teufel mit meinen Gefühlen! Ich versuchte sie in Bier zu ertränken, was leider nicht einmal ansatzweise funktionierte. Ich bemühte mich die nächste Zeit angestrengt, nicht auf die beiden zu achten, drehte meinen Kopf aber doch wieder zu ihnen, als Kame bald verreckte. Jedenfalls klang das Gehuste nicht sehr gesund. Was zum Geier trieben die da eigentlich? Aber an und für sich wollte ich das lieber nicht so genau wissen. Jedenfalls schien es meinem Kollegen zu reichen, als er sich verkrümelte. Lange hatte er aber nicht seine Ruhe, denn Toshiya folgte ihm kurz darauf ins Haus. Oder hatten die sich mit Zeichensprache irgendetwas zu verstehen gegeben? Einige Zeit später waren die zwei immer noch nicht wieder da. Dafür war mein Bier leer und meine Blase voll. Ich beschloss also etwas gegen beide Sachen zu unternehmen und hoffte, dass ich den Idioten nicht begegnen würde. Natürlich wurde mir dieser Wunsch nicht gewährt und irgendwie hatte ich es ja schon geahnt. Standen die doch allen Ernstes in aller Seelenruhe in der Küche herum und steckten sich die Zungen in den Hals. Jedenfalls nahm ich das an, so fest wie die ihre Köpfe aneinander drückten. Das war echt zu viel! Ich konnte mich gerade noch beherrschen, Toshiya keine zu zimmern, sondern machte mich verbal bemerkbar. Beruhigend zu wissen, dass es Kame peinlich war. Das machte die Gesamtsituation aber nicht besser für mich. Warum konnte es mir nicht einfach egal sein, was der Kerl trieb? „Mach doch, was du willst“, presste ich gezwungen ruhig auf sein Gestotter hervor und versuchte, in meinem Inneren den Vulkan am Ausbrechen zu hindern. Ich ließ Kame einfach stehen und tat erst einmal das, was ich vorgehabt hatte: Pissen gehen. Im Bad beruhigte ich mich wieder. Und mir kam folgender Gedanke in den Sinn: Warum regte ich mich eigentlich auf, wenn Kame scheinbar einen Kerl an der Angel hatte? Ich wollte doch schließlich, dass meine Gefühle zu ihm aufhörten. Was wäre also besser geeignet als diese Schocktherapie? Scheinbar härtere Maßnahmen, denn es schlug nicht im Geringsten an bei mir, sondern verschlimmerte meinen Zustand nur noch. Jetzt wollte ich ihn dämlicherweise nur noch mehr und das, wo er mir gezeigt hatte, wie kopflos er mit so etwas umging. Woah! Aus, Schluss, Ende! Ich würde jetzt da raus marschieren und vorbei wäre dieser Schwachsinn, jawohl! Mit dieser festen Überzeugung öffnete ich schwungvoll die Tür und stand einem gottverdammt geil aussehenden Kame gegenüber. Dahin war mein Vorsatz und ich konnte nur noch hoffen, dass ich nicht wie ein Spasti mit offenem Mund dastand. Mein Gegenüber schien davon jedenfalls nichts zu bemerken, als er mich zurückdrängte und die Tür hinter uns abschloss. Oh Gott, hoffentlich wollte er jetzt zur Strafe nicht an mir weitermachen. Ängstlich wich ich einen Schritt zurück. Skeptisch wurde ich gemustert und schließlich wurde mir folgender Satz an den Kopf geknallt: „Findest du es etwa so abartig?“ Bitte? Ich musste wohl ein extrem dämliches Gesicht gemacht haben, denn er erklärte: „Du flüchtest sofort und jetzt weichst du vor mir zurück.“ „Böh“, erwiderte ich nicht sehr schlau. „Aha“, kam es genau so eloquent zurück und der Kleinere lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Tür. Wurde ich jetzt ins Kreuzverhör genommen? „Ich hab' kein Problem damit“, versuchte ich die Lüge so überzeugend wie möglich von mir zu geben. „Ich glaub dir kein Wort.“ „Pattsituation würde ich meinen.“ „Ich würde meinen, du hast den Arsch offen.“ „Eigentlich nicht, aber bei dir bin ich mir da gerade nicht so sicher.“ „Willst du nachprüfen?“, fragte er lauernd und kam beängstigend nahe gekrochen. HILFE!!! Das konnte der nicht machen, sonst würde ich seiner Frage wirklich noch nachkommen. Scheiße noch eins. Ich kam hier nicht mehr heil heraus. Ich machte noch einen Schritt rückwärts und Kame grinste mich siegesgewiss an. „Wusste ich es doch, scheiß Hete“, spuckte er mir schon fast verächtlich das letzte Wort entgegen. Ich lachte humorlos auf. Wenn der wüsste, wie falsch er mit dieser Aussage lag, würde er nicht mehr so einen Dünnpfiff labern. Allerdings wollte er mich sicherlich einschüchtern und das hatte er gut geschafft, auch wenn er den wahren Grund dafür nicht kannte. Und das war eindeutig besser so. „Du weißt zu viel, eigentlich müsste ich dich jetzt töten.“ „Willst du wirklich deinen Trainer um die Ecke bringen?“ Was wurde hier gespielt? Ich raffte nicht, was derzeit zwischen uns abging. Mein Hirn hatte sich scheinbar unter dem Türschlitz durchgequetscht und trank die Alkflaschen in der Küche wohl schon mal ohne mich vor. Erstaunlich, dass ich noch so gescheite Sätze formulieren konnte und nicht sinnlos vor mich hinbrabbelte. „Im Grunde brauche ich dich nicht mehr dafür. Ich weiß ja nun, was ich vertrage“, grinste er mich überlegen an. Dafür, dass er gerade eben noch richtigen Schiss gehabt hatte, dass ich erfahren hatte, dass er schwul ist (welch Neuigkeit für mich), lehnte er sich ganz schön weit aus dem Fenster. „Nächstenliebe?“, startete ich einen anderen Versuch. „Sehe ich so aus?“ Ich würde ihm ja gerne erzählen, wie er in meinen Augen aussah, aber das ließ ich dann doch lieber sein. Allerdings fragte ich mich, wie er auf diese Neuigkeit reagieren würde. Ich ging jede Wette ein, dass er nicht den Hauch einer Ahnung hatte, dass ich dem männlichen Geschlecht nicht abgeneigt war. Bevor ich antworten konnte, wurden wir in unserer hitzigen Debatte jedoch von einem lautstarken Klopfen unterbrochen. „Was zur Hölle macht ihr stundenlang da drin? Hier wollen noch andere Leute schiffen“, keifte es so extrem, dass es nur Kyo sein konnte. Ach ja, wir standen ja immer noch im Bad und sahen uns leicht ertappt an. Ich hatte das Gefühl, dass die Unterhaltung noch an anderer Stelle fortgesetzt werden würde. Aber erst einmal zogen wir an Kyos skeptischem Blick vorbei und ich konnte mich endlich meinem heißersehnten Bier widmen und sammelte bei der Gelegenheit mein Hirn wieder ein. „Ich hoffe stark für dich, dass du das für dich behältst“, zischelte es neben mir und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. „Was kriege ich dafür?“ „'Ne Schachtel Merci.“ Ich wusste, dass er mich nur verarschte, aber das war mir egal, als ich im Vorbeigehen seine Nase anstupste und meinte: „Du bist süß.“ Ich war mir ziemlich sicher, dass ich aus den Augenwinkeln noch Kames aufklappenden Mund gesehen hatte. Zu Bruch gegangen war an besagtem Grillabend nichts mehr, dafür hatte ich den Eindruck, dass in meiner Schaltzentrale für meine Logik einiges in Trümmern lag. Warum sonst verhielt ich mich wie ein liebeskranker Depp? Kame sah gut aus, keine Frage, aber Aussehen allein reichte eben nicht. Es würde nie eine Chance für ein Uns geben, warum ging das nur nicht in meinen Schädel? Vielleicht brauchte ich doch nur mal wieder Sex. Zumindest wäre es eine Möglichkeit und ich griff derzeit nach jedem sich mir bietendem Strohhalm. Aus diesem Grund hatte ich mich seit langem mal wieder mit Ueda verabredet. So viel ich wusste, litt mein Bandkollege auch seit einiger Zeit unter Notstand. Und im Gegensatz zu Kyo konnte ich mich auf seine Unterstützung verlassen. So zogen wir also Mittwochabend um die Häuser und ich versuchte, Jar Jar aus meinem Kopf zu bekommen. Kame Die Woche war schrecklich und es schien kein Ende zu nehmen. Meine Augenringe breiteten sich bis in untere Erdschichten aus und kein anderer als mein Lieblingsfreund Jin war daran schuld. Ich konnte wegen diesem Mistkerl keine Nacht mehr ruhig schlafen. An diverse Sexträume hatte ich mich ja mittlerweile gewöhnt, aber dazu musste man ja erst einmal einschlafen. Durch meinen Schädel schwirrte immer noch dieser Satz: „Du bist süß.“ Allein bei dem Gedanken daran kribbelte meine Nase erneut und in meinem Magen rumorte es, als ob eine Armee Ameisen hindurch marschierte. Wie konnte er nur so was sagen? Es hatte mir wirklich sämtlichen Wind aus den Segeln genommen. Allgemein war dieser Abend einfach nur seltsam gewesen. Ich hätte wirklich gedacht, dass er mich nach seiner Entdeckung in der Luft zerreißen würde, es dem Management oder schlimmer noch den Medien stecken würde. Aber er tat nichts dergleichen, sondern verhielt sich auch danach noch völlig normal, als wäre das alles nicht geschehen. Er hatte mich ganz klar süß genannt, oder? Vielleicht hatte ich mir das auch alles nur eingebildet. Es kam mir zumindest äußerst surreal vor. Welcher hetero Kerl sagte so etwas schon zu einem anderen? Keiner, oder? Ich konnte es mir zumindest nicht vorstellen? Vielleicht war er ...? Nein, das war noch unrealistischer. Wahrscheinlich hatte er sich einfach nur über mich lustig gemacht. Das musste es sein. „Kame?“ Koki war plötzlich vor mir aufgetaucht und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Perplex starrte ich ihn an und blickte mich dann verwirrt um. Die anderen schienen sich schon aus der Umkleide des Proberaumes verkrümelt zu haben und ich hatte es noch nicht einmal realisiert. „Was ist die Woche los mit dir? Du bist gar nicht bei der Sache.“ „Ist einfach nicht meine Woche“, murmelte ich ausweichend und packte leicht verspätet endlich mein Zeug zusammen. „Merk schon.“ Ich konnte bereits an der Stimme meines Bandkollegen hören, dass er mit meiner Antwort nicht zufrieden war, aber ich konnte die Sache schlecht mit ihm erläutern. „Geht heute Abend noch was?“, fragte ich daher, um gezielt das Thema zu wechseln. Ein wenig Ablenkung wäre genau das Richtige für mich. „Nicht wirklich. Akanishi und Ueda sind auf Häschenjagd und der Rest wollte sich mal ausschlafen. Ich muss leider zu meinen Eltern. Familienfeier.“ Häschenjagd also, hätte mir klar sein müssen. Soviel zum Thema Hetero oder nicht. Manchmal war ich auch einfach nur dämlich. Ich sollte dringend diesen Kerl aus meinem Hirn verbannen. „Mein Beileid“, meinte ich noch schnell, da mein Gegenüber scheinbar noch einen Kommentar von mir erwartete und war heilfroh, dass er auch schon los musste. Jin war also Weiber aufreißen. Konnte mir ja auch egal sein. War es nur leider nicht. So ein Mist aber auch. Warum störte mich die Tatsache bitte? Der Neid vielleicht? Ich wollte auch endlich mal wieder zum Zug kommen. Das musste es sein. Ich war nur so scharf auf meinen Erzfeind, weil er auf der einen Seite nun mal nicht gerade hässlich war und auf der anderen Seite ich verdammten Notstand hatte. Letzteres könnte mit einem Anruf beseitigt werden. Ich war kein großer Fan von One Night Stands. Man wusste ja nie, ob derjenige plaudern würde, aber das sollte bei Toshiya kein Problem darstellen. Wir hatten immerhin beide unsere Karrieren. Er war auch ein ansehnliches Exemplar von Mann, nicht zu vergleichen mit Jin, aber eine halbwegs gute Alternative und es ging hier schließlich um mein eigenes Seelenheil. Entschlossen schnappte ich mir mein Handy und wählte seine Nummer. Es dauerte eine Weile, bis der Bassist abnahm, aber innerhalb von ein paar Minuten war alles geregelt. In etwas mehr als zwei Stunden hatten diese ganzen Hirngespinste endlich ein Ende. Zu Hause angekommen stapfte ich zuerst unter die Dusche und machte mich dann daran, meinen Kleiderschrank zu durchwühlen. Es sollte definitiv etwas praktisches sein, immerhin wussten wir beide, auf was es letztendlich hinauslaufen würde. Ein Hemd mit Druckknöpfen war die Idee, Manchmal sollte ich mir für meine Genialität selber auf die Schulter klopfen. Es klingelte an der Tür und ich war so aufgeregt, wie ein Kind, was auf den Weihnachtsmann wartete, nur dass ich nicht scharf auf Geschenke, sondern seine Rute war. Eilig öffnete ich die Tür und mich strahlte schon ein motivierter Toshiya an. „Na Herzchen“, begrüßte er mich und verpasst mir einen kurzen Kuss auf die Wange, während ich ihn eintreten ließ. „Schicke Wohnung. Wo ist das Schlafzimmer?“ Der Mann wollte definitiv keine Zeit verlieren. Das kam mir gerade recht. „Gleich da drüben“, wies ich auf die offene Tür, welche in meine Gemächer führte. „Willst du vorher was trinken?“ „Klar, ein Bier nehme ich.“ Schnell wuselte ich in die Richtung und holte zwei Flaschen aus dem Kühlschrank. Seit ich Jin kennen gelernt hatte, war immer ein gewisser Vorrat vorhanden. Jin … . Verdammt, ich wollte doch nicht mehr an ihn denken. Schon gar nicht, wenn ein geiler Bassist auf mich wartete. „Du bist süß.“ Okay, aus. So konnte das definitiv nicht weiter gehen. Ich nahm einen kräftigen Hieb aus der einen Flasche, um meine Gedanken wegzuspülen und machte mich auf den Rückweg. Das Wohnzimmer war leer und ich musste leicht schmunzeln. Ich brauchte nicht einmal großartig raten, wo ich den Älteren finden würde. Dieser räkelte sich bereits gemütlich auf meinem Bett und fing an, als er mich entdeckte, sein Shirt etwas hochzuziehen und unverschämt an sich herumzugriffeln. Mir wurde sofort etwas wärmer. Die Schnute, welche der Bassist zog, erinnerte mich irgendwie an eine Ente. Ich konnte mir nicht helfen. Erst stand ich auf Affen, jetzt auf Enten. Vielleicht sollte ich mal einen Arzt aufsuchen oder einen Psychologen, welcher mir erklären konnte, warum ich immer Assoziationen zu Tieren zog. Das sollte ich aber definitiv auf später verlegen. Schnell stellte ich die beiden Flaschen auf einer Kommode ab, riss mir förmlich das Hemd auf, streifte es von meinen Schultern bis es achtlos zu Boden fiel und krabbelte über Toshiya, welcher zufrieden aufseufzte und mich sofort in einen wilden Kuss verwickelte. Der nächste Morgen verlief völlig relaxed. Als ich irgendwann aus meinem komatösen Schlaf erwachte, war Totchi bereits verschwunden. Zum Glück. Ich hasste es, Menschen rausschmeißen zu müssen. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, während ich mich noch zufrieden herum rollte. Die Nacht war doch mal ein voller Erfolg gewesen, auch wenn die Geräusche, welcher der Bassist beim Sex von sich gab, schwer auszublenden waren. Meine Güte, der sah nicht nur aus wie eine Ente, sondern klang auch noch genauso. Ich hatte unwillkürlich an Jin denken müssen und wie er wohl klingen musste. Ich hatte mir sein dunkles Raunen mehr als deutlich vorstellen können und war darauf abgegangen wie Schmitz' Katze. Zum Glück hatte ich mich noch soweit unter Kontrolle gehabt, nicht auch noch seinen Namen zu stöhnen. Das wäre mehr als peinlich gewesen. Warum sich dieser dumme Fatzke auch noch beim Sex in mein Hirn schleichen musste, war mir schleierhaft und ich war gerade viel zu gut gelaunt und vollkommen befriedigt, als dass ich mir darüber jetzt Gedanken machen wollte. In zwei Stunden stand Tanztraining an und ich sollte mich langsam mal fertig machen, wenn ich nicht zu spät kommen wollte. Einen skeptischen Blick in den Spiegel später entdeckte ich einen verräterischen Fleck am Beckenknochen, aber den würde ich schon schaffen zu verstecken. Musste ja keiner wissen, was ich die Nacht getrieben hatte. Bei den Proben angekommen ging es nach einer kurzen Erläuterung des heutigen Trainingsplan in die Umkleide. Ich wich den Blicken der anderen regelrecht aus. Eigentlich nur denen von Jin. Ich schaffte es aus unerklärlichen Gründen irgendwie nicht, ihm direkt in die Augen zu sehen. Das war schon echt lächerlich. Ich bemühte mich beim Umziehen, den anderen den Rücken zuzudrehen und beeilte mich, meine Trainingsklamotten aus der Tasche zu holen, als plötzlich ein lauter Pfiff von Ueda ertönte. „Mensch, Kamenashi. Wer war denn die Glückliche? Die muss sich ja regelrecht festgebissen haben.“ Ich brauchte eine Weile bis ich den Sinn der Worte verstanden hatte und hielt geschockt inne. Langsam drehte ich mich so, das ich meinen Rücken im Spiegel halbwegs betrachten konnte. Und wirklich, meine Haut war regelrecht übersät mit kleinen und großen Flecken. Ich sah aus, wie ein verdammter Dalmatiner! Ich würde Toshiya wohl doch umbringen müssen. „Ich bin halt zum Anbeißen“, versuchte ich die Situation zu retten, aber wahrscheinlich war ich sicher knallrot angelaufen. Die anderen lachten alle bis auf einen. Dieser starrte mit einem undefinierbaren Blick zu mir, sodass ich mich schnell wieder umdrehte und mein Shirt überzog. TBC Das war es erstmal wieder *hust* Kommentare? ^^ Kapitel 10: Aller schlechten Dinge sind vier -------------------------------------------- Kapitel 10 Ab in die nächste Runde Vielen Dank an UedaTatsuya-chan, Kamenashi_Kazuya und Fogto für die tollen Kommentare Viel Spaß mit dem (wow schon ^^) zehnten Kapitel *** Aller schlechten Dinge sind vier Jin Wie erwartet hatte ich Mittwochabend natürlich keinen Erfolg gehabt, was aber weniger an meinem Charme lag, sondern mal wieder an meiner Begleitung. Nein, Ueda schnappte mir die Weiber nicht vor der Nase weg, sondern beanspruchte mich die ganze Zeit als Kummerkasten. Irgendwelche Probleme in seiner Familie waren der Auslöser für seine miese Stimmung und später auch für meine eigene. Denn jedes Mal, wenn sich ein Mädel zu uns an den Tisch gesellte, war sie nach spätestens 10 Minuten wieder abgerauscht, weil sie das Geheule nicht ertragen konnte. Und ich wollte meinen Kollegen auch nicht im Stich lassen. Ich fragte mich allerdings, warum er zum Jammern in einen Club gehen wollte, denn das hätte er genauso gut zu Hause machen können und ich hätte den Vorteil gehabt, meine verpassten Chancen nicht begutachten zu müssen. Derzeit beobachtete ich nur die dunklen Male auf Kames Rücken. Ich konnte mir schon denken, wer die Spuren hinterlassen hatte. Zumindest hoffte ich, dass nicht noch ein anderer Kerl neben Toshiya in Frage dafür kam. Ich versuchte, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen. Ganz ehrlich, ich freute mich wirklich riesig, dass alle solche Erfolge erzielten. Ueda war wieder bester Stimmung, nachdem er mich Samstag ganze 5 Stunden zugetextet hatte und Kame hatte genau das geschafft, was ich dank meiner netten Art nicht bekommen hatte. Super! Der Gedanke, dass jemand Hand an ihn gelegt hatte, machte mich rasend. Wenn ich dieses Schnabeltier in die Finger bekam, dann... „Jin!“, sprach mich Maru von der Seite an und verhinderte somit, dass ich meinen Gedanken zu Ende denken konnte. „Kommst du?“ Ich blickte vom Boden auf, den ich wohl die ganze Zeit angestiert haben musste und stellte fest, dass sich außer uns beiden niemand mehr in der Umkleide befand. „Ähm, ja klar.“ Die nächste Zeit versuchte ich mich am Riemen zu reißen und meine Gefühle nicht meine Arbeit beeinflussen zu lassen. Das klappte bis zur Pause auch bestens. Wir waren gerade alle dabei, uns mit Getränken zu versorgen, als sich Koki bei Ueda und mir nach unserer nächtlichen Streifaktion erkundigte. Ueda war natürlich auch noch so frei, zu erzählen, dass wir keine scharfen Bräute abgeschleppt hatten. Manchmal könnte ich ihn für seine Ehrlichkeit prügeln. „Jin, du rostest ein, vielleicht solltest du dir von unserem Jüngsten ein paar Tipps geben lassen“, grinste Koki in einer Art und Weise, bei der ich ihm gerne seine Gehässigkeit mit dem Wasser in meiner Flasche vom Gesicht gewischt hätte. Kaum erwähnte er Kame, verspürte ich den Drang, zu ihm hinzusehen. Ich begegnete seinem ungläubigen Blick und wäre am liebsten davongelaufen. Was dann jedoch kam, riss mich regelrecht vom Hocker: „Es kann ja nicht jeder so anspruchslos sein wie du, Koki.“ „Ey, nimm das sofort zurück“, krakelte der Angesprochene gekränkt und stürzte sich auf meinen Retter, der unter Lachen der Kitzelattacke zu entkommen versuchte. Ich war gelinde gesagt baff. Warum hatte er das getan? Wollte er sich vielleicht einschleimen, weil ich dicht hielt? Was auch immer es war, es verschonte mich vor dummen Fragen und Bloßstellungen. Die restliche Probe verlief zum Glück unproblematisch und ich war froh, nach zwei weiteren Stunden nach Hause zu können. Dort wartete jedoch schon die nächste Arbeit auf mich: Drehbuch lesen. Wenigstens konnte ich dies bei einem gepflegten Bier tun. Drei Tage später war es dann endlich soweit: Die ersten Aufnahmen des Dramas würden starten. Und die besagte Frau, um die Kame und ich uns streiten sollten, war keine geringere als Nakama Yukie. Eine echte Sahneschnitte unter den Darstellern, auch wenn sie mir persönlich zu alt war, denn ich stand auf Jüngere. Nichtsdestotrotz würde es so etwas mehr Spaß machen, die Rolle zu spielen. Ansonsten war das Thema des Dramas nicht unbedingt etwas, was mich in Jubelschreie ausbrechen lassen würde. Kame schien es da genauso zu gehen. Sein Gesichtsausdruck war jedenfalls schon mal motivierter gewesen. Aber noch verlief das Ganze relativ harmlos. Zunächst kam die Einführungsphase ins College, bis wir dann auf unsere Hauptaufgabe trafen. Hieß also noch Verschnaufpause für den Kleinen. Im Gegensatz zu mir. Denn mein Problem für dieses Drama war immerzu präsent und hörte auf den Namen Kame. Selbst in der Pause war ich nicht vor ihm sicher, da er gefährlich nahe gekrochen kam, was meinen Puls sogleich beschleunigte. Mit gefährlich nahe meinte ich einen Abstand auf Armlänge. Das reichte inzwischen vollkommen aus. „Ich hab schon jetzt keinen Bock mehr“, ertönte es neben mir. „Ich auch nicht“, stimmte ich missmutig zu. „Wie war's mit Toshiya?“, fragte ich so beiläufig wie möglich. Vielleicht hätte ich damit warten sollen, bis Kame seine Flasche wieder abgesetzt hatte, denn er spuckte das Wasser einmal quer über den Flur. Mich wurmte die Sache einfach immer noch und ich wollte wenigstens wissen, woran ich war. Am Ende trafen die sich jetzt öfter. Dann musste ich dringend einen Kopfgeldjäger engagieren. „Animalisch“, kam es leicht heiser, nachdem er sich wieder gesammelt hatte. Die Antwort stellte mich nicht wirklich zufrieden. Diesen Ausdruck assoziierte ich im Bett normalerweise mit gutem Sex. „So gut, ja?“ Ich klang selbst in meinen eigenen Ohren wie ein eifersüchtiger Bock, aber ich brauchte wie schon erwähnt Klarheit, auch wenn sie schmerzen könnte. „Passt schon“, kam es nicht sehr aufschlussreich zurück. „Warum interessiert dich das überhaupt?“ Eine sehr gute Frage, auf die ich jetzt zu gern die passende Antwort hätte. Ich konnte ihm ja schlecht stecken, dass ich gerne mit Toshiya getauscht hätte. „Weil er immer damit prahlt, wie gut er im Bett ist“, hörte ich mich sagen. Ich war selbst erstaunt, dass meine rhetorischen Fähigkeiten mich im Gegensatz zu meinem Resthirn nicht verlassen hatten. Kame schien die Lüge auch zu schlucken, denn er grinste leicht. Bevor wir jedoch weiter plaudern konnten, wurden wir zurück ans Set zitiert. Der Spaß ging weiter. Vor allem für unseren etwas übereifrigen Regisseur. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir noch die ganze Nacht gedreht, am besten ohne Pause und wahrscheinlich noch länger, bis alle Episoden im Kasten wären. So kam es mir jedenfalls vor. Mir langte es irgendwann einfach und als ich damit drohte, ihn wegen Menschenrechtsverletzung zu verklagen, gab er endlich klein bei. So viel zu unserem ersten Drehtag. Die nächsten waren nicht besser. Nicht nur, dass sich unser Regisseur als Stalker herausstellte, auch Nakama Yukie schien ein Auge auf uns geworfen zu haben. Unser Regisseur redete sich mit der Begründung heraus, dass er so ein besseres Gefühl für die Darsteller und ihre zu spielenden Rollen bekommen würde, um im Drama Anpassungen vornehmen zu können und dergleichen mehr. Yukie begnügte sich jedoch mit der Wahrheit: Sie war auch in der Realität scharf auf uns. Gerade eben waren Kame und ich mal wieder vor den beiden Nervtüten geflüchtet und verschanzten uns klassischerweise in der Besenkammer. Zu dem Ort fiel mir gleich noch ein anderer Klassiker ein, den ich zu gerne in die Tat umsetzen würde, erst recht, als ich sah, wie sich mein Kollege die Hemdsärmel hochkrempelte und zunächst die Krawatte ablegte und dann den ersten Knopf öffnete. Verflucht sei meine Libido! Die funzlige Lampe in dem Abstellraum warf ein angenehm gedämpftes Licht auf das Spektakel und ich konnte von Glück reden, dass man dadurch auch nicht sehen konnte, dass meine Hose merklich spannte. Mein Kollege war von der Flucht völlig fertig und mir ging es ähnlich, auch wenn der Grund dafür nicht der Sprint von vorhin gewesen war. Seit er sich vor mir geoutet hatte, schien er mir gegenüber viel gelassener zu sein. Er musste sich erleichtert fühlen. Immerhin musste er mir nichts mehr vorspielen. Auf mich traf leider das Gegenteil zu. Ich konnte nur hoffen, dass diese dämlichen Gefühle bald nachließen. Aber im Grunde wusste ich es besser. Denn wie sollte man sich von jemandem loseisen, den man ständig vor der Nase hatte? „Meinst du, wir haben sie abgehängt?“, flüsterte Kame neben mir hoffnungsvoll. „Ich glaub schon“, entgegnete ich ebenso leise und musste den Drang, ihm noch mehr auf die Pelle zu rücken, unterdrücken. Wahrscheinlich hätte ich mich auch nicht mehr zurückhalten können, wenn ich nicht erst ein raschelndes und danach ein quiekendes Geräusch vernommen hätte. „Was war das?“ Ich hatte ja schon so eine grausige Ahnung, aber vielleicht hatte auch Kame dieses Geräusch verursacht. „Schätzungsweise ein Nagetier“, erwiderte mein unerschrockenes Gegenüber leichtfertig. Ich hoffte immer noch, dass dies nicht der Fall war. Ebenso wie man hoffte, wenn man einen Blitz sah, dass es nicht laut donnern würde. Als ich dann jedoch ein wieselflinkes Etwas zwischen Kisten huschen sah, war es mit meiner Beherrschung vorbei. Wahrscheinlich gab ich in diesem Moment einen ähnlichen Laut wie diese pelzige Kreatur von mir, aber das war mir scheißegal, als ich mein Heil in der Flucht suchte. Ich riss die Tür der Abstellkammer auf, ignorierte den verwirrten Blick von unserem neugierigen Regisseur und machte mich aus dem Staub. Kame Jin benahm sich die letzten Tage seltsam. Ich verstand ihn einfach nicht. Am Anfang schob ich das Ganze noch meinem ungewollten Outing zu, aber nun glaubte ich langsam, dass es das nicht sein konnte. Weder sprach er das Thema an, noch folgten irgendwelche seltsamen Kommentare. Eigentlich benahm er sich völlig normal und dann aber wieder doch nicht. Es war schwer zu erklären. Er wirkte die ganze Zeit über angespannt und rastlos, also noch mehr als sonst. Irgendetwas stimmte nicht und es machte mich wahnsinnig, nicht zu wissen was. Die letzten Tage hatte ich immer noch Angst, dass ich jeden Moment einen Anruf vom Management bekam, welcher mir bestätigte, dass mich mein Kollege verraten hatte, doch es geschah nichts dergleichen. Vielleicht war es naiv von mir, aber ich begann ihm in dieser Hinsicht zu vertrauen. Wenn er diese Information über mich hätte nutzen wollen, wäre ich längst nicht mehr hier und so entspannte ich mich von Tag zu Tag mehr in seiner Gegenwart. Es war ein gutes Gefühl mal keine Rolle spielen zu müssen und einfach man selbst zu sein. Wie gesagt, das traf auf Herrn Akanishi leider ganz und gar nicht zu. Noch schlimmer allerdings war die Tatsache, dass mir so etwas auch noch auffiel. Eigentlich konnte es mir ja auch egal sein! War es nur nicht. Als wenn das nicht schon schrecklich genug wäre, erwischte ich mich auch noch selbst dabei, wie ich ihn regelrecht anstarrte und es kaum schaffte, meinen Blick abzuwenden. Wusste Jin eigentlich, wie niedlich er aussah, wenn er konzentriert eines der Skripte las? Dass er dann immer wieder die Stirn in Falten legte und sich mit der Zunge über die Lippen fuhr? Wahrscheinlich nicht und ich sollte auch soviel Hirn besitzen, um zu wissen, dass mir so etwas nicht aufzufallen hatte. Tat es leider doch. Langsam war mir echt nicht mehr zu helfen. Dabei konnte ich das Ganze nicht mehr auf meinen Sexentzug schieben, da dieser ja nicht mehr existierte. Ich blieb nicht einmal von meinen Träumen verschont. Ich machte mir wirklich Gedanken um meine Psyche. Irgendwas lief da gewaltig schief. Eine Variante wäre gewesen auf Abstand zu bleiben, was natürlich in der derzeitigen Situation mehr als nur schwierig war. Dagegen sprach auch, dass ich mich in seiner Nähe wie eine Motte fühlte, welche von dem strahlenden Akanishi-Licht angezogen wurde - sprich: Ich klebte freiwillig an seinem Arsch und wollte da auch eigentlich nicht weg. Mein Hirn hatte sich sogar eine perfekte Ausrede dafür einfallen lassen. Wir befanden uns immerhin in der Gesellschaft vollkommen fremder Menschen, mit denen man den gesamten Tag verbringen musste. Da war es doch nur natürlich, sich an das einzig bekannte Gesicht zu klammern, oder? Außerdem mussten wir ja zusammenhalten und gegen die bösen Mächte ankämpfen. Das schlimmste Übel war eigentlich unsere weibliche Co-Darstellerin, welche uns beiden den letzten Nerv raubte. Diese Frau war definitiv nymphomanisch veranlagt und ließ nichts unversucht, bei der holden Männlichkeit zu landen. Leider war die Auswahl am Set außer ein paar pickligen Kameramännern, welche gut daran taten lieber hinter ihren Gerätschaften verborgen zu bleiben, doch recht begrenzt. So waren wir beiden ihre einzigen Opfer. Ich war schon nach wenigen Tagen so verzweifelt, dass ich tatsächlich darüber nachdachte, mit dieser Frau zu schlafen, nur damit sie mich in Ruhe ließ. Leider wollte dabei Kame-chan nicht unbedingt mitspielen. Dafür wollte dieser mit jemand anderem spielen, der gerade nicht weit entfernt in einer Besenkammer mit mir hockte, um weiteren Attacken zu entkommen. Dabei war es heute nicht nur Yukie, welche sich wie eine Klette an uns heftete, sondern auch unser geisteskranker Regisseur. Ich war ja immer schon der Meinung, dass Menschen, welche solche Seifenopern drehten, nicht ganz dicht sein konnten, aber dieser Mensch übertraf sogar noch diese Befürchtung. Unter dem Aspekt, sich besser in seine Charaktere einfühlen zu müssen, verfolgte er einen auf Schritt und Tritt, rief Nachts um drei an, um zu fragen, ob man Axe oder Fruchtduschbad bevorzugte oder tauchte plötzlich in einem Supermarkt neben der Kassiererin auf, um zu protokollieren, was man so alles einkaufte. Der Mensch war nichts anderes als ein kranker Stalker unter dem Deckmantel das Material für seine kunstvolle Arbeit zu benötigen. Ich nahm mir schon vor, nach dem Dreh umzuziehen und meinen Namen zu wechseln. Zwischen Studio A3 und B6 hatten wir es tatsächlich geschafft, den weiblichen Teil unserer Verfolger abzuhängen. Nur der besagte Stalker stellte sich als äußerst ausdauernd heraus. Daher kam Jin auf die grandiose Idee, sich hinter der erstbesten Tür zu verschanzen. Hätte die Kammer nicht ein größerer, nicht ganz so schummriger Raum sein können, wo ich nicht gleich fiese Sexfantasien bekam? Es kam mir unnatürlich heiß in diesem Kabuff vor, sodass ich mich erst einmal von meiner Krawatte verabschiedete und mein Hemd ein Stück öffnete. Helfen tat dies allerdings nur wenig, da die gemeine Hitzequelle immer noch direkt vor mir stand. Ob Jin etwas dagegen hätte, wenn ich ihn gegen das Regal mit sämtlichen Schadstoffen drückte, um ihm seinen Verstand herauszuknutschen? Dazu hatte ich nämlich gerade verdammt große Lust. Zum Glück verhinderte ein kleines Getier, welches sich wohl in einer der Kiste eingenistet hatte, dass noch etwas schlimmeres passiert wäre. Ich konnte nur noch der Staubwolke, welche mein Kollege hinterließ, nachschauen. Der Mann konnte höher schreien als jedes Mädchen. Jin hatte also Angst vor kleinen, pelzigen Tierchen. Gut zu wissen. Ich schmiedete schon Pläne, wie ich ihm bei dem nächsten auswärtigen Auftritt eine Maus ins Hotelbett schmuggelte. Das musste ich Koki erzählen. Der machte da doch auf jeden Fall mit. Leider wurden meine kreativen Gedanken zu diesem Thema von einem lauten Räuspern unterbrochen und ich blickte in das skeptische Gesicht unseres Regisseurs, welcher mich langsam von oben nach unten musterte und plötzlich vielsagend grinste. Okay, ich wollte gar nicht wissen, was er jetzt von meinem verschwitzten Anblick hielt. Fast schon panisch knöpfte ich schnell wieder mein Hemd ordentlich zu. „Meine zwei Hauptdarsteller zusammen in einer Besenkammer“, faselte dieser mehr zu sich selbst, kratzte sich kurz am Kinn und fing plötzlich an, schrill zu lachen. Eine Eigenart von ihm, wenn er sich einbildete, mal wieder eine grandiosen Einfall zu haben. Nur dieses Mal befürchtete ich wirklich das Schlimmste. Immer noch kichernd setzte sich der kleine Mann in Bewegung und redete begeistert mit sich selbst. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte, dass er keine weitere Notiz von mir nahm, oder mich lieber vor dem fürchten, was sein Hirn auf dem Weg bis zu seinem Arbeitsplatz fabrizieren könnte. Scheinbar mussten es zündende Ideen gewesen sein, denn der Regisseur stimmte tatsächlich zu, den Drehtag etwas eher zu beenden, um noch ein paar Einzelheiten mit unserem Management abzusprechen. „Gott sei Dank“, seufzte Jin neben mir, als wir unsere Umkleide verließen. Ich konnte ihm nur zustimmen. So langsam zehrte dieser Dreh doch an den Nerven. „Da weiß man vor Schreck gar nicht, was man mit seiner ganzen Freizeit anfangen soll“, grinste ich verschmitzt und ein Teil in mir hoffte irgendwie, dass Jin dies als Aufforderung betrachtete, mich zu beschäftigen. Eigentlich hätte ich mich alleine für diesen Gedanken selber schlagen können, immerhin hatte dieser sicher was besseres zu tun, als seinen ersten und wahrscheinlich letzten freien Abend mit seinem Arbeitskollegen zu verbringen. Gerade wollte er zum sprechen ansetzen, als ihn ein weiterer schriller Laut unterbrach. Geschockt schauten wir beide in die Richtung, aus der eine wild winkende Person angerannt kam. Es war diesmal weder Yukie noch der Stalker. Es war viel schlimmer. „Kazu, hab ich dich endlich gefunden. Hey Jin. Ich war gerade in eurem Studio, die sagten mir aber, du wärst hier. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie mörderisch der Verkehr zu dieser Zeit ist.“ Toshiya faselte ohne einmal Luft zu holen und zog mich in eine plötzliche Umarmung. Ich stand immer noch unter Schock. „Scheinbar nicht mörderisch genug“, raunte Jin so leise, dass ich nicht so recht wusste, ob ich mich einfach nur verhört hatte. Scheinbar, denn auch der Bassist reagierte überhaupt nicht auf die Worte, sondern strahlte weiter in meine Richtung. „Hast du schon Feierabend? Das ist gut. Wir können ja etwas essen gehen.“ Ich konnte meine Freude kaum im Zaum halten. Es hatte schon einen guten Grund, dass ich mich nicht mehr bei dem Älteren gemeldet hatte. Eine Nacht hatte völlig gereicht. Eine Wiederholung des gesamten Szenarios war nun wirklich nicht nötig. Leider sah wohl nur ich das so. „Ich … ähm ...“, fing ich an zu stottern, weil mir einfach keine gescheite Ausrede einfallen wollte. Neben mir ertönte nur ein genervtes Schnaufen. „Er hat heute schon was vor“, übernahm auch schon Jin das Sprechen für mich. Ich erschrak etwas über den feindlichen Klang seiner Stimme. Ich dachte immer, er wäre mit allen Mitgliedern von Dir en grey eng befreundet. Toshiya schien da die Ausnahme zu sein. Offensichtlich beruhte dies auch noch auf Gegenseitigkeit, denn der Bassist funkelte meinen Bandkollegen nur wütend an. „Und was bitte?“ „Er ist mit mir verabredet. Zum Essen.“ Ach, war ich das? Vielleicht sollte ich die beiden Streithähne mal darauf hinweisen, dass ich anwesend und ab und an auch in der Lage war, für mich selber zu reden. „Er kann sicher mal ein paar Stunden auf dich verzichten“, fauchte Totchi. Die beiden sahen aus, als würden sie sich gleich gegenseitig an die Gurgel springen. „ER steht immer noch neben euch“, verkündete ich lauter als eigentlich gewollt. Die Streithähne schauten mich beide an, als hätten sie tatsächlich vergessen, dass ich immer noch hier war. Irgendwas stimmte zwischen denen nicht und mich interessierte der Grund für diese Antipathie extrem. „Ich hab Hunger und da ihr euch ja nicht einigen könnt, wem die Ehre meiner Anwesenheit zusteht, gehen wir halt zu dritt essen.“ Begeistert schien keiner der beiden, aber sie trabten brav hinter mir her. Da Toshiya sowieso mit seinem Auto hier war, durfte uns dieser gleich noch zu einem Restaurant kutschieren. Die Stimmung war mehr als eisig, als wir zu dritt an dem kleinen Tisch saßen und auf unsere Getränke warteten. Wahrscheinlich hätte ich mich in ein rosa Kaninchen verwandeln können und es wäre keinem von beiden aufgefallen, da die Böcke zu sehr damit beschäftigt waren, sich gegenseitig mit ihren Blicken zu erdolchen. Ich ging währenddessen mögliche Szenarien durch, welche diese feindliche Stimmung hervorgerufen haben könnten. Am wahrscheinlichsten war Eifersucht, immerhin benahmen sie sich wie kleine Kinder, denen das Spielzeug weggenommen wurde. Problem dabei war nur, dass ich aus guter Quelle wusste, dass Toshiya das männliche Geschlecht bevorzugte und Jin mehr als nur hetero war. Vielleicht hatte ich mich bei dem Bassisten einfach getäuscht und er stand auf beides? So musste es sein. Einer hatte dem anderen die Frau ausgespannt. Zufrieden mit dieser Erklärung versuchte ich die Situation irgendwie zu entschärfen. Ein ordentliches Gesprächsthema musste her. Also quetschte ich Totchi ein wenig über die Studioarbeiten zu ihrem Album aus. Mein Plan ging auf. Irgendwann fanden wir alle drei sogar ein halbwegs unverfängliches Thema, welches uns immerhin bis zum ersten Gang heil durch brachte. Jin stocherte etwas unmotiviert in seinem Salat, während ich an einem Stück Baguette nagte und fasziniert das Schauspiel beobachtete, welches sich mir bot. Zur Erklärung: Toshiya klang nicht nur beim Sex wie eine Ente, nein, er sah auch noch beim Essen so aus. Bei jeden Löffel, welchen er sich in den Mund schob, zog er eine solche Schnute, dass sein Gesicht eine erhebliche Ähnlichkeit mit einem Schnabeltier bekam. Es fiel mir schon so schwer genug, bei diesem Anblick nicht laut loszulachen. Zur Krönung des Ganzen hatte die Suppe, die er aß, eine grüne, breiige Konsistenz, welche mich stark an die Grütze auf dem Teich meiner Großmutter erinnerte. Als der Bassist dann auch noch anfing, sein Brot zu zerpflücken und die kleinen Stückchen in den Ententeich...äh die Suppe zu werfen, war es um mich geschehen. Ich gluckste vor mich hin und versuchte verzweifelt, mich im Zaum zu halten, was leider völlig fehl schlug. Es half nicht einmal, mir die Hand vor den Mund zu pressen. Die verräterischen Laute verließen einfach meine Kehle, sodass mich meine Tischnachbarn ansahen, als müsste ich spontan in die Klapsmühle eingeliefert werden. Ich konnte doch auch nichts dafür und wenn die beiden wüssten, welcher Film gerade in meinem Kopfkino lief, hätten sie sicher auch gelacht. Nun, vielleicht Totchi nicht gerade. „Geht es dir gut?“, fragte dieser auch sogleich, worauf ich nur schnell nickte und mich kurz zur Toilette verabschiedete, bevor das Ganze noch richtig peinlich wurde. TBC Das wars mal wieder ^^ Wir lesen uns hoffentlich nächste Woche wieder Kommentare oder andere Reaktionen sind gerne gesehen :D *** Neues aus der Rubrik: Autoren bei der Arbeit Part 2: Was passiert, wenn Autoren ihre Hirne auf einer Hecke vergessen Miyu Flynn: Schnabeltier nimmt grüne Suppe (Wasabi oder was auch immer) mit Toast = Ententeich mit Brotkrümeln... Ich kann net mehr xD Ideensammlungen sind einfach das Größte :D Chiyo Sato: Höhepunkte der Formulierungskünste Miyu Flynn: Es lag an der heißen Schokolade xD Die hat unser Hirn verbrüht Chiyo Sato: Ich glaub eher die Sahne wars XD Miyu Flynn: Mit milch??? xD Chiyo Sato: Aber dann ist er nicht mehr schwarz und lecker Miyu Flynn: Also ohne milch? xD Chiyo Sato: XDDD Ich kann so nicht arbeiten :D Miyu Flynn: Ich auch ne xDDD Schluss jetzt. Kame Hame xD Chiyo Sato: Jin Jin Miyu Flynn: Tonic =D Kapitel 11: Nackte Tatsachen ---------------------------- Kapitel 11 Und schon wieder eine Woche rum … Wie immer gilt unser Dank den tollen Kommentarschreibern ^^ Ihr seid Viel Spaß mit dem Kapitel *** Nackte Tatsachen Jin „Was zum Teufel ist eigentlich dein Problem?“, wurde ich sofort, nachdem Kame verschwunden war, angefahren. „Ich weiß nicht, was du meinst“, versuchte ich mich herauszureden. „Wieso mischt du dich ein, wenn ich jemanden flach legen will?“ Ich glaubte, mich verhört zu haben. Was fiel diesem arroganten Mistkerl eigentlich ein, so über meinen Kame zu sprechen? „Wie redest du hier bitte über Kazuya? Hast du noch alle Latten am Zaun?“ „Eifersüchtig?“, fragte das Schnabeltier lauernd. Ich war nahe dran, ihm seine Suppe über den Schädel zu kippen. „Geht dich doch 'nen feuchten an!“ „Also doch“, grinste das Ungetüm überheblich. Ich hasste solche Menschen. Auch wenn ich Toshiya eigentlich zu einem guten Bekannten zuordnete, was er sich hiermit erlaubte, hatte meine Grenze des guten Willens meilenweit überschritten. Keine Ahnung, ob das noch zu kitten war. In diesem Moment war mir das auch völlig gleich. Ich schmiss etwas Geld auf den Tisch und verließ ohne ein Wort dieses beschissene Horroszenario. Ich wollte Kame nicht mit diesem Arschloch allein lassen, aber ich hätte mich keine Sekunde länger beherrschen können. Und jemandem mitten in einem gute besuchten Restaurant eine zu kleben, stand nicht auf meiner To-Do-List. Ich war völlig aufgewühlt. Nicht nur, dass sich ein Freund wie ein Wichser meinem Kollegen gegenüber verhielt, ich merkte erst jetzt so richtig, wie sehr ich Kame doch mochte. In jedem Fall wollte ich ihn vor diesem Dämelsack beschützen, aber mir waren die Hände gebunden. Zum Glück nur sprichwörtlich. Denn um meine blank liegenden Nerven zu beruhigen, zündete ich mir die erste Kippe seit Monaten an. Ich hatte es geschafft, dieses Laster nahezu abzulegen, aber das Geschehene von eben rechtfertigte mir diese Sünde. Es dauerte nicht lange, bis sich jemand neben mich gesellte. „Du rauchst?“, fragte Kame ungläubig. „Sieht so aus, oder?“ Ich bemühte mich, einen netten Ton anzuschlagen. Keine Ahnung, ob mir das gelang. Zumindest freute mich die Tatsache, dass er meine Gesellschaft der von Toshiya vorzog. Das dumme Gesicht hätte ich jetzt zu gern gesehen. „Warum bist du einfach abgehauen? Toshiya meinte, dass er keine Ahnung hat, warum du plötzlich weg bist.“ Mir entfloh ein verächtliches Schnauben. „Das glaub ich gern“, erwiderte ich trocken. Ich nahm einen weiteren Zug von meiner Zigarette und drückte sie anschließend auf dem Boden aus. Dabei stellte ich mir statt Asphalt Toshiyas dummes Schnabeltiergesicht vor. „Du willst nicht drüber reden, oder?“ Sonderliche Lust hatte ich nicht wirklich, aber ich schuldete Kame zumindest eine Erklärung, die halbwegs der Wahrheit entsprach. Immerhin hatte ich beschlossen, ihn von Idioten fernzuhalten. „Vielleicht bei einem Bier.“ Einige Zeit später saßen wir mal wieder bei mir zu Hause und tranken tatsächlich Bier. Zumindest ich. Kame nippte an seiner Cola mit Rum. Diesen Teil der Abmachung hatten wir eingehalten. Allerdings hatte ich ihm immer noch nicht die Story zu meiner Flucht gestanden. Stattdessen redeten wir über nervige Leute am Set und dass wir keinen gesteigerten Wert darauf legten, noch mehr Zeit mit unseren Stalkern zu verbringen. „Eine Person scheint dich ja noch mehr zu nerven“, lenkte Kame endlich das Thema auf Toshiya. Allein bei dem Gedanken an den Typen und seine Worte, verzog ich das Gesicht. „Hmm“, brummte ich zurück. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, davon zu erzählen. Die Gefahr, mich zu verplappern, war verdammt groß. Und vor allem meine Flucht nach dem Streitgespräch zu erklären, würde sich schwierig gestalten. „Kommt da noch mehr?“ „Er betrachtet dich nur als Fickgelegenheit“, überwand ich mich schließlich. „Ich weiß“, kam es seelenruhig zurück. „Das macht dir nichts aus?“, fragte ich wie aus der Pistole geschossen. „Wieso sollte es?“ Kame stellte die Frage so, als ob ich gefragt hätte, ob die Welt wirklich keine Scheibe sei. „Weil das ein ziemliches Arschlochverhalten von ihm ist.“ „Denkst du, nur weil ich schwul bin, bin ich gefühlsduselig und brauche so einen scheiß wie Beziehungen? Wenn ich das wöllte, hätte ich mir nicht unser Business ausgesucht.“ Der Spruch hatte gesessen. Ich merkte, wie mir der Unterkiefer nach unten klappte und ich nur noch fähig war, Kame anzustarren. Mal abgesehen davon, dass seine Ansicht der Dinge sehr hart war, war es gleichzeitig wie ein ernüchternder Schlag in die Fresse. Ich war hier die Prinzessin, die in ihrem Schloss hockte und darauf wartete, dass Ritter Kame sie aus ihrem Turmzimmer befreite. Dass dies nur die Bestätigung für meine Vermutung zu Kames Einstellung war, machte es nicht wirklich besser. Ich fühlte mich, als hätte er mir den Teppich unter den Füßen weggezogen. Zum Glück saß ich auf dem Sofa. „Was ist, siehst du das etwa anders?“ „Hm, ja.“ Das Ganze war mir richtiggehend peinlich. Ich kam mir vor, als wäre ich ein unreifer Bengel, dem man noch erklären musste, wie die Welt funktionierte. „Ehrlich gesagt, suche ich nach einer richtigen Beziehung.“ Damit lag die Wahrheit auf dem Tisch und auch Kame schien erst einmal eine Weile zu brauchen, um mein Gesagtes zu verdauen. Im Anschluss fing er jedoch an zu grinsen, als wäre ihm ein glorreicher Gedanke gekommen. „Sicher, dass du nicht derjenige von uns bist, der schwul ist?“ „Nein.“ Das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand nur allmählich. Scheinbar brauchte er eine Weile, bis ihm die Bedeutung meiner Antwort klar wurde. Und ich fragte mich, was mich eigentlich geritten hatte, ihm das zu sagen. Mittlerweile sah mich mein Saufkumpane nur noch ungläubig an und tastete blind nach der Rumflasche auf dem Tisch. Nachdem er sie gefunden hatte, setzte er sie an seine Lippen und nahm einen kräftigen Hieb daraus. Besser schien es ihm danach nicht zu gehen, denn er glotzte immer noch verwirrt drein. Die Situation war doch zum kotzen und so etwas von ausweglos. Kame wusste jetzt, dass ich auf Kerle stand, zumindest auch, und ich wusste, dass er keine Beziehung führen wollte. Ich brauchte eindeutig frische Luft. „Ich geh noch eine rauchen“, murmelte ich und begab mich auf meinen Balkon, um dies in die Tat umzusetzen. Kurze Zeit später folgte mir Kame nun schon zum zweiten Mal am Tag. Nicht, dass ich seine Gesellschaft nicht wollte, aber ich hatte keinen blassen Dunst, wie ich damit umgehen sollte. „Krieg ich auch eine?“ Verdammt noch mal, mit dieser Fragestellung und dem niedlichen Tonfall seiner Stimme fühlte ich mich sofort an die Erdbeeraktion erinnert. Aber da ich eh nichts mehr zu verlieren hatte, wiederholte ich mein Tun von damals uns steckte ihm statt einer Frucht eine Zigarette zwischen die Lippen. Diesmal schaffte ich es jedoch gleich, meine Finger von seinem Mund zu nehmen. Nur fanden sie ihren Weg nicht zurück zu meinem Körper, sondern wanderten seinen Hals entlang und blieben schließlich an seinem Schlüsselbein hängen, was halb unter dem Hemd verborgen lag. Meine Augen saugten sich förmlich an der Stelle fest und ich hätte ihm am liebsten das Hemd aufgerissen, um mit meiner Zunge weiterzumachen. Zum Glück für mich und wohl auch Kame klingelte in diesem Moment die Tür und ich fand meinen Weg in die Realität zurück. Peinlich berührt zog ich meine Flosse aus der Gefahrenzone zurück und gab Kame noch schnell mein Feuerzeug, bevor ich zur Tür eilte. Die Kippe hatte er mit Sicherheit jetzt nötig. Mein Besuch war niemand geringeres als Kyo, der alte Saftsack. „Alter, was machst du wieder für Sachen?“, kam er gleich zum Punkt. Wozu sich auch mit unnötigen Floskeln aufhalten? „Toshiya ist fuchsteufelswild auf dich.“ „Und dabei hab' ich ihm noch nicht mal aufs Maul gehauen. Der soll sich nicht so haben.“ Ich hatte keine sonderliche Lust, ihm den Streit zu erklären. Kyo würde so lange bohren, bis er die Wahrheit kannte und das durfte unter keinen Umständen passieren. Erst recht nicht, wo doch Kame anwesend war. „Ich hab Besuch“, schob ich ihn als Ausrede vor. „Ein Mädchen?“, fragte Kyo sogleich erfreut. Der Mann war wahrhaftig leicht zu begeistern „Ähm, nein.“ „Dann kannst du mir auch ein Bier anbieten“, forderte mein Kumpel dreist und setzte sich abwartend auf mein Sofa. Augenrollend kam ich seiner Bitte nach und holte für mich selbst auch gleich noch ein neues Bier aus dem Kühlschrank. Kame schien immer noch zu rauchen, also pflanzte ich mich neben meinen besten Kumpel. „Ich hab schon wieder einen Tag hinter mir...“, fing Kyo genervt zu sprechen an und berichtete mir in kurzen Sätzen davon, dass er drei Weiber an den Hacken kleben hatte, die er dank seiner nächtlichen Aktivitäten nicht mehr los wurde und das er einen wutentbrannten Toshiya in der Stadt getroffen hatte und dieser ihn sofort als Aggressionsventil missbraucht hatte. Im Anschluss war er direkt zu mir gekommen, um sich eine Entschuldigung oder wenigstens eine Erklärung von mir abzuholen. Nur würde ich mir eher den Arm abhacken, als ihm davon zu berichten. Und das Schnabeltier schien ja auch keinen Grund zu sehen, dies zu tun. Nachdem Kyo mir von seinem Erlebten berichtet hatte, wollte er natürlich gleich wissen, was denn nun passiert sei, doch in diesem Moment betrat Kame wieder den Raum, was mich zumindest vorerst vor einer Rechtfertigung bewahrte. „Ah, sieh an, mein Fan ist also dein Mädchen für heute Nacht.“ Ganz ehrlich? In diesem Moment hätte ich mich am liebsten zwischen den Sofaritzen versteckt und auch Kame machte den Eindruck, dass er sich lieber vom Balkon gestürzt hätte, als wieder ins Wohnzimmer zu gehen. Die Totenstille, die darauf herrschte, schien meinen Kumpel jedenfalls so weit zu verwirren, dass er keinen weiteren dummen Spruch riss, sondern lieber an seiner Bierflasche nuckelte. „Ich geh dann mal“, murmelte Kame völlig durch den Wind. „Ich muss noch Sachen erledigen...wichtige Sachen...ähm ja. Wir sehen uns morgen. Kame war schon drauf und dran, aus der Wohnung zu stürmen und hätte dabei fast meine Stehlampe umgerissen, als mir auffiel, dass er sein Handy noch auf dem Tisch liegen hatte. „Warte!“, schrie ich, schnappte mir besagtes Teil und wetzte ihm hinterher. Er hatte es sogar schon geschafft, sich Schuhe anzuziehen und war halb aus meiner Wohnung getreten. Jetzt schaute er mich jedoch schon beinahe hoffnungsvoll an. Oh man, ich würde noch durchdrehen mit diesem Kerl! „Dein Handy“, meinte ich und reichte ihm das Ding. Ich hätte schwören können, dass der Hoffnungsschimmer, der kurze Zeit in seinen Augen glomm, wieder verschwunden war. „Bis morgen“, sagte er erneut und knallte mir die Tür vor der Nase zu. Ich fühlte mich regelrecht ausgesperrt und das in meiner eigenen Wohnung. Ich schlich eher, als das ich ging, zu meinem Sofa zurück und ließ mich erneut neben Kyo fallen. „Was war das denn?“, fragte er völlig perplex. „Er hat mich nicht mal richtig wahrgenommen!“ „Ich habe keine Lust, darüber zu reden.“ Nach vier weiteren Flaschen Bier hatte mich Kyo dann allerdings soweit, dass ich ihm zögerlich alles berichtete, was seit meiner Abreise nach Amerika gelaufen war und in was für einem Schlamassel ich nun steckte. Kame Ich konnte mit vollem Recht behaupten, wohl die schlimmste Nacht meines Lebens hinter mir zu haben. Die meiste Zeit hatte ich damit verbracht, an die Decke zu starren und über ein „Warum“ nachzugrübeln. Leider hatten Zimmerdecken die Angewohnheit, einem nicht zu antworten und so war ich am nächsten Morgen immer noch genauso schlau wie davor. Zwischen einer kalten Dusche und einem Stehlöffelkaffee war ich kurzzeitig der Meinung, dass mich Jin einfach nur verarschen wollte und die Aktion auf dem Balkon nur eine Art Provokation war. Wahrscheinlich wollte er nur testen, ob ich scharf auf ihn war oder nicht. Zwischen Tasse zwei und drei verwarf ich diesen Gedanken wieder. Ich traute ihm so eine Scheiße eigentlich gar nicht zu. Der Kerl war doch irgendwie zu nett für solche Aktionen. Es war zum Haare raufen. Stand er nun auf Kerle oder nicht? Und warum zur Hölle interessierte mich das so? Eine positive Antwort brachte mich auch nicht weiter. Wir waren Arbeitskollegen, Konkurrenten und mehr nicht. Fünf Tassen später raste mein Herz zwar gefährlich, aber ich war wenigstens soweit wach, dass ich wieder halbwegs normal denken konnte. Ich würde ihn wohl oder übel fragen müssen, was nun Sache war. Er hatte mich betatscht, nicht ich ihn. Die Erklärungspflicht lag da eindeutig bei ihm. Mit diesem beruhigenden Gedanken und so viel Koffein im Blut, dass sogar das Duracell-Häschen ohne Batterien hätte laufen können, machte ich mich auf den Weg zum Set. Ich freute mich eigentlich schon auf diesen Tag, seit ich das Drehbuch zum allerersten Mal in den Händen hielt. Heute war es endlich soweit: Ich durfte eine Baseballszene drehen. Ich liebte diese Sportart abgöttisch und auch wenn ich nicht mehr so viel Zeit hatte, meinem Hobby nachzugehen, war ich nun doch nicht gerade aus der Übung. Ich bildete mir sogar ein, verdammt gut zu sein. Am Außenset herrschte schon ein hektisches Treiben. Leuchten wurden montiert, Kameraschienen verlegt und die Soundtechnik verkabelt. Freundlich grüßte ich die fleißigen Hilfsarbeiter, bevor ich mich auf den Weg in die Umkleide machte. Vor der geschlossen Tür stoppte ich jedoch plötzlich. Was war, wenn Jin schon da drinnen war. Was sollte ich sagen? Wie sollte ich mich verhalten? Ade waren meine schönen Pläne und ich fühlte mich wie ein kleines, nervöses Schulmädchen. Meine Handflächen wurden feucht und ich hatte große Lust, mich einfach in der nächsten Ecke zu verkriechen. Wie sich jedoch herausstellte, machte ich mir den Stress vollkommen umsonst, denn Herr Akanishi war noch gar nicht am Set. Sehr schön, ich starb am spontanen Nervenversagen und der Kerl schlief scheinbar in aller Ruhe aus. Wahrscheinlich war der Saftsack am Ende noch mit Kyo unterwegs gewesen, um Weiber aufzureißen. So viel zum Thema auf Kerle stehen. In meinem Kopf spielten sich schon diverse Szenarien ab, wie sich eine überschminkte, leicht bekleidete Tusse auf ihn warf und er ihr nur zu gern zeigte, wie hetero er war, während ich mich schnaufend umzog. Ich hasste mich selber für solche Gedanken. Ich benahm mich schon wie ein eifersüchtiger Ziegenbock. Die Tür schwang auf und schon waren meine Gedanken wie weggeblasen. Im Grunde war mein Kopf völlig leer, als ich Jin erblickte. Dieser schien auch nicht recht zu wissen, wie er sich verhalten sollte, da er wie angewurzelt in der Tür stand und mich mit einem Blick ansah, den ich einfach nicht deuten konnte. „Kamenashi“, ertönte es lautstark irgendwo aus der Nähe und wir beide zuckten erschrocken oder auch ertappt zusammen. Wie lange standen wir eigentlich gerade da und hatten uns gegenseitig angestarrt? Meine Fresse, das sollte nicht zu Gewohnheit werden. „Komme“, krächzte ich gequält und schlich an meinem Kollegen vorbei. Zumindest konnte ich sicher sein, dass meine Fantasie sicher nicht der Wahrheit entsprach. Jin sah nicht so aus, als hätte er einen besonders erfolgreichen Abend hinter sich gehabt. Blieb wieder die Frage nach der Ernsthaftigkeit seiner Worte und Taten gestern. Ich würde noch wahnsinnig werden, wenn ich nicht bald eine Antwort darauf bekam. Doch zuerst einmal wurde ich zum Regisseur gerufen, da dieser mal wieder eine dringende Änderung im Drehbuch mit mir zu besprechen hatte. Wenn der meine geliebte Sportszene weglassen wollte, würde ich ihn qualvoll umbringen müssen. Zum Glück blieb das mir und ihm erspart. Dieser Perverse hatte den genialen Einfall einer Duschszene mit meiner Wenigkeit. Ein wenig Service für die Fans. Genau das waren seine Worte gewesen und ich glaubte ihm kein Wort. Als ob der Mann sich für die Interessen von irgendwelchen pubertierenden, verpickelten Mädchen interessierte. Der verfolgte sicherlich ganz andere Ziele. Wahrscheinlich wollte diese Ekelbacke einfach selbst etwas zu gucken haben. Bei dem Gedanken wurde mir schlecht, aber ich konnte ja leider schwer nein sagen. Das würde noch viel mehr Schwierigkeiten mit sich bringen und ich wollte nicht riskieren, in dieser gefährlichen Phase meiner Karriere beim Management negativ aufzufallen. Ich bestand jedoch drauf, dass ich mir die Blöße wenigstens nur vor einem abgespeckten Team geben würde. Musste mich ja nicht gerade jeder nackt sehen. Vor allem den weiblichen Helferinnen traute ich in dieser Hinsicht nicht über dem Weg. Irgendwelche Bilder von meinem nackten Arsch wollte ich nun wirklich nicht im Internet kursieren sehen. Zum Glück stimmte der perverse Aasgeier zu. Wenigstens die Aufnahmen auf dem Baseballfeld liefen mehr als gut. Ich war völlig in meinem Element, während sich Jin komplett professionell benahm. Niemand hätte denken können, dass wir uns, wo es nur möglich war, versuchten aus dem Weg zu gehen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen machte ich mich gleich nach der Mittagspause, welche ich zum ersten Mal seit Beginn der Dreharbeiten alleine verbracht hatte, zu meinem nächsten Drehort auf. So wirkliche Motivation, mich ganz nackt vor der Kamera zu präsentieren, verspürte ich nun wirklich nicht. Ich schämte mich nicht für meinen Körper, aber es gab auch bei weitem angenehmere Dinge. In einen Bademantel gehüllt stand ich nun in dem aufgebauten Duschraum und hörte mir die Erläuterungen des Regisseurs an, welcher mir genaue Anweisungen gab, wie und wo ich zu stehen hatte, in welche Richtungen mein Blick gehen sollte etc. Immerhin hatte hier keiner große Lust darauf, drei Stunden an einer Szene zu arbeiten. Ich am allerwenigsten. Daher nickte ich brav, ließ mir noch kurz von einem Stylisten irgendwelches Zeug ins Gesicht sprühen und los sollte der Spaß gehen. Gerade wollte ich mich von dem letzten Stück Stoff verabschieden, als die Tür aufging und Jin den kleinen Raum betrat. Was zum Geier wollte der denn hier? Er schien es selbst nicht so ganz zu wissen, jedenfalls schloss ich das aus seinem verwirrten Gesichtsausdruck, welcher zuerst auf mir und anschließend dem Regisseur lag, welcher meinen Kollegen freudig zu sich winkte. Na ganz großes Kino. Soviel zum Thema, dass nur die wichtigsten Leute bei dieser Szene anwesend sein würden. „Kamenashi, fang einfach an, wenn du soweit bist“, sprach der Kameramann und lächelte mich aufmunternd an. Haha, danke auch. Ich würde wohl nie soweit sein, solange Jin mich anstierte und das tat er wirklich. Vielleicht war das auch meine Chance. Mit ein wenig Glück bräuchte ich nicht das schwere Los ziehen und ihm auf diese Aktion von gestern ansprechen. Ich würde einfach so herausfinden was Sache war. Ich würde ihm eine gute Show liefern und konnte nur hoffen, dass seine Reaktionen ihn verrieten. Ich drehte mich mit dem Rücken zu der Meute, ließ die Hüllen fallen, schloss die Augen und atmete tief durch, während ich mir selbst Hals- und Beinbruch wünschte. Was sollte schon schiefgehen, außer dass ich mich vor versammelter Mannschaft völlig zum Deppen machte? Ich versuchte, meine Nervosität zu verdrängen. Mein Schädel fühlte sich an, als ob er glühte. Hoffentlich konnte man meine rote Birne durch das Make-up und Licht nicht sehen. „Wasser los!“, ertönte es von irgendwo und keine zwei Sekunden später sprudelte es auch schon über mir. Zumindest war es halbwegs warm. Ich versuchte, einfach auszublenden, dass neben mir und Jin noch ungefähr zehn andere Menschen in diesem Raum waren. Meine Gedanken galten nur ihm. Fast schon mechanisch schnappte ich mir das bereitgestellte Duschbad und fing an, mich gut einzuschäumen, natürlich nicht ohne mich selbst dabei an meinem Oberkörper zu befingern. Hier einmal den Kopf in den Nacken, dort ein Schlafzimmerblick und schon war die Sache gegessen. Ich war mehr als heilfroh, als ich endlich das errettende „Cut“ hörte. Beinahe wäre ich noch von meiner eigenen Aktion geil geworden. Ich konnte leider meinen Kopf während der Aufnahmen nie so weit drehen, dass ich Jins Gesicht hätte sehen können. So war ich also nun mehr als gespannt auf seine Reaktionen. Sobald ich ich wieder meinen flauschigen Bademantel über mir hatte, suchte ich verzweifelt die Anwesenden ab, aber von dem Kerl fehlte jede Spur. Das war doch zum Mäuse melken. Da lieferte ich eine 'pornoreife' Darstellung ab und der verschwand einfach. Trotzig verschränkte ich die Arme und hörte nur noch mit einem Ohr mit, was der Sklaventreiber von einem Regisseur noch zu sagen hatte. Ich wollte nur noch weg, nach Hause und mich selbst bemitleiden. Am besten vor dem Fernseher mit einer Packung Eiscreme. Wenigstens stand einmal das Glück auf meiner Seite und ich hatte den restlichen Tag frei. Sollten sich doch die anderen abrackern. TBC ^^ Es geht langsam voran *lol* Kommentare sind wie immer gern gesehen :) Ansonsten bis nächste Woche Kapitel 12: Handbuch für den Hamsterbesitzer -------------------------------------------- Kapitel 12 Hallo an alle :) Da sind wir schon mit dem 12. Kap ^^ Vielen Dank für die tollen Kommentare Viel Spaß beim lesen *** Handbuch für den Hamsterbesitzer Jin Am nächsten morgen war ich total am Arsch. Nicht nur, dass ich auf meine Beichte die wertvollen Tipps „Werd doch einfach wieder hetero“ und „Ich kenne da ein paar Weiber“ von Kyo erhalten hatte, ich hatte auch keinen Schimmer, wie ich Kame gegenüber treten sollte. Nachdem bei mir auf dem Balkon wohl ein paar Sicherungen durchgebrannt waren, konnte ich schlecht wieder zur Tagesordnung übergehen. Und so zu tun, als wäre nie etwas gewesen, war ohnehin nicht mein Stil. Das war dann wohl auch der Grund, warum ich nur in der Lage war, ihn anzustarren, als ich ihm begegnete und kein Wort über meine Lippen ging. Wenn ich es versucht hätte, wäre wohl bloß Gestammel nach Art eines Neandertalers entstanden. Als ob das nicht schon peinlich genug gewesen wäre, nötigte mich der Sadist von Regisseur auch noch dazu, Kame bei einer mehr als heißen Duschszene zu beobachten. Hätte ich vorher gewusst, worum es ging, hätte ich dem sicher nicht zugestimmt. Aber einmal in den Raum gestolpert, konnte ich auch einfach nicht mehr meinen Blick von dem Schauspiel abwenden. Was musste sich mein Kollege auch so verführerisch an der Brust herumgriffeln? Ich fühlte, wie sich mein Blut augenblicklich in meiner Körpermitte sammelte. Wahrscheinlich stand ich auch mit offenem Mund da und mein Speichel lief mir die Mundwinkel entlang hinab. Aber das war mir in dem Moment egal, da sich mein Hirn darauf konzentrieren musste, keine noch so kleine Bewegung von Kame zu verpassen. Ich verfolgte hypnotisiert seine Hand und stellte mir vor, dass es meine wäre, die ihn an noch viel unzüchtigeren Stellen berührte. Ich musste hier raus! Inzwischen hatte ich ein nicht mehr zu übersehendes Rohr und wenn das jemand registrierte, wäre ich geliefert. So unauffällig es mir möglich war, verdünnisierte ich mich aus dem Raum und suchte sofort das nächste leerstehende Zimmer auf. Dass es sich dabei um Kames und meine Umkleidekabine handelte, bemerkte ich nur am Rande, da ich in dem Moment damit beschäftigt war, mich auf das Sofa zu schmeißen und meine Hand unter meine Hose wandern zu lassen. So viel besser! Hinter geschlossenen Augenlidern rief ich die Erinnerungen an Kames nackte Rückfront zurück. Wie seine Hände seinen Körper entlangfuhren und tiefer wanderten. Und plötzlich war es in meiner Fantasie nicht mehr ich, der sich selbst berührte, sondern Kame. Mir entfloh ein leises Keuchen und ich wusste, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde. „Kann ich dir behilflich sein?“, fragte mich Kames Stimme. Dass dies nicht länger Teil meiner Einbildung war, stellte ich erst mit einiger Verzögerung fest. Irritiert hielt ich in meinem Tun inne und öffnete meine Augen. „Was?“ Ich erblickte einen süffisant grinsenden Kame, der auf mich hinab schaute und in keiner Weise überrascht von meiner Handlung zu sein schien. 'Fuck', war das Einzige, was ich noch denken konnte. „Na, ich seh' schon, allzu groß scheint dein Problem ja nicht zu sein“, sprach er und schaute dabei auf die Beule in meiner Hose. Nach dieser Ansage verließ er immer noch grinsend die Räumlichkeiten. Ich fühlte mich wie überfahren und hoffte, im nächsten Moment schweißgebadet in meinem Bett zu erwachen. Leider war das alles reines Wunschdenken und der peinlichste Moment meines Lebens war tatsächlich passiert. Die Schamesröte schlich sich verspätet auf meine Wangen und ich zog meine Hand zurück. In nächster Zukunft gäbe es da eh nichts mehr, was auf irgendwelche Berührungen reagieren würde. Ich wusste im Anschluss nicht mehr zu sagen, wie ich den restlichen Tag überstanden hatte, ohne vor Scham im Boden zu versinken. Glücklicherweise hatte ich keine gemeinsamen Szenen mehr mit Kame zu drehen, sonst hätte ich nämlich etwas drehen müssen, und zwar an seinem Hals. Den nächsten Tag wurde ich jedoch nicht mehr verschont. Das Drama ging langsam dem Ende entgegen und ausnahmsweise gefiel mir mal, was der Regisseur geplant hatte: Eine Prügelszene mit Kame. Ich konnte gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freute, ihm sein gehässiges Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Dass ich immer noch auf den Futzi stand, ließ sich durch seine Aktion wirklich gut ausblenden. Wut fühlte sich um Längen besser an, als romantische Gefühle für einen überheblichen Saftsack. Der Kameramann hatte noch nicht einmal richtig „Action“ geschrien, als wir auch schon aufeinander losgingen. Zwar sollten wir nur so tun, als ob wir uns schlagen würden, aber diese Anweisung hatten wir wohl beide dezent überhört. Aber weder der Regisseur noch ein anderer aus dem Team schien das als Grund zu sehen, abzubrechen. Stattdessen hielten sie noch richtig drauf, bis Kame und ich uns gegenseitig blutig gehauen hatten und außer Puste nebeneinander auf dem Boden herum sielten. Erst dann ertönte das „Cut“ und es war nichts mehr zu hören außer unsere unregelmäßigen Atemzüge. Scheinbar waren die Mitarbeiter etwas geschockt von unserem Gefühlsausbruch. Dass ich sauer war, war ja verständlich. Aber warum auch Kame den Drang gehabt hatte, mich windelweich zu schlagen, verstand ich nicht so recht. Träge drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah ihm in die Augen. Ich hatte keinen Plan, was die anderen jetzt von uns dachten, oder was der Regisseur wieder rein deuten würde, aber das gerade eben hatte verdammt gut getan. Ohne es verhindern zu können, schlich sich ein Grinsen in mein Gesicht und brachte wohl auch Kame dazu, seine Mundwinkel nach oben zu ziehen. Nachdem wir uns noch eine Weile wie blöde angelächelt hatten, rappelten wir uns wieder auf und standen erneut vor der Kamera, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Der restliche Arbeitstag verlief also recht harmonisch zwischen uns. Es war jetzt nicht unbedingt so, dass wir Händchen haltend durch die Flure liefen oder uns in der Mittagspause schmachtende Blicke zuwarfen, aber die Wogen waren wieder geglättet. Von meiner nervigen Gefühlsverirrung konnte ich das jedoch nicht behaupten. Ich wollte diesen Blödian nach wie vor für mich gewinnen. Auf unsere Stalkerin traf das leider auch zu. Nach Drehschluss kam sie angedackelt und nervte uns so lange damit, mit ihr auszugehen, bis wir einwilligten. Wenn wir es nicht getan hätten, hätte sie sich vermutlich an uns gekettet und das konnte ich keinesfalls verantworten. Mal abgesehen von diesem eigentlichen Problem, gab es noch ein weiteres: Kame und ich waren bereits mit Koki, Ueda und Kyo zum Saufen verabredet. Die anderen würden sich sicherlich freuen, unsere Drama-Kollegin zu treffen, aber die wussten ja auch nichts von ihrer anhänglichen Art. Wie geplant trafen wir uns in der Bar, die einem Kumpel von Koki gehörte. Die drei waren bereits anwesend und beobachten skeptisch unser Anhängsel. Wobei ich in Kyos Blick eher ein lüsternes Funkeln sah. War ja klar gewesen, dass er auf sie stehen würde. Er zwang Yukie auch sofort ein Gespräch auf, als wir uns am Tisch niederließen. Dagegen einzuwenden hatte ich sicher nichts. Allerdings bedeutete das für mich, dass ich mich mit Kame beschäftigen musste, weil Koki und Ueda sich an die Theke begaben, um Nachschub zu ordern. Verstohlen linste ich zu ihm und begegnete seinem Röntgenblick. Ich hätte in dem Moment schwören können, dass er meine schmutzigsten Gedanken lesen konnte. Wahrlich die besten Voraussetzungen, um eine unverfängliche Unterhaltung zu starten. Natürlich musste ich augenblicklich wieder an die peinliche Situation in der Umkleide denken. Die unangenehme Stille zwischen uns machte mich halb wahnsinnig. Wir hatten doch sonst keine Probleme, dummes Zeug zu labern und wieso musste ich hier überhaupt den Alleinunterhalter spielen? Kame konnte ja genau so gut anfangen. Als er mir dann den Gefallen tat, wünschte ich mir sofort das Gegenteil herbei: „Wie geht’s deinen Hamstern?“ Ich fürchtete, ich würde diesem Arschgesicht gleich noch einmal die Fresse polieren müssen. Zunächst einmal starrte ich ihn jedoch mit offenem Mund an. So etwas dreistes wie diesen Typen hatte ich lange nicht erlebt. Von Kyo einmal abgesehen, aber bei dem wusste ich schließlich, dass er es nicht böse meinte, sondern fiese Dinge tat, weil er ein wenig dämlich war. Bei Kame hatte ich jedoch das Gefühl, dass er darauf aus war, mich herauszufordern. Zu welchem Zweck war mir nur noch nicht ganz klar. Wahrscheinlich wollte er auf diese Weise den Wettbewerb für sich entscheiden. Das konnte er aber gleich vergessen. Ich würde mich nicht von diesem selbstgefälligen Futzi in die Enge treiben lassen. „Sind geschlechtsreif.“ „Prost Leute“, rief Koki vergnügt, als er uns Biergläser vor die Nase stellte. Bier war in der Tat das Einzige, was mich jetzt noch aufheitern konnte. Wir stießen alle an und danach ignorierte ich Kame den restlichen Abend so gut es ging. Es dauerte nicht lange, bis unsere Bandkollegen die miese Stimmung zwischen Kame und mir bemerkten. Und offensichtlich hatten sie keine Lust, sich davon runterziehen zu lassen, als sie beschlossen, mit Kyo und seinem neuen Betthäschen noch in einen Club zu gehen. Tolle Freunde! Ich würde sicher nicht noch einmal Uedas Seelsorge spielen. Jetzt saß ich also mit meiner Hauptsorge allein am Tisch. Ich war begeistert. Kame Resignierend blickte ich in die Richtung, in welche die anderen verschwunden waren. Sie meinten es sicherlich gut, aber das Ganze hätten sie sich auch schenken können. Mal ehrlich: Die Fakten lagen klar auf der Hand. Was gab es da noch groß zu klären? Sogar mein mickriges Hirn konnte noch eins und eins zusammenzählen. Jin stand auf mich, das war ja nach der kleinen Aktion in der Umkleide mehr als nur deutlich. Leider war es frustrierender, das auch noch zu wissen. Zum einen wäre da die Tatsache, dass ich ihm ja nur zu gerne beim Druck ablassen helfen würde, aber ich schaffte es ja noch nicht einmal, die beste und wahrscheinlich einzige Chance zu nutzen. Ich würde dieses Bild wohl nie wieder aus meinem Kopf verbannen können, wie er auf diesem Sofa saß. Allein sein Gesichtsausdruck hatte mir sofort einen Wahnsinnsständer verpasst. Aber nein, ich musste ja lieber einen auf cool machen und so einen dämlichen Spruch ablassen. Verspätete Rache für die Hamstersprüche, wenn man so will. Die gesamte letzte Nacht hatte ich damit verbracht, mir selber in den Arsch zu beißen für diese erstklassige Aktion. Trotzdem war es wahrscheinlich besser so. Die Situation war schon kompliziert genug. Das würde sicher nicht einfacher werden, wenn die Konkurrenten plötzlich miteinander in die Kiste hüpften. Mein Blick fixierte kurz meinen übrig gebliebenen Kollegen, welcher angestrengt auf den Tisch starrte. Vielleicht hätten wir es von Anfang an einfach lassen sollen und jeglichen außerberuflichen Kontakt meiden. Dann würde jetzt vermutlich auch nicht mein halbes Gesicht von seinen Schlägen schmerzen. Wenigstens hatte ich halbwegs genauso gut ausgeteilt. „Dann ist der Abend wohl gelaufen“, hörte ich mich seltsam mechanisch sagen. Keine zwei Sekunden später war ich schon aufgestanden und bereit zu gehen. „Wir sehen uns morgen.“ Ich hatte irgendwie das Gefühl, mich wie der letzte Arsch zu verhalten, indem ich ihn jetzt einfach da sitzen ließ. Wenigstens wollte ich noch meine Rechnung an der Bar begleichen. Ganz so dreist, hier einfach zu verschwinden, war ich nun auch nicht. „Rechnung für Tisch 8“, gab ich dem etwas überforderten Kellner an der Theke zu verstehen und zwang mich regelrecht, nicht zurückzuschauen, was Jin gerade machte. Ich war ja schon total fixiert auf diesen Typen. Das sollte ich dringend ändern. Zur größten Not hätte ich immer noch Toshiyas Nummer. Mit Oropacks wäre ein zweites Mal vielleicht nicht so abwegig. Gerade hatte ich die gesamte Rechnung beglichen, weil ich ab und an ja doch nett sein konnte, als ich merkte, wie sich mir jemand von hinten näherte. Warum ich sofort von meinem Bandkollegen ausging, wusste ich auch nicht, aber damit sollte ich leider falsch liegen. Es sei denn Jin hatte in den letzten Minuten drei Tonnen zugenommen, dafür 10cm an Größe verloren und wäre um hundert Jahre gealtert. Genauso sah nämlich der Grottenolm aus, der mir jetzt penetrant nah gegenüberstand. Mir wurde sofort von dem ekligen Geruch seines billigen Aftershaves schlecht und ich wollte nicht wissen, wann die verbliebenen drei Strähnen auf seinem Schädel das letzte Mal mit Wasser in Berührung gekommen waren. „Du willst doch nicht schon gehen“, quollen die Worte praktisch über die fleischigen Lippen. Mir wurde gerade wirklich anders zumute. „Eigentlich … schon“, stammelte ich angeekelt und wollte fliehen. Leider versperrte das Ungetüm mir den Weg und ich spürte jetzt schon den Tresen, welcher nicht sehr angenehm in meinem Rücken piekte. Das grenzte leicht an sexuelle Belästigung. Sah das denn keiner? „Es wäre nett, wenn Sie mich vorbei lassen würden.“ Ich hatte wirklich meine gesamte Beherrschung zusammengekratzt, um diesen Satz halbwegs gerade herauszubekommen. Ich war kurz davor, das gesamte Restaurant zusammenzuschreien, wenn der alte Sack nicht langsam von meiner Pelle rückte. Wäre sicher ein gefundenes Fressen für die Presse: 'Kamenashi Kazuya in Kneipe ausgerastet'. Ich sah die Schlagzeilen schon vor mir. „Warum denn? Wir können doch lieber noch einen zusammen trinken. Ich zahle auch gut,“ „Hä?“ Es machte langsam Klick. Der Typ verwechselte mich mit einem Host oder schlimmer, mit einem Stricher. Sah ich echt so aus? Leider konnte ich nicht sonderlich lange darüber nachdenken, da ich plötzlich die fettigen Pranken auf meinem Hintern spürte und diese beherzt hinein kniffen. Okay, jetzt durfte ich doch berechtigt Panik schieben. Warum passierte das nur immer mir? „Ich sag das jetzt nur einmal freundlich: Hau ab!“, ertönte eine nur allzu bekannte Stimme und ich konnte hinter der Fettbacke Jin ausmachen, welcher aussah, als wäre er sogar zu einem Mord fähig. Es fehlte nur noch die strahlende Rüstung und das Ross, dann wäre mein Held komplett. Denn genau das war er in diesem Moment für mich. Der alte Schmierlappen blickte nur ertappt auf und dachte leider gar nicht daran, zu verschwinden. Zum Glück rückte er zumindest etwas von mir weg, dass ich wenigstens wieder atmen konnte. „Ich biete mehr als er.“ Der Typ schien es nicht aufgeben zu wollen. „Das sehe ich. Aber er ist nicht käuflich. Verschwinde, bevor ich noch die Polizei hole.“ Also ich würde mich jetzt nicht unbedingt mit Jin anlegen wollen. Seine Drohgebärden erinnerten mich an die Löwen im Zoo und aus unerfindlichen Gründen machte mich die Situation gerade so etwas von an. Zum Glück reichte ein Blick auf den Grapscher und ich hatte meine Hormone wieder unter Kontrolle. Bei dem schien das Argument von den Bullen auch gewirkt zu haben, denn er machte sich fluchend davon, was mich erleichtert aufseufzen ließ. „Alles okay?“, erkundigte sich mein Kollege und ich nickte nur leicht. Ich musste dringend an die frische Luft. Das sagte ich ihm auch, sodass er mich geradezu aus dem Restaurant lotste. Die frische Luft tat unglaublich gut, aber ich hatte das Gefühl, dass der Gestank von diesem Ekelpaket buchstäblich an mir haftete. „Danke“, hauchte ich leise und versuchte, mir ein Lächeln abzuringen. „Passiert das öfter?“ Seine Stimme hatte immer noch einen leicht säuerlichen Unterton. „Nein, nicht so. Nur die üblichen U-Bahngrabscher, aber die bieten mir kein Geld. Zumindest hab ich eine Alternative, falls es nichts mit der Band wird“, versuchte ich zu scherzen, was der Ältere scheinbar ganz und gar nicht komisch fand. „Ich muss dringend unter die Dusche und diesen Gestank loswerden“, versuchte ich schnell das Thema zu wechseln und suchte die Straße schon nach einem Taxi ab. „Ich bring dich heim.“ Beschlossen war beschlossen. So saßen wir beide wenig später in einem Taxi auf dem Weg zu mir und ehe ich mich versah auch schon in meiner Wohnung. Machte ja nichts. Ich wollte ja nur etwas auf Abstand gehen, aber daraus wurde ja seit dem Tag, an welchem wir uns kennengelernt hatten, nichts. „Ich bin dann kurz im Bad. Fühl' dich, wie zu Hause. Im Kühlschrank ist Bier.“ Damit zog ich von dannen, um mir halb die Haut abzuscheuern, bis ich endlich das Gefühl hatte, wieder nach mir zu riechen. Jin hatte nach seiner Rettungsaktion echt etwas gut bei mir. Nur wusste ich nicht recht, wie ich mich bei ihm bedanken sollte. Mir fielen natürlich mehrere nicht ganz jugendfreie Dinge ein, aber da wären wir gleich wieder bei unserem alten Problem gelandet. Zusammengefasst: Jin war scharf auf mich, weil er mehr als nur Notstand litt. Wenn er so weiter machte, würde ich mich definitiv früher oder später nicht mehr zurückhalten können und über ihn herfallen. Wenn aber jemand anderes den Druckabbau übernehmen wurde, wären wir beide unsere Probleme los und konnten zur Tagesordnung übergehen. Gott, war ich genial.  Besser gelaunt machte ich mich in meinem Lieblingstrainingsanzug gekleidet auf den Rückweg. Jin saß auf meiner Couch mit einer Flasche Bier in der Hand und wirkte mehr als rastlos.  "Sorry, dass es so lange gedauert hat", entschuldigte ich mich sogleich und bekam nur ein Brummen zur Antwort. Da fühlte sich aber einer hier wohl. Wahrscheinlich kämpfte mein Kollege gerade seinen Fluchtreflex nieder, um nicht zu unhöflich zu wirken. Er war halt ein echter Schatz.  "Kann ich dich mal was fragen?" Ich brauchte endlich 100-prozentige Klarheit, bevor mein Plan starten konnte. Als zumindest keine Wiederworte von seiner Seite aus kamen, interpretierte ich das einfach mal als ja.  "Du stehst also auf Kerle?" Er ließ sich mit der Antwort Zeit, wahrend er sich förmlich an seine Flasche krallte. "Nicht ausschließlich." "Also bist du bi?" "Wenn du es so definieren willst." Na das war doch mal eine Aussage, mit der ich arbeiten konnte. Mit Frauen konnte ich nicht dienen, aber mir fiel da spontan jemand ein, welcher all unsere Probleme lösen wurde. Die beiden hatten, zumindest was dieses Beziehungsding anging, die selben Ansichten und auch sonst war der Junge ein echter Schnuckel. Ich konnte mich gar nicht genug für diese grandiose Idee loben. "Ich geh dann mal", holte mich Jin aus meinen Gedanken. Er war schon aufgestanden und machte sich auf den Weg zu Tür.  "Warte mal", rief ich, ohne überhaupt zu wissen, was ich ihm noch genau sagen wollte. Ich hatte einfach das Bedürfnis, mich noch einmal bei ihm bedanken zu müssen. Etwas unschlüssig standen wir uns nun also gegenüber.  "Ähm, na ja ... also." Ach scheiß doch drauf! Bevor das hier noch peinlich wurde, zog ich meinen Kollegen in eine Umarmung und hauchte zum zweiten Mal am heutigen Tag ein leises Danke. Eigentlich hatte ich vor, ihn nach ungefähr einer Sekunde wieder loszulassen, aber irgendwie gelang es mir nicht so recht. Mir war bisher noch nie aufgefallen, wie gut er eigentlich roch. Irgendwie nach Sommerregen.  Was tat ich hier eigentlich schon wieder? Als ob ein Mensch nach so etwas riechen konnte. So schnell wie möglich trennte ich mich von ihm und brachte wieder genügend Sicherheitsabstand zwischen uns. Jin starrte mich seltsam an, bevor er etwas kaum verständliches zum Abschied murmelte und fluchtartig verschwand. Seufzend blickte ich ihm nach. Bald würde sich das ganze hoffentlich erledigt haben. Ich musste dringend ein paar Telefonate führen.  TBC Wir würden uns wie immer sehr über Feedback freuen Bis nächste Woche ^^ Kapitel 13: Mischievous Kiss ---------------------------- Kapitel 13 Hallo ihr :) Wow, so viele Kommentare zum letzten Kap. Wir sind überwältigt ^__^ vielen, vielen Dank dafür Viel Spaß mit dem nächsten :D *** Mischievous Kiss Jin Am liebsten würde ich die letzten zwei Tage ungeschehen machen. Ich hatte das Gefühl, dass mir langsam alles immer mehr aus den Händen glitt. Es fehlte nicht mehr viel und ich hatte bald überhaupt keine Kontrolle mehr über mich und meine Reaktionen. Es fiel mir immer schwerer, mich in Kames Nähe zurückzuhalten. Ich würde ihn zu gerne an mich reißen und niederknutschen, auch wenn ich ganz genau wusste, dass dies dem Weltuntergang gleich kommen würde. Zumindest dem Untergang von meiner Welt. Denn diese drehte sich ja praktisch nur noch um eine Person. Und würde ich solch eine impulsive Handlung ausüben, würde er mich auf ewig aus seinem Leben verbannen, dessen war ich mir sicher. Meine Gefühlsseligkeit war für uns beide das Schlimmste, was hätte passieren können. Zum Glück wusste nur ich davon, aber wenn ich nicht aufpasste, würde es bald jeder wissen. Und dann wäre endgültig Schluss mit lustig. In der Bar konnte ich mich gerade so noch beherrschen, dem Arschloch von Grapscher keine zu kleben. Glücklicherweise schmerzten aber noch meine Handknöchel von der Prügelei mit Kame. Sonst hätte ich wohl für nichts mehr garantieren können. Aber wenigstens hatte ich meinen Pakt mit mir selbst eingehalten: Ich hatte Kazuya beschützt. Hoffentlich würde ich das beibehalten und noch besser wäre, wenn so etwas nie wieder vorkommen würde. Mir war mein Herz beim Anblick eines wehr- und hilflosen Kames gleich ein paar Etagen tiefer gerutscht. Ich würde Kokis Kumpel darum bitten müssen, diesem Ekelpaket Hausverbot auf ewig zu erteilen. Und das ganze Szenario in Kames Wohnung im Anschluss war beinahe noch schlimmer als die Szene von der Bar. Seine schnörkellose Art, seine betörende Nähe, seine intensive Berührung und seine aufrichtige Danksagung waren mehr, als ich momentan ertragen konnte. Er war mir so nah und doch so fern. Ich würde dieses Schauspiel nicht mehr lange aufrechterhalten können, so viel stand fest. Vielleicht sollte ich mich einfach so lange einbuddeln, bis die Sache überstanden war. Leider Gottes hatte ich Verpflichtungen, die mich sofort am nächsten Tag wieder einholten. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte, eine ganze Woche zu überstehen, ohne die Kontrolle zu verlieren. Ich war stolz auf mich, gab mir allerdings noch keinen Anlass zum Aufatmen. Ich hatte ja nicht nur das Problem mit meinen unangebrachten Gefühlen, sondern auch noch das mit dem Wettbewerb, wie mir unter der Woche in einem Meeting klar gemacht wurde. Unsere Sesselfurzer von Managern hatten uns nämlich mitgeteilt, dass mal wieder die Zuschauer des Dramas das Zepter schwingen würden. Es gab eine weitere Abstimmung zum Thema „Wer darf Yukie abschleppen?“. Etwas neues konnten die sich wirklich nicht einfallen lassen. Ich war gespannt, wer von uns das Rennen machen würde und ob das Ergebnis ausschlaggebend für den Rausschmiss für einen von uns beiden sein würde. Ich glaubte nämlich nicht, dass die Idioten das noch allzu sehr in die Länge ziehen wollten. Bei dem Gedanken wurde mir übel. Ich wollte nicht, dass einer von uns gehen musste. So sehr ich auch verzweifelt war, was meine derzeitige Gefühlslage anging, so wenig wollte ich Kame verlieren – egal auf welche Art und Weise. Inzwischen war ich viel zu abhängig von ihm, auch wenn es mich um den Verstand brachte. Ich hatte es mittlerweile gänzlich aufgegeben, mich gegen meine Empfindungen zu wehren. Das war nämlich noch anstrengender, als vor Verlangen zu vergehen. Heute Abend stand eine Party an. Die Firma, bei der wir unter Vertrag waren, veranstaltete einmal im Jahr eine Fete, um die Sklaven bei Laune zu halten. Ich musste sagen, dass ich noch nie so wenig Lust verspürt hatte, feiern zu gehen und das sollte bei mir wirklich etwas heißen. Leider Gottes galt aber für alle strenge Anwesenheitspflicht und ich hätte mich höchstens mit 40° Fieber davor drücken können. Desweiteren hatte ich keinen blassen Dunst, was ich anziehen sollte. Im Grunde war es auch völlig gleich, denn Kame kannte mich bereits in allen möglichen Outfits. Trotzdem hatte ich das Bedürfnis, mich aufzuhübschen. Hätte ich jedoch gewusst, was mich diesen Abend erwartet, hätte ich mir einen Kartoffelsack angezogen. Als ich ankam, war der Saal, wo die Feier statt fand, bereits gerammelt voll. Dennoch fand Kame mich auf Anhieb. Mir kam der Gedanke, dass er mir vielleicht einen Peilsender eingepflanzt hatte. Er strahlte mich so extrem an, dass mir ganz wabbelig im Gebein wurde. „Da bist du ja endlich. Ich muss dir jemanden vorstellen“, sprach's und ich wurde an der Hand hinterhergezerrt, weil Kame nach weiß Gott was auf der Suche war. Stehen blieben wir vor einem mir halbwegs familiären Gesicht. Aber ich kannte hier auch ungefähr 80% der Anwesenden vom Sehen. „Yamashita Tomohisa, Akanishi Jin“, machte uns Kame einander bekannt und war im nächsten Moment mit der Ausrede 'Ich muss noch etwas erledigen' verschwunden. Wollte der mich verarschen? Unschlüssig betrachtete ich meinen neuen Bekannten und hatte keine Ahnung, was diese Aktion sollte. „Bitte sag Yamapi zu mir. Wenn du mich beim vollen Namen nennst, muss ich dich leider umbringen“, grinste er mich charmant an. Ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt so viel Zeit mit ihm verbringen wollte, um die Gelegenheit zu haben, ihn anzureden. Aber offensichtlich wurde mir wie üblich keine Wahl gelassen, denn es vergingen keine fünf Sekunden und er verwickelte mich in ein Gespräch auf Alkoholbasis. Wenigstens konnte man mit ihm Saufen, was schon einmal einen Pluspunkt für ihn bedeutete. Ich hatte ohnehin vorgehabt, mich volllaufen zu lassen. Wenn die Firma schon zahlte, wollte ich das auch nutzen. Je mehr ich trank, desto besser verstand ich mich mit Yamapi. Nicht, dass er mir zu Beginn unsympathisch gewesen wäre, aber ich konnte mich nicht richtig auf das Gespräch konzentrieren, weil ich die ganze Zeit nach einer gewissen Person Ausschau hielt. Dieser Drang ließ ab dem dritten Glas Champagner jedoch allmählich nach, was ich nur begrüßen konnte. Ich erfuhr, dass er Kame kannte, weil sie beide im selben Drama mitgespielt hatten und dass er ein Jahr jünger als ich war. Mehr merkte ich mir aber nicht, da mich solch persönlicher Kram erst interessierte, wenn ich jemanden länger als zwei Stunden kannte. Ich hatte wirklich keine Ahnung, warum in meiner Gegenwart immer alle Menschen den Wunsch verspürten, mir ihre Lebensgeschichte mitzuteilen. „Wann hattest du eigentlich deine letzte Beziehung, Jin?“ Zum Glück hatte ich gerade nichts getrunken, sonst hätte ich mich vermutlich verschluckt. Ich war ziemlich irritiert, warum er mich so etwas fragte. Wahrscheinlich war er einfach nur neugierig. „Vor einem halben Jahr“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Und warum hat es mit ihm nicht geklappt?“ Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er 'ihm' gesagt hatte und nicht 'ihr'. Kame! Woher sonst sollte Yamapi davon wissen. Ich hätte es ahnen müssen. „Entschuldige mich kurz“, meinte ich und machte auf dem Absatz kehrt. Es dauerte eine Weile, aber schließlich fand ich meinen Kollegen rauchend auf der Dachterrasse. Zur Zeit befand sich niemand dort, also konnte ich ihn getrost zur Schnecke machen. „Dein neues Hobby, wie?“, deutete ich auf seine Zigarette und wiegte ihn zunächst in Sicherheit. „Hä, was?“, kam es nicht sehr schlau zurück und ich konnte an seinem glasigen Blick und dem Lallen sofort erkennen, dass er sich wohl schon fast ins Koma gesoffen hatte. „Nicht so wichtig. Ich würde das nächste mal nur gerne Bescheid wissen, wenn du dich als Kuppler aufspielen musst“, nörgelte ich um Beherrschung bemüht. „Allein kriegst du ja nix auf die Reihe“, schoss er wesentlich gefasster zurück. Langsam wurde ich richtig sauer. „Ich wüsste nicht, dass dich das etwas angeht.“ „Seitdem du mich damit voll gejammert hast, fühl' ich mich halt verantwortlich“, antwortete er in aller Seelenruhe. Wenn ich nicht so verschossen in diesen arroganten Drecksack wäre, hätte ich ihm in diesem Moment den Schädel eingeschlagen. Ernsthaft, was sollte dieser Scheiß bitte? Ich hatte vorgehabt, mich kommentarlos zum Gehen umwenden, als ich auf einmal am Arm festgehalten wurde. „Bist du jetzt sauer?“ „Wonach sieht es wohl aus?“, fragte ich angefressen und drehte mich doch wieder zu ihm um. „Tut mir leid, ich hab's nur gut gemeint“, flüsterte er und tat einen Schritt auf mich zu. Was zum Teufel? „Soll ich es wiedergutmachen?“, fragte er in unschuldig süßem Ton und legte im Anschluss seine Lippen auf meine. Ich glaubte, mein Schwein pfeift! Wenn er das unter Wiedergutmachung verstand, dann...hatte er verdammt noch mal recht. Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich nach dieser Berührung gesehnt hatte, auch wenn ich wusste, dass es komplett falsch lief. Kames Motive waren entweder sein schlechtes Gewissen oder Geilheit. Beides nicht das, was ich wollte und so unterbrach ich nach einigen Sekunden den Kuss und floh. Weg von Kame, weg von der Dachterrasse und vor allem weg von dieser grauenhaften Party. Jetzt sollte ich mich wirklich dringend einbuddeln gehen. Kame Ich wurde von einem schrecklichen Gewusel um mich herum geweckt. Es musste noch verdammt früh am morgen sein, denn ich fühlte mich, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen. Meine Augen waren regelrecht zugekrustet und auf meiner Zunge spürte ich einen verdächtigen Pelz. Hinzu kam ein unlöschbarer Durst und der Kater war schon jetzt perfekt, ohne dass ich mich auch nur einen Zentimeter bewegt hatte.  "Kame aufstehen, ich muss bald los." Jetzt fiel mir erst auf, dass ich nicht in meinem Bett lag. Ich bezweifelte ebenso, dass es sich hier um meine Wohnung handelte. Man, war ich stolz auf meine Kombinationsgabe. Auch wenn es mir mehr als schwer fiel, öffnete ich meine Augen und erblickte Ueda, welcher genau so aussah, wie ich mich fühlte.  "Ich geh' nie wieder mit euch einen trinken. Wie soll ich diese blöde Kindershow in meinem Zustand überleben? Ich stinke immer noch nach einer gesamten Brauerei." "Und aussehen tust du wie eine Schnapsleiche", fügte ich grinsend hinzu. Er hatte sich gestern schon darüber ausgelassen, wie sehr er sich freute, heute eine Sendung voller nerviger Blagen moderieren zu dürfen. Beim Stichwort gestern: Da sah es irgendwie verdammt düster aus. Nachdem ich Yamapi mit Jin bekannt gemacht hatte, beobachtete ich die beiden etwas. Sie schienen sich gut zu verstehen, was ja im Grunde gut so war, aber diese Tatsache brachte mich irgendwie dazu, dem Barmann zu etwas mehr Arbeit zu verhelfen. Lange blieb ich damit auch nicht allein, denn es gesellten sich zwei Jungs von Arashi zu mir und später dann Ueda aus Frust, da er wohl bei dem ein oder anderen Mädel aus diversen Girl Groups abgeblitzt war. Daher gab es natürlich genug Gesprächsstoff und nebenbei hatten wir uns wohl ins Koma gesoffen. Auch nicht schlecht. Irgendwo glaubte ich, mir eingebildet zu haben, noch unbedingt eine rauchen zu wollen, aber so ganz sicher war ich mir da nicht mehr.  Wenigstens blieb noch für einen Kaffee Zeit, bevor mein Kollege mich auf die Straße setzte. Immerhin hatte er ähnlich Gedächtnislücken wie ich. Seiner Auffassung nach hatte Koki Chauffeur gespielt und ihn hier abgeworfen. Dass ich ebenfalls hier ausgesetzt wurde, daran konnte auch er sich nicht mehr erinnern. Musste ja heute morgen eine ziemliche Überraschung gewesen sein, mich scheintot im Wohnzimmer aufzufinden. Sah so aus, als wäre besagter Chauffeur auch der Einzige, welcher vielleicht noch die fehlenden Lücken auffüllen konnte.  Zuerst hieß es jedoch nach Hause zu kommen. Zum Glück setzte mich Tatsuya dort gleich ab. Eine Fahrt mit den Öffentlichen hätte ich um diese Zeit wohl noch nicht überlebt.  Nach einer nötigen Dusche und mindestens drei Litern Wasser ging es mir dann wieder einigermaßen. Das Telefonat mit Koki brachte mich auch nicht weiter, da dieser nur meinte, mich auf der Terrasse gefunden zu haben, wo ich seltsames Zeug vor mich hingebrabbelt hatte. Es ging wohl um um Jin, aber er hatte den Sinn nicht ganz verstanden. Auweia, da hatte ich mich aber zu Grunde gerichtet, wenn ich schon von selbst mit meinem Lieblingsthema anfing. Später musste ich dringend mal nach dem Ergebnis von meiner genialen Kuppelaktion nachhaken. Leider war Yamapi heute wegen Studioaufnahmen nicht erreichbar, also musste ich mich wohl oder übel gedulden, bis ich Jin heute Nachmittag bei unserem Dramameeting erwischte. Thema war mal wieder das alte Lied des Votings. Jetzt sollte kräftig die Werbetrommel betätigt werden, damit der ganze Scheiß auch ein großer Erfolg wurde. So langsam hatte ich nur noch die Schnauze von dem ganzen Mist voll, aber das interessierte zum Glück ja niemanden.  Ich kam später als geplant in dem Gebäude der Firma an. Dieser verdammte Verkehr machte mal wieder jeglichen Plan zunichte, aber scheinbar war ich nicht der einzige, welcher darunter zu leiden hatte. Unser Manager war auch noch nicht anwesend. Darum lungerten noch einige vor dem Raum herum und genossen scheinbar die Verzögerung. Auf dem kleinen Raucherbalkon entdeckte ich sogar Jin, welcher alleine vor sich hinqualmte. Eigentlich wollte ich ihn erst nach dem Meeting auf gestern ansprechen, aber die Gelegenheit war mehr als günstig. „Na, alles klar bei dir?“, begrüßte ich meinen Kollegen freudig, der sich daraufhin zu mir umdrehte und mich etwas irritiert musterte. Man, so ungefähr hatte ich wahrscheinlich heute morgen auch ausgesehen. Schön war etwas anderes. Mein Gegenüber sah nicht gerade so aus, als hätte er viel Schlaf die Nacht bekommen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, an was das gelegen haben könnte. Allein der Gedanke, dass die beiden … „Ist die Frage jetzt ernst gemeint?“ Jin riss mich regelrecht aus meinen halluzinierten Horrorszenarien mit seiner forschen Frage. Meine Güte, da hatte aber jemand gute Laune. „Ähm ja“, antwortete ich verwirrt und fühlte mich erdolcht von seinem Blick. Wenn dieser töten könnte, wäre ich wahrscheinlich schon ein Häufchen Asche. Was hatte Yamapi nur wieder angestellt? „Wie war es denn gestern noch?“, fragte ich daher vorsichtig nach. „Du bist echt das letzte“, fauchte Jin, schnipste seine Zigarette weg und zog von dannen, während ich mich wie im falschen Film fühlte. Was ging denn jetzt bitte ab? Wieso war der auf mich wütend? So schnell sollte ich auf die Frage auch keine Antwort erhalten, weil unser Chef es endlich geschafft hatte und wir alle zusammen in den kleinen Raum gepfercht wurden. Jin saß neben mir. Nicht direkt, weil noch ein kleiner Gang zwischen den Stühlen war, aber im Grunde neben mir. Ich fühlte mich schon fast wie in der Schule und wie damals hörte ich dem Menschen da vorne nicht zu, sondern starrte lieber andere an. Mit anderen meinte ich natürlich Herrn Akanishi, welcher versuchte, den Erläuterungen zu folgen, aber damit wohl scheiterte, da er sich ab und zu in meine Richtung drehte und mich genervt ansah. Vielleicht lag das auch einfach daran, dass er sich beobachtet fühlte. Mir auch egal. Ich wollte wissen, was hier Sache war. Da ich ihn schlecht zwischen den ganzen anderen anschreien konnte versuchte ich es auf eine ganz andere, bewährte Art: Die guten alten Zettelchen. Das erste landete zielsicher auf dem kleinen Tisch. Der Ältere starrte erst das Stück Papier und anschließend mich geschockt an. Ja, was denn? Irgendwie mussten wir ja kommunizieren, aber anstatt zu antworten, bekam ich besagtes Papier direkt gegen Schädel. Sehr nett oder? Ähnlich lief es mit Versuch zwei und drei. Resignierend gab ich auf und zum Glück wurde im selben Moment zu Endabstimmung gerufen. Ich hatte keinen Plan, wovon die eigentlich geredet hatten und enthielt mich daher lieber. Früher oder später würde ich es eh mitkriegen. Ich stürzte wie ein Bekloppter aus dem Raum, nachdem das Ende verkündet wurde. Ich wollte auf keinen Fall Jin wieder eine Chance zur Flucht bieten. Dieser verließ mit als einer der letzten das Zimmer. Ich dachte schon, er wollte sich dort drin verschanzen. „Jin, warte mal“, versuchte ich ihn aufzuhalten, erntete dafür aber nur ein weiteres entnervtes Schnaufen. „Jetzt sag mir doch wenigstens, was ich verbrochen haben soll.“ Eigentlich wollte ich gar nicht laut werden, aber mir ging seine gesamte Art gerade gegen den Strich. Ich wollte doch nur verstehen, warum er plötzlich so sauer war. „Du weißt es wirklich nicht mehr?“ Wenigstens war er stehengeblieben und hatte sich mir nun zugewandt. So langsam beschlich mich das ungute Gefühl, dass ich wohl doch eine kurze Begegnung mit dem Älteren hatte, woran ich mich leider dank Filmriss nicht mehr erinnern konnte. „Ich fürchte nicht.“ „Nicht nur, dass du dir diese dämliche Verkupplungsaktion echt hättest sparen können, nein, zur Krönung küsst du mich auch noch aus heiterem Himmel. Das hast du gestern verbrochen.“ Ach du Schreck. Jetzt war ich doch etwas geschockt. Ich hatte bitte was? „So richtig? Mit Zunge?“ „Nein, du Idiot. Wäre ja noch schöner.“ Schön wäre es wirklich gewesen, aber dann hätte ich mir jetzt wirklich in den Arsch gebissen. „Was regst du dich dann so auf? In Europa begrüßen sich die Leute sogar auf diese Art.“ Oh weh, den Spruch hätte ich mir wohl lieber für später aufheben sollen. Jin hatte gerade Ähnlichkeit mit einem wütenden Stier und ich war das rote Tuch. TBC Wir freuen uns wie immer über Feedback jeder Art :) Habt eine schöne Woche Kapitel 14: Changes ------------------- Kapitel 14 Hallo alle zusammen ^^ Da sind wir auch schon wieder mit einem neuen Kapitel Vielen, vielen Dank für die tollen Kommentare und Unterstützung ^__^ ohne euch wäre wohl die Story nicht zu einem solchen Mammutwerk geworden ^^“ … ihr motiviert uns immer wieder aufs neue *** Changes Jin Das durfte doch wohl alles nicht wahr sein! Erst küsste mich der Idiot und ich verbrachte deshalb eine schlaflose Nacht und jetzt hatte er keinen Plan mehr, dass dies stattgefunden hatte. Erwürgen wäre noch die harmloseste Variante, die mir als Strafe für den Deppen einfiel. Am liebsten würde ich ihm die Scheiße aus dem Hirn prügeln. Erst recht, als er noch die Frechheit besaß, mich mit dummen Sprüchen vollzulappen. „Und in deiner Welt fickt man auch mit Wildfremden und knutscht Kollegen, alles klar.“ Ich wusste, dass ich gerade zu weit gegangen war, aber das war mir kack egal. Ich war so dermaßen wütend und verletzt, das ging auf keine Kuhhaut. Kame war es scheinbar auch, denn er knallte mir sogleich eine. Verdammt, ich hatte das Gefühl, dass er mir den Kopf abgerissen hatte, so sehr schmerzte es. Meine Wange fing an, wie Feuer zu brennen und das trieb mir sofort Tränen in die Augen. Nur langsam drehte ich meinen Kopf wieder zu meinem Kollegen, der extrem stinkig aussah. Gleiches Recht für alle, war das Einzige, was mir dazu noch einfiel. „Du hast echt keinen Schimmer, was du mir damit angetan hast“, murmelte ich und lief auf den Ausgang zu. Wenn ich nicht sofort aus diesem Gebäude raus kam, würde ich irgendetwas zerstören müssen. Warum in drei Gottes Namen musste ich mich eigentlich immer nur in Arschlöcher verlieben? Nicht, dass dies schon oft vorgekommen wäre, aber es ging ums Prinzip. „Lass mich nicht ständig nach solchen Ansagen stehen“, krakelte es hinter mir, gerade als ich draußen angekommen war. Zusätzlich wurde ich am Arm festgehalten, damit mir ja nicht einfallen konnte, seine 'Bitte' auszuschlagen. „Und fabriziere du nicht ständig solche Scheiße!“, giftete ich wütend zurück. „Was heißt denn ständig?“ Verdammt, das war eine wirklich gute Frage. Kame hatte ja nicht die geringste Ahnung von meinen Gefühlen ihm gegenüber. Scheiße, wie sollte ich mich da bitte noch herausreden? „Willst du eine Liste?“ Man, war ich sauer. Kein Wunder, dass ich redete, ohne nachzudenken. „Was ist eigentlich dein Problem in letzter Zeit?“ Kame schien sichtlich verwirrt von meinem Gefühlsausbruch zu sein. „Du checkst es echt nicht, oder? Ich bin verliebt in dich, du Depp.“ Ein Teil von mir hoffte, dass er es nicht gehört hatte und auch sonst niemand – immerhin befanden wir uns noch auf dem Studiogelände. Der andere Teil in mir war irgendwie froh, den Ballast abgeworfen zu haben. Die Katze war endlich aus dem Sack und ich fühlte mich erleichtert, zumindest für den Moment. Kames Gesichtsregungen sprachen Bände: Erst brauchte er wohl einen Moment, bis ihm die Bedeutung der Worte klar wurde, dann schien ihn Erkenntnis zu durchfluten und letztlich sah er mich erschrocken an. Ich wollte weg von hier. Nicht, dass ich mich für meine Gefühle schämen würde, aber ich konnte Kames betroffenen Gesichtsausdruck keine Sekunde länger ertragen. "Warum hattest du dann etwas gegen den Kuss?" Der wollte mich doch verarschen! Oder einen Herzinfarkt bei mir herausfordern. Ich kam mir vor, als würde ich mit einem Kind reden, als ich erklärte: "Weil du nicht ernsthaft an mir interessiert bist." Im gleichen Moment, indem ich dies Kame mitteilte, traf mich die Erkenntnis, dass es nie etwas werden würde. Dass er keinen gesteigerten Wert auf Beziehungen legte, hatte er mir ja bereits mitgeteilt, aber erst jetzt fühlte es sich endgültig verloren an. Es bräuchte für mich nicht einmal mehr einen Amboss, der auf mich nieder krachte - ich fühlte mich auch so wie erschlagen. Als von Kame keine Antwort mehr kam, machte ich mich auf den Heimweg, hin zu meiner Bar, deren Inhalt mir für eine Weile Trost spenden würde. Ich hatte keinen Schimmer, wie es von nun an zwischen uns weiter gehen sollte und ich wollte den heutigen Abend auch nicht mehr darüber nachdenken. Leider Gottes sollte ich keine Gelegenheit mehr bekommen, mich in vollem Ausmaß selbst zu bemitleiden, da Kyo einmal mehr meine Gesellschaft für sich beanspruchte. Auf halbem Wege nach Hause rief er mich an und teilte mir mit, dass ich in einer Stunde gefälligst in meiner Wohnung zu sein hatte, da er sich bei mir breit machen wollte. Nett, wie ich nun einmal war, konnte ich ihm diesen Wunsch natürlich nicht abschlagen, zumindest nicht ohne miese Konsequenzen davonzutragen. Pünktlich eine Stunde später stand er dann auch tatsächlich auf der Matte. Er war sogar noch so gönnerhaft gewesen, Bier mitzubringen. So knallten wir uns also mit dem Sixer auf den Balkon und ich lauschte wie so oft Kyos Verwünschungen, die er gegen die gesamte Menschheit aussprach. Als er fertig damit war, sich den Frust von der Seele zu reden, fragte er nach meiner aktuellen Situation und ich berichtete ihm vom eben erlebten. "Mein Gott, knutsch ihn doch einfach zu Boden oder vögel ihm so sehr das Hirn heraus, dass er gar nicht mehr anders kann, als mit dir zusammen sein zu wollen. Du hattest doch bei Weibern auch nie Probleme, sie von dir abhängig zu machen." "Aber ich will ihn doch nicht überreden müssen", brachte ich mein Argument, um meine Männlichkeit und Ehre zu verteidigen. "Ach papperlapapp, manche müssen eben zu ihrem Glück gezwungen werden. Warum sonst hockt er dauernd bei dir?" "Du bist doch auch ständig da. Willst du mir etwas mitteilen?", grinste ich meinen besten Kumpel an. "Ja, dass ich neues Bier brauche", feixte er ebenfalls und wedelte mir mit seiner leeren Flasche vor der Nase herum. Ich seufzte resignierend und reichte ihm dann die nächste Flasche. "Meinst du echt, dass ich das schaffen könnte, wo er mir doch deutlich gesagt hat, dass er keine Beziehung will?" "Klar, du musst dich nur mehr anstrengen und vor allem deine Eier wieder anlegen. Kein Mensch will einen Jammerlappen zum Freund." Auch wenn Kyo oftmals ruppig und egoistisch war, ich konnte mich immer auf seine Ehrlichkeit verlassen. Und verdammt noch mal, er hatte recht: Ich war eine echtes Weichei geworden. Statt rumzuheulen, sollte ich mich zusammenreißen und Kame von meinen Qualitäten überzeugen. Immerhin waren ja die Voraussetzungen gegeben. Er stand auf Kerle, er mochte mich und offensichtlich war er auch geil auf mich. Und so ein extremes Arschloch wie meine letzte Beziehung schien er auch nicht zu sein. Zumindest traute ich ihm das nicht zu. Und falls doch, würde Kyo ihn wahrscheinlich vermöbeln. Was mir fehlte, war im Grunde die passende Gelegenheit, denn ich konnte Kame ja schlecht vor versammelter Mannschaft die Zunge in den Hals stecken, aber in den Pausen verkrümelte er sich seit meinem Geständnis jedes Mal. Er stellte sich dabei so geschickt an, dass ich ihn nicht verfolgen konnte. Das Drama machte auch erst einmal eine Unterbrechung, da sie noch eine Weile die Abstimmungen sammeln wollten und wir noch genug Material übrig hatten. Im Grunde fehlten nur noch zwei Folgen und ich war mehr als froh, wenn es endlich vorbei war. Wir hatten so schon genug mit Cartoon-Folgen, Proben, diversen anderen öffentlichen Auftritten und Shootings zu tun. Bei den Aufnahmen von Cartoon ignorierte Kame mich auch so gut es ging und ich bekam immer mehr das Gefühl, dass Kyo einen Scheiß wusste, was alles erzwungen werden konnte. Für mich wurde es zum deutlichen Signal, dass mein Kollege abgefuckt von meinen Gefühlen war und keinen Nerv hatte, sich damit zu beschäftigen. Aber irgendwann würde ich schon noch die Chance haben, mal wieder ungestört mit ihm zu sein und dann konnte er was erleben. „Kann ich mal mit dir sprechen?“, fragte mich Ueda nach einem Probenende. „Schieß los“, erwiderte ich und zog mir ein frisches Shirt über. Kame war bereits abgehauen, wie üblich. Aber ich hatte noch gesehen, dass Koki ihm hinterhergerannt war. „Unter vier Augen“, meinte er geheimnisvoll und ich bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend. So etwas bedeutete nie etwas gutes. Trotzdem trottete ich ihm brav hinterher, nachdem ich mir meine Sachen geschnappt hatte. „Was ist eigentlich zwischen dir und Kame vorgefallen?“, brachte er mein leidiges Thema zur Ansprache, als wir allein waren. „Was meinst du?“, tat ich einen auf unschuldig. Es war überhaupt kein gutes Zeichen, wenn unsere Kollegen merkten, dass etwas nicht stimmte. Benahmen wir uns wirklich so auffällig? „Ihr seid beide total verkrampft, wenn ihr euch seht“, erklärte er geduldig. „Irgendetwas muss doch passiert sein.“ Ja, so einiges, aber das würde ich schön für mich behalten. Es war schon schlimm genug, dass Kyo davon wusste. „Das bildest du dir nur ein“, sagte ich mit meinem strahlendsten Lächeln. „Den anderen ist es aber auch aufgefallen“, ließ er nicht locker. „Wir stehen einfach nur unter Stress, das ist alles“, meinte ich und verabschiedete mich kurzerhand. Tat mir ja leid, meinen Kollegen so anzulügen, aber unter gewissen Umständen war es nicht gut, die Wahrheit zu sagen. Wenn ich das täte, würde mich Kame garantiert einen Kopf kürzer machen und darauf konnte ich getrost verzichten. Kame Ich wusste nicht, wie lange ich noch hier stand und in die Richtung starrte, in welche Jin verschwunden war. Zuerst dachte ich, er wollte mich einfach nur verarschen, aber sein letzter Satz und sein Abgang überzeugten mich vom Gegenteil. Verliebt in mich? Wann war das zwischen uns nur so weit gekommen? Wir sollten Konkurrenten sein, uns hassen, vielleicht höchstens respektieren, aber Liebe? Für so etwas war hier kein Platz. Mein Kopf war wie leer gefegt. Sollte ich mich über dieses Geständnis freuen? Mich geschmeichelt fühlen? Das Einzige, was ich wusste, war, dass nichts mehr wie vorher sein würde und dieser Gedanke zog mich einfach nur runter. Irgendwann setzte ich mich tatsächlich in Bewegung, um mich nach Hause zu begeben. Zu Fuß würde ich Ewigkeiten brauchen, aber das war mir reichlich egal. Schnell zog ich mir die Kapuze über den Kopf und stapfte einfach los. Meine Gedanken waren überall und nirgendwo. Ein Wunder, dass ich nicht unterwegs über den Haufen gefahren wurde oder mich verlaufen hatte. Doch schaffte ich es tatsächlich bei mir zu Hause anzukommen, schloss unten auf und erklomm die Stufen. Alles lief irgendwie automatisch ab. Das erste, was ich tat, war zum Kühlschrank zu gehen und eine Flasche Bier daraus zu greifen. Plötzlich hielt ich inne. Seit wann hatte ich immer welche auf Vorrat hier? Erst seitdem er in mein Leben getreten war. Ich musste an unsere ersten Treffen denken. Ich hatte die letzten Jahre nicht mehr so viel Spaß gehabt, wie mit ihm. Ich hatte mich so an seine Anwesenheit gewöhnt, an die dummen Sprüche, das aufmunternde Lächeln. Schnell stellte ich die Flasche zurück und schnappte mir stattdessen eine Joghurt-Soda, wie ich es früher immer getan hatte. Ich setzte mich auf mein Sofa, schaltete den Fernseher ein, bekam aber nicht einmal mit, welches Programm überhaupt lief. Ich war so ein Volltrottel. Warum hatte ich nichts bemerkt? Sicher war Jin auch nicht begeistert über die Entwicklung zwischen uns gewesen und ich musste auch noch solche dämlichen Aktionen abziehen. Kein Wunder, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Ich würde es ihm in Zukunft einfacher machen. Von nun an waren wir Kollegen - nicht mehr und nicht weniger.  Die nächsten Tage liefen wie in einem Film neben mir ab. Die Nächte waren daran das schlimmste. Ich kam einfach nicht zur Ruhe. Zwar verfolgten mich endlich keine seltsamen Sexträume mehr, denn das war nun wirklich das letzte, auf was ich gerade Lust hatte. Schlafen war jedoch trotzdem nicht drin. Ohne Make-up sah ich schon aus, wie der wandelnde Tod auf zwei Beinen, aber ich schätzte, das hatte ich verdient. Ich war tatsächlich kurz am überlegen, Toshiya anzurufen zwecks gekonnter Ablenkung, aber ich fürchtete, dass ich dazu eh nicht in der Lage war. Während unserer Bandaktivitaten war es gar nicht mal so schwer, Jin aus dem Weg zu gehen. Man musste einfach nur schnell genug sein, was mir ganz gut gelang. Ich hoffte wirklich, ihm damit helfen zu können. Etwas anderes fiel mir einfach nicht ein. Manchmal jedoch konnte ich mich einfach nicht zusammen reißen und mein Blick klebte regelrecht an ihm fest. Er fehlte mir. Das wurde mir in solchen Momenten erst richtig bewusst. Sein Lachen, seine dummen Ratschläge, wenn es um Tanzschritte ging, aber vor allem seine Aufmerksamkeit. Dieser spezielle Blick, mit welchem er nur mich bedachte. Ich verstand nicht, warum mir gerade jetzt diese Kleinigkeiten in Erinnerung gerufen wurden. Ich verstand einfach mich selbst nicht mehr. War es wirklich nur die Freundschaft, seine Gesellschaft, die mir fehlte? Allein für solche Gedanken hätte ich mich schlagen können. Natürlich waren es diese Dinge. Was sollte es sonst sein? Ich war einfach ein egoistisches Schwein, welches sich wünschte, dass alles wieder wurde wie vorher.  So kämpfte ich auch diesmal den Drang hinunter, einfach zu ihm zu gehen und machte mich wie die letzten Tage als Erster auf den Heimweg.  "Kame! Warte mal" Es war Koki, welcher mir nachrannte. "Hast du 'ne Minute?"  Eigentlich nicht, weil ich so schnell wie möglich von hier wegkommen wollte, aber das konnte ich ihm hier schlecht sagen. „Klar“, antwortete ich deshalb und rang mir sogar ein kleines Lächeln ab, wahrend ich mich verstohlen umblickte. Scheinbar bemerkte auch Koki meine Nervosität.  "Lass uns was trinken gehen", sprach er und ich war ihm wirklich dankbar für seinen Vorschlag. Wir machten uns sogleich auf den Weg in eine kleine Bar in der Nähe. Er bestellte sich wie immer ein großes Bier und ich war versucht, das gleiche zu tun, entschied mich aber dann doch nur für eine normale Cola. „Wieder ganz der Alte, was?“ Ich starrte mein Gegenüber verständnislos an. Was sollte denn das jetzt bitte bedeuten? „Ich hab einfach nur keine Lust auf Bier“, motzte ich sogleich zurück und wünschte mir im selben Augenblick, seine Einladung ausgeschlagen zu haben. Mir schwante schon schlimmes, auf was dieses Gespräch hinauslaufen sollte. „Ich mochte den neuen Kame mehr“, seufzte Koki resignierend und taxierte mich prüfend. Wenn er darauf jetzt eine Antwort haben wollte, konnte er noch Jahre warten. „Also, was ist los?“ Viel ist los, aber das ging ihn alles nichts an. Ich war wirklich versucht, ihm die Worte so gegen den Kopf zu hauen, aber ich ließ es dann doch. Er wollte nur helfen. „Ich sagte doch, dass ich keine Lust auf Alkohol habe“, tat ich auf dumm und hoffte, dass ich von weiteren Verhören verschont bleiben würde. „Nicht der dumme Alk. Ich rede von Jin und dir“, zerstörte der Ältere sofort meine Illusionen. Es war ihnen also aufgefallen. Verdammt, ich brauchte eine gute Ausrede, sonst würde ich hier nie wegkommen. Ich kannte meinen Kollegen. Der konnte sich festbeißen, wie ein tollwütiger Straßenköter. „Was soll sein? Wir haben alle Stress, da kann es schon mal vorkommen, dass man schlecht drauf ist.“ Ich fand meine Erklärung äußerst einleuchtend. Leider war ich scheinbar der Einzige. „Ist klar. Da kann ja selbst meine Oma besser lügen. Vielleicht solltet ihr wenigstens nicht auf 'Hallo' und 'Tschüss' verzichten, wenn das Ganze nicht so auffällig sein soll. Und du solltest vielleicht auch nicht sofort wie von der Tarantel gestochen wegrennen, wenn dir Jin auch nur zwei Meter zu nahe kommt. Also verarsch' mich nicht und rück' mit der Sprache raus. Ich dachte immer, wir wären Freunde und Freunde erzählen sich normalerweise solche Dinge.“ Autsch, die Ansprache saß. Aber was sollte ich denn tun? Ich konnte Koki nicht von Jins Gefühlen erzählen. Der würde mich eigenhändig lynchen. Scheinbar begriff auch mein Gegenüber langsam, dass es härtere Maßnahmen bedurfte, um mich endlich zum auspacken zu zwingen. Meine Güte, ich sah mich schon auf einen Folterstuhl festgekettet. „Ich hatte mit den anderen gesprochen und wir sind alle der Meinung, dass es so nicht weiter gehen kann. Entweder wir erfahren langsam auch mal, was hier eigentlich los ist oder wir melden dem Management, dass ihr beide schlecht für das Bandklima seit.“ Ich schaute den Älteren mit großen Augen an. Das konnten die doch nicht ernst meinen? Wussten die eigentlich, was das für einen Ärger gäbe? Dieser scheiß Sklavenverein schreckte wahrscheinlich nicht einmal zurück, uns beide auszutauschen. Was blieb mir da schon anderes übrig, als alles zu beichten? Na ja, fast alles. Die Sache zwischen Jin und mir ließ ich mal lieber weg, aber ich erzählte von dieser verfluchten Abstimmung und dem Konkurrenzkampf, in welchen wir einfach verfrachtet wurden. „Die haben echt vor, einen von euch rauszuschmeißen?“ Koki wirkte mehr als ungläubig, aber ich nickte darauf nur bestätigend. „Das können die doch nicht machen.“ „Doch können sie und wenn das Management mitbekommt, dass ich dir davon erzählt habe, bin ich es, der ganz schnell die Koffer packen darf.“ So sah es nun mal aus. „Ich halte dicht. Kein Ding. Erklärt natürlich einiges. Man, ihr armen Schweine. Kein Wunder, dass ihr nicht wisst, wie ihr miteinander umgehen sollt.“ Gott sei dank hatte er sich dafür selbst alles zusammen gereimt. Ich nickte mal wieder nur bestätigend und hoffte, ich hätte das schlimmste des Abends überstanden. Aber da sollte ich mich wie immer täuschen. „Darauf brauch ich jetzt erst einmal einen Schnaps und du trinkst mit. Krisenbewältigung ist mit Cola nicht möglich.“ Es kam, sprach und siegte. Ein Entkommen gab es nicht mehr. Bei dem einen Schnaps blieb es natürlich nicht und am Ende des Abends landeten wir beide erst in der nächsten Hecke, dann reiherten wir ein Taxi voll und brachen in meiner Wohnung irgendwann vollständig zusammen. Im Gegensatz zu meiner Leber war ich Koki mehr als dankbar für diesen Abend gewesen, auch wenn ich ihm nicht die völlige Wahrheit erzählen konnte. Neue Woche, neues Glück oder wie auch immer. Die Zahlen der Abstimmung für das Ende des Dramas standen fest und würden heute bekannt gegeben werden. Ich war nervös wie ein kleines Kind. Im Grunde wünschte ich mir, dass Jin gewinnen würde, denn von dieser Nymphomanin abgeschlabbert zu werden, war kein aufbauender Gedanke. Aber leider ging es hier um meine Zukunft, als sollte ich mir mal lieber selbst die Daumen drücken. Zum Thema Jin zurück: Die letzten Tage waren weitaus ruhiger nach dem Gespräch mit Koki. Scheinbar hatte dieser den anderen verklickert, uns lieber in Ruhe zu lassen und das taten sie dann auch. Ansonsten herrschte weiterhin Funkstille. Koki tat wirklich viel, um mich abzulenken, was meiner Leber leider gar nicht zu gute kam. Ich hatte noch nie an einem Wochenende soviel gesoffen, wie an dem letzten. Da wäre sogar Herr Akanishi stolz auf mich gewesen. Wenn ich nicht im Delirium lag, dachte ich die meiste Zeit an ihn. Was er wohl gerade tat und so weiter. Das war ja schon beinahe krankhaft. Ich sollte vielleicht doch dringend mal einen guten Arzt aufsuchen. Ich schlenderte langsam in den kleinen Konferenzraum. Jin war schon da, also setzte ich mich auf die andere Seite des Raumes. Wenige Minuten später ging es auch schon los. Irgendein wichtiger Mensch trat nach vorne, räusperte sich und würde gleich verkünden, wer der Sieger war, oder auch nicht. „Es gab einige Ungereimtheiten während der Abstimmungsphase. Das Ansehen von Nakama Yukie ist stark gesunken, nachdem exzessive Bilder bei einer Party mit einem bekannten Rockstar im Internet auftauchten. Die Fans beschwerten sich, dass sie auch den Ruf unserer zwei Künstler gefährden würde. Das Ergebnis der Abstimmung war bis zuletzt ebenfalls zu knapp, um eine genaue Entscheidung treffen zu können. In Absprache mit dem gesamten Team hat der Regisseur trotzdem ein Ende entworfen, welches vor allem den Fans zu Gute kommen wird. Meine Assistentin wird nun die Präsentation übernehmen.“ Das Licht ging aus und auf der weißen Wand erschienen gemalte Szenen, welche verdeutlichen sollten, wie das Drama zu enden hatte. Zwei Figuren beim streiten, sich seltsam anschmachten und dann ein Kuss. Wäre eigentlich alles kein Problem, wenn die beiden Figuren nicht männlich wären und unsere Namen tragen würden. Nur mit Mühe und Not konnte ich ein hysterisches Lachen unterdrücken. War den Idioten eigentlich klar, was die da von uns verlangten? Scheinbar nicht. Vielleicht sollte ich sie mal aufklären, was das letzte mal geschehen war, als ich Jin geküsst hatte. Noch einmal ginge ich das Risiko sicher nicht ein. Der würde mir doch die Haut abziehen. Ich traute mich gar nicht, in seine Richtung zu gucken. Die Frau da vorn laberte noch etwas von unkonventionell, aber unglaublich guten Umfrageergebnissen und alle alten Säcke im Raum waren vollkommen begeistert. „Ich mach' da nicht mit.“ Ich brauchte erst einmal eine Weile, um zu realisieren, dass ich es war, der das gesagt hatte. Alle im Raum starrten mich an. Augen zu und durch. „Sie müssen ein anderes Ende entwickeln oder ich bin raus.“ Mit diesen Worten verließ ich den Raum und hörte noch, wie sofort entsetztes Gemurmel startete. Es war das erste Mal, dass ich gegen diese Sklaventreiber rebellierte. Wahrscheinlich waren sie deswegen so geschockt, aber es gab Dinge, die einfach zu weit gingen. Scheinbar hatte sich da oben jemand gegen uns verschworen. Wie sollte ich Jin fernbleiben, wenn solche Situationen aufkamen? „Kamenashi, Sie sollten sich das noch einmal durch den Kopf gehen lassen.“ Einer der Manager war an mich herangetreten und redete leise und geduldig auf mich ein, als ob er mein Problem verstehen würde. Wenn der wüsste … „Ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen unangenehm ist. Sicher werden Gerüchte entstehen, aber dies ist auch eine einmalige Chance, uns ihr Wohlwollen zu zeigen.“ Mit anderen Worten, mach es oder du fliegst. Warum sagte das dieser hässliche Gnom nicht direkt? Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass auch Jin den Raum verlassen hatte und sich an eine Säule uns gegenüber lehnte. Wahrscheinlich amüsierte den Sack das ganze Spektakel noch, welches ich im Grunde ja nur wegen ihm veranstaltete. „Es muss ja kein richtiger Kuss sein. Es reicht, wenn ihr nur für ein paar Sekunden in Kontakt bleibt“, faselte es neben mir weiter. Als ob ich das nicht wüsste, aber darin bestand ja genau das Problem. Wenn ich schon ein letztes Mal seine Lippen spüren sollte, dann würde ich ihn sicherlich in Grund und Boden knutschen und er mich dafür auf ewig hassen. Ich hörte dem Zwerg gar nicht mehr zu, sondern fixierte Jin, wie er immer noch an seiner Säule stand und uns beobachtete. Scheinbar wusste er auch nicht, was er von der ganzen Sachen halten sollte. Warum schlug er sich dann nicht auf meine Seite? Die konnten uns ja wohl schlecht zwingen. Anstatt sich jedoch heldenhaft für mich zu entscheiden, lächelte er nur kurz zaghaft und deutete ein kleines Nicken an. Wie jetzt? War ich denn der Einzige in diesem Raum, der noch klar bei Verstand war? Scheinbar auch nicht, denn ich stimmte wie in Trance zu, ohne auch nur den leisesten Schimmer zu haben, auf was ich mich da eigentlich einließ. Der Tag meines Unterganges war gekommen. Ich hatte die halbe Nacht damit zugebracht, zu überlegen, wie ich dem Ganzen entkommen konnte. Vielleicht sollte ich so viele Knoblauchzehen fressen, das Jin freiwillig weglief. Aus dem Knoblauch wurden Pfefferminzbonbons, welche ich ohne Unterlass in mich hineinstopfte. Mein Magen fing schon leicht an zu rumoren, aber das war mir so was von egal. Ich war so nervös, wie bei meinem aller ersten Date und fühlte mich auch kein Deut sicherer. Als ich das Studio betrat, kam ich mir vor, wie ein Kaninchen, welches gerade zur Schlachtbank geführt wurde. Ein letztes Bonbon und los konnte es gehen. TBC Feedback? Nächste Woche wird es spannend hrhr :D Kapitel 15: Umgekehrte Wagenreihung ----------------------------------- Kapitel 15 Und schon wieder eine Woche rum :) Vielen Dank wieder an die fleißigen Kommischreiber Als Belohnung gibt es daher das bisher längste Kapitel ^^ Viel Spaß damit :D *** Umgekehrte Wagenreihung Jin Es war wohl das erste Mal in meiner Karriere, dass ich vollkommen konform mit der Entscheidung der Manager ging. Wenn die jedoch gewusst hätten, dass sie mir einen Gefallen damit tun, hätten sie sicher nicht ihre Zustimmung für etwas gegeben, was nur auf dem Mist unseres geisteskranken Regisseurs gewachsen sein konnte. Ich glaubte, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so nervös gewesen. Aber ich machte auch viel von dieser Kussszene abhängig, denn wenn ich mich nicht gut anstellte, könnte ich es gleich vergessen, Kame zu überzeugen. So versuchte ich, tief durchzuatmen und wünschte mir selbst Hals- und Beinbruch, als es endlich an den letzten Akt des Dramas ging. Alles andere hatten wir mittlerweile im Kasten. Wir wurden nebeneinander auf ein Sofa verfrachtet und ich erhielt die Anweisung, Kame verliebt anzusehen. Nicht unbedingt die beste Methode, meine Aufregung einzudämmen. Ich gab mein bestes, sah Kame fest in die Augen und versuchte, meinen Drang zur Flucht und meinen hüpfenden Adamsapfel unter Kontrolle zu bringen. Scheinbar gelang mir das nicht sehr gut, denn Regisseur und Kameramänner schrien andauernd "Cut!" und ließen uns die Szene neu drehen. Ich konnte doch auch nichts dafür, aber unter solchem Druck hatte ich meine Gesichtsregungen nicht unter Kontrolle. Ich bewunderte Kame für seine Geduld und war froh, dass er nicht in Gelächter ausbrach. Seinen Blick konnte ich nicht deuten, aber er war ja schon immer gut im Schauspielern gewesen. Unser Regisseur hatte irgendwann jedoch die Schnauze voll, als er frustriert meinte, dass ich Kame wenigstens normal und weniger verzweifelt ansehen sollte. Das war schon eher etwas, was ich umsetzen konnte, also tat ich wie geheißen und sah ihn einfach nur an. "Ja! Genau diesen Ausdruck wollte ich sehen", schrie unser Regisseur auf einmal. Ich war ja auch zufrieden, wenn wir das ordentlich im Kasten hatten, allerdings sollte nun auch Kame wissen, wie ernst es um meine Gefühle für ihn stand. Heiliger Bimbam, wenn ich immer so schaute, während ich mit ihm redete, war es ein Wunder, dass dies bislang niemandem aufgefallen war. Nachdem ich nun diesen Erfolg erzielt hatte, ging es an die eigentliche Aufgabe: Den Kuss. Wie besprochen, rückte ich näher an meinen Kollegen, platzierte meine rechte Hand in seinen Nacken und sah ihm ein letztes mal in die Augen, bevor ich meine eigenen schloss, Kame zu mir heranzog und seine Lippen mit meinen versiegelte. Diese kleine Berührung löste wie das letzte Mal ein gewaltiges Kribbeln in meinen Eingeweiden aus und mir schwirrte der Kopf. Wie automatisch legte sich meine verbliebene Hand an Kames Hüfte und zog seinen warmen Körper noch etwas näher zu mir. Zwar stand nichts davon im Drehbuch, aber ich konnte es nicht verhindern, dass meine Zunge ihren Weg in die fremde Mundhöhle fand. Und bei Gott, es hatte sich definitiv gelohnt. Einmal angefangen, wollte ich am liebsten nicht mehr aufhören und intensivierte den harmlosen Kuss. Etwas verzögert begann auch Kame mich zurückzuküssen und meine Gefühle fuhren gerade Achterbahn. Ich bekam um mich herum nicht mehr wirklich etwas mit, als er zaghaft meine Zunge mit seiner umkreiste. Von weit her glaubte ich ein "Cut!" gehört zu haben und etwas wie "alles geschafft", aber das interessierte mich herzlich wenig, weil ich immer noch damit beschäftigt war, all meine Sinne auf Kame zu fokussieren. Offensichtlich war mein Kollege aber noch bei Verstand, denn ich fühlte kurze Zeit später seine Hände an meiner Brust, die mich zurück drückten. Nur langsam öffnete ich meine Augen und sah in die schockgeweiteten meines Gegenübers. Verstohlen linste ich zum Team und stellte erleichtert fest, dass alle damit beschäftigt waren, aufzuräumen. Scheinbar hatte es jeder eilig, nach Hause zu kommen, nachdem alles gedreht war und niemand hatte mehr auf uns geachtet. Zum Glück! Scheinbar hatte ja auch keiner Notiz von unserer etwas ausführlichen Einlage genommen zu haben. Der Regisseur war auch nirgends mehr zu sehen. Ich fragte mich nur, ob das jetzt positiv oder negativ zu deuten war. Negativ fasste wohl Kame meine Darbietung auf, denn er stand schnurstracks auf und verließ die Räumlichkeiten. So viel also zu Kyos Theorie in der Praxis. Aber so schnell würde ich nicht aufgeben, also flitzte ich ihm hinterher. Wie ich ihn kannte, war er in der Umkleide und sah zu, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Ich platzte einfach in den Raum hinein und siehe da, er war bereits dabei, sich umzuziehen. Verdammt noch eins. Mein werter Herr Kollege hatte gerade nur noch seine Hosen an und hatte sich erschrocken zu mir herumgedreht, als ich so hereingepoltert war. Sein Anblick ließ mich alles andere als kalt und außerdem war ich immer noch total aufgewühlt von unserer kleinen Knutscherei. Das reichte meinem Gewissen, um mit schnellen Schritten bei ihm zu sein, ihn an mich zu ziehen und ihn erneut zu küssen. Zuerst machte er auch mit, stieß mich dann jedoch wieder von sich. „Bist du auf Drogen oder was soll das?“, fauchte er mich beinahe an. Klar war ich das und sie hatte den Namen desjenigen, der diese saudämliche Frage gestellt hatte. „Müsste ich eher dich fragen. Du warst doch derjenige, der mich das erste Mal geküsst hat.“ „Ja und du hast mir deutlich gesagt, dass du darauf keinen Bock hast.“ Gutes Argument, ich musste schon sagen. Aber ich hatte hier eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, also griff ich in meine Trickkiste: „Hab's mir halt anders überlegt.“ Ja, ich war eindeutig verzweifelt und Kames Gesichtsausdruck nach zu urteilen auch total irre. „Was soll das jetzt wieder heißen?“ Irgendwie tat er mir schon richtig leid. Ich verwirrte ihn sicher bis ins Mark, aber das war mir egal, schließlich hatte ich einen Plan, ihn für mich zu gewinnen. „Dass ich gerne dort weitermachen würde, wo wir aufgehört hatten“, raunte ich und hakte meine Daumen unter den Bund seiner Jeans, um ihn wieder näher zu ziehen. Es folgte ein entsetzter Blick, zwei Hände, die meine ruppig wegflitschten und der Spruch: „Kannst du, fang' bei deinem damaligen Handjob auf der Couch an.“ Und weg war er. Nur ich blieb zurück mit sperrangelweit geöffnetem Mund. Also entweder hatte Koki recht und ich war wirklich eingerostet oder Kame lag doch mehr an mir, als ich dachte. Heute würde ich das jedenfalls nicht mehr herausfinden und ich brauchte dringend Ablenkung für meine Libido. Komasaufen wäre da eine Möglichkeit und so rief ich kurzerhand Kyo an. Leider war dieser schon einen mit Kaoru heben, aber ich konnte mich gerne dazu gesellen. In Anwesenheit des Gitarristen konnte ich zwar nicht unbedingt mein Lieblingsthema zur Sprache bringen, aber besaufen war allemal drin. So begab ich mich direkt vom Studio aus zu den beiden Suffnasen. Die Zwei waren wohl schon ein Weilchen dabei, wie ich aufgrund ihrer ausgelassen Stimmung annahm. Kyo lachen zu sehen kam nur vor, wenn er schon einen im Tee hatte oder sich ein Kind weh getan hatte. Als mich mein Kumpel erkannte, winkte er mich freudig an den Tisch heran. Etwas skeptisch setzte ich mich dazu, grüßte Kaoru mit einem Nicken und wurde sofort zugetextet: „Ich hatte Karoru gerade erzählt, dass ich deine Kollegin Yukie von eurem Drama flach gelegt hatte und wahrscheinlich für die bösen Schlagzeilen zuständig war und jetzt sagte er mir, dass er sie zwei Tage später auch geknallt hat. Nun haben wir keine Ahnung, von wem in der Presse die Rede war.“ Ich hatte doch gewusst, dass ich hier gut aufgehoben war. Ein wenig Heterogesellschaft und ein paar flache Witze würden mich schon wieder aufheitern. Und dazu würde ich etwas mit östrogener Wirkung trinken. Passte nicht so ganz, aber galt trotzdem als männlich. Als die gut gebaute Kellnerin meine Bestellung aufgenommen hatte, erkannte ich sofort, dass die beiden Bandkollegen heute vorhatten, sie mit nach Hause zu nehmen. Ich war sogar etwas interessiert, wer mehr Chancen hatte. Ich würde es ja Kaoru gönnen, zumal mir Kyo immer die Weiber wegschnappte. Als mein Bier endlich kam, stießen wir an und Kyo erkundigte sich sogleich, ob sein Plan schon funktioniert hätte. Genau das Thema, das ich eigentlich vermeiden wollte, aber wo er es schon mal ansprach, konnte ich mich auch beschweren: „Nein, er hält mich jetzt wohl nur für einen Psycho.“ „Wer so blöd ist, sich bei einem Psycho Tipps zu holen, braucht sich dann nicht zu wundern“, lachte Kaoru mich aus. „Du hast dich bestimmt nur wieder dämlich angestellt“, meinte Kyo dazu und ignorierte den Spruch seines Kollegen. Wahrscheinlich hatte er damit sogar recht, aber es war zu spät, diesen Fehler zu korrigieren. Ich konnte nur hoffen, dass er mich nicht endgültig aus seinem Leben verbannte. „Egal, ich bin zum Trinken hier und nicht zum Philosophieren.“ „Das ist doch mal ein Wort“, stimmte mir mein bester Kumpel erfreut zu und wir waren die nächste Zeit damit beschäftigt, uns die Lichter auszuknipsen. Im Verlaufe des Abends hatten die beiden sogar vergessen, dass sie noch eine Kellnerin rumkriegen wollten. Wir amüsierten uns wirklich gut, bis Kao auf sein Handy sah und eine SMS von Toshiya laut vorlas: „Sorry, kann nicht mehr kommen, bin zum Vögeln mit meinem Lieblingssänger verabredet.“ „Ich glaub, der meint deinen Kollegen“, grunzte Kao vergnügt und hatte keine Ahnung, was er damit für eine Lawine ins Rollen brachte. „Oh, oh“, war das letzte, was ich Kyo sagen hörte, als ich mir meine Sachen schnappte und aus der Kneipe stürmte. Ich war extrem angepisst, wenigstens bis ich in der Bahn saß. Denn die Fahrt bis zu Kames Wohnung dauerte 40 Minuten und in der Zeit hatte ich Gelegenheit nachzudenken und das mit abnehmendem Pegel. Nicht die besten Voraussetzungen, vor allem nicht, wenn man ohnehin eine sentimentale Stimmung an den Tag legte. Kame hatte mit seiner Drogenvermutung gar nicht mal so unrecht. Ich benahm mich wirklich wie gestört. Und jetzt wie ein eifersüchtiger Hammel zu ihm zu fahren, um Toshiya abzufangen, zeigte, dass ich eindeutig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Wir waren schließlich kein Paar. Ich hatte also kein Anrecht auf solche Aktionen. Aber wenn ich schon mal unterwegs war, konnte ich etwas anderes tun: Mich für mein Verhalten zu entschuldigen. Mit diesem festen Vorhaben klingelte ich schließlich an seiner Wohnungstür, da die Haustür unten offen gewesen war. Es dauerte auch nicht lange, bis mir geöffnet wurde, was ich als positiv wertete. Immerhin konnte er nicht am ficken mit Toshiya sein. Vielleicht war er auch noch gar nicht da. Leider ging mein Glück nicht so weit, als ich in das dumme Schnabeltiergesicht blickte. „Was willst du hier?“, blaffte er mich nicht sehr begeistert über meinen Besuch an. „Nichts, was ich mit dir besprechen würde“, erwiderte ich ebenso frostig. „Tja dann, Pech gehabt“, meinte er und schlug mir doch tatsächlich die Tür vor der Nase zu! Dieses kleine, miese...Kame! Eben dieser hatte die Tür wieder geöffnet und schaute mich verwundert an. „Kann ich mit dir reden?“, fragte ich, bevor ihm einfallen konnte, genau wie der Bassist zu reagieren. „Okay“, stimme er zu und trat zu mir auf den Flur. „Ich wollte mich entschuldigen“, fing ich an. „Aha und wofür genau?“, kam es prompt. „Für mein Verhalten heute.“ „Jetzt tut es dir also wieder leid, was? Du machst mich wahnsinnig.“ „Na ja, zum Teil schon.“ „Und das bedeutet was?“ Kame schien offensichtlich bald der Geduldsfaden zu reißen. Ich fühlte mich indessen wie ein reumütiger Hund, der die neue Couch seines Besitzers vollgesabbert hatte und nun die volle Breitseite dessen Zorns zu spüren bekam. „Den Kuss bereue ich nicht, nur das, was ich damit bei dir angerichtet hab.“ Meine Fresse, ich hasste es, so über meine Gefühle sprechen zu müssen. Das war absolut nicht mein Gebiet und so starrte ich lieber meine Füße an, als auf Kames Reaktion zu achten. Von dem hörte ich ein entnervtes Schnaufen. „Wie soll es jetzt weitergehen?“, fragte ich kleinlaut. "Lass uns das drinnen besprechen", murmelte er. "Und was ist mit Toshiya?" Allein der Gedanke daran, was die beiden heute noch vorgehabt hatten, ließ sich meinen Magen umdrehen. Es machte mich rasend, dass er diesen Idioten rangelassen hatte und mich nicht. "Der hat eine eigene Wohnung", sagte er schlicht und warf ihn dann tatsächlich raus. Das verwirrte mich irgendwie noch mehr. Wenn er solche Dinge tat, hatte ich das Gefühl, dass ich ihm wichtiger war und dann stieß er mich wieder von sich. Ich würde noch mal durchdrehen. "Bier?" "Nein danke, ich hatte heute schon genug gehabt." Ich würde lieber an anderen Dingen als an Flaschenhälsen nuckeln, zum Beispiel an Kames Lippen, deren geschwungene Form regelrecht dazu einlud. Ich musste wirklich aufpassen, ihn nicht unentwegt anzustarren. Wie hatte ich es nur geschafft, mich so dermaßen abhängig von ihm zu machen? Nachdem wir die Getränkefrage geklärt hatten, setzten wir uns auf sein Sofa und schwiegen uns an. Vorsichtig sah ich neben mich und entdeckte, dass Kame auf seine im Schoß liegenden Hände starrte. Beruhigend zu wissen, dass ich nicht der Einzige war, der nicht mit der aktuellen Situation umzugehen wusste. Auch wenn mir der Grund bei meinem Kollegen nicht so ganz klar war. Ich konnte wie üblich nur vermuten, was in seinem Kopf vorging und seine Reaktionen auslöste. Der Drang, ihn zu berühren, wurde fast übermächtig. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen und ihm versichert, dass an meiner Seite alles gut werden würde. Aber da ich wusste, dass er so einen Schmalz nicht hören wollte, hielt ich mich krampfhaft zurück. "Meine Frage von vorhin ist noch nicht geklärt", versuchte ich ein Gespräch zu starten. "Ich hab auch keine Antwort darauf", erwiderte er ebenso leise. "Sinnlos", seufzte ich und legte meinen Nacken in die Sofalehne. Es könnte so einfach sein, warum sträubte er sich nur so gegen eine Beziehung? Da vögelte er lieber nur sporadisch mit Toshiya, obwohl er das mit mir regelmäßig haben könnte und ich ging jede Wette ein, dass ich besser war als das Schnabeltier. Während ich vor mich hin philosophierte, hatte ich gar nicht bemerkt, dass sich mir Kame klammheimlich genähert hatte. Erst als er seinen Kopf gegen meine Schulter lehnte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Mein Herz fing augenblicklich an, schneller zu schlagen. So nahe war er mir im Privaten überhaupt noch nie gewesen. Kurze Umarmungen zählten hierbei nicht rein. Das gerade war weitaus intimer. Ich hätte jetzt die beste Gelegenheit für meine Umarmung, stattdessen war ich völlig paralysiert und saß stocksteif daneben. Als ich mich endlich traute, zumindest meinem Kopf ihm zuzuwenden, fiel mir auf, dass der Grund für sein Kuschelbedürfnis ein ganz einfacher war: Er war eingepennt. Ich hätte jetzt sehr gerne meine Stirn mit der Tischplatte bekannt gemacht, aber leider ging das nicht, weil ich zu sozial war, um Kame zu wecken. Stattdessen seufzte ich erneut und trug meinen Kollegen in sein Bett. Der Gute war wohl zu fertig, denn er grummelte nicht einmal im Schlaf. Ich selbst war auch zu fertig, um noch irgendwohin zu fahren und so machte ich es mir auf der Couch gemütlich und versuchte einzuschlafen. Kame Ich war reif für die Klapse, ganz ehrlich und die Rechnung würde ich an das Haus Akanishi schicken. Das wäre nur mehr als fair, wenn man bedachte, was dieser Kerl heute abgezogen hatte. Ich dachte ja mir pfeift mein Schwein, nachdem er mir erst die Zunge vor allen Leuten und der laufender Kamera in den Hals steckte, aber dann auch noch in der Umkleide weiter machen wollen? War der Mensch schizophren oder was? Erst mir Hölle heiß machen wegen einer kurzen Berührung der Lippen und dann so etwas abziehen. Es war ja nicht so, dass es mir nicht gefiel, aber hier ging es eindeutig ums Prinzip. Ich war wirklich auf 180, als ich zu Hause ankam. Was bildete sich dieser dumme Affe eigentlich ein? Zuerst machte er mich nieder und nun tat er so, als wäre ich sein kleines Betthäschen. Ich brauchte dringend Ablenkung, sonst würde ich meine Wut noch an meinem Inventar ablassen. Da fiel mir doch glatt jemand ein, der sich noch darüber freuen würde, wenn ich mich an ihm abreagierte.  Ohne groß weiter nachzudenken, schrieb ich Toshiya eine Nachricht, ob er nicht Lust hätte, mir den Abend zu versüßen. Keine zwei Minuten später kam die Antwort, dass er sich gleich auf den Weg machte. Wenigstens auf einen war Verlass.  Es dauerte etwas, bis er es endlich zu mir geschafft hatte. Tja, das war das Problem, in einer so riesigen Stadt zu wohnen. Hinzu kam um diese Uhrzeit noch der Feierabendverkehr. Ebenso genervt war auch das Schnabeltier, als es endlich bei mir vor der Tür stand.  "Ich brauch erst mal ein Bier", war sein erster Satz, welchen er nach unserer innigen Begrüßung verlauten ließ. Ich kam seinen Wunsch natürlich gerne nach und setzte mich anschließend zu dem Älteren, welcher es sich auf der Couch bequem gemacht hatte. Ich war fast etwas irritiert, dass er sich nicht gleich wieder ins Schlafzimmer verzogen hatte.  "Ich hätte nicht gedacht, dass du dich melden würdest." Vielleicht sollte ich ihm mitteilen, dass ich heute so gar keine Lust auf reden hatte. Reden bedeutet denken und denken wollte ich jetzt gerade wirklich vermeiden.  "Falsch gedacht", antworte ich daher schnell, rückte ein Stück an den Bassisten ran und hoffte, dass dieser endlich anfing, seinen verdammten Job zu machen und mich abzulenken, aber er schien gar nicht daran zu denken.  "Du siehst echt scheiße aus, wenn ich mal so ehrlich sein darf. Ich will ja nicht einen auf Seelenklempner machen, aber..." "...dann lass es doch einfach", fuhr ich ihm etwas forsch ins Wort und bis mit sogleich auf die Lippe. Das ging ja gut los. Toshiya legte kurz den Kopf schief, lächelte dann aber. "Dann sollten wir lieber zur Tat schreiten." Meine Worte. Gerade wollte sich das Entlein zu mir beugen, als es an der Tür klingelte. So langsam glaubte ich wirklich, dass der da oben sich heute gegen mich verschworen hatte. Seufzend wollte ich mich gerade erheben, als mir Totchi seine Hand auf mein Knie legte.  "Bleib sitzen. Ich geh schon." Hatte ich nichts dagegen. Wirklich wichtig konnte es um die Zeit ja eigentlich nicht sein. Ich bekam nicht mit, wer vor der Tür stand, nur dass Toshiya diese schnell wieder hinter sich zuschmiss, verwunderte mich doch. "Was ist los?", wollte ich wissen und erntete nur ein entnervtes Schnaufen. "Geh einfach nicht hin." Was sollte das denn? Jetzt war ich erst recht neugierig und schaute sicherlich nicht schlecht, als ich plötzlich Jin vor meiner Haustüre entdeckte. Sofort kam die Wut zurück und ich war kurz davor, ihm einfach auch wieder das Stück Holz vor der Fresse zuzuschlagen.  Nach unserem kurzen Disput war ich im Grunde nur noch am Resignieren. Ich verstand Jin einfach nicht mehr. Der Kerl war mir gerade definitiv zu hoch, aber wie er so unglaublich süß die weiße Fahne schwenkte, ließ mich sofort die blöde Ente in meinem Wohnzimmer vergessen. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, aber wer wusste schon, was ich mir dann wieder morgen anhören durfte, also ließ ich es lieber gleich.  Problem an der weiteren Abendplanung belegte ja immer noch meine Wohnung, also sagte ich Jin, dass dieser kurz warten sollte, wahrend ich besagtes Problem vor die Tür setzte. Wahrscheinlich würde Toshiya jetzt nie wieder ein Wort mit mir reden, aber wenn ich zwischen ihm und meinem Affen wählen musste, würde Jin immer gewinnen. Daher war auch er es, der nun wenig später hier in meiner Wohnung saß. So richtig wussten wir beide nicht, was wir sagen sollten. Es fiel mir schwer, meine Gedanken zu koordinieren. Sein Duft lullte mich regelrecht ein und langsam fiel der ganze Stress der letzten Tage von mir ab. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, mich in seiner Gegenwart einfach verdammt gut zu fühlen. Zu gut vielleicht, denn wenige Augenblicke später fielen mir einfach nur noch die Augen zu. Als ich diese das nächste Mal öffnete, war es hell in meinem Schlafzimmer. Ich wunderte mich kurzzeitig, warum meine Augen erneut brannten wie Hölle. Ich Depp hatte einmal mehr vergessen, die Kontaktlinsen herauszunehmen und dabei hatte ich nicht mal etwas getrunken. Verschlafen grabschte ich diese verdammten Dinger heraus und schmiss sie auf den Boden. Der Staubsauger würde irgendwann den Rest erledigen. Da mein Wecker sich noch nicht zu Wort gemeldet hatte, ging ich davon aus, noch ein wenig Zeit in meinem Bett verbringen zu können. Also kuschelte ich mich tiefer in die Decke und döste noch etwas, bis ich stutzig wurde. Warum zum Teufel war ich noch angezogen? Man, es war definitiv noch zu früh, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen, aber es ließ mir auch keine Ruhe. Kaffee wäre jetzt genau das Richtige, also schnappte ich mir meine Brille und machte mich ab in die Küche.  Okay, zum Thema gestern: Ich kam nach Hause, Toshiya war da, bis Jin kam und dann? Wir saßen auf der Couch, danach hörte es bei mir auf. Nachdenklich machte ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer und bekam den Schreck meines Lebens. Auf dem Sofa lag ein schlafender Jin. Gott, sah der süß aus. Ich kam nicht drum herum, mich zu ihm zu beugen und ihm eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen. Ich sollte definitiv meine Griffel von ihm lassen, aber das war schwerer als es klang. Die Teile waren jedenfalls wie festgeklebt, bis plötzlich Jin seine Augen öffnete. Gleich der zweite Schock am frühen Morgen. Ich ging mich bald irgendwo eingraben, wenn das nicht bald aufhörte.  "Äh, Kaffee ist fertig" stammelte ich verlegen und macht mich sofort wieder ab in die Küche. Der Ältere folgte nur wenig später. Seine Haare standen widerspenstig von seinem Kopf ab und ich musste mich echt zusammenreißen, nicht verzückt aufzuseufzen. Was war auf einmal los? Ich sah ihn ja nicht zum ersten Mal früh am Morgen. Warum fiel mir so etwas plötzlich auf? Und warum war er noch hier? Scheinbar schaute ich ihn fragend genug an, dass er schon von alleine anfing, dieses Mysterium aufzuklären.  "Du bist gestern auf der Couch eingeschlafen, also hab ich dich ins Bett geschafft. Ich war einfach zu fertig, deswegen hab ich dein Sofa missbraucht. Sorry." Seine Stimme war noch total kratzig. Alleine davon wurde mir ganz anders. "Kein Problem. Ich sollte mich entschuldigen. Ich hatte nicht sonderlich viel Schlaf die letzte Zeit." Er grinste nur als Antwort, aber wohl aus einem anderen Grund. "Du siehst mit dem Ding aus wie zwölf", feixte er und ich steckte ihm daraufhin nur die Zunge raus. Nichts gegen meine Brille hier.  "Keine pädophilen Fantasien der Herr." Da war er ruhig und guckte nur bedröppelt.  Nach einem Kaffee verabschiedete sich Jin dann auch. Es war seltsam. Wir versuchten auf Krampf, uns beide wie vorher zu verhalten, sodass es für Außenstehende wirklich sehr amüsant aussehen musste. Ich atmete erst einmal tief durch, als ich wieder alleine war. Wenn ich nicht bald mit irgendjemandem über die ganze Scheiße reden konnte, würde ich tatsächlich noch wahnsinnig werden. Ich schrieb Koki eine Nachricht, ob er heute Abend Zeit hätte. Er war der Einzige, welcher mir noch einfiel. Vorher musste ich jedoch den täglichen Stundenplan abarbeiten. Zum Glück stand bei mir nur ein belangloses Einzelshooting für irgendeine Kaugummisorte an. Das Zeug schmeckte wie Käsefüße und ich hätte es den Werbefutzis am liebsten auch direkt vor ihre gekotzt, aber leider gehörte so etwas nicht zum Job. Also immer schön in die Kamera lächeln und an etwas Schönes denken, während ich das Zeug in mich stopfen musste. Ich bekam netterweise gleich ein paar Packungen geschenkt. Dieses Stück Pappe würde ich nicht einmal meinen schlimmsten Feinden anbieten, aber vielleicht taugte es ja als Dichtungsmasse. Ich hatte eh das Gefühl, dass es durch mein Küchenfenster etwas zog.   „Schmeckt das so, wie es riecht?“, fragte Koki skeptisch, während er den gräulichen Streifen unsicher betrachtete. „Schlimmer.“ Ich versuchte immer noch, den ekelhaften Geschmack loszuwerden. Mein Kollege wollte scheinbar auch kein Risiko eingehen und legte das Ding sofort wieder aus der Hand. „Arme Sau“, bekundete er gleich noch sein Mitleid, welches ich zu gerne annahm. Wir trafen uns diesmal in seiner Wohnung. Ich hatte echt verdrängt, wie chaotisch es hier immer aussah. Ein Saustall war nichts dagegen, aber was sollte man auch anderes von Koki erwarten? Es passte zu ihm. Man musste nur aufpassen, wo man hintrat, aber mein Kollege war immerhin so schlau, ein paar Schneisen zu bauen, wo man sich gefahrlos bewegen konnte. „Also, was ist los?“ Was für eine dumme Frage. „Jin“, antwortete ich daher kurz und knapp. Eigentlich hätte er sich das auch denken können. „Habt ihr euch immer noch nicht vertragen?“ „Doch, ich denke schon.“ Irgendwie zumindest. „Wo liegt dann das Problem?“ Ich wusste nicht so recht, wo ich anfangen sollte oder eher wie. Augen zu und durch hieß es da nur. „Er ist in mich verliebt.“ Das auszusprechen war verdammt seltsam. Ich hätte es vielleicht anders formulieren sollen. „Kame, diese Kaugummis tun dir eindeutig nicht gut.“ Koki lachte sich schlapp und ich schaute wie ein überfahrenes Auto. Das war verflucht noch mal ein ernstes Thema. „Sehr witzig“, grummelte ich deshalb und verpasste diesem Trottel einen Hieb in die Seite. „Gut, dann: Wie viel hast du heute schon gesoffen?“ Der Kerl nahm mich nicht ernst. Ich fasste es nicht. „Gar nichts. Es ist so!!!“ „Vielleicht kommen daher deine Wahnvorstellungen. Liegt am Entzug.“ Es war ein Fehler gewesen, gerade mit Koki darüber zu reden. Ich hätte es einfach lassen sollen. „Ach vergiss es. Du kannst mich mal.“ „Danke für das Angebot, aber lass mal.“ Erst grinste der Ältere noch, aber scheinbar sagte mein Gesichtsausdruck mehr als 1000 Worte. „Du meinst das echt ernst? Kame, Jin ist so hetero wie der Papst.“ „Katholiken stehen auf kleine Jungs“, klärte ich meinen Freund auf und konnte mir ein kleines Kichern bei dem Vergleich nicht verkneifen. „Verdammt! Ach, du weißt, was ich meine.“ Ja wusste ich, immerhin dachte ich am Anfang das Gleiche. „Ich denk mir das nicht aus und nein, es sind auch keine Wunschvorstellungen“, seufzte ich und hoffte, dass es dieser dämliche Hammel bald mal begriffen hatte. „Und wie kommst du da drauf?“ „Er hat es mir gesagt.“ Hätte ich vielleicht eine Aufzeichnung davon machen sollen, damit ich glaubhafter wirke? Wieso war ich bitte schön in der Beweispflicht? „In deinen Träumen oder auch in der Realität?“ Okay, es reichte langsam wirklich. „Boah, beschwer' dich nochmal, dass ich dir nichts erzählen will. Man sieht ja, was bei rauskommt.“ Ich war sackig und brauchte dringend etwas zu trinken. Also stapfte ich schnaufend in die Küche und versuchte, mich zum Kühlschrank vorzumüllen. Ich fand sogar noch eine Dose Joghurt-Soda darin, welche ich mir sogleich schnappte. „Okay, er hat es dir also gesagt. Was willst du jetzt tun?“ Scheinbar war mein Kollege nun zu mir gestoßen. So richtig überzeugt klang er immer noch nicht, aber meine Ansage schien wenigstens etwas Wirkung gezeigt zu haben. „Deswegen bin ich hier. Ich habe keinen blassen Schimmer.“ „Mh“, machte er nachdenklich und kratzte sich an seinem nicht vorhandenen Bart. „Also bist du auch? Ich meine...“ „Keine Ahnung. Ich weiß überhaupt nichts mehr.“ So war es ja auch. Mein Hirn lief nur noch auf Sparflamme. Erst recht, wenn Jin in meiner Nähe war. Kein Wunder, dass ich nichts mehr auf die Reihe bekam. „Dann finde es halt heraus.“ Haha, wenn das so einfach wäre, hätte ich es ja schon längst getan. Das teilte ich ihm dann auch mit, worauf er nur mal wieder dämlich grinste. „Versuch es doch auf die klassische Tour. Wie findet man heraus, ob man jemanden mag? Man dated ihn.“ Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo ich meinen Kumpel für völlig bescheuert erklärte. „Du hast sie ja nicht mehr alle.“ „Hast du eine bessere Idee?“ Nein hatte ich nicht, daher war ich auch so blöd, mich zu dieser Aktion überreden zu lassen. Als ob das irgendetwas bringen würde. Abgesehen davon, dass ich mein letztes Date im vorherigen Jahrhundert hatte und schon damals total versagte, waren das ja tolle Aussichten. Jin würde mich wahrscheinlich einfach nur auslachen oder mich gleich einweisen. Nächster Tag und ich hatte mich auf meine peinlichste Aktion im Leben noch kein bisschen vorbereitet. Von Ueda wusste ich, dass Jin heute Abend nichts auf dem Plan stehen hatte und so zwang ich mich, direkt nach dem Interview mit Junno und meiner besagten Informationsquelle zu seiner Wohnung zu fahren, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Mehr als schiefgehen konnte es ja nicht. Zögerlich betätigte ich die Klingel, worauf irgendetwas undeutliches aus der Sprechanlage kam, aber gleich darauf der Summer betätigt wurde. Am liebsten wäre ich einfach wieder umgedreht, aber das brachte mich ja auch nicht weiter. Tapfer erklomm ich die Stufen bis zu Jins Wohnungstür, an welcher auch schon jener wartend stand. „Hey“, versuchte ich halbwegs neutral zu klingen, aber meine Stimme versagte schon mal kläglich. Kein guter Anfang. Ein kurzes „Hey“ kam auch nur von meinem Gegenüber zurück, welcher mich skeptisch musterte. „Hallo Fanboy“, ertönte es plötzlich aus dem Inneren der Wohnung, aus welcher Kyo kurz winkte und Jin zu verstehen gab, dass er sich nun dem gekühlten Bier widmen wollte. Mir sank das Herz gleich noch drei Etagen tiefer. Vor dem blonden Sänger würde ich mich nie und nimmer so blamieren. Was also tun? Mein Fluchtreflex schlug ziemlich stark aus. „Ich ähm…wollte nicht stören.“ Ein Wunder, dass ich noch einen ganzen Satz herausbekam. Eigentlich wollte ich mich damit auch wieder verabschieden, als sich Jin von drinnen nur schnell einen Schlüssel schnappte und die Tür dann hinter uns schloss. „ Also, was gibt es?“ Verdammt, meine Fluchtpläne waren dahin. „Ich wollte dich was fragen“, murmelte ich todesmutig und inspizierte fleißig den Holzboden. „Und deswegen kommst du extra her?“ Ich nickte kurz und versuchte verzweifelt, die richtigen Worte auf dem Boden zu finden. Scheinbar wurden diese aber samt Dreck mit weggekehrt. „Ich…nun ja…die Sache ist die...“ Gott, ich machte mich gerade zum Vollidioten, aber wenigstens hielt mein Gegenüber die Klappe und ließ sich nichts anmerken. Den Lachanfall bekam er bestimmt erst später. „Würdest du mit mir ausgehen?“ Okay, es war raus und ich lebte noch. Wenigstens etwas! „Klar, was Trinken oder so. Heute ist es jedoch schlecht:“ Über meinem Kopf bildeten sich imaginäre Tropfen. War ich in letzter Zeit so schwer zu verstehen? „Nein, ich meine...ein Date…so richtig.“ Ich biss mir so stark auf die Lippe, dass ich schon den metallenen Geschmack von Blut in der Gusche hatte. Jin schwieg ebenfalls plötzlich. Wenigstens lachte er mich nicht gleich aus. Im Boden versinken wollte ich trotzdem. Mein Kopf hatte wahrscheinlich schon die Farbe einer überreifen Tomate angenommen. Ich traute mich gar nicht, wieder aufzusehen. Ich sollte Koki dringend für diese beschissene Idee eine runterhauen. TBC Feedback? ^^ Kapitel 16: Emotionen zwischen Monstern und Sumpfkühen ------------------------------------------------------ Kapitel 16 Hallo ihr :D So wir haben offiziell die 50.000 Wörter geknackt XD Irgendwie ist das Ding leicht ausgeartet :D und wir sind noch lange nicht am Ende XD Vielen Dank an Kamenashi_Kazuya für den lieben Kommi Viel Spaß beim lesen *** Emotionen zwischen Monstern und Sumpfkühen Jin Ich brauchte eine Weile, bis Kames Botschaft zu mir durchgedrungen war. Als dies jedoch geschehen war, grinste ich sicherlich wie ein Honigkuchenpferd. Er wollte wirklich mit mir ausgehen, so richtig. Ich hatte keine Ahnung, wie es zu seinem Sinneswandel nach dem ganzen letzten Scheiß gekommen war, aber das war mir auch egal, als ich dem Vorschlag freudestrahlend zustimmte. Kurzzeitig hatte ich den Gedanken, dass er dies nur aus Mitleid tat, aber dann wäre er nicht so nervös gewesen. Ganz offensichtlich lag ihm doch etwas an mir und das machte mich gerade unglaublich glücklich. „Was wollen wir machen?“, fragte ich völlig angetan. „Ähm, weiß nicht. Darüber hab' ich nicht so genau nachgedacht“, kam es schüchtern und ich musste ein entzücktes Aufseufzen unterdrücken. Der sonst so selbstsichere Kame verhielt sich gerade wie ein ängstlicher Schuljunge, der vor einer neuen Klasse stand. „Wollen wir in den Freizeitpark in Yokohama gehen?“ Ich wollte schon seit langem mal dahin, hatte aber nie die Gelegenheit gehabt. Mit Kame würde das sicherlich Spaß machen. „Okay“, stimmte er mir zu, ohne die Miene zu verziehen. Ich hatte den Eindruck, dass ihm alles recht war, solange nur jemand anderes die Entscheidungen für ihn übernahm. Allem Anschein nach war dies kein Gebiet, auf dem er viel Erfahrung hatte. Um so mehr Gelegenheiten gab es für mich, mich von meiner besten Seite zu zeigen! „In zwei Tagen haben wir einen freien Tag, wäre es dir da recht?“ „Klingt gut“, meinte er immer noch leise und sah mich dann doch mal wieder an. „Ich muss dann auch wieder los. Wir labern noch mal“, sprach's und schon trat er die Flucht an. Den sollte noch mal wer verstehen. Aber egal. Ich war einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Und es ging noch nicht einmal von mir aus, wenn das mal kein gutes Zeichen war. Ein Date war für mich eine Verabredung mit der Option, dass eine Beziehung daraus entstehen könnte. Das war meine Definition davon und mir wurde gerade etwas anders zumute. Irgendwie war das die Aussicht auf etwas Ernstes und das rief unliebsame Erinnerungen an Amerika zurück. Dies teilte ich dann auch Kyo mit. „Freu dich doch, dass mein Plan letztlich doch funktioniert hat.“ Ich wies ihn mal lieber nicht darauf hin, dass es sicher nicht sein Plan gewesen war, der Kames Vorschlag herbeigeführt hatte. Auf die Diskussion hatte ich keine Lust, denn dafür war ich viel zu gut gelaunt. „Ja, aber das letzte Mal lief es anfangs ähnlich“, erinnerte ich ihn an meine Beichte. „Ich glaube nicht, dass er zu der Sorte Mensch gehört.“ „Du kennst ihn doch gar nicht.“ „Bei wem tut man das schon?“ Guter Punkt. Damals dachte ich auch, ich würde meinen Partner kennen und dann kam das dicke Ende. Man kannte jemanden nur so weit, wie es die gemeinsam erlebten Situationen erlaubten und das waren bei mir und Kame noch nicht allzu viele. Daher war es dringend an der Zeit, dies zu ändern. Es war soweit: Mein erstes Date mit Kame stand an und mir wurde das erst so richtig bewusst, als ich vor meinem Kleiderschrank stand und mich mit der Frage auseinandersetzte, was ich denn anziehen sollte. Das Wetter versprach, gut zu werden, also konnte ich getrost ein ärmelloses Shirt anziehen. Bis dahin war ich schon gekommen, das Problem war nur, dass ich immer noch zu viel Auswahl hatte. Ich merkte, dass ich von Kame gar nicht so viel wusste. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung, was seine Lieblingsfarbe war. Und mit diesem mickrigen Wissen hatte ich vorgehabt, ihn zu einer Beziehung zu überreden. Gut, dass wir es nun doch langsam angehen ließen. Und das sollte ich auch mal tun, meine Güte. Ich benahm mich gerade so, als ob daraus wirklich ernsthaft etwas werden könnte. Nicht nur, dass die Gegebenheiten für uns mehr als schlecht waren, es war auch ein kleines Weltwunder, dass sich mein Kollege überhaupt für ein Date bereiterklärt hatte. Ich sollte ihn keinesfalls mit solchen Planungen verschrecken. Also hieß es wie immer schön die Klappe zu halten und zu lächeln. Ich würde ihn schon überzeugen und diesmal nicht auf Kyos sondern auf meine Art. Mit diesem Leitspruch traf ich mich mit meinem Date, nachdem ich mich für ein schlichtes Outfit entschieden hatte. Vielleicht wäre ein wenig mehr Aufwand doch ratsam gewesen, denn Kame sah wie immer unverschämt gut aus. Entweder lag es an meiner rosaroten Brille, die ich permanent trug, oder er hatte sich tatsächlich für unsere Verabredung herausgeputzt. Was es auch war, meine Nervosität minderte es so oder so nicht. „Hi“, versuchte ich es mit einem Lächeln und hoffte, dabei nicht kläglich zu versagen. „Hey“, kam es zögerlich zurück und ich konnte sehen, wie er sich bemühte, die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Sonderlich glücklich sah er dabei nicht aus, eher so, als wünschte er sich dringend von hier weg und als bereute er seinen Vorschlag längst. „Wollen wir?“, fragte ich bemüht euphorisch und schwang die Eintrittskarten hin und her, die ich schon vorsorglich gekauft hatte, um die Stimmung aufzulockern. Wenn wir uns nicht beide bald entkrampften, würde unser erstes Date in einer Katastrophe enden. Von Kame erntete ich nur einen Laut, der nach einem „hmpf“ klang und entweder so viel bedeutete wie: „Ist mir doch kackegal“ oder „Lass es uns bloß schnell hinter uns bringen“. Ich konnte indessen nur hoffen, dass seine Zurückhaltung daher rührte, dass er einfach nervös war. Ich fragte mich ja immer noch, warum er mit mir ausgehen wollte. Ob er eine Wette verloren hatte? Diesen Gedanken verbot ich mir jedoch. Ich würde es schon noch erfahren und jetzt galt es erst einmal, das Gruselhaus zu entern! Es war die erste Attraktion, an der wir vorbeikamen, die unser Interesse weckte. Ein Geisterhaus war eben noch die beste Mutprobe, immerhin waren wir echte Kerle und dies galt es nun zu beweisen. „Ganz schön dunkel hier“, murmelte Kame und stieß sich prompt an irgendetwas. Zumindest entnahm ich dies seinem gefluchten Schmerzensschrei. „Hm-hm“, machte ich und bekam langsam so etwas wie Schiss. Sollte hier nicht bald mal etwas passieren? Wir waren schon einige Schritte durch die stockdusteren Gänge gelaufen und kein Monster war uns bisher begegnet. Nicht, dass ich unbedingt scharf darauf war, aber je länger so etwas dauerte, desto mehr würde ich mich am Ende erschrecken. Ich kannte mich doch. Wenn ich schon so etwas erwartete, war der Schock, wenn es dann passierte, umso größer. Wir wanderten noch eine Weile herum, als mich etwas am Arm berührte. „Warst du das?“, fragte ich Kame. „Was?“, sagte er noch verwirrt, als er dann plötzlich los kreischte. Panikartig drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah irgendetwas Großes, Unförmiges und stimmte in Kames Gekreische mit ein. Ich wollte gar nicht wissen, was das war. Dasselbe dachte sich wohl auch mein Kollege, als er losrannte und ich sah zu, hinterherzukommen. Stehen blieben wir keuchend an der nächsten Abbiegung. Man, waren wir ein paar Schisser. „Alter, kannst du hoch schreien. Meine Ohren tun weh“, moserte er nach einer Weile. „Hast wohl vergessen, dass du zuerst losgebrüllt hast“, erwiderte ich grinsend. „Ok, der Punkt ging an dich.“ „Führst du etwa Protokoll?“ „Klar, was denkst du denn?“ „So einiges und im Moment vor allem, dass ich hier wieder raus will.“ Gegen meinen Vorschlag hatte er nichts einzuwenden und ich war froh, dass unser Date sich langsam entspannte. Zumindest was die Stimmung anging, denn unsere Nerven wurden noch eine Zeitlang strapaziert, bis wir endlich diesen blöden Ausgang gefunden hatten. „Als nächstes etwas harmloses?“ „Hab nix dagegen“, stimmte Kame zu und blinzelte geblendet von der plötzlichen Helligkeit. „Auf gehts“, meinte ich und lotste den halb Blinden durch den Park. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Aber als ich mich nach allen Seiten umschaute, konnte ich niemanden entdecken, der uns anstarrte. Wahrscheinlich litt ich seit dem Drama einfach nur unter Verfolgungswahn. Ich war wirklich froh, dass wir das überstanden hatten. Nur fragte ich mich, was jetzt mit unserem Wettbewerb werden würde. Bislang waren alle Abstimmungen zu knapp gewesen, um einen von uns zu feuern. Theoretisch müsste das den Managern ja Grund genug sein, uns beide in der Band zu behalten, aber ich bezweifelte, dass deren Horizont so weit reichte. Ich sollte mir wirklich dringend etwas deswegen einfallen lassen und wo konnte man besser darüber nachdenken als im Riesenrad? Scheinbar fand aber nur ich das entspannend. Irgendwie machte mein Kollege nicht den Eindruck, dass er sich in der Gondel sonderlich wohl fühlte. Ich hatte eher das Gefühl, je höher wir stiegen, desto schlimmer wurde es. „Hast du etwa Höhenangst?“, äußerte ich daher meine Vermutung. „Ein bisschen“, murmelte er leicht blass um die Nase. „Warum sind wir dann bitte eingestiegen?“ „Um die Aussicht zu genießen?“, versuchte er zu scherzen. Dieser Kerl war wirklich unverbesserlich. Kurzerhand tauschte ich den Platz ihm gegenüber mit dem neben ihm. "Was wird das?", fragte er skeptisch. "Ablenkung", erklärte ich und griff mir seine Hand. Sein Gesichtsausdruck war danach wirklich unbezahlbar und erinnerte mich stark an ein erschrockenes Eichhörnchen. Als ich mich genug daran ergötzt hatte, schaute ich demonstrativ aus der Fensterscheibe und tat das, wonach wir Kames Meinung nach im Riesenrad saßen. Der Anblick der Umgebung aus dieser Höhe war wirklich atemberaubend, auch wenn er keinesfalls mit dem von meinem Kollegen mithalten konnte. Aber ich wollte ihm nicht mehr abverlangen, als ich es ohnehin tat, indem ich in anstarrte. So neben ihm zu sitzen, machte mich im Grunde schon sehr glücklich. Nach einer Weile verschränkte er jedoch seine Finger mit meinen und auf meine Züge schlich sich ein zufriedenes Grinsen. Vielleicht war das nur eine Panikreaktion aufgrund seiner Höhenangst, aber das änderte nichts an der Gesamtsituation. Er hätte sich ja immerhin auch in die Sitzbezüge krallen können. „Ich will nicht, dass einer von uns die Band verlassen muss“, gestand ich leise. „Ich auch nicht“, war die Antwort und die restliche Fahrt schwiegen wir uns an und hingen unseren Gedanken nach. Als wir wieder ausstiegen, schien Kame noch erleichterter zu sein als erst beim Gruselhaus. Ich sollte wirklich dringend etwas tun, damit er sich wohl fühlte, nur hatte ich keinen Plan, was ihm gefallen könnte und so schlenderten wir ziellos umher, bis wir an einer Schießbude vorbeikamen. Kame blieb stehen und inspizierte ausgiebig die Teddys, als hätte er noch nie welche gesehen. „Soll ich dir einen schießen?“, grinste ich breit. „Als ob du treffen würdest“, kam es schnippisch. War ihm doch nicht etwa peinlich? Aber hey, das ging gerade gegen mein Ehrgefühl. „Hast du 'ne Ahnung“, meinte ich und ging daran, meine Männlichkeit zu verteidigen, wie so oft seit ich meinen Kollegen kannte. Ich brauchte fünf Versuche, aber dann hatte er endlich sein heißgeliebtes Präsent. Ich freute mich immer, wenn ich Kinder glücklich machen konnte. Und genau das war er in diesem Moment für mich. Ein kleines Kind, das mit leuchtenden Augen sein neues Spielzeug betrachtete. Ich konnte nur hoffen, dass er es nicht genau so schnell wieder satt hatte und in die nächstbeste Ecke warf. Die restliche Zeit hatten wir jedenfalls Spaß, aber irgendwann war auch der schönste Tag vorbei und ich brachte Kame noch Gentlemanlike nach Hause. "Willst du noch mit rauf kommen?", fragte er und ich war mir nicht ganz sicher, was er mit dieser Frage bezweckte. Im Normalfall lief so etwas auf Sex hinaus, nur konnte ich mir das schwerlich vorstellen. Trotzdem ging ich kein Risiko ein, als ich antwortete: "Ein anderes mal. Ich muss morgen früh raus." Kame nickte nur verständnisvoll und wir standen uns etwas unbeholfen gegenüber. "Ich fand's heute sehr schön", sagte ich aufrichtig. "Hat's dir denn auch gefallen?" Nachdem ich das gesagt hatte, kam ich mir reichlich dämlich vor. Ich hasste es, wenn ich nicht wusste, wie ich mich verabschieden sollte. Vielleicht hätte ich doch mit rauf kommen und wenigstens noch ein paar Bier zischen sollen. Aber es war zu spät, den Fehler zu korrigieren, ohne wie der letzte Spaten dazustehen. Ich hatte das Gefühl, in Kames Nähe alles falsch zu machen. Kame Jins letzte Frage ließ mich breit grinsen. Es erinnerte mich ein wenig an die berüchtigte "War ich gut"-Frage nach dem Sex. Es beruhigte mich, dass nicht nur ich Stuss redete, wenn ich nervös war. "Es war wirklich ein schöner Tag." Den ich erst einmal verdauen musste. Aber diesen Zusatz behielt ich lieber für mich. Bei meinem Talent verstand mein Gegenüber das noch völlig falsch. "Wir sehen uns dann morgen beim Training." Ein letztes Lächeln und schon machte ich mich samt Teddy auf den Weg in meine Wohnung. Dort angekommen setzte ich das mittelgroße Plüschtier auf meinem Bett ab und flüchtete mich regelrecht unter die Dusche, den Ort wo ich am besten nachdenken konnte. Heute morgen war ich noch kurz davor gewesen, alles abzublasen. Was wäre, wenn ich Jin einfach nur falsche Hoffnungen mit meiner Aktion machte oder noch schlimmer, was war, wenn ich wirklich feststellte, dass ich einfach mehr für ihm empfand als nur Freundschaft? Durch diese Gedanken war ich mehr als nur verkrampft gewesen und hatte es ihm sicher nicht einfach gemacht. Dabei wurde es ein wirklich schöner Tag, auch wenn sich mein Herz und Magen erst einmal davon erholen mussten. Ob das nun an der Nähe zu meinem Kollegen oder an dem Gruselhaus bzw. dem verdammt hohen Riesenrad lag, vermochte ich nicht zu sagen. Im Grunde war ich keinen Schritt weiter. Ich hatte seine Anwesenheit genossen, aber das war ja nichts neues. In meine Schlabbersachen gehüllt ging ich wieder zurück in mein Schlafzimmer und betrachtete den Bären, welcher mich vom Bett aus anstarrte. Er hatte hellbraunes Fell und große braune Kulleraugen. Er erinnerte mich sogar ein wenig an Jin, daher verpasste ich ihm auch spontan den Namen Bakanishi. Seufzend ließ ich mich neben dem Stofftier nieder. "Du kannst mir auch nicht helfen, was?“ Keine Antwort, dafür klingelte mein Handy im Nebenzimmer kurz. Eine Nachricht von Koki, ob ich denn noch lebte und wenn ja, wo ich Jin verscharrt hätte. Eine entsprechende Antwort bekam er natürlich zurück, dieser Sack. Aber da ich gerade das Telefon in der Hand hielt, könnte ich Jin noch etwas schreiben. Die Verabschiedung vorhin war irgendwie seltsam gewesen. Ich hatte mich nicht einmal richtig bedankt. Fünf Versuche später und ich gab es auf. Egal, was ich tippte, alles klang furchtbar. Frustriert schmiss ich das Stück Plastik in die Ecke und ging lieber ins Bett, wo ich ja dank Bakanishi nicht mehr alleine schlafen musste. Offiziell stand heute Tanztraining an, aber es sollte zumindest für mich vollkommen anders kommen. Kaum war ich aufgestanden, klingelte auch schon das Telefon aus der Ecke, wo es ja seit gestern Abend verweilte. In der anderen Leitung war die Sekretärin irgendeines oberen Futzis des Sklavenvereins, welche mir nicht gerade freudig mitteilte, dass ich mich doch gefälligst so schnell wie möglich bei ihnen einzufinden hatte. Das Training wäre abgesagt. Mir rutschte das Herz in die Hose. Das klang nicht gerade nach einem netten Kaffeekränzchen. So schnell, wie nur irgend möglich machte ich mich fertig und schaffte es tatsächlich in Rekordzeit, in dem Gebäude anzukommen. Erneut ging es in einen dieser kleinen, stickigen Konferenzräume. Mir wurde mit wenigen Worten ein Platz angeboten. Die meisten Leute kannte ich nur vom kurzen Sehen. Zum Großteil arbeiteten sie in der PR- oder Rechtsabteilung. Da wurde es mir gleich noch flauer im Magen zumute. Keine zwei Minuten später hechtete auch schon Jin in das kleine Zimmer. Verwirrt blickten wir einander an, bis der Ältere dazu aufgefordert wurde, neben mir Platz zu nehmen.  „Dann sind wir ja endlich vollzählig“, donnerte die Stimme von einem der Manager durch die Räumlichkeit und ließ mich regelrecht zusammen zucken. Der war scheinbar mit dm falschen Bein heute morgen aufgestanden. Mir schwante Schlimmes und auch meinem Sitznachbarn schien es da nicht wirklich besser zu gehen. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum, während das Licht gedämpft wurde, damit die Bilder, welche an die Wand projiziert wurden, deutlicher zu sehen waren. Oh shit, und was für Bilder. „Heute morgen klingelte unsere Hotline Sturm. Reporter fragten natürlich, was diese Bilder, welche seit gestern Abend im Internet kursierten, zu bedeuten haben“, fuhr der Oberfutzi streng fort und ich versuchte, mich schon mal so klein wie möglich auf meinem Stuhl zu machen. Scheiße noch eins. Es handelte sich um Fotos von mir und meinen Kollegen im Freizeitpark. Eins muss gerade geschossen worden sein, als wir aus dem Gruselhaus kamen, das andere zeigte uns an irgendeinem Imbissstand und auf dem letzten saßen wir lachend nebeneinander auf einer Bank. Das war das schlimmste von allen, denn wir strahlten uns gegenseitig fast schon wie ein frisch verliebtes Pärchen an. „Würdet ihr mir das Ganze vielleicht erklären?“ Neben mir ertönte ein genervtes Schnauben.  „Können zwei Freunde nicht einmal gemeinsam in einen Freizeitpark gehen? Wo ist das Problem?“ Ich beneidete Jin wirklich. Mir ging hier die Pumpe und der Kerl schaffte es, so verdammen ruhig zu bleiben. Er war gerade echt mein Held.  Der alte Knacker lief bei den Worten rot an, schluckte aber jegliche Antwort runter. Ich konnte schon alleine an seinem Blick erkennen, was er dachte. Wir hätten gefälligst zu ordentlichen Sportveranstaltungen gehen oder uns gegenseitig mit Kautabak bespucken sollen, wie das echte Kerle nun mal taten, als in einen verdammen Pärchenpark zu latschen. Wenn der wüsste.  „Schadensbegrenzung“, hörte ich es nur noch und schon fingen die Vertreter der Rechtsstellung an, wild zu diskutieren.  „So schnell können wir für die Bilder keine Verfügung erwirken. Der Schaden ist schon angerichtet“, fasste Anwalt Nummer eins trocken zusammen, während alle anderen nur zustimmend nickten. Ich fühlte mich langsam wirklich wie auf der Anklagebank. Nun meldete sich doch einmal die PR-Fraktion zu Wort: „Wir können die Bilder auch zu unseren Vorteil nutzen.“ Damit erregte die fleißige Arbeitsdrohne dann doch die Aufmerksamkeit der alten Säcke.  „Wie das?“ „Die Fans wünschen sich, dass sich die beiden gut verstehen. Wir geben eine entsprechende Pressemitteilung heraus und nutzen die Bilder zu unserem Vorteil. Somit zeigen wir, dass sich die Mitglieder auch in ihrer Freizeit viel miteinander beschäftigen und können gleich gegen die Gerüchte ankämpfen, dass die beiden sich als Konkurrenten sähen und sich unsympathisch wären.“ Ich wusste nicht einmal, dass es solche Gerüchte überhaupt gab. Hatten die Menschen keine anderen Probleme? Auf der anderen Seite, wir waren nun mal Konkurrenten, wenn auch nicht offiziell. Konkurrenten, die gerade zufällig aufeinander scharf waren. Wenn das mal nicht eine gute Story wäre. Scheinbar sahen das unsere Chefs anders. „Es ist schwer, nach dem neuen Ende des Dramas Gerüchte zu vermeiden und nun auch noch diese Bilder. Ich denke nicht, dass das von Vorteil sein kann“, merkte Arbeitsdrohne Nummer zwei an. „Dann brauchen wir den beiden nur eine weibliche Begleitung für das Screening an die Seite zu stellen und zumindest die Presse hätte nichts mehr in der Hand.“ Ich glaubte wirklich, mich verhört zu haben. Hallo, wir waren auch noch da. Und für meinen Teil wurde dieses Gespräch gerade zu intim. Ich konnte mir meine Begleitungen immer noch selber aussuchen. „Sehr gut. Ich will einen ausgearbeiteten Bericht und Vorschläge für geeignete Kandidatinnen in zwei Stunden auf meinem Tisch“, sprach der Chef und alle wuselten aufgeregt durcheinander und stürmten von dannen. Wir wurden ja schon während des Meetings nicht mehr beachtet. Spontan benutzte ich meine Stirn mit der Holzplatte des Tisches und grummelte begeistert vor mich hin. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Ich spürte wie mir Jin kurz auf die Schulter klopfte. Wahrscheinlich sollte mir diese Geste Mut machen, aber helfen tat es nicht wirklich. „Warum immer ich?“, jammerte ich also drauf los, ohne meinen Kopf wieder vom Tisch zu lösen. „Hey, ich steck' da genauso drin“, beschwerte sich der Ältere sogleich. „Du kannst wenigstens mit Weibern umgehen.“ „Ich kann mir trotzdem eine nettere Beschäftigung denken, als mich um irgendeine Triene zu kümmern.“ Jetzt schielte ich doch mal zu ihm und blickte in ein verschmitztes Grinsen. Mir fiel da sofort auch die eine oder andere Sache ein, die ich dann auch lieber machen würde, aber das war leider alles nicht jugendfrei und für solch eine Veranstaltung geeignet. Am nächsten Tag standen unsere zwei Kandidatinnen fest. Meine Wenigkeit hatte das Vergnügen, mit einer gewissen Niigaki Risa auf dem Screening, welches übermorgen stattfinden würde, zu erscheinen. Wer auch immer. Vielleicht sollte ich die Sumpfkuh mal googeln, aber um ehrlich zu sein, interessierte mich weder wie sie aussah noch irgendwelche Details. Am liebsten hätte ich den ganzen Scheiß schon hinter mir. Brennend interessieren würde mich eher die Wahl für Jin. Der Frau könnte ich jetzt schon die Augen auskratzen, bevor es überhaupt soweit war. Leider fehlten mir dazu die benötigten Kontaktinformationen, weil das Management kurzfristig unseren gesamten Tagesablauf bis zur Party abgesagt hatte, damit wir auch ja die Füße still hielten. Mehr Skandale wollten sie auf keinen Fall riskieren. Also saß ich hier alleine in meiner Bude und langweilte mich zu Tode, weil ich nicht die Eier hatte, Jin anzurufen. Man, war ich erbärmlich. Die Klingel läutete und man konnte gar nicht so schnell gucken, wie ich an der Tür war. Es hätte ja Herr Akanishi sein können, aber leider stellte sich mein Besuch nur als Koki heraus, der mir mit irgendwelchen Zetteln wild vor der Nase herumfuchtelte, nachdem er endlich oben in meiner Wohnung angekommen war. „Alter, warum kriegst du die scharfen Bräute?“, beschwerte er sich sogleich und pflanzte sich direkt auf mein Sofa. „Ich kann mein Glück selber kaum glauben“, erwiderte ich ohne jegliche Begeisterung und schaute dann doch neugierig auf die Zettel, welche er nun auf den kleinen Couchtisch ausgebreitet hatte. Auf dem einem war eine brünette, junge Frau in Bikini zu sehen. Wenn mich das jetzt vom Hocker reißen sollte, verfehlte es leider seine Wirkung. Alles andere hätte mir auch Angst gemacht. „Ist sie das?“, fragte ich unnötiger Weise nach und erntete ein kurzes Nicken. „Mit der würde ich auch gerne mal weggehen, aber nein, jetzt schnappst du mir schon die Weiber weg. Was ist nur aus der Welt geworden?“ „Sicherlich kein Ponyhof. Was soll der Rest?“, wiegelte ich das Thema schnell ab und zeigte auf die restlichen beschriebenen Blätter, „Grundinformationen über die Gute. Ich dachte, die solltest du vielleicht drauf haben.“ War ja nett gemeint, aber sah ich so aus, als würde mich die Schnepfe auch nur einen Funken interessieren? Das teilte ich ihm dann auch mit und stieß, wie zu erwarten, auf Unverständnis. „Und was willst du den Reportern erzählen, falls Fragen kommen?“ Okay, der Punkt ging eindeutig an ihn. Eine halbe Stunde später hatte ich zumindest die Basics drauf: Alter, Lieblingsfarbe und -essen, Mitglied der Hupfdohlenband Morning Musume und Brustumfang. Nach letzterem würde mich sicher keiner fragen, aber Koki hielt diese Information für lebenswichtig. Der Tag der Wahrheit war gekommen, oder eher der Abend. Ich saß in dem gestellten Wagen, herausgeputzt im Anzug starrte aus dem Fenster. Mir gegenüber hockte besagte Sumpfkuh, welche ebenso begeistert wirkte wie ich. Na das konnte ja ein Abend werden. Der Wagen hielt und schon wurde die Tür von irgendeinem Hilfsgehilfen aufgezehrt. Jetzt hieß es nur noch, das gekonnte Lächeln aufzulegen und sich schnell an den gierigen Reportern an der Seite vorbeizumogeln. Beinahe hätte ich noch meine herzallerliebste Begleitung vergessen, welche angestrengt versuchte, hinter mir her zu stöckeln und dabei nicht über die Schleppe ihres Kleides zu stolpern. Drinnen angekommen, atmete ich erst einmal tief durch und versuchte irgendwo ein bekanntes Gesicht auszumachen. „Du hättest ruhig etwas langsamer gehen können“, meckerte Sumpfkuh sofort los, als sie neben mir zum stehen kam. „Was kann ich dafür, wenn du mit deinen kurzen Stummelbeinen nicht hinterher kommst?“, erwiderte ich ebenso zickig, worauf wir uns die nächsten Minuten versuchten, mit Blicken zu erdolchen. Wahrscheinlich wären den Blicken demnächst Taten gefolgt, wenn uns nicht Junno entdeckt hätte und uns an einen Tisch heran winkte. „Jin ist auch schon hier irgendwo“, informierte mich mein Kollege, worauf ich natürlich sofort versuchte, ihn in der Menge zu finden. Und tatsächlich, nicht weit von der Bar entfernt stand er und unterhielt sich angeregt mit einer weiteren aufgetakelten Tussi, welche ja schon quasi an seinen Lippen hing. Wenn die nicht gleich ein paar Zentimeter mehr auf Abstand ging, würde es heute noch Tote geben! „Ich hab Durst“, ertönte die nervige Stimme meiner Begleitung neben mir. „Ist das mein Problem?“ „Du könntest etwas dagegen tun.“ Ihr Blick sprach Bände, aber ich sah es gar nicht ein, den Laufjungen für diese dumme Pute zu spielen. Schlimm genug, dass morgen unser gemeinsames Foto in der einen oder anderen Zeitung zu sehen sein würde. „Ich kann es aber auch lassen. Du weißt ja wo alles ist.“ Nach diesem Kommentar erhob sie sich empört und stiefelte davon, während ich mit einem seltsamen Blick von Junno bedacht wurde. „Was denn?“, zischte ich gereizt und mein Blick hing sofort wieder an Jin, welcher immer noch in seine Konversation vertieft zu sein schien. So viel zum Thema, er kann sich bessere „Beschäftigungen“ denken. Wahrscheinlich macht er dieses dämliche Weib gerade für heute Nacht klar. Nötig genug hatte er es ja. „Deine neue Freundin hätte uns beinahe umgerannt.“ Koki und Ueda grinsten nur beide dreckig und setzten sich ebenfalls zu uns an den Tisch. „Könnt euch gerne um sie streiten.“ „Man, ich versteh dich nicht. Ist doch ein geiles Gerät. Wenigstens einmal drüber rutschen sollte drin sein. Jin nutzt zumindest seine Chance“, faselte Tatsuya und wusste natürlich nicht, was er damit anrichtete. Als ob ich das nicht selbst gesehen hätte. Ich überlegte mir schon, ob vielleicht Punktsprengung eine gute Alternative war, um dieses Weib von Jin zu lösen. „Lass uns mal was trinken gehen“, meinte Koki nur und schleifte mich regelrecht davon. Trinken war eine gute Idee. Am besten sollte ich mich gleich vollkommen zulöten. Dann musste ich wenigstens dieses Elend nicht mehr mit ansehen. Leider war das mit dem Trinken wohl nur eine Ausrede gewesen, um mich von den anderen wegzulocken, denn Tanaka steuerte gerade nicht die Bar an, sondern genau das andere und somit weniger bevölkerte Ende des Raumes an. „Wie läuft es mit deinem Herzblatt?“, war seine erste Frage, nachdem er endlich stehen geblieben war. „Welchem? Das mit Brüsten oder ohne?“ „Beiden“, amüsierte er sich über meine Frage. „Nummer eins kann mich nicht ausstehen, was seit der ersten Sekunde auf Gegenseitigkeit beruht und Nummer zwei macht scheinbar gerade was für diese Nacht klar.“ „Eifersüchtig?“ Scheiße. Ja, ich war eifersüchtig und kam mir vor wie eine alte Gewitterziege, äh -bock. „Scheint so“, gab ich also kleinlaut zu und wünschte mir endlich ein Glas mit hochprozentigen Inhalt. Das konnte ich langsam wirklich vertragen. „Ist doch gut?“ Hä? „Was ist daran bitte gut?“ Das musste er mir jetzt mal erklären. „Gegenfrage: Wärst du eifersüchtig, wenn da nicht mehr als nur Freundschaft wäre?“ Ich öffnete den Mund, um irgendetwas zu erwidern, schloss ihn aber gleich wieder. Das war eine echt gute Frage. „Siehst du“, kam es nur noch und Koki zog wieder von dannen und ließ mich mit meinen Gedanken alleine. Tolles Kino, jetzt war ich auch noch verwirrt. Frustriert machte ich auf dem Rückweg einen kurzen Abstecher zur Bar. Herr Akanishi war mit seiner Schnepfe sonst wohin verschwunden, zumindest konnte ich sie nirgends mehr entdecken. Zurück am Tisch fand ich nur noch Ueda vor, welcher ebenso gut gelaunt wirkte, wie ich mich fühlte. „Alles scheiße“, seufzte er und nahm einen großen Schluck von seinem undefinierbaren Getränk. „Da sagste was“, bestätigte ich seine Aussage und lehnte mich mit dem Bier zurück. Ich brauchte heute definitiv etwas, was schnell wirkte, vor allem, als sich meine heißgeliebte Begleiterin auch wieder zu uns gesellte. Bevor ich noch gezwungen war, mich mit der zu unterhalten, hörte ich mir lieber Tatsuyas Gejammer an. „Was ist denn los?“, fragte ich daher schnell in seine Richtung und erntete nur ein erneutes Schnaufen. „Ich hasse Weiber“, zischte er und ich musste ihm doch zustimmen. Das Gefühl kannte ich zu gut. „Und ich hasse Kerle“, kam es sofort aus dem Mund der Sumpfkuh, welche mich daraufhin bitter böse anfunkelte. Scheinbar war ich nicht der Einzige in diesem Raum mit Mordgelüsten. „Ähm, dann passt ihr ja super zusammen.“ Nur schnell hier weg. Das Glück war diesmal sogar auf meiner Seite, denn nur Sekunden später erfolgte die Durchsage, dass sich alle Gäste in dem Kinosaal einzufinden hatten, da die Vorstellung in wenigen Minuten starten würde. Es herrschte eine strenge Sitzordnung. Ganz hinten durfte die Band beieinander sitzen und musste zum Glück niemanden um sich herum ertragen. Ich wurde zwischen Koki und Jin platziert, während der Rest eine Reihe hinter uns saß. Vor uns ließ sich dann das gewöhnliche Volk nieder. „Hey“, begrüßte mich Jin lächelnd und erntete nur ein verstimmtes „Hmpf“ von mir. Der brauchte sich jetzt gar nicht erst einzuschleimen. Es wurde dunkel und los ging es. Mal ehrlich, ich fand es immer wieder komisch, mich selbst im Fernsehen oder auf der Leinwand zu sehen. Ich fand meine Stimme scheußlich und mein Spiel laienhaft. Mal davon abgesehen, schien der Regisseur echt was drauf gehabt zu haben. Ich erkannte, dass sich die Szenen langsam dem Ende zu wandten und wurde zusehends nervöser. Ich musste erneut an den Kuss denken, wie es sich angefühlt hatte und konnte nur froh sein, dass es hier so verdammt dunkel war und man eventuelle Regungen in unteren Bereichen nicht sehen konnte. Dann war es soweit. Wir beide auf diesen Sofa und los ging es. Gott, ich glaubte, noch nie in meinem Leben war mir ein Filmkuss so unangenehm gewesen wie in diesem Moment. „War das da gerade eine Zunge?“ Für diesen Kommentar hätte ich Koki eine latschen können. „Was? Wo? Echt mit Zunge?“, ertönte es plötzlich aus der hinteren Reihe, während sich die drei neugierig zu uns vorbeugten. „Krass, da war wirklich eine Zunge“, kam es nun auch von Junno und ich merkte, wie ich den Sitz immer weiter nach unten rutschte, sodass mein Arsch beinahe auf dem Boden schleifte. Möge sich doch bitte ein schwarzes Loch auftun und mich verschlucken. Warum war ich nur so gestraft? TBC Wir würden uns sehr über Feedback freuen ^___^ Kapitel 17: Make U Hardo Gay 1.0 -------------------------------- Kapitel 17 Wieder eine Woche rum und so viele tolle Kommis Danke Danke Danke :D Irgendwie werden die Kapitel auch immer länger X__x macht ja nichts xD vielleicht schaffen es die beiden dann mal etwas schneller aus dem Knick zu kommen ^^“ Viel Spaß beim Lesen *** Make U Hardo Gay 1.0 Jin Ich schwebte den ganzen restlichen Tag und auch den darauffolgenden morgen auf Wolke sieben und hätte dies sicherlich noch einige Zeit getan, hätte es nicht den Anruf von ganz oben gegeben. Nein, nicht von Gott, sondern vom Management. Meine gute Laune war dahin und ich wünschte mir meinen Beruf zum Teufel, als ich erfuhr, um was es ging. Hatten die Leute alle kein eigenes Leben, um dass sie sich kümmern mussten? Offensichtlich nicht und diese Tatsache brachte mein Blut in Wallung. Dementsprechend nett fiel auch meine Antwort aus, als wir nach den Gründen für unser unvorsichtiges Verhalten gefragt wurden. Die gingen mir alle so auf den Sack mit ihren verschrobenen Ansichten und vorsintflutlichen Moralvorstellungen, die vermutlich noch aus dem Mittelalter stammten. Am liebsten hätte ich denen noch ganz andere Worte vor den Latz geknallt, aber zum Glück für die und wohl auch mich und meinen Job, kam ich nicht mehr dazu, weil wir das restliche Meeting über komplett ignoriert wurden. Meine Versuche, Kame aufzuheitern scheiterten auch kläglich und ich war nur noch gefrustet, als ich zu Hause ankam. Ich hatte nicht einmal mehr den Nerv, mich von meinem Chocolatier aufheitern zu lassen. Den nächsten Tag hatte ich wieder bessere Laune und über Nacht meinen Kampfgeist zurückgewonnen. Mein Plan war wie folgt: Kame klar machen, dafür sorgen, dass wir beide in der Band bleiben und die Kinoveranstaltung unfallfrei über die Bühne bringen. Mir wurde eine weibliche Begleitung namens Goto Maki zur Seite gestellt und ich musste allein bei ihrem Namen über die Frau feiern. Gedanklich nannte ich sie bereits „Sushi to go“. Ich sollte bei der Feier dann aufpassen, dies nicht laut auszusprechen. Im Internet hatte ich mich gleich über die Gute informiert. Ich musste ja schließlich wissen, auf was ich mich da einließ. Schlecht aussehen tat sie schon mal nicht, immerhin etwas, was unsere Firma auf die Reihe bekam. Leider Gottes verlor ich schnell das Interesse an ihr und googelte lieber die beim Meeting erwähnten Bilder von Kame und mir. Glücklicherweise schien unsere PR-Abteilung bereits Erfolg gehabt zu haben, denn ich konnte keine mehr finden. Dafür stieß ich auf ganz andere Dinge: Fanfictions über eine vermeintliche Liebesbeziehung zwischen meinem Kollegen und mir. Mir blieb bald die Spucke im Hals stecken, als ich das las. Wir benahmen uns wirklich zu auffällig, wenn es schon die Fans checkten. Denn die Geschichten existierten nicht erst seit ein paar Tagen. Es war vielleicht doch nicht die schlechteste Idee, uns zwei Mädels zur Seite zu stellen. Einige Leute, die mit dem Film beauftragt waren, wie zum Beispiel DVD-Produzenten etc., wollten sich die besten Szenen vom Drama ansehen und es würden leider auch jede Menge Presseheinis dabei sein, die nur darauf warteten, Auffälligkeiten abzulichten und dumme Fragen zu stellen. Warum jedoch auch unsere Bandkollegen genötigt wurden, sich den Schund zu Gemüte zu führen, war mir schleierhaft. Irgendetwas lag da im Argen und ich hasste es, wenn ich nicht über solche Dinge Bescheid wusste. Wenigstens war Yukie ausgeladen worden, da sie mal wieder Stellung wegen irgendwelcher Schlagzeilen nehmen musste. Ich würde Kyo demnächst darauf ansprechen. Der Abend, auf den ich im großen und ganzen gerne verzichtet hätte, stand an und ich versuchte, mir mein Lachen zu verkneifen, als ich auf das Maki-Röllchen traf. Was musste sie bei ihrer hellen Haut auch ein schulterfreies, schwarzes Kleid anziehen? Damit sah sie erst recht aus wie Reis in Algen gewickelt. Ein Glucksen unterdrückend begrüßte ich sie: „Hi, ich bin Jin.“ „Maki“, erwiderte sie lächelnd. Mein eigenes Grinsen würde ich wohl den restlichen Abend nicht mehr aus meinem Gesicht bekommen. Ich musste jedoch sagen, die Frau war mir sympathisch. Wir redeten zwar die ganze Zeit nur Smalltalk und über die Arbeit, aber dies auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise. Wäre ich nicht schon verliebt, hätte ich sie durchaus daten wollen. Aber ganz offensichtlich schien sie gar nicht an mir interessiert zu sein, wenn ich so ihren Blicken folgte. Denn die gingen eindeutig immer wieder zu Ueda. „Interessiert?“, fragte ich sie daher direkt. Sie lief rot an und antwortete: „Der eigentliche Grund, aus dem ich hier bin.“ Also, jetzt war ich doch ein wenig gekränkt. Nicht, dass ich es ihm nicht gönnte, aber so eine direkte Abfuhr zu kassieren, traf mein Ego ganz gewaltig. „Sorry“, meinte sie, als sie meine entgleisten Gesichtszüge bemerkte. „Ich mag dich auch, so ist es nicht. Aber auf deinen Kollegen habe ich schon lange ein Auge geworfen und da habe ich die Gelegenheit genutzt.“ „Ich werd's verkraften.“ „Kannst du da etwas für mich arrangieren?“ „Warum gehst du nicht einfach zu ihm rüber?“ „Heute Abend kommt das für dich vielleicht etwas ungünstig.“ Wo sie recht hatte. Die Pressefutzis lauerten schon wie die Aasgeier in den Ecken auf etwas Verdächtiges. Wenn man nicht aufpasste, hackten sie einem ohne zu Zögern die Augen heraus, um sie dann meistbietend zu verhökern. Daher verkrümelten Maki und ich uns möglichst unauffällig aus dem Saal in den angrenzenden Flur. Ich gab ihr meine Handynummer und versprach, sie zu meiner anstehenden Party einzuladen. Mein Geburtstag war zwar schon gewesen und wurde bei Cartoon abgehandelt, aber diesen Kindergeburtstag konnte ich mir auch in die Haare schmieren. Ohne Alkohol keine Feier, das war nun mal meine Devise. Außerdem suchte ich mir die Leute, mit denen ich feierte, lieber selbst aus. Die Ansage für die Filmvorführung ertönte und ich wunderte mich, dass sich unser Regisseur noch gar nicht hatte blicken lassen. Der nutzte doch sonst jede Gelegenheit, um uns zu nerven. Ich hatte auch wieder dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Das beunruhigte mich wirklich, wenn ich daran dachte, was beim letzten Mal dabei das Resultat gewesen war. Jetzt musste ich erst einmal die Kinovorführung überstehen. War ja klar gewesen, dass sich unsere Kollegen über den etwas ausgeartete Filmkuss lustig machen würden. Was mussten die das auch unbedingt zeigen? „Ohne Zunge kann ja jeder. Ich wollte den Zuschauern etwas bieten“, verteidigte ich uns, als die Lichter wieder angingen. „Damit machst du gleich bei deiner Begleitung weiter, was?“, fragte mich Koki grinsend. „Bin nicht interessiert. Ich hab da nämlich etwas viel besseres in Aussicht“, sagte ich und lächelte dabei Kame an. Zum Glück saßen wir noch zu dritt in der Reihe, sodass es niemandem außer Koki auffallen würde, dass ich nicht ihn ansah. Aber langsam hatte ich den Eindruck, dass er mehr wusste, als er zugab. Er grinste mich des öfteren seltsam an und hatte diesen wissenden Ausdruck in den Augen. So als kannte er unser Geheimnis. Am Ende hatte sich Kame ihm anvertraut, was mich nicht wundern würde, so oft wie die beiden Zeit miteinander verbrachten. Und ich bräuchte dann auch kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, weil ich es Kyo gesteckt hatte. Als mein Blick wieder auf Koki fiel, hatte er erneut diesen Ausdruck drauf, sagte aber nichts mehr dazu. Dafür waren die anderen in heller Aufruhr und quetschten mich die nächsten Minuten aus, wer denn die Glückliche wäre. Hätte ich bloß meine Klappe gehalten. Aber ich hatte das Bedürfnis gehabt, Kame aufzuheitern, da er einen gereizten Eindruck erweckte. Kein Plan, was ihn schon wieder störte und ob das die beste Methode gewesen war, seine Stimmung zu bessern. Das Einzige, was ich geerntet hatte, war ein irritierter Blick, nachdem er wieder unter dem Vordersitz hervorgekrochen war. "Also geht das klar mit deiner Party?", fragte mich das Röllchen, als wir uns nach der Vorführung wiedertrafen. "Kannst dich auf mich verlassen", grinste ich sie an. "Du bist der Beste", sagte sie und gab mir einen Handschlag. Danach begab sie sich zu Kames Begleitung, die dieser so charmant abserviert hatte. Und eben dieser Charmeur funkelte mich gerade wütend an. Ach du kacke, ich hatte gar nicht bemerkt, dass er uns beobachtet hatte. Er machte auf dem Absatz kehrt, als er meine Aufmerksamkeit registrierte und diesmal war es an mir, ihm hinterherzurennen. "Bleib doch mal stehen", sagte ich, als wir auf dem Flur angekommen waren. Er gehorchte sogar tatsächlich. Sagen tat er allerdings nichts, dafür versuchte er mich mit Blicken ins Jenseits zu befördern. "Kannst du mir verraten, womit ich deine Feindseligkeit verdient habe?" "Willst du nicht lieber wieder zu deiner neuen Freundin?", fragte er mich stattdessen. "Du bist ja eifersüchtig", lächelte ich verzückt. "Warum freut das nur alle?", grummelte er. "Wen denn noch?", hakte ich irritiert nach. "Ähm...ich...nicht so wichtig. Man, du bringst mich völlig aus dem Konzept", rief er gefrustet. "Meinst du, da geht es mir mit dir besser?“ Am liebsten hätte ich ihn gegen die Wand gedrückt und ihm gezeigt, wie sehr er mich verwirrte, allerdings war die Gefahr, erwischt zu werden, eindeutig zu hoch. "Lass uns wieder reingehen, bevor noch jemand was merkt." So wie die uns derzeit beobachteten, war das nur eine Frage der Zeit. Wir überstanden die kack Veranstaltung ohne weitere Zwischenfälle und ohne, dass der Regisseur auch nur einmal aufgetaucht wäre. Was auch merkwürdig war: Die Journalisten hielten alle die Füße still. Was zum Henker war hier nur los? Heute Abend würde ich das sicher nicht mehr herausfinden und ich wollte nur noch von hier weg, daher verklickerte ich meinen Kollegen, dass ich Bock auf eine Aftershowparty hätte. „Yeha, Party“, brüllte Koki schon leicht besoffen drauf los und ich schlug mir innerlich gegen die Stirn. Die Köpfe der Reporter flogen auch sofort herum, so als wären sie Zombies, die das Wort „Menschenfleisch“ vernommen hatten. Ich konnte mich nur schwerlich zurückhalten, ihm nicht gegen das Schienbein zu treten. Hilfesuchend blickte ich zu Kame, der jedoch nur mit den Augen rollte. Ich war nur von Armleuchtern umgeben, alles musste man selber machen! Fieberhaft überlegte ich, wie wir hier nur ungesehen weg kamen, als mir eine Idee kam: Schnell flitzte ich zu Maki, um sie über mein Problem zu unterrichten und sie versprach, sich darum zu kümmern, bevor wir uns verabschiedeten. „Los geht's“, meinte ich zurück bei den anderen und steuerte auf den Ausgang zu. Meine Kollegen folgten mir auch brav und wir kamen ungesehen nach draußen. Was auch immer sich Maki hatte einfallen lassen, sie hatte echt was gut bei mir. „Wir haben ein Problem“, sagte Ueda, als wir bei seinem Auto angekommen waren. „Ich hab schon etwas getrunken. Auto fahren kommt da nicht mehr so gut.“ Verdammt noch eins! Fragend blickte ich die anderen an. Koki hatte ja schon einen sitzen, Kame sah auch nicht mehr sehr nüchtern aus und Junno schüttelte nur mit dem Kopf. Prima und ich hatte keinen Führerschein. „Ich hab keinen Alk getrunken“, meldete sich Maru zu Wort. „Aber wir sind zu sechst“, merkte Ueda an. So langsam begann es, mich zu nerven. „Dann setzt sich Kame auf Jins Schoß“, grinste Koki fies. „Warum binden wir dich nicht einfach aufs Dach?“, fragte ich gereizt. „Weil wir kein Seil dabei haben?“ „Dann eben in den Kofferraum.“ Ich unterdrückte ein genervtes Stöhnen. Wenn wir uns hier noch eine Weile den Bauch in die Beine standen, würde Makis Ablenkungsmanöver umsonst gewesen sein. „Wir könnten auch einfach ein Taxi nehmen“, schlug Junno vor. Gott, manchmal fragte ich mich wirklich, ob ich mir nicht schon den kompletten Verstand weggesoffen hatte. Warum war ich nicht auf die Idee gekommen? „Ich fahr mit Kame im Taxi“, sagte Koki und schenkte mir noch ein gehässiges Grinsen. Und er wusste doch etwas! Das konnte kein Zufall mehr sein. Zähneknirschend stieg ich in Uedas Auto und wir fuhren endlich zur nächsten guten Bar. Jetzt brauchte ich dringend etwas zu Trinken. Am Ziel angekommen stürzte ich auch als erstes zur Bar und orderte mir ein Bier, um wieder runter zu kommen. Dieser ganze Abend ging mir gegen den Strich. Es wurde wirklich Zeit, dass ich mal wieder etwas zu meiner Entspannung beitrug. Auch wenn ich wusste, dass es nichts werden würde, solange Kame sich im selben Raum mit mir aufhielt. Innerlich gab ich mir einen Ruck und begab mich zum Rest der Truppe an den Tisch. „Man, Kame. Diese Risa war doch echt toll, was hattest du nur gegen sie?“, säuselte Ueda verträumt. Spinnt der? Der versaute mir meine ganzen Pläne! Der sollte etwas mit meiner Begleitung und nicht mit Kames anfangen. „Die schlägst du dir mal lieber wieder aus dem Kopf“, riet ich ihm. „Wieso, ist das etwa das Weib, was du in Aussicht hast?“, grinste Koki schon wieder so dämlich. Ich glaub, ich würde ihm demnächst Panzertape für seinen Mund besorgen. „Unbedingt“, rollte ich mit den Augen. „Du kannst doch alle möglichen Weiber haben, Jin. Lass mir wenigstens die“, jammerte Ueda rum. „Wenn du wüsstest“, murmelte ich. Oh man, so war das nicht geplant gewesen. Meine Stimmung wanderte immer weiter gen Tiefpunkt. Ich stürzte mein Bier hinter und begab mich mit dem Hinweis, dass ich Nachschub brauchte, an die Theke. So schnell würde ich von dort wohl auch nicht mehr weggehen. Nach einiger Zeit gesellte sich Kame zu mir. „Weibergeschichten“, seufzte er und setzte sich neben mich. „Ich kann immer noch nicht recht glauben, dass du auch auf Kerle stehst.“ „Tu ich eigentlich auch nicht.“ „Wie jetzt?“ „Längere Geschichte“, versuchte ich das Thema abzuwiegeln. Ich fürchtete nur, dass ich Kame irgendwann mal aufklären musste. Jedoch würde das unsere Beziehung wohl bloß noch mehr verkomplizieren und darauf konnte ich wirklich verzichten. „Ich mag Geschichten.“ „Nicht diese, glaub mir.“ Ich blickte von meinem Bierglas auf und sah ihn an. Hätte ich es bloß gelassen. Kame schmollte und sah dabei mehr als nur knuffig aus. Mein Herz begann augenblicklich aufgeregt in meiner Brust zu klopfen. „Ich erzähl's dir demnächst“, versprach ich, nur um ihn wieder lächeln zu sehen. Ich war so erbärmlich und schaufelte mir damit mein eigenes Grab. „Ich nehm' dich beim Wort.“ Zum Glück bohrte er nicht so lange wie Kyo. Das hätte mir zur Krönung des Abends noch gefehlt. Wenn ich ihm die Story erzählte, würde er mich wahrscheinlich für ein riesengroßes Weichei halten und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Wenn es nach mir ginge, könnte ich das bis in alle Ewigkeiten aufschieben. Kame Meine Neugier konnte ich nur schwerlich im Zaum halten. Ich hätte zu gern gewusst, was Jin genau damit meinte, dass er eigentlich nicht auf Kerle stand. Wie sollte ich das jetzt verstehen? Fand er nur mich scharf und nicht die sonstige Spezies? Am Ende war das Ganze nur eine Phase und ich der Angearschte. Aber dafür war es ihm scheinbar zu ernst. Warum sollte er sich sonst soviel Mühe geben? Es war doch zum Haare raufen! Warum war ich plötzlich so unsicher? Würde es mich stören, wenn er es sich wieder anders überlegen würde? Definitiv ja! Was für eine tolle Erkenntnis. Ich sollte mir selbst auf die Schulter klopfen.  Ich schielte rüber zu meinem Kollegen, welcher in sein Bier starrte, als würde es ihm die Zukunft zeigen können. Ich war heute verdammt noch mal eifersüchtig gewesen. Das war völlig neu. Ich wollte, dass seine Aufmerksamkeit mir galt, nur mir. Ich genoss seine Gesellschaft und er fehlte mir, wenn ich alleine war. Er brachte mich zum Lachen und in seiner Gegenwart konnte ich einfach nur ich sein.  Wenn ich all diese Dinge addierte, ergab das keine sehr gute Lösung. Ich wollte diese Schlussfolgerung nicht zulassen, obwohl es mir langsam dämmerte. Scheiße noch eins. Wir gehörten zu einer Band und in geraumer Zeit würde einer gehen müssen. Hier war kein Platz für solch romantischen Unsinn. Was hatte mich nur geritten, mich darauf einzulassen? Die Antwort war eindeutig: Jin. Leider nicht im wörtlichen Sinne. Okay, aus! Ich wollte solche Gedanken nicht mehr haben.  Ein Räuspern erlöste mich aus eben diesen und Jin blickte mich fragend an. Oh, ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich ihn immer noch anstarrte. „Ich...äh...trinkst du noch einen Kurzen mit mir, bevor ich abhaue?" Schnaps wäre jetzt genau das Richtige. Natürlich willigte der Ältere ein.  Wenig später verabschiedete ich mich von den anderen und machte mich ab nach Hause. Mein Kopf rauchte förmlich vom zu vielen Denken und ich wollte einfach nur noch meine Ruhe. Zum Glück waren die Sklaventreiber so human, den nächsten Tag nicht vollkommen zu zupacken. Es stand nur ein Tanztraining zu unserem neuen Song an und der Nachmittag war frei. Die Band lud sich zum wiederholten Male bei Ueda ein - nur diesmal mit seinem Wissen. Die Ausnahme bildete Jin, welcher scheinbar schon etwas anderes geplant hatte. Was es war, wollte er jedoch nicht verraten. Natürlich wurde ihm sofort ein Date mit seiner neuen Flamme angerichtet. Besagte Flamme war jedoch hoffentlich noch immer ich, hier anwesend, wusste nichts von einer eventuellen Verabredung und hatte erneut mit seiner Neugier und der aufkommenden Eifersucht zu kämpfen. Ich konnte nur hoffen, dass der Ältere einfach nur zum Zahnarzt musste. Es war vielleicht auch ganz gut so, dass er heute nicht dabei war. Ich brauchte dringend mal etwas Abstand, um meine Gedanken zu ordnen. Wir hockten alle auf der riesigen Couch. Auf dem Tisch standen schon diverse leere Bierflaschen herum. Die Stimmung war ausgelassen, zumindest bei den anderen, welche schon wieder bei dem leidigen Thema der angeblichen Neuen von Jin angekommen waren. Hatten die kein eigenes Leben? „Ich frage mich, warum er so ein Geheimnis aus ihr macht“, grübelte Junno. „Vielleicht ist sie so hässlich, dass er sich nicht mit ihr zeigen will“, mutmaßte darauf Maru und alle, ausgenommen von mir, brachen in schallendes Gelächter aus, bevor sie sich glucksend stritten, ob sie ein Pferdegebiss, Glubschaugen oder X-Beine hatte. „Ich hol Nachschub“, schnaubte ich griesgrämig und flüchtete mich schon beinahe in die Küche. So viel zum Thema Abstand. Selbst hier verfolgte mich dieser dumme Affe und wenn es nur als Inhalt der Gespräche von den anderen war. „Alles okay?“, riss mich Koki aus dem Gedanken, während ich Uedas Kühlschrank nach irgendetwas Hochprozentigem durchsuchte. Wenn das nicht alles bald ein Ende hatte, würde ich noch zum Gewohnheitstrinker werden. „Wie man es nimmt.“ Koki schien langsam ein schlechtes Gewissen bekommen zu haben. Sollte er gefälligst auch. Seine Kommentare gingen mir schon gestern tierisch auf die Nüsse und heute war es kein bisschen besser gewesen. Endlich wurde ich im Kühlschrank fündig und schnappte mir eine angerissene Flasche Bacardi und eine Cola. „Kommst du mit raus? Ich hab zur Zeit keine Lust, den anderen weiter beim Rätselraten zuzuhören.“ Tanaka stimmte zu und wir machten es uns im Garten auf zwei Liegen mit unserem neuen Mixgetränk bequem. „Weißt du, was Jin heute macht?“, nahm er das Gespräch wieder auf. War klar, dass die Frage kommen musste. Woher sollte ich das denn bitte wissen? Ich hatte leider keine hellseherischen Fähigkeiten. „Vielleicht ist er ja mit seinen Hamstern zum Tierarzt“, antwortete ich daher und konnte einen zickigen Unterton nicht unterdrücken. Das Thema nervte. „Jin hat Hamster?“ „Ja, auch wenn ich sie noch nicht näher begutachten durfte.“ „Warum das denn? Müssen Besuche beantragt werden?“ Wenn der wüsste, von was wir hier eigentlich redeten. Da konnte ich mir ein kleines Kichern nicht mehr verkneifen. Der Ältere stimmte mit ein, was bei ihm wahrscheinlich schon ein wenig am Alkohol lag. „Wie sieht es sonst bei euch aus?“ „Es stagniert“, antwortete ich ehrlich und leerte mein Glas, nur um es erneut zu füllen. „Er scheint es wirklich ernst zu meinen. Ich meine seine Blicke, der Spruch im Kino. Ich krieg' es zwar noch nicht ganz in meinem Kopf, aber scheinbar ist es wirklich so.“ Da war er nicht der Einzige. Mir wollte das Ganze auch noch nicht so recht verständlich erscheinen. Keine Ahnung warum, aber Jin blieb für mich ein Rätsel. Was wusste ich eigentlich von ihm? Verdammt, nichts. Vielleicht sollte ich diesen Umstand demnächst mal ändern. „Wann gibt es nun endlich das Happy End?“ Wo lebte der denn? Das war hier kein blöder Hollywoodfilm. Frustriert nippte ich erneut an der braunen Flüssigkeit und musste feststellen, dass ich es mit der Mischung wohl ziemlich gut gemeint hatte. „Wahrscheinlich nie“, antwortete ich irgendwann und erntete dafür einen geschockten Blick von meinem Kollegen. „Warum? Tu nicht so, als hätte es dich nicht auch erwischt.“ „Mich hat gar nichts erwischt.“ Höchstens vielleicht eine temporäre geistige Umnachtung. „Doch, die Flasche gleich deinen Schädel, damit du nicht mehr so einen Mist redest“, wedelte der Ältere mit der halbvollen Flasche herum und versuchte, bedrohlich dabei zu wirken. Ein Anblick für die Götter. „Selbst wenn da vielleicht was wäre...“ „Nicht wäre, ist!“ Hatte ich erwähnt, dass ich den Kerl ab und an wirklich umbringen wollte? Ich schnaubte entnervt und versuchte, diesen blöden Kommentar zu ignorieren. Wir einigten uns lieber darauf, zu Trinken, anstatt dieses leidige Thema weiter auszuführen. Zwischendurch sorge Koki für Nachschub, weil uns der Bacardi ausgegangen war. Keine Ahnung, wie viel Zeit inzwischen vergangen war oder was die anderen in dem Haus so trieben, aber wir hatten unseren Spaß. Mittlerweile waren wir beide so rotzen voll, dass wir nur noch scheiße von uns gaben. „Ich hab noch nie einen Kerl geknutscht“, lallte Koki und grinste dümmlich. Soviel zum Thema der geistigen Ergüsse hier. „Ich hoffe nicht, dass du den Umstand jetzt ändern willst.“ „Das hoffe ich auch“, ertönte plötzlich Jins Stimme hinter uns. Ach du Schande. Wo kam der denn her und warum hatte er seine zwei Zwillinge dabei? „Warum denn nicht? Gleiches Recht für alle. Du warst schon dran. Außerdem will ich auch mal eine Belohnung, wenn ich mir schon die ganze Zeit Kames Geheule anhören muss.“ Boah, so ein Verräter. Ich versuchte, Koki in die Seite zu boxen, verfehlte jedoch und kippte dank meines weg gesoffenen Gleichgewichtssinn von der Liege. Wenn ich hier schon auf dem Boden mein Dasein fristete, könnte der da oben mir auch den Gefallen tun, mir ein spontanes schwarzes Loch zu schicken. Zwar war ich hacketütendicht, aber ich schnallte leider immer noch, was Koki gerade dem anderen verklickert hatte. Man, war das peinlich. Es tat sich natürlich kein Loch auf. Wäre auch zu schön gewesen. Da Gras auch nicht zu meinen Leibspeisen gehörte, versuchte ich mich hochzustemmen, was leider nicht sonderlich gut funktionierte. Ich hätte erneut Bekanntschaft mit der grünen Fläche gemacht, wenn Jin mir nicht geholfen hätte, mich wenigstens aufzusetzen. Er kniete nun hinter mir und seinen Arm hatte er vorsichtshalber immer noch um mich gelegt, sodass ich nicht zur Seite wegkippen konnte. Da war er wieder: Mein strahlender Held. „Dauernd rettest du mich. Das nächste Mal bitte mit Ross und in Strumpfhosen.“ Gut, dass mein Hirn nicht mehr mitbekam, was mein Sprachzentrum für Schrott fabrizierte. Leider galt das nicht für den Älteren, denn der lachte nur leise. „Und bring deine Zwillinge mit. Die mag ich auch.“ „Du magst mich also?“ Darauf konnte ich nur noch dämlich kichern und lehnte mich mehr gegen Jin. Das fühlte sich verdammt gut an. Warum tat ich das nicht gleich noch mal öfter? Wie von alleine legten sich meine Hände auf seine. Ich konnte seinen warmen Atem an meinem Ohr spüren. Ein angenehmes Prickeln breitete sich in mir aus und ich bekam spontan das Verlangen, ihn einfach nur zu küssen. „Nehmt euch ein Zimmer oder ich mach gleich mit“, kam es mehr oder weniger deutlich von Tanaka, welcher dreckig grinste. „Denk nicht mal dran. Komm, ich bring dich rein.“ Jins Stimme verursachte eine Gänsehaut in meinem Nacken. Ich bekam gerade echten Fickreiz. Etwas umständlich half er mir hoch und schleuste mich ungesehen am Wohnzimmer vorbei in das obere Stockwerk. Ich schwankte munter durch den Flur und enterte das erstbeste Zimmer. Mir wäre auch eine Abstellkammer jetzt recht gewesen, aber ich fand sogar eine Räumlichkeit samt Bett. Was für ein Luxus. Erfreut von meiner Entdeckung schmiss ich mich auf dieses und musste feststellen, dass sich das Ding auch noch drehte. Oder war das nur in meinem Kopf? Jin stand etwas ratlos im Türrahmen und wusste scheinbar nicht so recht, was er jetzt machen sollte. Tja, mir kamen da so einige Ideen, wenn diese verdammte Karussellfahrt nur mal aufhören würde. Mir wurde schon ganz anders davon. Ich spürte, wie sich die Matratze neben mir ein Stück senkte. Ich drehte mich sofort auf den Rücken und blickte direkt in ein paar braune Augen, welche auf mich hinab sahen. Der Rest lief wie von alleine ab. Schneller, als mein Hirn es registrieren konnte, hatte ich den Älteren schon an seinem Shirt gepackt und zu mir nach unten gezogen, um meine Lippen auf seine zu pressen. Jedoch dauerte diese Berührung nicht lange an, da mich Äffchen bestimmt von sich wegdrückte. „Du bist betrunken“, hauchte er heiser und selbst ich merkte trotz meines Zustandes, wie er mit sich selbst kämpfte. „Und du wirst das jetzt gefälligst ausnutzen.“ Dahin war seine Zurückhaltung und schon konnte ich seinen Mund erneut in Beschlag nehmen. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war das Bett neben mir leer. Meine Kehle fühlte sich an wie die Wüste Gobi und meinem Kopf ging es nicht sonderlich besser. Ich versuchte, mir die Ereignisse des gestrigen Abend wieder in Erinnerung zu rufen und wollte mich spontan mit meinem Kissen ersticken. Oh Gott, warum immer ich? Wo war der verdammte Filmriss, wenn man ihn mal brauchte? Was hatte ich da eigentlich für einen Müll gelabert? Ich saß richtig tief in der Kacke. Mit wackligen Beinen versuchte ich, aufzustehen. Ein Blick in den Spiegel an der Schranktür sagte mir, dass ich genauso scheiße aussah, wie ich mich fühlte. Ich war völlig zerknittert, genau wie meine Klamotten. Wenigstens hatte Jin sich gestern soweit unter Kontrolle gehabt, das Ganze bei einer kleinen Knutscherei zu belassen. Dafür war ich ihm gerade mehr als dankbar. Wie sollte ich ihm nach dem gestrigen Auftritt noch unter die Augen treten? Augen zu und durch, denn ich bräuchte dringend etwas zu Trinken. Unten herrschte schon ein reges Gewusel. Als erstes entdeckte ich Koki, welcher wie ein Häufchen Elend auf einem der Sessel hockte und sich an seiner Wasserflasche festklammerte. „Morgen“, murmelte ich und ließ mich ihm gegenüber nieder, während ich besagte Flasche fixierte. Scheinbar funktionierte sein Denkvermögen insoweit wieder, dass er mir gleich das Ding zuwarf und ich versuchte, meinen Durst zu löschen. „Alter, ich hab keinen Plan mehr, was gestern Abend noch war“, gab er gequält von sich und ich beneidete ihn dafür. Ich würde auch gerne so manches aus meinem Gedächtnis streichen, bis auf die Zungenaction vielleicht. Die war echt gut gewesen, aber der Rest davor konnte sich bitte in Luft auflösen. Wenig später gesellte sich auch Maru zu uns. Scheinbar hatten sich alle gleich mal hier über Nacht einquartiert. Nach ihnen folgten Ueda und Jin. Mein Blick heftete sich stur auf den Boden. Hübsches Fliesenmuster, musste ich schon sagen. „Nette Augenringe Tatsuya“, ertönte es von Koki. Tja, ihm ging es immer gleich besser, wenn es Menschen gab, denen es noch schlechter ging. „Halt die Klappe. Kein Wunder, wenn man in seinem eigenen Haus auf dem Boden schlafen darf, da mein Bett ja besetzt wurde.“ Okay, jetzt war der Zeitpunkt gekommen, rot anzulaufen. Tat ich dann auch und traute mich erst recht nicht mehr, aufzublicken. Dann war das wohl besagtes Schlafzimmer gewesen. Scheiße aber auch. Hatte uns jemand gesehen? Bitte nicht. „Wollt ihr uns vielleicht etwas sagen?“ Ich spürte die Blicke mehr als deutlich auf mir ruhen. Ein nervöses Räuspern erklang von Jin und ich versuchte, mich einfach in Luft aufzulösen. Soviel zu der Frage, ob uns jemand gesehen hatte. „Jin hat uns zumindest einiges zu sagen“, ertönte es plötzlich von Junno, welcher mit einer großen Tüte und einer Zeitung in der Hand auf uns zu kam. Jetzt war sogar ich zu neugierig, um weiter auf den Boden zu starren. Besagte Zeitung befand sich allerdings erst einmal in den Händen des Hausbesitzers. „Boah Jin, du nimmst auch alles, was dir vor den Schwanz kommt. Die Welt ist so ungerecht.“ Das Papier landete vor uns auf dem Tisch. Auf der Titelseite waren Bilder von Jin und Maki auf dem Screening, daneben welche in einem kleinen Café. Überschrift: Das neue Traumpaar der Pop-Industrie. Großes Kino, mir wurde speiübel. Nun war zumindest klar, was der werte Herr gestern noch so getrieben hatte oder mit wem. „Ich geh heim“, brachte ich leider nicht so neutral, wie ich wollte, hervor und erhob mich. Jin starrte mich an und schien krampfhaft zu überlegen, was er am besten sagen sollte. Konnte er sich alles schenken. „Eh, ich hab extra Frühstück geholt“, beschwerte sich Junno, was mir mal so was von am Arsch vorbei ging. „Keinen Hunger.“ „Wir haben auch noch nicht geklärt, was da bitte nebenbei noch zwischen euch läuft“, meldete sich Ueda erneut zu Wort und alle blickten irritiert zwischen Jin und mir hin und her. Sehr schön, ich fühlte mich langsam wie in einem beschissenen Drama. „Nichts. Gar nichts“, zischte ich nur. Höchste Zeit, hier wegzukommen, bevor ich noch völlig austickte. Ohne weiter auf die anderen zu achten, trat ich die Flucht an. Natürlich wurde es mir nicht zu leicht gemacht, denn Jin musste einem mal wieder hinterher rennen. „Kame! Bleib stehen!“ Ich dachte ja nicht einmal daran. „Kazuya!“ Der brauchte mir gar nicht auf die Tour kommen. „Kamenashi!!!“ Ach, verdammt. „Was?“, fuhr ich ihn laut an. Es war mir gerade so was von egal, dass wahrscheinlich die ganze Nachbarschaft mithören konnte. „Lass mich...“ „Erklären? Es ist sicher alles vollkommen anders.“ „Ja, ist es. Was da steht, stimmt nicht einmal im geringsten. Maki steht auf Ueda.“ „Warum sollte ich dir das glauben? Warum sollte ich dir überhaupt irgendwas glauben? Woher soll ich wissen, dass du mich nicht nur verarscht?“ Ich war verdammt wütend. Auf ihn, auf mich, auf diese gesamte scheiß Situation. „Das kannst du nicht wissen, aber du könntest es mal mit Vertrauen versuchen, sonst ist das alles zwischen uns zum Scheitern verurteilt.“ „Das ist es doch so oder so.“ Konversation beendet. Er ließ mich gehen. Unterwegs sagte ich alle Termine für heute, unter dem Vorwand krank zu sein, ab. Die konnten mich alle mal. Vor einer Stunde hatte Jins Geburtstagsfeier offiziell begonnen und ich hockte immer noch zu Hause herum. Mittlerweile hatte ich eingesehen, dass ich vielleicht etwas überreagiert hatte, so ein ganz klein wenig. Umso schwieriger war es nun, ihm wieder unter die Augen zu treten. Sogar Bakanishi sah mich vorwurfsvoll vom Bett aus an. Schon klar, ich hatte es versaut. Koki versuchte, mich auch schon den gesamten Tag zu erreichen, aber ich ignorierte mein Telefon gekonnt. Nicht hinzugehen war auch keine sehr gute Alternative. Außerdem war ich jetzt schon mal angezogen. Schön dunkel, damit ich mich besser in dem dunklen Club tarnen und mir eine finstere Ecke der Schande suchen konnte. Nach weiteren zwanzig Minuten schaffte ich es endlich, mich auf den Weg zu machen. Bock auf Party hatte ich nicht wirklich. Vom Alkohol sollte ich auch lieber die Finger lassen. Man sah ja, wie das jedes Mal endete. Das Taxi kutschierte mich direkt vor den Eingang des Clubs, welcher von Kyo gleich komplett gemietet wurde. Er mache keine halben Sachen, war damals sein einziger Kommentar dazu gewesen. Wir hatten alle kräftig zusammengelegt, um Jin die Party zu schenken, samt All you can drink natürlich. Das freute unseren Kollegen sicher mehr als langweilige Geschenke wie Bücher oder CDs. Die Räumlichkeiten waren gerammelt voll. Ich wollte gar nicht wissen, wer die Menschen alle waren. Ein paar von JE konnte ich schon ausmachen, aber der Rest war mir völlig unbekannt. Ich versuchte, mich unauffällig durch die Menge zu schleusen und nach dem Geburtstagskind Ausschau zu halten. Ihn entdeckte ich nicht, dafür seine angebliche neue Freundin. Diese stand neben Ueda an der Bar und beflirtete diesen heftig. Scheiße, Jin hatte doch die Wahrheit gesagt. Jetzt fühlte ich mich doch gleich besser. Ich sollte mich einfach im Klo runter spülen gehen. „Hey Fanboy, wir dachten schon alle, du kommst nicht.“ Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Kyo neben mir aufgetaucht war. Was musste sich der auch so anschleichen? Ich nuschelte schnell was von wegen fieser Verkehr und der Ältere nickte nur verstehend. „Wenigstens hast du es noch vor der Show her geschafft. Geht gleich los“, zwinkerte er mir zu und verdrückte sich, nachdem er mir noch netter Weise mitteilte, wo sich Jin aufhielt. Toll, jetzt hatte man mich gesehen. Da wäre es leicht unhöflich, nicht mal 'Hallo' zu sagen. Ich kam nicht einmal dazu, mich zu fragen, was für eine Show starten würde, weil ich ihn schon entdeckte. Jin sah zum Anbeißen aus. Das machte es nicht gerade einfacher. Langsam bahnte ich mir meinen Weg zu ihm und wartete brav in der Nähe, bis er sein aktuelles Gespräch beendete. „Hey“, begrüßte ich ihn unsicher. „Hey“, kam es emotionslos zurück. Ich versuchte, seinen aktuellen Gemütszustand in seinen Augen zu erkennen, was bei dem schummrigen Licht hier drinnen eigentlich unmöglich war. „Ich…wollte mich bei dir entschuldigen“, brach es schon beinahe aus mir heraus, sodass mich mein Gegenüber doch etwas überrascht musterte. „Ich hatte kein recht, dich so anzufahren. Ich hab überreagiert. Tut mir leid“, fuhr ich zerknirscht fort und traute mich gar nicht, ihn wieder direkt anzusehen. Die Musik wurde plötzlich lauter und die Leute gingen auseinander, sodass sich in der Mitte der Tanzfläche ein Kreis bildete. Kyo betrat eben diesen mit einem Mikro in der Hand und lotste Jin direkt zu sich. Dieser lächelte mich entschuldigend an, bevor er sich auf den Weg machte. Kurz faselte der kleine Sänger irgendetwas von einem tollen Geschenk und schon wurde mein Kollege auf einen Stuhl verfrachtet und los ging es. Im wahrsten Sinne. Zuerst geschah gar nichts, dann kamen Rauchschwaden und aus ihnen eine sehr leicht bekleidete Dame, die scheinbar auch nicht vorhatte, den wenigen Stoff auf ihrer Haut zu behalten. Am liebsten hätte ich mir mit der Hand gegen die Stirn geschlagen. Das war doch jetzt nicht der ihr Ernst? Die Stripperin räkelte sich genüsslich auf Jin, welcher leider Gottes auch noch mehr als angetan von dieser Darbietung schien. Zumindest verriet das die langsam entstehende Beule in seiner Hose. Die Menge jubelte und ich wollte am liebsten diese dumme Kuh abknallen oder Jin oder beide. Jetzt fiel auch noch das knappe Oberteil und sie präsentierte ihre unechten Brüsten der sabbernden Menge. Keine Ahnung, wie lange die „Show“ ging. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, bis die Musik endlich stoppte, das Miststück auch noch die Hand meines Äffchens ergriff und diesen mit sich in den hinteren Bereich zog. Mein Kiefer klappte nach unten. Jeder hier wusste, was da jetzt abgehen würde. Die dumme …!!! Das war echt zu viel. Scheiß auf kein Alkohol. Den brauchte ich jetzt definitiv dringend. TBC Wir freuen uns wie immer über Feedback :D Seit gespannt auf nächste Woche ^///^ Kapitel 18: Make U Hardo Gay 2.0 -------------------------------- Kapitel 18 Da sind wir wieder, diesmal mit dem zweiten Teil der Partyaction XD Vielen, vielen Dank für die tollen Kommentare ^^ Wir freuen uns immer riesig darüber!!! Viel Spaß beim Lesen *** Make U Hardo Gay 2.0 Jin Den Tag nach dem Screening traf ich mich Maki, um mit ihr Kaffee zu trinken und die Details unseres Planes zu besprechen. Lange hatten wir jedoch keine Gelegenheit dazu, als ich von Junno genötigt wurde, bei Ueda aufzuschlagen, um gefälligst mitzufeiern. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass meine Kollegen scheinbar unter die Frühshopper gegangen waren. Seufzend verabschiedete ich mich von meiner neuen Bekannten, die ich zu meiner Geburtstagsfete bestellt und der ich so einige Tipps im Bezug auf Ueda gegeben hatte. Hoffentlich würde alles glatt gehen. Ich gönnte es den beiden wirklich. Ich orderte mir ein Taxi, damit ich halbwegs entspannt ankam und nicht zwischen Menschen gequetscht stehen musste. Leider war der Verkehr mindestens genauso anstrengend und ich war nicht unbedingt in bester Laune, als ich bei meinen Kollegen ankam. Diese waren alle munter dabei, sich in andere Sphären zu befördern und ich tat entweder gut daran, mich schnell auf diese Ebene zu begeben oder das Weite zu suchen. Ich entschied mich für letzteres und betrat den Garten, wo Kokis und Kames Worte an meine Ohren drangen. Was zum Teufel ging hier ab? Ich konnte für Kokis Gesundheit nur hoffen, dass er das Gesagte nur scherzhaft meinte. Sonst müsste ich ihm wirklich Vernunft einprügeln. Allerdings vergaß ich meinen vermeintlichen Kontrahenten sofort, als ich mitansehen musste, wie Kame völlig breit auf der Wiese lag. Wenn ich schon nicht darauf achtete, was er trank, kam gleich so etwas dabei raus. Mein Beschützerinstinkt meldete sich sofort und ich half ihm dabei, sich wieder hinzusetzen. Seine Nähe brachte mich fast zum Durchdrehen. Am liebsten wäre ich sofort über ihn hergefallen, aber ich konnte mich gerade so noch zurückhalten. Vor allem, nachdem Koki uns darauf hinwies, dass er noch anwesend war und durchaus schnallte, was sich vor seinen Augen abspielte. Wir mussten dringend hier weg, sonst könnte ich in absehbarer Zeit für nichts mehr garantieren. Als ich Kame so völlig dicht durch das Haus wandeln sah, wusste ich, dass heute nichts mehr mit ihm anzufangen war. Seufzend begab ich mich zu ihm aufs Bett, als er sich darauf geschmissen hatte. Ein wenig Körpernähe wäre ja sicher durchaus drin und würde nicht als Ausnutzung der Situation verstanden werden. Was dann jedoch folgte, haute mich wirklich von den Socken. Verdammt noch mal! Konnte mich dieser Depp nicht einmal im nüchternen Zustand küssen? Dann müsste ich mir nicht ständig so scheiße vorkommen. Ich musste wirklich all meine Selbstbeherrschung aufbringen, um ihn von seinem Handeln abzuhalten. Denn das würde er spätestens am nächsten Tag bereuen. Aber wer konnte bei der Aufforderung „Und du wirst das jetzt gefälligst ausnutzen“ schon nein sagen? Viel zu sehr sehnte ich mich nach eben diesen Berührungen. Ich warf meine letzten Bedenken über Bord und knutschte ihn einfach nur noch in Grund und Boden. Wahrscheinlich wäre das Ganze noch ausgeartet, zumindest meinerseits, aber Kames Küsse wurden mit der Zeit fahriger, bis sie schließlich ganz abebbten. Ich öffnete meine Augen und sah, dass er mal wieder weggepennt war. Auch wenn das meine Körpermitte gerade unglaublich frustrierte, war es eindeutig besser so. Seufzend warf ich mich auf die Seite und zog Kames Körper an mich. Wenigstens noch ein bisschen kuscheln wollte ich. Mit Einschlafen würde es sicher nichts werden, so aufgewühlt wie ich gerade war. In letzter Zeit war zu viel passiert. Dieses hin und her brachte mich komplett um den Verstand und um meinen wenigen Schlaf. Ich kam jedoch nicht mehr dazu, darüber nachzugrübeln, als auf einmal die Tür geöffnet wurde und ich schnell meine Augen schloss, um mich schlafend zu stellen. Das Licht ging an und ein erschrockenes Keuchen ertönte. „Was zur Hölle?“ Ueda, eindeutig! Jetzt hatten wir endgültig den Karren in den Dreck gefahren. Keine Chance, sich da noch herauszureden. Ich stellte mich weiterhin schlafend und tat dies offensichtlich auch ganz gut, denn keine Minute später wurde das Licht ausgemacht und der Störenfried verließ den Raum wieder. Wir waren dermaßen am Arsch! Irgendwann holte mich der Schlaf noch ein, allerdings dauerte er nicht lange an. Die ersten Sonnenstrahlen weckten mich und ich betrachtete lächelnd den schlafenden Körper neben mir. Ob Kame wohl noch etwas von den gestrigen Ereignissen wusste? Begrüßen würde ich es, allerdings hoffte ich dann, dass er es nicht bedauern würde. Ich hatte ja leider immer noch keinen Plan, woran ich bei ihm eigentlich war. Wer weiß, ob er gestern nicht einfach nur geil gewesen war oder ob da wirklich mehr dahinter steckte. Mit Nachdenken würde ich das jedenfalls nicht herausfinden und ich musste dringend aufs Klo. Auch wenn ich so Null Lust hatte, den anderen zu begegnen. Ueda hatte höchstwahrscheinlich gleich allen verklickert, was er gestern Interessantes in seinem Schlafzimmer vorgefunden hatte und diese warteten nun begierig darauf, mir auf den Zahn zu fühlen. Und selbst wenn er nichts gesagt hatte: Es war einer mehr, der es wusste. Irgendwann würden alle wissen...dass nichts bei uns lief. Meine Güte, für diese Erkenntnisse war es eindeutig noch zu früh. Genervt begab ich mich in die Küche, nachdem ich mich erleichtert hatte und fand diese zum Glück leer vor. Leise kramte ich die nötigen Utensilien für einen Kaffee zusammen und fühlte mich gerade wie ein Einbrecher. Ich konnte nur hoffen, dass alle zu viel getankt hatten, nun ihren Rausch ausschliefen und dementsprechend schwerhörig waren. Leider war das Glück in letzter Zeit nicht auf meiner Seite, denn es tapste genau in dem Augenblick ein gähnender Koki die Küche. Oder vielmehr das, was von ihm übrig war. Noch einer, der Bescheid wusste, wie er mir gestern mit seiner Aussage vermittelt hatte. Aber er war immerhin noch das kleinere Übel. „Ich brauch' Tabletten“, jammerte er wehleidig. „Die sind sicher nicht hier in der Küche.“ „Aber du kannst mir welche holen.“ „Sehe ich aus wie die Wohlfahrt?“, fragte ich gereizt. Tat mir ja leid, aber ich hatte noch keinen Kaffee getrunken und kaum Schlaf gehabt. Sollte er sich einen anderen Sam suchen. „Ja?“, grinste er mich schief an. „Frag Junno“, meinte ich versöhnlich. Vielleicht bräuchte ich nachher noch jemanden, der mir Beistand leistete. Zumindest, sofern er sich heute noch in ein menschliches Wesen zurückverwandelte. „Der ist Frühstück holen.“ „Ist ja gut“, willigte ich entnervt ein und holte ihm seine Tabletten, nachdem ich den halben Badeschrank auf den Kopf gestellt hatte. Ueda würde sich später sicher bedanken. Ich schmiss ihm in der Küche die Packung an den Kopf, wo er immer noch bewegungsunfähig verharrte. Die Arme hatte er auf der Anrichte abgestützt, wohl, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Aua“, bedankte er sich und begab sich ins Wohnzimmer. Allmählich kam Unruhe ins Haus und ich stellte mich den Dingen, die da draußen auf mich lauerten, nachdem ich eine Tasse Kaffee intus hatte. Kame lungerte bereits auf der Couch und begutachtete sofort den Boden vor sich, als er mich entdeckte. So viel zum Thema Bereuen. Die Fähigkeit, sich in Luft aufzulösen, hätte ich gerne drauf, besonders als Ueda das Thema auf den Tisch packte, um das ich lieber einen riesengroßen Bogen gemacht hätte. Logisch, dass er eine Erklärung für unser Verhalten wollte. Die hätte ich allerdings selbst sehr gerne. Zum Glück errette mich die Zeitung, zumindest mehr oder weniger. Eher weniger, weil Kame sofort flüchtete. Irgendwann würde ich diese Aasgeier von Pressefotografen umbringen. Jetzt musste ich erst einmal mein Herzblatt von meiner Unschuld überzeugen, was mir wohl so gar nicht gelang. Vielen Dank auch! Es war ja noch nicht schlimm genug, dass ich hier als Sündenbock verteufelt wurde, nein, jetzt musste ich mich auch noch allein meinen neugierigen Bandkollegen stellen. Unmotiviert schlürfte ich zurück in die Höhle des Löwen und wurde, wie erwartet, mit Fragen bombardiert. „Was läuft da zwischen euch, hä?“, fragte Ueda ungedulig. „Zwischen Maki und mir? Gar nichts“, tat ich einen auf unwissend. „Zwischen Kame und dir“, zischelte es ungehalten. „Auch nichts, das ist es ja“, wurde ich nun auch lauter. Verflucht noch eins! Warum musste ich mich hier eigentlich für meine Gefühle rechtfertigen? Stand ich im Kreuzverhör oder was? Ich wusste nicht, dass es neuerdings verboten war, sich zu verlieben. „Beruhigt euch mal wieder, oder streitet wenigstens leiser“, moserte Koki gequält vom Sofa. „Worum geht es überhaupt?“, fragte Maru irritiert. Scheinbar hatte Ueda doch noch nicht geplaudert. Was er allerdings in diesem Moment nachholte. Ich wäre jetzt sehr gerne davon gelaufen. Peinlicher ging es kaum noch. „War der Filmkuss daran schuld?“, kicherte Junno vergnügt. Alle sahen mich daraufhin fragend an. War ich im Kurs für 'Verlieben für Anfänger' gelandet oder was? „Ja, sicher. Der hat einen Schalter in meiner Nervenbahn umgelegt und seitdem bin ich unsterblich in Kame verliebt.“ „Gilt gleiches auch für ihn?“, grinste Koki unverschämt. Hätte ich bloß stärker die Tabletten gegen seinen Kopf gefeuert. Undankbarer Arsch! Als ob er das nicht wüsste. Moment mal, am Ende wusste er ja tatsächlich mehr als ich und er zog mich gerade wirklich nur auf. Wieder wurde ich fragend angesehen. Ich würde hier gleich Amok laufen! Mein Puls ging jedenfalls in einer gefährlichen Frequenz. „Ich hab keine Lust mehr“, heulte ich schon fast. Ich war doch wirklich nur von Dämelsäcken umgeben und keiner war darunter, der mir half. „Hat's dich echt so schlimm erwischt?“, fragte Ueda nun einfühlsam. Ich musste ein gequältes Stöhnen unterdrücken. Therapieeinlagen mit diesen Hobbypsychologen konnten eigentlich nur im Selbstmord enden. „Ich will heim“, brabbelte ich in der Hoffnung, dass sie mich endlich in Ruhe ließen. „Ich begleite dich“, sagte Koki und stand schwankend auf. „Du kannst ja kaum stehen“, gab Maru zu bedenken. „Dann bringt eben Jin mich heim, auch gut“, laberte er sich einen dran lang. „Passt schon“, sagte ich und sackte Koki an. Ich wollte nur noch hier weg. Minuten später saßen wir im Taxi auf dem Weg zu seiner Wohnung. Auch wenn er total im Eimer war, grinste er mich die ganze Fahrt über hämisch an. Der sollte nur so weiter machen. In seiner Müllhalde von Wohnung würde es wohl niemanden wundern, wenn er über irgendetwas ausrutschte und sich zufällig das Genick brach. „Ich finde das zwischen euch äußerst erheiternd“, grinste er noch immer, als wir auf seiner Ottomane lümmelten. „Wie schön, dass wenigstens einer dabei seinen Spaß hat“, grummelte ich. „Und was für einen“, lachte er. Okay, ich fragte mich gerade, warum ich mir das hier überhaupt antat. Ich war schon dabei, mich zu erheben, als ich wieder zurückgezogen wurde. „Nun sei nicht gleich beleidigt. Ihr seid euch ja wirklich total ähnlich.“ Fragend sah ich ihn an und hoffte, dass er mir mal langsam ein paar Sachen erklärte. Wozu sonst hatte ich mich wohl in dieses Loch von Wohnung begeben? „Wie du ja sicher bemerkt hast, hat mir Kame das zwischen euch erzählt.“ In der Tat war ich so weit auch schon gekommen. „Und ich glaube, er ist auch scharf auf dich.“ „Ach was.“ Das waren ja ein paar Neuigkeiten, oh man. „Ist das alles, was du mir erzählen kannst?“ „Na ja, wenn ich mehr sage, schlägt mir Kame bestimmt den Schädel ein.“ „Das mache ich auch gleich, wenn du nicht mit der Sprache raus rückst.“ Verdammt noch eins, der sollte mit seinen Informationen nicht hinterm Berg halten, als wären es Staatsgeheimnisse. „Na gut“, seufzte er, als hätte er nur auf diese Reaktion gewartet. „Ich denke schon, dass er mehr für dich übrig hat als Freundschaft. Er gesteht sich das bloß noch nicht ein.“ „Hm“, machte ich daraufhin. Das war doch schon eher etwas, womit ich etwas anfangen konnte. Wenn auch Koki dieser Meinung war, standen meine Chancen wohl wirklich nicht so übel. Zumindest rein theoretisch, denn uns lag immer noch ein großer Stein im Weg. „Weißt du auch von dem Wettbewerb?“, fragte ich vorsichtig an. „Du meinst, dass einer von euch rausgeschmissen werden soll?“ „Genau das“, seufzte ich niedergeschlagen. Ich mochte eigentlich gar nicht daran denken, aber leider ließ sich das Problem nicht durch pure Gedankenkraft aus dem Wege schaffen. „Hat mir Kame erzählt. Schon irgendwelche Pläne deswegen?“ „Nicht so richtig.“ „Ich lass mir etwas einfallen.“ Bis zu meiner Fete passierte nichts Dramatisches mehr, außer dass Kyo mir noch mitteilte, eine Überraschung für mich zu haben. So etwas bedeutete in seinem Fall eigentlich nie etwas Gutes und mir schwante wirklich Übles, als ich in dem Club eintraf, wo die Feierlichkeiten abgehalten werden sollten. Ich fand, es war schon Geschenk genug, dass Kyo sich um alles kümmerte. Und mit alles meinte ich alles. Er hatte den ganzen gottverdammten Club gemietet, sich um Personal, Getränke und leider auch um die Gästeliste gesorgt. Somit hatte ich zwar keine Arbeit gehabt, aber eben auch null Plan, was hier heute abgehen würde. Viel war noch nicht los. Bisher war nur das Personal und mein bester Kumpel anwesend, der auf mich zugesteuert kam, als er mich entdeckte. „Du siehst aus, als könntest du ein Bier vertragen“, stellte er fest und orderte sogleich für sich und mich welches. Ich hatte es im Urin, dass ich nicht nur das eine nötig hatte. Die Lokalität begann sich langsam zu füllen. Unter ihnen waren auch Dir en grey, leider mit Drummer im Gepäck. Aber Kyo konnte ihn ja auch schlecht ausladen, zumal er nichts von meiner Abneigung wusste. Wenigstens behielt Shinya seinen Köter bei sich. Er machte es sich auf einem Sessel bequem und streichelte in aller Seelenruhe unaufhörlich über das blank polierte Fell des Tieres. Ich musste unwillkürlich den Vergleich zu Dr. Evil und dessen Katze ziehen. Als ich mir sicher war, nicht Gefahr zu laufen, von dem Ding angefallen zu werden, wandte ich mich von dem Schauspiel ab und sah, dass Makiröllchen eintraf. Mein Part würde beginnen, sobald meine Bandkollegen hier waren. Die gute Frau war sichtlich nervös. Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut. Nach dem Abgang von Kame hatte ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen und ich fragte mich, ob er heute überhaupt aufkreuzen würde. Maki stellte sich neben mich, nachdem sie sich mit einem Cocktail versorgt hatte. „Den brauch ich, um das heute zu überstehen“, gestand sie lächelnd. Bei mir brauchte sie sich nicht zu rechtfertigen. Ich war mit Sicherheit der Letzte, der das nicht nachvollziehen konnte. „Auf einen erfolgreichen Abend“, sagte ich und meinte damit nicht nur ihr Gelingen. Kaum dass meine Band eintraf, stellte ich die beiden einander vor und sie zischten ein paar Minuten später gemeinsam ab. Ich beneidete die zwei. Wenn es bei Kame und mir mal so einfach laufen könnte. Von besagtem Kerl fehlte nach wie vor jede Spur. Dafür traf ich auf Yamapi, der ziemlich unglücklich aussah. Seit der Party von damals hatte ich ihn noch ein paar mal gesehen und ihm verklickert, dass das aus uns beiden nichts werden würde. Hoffentlich hatte er jetzt nicht so etwas wie Liebeskummer, denn daran wollte ich bestimmt nicht schuld sein. „Was ist los mit dir? Ist dein Haustier gestorben?“ „Nee“, sagte er und rang sich ein Lächeln ab. „Aber hier sind alle Kerle entweder vergeben oder hetero.“ „Nicht alle“, meinte ich und deutete auf den Bassisten von Dir en grey. „Aber Vorsicht, der Junge hat es nicht so mit Beziehungen.“ „Mir egal, ich brauche Spaß.“ Und weg war er. Irgendwie hatte ich es mir heute zur Aufgabe gemacht, den Kuppler zu spielen. Wenn es schon bei mir nichts wurde, wollte ich wenigstens anderen Leuten unter die Arme greifen. Nüchtern betrachtet war das ziemlich deprimierend. Die Bude hier wurde immer voller und mir fiel es schwerer, noch nach Kame Ausschau halten zu können. Irgendein Typ laberte mich von der Seite an, dass er meine Party hier ganz toll fand. Ich fand es ja auch ganz toll und noch viel toller wäre es, wenn er jetzt verschwinden könnte, weil ich in eben diesem Moment den Kleinen erblickte. Zum Glück verdünnisierte sich der Kerl endlich und machte Platz für mein Herzblatt. Ich war völlig geplättet, als er sich bei mir entschuldigte. Ich hatte ja mit viel gerechnet, aber sicher nicht mit seiner Einsicht. Leider kam ich nicht mehr dazu, zu antworten, als ich von Kyo davon geschleift wurde, der der Meinung war, dass es Zeit für seine Überraschung wäre. Mir wurde ganz anders zumute, als ich auf einen Stuhl platziert wurde. Ich konnte mir schon denken, was gleich abgehen würde. Ich hasste meinen Kumpel wirklich für das, was aus dem Nebel kam. Warum musste er auch so eine gutaussehende Frau engagieren? Hätte es nicht eine etwas weniger aufreizende sein können? Wahrscheinlich hatte er sie nur genommen, weil er sie später noch knallen wollte. Und wahrscheinlich auch, weil sie ihr Handwerk verdammt gut verstand. Ich versuchte es wirklich zu vermeiden, aber so wie sie sich auf mir bewegte, ging das einfach nicht mehr. Ich bekam einen Ständer und das nicht zu knapp. Aber wer konnte mir das bei meinem derzeitigen Sexentzug schon verübeln? Zum Glück ging die Show nicht mehr allzu lange und das Mädel schleifte mich in die weniger belebten Bereiche des Clubs. „Ich brauch' ne Kippe“, sagte ich völlig fertig. Entweder das oder Kame, der Hand an mich legte. Da war eine Zigarette wohl leichter zu realisieren. „Sorry“, meinte sie, „aber ich hab nur Kyos Anweisungen befolgt und ich glaube, ich hatte Erfolg.“ „Inwiefern?“, fragte ich irritiert. „Der eine Typ hat vor Wut gekocht. Ich nehme mal an, dass es sich dabei um einen gewissen Kame handelt.“ Oh, verflucht. Das hatte Kyo also bezweckt. Na super, als ob er nicht schon eifersüchtig genug gewesen wäre. Wir kamen auch von einem Extrem ins nächste. „Wollen wir?“, fragte das Mädel zum Glück wieder angezogen und ich begab mich mit ihr nach draußen, um meine Nerven mit Nikotin zu beruhigen. Und ich musste mir etwas einfallen lassen, wie ich Kame gnädig stimmen konnte. Keine leichte Angelegenheit. Die Stripperin, die sich als Mai vorstellte, begab sich sofort zu Kyo, als wir wieder drinnen waren. Dieser Kerl machte mich echt wahnsinnig mit seinen Weibergeschichten. Ich entdeckte, wie nicht anders erwartet, Kame an der Bar. Er starrte in seine Cola, die wohl auch Rum beinhaltete und schaute nicht sehr begeistert aus der Wäsche. „Hey“, versuchte ich, seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich hatte keine Ahnung, in welcher Laune er sich jetzt befand. „War's schön mit der Stripperin?“, zickte er und ich musste mich beherrschen, nicht mit den Augen zu rollen. „Tut mir ja leid, dass ich geil geworden bin, aber ich hab seit Monaten Stau, woran du nicht gerade unschuldig bist“, erwiderte ich. „Aber damit machst du es mir nicht gerade leicht“, krittelte er an mir herum. „Ich weiß“, nahm ich die Schuld auf mich, obwohl es gar nicht meine war. Nicht komplett jedenfalls. „Verzeihst du mir?“, griente ich ihn an. „Nur wenn du mir einen neuen Drink holst“, stellte er die Bedingungen klar und hielt mir sein leeres Glas vor die Nase. „Wie der Herr wünscht“, sagte ich und gab ihm, was er wollte. „Sonst noch etwas, was ich für dich tun kann?“ Das Lächeln, mit welchem er mich im Anschluss bedachte, brachte meine Hormone schon wieder dazu, Purzelbäume zu schlagen. Flirten mit Kame, wenn man gerade eben eine Erektion überwunden hatte, war nicht sehr zu empfehlen. Ich räusperte mich, klammerte mich an meinem Bierglas fest und schaute mich um. Als ich wieder zu meinem Kollegen sah, stellte ich fest, dass er mich immer noch süffisant angrinste. Verdammt, er fühlte sich überlegen und er hatte auch allen Grund dazu. Nervös leckte ich mir über die Lippen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ich hier wieder heil heraus kam. „Warum so nervös?“, fragte er in unschuldigem Ton. Dieser Bastard! Aber wer mir mit dummen Sprüchen kam, musste damit rechnen, dass ich noch fieser zurückschoss. Wenn er sich mit mir duellieren wollte, konnte er das gerne haben: „Wegen der geballten Männlichkeit, die neben mir sitzt.“ „Sonst verkraftest du das doch auch ganz gut.“ „Aber heute wurde ich schon geil gemacht und konnte nicht ran“, wies ich ihn mal darauf hin, dass mit der Stripperin nichts gelaufen war. „Darin solltest du ja Übung haben.“ Dieser verdammte Arsch. Daraufhin fiel mir doch glattweg nichts mehr ein. Mir klappte nur der Mund auf und ich sah ihn wohl wie Klein Doofi mit Plüschohren an. „Ich geh mal aufs Klo, während du deinen Unterkiefer wieder vom Boden aufsammelst.“ Ich stand da wie der letzte Vollpfosten und das ging mal so gar nicht klar. Ich hatte verloren. Das passierte mir in Kames Gegenwart eindeutig zu oft. Aus einem Impuls heraus verfolgte ich ihn und wartete vor den Toiletten auf ihn. Sein Blick, als er mich entdeckte, war wirklich unbezahlbar. Erst recht der, als ich ihn am Hemdkragen packte, gegen die nächste Wand drückte und meinen Mund auf seinen presste. Ich war immer noch geil wie zehn Karnickel und dieser Penner könnte endlich mal etwas dagegen tun. "Eigentlich müsste ich total sauer auf dich sein", nuschelte ich gegen seine Lippen. "Du hast mich einfach mit der neugierigen Meute von Band allein gelassen." "Ups", meinte er, als wäre ihm dieser Umstand nicht bewusst gewesen. Wahrscheinlich waren ihm bei seiner Flucht andere Dinge durch den Kopf gegangen. „Dann hast du wohl was gut bei mir.“ Und wie ich das hatte. Ich drückte mich an ihn und erntete ein Kichern. „Du hast da ein Problem zwischen deinen Beinen.“ Ich stöhnte frustriert auf. Das war mir auch schon aufgefallen und dieses Problem schrie nach Aufmerksamkeit. „Ich hab was gut bei dir oder wie war das?“, fragte ich und nahm seinen Mund erneut in Beschlag. Und bei Gott, konnte der Junge küssen. Ich musste mir automatisch vorstellen, wie sich noch ganz andere Dinge mit ihm anfühlen müssten. Zwischen unserer Knutscherei versuchten wir so etwas wie Konversation zu betreiben: „Zu dir oder zu mir?“ „Beides zu weit.“ „Klo?“ „Zu eklig.“ „Nächstbeste offene Tür?“ „Bin ich dabei.“ Wenigstens war uns das Glück einmal hold, denn die nächste Tür entpuppte sich als VIP Raum mit Couch. Kame fackelte auch nicht mehr lange, sondern schubste mich auf das Sofa, um sich im Anschluss auf mich zu legen und mich wieder um den Verstand zu küssen. Was genau er vorhatte, erfuhr ich, als er meine Hose öffnete und seine Hand unter den Stoff schlüpfen ließ. Meine ohnehin schon geringe Selbstbeherrschung ging flöten und ich keuchte erregt auf. Kurzzeitig dachte ich noch daran, dass wir gar keine Utensilien dabei hatten, als Kame begann, an meinem Hals zu knabbern. Einige Sekunden später war mir alles egal geworden und ich ließ ihn nur noch machen. Bei meinem Entzug dauerte es auch nicht sehr lange, bis ich den Höhepunkt erreichte. Nur langsam kam ich wieder zu Atem und öffnete meine Augen, die ich wohl währenddessen geschlossen hatte. Das war mir genau so wenig aufgefallen, wie dass Kame doch noch ein Taschentuch hervorgezaubert hatte um eine Sauerei zu verhindern. Wie auch immer er das geschafft hatte. Kame Jin lag völlig entspannt unter mir. Seine Lippen waren leicht geschwollen und gerötet, sein Blick noch verschleiert. Allein der Anblick ließ mich beinahe kommen. Das Taschentuch ließ ich einfach auf den Boden fallen. Ich klopfte mir innerlich auf die Schulter, dass ich vorhin noch so geistesgegenwärtig gewesen war, welche einzupacken. Zwar dachte ich eher an spontane Niesanfälle oder Nasenbluten, aber dieser Zweck gefiel mir deutlich besser. Eine Hand legte sich in meinen Nacken und schon wurde ich erneut in einen langen Kuss verwickelt. Scheinbar war der Ältere bereit für Runde zwei. Sehr gut, ich hätte ihm auch irgendetwas über den Schädel gezogen, wenn er mich und meinen Ständer hier sitzen gelassen hätte. Seine andere freie Hand machte sich an meinem Hemd zu schaffen. Ich platzte beinahe vor Vorfreude auf was auch immer kommen würde. Warum hatten wir das nicht schon eher gemacht? Seine Finger strichen langsam über meinen erhitzten Oberkörper gen Süden, nachdem er mein Hemd endlich vollständig geöffnet hatte, stoppten an meinem Hosenbund und nestelten ungeduldig an dem Verschluss, während ich nicht anders konnte, als wohlig zu seufzen. Ein schriller Ton ließ uns beide erschrocken zusammenzucken. Verwirrt versuchte ich auszumachen, woher der Ton kam. „Ist meins“, nuschelte Jin verlegen und fischte umständlich zwischen uns herum, bis er das dämliche Ding endlich gefunden hatte. Ich war mal so nett und rutschte ein Stück nach hinten von ihm runter. Wehe, wenn das jetzt nicht wichtig war und vor allem, wehe, wenn Jin nicht gleich da weiter machte, wo er aufgehört hatte. „Was?…Nein! Nicht jetzt! In irgendeinem V.I.P. Raum…Kyo, Alter. Ja...ich komme.“ Mit langsam herunter klappenden Kiefer hörte ich die Fetzen des Gespräches mit. Das war doch jetzt nicht den sein Ernst. Nicht er sollte kommen sondern ich und das in einer sehr befriedigenden Art und Weise. Leider geschah das wohl heute nicht mehr, denn mein Kollege erhob sich mit einem lang gezogenen Seufzen und richtete seine Klamotten, während ich ihn wohl immer noch anglotzte wie ein Auto. „Sorry“,nuschelte er wieder und beugte sich zu mir, um mir einen kleinen Kuss aufzudrücken. „Jetzt hast du wohl was gut bei mir.“ Okay, wie sollte ich da jetzt noch sauer sein? „So was nennt man dann wohl Karma“, seufzte ich resignierend und knöpfte dieses dumme Hemd wieder zu, während ich versuchte, an die Unterwäsche meiner Oma zu denken, was mir bei dem Anblick eines zerzausten Jins nicht unbedingt leicht fiel. „Man lernt, damit zu leben“, zwinkerte er und ließ mich sogar leicht grinsen. Wir hatten echt ein Talent für solche dämlichen Situationen. Kaum waren wir aus dem Raum, liefen wir prompt diesem Störenfried von Sänger in die Arme. Scheinbar wollte er auf Nummer sicher gehen und uns schon mal entgegen kommen. „Na endlich“, krakelte Kyo sofort. „Man, wir suchen dich überall. Du kannst dich doch nicht auf deiner eigenen Party verpissen.“ Giftiger Kampfzwerg! Wegen dem musste ich die nächsten Stunden sexuell frustriert über mich ergehen lassen. Der Blick des Kleineren wanderte zwischen uns beiden hin und her und blieb letzten Endes auf mir hängen. „Du hast da was, Fanboy“, gluckste er und deutete auf meinen Schritt. Na ach, als ob mir das nicht schon aufgefallen wäre. Peinlich war es trotzdem. Wo war nochmal die Schaufel, wenn man sie brauchte? Ich wollte mich nur noch irgendwo einbuddeln gehen. „Halt die Klappe. Wenn du nicht gestört hättest, hätten wir das auch richtig zu Ende bringen können.“ Da war er wieder: Mein strahlender Held. Wenigstens schien mein Kollege ebenso angepisst von der Situation zu sein, wie ich. Helfen tat mir das leider wenig. „Habt euch mal nicht so“, war dann der letzte Kommentar von Kyo und schon schleifte er Jin hinter sich her zurück in die Menge, um endlich die riesigen Champagnerflaschen zu köpfen, damit auch alle brav anstoßen konnten. Mir war schon klar, dass es etwas seltsam wäre, dies ohne das Geburtstagskind zu tun, aber hätten die nicht wenigstens zehn Minuten länger warten können? Das hätte schon vollkommen gereicht. Zum Glück war es im Zentrum der Räumlichkeit schön dunkel und schummrig, sodass sich mein kleines Problem ungesehen verdünnisieren konnte, was es zum Glück auch bald tat. Frustriert war ich leider immer noch. Vielleicht sollte ich mir eine dieser 5l Pullen schnappen. Die Idee fand ich klasse, aber leider scheiterte sie in ihrer Ausführung und ich musste mich mit einem kleinen Glas begnügen. „Na Alter, alles fit im Schritt?“ Koki, wer auch sonst. Den Spruch fand ich gerade mehr als als unpassend, aber das konnte der Trottel ja nicht wissen. „Nein“, antwortete ich daher knapp und überlegte, ob es ratsam wäre, mir mein Glas gleich hinterzukippen und nicht auf das offizielle 'Go' zu warten. „Wer ist dir denn auf den Schwanz getreten?“ Gnah, noch so ein Spruch und ich vergesse mich gleich. „Wäre schön, wenn mein Schwanz so viel Aufmerksamkeit bekommen hätte.“ „Oh.“ Ja, oh! „Will ich Details?“ „Nein.“ „Na dann, prost“, und schon stürzte er seinen Champagner hinter. Ich tat es ihm gleich. Bei Koki wunderte mich ja inzwischen eigentlich nichts mehr, aber als er den kleinen Flachmann aus seiner Jackentasche holte, machte ich doch große Augen. „Hab ich mir vorhin an der Bar abfüllen lassen, damit ich nicht andauernd hinrennen muss“, erklärte er grinsend und befüllte unsere Gläser mit der hellbraunen Flüssigkeit. Wenigstens konnten wir nun unsere Gläser mit gebührendem Inhalt hochhalten. Die ganze Schose war zum Glück schnell vorbei. Jin wurde von einigen, die es bisher versäumt hatten, ihm zu gratulieren, belagert, was auch gut so war. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Ihn wieder nach hinten schleppen und weiter machen, wäre eine gute Option, aber nicht unbedingt die beste Idee. Was musste das auch alles so verdammt kompliziert sein? Selbst, wenn ich wollte, könnte ich die Finger nicht mehr von ihm lassen. Nicht, nachdem ich jetzt einen Vorgeschmack auf mehr bekommen hatte. Das waren verflucht schlechte Voraussetzungen. Es war doch alles zum Verzweifeln. Zum Glück brauchte ich mir für den heutigen Abend keine Gedanken mehr darum zu machen. „Wir haben ein Problem.“ Maru kam aufgelöst vor uns zum Stehen und machte keine glückliche Miene. Bevor wir großartig nachfragen konnten, lotste er uns schon zu den Toiletten. Einen erwischte es doch immer. Der Kandidat für diesen Abend war Junno, welcher wie ein Häufchen Elend über dem Klo hing und keine angenehmen Laute von sich gab. Ueda saß wenig begeistert neben ihm und tätschelte seinen Rücken. Jin lehnte an der gegenüberliegenden Wand. Somit wären wir alle komplett. Sehr schön. „Was jetzt?“, fragte Koki als Erster, nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte. „Einer sollte ihn heim bringen“, kam der Vorschlag von Maru, dem alle zustimmten. Der Abend war für unseren Kollegen wohl gelaufen. „Ich musste schon das letzte Mal Kames und Uedas Alkoholleichen wegfahren. Ich bin raus.“ Koki, wie er leibt und lebt. „Boah, ich bin gerade auf dem besten Weg, Maki abzuschleppen. Vergesst es“, meinte besagte erste Alkoholleiche während die zweite - also ich - ihre Chance witterte, heil von dieser Party zu kommen. „Ich mach es schon“, meldete ich mich schnell freiwillig, bevor Maru noch auf die Idee kam, mir meinen Titel als Samariter wegzuschnappen. Ich spürte genau Jins fragenden Blick auf mir. Sagen konnte er nichts. Das war die bestgetarnteste Flucht des Jahrzehnts. Ich wollte ja nur meinem Freund und Kollegen helfen. Ganz uneigennützig sozusagen. Eine Stunde später war ich endlich Zuhause angekommen. Es war mehr als nur schwierig gewesen, Junno die Treppen zu seiner Wohnung hochzuschleppen. Das nächste Mal sollte der gefälligst in ein Haus mit Fahrstuhl ziehen. Ich wollte gar nicht an die nächsten Tage denken. Keine Ahnung, wie das noch mit Jin weiter laufen sollte. Ich war echt überfragt und vor allem überfordert. Mit diesem Gedanken ging ich schließlich schlafen. Den ganzen Morgen machte ich mich regelrecht wahnsinnig. Wie sollte ich Jin unter die Augen treten? Hatte sich etwas geändert? Ich machte mir, wie sich herausstellte, völlig umsonst Gedanken. Zumindest was die Arbeit betraf. Jin war voll und ganz der Profi. Ich sollte mir gefälligst mal ein Beispiel an ihm nehmen und mich mehr auf meine Aufgaben konzentrieren, als ihn die ganze Zeit anzugaffen. In den Pausen sah es da schon ganz anders aus. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns gegenseitig magnetischen anzogen. Im Gebäude liefen wir uns andauernd über dem Weg, auch wenn wir verschiedene Termine hatten. Immer, wenn er mich sah, schenkte er mir eines seiner verdammt anziehenden Lächeln und ich musste automatisch wie blöde zurück grinsen. Wenn er mir näher als einen Meter kam, fing mein Herz an zu rasen und ich bekam spontane Schweißausbrüche. Wusste dieser Kerl eigentlich, was er mir jeden Tag antat? Selbst wenn, würde es ihm wahrscheinlich noch gefallen. Wenn das so weiter ging, würde ich ihn demnächst einfach in der nächsten Ecke vergewaltigen müssen. Diese Spannung hielt ja kein Mensch auf lange Zeit aus. Leider fehlten für solche Vorhaben die unbeobachteten, ruhigen Minuten. Das Management hatte uns die letzten Tage so viele Sachen auf den Plan geschrieben, dass jeder von früh bis spät am Schuften war und froh sein konnte, wenn man es vor zwölf Uhr Abends ins Bett schaffte. Bisher kamen auch von den Anderen weder irgendwelche Andeutungen noch blöde Kommentare über die derzeitige Situation. Das sie über alles, also auch den Wettbewerb, Bescheid wussten, hatte mir Koki inzwischen gesteckt. Seitdem hockten die Vier in den Pausen ungewöhnlich oft zusammen. Ich wollte lieber gar nicht wissen, was die alles schon wieder ausheckten. „Und bereit für morgen?“ Jin ließ sich grinsend neben mir auf der Bank nieder. Wir waren gerade fertig mit Training und zogen uns um. Morgen würde es auf einen Klassen- äh Bandausflug für ein paar Tage nach Okinawa gehen. Eigentlich eine tolle Sache, wenn man nicht auf Schritt und Tritt von Kameras verfolgt wurde. „Mehr oder weniger.“ Die Anderen hockten erneut auf der gegenüberliegenden Seite und tuschelten wie blöde, während sie unauffällig, wie ein Elefant im Porzellanladen, zu uns rüber schielten. Das konnte ja morgen was werden. TBC Feedback? Nächste Woche geht es auf die Insel XD Habt eine schöne Zeit bis dahin Kapitel 19: Okinawa: Was hinter den Kameras geschah --------------------------------------------------- Kapitel 19 Hallo ihr ^^ da sind wir auch schon wieder mit dem nächsten Kapitel :D Diesmal dürfen sich die Jungs voll und ganz in Okinawa austoben ^^ Ein besonderes Dankeschön an Kamenashi_Kazuya, Fogto und Astrido für die tollen Kommentare Viel Spaß beim Lesen xD P,S.: Nicht wundern, dass wir diese Woche mit Kame starten. Wir hatten uns entschieden im letzten Kapitel einen Cut einzufügen, weil es sonst einfach zu lang geworden wäre. Daher darf er heute mal den Anfang machen :D *** Okinawa: Was hinter den Kameras geschah Kame Okinawa, ein wunderschöner Ort mit langen Stränden, Palmen und dem blauen Meer. Ich hatte mich wirklich auf diese Reise gefreut, doch der Trip stand unter keinem guten Stern. In der Nacht vor unserer Abfahrt fing es dort heftig an zu regnen und dies hörte einfach nicht auf. Das Elend fing im Grunde schon im Flugzeug an. Seitdem die anderen Member von der eigentlich gar nicht vorhandenen oder nennenswerten Sache zwischen mir und Jin wussten, hatten sie sich scheinbar in den Kopf gesetzt, unsere armen Nerven bis ins Unendliche zu strapazieren. So auch am heutigen Tag. Ich saß wie immer auf meinem Sitz am Fenster. Neben mir sollte eigentlich Ueda Platz nehmen, der aber plötzlich nicht mehr am Gang sitzen konnte oder wollte und zufälliger Weise unbedingt mit Jin tauschen musste. So hockten wir nun, wie schon davor im Taxi oder die zwei Stunden am Flughafen nebeneinander und seufzten beide genervt auf. „Ich bin mir unschlüssig, ob ich lieber mich oder sie erschießen soll“, gestand mein Sitznachbar grinsend. „Sie, definitiv“, stimmte ich vollkommen zu und pfriemelte an meinem dummen Gurt herum, der einfach nicht schließen wollte. „Warte, ich helfe dir.“ Kaum ausgesprochen, landeten auch schon seine Hände auf meinen, weil ich gar nicht fähig war, so schnell zu reagieren. Ein warmer Schauer durchströmte bei der kleinen Berührung meinen Körper. Ich konnte nicht anders, als den Älteren blöde anzuglotzen. Man, was war denn in letzter Zeit nur los? Wenigstens war ich nicht der Einzige, denn Jin schaute mich ebenfalls einfach nur noch untätig an, während seine Pfoten immer noch auf meinen verweilten. Wenn sich an der Situation nicht gleich etwas änderte, konnte ich für nichts mehr garantieren. Ich hatte nämlich gerade einen richtig fiesen Knutschreiz. Ein Räuspern ließ uns aufschrecken und neben uns stand eine der Stewardessen, welche mich freundlich, aber bestimmt darauf hinwies, dass ich mich gefälligst anzuschnallen hatte. Da die männliche Fraktion das ja nicht gebacken bekam, nahm das die Frau dann selber in die Hand und zwang den Gurt rabiat in seine Schranken. „Die arbeitet bestimmt nebenberuflich als Domina“, murmelte ich leise, als sie außer Hörweite war und lieber andere Passagiere anmeckerte, welche sich wohl auch zu dumm anstellten. „Ich mag mir das gar nicht vorstellen“, gluckste Jin und ich war froh, das sich die Stimmung wieder etwas gebessert hatte. An sich hatte ich ja keine Flugangst, aber direkt neben dem Propeller zu sitzen, bereitete mir doch ein flaues Gefühl im Magen. Je länger ich das Ding anstarrte, desto langsamer schien es sich zu drehen. „Und, gibt es da draußen etwas Interessantes zu sehen?“, startete mein Sitznachbar erneut den Versuch einer Konversation. Klar, wir waren hier in sonst was für einer Höhe. Da konnte man schon einiges entdecken. Wolken zum Beispiel, oder Wolken und noch mehr Wolken. „Das nicht, aber unser Pilot fliegt zu schnell in einer Spielstraße“, antwortete ich grinsend. „Ich weiß nicht, was mich daran jetzt mehr stört: Die Geschwindigkeit oder dass du scheinbar Straßenschilder erkennen kannst.“ „Mehr Gedanken solltest du dir darum machen, ob er dem Airbus da vorne die Vorfahrt schneidet.“ „Oh nein! Wir werden alle sterben!“ „Dann solltest ihr jetzt die Chance nutzen und noch schnell auf der Toilette vögeln“, drang es plötzlich von vorne zu uns und Koki grinste dämlich durch den Spalt der zwei Sitze nach hinten. War es eigentlich sehr verwerflich, dass mir die Idee irgendwie gefiel? „Bitte nicht, das Flugzeug wackelt so schon genug“, mischte sich nun auch Ueda ein, welcher irgendwie gequält klang. „Warum muss ich eigentlich neben dem sitzen? Der kotzt mich gleich an.“ Tanaka verzog leicht sein Gesicht und hielt seinem Nachbarn schon mal vorsorglich eine Tüte vor das Gesicht. „Weil jeder Opfer für die gute Sache bringen muss“, kam es jetzt auch von den letzten beiden Plätzen. Schön, dass wir hier alle im Flieger unterhielten. „Was denn für eine gute Sache? Moment! Nein, ich will es nicht wissen.“ Da war ich mit Jin einer Meinung. Manchmal war es besser, nicht zu wissen, was in den kranken Hirnen unserer Kollegen vor sich ging. „Wir warten doch nur darauf, dass ihr endlich übereinander herfallt, wir das aufzeichnen und verkaufen können.“ War klar, dass so eine Idee von Koki kommen musste. „Dann brauchen wir nie wieder arbeiten“, stimmte Ueda mit ein und dachte wahrscheinlich, dass er dann nie wieder fliegen musste. „Das wird ganz sicher nicht passieren“, stellte ich mal klar. Zumindest sicher nicht, wenn die Meute in der Nähe war. „Wir werden sehen.“ Warum hatte ich nur das ungute Gefühl, dass die etwas planten? Kaum angekommen der nächste Schock, also abgesehen von dem Wetter. Unser Abholservice würde sich verspäten, weil irgendein Baum in der Pampa umgeknickt war. So mussten wir samt Kamerateam geschlagene zwei Stunden draußen rumhocken, bis der alte Knacker endlich mit dem Kleinbus ankam. Dann hieß es alle auf Position, Kamera ab und so tun, als wären wir es gewesen, die zu spät gekommen waren. Wie kotzte mich das gerade alles an. Auch wenn wir nicht im direkten Regen standen, waren meine Klamotten von der Luftfeuchte schon ganz klamm. Aber wozu war ich sonst Schauspieler geworden? Schön lächeln und so tun, als wäre das der geilste Tag meines Lebens. Wir fuhren Stunden bis wir endlich im Ressort angekommen waren. Die Zimmeraufteilung wurde geregelt und noch ein wenig Blödsinn vor der Kamera veranstaltet, bis wir alle bis auf die Knochen durchweicht waren, Abendessen hatten und endlich war das Programm für den Tag abgeschlossen. Die Kameraleute konnten sich auf die faule Haut legen, nur wir nicht, weil genau diese Menschen ja so nett waren, gleich noch ein paar dieser nervigen Kameras in unseren Zimmern zu installieren. Wer brauchte schon Privatsphäre? Wäre ja auch nur halb so schlimm gewesen, wenn nicht noch ein Mikro an Bord gewesen wäre. Da das Material ebenfalls im Fernsehen ausgestrahlt werden sollte, galten natürlich Regeln: Kein Alkohol und kein Rauchen. Ich fühlte mich schon wie in der Schule. Aber wir wären nicht wir, wenn wir dafür nicht auch eine Lösung gefunden hätten. Operation Gruselgeschichten war gestartet. Wir brauchten ein unverfängliches Wort für Alkohol und einigten uns auf 'Freund', weil man genau das gut in eine Unterhaltung einflechten konnte, ohne dass es auffiel. Ähnlich wie in „Herr der Ringe“: Sprich Freund, kriege die Flasche. Nachdem wir dann auch Maru endlich dazu gebracht hatten, im Zimmer zu bleiben, konnte es losgehen. Kaum war das Licht aus, wuselten auch schon alle durcheinander. Ein Wunder, dass wir uns nicht alle Knochen gebrochen hatten, denn hier war es dunkel wie im Bärenarsch. Ich sah rein gar nichts. Na das konnte ja was werden. Zuerst kam natürlich die obligatorische „Gruselgeschichte“, dass die da oben ihren Stoff hatten, bevor wir uns der eigentlichen Mission zu wandten. „Ich muss mir unbedingt Freunde suchen“, hörte ich Koki irgendwo von dem anderen Bett aus sagen. Gut, also der saß auf der anderen Seite. „Neue Freunde sind schon was“, ertönte es von Ueda aus einer ähnlichen Richtung. „Ich sagte ja, ich muss noch suchen.“ „Freunde finden ist schon nicht leicht.“ Okay, das war eindeutig Jin, welcher bei mir in der Nähe sitzen musste. Na heißa, Koki sollte sich mal beeilen. „Ich glaube, ich habe jetzt einen ganz guten.“ „Ab und an brauch ich auch dringend einen Freund, der mich aufbaut“, warf ich sofort in die Runde. Ueda kicherte dämlich, während ich in der Dunkelheit herum fischte, bis meine Finger auf eine Plastikflasche trafen. Ich nahm einige kräftige Schlücke. Der Inhalt war Vodka-Cola, definitiv mehr Vodka als Cola. „Freunde sind schon wichtig.“ Jin. Ich gab die Flasche in die vermeintliche Richtung weiter. So ging es immer weiter. Je mehr Zeit verging, umso dämlicher wurde das Gespräch. „Ich sollte mal wieder meine alten Freunde besuchen“, Ueda lallte schon leicht. Meine Zunge fühlte sich auch schon schwer an. Wir waren inzwischen bei irgendeinem Likör angekommen. Wer auch immer das Zeug eingepackt hatte, gehörte geschlagen. „Meine Freunde könnten sich auch mal wieder bei mir melden.“ Junno schien es sich irgendwo auf dem Boden bequem gemacht zu haben. „Man, ich kann halt nicht so schnell sa…äh mich...anfreunden“, beschwerte sich der derzeitige Flaschenbesitzer. Ich konnte mir nur schwerlich ein Lachen verkneifen. „Au, verdammt. Nett ist auch, wenn einem die Freunde eins überbraten“, jammerte Junno erneut, schien sich aber zumindest den Likör erkämpft zu haben. Der Likör war leer, nun folgte Pflaumenschnaps, welcher aus eigener Herstellung von Marus Eltern stammte und sich in meiner Hand befand. Mir war schon ein wenig schwummrig, was nach der Menge eigentlich kein Wunder sein sollte. Wie wir morgen alle aus den Betten kriechen sollten, wusste wahrscheinlich keiner. „Man sollte sich auch öfter um einen Freund kümmern“, wisperte es plötzlich gefährlich in der Nähe. Jin war scheinbar ein Stück aufgerückt. Seine Hand wanderte über meinen Oberschenkel nach oben, was sich besonders gut machte, wenn man gerade, wie meine Wenigkeit, im Schneidersitz da hockte. Scheiße, der sollte damit aufhören, sonst würde er gleich einen Freund bekommen, um den er sich zu kümmern hatte. Es war furchtbar, nichts sehen zu können. Die Hand verschwand wieder, ebenso wie mir die Flasche entnommen wurde. Man, ich brauchte noch einen Schluck. Mein Herz bollerte schon wild. Das hatte der doch mit Absicht gemacht. „Schlimm ist nur, wenn sich der Freund nicht dafür revanchiert“, konterte ich sofort und hoffte, dass meine Stimme nicht auch noch versagte. Er hatte mit dem Mist angefangen, dann sollte er auch mit den Konsequenzen leben. Wo war nun die Flasche? Ah, da. Nach dem ersten Schluck ging es gleich ein wenig besser. „Äh, Freunde sind hier auch immer willkommen“, drang es von dem anderen Bett zu uns. „Bei nächster Gelegenheit wird das der Freund sicherlich tun.“ Und schon war da wieder die Hand und ich hatte völlig die Aufforderung von der anderen Seite vergessen. Der Kerl brachte mich noch ins Grab. Der konnte mich doch nicht hier vor allen anderen befummeln. Augenscheinlich konnte er das doch. „Freunde hier drüben.“ Das ging in einem Ohr rein und in dem anderen sofort wieder heraus, weil sich Jins Finger gerade ihren Weg von meinem Hals aufwärts ertasteten. Ich war kaum noch fähig zu atmen und krallte mich lieber schon mal sicherheitshalber mit meiner freien Hand am Bettlaken fest. Besser war es auch. Zuerst passierte gar nichts, dann spürte ich seinen warmen Atem nahe an meinem Gesicht bis er endlich die Lippen auf meine legte. Mein Hirn packte im selben Moment seine sieben Sachen, um in die große Welt auszuziehen. Ich konnte nicht anders, als den erst etwas flüchtigen Kuss zu erwidern. „Man Leute, Ich hab FREUND gesagt!!!!“ Sollten die doch den blöden Schnaps haben. Ich hatte einen deutlich besseren Ersatz. Also warf ich das Ding einfach in die Richtung, in welcher ich Junno vermutete, ohne mich jedoch von Jin zu trennen. „Au, eh, nicht schon wieder.“ Ah, scheinbar hatte ich ihn getroffen, sehr gut. Problem beseitigt. Ich versuchte mich etwas bequemer hinzusetzen, was bei dieser Zungenakrobatik gar nicht mal so einfach war. „Macht gefälligst nicht so seltsame Geräusche beim...äh würfeln“, beschwerte sich Ueda irgendwann. „Wer würfelt?“ Maru war sichtlich verwirrt. Ich spürte deutlich, wie Jin leicht in den Kuss grinste. „Kame und Jin.“ „Hä, was?“ Wieder Maru. „Würfeln halt.“ Okay, Koki hatte es zumindest begriffen. Ob das jetzt unbedingt gut war, bezweifelte ich. „Im Dunkeln würfeln ist ziemlich beknackt. Da können wir gar nicht mitspielen.“ Er verstand es einfach nicht. Daraufhin musste ich auch leicht lachen. Diese blöden Säcke konnten auch jede Stimmung zerstören. „Weiß jemand, wo ich mein Handy hingelegt habe? Ich brauche unbedingt ein Bild von diesem Würfelspiel.“ Bevor Koki sich auch nur auf die Suche machen konnte, trennte sich Jin, was deutlich besser für mein momentanes Erregungslevel war. „Schon fertig“, verkündete der Ältere, beließ aber eine Hand auf meinem Knie. „Spielverderber. Wer hat gewonnen?“ „Unentschieden“, gab ich noch zum besten, damit das Thema auch endlich abgehakt war. Wenig später, nachdem dann auch der letzte Tropfen weggesoffen wurde, machten wir uns alle in unsere Zimmer auf. Ich war froh, dass Ueda, welcher das Vergnügen hatte, sich mit mir eins zu teilen, schon so ein sitzen hatte, dass er sofort wegpennte. Auf irgendwelche Fragen oder Kommentare hatte ich wirklich keine Lust, vor allem, weil ich selbst keine Erklärung hatte. Jin Ich kam mir wieder wie ein pubertärer Junge vor, der auf einem Klassenausflug seine ersten sexuellen Erfahrungen sammelte: Heimlich saufen, im Dunkeln fummeln und aufpassen, bei beiden Dingen nicht erwischt zu werden. Da uns das zweite schon nicht gelungen war, konnte ich nur hoffen, dass unser Lallen niemand bemerkt hatte. Und wenn doch, würde es ohnehin rausgeschnitten werden. Wer wollte schon Leuten beim Saufen zuhören? Die Geräusche, die dabei verursacht wurden, wollte sich mit Gewissheit niemand geben. Aufgrund meines Pegels schlief ich den Schlaf der Gerechten und knurrte ungehalten, als man mich nach gefühlten 3 Stunden wieder aus den Federn warf. Der nächste Tag war grottenlangweilig und die meiste Zeit war ich von Kame getrennt, was mir so gar nicht gefiel. Ich wusste nicht, was zwischen uns passiert war und das Ganze war auch viel zu schnell geschehen, als das ich es schon hätte verarbeiten können, aber ich fand es mehr als aufregend. Seine Nähe kickte meine guten Vorsätze ins Nirwana und seine Berührungen brachten meine Synapsen zum Schmelzen. In irgendeiner Ecke meines Hirns wusste ich, dass das nicht gut gehen konnte, aber ich war viel zu süchtig nach seiner Aufmerksamkeit, als dass ich auf die warnende Stimme in meinem Kopf hören würde. Ich hätte den Kuss in Uedas Haus damals nicht zulassen sollen, denn seitdem gab es kein Zurück mehr. Aber im Grunde wollte ich das auch gar nicht. Irgendwie fühlte ich mich wie ein unbeteiligter Zuschauer, der gespannt darauf wartete, wann der liebeskranke Trottel endlich die rostige Nagelfeile in sein Herz gerammt bekam. Dass dies unweigerlich geschehen würde, war mir klar aber momentan total egal. Ich rannte mit offenen Augen und einem breiten Lächeln in mein Verderben. 19 Uhr waren wir alle wieder zurück im Ferienhaus und hatten den Zuschauern eröffnet, dass der Rückflug 21 Uhr ging. Dies traf auch zu, allerdings nur für das Kamerateam. Wir durften glücklicherweise noch einen weiteren Tag in Okinawa verbringen. Nach langer Zeit war das mal wieder ein richtiger Urlaubstag. Als wir alle gemeinsam beim Abendessen saßen, hielt ich mich sehr zurück, da ich heute ja nichts anderes mit Maru gemacht hatte, als zu essen. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich fett werden und das war nun das Letzte, worauf ich Lust hatte. „Sag mal Jin“, sprach Koki, „was ist eigentlich mit deinen Hamstern?“ Gut, dass ich gerade nichts zu Essen oder zu Trinken im Mund hatte – im Gegensatz zu Kame. Denn dieser fing an, um sein Leben zu husten. Geschah ihm nur recht, immerhin konnte Koki es nur von ihm haben. „Jin hat Hamster?“, fragte Maru. „Ja, zwei an der Zahl“, knurrte ich und schenkte Kame, der sich inzwischen wieder etwas beruhigt hatte, einen Todesblick „Wer kümmert sich um die, wenn du hier bist?“, fragte Koki erneut und mir dämmerte es, dass er damit wohl die Tierart meinte und nicht unser Codewort für...nun ja, lassen wir das. „Ein guter Freund“, sog ich mir aus den Fingern. Ich konnte ja schlecht sagen, wen ich am liebsten dafür engagiert hätte. „Kyo?“ „Der hat's nicht so mit Hamstern“, grinste ich und musste mich bemühen, keinen Lachanfall zu kriegen. „Ach so. Ich schon. Du musst die mir unbedingt mal zeigen. Ich liebe die kleinen Fellknäuel.“ Okay, wenn das so weiter ging, könnte ich mich bald nicht mehr zurückhalten. Kame hatte schwer damit zu kämpfen, nicht loszuprusten, während er eine Hand auf seinen Mund presste und ich sah bereits die ersten Lachtränen in seinen Augen glitzern. „Mal sehen“, antwortete ich ausweichend wie eine Frau. Denn mal sehen bedeutete bei denen grundsätzlich nein. „Dafür müssten wir erst mal rausfinden, wo er wohnt“, spottete Ueda. „Ja, echt mal. Du hast uns noch nie zu dir eingeladen“, fing Taguchi auch noch an. „Gab ja auch noch keinen Grund dafür“, versuchte ich mich zu rechtfertigen. Man, wieso war ich plötzlich die Hauptattraktion am Tisch? Zum Glück rettete mich Kazuya, als er uns fragte, was wir denn mit unserem freien Tag anstellen wollten. War auch das mindeste, was er tun konnte, dieses Früchtchen. Nach einigen Diskussionen einigten wir uns darauf, die Orion-Brauerei zu besuchen. So eine Führung war schon interessant, aber was mich am meisten reizte, war das Ende der Tour, denn da gab es eine Verkostung. Wir blieben an dem Abend auch nicht mehr lange auf. Ich war vollgefressen und noch fertig von der kurzen Nacht und den anderen ging es da ähnlich. Allerdings ließ ich es mir nicht nehmen, Kame noch zur Rede zu stellen: „Was hast du Koki erzählt?“ „Nur, dass du Hamster hast“, lächelte er mich breit an und sah so aus, als würde er gleich wieder in Gelächter ausbrechen. „Die im Käfig oder in der Hose?“ „Im Käfig“, giggelte Kame. „Na ja, wobei sie ja beide im Käfig sind. Nur, dass der eine aus Fasern und der andere aus Metall besteht.“ „Wir können sie auch frei lassen, wenn du willst.“ „In fremder Umgebung und mit so viel Leuten in der Nähe fühlen sie sich nicht so wohl. Wenn wir wieder bei mir sind“, versprach ich kichernd und hatte durchaus Spaß an unseren Wortspielen. „Okay. Dann schlaf mal gut. Ich muss zu Ueda, der wartet auf unseren Work-out.“ „Will ich wissen, was genau ihr da treibt?“ „Nicht wirklich.“ „Bis morgen“, meinte ich noch und drückte Kame noch einen Gutenachtkuss auf. Als ich mich auf mein Bett geschmissen hatte, bekam ich jedoch nicht meine erhoffte Ruhe. „Jin? Darf ich dich was fragen?“ „Solange es sich nicht um Kame oder den Wettbewerb handelt, gern“, brummte ich in mein Kissen. „Was geht bei Kame und dir?“, ignorierte er völlig meine Worte. „Wenn ich es weiß, sag ich's dir.“ Und damit war ich so gut wie eingeschlafen. Von Maru erntete ich nur einen undefinierbaren Laut, bevor er mich dann glücklicherweise zufrieden ließ. Vermutlich war er genau so fertig wie ich. Die Brauereibesichtigung war seltsam. Nicht nur, dass sich offenbar keiner für Bier interessierte, da wir allein durch die Anlage schlenderten, uns schien auch niemand zu kennen. Keiner der Anwesenden am Empfang hatte auch nur Notiz von uns genommen, was einerseits sehr angenehm war, andererseits aber auch deprimierend war. Ich beschloss, den Vorteil darin zu sehen und mal etwas ungestört außerhalb meiner eigenen vier Wände unternehmen zu können. „Ich würde gerne mal durch einen der Tanks mit offenen Mund durchschwimmen“, flüsterte Kame neben mir, als wir an den Abfülltanks angelangt waren. „Du würdest doch schon nach den ersten drei Zügen besoffen untergehen“, gab ich zu bedenken. „Egal, das wär's mir wert.“ „Was tuschelt ihr da vorne?“, stichelte Koki wie gewohnt. „Ich erzähle Jin gerade von meinen geheimen Fantasien“, grinste Kame über die Schulter zurück und erntete dafür ein angeekeltes „Ewww“ von allen. „Wehe dem, der böses dabei denkt.“ Die sollten noch einmal von mir behaupten, versaut zu sein, also wirklich. Glücklicherweise dauerte es nicht mehr lange, bis wir das Ende der Tour erreichten und ich mich endlich meinem heißersehnten Bier widmen konnte. Auch wenn der Name „Zero Life“ leicht den Hauch von Schicksal hatte und ich den Eindruck hatte, dass es auch genau so schmeckte. „Beim Thema 'Zero Life'“, meinte ich an Ueda gewandt, „wie läuft es eigentlich mit Maki?“ „Sehr gut“, zischte er finster. „Wir müssen wenigstens nicht im Dunkeln würfeln.“ „Und dabei würde die Frau deine Schlauchbootlippen sicher auch ohne Licht finden“, merkte Kame an, worauf ich mir wirklich mein Lachen verkneifen musste. „Kaum, dass ihr am Bier schnüffelt, werdet ihr übermütig, was? Ich setze euch gleich auf Entzug“, drohte er und gab uns einen Schlag auf den Hinterkopf. „Was machen wir noch mit dem angebrochenen Tag?“, unterbrach Maru unseren Disput. „Ich wäre ja für Zoo“, kam es von Taguchi. Kame und Koki stimmten sofort begeistert zu, während ich mir ein neues Bier herbeiwünschte. Wenn es etwas gab, was ich nicht ab konnte, dann war es stinkende Tiere hinter Gitterstäben zu beobachten. Außerdem: Wozu sollte ich in den Zoo gehen? Bei meiner Band fühlte ich mich täglich wie im Affenhaus. Leider Gottes hatte sich das Wetter wieder gebessert und es schüttete nicht mehr wie aus Eimern. Natürlich wurde ich überstimmt und mein Vorschlag, mich stattdessen allein besaufen zu können, wurde einfach ignoriert. Ich war begeistert! So langsam hatte ich wirklich den Eindruck, mich auf einem Klassenausflug zu befinden. Fehlte nur noch, dass wir uns alle an den Händen hielten und dämliche Kinderlieder sangen. Diesen Gedanken behielt ich lieber für mich, sonst gefiel er den anderen am Ende noch. Während wir die Tiere begafften und diese gelangweilt zurückglotzten, versuchte ich, mich mit meinem schweren Los abzufinden und Vergleiche zu meinen Kollegen zu ziehen. Koki hatte etwas von einem Papageien. Der hielt seinen Schnabel nämlich auch nicht und auch seine Frisuren ähnelten manchmal denen eines gerupften Huhns. Maru war für mich mit seiner Nase ganz klar ein Ameisenbär und Ueda durch seinen Mund eine Hyäne. Junno hingegen erinnerte mich durch seine Hyperaktivität an einen Lemuren. Bei Kame fiel es mir schon schwerer, ein passendes Tier zu finden, zumal ich ihn ja schon mit Jar Jar Binks gleichsetzte. „Warum so still?“, fragte mich dieser plötzlich. „Ich bin in Gedanken“, meinte ich ehrlich. „Und woran denkst du?“. „An dich.“ Ein Grinsen schlich sich auf meine Züge. Wenn er wüsste, was genau in meinem Kopf vorging, würde er mich wohl den Löwen zum Fraß vorwerfen. Und da wir gerade dort vorbeikamen, konnte ich das keinesfalls riskieren. „An- oder ausgezogen?“, kam die prompte Frage, die mich nun wirklich zum Lachen brachte. „Ey, was ist daran so lustig?“ Zur Strafe schubste er mich gleich mal zur Seite und ich kam dem Löwenkäfig bedenklich nahe. Wenn ich so weiter machte, brauchte ich ihn nicht einmal mehr über meine Gedankengänge aufzuklären. „Wohu, da vorne sind die Affen!“, grölte Junno begeistert, sodass ich mich fremd schämte. Aber wenigstens rettete mich das vor weiteren Angriffen. Ich trottete hinter den anderen her und versuchte zu verstehen, was nur so spannend daran war, Schimpansen beim Klettern zu beobachten. „Guck mal, der eine sieht aus wie du“, lachte mich Kame aus. Blöder Arsch! Wenn hier jemand solche Vergleiche machen durfte, dann war ich das. „Du musst nicht gleich schmollen“, grinste er mich weiterhin an. Schmollen war hierfür kaum das richtige Wort. „Sieh doch nur, wie er sich ratlos am Hintern kratzt, eine gewisse Ähnlichkeit kann man nicht abstreiten oder?“ „Ja, ja, Jar Jar“, laberte ich, ohne nachzudenken. Kame sah mich daraufhin irritiert an, kniff die Augenbrauen skeptisch zusammen und fragte: „Ich hoffe, du meinst nicht dieses ekelhafte Vieh aus einem bestimmten Film?“ „Was? Welcher Film? Nie gesehen!“, plapperte ich hastig und hatte damit alle Karten verspielt. Wehe dem, was mir nun für meine Unverfrorenheit blühen würde. „Ich hasse dich langsam immer mehr.“ „Cool. Ich wusste nicht, dass ich schon diesen Status bei dir habe.“ „Wie lange vergleichst du mich schon damit?“, fragte er lauernd. „Könnte ich dich genau so wegen der Affen fragen“, konterte ich. „Touché.“ Und der Punkt ging an mich. So langsam machte ich mich. Wir verbrachten noch etwa eine Stunde in dem dämlichen Zoo, bis wir den Rückweg antreten mussten. Unser Flug nach Hause stand bald an, auch wenn keiner von uns Lust verspürte, den Arbeitsalltag wieder zu haben. So ein Ausflug machte trotz durchwachsenen Wetters eben mehr Spaß. TBC Feedback? :D Kapitel 20: Let our bodies do the talking ----------------------------------------- Kapitel 20 Hallo an alle :D … wow schon 20 Kapitel und wir sind immer noch nicht am Ende xD dafür gibt es zur Feier des Tages ein kleines Special *hust* Erwartet aber lieber nicht zu viel ^^“ Vielen, vielen Dank auch wieder für die zahlreichen Kommentare. Wir sitzen jede Woche aufs Neue da und freuen uns unglaublich darüber ^^ Viel Spaß mit dem Kapitel ^///^ Let our bodies do the talking Kame Wieder zurück brach der Alltag auf uns alle herein. Ich wünschte mich sofort wieder nach Okinawa zurück. Dort war alles so ungezwungen gewesen. Vor allem am letzten Tag. Nun erwartete uns der stressige Tagesablauf, welcher keine Zeit für irgendetwas ließ. Ganz oben auf dem Programm stand der Verkaufsstart unserer neuen Single. Alle waren ganz aus dem Häuschen. Wir tingelten von einem Promotermin zum nächsten. Demonstrativ wurde ich immer neben Jin verfrachtet, was die ganze Sache nicht unbedingt angenehmer gestaltete. Die Spannung zwischen uns war fast unerträglich. Ich wollte ihn jede Sekunde gegen die nächste Wand drücken und ... "Erde an Kame", wurde ich zum Glück aus meinen Gedanken gerissen und blickte in Uedas genervtes Gesicht, welcher im Auto hinten neben mir hocken durfte. "Sorry, was war?" Ich versuchte, wenigstens etwas geknickt zu wirken, dass ich ihm nicht zugehört hatte, aber meine Tagträume waren nun mal mehr als verlockend gewesen. "Ich will lieber gar nicht wissen, wo du in Gedanken warst. Koki schlägt vor, morgen nach der Veröffentlichung der Verkaufszahlen was trinken zu gehen. Bist du dabei?" "Klar", stimmte ich sofort zu, während der Wagen hielt und wir auch schon zum nächsten Termin antreten durften. Zum Glück war das der Letzte für heute. Mir tat schon alles von den unbequem Sitzen weh. Ich überlegte die ganze Zeit, ob ich Jin fragen sollte, ob dieser heute Abend Zeit hatte. Auf der anderen Seite kämpfte ich ja schon jetzt mit meiner Müdigkeit. Morgen war auch noch ein Tag oder wie hieß es so schön? Noch ein letztes Mal Lächeln und den Drang unterdrücken, meinen Kollegen anzufassen und dann hatte ich es geschafft. Man sollte ja immer positiv denken. Aber mal ehrlich, wenn ich diesen Kerl nicht demnächst vögeln durfte, würde ich noch wahnsinnig werden. "Man, die sollen sich beeilen. Ich brauch dringend Bier", beschwerte sich Koki lautstark und wir konnten ihm nur alle zustimmen. Gespannt warteten wir auf die Ergebnisse der Singleverkäufe, welche sich aus technischen Gründen verzögerten. Was für eine Freude. Die Meute war schon kurz vorm Rebellieren, als wir endlich mal informiert wurden. Drei Tabellen und zig Statistiken später wussten wir Bescheid. Der Song erreichte eine Rekordanzahl an Verkäufen in der ersten Woche. Die Sklavenhändler waren mehr als zufrieden, streichelten sich gegenseitig die Bäuche und wir konnten endlich saufen gehen. Halleluja.  Zu fünft quetschten wir uns an einen der Tische in der VIP Area irgend eines total angesagten Clubs. Für mich sahen die Teile alle gleich aus. Die Tanzfläche war überfüllt mit willigen Weibern, was wohl auch der Grund war, weswegen Koki und Ueda hier unbedingt hin wollten. Der Kellner brachte uns schon die erste Reihe an Getränken, für alle Bier und einen Shot, nur für mich eine Rum-Cola. Ich war ja schon fast so etwas wie erstaunt, dass uns tatsächlich ein männliches Individuum bediente. Eine willkommene Abwechslung zu den ganzen Frauen, welche ihre Titten halb präsentierten, wenn man nur ein Getränk nachordern wollte. Der Kerl war sogar sehr nett anzusehen, aber das interessierte mich in diesem Moment leider überhaupt nicht, da mein personifizierter feuchter Traum ja schon neben mir saß und sämtliche Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ich hätte es beinahe verpennt, mit anzustoßen. Was benebelte dieser Kerl auch mein Hirn so extrem? Wir gratulierten uns gegenseitig zu unserem Erfolg. Ab und an durfte man sich das auch mal gönnen. Leider schwenkte Koki die Unterhaltung viel zu schnell wieder auf das Thema, was ich gerne in dieser Gruppe vermieden hätte: „Und, heute schon gewürfelt?“ Ich hatte spontan Lust, ihm mein Mixgetränk in die Visage zu schütten. „Du findest erstaunlich viel Gefallen daran. Sollen wir dir ein Video aufnehmen, damit du es dir immer wieder angucken kannst?“ Wenigstens fiel Jin etwas schlagfertiges ein, wenn mein Hirn schon überfordert war. Die Idee mit dem Video fand ich jedoch mehr als ansprechend. Ich wüsste schon das eine oder andere, was wir beide da aufnehmen könnten, aber das wäre sicher nicht für die Augen meiner Kollegen bestimmt. „Das ist der Neid“, seufzte Tanaka theatralisch und nippte schmunzelnd an seinem Bier. „Auf mich oder Kame?“ „Okay, jetzt wird’s eklig“, meldete sich auch Junno zu Wort, welcher nicht sehr begeistert das Gesicht verzog. „Nicht auf euch, sondern das Würfeln“, versuchte Koki sich noch zu retten, doch es war leider zu spät „Hätte ich jetzt auch an deiner stelle behauptet. Willst du uns vielleicht etwas mitteilen, Koki?“ „Ihr seid doch scheiße“ Zum Glück nahm die Konversation dann wieder einen anderen Verlauf. Allein das Thema löste in mir nicht unbedingt zuträgliche Erinnerungen aus. Hatte ich erwähnt, dass ich unter Dauerfickreiz litt? Der Duft, welche Jin ausströmte, tat sein übriges dazu. Ich musste mich schwer beherrschen, nicht wie verblödet an ihm herumzuschnuppern. „Sorry Leute, ich muss. Die Pflicht ruft“, grinste Ueda pervers und klopfte zum Abschied einmal auf den Tisch. Wir waren mittlerweile bei der zweiten Getränkerunde angelangt. Tatsuya war scheinbar noch mit seiner Maki verabredet. Was die beiden machen wollten, brauchte man ja wohl nicht näher zu erläutern. Schön, dass sie alle zum Zug kamen, nur ich nicht. Es war doch zum Verzweifeln. Zwei Bier bzw. Rum-Cola später erachteten Koki, Junno und Maru es als geeigneten Zeitpunkt, die Tanzfläche zu entern und ihr Glück bei ein oder zwei der anwesenden Weiber zu versuchen. Das konnte im Grunde nur in Tränen enden, aber ich war mehr als froh, dass sich die drei verzogen. Ich kämpfte seit den letzten 10 Minuten mit einem gefährlichen Kribbeln in meiner Lendengegend, an welchem Jin nicht unbedingt unschuldig war, denn dieser fummelte schon seit geraumer Zeit mit seinen Händen an meinem Oberschenkel herum. Natürlich brav unter dem Tisch, dass es auch keiner sehen konnte. Ich fing an zu schwitzen und mich wie der letzte Trottel zu benehmen. Ein Wunder, dass ich noch nicht mein Glas umgeworfen hatte. Seine Hände wanderten höher und höher, zielgerichtet auf die Gegend zu, in welcher sich sowieso langsam die Hitze zu stauen schien. „Wenn du so weiter machst, werde ich die nächste Zeit nicht mehr aufstehen können“, gab ich ihm leise zu verstehen und klammerte mich Hilfe suchend an mein Glas. „Das wäre äußerst schlecht, weil ich dich gerade fragen wollte, ob wir gehen wollen.“ Da musste ich nicht einmal eine Sekunde drüber nachdenken, sondern exte mein Glas und lächelte den Älteren auffordernd an. „Dann mal los.“ Die Entscheidung, zu wem wir fahren würden, benötigte keine großen Diskussionen, weil der Club definitiv näher an Jins Wohnung lag. Die knappe Stunde bis zu mir hätte ich mich schwerlich noch zurück halten können. Es war schon schwierig genug gewesen, in dem Taxi nicht sofort eine heftige Fummelei zu starten. Scheinbar war ich nicht der Einzige, welcher es kaum noch aushielt, denn Jin fiel regelrecht über mich her, nachdem wir in den Fahrstuhl gestiegen waren und sich die Türen geschlossen hatten. Ich konnte nur hoffen, dass unterwegs keiner mitfahren wollte. Die Fähigkeit, zu denken, verlor ich jedoch, als ich hart gegen die Spiegelfront gestoßen und sofort in eine wilde Knutscherei verwickelt wurde. Meine Güte, atmen. Ich sollte mich dringend beruhigen, wenn ich nicht schon in den nächsten zwei Minuten kommen wollte. Ein lautes „Ping“ wies uns darauf hin, dass wir unser gewünschtes Stockwerk erreicht hatten. Kein Grund sich zu lösen. Das dachte sich wohl auch mein Kollege, welcher uns knutschend in Richtung seiner Tür dirigierte und sich erst dort von mir lösen musste, um seine Schlüssel zu finden. Kaum in der Wohnung machten wir genau dort weiter, wo wir aufgehört hatten. Unsere Lippen fanden wie automatisch zusammen, während wir uns gegenseitig aus den Jacken schälten und die Schuhe quer durch den Raum kickten. Nun war es an mir, den Älteren ungestüm gegen die nächste Wand zudrücken. Ich presste mich regelrecht an ihn und musste zu meiner positiven Überraschung feststellen, dass ich nicht der Einzige war, welcher schon von der kleinen Fahrstuhlaktion hart wurde. Wir hatten es echt nötig, wie es schien. Seine Hände schlängelten sich unter den Stoff meines Shirts und lösten überall, wo sie mich berührten, ein warmes, intensives Kribbeln aus. Ohne lange zu fackeln lösten wir uns für einen Moment voneinander, streiften schnell unsere Oberteile über den Kopf, bevor ich Jin erneut in einen wilden Kuss verwickelte und wir uns gegenseitig von den störenden Hosen befreiten. Mein Oberschenkel fand den Weg zwischen seine Beine und übte einen leichten Druck auf seinen Schritt aus, Das raue Keuchen, welches seine Kehle verließ, war Ansporn genug. Ich wollte definitiv mehr davon hören. Bestimmend schnappte ich mir seine Handgelenke und presste diese neben seinen Kopf gegen die Wand, während meine Lippen zielgerichtet zu seinem Hals wanderten, an welchem ich mich nur zu gerne verging. Seine Atmung beschleunigte sich zusehends, als meine Zunge immer wieder die empfindliche Haut liebkoste. „Kazuya.“ Es war nur ein leises Wispern, aber es löste eine unglaublich prickelnde Hitzewelle in mir aus. Verdammt, ich befürchtete, wenn Jin meinen Namen erst richtig stöhnte, dass ich auf der Stelle kommen würde. Ich ließ seine Handgelenke frei, worauf seine Finger schnellstens ihren Weg in meine Shorts fanden, meine Erregung umfassten und diese fordernd zu reiben begannen. Ich tat es ihm gleich. Wir imitierten die Bewegungen des anderen, schaukelten uns immer weiter in andere Sphären, während sich unsere Münder nur trennten, um erregte Laute von sich zu geben. Wenn wir so weiter machten, würden es hier und jetzt bald vorbei sein und das wollte ich auf keinen Fall. „Schlafzimmer“, keuchte daher ich atemlos und bekam ein leichtes Nicken als Antwort. Mehr blind als koordiniert, wankten wir, ohne uns von einander zu lösen, in Richtung des Raumes und steuerten sofort auf das Bett zu. Jin lag nun unter mir. Allein der Gedanke, was gleich geschehen würde, machte mich halb wahnsinnig. Leicht grinsend streckte er seinen Arm zur Nachttischschublade aus und kramte in dieser, bis er die zwei nötigen Utensilien herausholte und neben sich auf dem Bett drapierte. Vorbereitung war alles oder wie war das nochmal? Ich konnte gar nicht anders, als erneut die sündigen Lippen in Beschlag zu nehmen, während meine Hände auf Entdeckungsreise gingen. Seine zittriges Keuchen war wie Musik in meinen Ohren. Notgedrungen trennte ich mich von dem wunderbar geröteten Mund und folgte dem Pfad meiner Finger. Ich bahnte mir meinen Weg hinab über seinen Brustkorb, bedeckte ihn mit flüchtigen Küssen. Immer wieder breiteten sich Schauer auf der erhitzten Haut unter meinen Fingerkuppen aus. Ich genoss förmlich jede seiner Reaktionen auf mein Handeln und sog diese, auf der Suche nach seinen empfindlichen Stellen, regelrecht in mir auf. Meine Zunge beschäftigte sich nun mit seinen bereits aufgestellten Brustwarzen, während sich sein Oberkörper den Berührungen immer wieder entgegen bog. Hastig schnappte ich mir die bereitgelegte Gleitcreme und konnte nur inständig hoffen, dass Jin nichts dagegen hatte, wenn ich unser Vorspiel an dieser Stelle langsam beendete. Mein Schwanz pochte schon äußerst schmerzhaft vor Erregung und ich würde das hier in diesem Tempo definitiv nicht mehr durchhalten. Spielerisch fuhr ich mit der Zunge über die Haut oberhalb des Beckenknochens, während ich meine Finger in den Bund des letzten Stücken Stoffes einhakte, damit ich ihm jenes nur wenig später endlich von den Hüften ziehen konnte, um es irgendwo achtlos in eine Ecke des Zimmers zu verfrachten. Der Anblick, welcher sich mir bot, ließ meinen letzten Funken Verstand spontan auswandern. Jin lag völlig ausgeliefert vor mir. Seine Brust hob und senkte sich schnell. Alles an ihm schrie förmlich nach Sex.  Wie sollte ich mich da noch halbwegs zurück halten können? Schnell entledigte ich mich auch meiner Shorts und verteilte etwas von der Gleitcreme auf meinen Fingern. Jin zuckte ein wenig erschrocken zusammen, als ich das kühle Gel zwischen seinen Beinen verteilte. Ohne weiter zu zögern, drang ich mit dem ersten Finger in ihn ein, achtete bei jedem Stoß auf seine Reaktionen. Ich versuchte wirklich krampfhaft, meine Ungeduld zu zügeln, während ich den Älteren hoffentlich vorsichtig genug vorbereitete. Ich stahl ihm erneut einen Kuss, um ihn ein wenig von der Prozedur abzulenken, während ich einen zweiten Finger hinzufügte. Die alleinige Vorfreude trieb mich schon jetzt schier in den Wahnsinn. Ich konnte es kaum mehr erwarten, ihn endlich richtig zu spüren. Jins Körper bewegte sich immer schneller meine zaghaften Stößen entgegen, bis sein unkontrolliertes Keuchen einem erregten Stöhnen wich. Dies nahm ich als Zeichen, endlich weiter gehen zu können. Ich zog meine Finger zurück und nestelte mit zittrigen Händen an dieser verdammten Kondompackung, streifte mir in Akkordzeit das Ding über und verteilte erneut etwas der glitschigen Masse auf mir, bevor ich mich zwischen seinen angewinkelten Beinen in Position brachte. Ich suchte seinen Blick und konzentrierte mich genau auf seinen Ausdruck, als ich langsam in ihn eindrang. Seine warme Enge umfing mich und raubte mir nahezu den Verstand. Ich musste meine Hände in das zerwühlte Laken krallen, um mich selbst davon abzuhalten, seine Hüften zu schnappen und ihn sofort ins Delirium zu vögeln. Jin keuchte rau auf. Sein Atem ging nur noch stockend und seine Augen waren fest zusammengekniffen. Es war zwar schon eine Weile her, aber auch ich konnte mich noch gut an das anfängliche, nicht sonderlich angenehme Gefühl erinnern. Ich konnte deutlich spüren, wie er darum bemüht war, sich zu entspannen. Ich stoppte, als ich gänzlich in ihm war und lehnte meine Stirn an seine Schulter. Vorsichtig fing ich an, mich in ihm zu bewegen, während seine Härte zwischen unseren Körpern durch die Bewegung stimuliert wurde. Scheinbar sorgte dies für die nötige Entspannung, denn der Ältere schlang bald darauf fordernd seine Beine um meine Hüfte und presste mich nur noch tiefer in ihn. Unser Stöhnen erfüllte den Raum, welche von Sekunde zu Sekunde immer lauter und verlangender wurde. Bald war uns beiden das Tempo zu langsam und der Ältere löste seine Umklammerung wieder, damit ich mehr Spielraum hatte und diesen auch auszunutzen gedachte, Ich hatte schon längst keine Kontrolle mehr über mein Handeln und stieß immer schneller und heftiger in die verlockende Enge. In meinem Schädel rauschte es nur noch noch. Ich spürte deutlich, wie er sich um mich herum zusammenzog und nahm dies als Anlass, ihn noch härter zu nehmen, immer wieder den Punkt anzuvisieren, welcher meinen Kollegen dazu brachte, nur noch lauter seiner Lust Ausdruck zu verleihen. Ich merkte, wie sich mein Orgasmus anbahnte. Jin schien es nicht anders zu ergehen, denn dieser schloss kurzerhand seine Finger um seine Erektion und pumpte diese schnell und hart passend zu meinen Stößen, welche uns beide wenig später, kurz hintereinander, unseren Höhepunkt brachten. Als ich erwachte, war es mitten in der Nacht. Der Wecker zeigte halb 4 Uhr morgens an. Neben mir ertönten die regelmäßigen Atemzüge meines Kollegen. Normalerweise schlief ich nie bei meinen Bettbekanntschaften. Wenn ich nicht wie durch Zufall aufgewacht wäre, hätte mich zum ersten Mal in meinem Leben der schrecklichen „Morgen danach“ ereilt. Auf der anderen Seite waren Jin und ich in einer Band. Spätestens in ein paar Stunden mussten wir uns erneut gegenüber stehen. Vielleicht war es gar nicht so verkehrt, die Peinlichkeiten schon bei einer Tasse Kaffee am Frühstückstisch hinter sich zu bringen. Man, was dachte ich da eigentlich? Ich blieb nie über Nacht! Mein Körper fühlte sich seltsam schwer an, als ich versuchte, leise aufzustehen. Es fühlte sich irgendwie falsch an. Die Erkenntnis holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich wollte hier bleiben. Ich wollte früh neben ihm aufwachen, frühstücken und diesen ganzen Kram machen. Das war gerade für diese Uhrzeit definitiv zu viel für mich. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Fast schon panisch sprang ich aus dem Bett und sammelte meine Klamotten, welche in der Wohnung zerstreut lagen, zusammen, während ich mich immer wieder selbst schlagen könnte. Es war nur Sex. Wir waren immer noch Konkurrenten, auch wenn mein Hirn diesen Fakt scheinbar in der letzten Zeit völlig ignoriert hatte. Hier war kein Platz für diesen sentimentalen Schwachsinn. So schnell wie nur möglich zog ich mich an und sah zu, dass ich endlich nach Hause kam. Jin Schon als ich erwachte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Kame lag nicht mehr neben mir im Bett und ich hatte es im Gefühl, dass er komplett gegangen war und nicht mal eben die Toilette aufsuchte. Die Vermutung wurde kurze Zeit später dann zur Gewissheit. Er hatte nicht einmal eine Erklärung in Form einer Notiz oder sonstiges hinterlassen. Ich stand unschlüssig im Wohnzimmer und hatte keinen Plan, was ich jetzt davon halten sollte. Daher beschloss ich, erst einmal Kaffee zu kochen, mich herzurichten und Kame nachher zur Rede zu stellen. Vielleicht hatte er einfach nur einen zeitigen Termin gehabt. Meine Gedanken wanderten zu den Geschehnissen der letzten Nacht zurück. Es war so dermaßen gut gewesen und gleichzeitig so falsch. Ich hatte mich erneut hinreißen lassen. Und nun würde ich mit den Folgen leben müssen. Ich hatte noch keine Ahnung, was es für welche sein würden, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es welche der positiven Sorte waren. Es nahm in Grunde denselben Verlauf wie beim letzten Mal, nur mit dem Unterschied, dass mich Kame von Anfang an im Klaren über seine Absichten gelassen hatte. Und trotzdem hatte ich den Fehler begangen, mit ihm zu schlafen. Ganz offensichtlich stand ich auf Selbstgeißelung. Vor allem, wenn man bedachte, dass ich ihn gleich wieder sehen würde. Irgendwie graute mir davor. Ich hatte Angst, dass ich in seinem Blick etwas sehen könnte, was mir nicht gefiel. Ablehnung war so ziemlich das Letzte, womit ich jetzt umgehen könnte. Nachdem ich den letzten Schluck aus der Tasse getrunken hatte, machte ich mich auf den Weg zu unserem Shooting. Das konnte echt was werden. Mein Spiegelbild zeigte mir nicht unbedingt das, was man gemeinhin als schön bezeichnen würde. Ich sah immer noch durchgevögelt aus. Hoffentlich fiel nur mir das auf. Am Outdoorset angekommen, suchte ich als erstes Kame auf. Ich musste dringend wissen, was Sache war. Zum Glück fand ich ihn, bevor mich jemand dumm von der Seite anlabern konnte. Wirklich ausgeruht sah er nicht aus. „Hey“, fing ich unsicher an, „alles okay bei dir?“ Ich begegnete seinem müden Blick und konnte seine Gefühle darin nicht so richtig deuten. „Klar“, kam es einsilbig zurück. „Ich frag nur, weil du heute früh einfach weg warst“, fügte hinzu. Ich musste dringend wissen, was es damit auf sich hatte. „Macht der Gewohnheit“, zuckte er ungerührt mit den Schultern und haute mir damit verbal eine runter. „Wie meinst du das?“ Eigentlich wusste ich die Antwort darauf schon, aber ich wollte sie von ihm selbst hören. „Müssen wir das jetzt diskutieren?“ Da war sie: Meine Vergangenheit hatte mich zurück. Die Geschichte wiederholte sich. Nur, dass Kame die Sätze nicht ganz so emotionslos über die Lippen gegangen waren, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Reines Wunschdenken sozusagen. Ohne eine Antwort abzuwarten, begab er sich als nächster in die Maske und ließ mich erschüttert stehen. Ich war jedoch nicht lange allein, als sich Koki zu mir gesellte. „Was ist mit dir los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“ Damit lag er gar nicht mal so falsch. Das Gespenst meiner Vergangenheit war der passende Ausdruck für das, was gerade geschehen war. „Alles okay“, murmelte ich und versuchte es mit einem Lächeln. Gelang mir wohl nicht allzu gut, denn mein Kollege glaubte mir kein Wort. „Wieder Stress mit Kame?“, mutmaßte er und traf damit voll ins Schwarze. Meine Mundwinkel gingen sofort wieder nach unten. Ich sollte das bis zum Shooting dringend auf die Reihe bekommen. „Mal was anderes“, sprach Koki und, „ich hab gute Neuigkeiten: Das mit dem Wettbewerb dürfte bald aus der Welt geschafft sein.“ Dann erzählte er mir, dass er aus geheimer Quelle wusste, dass die Fans Wind davon bekommen haben (woher wollte ich lieber nicht wissen) und auf die Barrikaden gegangen seien. Und aufgrund der verbesserten Verkaufszahlen nicht nur bei CD-Verkäufen, hatten die Schwachköpfe von Managern wohl endlich mal die richtige Konsequenz daraus gezogen: Sie würden uns beide in der Band belassen. „Ich weiß nicht, ob ich das noch so gut finden soll.“ Die Worte hatten meinen Mund verlassen, ehe ich mir der Folgen bewusst war. „Was meinst du?“, kam es natürlich sofort irritiert. Ich sollte definitiv erst denken und dann reden. Schließlich konnte ich ihm schlecht stecken, dass damit meine einzige Chance zur Flucht verbaut war. Das, was ich die ganze Zeit gewollt hatte, hatte nun keinen Belang mehr, weil das mit Kame so aus den Fugen geraten war. Wenn er mir klipp und klar sagen würde (und das würde er, daran zweifelte ich nicht), dass es keine Chance für eine Beziehung geben würde, wusste ich nicht, ob ich noch länger Bestandteil der Band sein wollte. Zum Glück wurde ich als nächster zum Schminken verdonnert und blieb vorerst von einer Erklärung verschont. Der Photoshoot war die reinste Katastrophe, da ich lieber Kame beobachtete, als in die Kamera zu sehen. Andauern wurde ich ermahnt, mich doch mal der eigentlichen Arbeit zu widmen, anstatt Löcher in die Luft zu starren. Wenigstens fiel es niemandem auf, dass es nicht die Luft war, die meine Aufmerksamkeit beanspruchte. Die Aufnahmen zu zweit waren am Schlimmsten, weil mir Kazuya zugeteilt wurde, wie so oft in letzter Zeit. Zum Glück war ich nicht der Einzige, der Bockmist baute. Mein Kollege wurde mindestens genau so oft angeschnauzt wie ich. Als wir endlich damit fertig waren, ging es über zu den Einzelshootings. Kame war zuerst an der Reihe und kaum, dass er fertig damit war, machte er sich vom Acker. Das war so dermaßen klar gewesen. Als nächstes folgte Koki und danach ich. Das war wiederum schlecht für mich, denn er wartete natürlich auf mich, nur um mich auszuquetschen, versteht sich. Logisch, dass er wissen wollte, was es mit meiner Aussage auf sich hatte, aber das konnte ich ihm unmöglich erzählen. Mein Kollege war aber genau so hartnäckig wie Kyo und schleppte mich in ein unbelebtes Café. Mit Hüten und großen Sonnenbrillen bewaffnet, die mehr Aufmerksamkeit erregten als zur Tarnung dienten, saßen wir uns gegenüber. „Erzähl“, forderte er mich auf, aber ich dachte gar nicht daran. „Keine Lust, darüber zu reden.“ „Also gibt es ja immerhin etwas zu berichten“, grinste er mich überlegen an. Blöder Kerl. „Frag doch Kame, wenn's dich so interessiert“, zickte ich ihn an. „Ich will es aber von dir hören.“ Sein Lächeln wurde nur noch breiter und ich begann, die Geduld zu verlieren. Ich hasste Verhöre und das hier war eindeutig eines. „Okay, dann rate ich“, sagte er, als ich nach einer Weile immer noch schwieg. „Er hat dich nicht ran gelassen.“ Er beobachtete genau meine Reaktionen, aber dank der Brille konnte er meine böse funkelnden Augen nicht erkennen. Viele Optionen gab es ja nicht. Er wusste, was zwischen uns Sache war und nachdem wir beide gestern einfach aus dem Club abgehauen waren, war es auch nicht schwer zu erraten. „Hat er keinen hochbekommen?“, mutmaßte er weiter, aber ich verzog mein Gesicht nicht. „Du hast keinen hochbekommen.“ Ich war gespannt, was er sich noch so einfallen ließ. „Du stehst eigentlich auf so krankes Zeug, aber da wollte er nicht mitmachen“, lächelte er siegesgewiss. Mit dieser Idee brachte er mich nun wirklich zum Lachen. So ein Idiot. „Hatte ich recht?“, fragte er freudig. „Du hast echt einen Dachschaden, Junge“, lachte ich immer noch leicht. Wenigstens hatte er damit meine Laune etwas gebessert. Das musste ich ihm hoch anrechnen. „Nun sag schon“, quengelte er und für seine Bemühungen musste ich ihn fast schon belohnen, aber eben nur fast. „Kame will doch keinen Sex vor der Ehe“, sagte ich zerknirscht und einen Moment schien er es mir tatsächlich abzukaufen, bevor er mir auf den Arm boxte. „Und zu mir sagst du, ich hätte den Dachschaden.“ Irgendwann gab er zum Glück auf. Wahrscheinlich ging er nun Kame auf den Zahn fühlen. Die nächsten zwei Tage bekam ich meinen geschätzten Kollegen kaum zu Gesicht, weil wir unterschiedliche Termine hatten. Ich wusste nicht, ob ich das jetzt gut oder schlecht finden sollte. Meiner Laune war es nicht unbedingt zuträglich, aber andererseits konnte ich die Ereignisse besser verarbeiten. Ich verstand ihn und seine Handlungen einfach nicht. Im Gegensatz zu mir wusste er genau darüber Bescheid, was meine Intentionen waren. Ich hatte keinen Dunst, was das zwischen uns jetzt eigentlich war. Weiterhin glaubte ich auch nicht, dass ich eine bloße Möglichkeit für ihn war, um ein bisschen Druck abzulassen, aber für eine Beziehung reichte es anscheinend auch nicht, maximal für eine Affäre vielleicht. Den Morgen darauf wurden wir zu dem von Koki angedrohten Meeting bestellt. Kame war bereits anwesend, als ich den Raum betrat und schien sichtlich nervös zu sein. Offenbar wusste er nichts von dem Endresultat, was mich irgendwie wunderte. Ich hatte ja keine Gelegenheit gehabt, es ihm zu erzählen, aber ich dachte, dass unser Rapper den Part übernommen hätte, so wie beim Rest der Band. Kame knibbelte mal wieder am Etikett seiner Wasserflasche herum und wippte mit dem Fuß auf und ab. Dieses Bild brachte mich zum Grinsen. Ich dachte auch gar nicht daran, ihn aufzuklären. Dass er jetzt ein wenig litt, geschah ihm nur recht. Ich beschloss, ihn noch ein wenig zu verunsichern. Mit einem zufriedenen Seufzen ließ ich mich neben ihm nieder und lächelte ihn freudig an, was ihn dazu veranlasste, auf seiner Unterlippe herumzukauen. Es war ein wirklich schönes Gefühl, ihn so durch den Wind zu erleben. Einige Minuten später wurde er dann jedoch erlöst und staunte nicht schlecht über das, was unsere Manager zum Besten gaben. Mir erzählten sie da nichts Neues, auch wenn sie die Sache mit den Fans ausklammerten. Sie begründeten es lediglich mit der gestiegenen Beliebtheit der Band und den erhöhten Verkaufszahlen und entließen uns kurz darauf, nachdem sie uns noch mitgeteilt hatten, wie sehr sie sich über diese Wandlung freuten. Arschkrampen. Ich glaubte keine Sekunde lang ihre geheuchelte Freundlichkeit, aber das war mir auch egal, weil wir endlich diesen Klotz am Bein los waren. Kame war völlig erledigt, als wir aus dem Raum getreten waren. „Du hast das gewusst oder?“, fragte er, als er sich von diesem Schock erholt hatte. „Jepp“, erwiderte ich leichthin und musste schon wieder schmunzeln. „Lass uns einen Trinken gehen. Die anderen warten bereits.“ Sein verwirrter Blick im Anschluss war wirklich unbezahlbar. Koki hatte ihn total auflaufen lassen und ich musste mich dringend bei ihm dafür bedanken. Wir suchten irgendeinen nahegelegenen Club auf und orderten eine große Champagnerflasche zum Anstoßen. Kame schien nach wie vor leicht angefressen zu sein, aber das hielt uns alle nicht davon ab, uns über das Ergebnis zu freuen. Ich hatte es immer noch nicht ganz realisiert. Der belastende Druck war endlich von unseren Schultern abgefallen. Zwar hatte ich es schon ein paar Tage lang gewusst, aber es endgültig in Sack und Tüten zu haben, war dann doch eine ganz andere Sache. „Ich muss mich bei dir bedanken oder?“, fragte ich Koki leise. „Du warst doch derjenige, der das bei den Fans angeleiert hat.“ „Nicht ich direkt, aber ich hatte damit zu tun, ja“, feixte er spitzbübisch. „Was guckst du so bedröppelt?“, fragte Ueda berechtigterweise Kame. „Ich muss das erst mal verdauen“, erwiderte er mürrisch und schenkte mir einen bösen Blick. Ich lächelte ihn wiederum gewinnend an und lachte mir innerlich einen Ast ab. Kame verzog seinen Mund zu einer Schnute und überlegte wahrscheinlich gerade, wie er mir das am besten heimzahlen konnte. „Ich geh tanzen“, informierte ich die Meute und begab mich auf die Tanzfläche, um dies in die Tat umzusetzen. Ich war mir sicher, dass durch den Wegfall des Wettbewerbes unsere Geschichte einen neuen Verlauf nehmen würde oder wenigstens die Option darauf. Kame und ich mussten nun nicht mehr darum bangen, dass einer von uns demnächst gehen müsste, was unser Verhältnis ja nicht gerade vereinfacht hatte. Aber am Ende hatte er genau darauf spekuliert. Ich beschloss, nicht mehr darüber nachzudenken, brachte mich ja schließlich auch nicht weiter, sondern mich lieber darüber zu freuen, dass ich meinen Job behalten würde. Als ich mich genug verausgabt hatte und mich auf den Weg zurück machte, traf ich auf Koki, der einen betrunkenen Ueda stützte. Manchmal vergaß ich, dass der Junge absolut keinen Schampus vertrug. Besser war es, dass er an die frische Luft kam, da er schon leicht grün im Gesicht war. Am Tisch saß nur noch Kame, der auch nicht mehr der Nüchternste war. „Wo sind die anderen zwei?“, fragte ich ihn. „Tanzen.“ Prima, er redete also immer noch nur das Nötigste mit mir. Frustriert kippte ich mir den Inhalt meines Glases hinter und schenkte mir neu ein. Kame rutschte auf der Sitzbank etwas nach unten und ich wollte ihn gerade fragen, ob er unter dem Tisch verschwinden wollte, als er plötzlich sein Shirt nach oben zog. „Ganz schön heiß hier drin“, meinte er und schenkte mir einen Schlafzimmerblick, der sich gewaschen hatte. Ich konnte nicht anders, als mit offenem Mund zurückzustarren. Was zur Hölle ging hier ab? Als er auch noch anfing, sich über den Bauch zu streicheln und sich mit der Zunge über die Lippen leckte, gingen bei mir die Lichter aus. Das machte mich gerade wahnsinnig an und ich vergaß völlig das Glas in meiner Hand. Ich merkte es erst wieder, als ich mir den Inhalt über mein Oberteil kippte. „Shit“, fluchte ich vor mich hin. Man, war das peinlich. Schadenfrohes Lachen drang an mein Ohr und mir wurde bewusst, dass ich Kame gerade auf den Leim gegangen war. Schnellstens fummelte ich ein Taschentuch aus meiner Hose und wollte die Nässe wegrubbeln, als mich eine Hand daran hinderte. Unnötig zu erwähnen, dass es sich dabei um die meines Kollegen handelte. „So macht man das nicht“, tadelte er mich und fing an, über die Stelle zu tupfen. Ich würde gleich einen Schreianfall kriegen, wenn er so weiter machte oder ihn zu Boden knutschen. Denn seine Nähe und der damit einhergehende Fickreiz machte mich ganz wuschig. „Was tust du?“, fragte ich unsicher, als er mein Shirt hochzog. „Ich mach dich nur sauber“, zwinkerte er mir zu und legte dann das Taschentuch zum Aufsaugen auf meine Haut, bevor er mein Shirt wieder los ließ. Natürlich nicht, ohne mich vorher noch etwas befummelt zu haben. „Was dachtest du denn?“, fragte er mit engelsgleicher Stimme. Verfluchter Mist. Die ganze Situation war die pure Qual und ich wurde gerade richtig scharf auf ihn. Das Verlangen, ihn zu küssen wurde übermächtig und ich hätte ihm auch nachgegeben, wenn in dem Moment nicht Junno und Maru zurückgekommen wären. Hatten die sich abgesprochen oder was? Ich schenkte Kame noch einen sehnsüchtigen Blick, während er sich wieder ordentlich hinsetzte. TBC Schlagt uns nicht :) Wir freuen uns natürlich wie immer über jegliches Feedback Kapitel 21: Kamenashi Kazuya, die nicht einzunehmende Festung ------------------------------------------------------------- Kapitel 21 Weiter geht es … heute mal mit einem längeren Vorwort. Scheinbar hatte das letzte Kap zu etwas Verwirrung über die „Rollenverteilung“ gesorgt. Wie wir drauf gekommen sind? Tja, eigentlich gab es da keinerlei Diskussionen, weil es in die Story und zu dem Charakter von Kame einfach besser gepasst hat, als Top zu fungieren. Wir werden uns aber nicht darauf versteifen. Bisschen Abwechslung muss ja sein ^.~. Und noch eine schlechte Nachricht: Da wir beide nächste Woche verhindert sein werden, wird das nächste Chapter erst wieder in zwei Wochen folgen. Wir hoffen ihr haltet so lange durch. Dafür ist dieses jetzt etwas länger ^^ So, an dieser Stelle möchten wir uns bei den fleißigen Kommischreibern bedanken :D Ihr motiviert uns einfach immer und immer wieder aufs Neue. Genug gelabert … Viel Spaß beim lesen P.S.: Kursiv kennzeichnet nur einen kurzen Rückblick, damit es übersichtlicher ist :D *** Kamenashi Kazuya, die nicht einzunehmende Festung Kame Die anderen ließen sich erneut am Tisch nieder und schnappten sich, während sie sich über irgendwelche Leute unten auf der Tanzfläche unterhielten, die große Flasche, um ihre Gläser nachzufüllen. Mir war echt nicht nach feiern zu Mute. Das Drama der letzten Tage, welches seinen Höhepunkt wohl heute gefunden hatte, war definitiv zu viel für meine Nerven. Ich musste an den Tag nach dieser Nacht denken. Ich hatte sie gesehen, seine Enttäuschung. Sie war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich musste in diesem Moment den Drang niederkämpfen, ihn nicht einfach in meine Arme zunehmen und mich dafür zu entschuldigen, dass ich einfach abgehauen war. Stattdessen ergriff ich wie immer die Flucht. Es war besser so. Zumindest redete ich mir das immer und immer wieder ein, in der Hoffnung es irgendwann selber glauben zu können. Wir hätten es niemals so weit kommen lassen dürfen. Diese Nacht war ein verdammter Fehler gewesen, aber wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich alles wieder genauso machen. xxx An jenem Tag war ich froh, als ich endlich zu Hause ankam, mich auf mein Bett legen konnte, um im Stillen Bakanishi anzustarren, als würde dieses Kuscheltier mir irgendwie weiterhelfen können. Ich versuchte, das Klingeln an der Tür zu ignorieren. Irgendwann würde er schon aufgeben, dachte ich, wobei ich mich wie so oft täuschte. Wer auch immer es war, hatte eine scheiß Ausdauer. Genervt machte ich mich auf den Weg und musste feststellen, dass kein anderer als Koki der Übeltäter war. „Hat dir keiner beigebracht, dass, wenn man die Tür nach dem fünften Klingeln nicht öffnet, keiner zu Hause sein könnte?“ „Du bist aber da“, war seine freche Antwort und schon drängelte sich meine Kollege an mir vorbei. Was musste man eigentlich machen, um nur mal für ein paar Stunden seine Ruhe zu haben? „Was willst du?“ Ja, ich war heute nicht unbedingt die Höflichkeit in Person. „Zuerst einmal ein Bier. Bring dir lieber auch eins mit.“ Jetzt hatte ich gleich noch weniger Lust auf das kommende Gespräch. Ich saß wenig später auf meiner Couch, während Koki mit seiner Flasche in der Hand durch meinen Wohnraum schlich und scheinbar nach den richtigen Worten suchte. Er sollte sich dabei ruhig noch etwas Zeit lassen, am besten bis morgen oder vielleicht ein Jahr. Wir könnten auch erst im nächsten Leben darüber reden. Hätte ich nichts gegen einzuwenden. „Also“, fing er leider doch beutungsschwanger an, „was ist passiert?“ „Was soll schon passiert sein?“ Ich wünschte mich gerade echt weit weg. „Ihr wart gestern plötzlich verschwunden. Was ist dann passiert?“ Ich fühlte mich wie in einer Ermittlung. Gleich würde das CSI auftauchen und meine Wohnung nach Beweisen absuchen. Da waren sie aber definitiv am falschen Tatort. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das jetzt ausführlich erläutere?“, seufzte ich wenig angetan und nahm einen Schluck aus der Flasche. „Keine Details. Die grobe Fassung reicht.“ "Wir hatten Sex" Ich hoffe, dass war ihm grob genug. Schweigen erfüllte den Raum. Mein Kollege schien abzuwägen, was er nun mit dieser Information anfangen sollte. "Und deswegen sieht Jin aus, als wäre das Ende der Welt über ihn hereingebrochen? Man, musst du schlecht gewesen sein." „Sehr witzig.“ „Dann hat er versagt?“, mutmaßte der Ältere einfach weiter und ich hatte das dringende Bedürfnis, meinen Kopf gegen die Glasplatte meines Wohnzimmertisches zu donnern. Ich schloss kurz die Augen, um tief durchzuatmen. Ich hätte lieber Schnaps trinken sollen. „Keiner hat versagt. Es war gut. Sind wir jetzt fertig?“ Gut war zwar eine Untertreibung gewesen, aber das brauchte ich ihm ja nicht unter die Nase zu schmieren. „Warum zieht ihr dann solche Gesichter?“ Ich dachte gar nicht daran, ihm auf diese Frage eine Antwort zu geben, aus dem einfachen Grund, dass ich keine hatte. Zumindest was meine Laune betraf. „Wer lag oben?“ „Was?“ Also langsam fragte ich mich echt, ob es Koki noch ganz gut in der Birne ging. „Du hast mich schon verstanden.“ „Ich dachte, du wolltest keinen Details.“ „Ich versuche immer noch, euer Problem zu verstehen.“ Das übliche Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden. Er meinte das tatsächlich ernst. Verdammte kacke, wie sollte ich lebend aus diesem Gespräch herauskommen? „Wir haben kein Problem.“ Ich massierte mir genervt die Schläfen, um dieses unangenehme Pochen aus meinem Schädel zu vertreiben. Konnte er nicht einfach verschwinden und mich in Ruhe lassen? Ich fühlte mich schon beschissen genug. „Das sieht Jin scheinbar anders. Also antworte.“ „Ich, natürlich.“ „Wow, echt? Hätte ich jetzt nicht gedacht. Vielleicht mochte Jin seine…äh...Rolle nicht.“ „Sah gestern nicht danach aus.“ In welchem Film war ich hier bitte gelandet? Erneutes Schweigen. Scheinbar hatte Koki die Schnauze voll vom herumlaufen, denn er ließ sich jetzt auf der anderen Seite des Sofas nieder. Es wirkte, als wäre auch er mit seinem Latein am Ende. Sehr gut, dann konnte er ja jetzt gehen. „Kame, ehrlich. Was hast du gemacht?“ „Ich habe überhaupt nichts gemacht. Können wir das Thema langsam beenden? Ich habe heute echt keinen Nerv dafür.“ „Können wir nicht.“ Da war er wieder, dieser dämliche Pitbull, der nicht eher loslassen würde, bis er die Wahrheit kannte. Ich resignierte. Mein Schädel schmerzte und ich war einfach nur müde. Keine super Grundlage für weitere Diskussionen. Ich erzählte ihm, bemüht neutral und kühl klingend, was abgelaufen war samt dem kurzen Dialog zwischen Jin und mir von heute Morgen. Sein Blick sagte mir alles. Er war geschockt, enttäuscht, wütend. „Und du erkennst da jetzt echt nicht den Fehler?“ „Äh, nein“ Eine glatte Lüge. „Dann ist dir auch nicht mehr zu helfen. Ich gehe lieber, bevor ich dir noch eine rein schlage.“ Damit stand er auf und verließ meine Wohnung ohne ein weiteres Wort des Abschiedes. Was für ein Abgang. Ich fühlte mich langsam wie der Hauptdarsteller in einem Drama, was sich mein Leben schimpfte. Ich versuchte, es mir immer und immer wieder einzubläuen. Es war nur Sex. Warum war es diesmal nur so scheiße schwer, wieder zur einfachen Tagesordnung überzugehen? xxx Ich fand durch Junnos dämliche Lache zurück in das Hier und Jetzt und spürte Jins Blicke auf mir. Er musterte mich mit einem äußerst seltsamen Ausdruck in den Augen. Kein Wunder nach meiner Aktion von gerade eben. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Nichts, da hatten wir es wieder. Ich wollte ihn ärgern, mich sozusagen für den heutigen Tag rächen. Wenn dieser Trottel wüsste, was er mir durch sein Schweigen angetan hatte. Nachdem gestern Abend der Anruf vom Management kam, war ich nicht mehr ansprechbar gewesen. Sie sagten, die Entscheidung wäre gefallen. Die halbe Nacht tigerte ich nervös durch die Wohnung und versuchte, mir vorzustellen, was ich machen würde, wenn ich hätte gehen müssen. Ich hatte weder einen Schulabschluss, noch irgendwelche besonderen Fähigkeiten. Mein Körper war mein Kapital. So sah ich mich schon in irgendeinem Host Club oder bei Coat West enden, mit Sho auf einem Cover. Mhh, gar keine so schlechte Vorstellung, nur leider war Sex vor der Kamera nicht unbedingt mein Ding. Etwas Gutes hatte diese Grübelei: Ich machte mir so wenigstens keine Gedanken mehr um das Thema Jin. Hatte sich ja eh bald erledigt, wie es schien. Völlig mit dem Nerven am Ende und ohne wirklichen Schlaf saß ich wie ein Häufchen Elend in diesem Konferenzraum und wusste nicht, auf was ich hoffen sollte. Die Band ohne Jin konnte ich mir auch irgendwie nicht mehr vorstellen. Er würde mir schrecklich fehlen. Wow, diese Erkenntnis war nach der letzten Nacht zu viel für meine Nerven. Als ich meinen Kollegen wenig später erblickte mit diesem blöden Grinsen im Gesicht, dachte ich wirklich, es wäre vorbei, mein Traum zerplatzt und sagte schon einmal Hallo zu meiner neuen Karriere als Pornostar. Zum Glück kam alles anders. Jetzt wusste ich nicht, ob ich mich freuen sollte, oder lieber den Älteren anschreien, dass er mich nicht eingeweiht hatte. Der Arsch fand das bestimmt noch irre komisch. Ich fragte mich langsam, ob Koki, der ja immer noch nicht mit mir sprach, nicht etwas überreagierte. Scheinbar ging es ja Herrn Akanishi super prächtig. „Ich hau ab.“ Seufzend erhob ich mich und ignorierte die leicht überraschten Blicke der anderen drei. „Was? Warum? Die Flasche ist noch nicht mal leer. Wir müssen das doch ordentlich feiern“, sagte Maru sogleich, während ich mich an ihnen vorbei drängelte. „Hab genug.“ Ich sah zu, dass ich weg kam. Morgen sah die Welt hoffentlich schon ganz anders aus. Sah sie nicht. Wer auch immer diesen Spruch erfunden hatte, gehörte geschlagen, gesteinigt und gevierteilt. Der einzige Vorteil an diesem Tag war, dass ich bis auf eine kleine Radioshow am Nachmittag frei hatte. Ich schlief soweit es ging aus und entschied mich spontan, mal wieder meine Kreditkarte in dem ein oder anderen Geschäft zum Glühen zu bringen, um mich davon abzulenken, dass ich lieber eine gewisse Person dazu gebracht hätte. Shopping sollte ja recht effektiv sein und ein paar neue Klamotten konnten nun wirklich nicht schaden. Die Stadt war relativ leer. Kein Wunder, es war mitten in der Woche und noch relativ früh. In ein paar Stunden würde es hier schon ganz anders aussehen. Ziellos lief ich durch die Straßen, holte mir einen Kaffee und schlenderte von einem Geschäft ins nächste. „Hallo Schätzchen.“ Wah, vor Schreck hätte ich beinahe sowohl meinen Becher als auch das Shirt, welches ich mir gerade naher betrachtete, fallen gelassen. Als ich mich umdrehte, blickte ich in das grinsende Gesicht von Toshiya. Die Welt war doch echt nur ein Dorf. „Hey“, begrüßte ich ihn, nachdem ich mich von meinem Schock erholt hatte und legte das Stück Stoff beiseite. „Was machst du denn hier?“ „Wohl das gleiche wie du“, antwortete er schmunzelnd auf meine zugegebenermaßen dämliche Frage. Was machte man schon in einem Klamottenladen? „Zufälle gibt es“, murmelte ich daher nur. „Ich würde dich ja jetzt zu einem Kaffee einladen, aber den hast du ja schon.“ Na Gott sei dank. Ich konnte mir gerade schönere Sachen vorstellen, als mit der Ente meine freie Zeit in einem stinkigen Café zu verbringen und mir seine Endlosmonologe anzuhören. „Tja, kann man nicht ändern.“ „Sag mal, bist du heute Abend auch dabei?“ Jetzt schaute ich Toshiya dann doch etwas irritiert an. Bei was dabei? „Hat dir keiner was gesagt? Wir machen heute eine kleine Party bei Kaoru wegen unseres neuen Albums. Eigentlich dachte ich, eure gesamte Truppe wäre eingeladen“, erklärte mir der Bassist sogleich netterweise, wenn es schon kein anderer tat. „Die Einladung muss wohl auf dem Postweg verloren gegangen sein“, erwiderte ich bitter und ertränkte meinen Frust mit meinem überzuckerten Macchiato. „Der Buschfunk hat wirklich schon besser funktioniert“, seufzte auch mein Gegenüber, „aber nun weißt du ja Bescheid. Soll ich dich abholen? Deine Wohnung liegt auf dem Weg.“ Ich nickte nur und zum Glück zog Quietscheentchen weiter. Pünktlich zur verabredeten Zeit stand ich unten und wartete auf meinen Chauffeur. Toshiya parkte direkt vor meinen Füßen. Ich war froh, mich nicht wieder mit irgendwelchen öffentlichen Verkehrsmitteln abmühen zu müssen, vor allem, weil ich keine Ahnung hatte, wo der Gitarrist überhaupt residierte. „Na, alles klar, Schätzchen?“, begrüßte mich der Ältere freudig und fädelte sich, nachdem ich mich angeschnallt hatte, wieder in den Verkehr ein. „Sowieso“, grinste ich. So langsam ging es bergauf. Die Tatsache, dass keiner die Band verlassen musste und dieser dämliche Wettbewerb endlich vorbei war, sickerte allmählich zu meinem Hirn durch. Der Druck war weg. Eine Sorge weniger, blieb nur noch die andere. Toshiya quatschte die ganze Zeit über belangloses Zeug, während ich aus dem Fenster Löcher in die Luft starrte. Der Wagen hielt und ich wollte eigentlich sofort aussteigen, doch eine Hand auf meinem Knie hielt mich davon ab. „Äh?“ Mit großen Augen blickte ich abwechselnd den Bassisten und dann wieder die Finger an, welche langsam über den Stoff meiner Jeans wanderten. „Du wirkst etwas unentspannt“, säuselte er und ließ mich hart schlucken. Was sollte das bitte werden, wenn es fertig ist? „Wir müssen auch noch nicht reingehen.“ Er beugte sich zu mir rüber und ich war versucht, ihn einfach machen zu lassen. Aber mal ehrlich, das Ganze war gerade schon kompliziert genug, da brauchte ich nicht noch ein erneutes Techtelmechtel mit einem dauergeilen Bassisten. Entschieden fischte ich daher seine Hand aus der Gefahrenregion, in welcher sie sich schon befand und erntete ein leicht enttäuschtes Schnaufen. „Warum so abweisend?“ „Darum.“ Mir fiel einfach kein gescheites Argument ein. „Bitte sag nicht, dass Jin schon wieder das Problem ist.“ „Wie kommst du jetzt da drauf?“ „Stell dir vor, ich bin nicht ganz so dämlich, wie die meisten denken.“ Auweh, da klang jemand aber sackig und ich konnte es noch nicht einmal dementieren, weil er auch noch recht hatte. „Ich werde mich sicherlich gleich selber für die Frage hassen, aber was genau läuft da zwischen euch?“ Toshiya blickte mich abwartend an und schien tatsächlich eine Antwort haben zu wollen. Na klasse. „Schwer zu erklären“, meinte abwiegelnd. „Seid ihr zusammen?“ „Nein.“ „Aber?“ „Kein Aber.“ „Es muss eins geben, wenn ich mir wegen dieses Kerls andauernd eine Abfuhr abholen darf.“ „Er würde gerne…also, eine Beziehung…“ Das war ja schon beinahe peinlich, was ich für einen Mist zu zusammen stotterte. „Und du?“ „Wir sind in einer Band. Das ist Schwachsinn. Was ist, wenn es nicht klappt? Wir gefährden die gesamte Gruppe.“ Schön, wenn man schon die Wörter parat hat, weil man sie sich seit Tagen selber einredet. „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“ Verdammt. Schweigen breitete sich in dem Wagen aus. Was sollte ich darauf jetzt erwidern? Alles, was mir einfiel, waren nur lahme Ausreden. „Statistisch gesehen begegnen sich die meisten Paare am Arbeitsplatz“, fing der Ältere plötzlich wieder an zu sprechen. „Toll, was soll mir diese Aussage jetzt bringen?“ „Glaubst du, die schmeißen alle ihren Job hin, nur weil es am Ende nicht funktioniert hat? Ihr seid keine zwölf mehr, wo man noch glaubt, die Welt geht unter, nur weil man nicht mehr mit seinem Schwarm Händchen halten kann.“ „Ja, schon, aber...“ Mir gingen die Argumente aus und das wusste er auch, so überlegen, wie er nun grinste. „Nichts aber. Ich weiß, wovon ich rede.“ Gut, jetzt war ich doch baff. „Wie jetzt?“ „Sagen wir, wir hatten im Laufe unserer Karriere einen ähnlichen Fall. Hat nicht funktioniert und wir sind immer noch eine Band“, erklärte der Älter seelenruhig, als würde er gerade das Wetter für morgen ansagen. Krass, das war doch mal eine Neuigkeit. „Wer?“ „Unwichtig. Lenk nicht vom Thema ab.“ Menno, das hätte mich jetzt ja mal brennend interessiert. „Ernsthaft, wenn du ihn willst, schnapp ihn dir. Wenn nicht, dann lass ich ihn das nächste Mal nicht als Ausrede durchgehen.“ Sein Lächeln war ehrlich. „Dann mal los.“ Ich nickte und wir stiegen aus. Er hatte es geschafft, dass ich mich tatsächlich besser fühlte. „Danke…für eben“, sagte ich daher brav und gut erzogen, als ich um das Auto an ihn herangetreten war. „Danke für was?“ Wir drehten uns um und ich blickte direkt in Jins und Kokis argwöhnische Gesichter. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Noch schlimmer war es allerdings, den Bassisten nicht an einer Antwort gehindert zu haben. „Ich denke, er will sich dafür bedanken, dass ich ihm geholfen habe, etwas Druck loszuwerden, nicht wahr Schätzchen?“, sprach er und pfriemelte sich ein wenig an seinen Lippen herum, als würde er irgendwelche verräterischen Spuren beseitigen. „Du hättest halt gleich zu mir kommen sollen.“ Er zuckte noch einmal mit den Schultern, zwinkerte mir frech zu und stolzierte von dannen, während ich schon mal die verschiedenen Zubereitungsarten von Entenbraten durchging, denn hier würde es mit Sicherheit gleich ein totes Federvieh geben. Jin Ich wusste nicht, was wahrscheinlicher war: Dass das Schnabeltier dies nur gesagt hatte, um mir eins auszuwischen oder dass Kame ihn tatsächlich rangelassen hatte. Beide Fälle würden nicht zum ersten Mal passieren und der erste Fall musste den zweiten nicht unbedingt ausschließen. Kurz gesagt: Ich hatte keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Koki offenbar schon, denn dieser griff sich einfach meinen Arm und zerrte mich hinter sich her ins Innere des Hauses. Ich warf Kame noch einen Blick über die Schulter zurück zu und konnte sein fassungsloses Gesicht ausmachen. Jede Wette, dass ich genau so schaute. Vielleicht hatte er sich auch einfach nur für die Fahrt bedankt. Vielleicht aber auch nicht. Das waren mir eindeutig zu viele Optionen. In Kaorus Haus wurden wir gleich überschwänglich von Kyo begrüßt, der ja noch gar nichts von der Entwicklung zwischen Kame und mir wusste, wie mir nebenbei mal auffiel. Aber wir standen in letzter Zeit auch nicht viel in Kontakt, da er rund um die Uhr mit seiner Band und dem neuen Album zu tun gehabt hatte. „Ihr seht beide aus, als könntet ihr Bier vertragen.“ Wo er recht hatte. Das ganze Dilemma war nur noch mit Alkohol zu ertragen oder mit einem Baseballschläger, den ich Toshiya über den Schädel ziehen konnte. Besagte Person hatte sich sicherheitshalber gleich verkrümelt, jedenfalls konnte ich ihn nirgends entdecken. "Hey Fanboy", brüllte Kyo quer durchs Wohnzimmer und winkte Kame heran, der sich nur zögerlich näherte. An seiner Stelle hätte ich auch Schiss. Koki sah aus, als würde er ihn jeden Moment lynchen wollen. Dieser verdünnisierte sich jedoch mit dem Hinweis, dass er was starkes zu trinken bräuchte und schenkte Kame noch einen bösen Blick. Ich hatte den Eindruck, dass wir die Rollen getauscht hatten. Müsste nicht ich derjenige sein, der angefressen davon stürmte? Ich schenkte Kame ein scheues Lächeln und zweifelte in diesem Moment an der Gesundheit meiner Psyche. Mein Kollege schien mein Verhalten auch sehr suspekt zu sein, denn sein Gesichtsausdruck war sichtlich irritiert. Vermutlich witterte er eine Falle und fürchtete, von Kyo eine gescheuert zu bekommen, so wie er ihn musterte. Stattdessen bekam er von meinem Kumpel ein Präsent überreicht: „Ich hatte dir ja etwas versprochen.“ Ich betrachtete die größer werden Augen von Kame mit einem Grinsen und selbst Kyo konnte sich seines nicht verkneifen. Wahrscheinlich hatte mein Kollege eine Handgranate erwartet, aber sicher keine signierte CD. Ich betrachtete argwöhnischen ein gemaltes Herz im Booklet. Zwar konnte ich anhand der Krakelschrift nicht die zugehörige Person ausmachen, aber das musste ich auch nicht. War ja nicht schwer zu erraten, von wem es stammte. Ich würde Toshiya definitiv noch niedermetzeln. „Ich werde sie mal in Sicherheit bringen. Nicht, dass du dich in deinem Suff nachher drauf setzt“, sprach Kyo und verschwand, um seinen Worten Taten folgen zu lassen. Nun war ich mit Kame, der immer noch selig vor sich hin lächelte, allein. Oder zumindest so allein, wie man das auf einer gut besuchten Party sein konnte. Ich brauchte dringend etwas zu trinken. „Bier?“, fragte ich daher meinen Kollegen, der mir mit einem Nicken zustimmte und wohl immer noch auf seiner Fanwolke Nummer Sieben saß. Was für ein Groupie. Wir begaben uns auf den Weg in die Küche, da an der Bar im Wohnraum nur Cocktails erhältlich waren. Leider kamen wir nicht so weit, als wir von zwei zugegebenermaßen hübschen Weibern aufgehalten wurden. „Können wir euch den Abend angenehmer gestalten?“, säuselte die eine los und zwinkerte Kame zu. Dieser lächelte ebenso lieblich zurück und antworte: „Gerne. Wenn ihr zwei uns in Ruhe lasst, wäre das schon mal ein Anfang.“ Ich musste mich bei dieser erstklassigen und eiskalten Abfuhr zurückhalten, nicht laut loszuprusten. Die zwei Weiber verzogen ihre Münder zu Schnuten und zogen dann tatsächlich beleidigt ab. Wahrscheinlich waren sie schon auf der Suche nach ihren nächsten Opfern. „Du bist ganz schön fies zu Frauen“, gab ich zum Besten, als ich das Bier aus dem Kühlschrank geholt hatte. „Hab's halt nicht so mit denen“, zuckte er mit den Schultern. „Dafür eher mit Bassisten, was“, konnte ich meinen Kommentar einfach nicht lassen. „Auch mit Sängern, Tänzern und Schauspielern“, zählte er auf und ich wusste gerade nicht, ob ich mich verarscht oder geehrt fühlen sollte. Immerhin trafen diese drei Aspekte ja auf mich zu. Ich wurde wie immer nicht schlau aus diesem Kerl, der gerade an seiner Bierflasche nuckelte und sich offenkundig über seine verbale Glanzleistung freute. Ich hätte die Musterung eindeutig sein lassen sollen. Denn es machte mich schon wieder ganz kirre, wie er gegen die Anrichte gelehnt stand, die Flasche immer wieder zu seinen Lippen führte und seine freie Hand mit dem Saum seines Hemdes spielte, welches ich ihm am liebsten ausziehen würde. Wie konnte ich diesem Kerl nur so stark verfallen sein? Eine Antwort darauf würde ich wohl nicht bekommen, dafür allerdings einen Anfall, wenn ich unsere traute Zweisamkeit nicht nutzte. Entschlossen stellte ich mein Bier weg und fischte auch Kames aus seiner Reichweite. Dieser hatte nur noch Gelegenheit, mich aus großen Augen zu mustern, bevor ich meine Hände auf seine Schultern legte und meinen Mund mit seinem versiegelte. Dagegen einzuwenden schien er nichts zu haben, denn seine Arme schlangen sich sofort um meine Taille und er erwiderte den fast schon zärtlichen Kuss. Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir schon so dastanden, als auf einmal ein Räuspern hinter uns ertönte. Ertappt lösten wir uns voneinander und blickten in Toshiyas grinsende Visage. Ich hatte gerade ein dezentes Déjà-vu-Erlebnis, nur mit vertauschten Parts. Und der Bassist schien auch nicht den Eindruck zu machen, mir eine kleben zu wollen. Er sah eher so aus, als freute ihn die Szene, was mich mehr als nur verwirrte. „Ich hol mir nur ein Bier, lasst euch nicht stören.“ Wir konnten uns jedoch besseres vorstellen, als Toshiya eine Pornodarstellung zu liefern. Wobei ich nicht vorgehabt hatte, mit Kame in der Küche zu vögeln. Bei meinem Kollegen war ich mir indessen nicht so sicher. „Was zum Teufel war das?“, fragte ich, als Toshiya die Küche wieder verlassen hatte. „Kennst doch Totchi. Der ist halt seltsam“, bekam ich die tolle Erklärung. Kame wusste definitiv mehr, was mich schon wieder wurmte. Noch schlimmer war nur der Spitzname, mit dem er den Bassisten betitelt hatte. Ich konnte mich gerade so noch zurückhalten, nicht zu erwidern, dass ich meinen Kollegen auch mehr als seltsam fand. Stattdessen griff ich nach meiner Flasche und nahm einen großen Schluck daraus. Die Stimmung war ruiniert und meine anfängliche Erregung wie weggeblasen. Vermutlich war es auch besser so. Ich sollte solche Aktionen sein lassen. Die schadeten letztlich nicht nur mir sondern auch Kazuya. Dieser wusste offenbar auch nicht so recht, wie er mein Verhalten deuten sollte.Ich könnte es ihm auch nicht erklären, da ich ja selbst keine Ahnung hatte. Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich in seiner Gegenwart nicht mehr klar denken konnte und mich nur von meinen Gefühlen leiten ließ. „Wir sollten uns vielleicht wieder zu den anderen gesellen“, traf ich eine Entscheidung. Wahrscheinlich nicht die beste, da es sicher ratsam gewesen wäre, die Chance zu einem Gespräch zu nutzen. Aber wenn ich ehrlich war, ertrug ich lieber die Ungewissheit, wie es mit uns weiter gehen sollte, als eine Abweisung von Kame zu bekommen. Und zumindest auf körperlicher Ebene hatte ich ihn für mich gewonnen, auch wenn es sicher nicht von Dauer war. Im Wohnraum herrschte inzwischen reges Gedränge und ich hatte das Gefühl, dass sich die Anzahl der weiblichen Gäste verdoppelt hatte. Ich fragte mich, inwieweit sie mit Dir en grey zu tun hatten. Aber vielleicht war das auch so eine Sache, über die ich lieber nicht Bescheid wusste. Wo der Rest meiner Band steckte, wusste ich ebenfalls nicht, aber in dem Gewusel konnte man auch drei Stunden suchen, ohne sich zu finden. Kaum, dass wir die Küche verlassen hatten, wurden wir von Kaoru genötigt, an der hauseigenen Bar ein paar Cocktails zu uns zu nehmen. „Ich hab extra einen Barkeeper herbestellt wegen der vielen Weiber und nun saufen die lieber alle nur Sake.“ Wenn das mal kein Grund war, uns dazu zu zwingen. Wir gratulierten noch brav zum neuen Album, redeten über die Tour, die in einer Woche starten würde und kamen dann auf irgendwelche Spiele zu sprechen, von denen ich keine Ahnung hatte. Irgendwas von einer Figur namens Gundam, bei der Kame einen hysterischen Anfall bekam, weil er wohl auch ein Fan davon war. Ich fühlte mich reichlich überflüssig. Offensichtlich wurde ich auch effektiv ausgeblendet, da Kaoru Kame in sein Schlafzimmer führen wollte, um ihm seine selbstgebastelten Figuren zu zeigen, die er aufgrund der Party lieber in Sicherheit gebracht hatte. Die Weiber freuten sich sicher über die dadurch antrainierten Fingerfertigkeite - Kame anscheinend auch. Das war nun für mich der Zeitpunkt, mich wegzuballern. Zwar stand für uns alle morgen ein Auftritt in einer TV-Show an, aber das war mir gerade kackegal. Den Cocktail hatte ich inzwischen leer gesoffen. Ich brauchte dringend Nachschub. Also begab ich mich wieder in die Küche, denn auf klebrige Cocktails hatte ich keine Lust mehr. Dort angelangt traf ich auf Daisuke, der schon nicht mehr ganz nüchtern wirkte. Was gäbe ich jetzt dafür, seinen Pegelstand zu haben. „Auch neues Bier?“, fragte er mich und reichte mir, ohne eine Antwort abzuwarten, eine neue Flasche. „Ich brauch dringend was zu Vögeln“, startete er eine gehaltvolle Konversation. „Da draußen stehen jede Menge Weiber“, teilte ich ihm netterweise mit. „Die sind aber alle so alt“, seufzte der Gitarrist und nahm einen Schluck von seinem Bier. Ich vergaß des öfteren, dass er auf Kinder scharf war. Zwar stand ich auch auf Jüngere, aber die sollten dann doch wenigstens schon die Pubertät hinter sich gelassen haben. „Sauf mehr, dann bockt's dich nicht mehr“, riet ich ihm. „Was meinst du, was ich hier tue?“ „Zeit durch unnützes Reden vergeuden?“, schlug ich vor. „Immer wieder eine Freude, sich mit dir zu unterhalten.“ „Ganz meinerseits“, gab ich noch zum besten und exte das Bier. Ich wollte schließlich heute noch dicht werden. Ich fürchtete nur, dass das mit Gerstensaft nicht so schnell zu realisieren war. „Gibt's hier noch was anderes zum Trinken außer Bier und süßem Gesöff?“ Dai überlegte kurz, bevor seine Augen zu glitzern begannen. „Oh ja, komm mit“, meinte er und zerrte mich hinter sich her. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie ich durch das Haus geschleift wurde und im Schlafzimmer landete, in dem Kame und Kao immer noch zu Gange waren. Dai ging unter den größer werdenden Augen der beiden zum Kleiderschrank und zog eine teuer aussehende Rotweinflasche hervor. „Hast du 'ne Macke oder was?“, ereiferte sich der Gastgeber. „Eigentlich nur Durst“, antwortete der Angesprochene seelenruhig. „Ich hoffe, der ist dir recht?“, fragte er an mich gewandt. Ich bekam spontan den Drang, abzuhauen. Kame hockte mit offenem Mund auf dem Bett, die dämlichen Spielfiguren vor sich ausgebreitet und schien nicht zu checken, was gerade abging. Kao sah so aus, als würde er Dai demnächst erwürgen. Sein Puls am Hals zuckte nämlich schon verdächtig. „Wenn du damit raus gehst, zerlege ich deine rote ESP“, drohte er und sah verdammt noch mal so aus, als meinte er das auch ernst. Daisuke ging wohl das Gleiche durch den Kopf, als er entschied: „Dann saufen wir halt hier.“ Kao knurrte nur ungehalten, schien aber einzusehen, dass er nicht mehr würde erreichen können und willigte schließlich ein. Ich zuckte nur mit den Schultern und setzte mich neben Kame aufs Bett. „Neue Freunde gefunden?“, fragte ich ihn und grinste gehässig. Ich verstand die Begeisterung um solche Sachen einfach nicht. „Die stellen wenigstens keine dämlichen Fragen.“ „Dafür sehen sie aber verdammt scheiße aus.“ Für die Aussage bekam ich von Kaoru eins mit der Flasche vor den Brustkorb gehauen. „Eh, mach meinen Freund für heute Abend nicht kaputt“, empörte sich Dai. „Die Flasche oder Jin?“, fragte Kaoru grinsend. „Was länger Bestand hat“, lachte er als Antwort und nahm den ersten Hieb, nachdem Kao endlich den Korken draußen hatte. Die nächste Zeit waren wir damit beschäftigt, die Flasche reihum zu geben und möglichst schnell den Inhalt zu minimieren. Nachdem wir unser Ziel erreicht hatten, war ich noch nicht einmal annähernd so betrunken, wie ich es gerne gehabt hätte, zumal ja der Grund für mein Besäufnis verflucht nahe bei mir saß und man bei vier Leuten nicht viel abbekam. Zum Glück hatte der Kleiderschrank noch einiges an Weinflaschen zu bieten. Zunächst suchte ich jedoch das Klo auf, was sich als keine leichte Aufgabe herausstellte. Was mussten auch so viele Leute dieses Haus bevölkern? Überall standen dämliche Weiber im Weg, die mit ihren Handtaschen so talentiert um sich schwenkten, dass sie mich ständig damit trafen. Ich hatte den Eindruck, dass dies kein Zufall war. Vor dem Klo hatte sich natürlich schon eine Schlange gebildet. Ich war entzückt. „Ey, Alter, du willst hier doch nicht warten oder?“ Verwundert drehte ich mich zu Kyo um, der sich auf den Weg nach draußen begab. Kurzerhand folgte ich ihm. „Willst du etwa in den Garten schiffen?“ „Klar, die Blumenbeete eignen sich hervorragend.“ Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass es den Pflanzen sonderlich zuträglich war, aber die Stelle lag praktischerweise im Halbschatten, sodass wir nicht von Partygästen gesehen wurden. „Was machst du schönes?“, fragte ich ihn, als wir uns auf den Rückweg begaben. „Weiber abschleppen, was sonst und du?“ „Saufen.“ Wir wünschten uns noch gegenseitig gutes Gelingen, bevor wir wieder unserer Wege zogen. Kame und Kao hatten inzwischen die Figuren beiseite geräumt und Dai, der nur auf meine Rückkehr gewartet zu haben schien, hatte die nächste Weinflasche geöffnet. „Endlich“, seufzte er und nahm sofort einen Schluck vom Weißwein. Eine halbe Stunde und sinnlose Gespräche später hatten wir auch die leer bekommen. Und endlich verspürte ich eine gute Erheiterung. Wein wirkte bei mir immer schnell, bei Kame offenbar auch. Wir hatten dieses Getränk nie getestet, nachdem wir Rum als optimalen Alkohol auserkoren hatten. War vielleicht nicht die klügste Entscheidung von ihm gewesen, das jetzt zu ändern. Wir waren gerade dabei, die nächste Flasche zu öffnen, als eine mir unbekannte Person ins Schlafzimmer hereingestürmt kam. „Kyo hat gerade irgendwelche Weiber zum Nacktbaden überredet! Solltet ihr gesehen haben. Sind ein paar geile Geräte.“ Und schon war er wieder verschwunden. „Nicht schon wieder“, stöhnte Kaoru wie ein verwundetes Tier und begab sich samt dem Alkohol nach draußen ebenso wie Dai. Den brauchte man bei dem Stichwort Weiber ja zu nichts mehr überreden. „Na los, lass uns auch gehen“, forderte ich Kame auf, der nicht den Eindruck machte, sich das Spektakel zu geben. Ich hatte aber keine Lust, hier mit ihm allein zu sitzen. Das würde sonst nicht gut enden. „Wozu soll ich mir Titten und Muschis angucken?“ „Kyo wird sicher auch mitmachen“, legte ich den Köder. Und wie erwartet biss er auch sofort an. Als wir endlich beim Pool ankamen, waren Kyo und seine Weiber nicht mehr die Einzigen, die sich darin tummelten. Ein grölender, halbnackter Koki war gerade eben hinein gesprungen. Und irgendwelche anderen Leute, die ich nicht kannte. „Von wegen nackt“, murmelte Kame leicht enttäuscht, als er sah, dass Kyo aus dem Pool stieg und durchaus noch etwas an hatte. Auch wenn die weiße Boxershorts nicht mehr viel verdeckte. Wet-T-Shirt-Contest war ein Scheiß gegen diesen Porno. Es war wie ein Autounfall, bei dem man einfach nicht wegschauen konnte. Und dabei wollte ich solche Sachen niemals bei meinem besten Kumpel sehen. Glücklicherweise stand Dai mit geöffneter Weinflasche neben mir, aus der ich sogleich einen großen Schluck zum Trost nehmen musste. Dieses Bild hatte sich in meine Netzhäute geätzt und ich konnte nur hoffen, es mit viel Alk wieder wegspülen zu können. Kame wiederum machte eher den Eindruck, ein paar Fotos davon machen zu wollen. Stattdessen zog er sich ebenfalls aus. Wenn das so weiter ging, würde mich der heutige Abend ins Grab bringen. Als auch er nur noch Shorts trug, hüpfte er mit Koki zusammen ins Wasser, der gerade zum zweiten Sprung ansetzte. Was musste der Junge im Suff auch immer den Drang bekommen, sich zu entkleiden? Kaoru hingegen war mehr als verzweifelt. Bei der Masse an Menschen hatte er keine Chance mehr, alle zu verprügeln und sie damit zur Vernunft zu bringen. Irgendwie tat er mir leid. Da ich mich selbst allerdings noch mehr bemitleidete, fand ich keine Energie, mich um ihn zu kümmern. Außerdem musste ich mit Dai schon um den Wein kämpfen. Der halbe Hahn konnte unglaubliche Kräfte entwickeln, wenn es darum ging, sein Heiligstes zu verteidigen. Letztlich gewann ich oder eher das Weib, was Dais Interesse weckte. Mit der Flasche unterm Arm begab ich mich wieder ins Haus, in dem gähnende Leere bis auf ein paar Leute und natürlich ausgerechnet meinem Erzfeind Shinya herrschte. Der war mir jedoch immer noch lieber, als einen feuchten Kame dabei zu beobachten, wie er Kyo anhimmelte. Frustriert schmiss ich mich neben den Drummer auf die Couch und betete innerlich, dass er seinen Köter fest im Griff hatte. „Was ist los mit dir?“, startete Shinya das Gespräch, nachdem wir uns eine Weile angeschwiegen hatten und ich den Roséwein eifrig dezimierte. Letzteres war wohl auch der Grund, warum ich ihm von meinem derzeitigen Hauptproblem berichtete. Jedenfalls halbwegs. Dass es sich um Kame handelte, ließ ich natürlich geschickt unter den Tisch fallen. Ganz so besoffen war ich dann wohl doch noch nicht. Aber ich jammerte davon, dass ich einen Kerl wollte, der keine Beziehung mit mir eingehen wollte. Dass ich zugab, dass es sich dabei um ein männliches Individuum handelte, war schon schlimm genug. „Ich hatte so etwas ähnliches, nur mit dem Unterschied, dass wir zusammen waren und es am Ende nicht funktioniert hat. Jedenfalls nicht von seiner Seite aus. Also hab den Arsch in der Hose und kämpfe um ihn, damit du nicht wie ich endest“. „Du meinst, dass ich mir keinen Hund zulege, der mich leckt?“ „Ist das etwa dein Dank für meinen Rat?“, fragte er und nahm schon mal eine Hand von seiner Töffe weg. Ich sollte ihn unter keinen Umständen weiter reizen, sonst ließ er das Tier wieder auf mich los. „Wein?“, bot ich daher an und Shinya griff sich triumphierend die Flasche. Aber das Mädchen neben mir hatte irgendwo recht. Betrunken und dadurch optimistisch geworden, beschloss ich, dies gleich in die Tat umzusetzen und endlich mal die Fronten zwischen Kame und mir zu klären. Bevor ich mich wieder nach draußen begab, besorgte ich mir noch ein Handtuch. Im nassen Zustand redete es sich nicht so gut. Und falls ich Kame zwingen müsste, konnte ich es auch als Fessel benutzen oder notfalls als Waffe, wenn mir jemand in die Quere kam. Mein Leitspruch lautete „Tschaka, du schaffst es!“ und mit diesem ging ich ans Werk. TBC Bis in 2 Wochen :D Habt eine schöne Zeit Wir freuen uns natürlich über Feedback jeglicher Art ^^ Kapitel 22: Seelenstriptease Part I ----------------------------------- Kapitel 22 Hallo an alle. So schnell gehen 2 Wochen um ^^ Wir hoffen ihr habt die kleine Pause gut überstanden. Erneut ein dickes Dankeschön an alle Kommischreiber Viel Spaß mit dem Kap *** Seelenstriptease Part I Kame Das Wasser war herrlich und kühlte meine unzüchtigen Gedanken etwas ab. Warum musste Kyo auch so vor mir herum springen? Mal ehrlich, das war doch für jeden Schwulen eine reine Qual, vor allem wenn man wusste, dass man ihn niemals haben konnte. Da war ja wohl ein wenig Hinsehen wenigstens erlaubt. Im Pool wimmelte es nur von halbnackten Weibern, die scheinbar unterwegs ihre BHs, Höschen oder in extremen Fällen beides verloren hatten. Bockte mich nicht wirklich, aber die sabbernden Kerle, welche sich überall tummelten, nervten dezent. Als ob die alle noch keine Muschi in ihrem Leben gesehen hätten. Kopfschüttelnd wollte ich mich gerade auf den Weg zum Rand machen, als ich plötzlich unter Wasser gedrückt wurde. Panisch wedelte ich mit meinen Händen und versuchte, den Angreifer ausfindig zu machen, welcher mich aber schon nach einigen Sekunden wieder frei ließ. Nach Luft japsend tauchte ich auf und blickte direkt in Kokis fies grinsendes Gesicht. „Man Alter, willst du mich umbringen?“, beschwerte ich mich sogleich. „Ich habe kurz darüber nachgedacht“, gab dieser ehrlich zurück, während sich seine Gesichtszüge verhärteten. „Was ist eigentlich dein Problem in letzter Zeit?“ Ich fand die Frage ja mal mehr als berechtigt. „Das solltest du wissen.“ „Ja, aber du scheinst der Einzige zu sein, der sich deswegen so aufführt.“ „Einer von uns muss es ja tun.“ Ich konnte den Vorwurf in seiner Stimme deutlich hören. War ja alles vollkommen nachvollziehbar, aber ich hatte vorhin nicht das Gefühl gehabt, dass Jin der gleichen Meinung war und somit hatte mein Kumpel nun wirklich kein Recht, sich künstlich aufzuregen. „Derjenige bist aber nicht du.“ Es schien ihm nicht zu passen, aber er schluckte scheinbar jeden weiteren Kommentar herunter und wir gesellten uns zusammen nun endlich an den Rand des Pools, wo er weiterhin vor sich hin grummelte. „Ich werde noch einmal mit ihm darüber reden, aber sicher nicht jetzt und hier, okay?“, lenkte ich irgendwann genervt ein und überlegte, wo ich auf der Stelle etwas zu trinken herbekam. Solche Diskussionen überlebte man ja nicht nüchtern. Scheinbar war das jedoch genau das, was mein Kollege hören wollte, denn dieser fing urplötzlich an zu lächeln und schrie irgendeiner Tusse hinterher, ob sie uns nicht zwei Bier reichen könne. Ich an ihrer Stelle hätte mir die nächste Schaufel geschnappt und diese Koki über den Schädel gezogen, aber Weiber waren mir ja schon immer ein Rätsel gewesen. So kam die Frau tatsächlich keine Minute später mit zwei Flaschen an, welche sie uns zwinkernd reichte. Mir sollte es recht sein. „Sag mal, was war das vorhin mit Toshiya?“ Woher wusste ich nur, dass diese Frage kommen würde? Vielleicht sollte ich unter die Hellseher gehen. „Nichts. Das ist seine Art von Humor, schätze ich.“ „Nett. Und warum warst du in seinem Wagen?“ Ich fühlte mich schon wieder wie in einem Verhör. Eigentlich musste ich mich hier vor niemanden rechtfertigen, aber ich wollte endlich in Ruhe die Party genießen, daher gab ich einfach nach. „Er hat mich eingeladen, was irgendeiner von euch Deppen ja vergessen hat und abgeholt. Das war's. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Oh.“ Ja, oh. Für was hielten die mich eigentlich alle? Nur, weil ich schwul war, vögelte ich mich nicht durch die Kante. Ich hatte meinen Schwanz durchaus unter Kontrolle. Ich konnte mir ein Schnaufen nicht verkneifen und nuckelte beleidigt an meiner Flasche. „Okay, Themenwechsel“, lenkte nun auch Koki ein und wir schafften es tatsächlich, mal über normale Sachen zu sprechen, ohne dass er den Anschein erweckte, mir gleich an die Gurgel springen zu wollen. „Wir sollten dringend auch mal eine Poolparty steigen lassen“, seufzte Tanaka irgendwann, nachdem erneut zwei halbnackte Weiber an uns vorbeizogen. „Wir können ja ein Planschbecken in Uedas Garten stellen“, schlug ich grinsend vor, während ich mein Bier leerte. Verdammt, wo bekamen wir jetzt neues her? „Ich fürchte, damit ziehen wir dann leider die falsche Altersgruppe an.“ „Zu was an?“, ertönte plötzlich Jins Stimme, welcher vor uns zum stehen kam und sich mit einem Handtuch bewaffnet an den Rand hockte. „Koki überlegt gerade, eine Pädophilenparty bei Ueda zu veranstalten.“ „Ah, dann sollte er dringend Dai einladen.“ „Ach, ihr könnt mich mal“, beschwerte sich der Blonde und schwamm beleidigt von dannen. „Was hast du damit vor?“, meinte ich zusammenhangslos und zeigte auf das Stück Frottee in Akanishis Hand. „Ich dachte, du könntest eins gebrauchen, wenn du raus kommst“, lächelte er mich freundlich an, worauf sich in meinem Magen ein seltsames Gefühl ausbreitete. Ich brauchte wirklich mehr Alkohol. „Wer sagt, dass ich raus will?“ „Wir könnten etwas trinken.“ Der war gemein und an seinem Blick erkannte ich, dass er wusste, dass er mich hatte. Wenn er sich da mal nicht zu früh freute. Ich streckte ihm meine Hand entgegen und bat höflich darum, dass er mir beim heraus klettern half. Kaum umklammerten seine Finger die meinen, stieß ich mich vom Rand ab und zog Jin mit Schwung ins kühle Nass. Dieser stieß vor Schreck einen hohen Schrei aus und fand sich dann schon Augenblicke später in voller Montur im Wasser wieder. „Du schreist immer noch wie ein Mädchen“, lachte ich vergnügt über den Anblick, welcher sich mir bot. Mein Kollege stand da wie ein begossener Pudel und starrte mich entgeistert an, als ob er nicht glauben konnte, dass das gerade wirklich geschehen war. Das Handtuch befand sich noch immer in seiner Hand, nur mit dem Unterschied, dass es nun völlig aufgeweicht war. Seine Augen verengten sich langsam und sein Gesichtsausdruck wandelte sich auf gefährliche Weise. Das war doch der perfekte Zeitpunkt, die Flucht zu ergreifen. Gesagt, getan, leider nahm Jin die Verfolgung auf. Meine Chancen standen nicht schlecht, bis ich am Hauseingang von einem schnaubenden Kaoru aufgehalten wurde. „Denk nicht einmal dran, das Haus so zu betreten“, zischte er mich bedrohlich an und verschränkte die Arme demonstrativ. Da hatte aber jemand gute Laune. Okay, es war sein Eigentum, was gerade mehr oder weniger auseinander genommen wurde, aber wer so blöd war und solche Partys veranstaltete, war selbst schuld. „Eh man, ich muss aus den nassen Klamotten raus“, versuchte mein Kollege, welcher mich inzwischen eingeholt hatte, sein Glück, an dem selbsternannten Torwächter vorbeizukommen. „Du tropfst mir alles da drinnen voll. Vergiss es.“ „Mensch Kao, glaubst du, das bisschen Wasser macht es noch fett? Ich will nicht wissen, was für Substanzen sich noch auf deinem Boden tummeln.“ Zuerst schaute besagter Gitarrist unschlüssig zu mir, dann zu Jin und schließlich mit gerunzelter Stirn auf seinen Parkettboden, der diesen Abend sicherlich nicht unbeschadet überleben würde. Resignierend machte er tatsächlich den Weg frei und ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie ich nach drin in Richtung Badezimmer geschleift wurde. Dieses war sogar frei, da sich die Masse der Menschen immer noch draußen aufhielt. Ohne zu zögern fing der Ältere an, sich aus den nassen Sachen zu schälen, nachdem er hinter uns abgesperrt hatte. „Du bist nur zum Ausziehen hierher gekommen? Das hättest du auch draußen machen können“, versuchte ich irgendwie eine Konversation zu starten, um mich von dem strippenden Kerl vor mir abzulenken. Meine Güte, warum tat er mir das an? Gerade hatte ich noch leicht gefröstelt, nun wurde mir langsam schrecklich heiß. „Nein, hätte ich nicht.“ „Sag bloß, du bist schüchtern.“ Woanders hingucken wäre ein guter Plan gewesen. Jin hatte sich schon seines Oberteiles entledigt und nestelte nun an seiner Hose. Ich musste schwer schlucken, als diese ihren Weg nach unten fand. „Kann ja nicht jeder so eine ausgeprägte, exhibitionistische Ader haben“, sprach er ruhig und fixierte mich grinsend. Mir wurde urplötzlich klar, dass ich ja auch nicht mehr als meine nasse Shorts an hatte, welche meine aufsteigende Erregung sicher nicht mehr lange verbergen würde. Okay, irgendetwas antworten, ein Handtuch schnappen und dann nichts wie weg hier. „Ist auch ganz gut so. Sonst wären wir sicherlich von einer Traube Weibern verfolgt worden.“ Ich hätte das mit dem Reden sein lassen sollen. „Und das hätte dich gestört?“ „Und wie.“ Wann waren wir uns eigentlich so nah gekommen? Seine Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Ade, Hirn. War mal wieder für ein paar Stunden schön mit dir. Schnell überbrückte ich das letzte Stück und küsste mein Gegenüber beinahe ausgehungert. Es dauerte gar nicht lange, bis wir uns auf dem Boden wieder fanden und heftig am fummeln waren. Wenigstens lagen wir auf irgendetwas Flauschigem. Seine Hände waren überall und ich hatte langsam das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Schnell befreiten wir uns auch von dem letzten Stück lästigen Stoff. Viele Möglichkeiten blieben uns im Moment leider nicht. Am liebsten hätte ich ihn hier und sofort auf der Stelle genommen, aber dafür fehlten die nötigen Utensilien. So schloss ich meine Hand um seine Härte und er tat es mir gleich. Wir schaukelten uns gegenseitig zum Höhepunkt, ohne unsere wilde Knutscherei wirklich zu unterbrechen, welche unser Stöhnen dämpfte. War vielleicht auch besser so. Wer wusste schon, wer alles an der Tür lauschen würde. Außer Atmen lag ich nun auf dem Rücken und und wischte, ohne wirklich darüber nachzudenken, meine Hand am schwarzen Stoff unter mir ab. Ja und nun? Da lagen wir und ich traute mich gar nicht, Jin anzusehen. Vor wenigen Minuten war noch alles so einfach gewesen, aber da hatte ja auch kein denkendes Organ die Führung übernommen. Seufzend setzte ich mich auf und suchte das Zimmer nach meiner Shorts ab. Ganz nackt hier raus zuwandern war auch nicht die beste Idee. Die Stimmung war seltsam. Wir schwiegen uns an, während jeder sich das nötigste wieder überzog. Ich war mehr als erleichtert, als jemand nicht gerade sanft gegen die Tür klopfte und ich somit eine Ausrede zur Flucht hatte. „Kame“, ertönte es und der Klang seiner Stimme ließ mich regelrecht zusammenzucken. Soviel zum Thema Flucht. „Meinst du nicht, wir sollten mal…na ja…reden?“ Da war er. Der Satz vor dem ich mich zu gerne die nächsten 30 Jahre gedrückt hätte, aber zum einen hatte Jin leider Recht und zum anderen hatte ich es auch noch Koki versprochen. Nur noch nicht unbedingt jetzt. „Äh, ist nicht gerade der beste Zeitpunkt.“ „Wann ist er das schon?“ „Man, hier wollen Leute auch mal schiffen.“ Okay, das war eindeutig Kyo. Die Chancen standen also nicht schlecht, dass ich heil aus der Sache raus kam. „Geh halt draußen“, schrie Jin unbeeindruckt zurück und fixierte mich abwartend. „Da ist die Hölle los. Kao springt im Kreis, weil jemand in den Pool gekotzt hat. Wenn ich jetzt noch auf seine Zierrosen pisse, kann ich mir gleich selbst die Kugel geben. Also packt eure Schwänze ein und lasst mich aufs Klo.“ Die waren zum Glück schon verstaut. Augen rollend öffnete der Ältere tatsächlich die Tür und zerrte mich mit nach draußen. „Geht doch“, grinste Kyo nur und zog an uns vorbei. Die Bude war inzwischen wieder gerammelt voll und somit der perfekte Ort, sich irgendwo zu verstecken, wenn man nicht gerade am Handgelenk festgehalten und in ein leeres Zimmer gezogen wurde. Mir war echt spontan zum Heulen zumute, als ich auf die nächstgelegene Sitzmöglichkeit gedrückt wurde und sich Jin neben mir platzierte. Der wollte das tatsächlich durchziehen, wenn auch mit einigen Startschwierigkeiten. Zuerst kam nämlich mal rein gar nichts, was noch schlimmer war. Nervös friemelte mein Sitznachbar am Saum einer Decke herum, welche neben ihm über der Lehne des Zweisitzers lag, bis er auf die grandiose Idee kam, das Ding über uns auszubreiten, da wir ja immer noch halbnackt hier herum saßen. "Wir haben es ganz schön verbockt oder?", fing er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich das Gespräch an. „So würde ich das nicht ausdrücken.“ „Wie dann?“ Mh, gute Frage. Eigentlich hatte er ja recht. Seufzend rutschte ich ein wenig mehr unter die Decke. Ob es auffallen würde, wenn ich mich darunter in Luft auflöste? Wahrscheinlich, denn Herr Akanishi wollte mit Sicherheit noch eine Antwort. „Ist vielleicht alles gerade nicht ganz optimal“, brabbelte ich schon los und könnte mir am liebsten selber eine langen. Als ob das noch keinem aufgefallen wäre. „Kommt ganz darauf an, was wir daraus machen.“ „Öhm.“ Sehr schlauer Kommentar von meiner Seite, aber zu mehr war ich gerade nicht in der Lage. Mein Hirn war mit dieser Aussage völlig überfordert, während mein Kollege neben mir die Ruhe weg zu haben schien. Die Welt war einfach ungerecht. „Was haben wir schon groß für Optionen?“, fuhr ich irgendwann fort und blickte Jin abwartend an. „Entweder du entscheidest dich für eine Beziehung mit mir oder ich muss mich damit abfinden, dass du es nicht willst.“ Schön, dass er es sich so einfach machte. "Was wären die Konsequenzen beim letzteren?" „Das ich sehr viel Alkohol brauchen werde.“ Sein Lächeln wirkte gequält, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Die Sache mit dem Alkohol übrigens auch. „Wenn du schon mal unterwegs bist, bring mir welchen mit.“ „War das jetzt deine Antwort?“ „Nein, aber ich brauch echt was zu trinken“ „Du machst mich wahnsinnig“, beschwerte sich der Ältere, erhob sich dann aber wirklich und zog von dannen. Zeit zum Durchatmen und Nachdenken. Bei letzterem scheiterte ich kläglich. Ich wusste zwar, dass ich mich nicht ewig drücken konnte, aber ich hatte immer noch keine Antwort parat. Ich mochte Jin, okay, vielleicht ein wenig mehr als das, aber Beziehung? Ich war kein Stück weiter, als ich seine Silhouette schon von weitem erkannte. In seiner Hand befand sich eine große Flasche Sake. Eines war sicher: dieses Glasgefäß würde in den nächsten Minuten mein bester Freund sein. „Ich will einfach nur wissen, ob ich überhaupt eine Chance habe oder nicht. Dieses ewige hin und her macht mich fertig“, nahm mein Kollege wieder unsere Konversation auf, bevor er einen Schluck aus der Flasche nahm und diese an mich weiter reichte. Ich schuldete ihm eine Antwort, die ich aber leider nicht hatte. Ein konkretes „Nein“ wollte mir aus unerfindlichen Gründen nicht über die Lippen. Es klang aber auch hart und irgendwie zu endgültig und ich wollte nicht, dass es einfach so aufhörte. Schöne Erkenntnis. Brachte mir nur leider nicht viel. Der Sake rann meine Kehle hinab, während ich nachdachte. Ausreden mussten her: Wettbewerb konnte ich nicht mehr bringen, Arbeit zog bei Jin auch nicht unbedingt und dieses Gruppending hatte mir Toshiya vorhin schon madig geredet. Verdammt. Mir fielen keine geeigneten Vorwände ein. Was blieb da groß? Die Wahrheit vielleicht, nur dafür würde ich definitiv mehr zu trinken brauchen und der Sake war noch fast voll. „Ich würde es verbocken.“ Meine Stimme hörte sich unglaublich dünn an. Definitiv ein Grund noch mal die Flasche einzusetzen. „Was?“ „Na das alles. Ich bin einfach kein Beziehungsmensch.“ „Woher willst du das wissen?“ „Ist ja nicht so, als ob ich es nicht schon mal versucht hätte.“ Der Ältere sah mich weiterhin fragend an. Wahrscheinlich erwartete er, dass ich ihm nun alles erklären würde. Warum hatte ich nur damit angefangen? Jetzt kam ich nicht mehr drum herum, die Wahrheit auszupacken. Na ja, dass ich ein elender Arsch war, sollte Jin schon wissen. Viel konnte nicht mehr passieren. Ich fing also an zu erzählen, von Hiroto. Gott, es kam mir vor, als wäre das alles schon Ewigkeiten her, dabei waren es gerade mal knapp zwei Jahre. Er hatte nichts mit dem Business am Hut und wollte immer Literatur studieren. Wir kamen zusammen, als es gerade aufwärts mit meiner Karriere ging. Ich wollte erst nicht, welch Überraschung, doch dann hatte ich mich von ihm von einer Beziehung überzeugen lassen. Anfangs ging es gut, aber irgendwann wurden die Aufträge mehr, ich wurde auf der Straße erkannt und distanzierte mich automatisch von ihm. Ein öffentliches Outing kam nicht in die Tüte. Meine Zeit wurde knapper, ich verpasste Verabredungen und hielt es im Gegenzug aber für selbstverständlich, dass er immer da war. Ich behandelte ihn wie Dreck und er blieb trotzdem. Das Ende vom Lied war dann, dass er irgendwann wohl doch die Schnauze voll von der Scheiße hatte. Er stellte mich vor die Wahl zwischen ihm und meinen Job. Ich musste jetzt wohl nicht erläutern, was ich vorgezogen hatte. Damals brauchte ich nicht einmal darüber nachzudenken. Er hatte die Frage kaum gestellt, da erhielt er schon meine Antwort und ich würde immer wieder genauso handeln. Das Einzige, was ich nicht los wurde, war sein verletzter Gesichtsausdruck. Scheinbar hatte er bis zuletzt noch Hoffnung gehabt und ich hatte ihn einfach stehen gelassen. „Ich kann das einfach nicht“, beendete ich meinen Monolog und merkte erst jetzt, dass ich mich immer noch an die Flasche krallte, welche beängstigend leer geworden war. Scheinbar hatte ich während meiner Erzählung den ein oder anderen Hieb genommen. Deswegen war mein Hirn so benebelt. „Zu der Schlussfolgerung kommst du, weil es einmal nicht funktioniert hat?“ Toll, so wie er das sagte, klang es total dämlich. „Ich hab mich wie der letzte Arsch verhalten.“ Grandioses Argument. Darauf noch einen Schluck. „Schon, aber du kannst es trotzdem nicht vergleichen. Das hier ist was völlig anderes.“ Konnte oder wollte der mich einfach nicht verstehen? „Ich... ich könnte es einfach nicht ertragen, wenn du mich jemals so ansehen würdest.“ Die Worte purzelten einfach so aus meinem Mund und leider wurde mir ihr Sinn erst klar, als es schon zu spät war. Ach du heiliger Bimbam. Ich presste die Augen zusammen und hoffte einfach, dass ich das alles nur träumte. Jin Kames letzte Aussage ließ mich in einem fulminanten Ausmaß Hoffnung schöpfen. Das klang schon beinahe wie eine Liebeserklärung. Seinem Verhalten nach zu urteilen, war dies auch meinem Kollegen bewusst. Aber es war zu spät, um die Worte zu korrigieren, denn meine Augen leuchteten unter Garantie bereits wie rosa 60-Watt-Birnen in Herzchenform. Ein riesiges Grinsen war da mit inbegriffen. Wer hätte schon gedacht, dass solch eine Geschichte hinter seiner Beziehungsphobie stecken würde? Natürlich war so ein einschneidendes Erlebnis nicht leicht zu verdauen und ich verstand jetzt auch seine Handlungen, endlich. Es wurde auch Zeit, dass mal etwas Licht ins Dunkel gebracht wurde. Wie ich das jetzt handhaben sollte, wusste ich dadurch leider auch nicht so richtig. Ich war auch zu betrunken, um darüber nachdenken zu können, auch wenn ich die letzten Minuten etwas ausnüchtern konnte, da ja Kame den Sake für sich beanspruchte. Es wurde höchste Zeit, ihm den wieder abzunehmen, sonst würde er heute noch kotzen gehen und das musste nach der Poolaktion nicht mehr sein. Kaoru war so schon am Durchdrehen. Wenn jetzt noch wer das Parkett voll reiherte, würde sein Haus wohl die längste Zeit für Partys zur Verfügung gestanden haben. Seufzend entwendete ich die Flasche und nahm selbst noch einen Schluck davon, bevor ich sie neben die Couch auf den Boden stellte. Ich fand, es war die angemessene Zeit für ein wenig Kuscheln. Bestimmend schlang ich meine Arme von hinten um Kame und zog ihn an mich heran. „Was tust du?“, fragte er immer noch leicht beschämt. „Dich an mich ziehen, damit du mein Gesicht nicht sehen musst“, grinste ich und legte mein Kinn auf seiner Schulter ab. „Du bist doof.“ „Ich weiß.“ Unser kleiner Dialog trug zum Glück deutlich zu seiner Entspannung bei, denn er lehnte sich endlich gegen mich, statt verkrampft dazusitzen. Nur leider wusste ich weder was ich tun noch was ich auf Kames letzten Satz zum Thema Beziehung antworten sollte. Das war kein richtiges Nein, aber eben auch kein Ja. Es war einfach nur zum Verzweifeln. Seine nackte Haut auf meiner zu spüren, machte die Situation auch nicht unbedingt einfacher. Der Duft, den seine Haut ausströmte benebelte zusätzlich zum Alk mein Gehirn und ich fühlte mich wie Biene Maja im Honigrausch. „Wir sollten langsam pennen gehen“, murmelte Kame. Schade, ich hätte gerne noch eine Weile so dagesessen, aber vermutlich hatte er recht. Das konnte morgen eh etwas werden. Ich ging jede Wette ein, dass wir den Kater unseres Lebens haben würden. „Na gut“, seufzte ich und ließ ihn frei. „Ich geh draußen mal die Lage checken“, sprach er und begab sich aus dem DVD-Zimmer oder wie auch immer man das bezeichnen sollte. Jedenfalls hing ein Beamer an der Decke und ich ging einfach mal davon aus, dass es diesen Zweck inne hatte. Ein greller Lichtschein erhellte plötzlich den Raum und ich konnte nicht schnell genug die Lider schließen, sodass ich gequält aufstöhnte. Meine gepeinigten Augen konnten den Übeltäter nicht ausmachen, wohl aber die Stimme, die eindeutig Kaoru gehörte. „Sorry“, meinte er und es klang nicht im mindesten wie eine Entschuldigung, sondern eher wie Schadenfreude. „Ich schmeiße gerade alle Nervblagen raus. Kame meint, ihr wollt pennen gehen.“ „Jau“, brummte ich und blinzelte den Gitarristen an. „Die Couch hier kann man ausziehen. Macht euch ja hoffentlich nix aus, zu zweit drauf zu pennen. Ich hab nämlich nicht unbegrenzt Schlafgelegenheiten. Braucht ihr sonst noch was?“ Seine Frage klang nicht gerade so, als wollte er irgendwelche Einwände oder Wünsche hören. Das hielt mich natürlich nicht davon ab, eine Bitte zu äußern: „Kissen wären noch toll.“ Ich schickte ein Lächeln hinterher und hoffte, dass es reichen würde, mich dafür nicht zu kastrieren. Ich erhielt ein Knurren und einige Momente später die gewünschten Objekte. „Werdet glücklich damit.“ Und schon war er wieder verschwunden. Vermutlich kehrte er noch die restlichen Leute nach draußen. Ich ging daran, unser Nachtlager herzurichten. „Ich hab deine Klamotten aus dem Bad mitgebracht“, sagte Kame, als er das Zimmer wieder betrat. „Du bist ein echter Schatz. Wir funktionieren doch schon fast wie ein Ehepaar. Ich lass das Zeug im Haus verteilt liegen und du räumst es mir hinterher“, grinste ich ihn breit an. Im nächsten Moment hatte ich mein T-shirt im Gesicht. Ich wrang noch schnell meine Klamotten über dem saugfähigen Parkett aus und hängte sie dann über die DVD-Ständer. In komplett nassem Zustand würden sie sonst am nächsten Tag immer noch feucht sein. Wir beschlossen, auch unsere klammen Shorts über Nacht zum Trocknen auszuziehen und krochen dann unter die Decke. Ich hatte kurzzeitig die Befürchtung, dass es für meine Libido keine gute Idee gewesen war, aber der Alkohol entfaltete zum Glück seine volle Wirkung und ließ mich auf der Stelle einschlafen. Der Ausdruck „Pure Zerstörung“ war das Erste, was mir in den Sinn kam, als mich das penetrante Geräusch von Kames Handy-Weckruf aus meinen schönen Träumen holte. Als das Gebimmel endlich erstarb, hatte ich schon mit den ersten Folgen des gestrigen Saufabends zu kämpfen: Bohrende Kopfschmerzen und einen unglaublichen Brand. Ich knurrte ungehalten und rollte mich zur Seite, wo ich einen zerzausten Haarschopf entdeckte. „Kazuya?“, fragte ich mit meiner frühmorgendlichen, kratzigen Stimme. „Ich glaube schon“, erwiderte er ebenso neben der Spur wie ich. „Ich denke, ich sterbe gerade“, jammerte ich wehleidig. Nach meiner Aussage drehte er sich zu mir und musterte mich abschätzig aus seinen verquollenen Augen. „Siehst zumindest so aus.“ „Vielen Dank. Hast du deine Kontaktlinsen nicht rausgenommen?“, fragte ich ihn, weil seine Glubscher verdammt noch mal knallrot unterlaufen waren. „Doch, aber waren wohl zu lange drin.“ „Sieht man“, feixte ich schon wieder leicht. „Klasse“, murmelte er und drehte sich auf den Bauch, um sein Gesicht im Kissen zu vergraben. „Hattest du das Handy gestern im Arsch oder warum ist es hier?“ „Gestern noch aus meiner Tasche geholt“, hörte ich ihn in den Stoff grinsen. Wir wälzten uns noch eine Weile hin und her, bis wir beschlossen, dass es davon auch nicht besser werden würde und den Pelz auf der Zunge zu beseitigen wohl eine bessere Maßnahme war. Unsere Sachen waren zum Glück getrocknet und ich lieh dem fröstelnden Kame meinen Hoodie. Seine Klamotten lagen wohl noch irgendwo am Pool verstreut. Im Wohnzimmer, oder vielmehr das, was davon übrig war, trafen wir auf unsere Bandmitglieder, die wir den ganzen Abend nicht zu Gesicht bekommen hatten – Koki einmal ausgenommen. Keiner von ihnen sah wie das blühende Leben aus, was mich zu dem Schluss kommen ließ, dass alle eine gute Party gehabt hatten. Ich fragte mich, wie wir nachher die TV-Show überstehen sollten. Zu allem Überfluss sollte die auch noch live und ohne Playback stattfinden. Mit anderen Worten: Wir mussten auch wirklich singen, wie ich mich freute. Durch diese Gedanken unglaublich motiviert worden, begab ich mich in die Küche, in der Kyo hantierte. „Was treibst du da?“ „Vorbereitungen, um unseren Pegelsturz zu vermeiden.“ „Ich glaub, dafür ist es zu spät.“ Ich hatte ja jetzt schon mit einem ausgewachsenen Kater zu kämpfen, von Restalk war da nichts mehr zu spüren. „Alles eine Frage der Einstellung.“ Ich zuckte mit den Schultern und begab mich mit einer Flasche Wasser wieder ins Wohnzimmer. Kame hockte wie ein Häufchen Elend auf der großen Couch und wirkte reichlich verloren. Nett, wie ich nun einmal war, überließ ich ihm den ersten Schluck. Irgendwann trudelte auch der Rest von Dir en grey ein und sah nicht minder mitgenommen aus. Außer Shinya vielleicht, aber der trank ja eh nicht sehr viel. Er war sogar schon zwei mal mit dem Hund spazieren gewesen, wie er stolz berichtete. Hätte er auch gleich nach Hause fahren können. Die Töle starrte mich schon wieder aus ihren durchdringenden Augen an. Dieses Tier war mir eindeutig unheimlich. „Ich hab das perfekte Katerbekämpfungsmittel“, sagte Kyo und stellte uns ein Tablett vor die Nase. Darauf befanden sich Glastassen mit dampfendem, dunkelbraunem Inhalt. Ich war mir nicht sicher, ob ich wissen wollte, aus welchen Flüssigkeiten sich dieser zusammensetzte. „Da Kaoru keine Sahne im Haus hat, muss es ohne gehen“, fügte der Sänger noch hinzu. „Dafür hab ich jede Menge Kotzflecken und andere Körperflüssigkeiten, über die ich lieber nicht so genau Bescheid weiß, in meinem Haus“, kam es gereizt vom Hausbesitzer. Von allen war ein unterdrücktes Lachen zu hören. „Du brauchst gar nicht so dämlich zu grinsen, Dai. Es war deine Ische, die mir in den Pool gereihert hat“, ereiferte er sich weiter. „Reg dich nicht so auf. Das passiert.“ „Ja, wenn man 15 ist vielleicht.“ „Sie war 16.“ „Was zur Hölle machte das Kind dann hier?“ „Woher soll ich das wissen? War das meine Party?“ „Es war unsere Party, um genau zu sein.“ Kaoru massierte sich entnervt die Schläfen und sah nicht danach aus, als ob er eine Fortsetzung dieser Diskussion überstehen würde. Deswegen war ich mal so nett, ein anderes Thema aufzuschlagen. „Was ist das eigentlich?“, fragte ich und deutete auf die Tassen. „Irish Coffee. Haben wir auf unserer Europatour kennen gelernt“, grinste Kyo wie ein kleines Kind. „Und jetzt trinkt den Scheiß, bevor es kalt wird.“ Seine Stimme bekam schon einen leicht ungeduldigen Klang und wir taten alle gut daran, seiner Aufforderung Folge zu leisten. Es schmeckte lecker, musste ich zugeben. Lecker und irgendwie seltsam. Wenn mich nicht alles täuschte, war da Alkohol drin. Um genau zu sein, handelte es sich dabei um Whiskey, wie mir Kyo sogleich bestätigte. „Wenn wir schon Frühshoppen, sollte Sekt nicht fehlen“, warf Toshiya ein. „Stimmt und außerdem haben wir gestern gar nicht mehr auf unser Album angestoßen.“ Warum wunderte es mich nicht, dass Dai sofort von dem Vorschlag begeistert war? Mir drehte sich schon allein vom Gedanken der Magen um. Der Whiskey in dem Kaffee reichte gerade vollkommen. Meine Band machte auch nicht unbedingt den Eindruck, noch mehr Alkohol zu vertragen. Wir waren doch echte Pussys, die nichts gewöhnt waren. Selbst die alten Säcke von Dir en grey konnten mehr ab als wir. Das war irgendwie peinlich. Als ich meinen Kaffee der etwas anderen Art intus hatte und der erste Sektkorken knallte, ergab ich mich in mein Schicksal. Viel schlimmer konnte es ja eigentlich kaum noch werden. Dachte ich jedenfalls. „Oh Gott. Was sind das für Flecken auf meinem schwarzen Badvorleger?“, fragte Kaoru entsetzt, als er vom Pinkeln wieder kam. „Kyo!!! Kannst du nicht einmal in deine Weiber spritzen?“ „Eh, ich hab niemanden im Bad gevögelt. Ich war nur im Geräteschuppen. Frag lieber mal unser Traumpaar dort drüben“, schob er die Schuld auf Kame und mich und deutete mit seinem nackten Zeigefinger auf halbwegs angezogene Leute. Den hatte auch niemand erzogen. Obwohl ich wohl lieber meinen Mund halten sollte zum Thema Erziehung und Badgarnituren. „Echt jetzt, Leute? Schwulen Sex auf meinem Vorleger?“ „Nicht direkt“, murmelte Kame und ich wollte gerade im Boden versinken. „Das kannst du als Ja sehen“, grinste Toshiya über sein ganzes Schnabeltiergesicht. „Nimm es nicht so tragisch, Kao“, setzte sich plötzlich Shinya für uns ein und lächelte mich aufmunternd an, „die paar Flecken stören auch nicht mehr, wenn du das Haus nur noch abfackeln kannst.“ „Vielen Dank für dein Mitgefühl“, zischelte er angefressen und kippte sich den Sekt hinter. Nachdem wir gebührend auf das Album angestoßen hatten, war es für uns auch schon an der Zeit, zu dieser dämlichen Show zu fahren. Unser Chauffeur wartete bereits vor Kaos Haustür und ich war irgendwie froh, von hier wegzukommen. Auch wenn das, was uns erwartete, nicht sehr viel besser war. „Wir machen uns dann auch mal los, die Pflicht ruft“, murmelte ich kleinlaut und versuchte es mit einem entschuldigenden Lächeln. „Ja, klar. Lasst mich bloß allein mit diesem Saustall.“ „Soll ich dir ein paar Streichhölzer leihen?“ „Macht ja, dass ihr wegkommt“, keifte er und brachte Kyo damit zum Lachen, der mir seinen hochgehobenen Daumen hinhielt. Das ließen wir uns natürlich nicht zwei mal sagen. Kaoru verdonnerte seine Bandmitglieder noch dazu, ihm zu helfen. Kyo durfte im Geräteschuppen anfangen und Dai mit der Säuberung des Pools. Was für ein Abend. Unsere Visagisten erlitten bei unserem Anblick einen halben Nervenzusammenbruch. Kame wurde sofort angewiesen, seine Sonnenbrille aufzubehalten. Das war gar keine so schlechte Idee. Damit sparten sie sich immerhin eine Tonne Make-up, die sowieso nichts mehr gerettet hätte. Auch Ueda bekam eine verpasst, da er genau so verquollen im Augenbereich aussah. Ich musste einen Hut aufsetzen, weil meine Haare die reinste Katastrophe waren. Kein Wunder, wenn man in einen verchlorten Pool geschmissen wurde, in dem sich wohl auch noch diverse andere Substanzen befanden. Bei mir war absolut nichts mehr zu retten. „Du siehst aus wie ein blaues Michelinmännchen“, sagte ich zu Kame, als wir kurz vor unserem Auftritt standen. „Ich seh' in der Jacke aus wie 'ne Schwuchtel“, erwiderte er nicht sehr angetan. „Passt doch“, meinte Ueda, der inzwischen zu mehr in der Lage war, als nur Würgegeräusche von sich zu geben. Die Performance wurde, wie nicht anders prophezeit, zu einem reinen Desaster. Keiner von uns war in der Lage, auch nur einen Ton richtig zu treffen. Das fiel natürlich vor allem bei den Soloeinlagen auf, von denen ich wie immer die meisten hatte. Wenn es mir nicht so dreckig gehen würde, würde ich mich wohl in Grund und Boden schämen. Derzeit interessierte es mich jedoch nur, das alles hier unbeschadet zu überstehen. Unsere Tanzeinlagen waren auch schon mal besser gewesen, vor allem die von Junno. Jede Wette, dass er nicht groß eingeblendet wurde, so wie er rumhampelte. Durch die dämliche Choreographie war ich erst recht nicht in der Lage, gut zu singen. Es grenzte schon an ein Wunder, dass keiner von uns falsche Textzeilen sang. Am Ende des Auftritts hätte ich mich dann fast noch auf die Fresse gepackt. Das war mit Sicherheit auch der eigentliche Grund für den Applaus. Es war beinahe bewundernswert, dass die Anwesenden das so glaubhaft rüberbrachten, aber vielleicht waren die Herrschaften auch nur alle taub. So alt wie die waren, würde mich das nicht einmal überraschen. Im Anschluss bekamen wir noch allerhand dämliche Fragen gestellt, die wir glücklicherweise im Sitzen beantworten durften. Es handelte sich dabei um den üblichen Pfeffer wie Zukunftspläne, Touren und eben der ganze Quark, den man schon 100 mal beantwortet hatte. Nur irgendwie fiel die Fragestunde diesmal recht kurz aus und so wie der Moderator das Gesicht verzog, lag es eventuell an unseren Alkoholfahnen. Als wir den Mist endlich hinter uns hatten, fuhren wir alle nur noch nach Hause und fielen in unsere Betten, um unseren Rausch auszuschlafen. Das gab mit Sicherheit noch Ärger für uns. TBC Wir freuen uns wie jede Woche über Feedback ^^ Kapitel 23: Seelenstriptease Part II ------------------------------------ Kapitel 23 Hiho an alle :D wieder ist eine Woche rum Vielen Dank für die tollen Kommentare können es nie oft genug sagen Viel Spaß mit dem Kap *** Seelenstriptease Part II Kame Die ganze Aktion hatte natürlich Konsequenzen, also abgesehen von dem mordsmäßigen Kater, den ich noch zwei Tage später spürte und der Tatsache, das Kaoru wohl über einen Umzug nachdenken musste. Um es kurz zu machen: Das Management war von unserem Auftritt alles andere als begeistert. Wir wurden natürlich zur Schnecke gemacht und das vom Feinsten. Wir sollten uns gefälligst wie Idole benehmen, anstatt verdammt Rockstars zu mimen. Das waren ihre Worte. Schlimmer, als von diesen alten Säcken angeschrien zu werden, war der gesamte Presserummel, welcher durch unseren, zugegebenermaßen äußerst blamablen, Auftritt ausgelöst wurde. Zuerst waren es nur einzelne Berichte darüber, dass wir live zu nichts zu gebrauchen wären, unsere Stimmen sonst nur vom Band kamen etc. Dann schien jemand aus der Show sich verquatscht zu haben und die Meldungen wurden heftiger. „KAT-TUN - Betrunken bei der Show?“, „Alkoholprobleme zerstören Band“, „Ist der Druck zu groß?“ Das Ganze ging sogar so weit, dass meine Mutter völlig aufgelöst anrief, um sich zu erkundigen, wann ich denn mein Entzug starten würde. Es bedurfte mich drei Stunden der Beteuerungen, dass ich weder drogen- noch alkoholabhängig war, bis sie, halbwegs beruhigt, das Gespräch beendete. Trotzdem schickte sie mir einschlägiges Infomaterial zu diversen Hilfsgruppen und Kliniken zu. Nur für alle Fälle. Johnny`s unterband jegliche Fragen der Interviewer zu diesem Thema, aber so einfach war es leider nicht aus der Welt zu schaffen. Bei einer Frühstücksshow hatte ich sogar den Assistenten dabei gesehen, wie dieser unauffällig an meinem Wasserglas schnupperte. Hallo? Was glaubte der, was da drin war? Vodka? Früh um sechs? Ich konnte mir nichts besseres vorstellen. Wir wurden an der kurzen Leine gehalten, unser Drehplan völlig umgestellt, um ja wieder unser gutes Image aufzupolieren. Jin und Maru, zum Beispiel, wurden in stinkende Tierheime gesteckt, während ich samt Junno durch das gesamte Hausfrauenfernsehen geschoben wurde. Ganz nach dem Motto: Er ist doch ein Traumschwiegersohn. Noch eine Kochsendung und ich würde mit dem nächsten Sushimesser Amok laufen. Zwei weitere Live-Auftritte später war zumindest klar, dass wir nicht nur wegen unseres Aussehens in dieser Band waren und die Fans waren wieder beruhigt. Leider blieben die Schlagzeilen. Jeden Tag aufs Neue kursierten angebliche Partybilder in den Medien, welche unser ausschweifendes Drogenleben zeigen sollten. Da war Koki mal mit einer Bierflasche zu sehen, hier Ueda auf einer Premiere mit einem Sektglas. Total bescheuert. Die Einzigen, die kein Problem mit der derzeitigen Situation hatten, waren die Sklaven aus der PR-Abteilung. Für sie galt, dass schlechte Presse immer noch besser als gar keine war. Vor allem jetzt, wo der Vorverkauf für die kommende Tour starten würde. Die boten mir doch tatsächlich einen Werbevertrag mit einer Brauerei an, nur damit wir das Feuer noch ein wenig mehr schüren könnten. Die Freaks hatten sie ja nicht mehr alle. Reporter lauerten an jeder Ecke. Man konnte sich nicht einmal einen blöden Kaffee ohne aufwendige Verkleidung holen. Das waren Momente, in denen ich anfing, meinen Job zu hassen. Zwischen der ganzen Arbeit und dem Stress mit den Medien gab es leider immer noch ein weiteres Problem: Jin. Wir trafen uns, entgegen jeder Vernunft, noch zwei Mal in seiner Wohnung. Ich musste an dieser Stelle sicher nicht erläutern, was wir genau dort trieben. Es war falsch. Ich wusste es genau und trotzdem konnte ich nicht widerstehen. Ich blieb nicht über Nacht, zum einen, weil ich meist ab 4 Uhr morgens meine ersten Termine hatte, zum anderen, weil es so einfacher war. Es gab mir zumindest ein gewisses Gefühl der Normalität, dass es nur Sex war, nicht mehr. Er beschwerte sich nicht, aber man sah ihm deutlich an, dass er mit der Situation unzufrieden war. Nach diesen zwei Nächten ging ich nicht mehr zu ihm. Es fiel mir schwerer als gedacht. Ich war nie ein großer Fan von Wiederholungen. Die meisten Typen schafften es noch nicht einmal in die zweite Runde, aber von meinem Kollegen konnte ich nicht genug bekommen. Irgendetwas lief hier doch eindeutig schief. Ich verbot mir, weiter darüber nachzudenken und grub mich lieber in Arbeit ein. Ich sagte zu, bei ein oder zwei Coachings für unseren Nachwuchs mitzuhelfen, auch wenn mein Zeitplan ja sonst schon mehr als vollgepackt war. Freizeit war im Moment einfach keine gute Idee. Die Arbeit lenkte ab und alles war in dieser Zeit wie früher, einfach normal. Zumindest bis gemeinsame Proben oder Trainings anstanden. Ich musste meine gesamte Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht unter Jins lauernden Blicken einzuknicken. Zum Glück kam er aufgrund der ständigen Beobachtung nicht auf die Idee, tiefgehendere Gespräche als über das Wetter und die Setlist führen zu wollen, schon gar nicht vor den anderen. „Das ist doch alles Scheiße, Leute. Wir müssen dringend mal wieder einen saufen gehen.“ Missmutig ballerte Koki sein Handtuch auf die Bank und schaute uns alle abwartend an. „Kann ich dir nur zustimmen“, kam es grinsend von Jin, welcher sich gerade ein neues Shirt überzog. Schon alleine diese kleine Aktion brachte mich mehr zum Schwitzen als die letzten drei Stunden Training. Es war wirklich zum Verzweifeln. Ich wollte nur noch hier weg. „Und morgen steht in der Zeitung, dass wir gemeinsam an unserem 12-Stufen-Entzugsprogramm gescheitert sind.“ Ueda schien genauso wenig von der Idee begeistert wie ich, nur vielleicht aus anderen Gründen, aber ich stimmte ihm trotzdem netterweise zu, was mir von den anderen vorwurfsvolle Blicke einbrachte. „Ich sehe nichts Schlechtes darin, mir ab und an mal die Birne wegzuknallen“, moserte Tanaka sofort wieder los und stopfte seine Klamotten in die dafür vorgesehene Sporttasche. Ich inzwischen schon, denn scheinbar setzte mein Hirn durch den Alkohol ab und an gerne mal aus und ich gab solchen Stuss von mir wie auf der Party von Dir en grey. Eine hitzige Diskussion über das Für und Wider brach aus, bis sich die Meute endlich darauf einigte, nochmal in die V.I.P.-Lounge irgendeines Clubs zu ziehen. Dort sollten wir zumindest vor den Reportern sicher sein. Eigentlich wollte ich mich fein da raus halten, aber mir wurde sonst welche Folter angedroht, wenn ich nicht morgen dort erscheinen würde, dass ich irgendwann nachgab. Ich sollte nur auf die Menge achten, welche ich zu mir nehmen würde. In Jins Anwesenheit zu trinken, war keine gute Idee, wie die Vergangenheit bewiesen hatte. Es war kurz nach 23 Uhr, als ich endlich in dem Club ankam. Ich hatte vorher noch ein Meeting wegen der Juniors, welches sich ungeahnt in die Länge zog. Zum Glück für mich, denn so musste ich nicht allzu lange in diesem Club und somit in seiner Nähe ausharren. „Wir dachten schon, du bist wirklich so dreist und versetzt uns“, begrüßte mich Ueda überschwänglich. Okay, das war dann sicher nicht sein erstes Glas undefinierten Inhalts, welches vor ihm stand. Ich entschuldigte mich brav und pflanzte mich neben Junno, weit weg von Jin, welcher mich schon wieder aufmerksam musterte. Seine Blicke machten mich nervös und ich war heilfroh, als der junge Kellner kam und nach meinen Wünschen fragte. Jetzt erst fiel es mir wieder ein, dass er mir ja schon bei unserem letzten Besuch auffiel. Hübscher Kerl mit aufgehellten Haaren und einem niedlichen Gesicht. Ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln, während ich meine Rum-Cola orderte, mit dem Zusatz, dass es gerne etwas weniger Alkohol sein durfte. „Weniger Alk? Bist du krank?“ War klar, dass dazu ein Kommentar folgen musste. Koki runzelte die Stirn und schien wirklich an meiner geistigen Gesundheit zu zweifeln. „Lass es mich etwas langsamer angehen. Ich kam seit heute morgen nicht zum Essen.“ Das war noch nicht einmal gelogen, auch wenn es nicht der wahre Grund war. Ich erklärte noch, dass ich ja nicht sofort umkippen wollte und alle schienen sich mit dieser Erklärung zufrieden zu geben. Der Kellner kam mit meinem Getränk zurück und zwinkerte mir leicht zu. Bildete ich mir das ein oder versuchte der ernsthaft, mit mir zu flirten? Ein Blick auf Jin und meine Vermutung wurde bestätigt, da dieser scheinbar gerade versuchte, den armen Jungen mit seinen Blicken zu erdolchen. Ich gab mir Mühe, mich auf die Gespräche der anderen zu konzentrieren. Die meisten drehten sich um die beschissenen Jobs, welche wir zur Zeit machen mussten. Maru fragte mich ein wenig zu unserem Nachwuchs aus, während sich der Rest darüber ausließ, ob die Moderatorin von gestern gemachte Brüste hatte oder nicht. Wir führten unseren Dialog eine Weile weiter und die Getränke leerten sich und machten Platz für neue. „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich will tanzen. Da unten sind ein paar geile Schnecken unterwegs.“ Kaum hatte Tatsuya die Worte ausgesprochen, war Koki schon Feuer und Flamme. Beide zerrten Jin mit sich, ob dieser nun wollte oder nicht. Ich atmete erleichtert auf, als die drei außer Sichtweite waren und konnte mich zum ersten Mal an diesem Abend entspannen. Inzwischen war es nach null Uhr und meine Müdigkeit machte sich bemerkbar. Ein Drink noch und ich würde von hier verschwinden. Bis dahin beteiligte ich mich an dem Gespräch der beiden über Bühnenoutfits. Ich achtete kaum darauf, wie mein leeres Glas erneut gegen ein volles ausgetauscht wurde. So fiel mir erst einige Zeit später die weiße Serviette auf. Irgendetwas war schnell darauf gekritzelt worden. Dieses Etwas stellte sich zu meiner Verwunderung als Telefonnummer heraus. Verwirrt blickte ich mich um und traf direkt auf das verunsicherte Lächeln des Kellners. War es also doch keine Einbildung gewesen. Ich wusste nicht, was plötzlich in meinem Hirn klick machte, aber ich erhob mich und ging zu ihm nach vorn an die Bar für den V.I.P.-Bereich. Sein Ausdruck wurde immer nervöser. Wahrscheinlich überlegte er krampfhaft, mit welcher Reaktion er zu rechnen hatte.  „Wann hast du Feierabend?“, fragte ich ohne große Umschweife. Warum sich auch mit Nichtigkeiten aufhalten? Ein breites Grinsen bildete sich auf dem hübschen Gesicht meines Gegenübers aus. „Eigentlich erst in einer halben Stunde, aber es sollte kein Problem sein, etwas eher Schluss zu machen.“ Auf seinen Wangen lag ein leichter Rotschimmer.  Ich nickte nur und deutete an, mich noch von meinen Kollegen verabschieden zu wollen. Es war dumm und falsch, aber den Gedanken verdrängte ich schnellstens. Es war immerhin der Sinn dieser Aktion, das Denken einzustellen. Ich brauchte diese Ablenkung und vor allem wollte ich mir beweisen, dass noch alles in bester Ordnung war. „Ich verschwinde“, informierte ich Maru und Junno, welche mich erstaunt musterten.  „Schon? Du hast noch nicht mal ausgetrunken.“ „Hab eine bessere Beschäftigung gefunden.“ Der Weg kam mir ewig vor. Im Taxi laberte mir der Typ einen Brokkoli ans Ohr. Shouta hieß er, 22 Jahre alt und Student. Es interessierte mich nicht die Bohne. Ich wollte ihn nur ficken und nicht gleich heiraten. Zum Glück war der Kerl so damit beschäftigt, über sich selbst zu reden, dass er mir keine weiteren Fragen stellte. Vielleicht wusste er auch, wer ich war. Wen interessierte das schon.  Seine Wohnung war klein und voll gestellt. Das typische Ein-Zimmerapartment für wenig Geld. Ich war froh, dass ich nicht mehr in so einer Absteige wohnen musste.  Wir hielten uns nicht mehr lange mit Smalltalk auf. Für meinen Geschmack wurde eh schon viel zu viel geredet. Daher versiegelte ich einfach bestimmend seine Lippen. Es war anders. Das war das Erste, was mir durch den Kopf ging. Zurückhaltend und bei weitem nicht so aufregend. Der Kuss machte mich kein bisschen an, aber zum Knutschen war ich auch nicht hier. Ich ging mit meinen Händen auf Erkundungstour. Auch wenn er ungefähr die gleiche Größe wie Jin hatte, war er bei weitem schmaler gebaut. Mir fehlten die gut definierten Muskeln an den richtigen Stellen, der vertraute Geruch, sein raues Keuchen.  Wir fanden uns auf dem kleinen Futon wieder und ich fragte mich ernsthaft, was ich hier eigentlich tat. Es fühlte sich einfach nur falsch an. Nichts an diesem Typen wirkte noch anziehend auf mich. Die ganze Umgebung trug zu meinem Unwohlsein bei.  Entschlossen drückte ich ihn von mir weg und atmete tief durch, um die aufsteigende Übelkeit nieder zu kämpfen.  „Ich sollte gehen“, sagte ich eher zu mir als zu ihm und ignorierte seinen verwirren Ausdruck. „Hab ich irgendetwas falsch gemacht?“ Seine Stimme klang brüchig. Ich wünschte, ich könnte ihm eine gescheite Antwort auf seine Frage geben.  „Nein. Ich hab wohl doch zu viel getrunken.“ Die Ausrede war so etwas von lahm, aber das war auch schon egal. Ich wollte nur noch hier raus.  „Ruf mich an, okay“, meinte er noch, bevor ich die Wohnung verließ. Ich nickte, obwohl ich wusste, dass dies nie geschehen würde. Warum auch? Ich musste jetzt nur noch meine Kollegen überzeugen, am besten nie mehr in diesen Club zu gehen.  Die Nacht war kurz. Der erste Termin stand für uns schon um acht Uhr morgens an. Mein Handy blinkte und vibrierte die ganze Nacht lang, bis ich es irgendwann ausschaltete. Mir war schon klar, wer für die nächtliche Störung verantwortlich war und auch warum. Meine Aktion wird den anderen nicht verborgen geblieben sein. Junno und Maru waren immerhin dabei gewesen. Beim Gedanken an Jin fühlte ich mich noch schlechter als so schon. Am liebsten würde ich mich die nächsten Jahre hier verkriechen, um ihm nie wieder unter die Augen treten zu müssen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?  Ich musste mich jedoch den Löwen stellen. Ich machte mich zeitig auf den Weg, um als Erster im Studio zu sein und mich schon mal auf die kommende Konfrontation vorzubereiten. Zu meiner Überraschung war ich scheinbar nicht der Einzige mit dieser Idee gewesen, denn als ich unseren kleinen Pausenraum betrat, stierte mich schon ein wütender Koki an. Sein Blick jagte mir eiskalte Schauer über den Rücken. Sogar Jin wäre mir jetzt lieber gewesen, glaubte ich zumindest. „Morgen“, presste ich gequält heraus. „Schöne Nacht gehabt?“, kam es hart von ihm zurück. Vielleicht hätte ich mich doch lieber für die Variante mit dem Verkriechen entscheiden sollen. „Ging so“, erwidere ich knapp, weil ich das Gefühl hatte, dass er tatsächlich eine Antwort haben wollte. „Sei mir nicht böse aber...“. Ich wusste erst nicht, wovon er sprach. Verwirrt beobachtete ich, wie er auf mich zukam und ich ehe ich mich versah, hatte ich schon seine Faust in meinem Gesicht. Der Schmerz breitete sich über meine linke Gesichtshälfte aus, während ich zur Seite taumelte. Was zur? „Gott, ich konnte seit gestern Abend an nichts anderes mehr denken, als dir eine reinzuhauen.“ Schön für ihn. In meinem Kopf schwirrte alles. Das hatte wirklich gesessen. Mühsam versuchte ich, mich wieder aufzurichten und tatschte mir über die malträtierte Stelle, welche schon jetzt anschwoll. Na klasse. „Ich bin noch nicht fertig“, informierte mich mein Kollege netterweise. „Was?“ Meine Alarmsignale klingelten um die Wette. Die andere Wange würde ich ihm definitiv nicht auch noch hinhalten. So christlich war ich nun wirklich nicht erzogen. Leider zielte er auch nicht auf mein Gesicht, sondern direkt in den Magen. Zum Glück hatte ich nicht gefrühstückt, sonst wäre das jetzt vor seinen Füßen gelandet. „Der war von Kyo. Ich hoffe, ich hab seine Hohe ungefähr getroffen.“ Ich hätte gelacht, wenn es nicht mein Magen gewesen wäre, welcher sich gerade schmerzhaft zusammenzog. „Bist du jetzt fertig“, brachte ich mit einiger Mühe hervor und stützte mich an der Wand ab, weil sich alles anfing, zu drehen. „Ja, zumindest handgreiflicher Natur.“ Gut zu wissen. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“ Sein Ton war ruhiger. Ich wollte diese Sache nicht diskutieren, vor allem, weil es ja nichts zu diskutieren gab, aber das glaubte mir eh kein Schwein. In der Hinsicht war ich Realist. „Das geht dich gar nichts an“, war meine pampige Antwort, aber wenn er ein ernsthaftes Gespräch führen wollte, hätte er mir vorher keine reinschlagen sollen. „Komm mir nicht auf die Tour.“ „Halt dich einfach raus.“ „Werde ich nicht. Was glaubst du wohl, wie sich Jin gestern gefühlt hat? Aber das war dir sicher egal, weil du dich ja lieber durch andere Betten vögelst.“ „Ich bin weder dir noch ihm eine Rechenschaft schuldig. Ich kann ficken wen ich will und wann ich will und das werde ich nicht lassen, nur weil es euch nicht passt.“ Seine Wut war zurück und mir unglaublich schlecht. Die Kopfschmerzen brachten mich noch um. „Seid ihr fertig?“ Jin stand gegen den Türrahmen gelehnt, hinter ihm Ueda. Ich konnte seinen Blick nicht erkennen, da seine Augen hinter einer großen, dunklen Sonnenbrille verborgen lagen. War sicher auch eindeutig besser so. Von Koki kam nichts mehr. „Ich bin für heute raus.“ Damit schnappte ich mir meine Sachen und machte mich aus dem Staub. Warum war ich überhaupt aufgestanden? Auf dem Nachhauseweg rief ich beim Management an und faselte irgendetwas von 'gegen die Tür gelaufen' und 'Gehirnerschütterung'. Sie würden einen Arzt zu mir schicken, so viel war klar, aber bei meinem derzeitigen Zustand brauchte ich nichts vorzutäuschen. Er schrieb mir tatsächlich eine Bescheinigung, wohl aber eher aus Mitleid. Inzwischen war ich zugedröhnt mit Schmerzmittel,, aber mein Schädel hörte trotzdem nicht auf, zu pochen. Missmutig drückte ich mir eine Packung Tiefkühlerbsen auf meine geschwollene Wange und lag auf der Couch. Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie es meinem Magen ging. Mein Telefon klingelte. Ich musste rangehen, falls es einer von diesem Sklavenverein war. Vielleicht hätte ich lieber auf das Display schauen sollen. „Ein Kellner? Wirklich? Jetzt bin ich beleidigt.“ Toshiya, wer auch sonst. „Warst ja nicht in der Nähe“, murmelte ich in den Hörer. Ob es sehr unhöflich war, sofort aufzulegen? „Ich wäre sofort zu dir geflogen.“ „Schon klar.“ Wenigstens überhäufte mich der Bassist nicht mit Vorwürfen. „Kyo springt schon völlig im Kreis. Der Staff hat Angst, dass er ihm das Equipment zerlegt“, blabberte es auf der anderen Seite, während ich meine Erbsen etwas verlagerte. „Kannst ihm ausrichten, dass Koki seine Nachricht übermittelt hat. Vielleicht bekommt er dadurch gute Laune.“ „Auweia, bei dir ist die Hölle los, was? Hat es sich wenigstens gelohnt?“ „Da lief nichts. Ich bin gleich wieder heimgefahren.“ Keine Ahnung, warum ich gerade ihm das erzählte. Vielleicht, weil er keinen Grund hatte, zu denken, dass ich ihn anlügen würde. „Also nein. Das ganze Drama für nichts. Klasse.“ Ja, da sagte er was. Jin Ich hatte keine Lust mehr auf den Scheiß. Entgegen aller Annahmen, allen voran denen von Koki und Kyo, war ich nicht verzweifelt, denn diese Phase hatte ich inzwischen überwunden. Ich war einfach nur müde und ausgelaugt von meinen Bemühungen, Kame für mich zu gewinnen. Wenn es schon so schwierig war, eine Affäre mit ihm zu haben, war es vielleicht besser, dass keine Beziehung daraus wurde. Das Ganze kostete mich mehr Nerven, als ich bereit war, zu opfern. Natürlich verhinderte dass kein Ziepen in der Herzregion, wann immer ich ihn sah, aber in solchen Momenten hielt ich mir vor Augen, dass es zwecklos war. Ich wusste nicht, was ich sonst noch anstellen sollte. Den Rat von Shinya hatte ich befolgt und mehr als mich aufzuopfern und ihm die guten Aspekte einer Beziehung aufzuzeigen, konnte ich nicht tun. Weder wollte ich ihn zu irgendetwas zwingen noch überreden. Das war nicht meine Art und würde uns im Endeffekt beide unglücklich machen. Seine Aktion mit dem Kellner war eine deutlichere Antwort zur Beziehungsfrage, als er es mit Worten hätte ausdrücken können. Ich war mir nur nicht sicher, ob das seine Intention dahinter gewesen war. Aber im Grunde spielte das keine wirkliche Rolle. Nachdem mir Junno und Maru mitgeteilt hatten, wohin Kame entschwunden war, war ich natürlich ziemlich fertig gewesen. Koki hatte mich heim geschleift und ich war nicht einmal in der Lage gewesen, Kyos Anruf entgegen zu nehmen. Das hatte mein werter Kollege übernommen. Eine Woche später sah es schon wesentlich besser aus. Ich hatte Koki noch dazu verdonnert, sich bei Kame für sein Verhalten zu entschuldigen und dann war das Thema für mich abgehakt. Ich vergrub die Akte Kamenashi Kazuya so tief wie möglich in mir und schottete sämtliche Gefühle ab. Mein Talent zum Verdrängen war wieder auf höchste Stufe geschaltet. Der Nebeneffekt davon war allerdings, dass ich das nicht für ein Gefühl allein tun konnte, sprich: Ich war in allen Dingen emotionslos geworden. Zum Glück würde ich diesen Zustand nicht ewig aufrecht erhalten müssen. Durch Kames Präsenz war es nicht unbedingt leicht, aber ich gab mir vier bis sechs Wochen, bis alles wieder seinen geregelten Lauf nehmen würde. Arbeit und neuerdings Clubtouren mit Yamapi waren mein Heilmittel. Ich brauchte in der Zeit jemand unbeteiligtes. Koki machte mich halb wahnsinnig mit seinen Moralpredigten à la Verdrängen würde es nicht besser machen. Ich machte ihm ein schlechtes Gewissen, dass es erst recht nicht besser wurde, wenn er mir täglich Salz in die Wunde streute und seitdem nahm er sich zum Glück zurück. Die restlichen Bandmitglieder verschonten mich bis auf prüfende Blicke. Nur Ueda hatte einen Versuch gestartet, zu mir durchzudringen. Aber ich konnte hart wie Granit sein und er hatte vermutlich keine Lust, sich die Zähne an mir auszubeißen. Oder er war einfach rücksichtsvoller als Koki. Und Kame tat das, was er am besten konnte: Er ging mir auch weiterhin aus dem Weg. Keinen Plan, was er dachte oder fühlte. Er verhielt sich mir gegenüber professionell und Treffen auf privater Ebene fanden schlichtweg nicht statt. Ich musste sagen, dass ich mich recht gut hielt. Nach der Sache in Amerika war es schlimmer gewesen. So extrem, dass ich meinen Ex gedanklich noch immer nicht namentlich erwähnte. Meine gescheiterte Beziehung als „Sache“ zu bezeichnen, würde mit Sicherheit jeden Psychologen dazu veranlassen, mir Antidepressiva zu verschreiben. Zum Glück wusste niemand davon und Amerika war noch so ein Kapitel, was ich geschlossen hatte und hoffentlich nie wieder öffnen musste. Vielleicht fiel es mir auch leichter, weil mir Kame zwar Hoffnungen aber niemals Versprechungen gemacht hatte. Am Ende wurde es beim zweiten Mal auch nur einfach leichter. Ich wusste es nicht zu sagen. Die Arbeit hatte die gleichen Eigenschaften wie immer: Viel, anstrengend und routiniert. Neben den üblichen Aufgaben trafen wir jedoch auch viele Vorbereitungen für unsere anstehende Tour. Bühnenoutfits und das gesamte Programm mussten entworfen, Lieder ausgewählt werden und nachdem das geschehen war, wurden Choreographien und Abläufe einstudiert. Des weiteren setzte das Management alles daran, unseren guten Ruf wiederherzustellen und deckte uns mit allerlei gemeinnützigen Veranstaltungen ein. Vielleicht hätten sie uns lieber mit einem Heiligenschein ablichten sollen. Durch meine nächtlichen Streifzüge waren sich die Klatschblätter bald einig, dass ich der Sündenbock war und einen schlechten Einfluss auf die Band hatte. Mein Bad-Boy-Image hatte ich nicht nur den Mädels zu verdanken, die sich mir wie gewohnt an den Hals schmissen, sondern auch dem Alk, mit dem ich immer zu sehen war. Aber seit ich die Band für ein halbes Jahr verlassen hatte, war ich offenbar ohnehin der Arsch. Sollte mir recht sein, solange wir populär blieben und ich weiterhin bezahlt wurde und mir meinen Lebensstandard finanzieren konnte. Ich wurde des öfteren in die Chefetage zitiert, doch mehr als halbherzige Ermahnungen und gut gemeinte Ratschläge bekam ich nicht zu hören, da die Erträge, die ich einbrachte, immer noch einen weitaus größeren Anteil darstellten als die Kosten, die ich verursachte. Ungefähr drei Wochen nach Kames Aktion trafen Yamapi und ich uns in seinem Lieblingsclub. Die Musik war annehmbar, das Ambiente mehr gemütlich als edel und das Publikum nicht zu überkandidelt gekleidet. Ich war froh, dass es keinen strengen Dresscode gab, denn Anzüge konnte ich langsam nicht mehr sehen. Zum Aufpolieren des Images der Band gehörte halt nicht nur züchtiges Verhalten, sondern auch ein adrettes Erscheinungsbild. Ich fühlte mich in locker sitzenden Jeans, abgetragenen Shirts und unfrisierten Haaren wesentlich wohler. Das gab den Presseblättern nur noch mehr Futter. Meine Bandkollegen waren nämlich auch in ihrer Freizeit gerne gestylt. Yamapi gehörte schon eher zu meiner Fraktion, was wohl einer der Gründe war, dass ich gerne mit ihm feiern ging. Momentan befand ich mich auf der Tanzfläche, weil gerade irgendwelche Kumpels von ihm seine Aufmerksamkeit beanspruchten und weil ich nun mal zum Tanzen in einen Club ging. Es dauerte nicht lange, bis ich wie üblich von einer Traube Weiber umringt war. Das störte mich jedoch nicht, sondern war genau die Ablenkung, die ich suchte. Vor allem, da es sich bei einem Exemplar um eins handelte, was auch tanzen konnte und nicht spastische Zuckungen als rhythmische Bewegungen verkaufte. Das Mädel hatte ihre Hände auf meine Hüften gelegt und ihre Art zu tanzen erinnerte mich extrem an die Unbekannte von meinem ersten Clubbesuch mit Kame. Ich legte den Kopf schief und sah sie prüfend an. Natürlich würde mir das auch nicht weiterhelfen, da ich sie damals ja nicht zu Gesicht bekommen hatte. Aber ich erntete ein freches Lächeln von ihr und war mir fast sicher, dass es tatsächlich ein und dieselbe Person war. Zwei Lieder später lud ich sie zu einem Drink an der Bar ein, wo man sich besser unterhalten konnte und ich sollte einmal Recht behalten. „Warum bist du damals einfach abgehauen?“, fragte ich neugierig. „Hatte keine Lust auf Konversation, sondern auf tanzen“, erwiderte sie dreist. Wäre ihr Zwinkern nicht gewesen, hätte ich mich durchaus beleidigt gefühlt. „Weißt du eigentlich, wen du vor dir hast?“, stieg ich auf den Flirt ein. Sie überlegte kurz, bevor sie mir antwortete: „Jemanden der mir einen Cocktail ausgibt. Also sollte ich wohl etwas entgegenkommender sein, was?“ „In der Tat“, pflichtete ich ihr bei und grinste wie bekloppt. Wir unterhielten uns noch so lange, bis wir unsere Getränke geleert hatten. Die Frau hatte durchaus mein Interesse geweckt. Leider begab sie sich dann zu ihren Freundinnen zurück und auch ich beschloss, Yamapi wieder Gesellschaft zu leisten. Immer noch lächelnd bahnte ich mich durch die zappelnden Massen. Allerdings froren meine Gesichtszüge auf halbem Weg zum Tisch ein. Ein Pokerface war nun mal nicht das, womit ich aufwarten konnte und ich gab mir auch keinerlei Mühe, ein freundliches Gesicht zu machen. Das wäre ohnehin in einer Grimasse geendet. Neben Pi saßen nämlich nicht mehr nur seine Kumpel, sondern auch Kame. Meine gute Laune war mit einem Schlag wie weggeblasen. Das sollte doch wohl ein schlechter Scherz sein. Was in drei Teufels Namen machte der Kerl hier, wenn ich mal einen Abend nicht an ihn denken wollte? Yamapi konnte ich keinen Vorwurf machen, dass er ihn eingeladen hatte. Erstens war er mit ihm länger befreundet und zweitens wusste er nichts von unseren Problemen, was ja auch der eigentliche Grund für die Treffen gewesen war. Ironie des Schicksals, würde ich meinen. „Hi“, sagte ich und ließ mich am einzigen, verbliebenen Platz nieder, der sich natürlich ausgerechnet neben meinem Kollegen befand. Die Welt hatte sich offenbar gegen mich verschworen. Hatte ich gerade eben noch Zufälle für toll befunden, wünschte ich sie jetzt dahin, wo der Pfeffer wächst. „Hi“, bekam ich zur Antwort und im Anschluss breitete sich Schweigen zwischen uns aus. Ich war begeistert und brauchte dringend etwas zu trinken. Daher winkte ich den Kellner gleich mal mit rudernden Armen herbei. Der Kerl folgte auch sogleich meiner Aufforderung. Es war immer wieder vom Vorteil im VIP-Bereich zu sitzen und noch dazu berühmt zu sein. „Ich hätte gerne Whiskey, einen doppelten“, bestellte Kame schon, bevor ich überhaupt in der Lage war, meinen Mund zu öffnen. „Für mich Bier und einen Shot Vodka“, zischte ich angefressen. Am liebsten hätte ich mich jetzt mit verschränkten Armen bockig gegen die Sofalehne geschmissen, aber ich konnte mich gerade so noch beherrschen. Kame nuckelte am Strohhalm seiner, wie ich annahm, Cola mit Rum und sah überall hin nur nicht zu mir. Ich rollte mit den Augen und hätte ihm gerne aus lauter Boshaftigkeit auf den Fuß getreten, zumal ich mir reichlich ausgeschlossen vorkam. Ich saß ganz am Ende der Couch und hatte keine Chance an den Gesprächen der anderen teilzuhaben. Auf einmal haute Yamapi Kame jedoch überschwänglich auf die Schulter, sodass dieser sich fast noch sein Auge am Strohhalm, den er so fasziniert betrachtete, ausgestochen hätte. Ich grinste gehässig und hatte meinen Spaß, auch wenn ich nicht verstehen konnte, was Yamapi zu Kame sagte. Zum Glück kamen in dem Moment unsere georderten Getränke und ich hatte die Gelegenheit, wenigstens mal mit den Leuten am Tisch anzustoßen und so ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. „Willst du mich jetzt den restlichen Abend ignorieren?“, fragte ich meinen Kollegen, als sich die Gespräche wieder aufs andere Ende der Couch verlagerten. „Bisher halte ich mich ja ganz gut“, kam es trocken zurück. Ich könnte ihn für seine Art wie gewöhnlich erwürgen. „Dann noch viel Erfolg“, grummelte ich und widmete mich meinem Bier. „Gibst du etwa schon auf?“, fragte er fast schon enttäuscht. Aber diesen Unterton konnte ich mir auch einbilden oder er schauspielerte ihn einfach nur. „Ich finde, ich hab mich lange genug abgemüht.“ Es war wohl uns beiden klar, was ich wirklich damit meinte. Verbal neben Kame zu glänzen war eine echte Seltenheit, aber wer so dämlich fragte, musste wissen, dass er sich ein Eigentor schoss. Natürlich interessierte das den Herren wie immer herzlich wenig, denn sein betroffener Gesichtsausdruck wandelte sich nach geschätzten 0,34 Sekunden wieder in die starre Maske zurück. „Das waren nicht mal 5 Minuten.“ Ob ihm eigentlich klar war, dass er mich mit seinen Antworten nicht länger ignorierte? Aber ich würde sicher den Teufel tun und ihn darauf hinweisen. Mit Kame zu reden war immer noch um Längen besser, als schweigend neben ihm zu sitzen und Gelegenheit zu haben, darüber nachzudenken, ob ich nicht zu zeitig das Handtuch geworfen hatte. Ich überlegte fieberhaft, was ich antworten könnte, aber mir fiel außer Beleidigungen nicht viel ein und auf Streiten hatte ich eigentlich keine Lust. „Lass mich raten: Unter deinem verknöcherten Hintern liegt eine Stoppuhr.“ Ich kippte mir meinen Shot hinter die Binde und ließ Kame mit aufgeklapptem Mund und dem Hinweis „Ich geh mich jetzt amüsieren“ sitzen. Irgendwie ist es mit dem Vermeiden der Beleidungen doch nichts geworden. War jetzt aber auch nicht mehr zu ändern. Ich wollte mich zur Treppe, die zur Tanzfläche führte, begeben, als ich eine Bewegung neben mir ausmachte. Das Mädel von eben! Die gute Frau kam gerade wie gerufen. „Hey, auch im VIP-Bereich?“, fragte ich unnötiger Weise nach. „Ja, eine Freundin hat das gebucht, weil sie Geburtstag hat.“ Vielleicht sollte ich ihr dazu gratulieren gehen, denn eine bessere Gelegenheit hatte sich mir heute noch nicht geboten. „Tanzen?“, fragte ich und sie willigte strahlend ein. „Du bist heute hier der Einzige, der das kann.“ Ich grinste sie nur noch zur Antwort an, weil es inzwischen zu laut geworden war, um sich vernünftig zu unterhalten. Beim Tanzen konnte ich wie immer abschalten und erst recht, weil ich jemandem neben mir hatte, der genau so gut wie ich war. Es vergingen bestimmt drei Lieder, in denen ich den Kopf völlig frei kriegen konnte und mich einfach nur mit geschlossenen Augen von der Musik treiben ließ. Als ich meine Augen wieder öffnete, hätte ich beinahe einen Herzinfarkt erlitten. Nur ein paar Meter neben uns rieb sich Kame allen ernstes mehr als aufreizend an Yamapi. Das durfte doch wohl alles nicht wahr sein! Diese Kerl schmiss sich doch echt an jeden ran, der nicht bei drei auf den Bäumen war, unfassbar. Ich geriet ein paar Sekunden aus dem Takt, bevor ich mich wieder fing. Aber die Augen konnte ich trotzdem nicht von dem Schauspiel abwenden. Irgendwann schien Kame meinen bohrenden Blick zu bemerken, denn er warf mir ein süffisantes Grinsen zu und nickte in Richtung meiner Tanzpartnerin. Was sollte das denn werden? Ein Dancebattle oder was? Ich war mir nicht ganz sicher, aber da ich ja nicht zum Würfelspielen hier runter gekommen war, machte ich weiter wie bisher. Wobei der Gedanke mit dem Würfeln mich schon wieder an ganz andere Sachen erinnerte. Und das, was Kame da gerade trieb, hatte wirklich etwas vom Okinawa-würfeln. Ich langte mir innerlich selbst eine für solche geistigen Ergüsse und konzentrierte mich lieber wieder auf die Musik. Das war aber irgendwie leichter gesagt als getan. Mein Kollege starrte mich unentwegt an und ich hatte den Eindruck, dass er Yamapi mit einer Gogostange verwechselte. Fehlte eigentlich nur noch, dass er sich sein Hemd auszog und er wäre der perfekte Stripper. Als ich erneut schlanke Hände an meinen Hüften spürte, fiel mir ein, dass das nette Mädchen ja noch existierte. Dieser elende Futzi hatte es doch wieder einmal geschafft, mich völlig aus dem Konzept zu bringen und offenbar machte ihm das einen Heidenspaß. Diese lasziven Blicke, die mir Kame immer dann zuwarf, wenn Pi es nicht bemerkte und der aufreizende Hüftschwung der Dame vor mir ließen mich leider alles andere als kalt. Verdammte Kacke, ich würde hier ganz sicher kein Rohr kriegen! Natürlich bockte das meine Körpermitte nicht die Bohne und tat nicht, was ich wollte. Oh Gott, bitte, lass mich im Boden versinken! Da auch das nicht mit Wunschkraft zu bewerkstelligen war, entschuldigte ich mich bei dem Weib und trat die Flucht an. Möglichst unauffällig mogelte ich mich an den Leuten vorbei und bahnte mir meinen Weg zu den Toiletten. Im Waschraum angelangt, lehnte ich mich erledigt an die nächstbeste Fliesenwand und war heilfroh, dass gerade niemand anwesend war. Ich hatte geradeso Gelegenheit gehabt, mich halbwegs zu beruhigen, als auf einmal die Tür aufgerissen wurde, sich ein wutschnaubender Kame vor mir aufbaute und mich am T-Shirt packte. Ich war viel zu geschockt, um mich zu fragen, woher der Knirps auf einmal die Kraft nahm, mich hinter sich herzuschleifen. Von Gegenwehr ganz zu schweigen. Er bugsierte mich in die hinterste Kabine, verschloss die Tür und ich machte in Gedanken mein Testament. Etwa zwei Sekunden hatte ich Zeit dafür, bevor mich Kame mit seinem Mund in Beschlag nahm und mir den Verstand heraus knutschte. Was in drei Gottes Namen ging überhaupt ab? Mein Gehirn konnte definitiv nicht so schnell schalten, wie ich gegen die Wand gedrängt wurde und sich eine Hand an meiner Hose zu schaffen machte. Als mir der grandiose Einfall kam, dass ich mich von Kame fernhalten wollte und die aktuelle Situation aufs Gegenteil hinauslief, war mein Kollege schon auf den Knien und das Einzige, wozu ich noch in der Lage war, war nach Luft zu schnappen. Und natürlich meinen Kopf nach hinten zu werfen und gegen die Fliesen zu knallen, verdammte Kacke! Kame bemühte sich jedoch nach allen Regeln der Kunst, mich meinen Schmerz vergessen zu lassen. Ich krallte eine Hand in seine Haare und versuchte, mich mit der anderen irgendwie an der Wand abzustützen, da mir meine wabbeligen Beine gerade den Dienst versagten. Ich war mehr als froh, dass wir ungestört waren, als mir ein Keuchen entfloh. Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis ich den Höhepunkt herannahen fühlte. Der Entzug der vergangenen Wochen machte sich nun bemerkbar. Ich war danach irgendwie noch fertiger als vorher. Kame richtete sich grinsend auf und verstaute alles wieder dort, wo es hingehörte. Irgendwie machten mir seine glitzernden Augen Angst. Sie erinnerten mich an einen Fuchs, der auf Eierjagd ging. Okay, das waren noch weniger förderliche Gedanken. Eine Hand an meiner eigenen lenkte mich ab. Irritiert blickte ich nach unten beobachtete, wie er sie auf seinen Schritt legte. Heiliges Kanonenrohr. Ich war nicht der Einzige, der rammeldösig wie eine komplette Karnickelherde war. Ich musste schwer schlucken, als er sich zu mir beugte und mir ins Ohr flüsterte: „Your turn.“ Ich stand wahrscheinlich da, wie vom Blitz getroffen. Mit aufgerissenen Augen starrte ich erneut in Kames Gesicht und stammelte, dass ich das noch nie gemacht hätte. Kurzzeitig schaute er mich perplex an, bevor er dann mit den Schultern zuckte und meinte: „Es gibt auch noch andere Möglichkeiten.“ Mein Kopf stand in Flammen, zumindest der Hitze in meinen Wangen nach zu urteilen. Ich fühlte mich von meiner eigenen Dummheit vorgeführt und als wäre ich gänzlich ohne sexuelle Erfahrung. Zum Glück war wenigstens noch einer unter uns, der bei klarem Verstand war, denn Kame tat kurzerhand das, worauf wir uns gut verstanden: Er küsste mich. Und endlich konnte ich meine Hände wieder koordiniert bewegen und für meinen Kollegen annähernd dasselbe tun. Einen entscheidenden Vorteil hatte es, es auf einer öffentlichen Herrentoilette zu treiben: Toilettenpapier war in Massen vorhanden. Nachdem wir beide nun effektiv unseren Stau abgebaut hatten, standen wir uns wieder einmal unschlüssig gegenüber. So langsam wurde das zwischen uns zu einem Running Gag. „Lass uns zurück zum Tisch, bevor die anderen einen Suchtrupp nach uns schicken.“ Guter Plan. Ich willigte ein und folgte Kame auf weiterhin wackligen Beinen. Die anderen schienen sich jedoch nicht gefragt zu haben, wo wir abgeblieben waren, da sie schwer damit beschäftigt waren, dumme Witze zu reißen. Kame und ich ließen uns wieder an unseren vorherigen Plätzen nieder und ich fand es gerade noch weniger toll, so abgeschottet zu sitzen, da mein Kollege so ein ernstes Gesicht machte. „Du schuldest mir noch deine lange Geschichte“, sprach er das aus, was ich schon befürchtet hatte. Kein Wunder nach meiner Ansage auf dem WC. „Puh, wenn ich dir das erzähle, brauche ich Schnaps.“ Und hinterher einen Strick, um mich zu erhängen. „Wird das etwa sentimental?“ „Ich glaube ja.“ „Dann brauch ich auch etwas zu trinken.“ Diese Aussage brachte mich doch glatt wieder zum Grinsen. Auch wenn mir sonst eher nach Heulen zumute war. Aber er hatte ja recht, ich schuldete ihm die Erklärung und nachdem er mir von seinem Verflossenen erzählt hatte, war es nur fair, wenn ich auch endlich mit der Sprache raus rückte. Als wir mit Stoff versorgt waren, begann ich zu erzählen. Davon, dass ich vor Amerika immer nur Beziehungen mit Frauen gehabt hatte, aber nie verliebt gewesen war. Den Unterschied jedoch erst bemerkte, als ich durch meinem Sprachkurs Josh kennen lernte und allmählich Gefühle für ihn entwickelte. Zunächst wusste ich nicht, wo mir der Kopf stand und erst, als auch mein Ex mir seine Zuneigung gestand und einige Zeit ins Land gezogen war, konnte ich mir langsam so etwas wie eine Beziehung mit einem Mann vorstellen. Von Sex war da noch lange nicht die Rede. Als ich mit meiner Geschichte bis dahin gekommen war, brauchte ich erst einmal einen großen Schluck aus meinem Glas. Der schlimmste Teil kam ja erst noch. Kame schaute mich erwartungsvoll an, aber was ich ihm gleich erzählen würde, würde ihn sicher nicht freuen. Ich holte tief Luft, bevor ich weiter sprach: „Na ja, nach zwei Monaten hab ihn dann rangelassen. Den nächsten Tag war er nicht mehr da. Er hatte nur einen Post-it hinterlassen, auf dem stand, dass er die Beziehung hiermit beendete. Später hab ich dann erfahren, dass er mich für eine Wette flach gelegt hatte und mir die ganze Zeit was vorgespielt hatte.“ Den Zusatz 'Und jetzt ist mit dasselbe noch einmal passiert.' sparte ich mir. War ja ohnehin klar. Ich kippte den letzten Rest von meiner Vodka-Cola hinter und traute mich kaum, Kame anzusehen. Keinen Plan, was das jetzt für Auswirkungen auf ihn hatte. TBC Wir freuen uns wie immer über jegliches Feedback ^^ Kapitel 24: Wenn nichts mehr geht: Neustart ------------------------------------------- Kapitel 24 Hiho ihr Lieben. Wir hoffen ihr hattet ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Vielen Dank mal wieder an unsere fleißigen Kommischreiber und ein dickes sorry, dass ihr bis jetzt auf das Kapitel warten musstet Viel Spaß beim Lesen ^^ *** Wenn nichts mehr geht: Neustart Kame Wenn ich an die letzten Wochen zurück dachte, wurde mir ganz anders. Koki hatte sich zwar entschuldigt, dennoch machte er mehr als deutlich, was er von mir oder eher der ganzen Geschichte hielt. Er ignorierte mich vielleicht nicht mehr, aber sein Ton mir gegenüber blieb kühl und er selbst distanziert. Mit Ueda zu reden, brachte sowieso nichts anderes als Selbstmordgedanken, vor allem, da ihn Maki in den Wind geschossen hatte. Maru hielt sich wie immer aus allem raus, daher war Junno der Einzige, welcher mich mit seinem gewinnenden Lächeln versuchte, aufzubauen. Das Bedürfnis mit ihm über meine Probleme zu labern, verspürte ich jedoch trotzdem nicht und nachfragen tat er zum Glück auch nicht. Vielleicht verbrachte er auch nur die kurzen Pausen aus lauter Mitleid mit mir. Im Großen und Ganzen gab es nur noch eine Person, welche mir tatsächlich freiwillig zuhörte und ich war so tief gesunken, dies auch noch anzunehmen. Toshiya rief öfter von ihrer Tournee aus an. Ich wusste nicht, was er damit bezweckte, aber die kurzen Gespräche taten mir gut. Der Kerl konnte richtig nett sein, wenn er mal nicht versuchte, einen ins Bett zu kriegen.  So hatte ich auch heute das Headset an meiner Ohrmuschel befestigt und hörte den Erzählungen des Bassisten zu, während ich vor meinem Kleiderschrank stand und unschlüssig hineinblickte. Yamapi hatte mich gestern beim Training mit den Juniors eingeladen, ihn und ein paar seiner Freunde in einen Club zu begleiten. Mir war nicht sonderlich nach Ausgehen zumute, aber ich hatte diese Grübeleien über die gesamte beschissene Situation so was von satt und ein wenig Abwechslung konnte nun wirklich nicht schaden. Nur leider stand mir nichts an, was sich in meinem Schrank befand. Ein Seufzen entfuhr mir und sorgte dafür, dass mein Gesprächspartner mit dem Reden stoppte. „Was ist los?“, fragte dieser verwirrt. „Ich finde nichts zum Anziehen“, gestand ich und berichtete kurz von meinem heutigen Vorhaben. „Es geht also wieder bergauf. Schwarz und eng anliegend ist immer eine gute Wahl.“ „Ich will niemanden abschleppen. Schlimm genug, dass mich die halbe Band sowieso schon für eine Schlampe hält.“ Ich hatte ein weißes, einfaches Hemd in den Händen und befand dieses als völlig ausreichend. „Soll ich ihnen mal sagen, wie schwer du rumzukriegen bist?“ Ich konnte sein dämliches Grinsen regelrecht hören, wenn auch nicht sehen. „Ich fürchte, sie würden dir nicht glauben. Vielleicht haben sie ja auch recht“, seufzte ich und schmiss noch eine blaue Jeans auf den Haufen. So sollte ich zumindest nicht sonderlich auffallen. „Oh ja, du bist die Schlimmste von allen. Mit wie vielen Kerlen hattest du in den letzten vier Wochen Sex, ausgenommen Herrn Blödfön Akanishi?“ „Öhm.“ Kein schlauer Kommentar, aber die Anzahl belief sich gen Null. Verdammt, das war ja schon fast deprimierend. „Soll ich dir jetzt gegenrechnen, wie viele ich allein in den letzten zwei Wochen der Tour flachgelegt habe?“, fuhr Totchi fort. „Bitte nicht“, unterband ich diese Details sofort. Das waren Dinge, von denen ich nun wirklich keine Ahnung haben wollte. Leider hatte der Depp wie so oft in letzter Zeit recht. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen und dennoch machte mir die Meinung der anderen zu schaffen. Okay, eigentlich nur die von Koki und Jin. Ersterer, weil ich immer dachte, wir wären wirklich Freunde und vom Zweiten, nun ja, darum halt. Scheinbar machte sich aber jener keine Platte darum, was andere von seinem Verhalten hielten. Jeden dritten Tag hatte man die Gelegenheit von seinen nächtliche Streifzügen zu lesen. Schön dass sich dieser Kerl amüsierte und durch sämtliche Clubs der Stadt zog. Ich wollte gar nicht wissen, was er noch so alles trieb. Allein der Gedanke an diese Weiber machte mich wahnsinnig. So viel zum Thema auf Kerle stehen. Mir fiel plötzlich wieder unser Gespräch ein, von wegen, dass er im Grunde gar nicht schwul war. Bewies er ja gerade bestens. Sollte mal jemand raffen, was in seinem Kopf vorging. Ich tat es nicht und das machte es noch schlimmer, weil ich diesen verdammten Volltrottel verstehen wollte. „Hast du wenigstens versucht, mit ihm zu reden?“, holte mich der Ältere wieder aus meinen Gedanken zurück. „Über was denn?“, schnaufte ich nur und machte mich auf in die Küche, wo ich mir eine Limo aus dem Kühlschrank fischte und kurz an dem Sushi naschte, welches ich mir zum Abendessen bestellt hatte. „Kellner? Der nicht statt gefundene Sexualakt, vielleicht?“ „Jin machte nicht den Eindruck, als ob ihn das noch interessieren würde“, versuchte ich den Umstand zu rechtfertigen, dass ich zu feige war, auch nur ein Wort an ihn zu richten, welches nicht zu unserer Arbeit gehörte. „Ich bin sogar sicher, dass es ihn brennend interessieren würde.“ Da war Toshiya der Einzige mit dieser Meinung, worüber ich ihn mal aufklärte und auch über das derzeit vorhandene Kommunikationsproblem. „Dann geh einfach vor ihm auf die Knie, gestehe ihm, dass du unsterblich verknallt bist und dich nur noch mit ihm im Bett vergnügen willst. Dann bläst du ihm einen, dass er Sterne sieht und schon habt ihr euer Happy End“, schlug Totchi begeistert vor und ich hörte, wie er in die Hände klatschte. „Wenn es mal so einfach wäre“, murmelte ich nur. Jin ließ sich wohl lieber von willigen Weibern den Schwanz lutschen als von mir. „Wow, du streitest aber zumindest die Tatsachen nicht mehr ab.“ Ich brauchte erst einen Moment, um zu begreifen, was der Ältere meinte, bis es letzten Endes Klick machte. Ja, warum sollte ich auch leugnen. War eh schon egal. Ich kam etwas später als verabredet in dem Club an und wurde sofort in die V.I.P. Lounge gelotst. Dort brauchte ich keine zwei Sekunden, um Yamapi ausfindig zu machen, so laut, wie dieser mit seinen Kumpels grölte. Schmunzelnd näherte ich mich dem Haufen. Wenigstens sollte einem bei dieser Truppe nicht langweilig werden. Ich begrüßte diejenigen, welche ich schon von früher kannte und stellte mich den neuen Gesichtern vor, bevor ich mich setzte und meine Rum-Cola bestellte. Ich hatte mir vorgenommen, nicht wirklich viel zu trinken, bevor ich nur wieder irgendwelchen Unsinn anstellte. Der heutige Kellner würde es zumindest nicht sein. Dieses Pferdegebiss war nicht gerade anturnend. Zumindest das Vorhaben mit dem Alk sollte sich schneller ändern, als mir lieb war. Schon als ich ich Jins geschocktes Gesicht erblickte, wünschte ich mir etwas Stärkeres herbei. Mein Kollege gab sich ja noch nicht einmal Mühe, sein Missfallen gegenüber meiner Anwesenheit zu schönen. Na, danke auch. Am liebsten hätte ich mich sofort vom Acker gemacht, aber das hätte mir Pi sicher übel genommen. Es folgte das typische Gefrotzel und schon war der Herr wieder weg. 'Amüsieren!!!' Das ich nicht lache. Sicher durfte halb Japan morgen wieder nachlesen, wie genau er das gemeint hatte und mit wem und überhaupt. Ich kippte mir sowohl meinen Whiskey, als auch mein Mixgetränk hinter und schnaubte wahrscheinlich wie ein wild gewordener Stier. „Alles okay?“ Yamapi blickte mich mit großen Augen an. Was sollte ich darauf bitte antworten? Nichts war okay. „Ja, alles bestens“, wiegelte ich jedoch ab und überlegte, wie ich schnellstens an mehr Hochprozentiges herankam. „Sag mal, Jin ...“, oh nein nicht wieder mein Lieblingsthema, „ich dachte er steht auf Kerle. Du hattest doch so etwas damals erwähnt.“ Ja, hatte ich und die Beweise dafür durfte ich auch aus erster Hand sammeln, aber das war eine Frage, bei welcher ich genauso überfordert war wie mein Kumpel. „Hat es sich scheinbar anders überlegt“, antwortete ich und konnte den giftigen Unterton nicht so ganz aus meiner Stimme verbannen. Das Thema war danach beendet, zumindest bis sich Pi mir wieder mit einem breiten Grinsen zu wandte. „Ich hab Bock auf tanzen und da meine Deppenfreunde das nicht können, musst du herhalten.“ Ich konnte mir nicht verkneifen, skeptisch eine Augenbraue nach oben zu ziehen. Tanzen mit diesem Kerl war nie eine gute Idee und schon gar nicht in einem öffentlichen Club. Auf der anderen Seite brachte es mir auch nichts, hier alleine zu hocken und meinen Kummer zu ersäufen. Daher stimmte ich letztlich doch zu und wurde in das Gewusel geschleift. Die Musik war nicht unbedingt nach meinem Geschmack, aber man konnte sich dazu bewegen. Mich wirklich darauf zu konzentrieren, schaffte ich nicht, da ich schon nach wenigen Minuten Jin und irgendein Weib erkannte. Das verstand er also unter amüsieren. Andere würden das, was die beiden da trieben, auch als Trockenficken bezeichnen. Ich spürte, wie Wut und Eifersucht in mir hochkochten, auch wenn ich das gar nicht wollte. Pi fing an, sich unanständig an mir herum zu reiben. Eigentlich wollte ich diesen gerade weg stoßen, als mein Blick den von Jin traf. Der Trotz gewann die Oberhand und was dieser Trottel da abzog, konnte ich schon lange. Was in den nächsten Minuten geschah, konnte ich nicht wirklich realisieren. Als Jin auf die Toilette verschwand, kam mir aus unerfindlichen Gründen Toshiyas Vorschlag wieder in den Sinn. Ab diesem Zeitpunkt war mein Hirn allein durch den Blutmangel nicht mehr zu gebrauchen. Wirklich zu mir kam ich erst, als wir uns keuchend in der ekligen Kabine gegenüberstanden und es mir dämmerte, was wir oder eher ich hier wieder verzapft hatten. Klar, Sex auf einem öffentlichen Klo ist zwar eine nette Fantasie, aber nur wenn man sich daheim einen runterholte. Tatsächlich umsetzten wollte ich diese Szenario eigentlich nicht. Dass ich noch in der Lage war, ganze Sätze zu formulieren, war ein echtes Wunder. Wohl ebenso, dass niemand in der Zwischenzeit besagte Örtlichkeit aufgesucht hatte. Wieder in der Lounge hätte ich nicht gedacht, dass ich mich erneut in diese Kabine zurück sehnen würde. Tat ich aber. Warum wir auch jedes Mal diese beknackten Gespräche post-orgasmisch hinter uns bringen mussten, begriff ich wirklich nicht. Jin hatte vor einer Weile seine Erzählung beendet und schien seinen Inhalt des Glases genau so interessant zu finden wie ich die Tischplatte. Ich versuchte, irgendwie die Gedanken zu ordnen, welche durch meinen Schädel rasten. Er hatte damals recht gehabt. Ich hätte wohl lieber auf diese Information verzichten sollen. Aber nein, ich musste es ja unbedingt wissen. Ich wollte Antworten und diese hatte ich bekommen, ob sie mir nun passten oder nicht. Ich war wütend, zum Teil auf diesen Kerl, aber wohl mehr noch auf mich selbst. Wenn es einen Wettbewerb für das größte Arschloch auf Erden gab, dann hätte ich wohl diesen Typen noch ausgestochen. Er hatte immerhin die Sache nach der ersten Nacht beendet, ich hatte es noch nicht einmal für nötig gehalten, einen dämlichen Zettel zu hinterlassen. Stattdessen trampelte ich fröhlich weiter auf Jins Gefühlen herum. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in die Fresse. Die Aktion vorhin war nur ein weiteres Beispiel. Ich musste noch nicht einmal in einer Beziehung sein, um alles falsch zu machen, ohne es überhaupt zu merken. Ich sollte mir lieber gleich die Kugel geben.  „Alles okay?“ Jins Stimme holte mich wieder in das Hier und Jetzt zurück und ich schaffte es tatsächlich, ihm endlich wieder in die Augen zu schauen. „Du fragst mich, ob alles okay ist?“, fragte ich ungläubig. An seiner Stelle würde ich nicht einmal mehr mit mir reden. „Sieht so aus“, antwortete mein Kollege mit einem schiefen Lächeln im Gesicht, welches reichlich gequält wirkte. „Ich weiß gerade nicht, ob ich lieber dem Typen oder mir selbst eine reinschlagen möchte“, gestand ich und wendete mich meinen Glas zu, um den Inhalt direkt in meine Kehle zu führen. „Was würde denn letzteres bewirken?“ „Vielleicht, dass ich mir mal ein wenig Verstand einprügel.“ Meine Aussage brachte ihn tatsächlich zum Schmunzeln. Wie automatisch bogen sich auch meine Mundwinkel bei diesem Anblick nach oben.  „Klingt mal nach einen guten Plan.“ Der Kellner unterbrach uns kurz und gab mir somit eine Verschnaufpause, während Jin neue Getränke nachorderte. Wo ich mir diese Pferdefresse so ansah: Eine Sache gab es noch zu klären oder zumindest konnte ich versuchen, es richtig zu stellen. Toshiya wäre ja so stolz auf mich. „Letztens, die Sache mit dem Kellner“, fing ich etwas stockend an und konnte sofort sehen, wie sich die Gesichtszüge meines Kollegen verhärteten, „da lief nichts.“ Na ja, fast nichts.  „Hä?“ Scheinbar brauchte der Ältere eine Weile, um die Neuigkeit zu verarbeiten, bevor der überraschte Ausdruck aus seinem Gesicht wieder verschwand und er mich skeptisch musterte. „Und das soll ich dir glauben?“ „Deine Entscheidung, ob du das tust. Ich wollte nur, das du's weißt.“ Er blickte immer noch misstrauisch drein. Kein Wunder. Ich würde mir auch nicht glauben.  „Warum bist du dann mit ihm abgehauen? Aus Spaß an der Freude?“ Tja, ich hatte mit dem Thema angefangen, nun musste ich da durch. Was hatte ich schon groß zu verlieren? „Ich wollte ihn flach legen.“ Das Schnaufen neben mir ignorierte ich und schnappte mein Glas, welches gerade serviert wurde, während ich nach den richtigen Worten suchte.  „Ich hab es halt nicht gemacht, sondern bin nach Hause.“ Nicht wirklich die passende Formulierung, aber ich hoffte, das reichte zu diesem Thema. Doch Jin gab nicht so leicht nach. „Warum?“ Immer noch fixierten seine Augen mich abwartend. „Mir wurde klar, dass er nicht du war.“ Ich war vermutlich knallrot angelaufen, aber ich hoffte inständig, dass es durch das schummrige Licht nicht weiter auffiel.   „Woran hast du das gemerkt? War sein Schwanz kleiner?“ Ich verdrehte die Augen. War ja klar gewesen, dass irgendein dummer Spruch folgen musste. So ganz hatte ich ihn wohl immer noch nicht überzeugt. Sollte er doch glauben, was er wollte. „Gute Frage. Da muss ich noch mal nachschauen gehen. Soll ich ihn anrufen?“, giftete ich daher zurück. „Und dann? Flotter Dreier, damit du den direkten Vergleich hast?“ „Nette Idee, aber vögeln wollen würde ich immer noch nur dich.“ Okay, wie waren wir schon wieder an diesem Punkt angelangt? Mir wurde gerade unangenehm warm und ich spürte deutliche Anzeichen, dass sich mein Blutfluss erneut gen Süden verlagerte. „Dann, wann?“ Jins Stimme war brüchig und heiser. „Äh?“ Oh Gott, ich war schon wieder geil wie Nachbars Lumpi. „Jetzt?“ „Gut, auf zu dir.“ Der Morgen kam definitiv zu zeitig, oder auch nicht, denn jemand rüttelte heftig an meiner Schulter. Murrend versuchte ich, mich unter der Decke zu verstecken. Ich wollte noch nicht aufwachen. „Kame, komm wach auf“, drang die Stimme meines Kollegen zu mir durch. Ich konnte mir ein dreckiges Grinsen nicht verkneifen, als die Erinnerungen an letzte Nacht zurück in mein Hirn fanden. Wir waren in einem Affentempo aus dem Club verschwunden, zu mir gefahren und dann regelrecht übereinander hergefallen. Schlau war Jin ja. In meiner eigenen Bude konnte ich mich schwerlich aus dem Staub machen. Zumindest war genau das seine Intention bei der Wahl unsere Örtlichkeit gewesen, wie er mir gestern noch eröffnet hatte. „Ich sehe genau, dass du wach bist. Wir haben verschlafen.“ Wenig motiviert schlug ich die Augen auf und blickte zu meinem etwas zerzaust aussehenden Kollegen, welcher schon angezogen neben mir auf dem Bett hockte. „Schlimm?“ „Wir hätten vor einer halben Stunde da sein sollen.“ Gut, nun verstand ich auch seine Panik. Stöhnend streckte ich mich ein letztes Mal und versuchte dann, mich aus dem Bett zu schälen. Auf dem Boden lag zumindest mein Wecker, oder das, was von ihm übrig war. Toll, jetzt durfte ich mir heute noch irgendwoher so ein Ding besorgen. „Ich geh duschen. Du kochst Kaffee“, versuchte ich die Aufgaben zu verteilen. „Vergiss es. Duschen und Kaffee gibt es dort. Ich hab keine Lust auf einen noch größeren Anschiss.“ Geschockt sah ich in das ernste Gesicht des anderen. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ohne Kaffee aus dem Haus? Der hatte sie ja nicht mehr alle. Leider setzte sich Jin tatsächlich durch und so saßen wir zu zweit in meinem Sportcoupé und versuchten, uns durch den dichten Berufsverkehr zu schlängeln. Meine Laune war auf dem Tiefpunkt. Ohne Koffein am Morgen war ich zu nichts zu gebrauchen. Nachdem ich den fünften Fluch über die anderen Autofahrer ausgelassen hatte, fing mein Beifahrer beherzt an zu lachen. „Was? Wegen dir müssen wir ohne Frühstück und Kaffee los“, moserte ich und hupte zwei Mal kräftig eine Alte an, welche sich vordrängen wollte. „Warum wegen mir?“ Jetzt war sich dieser Kerl auch noch keiner Schuld bewusst. „Du hattest gestern Nacht scheinbar etwas dagegen, dass mein Wecker uns vom Nachttisch aus zugesehen hat.“ Den vorzeitigen Tod meines Weckinstrumentes hatte ich zwar verkraftet, aber vielleicht bewirkte die Nachricht ja wenigstens den Hauch eines schlechten Gewissens. „Oh“, kam es jedoch nur und der Ältere machte eine kurze Pause, bevor er breit anfing zu grinsen: „Dann schulde ich dir wohl ein Frühstück.“ „Sieht ganz so aus.“ „Dann morgen?“ Zum Glück standen wir gerade an einer roten Ampel, sonst wäre ich wohl dem Honda vor mir schön hinten reingefahren, da ich nicht anders konnte, als Jin verdutzt anzusehen. Dieser schien das tatsächlich ernst zu meinen. Schnell versuchte ich mich wieder auf den Verkehr zu konzentrieren, sonst brachte ich uns beide noch ins Grab und dann hätte sich das gemeinsame morgendliche Essen erledigt. „Nichts dagegen“, antwortete ich schnell und bog in die Straße ein, wo sich die Tiefgarage von unserem Sklavenverein befand. Der Wachmann nickte uns freundlich zu, während ich an ihm vorbeifuhr. „Das ist ein Date.“ Selbst ich konnte mir bei den Worten ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen. „Scheinbar.“ Meine Antwort schien ihm zu gefallen, denn das schiefe Grinsen wandelte sich zu einem ehrlichen Lächeln. Die ganze Situation war schon wieder mehr als surreal. Ich sollte über diese Entwicklung froh sein, aber wenn ich ehrlich war, machte sie mir auch eine Menge Angst. Kneifen war nur leider nicht mehr drin. Ich verdrängte weitere Gedanken daran und vertagte meine Grübeleien auf später, wenn ich hoffentlich meinen ersten Kaffee in den Händen hielt. Aber zuerst stand für uns beide wohl eine Standpauke an, welche sich gewaschen haben würde. Bei einer Stunde Verspätung verstanden die Sklaventreiber keinen Spaß. Jin Noch schlimmer als die Schelte, die wir für unser spätes Erscheinen zum Tanztraining bekamen, waren die argwöhnischen Blicke unserer Bandkollegen, als sie uns gemeinsam ankommen sahen. Ich konnte mir schon denken, was in ihren Köpfen für Fragen aufkamen, denn mir ging es da nicht anders. Ich hatte mal wieder keinen blassen Dunst, was zwischen Kame und mir abging. Die Mauer, die ich in mühevoller Kleinarbeit während der letzten Wochen aufgezogen hatte, war gestern mit einem Schlag zum Einsturz gebracht worden. Es war beängstigend, wie wenig dafür nötig gewesen war, dass ich einmal mehr ein willenloser Sklave meiner eigenen Gefühle war. Ich wusste nicht, wie oft ich in den letzten Monaten schon festgestellt hatte, wie wenig ich meinen Kollegen verstand. Und wenn ich noch etwas weniger begriff als seine Handlungen, dann waren es meine eigenen. Warum fiel es mir nur so schwer, ihm zu widerstehen, einfach 'nein' zu sagen? Die Antwort darauf hätte ich wirklich gerne, denn dann würde ich mich nicht ständig in diese Situationen hinein manövrieren. Frühstück mit Kame also. Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte, zumal ich es auch noch selbst heraus posaunt hatte. Wahrscheinlich nur eine Panikreaktion meines Unterbewusstseins, um Kame festzunageln. Immerhin hatte ich einen Erfolg erzielt, indem ich Kame dazu gebracht hatte, den Sex in seiner Wohnung zu vollziehen. Aus seiner eigenen Bude konnte er hinterher schließlich schlecht flüchten. Außerdem hatte es mich über den Verbleib des Teddys informiert. Ich musste wieder in mich hineingrinsen, wenn ich daran zurückdachte, wie ich ihn auf Kames Bett hatte sitzen sehen. Im Nachhinein betrachtet, war das wohl der Hauptgrund, warum ich das Frühstück als zweites Date deklariert hatte. „Meinst du, die fressen uns jetzt auf?“, flüsterte Kame neben mir, als wir gerade eine Pause von unserem Training bekamen. „Könnte sein. Wir sollten ihnen sagen, dass wir ungenießbar sind.“ „Was haben wir verpasst?“, fragte uns unser Häuptling auch sogleich. Ueda war wahrlich niemand, der lange um den heißen Brei herum redete. Koki baute sich neben ihm auf und musterte uns lauernd. Maru und Junno beobachteten uns von weitem. Ich kam mir vor wie im Zoo. „Die Giants haben gestern gewonnen“, frotzelte Kame los und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. „Oh man und ich hab extra Geld gewettet“, kam es gefrustet von Maru, was mich nun wirklich zum Lachen brachte. Ueda zog die Stirn in Falten und versuchte wohl seinen Erfolg durch Mimik bei mir. Da ich die Zeichensprache aber nicht sonderlich gut beherrschte und nur andeutungsweise mit den Schultern zuckte, rollte er gleich darauf mit den Augen. „Glaubt ja nicht, dass ihr so einfach davon kommt“, drohte uns Ueda mit erhobenem Zeigefinger und Koki fügte noch ein „Wir behalten euch im Auge“ hinzu. Da hatte sich ja das perfekte Team gefunden: Tim und Struppi auf Aufklärungsmission. Ich wäre beinahe gerührt gewesen, wenn es nicht so verdammt nervtötend wäre. Das Frühstück - und damit Kame - stand schneller vor der Tür, als mir lieb war. Denn ich war noch nicht einmal annähernd fertig. Irgendwie hatte ich es geschafft, die Küche in ein halbes Schlachtfeld zu verwandeln und dabei hatte ich eigentlich nur Omelett machen wollen. Kaffee kochte sich von selbst und der Obstsalat war auch schnell angerichtet, nur beim Griff in den Gewürzschrank stand mir das Mehl im Weg. Das hatte sich gleichmäßig in der Küche verteilt und ich hatte stundenlang damit zugebracht, den Dreck wieder aufzukehren, als es auch schon klingelte. Toll! In meinem Zeitdruck hatte ich etwas fabriziert, was mehr Ähnlichkeit mit einem Eierklumpen aufwies, als mit etwas Essbarem. Leider war das jetzt auch nicht mehr zu ändern und ich ging daran, die Tür zu öffnen. Zur Begrüßung bekam ich von Kame einen erstklassigen Lachanfall. Das ging ja schon mal gut los. Grummelnd ließ ich ihn eintreten und schmiss die Tür wieder zu. „Willst du einen neuen Trend kreieren, oder was wird das?“, grinste er mich noch immer an und stierte dabei auffällig auf meine Haare. Nicht gut. Misstrauisch geworden drehte ich mich zum Spiegel im Flur um und sah dann das Elend: Mehl. Überall auf meinem Kopf verteilt. „Ich seh aus wie Hui Buh, das Schlossgespenst“, murmelte ich zerknirscht. „Wenn wir das ordentlich vermarkten...“, fing er an und stoppte allerdings, als ich ihm einen Todesblick zuwarf. „Sind die Brötchen da frisch?“, fragte ich und deutete auf die Plastiktüte in seiner Hand. „Gerade beim Bäcker geholt, wieso?“, antwortete er verwirrt. „Sonst hätte ich sie jetzt als Waffe missbraucht. Los, ab in die Küche, ich hab Hunger.“ Und wenn ich Hunger hatte, war mit mir nicht mehr zu spaßen. So viel war auch Kame klar, weshalb er mir kommentarlos folgte. „Was ist das denn?“, lachte er nun schon zum zweiten Mal los und meinte damit den Unfall in der Pfanne. „Hast du das schon mal gegessen?“ „Ach man“, rief ich gefrustet und hätte mich jetzt sehr gerne eine Runde auf den Boden geschmissen und rumgerollt. So hatte ich mir unser zweites Date nicht vorgestellt. „Geh dich waschen und ich bring das hier solange in Ordnung“, wies er mich an und wedelte schon mal mit dem Pfannenwender hin und her. Als ich seiner Aufforderung Folge geleistet hatte und erneut die Küche betrat, staunte ich nicht schlecht: Der Kerl hatte es doch tatsächlich in der kurzen Zeit fertig gebracht, den Tisch zu decken und ein Omelett herzuzaubern, was selbst dann noch besser wäre, wenn ich ordentlich Zeit für meines gehabt hätte. Irgendwie deprimierend, zumal das Frühstück ja meine Wiedergutmachung darstellen sollte. „Das kann man jetzt übrigens auch ohne Bedenken essen“, grinste er mich schief an, als ich keine Anstalten machte, mich zu setzen, sondern nur auf den Tisch starrte. Oh man, ich sollte weniger Tagträumen. „Meines sicher auch“, murmelte ich und nahm dann Platz. „Aber das Auge isst schließlich mit“, belehrte er mich und ich wurde langsam so etwas wie verstimmt. Schließlich hatte ich mir ja auch Mühe gegeben, aber ich war halt nicht die perfekte Hausfrau wie Kame. „Dann iss du das Auge, ich nehme das Omelett.“ „Viel Spaß mit deinem Klumpen“, meinte er und nahm mir doch dreisterweise meinen Teller weg. Ich starrte ihn wie so oft mit offenem Mund an. Das machte der doch jetzt nicht allen Ernstes! „Gib mir sofort mein Essen zurück!“ „Erst wenn du meine Kochkünste zu würdigen weißt“, kam es unbeeindruckt zurück. „Du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen. Das ist meine Wohnung.“ „Und mein Omelett.“ „Aber meine Eier.“ „Die ich mit all meiner Liebe zubereitet habe.“ An dieser Stelle musste ich anmerken, dass wir beide schon schwer mit dem Lachen zu kämpfen hatten. „In meiner Pfanne und mit meinem Besteck.“ „Wer hat in meinem Bettchen geschlafen?“, äffte er mich nach und ich prustete los. „Wohl auch du, wenn ich mich recht entsinne.“ „Sollten wir bei Gelegenheit wiederholen“, grinste er mich so unverschämt an, dass ich mit Sicherheit rote Ohren bekam. „Kaffee?“, krächzte ich mir mühevoll beherrscht einen dran lang und befüllte seine Tasse, ohne eine Antwort abzuwarten. „Ich würde lieber was anderes haben wollen.“ „Huh?“, fragte ich, sah von meinem Tun auf und begegnete einem Kame, der sich über die Lippen leckte, nicht flüchtig genug um es nach Zufall aussehen zu lassen, und der seinen typischen Schlafzimmerblick aufgelegt hatte, welcher jeden weich in den Knien werden ließ. Positiv war, dass ich saß, negativ dass die Tasse nicht größer war und ich gerade den Tisch mit Kaffee flutete. „Fuck", fluchte ich, was das Malheur auch nicht rückgängig machte, dafür aber Kame zum Lachen brachte. Nun schon zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit. Vielleicht sollte ich über einen Berufswechsel nachdenken und Clown werden. „Alles okay bei dir? Du wirkst leicht neben der Spur“, lächelte er so zuckersüß, dass ich am liebsten mit der Kanne nach ihm geworfen hätte. Ich hasste es, wenn er die Unschuldsnummer abzog und mich wie den letzten Volltrottel aussehen ließ. Als ob er nicht wusste, was er mir schon wieder antat. „Hatte halt noch keinen Kaffee“, zischte ich finster. „Tu dir keinen Zwang an. Du hast ja jede Menge ausgeteilt.“ Ich war mittlerweile einem Schreikrampf nahe. Wie schaffte er es nur, so scheiße ruhig zu bleiben, während ich völlig aufgelöst alles vermasselte? Das Leben war echt nicht fair. Ich würde ja jetzt gerne sagen, dass ich am liebsten nach Hause wollte, nur leider war ich da bereits. In einer normalen Situation würde man sich da ins Bett verkrümeln, aber dann folgte er mir am Ende noch. Das konnte ich nicht riskieren. Nicht, wenn ich erst einmal auf Abstand gehen wollte und die neuerliche Wendung in Kames Verhalten mit Skepsis betrachtete. Ich hatte keine Lust auf eine Wiederholung des Desasters, nur weil es sich der Herr aus einer Laune heraus wieder anders überlegte. Nur durfte ich ihn dafür nicht zu nahe an mich heranlassen, sonst übertrug mein Hirn die Fähigkeit zu Denken an meine Körpermitte. Und ich hatte mir geschworen, keinen Sex mehr mit Kame zu haben, bis er sich endlich entschieden hatte. „Ich hol einen Lappen“, sagte ich und stand sofort auf, um dies zu tun. Wenigstens dazu sollte ich noch in der Lage sein. Als ich den Schlamassel beseitigt hatte, hatte Kame meine Tasse unfallfrei befüllt und von seiner einiges abgetrunken. „Brötchen?“, fragte er und schnitt meines schon mal auf. Wahrscheinlich traute er mir für heute nichts mehr zu. Und Messer waren nicht ganz ungefährlich. Nachdem ich die ersten Schlucke Kaffee getrunken hatte, wurde es tatsächlich besser. Ich war noch nicht komplett wiederhergestellt, aber immerhin verwüstete ich meine Küche nicht mehr und schaffte es, mich normal zu unterhalten. War ja auch kein Problem, solange Kame nicht wieder seine Anwandlungen hatte und mich vor dem ersten Kaffee beflirtete. Seine kritischen Blicke folgten mir jedoch immer noch bei jeder Handlung. Das linderte meine Nervosität nicht wirklich, vor allem, weil ich nicht wusste, welcher Prüfung er mich eigentlich unterzog. Seinem amüsierten Glitzern in den Augen nach zu urteilen, hatte er jedenfalls seinen Spaß dabei. Wenigstens einer, der sich wohl fühlte. Als wir zu Ende gefrühstückt hatten, mussten wir auch schon los, da wir durch mein Missgeschick spät dran waren. In meine Schuhe war ich bereits geschlüpft und die Jacke hatte ich mir auch übergeworfen, als ich am Handgelenk berührt wurde. Verwirrt drehte ich mich zu Kame und musste schwer schlucken, weil er mir so unerwartet nahe stand. „Danke für die Wiedergutmachung“, hauchte er, dass mir sogleich ein Kribbeln durch den Körper fuhr. Der darauffolgende Kuss war zu erwarten gewesen und eigentlich hätte ich mich innerlich darauf vorbereiten können. Warum ich dann trotzdem meine Hände auf seine Hüften legte und den warmen Körper näher an meinen zog, war mir schleierhaft. Wenigstens fand ich schnell meine Besinnung wieder und drückte Kame von mir. „Wir müssen los.“ Seine Enttäuschung konnte ich sehen, aber nicht ändern, schließlich stimmte, was ich gesagt hatte. TBC Feedback? Bis nächste Woche :) Kapitel 25: Yarakashi --------------------- Kapitel 25 Da sind wir wieder. Und danke, danke, danke für die vielen Reaktionen der letzten Woche :D Wir haben uns tierisch darüber gefreut ^__^ Viel Spaß mit dem Kapitel *** Yarakashi Jin Die Zeit war rasend schnell vergangen und wir hatten bereits die ersten Konzerte hinter uns gebracht. Soweit war alles gut verlaufen. Wir hatten keine Probleme gehabt, unser Programm durchzuziehen und als eine gewissen Routine drin war, hatten wir auch alle viel Spaß bei unseren Auftritten. Zumindest bis wir in Osaka performten. Es war zu erwarten gewesen, dass nicht alle Fans glücklich über den anfänglichen Mitgliederwechsel und der anschließenden Erweiterung in der Band waren, aber die Art, es auszudrücken, war unter aller Sau. Im Normalfall bekamen wir die Reaktionen der Fans nicht zu spüren, weil Fanbriefe vom Management abgefangen wurden und Geschenke nicht erlaubt waren. Außerdem glaubte ich nicht wirklich an die Votings, sondern höchstens an CD-Verkäufe und dem damit einhergehenden Geldsegen auf meinem Konto. Denn man sollte keiner Statistik glauben, die man nicht selbst gefälscht hatte. Konzerte waren somit der einzige Kontakt, den wir mit den Leuten bekamen, die unsere Musik hörten. Aber ganz offensichtlich ging es einigen nicht darum, sondern ihrem Missfallen vor allem Kame gegenüber Ausdruck zu verleihen. Ich hätte am liebsten geschrien, dass sie sich alle ins Knie ficken konnten, stattdessen sagte ich nur, dass sie zu laut waren. Und das war noch nicht einmal gelogen, da man kaum noch den eigenen Gesang hörte. Kame tat so, als hätte er die Beleidigungen nicht vernommen, aber mir war klar, dass dem nicht so war. Wie er trotzdem seine übliche Show durchziehen konnte, war mir ein Rätsel. Nur zum Abschluss merkte man, dass es ihm doch an die Nieren ging, da er gleich als Erster von der Bühne ging und nicht wie sonst ein Bad in der Menge nahm und sich feiern ließ. Nach dem Auftritt waren wir alle geschockt und wussten nicht so recht, was wir davon halten sollten. Aber wir beschlossen, diese einmalige Sache bei ein paar gepflegten Bieren in der Hotelbar wegzuspülen. Das funktionierte auch recht gut und selbst Kame lächelte wieder. Das Problem war nur, dass es keine einmalige Sache blieb. Die nächsten drei Tage traten wir auch noch in Osaka auf und diese gehirnverbrannten Fans hatten offenbar alle zu viel Geld, dass sie zu jeder einzelnen Show kamen und denselben Pfeffer abzogen. Da sie scheinbar der Meinung waren, noch nicht genug Schaden angerichtet zu haben, verstärkten sie ihre Maßnahmen. Dumme Zwischenrufe reichten nicht mehr. Jetzt brachten sie sogar Banner mit, auf denen stand, dass Kame sterben gehen sollte, versperrten anderen Fans die Sicht auf die Bühne und hatten sich irgendwie in der Anzahl verdoppelt, sodass die Sprechchöre noch besser zu hören waren. Ich konnte sogar beobachten, wie sie einmal versuchten, Kame das Shirt auszuziehen. Als ob der Exhibitionist das nicht sowieso zum Ende der Show freiwillig getan hätte. Wenigstens konnte die Security eingreifen und diese Fotz...Frösche von der Veranstaltung verweisen. Leider gab es immer noch welche in den Massen, die man nicht so leicht ausfindig machen konnte. Während der MC-Einlage des letzten Abends in Osaka sagte Kazuya keinen Ton, obwohl er sonst derjenige war, der am meisten redete. Er versuchte noch nicht einmal, ein Lächeln auf sein Gesicht zu bringen und ich hatte einen Knoten im Magen. Ich konnte den Anblick keine Sekunde länger ertragen und beschloss, diesen Part abzubrechen und weiter zu singen, damit wir die Show möglichst schnell hinter uns brachten. Meine Kollegen warfen Kame besorgte Blicke zu, doch der schien gar nichts mehr wirklich mitzubekommen und sang nur noch mechanisch mit. Seine ganze Energie schien aus ihm herauszufließen und ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. Der sonst so selbstbewusste Kame wirkte verzweifelt, unsicher und schutzbedürftig. In mir brodelte verdammte Wut den „Fans“ gegenüber, doch ich konnte nichts machen, schließlich wollte die Mehrheit des Publikums etwas Gutes für ihr Geld sehen. Und so zogen wir unser Programm weiter bis zum bitteren Ende durch. Kame verschwand auch dieses Mal als Erster von der Bühne. Ich folgte ihm in Anschluss und fand ihn mit dem Rücken zum Ausgang zugewandt vor. Seine eingesunkenen Schultern verrieten, wie es wohl um ihn stand. Ich stellte mich vor ihn, um sein Gesicht zu sehen, was unmöglich war, da er den Kopf hängen ließ. „Kame?“, fragte ich und bewirkte damit, dass er mich mit einem Ausdruck ansah, den ich noch nie an ihm gesehen hatte. Es machte mir eine riesengroße Angst, in seine wässrigen Augen zu sehen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und mir war klar, dass Worte in so einer Situation eh nicht helfen würden, also nahm ich ihn kurzerhand in den Arm. Das war wohl auch die beste Entscheidung gewesen, da er sich wie ein Ertrinkender an mich klammerte. Allerdings löste er sich sofort wieder von mir, als die anderen den Backstagebereich betraten. Es gehörte ja nicht nur unsere Band zu den Auftritten sondern auch unsere Tänzer und die mussten das Drama nicht noch so mitbekommen. Wir packten unsere Sachen zusammen, um möglichst schnell ins Hotel zu kommen - zum Glück zum letzten Mal in dieser Stadt. Dort angekommen verspürte keiner von uns Lust, sich noch in die Hotelbar zu setzen und unseren Erfolg zu feiern. Kame verabschiedete sich auch sofort mit dem Hinweis, dass er schlafen gehen wolle. „Versuch, ihn irgendwie aufzumuntern“, meinte Koki und drückte mir seinen Zimmerschlüssel in die Hand. Normalerweise lösten wir die Zimmeraufteilung per Schere-Stein-Papier und heute hätte sich Koki mit Kame ein Doppelzimmer geteilt, aber er wusste, dass es so besser war und ich war ihm verdammt dankbar dafür. Auf dem Weg zum Kazuya kamen mir allerdings meine Zweifel, dass ich mein Versprechen Koki gegenüber einlösen können würde. Ich hatte keinen Plan, was ich sagen oder tun sollte, um das Geschehene weniger schlimm zu machen. Auf leisen Sohlen betrat ich das Zimmer, in dem kein Licht brannte und an dessen Fenster sich durch die Stadtlichter die Silhouette Kames abzeichnete. Vorsichtig drückte ich die Tür ins Schloss und näherte mich meinem Kollegen, der keine Reaktion zeigte. Ich stellte mich neben ihn und betrachtete sein ausdrucksloses Profil, was mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Langsam drehte er sich zu mir und gewährte mir einen kurzen Blick auf seine matten Augen, bevor er seinen Blick wieder senkte. Ich nahm ihn erneut in die Arme, bekam dieses Mal jedoch keine Resonanz. Ihn so still und leblos zu sehen, machte mich halb wahnsinnig. Ich hatte ihn noch nie so erlebt und wusste einfach nicht, damit umzugehen. „Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragte ich in die erdrückende Stille und erntete ein Schulterzucken. „Willst du ins Bett?,“ versuchte ich es weiter und bekam diesmal ein Nicken zur Antwort. Ich löste meine Umarmung und versuchte, in seinem Gesicht irgendeine Regung auszumachen, doch da war nicht viel zu finden. Nachdem wir noch das Nötigste im Bad erledigt hatten, krochen wir in unsere Betten und mich beschlich der schlechte Gedanke, dass ich Kame kein Stück geholfen hatte. Vorhin im Backstagebereich war es einfacher gewesen, da ich dort wenigstens sicher war, das Richtige zu tun. Nur wusste ich aufgrund der fehlenden Reaktionen nicht, ob ich nicht eine imaginäre Grenze überschritt und ihn noch mehr verletzte. „Jin?“, wurde ich durch eine brüchige Stimme unterbrochen. „Ja?“, sagte ich und meine eigene Stimme klang in der Stille unpassend laut. „Ich möchte nicht allein schlafen.“ Und mehr Stichworte waren nicht nötig. Schnell hatte ich mein Bett an Kames herangezerrt und mich wieder hinein geschmissen, sodass ich sogar ein kleines Lachen erntete. Wenn meine dämliche Art noch vermochte, ihn aufzuheitern, waren mir alle damit einhergehenden Peinlichkeiten es durchaus wert. „Hi“, flüsterte ich und sah in Augen, die etwas von ihrem alten Glanz zurückgewonnen hatten. Als Antwort bekam ich ein angedeutetes Lächeln und eine angehobene Bettdecke. Dieser Hinweis reichte mir, um mich darunter an seinen kühlen Körper zu legen. „Ich muss dich aufwärmen“, stellte ich fest und kuschelte mich sogleich näher, um dies in die Tat umzusetzen. Ich zog die Decke fester um uns und ließ meine Hand dann seinen Rücken auf und ab wandern. Allmählich wich auch die Anspannung aus Kame und er schmiegte sich weich gegen mich. Als ich ein kleines Seufzen vernahm, lächelte ich zufrieden. Offenbar war ich doch nicht zu dämlich, ihn wieder aufzumuntern. Kame Der Raum war dunkel. Neben mir ertönten die ruhigen Atemzüge von Jin. Er war vor wenigen Minuten eingeschlafen. Die Hand auf meinen Rücken ruhte nun. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Viel zu sehr genoss ich die wohlige Wärme, welche der Ältere ausstrahlte. Vor gut einer Stunde war ich noch kurz davor gewesen, alles hinzuschmeißen. Ich wollte nicht mehr oder konnte wohl eher. Niemand konnte sich vorstellen, was das für ein Gefühl war, auf die Bühne zu gehen und diese Worte zu lesen oder zu hören. Das erste Mal redete ich es mir noch schön. Es war die erste Tour. Vielleicht hatte ich tatsächlich irgendetwas falsch gemacht. Nun wusste ich, dass der einzige Fehler wohl in meiner bloßen Existenz lag. Sie wollten mich nicht und diesen Umstand hatte ich zu akzeptieren. Es war ja nicht unbedingt so, dass ich in meiner rosa Welt lebte, in welcher alles ganz wunderprächtig lief, mich alle liebten und nun das böse Erwachen kam. Schon damals, als ich der Band beitrat, wurde ich darauf hingewiesen, dass es Menschen gab, welche mit dieser Entscheidung nicht unbedingt einverstanden waren. Der Großteil der Fans gewöhnte sich schnell an die Änderung und wir waren nie auf wirkliche Ablehnung gestoßen, Skepsis ja, aber niemals auf so etwas Extremes. Ich war darauf nicht vorbereitet gewesen und es traf mich härter, als ich zugeben wollte. Heute hatte es mich meine gesamte Willensstärke gekostet, nicht einfach von der Bühne zu rennen und mich in einer dunklen Ecke zu verschanzen. Ich wusste nicht, wie ich es schaffen sollte, übermorgen wieder da hinauf zu gehen und einfach weiterzumachen. Jins Seufzen lenkte mich von meinen düsteren Gedanken ab. Ich schmiegte mich noch etwas näher an ihn. Seine Anwesenheit beruhigte mich immens. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn tun würde. Der nächste Morgen brach viel zu schnell herein. Entgegen aller Erwartungen hatte ich tatsächlich gut geschlafen, scheinbar genauso wie mein Kollege. Zumindest schlummerte dieser weiter friedlich neben mir, nachdem ich den Weckruf von der Rezeption entgegen genommen hatte. Ein kurzes Grummeln ertönte, danach war der Ältere wieder ruhig gewesen. In zwei Stunden würde uns ein Van zum Flughafen fahren und anschließend ging es direkt zurück nach Tokio, wo die letzten zwei Konzerte der Tour stattfanden. Allein der Gedanke daran ließ meinen Magen sich schmerzhaft zusammen ziehen. Nur noch zwei Mal auf diese Bühne, dann war es vorbei. Die Frage war, ob das nur für die Shows oder auch für meine Karriere galt. Ich machte mir nichts vor. Jeder war ersetzbar. Das sollte ich am besten wissen. Wenig motiviert wühlte ich mich aus dem Bett und ging schon mal ins Bad, mich fertig machen. Ich war gerade wieder herausgetreten, als ein leises Klopfen ertönte. Koki grinste mich verschlafen an und murmelte, dass er an seine Sachen müsste. Ich hatte völlig verdrängt, dass ja er mein eigentlicher Zimmergenosse war. Ich nickte nur und ließ ihn eintreten. Sein Blick fiel natürlich auf die zusammengeschobenen Betten und den unter Decken vergrabenen Jin, welcher langsam aber sicher zu sich kam. Tanaka sagte nichts, aber es war nicht schwer, an seiner Mimik zu erkennen, was er dachte. Ich hatte nur leider gerade andere Probleme, als mich auch noch damit zu beschäftigen. Es war ja nicht nicht einmal etwas gelaufen. Seit Wochen nicht! „Morgen“, nuschelte es vom Bett aus. „Moin. Die anderen sind schon beim Frühstück. Kommt einfach, wenn ihr soweit seid.“ Koki nickte mir noch einmal zu, tatschte auf meine Schulter und verschwand dann mit seinen Sachen. „Alles okay?“ Jin war aufgestanden und stand nun direkt vor mir, während er mich ausführlich musterte. „Ja, ich brauch nur erst mal einen Kaffee“, wiegelte ich das Thema schnell ab und packte schon mal vorsorglich das Nötigste, während sich Akanishi fertig machte. Ich schloss die Tür hinter mir und atmete tief aus. Ueda hatte sich mit mir ein Taxi geteilt und war nun weiter zu sich gefahren, jedoch erst, nachdem ich ihm fünfmal eindringlich versichert hatte, dass ich okay war und mir nichts antun wollte. Er hatte schon nach dem letzten Konzert mit den Sklaventreibern geredet. Wir beide waren zu einer Privataudienz zitiert worden. Das Gespräch war recht simpel verlaufen. Das Management stimmte zu, die MCs einfach vollständig zu streichen, mehr Security einzusetzen, welche sowohl für unsere Sicherheit als auch für das neu eingeführte Verbot von Bannern zuständig sein sollten. Die Solo-Auftritte würden bleiben. Mehr konnten sie nicht tun. Ich drückte höflich meine Dankbarkeit aus und meinte, es wäre alles in Ordnung. Ich wusste schon nicht mehr, wie häufig ich dies heute gesagt haben musste. Ich schmiss meine Tasche in die nächste Ecke und schlurfte in die Küche. Der Kühlschrank war natürlich leer bis auf ein paar Dosen Soda und ein Stück Käse. Wie gut, dass sich mein Hunger eh in Grenzen hielt. Die Vorfälle hatten sich natürlich herumgesprochen. Zuerst rief Pi an, danach noch einige andere Kollegen von JE. Sie machten sich Sorgen, worüber ich mich freuen sollte. Es war nur verdammt anstrengend. Koki hatte mir angeboten, mit ihm und ein paar Crew-Mitgliedern einen heben zu gehen. Ich lehnte ab, weil ich nur noch in meine Wohnung wollte, um meine Ruhe zu haben. Jetzt, wo ich hier war, wünschte ich mir, ich hätte zugestimmt. Die Stille war erdrückend. Mit einer Flasche Wein und einem Glas bewaffnet machte ich es mir auf meiner Couch bequem und lehnte meinen Kopf nach hinten, sodass ich mal wieder meine Decke anstarren konnte. Die Klingel ließ mich aufschrecken. Eigentlich erwartete ich heute niemanden mehr, daher war ich am Überlegen, einfach sitzen zu bleiben und den Störenfried zu ignorieren, aber auf der anderen Seite hatte ich ja nicht unbedingt viel vor. Sich die ganze Zeit mit seinen negativen Gedanken zu beschäftigen, war auch keine erstrebenswerte Ablenkung. So trank ich den letzten Schluck aus meinem Glas und machte mich auf zur Tür. Mit hochgezogen Augenbrauen schaute ich den Älteren an, welcher mir mit einem unsicheren Lächeln den Pizzakarton überreichte. „Ich dachte, du könntest vielleicht etwas Gesellschaft gebrauchen“, erläuterte Jin sein plötzliches Auftauchen. „Komm rein.“ Ich verstaute den Sixer Bier im Kühlschrank, während es sich mein Kollege im Wohnzimmer gemütlich machte. „Wie war es in der Chefetage?“ Zumindest kam er gleich auf den Punkt. Warum auch Smalltalk führen? Ich seufzte erst einmal und goss mir ein neues Glas ein, nachdem ich Jin auch eines anbot und ihm in die Hand drückte. Ich hatte keine sonderliche Lust, das Thema weiter zu erörtern. „Wie soll es schon gewesen sein?“, antwortete ich deshalb leise und rückte etwas näher zu dem anderen. Seine Nähe hatte gestern auch geholfen. Warum sollte es heute anders sein? Vielleicht war es egoistisch, aber ich brauchte die Ablenkung. Ich brauchte ihn. Ich lehnte mich gegen ihn und platzierte meinen Kopf auf seiner Schulter. „Bleibst du heute Nacht hier?“, wisperte ich leise. „Ja.“ Wir saßen eine Weile so da. Sein Arm lag locker um meine Hüfte. Ich drehte mein Gesicht so, dass ich zuerst mit meiner Nase über seine Halsbeuge strich, bevor ich hauchzarte Küsse auf die warme Haut platzierte. Ein tiefes Seufzen ertönte und ich konnte nicht anders, sah wieder auf und versiegelte unsere Lippen miteinander. Er erwiderte den langsamen Kuss und schlang seinen Arm enger um meine Taille, während sich meine Finger in seinen Haaren vergruben. Ich ließ mich sanft nach hinten drücken, sodass wir eine bequemere Position im Liegen finden konnten. Für mich hätte dieser Moment ewig dauern können. Er erfüllte seinen Zweck. Mein Kopf war völlig leer, nicht gänzlich, denn eigentlich schwirrte nur noch Jin darin herum. Leider geht alles schöne immer viel zu schnell zu Ende. Der Ältere löste irgendwann den Kuss und blickte mich mit diesem unglaublichen Ausdruck in den Augen an, bei welchem man(n) gar nicht anders konnte, als spontanen Fickreiz zu bekommen. Keine gute Idee in diesem Moment. Auf einen Mitleidsfick konnte ich gut und gerne verzichten. Denn etwas anderes wäre es in dieser Situation nicht gewesen. „Ich fürchte, inzwischen ist die Pizza kalt“, nuschelte ich, um ein neutrales Thema anzustimmen „Dafür auch das Bier.“ Die Antwort war so typisch gewesen, dass ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Wenn du von mir runter gehst, kann ich uns welches holen.“ Wir machten es uns anschließend bei einem Bier vor dem Fernseher gemütlich, bevor wir ins Bett gingen und zwar nur zum Schlafen. Ich war ja schon beinahe so etwas wie stolz auf uns beide. Gegen Nachmittag kam ich an der Halle an. Allein, denn mein Kollege war bereits heute morgen noch einmal zu sich gefahren, nachdem ich auch ihm hundert Mal versichert hatte, mir nichts anzutun. Ich fühlte mich scheiße, aber deswegen würde ich doch nicht gleich meine Pulsadern aufschlitzen. Im Backstagebereich herrschte wie immer ein reges Treiben. Zuerst Maske, dann die Kostümanprobe und dann weiter zur Technik. Zwar war die Band immer nahe zusammen, aber man hatte nur wenig Zeit, auch nur einen ganzen Satz zu wechseln. Ich war als erstes fertig und setzte mich in der Nähe vom Bühnenaufgang auf eine der Boxen. Die Halle schien sich langsam aber sicher zu füllen. Zumindest schloss ich das aus dem steigenden Lärmpegel. Mein Herz wummerte lautstark und ich bekam schweißige Hände, diesmal leider nicht nur durch die Aufregung, welche ich vor jedem Auftritt verspürte. Diesmal war sie gepaart mit einem nicht sehr schönen Gefühl. Ich hatte verdammte Angst. Jin kam auf mich zu und versuchte mich wahrscheinlich durch sein mattes Grinsen aufzumuntern. „Bereit?“ Sein Blick war abschätzend. Vielleicht dachte er, dass ich mich in letzter Sekunde noch irgendwo verstecken wurde. Ganz so unrecht hatte er mit dieser Vermutung nicht. Alles in mir schrie nach Flucht. Ich wollte nicht dort hinaus. Um ehrlich zu sein, hatte ich regelrechte Panik davor. „Nicht wirklich.“ Ich quälte mir ein Lächeln auf die Lippen, was wahrscheinlich nicht sehr überzeugend wirkte. „Ich würde dir so gern irgendwie helfen.“ „Lass mich da draußen einfach nicht allein.“ Er nickte nur und schon war es an der Zeit, sich fertig zu machen. Vielleicht war es heute das vorletzte Mal, dass ich auf dieser Bühne stehen würde. Ich musste aus dieser Sache meine Konsequenzen ziehen und es war den anderen nur fair gegenüber, immerhin litten sie genauso darunter. Es wurde besser. Die Zahl der pöbelnden Fans hatte entweder abgenommen oder die zusätzliche Security schreckte sie ab. Wir zogen unser Programm soweit ohne große Zwischenfälle durch. Hier und da erfolgten noch ein paar unschöne Rufe, aber die Routine war leicht zu bewältigen. Ich hielt mich im Hintergrund, brachte meine Passagen ohne größere Patzer hinter mich und verschwand wieder nach hinten, sobald ein Teil zu Ende war. Mein Solopart stand nun als nächstes an. Mir war eiskalt und ich hatte große Mühe, meine Atmung unter Kontrolle zu halten. Bis auf ein paar Backroundtänzer war ich allein auf der Bühne. Der schlimmste Teil der Show seit den letzten Konzerten. Es war auch nicht gerade einfacher, wenn man schon wusste, was auf einen zukam. Ich fragte mich ernsthaft, warum ich da wieder hinaus ging, um es mir erneut anzutun. Noch war alles dunkel, als ich mehr oder weniger motiviert die Bühne betrat. Ich konnte nur die vielen Stimmen der Menge hören. Mir war spontan danach, einfach in Ohnmacht zu fallen. Aber was würde das schon groß nützen? Während ich zu meinem Platz lief, entdeckte ich tatsächlich Jin auf der anderen Seite der Bühne, nahe am Ausgang. Eigentlich müsste er jetzt hinten sein und sich auf seinen Auftritt vorbereiten, aber er war hier, für mich, um sein Versprechen zu halten. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Egal was jetzt kam, ich hatte jemanden, der mich wieder auffing. Das war ein verdammt schönes Gefühl. Letztlich kam doch alles anders, als ich und vermutlich alle anderen es vermutet hatten. Die Banner waren den Fans ja schon am Eingang abgenommen wurden, daher wusste ich nicht ganz, was ich eigentlich erwartet hatte. Ganz bestimmt nicht das. Kaum dass die Musik für den Song angestimmt wurde, kreischte die Menge los. Jedoch nicht in negativer Hinsicht. Die Halle verwandelte sich in ein Meer aus kleinen Leuchtstäben in Herzform. Ich war so perplex, dass ich prompt meinen Einsatz verpasste und dazu noch zwei falsche Zeilen sang. Als die letzten Töne erklangen, fiel mir ein regelrechter Felsbrocken vom Herzen. Die Menge versuchte scheinbar die Störenfriede mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, so laut, wie sie schrien. Selbst wenn irgendwelche Hassbekunden kamen, hätte ich sie bei diesem Krach unmöglich hören können. Ich war mehr als erleichtert, dass scheinbar nicht die Masse die selbe Meinung vertrat, aber diese Aktion rührte mich dann doch fast zu Tränen, welche ich irgendwie versuchte, herunterzuschlucken. Ich bedankte mich bei den Fans, verbeugte mich vor ihnen und machte, dass ich von der Bühne kam, bevor ich wirklich noch anfing zu heulen. Die restliche Show verlief ruhig. Entweder die anderen in der Masse hatten diesen negativen Fans die Leuchtstäbe über den Schädel gezogen, oder sie hatten es tatsächlich aufgegeben. Ich ermahnte mich selbst, mich nicht zu früh zu freuen, immerhin stand morgen noch ein weiteres Konzert auf dem Programm. Ich atmete erleichtert auf, als ich im Backstagebereich ankam und mir ein Techniker beim Entkabeln half. Es war ungewohnt zeitig, aber ohne die MCs fiel ein großer Teil weg und ich war sicher nicht böse, nach so einem Auftritt ein wenig eher nach Hause zukommen. Ich war immer noch völlig durcheinander. Ich verabschiedete mich von den anderen und verschwand zeitnah. Jin bot mir an, mich zu begleiten, aber ich lehnte ab, genau wie eine erneute Einladung von Koki. Ich brauchte heute Abend einfach meine Ruhe. Leider wurde mir diese nur teilweise gewährt, denn kaum war ich zur Tür rein, klingelte auch schon mein Telefon. Bereits zwei Sekunden, nachdem ich den Anruf entgegen genommen hatte, wünschte ich mir, das verfluchte Ding einfach ignoriert zu haben. „Kazuya, endlich. Ich versuche, dich seit Tagen zu erwischen.“ Meine Mutter. Welch eine Freude! „Ich war mit der Band unterwegs“, versuchte ich mein ungeheuerliches Versäumnis zu entschuldigen. Zum Glück hatte ich damals „vergessen“, ihr meine Handynummer zu geben. „Das ist kein Grund, seine eigene Mutter zu vernachlässigen“, meckerte sie sofort los. Was sollte ich dazu sagen? Widersprechen hatte eh keinen Sinn, also entschuldigte ich mich brav und erkundigte mich, warum sie anrief. „Ich komme nächste Woche in die Stadt. Ich habe das schon viel zu lange vor mich hergeschoben.“ Oh Gott, ich ahnte fürchterliches. „Nicht einmal deine Freundin hast du uns vorgestellt. Das müssen wir dringend nachholen.“ „Hä?“ Ich hatte keine Ahnung, wovon diese Frau sprach. Was für eine Freundin? Mit kam spontan Jin in den Kopf, in Kleid und mit Perücke. Ich musste mich schwerlich zusammenreißen, nicht loszukichern. „Na die nette, junge Frau, welche ich bisher ja nur aus der Zeitung kenne.“ Der Vorwurf in ihrer Stimme war nicht zu überhören und bei mir machte es langsam Klick. Das Screening! Der blöde Artikel danach über die Sumpfkuh und mich. Meine Mutter hatte damals angerufen und ich hatte es irgendwie verpasst, sie darüber aufzuklären, dass das ganze nur eine Show war. Aus Selbstschutz sozusagen, da sie mich sonst monatlich nervte, wann ich mir endlich eine Frau suchen würde. Ja, ich hatte auch verschwitzt, ihr das ein oder andere über mich zu erklären und nun hatte ich den Salat. „Ähm, ja…also.“ „Dann ist ja alles geklärt. Ich ruf dich noch mal an, wann du mich abholen kannst. Und vielleicht fragst du die anderen Jungs auch gleich.“ Die würden begeistert sein. Alle bis auf Jin kennen und fürchten meine Mutter. „Mach ich.“ Keine Minute später war das Gespräch beendet und ich offiziell am Arsch. Ich hatte eine Woche Zeit, die Sumpfkuh zu überzeugen, meine Freundin zu werden. Da konnte ich mir auch gleich die Kugel geben. Wenigsten hatte ich heute gleich zwei Gründe, um meinen Weinvorrat kräftig zu dezimieren. TBC Bis nächste Woche :) Feedback? Kapitel 26: Kaffee, Schildkröten und Maßnahmen zur Hamsterabwehr ---------------------------------------------------------------- Kapitel 26 Hallo an alle … schon wieder eine Woche rum ^^ Vielen Dank an Astrido, Fogto und sahne-4-live für dir tollen Kommentare Viel Spaß beim Lesen :D *** Kaffee, Schildkröten und Maßnahmen zur Hamsterabwehr Jin Als die Tour endlich vorbei war, war ich mehr als nur froh. Diese gespannte Stimmung hielt ja kein Mensch auf Dauer aus, am allerwenigsten Kame, den die Beschimpfungen am Schlimmsten getroffen hatten. Ich wusste nicht, wie es in seinem Inneren aussah. Nach außen hin mimte er die starke Person, aber wir wussten alle ,dass es ihm arg zu schaffen machte. Auch an uns ging das Geschehene nicht spurlos vorüber. Koki zog seine Stirn noch mehr in Falten als sonst, Ueda war stiller als üblich, Junno riss nicht mehr so viele Witze und Maru machte die gesamte Zeit ein ernstes Gesicht. Wenigstens mussten wir nicht direkt nach der Tour wieder an die Arbeit, sondern hatten einen Tag frei. Kame hatte gesagt, er wolle seine Ruhe haben, nachdem er erst meinen und im Anschluss Kokis Vorschlag, ihm Gesellschaft zu leisten, abgelehnt hatte. Umso erstaunter war ich, dass er an unserem freien Tag plötzlich bei mir klingelte. „Was hast du ausgefressen?“, fragte ich, als er mir eine Flasche Blue Label vor die Nase hielt. „Gar nichts.“ „Okay, dann: Was hast du geplant?“ Ein spitzbübisches Grinsen schlich sich auf seine Züge und ich hatte es im Gefühl, dass ich gleich für teuflische Machenschaften herhalten musste. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“ „Aha“, sagte ich und sah meine Mitgliedschaft im Himmelreich gefährdet. Wenn er mir ein so teures Bestechungsmittel anbot, konnte es sich nur um einen verdammt großen Gefallen handeln. „Meine Mutter kommt zu Besuch.“ Ich musste gestehen, das war nicht ganz das, was ich erwartet hatte. „Und das ist schlimm, weil...?“ „Sie erwartet eine Frau an meiner Seite...Risa." „Oh“, erwiderte ich und verstand so langsam das Dilemma. Die zwei hatten sich ja nicht besonders prächtig verstanden. „Und da meine Mutter dich auch kennen lernen will, dachte ich, du könntest vielleicht Maki fragen und...ja.“ Den Hundeblick hatte er drauf, das musste ich ihm lassen. „Ich würde sagen, für diese Gefälligkeit ist etwas mehr nötig als eine Flasche Whisky“, grinste ich hinterhältig. „Noch mehr Naturalien?“, fragte er in seinem unschuldigen Ton, sodass ich wieder einmal schwer mit dem Lachen zu kämpfen hatte. „Ich hatte da an etwas Handfesteres gedacht.“ Mein Grinsen stand nun breit in meinem Gesicht geschrieben. „Ist dafür Körpereinsatz nötig?“ „Könnte passieren.“ Oh verflucht, warum drifteten wir immer von harmlosen Themen zum Flirten? Ich hatte eher an ein drittes Date gedacht, aber dank Kame war in meinem Hirn nur noch Platz für eine Vorstellung: Ihn nackt in meinem Bett. Dass die Couch wie durch Zauberhand zu schrumpfen schien und uns näher aneinander rückte, machte es nicht besser. Dafür hatte ich das Gefühl, dass sich ein gewisses Körperteil gerne in die Gegenrichtung ausgedehnt hätte, während mein Hirn auswanderte. Diese Veränderung schien aber nicht nur bei mir stattzufinden, wenn ich mir Kame so betrachtete. Dessen Blick hatte sich verträumt auf meine Lippen geheftet. Probehalber leckte ich mir darüber und war erfreut, festzustellen, dass ich die gleiche hypnotische Wirkung auf meinen Kollegen haben konnte wie er auf mich. Ich berührte ihn leicht am Arm, um ihn aus seiner Trance zu wecken und tatsächlich blinzelte er einen Moment, bevor er ins Hier und Jetzt zurück fand. „Hast du heute noch etwas vor oder war mich zu bestechen dein einziges Vorhaben?“ „Eventuell dein Bestechungsmittel zu dezimieren“, sprach er und schaute mich mit klimpernden Wimpern an. „Jetzt schon? Es ist gerade mal drei Uhr“, protestierte ich. „Ich würde ja sagen, lass uns etwas anderes trinken, aber dann würde ich über deinen Vorrat herfallen.“ „Ich werde es überleben. Tee?“ „Kein Bier?“, fragte er in einem Ton, der klar machte, dass er der Meinung war, mit mir stimme etwas nicht. Normalerweise würde ich da zustimmen, aber ich konnte es nicht riskieren, dass Alkohol meine Sinne benebelte und mich von meinem Vorhaben, Kame körperlich fern zu bleiben, abhielt. „Keine Lust darauf“, war meine schlichte Antwort. Dass schien ihn nun endgültig zu dem Schluss zu bringen, dass ich krank war oder auf bestem Wege dahin. Ich stand schnell auf und flüchtete in die Küche, als er probehalber seine Hand auf meine Stirn legen wollte. Natürlich kam er hinterhergetigert und beobachtete mich skeptisch in zwei Metern Entfernung. Ich würde mir selbst auch nicht über den Weg trauen an seiner Stelle. Leider Gottes waren die Vorbereitungen schnell erledigt und ich stand mit leeren Händen da, während ich darauf wartete, dass das Wasser zu kochen begann. Ich konnte mich nicht entsinnen, dass das jemals so lange gedauert hätte. Vorsichtig hob ich meinen Blick vom Wasserkocher und sah in Kames Richtung. Dieser stand immer noch mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen gelehnt und betrachtete mein Handeln. Es kam mir so vor, als würden wir uns minutenlang schweigend anstarrten. In Wahrheit waren nur ein paar Herzschläge vergangen, bis er das Wort ergriff: „Ernsthaft, was ist los?“ „Nichts, mir geht's gut.“ Und wenn ich ein besserer Lügner wäre, hätte man mir auch glauben können. So hob mein Gegenüber nur seine rechte Augenbraue, sagte aber nichts mehr dazu. Keine Antwort war auch eine Antwort, oder so ähnlich. „Na dann“, kam es letztlich doch noch und er verzog sich wieder ins Wohnzimmer. Mir fiel irgendwie ein Geröllhaufen vom Herzen und ich atmete schnaufend aus. Hatte gar nicht bemerkt, dass ich vor lauter Anspannung die Luft angehalten hatte. Ein paar Sekunden länger in Kames Anwesenheit und ich wäre wahrscheinlich wegen Atemnot blau angelaufen und umgekippt. Ich fragte mich unwillkürlich, ob das unter Mobbing unter Arbeitskollegen zählte. Als der Tee fertig war, näherte ich mich nur widerwillig dem Couchtisch. Auch wenn ich so tat, als wäre ich mit dem Abstellen der Tassen schwer beschäftigt und dadurch nicht zu Kame sah, merkte ich trotzdem, wie seine Argusaugen mich observierten. Gemobbt von einem Augenpaar wäre die treffende Beschwerde, die ich bei den Personalchefs einreichen müsste und im Anschluss gleich meine Kündigung, damit sie mich nicht in die Klapse einweisen konnten. Irgendwie überlebte ich Kames Besuch unbeschadet, bis er sich entschied, wieder nach Hause zu fahren. Ich war froh, als er ging. Nicht, weil wir uns nicht verstehen würden, sondern weil wir uns verstanden. Ich hatte die ganze Zeit das dringende Bedürfnis gehabt, ihn anzutatschen. Mir war es, als wäre ich das Radio und Kame der Sender, der auf einer Frequenz sendete, die alles in mir zum Vibrieren brachte. Ich hatte keinerlei Einfluss auf die Signale, die abgesendet wurden und war somit komplett hilflos gegen die elektromagnetischen Wellen, die meine Antenne in Schwingungen brachten...Der letzte Gedanke war definitiv in die falsche Richtung gegangen. Ich sollte dringend aufhören, solche Vergleiche anzustellen, solange ich nicht allein im Raum war, sonst hätte ich bald wirklich ein Problem mit meiner eigenen Antenne, meine Fresse. Ich begleitete Kame wie immer zur Tür und wartete geduldig, bis er sich fertig anzogen hatte. Am liebsten hätte ich ihn sofort rausgeschmissen und Hand an mich und mein aufkeimendes Problem gelegt, aber ich war ja ein wohl erzogener Mensch zumindest nach Außen hin. „Danke noch mal für deinen Beistand auf der Tour“, nuschelte er und dieser Satz war ihm sichtlich unangenehm, wie ich an seiner Tonlage erkannte. „Kein Ding“, meinte ich schnell, bevor sich das noch unnötig in die Länge zog. „Ich kümmere mich um dein Date nächste Woche und dann köpfen wir den Blue Label“, zwinkerte ich verschwörerisch, was ein Lächeln auf seine Lippen brachte und mich weich in den Knien werden ließ. Die Umarmung, die ich noch über mich ergehen ließ, gaben meinen wabbeligen Beinen auch nicht mehr Halt, aber dann war es überstanden. Ich schickte noch ein Lächeln an Kame, bevor ich die Tür schloss und mich zittrig dagegen lehnte. Ich wurde eindeutig zu alt für solches Herzrasen. Das war was für Leute, die zehn Jahre jünger waren und noch in der Pubertät steckten. Nachdem ich mir ein Bier geöffnet hatte, ging ich daran, Maki zu kontaktieren. Es kostete mich eine Menge an Geduld und Spucke, sie davon zu überzeugen, dass ich sie aus freien Stücken anrief und es nicht Ueda war, der mich vor schickte, um sie wieder zu bekommen. Danach erst konnte ich mit meiner eigentlichen Bitte ankommen, was nicht weniger anstrengend zu realisieren war. Die Frau war in letzter Zeit aber auch gereizt. Als ob ich etwas dafür konnte, dass es mit meinem Bandkollegen nicht geklappt hatte. Ich hatte sie ja schließlich nicht dazu überredet sondern nur vermittelt. Eine halbe Stunde und vier Versprechungen später hatte ich sie endlich soweit, dass sie nächste Woche mit Risa bei Kame aufschlagen würde. Das konnte echt etwas werden. Mittwoch stand der geplante Besuch an und ich war heilfroh, dass mich Kame vorsorglich über den Namen seiner Mutter informiert hatte, sodass ich genügend Zeit gehabt hatte, mich köstlich darüber zu amüsieren und nicht mehr in schallendes Gelächter ausbrechen würde, wenn er uns einander vorstellte. Kameko*, was so viel bedeutete wie „Das Kind der Schildkröte“, war nun einmal eindeutig zu viel für mein frohes Gemüt. Mein Kollege kannte mich zu gut, das war beinahe unheimlich. Auf dem Weg zu ihm traf ich mich mit Maki und Risa. Letztere sah nicht sehr begeistert aus, aber Maki hatte mir bestätigt, dass sie eingewilligt hatte, seine Freundin zu spielen. Ich hoffte nur, sie tat das nicht, um Kame eins auszuwischen, sonst würde ich sie höchstpersönlich aus dem Fenster werfen. Die beiden waren sehr adrett gekleidet, wie man eben als Scheinfreundin bei einem Besuch der Schwiegermutter in spe auszusehen hatte und ich fragte mich, ob sie sich bei der Kleiderwahl ebenso schwer getan hatten wie ich. Ich hatte bestimmt drei Stunden unschlüssig in meinen Schrank geschaut, bevor ich beschlossen hatte, einkaufen zu gehen und mich einfach beraten zu lassen. Keine Ahnung, warum ich mir darum solche Sorgen machte. Wahrscheinlich war der Sexentzug für meine Verwirrung zuständig. Als wir Kames Wohnung betraten, waren Kameko und Kazuyas ältester Bruder Yuichiro bereits anwesend und musterten uns mit diskretem Interesse. Davon könnte sich mein Kollege echt mal eine Scheibe abschneiden, anstatt mich immer so unverhohlen anzustarren. Nachdem die Förmlichkeiten geklärt waren und wir uns aufs Duzen geeinigt hatten, ging es im Wohnzimmer über zu Kaffee und Kuchen und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Kame hatte extra für diesen Anlass seinen traditionell japanischen Tisch aus Uedas Schuppen rankarren lassen und wir saßen alle in unbequemer Haltung auf den Knien. Meine Beine würden demnächst sicher einschlafen. Aber was tat man nicht alles, damit eine Dame älteren Semesters zufrieden war und nicht wieder über Kames unpassend europäische Wohnung lästerte, wie er mir gequält den Grund für sein Vorhaben gestanden hatte. „Jin, es freut mich, dich endlich einmal kennen zu lernen.“ Ihre Betonung des Wortes 'endlich' ließ keinen Zweifel daran, was sie von Kames Unverfrorenheit hielt, uns nicht längst miteinander bekannt gemacht zu haben. „Wir sind kaum erst von der Tour zurück. Da ging es nicht eher“, verteidigte sich der Ärmste und ich bestätigte seine Aussage pflichtbewusst. „Nun, Jin ist ja nicht erst seit der Tour dabei, nicht war?“ Oh man, die Frau war auf Stichelei programmiert. Vielleicht sollte sie weniger Kaffee trinken, das bekam ihrem Blutdruck offenbar nicht gut. Wahrscheinlich war sie eh schon entrüstet, dass es keinen Tee zu trinken gab. „Wir sind auch sonst viel eingespannt“, versuchte ich, zu entschärfen. „Allerdings. Wir sehen uns kaum, Schatz“, säuselte Maki neben mir und lächelte Kames Mutter zuckersüß an. Zum Glück war diese beschäftigt damit, zustimmend zu nicken, sodass sie nicht sah, wie Risa mit den Augen rollte, dann aber brav näher an Kame rückte und sich ein Lächeln auf die Lippen zwang. Yuichiro beobachtete das Schauspiel amüsiert, wie es schien. „Ich weiß ja, dass das junge Glück gerne Zeit für sich hat. Trotzdem hättest du wenigstens einmal anrufen können. Und was hat es eigentlich mit der kaputten Fliese in deiner Küche auf sich?“ Das würde mich ja auch mal brennend interessieren. Soweit ich wusste, war ich dafür verantwortlich gewesen, aber ich hatte bei meinen späteren Besuchen andere Sorgen als demolierte Fußböden gehabt. „Sie ist nicht kaputt, ich habe sie versiegeln lassen.“ Kame war leicht genervt, was seiner Mutter aber nicht im Geringsten aufzufallen schien. „Warum nicht ersetzt?“, bohrte sie weiter nach. „Weil das teurer gekommen wäre und ich mein Geld ungern zum Fenster rausschmeiße. Außerdem fällt es kaum auf.“ Kameko stimmte zu, wenn auch zähneknirschend. Offenbar waren sie wenigstens beim Thema Geld und Sparen derselben Meinung. Wir waren gerade dabei, den selbstgebackenen Kuchen in uns hineinzuschaufeln und über aktuelle Themen zu reden, als ein Satz fiel, der mir bald den Bissen im Halse stecken bleiben ließ: „Wann habt ihr eigentlich vor, zu heiraten?“ Als außer entsetztem Schweigen nichts folgte, fügte sie noch hinzu: „So eine Doppelhochzeit hätte doch etwas. Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr euch zur Kirschblütenzeit trauen lassen.“ „Dafür ist es vielleicht noch etwas früh“, fand Risa als Erste ihre Stimme wieder. Ich war ihrer Meinung, wenn sie mit 'zu früh' 'nie' meinte. Sonst wäre ich derjenige, der bei ihrer Vermählung schreien statt für immer schweigen würde. „Wir kennen uns ja gerade mal ein paar Monate“, warf auch Kame ein und wirkte mehr als nur unglücklich bei dem Themenwechsel. Dass er seiner Mutter vielleicht nie eine Schwiegertochter würde bieten können, hatte ich noch gar nicht bedacht. Höchstens eine zum Schein, aber das würde ich nicht gutheißen. „Ich werde neuen Kaffee aufsetzen“, unterbrach Yuichiro die verfahrene Situation und Kame stürzte ihm mit dem Hinweis, helfen zu wollen, hinterher. Ich konnte gut nachvollziehen, dass er flüchten wollte, mir ging es da nicht anders. „Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?“, fragte Kameko und wir erzählten ihr die Halbwahrheit. Ich war heilfroh, dass die Beziehung zwischen Maki und Ueda nicht publik geworden war, sonst hätten wir uns die Story abschmieren können, auch im Bezug auf die Presse. Obwohl ich es schade fand, dass es zwischen den beiden nicht geklappt hatte, bestand nun keine akute Gefahr mehr, dass die Inszenierung aufflog. So richtig wusste ich auch nicht, warum es nur so kurz gehalten hatte. Aber ich vermutete, dass Ueda Maki zu anhänglich geworden war, da er sie in jeder Pause per SMS oder Anruf genervt hatte. Ich sollte da dringend noch einmal nachhaken. Jetzt galt es allerdings, das Kaffeekränzchen ohne Tote zu überstehen. Ich bekam so langsam eine Ahnung, warum die restlichen Bandmitglieder zufällig alle etwas Dringendes zu erledigen hatten, als Kame mit einer Einladung gedroht hatte. Den Kameradenschweinen würde ich noch etwas erzählen, dass sie mich nicht wenigstens vorgewarnt hatten, wenn sie mich schon im Stich ließen. Kame und Yuichiro kamen bald zurück und die Gespräche verlagerten sich auf Hobbys. Ich versuchte, ernsthaftes Interesse an Kamekos Lilienzucht zu heucheln, was wahrlich keine leichte Aufgabe war, da mich Blumen nicht die Bohne interessierten. Aber solange sie darüber sprach, konnte sie wenigstens keinen Streit vom Zaun brechen. Nach der nervenaufreibenden Tour benötigte Kame wahrlich nicht noch mehr Stress, vor allem nicht aus den eigenen Reihen. Als sie genug darüber geschwafelt hatte, durften wir unsere Hobbys preisgeben. Ich erwähnte, dass ich gerne Gitarre spielte, Maki kochte in ihrer Freizeit, Risa besuchte Disnleyland so oft sie konnte und Yuichiro spielte Fußball. Dann brachte sie die Anekdote zum Besten, dass Kame in seiner Kindheit Baseball gespielt und sich aber gegen eine Laufbahn als Sportler und für das Entertainmentbusiness entschieden hätte. Ich hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, inwieweit dass seine Idee gewesen war. Allmählich begann er mir richtig leid zu tun. Kame „Ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch“, seufzte ich wehleidig, während ich auf irgendwelche Knöpfe auf meiner Kaffeemaschine hämmerte, nur um mich danach theatralisch auf einen der Stühle niederzulassen. Mitleid erhielt ich natürlich nicht, dafür ein leises Lachen von Seiten meines Bruders.  „Ich weiß nicht, was daran so witzig ist“, grummelte ich und sah zu, wie die fast schwarze Flüssigkeit in die Kanne tröpfelte. „Was machst du überhaupt hier?“ Berechtigte Frage, immerhin hatte meine Mutter sich alleine angekündigt. „Mein schwuler Bruder stellt seine Alibifreundin vor. Glaubst du, das lass ich mir entgehen?“, grinste dieser mich breit an. War ja klar gewesen. Yuichiro war der Einzige in meiner Familie, welcher von meiner Neigung wusste und das sicherlich schon, bevor es mir selbst bewusst geworden war. Im Grunde war er der beste große Bruder, den man sich wünschen konnte, auch wenn ich ab und an das starke Bedürfnis hatte, ihm mit einer Bratpfanne eins über die Rübe zu ziehen. „Haha", maulte ich jedoch nur und starte auf die Holzplatte des Tisches. „Die Fliese ist ja tatsächlich kaputt“, unterbrach er unser Schweigen irgendwann. „Na ach.“ „Wie ist das denn passiert?“ Ich war mir nicht sicher, aus welchem Grund ihn das interessierte. „Jin hat eine Tasse drauf geschmissen.“ Bei der Erinnerung daran musste ich leicht schmunzeln. „Und das war ein so bahnbrechendes Ereignis, dass du es nicht übers Herz bringst, sie auszutauschen?“ Ja, scheinbar. Was konnte ich denn dafür, dass ich im Bezug auf meinen Kollegen zum sentimentalen Trottel mutierte? Der dämliche Teddy in meinem Schlafzimmer war wohl der beste Beweis. „Er ist nett.“ Ich blickte auf und traf den lauernden Blick des Älteren. Ich hasste es, wenn er versuchte, mich zu durchschauen, aus dem einfachen Grund, dass er dabei meist Erfolg hatte. „Mhh?“ „Jin“, bestätigte er meine Vermutung, in welche Richtung dieses Gespräch lief. Verdammt, konnte der Kaffee nicht mal schneller kochen? „Ja“, krächzte ich. Was sollte ich auch anderes dazu sagen? Das bohrende Augenpaar, welches auf mir haftete, war schon unangenehm genug. „Willst du darüber reden?“ „Es ist etwas kompliziert“, versuchte ich, auszuweichen und feuerte innerlich die Kaffeemaschine an, damit diese mal aus dem Knick kam. Ich hätte nicht gedacht, dass ich lieber freiwillig ins Wohnzimmer zurückkehrte, anstatt hier zu bleiben. „Wann ist es bei dir mal einfach“, hörte ich Yuichiro seufzen. Er sagte nichts mehr und ich schnappte mir erleichtert die Kanne und flüchtete zu den anderen. Mein Bruder musterte Jin mit deutlich mehr Interesse als zuvor. Na toll, die Hälfte hatte er sich scheinbar schon zusammengereimt und wie ich ihn kannte, würde ich nicht so einfach davon kommen. Zum Thema Akanishi: Er sah gut aus heute, verdammt gut. Es fiel mir schwer, meinen Blick eher auf Risa zu fixieren, als ihn sabbernd anzustarren. Kein Wunder, dass mich mein Bruder so leicht durchschaut hatte.  Beim Thema Hobbys war es dann vorbei. Mir fiel nur eines ein und das war Jin. Ihn angaffen, ihn küssen, ihn vög... Ein unsanfter Hieb holte mich zurück in die Realität. Yuichiro grinste nur wieder, bevor er das Gespräch fortführte.  „Unser Jüngster spielt jedoch bei weitem besser.“ Ich brauchte nicht lange, um zu bemerken, dass es scheinbar um Baseball ging.  „Nur, weil er auch Zeit für Training hat“, versuchte ich, meine Ehre zu verteidigen.  „Die selben Flausen im Kopf.“ gab meine Mutter noch zum Besten. Sie hielt nicht viel von diesem Sport, wie ich damals am eigenen Leib erfahren durfte. Mein jüngster Bruder ließ sich jedoch nicht so einfach abbringen, wie ich damals. So gesehen war es auch die richtige Entscheidung gewesen, nur manchmal fehlte es mir. Vieles war damals einfacher gewesen.  Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber wir überstanden diesen Nachmittag alle unbeschadet. Die Verabschiedung von den anderen war mehr als seltsam. Ich zwang mich, meine „Freundin“ zu umarmen, während diese steif wie ein Brett da stand. Die Frau sollte wirklich keine Schauspielerin werden. „War schön mit dir Schatz“, zischte sie mir ins Ohr. „Fand ich auch. Noch mehr würde mir unsere Trennung gefallen“, wisperte ich zurück und schenkte ihr mein umwerfendstes Lächeln. „Kann es kaum erwarten.“ Dann endlich war die Sumpfkuh weg. Zum Glück hatten die beiden Weiber heute noch einen Fernsehauftritt. Jin deutete ebenfalls eine Verabschiedung an. Am liebsten hätte ich ihn aus lauter Dankbarkeit abgeknutscht, hielt mich jedoch schwerlich zurück. Meine Mutter wäre sicher tot umgekippt. Daher blieb es brav bei Handzeichen und einer Verbeugung bis auch er in den Hausflur trat. Aufräumen war angesagt. Meine Mutter saß wie gebannt vor dem Fernseher und schaute sich eines ihrer Dramen an. Die Frau und ihre Serien. Wenn sie nur eine Folge verpasste, bedeutete es gleich den Weltuntergang. Ich trat zu Yuichiro auf den Balkon und steckte mir eine Zigarette an. Heute hatte ich mir diese redlich verdient. „Immer noch nicht abgewöhnt?“, bemerkte mein Bruder grinsend und zog an seinem Glimmstängel. „Eher wieder angefangen.“ „Das macht der Stress. Du siehst müde aus.“ Ich konnte die Besorgnis in seiner Stimme hören. „Wärst du nach so einem Tag auch“, antwortete ich ausweichend und lehnte mich gegen die Brüstung, bevor ich fortfuhr: „Die letzten Tage hängen mir noch in den Knochen.“ „Ich hab davon gelesen. Die große erste Tour. Wie war es?“ Ich überlegte kurz, ihm alles zu erzählen, entschied mich dann aber doch dagegen. „Nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte.“ „So ist es meistens im Leben.“ Wir schwiegen, während jeder genüsslich an seiner Kippe zog und den Blick in die Ferne schweifen ließ. Yuichiro wartete, dass ich den Anfang machte, was gar nicht mal so einfach war. „Es läuft derzeit nicht gerade optimal“, brachte ich irgendwann leise hervor und schnippte den Rest meiner Zigarette nach unten. „Mit der Band?“ „Auch.“ „Jin?“ Ich zögerte mit meiner Antwort darauf und nickte nur leicht. „Habt ihr was miteinander?“, hakte mein Bruder von alleine nach, nachdem er wohl merkte, dass sonst von meiner Seite nicht viel kommen würde. „Hatten passt eher. Ich hab es verkackt.“ Ich erzählte ihm die gesamte Geschichte, ließ nichts aus. Mein Bruder kannte mich gut genug, sodass es keinen Sinn machte, auch nur irgendetwas zu schönen. „Er hält mich auf Abstand und ich kann ihn verstehen. Ich an seiner Stelle würde mich auch nicht mehr wollen“, beendete ich meine Ausführungen und wog ab, ob ich mir noch eine Kippe für die Nerven anstecken sollte oder nicht. „Ich glaube nicht, dass es daran liegt.“ Er wirkte nachdenklich. „Vielleicht will er diesmal nur sicher gehen, dass du es ernst meinst und nicht nur wieder deinen Druck abbauen willst.“ Irgendwie war da was dran. Zumindest klang es plausibel und wäre mir bei weitem lieber, als gar keine Chancen mehr zu haben. Weiter helfen tat es mir leider trotzdem nicht. „Und wie soll ich ihn bitte davon überzeugen?“, seufzte ich resignierend. Das war doch alles zum Kotzen. „Zeig es ihm irgendwie.“ Die halbe Nacht hatte ich mir den Kopf zermartert, wie mein Bruder das gemeint haben könnte. Gegen Abend waren er und meine Mutter endlich gen Heimat aufgebrochen. Wenigstens war eines klar: Sie hasste Risa. Daran merkte man wohl, dass wir miteinander verwandt waren. Sie bemängelte meinen schlechten Geschmack bei Frauen. Ich solle mir doch ein Beispiel an Herrn Akanishi nehmen. Maki wäre ja so entzückend. Fantastisch. Das war doch genau das, was ich hören wollte. Mein Bruder grinste nur wieder, tätschelte meinen Kopf und meinte, ich solle ja nicht aufgeben. Mal wieder ein weiser Rat, den ich gekonnt in die Tonne werfen konnte, wie den letzten. Es Jin zeigen, ha!, wenn das mal so einfach wäre. Leider stand früh um sechs bei mir schon der erste Termin an: Eine Radioshow mit Maru. Selbst Kaffee schien an diesem Morgen nicht zu helfen. Ich entschied mich, mein Auto lieber in der Tiefgarage stehen zu lassen und mir ein Taxi zu rufen, bevor ich mich noch selbst um einen Baum wickelte. Mein Kollege blickte mich nur mitleidig an, als wir das Studio betraten. Wenigstens war ich so geistesgegenwärtig gewesen, mir eine riesige Sonnenbrille aufzusetzen, damit man die dunklen Ringe unter meinen Augen nicht sehen konnte. Gut, es war immer noch stockfinster draußen und kein einziger Sonnenstrahl würde sich durch diese Wolkendecke kämpfen können, aber ich war ein verdammter Star! Die trugen Sonnenbrillen und aus. Ich versuchte mein Bestes während der Sendung, was gar nicht so einfach war. Der Moderator schien völlig überfordert und brachte keinen gescheiten Satz zustande. Wie solche Menschen in so einem Beruf landen konnten, war mir schleierhaft. Mehr als erleichtert verließen wir beide gegen sieben das Gebäude und fuhren gemeinsam erst zu Starbucks und dann weiter in die Sklaventreiberzentrale. Meine Nerven lagen jetzt schon blank, bevor der Tag überhaupt begonnen hatte. Da konnte auch das süße Gesöff mit dreifach Koffein nichts mehr retten. Vielleicht sollte ich doch mal darüber nachdenken, den Vorschlag des Managements anzunehmen. Stressbewältigungstherapie. Auf solche Ideen kamen auch nur die alten Säcke. In meinem Alter betrieb man so etwas mit ausreichend Hochprozentigem, aber ich fürchtete, genau das zu vermeiden, war der Sinn dieses Vorschlages. Nett gemeint, aber Psychologen waren nicht ganz mein Ding. Es war nicht gerade einfach, aber mich brachte der Umstand, dass mich einige Fans bis auf den Tod nicht leiden konnten, nicht gleich um. Mehr noch, es steigerte meinen Ehrgeiz diese wenigstens so von mir zu überzeugen, dass sie bei der nächsten Tour vielleicht nicht mit Heugabeln und Fackeln vor den Hallen warten würden. Zumindest hatte ich mir das fest vorgenommen, weswegen ich mich auch für dieses Interview mitten in der Nacht freiwillig gemeldet hatte, sowie für hundert andere, bescheuerte Sendungen, Fotoshoots und weiteren Schwachsinnigkeiten. Wenn das alles nichts half, würde ich sie auf Knien anflehen, mich gern zu haben. Mh, vielleicht sollte ich das vorher auch mal bei Jin versuchen. Wo wir auch gleich beim nächsten Problem wären: Ich kam einfach nicht weiter. Ich war verzweifelt. So verzweifelt, dass ich tatsächlich in einer Pause zwischen dem Training mit den Juniors und der nächsten Aufzeichnung für eine Talkshow Koki anrief. Wir verabredeten uns für später auf ein Bier oder zwei. Ich würde es brauchen können. Die Bar war schon gut gefüllt, als ich ankam. Ich war noch schnell zu Hause zum Duschen und Umziehen gewesen und nun leicht spät dran. Tanaka hockte bereits auf unserem Stammplatz mit einem halb leeren Glas vor sich. Ich entschuldigte mich natürlich, aber er zuckte nur mit den Schultern und meinte, die Kellnerin hätte ihn gut beschäftigt. Das war definitiv ein Thema, welches ich nicht vertiefen wollte. „Wie geht’s dir?“, fing er etwas unsicher das Gespräch an und ich hätte am liebsten meinen Kopf auf den Tisch geknallt. „Ich denke, ich werde mir morgen die Pulsadern aufschlitzen“, erwiderte ich trocken und musste amüsiert feststellen, wie meinem Gegenüber alles aus dem Gesicht fiel. „Echt? Das…nein...ich meine“, stammelte er verlegen und ich konnte mir mein Grinsen einfach nicht mehr verkneifen. „Du verarscht mich“, stellte mein Kollege beleidigt fest. „Das ist nicht lustig. Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht die letzten Tage.“ „Ich weiß, sorry. Mir geht’s gut, okay. Alles in Ordnung.“ Er wirkte tatsächlich erleichtert. „Ich muss mich bei dir entschuldigen. In letzter Zeit war ich kein sonderlich guter Kumpel.“ Mein Unterkiefer klappte wahrscheinlich nach unten. Wow, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. „Lass mal, ich hatte es verdient.“ Wir wurden von der Kellnerin unterbrochen, orderten unsere Getränke und begossen feierlich unsere Versöhnung oder als was auch immer man das bezeichnen konnte. Nun starrte ich seit geraumer Zeit mein Shotglas an und wusste nicht, wie ich das leidige Thema anschneiden sollte. „Durch pure Gedankenkraft wird das Glas auch nicht wieder voll.“ Koki grinste schief und lehnte sich zurück. „Lass mich raten: Es geht um Jin.“ „Wie kommst du darauf?“ Konnte der Kerl jetzt plötzlich Gedanken lesen oder was? Wäre ziemlich beängstigend. „Erfahrung“, antwortete dieser jedoch nur. Okay, wo wir jetzt schon mal beim Thema waren. Ich schüttete ihm mein Herz aus, na ja, nicht wirklich, eher der Versuch einer mehr oder weniger neutrale Erörterung der Tatsachen und mein Kollege lauschte gespannt. Ich endete mit dem Rat meines Bruders und hoffte nun auf ein wenig Erleuchtung. Jedoch bekam ich nur ein amüsiertes Lachen. „Ich weiß nicht, was daran jetzt so witzig ist“, maulte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Vielleicht hätte ich mir doch lieber wieder Tipps von Toshiya holen sollen, aber wir haben ja gesehen, wie das endet. „Es ist nur…Kamenashi Kazuya lässt sich endlich dazu herab und gibt zu, dass er verlieeeebt ist. Wenn das Jin hören könnte.“ „Halt die Klappe!“ Schön, so viel zum Thema neutrale Erörterung. Wo war das Seil, wenn man es brauchte? „Und jetzt brauchst du meine Hilfe, um es ihm zu zeigen.“ Wenigstens waren wir wieder beim Thema. Ich nickte nur und war froh, als ich die gute Kellnerin mit unserem neuen Bier entdeckte. „Tausend rote Rosen im Kerzenschein?“ Mir kam gleich das Kotzen. Darauf brauchte ich erst einmal einen Schnaps. „Klar, danach kann ich ihn wirklich abschreiben.“ Dies klang scheinbar auch für meinen Kollegen logisch. „Dann lass dich halt von ihm ficken.“ Ich spuckte beinahe mein Bier, an welchem ich gerade nippte, quer über den Tisch. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. „Niemals.“ „Warum nicht?“ „Darum. Ist nicht mein Ding.“ Gott, es war Ewigkeiten her, dass ich „unten“ lag. Ich behielt lieber die Kontrolle, vor allem bei One-Night-Stands. „Oh, wenn ich jedes mal, wenn du diesen Spruch bringst, 100 Yen bekomme, brauch ich mich bald im Fernsehen nicht mehr zum Affen zu machen. Wir wissen doch beide, dass du es tun wirst, also heul' nicht rum wie ein Mädchen, sondern mach unseren Jinny glücklich.“ Der hatte definitiv schon zu viel von diesen Schnäpsen gehabt. TBC Feedback? * Wir haben keine Ahnung, wie die Mutter von Kame heißt und auch durch Recherche nichts gefunden. Falls es jemand rausbekommt, kann er uns gerne informieren. Kameko passte einfach perfekt. Hier noch der Beweis für die Bedeutung: http://www.namen-welt.de/kameko-herkunft-und-bedeutung Kapitel 27: Auch die schlechteste Story hat ihre gute Seite: die letzte! ------------------------------------------------------------------------ Kapitel 27 Hallo ihr Lieben. Zuerst einmal möchten wir uns bei Astrido, Fogto und sahne-4-live für ihre tollen Kommentare bedanken :D So, es ist soweit. Fallt nicht tot um, aber das letzte Kapitel steht an. Habt noch ein letztes Mal viel Spaß mit den Beiden ^__^ *** Auch die schlechteste Story hat ihre gute Seite: Die letzte! Jin Dass ich heilfroh war, nach dem Kaffeetrinken endlich meine Wohnung betreten zu können, war die Untertreibung des Jahres. Dieses Szenario überzeugend rüberzubringen, hatte mich extrem ausgelaugt und die Leviten, die mir im Anschluss von Risa gelesen wurden, machten es nicht besser. Ich solle ja nie wieder um so etwas bitten, waren in etwa ihre Worte gewesen. Die Schimpfwörter und Hasstiraden ließ ich an dieser Stelle weg. Des weiteren schuldete ich Maki noch einige Gefallen, mit denen sie mich, wann immer es ihr gerade recht war, behelligen würde. Und wofür tat ich das alles? Für einen Kerl, mit dem ich weder eine Beziehung führte noch die Aussicht darauf hatte. Das mit uns plätscherte so dahin und ich wusste nicht, ob sich das in naher Zukunft ändern würde. Seine ständige Nähe ließen meine Gefühle nicht verblassen und meine Libido ließ sich von Tag zu Tag schwerer im Zaum halten. Ich fühlte mich langsam wie ein Hamster, der immer wieder in sein Laufrad stieg und doch nie ein Ziel erreichen würde. Das Einzige, was er davon hatte, waren Schwindelgefühl und maximal ein Schleudertrauma, falls er sich überanstrengte und aus der Bahn geworfen wurde. Und obwohl er es mit steigender Anzahl der Versuche besser wissen müsste, fing er von Neuem an, ganz so, als wären die Anstrengungen und Strapazen, sich nur im Kreis zu drehen, Lohn genug. Der nächste Tag war wie immer vollgepackt mit „Beschäftigungstherapien“, wie ich den Kleinkrams außerhalb der Bandaktivitäten liebevoll nannte. Darunter zählten Radioshows, Dramen, extrem nervige Musicals, TV-Shows und TV-Werbungen. Heute wurde ich zu letzterem mit Koki genötigt. Wie ich mich freute, mir einmal mehr in 100facher Wiederholung Rasierschaum oder andere klebrige Substanzen in die Fresse schmieren zu dürfen, nur weil die Aufnahmen nicht perfekt waren. Koki war ebenfalls entzückt, jedoch passte seine dummen Gesichtsentgleisungen angeblich ins Konzept, während ich mich abmühen durfte, gut auszusehen. Irgendwie freute ich mich schon auf die Radioshow mit Junno, die in ein paar Tagen starten würde. Da musste ich wenigstens nur reden und konnte aussehen wie der letzte Penner. Freitag stand einmal mehr eine Probe für unsere Band an. Im Grunde fand nichts besonderes außer Routinearbeit, sprich Gesangs- und Tanzunterricht statt. Aber das war auch nicht das, was ich als außergewöhnlich deklarieren würde, sondern das Verhalten von Koki. Allgemein war der Junge den ganzen Tag über schon viel zu quirlig drauf. Er hüpfte wie ein hyperaktiver Flummyball durch die Gegend und strahlte insbesondere mich die ganze Zeit über an. Es war ja keine Seltenheit, dass er aktiver als der Rest von uns war, mal von Junno abgesehen, aber das, was er am heutigen Tag abzog, war selbst für ihn übertrieben. „Bist du auf Drogen?“, fragte Ueda berechtigterweise Koki in einer Pause. „Ich? Wieso?“, kam die verwirrte Antwort. „Weil du den ganzen Tag über schon mit einem beängstigend monströsen Grinsen durch die Kante läufst“, erklärte unser Leader geduldig. „Ach so, na ich freue mich einfach“, folgte die nicht sehr aufschlussreiche Erklärung. „Gibt's dafür einen Grund?“ Kokis Blick legte sich auf Kame, der diesen mit seinen Augen erdolchen wollte. Seine fiesen Ausdrücke kannte ich zur Genüge und dieser war eine mehr als eindeutige Warnung an unseren Rapper. Allerdings schien diesen das herzlich wenig zu interessieren, als er einmal mehr durch die Gegend hüpfte und trällerte: „Kame ist verliehieebt, Kame ist verliehieebt.“ Kame erinnerte mich nach diesem Singsang an einen pfeifenden Teekessel, der kurz vor der Explosion stand. Seine zu Fäusten geballten Hände und knirschenden Kiefer waren jedenfalls keine positiven Signale. Koki tat also gut daran, es nicht noch mehr herauszufordern. Glücklicherweise kam er auch nicht mehr dazu, weil Ueda ihm schon eins zimmerte und ihn anherrschte, dass er es gefälligst unterlassen solle, solchen Blödsinn von sich zu geben. Das hätte er für die anderen gleich mitmachen sollen, denn die fingen jetzt an, Kame zu löchern, wer denn die Glückliche wäre, während ich überlegte, ob ich dem armen Tropf helfen oder mich lieber darüber amüsieren sollte. Aber da ich in letzterem so viel Übung gewonnen hatte, beschloss ich, die Meute daran zu erinnern, dass wir noch Arbeit zu erledigen hatten. Kames dankbaren Blick nahm ich mit einem Lächeln auf. Wenn ich nur wollte, konnte ich durchaus den strahlenden Ritter spielen Für Sonntag hatte sich Kazuya angekündigt, um für mich zu kochen. Als Wiedergutmachung für all meine Anstrengungen oder so ähnlich. Der Grund für sein schlechtes Gewissen war mir relativ gleich, da er mir mein Lieblingsessen versprach: Pasta - natürlich ohne Tomaten, weil er die auf den Tod nicht ausstehen konnte. Pünktlich halb sechs stand er mit den nötigen Zutaten auf der Matte und strahlte mich siegesgewiss an. Und ich musste gegen den Drang ankämpfen, ihn zur Begrüßung in meine Arme zu ziehen und zu küssen. So, wie er sich in Schale geworfen hatte, fragte ich mich unwillkürlich, ob er noch etwas anderes geplant hatte, als mich mit Nahrung zu versorgen. Mein Blut wurde durch seinen Anblick jedenfalls schon wieder in Wallung gebracht und dabei wollte ich nicht schon vor dem Essen an Herzversagen krepieren. Die Begrüßung ging ohne Speichelaustausch, jedoch nicht ohne Körperkontakt, vonstatten und ich folgte meinem Gast auf wackligen Beinen in die Küche. In meinem Schädel summte und brummte es schlimmer als in einem Bienenkorb. Der Kerl würde mich sicher demnächst ins Grab bringen. Bis wir am Küchentisch saßen und uns Kames Köstlichkeiten reinzogen, passierte es zum Glück nicht – wäre auch zu schade um das gute Essen gewesen. Meine Geschmacksnerven sangen Halleluja und ich fühlte mich selig. „Wo hast du eigentlich so gut kochen gelernt?“, fragte ich zwischen den Spaghetti. „Yuichiro hat es mir beigebracht.“ „Ihr steht euch ziemlich nahe, oder?“ „Er ist derjenige von meiner Familie, der mich am Besten kennt“, bestätigte er meine Vermutung. Wahrscheinlich wusste er auch von Kames sexueller Ausrichtung. Das würde zumindest Yuichiros prüfende Blicke während des Kaffeekränzchens erklären. Während wir weiter mampften, tauschten wir uns noch etwas über unsere familiären Situationen aus und ich war froh, endlich mal mehr private Dinge über meinen Kollegen zu erfahren. „Nachtisch?“, fragte ich grinsend, nachdem wir fertig waren und ging schon mal zum Kühlschrank, um zwei Flaschen herauszuholen. Wir verlagerten unsere Position von den Stühlen auf die Couch und flößten uns Bier ein. Das Essen war verdammt lecker gewesen und Liebe ging eben doch durch den Magen. Kame schien auch die gesamte Zeit über glücklich zu sein, wenn ich sein Lächeln richtig deutete. Er war viel entspannter als sonst. Wie so oft lehnte er sich gegen mich und seufzte zufrieden und ich legte wie auf Knopfdruck meinen Arm um ihn. „Jin?“, fragte er leise und brachte mich durch seine sanfte Stimme dazu, ihn näher an mich zu ziehen. „Mh?“, gab ich träge von mir und wünschte, diese traute Zweisamkeit würde nie enden. „Danke.“ „Wofür?“, fragte ich irritiert. Eigentlich hätte ich mich bedanken müssen, immerhin wurde ich bekocht und nicht anders herum. „Für deine Unterstützung auf Tour und bei meiner Mutter.“ „So schlimm war das Kaffekränzchen ja nicht. Außerdem tu ich das gerne, du bist mir halt wichtig.“ „Du mir auch“, kam die geflüsterte Antwort, die mich über das ganze Gesicht strahlen ließ. Ich drückte Kame ein wenig an den Schultern zurück, um ihm ins Gesicht zu sehen und fand ihn mit geröteten Wangen und unsicherem Blick vor. Es war richtig putzig, mitanzusehen, wie er nervös auf der Unterlippe kaute und nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Ich konnte diesem Anblick keine Sekunde länger widerstehen und stahl Kame einen kurzen Kuss. Das selige Grinsen, was ich im Anschluss dafür erntete, bestätigte mich darin, keine Grenzen zu überschreiten, auch wenn ich selbst schwer an mich halten musste, den Kuss nicht zu vertiefen. „Was hat deine Mutter eigentlich zu Risa gesagt?“ Das würde mich ja wirklich interessieren. Immerhin wollte ich wissen, ob unsere Inszenierung gelungen war. „Meine Mutter hasst sie, also kann ich beruhigt in drei Wochen Schluss machen.“ „Gut, wir passen eh viel besser zusammen.“ Kame lief daraufhin noch roter an, brachte kein Wort über die Lippen und starrte lieber auf seine Hände, die er in seinem Schoß knetete. „Keine gute Idee? Dabei meinte Koki doch, dass du verliebt bist.“ „Wer sagt, dass du gemeint bist?“ „Ist es etwa Risa?“ „Als ob“, schnaubte er zur Antwort. „Also doch ich“, grinste ich unbeirrt weiter. Ich wurde mir immer sicherer, dass Kokis Worte vor ein paar Tagen ernst gemeint waren, sonst würde er nicht puterrot vor mir sitzen und kaum eine Antwort rauskriegen. Sonst fiel es ihm ja auch nicht schwer, mir schlagkräftige Erwiderungen um die Ohren zu hauen. „Du bist kein bisschen von dir selbst eingenommen.“ Sein Sarkasmus kam nicht ganz so schnippisch wie gewohnt. „Ich zähle nur eins und eins zusammen.“ „Hör auf, so dämlich zu grinsen!“, brach es aus ihm heraus, nachdem er mir einen kurzen Blick zugeworfen hatte und sich sein Teint noch eine Nuance dunkler verfärbte. Meine Beweisführung war hiermit abgeschlossen. Koki hatte tatsächlich nicht nur rumgesponnen, als er hüpfend sein Lied geträllert hatte. Scheinbar war ich die letzten Wochen zu stark beschäftigt gewesen, mich in Kames Nähe zurückzuhalten, sodass mir seine Gefühlsänderung komplett entgangen war. Aber wie sagte man so schön? Besser spät als nie. Ich nahm Kazuyas Gesicht in meine Hände und brachte ihn dazu, mich wieder anzusehen. „Damit du mein Grinsen nicht mehr siehst“, gab ich noch einen dummen Kommentar zum Besten, bevor ich die letzten Zentimeter Distanz überbrückte, um ihn zu küssen. Die Berührung unserer Lippen jagte mir einen unglaublich intensives Kribbeln durch den Körper. Zu lange war es her, dass ich mir erlaubt hatte, es richtig zu genießen. Aber nun, da ich mir sicher war, sein Herz für mich gewonnen zu haben, gab es kein Halten mehr. Kame rückte näher zu mir und saß im nächsten Moment schon rittlings auf meinem Schoß, sodass mir das Blut direkt in die Lenden schoss. Ich wusste nicht, wie mir geschah, als er anfing, mich um meinen letzten Verstand zu küssen. Als er auch noch begann, sich auf mir zu bewegen, war es endgültig vorbei. Mein Hirn war auf Auslandsreise gegangen und ich konnte nur noch schmecken und fühlen und würde mir alles von Kame gefallen lassen, solange er mich nur meiner Erlösung näher brachte. Das war auch der Grund, weshalb ich eine Weile brauchte, bevor ich das störende Geräusch als Türklingeln identifizierte. Gefrustet stöhnte ich auf und konnte einfach nicht fassen, dass ausgerechnet jetzt jemand nerven musste, wenn Kame gerade dabei war, meinen Hals zu küssen und mir damit einen Schauer nach dem anderen über den Rücken schickte. „Ignorieren“, flüsterte es in mein Ohr und im Anschluss spürte ich Zähne, die leicht an meinem Ohrläppchen knabberten. Ich hatte seit langem keinen so guten Vorschlag gehört und schloss genießend meine Augen, während ich mit einer Hand Kames Nacken kraulte und die andere auf seinen Oberschenkel legte. Seine intensiver werdenden Bewegungen steigerten mein Verlangen ungemein und ich keuchte erregt auf und im nächsten Moment klingelte es erneut. Das durfte doch nicht wahr sein! Diesmal war Kame es, der entnervt in seinem Tun inne hielt. „Jedes mal dasselbe“, knurrte er und ich war mit ihm einer Meinung. Es war wirklich zum Dauerwitz geworden, auch wenn ich es gerade überhaupt nicht zum Lachen fand. „Wir setzen das fort“, stellte ich grinsend klar, bevor ich mich zur Tür begab, um den Eindringling möglichst schnell abzuwimmeln. Aber schon, als ich die Stimme hörte, war mir klar, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit war. „Man, ich dachte schon, du hast dich besinnungslos gesoffen“, keifte Kyo los, nachdem ich geöffnet hatte und betrat sofort meine Wohnung. Geschlagen ließ ich meinen Kopf hängen und folgte ihm ins Wohnzimmer. Ich war froh, dass ich per Telefon bereits die Zeit gefunden hatte, dem Winzling von Sänger mitzuteilen, dass sich die Wogen zwischen Kame und mir geglättet hatten, sonst wäre das Aufeinandertreffen der beiden wohl in einem Blutbad geendet. „Freut ihr euch so, mich zu sehen?“, fragte Kyo und deutete unmissverständlich auf unsere Beulen in der Hose. „Es würde dir noch gefallen, wenn es so wäre, was?“ „Ihr währt nicht die Ersten, die einen Ständer bei meinem Anblick bekommen“, war die überhebliche Antwort. „Ich kenne da einen Sänger, der einen Steifen kriegt, wenn er vor Publikum singt“, stichelte ich. „Bei meiner geilen Stimme würde euch auch einer abgehen.“ Er war immer noch kein bisschen aus der Reserve gelockt, als er sich auf meine Couch fallen ließ und ich sah den Abend mit Kame als gelaufen an. Mein Kollege wohl auch, da er sich nach den üblichen zehn Höflichkeitsminuten mit einer fadenscheinigen Ausrede verabschiedete. Wenigstens gab mir das Gelegenheit, mich mit meinem besten Kumpel auszutauschen und die neuesten Neuigkeiten zu erfahren. Kame Ich atmetete tief durch, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel und versuchte, mich wenigstens halbwegs wieder zu akklimatisieren. In meinem jetzigen Zustand war es vielleicht nicht gerade ratsam, auf die Straße zu gehen. Mein Herz hämmerte immer noch unerbittlich gegen meine Brust, während mein Hirn völlig vernebelt war. Ich lehnte mich gegen die erstbeste Wand und zählte stumm bis zehn. Ich wusste nicht, ob ich Kyo lieber spontan umbringen oder ihm dankbar sein sollte. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wo und vor allem wie das Ganze geendet hätte. Verdammt, Koki hatte auch noch Recht behalten. Ich würde es tun, jederzeit. Sowohl sexuell, als auch emotional frustriert machte ich mich auf den Heimweg, nur um mir dort mit Whiskey dieses Elend schön zu trinken. Die nächsten Tage blieb kaum Zeit zum Atmen. Wenn die alten Säcke etwas konnten, dann einen mit Arbeit zu überhäufen. Die Live DVD, natürlich ohne Osaka, kam nun auf den Markt, daher standen mehr Promo-Termine an als normal. Gut, dass wir nun zu sechst waren und so mehrere Locations gleichzeitig abgeklappert werden konnten. Hinzu kam noch mein neuer Werbevertrag mit einem Anzughersteller und ich verbrachte die meiste Zeit am Filmset für den Werbespot oder beim Fotoshooting für die Printkampagne. Zu den Höhepunkten in dieser Zeit zählte es für mich schon Jin nur vom weiten in den Gängen der Agency zu sehen, wenn er mir ein kurzes Lächeln schenkte oder mir zuwinkte. Ich war eindeutig geisteskrank geworden. Er fehlte mir bis zum Schwachsinn, welcher mich ja auch scheinbar befallen hatte. Umso mehr freute ich mich über meinen ersten freien Abend seit Tagen. Ich wollte es ruhig angehen lassen, einfach mal ausspannen. Was eignete sich dafür besser als ein schönes Schaumbad mit einem guten Wein? Gerade hatte ich mir mein erstes Glas eingegossen, als es an der Tür klingelte. Wehe das war jetzt nicht wichtig! War es nicht! Nur ein dämliches Päckchen für die Nachbarn, welches ich achtlos in die Ecke pfefferte. Hoffentlich war nichts Zerbrechliches drin, sonst würde ich mir sicherlich einiges anhören dürfen. Okay, weiter zum Plan. Die Wanne war inzwischen gefüllt mit dampfendem Wasser und jeder Menge Schaum. Genau so sollte es sein. Ich schnappte mir also mein Glas, platzierte es auf dem gefliesten Rand und war schon dabei, mir mein Shirt über den Kopf zu ziehen, als es erneut klingelte. Das konnte doch nicht den ihr Ernst sein. War ich hier auf der Post oder was? Murrend trat ich also zum zweiten Mal innerhalb von zehn Minuten den Weg zur Tür an, nur um festzustellen, dass ich das Klingeln lieber hätte überhören sollen. „Verdammt leckere Fahrradkuriere habt ihr hier in der Gegend. Vielleicht sollte ich umziehen.“ Toshiya, wer auch sonst. „Wenn du das sagst“, seufzte ich nur und ließ den Älteren eintreten. Ich versuchte es erst gar nicht, ihn abzuwimmeln. Hätte eh keinen Sinn. „Stör ich dich gerade?“, fragte der Bassist und warf sich auf meine Couch. „Nur beim Entspannen.“ „Dabei kann ich dir gerne helfen.“ Ich versuchte, das perverse Grinsen einfach mal zu ignorieren. Nicht, dass ich etwas gegen dieses Angebot einzuwenden hätte, aber Totchi war definitiv der Falsche, der es unterbreitete. „Wie war die Tour?“, wechselte ich daher lieber das Thema auf eine ungefährlichere Ebene, bevor der Kerl wirklich noch auf dumme Ideen kam. „Aufschlussreich. Europäer sind auf jeden Fall besser im Bett als Amis. Obwohl, ich hatte da einen, der konnte blasen ...“ „So genau wollte ich es dann doch nicht wissen“, stoppte ich die explizite Ausführung, konnte mir aber ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Schade, ich könnte dir da Sachen erzählen.“ Davon war ich überzeugt, aber ich wollte die Nacht ohne Alpträume verbringen. „Dann kommen wir halt zu deinem Liebesleben.“ Ich wünschte mir bei diesen Worten gerade mein Glas herbei, aber dieses fristete ja noch sein Dasein im Badezimmer, wo ich jetzt auch gerne wäre, nur bitte ohne Toshiyas Anwesenheit. „Ich hol erst mal was zu trinken“, erwiderte ich völlig aus dem Kontext gerissen und versorgte uns mit zwei kühlen Bieren, bevor es zu den heikleren Themen kam. „Also?“, fing er leise an und lehnte sich gegen die Polster, während er mich abwartend ansah. Ja, also, wo sollte ich nur anfangen? „Es ist nicht einfach, aber ich bemühe mich, das alles irgendwie auf die Reihe zu bekommen“, versuchte ich, das Ganze in Worte zu verpacken. „Was?“ „Na das halt. Du weißt, was ich meine.“ Da war es wieder, dieses blöde Grinsen, welches mir in letzter Zeit von allen Seiten entgegenschlug. „Man nennt es auch Beziehung.“ „Soweit würde ich noch nicht gehen“, murmelte ich und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. „Ach komm, ihr benehmt euch doch eh schon seit Wochen wie ein Paar, da könnt ihr es langsam auch offiziell machen.“ Schön, dass andere immer alles besser wussten. „Sehr witzig. Das ist nicht so einfach.“ „Du wiederholst dich.“ Argh! Wenn es doch nun mal so war. Wahrscheinlich hockte ich da, wie ein bockiges Kind, welches einfach nicht einsehen wollte, dass es auch anders ging. So kam ich auch nicht weiter. „Ich weiß einfach nicht, wie ich es ihm sagen soll.“ Daran scheiterte momentan alles. Wir drehten uns im Kreis und das war meine Schuld. Die Erkenntnis war ja bekanntlich der erste Schritt, nur half mir das reichlich wenig. „Wie wäre es mit einem: Ich will dich!“ Der letzte Teil war nur noch ein raues Wispern, welches ganz klar die Intention der Worte zeigte. Ich musste Lachen und schmiss dem Bassisten eines meiner Zierkissen gegen den Schädel, sodass dieser beinahe das Bier über meinen schönen Mahagoniboden verteilte. „Eh! Warum denn nicht?“, schmunzelte auch er und wollte scheinbar zum Gegenangriff übergehen, indem er sich ein weiteres Kissen schnappte, als es schon wieder an der Tür läutete. „Ich werde heute noch wahnsinnig“, seufzte ich, stellte meine Flasche ab und schritt den wohlbekannten Weg in den Eingangsbereich entlang. „Hey“, ertönte es kaum, dass ich die Tür geöffnet hatte. Mit großen Augen starrte ich erst auf Jin, dann auf die Flasche Blue Label in seiner Hand. Irgendwoher kam mir die Szene doch bekannt vor. „Lass mich raten: Deine Mutter kommt zu Besuch und ich soll dir eine Freundin organisieren“, witzelte ich und erntete ein fröhliches Lachen, welches dafür sorgte, dass sich meine Beine spontan in Pudding verwandelten und vor sich hin wabbelten. „So ähnlich, nur ohne die Mutter und die Freundin, aber das Trinken bleibt gleich.“ Wir strahlten uns eine Zeitlang gegenseitig an, bevor ich halbwegs wieder in die Realität zurückfand und ihn lieber mal hereinbat. Leider fiel mir erst danach wieder das kleine Detail ein, welches immer noch auf der Couch hockte und nun uns beiden dämlich zuwinkte. „Wenn man vom Teufel spricht.“ Toshiyas diabolisches Grinsen konnte nichts Gutes bedeuten. „Ihr redet über mich?“, fragte mein Kollege mit einem lauernden Gesichtsausdruck. „Ja, Kame-chan kann einfach nicht die Finger von meinem Astralkörper lassen, aber ich hab ihm gleich gesagt, dass du da sicher etwas dagegen hast. Daher wollten wir dich gerade anrufen, um zu fragen, ob du nicht Bock auf einen flotten Dreier hättest.“ „Nein danke. Ich teile nicht gerne.“ „Schade, ihr wisst ja nicht, was ihr verpasst.“ Oh doch, ich wusste es und diese Erfahrung wollte ich Jin nur zu gerne ersparen. Zum Glück bedurfte es auch keiner weiteren Worte und der Bassist räumte völlig freiwillig das Feld, worauf ich nur erleichtert aufatmen konnte. Eine seltsames Schweigen breitete sich aus, nachdem wir die Tür ins Schloss fallen hörten. Scheinbar wusste keiner so recht, wo er anfangen sollte. „Ich …äh...lass mal kurz das Badewasser ab“, kamen die erstbesten Worte aus meinem Mund, welche mir einfielen. Vielleicht hätte ich einfach die Klappe halten sollen. „Badewasser?“ Jins Augenbraue schnellte in die Höhe und er betrachtete mich skeptisch, dass mir ganz anders zumute wurde. Warum hatte ich nur solch ein Talent, mich in Fettnäpfchen zu begeben? „Ja, der eigentliche Plan für heute, bis zuerst der Postbote und dann Toshiya störte.“ „Und jetzt ich“, beendete der Ältere meinen Satz. „Nein, dich würde ich nicht als Störfaktor ansehen.“ „Als was dann?“ „Als willkommene Abwechslung?“ Sein argwöhnischer Blick wandelte sich in einen amüsierten, während ich mir reichlich dämlich vorkam. Ich konnte doch auch nichts dafür, dass mein Hirn in seiner Nähe nicht richtig arbeitete. „Gleich wieder da“, nuschelte ich daher, verschwand schnell im Badezimmer, woraus ich gleich noch mein Rotweinglas mitbrachte, bevor dieses dort noch versauerte. Wo ich schon mal unterwegs war, folgten noch zwei Gläser für den Blue Label, ehe ich mich neben Jin niederließ. „Wie komme ich zu der Ehre?“, fragte ich während ich ihm zusah, wie er die braune Flüssigkeit einschenkte. „Die letzten zwei Tage waren stressig genug und da wir mal einen Abend frei haben und morgen erst gegen Mittag Training, dachte ich, dass es sich anbietet, die Flasche heute zu köpfen.“ Logische Erklärung, dabei gab es nur ein Problem meinerseits „Ausschlafen ist nicht. Ich muss morgen mitten in der Nacht im Frühstücksfernsehen erscheinen und mal wieder mein Talent in der Küche beweisen.“ „Oh.“ „Das hält mich aber sicher nicht davon ab, den Whiskey anzureißen. Nur austrinken wäre nicht förderlich, sonst verarbeite ich mich noch selbst zu Sushi.“ „Das wäre wirklich äußerst bedauerlich. Lass uns anstoßen“, schlug er schmunzelnd vor und reichte mir eines der Gläser. „Und worauf sollen wir trinken?“, fragte ich auch noch in meinem jugendlichen Leichtsinn. „Auf uns?“, schlug mein Kollege vor und musterte mich mit einem überdimensionalen Grinsen im Gesicht. Wie ich ihn dafür hasste! Ich spürte mehr als deutlich, wie mir schon wieder das Blut in den Kopf schoss und ich glühte bereits von innen, bevor ich überhaupt den ersten Schluck getrunken hatte. „Du bringst mich noch vorzeitig ins Grab“, murmelte ich verlegen. Das war wirklich gar nicht so abwegig bei dem Herzrasen, unter welchem ich gerade litt. „Darf ich dich vorher noch mal küssen?“ Gut, mir wurde eindeutig zu heiß und mein Hirn hatte sich mal wieder auf die Malediven verabschiedet. Anders konnte ich mir mir meine nächste Handlung nicht erklären. Ich stellte mein Glas zur Seite, überbrückte den Raum zwischen uns und legte meine Lippen auf seine. Wenn ich doch tot umkippen sollte, - und so sehr wie mein Herz wummerte, wäre das durchaus möglich - war es doch eine verdammt gute Art zu sterben. Der Ältere versuchte irgendwie, auch noch seinen Whiskey loszuwerden, ehe er beide Arme um mich legte und mich enger an sich zog. „Ich lebe noch“, wisperte ich, nachdem wir uns voneinander lösten. „Sehr gut, dann können wir weiter machen“, kam die ebenso leise Antwort, ehe er erneut meinen Mund mit seinem versiegelte. Der Kuss wurde intensiver und mir ganz anders. Bevor ich einen klaren Gedanken zu Ende führen konnte, lag ich nun auf dem Polster und Jin auf mir. Ich konnte nicht einmal sagen, vom wem diese Aktion ausging. Zumindest kam ich so um die unangenehmen Gespräche drum herum, dachte ich zumindest, bis der Ältere unsere Knutscherei beendete, sich etwas aufstützte und mir direkt in die Augen blickte. „Bevor das hier weitergeht“, vernahm ich seine raue Stimme, welcher deutlich anzuhören war, wie er sich darum bemühte, ruhig zu bleiben, „hat sich deine Meinung bezüglich einer Beziehung inzwischen geändert? Dieses Hin und Her...“ „ …macht einen wahnsinnig“, beendete ich seine Aussage und schluckte den riesigen Kloß, welcher sich gerade in meiner Kehle breitzumachen schien, herunter. Mein Kollege nickte nur leicht. Da war sie: DIE Frage und mein Kopf war völlig leer. Am liebsten würde ich ihn jetzt küssen, Sex haben und mich wie immer drücken, aber mir war klar, dass so etwas nur noch in meiner Wunschvorstellung vonstatten ging. Es war nur fair, aber das machte es nicht gerade leichter. Schon gar nicht, wo mir Jin so verdammt nahe war. Denken war ja schon kaum möglich, wenn er im selben Raum wie ich verweilte, aber jetzt schien es so gut wie unmöglich. Ich biss mir auf die Lippen und versuchte, seinem bohrenden Blick auszuweichen. Warum fiel mir das nur so unglaublich schwer? Ein Schluck Whiskey würde vielleicht helfen, aber in dieser Position war das Glas unerreichbar. „Kame?“ Der unsichere Klang seiner Stimme ließ mich doch wieder den Augenkontakt herstellen. Verflucht, ich fand einfach nicht die richtigen Worte. „Wenn…“, krächzte ich und musste mich erst einmal räuspern. Sogar meine Stimme versagte ihren Dienst, super! „Wenn wir es langsam angehen lassen“, brachte ich irgendwie hervor. Zuerst geschah gar nichts. Jin starrte mich nur an und verarbeitete wohl gerade das Gehörte, bevor er sich einfach wieder zu mir herunter beugte und mir den letzten Funken Verstand mit seinen Lippen raubte. Es war nicht das erste Mal, dass wir nach verdammt guten Sex nebeneinander liegen blieben, doch es fühlte sich diesmal irgendwie anders an. Ich hatte meinen Kopf auf seinen Brustkorb gebettet und lauschte den regelmäßigen Herzschlägen. Meine (neuer!) Wecker zeigte, dass es bereits 2 Uhr morgens war, aber an Schlaf war immer noch nicht zu denken. Ich war viel zu aufgewühlt, um Ruhe finden zu können. Ich war aufgeregt und ängstlich zu gleich. Soviel hatte sich geändert, seitdem Jin in mein Leben getreten war. Wir sollten Rivalen sein und jetzt lag ich in seinen Armen, den Armen meines…Freundes. Wenn mir das jemand vor einem halben Jahr gesagt hätte, wäre ich wahrscheinlich in schallendes Gelächter ausgebrochen und es war sicher auch nicht das, was die Sklaventreiber mit diesem Wettstreit beabsichtigt hatten. Dieser Wettbewerb hatte mir vieles abverlangt, mich an meine Grenzen gebracht, aber durch ihn habe ich auch den Menschen gefunden, der mir gezeigt hat, dass es noch ein anderes Leben neben der Arbeit geben kann. Dass es Wichtigeres gab, als im Rampenlicht zu stehen. Was brachte einem der ganze Erfolg, wenn man niemanden hatte, mit dem man ihn teilen konnte? Ich konnte nicht sagen, was die Zukunft noch bringen würde, ob ich dann immer noch morgens neben ihm aufwachen durfte. Aber das war auch nicht von Bedeutung. Ich nahm mir vor, diese Zeit zu genießen und zwar mit ihm gemeinsam. The End *** Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Lesern bedanken, welche sich bis hier her durchgekämpft haben. Besonderer Dank gilt natürlich in erster Linie allen Kommentarschreibern. Ihr habt uns immer wieder motiviert. Danke dafür! Wir sind selbst überrascht, dass es schon vorbei ist xD. Aber nach dem letzten Brainstorming fanden wir es passend, zumal wir schon Ideen für eine neue Akame-Story haben *hüstel* Sobald diese online geht, benachrichtigen wir alle auf der Favo-Liste. Bis dahin habt eine schöne Zeit und hinterlasst doch gerne ein Feedback per Kommentar, GB, Rauchzeichen, Morsekode oder wie ihr wollt :D *** Zuletzt ein letzter Einblick in unsere Arbeitsweise :D Autoren bei der Arbeit Teil 3 (zu Kapitel 23 Toilettenszene) J. D. sagt (21:42) mah ich will nicht mehr so was schreiben xDDDD ich kam. fertig xDDD Nine ... sagt (21:44) XDD Headshot J. D. sagt (21:45) ich würde das so gerne schreiben xD Nine ... sagt (21:45) bisschen eklig im Klo xD J. D. sagt (21:46) auch nicht ekliger als das, was sie gerade tun xD ist Kame n Arsch und sagt: jetzt du? xD Nine ... sagt (21:48) eigentlich ja nicht ... aber mhhh der ist sackig, eifersüchtig, geil warum nicht XD J. D. sagt (21:49) your turn hrhr wie sagt man das auf deutsch? xD Nine ... sagt (21:49) böh J. D. sagt (21:49) in Englisch klingt das netter Nine ... sagt (21:49) jau, aber wenn ich mir Kame und Englisch vorstelle xDDDDDDDD J. D. sagt (21:49) abturn? xD Nine ... sagt (21:49) ick glaub, Jin würde in Gelächter ausbrechen J. D. sagt (21:50) wahrscheinlich xDDD Nine ... sagt (21:50) du bist dran aber das klingt lame J. D. sagt (21:50) japp xDD hmmm er könnte Jins Hand auf seinen Schritt legen und dann was sagen xDDDD Nine ... sagt (21:51) ist eine Variante XD ins Ohr hrhr J. D. sagt (21:51) jepp, so dachte ich auch an die Arbeit! xDDD Nine ... sagt (21:51) XDDDDDDDDDDDD ran ans Rubbellos J. D. sagt (21:52) XDDDDDDDDDDD alder, ich kann nicht mehr Nine ... sagt (21:52) arghh nee XDD heute ist alles vorbei J. D. sagt (21:52) irgendwie schon xD J. D. sagt (21:57) "ich warte" hrhr xDD klingt immer noch gay Nine ... sagt (21:58) der ist auch gay tu was? tob dich aus XD mach mir den Tiger XDD J. D. sagt (21:58) mir ist grad noch n blöderer eingefallen: leiste ihm Gesellschaft xD oder: er fühlt sich einsam xD Nine ... sagt (21:59) könnt euch ja ein wenig unterhalten XD J. D. sagt (21:59) nachher spendiert er dir auch einen Drink Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)